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Die blauschwarze Miesmuschel

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09.06.2017
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Die blauschwarze Miesmuschel

Vom Radau des Zeitungsjungen geweckt schäle ich mich in der Früh aus dem Bett, schlucke eine Handvoll Pillen und krieche zurück unter die Decke. Während im Treppenhaus ein Kind wie von Sinnen schreit, fallen meine Augen wieder zu. Um neun schlurfe ich in die Küche und stopfe Nutellatoast in mich rein, den Kaffee trinke ich schwarz. Meine Hosen spannen. Aus dem Abfluss des Spülbeckens riecht es. Ich spiele mit dem Gedanken, die Obstmotte zu zerquetschen, die auf der Lehne des leeren Stuhles sitzt, bringe es nicht fertig und schleiche zurück ins Schlafzimmer. Wie konnte er mir das antun? Nicht einmal Weinen funktioniert.

Im Karstadt läuft Amy Winehouse. Egal, wegen mir könnten sie die Wildecker Herzbuben spielen, die Pillen wirken. Als ich ein paar Polyesterhosen von der Stange greife, kommt die Verkäuferin auf mich zugewieselt. Sie lässt ihren Blick an mir herabgleiten, öffnet den Mund und schließt ihn wieder.
"Was Schwarzes würde strecken", murmelt sie im Weggehen.
Früher hätte ich sie dafür gehasst, heute ist mir alles gleich. Ich senke den Blick und nehme die dunklen Teile mit in die Kabine.
"Bei den Blusen können Sie was Helles probieren", sagt sie durch den Vorhang. "Oder was Längsgestreiftes. Sie sind ja noch jung."
Ich schnappe die Hosen, die zugehen, und zwei zeltförmige Oberteile, eile zur Kasse. Das andere hab ich liegen lassen, soll sie es halt zurückbringen.


Die Standuhr im Wintergarten spielte die Westminster-Melodie, es war zehn. Daniel nahm einen Schluck Tee und beugte sich stirnrunzelnd über den Zettel auf dem Frühstückstisch.
"Um 14.07 Uhr ist Niedrigwasser. Lass uns um halb zwölf loslaufen, hm?"
Jeden Morgen machte er eine Riesensauerei beim Frühstück. Brötchenkrümel hingen an seinem Sweatshirt, am Kinn, einfach überall. Er biss in sein Vierminutenei und das Gelb rann ihm in den Hemdsärmel. Louisa reichte ihm Servietten, die er mit zerstreutem Lächeln nahm und neben seinen Teller legte. Unbenutzt.
Ihr Blick wanderte zum Buffet am Fenster, in dessen Mitte ein von einem Teelicht befeuerter Leuchtturm stand. Daneben thronte auf blauem Porzellan die Spezialität des Hauses: Hamburger Butterkuchen, mit einer glänzenden Schicht obendrauf. Louisas Lieblingsjeans saß und wenn es nach ihr ginge, würde das am Ende der Reise genauso sein. Daniel machte sich auf den Weg, balancierte ein Stück auf den Teller und sah sie fragend an. Sie nickte. Was sollte sie tun? Und im nächsten Moment lag es vor ihr.
"Ich weiß nicht", murmelte sie.
"Pass auf, wir zwei genießen jetzt den Kuchen, infolgedessen gibt es schönes Wetter, wir gehen weit raus ins Watt und abends auf dem Deich bis runter zur Alten Liebe. Also, jede Menge Bewegung! Besser, als bei Regen im Hotelzimmer zu hocken, oder?"
Siehst du, ich hab Recht, schienen seine Augen zu sagen, das ist alles in sich logisch, was ich dir erzähle. Immer wenn er sie anlächelte, hatte er diese Grübchen auf den Wangen. Als Louisa die Kuchengabel zum Mund führte, hielt er ihre Hand fest und sah ihr in die Augen.
"Genießen! Du musst jeden Bissen auskosten, das ist wichtig. Versprochen?"
Sie nickte. Er begann, sie mit einer Serviette am Arm zu kitzeln, bis sie beide lachten, miteinander rangelten, Besteck zu Boden fiel. Zum Glück waren sie die Letzten im Frühstücksraum.
"Hör auf", japste sie und wischte sich mit dem Handrücken Tränen aus den Augen.
Daniel lehnte sich zurück. "Das wird so was von schön. Ich werd im Watt ein paar Fotos von dir machen."
"Und ich nehm den Eimer zum Muschelsammeln mit", sagte sie kauend.

Die Strandhotels bildeten eine Kette winziger Punkte am Horizont. Hoch über dem gerippelten Sandboden brach die Sonne durch den Dunstschleier. Von fern tönte ein Schiffshorn. Louisa strich ihre Haare aus dem Gesicht und wandte den Blick zur Rettungsbake, an deren Fuß der braune Algenfilm Blasen warf. Der Boden klebte bei jedem Schritt. Beim Näherkommen sah sie Herzmuscheln in Rosa und Beige schimmern. Sie legte ein paar besonders schöne Exemplare in ihren Eimer.

