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Die letzte Reise

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27.05.2016
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Die letzte Reise

Auf meinem Schreibtisch steht eine durchsichtige Miniaturvase, aus der sechs dürre Bäume emporwachsen, deren Wurzeln auf dem Grund eines weißgelben Sees liegen. Jede Baumkrone ragt in eine andere Richtung und hält selbst dem stärksten Unwetter stand. Ich kann es wehen, regnen, donnern und auch blitzen lassen – die Bäume bleiben davon unbeeindruckt. Ihnen ist es gleich, dass ich den Qualm in ihre Richtung blase. Obwohl sie wissen, was das zur Folge hat: Ich spucke Blut. Mein Husten erschüttert sie genauso wenig wie die nächste Zigarette, die ich kurz darauf entzünde.

Im Schneidersitz, so sitze ich hier im Garten, den Rücken an einen Stamm gelehnt, und beobachte die Spatzen, die auf den Ästen tanzen. Die Sonne haucht den Bäumen Leben ein. Nun unterscheiden sie sich deutlich von jenen auf dem Schreibtisch, die nichts weiter sind als die stinkenden Stäbchen eines Raumerfrischers. Ich huste.
Um aufzuerstehen, genügt ein einziger Lichtstrahl. Hat das schon jemand geschrieben? Ich hätte es sein können, doch dafür ist es zu spät. Statt aufzuschreiben, wie ich leben möchte, wie wir leben könnten, lebe ich nun das, worauf sich mein Schreiben niemals konzentriert hat.
Kann man den Tod überhaupt leben? Es fühlt sich nicht so an.
Was ich schrieb, landete in Schubladen. Zu Recht. Wer bin ich auch, wer war ich schon, dass ich anderen ein Leben vorschlagen wollte, das ich für lebenswert hielt, ohne es selbst je gelebt zu haben. Rousseau? Er tat nichts anderes – Wen seine Kinder wohl mehr hassten, Émile oder ihn? -, und doch verehre ich ihn und bin gerade deshalb weiter von ihm, weiter von mir entfernt, als ich es in Worte fassen könnte, was sinnbildlich für mein Schreiben steht.
Er schrieb einst, dass die Freiheit eines Menschen nicht darin bestünde, nur das zu tun, wonach einem sei, sondern eben darin, nicht das tun zu müssen, wonach einem nicht sei. Diesen Ausspruch weiß ich zu schätzen, seit meine liebe Großmutter ihn mir das erste Mal vortrug, konnte ihn aber erst verstehen, als vor wenigen Monaten die Diagnose kam. Inoperabler Lungenkrebs stand auf dem Arztbericht, dessen Kopie ich seitdem bei mir trage, um mich an das Damoklesschwert über meinem Kopf zu erinnern, das eigentlich schon längst gefallen ist.
Was ernüchternd klingt, erwies sich zumindest vorübergehend als Segen, da ich mich, stets in Gedanken bei dem Zettel in meiner Tasche, dazu entschloss, etwas aus meinen letzten Monaten zu machen. Ich lebte das, wonach ich mich in meinen schriftlichen Werken sehnte, und dass ich diese Träume durch eine einfache Reise realisieren konnte, legt erneut dar, wie weit ich doch von Rousseau entfernt bin. Auch er brach zu mehreren Wanderungen auf, sehnte sich dabei allerdings nach dem Vergangenen, das nicht mehr war, und beschwor eine Zukunft, die niemals sein sollte, während ich lediglich eins tat: Ich lebte.

Ich schlief in einem Kanu auf dem Vänernsee, in einem Lávvu auf den Lofoten und in einer Hängematte zwischen Tannen des Wolfspades. Unter Sternen und Nordlichtern sowie schräg über einem Feuer, in dem ich vom Bette aus meinen Fang braten konnte. Ich lernte Waliser kennen, die mir unaufgefordert, in einem Park mit kleinem Kanal, auf dem Boote von Pferde gezogen wurden, Gedichte aus eigener Feder vortrugen, während ich ihre Hunde streichelte. Ein Schotte ohrfeigte mich derart, dass all das aufmüpfige Verhalten meiner Jugend getadelt zu sein schien. Außerdem liebte ich eine Australierin. Uns gehörte das Everton Hostel in Liverpool, wenn nicht gar die Welt. Wir begleiteten unsere Mitbewohner zwar zur Karaokebar, übertraten aber nicht die Schwelle, sondern blieben draußen, saßen auf dem kalten Pflaster und sangen Guaranteed von Eddie Vedder. Ich war ihr das Plektron, mit dem sie sanft über die Saiten strich.

On bended knee is no way to be free
Lifting up an empty cup I ask silently
That all my destinations will accept the one that’s me
So I can breath

Sie wusste nicht, wie viel mir diese Zeilen bedeuteten, ich wollte nicht, dass sie wusste, wohin ich gehen und wen konkret ich um Verständnis bitten musste, und doch fühlte ich mich von ihr verstanden. Vedders Text, den ich zu schreiben versäumt habe, war letztlich doch mein eigenes Werk, da sie den Zeilen, die ich wie meine eigenen fühlte, etwas entnahm, das sie sowohl auf sich selbst als auch auf den Autor, auf mich, projizieren konnte.
Nach dem letzten Akkord rutschte sie zu mir, legte den Kopf auf meine Schulter und ließ sich küssen. Ich liebte sie schon, bevor sie mich im Hostel liebte.
So fremd wir uns waren, waren wir einander auch nahe. Ich genoss es, der Siebenundzwanzigjährige auf der Suche nach dem Sinn zu sein, für den sie mich hielt, und es fiel mir leicht, diese Rolle zu spielen, da ich genau genommen nichts anderes verkörperte. Meine Liebe für sie erreichte den Höhepunkt, als sie mich abservierte, weil dadurch meine Diagnose in Vergessenheit geriet und ich den Schmerz empfand, für den wir zu leben scheinen.
Ich schreibe guten Grundes vom Schein, schließlich habe ich das Leben, nun da es dem Ende naht, indem ich es tatsächlich gelebt habe, zwar zu schätzen gelernt, nicht aber verstanden. Obwohl es schwer genug ist, das Leben angemessen schätzen zu lernen, kann das doch nicht alles sein?!
Was ist es, das ich der Welt hinterlasse? Keine Romane, nicht einmal eine verfluchte Kurzgeschichte, sondern bloß eine Handynummer, die aus Anstand und Schuldgefühlen zuerst nicht gelöscht, dafür aber keines Blickes gewürdigt wird und eines Tages dann im Zuge des Telefonwechsel verschwindet, um mit mir gemeinsam unerreichbar und unauffindbar zu sein.
Meine Liebsten sind es, die ich um Verständnis bitten müsste, und auch sie wissen nicht, wohin ich gehen muss.
Ich bin zurückgekehrt, zurück nach Lübeck, habe den Grabstein meiner geliebten Großmutter geküsst, meine Mutter herzlich gedrückt, ihr gesagt, wie sehr ich sie liebe, und meiner Freundin, um ihrer Liebe Willen die meine gestanden und dabei verschwiegen, wie wenig sie vergleichbar ist mit jenen Empfindungen für die Erstgenannten, wie sehr sie ihnen doch nachsteht. Allen teilte ich mit, meine Reise fortzusetzen, mir für weitere Monate diesen einzigartigen Freiraum zu genehmigen, und sie alle, meine zwei oder auch drei Liebsten akzeptierten es.

Keine von ihnen weiß, dass ich Lübeck seit unserer letzten Begegnung nicht mehr verlassen habe. Wären sie sich meines Gesundheitszustandes bewusst, hätte ich nicht nur das Leben, das sie der Trauer um meinen Tod widmen, auf dem Gewissen, sondern würde sie auch jener Monate berauben, in denen sie mich meiner Reise wegen glücklich wussten, wofür ich durch etliche Briefe und Telefonate gesorgt habe. Seit zwei Wochen ließ ich allerdings nichts mehr von mir hören und sie allesamt in dem Glauben, weiterhin mich selbst finden zu wollen, abgeschottet von meiner Heimat, die, wie meinen drei Liebsten bekannt ist, kein Ort ist, sondern das, woran mein Herz hängt, also an ihnen, um dann gefestigt zurückzukehren. Ihre ahnungslosen Herzen waren schon schwer genug, als ich ankündigte, einige Wochen abtauchen zu wollen, ohne etwas von mir hören zu lassen. Wie hätten sie verkraften sollen, dass ich auf ewig Lebewohl sagte?
Ich weiß, wie verblümt ich das darstelle, für mich selbst, weil es eben nicht so ist, dass sich alles um mich dreht, weiß, dass ich egoistisch handele, meinen Glauben über denen jener stelle, in deren Sinn ich zu handeln glaube, und verdränge dabei ganz bewusst das unleugbare Wissen, gegen ihren Willen entschieden zu haben.
Die Abschiedsbriefe werden nach meinem Tod zugestellt. Dafür habe ich gesorgt.
Auf den drei Umschlägen steht jeweils, neben den lieblichen Namen, die sich ein Schriftsteller für seine fiktiven Charaktere kaum trefflicher ausdenken könnte, dass ich versuchte, aus Liebe zu handeln, versuchte, die Liebe zu erwidern, die mir geschenkt wurde, und mir darüber im Klaren bin, kläglich versagt zu haben. So stand es dort geschrieben. Das Wissen um mein Scheitern strich ich und packte die Briefe in neue Umschläge. Meine Liebsten sollen glauben, ich sei im Reinen mit der Entscheidung, die ich fällen musste. Musste ich das denn überhaupt?
Ich bin nicht im Reinen, nicht mit meiner Entscheidung, nicht mit meinem Leben. Ich wünschte, ich könnte glauben, der Tod führe mich zu meiner Großmutter. Sie, die immer stark war, würde meine Entscheidung zwar nicht gutheißen, aber in ihrer rührenden Absicht, die Intention dahinter verstehen zu wollen, die Entscheidung selbst verschwinden lassen und mich tröstend in ihren Armen wiegen, bis ich auf ewig einschlafe.

Es handele sich nur noch um Tage, meinte der Arzt betroffen, als er mich vorgestern in der Wohnung meines Freundes besuchte, der gerade jenes Land bereist, in dem mich meine Liebsten wähnen. Kanada. Ich spüre das Eis in seinen Wanderstiefeln, den Schnee in seinem Nacken und die Kälte seiner Hände, als ich einen letzten Blick auf den Arztbericht werfe. Inoperabler Lungenkrebs.
Eine Empfindung ist mir noch vergönnt, bevor ich zu den Schlaftabletten greife. Genaugenommen sind es zwei Empfindungen und mehrere Schlaftabletten. Die Zigarette schmeckt nicht, ich kann sie kaum rauchen, und ich bin schuld.

 

Moin Eisenmann!

Wir begegnen uns hier zum ersten Mal, oder? Find ich klasse, dass du vorbeischaust. Dass ich mich (bald) revanchiere, steht außer Frage. ;)

Ich habe deine Geschichte gelesen und kommen zu folgendem Schluss: sie ist gut geschrieben, du verwendest abwechslungsreiche Formulierungen, man kann sie flüssig lesen, hat klare, deutliche Bilder vor Augen ... und ich mag sie nicht! Kein bisschen! Das liegt an einem technischen und einem handlungsmäßigen Umstand:
Erstmal vielen Dank für die lieben Worte, bevor ich auf dein gut begründetes "Nichtmögen" meiner Geschichte eingehe. Dabei konzentriere ich mich ganz auf die Handlung, da zu der Technik nun schon so viel angemerkt wurde, dass ich mir das in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und meine eigene Wahrnehmung des Erzähltons mit dem nötigen Abstand nochmal überprüfen möchte.

Am Ende deiner Hasstirade, zu der dich meine Figur provoziert hat, entschuldigst du dich, doch wofür denn, lieber Eisenmann?! Ich fand deinen Kommentar großartig, echt, und habe mich tierisch über die Wirkung gefreut, die meine Figur auf dich hatte. Darauf möchte ich gleich detailliert eingehen, vorab aber noch eine Frage stellen bzw. eine kleine Denkanregung geben: Kannst du dir vorstellen, dass er sich genauso sieht, wie du ihn in deinem Kommentar beschrieben hast? Wenn dem so ist, und ich bin sicher, dass dem so ist, dann hasst er sich garantiert noch mehr als du ihn verabscheust.

