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Die Kampflesbe

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20.12.2002
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Die Kampflesbe

Meine Freunde meinen, eine Kampflesbe als Mitbewohnerin zu haben sei ein Luxus. Da müsse man keine Angst vor Einbrechern haben.
„Aber was ist mit der Kampflesbe“, frage ich, „muss man denn keine Angst vor ihr haben?“
„Nein“, sagen sie, „sie ist nur eine Frau.“

Ich habe trotzdem Angst vor ihr. Die Kampflesbe ist vor zwei Wochen eingezogen, und ich höre jede Nacht, wie sie mit sich kämpft. Sie ersticht sich mit Bananen, verstümmelt sich mit Gurken, erniedrigt sich mit Zucchinis. Das Obst finde ich später im Bioeimer – schleimig und unversehrt.
Tilo schließt daraus, dass Kampflesben verschwenderisch seien, schließlich hungern Kinder in Afrika.
Jason findet, das Obst sei eher ein Indiz dafür, dass Kampflesben einen Schwanz brauchen. Mit einem Schwanz könne man nämlich aus jeder Kampflesbe eine Friedenslesbe machen.
Botan stimmt dem zu. Mit seinem Schwanz könne man sie sogar in Frauen verwandeln, sagt er, richtig gute Frauen, die auf Knien blasen und beim Kochen mit dem Hintern wackeln.
Wir sind bei mir im Zimmer. Tilo, Jason, Botan und ich.
Tilo und Jason sind eineiige Zwillinge, und nur für Kenner auseinanderzuhalten. Beide sind ziemlich böse Jungs, mit schwarzen Haaren und platt gedrückten Nasen. Wenn sie wütend werden, regnet es Fäuste aus allen Richtungen. Zusammen sind sie fast unschlagbar.
Doch Botan ist die absolute Macht in unserem Block. Er ist ein Killer, ein Brecher, ein Sturm. Seine Schultern sind so breit, dass er sich zur Seite drehen muss, wenn er durch Türen geht. Seine Haut ist dunkel, seine Stimme klingt wie ein Kontrabass. Gerüchten zufolge fließt Blut aus vier Kontinenten in seinen Adern. Er dürfte nicht viel älter als Mitte zwanzig sein, doch er ist gezeichnet. Er hat viele Narben und Schrammen und Brandflecken im Gesicht, dazu einen schmalen modischen Bartstreifen, der seinen kräftigen Kiefer betont. Vor ein paar Jahren haben Tilo und Jason sich mal mit ihm angelegt. Am Ende hat er sie wie Bud Spencer an den Haaren gepackt und zusammengeknallt. Seitdem gehört der Block ihm.
Botan meint, wir sollten rüber gehen, und es der Kampflesbe ordentlich besorgen.
„Sie ist nicht da,“ sage ich.
Egal, dann sehen wir uns halt ihr Zimmer an. Er wolle schon immer wissen, wie Kampflesben so leben. Das sei doch eine nette Idee, nicht wahr, Jungs?
Botan hat immer nette Ideen, manchmal frage ich mich schon, wo er die alle herhat. Tilo und Jason nicken gierig.
„Aber sie könnte ja jeden Augenblick zurückkehren“, erwidere ich.
Jason lacht. Ob ich meine Eier etwa an die Kampflesbe abgegeben hätte?
„Ich will nur keinen Stress. Ich muss ja mit ihr auskommen auf unbestimmte Zeit.“
Botan packt mich am Kragen. “Halt die Fresse, Schwanzlutscher! Wir gehen jetzt rüber!“