Daniel stand mit zerzaustem Haar am Priel und winkte. "Schau mal, Blaumuscheln!"
"Aber Herr Biologe, die heißen Miesmuscheln. Und außerdem sind die schwarz." Louisa stakste durch spaghettiförmige Sandhaufen zu ihm. "Müssen wir nicht langsam zurück?"
Er schüttelte den Kopf und begann, in seinem Büchlein zu blättern. "Hör mal, hier steht: Die essbaren Miesmuscheln oder Blaumuscheln, Mytilus edulis, bla bla bla, in der Gezeitenzone der nördlichen Hemisphäre. Guck mal hier das Foto, das sind sie doch! Warum würde man die sonst Blaumuscheln nennen, wenn sie nicht blau wären, hm?"
"Es ist wie immer: Von Gefahren willst du nichts hören." Sie beugte sich runter zu dem, was spitz aus dem Schlickboden ragte. "Das ist eindeutig schwarz."
"Und wenn du die Sonnenbrille abnimmst, welche Farbe haben sie dann?"
"Einigen wir uns auf blauschwarz", sagte Louisa.
Er klappte das Büchlein zu und steckte es in die Hosentasche. Dann zog er sie zu sich heran und küsste sie auf die Stirn. "Meine blauschwarze Miesmuschel", flüsterte er ihr ins Ohr.


Morgen ist Sperrmüll. Ich hole seine Flugsachen aus dem Abstellraum und lege alles an den Rand des Bürgersteigs. Das Gurtzeug, die blaue Schirmkappe. Von der Sonne geblendet stolpere ich beinahe über ein gottverdammtes Dreirad. No risk, no fun, hat er gesagt und ich habe dazu geschwiegen - Miesmuscheln sind leise Wesen.

Mittags mache ich mich auf den Weg zu ihm. Um niemandem zu begegnen, nehme ich den Pfad hinter den Gärten, vorbei am Bach und der Dogge vom Jacobsen, die kurz aufjault. Die Sonne brennt vom Himmel, während ich das quietschende Tor öffne und mich über den Asphaltweg schleppe, wo es nach Kiefernharz riecht. Die schwarzen Polyestersachen reiben meine Achseln wund, scheuern an den Oberschenkeln. Ich gehe zum Brunnen und mache die Kannen randvoll, meine Schuhe haben Kalkränder. Zu oft ist Wasser drübergeschwappt. Das Grün verschwimmt vor meinen Augen und der Schüttelfrost geht wieder los. Ich habe keine Taschentücher einstecken, wische Rotz an den Ärmel. Nachdem ich mit Gießen fertig bin, sinke ich auf die Knie.


Niemals zuvor waren Louisa und Daniel so weit draußen. Das Watt gurgelte und knisterte in der Sonne, ab und zu übertönt von den Schreien der Möwen, die hoch oben über ihnen segelten. Er nahm sein Fernglas, um die Schiffe am Horizont zu betrachten.
"Da ist die Cap San Raphael, ein Containerschiff aus Südamerika."
Louisa wusch Muschelschalen am Priel. "Die hat bestimmt Bananen geladen."
"Hm."
In Shorts und T-Shirt stand er da, mit Sommersprossen auf den Armen und rötlichem Haar, das sich bereits zu lichten begann, und war wie ein kleiner Junge begeistert vom Anblick der Ozeanriesen. Zwischendurch, wenn am Horizont nichts zu entdecken war, ging er in die Hocke und fotografierte. Eine Krabbe, ein Stück Treibholz, eine seltsame Muschel.
"Louisa?"
Als sie aufsah, betätigte er den Auslöser.
"Hey Mann!"
Er verbiss sich das Lachen.
"Sehr witzig", sagte sie. "Jedes Foto kostet einen Kuss."
"Eine hervorragende Idee!" Daniel steckte seine Kamera in den Rucksack, lief zu ihr und zog eine Schnute. Als sie sich aufrichtete und einen Schritt zur Seite trat, schoss der Schmerz in ihr hoch. War sie in etwas Scharfkantiges getreten? Sie hielt sich an seiner Schulter fest, um nachzusehen. Blut tropfte aus einer vom Schlick verfärbten Linie quer über ihre Fußsohle.
"Das desinfizieren wir jetzt einfach mal", sagte Daniel und öffnete den Rucksack.
Louisa schloss die Augen und machte sie erst wieder auf, als das Spray ihren Fuß kühlte. Es zog über die Rückseite des Beines bis hoch zum Rücken und sie fürchtete den Marsch zurück.
Er sah auf die Uhr. "Wir sollten los. Stütz dich auf mich, hm?"
Sie nickte mit zusammengebissenen Zähnen. Er verpackte den Muscheleimer in eine Plastiktüte und quetschte ihn in seinen Rucksack, neben seine geliebte Kamera - so musste sie nichts tragen. Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung und durchwateten den knietiefen Priel, in dem sich ein paar mit Seepocken bewachsene Taschenkrebse im eiskalten Wasser tummelten. Louisa freute sich über das anschließende Stück Sandwatt, auf dem sie vorankamen. Wie mühsam war das auf dem Schlick, bei jedem Tritt versank man bis zum Knöchel und es gab ein Schmatzgeräusch, wenn man den Fuß herauszog. Sie blieb stehen und lehnte ihren Kopf an Daniels Schulter.
Er streichelte ihre Hand. "Soll ich dich huckepack nehmen?"
Louisa schüttelte den Kopf.
Gleichwohl sie noch zwei Priele vor sich hatten und es Zeit war, zum Strand zurückzugehen. Im Vergleich zu Daniel war sie schlecht in Form. Warum war sie so weit mit ihm rausgelaufen?
Weil sie einen Narren an ihm gefressen hatte.