Ich mag die Hauptfigur nicht - kein Stück. Wenn ich so drüber nachdenke, empfinde ich sogar eine tief empfundene Antipathie und Abscheu vor dem Kerl und war froh, dass er abgekratzt ist.
Ich auch nicht. Ich finde sein Verhalten ebenfalls abstoßend, in keiner Weise tolerierbar und doch ein Stück weit menschlich, was seine Tat nicht (!) rechtfertigen soll. Zumindest die Motive sind menschlich. Dazu gleich mehr.

Gesteht seiner Freundin seine "Liebe" und vögelt eine Australierin, der er zu 105 % sein ganzes Herz schenkt und ihre Trennung schwerer verkraftet als seine Krebsdiagnose? Was für ein doppelzüngiges Ar§$%§loch.
Er gesteht seiner Freundin um ihr Liebe Willen die eigene, was impliziert, dass er sie eigentlich gar nicht liebt. Eine äußerst fragwürdige Entscheidung, die ich auch nicht schön reden möchte, aber der Ansatz dahinter, den finde ich nicht verwerflich.
Wenn meine todkranke Lebenspartnerin - um das mal auf mich zu projizieren -, die ich liebe, mir kurz vor ihrem Tod sagt, dass sie mich nicht liebt, würde mich das unbeschreiblich verletzen. Das will er seiner Freundin ersparen, indem er sie schamlos anlügt, was wiederum extrem verwerflich ist.
Noch verwerflicher ist der Betrug an ihr, den ich aber aus zwei Gründen nachvollziehen kann, was selbstverständlich nicht heißen soll, dass ich das gut heiße.
Grund 1: Ganz simpel, er liebt sie nicht. Zumindest nicht genügend.
Grund 2: Die Affäre mit der Australierin zeugt von purem Leben. Er begehrt sie mit dem Wissen, das letztmalig zu tun. Sie ist das Leben selbst, die Frucht, deren Verbot keine Bedeutung mehr hat. In den zwei Wochen wird er die Entscheidung sicher nicht bereut haben, die Konsequenz, das unerträgliche Gefühl, in jeder Hinsicht verkehrt entschieden zu haben, muss er am Ende aber trotzdem tragen.
Dass er die Trennung schwerer verkraftet als seine Krebsdiagnose, lese ich aus der Passage nicht raus. Ich schreibe bloß, dass letztere in Vergessenheit geriet, durch den Schmerz, der uns zeigt, dass wir am leben sind, und allein dafür, für dieses Gefühl war es die Affäre schon wert. Dieses Gefühl kann ich mir sogar vorstellen, beinahe bedenkenlos nachzuempfinden.

Gesteht seinen Lieben seine ach so großen Gefühle, bezeichnet sie als die wichtigsten Personen in seinem Leben und nimmt ihnen durch seine feigen Lügen die Möglichkeit, sich von ihm zu verabschieden. Er entscheidet, wie sie den Verlust von ihm verarbeiten "dürfen". Er denkt nicht darüber nach, was sie ihm noch alles hätten sagen können, als er noch gelebt hat und was sie ihm nun nie wieder sagen können. Er nimmt ihnen die Möglichkeit, ihren Frieden mit ihm zu machen, mit ihm im Reinen zu sein, alte Schulden und alte Wunden zu heilen. Und warum? Weil das für sie dann ja so viel leichter sein soll? Oder weil er ein mieser, dreckiger Feigling ist, der sich vor seinem Schicksal wie eine feige Ratte verkriecht? Ich jedenfalls habe meine Entscheiddung getroffen, was von beiden Punkten wohl zutrifft.
Hier stimme ich dir uneingeschränkt zu! Das ist einfach nur grausam, was er seinen Liebsten antut und aus meiner Sicht weder zufriedenstellend erklärbar noch zu entschuldigen.
Ich verabscheue sein Handeln in gleichem Maße wie du, wirklich, möchte dir aber trotzdem kurz erklären, wie ich mir seine Beweggründe vorgestellt habe.
Er sagt bzw. schreibt ja, dass er ihnen nicht die Monate vor seinem Tod "verderben" (in spontaner Ermangelung eines angebrachteren Wortes) möchte.
Wenn er ihnen erst nach der Rückkehr von seiner Reise von der Diagnose/Prognose erzählt hätte, wäre das Motiv dahinter zumindest teilweise nachvollziehbar und eventuell gar eine wohlwollende Absicht zu erkennen. Aber das tut er nicht. Er igelt sich lieber ein, in den letzten Wochen, die ihm bleiben, und das obwohl seine Liebsten quasi um die Ecke sind. Lübeck ist ja nun wirklich keine (große) Großstadt.
Du hast recht, Eisenmann, er ist ein elender Feigling.

Aber weder du noch ich wissen, ob er vorhatte, sich seinen Liebsten nach der Reise anzuvertrauen ...

Ehrlich, Jack, du hast in eine gut geschriebene, eloquent verpackte Geschichte das Portrait eines Menschen gemalt, den ich am liebsten mit den Füßen voran unter einen Bulldozer gelegt hätte, der sich jeden Tag nur einen Zentimeter nach vorne bewegt.
Nochmal lieben Dank für die Blumen.
Den Bulldozer würde ich sogar selbst fahren. ;)
Ich verabscheue meine Figur auch und ich hoffe, du hast nach meinen Anmerkungen zu deinen Eindrücken nicht das Gefühl, ich würde das Verhalten meiner Figur rechtfertigen wollen. Das will ich nicht, das sollte lediglich ein Denkanstoß in die Richtung sein, dass sein Handeln nicht unbedingt so widerwärtig geplant gewesen sein muss. Dass es das ist, steht außer Frage, also die Widerwärtigkeit, und dass mein Text diese darlegt, zeigt dein Kommentar.
Das war mein Kernpunkt. Einer sterbenden Person kaum vorstellbare und auszuhaltende Gewissensbisse zuzuschreiben, die mehr als nur berechtigt sind.
Inwiefern oder ob überhaupt sie meiner Figur angerechnet werden, liegt nicht in meiner Hand.

Toller Kommentar, Eisenmann, sei herzlich bedankt!

***

Liebe maria.meerhaba,

wunderbar, dass du wieder vorbeischaust. Ich bin schon gespannt auf deine Geschichte zum Thema des Monats.

Also, normalerweise hätte ich jetzt weggeklickt. Ich weiß, ich kann manchmal ein Arschloch sein.
Ach, du bist doch (überüberwiegend :D) ganz lieb.
Ich mag das Bild am Anfang ziemlich gerne ... Gegenüber Erdbeerschorsch werde ich es auch endlich vollends auflösen. Dass es dir nicht gefällt, ist schade, aber aus deiner Anmerkung ziehe ich wie schon aus vorherigen den Gewinn, dass da eine kleine Ergänzung hilfreich wäre, damit das Bild zumindest verstanden wird. Ich lasse mir etwas einfallen!

Obwohl du mittlerweile die Geschichte von gibberish über die meine gestellt hast, freut mich dein Lob doch sehr. Ich weiß ja um deine hohen Ansprüche. :)

Ich sehe darin keine Kurzgeschichte. Eher so eine Art Momentaufnahme, aber keine Kurzgeschichte. Dafür ist mir die Handlung einfach zu dünn. Mag sein, dass sie philosophisch ist und dem TAG gerecht wird, aber so wirklich berührt hat sie mich nicht. Es ist traurig, das bestreite ich nicht, aber für meinen Geschmack passiert da einfach viel zu wenig, damit mich die Geschichte packt und einsaugt und mich zwingt, mitzufühlen.
Der liebe Friedel hat's ja schon geahnt, dass der Geschichte die Geschichte abgesprochen wird, und du hast recht, Mary. Insofern, dass der Text lediglich eine Art Resümee der letzten Monate meiner Figur ist und keine Geschichte im herkömmlichen Sinne.
Nur ist es so, dass diese Erzählform ja durchaus auch von anderen bzw. angesehenen Autoren praktiziert wird, und da ich diese Form sehr gerne lese, auch gerne selbst so schreibe. Ob ich mir damit einen Gefallen tue, weiß ich nicht ...
Auch nach der Überarbeitung wird es bei Gedanken bleiben, aber ich versuche etwas zu tun, damit du und auch andere Leser einen besseren Zugang zu der Geschichte finden.

Und Trauer allein definiert nun mal nicht eine ganze Seele.
Unabhängig von meiner Geschichte möchte ich dir herzlich für diesen schönen Ausspruch danken. Da es oft anders scheint, wird das in Zukunft mein kleiner Reminder sein!
Das ist wirklich schön und vor allem so wahr, dass man es eigentlich gar nicht erst vergessen dürfte.

Mir fällt nicht wirklich etwas ein, dass ich dem zu fügen kann, weil mir die Geschichte halt nicht genug gibt, um zu meckern :D Und saubergeschrieben ist eigentlich auch ein gutes Lob.
Ist ein gutes Lob, keine Frage, und nehme ich gerne mit. Beim nächsten Mal gibt es vielleicht mehr klassische Handlung und somit auch mehr zu meckern. :D

Vielen Dank für deinen Kommentar!

***
Liebe Grüße an euch beide und natürlich auch an erdbeerschorsch, Tintenfass, Peeperkorn und Mix. Ich antworte euch ganz bald.

JackOve

 

Hallo erdbeerschorsch,

nett, dass du gleich zweimal vorbeischaust. Beide Kommentare bringen mich weiter.

Tja, ist immer so eine Sache: Ob das wohl nachvollziehbar ist, was ich meine?
Und sind somit auch einleuchtend. :D

Was er konkret meint, weiß ich nicht. Aber er fühlt sich eben aufgewühlt und nah an den Naturgewalten.
Die Erklärung habe ich zwar in der Passage schon untergebracht, hier aber nochmal offensichtlich:
wehen = der ausgeblasene Rauch
regnen = das ausgespuckte Blut
donnern = der Husten
blitzen = die Flamme des Feuerzeugs

Der erste dieser beiden Sätze schließt nahtlos an die Stimmung an, die du erzeugt hast. Der zweite reißt mich ein bisschen raus. Schlichter gefiele mir hier besser: "Ich freue mich daran, wie die Sonne..." o.ä.
Zwar finde ich den Satz, der dich rauswirft, nicht problematisch, aber ich nutzte diese Stelle mal, um auf den Kern deiner Kommentare, gerade auf den des zweiten einzugehen.
Ich bin sehr froh, dass du dich mit dem Erzählton arrangieren kannst, ihn sogar für angemessen befindest und möchte dir zustimmen, dass es da ein paar aus der Reihe tanzende Stellen gibt, die es zu überarbeiten gilt. Das mache ich, denn Stilbrüche sind nur dann sinnvoll, wenn sie mit bedacht gewählt und einleuchtend gekennzeichnet sind. Danke für den Fingerzeig.

"Frei heraus" klingt nach einem Bekenntnis. Aber das ist ja keins... Vor allem aber: Sich selbst ein zartes Alter zuzuschreiben ist, würde ich sagen, an sich problematischer, als anderen (vor allem Jüngeren). "In meinem zarten Alter" - klingt komisch, wenn man das ernst meint, oder? Insofern ist die Begründung, warum er das dürfe, nicht ganz stimmig.
Frei heraus bedeutet, etwas ganz offen und unverblümt zu sagen, hat also nicht zwingend etwas mit einem Bekenntnis zu tun. Da er "In meinem zarten Alter" nicht wortwörtlich sagt, finde ich auch diese Stelle nicht problematisch.

Und dann der Bericht: schließt nicht so richtig harmonisch an, finde ich.
Ja, da bin ich bei dir und lasse mir da etwas einfallen.

"Grund zur Freude" - finde ich auch nicht ganz passen. Es sind ja freudige Ereignisse, die er nennt, keine Gründe. Wenn er jetzt noch Grund zur Freude hat, dann wegen der Erinnerungen. Aber dann sind es jetzt Gründe zur Freude, nicht damals.
Der Grund zur Freude "besteht" (Präsens) ja auch jetzt und nicht damals. Abgesehen davon, sind die Ereignisse und Erinnerungen ja eben der Grund bzw. die mehreren Gründe.