Bei der Kampflesbe hängen Poster von Jackie Chan und Bruce Lee an der Wand. Sie hat ein großes Bücherregal: Tolkien, Larsson, King, Lovecraft…, und in einer kleinen Kuschelecke – da liegen ganz viele bunte Kissen rum – steht ein Fernseher mit DvD-Player und Super Nintendo.
„Hey ihr Zimmer, ist ja viel cooler als deins“, sagt Jason. „Sie hat sogar einen Super Nintendo. Mit Mario Kart! Oldschool!“
Auch Botan ist beeindruckt. „Man kann sie ficken und hinterher Mario Kart zocken, nicht schlecht.“
Botan schaltet den Fernseher ein und breitet sich in der Kuschelecke aus. „Wer glaubt, dass er eine Chance gegen mich hat?“
Tilo setzt sich neben ihn. „Ich bin Mario.“
„Nein, ich bin Mario.“
Jason inspiziert währenddessen das Zimmer. Er durchwühlt Schubladen und wirft Unterwäsche auf den Boden. Boxershorts, Socken ... nichts Aufregendes.
„Glaubt ihr, hier liegen irgendwo Dildos rum?“, fragt Jason. „Bestimmt liegen hier irgendwo Dildos rum.“
„Sie benutzt doch Obst“, sagt Botan.
Jason schüttelt den Kopf. „Sie benutzt sicher nur zur Abwechslung Obst. Jede gute Kampflesbe hat eine Dildosammlung, habe ich mal auf Spiegel-TV gesehen.“
„Halt's Maul“, sagt Botan. Er hat es nicht so gern, wenn man ihm widerspricht.
„Blitz!“, jault Tilo.
Botan haut ihm den Kontroller aus der Hand.
„Hey!“
Botan lacht. „Niemand schlägt mich bei Mario Kart!“
„Was macht ihr in meinem Zimmer?“
Ich zuck zusammen.
Die Kampflesbe steht in der Tür, Hände in die schmalen Hüften gestemmt. Sie trägt Jeans und ein weißes Tank-Top. Die Haare sind kurz geschoren, die drahtigen Arme tätowiert, die schwarzen Augen zischen echsenartig hin und her.
Das sieht nicht gut aus.
Jason krabbelt unter ihrem Bett hervor. Er hält einen Umschnalldildo in der Hand. Einen Augenblick lang herrscht Stille. Im Hintergrund seufzt Mario: „Mama Mia!“
„Leg das sofort zurück“, sagt die Kampflesbe. Ihre Stimme ist rau und kratzig, wie Glasscherben.
Jason zögert.
„Gib das mir!“, sagt Botan. Er steht auf, nimmt den Umschnalldildo in die Hand, sieht ihn sich genau an, grinst. „Weißt du, wenn man einen Schwanz hat, braucht man so was nicht.“
„Verlass sofort das Zimmer“, sagt sie Kampflesbe. Sie wirft mir einen mörderischen Blick zu, den ich nicht erwidern kann. Die Echsenaugen sind mir unangenehm.
Botan läuft auf sie zu. „Das möchtest du gern wieder haben, ja? Ich kann dir das Original geben ...“
Die Kampflesbe gibt Botan einen Tritt in die Eier.
Seine Augen weiten sich, er grunzt, Speichel tropft aus seinem Mund.
Volltreffer.
Botan versucht auf die Beine zu bleiben, doch die Schmerzen sind zu stark, er fällt auf die Knie, hält sich die Eier fest.
„Du Schlampe!“, schreit er, seine Stimme eine gute Oktave höher als sonst.
Die Kampflesbe verzieht keine Miene. Sie holt weit aus und schlägt ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
Klatsch!
Ich blinzele mehrmals. Das ist nicht zu glauben. Mit der flachen Hand schlägt sie Botan? So, wie man kleine Hosenscheisser schlägt? So, wie man Frauen schlägt!
Das hätte sie nicht tun dürfen ...
„Pack sie!“, brüllt Botan.
Die Kampflesbe tritt ihm mit dem Stiefel ins Maul, dann holt sie etwas hinter ihrem Kleiderschrank hervor.
Tilo steht auf, rennt auf sie zu und sieht das Samuraischwert viel zu spät.
„Oh Sch...“, sagt er noch, dann enthauptet ihn die Kampflesbe. Das Schwert fliegt durch seinen Hals wie Luft. Tilo läuft eine halbe Sekunde weiter, dann fällt ihm der Kopf von den Schultern.
„Nein!“, schreit Jason. Er rennt hin, hebt den Kopf vom Boden auf und blickt fassungslos in die Augen seines Zwillingsbruders. Und Tilo blickt genau so fassungslos zurück. Sie sehen immer noch identisch aus. Tilo hat etwas Farbe verloren – das Blut plätschert aus seinem Hals – aber der Gesichtsausdruck ist derselbe.
Botan ist bewusstlos. Ich stehe mitten im Raum, kann mich nicht bewegen. Die Kampflesbe geht in Kampfstellung: Oberkörper gebeugt, linkes Bein vor dem rechten. Sie hält das Schwert vor sich her und rotiert es langsam.
„Was ist denn da los?“, schreit jemand aus der Küche. Die weibliche Stimme durchfährt mich wie ein kalter Windstoß.
Nicht noch eine!
„Es ist alles in Ordnung“, schreit die Kampflesbe. „Ich habe alles im Griff!“
Eine kleine Blondine betritt den Raum und sieht sich um. Sie kaut Kaugummi und schmatzt dabei. Ihre Fingernägel sind lang und weiß, wie Krallen.
Aber das ist doch nicht ... Lena? Die heiße Stripperin aus dem achten Stock? Was macht sie denn hier?
Lenas Augen bleiben auf Jason ruhen. Er sitzt auf dem Boden, weint und wiegt den Kopf seines Bruders hin und her.
„Das sieht aber nicht ganz aus“, sagt Lena.
„Mach dir keine Sorge, Kleines“, sagt die Kampflesbe. „Die Männer sind eingebrochen und wollten uns vergewaltigen, ich hab einen enthauptet, die anderen mache ich gleich fertig. Ich habe alles im Griff.“
Die Kampflesbe legt ihren Arm um Lenas Taille, drückt ihr die Zunge in den Hals und begrapscht ihre Titten wie ... Obst muss ich schon wieder denken. Sie züngeln eine Weile, dann kommt Botan langsam wieder zu sich. Er fasst sich an den Mund und spuckt einen Zahn aus.
„Ich mach euch fertig“, sagt er. „Wisst ihr, wer ich bin? Wisst ihr, mit wem ihr es zu tun habt?“ Seine Stimme boomt.
„Noch ein Wort von dir, und ich schlitz dich auf!“, erwidert die Kampflesbe. Sie zeigt mit dem Samuraischwert auf ihn.
Botan sieht es und wird still.
„O scheisse, das ist ja Botan“, sagt Lena. „Was machen wir jetzt?“
„Ich denke, wir müssen sie alle kaltmachen, Baby.“
Lena mustert uns, zieht die gezupften Augenbrauen zusammen, leckt die roten Lippen. „Ich kenn die Jungs, sie machen nur Ärger.“ Sie öffnet ihre Handtasche und zückt eine Pistole. „Soll ich?“
Die Kampflesbe schüttelt den Kopf. „Ist nicht nötig, ich mach das gern mit dem Schwert. Ist leiser.“
„Stimmt.“
Die Kampflesbe läuft mit dem Schwert auf mich zu, Armmuskeln gespannt.
Ich hebe die Hände, laufe nach hinten. „Jetzt warte mal ... warte doch kurz ... es muss doch irgendeinen Weg geben. Wir müssen doch nicht mehr Blut vergießen als nötig ist.“
„Dein Blut ist nötig.“
„Aber wir können sicher irgendeine Vereinbarung treffen!“
Die Kampflesbe lässt das Schwert aus dem Handgelenk kreisen und lächelt zum ersten Mal, seit ich sie kenne. „Eine Vereinbarung sagst du? Was denn für eine Vereinbarung? Habt ihr Geld? Was könnt ihr uns bieten? Nichts ...“
Sie kommt noch näher.
„Jetzt warte mal! So funktioniert das nicht!“
Botan, der sich in die gleiche Ecke zurückzieht wie ich, kommt endlich auf die Beine. „Das stimmt“, sagt er. „Man bringt Leute nicht einfach um. Das verstößt gegen Kodex.“
Jason sieht vom Kopf seines toten Bruders auf. Er sitzt vor dem Fernseher in der Kuschelecke. Seine Stimme ist schwach und zart. „Ja das stimmt wirklich, Kampflesbe, wir sagen immer: Gib uns die Kohle!, oder: Spreiz die Beine!, oder so was ...“
Die Kampflesbe bleibt stehen, seufzt, streichelt nachdenklich ihr Kinn.
Dann hebt sie den Umschnalldildo vom Boden auf.
„Willst du oder soll ich?“ fragt sie Lena.
Botans Kinnladen fällt nach unten. „Das habe ich jetzt nicht gemeint.“
„Mach du, Schatz“, sagt Lena. „Ich schaue dir gerne zu.“
Die Kampflesbe schnallt sich den Dildo um.
Botan verschränkt die Arme. „Nie im Leben.“
„Jetzt komm schon, Botan“, sage ich. „Augen zu und durch, dann lässt sie uns leben! Nicht wahr, Kampflesbe?“
Sie nickt. „Klar ...“
Botan schüttelt den Kopf. „Schau dir doch das Ding an. Das ist so groß wie mein Arm! Lieber sterbe ich.“
Ich seufze. Vielleicht hat Botan recht. Der Dildo ist wirklich riesig. „Gibt es nicht irgendeinen anderen Weg?“, frage ich. „Du musst und doch eine Chance geben, du weißt schon, ein Wettkampf, eine Herausforderung. So machen wir Männer das, verstehst du? Wir kämpfen bis zum Tod ...“
Meine Worte zeigen Wirkung. Die Kampflesbe hält inne. Ihre gepiercten Nasenflügel blähen sich auf. „Wer von euch hat behauptet, dass er nie bei Mario Kart verliert?“
Botan streckt seine massige Hand. „Das war ich.“
„Gut. Wir fahren ein Rennen, ein einziges, und wenn du gewinnst, dann lassen wir den Dildo aus dem Spiel und ihr dürft gehen. Der Block gehört dann mir. Wenn ihr verliert, schlitze ich euch alle auf.“
Botan nickt, obwohl ich weiß, dass er keine Ahnung von Mario Kart hat. „Damit kann ich leben“, sagt er.
„Warte, Botan“, sage ich. „Lass mich fahren.“
Botan verzieht das Gesicht. „Hier geht’s um viel, das ist nichts für dich.“
„Botan, ich habe das früher jeden Tag gespielt, ich kann das, und ich habe dich vorhin fahren gesehen ...“
Botan mustert mich. „Schwanzlutscher, wenn du das verbaust, dann ...“ Er blickt zur Kampflesbe. „Darf er fahren?“
„Ist doch völlig egal, wer fährt“, sagte sie und streichelt den Dildo zwischen ihren Beinen. „Ihr verliert sowieso gegen mich.“

Ich setze mich neben der Kampflesbe vor den Fernseher. Lena steht dahinter, Pistole auf meinen Kopf gerichtet. Botan und Jason positionieren sich hinten mir.
„Ganz ruhig, Schwanzlutscher“, flüstert Botan mir ins Ohr, „konzentrier dich ganz auf das Spiel.“ Er massiert meine Schulter. „Das packst du schon.“
Jason flüstert in mein anderes Ohr. „Alter, wenn du das packst, dann nennen wir dich von nun an auch nicht mehr Schwanzlutscher, versprochen.“
Ich nicke, dann hält er mir den Kopf seines Bruders ins Gesicht. „Tu's für Tilo, Schwanzlutscher.“