Als sie sich auf ihn stützte und einen humpelnden Schritt nach vorne machte, runzelte er die Stirn; sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Schätzte sie die Situation falsch ein und die Rückkehr aus dem Watt war in Gefahr?
"Louisa", sagte er leise. "Ich wollte dich etwas fragen."
Ihre Schläfen pochten. Sie standen auf dem Boden des Meeres, in einigen Stunden käme die Flut, wie viele Meter läge das hier dann unter der Wasseroberfläche?
"Eigentlich wollte ich dir das erst beim Abendessen sagen." Daniel blieb stehen und fixierte sie aus seinen blauen Augen. "Lass uns heiraten."
Louisa vergrub den Kopf an seiner Brust.
"Heißt das ja?"
"Ja."
"An Land hab ich einen Ring für dich."
"Ich will an Land", sagte sie schnell.

Louisa spürte kaum mehr die Wunde und sie marschierten zügig. Daniel summte vor sich hin. Die Sonne verschwand hinter Wolken, während sie gemeinsam den letzten Priel durchwateten. Das eisige Wasser konnte ihr nichts mehr anhaben. Lass uns heiraten - drei Worte nur. Ein Knirps in grüner Badehose zog die Piratenfahne aus einer Sandburg. In der Ferne johlte ein Wanderer, dessen neongelbes Flugobjekt aberwitzige Tänze am Himmel vollführte. Der Wind peitschte und verhöhnte den Lenkdrachen, ließ ihn mit der Nase voran auf den Wattboden krachen. Und noch einmal. Bis er liegen blieb. Beim Gedanken, der Gleiter wäre groß, ein Mensch hinge dran und zerbräche, verkrampfte sich Louisas Herz. Sie suchte Daniels Hand und umschloss sie.

Am letzten Muschelfeld, wenige Meter vorm Strand, hielt er an und blätterte in seinem Büchlein. Wie er es liebte, zu dozieren.
"Die Miesmuscheln sind gar nicht mies. Sie heißen so wegen des Mooses, das an ihren Fäden klebt."
"Und außerdem sind die blauschwarz ..."
Schweigend standen sie da und blickten zum Horizont.
"Hm." Daniel klappte das Büchlein zu und schürzte die Lippen. "Sag mal, blau-schwarz-farbenblind - würde sich das über die mütterliche Linie vererben?"


Miesmuscheln, Mytilidae, Unterklasse Pteriomorpha; Muscheln mit zugespitztem Vorderende, meist unter 10 cm lang, braun, blau oder schwarz, oft radial gestreift. Fuß und Byssus; getrenntgeschlechtlich mit äußerer Befruchtung. Etwa 30 Gattungen mit 250 Arten.
Die essbaren Miesmuscheln oder Blaumuscheln (Mytilus edulis), 8–16 cm lang, in der Gezeitenzone der nördlichen Hemisphäre an allen Hartsubstraten, werden kultiviert; biologisch wichtig, da sie große Mengen Wasser filtrieren und Sinkstoffe binden.

So steht es in deinem Büchlein. Darunter hast du handschriftlich vermerkt:

Louisa, blauschwarze Miesmuschel und Genießerin. Einmalige Symbiose.

Beim Frühstück im Wintergarten studiere ich den Gezeitenkalender. Tag und Nacht trage ich deinen Ring. Ich halte mich gerade, meine neue Seidenbluse - endlich wieder in vierzig - ist blauschwarz marmoriert. Die Westminster-Uhr schlägt zehn, während ich zum Abschluss der Mahlzeit ein kleines Stück Butterkuchen auf meinen Teller bugsiere. Ich steche mit der Gabel hinein, schließe die Augen und lasse den ersten Bissen auf meiner Zunge zergehen: weichen Hefeteig, fettige Mandeln, krachenden Zucker. Das will ich auskosten und dafür lasse ich mir Zeit.

Ich bin die Letzte im Frühstücksraum. Frau Christiansen beginnt, die Tische abzuräumen, und sieht wieder zu mir rüber. Vielleicht werde ich ihr am Abreisetag von deinem letzten Flug erzählen. Hier an der See habe ich begonnen, zu schreiben. Darüber, wie ich die schwarze Miesmuschel war. Wie ich nun jeden Tag für dich versuche, die blauschwarze Miesmuschel zu sein, die beste Louisa, die ich ohne Daniel werden kann.