"Damit" statt "weil"?
Nein, "weil" ist schon richtig. Das "damit" würde den Sinn des Satzes verfälschen.

ist mir irgendwie zu teigig... Ich verstehe, was du meinst, und ich finde es auch nicht schlecht. Aber es wird mir zu sehr zu einer Abhandlung, die dann aber nicht ausgeführt wird.
Da werde ich mir den Ratschlag zu Herzen nehmen, den Peeperkorn in seinem Nachtrag geäußert hat. Vielleicht gefällt dir das dann ja auch besser.

Plato berichtet, dass es ihm hervorragend ging. Wenn du daran zweifelst, würde ich das an etwas verankern, z.B.: "Ich misstraue der Darstellung, dass Sokrates vor seiner Hinrichtung soundso usw..., ich fähle an mir selbst, dass das unwahr sein muss." So sinngemäß. Sonst ist man sich als Leser unsicher: Möchtest du die Überlieferung infrage stellen oder kennst du sie nur nicht?
Es ist ja die Figur, die, wie du es ausdrückst, an der Überlieferung zweifelt. Ich kenne die Überlieferung und stelle mir diese Frage nicht.
Nur eben würde ich es mir deutlicher wünschen, schärfer konturiert.
Da sich meine Figur das aber fragt, baue ich diese Passage nochmal aus und gebe ihr etwas mehr Tiefe. Ist ein wertvoller Hinweis, danke dafür!

Klingt für mich auch nicht ganz stimmig. Viele Romanfiguren schließen keinen Frieden. Auch hier habe ich den Eindruck: Die Idee passt schon, müsste aber präziser formuliert sein.
Einige aber schon. :) Trotzdem sehe ich deinen Punkt und überlege, ob ich auf eine bestimmte Romanfigur verweise.

"teilte ich mit, dass ich", oder?
Wann immer auf das "dass" verzichtet werden kann, mache ich das auch.

n jedem Fall muss er an dem Abstand leiden, sonst glaubt man's nich
Oh, ich stelle ihn mir sehr leidend vor. Während der Antwort an Eisenmann, habe ich aber auch darüber nachgedacht, bei der Überarbeitung eventuell einen Moment der sehnsüchtigen "Schwäche" einzubauen.

Der Arzt dürfte seine Betroffenheit im Griff haben...
Wer weiß, was für ein elendiges Bild meine Figur abgibt ...

ich hätte gern mehr echte Magie (so wie im ersten Absatz) und weniger reinen Wortzauber.
Ich nun auch und werde mich darum bemühen. Vielleicht wirst du ja nach meiner Überarbeitung fündig. :)

Lieber erdbeerschorsch, hab vielen Dank für deine tollen Kommentare!

***

Hallo Tintenfass,

einen ganz lieben Kommentar hast du mir da geschrieben. Hat mich sehr gefreut!

nachdem ich deine Geschichte vor einigen Tagen angefangen habe zu lesen, war das für mich die bisher stärkste aus dem Wettbewerb und ich war gleich wieder entmutigt, war ich doch am Überlegen einen Beitrag für die Challange zu schreiben.
Das ist ein großes Lob, danke dafür. Ich hoffe, du sammelst den Mut wieder zusammen, ich möchte nämlich sehr gerne eine Geschichte von dir zum Thema des Monats lesen. Drücken gilt nicht. :)

Ich finde die Sprache natürlich immer noch schön, aber nicht unbedingt passend.
Schön, dass du sie trotzdem noch schön findest. Ich habe mich dazu jetzt schon mehrmals geäußert und bin mir ziemlich sicher, dass ich den Stil beibehalten möchte. Damit das aber auch einheitlich ist, muss ich erst die Schnitzer beseitigen, und dann mit etwas Abstand auf den Text blicken und schauen, was ich dann von der Sprache halte, ob ich sie immer noch angemessen finde.

Ebenso die Motivation des Protagonisten. Ich finde es gut, wenn jemand die Möglichkeit hat, sich am Ende seines Lebens Träume zu erfüllen. Aber es geht für mich gar nicht, dass er Mutter und Freundin im Unklaren über seinen Gesundheitszustand lässt. Und auch seine Argumentation diesbezüglich ist für mich mehr als nur fadenscheinig. Verlogen und feige empfinde ich das. Er erlebt die großer Liebe und hat zuhause ein Mädel sitzen, dem er um ihrer Liebe Willen, die seine vorgaukelt (wunderschön formuliert).
Ich sehe das genauso wie du! Er ist ein feiges und verlogenes Arschloch. Dazu habe ich mich ausführlich gegenüber Eisenmann geäußert.

Ich mag ihn auch nicht sehr, den Protagonisten ... Auch solche Leute gibts und wir schreiben hier ja Sachen aus dem Leben ... Aber wo steht geschrieben, dass man nur über nette Leute erzählen darf?
Das sind alles gute Punkte, Tintenfass, die mich sehr beruhigen.
Weißt du, was ich seltsam finde? Ich schreibe und lese am liebsten von Antihelden und sympathisiere mit beinahe allen von ihnen, doch zu dieser Figur, die ja der Antiheld schlechthin ist, habe ich beim Schreiben mehr und mehr den Draht verloren. Ich konnte mich zwar sehr gut in die Dunkelheit ihres Inneren hineinversetzen, den Schmerz spüren, aber irgendwann einfach kein Mitgefühl mehr aufbringen. Paradoxerweise ging mir ihr Schicksal trotzdem nahe. Das war eine seltsame Schreiberfahrung ...

Die Beschreibung des Raumerfrischers am Anfang hat mich auch erst rausgeschmissen, weil ich es einfach nicht kapiert habe.
Habe ich nun in der Antwort an Erdbeerschorsch erklärt.
Über die Beschwerden, die ein Raumerfrischer auslösen kann, wird sich in der Tat keine Gedanken machen, schließlich leidet er ja schon unter ihnen.

Ich mag deine Geschichte, weil sie konsequent geschrieben ist.
Das freut mich sehr. Einen kleinen Tick konsequenter wird sie hoffentlich noch werden.

Herzlichen Dank, Tintenfass.

***

Liebe Grüße an euch
JackOve

 

Hallo JackOve,

ich habe einige Kommentare gelesen, nicht alle, verzeih, wenn ich was wiederholen sollte.

Du machst es einem nicht leicht, in die Geschichte zu finden. Du beginnst mit einem recht unklaren Bild, finde ich (Zigaretten in einem Aschenbecher?), dazu noch der ungewöhnliche Stil. Da musste ich den ersten Absatz zwei Mal lesen.

Zum Stil werde ich mich nicht äußern, ich finde das ist in deinem Fall arg subjektiv. Du beherrscht diesen wortgewaltigen Stil ganz gut, und das ist doch die Hauptsache. Aber das ist so ein Stil, den man entweder mag oder nichts abgewinnen kann. Ich bin ja der Ansicht, dass erlaubt ist, was gefällt. Und mir muss es ja nicht gefallen, wenn sich da fünf andere finden. ;)

Zum Inhalt möchte ich aber was anmerken. Ich finde, philosophische Texte wirken besser, wenn die philosophischen Anteile in eine tatsächliche Handlung eingebettet sind. So als Tagebucheintrag, so geballt, ich weiß nicht, ist eher schwierig, man schaltet schnell ab. Obwohl ich zugeben muss, deine Ausführungen haben was. Ich kann den Protagonisten nachvollziehen, seine Gedanken verstehen. Totkrank kapselt er sich ab, zieht sich zurück, flieht vor der Konfrontation mit Freunden und Familie, der Konfrontation mit der eigenen Krankheit, der Sterblichkeit, an der er selbst die Schuld trägt, er müsste ja nicht rauchen. Ja, der Protagonist ist schon ziemlich leidgeplagt, gefangen in einem selbsterzeugten Teufelskreis quasi, dem er sich nicht stellen will aus Feigheit. Das ist schon ein starker Konflikt.

Der Mann wurde sechsundsechzig Jahre alt, ein Alter, das ich noch nicht erreicht habe, und brach mit gerade einmal sechzehn Jahren zu seiner ersten Wanderung auf. Bis ich dafür bereit war, vergingen siebenundzwanzig Jahre meines Lebens. Zweifelsohne ist auch das noch ein zartes Alter, das kann ich so frei heraus behaupten, weil ich es noch immer nicht überschritten habe und auch niemals werde.

Ich finde, du pochst hier viel zu sehr darauf, dass der Protagonist jung ist. Niemand sollte dafür drei Sätze brauchen. Und überhaupt: Ist das Alter des Protagonisten denn für das Textverständnis so wichtig? Hat ein fünfzigjähriger nicht dasselbe Problem? Brauchst du natürlich nicht ändern, aber wenigstens wäre das Problem "kein junger Mann schreibt so" damit aus der Welt. ;)

Obwohl man natürlich an den 27 Club denken muss, den Kreis der berühmten Musiker, die in diesem Alter gestorben sind, z.B. Jim Morrison, Jimi Hendrix, Amy Winehouse. Und dein Protagonist erweckt auch einen künstlerischen Eindruck. Er redet über Philosophen und Romane und schöne Orte. Genies der Kunst sterben jung und meist selbstverschuldet - ist diese Verbindung gewollt? Auf jeden Fall ein interessanter Ansatz.

Ich lernte Waliser kennen, die mir unaufgefordert, in einem Park mit kleinem Kanal, in dem Boote von Pferden gezogen wurden, während ich ihre Hunde streichelte, Gedichte aus eigener Feder vortrugen, die mich beinahe zu Tränen rührten.

Ein Satzmonster. Reicht das Markierte nicht? Wir wissen doch schon, dass der Protagonist ein viel gereister Mann ist.

und habe mit einer Australierin geschlafen, die mich ein letztes Mal begehren ließ. Zwei Wochen lang erwiderte sie meine Gefühle so, wie ich es mir immer wünschte, uns gehörte das Everton Hostel in Liverpool, wenn nicht gar die Welt.

Ja, dein Stil kommt sehr wortgewaltig daher, schon klar, aber das ist mir dann doch zu dick aufgetragen. Die ganze Passage mit der Australierin wirkt einfach nur schnulzig, wie aus einem Groschenroman vom Grabbeltisch beim Edeka. Sorry.

Ich weiß, wie verblümt ich das darstelle, für mich selbst, weil es eben nicht so ist, dass sich alles um mich dreht, weiß, dass ich egoistisch handele, meinen Glauben über denen jener stelle, für die ich so zu handeln glaube muss Komma und verdränge dabei ganz bewusst das unleugbare Wissen, gegen ihren Willen entschieden zu haben.

den - Klingt richtiger in meinen Ohren.
Das muss ist zu viel.

Maybe that’s the point. Of being alive.

Warum zwei Sätze?

Naja, mich hast du mit dem Text stilistisch leider nicht erreicht, aber der Inhalt weiß schon zum Nachdenken anzuregen, das muss ich dir lassen. Wie gesagt, entweder man mag solche Texte, oder eben nicht. Dein Beitrag zum TdM polarisiert, und das ist ja auch etwas Gutes, nicht wahr? ;)

Liebe Grüße
gibberish

 
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Hallo Peeperkorn,

ich konnte schon viel mit deinem ersten Kommentar anfangen. Der präzise Nachtrag hilft mir trotzdem, besser zu verstehen, was Sache ist. Vielen Dank dafür.

Geht es um die Ehrlichkeit, das Abrechnen mit sich? Oder um Verstecken und Hadern? Wenn es um beides geichzeitg gehen sollte, dann ist der Text m.E. zu kurz.
Er hadert damit, dass er dich versteckt, höchstwahrscheinlich wird ihm selbst klar, dass seine Entscheidung mehr mit Feigheit als mit Anstand zu tun hat, und rechnet deshalb mit sich ab.
Du hast recht, der Text ist tatsächlich ziemlich kurz geraten und ich habe Lust, bestimmte Passagen auszuweiten. Gerade den Gewissensbissen bzw. dem Abrechnen täte das gut. Da habe ich wohl zu sehr darauf spekuliert, den Großteil im Kopf des Lesers geschehen zu lassen.