Ich lasse meine Finger langsam über den Kunststoff gleiten, berühre jeden Knopf einzeln. Der Kontroller sitzt verdammt gut in meiner Hand ...
Ich denke an all die Stunden, die ich mit Spielkonsolen verbracht habe, all die Nächte, all die Wochenende, und mir kommen fast die Tränen. Plötzlich macht alles Sinn.
Mein ganzes Leben bin ich immer nur den anderen hinterher gelaufen. Ich bin mehrmals sitzen geblieben, konnte keinen Job halten, hatte nie eine Freundin.
Ich war einfach nicht für Leistung geschaffen, das versuchte ich anderen immer zu vermitteln, wenn man mir vorwarf, ich sei zu faul.
Doch mir glaubte niemand so recht, und wenn ich ehrlich zu mir war, ich auch nicht. Denn es gab eine Sache, die ich schon immer gut konnte, und das war Zocken. Während andere Vokabeln paukten oder sich im Fitnessstudio einen abschwitzten, spielte ich Mario Kart und Zelda und Final Fantasy und Donkey Kong ...
Und das war schön, ich tat das, was ich liebte, doch irgendwann verliert man den Anschluss. Irgendwann merkt man, dass die anderen Jungs viel besser kämpfen und dissen können als du. Man schaut zu, wie sie auf der Tanzfläche abgehen, wie sie mit Fußbällen jonglieren, wie sie Bong rauchen, ohne zu husten. Man lernt nie, wie man Frauen behandeln muss.
Und eines Tages wacht man dann auf und man hat den Spitznamen Schwanzlutscher. Man blickt in den Spiegel und sieht eine arbeitslose Jungfrau ohne Schulabschluss vor sich stehen, der seine komplette Energie in Videospielezocken investiert hat, eine Tätigkeit, mit der man weder Geld verdienen noch Frauen beeindrucken kann.
Und dann kommen Zweifel auf. Hätte ich vielleicht doch mehr Zeit in PC-Strategie-Spiele wie World of Warcraft investieren sollen? Da verdienen ja manche ganz gut.
Wäre es besser gewesen, wenn ich meine Ausbildung abgeschlossen hätte, anstatt hundertfünfzig Sterne bei Mario 64 zu holen und jedes Pokemon auf Level hundert zu trainieren?
Diese Fragen plagen mich schon länger, doch jetzt weiß ich, dass ich mich auf dem richtigen Pfad befand. Mein Bauchgefühl stimmte. Diese tiefe Befriedigung, die ich beim Zocken verspürt habe, diese eiserne Disziplin, mit der ich übte, war doch nicht sinnlos. Meine Zeit ist gekommen. All die Demütigungen, all die Rückschläge, all die verschämten Blicke bei den Familienfesten ... endlich darf ich zeigen, was ich kann. Bei diesem Rennen geht es um mehr als nur Leben oder Tod, es geht um Erlösung.
„Welche Strecke?“, fragt die Kampflesbe.
„Rainbow Street“, sage ich.
Sie nickt. „Gute Wahl.“
Die Rainbow Street führt den Fahrer auf einem pixeligen Regenbogen durch die Tiefen des Weltalls. Sie ist eine der legendärsten Mario Kart Strecken, und gerade auf dem Super Nintendo eine der schwierigsten, denn es gibt kein Geländer. Wenn man nur eine falsche Bewegung macht, stürzt man von der Strecke und verliert sehr viel Zeit. Ich habe die Strecke gewählt, weil hier Können erfordert ist. Auf dem Rainbow Street gewinnt der beste Fahrer.
Das Rennen beginnt, und ich spurte los.
„Gib Gas!“, schreit Botan.
Ich habe das Spiel seit einem Jahr nicht mehr gespielt, doch die Steuerung ist mir noch immer vertraut. Ich spüre, wie mein Hirn sich fokussiert, wie ich den gewohnten Tunnelblick bekomme. Mario bremst im allerletzten Moment, rutscht um Kurven und zündet seine Turbos genau zum richtigen Zeitpunkt, um eine maximale Beschleunigung zu erzielen.
„Mama Mia!“, schreit Mario.
„Gut so!“, schreit Botan.
Die Kampflesbe ist mir dicht auf den Fersen, auch sie hat was auf dem Kasten, das muss man ihr lassen, doch in mir hat sie ihren Meister getroffen. Ich lege ihr eine Banane in den Weg, optimal platziert. Sie rutscht darauf aus und fliegt von der Strecke.
„Du bist der Beste!“, jault Botan.
Ich lache laut auf. Ein Rennen umfasst drei Runden, und nach der Zweiten habe ich sie schon weit hinter mir gelassen.
„Schwanz-Lutscher, Schwanz-Lutscher!“, singen Jason und Botan hinter mir im Chor.
Der Name klang noch nie so schön in meinen Ohren. Ich hebe die Hand und sie schlagen ein.
In der dritten Runde bekomme ich sogar einen Stern, der mich noch schneller macht. Ich will die Kampflesbe jetzt nicht nur besiegen, ich will sie demütigen. Sie soll wissen, dass ich der ultimative Mario Kart Champion bin. Ich zische über den Regenbogen wie ein goldener Pfeil, fliege durch den Äther wie ein Komet – doch dann geschieht etwas. Eine Komplikation, ein Glitch in der Matrix, vielleicht auch ein Spielfehler, die Kurve ist nicht da, wo sie sein soll. Ich stürze von der Strecke.
„Alter, was machst du?“
Ich blicke nach links. Die Kampflesbe hat noch nicht aufgegeben. Luigi holt auf ...
Scheisse, wie lange dauert das noch? Wann stellen sie mich wieder auf die Strecke? „Los doch!“, schreit Botan, als ich endlich wieder fahren darf. „Los doch!“
Doch Luigi hat mich schon überholt.
„Gib Gas du Motherfucker!“, brüllt Jason. „Das ist die letzte Runde!“
Ich gebe alles, fahre mit Präzision und Wucht und Intensität, mein ganzes Können blitzt auf, und schon sehe ich die Prinzessin vor mir, ich habe sie fast, ich lehne mich in der Realität nach vorn ... und sie legt mir eine Bombe in den Weg. Ich kann nicht ausweichen.
Boom!
Das Rennen ist verloren. Die Kampflesbe düst locker ins Ziel und lächelt.
Ich lasse den Kontroller fallen, fahre gar nicht zu Ende.
Jason und Botan schütteln bestürzt den Kopf. „Alter, du warst so nah dran.“
Ich kann es nicht fassen. Mein Ganzes Leben dafür trainiert, und dann verloren? Kann das sein? War das mein Schicksal?
Die Kampflesbe gibt mir die Hand „Gut gefahren ...“
Ich nehme sie an. „Danke.“
„... aber nicht gut genug“
Lena wirft ihr das Samuraischwert zu.
Die Kampflesbe steht auf. „Ihr habt die Wahl, Schwert oder Dildo?“
Wir tauschen untereinander Blicke aus. Ich will Botan nicht in die Augen schauen, doch als ich es wage, werde ich überrascht. Keine Wut sehe ich da, keinen Hass, nur Angst spricht aus diesen großen braunen Augen. Er will nicht sterben.
„Ihr zuerst“, sagt er.
Ich weiß, warum er das sagt. Es geht um die Ehre. Nur wenn Jason und ich beide den Dildo wählen, kann er auch den Dildo wählen. Wählen wir beide das Schwert, muss er sterben – es sei denn, er wartet, bis wir tot sind, und entscheidet sich dann um. Das traue ich ihm fast zu, denn dann kann er sich einreden, er will uns rächen. Irgendwie biegt er sich das schon hin.
Doch wenn einer den Dildo wählt, und der andere das Schwert, kann er sich unmöglich auf die Seite des Feiglings schlagen. Es kann nicht sein, dass der große böse Botan sich lieber von einer Kampflesbe einen Dildo in den Arsch schieben lässt, als mit den Kameraden zu sterben.
Das geht einfach nicht.
„Ich nehme das Schwert“, sagt Jason.
„Also gut“, sagt die Kampflesbe.
Sie packt ihn an den Haaren und zerrt ihn in die Mitte des Raumes. Jason geht auf die Knie, klammert sich an den Kopf seines Bruders, schließt die Augen.
„Machs schnell“, sagt er, dann gibt er seinem Bruder einen Kuss auf die Stirn. „Bis gleich.“
Die Kampflesbe schwingt das Schwert, Jasons Kopf rollt ihm von den Schultern, Tilos Kopf fällt aus Jasons Händen, und beide Köpfe kullern nebeneinander im Blut, kommen zum Stillstand und sehen sich an. Im Tode vereint.
Die Kampflesbe dreht sich um. „Wer kommt als Nächster?“
Botan sieht mich an, reicht mir seine Hand. „Wir sterben alle zusammen“, meint er.
Doch ich schüttele nur den Kopf.
Sein Blick verdüstert sich. „Schwanzlutscher“, sagt er leise. „Du warst schon immer ein Schwanzlutscher.“
Er steht auf und geht neben Jasons Körper runter auf allen Vieren. Seine Jeans färben sich in der Blutlache dunkelbraun.
Die Kampflesbe braucht drei Schläge bis Botans Kopf ab ist. Und nach den ersten beiden lebt er noch. Sein Blut spritzt viel länger und ausgiebiger. Es sickert unter die Tür.
„Und du?“, fragt die Kampflesbe, die einiges von Botans Blut abbekommen hat. Sie wischt es mit dem Handrücken von den Mundwinkeln weg.
„Dildo“, sage ich.
„Gute Wahl.“
Die Kampflesbe streichelt den massiven Plastikpenis, schmiert es mit Gleitgel ein, sagt, ich solle die Hosen runter lassen und mich übers Bett bücken, ja genau so, ganz entspannt, dann tue es nicht so weh ...
Als ich den Dildo am Aftereingang fühle, durchzuckt mich der Gedanke, dass dieses Fiasko auch ein Neuanfang sein könnte. Vielleicht kann ich doch noch was aus mir machen. Immerhin bin ich jetzt keine Jungfrau mehr.

 
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Hallo JuJu

Kill Bill meets Mario Kart.

Sorry, aber hier verspielst du Potential. Für mich ist das kein Horror, sondern eher ein sinnloses Abmurksen mit Spieleinlage auf einem Pornoset.