Deine Flugsachen habe ich damals zurück ins Haus geholt, als das Müllauto um die Ecke bog. Nein, du hast Recht, das ist gelogen. Ich hab zugesehen, wie sie zusammen mit dem Dreirad der Lehmanns unter Quietschen und Stöhnen verschluckt wurden. Ein Metallhaken klemmte und es dauerte einige Minuten, bis alles weg war - das war so großartig. Seit einigen Tagen nahm ich keine Pillen mehr, zum ersten Mal kamen Tränen. Da begriff ich, dass ich ganz unten war. Dass es ab jetzt bergauf ginge, dass ich mich am Weinen abarbeiten und befreien könnte.

Ich nehme einen Schluck Tee. Während ich an unsere einmalige Symbiose zurückdenke, pruste ich, verschlucke mich am letzten Bissen und wische mir Tränen aus den Augenwinkeln. Ziehende Teebeutel, TÜV-Termine und Rasieren, das alles hast du regelmäßig vergessen, du Schuft. Ich versuche mir vorzustellen, wie du mir jetzt gegenübersitzen würdest: Vielleicht würdest du mit funkelnden Augen und ersten grauen Strähnen von deiner neuen Kamera erzählen.

Am Strand kremple ich die Jeans hoch. Obwohl September ist, werde ich barfuß ins Watt gehen. Weit hinaus, so wie damals mit dir. Ich sehe den neonfarbenen Rauten hinterher, die am Himmel arglos tanzen. Mit den Turnschuhen im Rucksack und dem Muscheleimer in der Hand laufe ich los.

 
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Liebe Anne49,

zum Aufbau und Wirkung deiner Geschichte kann ich im Moment nichts sagen, ich finde nicht die Ruhe, um sie auf mich wirken zu lassen. Nur so viel, die kleine Ergänzung der Sperrmüllaktion ist gut geeignet, um auf Daniels Tod hinzuweisen.

Aber es gibt zwei Dinge, die mir aufgefallen sind. Die Stelle zum Beispiel.

Als ich ein paar Polyesterhosen von der Stange greife, kommt die Verkäuferin auf mich zugewieselt und lässt ihren Blick an mir herabgleiten.
"Was Schwarzes würde strecken, das wär bei Ihnen nicht verkehrt."
Du weißt sicher nicht, dass ich hier die Interessen der Mitarbeiter des Einzelhandels vertrete. Ich bin beauftragt, dir mitzuteilen, dass sie die Aussage der Verkäuferin als nicht gelungen und realitätsfern wahrnehmen. Selbst das Verkaufspersonal von Karstadt würde nicht die Impertinenz besitzen, diese Worte auszusprechen.
Nee, echt jetzt, die Verkäufer trauen sich zwar, so zu gucken, als wäre Korpulenz unanständig, aber so eine freche Bemerkung im Kundengespräch, das glaub ich nicht.
Du brauchst natürlich die Überleitung zum nächsten Satz, schon klar.
Früher hätte ich sie dafür gehasst, heute ist mir alles gleich. Ich senke den Blick und nehme die dunklen Teile mit in die Kabine.
"Was Schwarzes würde strecken.“ Sollte reichen. Du könntest die Verkäuferin wirklich richtig abschätzig gucken lassen, sie trägt von mir aus selber die Größe 34, oder lass sie etwas Unverständliches nuscheln. Ist glaubwürdiger, jedenfalls für mich.

So, und noch schnell ein Filetstücken für die Stilblütensammlung:

Daniel machte sich auf den Weg, balancierte ein Stück auf den Kuchenheber und sah sie fragend an.
Meine Fortsetzung:
Sie nickte und applaudierte, was sollte sie anderes tun, das Kunststück war ihm gelungen.
Sorry, aber ich sehe Daniel mit ausgebreiteten Armen auf dem Kuchenheber balancieren und muss schmunzeln (auch wenn es dann "balancierte auf dem Kuchenheber" heißen müsste).

Da ich die Kommentare nicht gelesen habe, kann es sein, dass sich etwas überschneidet, aber du wirst es mir nachsehen.


Vielleicht schau ich später noch mal rein.

Liebe Grüße von peregrina

 

Hallo barnhelm,

ich bin dir wie immer sehr dankbar für deine Korrekturvorschläge und Eindrücke!

Wie geht besinnungsloses Schreien?

Hast Recht. Inzwischen schreit das Kind 'wie von Sinnen'.

Nimmt er das ganze Ei in die Hand, beißt rein und dann rinnt …?

Ganz genau. Ich selbst esse Eier grundsätzlich so, lasse sie aber länger als vier Minuten kochen ... :D

Ja, du möchtest ihn gerne als zerstreuten Professor zeichnen. Aber auch damit bleibst du leider voll im Klischee.

Nein nein, nur weil das Wort 'dozieren' auftaucht, ist Daniel noch lange kein Professor! Dozieren kann man auch außerhalb des Hörsaals, manche Menschen neigen dazu. Er ist definitiv kein Professor.

Ich überlege tatsächlich seit Anfang an, ob ich das Wort 'zerstreut' benötige. Ich versuche, sparsam mit Adjektiven umzugehen. Aber es gefällt mir an der Stelle und noch steht es da.

Außerdem: Dürfte ich Professoren immer nur als lebenspraktisch und umsichtig charakterisieren, und Bauarbeiter als zerstreut und schusselig, um nicht in die Klischeefalle zu tappen?