Ich hatte so Mühe mit der Erzählsprache, weil ich einen 27jährigen sehe, der in die Natur reist, Hunde streichelt, mit einer Australierin schläft. Und dann kommt er heim und schreibt Sätze, die mit "Fürwahr" beginnen?
Nun ja, was er unterwegs erlebt, ist ja nicht unbedingt an ein bestimmtes Alter gebunden, aber ich sehe deinen Punkt. Dein Vorschlag, er könne unterwegs viel über den Tod lesen, ist interessant, aber dafür müsste ich erst den Raum schaffen, in dem ich das einbauen könnte. Da werde ich mir etwas überlegen müssen, damit sich das auch alles stimmig liest. Ich habe große Lust, an dem Text zu werkeln. :)

Vielleicht kannst du hier etwas reduzieren, gerade so weit, dass der Leser merkt, aha, der verwendet Phrasen.
Das werde ich, indem ich mich an deinem Vorschlag ("Ich sollte nicht mit Pauschalitäten hadern") orientiere, der mir gut gefällt. Dadurch würde ich nämlich das, was ich an dieser Stelle zum Ausdruck bringen wollte, noch verstärken.

Sei lieb bedankt, Peeperkorn, für deine Zelt und dein Interesse.

***

Hallo Mix,

danke für deine ehrliche Meinung, die ich gut verschmerzen kann.

Das liegt vor allem daran, dass ich es unglaublich anstrengend und nervig fand, mich durch deine gezwungen ausschweifenden und verschachtelten Sätze zu kämpfen. Zumal ich gar keinen Grund für eine solche Sprache sehe. Der Typ ist keine 27 Jahre alt, wieso spricht der so wichtigtuerisch?
Das ist wohl Geschmacksache. Für mich sind Schachtelsätze, solange sie verständlich sind, die allerschönsten. Das hat m.M.n. auch nichts damit zu tun, dass meine Figur sich bzw. Ich mich wichtig machen möchte. Ich lese lange Sätze sehr gerne und schreibe sie auch selbst sehr gerne. Das ist Grund genug für mich. Zumal ich die Sätze auch nicht so verzwickt einschätze, als dass man sich durch sie durchkämpfen muss.
Den Satz, den du konkret bemängelst, mag ich gerne.
Letztlich ist und bleibt das eine Frage des Geschmacks und ich habe vollstes Verständnis dafür, dass ich deinen damit nicht treffe, Mix.

Der Einstieg kam mir auch unglücklich vor. Direkt mit so einer Beschreibung loszulegen, damit hast du mich nicht gerade in den Text gezogen. Als dann der Satz mit dem Blitzen und Donnern kam, da dachte ich erst, der Ich-Erzähler sei Gott, aber das hat ja dann wohl doch nicht so gepasst.
Das Bild habe ich mittlerweile aufgelöst. Auch das ist Geschmacksache und ich finde, dass es gut in die Geschichte passt. Ob es aber als Einstieg geeignet ist, da bin ich bei dir, will nochmal überdacht werden. Aufgelöst werden soll es auf jeden Fall auch im Text selbst, damit klar ist, wer oder was die Bäume sind, die unter seinen Naturgewalten zu leiden haben.

Und dass er die Freundin womöglich die ganze Zeit schon an der Nase herumführt. Das macht ihn nicht gerade sympathisch. Da bin ich gleich viel weniger bereit, mich auf seine Gedankengänge einzulassen.
Ich habe ihm ganz bewusst nicht unbedingt sympathisch gezeichnet. Wenn du magst, kannst du dir gerne meine Antwort an den Eisenmann durchlesen.

Also meins wars nicht. Das Hauptproblem liegt für mich wie gesagt in der Sprache. Da hätte ich mir etwas natürlicheres gewünscht.
Gut, dass du mich das so direkt wissen lässt. Ich stürze mich ganz bald in die Überabeitung, vielleicht findest du dann ja einen besseren Zugang zu meiner Geschichte.

Lieben Dank, Mix, für deinen deutlichen Leseeindruck!

***

Hallo gibberish,

freut mich sehr, dass du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast.

Obwohl man natürlich an den 27 Club denken muss, den Kreis der berühmten Musiker, die in diesem Alter gestorben sind, z.B. Jim Morrison, Jimi Hendrix, Amy Winehouse. Und dein Protagonist erweckt auch einen künstlerischen Eindruck. Er redet über Philosophen und Romane und schöne Orte. Genies der Kunst sterben jung und meist selbstverschuldet - ist diese Verbindung gewollt? Auf jeden Fall ein interessanter Ansatz.
Toll, dass da was bei dir geklingelt hat! Cobain und Morrison haben mich von der Wand aus, mit traurigen Augen, beim Schreiben beobachtet. Ihretwegen ist mein Protagonist 27 Jahre alt.
Das ist das Schöne am Schreiben, der Autor kann in seinen Texten unterbringen, was ihn selbst beschäftigt. Die kleinen Details, all die Sachen, die die meisten Leser wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen, bedeuten mir viel, weil bei mir, Jahre später, wenn ich die Texte wieder lese, immer etwas klingeln wird, das ein ähnliches Gefühl auslöst wie damals.

Aber du hast natürlich recht. Würde ich das Alter gar nicht erst nennen, wäre das Problem "kein junger Mann schreibt so" wahrscheinlich tatsächlich fast aus der Welt.

Ja, dein Stil kommt sehr wortgewaltig daher, schon klar, aber das ist mir dann doch zu dick aufgetragen. Die ganze Passage mit der Australierin wirkt einfach nur schnulzig, wie aus einem Groschenroman vom Grabbeltisch beim Edeka. Sorry.
Völlig richtig. Da habe ich ins Klo gegriffen und dieser Ausrutscher muss schleunigst beseitigt werden. Danke dafür und auch für das Kompliment, das ist "wortgewaltig" nämlich für mich, zum Stil, den du ja eigentlich nicht magst.

den - Klingt richtiger in meinen Ohren.
Das muss ist zu viel.
"Denen" passt schon, glaube ich. Das Komma nehme ich gerne mit, überlege aber, den Satz nochmal umzuschreiben, weil es sowohl mit als auch ohne "muss" blöd klingt.

Warum zwei Sätze?
Um das being alive hervorzuheben.

Ich bin ja der Ansicht, dass erlaubt ist, was gefällt ... Wie gesagt, entweder man mag solche Texte, oder eben nicht. Dein Beitrag zum TdM polarisiert, und das ist ja auch etwas Gutes, nicht wahr?
Der Ansicht bin ich auch! Schön, damit nicht alleine zu stehen. :)
Das ist etwas Gutes! Ich bin sehr glücklich über das zahlreiche Feedback und freue mich darauf, mit so viel Input an die Überarbeitung zu gehen.

Naja, mich hast du mit dem Text stilistisch leider nicht erreicht, aber der Inhalt weiß schon zum Nachdenken anzuregen, das muss ich dir lassen.
Klasse, wie sehr der Text dich zum Nachdenken anregt.
Obwohl ich zugeben muss, deine Ausführungen haben was. Ich kann den Protagonisten nachvollziehen, seine Gedanken verstehen. Totkrank kapselt er sich ab, zieht sich zurück, flieht vor der Konfrontation mit Freunden und Familie, der Konfrontation mit der eigenen Krankheit, der Sterblichkeit, an der er selbst die Schuld trägt, er müsste ja nicht rauchen. Ja, der Protagonist ist schon ziemlich leidgeplagt, gefangen in einem selbsterzeugten Teufelskreis quasi, dem er sich nicht stellen will aus Feigheit. Das ist schon ein starker Konflikt.
Das merkt man auch an zitierter Stelle und freut mich riesig, gibberish. Mehr kann sich ein Autor für seine Figur eigentlich nicht wünschen. :)

Ich danke dir herzlich und schaue bald bei dir vorbei.

***

Liebe Grüße an alle,
JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo JackOve,

ich schreibe einfach mal auf, was ich beim Lesen deines Textes gedacht habe. Es geht mir an dieser Stelle nicht um meine Empfindungen und schon gar nicht um Bewertungen. Vielleicht später.

Da ist ein junger Mann, der als noch nicht Dreißigjähriger weiß, dass er bald sterben wird. In der Attitüde eines Sprößlings aus adligem Haus (im 18. Jahrhundert) tritt er eine letzte Reise an, eine Bildungsreise, die zuerst an reale Sehnsuchtsorte, weit entfernte Orte, schließlich aber in seine Innenwelt führt, um letzte Wahrheiten für sich zu ergründen. Aus Rücksichtnahme lässt er seine "Liebsten" im Unklaren über die wahren Hintergründe seiner "Reise". Er will und kann keine Anteilnahme akzeptieren.

Ich versuche jetzt eine vorsichtige Deutung. Der Sprachduktus ist wohl absichtlich elitär, fast arrogant, jedenfalls egozentrisch. Der Protagonist bemüht sich um Fassung gegenüber einem selbstverschuldeten Schicksal. Die philosophischen Gedanken helfen ihm dabei, Haltung zu bewahren. Sein Freiheitsbegriff kreist sehr um den Satz von Rousseau,

dass die Freiheit des Menschen nicht darin bestünde, nur das zu tun, wonach einem sei, sondern eben darin, nicht das tun zu müssen, wonach einem nicht sei.

Aber auch einen Schuss Romantik finde ich im zweiten Abschnitt:

Wie es mich doch erfreut, wenn die Sonne den Bäumen Leben einhaucht. Um aufzuerstehen, genügt ein einziger Lichtstrahl

Mich erinnert die Szene im Garten an das Gedicht "Im Abendrot" von Lampe, vertont von Schubert (1773-1843)

"Und dies Herz, eh es zusammenbricht,
Trinkt noch Glut und schlürft noch Licht."

Mir gefällt der Text und ich finde hier einen interessanten Charakter, zu dem die Sprache passt. Man muss den Protagonisten ja nicht lieben. Aber auf seine Art ist er sehr konsequent.

Der Text ist nicht gerade Mainstream im Forum. Aber das ist ja das Reizvolle daran.

Noch zwei Textstellen:

... doch eines Tages, so hoffe ich, werden auch sie verstehen

Hier habe ich umgestellt und das Futur I verwendet.

... für die ich so zu handeln glaube(n) musste

An "glauben" muss ein "n", dann stimmt der Satz.

Viele Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber JackOve,

so nach und nach möchte ich alle Geschichten des TDM lesen, so auch deine. Es ist schon sehr viel zu ihr gesagt worden und ich kann mich den meisten positiven Äußerungen anschließen. Deine Erzählsprache zieht mich in den Text und lässt mich nicht mehr los. Du machst das konsequent und sehr gekonnt. Ich sehe kaum einen Unterschied zur Sprache eines Autors des frühen neunzehnten Jahrhunderts. Mir hat das sehr gefallen. Mehr kann ich eigentlich nicht zu deinem Text sagen. Ich würde nur wiederholen, was andere schon gesagt haben.

Allerdings möchte ich mich zu deiner Bemerkung

Ich habe mich dazu jetzt schon mehrmals geäußert und bin mir ziemlich sicher, dass ich den Stil beibehalten möchte.

äußern.

Darüber würde ich noch einmal nachdenken. So schön deine Sprache ist, wird ihr doch immer etwas Anachronistisches anhaften. Hier funktioniert sie. Es ist ein innerer Monolog, der sich wenig mit der äußeren Welt beschäftigt. Da gibt es kaum Probleme. Aber schon in dem Moment, in dem du z.B. etwas über einen ‚Raumerfrischer’ sagst, bröckelt die einmal gewählte Fassade. Hier in deiner Innensicht kannst du weitestgehend diese störenden Elemente umschreiben oder ausblenden. Nur stelle ich mir diese Erzählsprache in einer Handlung, die in der Gegenwart spielt, u.U. putzig vor. Zumindest besteht mMn diese Gefahr. Ich nehme mal zwei Sätze von dir, um meine Bedenken zu verdeutlichen:

Wie es mich doch erfreut, wenn die Sonne den Bäumen Leben einhaucht.
Das ist eine zeitlose Aussage.

Aber in folgendem Satz sieht der Einleitungssatz schon ganz anders aus:
Wie es mich doch erfreut, wenn ich am Morgen bei der ersten Tasse Kaffee am Rechner sitze und die ersten Mails lese.

Ebenso hier:

Wie viel es doch zu tun gibt und welch Freude es doch ist, das tun zu dürfen, was man tun möchte.