Die bösen Buben, die da in die heiligen Hallen der Kampflesbe (- warum gibst du ihr keinen Namen? Immer nur "die Kampflesbe" wirkt auf die Dauer bemühend -) eingedrungen sind, könnte man so herrlich quälen mit Sachen, die eben über deren Vorstellungskraft hinaus gehen. Umschnalldildo und Samuraischwert, altbekannt, nix neues für diese Jungs, aber hast du die Blutegelzucht im Aquarium beim Fenster gesehen? Eben! Was lässt sich damit nicht alles anstellen, wenn man den einen bedroht, während der andere ...

Und was ist Toni Kart? Wenn du schon reale Produktenamen wie Nintendo, Zelda und Co erwähnst, dann kannst du auch gleich "mario kart" schreiben.
Überhaupt war die Spielszene viel zu lange beschrieben, ich kenne mario kart auswendig (dieses verfluchte Regenbogenland sowieso), aber wenn man nicht selber spielt, ist's langweilig. So auch hier, ich blätterte mich durch zur Entscheidung. Danach haut sie noch zweien die Köppe ab und der Looser kriegt den Dildo. Aus die Maus.

Wie du erkennen kannst, war mir das ganze etwas zu platt, eher wie so ein legaler Porno, der Gewalt andeuten soll, aber nicht wirklich Horror auslöst, was sich auch in der Schlussszene manifestiert.
(Ok, ich hasse eigentlich sinnlose Gewaltdarstellung, auch möchte ich jetzt hier kein torture porn lesen).
Aber da wählt der letzte Mohikaner den Riesen-Dildo, und sie reibt ihn auch noch mit Gleitgel ein. Nett für eine Vergewaltigerin.

Textkram:
Technisch ist die Story vorab ein Fall für die - äh - Fallfehlerabteilung, und hier sind sie:

Tilo läuft eine halbe Sekunde weiter, dann fällt ihm den Kopf von den Schultern.
der Kopf
Ich setze mich neben der Kampflesbe vor dem Fernseher.
den Fernseher
all die Nächte, all die Wochenenden,
Wochenende
Der Rainbow Street führt den Fahrer auf
"Die Rainbow Street ..." oder "Der Rainbow-Street Rundkurs ..."
einen Dildo in den Arsch schieben lässt, als mit dem Kameraden zu sterben.
den Kameraden
dann gibt er seinen Bruder einen Kuss auf die Stirn.
seinem Bruder

weitere Schnitzer:

„Das sieht aber nicht ganz aus“, sagt Lena.
Haha, Tilo sieht wirklich nicht mehr ganz aus.;)
Du meintest aber sicher: "Das sieht mir aber garnicht danach aus", oder so.
um Lenas Taille, druckt ihr die Zunge in den Hals
drückt
Immer bin ich jetzt keine Jungfrau mehr.
Immerhin

Was mir am Plot ebenfalls missfällt: Die Jungs ergeben sich so mir nichts, dir nichts ihrem Schicksal, nur weil der Schwanzlutscher die Kurve verpasste? Oder wolltest du die Splatterszene humoristisch persiflieren? Dann ist es mMn zuwenig abgedreht.
Tja, mal sehen was andere meinen, mir war's für die Länge einfach zu wenig spannend.

Nix für ungut,
dot

 
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Hi Juju,

Bushido und all die unkuhlen Cooltuer sind in ihrer Eindimensionalität natürlich dankbare Punchingbälle. Immer rauf, das passt schon.
Mir ist die Geschichte zu bunt für die vorgestellten Zitate. Ich freute mich darauf, die Gangster ordentlich eingetütet zu sehen, bekam aber ein quietschbuntes Nintendo-Szenario serviert, in dem alle gleichermaßen bescheuert sind und der Ich-Erzähler mit Galgenhumor Erniedrigung statt Tod wählt. Kapier ich nicht.
Gegen Buntheit habe ich nichts, überhaupt nicht, aber dafür hättest du nicht so ein krasses Szenario wählen müssen. Diese Vermischung macht die Geschichte schwer einzukassieren, das ist an sich nicht schlecht, aber gleichzeitig beliebig, das ist schade.
Diese Kopf ab!-Ästhetik hätteste anders verarbeiten können, das kurzweilige Rennen woanders einbauen; deine Spieler und Gegenspieler treffen sich durch ähnlich gewählte Mittel fast auf der gleichen Ebene. Du willst mich ficken, ich zeig dir wer wen fickt. Kann man natürlich reinlesen, dass alles eine Soße ist und es keine verbindlichen Freund-Feind-Verortungen gibt.
Haut aber irgendwie nicht hin, weil hier alles so überzogen ist, dass sich jedes Suchen nach Intention im Rausch der Farben auflöst. Ein bisschen ist es wie Godzilla gegen King-Kong kämpfen lassen. Die Kampflesbe gegen den Obergangster. Dann vielleicht doch besser Knut der Eisbär gegen Antje das Walross.

Da müsse man keine Angst vor Einbrechern haben.
Dafür müsste man aber eine entsprechende Fahne raushängen.

„Aber was ist mit der Kampflesbe“
Mit dem Titel gleich dreimal diese Bezeichnung auf den ersten Metern. Übrigens zum Titel: Der könnte Leser anziehen, die du nachher vllt gar nicht haben willst.

verstümmelt sich mit Gurken, erniedrigt sich mit Zucchinis
Ja, das ist ein Dreier. Und es ist heftige Bewegung drin. Aber gleichzeitig ist es Quatsch.

Botan stimmt dem zu. Mit seinem Schwanz könne man sie sogar in Frauen verwandeln, sagt er, richtig gute Frauen, die auf Knien blasen und beim Kochen mit dem Hintern wackeln.

Okay, die Kids waren auf der Aggro-Arschfick-Akademie. Das ist alles bekannt und bringt keinen Mehrwert. Mit dem Anfangsgespräch sprichst du das Gerechtigkeitsempfinden des Lesers an: Die Jungs sind politisch schwer unkorrekt und werden dafür bestraft.

Wenn sie wütend werden, regnet es Fäuste aus allen Richtungen. Zusammen sind sie fast unschlagbar.
Doch Botan ist die absolute Macht in unserem Block. Er ist ein Killer, ein Brecher, ein Sturm. Seine Schultern sind so breit, dass er sich zur Seite drehen muss, wenn er durch Türen geht.

Gut geschrieben. Knapp und treffend.

doch er sieht gezeichnet aus.

Klingt nach Comic. er ist gezeichnet.

Er hat überall Narben

überall, nirgendwo, immer, nie usw gar nicht oder nur sehr gezielt einsetzen.

Eier etwa an die Kampflesbe

Dringender Synonymbedarf

sagt sie Kampflesbe.
die

versucht auf die Beine zu bleiben
den Beinen

doch die Schmerzen sind zu stark,
woher weiß der Ich-Erzähler das

und sieht das Samuraischwert viel zu spät.
Katana oder Wakizashi.

dann fällt ihm den Kopf von den Schultern.
der Kopf. Aber coole Szene.

Sie hält das Schwert vor sich her und rotiert es langsam.
was macht sie

Die heiße Stripperin aus dem achten Stock?
diese Block-Klischees ... ärgerlich.

Samuraischwert auf ihn.
in der Wiederholung auf Schwert reduzieren. beim Umschnalldildo genauso. Solche Spezialitäten sind nur einmal interessant, dann werden sie umständlich.

zuckt eine Pistole.
zückt

Die Kampflesbe lässt das Schwert aus dem Handgelenk kreisen
für ihre Moves brauchst du das richtige Vokabular. Rotieren und kreisen passt zu keinem Bild, das ich von solchen Bewegungen habe.

„Ist doch völlig egal, wer fährt“, sagte sie
sagt

Toni bremst im allerletzten Moment,
wieso Toni

schmiert es mit Gleitgel ein
ihn

Vielleicht kann ich doch noch was aus mir machen. Immer bin ich jetzt keine Jungfrau mehr. Augen zu und durch.

Immerhin

Die Endwendung. Ich finde grade keinen Namen für seine Sichtweise, für diese groteske Gesamtsituation. Kann mir vorstellen, dass der Text auf Slams zum Teil gut ankommt. Es ist ja deutlich, auf wessen Seite man sein soll und an welchen Stellen gelacht werden darf. Abwechslungsreich und effektvoll geschrieben, keine Frage. Mir fehlt die menschliche Dimension.

Grüße
Kubus

 
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Der Text macht deutlich, warum die Passage mit Benicio del Torro aus Sin City so gut war. Weil die Absurdität für sich stand. Es gibt dann zwar immer einen Erzähler, der reinredet, aber es ist nicht so, als würde der einen Blick in die Tiefe erlauben, sondern der Erzähler erhöht es dann immer noch. Wenn man das mal analyisieren will.