Woher sie die Kraft genommen hat, sich wieder zu fangen, bleibt ebenfalls unberührt.

Weil da nur die Zeit hilft.

Nein, da läuft manchmal auch so etwas: Rosamunde Pilcher, Die Muschelsucher.

Schön, aber die Muschel ist ein großartiges Symbol. Sie steht für Geheimnis und für Verletzlichkeit. Ist mir egal, dass schon andere darüber geschrieben haben.
Ich habe übrigens niemals auch nur eine Zeile von der Pilcher gelesen. Du?

Nur bleibt leider auch diesmal die Personenzeichnung auf der Strecke. Von deiner Protagonistin erfahre ich nicht viel mehr, als dass sie verliebt ist, Probleme mit ihrer Figur hat und den Tod ihres Mannes nur schwer verarbeiten kann.

Ist sie nicht auch unsicher und ängstlich, weniger lebenslustig als er?
Mal sehen, wie ich die Charaktere noch ausbauen kann.

Woher so plötzlich ein so verstörender Gedanke? .. und ein Mensch zerbräche ???

Siehe meine Antwort an Chutney über den inzwischen neu eingefügten Absatz: Daniel ist beim Gleitschirmfliegen abgestürzt.

Jetzt fehlt nur noch: Ich schau dir in die Augen, Kleines.

Stimmt, werde ich einfügen! (Scherz)

‚an deren Fuße’ Das ist die Diktion der ‚Gartenlaube’.

Friedel meint, es müsse heißen 'an deren Fuß' - so hab ich das jetzt geändert.

Also, ein paar der Dialogzeilen / Formulierungen, die du bemängelst, z. B. das Büchlein, da kann ich dir nicht folgen. Was darf ich denn dann bitte überhaupt noch schreiben?? Mir gefällt es so.

Das Bild vom Deichbruch ist weg, da bin ich d'accord, das war ein Streichkandidat von Anfang an.

Gleichwohl -- Auch dieses Wort kommt mir wie aus einer anderen Zeit vor. ‚obwohl’ täte es für mein Empfinden auch. Und den NS würde ich gleich mit dem HS verbinden.

War eine bewusste Entscheidung, steht immer noch so da.

Diese Farbsymbolik kann ich der bisherigen Charakteristik nicht entnehmen.

Der Satz ist inzwischen weg, der war mir zu abstrakt.

‚Geschmacksexplosion’ ist ein in vielen Kochsendungen ziemlich häufig auftauchender Begriff, den ich hier weglassen würde. Er schwächt in seiner Wucht mMn die Information, dass sie jetzt wieder ‚kosten’ und ‚sich Zeit lassen’ kann.

Da ich kein TV schaue, folglich auch keine Kochsendungen, war mir das nicht bewusst. Ich hab die Geschmacksexplosion trotzdem gestrichen, sie war nicht nötig, da hast du Recht.

Liebe Grüße, Anne

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Hallo Novak,

deinen Kommentar fand ich extrem hilfreich!

Ich finde übrigens auch nicht, dass die Figuren eindimensional oder ErsteProgrammfernsehen sind

Freut mich.

Was aber völlig unausgeführt ist, sind die Konflikte. Du hast mehrere in deinem Text angelegt.

Ja. Da hast du so was von Recht.

Kampf um die 38er Figur (Himmel noch mal, das will ich eigentlich nicht lesen sowas, das ist echt abseitig

Es geht mir hier nicht um das Hungern auf ein Schönheitsideal hin, à la Germany's Next Topmodel, sondern darum, wann Louisa mit sich selbst und ihrem Körper im Reinen ist. Ich nenn es mal Wohlfühlgewicht. Hab jetzt von 38 auf 40 erhöht.

Mein Ding wäre ja eher, dass er pervers füttert.

'Ich bin der Fütterkönig'? - Au ja! :D

Von den alle nur angedeuteten Konflikten, die du aufgelistet hast, trau ich mir das mit der Esserei am wenigsten zu. Auch wenn es schon am weitesten in der Geschichte vorbereitet und angelegt ist. Aber das ist echt nicht mein Ding.

Ich glaub, das mit Daniels leichtsinnigem Tod bei der Gleitschirmfliegerei kann ich eher schaffen. Da besteht auch eine Parallele zur Wattwanderung. Beide Male geht es um Naturerlebnisse genießen versus drohende Naturgewalten.

Was ich gar nicht gerafft habe, das ist die Miesmuschelsache. Okay, ich hab verstanden, dass du durch diese Analogie ihre unterschiedlichen Eigenarten zeigen oder in den raum stellen willst. Aber es ist eher metaphorisch ausgedrückt und weniger durchgeführt. Und der Stellenwert der einen zitierten Stelle wäre mir immer noch nicht klar.

Die Muschel steht für Verletzlichkeit und Schwarz für ... na, ist klar, glaub ich. Ich werde mal in mich gehen, wie ich Louisas Schwarzmuscheligkeit noch ausbauen kann.