Wie viel es doch zu tun gibt und welch Freud es doch ist, nicht ins Büro gehen zu müssen, nicht in die U-Bahn steigen zu müssen, einfach nur frei zu sein.

Vielleicht gibt es bessere Beispiele. Aber hier entstehen für mich Brüche. Die von dir gewählte Sprache funktioniert nach meinem Sprachempfinden nur, wenn du auf der ‚neutralen’ Ebene der Gedanken und Empfindungen bleibst. Sobald du in eine konkrete Handlung, die in der Gegenwart spielt, eintrittst, können Probleme auftauchen. Erstens lassen sich nicht alle Dinge neutralisieren durch Beschreibungen (Mail – Nachricht) und zweitens können diese Umschreibungen wie etwas Aufgesetztes oder Gewolltes wirken und damit die Wirkung des gesamten Textes beeinträchtigen.

Das nur meine Gedanken zu der von dir favorisierten Erzählsprache, die mir – das habe ich ja schon gesagt – in diesem Text gut gefallen hat.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo JackOve,


mich deinem Text zu widmen, fällt mir wirklich schwer und normalerweise würde ich ihn kommentarlos stehen lassen. Aber auch ich habe mir vorgenommen, jeder TdM-Geschichte ein paar Gedanken zu hinterlassen.

Ich glaube, nichts von dem, was ich zu sagen habe, wird dir letztendlich weiterhelfen, da du nun mal Entscheidungen getroffen hast, die ich ja auch nicht nachvollziehen können muss.

Trotzdem :):

Den Anfang mit dem "Sturm im Wasserglas" habe ich auch nicht kapiert. Wie soll man darauf kommen können, es handele sich um einen Lufterfrischer?

Zur Erzählsprache wurde schon einiges gesagt. Ich kann jedenfalls nicht verstehen, dass du sie gewählt hast und deine Aussage, der Prot verstecke sich hinter dem Stil, hilft mir da auch nicht weiter. Für mich ist das eine tote Sprache, will heißen: wüsste ich nicht, dass du das geschrieben hast, würde ich denken, der Autor wäre längst verbuddelt worden (klammere ich bestimmte Textpassagen aus - Email & Co). Bestenfalls ergäbe das ja Sinn, letztendlich geht es ja auch um den Tod des Prots, um den selbst verschuldeten Tod. Nun gut. Alles hat seine Zeit, aber ohne den verteufelten Mainstream glorifizieren zu wollen, das will mir einfach nicht mehr passen und wirkt wie eine Kopie auf mich.

Mir ist da zu wenig Handlung drin.
Bei dem selbstübersteigerten, (in meinen Augen) selbstverliebten und selbstmitleidigen, egozentrischen Geschwafel kommt mir die Galle hoch, sorry. Ich meine, du hast irgendwo geschrieben, dass sei deine Intention gewesen, ich verstehe aber nicht, warum.

Also JackOve, der Text wird seine Leser finden, ich gehöre nicht dazu. Mir gefällt das einfach nicht. Das soll aber kein Werturteil sein, viel mehr ein subjektiver Eindruck.


Danke fürs Hochladen


hell

 

Hallo @JackOve,

ich habe mir das nochmal mit der Sprache überlegt und kann das jetzt nachvollziehen, was deine Motivation war, den Protagonisten so sprechen zu lassen.

aber ich habe mir das wie folgt vorgestellt: Der Kerl ist alleine, dem Tod geweiht, und die Worte sind neben den Erinnerungen eben alles, was ihm bleibt.

Zu meiner Zeit wollten wir reden wie die Amis. Wir wohnten in der Nähe eines Stützpunktes, hatten Freude dort, waren begeistert. Heute reden die Kids Türk-Deutsch. Will sagen, man passt sich seinem Umfeld an. Dein Protagonist beschäftigt sich mit den Philosophen. Ist von deren Denke und Sprache begeistert. Er will sich das verinnerlichen, vielleicht fühlt er sich auch ein bisschen wie die. Ist für mich dann auch verständlich, wenn er beides anwendet. Wenn man will, kann man es auch als Beschäftigungstherapie ansehen, die ihm von seiner Krankheit ablenkt.

Das wars nochmal in aller Kürze.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo JackOve,

auch ich bleibe sehr an deinem Stil hängen, positiv und negativ, aber auf jeden Fall so, dass ich viel Distanz zu deinem Protagonisten empfinde. Aber es gibt solche Menschen, die furchtbar leiden und die ganze Zeit schlau daher reden, so dass man den Schmerz dahinter nur so merkwürdig maskiert wahrnimmt, wenn überhaupt. Dazu gehört auch, dass er sich selbst so ironisch/kritisch sieht. Übrigens nehme ich auch Humor wahr.

Rousseau schrieb einst, dass die Freiheit eines Menschen nicht darin bestünde, nur das zu tun, wonach einem sei, sondern eben darin, nicht das tun zu müssen, wonach einem nicht sei.
Fürwahr ist das ein Ausspruch, der erst verstanden werden möchte, ist man aber bereit dafür, verstehen zu wollen, was diesem durchaus fragwürdigen und doch brillanten Kopf auf der Seele lag, als er besagte Zeilen notierte, dann erwärmt sich das eigene Herz. Eventuell zieht es sich auch zusammen. Jedenfalls ist eine gewisse Regung nicht zu leugnen.

Die Stelle gefällt mir, auch inhaltlich. Und die dieses Hin-und Hersinnieren was nun genau mit dem Herz passiert finde ich zum Beispiel amüsant und irgendwie rührend.

Ich lernte Waliser kennen, die mir unaufgefordert, in einem Park mit kleinem Kanal, in dem Boote von Pferden gezogen wurden, während ich ihre Hunde streichelte, Gedichte aus eigener Feder vortrugen, die mich beinahe zu Tränen rührten.

Das finde ich sehr anstrengend zu lesen und auch rhythmisch unschön.

Ich habe von einem Schotten eine Backpfeife bekommen, die es derart in sich hatte, dass all das aufmüpfige Verhalten meiner Jugend getadelt zu sein schien,

diese Art der Akzeptanz fand ich liebenswert. Jedoch kommt mir die Aufzählung dessen, was er alles noch erlebt, fast schon ein bisschen kitschig vor. So richtig traue ich diesem verkopften Typen auch gar keine leidenschaftliche Liebesaffäre zu.

Man, man und man. Derjenige, der auf dem Sterbebett verallgemeinert, der sollte nicht von uns gehen, sondern erneut erleben, um nicht mit vermeintlichen Pauschalitäten zu hadern, bevor er sich auf ewig verabschiedet, da es doch letztlich ausschließlich um die eigene Erkenntnis, um den eigenen Frieden geht. Oder sollte er gehen, weil ihm eben diese Zusammenhänge verwehrt blieben?

Und hier nervt er mich. Vielleicht kapiere ich es auch nicht ganz, aber es kommt mir vor wie Geschwafel.

Insgesamt hat dein Protagonist für mein Empfinden was künstliches. Mir fehlt seine Angst, seine Verzweiflung und seine Gefühle für seine Lieben kommen sehr distanziert rüber. Und müsste er nicht ein paar Tage vor seinem Tod schon längst im Krankenhaus oder im Hospiz sein? Er spuckt Blut, o.k.,
was ist mit Atemnot? Lungenentzündung? Leber- und Hirnmetastasen? Irgendwie skurril das Ganze. Lässt mich eher ratlos zurück.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe wieselmaus,

vielen Dank für deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut. :) Ich hoffe, ich komme bald dazu, deine TdM-Geschichte zu kommentieren.

Aus Rücksichtnahme lässt er seine "Liebsten" im Unklaren über die wahren Hintergründe seiner "Reise".
Ja, die Entscheidung traf er aus Rücksichtnahme, aber ob sein Verhalten auch wirklich rücksichtsvoll ist, das steht auf einem anderen Blatt ...

Die philosophischen Gedanken helfen ihm dabei, Haltung zu bewahren. Sein Freiheitsbegriff kreist sehr um den Satz von Rousseau
Ich finde, die Freiheit nach Rousseau ist die einleuchtendste aller Definitionen, wenn man sich mit dem Tod auseinandersetzt. Gerade, wenn man dazu gezwungen ist.

Mich erinnert die Szene im Garten an das Gedicht "Im Abendrot" von Lampe, vertont von Schubert (1773-1843)
Herzlichen Dank für diese Empfehlung! Das Gedicht ist wirklich wunderschön und passt hervorragend zu meiner Geschichte.
Ich habe beim Schreiben übrigens immer wieder an eine Strophe von Rilke aus den Gedichten an die Nacht denken müssen:
"Dass ich lärme, wird an dir nicht lauter,
wenn du mich nicht fühltest, weil ich bin.
Leuchte Leuchte! Mach mich angeschauter
bei den Sternen. Denn ich schwinde hin."

Mir gefällt der Text und ich finde hier einen interessanten Charakter, zu dem die Sprache passt. Man muss den Protagonisten ja nicht lieben. Aber auf seine Art ist er sehr konsequent.
Das freut mich wirklich sehr und ich bin froh darüber, dass du etwas mit dem Text anfangen kannst, obwohl meine Figur ja nun wirklich nicht gerade sympathisch ist. Das erfordert schon die Bereitschaft, sich wirklich auf den Text einzulassen, und dass du das getan hast, ist ganz wunderbar.

Hier habe ich umgestellt und das Futur I verwendet.
Wenn es die Liebsten wären, dann wäre das richtig, aber es sind ja die Briefe, die eines Tages verstanden werden (sollen). Das ist aber auch so ein Satz, den ich mir bei der Überarbeitung genauer angucken werde. Genau wie den, zu dem du mir netterweise das fehlende "n" mitgebracht hast.

Seine ganz lieb bedankt für deine Gedanken zu meiner Geschichte. :)

***

Liebe barnhelm,

dein Besuch freut mich sehr.

Es ist schon sehr viel zu ihr gesagt worden und ich kann mich den meisten positiven Äußerungen anschließen. Deine Erzählsprache zieht mich in den Text und lässt mich nicht mehr los. Du machst das konsequent und sehr gekonnt. Ich sehe kaum einen Unterschied zur Sprache eines Autors des frühen neunzehnten Jahrhunderts. Mir hat das sehr gefallen.
Wow, da freue ich mich wirklich riesig. :) Das sind große Worte, die runtergehen wie Öl. :shy:

Mehr kann ich eigentlich nicht zu deinem Text sagen.
Gut, dass du trotzdem noch mehr gesagt hast, deine Beispiele sind nämlich sehr einleuchtend.

Hier in deiner Innensicht kannst du weitestgehend diese störenden Elemente umschreiben oder ausblenden.
Und doch habe ich da neben dem Raumerfrischer noch weitere Stellen drin, die der gewählten Erzählsprache alles andere als einen Gefallen tun. Vor allem die E-Mails, die du auch als Beispiel wählst.
Mein erster Gedanke, als ich deinen Kommentar gelesen habe, war die E-Mails sowie die Fotos, Videos, Telefonate und Kurznachrichten ganz einfach durch die ohnehin viel schöneren Briefe zu ersetzen. Dadurch und u.a. durch eine andere Wortwahl für das Hostel würde ich mich auch nicht zwingend auf das aktuelle Jahrhundert festlegen. Zwar bin ich dann immer noch nicht in in jenem, an das die Erzählsprache erinnert, aber es wäre immerhin eine Annäherung. :D

Das ist das, was ich spontan aus deiner Anregung mitgenommen habe. Bis ich dazu komme, die Geschichte zu überarbeiten, werde ich aber noch weiter darauf rum denken und bin sehr gespannt, was ich letztlich aus meiner Geschichte machen werde.

Das nur meine Gedanken zu der von dir favorisierten Erzählsprache, die mir – das habe ich ja schon gesagt – in diesem Text gut gefallen hat.
Lieben Dank für dein Interesse sowie für deine Gedanken und deine Anregungen. Hat mich sehr gefreut. :)

***
Hallo hell,

danke für's Lesen und Kommentieren meiner Geschichte.