Und dein Erzähler hier will in sich selbst hineinhorchen und dadurch wird es Quatsch. So eine Geschichte funktioniert nur in einem surreal-ästhetischen Kontext, wenn die Figuren so überhöht sind, dass ihr Tod oder ihr blutiges Dahinscheiden in seiner Ästhetik etwas von einem griechischen Drama hat.
Das Verhältnis des Erzählers zu der Geschichte stimmt hier nicht, der Filter, der benutzt wird, wenn man so will.
Und im Allgemeinen sind das so Ideen ... auf einer Ebene der Ironisierung: Vorstadt-Gangster, Block, dann sind sie besessen davon, dass es Frauen gibt, die ja da wären, aber die sie nicht brauchen, und dann Mario Kart ... ach.
Was sind das auch für Frauen da? Was ist das für eine Aussage? Ich brauch keinen Mann, und ich hasse Männer, aber ich bin selbst einer? Dieses Bild der Lesbe, die chauvinistischer, phallusbessener und dominanter ist als jeder Mann - gibt uns das Bild was? Sieht man das und macht sich Gedanken darüber? Oder ist das einfach nur ein totes soziologisches Klischee. Funktioniert diese Figur in diesem Text so, dass sie zum Denken anreizt, oder ist das nur ein Vorwand, um so eine Figur mal zu haben und zu beschreiben?

Diese beiden Filmen, die hier Pate stehen, sind - in meinen Augen - Sin City und Kill Bill, die funktionieren eben gerade nicht in unserer Welt. Das sind beides Fantasy-Filme, wenn man so will. Es gibt diese Szene, wenn Uma Thurman ein Schwert mit ins Flugzeug nimmt, und die Leute neben ihr hängen auch ihre Schwerter ins Flugzeug: Die funktionieren nur in einer ästhetisch-überzeichneten Welt, in einer Comicwelt.

Und die Literatur, die eigentlich immer Innenansichten und Perspektiven wähen und liefern muss, hat es da schwerer, das zu zeichnen, jedenfalls findet die Geschichte hier nicht die Mittel, um ein Szenario zu erzeugen, in denen diese Figuren funktionieren würden. Man sagt, das Buch heute, das geschriebene Wort, erlaubt es uns, als einziges Medium - trotz allem Fortschritt - die Perspektive eiens anderen einzunehmen. Einem Film schauen wir als wir selbst zu; die Literatur erlaubt es uns nicht nur, eine Geschichte zu erleben, sondern sie durch die Augen eines anderen zu sehen. (Also das ist eine Theorie, das ist nicht in Stein gemeißelt, Gott bewahre). Und daran scheitert die Geschichte hier. Weil wir die Geschichte aus den Augen dieser Figur sehen müsssten, und dazu müssten wir sie ernst nehmen, aber sie funktioniert einfach nicht, weil sie ein plattes Klischee ist.
Das ist ungefähr so, als würde man das Märchen von Hänsel und Gretel aus der Perspektive der Hexe erzählen. Und die Hexe ist einfach keine glaubwürdige, psychologisch befriedigende Figur. ;)


So wie es jetzt ist, wirkt die Geschichte einfach platt.
Das sind soziologische Klischees, viele davon aus dumpfen Ängsten entstanden, und nur mit denen alleine eine Geschichte zu bestreiten ... schwierig.

Gruß
Quinn

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo Dotslash und Kubus,

Vielen Dank für euer Feedback!

Für mich ist das kein Horror, sondern eher ein sinnloses Abmurksen mit Spieleinlage auf einem Pornoset.

Ich freute mich darauf, die Gangster ordentlich eingetütet zu sehen, bekam aber ein quietschbuntes Nintendo-Szenario serviert, in dem alle gleichermaßen bescheuert sind und der Ich-Erzähler mit Galgenhumor Erniedrigung statt Tod wählt. Kapier ich nicht.

Ich merke, der Text (die Zitate, die Rubrik) erweckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden.


Umschnalldildo und Samuraischwert, altbekannt, nix neues für diese Jungs, aber hast du die Blutegelzucht im Aquarium beim Fenster gesehen? Eben!

Also mir ging es wirklich nicht darum, mir möglichst ausgefallene Tortureszenen auszudenken.


Oder wolltest du die Splatterszene humoristisch persiflieren?

Diese Vermischung macht die Geschichte schwer einzukassieren, das ist an sich nicht schlecht, aber gleichzeitig beliebig, das ist schade.

Ich finde grade keinen Namen für seine Sichtweise, für diese groteske Gesamtsituation.

Es sollte schräg sein. Bizarr. Man soll auch lachen, klar, gleichzeitig soll es aber auch irgendwie echt sein. Oder fast echt. Deshalb der Ich-Erzähler, der das Ganze aus seiner Sicht "echt" schildert.

An den Fragezeichen sehe ich, dass es mir zumindest zum Teil gelungen ist, euch ein wenig zu "verwirren"... aber das allein macht den Text natürlich nicht gut.

Ich wollte verschiedene Elemente nehmen, (AggroBerlin, Mario Kart eine "Kampf"lesbe) und sie aneinderkrachen lassen. Ich habe gehofft, der Text kommt dann schräg, aber in sich stimmig. Leider hat euch dieser bunte Mix eher gestört.

Kann mir vorstellen, dass der Text auf Slams zum Teil gut ankommt.

dafür ist sie viel zu lang


Mir fehlt die menschliche Dimension.

Die kommt ein wenig zu kurz, das stimmt.


Vielen Dank nichmal!


MfG,

JuJu

Hallo Quinn,


Und dein Erzähler hier will in sich selbst hineinhorchen und dadurch wird es Quatsch.

Interessant.

Oder ist das einfach nur ein totes soziologisches Klischee. Funktioniert diese Figur in diesem Text so, dass sie zum Denken anreizt, oder ist das nur ein Vorwand, um so eine Figur mal zu haben und zu beschreiben?

Die Kampflebse ist sicher ein soziologisches Klischee, wenn auch keine tote.
Ich glaube nicht, dass sie zum Denken anreizen soll.

Weil wir die Geschichte aus den Augen dieser Figur sehen müsssten, und dazu müssten wir sie ernst nehmen, aber sie funktioniert einfach nicht, weil sie ein plattes Klischee ist.
Das ist ungefähr so, als würde man das Märchen von Hänsel und Gretel aus der Perspektive der Hexe erzählen. Und die Hexe ist einfach keine glaubwürdige, psychologisch befriedigende Figur.

Vielen Dank für diesen Einblick. Das ist sehr interessant. Das sage ich zwar häufiger, wenn Leute schlaue Aussagen unter meine Geschichten posten, aber das ist mein Ernst. :)

Das Verhältnis des Erzählers zu der Geschichte stimmt hier nicht, der Filter, der benutzt wird, wenn man so will.

Ich spiele nämlich hin und wieder genau damit. Mit Erzählern deren Verhältnis zur Geschichte nicht ganz stimmig ist. Du bringst es auf den Punkt.
Wir haben ein Ich-Erzähler, der dieses überzeichnete und gerschmacklose Zeug ernst nimmt und ernst nehmen will, jemand, der zu einfältig ist, um seine eigene Realtität in Frage zu stellen. Er akzeptiert diese absurde Realität einfach.

Das ist so, wie wenn man eine Geschichte schreiben würde, über jemand der zum Mond fliegt und grüne Aliens trifft, sie aber für Menschen hält, und sich nie fragt, warum sie grün sind.

Nur ist in dem oben beschriebenen Szenario von anfang an klar, dass der Erzähler ein Witz ist (das ist vielleicht etwas, dass Gnoebel gut umsetzen könnte), aber in meiner Story ist es eben nicht klar, dass es "nur ein Joke ist", es beginnt, und man glaubt den Erzähler.

Damit die Geschichte echter wird, müsste der Ich-Erzähler natürlich iwann schreien: Was ist hier los? Bin ich im Film? Wo ist die versteckte Kamera?

Das ist wie du richtig erkennst, ein "Problem". Da geht etwas nicht auf, das ist inkongruent, aber na ja ... das finde ich auch irgendwie interessant, weil es zwingt den Leser dazu, durch die Augen des Erzählers etwas Inkongruentes rund zu sehen. Der Erzähler biegt es rund.
Ich will jetzt nicht schon wieder Werbung für meine Texte machen, aber mir geht bei deinem Kommentar grad echt ein Licht auf. In Irgendein Nazi... da ist es genauso, wenn nicht noch krasser.


Es gibt diese Szene, wenn Uma Thurman ein Schwert mit ins Flugzeug nimmt, und die Leute neben ihr hängen auch ihre Schwerter ins Flugzeug: Die funktionieren nur in einer ästhetisch-überzeichneten Welt, in einer Comicwelt.