Die Funktion des kursiven Textes aus Daniels Büchlein: Da er mehrmals in dem Büchlein blättert und sie darüber reden, wollte ich den Text bringen. Vor allem schafft das einen willkommenen Abstand zu dem Schlussteil, als noch einmal Zeit vergangen ist und Louisa eine neue Trauerphase erreicht hat.

Also ich finde, deine Geschichte ist schön geschrieben - ich denke nur an den Spaziergang und die Landschaftsbeschreibungen - und sie enthält ein Wahnsinnspotential. Du musst es nur überhaupt erst mal angehen.

Na, das ist doch mal ein motivierendes Statement. Ich danke dir!

Liebe Grüße, Anne

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Hallo Branwen,

vielen Dank für deinen freundlichen Kommentar - Balsam auf meine Seele!

Womit ich in Deiner Geschichte nicht zurechtkomme, ist der Zeitablauf. Du versuchst die Geschichte interessanter zu machen, in dem Du wie in den modernen Romanen die Geschehensabläufe ineineander verflichtst (verflechten tust ;) ).

'Verflichst - verflixt!' Ja, ich wollte damit spielen.

Ich hab mich total gefreut, dass Svea Hansen zunächst den Verdacht hatte, dass die Protagonistin arbeitslos und drogensüchtig sei. Das war nämlich genau so von mir beabsichtigt! Wenn ich chronologisch erzählen würde, könnte das nicht funktionieren.

Auch in dem Mittelteil mit der Friedhofszene, da soll es so langsam einsickern, was los ist.

Das funktioniert bei einer Kurzgeschichte nicht. MMn kann man eine KG zwar mit dem Ende einleiten, muß dies aber durch wörtliche Widerholungen am Ende ganz deutlich machen. So kann der Leser sich auch in der gebotenen Kürze zurechtfinden (ohne hin und her zu scrollen).

Das ist ein interessanter Hinweis. Die von dir beschriebene Technik mit wörtlichen Wiederholungen könnte ich mir eher in einem Roman vorstellen. Eine Kurzgeschichte ist für mich ein intensiver, dichter Text, da erwarte ich vom Leser, dass er sich ein wenig konzentriert. Ja, und notfalls noch mal hochscrollt.

Liebe Grüße, Anne

 

Hi anne49!

Ich kann mich irgendwie nicht so richtig entscheiden, ob in deiner Geschichte der traurige Aspekt überwiegt oder die doch schon ein bisschen sehr tränendrüsige Stimmung ;)!

Gut gefallen hat mir dein sehr angenehm zu lesender Stil. Die Beschreibungen des Watts, der See und des Umfeldes waren sehr plastisch und lebendig. Ich konnte fast das Salz des Meeres auf der Zunge schmecken. Auch deine beiden Prots waren gut dargestellt.

Was mir vielleicht nicht ganz so gut gefallen hat, das war zum einen die total unglaubwürdige Verkäuferin. Also echt jetzt- seinem Kunden das Übergewicht so dermaßen deutlich auf die Nase zu binden halte ich für relativ unrealistisch.
Mit dieser wissenschaftlichen Beschreibungen der Miesmuschel am Ende war ich auch nicht glücklich. Das ist völlig unnötig und killt die an sich ja durchaus tragische Atmosphäre.
Und insgesamt waren mir Daniel und Louisa eine kleine Spur zu zuckersüß und irgendwie auch sehr kitschig. Ich würde die beiden wahrscheinlich etwas „menschlicher“ machen und nicht so künstlich wie ein Abziehbild.
Aber gut - ich hätte die beiden wahrscheinlich ja auch ohnehin auf eine alte Seemine aus dem Zweiten Weltkrieg treten lassen:D!!

Insgesamt gefiel mir die Geschichte eigentlich ganz gut, wobei ich die Landschaftsbilder ehrlich gesagt besser fand als die Handlung! Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel.

Viele Grüße schickt dir der EISENMANN

 

Hallo wieselmaus,

merci für deinen weisen Kommentar! Den hab ich sehr gerne gelesen.

Ich könnte mir vorstellen: Jedes Bild, das du verwendest, jagst du durch eine strenge Prüfung, ob du es wirklich brauchst für die Intention deiner Geschichte.

Diese Bemerkung von dir hat mich berührt, weil du meine Schreiberei mit so viel Wohlwollen betrachtest.

Meine Intention war 'hedonistisch': Die Geschichte ist mir so gekommen und ich fand es entspannend, übers Watt zu schreiben, weil das mein Lieblingsort ist. Ich glaube nicht, dass das meine stärkste Geschichte ist oder dass sie besonders innovativ ist.

Andererseits habe ich auch nicht vor, sie an Groschenheftchenverlage zu verkaufen.

Dass noch etwas fehlt, hab ich beim Posten der ersten Fassung schon gespürt. Die vielen Kommentare spornen mich an, noch was draus zu machen. In ein paar Tagen muss ich beruflich nach Litauen und danach komme ich hoffentlich dazu.

Dann hat mich auch der öfter schon erhobene Vorwurf von Klischeehaftigkeit beschäftigt.