Ich glaube, nichts von dem, was ich zu sagen habe, wird dir letztendlich weiterhelfen, da du nun mal Entscheidungen getroffen hast, die ich ja auch nicht nachvollziehen können muss.
Ach, jeder Leseeindruck ist hilfreich. :)

Den Anfang mit dem "Sturm im Wasserglas" habe ich auch nicht kapiert. Wie soll man darauf kommen können, es handele sich um einen Lufterfrischer?
Ist, glaube ich, niemandem gelungen. Das Bild bleibt, die Erklärung bzw. Auflösung wird nachgereicht.

Für mich ist das eine tote Sprache, will heißen: wüsste ich nicht, dass du das geschrieben hast, würde ich denken, der Autor wäre längst verbuddelt worden
Für mich wiederum ist das ein Kompliment und eine Sprache ist erst dann tot, wenn sie in Vergessenheit gerät, und das sollte, finde ich, mit aller Macht verhindert werden, was allerdings auch nicht heißt, dass ich ausschließlich so schreibe.

Bei dem selbstübersteigerten, (in meinen Augen) selbstverliebten und selbstmitleidigen, egozentrischen Geschwafel kommt mir die Galle hoch, sorry. Ich meine, du hast irgendwo geschrieben, dass sei deine Intention gewesen, ich verstehe aber nicht, warum.
Selbstverliebtes Geschwafel kann ich nicht erkennen, mit den anderen Adjektiven liegst du wohl richtig, aber er ist eben alleine und beschäftigt sich mit sich und seinen Entscheidungen, unter denen er zu leiden hat. Sein Leiden zu zeigen, das war meine Intention, und dass dir da die Galle hochkommt kann ich verstehen, weil er es ja selbst verschuldet hat. Ich wollte also nicht explizit, dass dir die Galle hochkommt, sondern dass meine Figur eine Wirkung auf den Leser hat, ihn zu Gefühlen bewegt, und ob das nun Sympathie oder das Gegenteil ist, das überlasse ich dir bzw. jedem selbst und kann mit allen Urteilen leben, weil ich ja selbst nicht mit ihr sympathisiere. Ich habe in einer Antwort geschrieben, dass ich das am Anfang tat und gegen Ende des Schreibprozesses dann nicht mehr. Für mich wurde meine Figur also regelrecht lebendig und für dich ja im Prinzip auch, obwohl dir die Handlung fehlt, weil du dich sonst nicht (berechtigterweise) so über ihr Verhalten echauffieren würdest. Darüber freue ich mich sehr!

Danke fürs Hochladen
Und dir nochmal für's Lesen und Kommentieren!

***

Liebe Tintenfass,

dein Nachtrag ist super, vielen Dank dafür.

Will sagen, man passt sich seinem Umfeld an.
Da hast du aber sowas von recht! Ich habe in meiner Jugend Ähnliches erlebt wie du in deiner und finde das super interessant. Im Studium habe ich gerade die "Trampelpfad-Metapher" kennengelernt und was früher (auf unser Beispiel bezogen) eher nur bestimme Gruppierungen betraf, zieht heute viel größere Kreise. Ob das so toll ist, speziell das "Türk-Deutsch" betreffend, ist natürlich eine andere Frage.

Dein Protagonist beschäftigt sich mit den Philosophen. Ist von deren Denke und Sprache begeistert. Er will sich das verinnerlichen, vielleicht fühlt er sich auch ein bisschen wie die. Ist für mich dann auch verständlich, wenn er beides anwendet. Wenn man will, kann man es auch als Beschäftigungstherapie ansehen, die ihm von seiner Krankheit ablenkt.
Ja, das passt. Schön, dass sich gleich mehrere Gründe für meine Sprachwahl finden bzw. du so einleuchtende Worte für meine Entscheidung.

Lieben Dank an dich!

***

Hallo Chutney,

freut mich, dass du vorbeischaust.

auch ich bleibe sehr an deinem Stil hängen, positiv und negativ, aber auf jeden Fall so, dass ich viel Distanz zu deinem Protagonisten empfinde.
"Polarisierend" wäre es wohl, wenn meine Geschichte mit einem Wort beschrieben werden müsste, "hin- und hergerissen", wenn man drei zur Verfügung hätte. :D

Die Stelle gefällt mir, auch inhaltlich. Und die dieses Hin-und Hersinnieren was nun genau mit dem Herz passiert finde ich zum Beispiel amüsant und irgendwie rührend.
Das freut mich sehr. Wenn etwas, das ich geschrieben habe, als rührend wahrgenommen wird, ist das großartig! Was daran amüsant ist, weiß ich nicht unbedingt, aber nun ja ...

Das finde ich sehr anstrengend zu lesen und auch rhythmisch unschön.
Da bist du nicht die einzige. Grund genug für mich, nochmal einen Blick drauf zu werfen.

diese Art der Akzeptanz fand ich liebenswert. Jedoch kommt mir die Aufzählung dessen, was er alles noch erlebt, fast schon ein bisschen kitschig vor. So richtig traue ich diesem verkopften Typen auch gar keine leidenschaftliche Liebesaffäre zu.
Liebenswert freut mich nicht minder als rührend.
Ich beziehe die Aufzählung mal nur auf die Affäre und bin da ganz bei dir. Scheußlicher Kitsch pur, wird überarbeitet!

Insgesamt hat dein Protagonist für mein Empfinden was künstliches. Mir fehlt seine Angst, seine Verzweiflung und seine Gefühle für seine Lieben kommen sehr distanziert rüber.
Ich habe so viele Kommentare bekommen und sowohl beim Lesen als auch beim Antworten gemerkt, dass es da noch Nachhol- bzw. Ergänzungsbedarf gibt. Ich hoffe, die Distanz durch die Überarbeitung zumindest ein Stückweit beheben zu können.

Und müsste er nicht ein paar Tage vor seinem Tod schon längst im Krankenhaus oder im Hospiz sein?
Dazu wird keiner gezwungen, jedenfalls nicht, wenn man vorher explizit darauf verwiesen hat, nicht im Krankenhaus sterben zu wollen. Deine Hinweise zum Krankheitsbild sind hilfreich. Könnte nicht schaden, neben dem Spucken von Blut noch weitere Symptome zu zeigen.

Vielen Dank für deinen Kommentar! Hat mir geholfen.

***

Herzliche Grüße an alle!
JackOve

 

Ach komm, ich melde mich doch auch noch mal kurz,
lieber JackOve,
auf die Gefahr hin, wiederzukäuen, aber sei's drum, vielleicht hilft's der Verdauung. Also noch mal zum ersten Abschnitt. Du erklärst:

hier aber nochmal offensichtlich:
wehen = der ausgeblasene Rauch
regnen = das ausgespuckte Blut
donnern = der Husten
blitzen = die Flamme des Feuerzeugs
Das ist ok und es ist sicher nicht verkehrt, dass du eine konkrete Auflösung hast. Ich hätte die allerdings gar nicht gebraucht bzw. merke, dass aus meiner Sicht die Passage durch die Erklärung verliert. So etwas in die Richtung habe ich mir schon gedacht, ohne aber auf eine ganz genaue oder ganz sicher Lösung gekommen zu sein. Aber mir genügt das eben auch, den Eindruck zu haben, dass man konkrete Dinge einsetzen könnte - vielleicht den Rauch hier, das Blut dort, vielleicht aber auch die Gießkanne oder das Glas, das er auskippt, weil das Wasser dadrin schal geworden ist. Und diesen Eindruck habe ich schon gehabt. Das Blitzen war mir am unklarsten, und ich muss sagen, dass ich das Blitzen des Feuerzeugs da auch etwas schwach finde, solche Blitze würden mich auch nicht beeindrucken. Aber dann ist es halt was anderes. Die Dinge, mit denen der Typ tagtäglich umgeht, können gemessen an dem kleinen Baum eben schon ganz ordentliche Größen sein, und trotzdem bleibt der davon unbeeindruckt. Das funktioniert auch ohne ganz konkret festgelegte Umsetzung, finde ich.
(Aber da bin ich eventuell auch etwas zu schnell zufrieden.)

Und wenn ich schon dabei bin:

Nein, "weil" ist schon richtig. Das "damit" würde den Sinn des Satzes verfälschen.
Hab ich mir noch mal angeschaut, kapier ich aber nicht. "Damit" sagt aus, dass das die Absicht der Australierin war. "Weil" kann ich nicht anders verstehen, es ist nur unklarer formuliert. Oder war es nicht ihre Absicht? Dann passt aber doch auch "weil" nicht...

Wann immer auf das "dass" verzichtet werden kann, mache ich das auch.
Ich habe halt den Eindruck, dass man bei dem betreffenden Satz nicht darauf verzichten kann. "Ich behauptete, fortzusetzen", "Ich glaubte, fortzusetzen", "Ich forderte, fortzusetzen" usw. ist alles ok. Aber: "Ich sage dir, meine Reise fortzusetzen" - da ist was aus dem Lot. Genauso: "Ich teile dir mit, fortzusetzen." (Bei allen "zu"-Sätzen steht eine /subjektive/ Haltung im Hintergrund. Ich habe den Verdacht, dass es daran liegt, aber ich bin nicht sicher.)

So, dann also bis zum nächsten Mal.
Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hey Jack,

da hast Du ein extrem schwieriges Thema gewählt. Ich denke, wenn man so richtig ehrlich zu sich selbst ist und ein bisschen darüber nachdenkt, wird man sich eingestehen müssen, dass man als gesunder oder halbwegs gesunder Mensch keine Ahnung hat, wie sich ein Todkranker fühlen mag.

Natürlich kenne ich Dich nicht, weiß nicht aus welcher Erfahrung Du heraus schreibst, aber es fällt mir schwer, dem Erzähler die Story abzukaufen. Der ist so abgeklärt, dass die paar düsteren Gedanken, die er sich macht, kaum ins Gewicht fallen. Wenn man sich einem Thema nur theoretisch nähert bedeutet das zu riskieren, einen falschen Ton in den Text zu bringen.

In gewisser Hinsicht ist es ein Kunst-Text geworden. Dass jemand, der kurz vor dem Aus steht, sagt, er hätte viel Grund zur Freude (weil er – wenn auch nur im Geist – noch einmal all die schönen Dinge machen konnte) ist zwar ein poetischer Gedanke, aber so ungewöhnlich, dass es mir schwerfällt, das so anzunehmen.

Ich hatte vor Jahren einige Zeit mit Todgeweihten zu tun und habe es nicht sehr oft erlebt, dass diese Menschen ihren Frieden gefunden haben. Kurzum: Das Ganze klingt in meinen Ohren nicht sehr authentisch.

Andererseits gibt es natürlich auch literarische Vorbilder, die merkwürdige Sachen von Leuten schreiben, die kurz vor dem Tod stehen. Habe gerade noch mal Der Fremde von Camus gelesen. Das sind dort auch sehr schräge Gedanken, aber im Unterschied zu Deinem Text wird mir das wegen der Gesamtpersönlichkeit des Protagonisten klarer. Der ist auch so ein durch und durch schräger Typ, also geht er mit seinem Tod auch auf eine besondere Weise um.

Als Autor sucht man natürlich die Story. Eine Geschichte zu schreiben, über einen Todkranken, den im Angesicht der letzten Tage auf Erden die schiere Panik und Verzweiflung packt, wäre wohl keine ungewöhnliche Geschichte. Aber ich würde sie glauben. Soviel erst mal von mir dazu.

Gruß Achillus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo JackOve,

ich muss gestehen, dass ich nur schwer in deinen Text gefunden habe.

Der Anfang mit der Minivase, aus der Bäume wachsen usw. usf. scheint aus psychoiden Zusammenhängen zu bestehen, mit denen ich nichts anfangen kann.

Vielleicht darf ich diesen Absatz gar nicht rational angehen, sonst käme ich auf folgende Gedanken:

Aus einer Minivase (max. 10 cm hoch), die auf einem Schreibtisch, der vermutlich in einem Zimmer (ca. 2,5 m hoch) steht, wachsen 6 Bäume (ca. 5 - 15 m hoch), deren Wurzeln in einem See (unter NN) liegen. :confused:

Ich musste ein paarmal überlegen, ob ich weiterlese. Aber zum Glück war ja nur der erste Absatz so ... überwiegend komisch.

Im nächsten Absatz sitzt jemand im Garten, der eine merkwürdige, archaische Sprache verwendet und über Rousseau schwadroniert. Auch wenn ich mich jetzt als (Kultur)Banause oute, aber mit diesem Wandersmann (?) – Zitat: „brach mit gerade einmal sechzehn Jahren zu seiner ersten Wanderung auf“ – kann ich nichts anfangen.
Dann wird nochmal Sokrates angeschnitten ... Hm.