Und die Literatur, die eigentlich immer Innenansichten und Perspektiven wähen und liefern muss, hat es da schwerer, das zu zeichnen, jedenfalls findet die Geschichte hier nicht die Mittel, um ein Szenario zu erzeugen, in denen diese Figuren funktionieren würden.


Das stimmt. Man schaut bei Kill Bill zu und darf selbst filtern. Da ist keine Stimme in deinem Kopf, die sagt: warum tötet er so viele menschen? Das ist doch nicht nett.., wer da wohl für die Beerdingung zahlt? .. oder so was.

Es ist also "Quatsch", wenn man da rational an die Sache rangeht, und wohl auch Quatsch, wenn man die Empfindungen des Ich-Erzählers mit den eigenen vergleicht, aber es ist auch ein Mittel, das ich interessant finde. Es sprengt ja irgendwo den Rahmen. Du hast ja gesagt man kann keine Geschichten aus der Sicht einer Katze schreiben ... weil man sie vermenschlichen muss, anders geht's nicht.
Hier passiert das Gegenteil. Man bekommt eine Brille aufgesetzt, die nicht wirklich eine "menschliche" ist, aber als solche verkauft wird ...

Nochmal vielen Dank für dein Feedback.

MfG,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Juju,

ach, schade, das hätte echt witzig werden können. Und das

Vielleicht kann ich doch noch was aus mir machen. Immerhin bin ich jetzt keine Jungfrau mehr.
ist schnittig und wirklich lustig. (Ich bin dringend dafuer, das als lezten Satz zu nehmen, der Rest ist nachgetreten).
So, als hättest Du direkt geschrieben, was Du wie sagen willst und nicht verkrampft um den was-geht-Alter-bemueht. Deinen Nazi-Freudintext finde ich ganz geckig (ist lang her, aber so'ne Idee habe ich noch), und da passt die Sprache auch viel besser, so ist lockerer und knackig und damit kann man auch ueber Sachen lachen, die absurd und ueberdreht sind.

Hier hängst Du zu sehr ein "Vorsicht, Scherz!"-Schild an jeden Satz, und ich zumindest merke, dass ich mich dann weigere, das komisch zu finden.

Das fängt an mit der Kampflesbe (dringend ein paar Synonyme! das leiert sich nach drei Mal aus), fuer die es urkomische Nicks gegeben hätte, all diese Stan, Bobby ... frag nicht genderbending-Jungsnamen.

Dann liest die komische Buecher. Ne Gothickampflesebe hab ich zumindest noch nie gesehen. Wenn schon Klischee, keine halben Sachen, dann gib ihr auch das 'richtige' Buecherregal dazu. Zu Lovecraft passen auch Chan und Lee nicht - jedenfalls nicht der.

Hm, wieso köpft die ihn mit dem Schwert? Weil eine Kampflesbe I Spit on Your Grave nicht kennt? Oder Pat Califias Buecher? Oder Se7en? Wo doch Pitt ne halbe Dyke und der feuchte Traum solcher Szenemädels ist? Das hätte ich an ganz anderer Stelle eingesetzt erwartet, da geht noch was.

Dann hebt sie den Umschnalldildo vom Boden auf.
Das ist ein echt hässliches Wort, und ich hab das noch nie jemanden tatsächlich sagen hören. In den Text wuerde es problemlos passen, das englisch zu nehmen. Zumal Du auch "macht Sinn" sagst.
Doch Botan ist die absolute Macht in unserem Block
. Das ist so'ne Phase. Klar, Du nimmst das wohl wegen des songs ... aber dadurch wird es nicht schöner. Auch wenn Du ein Klischee nimmst (und ohne wuerde hier gar nix funktionieren), dann kannst Du das doch in ein paar unverbrauchte Worte kleiden - die dann gleich wieder viel witziger wären. Ich meine jetzt nix super-Innovatives, nur was Eigenes. Zum Vergleich: Diesen Typen gibt es fast 1:1 in einer KG von Friedrich von Schirachs "Verbrechen". Da wird eben so ein lebendes Klischee (die Fälle sind echt) so pointiert erzählt, dass man sich nur noch wegschmeissen kann. Und dennoch wirkt er brutal, und trotzdem nimmt man ihm die Dummheit und Grausamkeit ab. Aber die wirken eben auch wie lebende Menschen, die durchaus was fuehlen und zu denen man daher einen Zugang finden kann.
Guck mal, das hatte ich mal im Autorenthread zitiert, ich kopiere es mal hier rein - dies ist ne Einleitung, dieselbe nuechtern-lakonische Sprache hat er auch bei den Gewaltszenen:
Pocol war cholerisch und brutal, und er wusste, dass das sein Kapital war. Jeder hatte schon einmal die Geschichte des Wirtes gehört, der zu Pocol gesagt hatte, er solle bezahlen, was er esse. Das war fünfzehn Jahre her. Pocol kannte den Wirt nicht, und der Wirt kannte Pocol nicht. Pocol hatte die Bestellung an die Wand geworfen, war zu dem Kofferraum seines Wagens gegangen und mit einem Baseballschläger zurückgekehrt. Der Wirt verlor die Sehkraft auf dem rechten Auge, die Milz und die linke Niere und verbrachte den Rest seines Lebens im Rollstuhl. Pocol wurde wegen versuchten Totschlags zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Am Tag des Urteils stürzte der Wirt mit seinem Rollstuhl eine U-Bahn-Treppe herunter. Er brach sich das Genick, und nachdem Pocol entlassen wurde, musste er nie wieder ein Essen bezahlen. ("Tantas Teeschale", und seltsamerweise gibt es im Buch kein Plusquamperfekt.)

Bei dem Spiel bin ich ins Uberfliegen geraten, weil das den Text nicht recht voranbringt. Da rate ich zum Kuerzen um die Hälfte - es ist ja mehr eine Uebergangs/Steigerungsszene, die nicht so viel Raum braucht.

Doch mir glaubte niemand so recht, und wenn ich ehrlich zu mir war, ich auch nicht. Denn es gab eine Sache, die ich schon immer gut konnte, und das war Zocken. Während andere Vokabeln paukten oder sich im Fitnessstudio einen abschwitzten, spielte ich Mario Kart und Zelda und Final Fantasy und Donkey Kong ...
Und das war schön, ich tat das, was ich liebte, doch irgendwann verliert man den Anschluss.
Genau hier: ja sowars, weiss auch net, nuja hmhm ... das liest sich zu rhababernd, und der Inhalt ist weder lustig noch sagt er etwas irre Interessantes ueber den Prot aus. Bisher war er nur unsympatisch (muss er), aber nun ists ne unsympatische Laberbacke.

„Ihr zuerst“, sagt er.
Ich weiß, warum er das sagt. Es geht um die Ehre. Nur wenn Jason und ich beide den Dildo wählen, kann er auch den Dildo wählen. Wählen wir beide das Schwert, muss er sterben – es sei denn, er wartet, bis wir tot sind, und entscheidet sich dann um. Das traue ich ihm fast zu, denn dann kann er sich einreden, er will uns rächen. Irgendwie biegt er sich das schon hin.
Doch wenn einer den Dildo wählt, und der andere das Schwert, kann er sich unmöglich auf die Seite des Feiglings schlagen. Es kann nicht sein, dass der große böse Botan sich lieber von einer Kampflesbe einen Dildo in den Arsch schieben lässt, als mit den Kameraden zu sterben.
Das geht einfach nicht.
„Ich nehme das Schwert“, sagt Jason.
„Also gut“, sagt die Kampflesbe.
Sie packt ihn an den Haaren und zerrt ihn in die Mitte des Raumes. Jason geht auf die Knie, klammert sich an den Kopf seines Bruders, schließt die Augen.
„Machs schnell“, sagt er, dann gibt er seinem Bruder einen Kuss auf die Stirn. „Bis gleich.“
Die Kampflesbe schwingt das Schwert, Jasons Kopf rollt ihm von den Schultern, Tilos Kopf fällt aus Jasons Händen, und beide Köpfe kullern nebeneinander im Blut, kommen zum Stillstand und sehen sich an. Im Tode vereint.
Die Kampflesbe dreht sich um. „Wer kommt als Nächster?“
Botan sieht mich an, reicht mir seine Hand. „Wir sterben alle zusammen“, meint er.
Doch ich schüttele nur den Kopf.
Gut, so ganz ernstzunehmen ist das setting nicht, schon ok. Aber selbst wenn Du so ein Slapstick-killing hast, fuegen sich die Jungs hier doch sehr willig in den Tod. Das kaufe ich Dir nicht ab. Es zieht einen durch diese unrealistsiche Emotionslosigkeit nicht rein, und damit wird die Szene verschenkt, weil langweilig. Haben die echt Schiss und versuchen die zu fliehen (immerhin zu dritt, Angst lässt schnell solche Grenzen ueberwinden, selbst wenn da jemand mit Schwert in der Gegend steht.)
Ausserdem wäre das Ganze auch viel spannender - der Moment, 'entkommen die'? Kleines Handgemenge, action.