Wieder ein Wort mit K. Erst Kitsch, dann Klischee. Letzteres ist etymologisch ein Abklatsch. Also, Fazit: Der Vorwurf, eine Kopie abzuliefern, kann auch diejenigen treffen, die gar nicht am Copywrite teilnehmen. :D

Du siehst, diese Fragen kannst du nur beantworten, wenn du dem Leser tiefere Einblicke in die Seelenstruktur deiner Prota gewährst.

Da hast du einfach Recht. Vielleicht greif ich sogar die Spökenkiekerin auf, das ist ein fantastisches Wort!

Und der zerstreut-chaotisch-jugendliche Professor mit dem kindlichen Gemüt, der sich als wahrer Ritter manifestiert, ist schon stark idealisiert.

Wie du vielleicht schon weiter oben gelesen hast, ist Daniel kein Professor und in der aktuellen Fassung stürzt er beim Gleitschirmfliegen ab. (Gibt mir natürlich zu denken, dass ihr beide - barnhelm und du - auf einen Professor getippt habt, nur wegen des Wortes 'dozieren' ...)

Er macht eine Riesensauerei beim Frühstück. Ich find das ja sexy, aber Matahari findet es abtörnend. Und er hat eben dieses gefährliche Hobby (das sich Lebensversicherer vergolden lassen). Also, er ist kein durchweg positiver Charakter.

Danke dir und liebe Grüße, Anne

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Hallo Raindog,

vielen Dank für deinen Besuch!

Das klingt für mich so, als wäre sie beim betreuten Wohnen, wo sich in der Küche die anderen schon zum Frühstück versammelt haben - vielleicht "schlurfe ich in die Küche und stopfe ..."

Hm, aber es wird doch schnell klar, dass sie nicht beim Betreuten Wohnen ist, oder? Ich stelle mir vor, sie geht da so ferngesteuert wie ein Zombie in die Küche zum Frühstück, zugedröhnt durch die Tabletten. Mal gucken, momentan gefällt es mir vom Satzrhythmus her noch besser mit Frühstück. Ob das ein sinnvolles Argument ist?

trinke - ich weiß, soll schnell gehen, aber dann auch stopf

Danke, hab ich verbessert.

Die extra Karstadt-Szene zerstückelt für mein Empfinden das Ganze zu sehr, vielleicht kann sie sich ja beim Frühstück oder beim Anziehen daran erinnern, wie das bei Karstadt war ...

Das wäre mir dann von den Zeitebenen her doch zu verschachtelt, da noch eine weitere Rückblende einzubauen.

"Ich weiß nicht", murmelte sie.
Das Ganze ist mir zu bedeutungsschwanger, das sie das so murmelt und alles, dabei hat sie doch einfach nur Angst, fett zu werden, wie wir alle ... Aber dass das später ihr Problem werden wird, weiß sie ja jetzt noch gar nicht.

Na, vielleicht ahnt sie es doch? Vielleicht ist ihr das in einer früheren Krisensituation schon einmal passiert?

Als Louisa die Kuchengabel zum Mund führte, hielt er ihre Hand fest und sah ihr in die Augen. "Genießen! Du musst jeden Bissen auskosten, das ist wichtig. Versprochen?"
Da fühle ich mich als Leser zu sehr mit der Nase drauf gestoßen - für meinen Geschmack müsste diese Message mehr zwischen den Zeilen rüberkommen.

Dass ich diese ganze Fütterszene so ausgewalzt habe, darauf hat mich Novak schon hingewiesen. Aber ich hab null Plan, wie ich das zwischen den Zeilen machen soll, bzw. möchte es erst einmal so lassen. Vielleicht nehme ich das dann weg, wenn ich anderen Text dazugeschrieben habe.

der Name Jacobsen klingt für mich so nach Küste und Meer ... aber wenn die beiden am Meer Urlaub gemacht haben, wohnen sie wahrscheinlich woanders.

Ich weiß, was du meinst. Aber dreihundert Kilometer von der Küste entfernt wohnt vielleicht auch noch ein Jacobsen? (Hm, vielleicht fällt mir noch ein anderer Name ein. Bergmooshuber? Wichtelhinterleitner? :lol:) Nee, für mich wohnt die Louisa schon im Norden, sagen wir mal nördlich von Hannover.

fettig klingt eklig - soll aber lecker sein, oder?

Das 'krachend' des Zuckers klingt isoliert betrachtet ja auch unangenehm, da tun mir in Gedanken schon die Zähne weh. Soll halt intensiv schmecken.

Finde ich einen sehr schönen letzten Satz, aber das Herze macht mir es dann doch etwas kitschig, auch wenn es natürlich stimmt.

Jaaa, hast ja Recht, die 'Erinnerung im Herzen' ist schon gekillt.

Liebe Grüße, Anne

 

Hallo Anne,

Er macht eine Riesensauerei beim Frühstück. Ich find das ja sexy, aber @Matahari findet es abtörnend

Ich glaube, das war ein Missverständnis. Dass deiner Protaginistin dies "sexy" findet, habe ich als Beweis gesehen, dass sie in ihn verliebt ist. Von daher sollte es auch gar keine Kritik sein.
Nach 30 Ehejahren wird sie es vielleicht auch abtörnend finden. ;)

Liebe Grüße
Matahari

 

All diese wunderbaren Kommentare hier lassen mir keine Ruhe! :huldig:

Eine erweiterte Fassung ist online.​
Irgendwie bin ich jetzt to-tal müde ... :sleep:

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Hallo Chai,

vielen vielen Dank für deine Kritik! Ich hab versucht, einige der Aspekte bei der Überarbeitung zu berücksichtigen.