Vor neun Monaten kam die Diagnose, ich bat um eine Kopie des Arztberichts.
Hier kommt der ganz große Stilbruch und ich frage mich, warum du nicht schon vorher so „normal“ geschrieben hast. Entweder – oder. :Pfeif:

Nun ja, ich hätte mir gewünscht, der Prota hätte Rauschmittel genommen, so dass sich zumindest der merkwürdige Anfang als eine Art Traum oder Spinnerei herausgestellt hätte.

Wir haben also einen Mann, der erfährt, dass er unheilbar krank ist, der nochmal die Welt bzw. Nordeuropa besucht hat, Sex hatte (seine Freundin betrügt!), jetzt an Rousseau denkt und seine Lieben (außer dem Freund, wo er jetzt untergetaucht ist, der es aber selber nicht für nötig hält, ihm Beistand zu leisten, sondern verreist ist) glauben lässt, er wäre nicht zuhause, sondern noch auf Achse.

weiß, dass ich egoistisch handele,
Weil er verreist ist? Aber dafür hätte doch jeder Verständnis, wenn er ihnen vorher von der Krankheit erzählt hätte.
Dass er seine Perle betrogen hat? Tja, dazu kann ich jetzt nichts sagen, außer, dass er seine Freundin doch nicht so geliebt hat.

Die Briefe, die ich ihnen hinterlasse, deren Zustellung nach meinem Tode garantiert ist, sorgen gewiss für Bestürzung
Anstatt Briefe zu schreiben und sich zurückzuziehen, müsste er doch eigentlich seine letzen Tage mit seinen Liebsten verbringen wollen.

Ist natürlich Geschmacksache, aber mir hätte es besser gefallen, die Sprache wäre einheitlich. Und wenn, dann nicht so altertümlich, künstlich. Der Prota ist doch erst 27, da passt das m.E. nicht recht. Und es geht ja im Text nicht daraus hervor, dass er z.B. beruflich mit der altmodischen Sprache zu tun hat. Warum also?

Schönes Wochenende.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hey JackOve,

auch ich hatte mich bisschen schwer mit dem Text, so richtig wollte der Funken auf mich nicht überspringen. Die Gründe dazu sind recht verschieden. Zum einen habe ich mich mit so "romantisch" verklärten Krebsdiagnosen recht schwer - und irgendwie ist dein Text das schon, das große Abenteuer Leben noch mal aus vollen Zügen genießen, weil der Tod einen dazu drängt. Ich glaube, wenn man jung ist, ist es mit dem Genießen mit der Aussicht auf den Tod wirklich eine schwierige Kiste. Und dein Text konnte mich auch nicht davon überzeugen, dass es Menschen gibt, die das können. Von daher fühlt es sich für mich mehr nach Wunsch des Autors an, als echt. Er wirkt eher so auf mich: Diagnose Krebs ist ein Freibrief auf den Wunschtraum von Leben. Frei von allen Alltagszwängen (auch den finanziellen) die Welt bereisen, Menschen kennenlernen, guten Sex haben und die einzige Frage, die sich einem stellt, ist die nach dem Sinn des Lebens.
Später im Text, als es darum geht, das er seine Familie und Freundin nicht mit seinem Tod "belasten" will, da habe ich ganz schön geschluckt. Der Protagonist sagt zwar selbst, dass dies ein egoistischer Gedanke ist, dass habe ich nur abgenickt. Nicht nur, dass er ihnen die Möglichkeit verwehrt, sich von ihm zu verabschieden, er hinterlässt ihnen auch ein schönes Paket Vorwürfe, die aufzuarbeiten sicher zur Trauer ein ordentliches Stück Arbeit bedeuten. Hätte ich es nicht doch erkennen müssen, hätte ich ..., hätte, hätte ... fällt mir wirklich schwer da Verständnis für aufzubringen. Aber klar, jeder stirbt seinen eignen Tod und ich will gar nicht abstreiten, dass auch dies ein Weg ist, den Menschen wählen. Also, dass ist jetzt so ein subjektives Ding von mir. Da bin ich wirklich eher bei denen, die im Leben zurückbleiben.

Was mich aber wirklich brennend interessiert, warum entscheidet sich ein Autor ein solches Thema mit einem Rätsel um einen Raumduftspender (oder wie die Dinger heißen) zu eröffnen? Was hat der damit zu tun? Und warum dann auch noch so nebulös verklausuliert? Erster Absatz, Anfang der Geschichte ... ein Duftspender. Wozu? Wegen dem Gegensatz von ich sterblich, das Ding nicht? Tja, was nicht lebt, kann auch nicht sterben - dieser Erkenntnis schenkst Du den ersten Absatz? Geht mir nicht in den Kopf. Kurz, bei mir funktioniert das nicht. Null.

Schwieriges Thema haste da angepackt, die Latte selbst sehr hoch gelegt. Mich hat die Umsetzung nicht überzeugt, aber das Risiko geht man mit schwierigen Themen immer ein. Das ganz große Drama braucht (aus meiner Sicht) viel Können und Lebenserfahrung. Und mit der Kombi von Tod und Leben genießen wirds nicht leichter ;).

Beste Grüße und Danke für deinen Text!
Fliege

 

Hi Jack,

ich finde deine Geschichte sehr schön zulesen. Sie ist kurzweilig und erzeugt bei mir eine traurig-schöne Stimmung.
Leider gefällt mir weder der Anfang noch das Ende. Ich muss zugeben, ich hatte verständnis Probleme im ersten Absatz, wo das ganze nun überhaupt spielt und wovon der Protagonist redet. Das Ende (eher gesagt das 'und ich bin schuld) passt nach meinem Empfinden nicht zur Stimmung des restlichen Textes.

Irgendwie hat er doch seinen Frieden gefunden, erinnert sich nochmal, erklärt sich ... das scheint mir alles stimmig, friedvoll und abschließend. Da braucht es doch kein Schuldeingeständnis bzw. eine Schuldzuweisung, oder?


Lass dich aber nicht verwirren, dein Text hat mir sehr gut gefallen. Viel neues kann ich nicht beitragen.

Wir lesen uns.

Beste Grüße,

Sonne

Ich schreibe guten Grundes vom Schein, schließlich habe ich das Leben, nun da es dem Ende naht, zwar zu schätzen gelernt, nicht aber verstanden.

ich glaube, die große Kunst liegt darin zu erkennen, dass das Leben keinen Sinn hat - und man deshalb gar nichts verstehen kann, weil es nichts zu verstehen gibt.

 

Hallo JackOve,

deine Geschichte macht mich irgendwie ratlos. Dein Protagonist bleibt mir leider ein wenig fremd, das mag aber an meinem ganz persönlichen Geschmack liegen. Mir ist das einfach ein wenig zu sehr herumphilosophiert.

Weißt du, was ich mich am Ende der Geschichte gefragt habe? Ob nicht all seine Reisen erfunden waren. Ob er sich all diese Geschichten nur zusammenspinnt und in Wahrheit in Lübeck sitzt. Das wäre furchtbar traurig und so ist dieser Text sicher nicht gemeint, aber der Gedanke kam mir.

Ich spüre das Eis in seinen Wanderstiefeln, den Schnee in seinem Nacken und die Kälte seiner Hände, als ich einen letzten Blick auf den Arztbericht werfe.
Dieser Satz hat mich getroffen, das ist sehr eindringlich. Ich glaube, davon hätte ich mir mehr gewünscht.

Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo JackOve,
gelesen und aus dem Bauch:
Neben Deinem Protagonisten sitze ich am Baumstamm angelehnt, rieche den Zigarettendampf und schaue mit ihm den sich kräuselnden Rauchwolken nach, die wie seine assoziativen Gedanken davonziehen. Diesem Gedankenstrom über die letzten Dinge, die nie zu Ende gedacht sind, weil sie ihre Gehemnisse nicht preisgeben, bin ich sehr gern gefolgt. Der melancholische Duktus, der ganz kurze Blick in die Weltreise mit den knappen Stationen. Das finde ich plausibel und berührend.
Letztlich aber nicht so berührend, wie ich es gerne spüren würde. Für mich liegt das an der durchgängig elaborierten Sprache, die gut gearbeitet einen antiquierten Tonfall aufgreift und in einem anderen Kontext, in dem es um Künstlichkeit und Distanziertheit geht, funktioniert. Das ist aber hier nicht die Situation. Hier wird ein Bekenntnis abgegeben, und zwar ein letztes, und das müsste vom Stil meiner Meinung nach heißen: Farbe bekennen, runter mit der Sprachnoblesse, zur Sache, Schätzchen. Wenn er so assoziiert, auch gerne über den Tod des Sokrates oder andere Superdenker, dann fände ich einen spontanen Tonfall, der dann auch die Spur der Sprachvorsicht verlassen kann in Richtung Groll oder Wut oder Sehnsucht in einer ganz ungefilterten Form, viel besser und ergreifender. Authentisch mag ich gar nicht sagen, weil es mittlerweile so ein Allerweltsparadigma ist. Aber da würde es passen.
So ist Dein Text ein wenig ein Gehen wie auf Eiern, ja keine Schale zerbrechen, damit alles sauber bleibt. Aber es ist nichts sauber. Des Ende vor Augen darf und muss sich was auflösen und selbst sein.
Das Thema finde ich einen wunderbaren Ansatzpunkt, wenn man in der Situation von wunderbar sprechen mag. Die Disposition des Textes finde ich sehr stimmig.
Herzlich
rieger

 

Lieber erdbeerschorsch,

danke für deinen Nachtrag.

Und diesen Eindruck habe ich schon gehabt. Das Blitzen war mir am unklarsten, und ich muss sagen, dass ich das Blitzen des Feuerzeugs da auch etwas schwach finde, solche Blitze würden mich auch nicht beeindrucken.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft es mich schon enttäuscht hat, festzustellen, dass ein Songtext, der mir extrem viel bedeutet(e), in dem ich so viel zwischen den Zeilen lesen konnte, für den Schreiber selbst keine besondere Bedeutung hatte. All Apologies von Kurt bzw. von Nirvana ist ein gutes Beispiel dafür.
Darum vergiss bitte, was ich mir beim Schreiben vorgestellt habe, und lass deinen eigenen Vorstellungen freien Lauf. Das ist doch gerade das Schöne an der Literatur. 

Hab ich mir noch mal angeschaut, kapier ich aber nicht. "Damit" sagt aus, dass das die Absicht der Australierin war. "Weil" kann ich nicht anders verstehen, es ist nur unklarer formuliert.
Viel hat sich geändert, der Satz ist trotzdem geblieben. „Damit“ verwende ich nicht, da es, wie du selbst schreibst, die Absicht der Australierin impliziert. Sie kann diese Absicht aber gar nicht haben, da sie nicht weiß, dass meine Figur an Lungenkrebs im Endstadium leidet. Ich denke, das sollte jetzt deutlicher aus dem Text hervorgehen. „Weil“ schreibe ich, weil es eben so ist, dass er sie nach dem Laufpass am meisten liebte, da das Wissen des nahenden Todes durch das in dem Moment überwiegende Gefühl, den Verlust ihrer Liebe, in Vergessenheit geriet.

Ich danke dir für deine Zeit und dein Interesse!

***

Hallo Achillus,

da hast Du ein extrem schwieriges Thema gewählt. Ich denke, wenn man so richtig ehrlich zu sich selbst ist und ein bisschen darüber nachdenkt, wird man sich eingestehen müssen, dass man als gesunder oder halbwegs gesunder Mensch keine Ahnung hat, wie sich ein Todkranker fühlen mag.
Da hast du völlig recht und daran ändert sich auch nichts, wenn ich dir sage,
Natürlich kenne ich Dich nicht, weiß nicht aus welcher Erfahrung Du heraus schreibst
,
dass ich in den letzten Jahren mehr meiner liebsten Menschen verloren habe, als mir lieb ist. Der Tod schwebt immer über uns und ist doch nicht greifbar, wenn wir ihn verstehen wollen.