I Spit on Your Grave ist deshalb sehr unterhaltsam, weil die Rednecks da plötzlich richtig Schiss haben, glaubhaft. (Und ein Gewehr im Arsch ... das Mainstreamkino ist damit diesem Text voraus, was ihm ebenfalls nicht guttut.) Mir fehlt dieses kleine schlechte Gewissen, das man bei dem Film hat, sich einfach zu freuen, wie die rumwimmern. Hier ist so ja hach schwupp Kopf roll ... weisst du, was ich meine?

Noch ne Frage: Warum essen die die gebrauchten Zuccinis nicht? :D Zimperlich scheinen sie ja nicht zu sein.

In den späten 80ern gab es Tribe 8:
youtube.com/watch?v=hxPwCdw9GXA
So richtig darueberhinaus gehen Deine Prots hier nicht, das ist schade. Denen fehlt der Biss, die sind so träge und plump. Männerklischees gegen Lebensklischees plus Umschnalldildos fluppt noch nicht ganz. Guck doch nochmal auf den 'Ein Nazi ...', kuerze ein bissl und bringe mehr individuellen Witz rein - was Lakonisches, Abgeranztes, frag mich - aber ne Stimme, die unterhält. Ich denke, der Text könnte schon funktionieren, fuer mich aber so noch nicht. Auch wenn der Text sehr lang ist, bekomme ich keinen Eindrucks eines Plots. Die Leute da muessen irgendwie aufeinandertreffen, damit die Schwert/Dildo-Szene kommen kann - aber da ist keine Handlung im literarischen Sinne, das ist Geplänkel vorgeschoben vor gelangweilt runtererzählte (nicht mal auserzählte) Gewalt. Wobei mehr Gewalt den Text keinesfalls besser machen wuerde - sondern etwas davor, das man gerne gelesen hat, bevor es rund geht.

Wie Dot habe ich tatsächlich ein Problem, hier ein Horrorgenre auszumachen. Ich hab grad keine Lösung, Horror wird nicht unbedingt ueber die Blutmenge erreicht, und wenn Du die Gewalt schreibst, die nötig wäre um die restliche *hust* Handlung auszubalancieren, bleibt er sicher nicht auf dieser site stehen. Was Du hast sind: Brutalotypen, gestörte Ghettoweiber, missbrauchtes Gemuese und ein paar Sextoys und dann wird jemand geköpft und jemand anders gefickt. Dazwischen spielen sie ein Videogame. Und der Horror?

Schliesse mich dot an, auch da muss was passieren, sonst passt er nicht ganz ins Genre.

Lustig, an sowas merke ich immer wieder, dass Killen und Ficken alleine keine Unterhaltung ergibt. Und damit alleine auch nicht zwangsläufig Spannung oder Interesse aufkommen. Fuer Foltersex halte ich das nicht - es gibt keine torture und zu wenig porn.

Liebe Gruesse, wuerde mich sehr freuen, wenn Du was dran machst - wie man an von Schirach sieht, können stories um so brutale Dumpfbacken wunderbar funktionieren, auch auf Horror gemuenzt. Die sprachlichen Möglichkeiten, was hier zu drehen, hättest Du mit Sicherheit, aber einfach so runtererzählen ist noch keine Lösung.
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Katia,

Danke für deinen Kommentar!

Wenn ich mal selbst diagnostizieren (zusammenfassen) darf: der Prot bringts nicht. Er ist nicht richtig lustig, aber eben auch kein richtiger Schwanzlutscher, der auch mal richtige Angst hat. Hat er überhaupt Angst? Im Grunde ist er eher apthisch.

Das ist mit Sicherheit – rein oberflächlich betrachtet – das Gewalttätigste, das ich bisher geschrieben habe, und es ist vielleicht auch deshlab irgendwie oberflächlich geblieben. Dotslash wollte Blutegeln sehen, du fandest das Schwert eher schwach

Und ein Gewehr im Arsch ... das Mainstreamkino ist damit diesem Text voraus, was ihm ebenfalls nicht guttut.

es gab also keine Stelle, wo ihr gedacht habt: Aua, das ist aber heftig.

Und wieso denn auch?

Der Text ist nicht besonders sadistisch. Da wird weder richtig gefoltert, noch richtig vergewaltigt.

Und das wäre, glaube ich, gar nicht mal so schlimm gewesen, wenn ich zumindest einen Prot hätte, der uns auf die menschliche Ebene die Angst und die Verzweifelung nahebringen könnte (denn im Grunde ist ein Schwert scary genug), doch nein, der bleibt oberflächlich und strange und passiv.

Es zieht einen durch diese unrealistsiche Emotionslosigkeit nicht rein, und damit wird die Szene verschenkt, weil langweilig.

Ja, genau. Also ich befürchte fast, dass ich unter dem Vorwand des Humors oder des Strangeness oder was auch immer beim Schreiben den Schwanz eingezogen habe. Ich bin nicht dorthin, wo es richtig wehtat. Irgendwann war ich halt in diesem verzerrten Modus drin – und das kam dann einfach nicht an.
So ist es am Ende weder richtig lustig noch richtig brutal geworden.

Trotzdem hätte der Text glaub die Kurve kriegen können, wenn der Erzähler zumindest ein interessanter Typ wäre, wenn er uns interessante Betrachtungsweisen liefern könnte, einfach nur jemand, den man gerne zuhört ...

Aber wie du sagst, er bringts einfach nicht. Dafür ist er zu sehr Schwanzlutscher.

Zum Genre: weiß ich auch nicht.

Hmmm...

Also ich weiß auch noch nicht, was ich mit dem Text mache. Mir gefällt der Anfang, diese Mario Kart Sache finde ich im Prinzip auch nicht schlecht, aber eben sehr speziell, einige andere Kleinigkeiten gefallen mir auch ... aber alles in allem funktioniert es eben nicht so richtig.
Ich glaube der Prot ist das Problem. Er ist einfach nicht interessant genug.

Warum essen die die gebrauchten Zuccinis nicht?

gute Frage

Werde mir Spit on the Grave (die neue Version, nehme ich mal an..?), dann mal anschauen.

Vielen Dank für deine Gedanken zum Text, haben weitergeholfen.

MfG,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

In Absprache mit dem Autor nach Spannung/Krimi verschoben.
...................................

Moikka JuJu,

Und das wäre, glaube ich, gar nicht mal so schlimm gewesen, wenn ich zumindest einen Prot hätte, der uns auf die menschliche Ebene die Angst und die Verzweifelung nahebringen könnte.
Ja, genau. Du hast das treffend zusammengefasst, ingesamt.

Spit ...: Ja, ich habe das Original nur in Ausschnitten gesehen, ich meine auch, das stuende in Dt noch auf dem Index. Das Remake steht irgendwo im stream online, sieht uncut aus. Was den Film noch anders macht, als dieses 'jemand-macht-was-Brutales': Die Frau rächt sich, aber geht gewissermassen auch kaputt daran. Die Gewalt macht ihr dann Spass, aber es tut auch weh, das so zu sehen. Man freut sich zu sehen, was den Typen passiert, aber es ist auch bitter, zu wissen, dass sie eben dadruch nicht wirklich heilen kann. Das ist nichtmal furchtbar komplex oder individuell, aber es gibt dieser ZuTodefoltern-Geschichte eben einen Ansatz, der einen engagiert. (P.S. Die ersten 45 Min kannst Du fforwarden, solche Einleitungen hat man wohl in fast jedem Film, und das tut alles nix zur Sache).
Vllt findest Du sowas hier fuer den Text? Man kann die Jungs auch ein bisschen bemitleiden, die muessen nicht nur doof sein. Vllt ein bisschen mit den Gefuehlen der Leser spielen? Fuer wen ist man, warum? Letztlich sind ja alle Figuren total unsympathisch, und damit brauchen sie was interessantes, damit man nicht denkt 'ach, verreckt doch alle, möglichst qualvoll, was kuemmerts mich'.

Die wenige Gewalt hier ist weder sinnlich, noch aufruettelnd oder schockierend - ihr fehlt die Funktion im Plot. Was soll sie dem Leser erzählen? Wofuer steht sie, was transportiert sie?

Hatte noch was vergessen:
Wenn Du von Schirach anguckst (das Buch lohnt sich wirklich, auch sehr unterhaltsam), siehst Du, dass sich da nix mehr kuerzen lässt. Er sagt nur das Allernotwendigste und da ist man sofort drin. Je klischeehafter eine Figur ist, desto weniger Details musst Du geben - hast Du Klischee und setzt danach noch lange Beschreibung zu, ist das uebererklärend und damit langweilig.

Vllt wird die Schwäche des plots deutlicher, wenn Du mal zum Ausprobieren den Text ausdruckst, und alles radikal rausholst, was doppelt gesagt, Fuellsel, Handlungsuebersprung, unnötige Erklärung ... ist. Dann ueberlege, was Du fuer Figuren vermitteln willst - und kuerze alles raus, was diese Persönlichkeitseigenschaft (oder auch ein Klischee durchaus hier) doppelt, nur mit anderen Worten zeigt. Ich wuerde wetten, dass knapp ueber eine DIN A 4-Seite bleibt. Und wenn Dir da der plot zu duenn erscheint, muss was dazu - denn das ist er so auch, nur, dass unheimlich viele Worte drumrumstehen.

Nur ne Idee.

Ich wuerds echt interessant finden, wenn Du dran bleiben wuerdest.

Sonst wäre es vllt ein Fall fuer Sonstige - aber schau doch lieber, ob das nicht ein Horrortext werden könnte.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo JuJu!

Anfangs oszilliert viel Aggressivität zwischen den Zeilen. Da sträuben sich meine Nackenhaare. Doch bald wird die Geschichte mit einem humorigen Unterton erzählt. Hmmpf … läuft wohl auf Verhöhnung der klischeehaften Figuren hinaus, denke ich und meine Nackenhaare legen sich wieder.

Obwohl, diesen Aufbau find ich recht gut. Zuerst erwarte ich eine knallharte Szene-Story aus dem Block-Milieu, dann werde ich stetig in eine immer grotesker werdende Geschichte geschubst. Die verschiedenen Typen werden entlarvenderweise auseinandergenommen.

Das riecht nach Satire und ich kann verstehen, warum der Text in der Horror-Rubrik durch die Hölle gehen musste. Warum er danach vom Regen in die Traufe geschickt wurde, ist mir ein Rätsel.
Ich will nicht so weit gehen, eine Verschiebung zu empfehlen, aber ein „Der wird hier auch nicht glücklich“ vor mich hin orakeln.

Immerhin, Spannung ist vorhanden. Auch wenn ich mich nicht an eine Figur klammern kann, will ich um nichts in der Welt verpassen, wie dieser Schlamassel endet. :)
So hab ich die Geschichte in einem Rutsch gelesen und hatte, trotz einiger Schwächen im Text, Spaß.

Das Schwert fliegt durch seinen Hals wie Luft.
Wie fliegt denn Luft durch einen Hals? Axial, oder?

Sie hält das Schwert vor sich her und rotiert es langsam.
Das klingt für mich völlig falsch. Oder ist das wieder so ein „Deutschlehrer Witz“ (siehe Acht-Wort-Geschichte), den ich übersehe? :D

Ich war einfach nicht für Leistung geschaffen, das versuchte ich anderen immer zu vermitteln, wenn man mir vorwarf, ich sei zu faul.
Super! Das wird jetzt mein Spruch!

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,

Das riecht nach Satire und ich kann verstehen, warum der Text in der Horror-Rubrik durch die Hölle gehen musste. Warum er danach vom Regen in die Traufe geschickt wurde, ist mir ein Rätsel.
Ich will nicht so weit gehen, eine Verschiebung zu empfehlen, aber ein „Der wird hier auch nicht glücklich“ vor mich hin orakeln.

Es sollte eigentlich ein Bizarro Text sein. Es gibt da so eine komische Bewegung in den USA, die heißt Bizarro, und die schreiben Novellen mit Titeln wie:

"Adolf in Wonderland" oder "The Haunted Vagina"

Die ersten wurden jetzt auch ins deutsche übersetzt: "Ultra Fuckers", und die "Kannibalen von Candyland" Kann man alles googeln..

Ich hab gedacht, ich probier das mal aus mit der "Kampflesbe". Jedenfalls glaube ich, dass ich mir das gedacht hab. Ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich passt die Kampflesbe, zumindest von der Intention her, am ehesten nach Seltsam. Kommt doch tatsächlich irgendwie strange rüber, merke ich so mit der Zeit. Daran dachte ich aber irgendwie gar nicht beim Posten, bei uns wird Seltsam ja anders genutzt. Dabei lags doch auf der Hand. Seltsam und Bizarro .. ist halt so ein Ding, hab dort noch nie was gepostet.
Und dann war grad TDS mit den Zitaten ... und dann die Idee mit der bösen Horrorlesbe.. und voila...

Immerhin, Spannung ist vorhanden. Auch wenn ich mich nicht an eine Figur klammern kann, will ich um nichts in der Welt verpassen, wie dieser Schlamassel endet.
So hab ich die Geschichte in einem Rutsch gelesen und hatte, trotz einiger Schwächen im Text, Spaß.

Das freut mich wirklich


Sie hält das Schwert vor sich her und rotiert es langsam.

Das klingt für mich völlig falsch.


ja das muss ich iwie ändern


Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

MfG,

JuJu

 

Hallo JuJu

Ich hatte die Geschichte schon mal angefangen zu lesen, doch nicht so richtig den Zugang gefunden. Heute wagte ich mich nun nochmals dran.
Kampflesbe. Der Titel löst einen Reiz aus, ohne dass ich mir vorstellen konnte, wie eine solche Figur geschaffen ist. Der erste spontane Gedanke war mir ein Typ Alice Schwarzer. Doch nein, bei allem Kämpferischen müsste die Figur anders sein. Ihre Intelligenz ja, aber dann im Erscheinungsbild zumindest ein WOW, wahrscheinlich aber auch bodybuildinggestylt.

Sie ersticht sich mit Bananen, verstümmelt sich mit Gurken, erniedrigt sich mit Zucchinis. Das Obst finde ich später im Bioeimer – schleimig und unversehrt.

Ah, jetzt habe ich es wieder vor Augen, der typisch männliche Blick, mit der sie begutachtet wird.

Mit einem Schwanz könne man nämlich aus jeder Kampflesbe eine Friedenslesbe machen.

Und ich meinte, die alten Fibeln der Kretschmerschen-Psychiatrie seien alle vernichtet worden.

Botan versucht auf die Beine zu bleiben, doch die Schmerzen sind zu stark, er fällt auf die Knie, hält sich die Eier fest.

… auf den Beinen zu bleiben, … Klingt mir zumindest würdiger unter diesen schmerzlichen Umständen.

Die Kampflesbe verzieht keine Miene. Sie holt weit aus und schlägt ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
Klatsch!

Hervorragend, sie beherrscht die psychologische Kriegsführung frei nach von Clausewitz. Ein Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht untergräbt i. d. R. bei jedem Adoleszenten dessen Würde.

„Oh Sch...“, sagt er noch, dann enthauptet ihm die Kampflesbe.

ihn

Vielleicht kann ich doch noch was aus mir machen. Immerhin bin ich jetzt keine Jungfrau mehr.

Dies besiegelt diese adoleszente Parodie auf seine Art immerhin stimmig.

Ich habe die andern Kommentare nicht gelesen, um meine Meinung nicht zu verallgemeinern. Mir erscheint es wie eine böse Parodie auf diese asiatischen Samuraifilme, Charlie Chan, Bud Spencer sowie Jugendfilme. Diese Genres sind mir weitgehend fremd, doch – vorausgesetzt es ist nicht mehr als eine Parodie gedacht – amüsant und leichtfüssig geschrieben. Die Kampflesbe wird zwar etwas in eine mittelalterlich anmutende Rolle gezwängt, à la Jeanne d’Arc, die hier einzig ihre Intimsphäre verteidigt. Aber zur reinen Unterhaltung, auch wenn das Köpferollen etwas makaber ist, spassig geschrieben und vom Stil her lesenswert.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakeon,


Hat mich gefreut dein Kommentar.

Aber zur reinen Unterhaltung, auch wenn das Köpferollen etwas makaber ist, spassig geschrieben und vom Stil her lesenswert.

Schön.

Mir erscheint es wie eine böse Parodie auf diese asiatischen Samuraifilme, Charlie Chan, Bud Spencer sowie Jugendfilme. Diese Genres sind mir weitgehend fremd, doch – vorausgesetzt es ist nicht mehr als eine Parodie gedacht – amüsant und leichtfüssig geschrieben.

Mir sind diese Genres eigentlich auch fremd. Wobei Jungendfilme kenn ich schon ein paar. Böse Parodie ist gut.

Vielen Dank.


MfG,

JuJu

 

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