Ich hatte vor Jahren einige Zeit mit Todgeweihten zu tun und habe es nicht sehr oft erlebt, dass diese Menschen ihren Frieden gefunden haben. Kurzum: Das Ganze klingt in meinen Ohren nicht sehr authentisch.
Ich will dir nicht widersprechen, wirklich nicht, da ich verstehe, dass du die Authentizität in Frage stellst – das tue ich selbst -, aber dennoch darauf verweisen, dass meine Figur ihren Frieden nicht gefunden hat. Weder in der alten Fassung, die du gelesen hast, noch in der neuen, die ich gerade hochgeladen habe. Das Gerüst ist das gleiche geblieben, die Zweifel und Gewissensbisse sind nach wie vor das, was am Ende bleibt, aber einiges hat sich trotzdem geändert. Zum Beispiel habe ich den „Grund zur Freude“ ersetzt. Obwohl „Segen“ die Aussage nicht gerade abschwächt, denke ich, dass sich die Passage nun insgesamt stimmiger liest.

Eine Geschichte zu schreiben, über einen Todkranken, den im Angesicht der letzten Tage auf Erden die schiere Panik und Verzweiflung packt, wäre wohl keine ungewöhnliche Geschichte. Aber ich würde sie glauben.
Das ist sie noch immer nicht – wird sie auch nicht, dafür vielleicht aber eine andere -, und doch denke ich, dass ich mit der Überarbeitung einen Schritt in die richtige Richtung gemacht habe. Dabei war mir dein Eindruck eine Hilfe!

Vielen Dank und liebe Grüße.

***

Hallo GoMusic,

schön, dass du vorbeischaust und bis zum Ende dran geblieben bist, obwohl du berechtigte Schwierigkeiten hattest.

Auch wenn ich mich jetzt als (Kultur)Banause oute, aber mit diesem Wandersmann (?) – Zitat: „brach mit gerade einmal sechzehn Jahren zu seiner ersten Wanderung auf“ – kann ich nichts anfangen.
Dann wird nochmal Sokrates angeschnitten ... Hm
Du bist sicher nicht der einzige, der nichts mit Rousseau anfangen kann. :D Ich mag ihn gerne, meine Figur ebenso (vielleicht trifft es Hassliebe ganz gut) und in der neuen Fassung hat sich einiges an den philosophischen Passagen geändert. Ich habe versucht, den Bezug, den meine Figur zu Rousseau hat, herauszuarbeiten und Sokrates gestrichen, da es den Guten nicht braucht. Vielleicht kannst du ja jetzt eher etwas damit anfangen.

Nun ja, ich hätte mir gewünscht, der Prota hätte Rauschmittel genommen, so dass sich zumindest der merkwürdige Anfang als eine Art Traum oder Spinnerei herausgestellt hätte.
Der Anfang lässt dir aber auch keine Ruhe, oder? :D Ich mag den sehr gerne, fast am liebsten von der ganzen Geschichte und den einzigen Kompromiss, zu dem ich bereit bin, habe ich bereits umgesetzt, indem ich das Bild auflöse.

Weil er verreist ist? Aber dafür hätte doch jeder Verständnis, wenn er ihnen vorher von der Krankheit erzählt hätte.
Das ist ja gerade der Knackpunkt, der Konflikt meiner Geschichte. Hat er nicht, und dafür schämt er sich. Kannst du dir vorstellen, was das für Qualen sein müssen? Die Sehnsucht nach seinen drei, eigentlich nur zwei Liebsten und die Schuldgefühle erst … Er hat sie sich ja selbst zuzuschreiben, daher erwarte ich nicht, dass sie verstanden werden, aber sie sich vorzustellen, das sollte möglich sein, hoffe ich.


Ist natürlich Geschmacksache, aber mir hätte es besser gefallen, die Sprache wäre einheitlich. Und wenn, dann nicht so altertümlich, künstlich.
Ich hoffe, das ist mir gelungen. Verschachtelt sind immer noch einige Sätze, altertümlich sollten sie aber nicht mehr klingen.

Danke für deine Zeit und liebe Grüße an dich!
***
Hallo Fliege,

ich möchte dir in keinem deiner Punkte widersprechen. Du hast recht, das ist ein schwieriges Thema, und selbst wenn der Text sonst wohin gelobt worden wäre, würde ich mir nie anmaßen zu behaupten, das Thema richtig angepackt zu haben. Restlos zufriedenstellend könnte ich mich vielleicht in eine Figur hineinversetzen, die sterben möchte, nicht aber in eine, die sterben muss. Versucht habe ich es trotzdem und das ist es, was dabei rausgekommen ist.

Er wirkt eher so auf mich: Diagnose Krebs ist ein Freibrief auf den Wunschtraum von Leben. Frei von allen Alltagszwängen (auch den finanziellen) die Welt bereisen, Menschen kennenlernen, guten Sex haben und die einzige Frage, die sich einem stellt, ist die nach dem Sinn des Lebens.
Ich kann das nachvollziehen, finde es aber trotzdem extrem schade, dass mein Text diese Wirkung auf dich hat. Die Diagnose Krebs ist so ziemlich das Schlimmste, was uns Menschen passieren kann, und verherrlichen möchte ich diese furchtbare Krankheit in keiner Weise.
Mein Fokus liegt genau genommen ja gar nicht auf dem Krebs (könnte ich aufgrund familiärer Vorgeschichten beim Schreiben auch nicht ertragen), sondern auf dem Tod, den die Erkrankung zur Folge hat, und den Entscheidungen, die meine Figur daraufhin trifft und die ich den Leser selbst beurteilen lasse.
Ich bin übrigens bei dir, also bei den Lebenden und verurteile die Entscheidungen meiner Figur nicht weniger als du.

Was mich aber wirklich brennend interessiert, warum entscheidet sich ein Autor ein solches Thema mit einem Rätsel um einen Raumduftspender (oder wie die Dinger heißen) zu eröffnen? Was hat der damit zu tun? Und warum dann auch noch so nebulös verklausuliert? Erster Absatz, Anfang der Geschichte ... ein Duftspender. Wozu? Wegen dem Gegensatz von ich sterblich, das Ding nicht? Tja, was nicht lebt, kann auch nicht sterben - dieser Erkenntnis schenkst Du den ersten Absatz? Geht mir nicht in den Kopf. Kurz, bei mir funktioniert das nicht. Null.
Seine Machtlosigkeit, ist das erste, was mir zu meinem Bild einfällt. Es liegt nicht in seiner Hand, etwas an seinem feststehenden Tod zu ändern.

Ich danke dir für deinen Kommentar, über den ich lange nachgedacht habe!

***

Hallo schwarze sonne,

freut mich, wieder von dir zu lesen.

Irgendwie hat er doch seinen Frieden gefunden, erinnert sich nochmal, erklärt sich ... das scheint mir alles stimmig, friedvoll und abschließend. Da braucht es doch kein Schuldeingeständnis bzw. eine Schuldzuweisung, oder?
Dein Lob, also dass du die Geschichte gerne gelesen hast, ging runter wie Öl, danke dafür, aber hier muss ich dir widersprechen. Meine Figur ist ganz weit entfernt davon, ihren Frieden zu finden. Das ist es ja gerade, was so schade ist, da er die Erlebnisse seiner Reise vollends auskosten könnte, wenn da nicht die Schuldgefühle wären, die er sich seiner Entscheidung wegen selbst zuzuschreiben hat.

ich glaube, die große Kunst liegt darin zu erkennen, dass das Leben keinen Sinn hat - und man deshalb gar nichts verstehen kann, weil es nichts zu verstehen gibt.
Diese Sichtweise kann ein Segen sein, glaube ich, und ich beneide jene, die diese mögliche Erkenntnis dahingehend auslegen können, ihr Leben so sinnvoll, pardon :D, so glücklich wie möglich zu leben.

Wegen deiner beiden Kritikpunkte warne ich mal vor, dass sich die neue Fassung für dich eher nicht zu lesen lohnt. Falls du trotzdem Lust hast, hätte ich aber natürlich nichts dagegen .

Danke dir und bis zu deinem nächsten Text!

***

Hallo RinaWu,

du kommentierst, glaube ich, zum ersten Mal bei mir. Freut mich 

deine Geschichte macht mich irgendwie ratlos. Dein Protagonist bleibt mir leider ein wenig fremd, das mag aber an meinem ganz persönlichen Geschmack liegen. Mir ist das einfach ein wenig zu sehr herumphilosophiert.
Ich habe beim Schreiben der zweiten Fassung auch festgestellt, dass die Figur herzlich wenig von sich preisgibt. Das ist jetzt anders, aber ich bin mir nicht sicher, ob dir die Ergänzungen genügen …

Weißt du, was ich mich am Ende der Geschichte gefragt habe? Ob nicht all seine Reisen erfunden waren. Ob er sich all diese Geschichten nur zusammenspinnt und in Wahrheit in Lübeck sitzt. Das wäre furchtbar traurig und so ist dieser Text sicher nicht gemeint, aber der Gedanke kam mir.
Der Gedanke kam mir beim Schreiben auch, als sich Glas XY dem Ende neigte :D … Dein Kommentar hat diesen Gedanken dann erneut hervorgerufen und vorrübergehend fand ich das, um ehrlich zu sein, gar nicht so schlimm. Mittlerweile bin ich mir aber sicher, dass das nicht der vordergründige Gedanke sein sollte, und habe die Passage um seine Reise dementsprechend erweitert. Das Erlebnis vor der Karaokebar erscheint mir zu schön, als dass es nur ein Traum sein könnte …

Danke dir für deinen Besuch und deine Gedanken!

***

Hallo rieger,

freut mich, dass du den Weg zu meiner Geschichte gefunden hast. Dein Debut ließ „damals“ meine Liebe zu Jim wieder aufflammen.  Was gibt es passenderes, als in der Straßenbahn „People are strange“ zu hören?

Dein Kommentar hat mich nicht nur gefreut, sondern beim Schreiben der zweiten Fassung sehr beeinflusst. Ich „ziehe meiner Figur die Hosen runter“, wie du es vorgeschlagen hast, und bin mit der neuen Fassung definitiv zufriedener! Vielleicht hast du ja Lust, nachzuschauen, ob es sich nun auch für dich stimmiger bzw. authentischer liest.

Vielen lieben Dank!

***

Danke nochmal an alle und sorry für meine verspätete Reaktion.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo ihr Lieben,

ich habe meine Geschichte gründlich überarbeitet, beinahe jeden zweiten Satz umgekrempelt und bin nun nicht nur schlauer, sondern auch zufriedener als zuvor. Dafür möchte ich euch herzlich danken. Falls ihr Lust habt, nochmal einen Blick auf den Text zu werfen, würde mich das natürlich freuen!

Liebe Grüße,
JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber JackOve,

ich habe die Neufassung deiner Geschichte mit Neugier gelesen, weil ich wissen wollte, wieviel von der ursprünglichen übrig geblieben ist.

Was finde ich jetzt? Eine eingecremte, glatte, für ein großes Lesepublikum bestimmt gut zu verkraftende Geschichte über ein ernstes Thema. Keine rauen Stellen mehr, an denen man sich scheuern kann.

Du merkst schon, das ist keine Kritik, sondern das Bedauern darüber, dass die Einzigartigkeit, der Mut zum sprachlichen Experiment, weitgehend geopfert worden ist. Das klingt jetzt elitärer, als ich es meine.

Ich finde es halt schade, wenn die Ungeduld des Lesers verhindert, dass man sich auf einen Text zwei oder dreimal einlässt. Ich weiß wohl, dass eine Challenge Zeitdruck verursacht, weil man ja möglichst viel lesen und kommentieren möchte. Was sich nicht sofort erschließt, legt man erst Mal zur Seite (find ich nicht verkehrt). Oder, geübte Krieger können das sehr gut, man formuliert gleich Verbesserungsvorschläge.

Mir kommt da ein literarischer Klassiker in Sinn: Der grüne Heinrich von Gottfried Keller. Die zwei Versionen lösten seinerzeit lebhafte Diskussionen aus. Nicht wenige Kritiker bedauerten den Verlust an Spontaneität, wie sie die erste Fassung auszeichnet.

So geht es mir jetzt mit deinem Text. Das ist aber nur meine sehr persönliche Sicht. Du sagst ja, dass du jetzt ganz zufrieden bist. Dann soll's auch so sein.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

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