Die Perspektivwechsel sind allerdings immer noch drin. Ich glaube, wenn ich die Perspektive umschreiben müsste, würde ich meine Erzählstimme verlieren.

Dass Louisa Psychopharmaka nimmt (und keine Diätpillen) kommt jetzt hoffentlich besser raus. Sie kann nämlich zwischenzeitlich nicht weinen. Das ist ziemlich sch ..., wenn man sich sehr schlecht fühlt, aber das Weinen 'kaputt' ist. (Weinen hat ja etwas Befreiendes, das macht was, danach geht es einem oft besser.) Das ist eine unangenehme Nebenwirkung mancher Psychopharmaka, dass man nicht mehr weinen kann.

Die Karstadt-Verkäuferin ist jetzt weniger garstig, das haben peregrina und Eisenmann auch bemängelt.

Inzwischen ist Daniels Todesursache eindeutig (Absturz beim Gleitschirmfliegen).

"Wir zwei ... Du und ich ..." Also das klingt schon sehr nach Vorabendserie, sorry. Ich denke, der Antrag wirkt auch, wenn du das weglässt.

Gekauft. Ist geändert.

Die Lehrbuch- Beschreibung der Miesmuschel hätte es für mich auch nicht gebraucht. Sicherlich hat das einen bestimmten Zweck, aber den hab ich nicht so ganz begriffen.

Hab ich jetzt leicht gekürzt und um eine handschriftliche Notiz von Daniel ergänzt. Hoffe, damit ist es besser.

War als Kind viel an der Nordsee

Ich auch. Die Naturbeschreibungen haben mir total Spaß gemacht. Was den Konflikt betrifft, hab ich das Vermeidungsverhalten anscheinend perfektioniert. In der neuesten Fassung ist es jetzt hoffentlich besser.

Liebe Grüße, Anne

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Hallo Svea Hansen,

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar!

Dass ich dazu am Anfang noch den Verdacht hatte, dass die Protagonistin arbeitslos und drogensüchtig ist, hat mich weiter verwirrt.

Das hat mich total gefreut! Das war so beabsichtigt. Du bist die Einzige, die das geschrieben hat!

Mir kommt Daniel an diversen Stellen etwas kontrollierend vor (Kuchen aufdrängend, Tagesprogramm bestimmmend, ...) und dass er gleich zu Beginn sein weiches Ei verteilt hat mich auch eher abgeschreckt, aber später ist er fürsorglich und beschützend

Das macht mich total glücklich, dass du das so siehst! Überwiegend wird er ja als der perfekte Traummann wahrgenommen, wie ein Abziehbildchen.

Wobei das schon auch Absicht von mir ist. Ich baue eine Idylle auf, nur um sie dann zu zerstören. Also, ich brauche ja eine gewisse Fallhöhe.

Einige haben kritisiert, dass man die Überwindung des Konfliktes nicht mitbekommt (dass wurde an meiner Geschichte übrigends auch kritisiert), aber wie will man das -auch im Rahmen einer Kurzgeschichte- überzeugend darstellen? Ich kann ds jedenfalls (noch) nicht beantworten.

Ja, aber diese Kritik ist sehr berechtigt. Konflikt ist die Grundzutat jeder Geschichte. In der Theorie weiß ich das. In der Praxis - das ist schon bekloppt - habe ich meine Figuren einfach so lieb, dass ich ihnen nicht wehtun will und der Beschreibung des Konfliktes gerne ausweiche.

Liebe Grüße, Anne

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Hallo wegen

ach, das ist so schön, dass du gleich mehrmals reingeschaut hast!

Machs nicht zu trocken. So nen bisschen Schmalz in einer Geschichte ist doch ganz schön.

Keine Sorge, ich glaub, es ist noch schmalzig genug. :shy:

hätte aber ehrlich gesagt nicht von Gurtzeug, die blaue Schirmkappe , auch in Kombination mit dem gottverdammten Dreirad, auf Gleitschirmausrüstung geschlossen.

Durch Änderungen im gesamten Text wird es jetzt hoffentlich deutlicher.

Schade, würde Louisa gern mal zur Feuerqualle werden sehen :D . Vielleicht wenigstens ein zwei Gedanken von ihr, die ihre Ängste und Sorgen beschreiben?

Herrlich, danke! Dein Wunsch war mir Befehl. :D

LG, Anne

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Hallo Matahari,

vielen Dank für deinen Kommentar! Der war natürlich Balsam auf meine Seele.

Die Protagonistin erfährt eine Wandlung, und in diesem Zusammenhang sehe ich auch den Perspektivwechsel, nämlich Ich-Erzähler und die Rolle der Louisa.
Louisa kommt tatsächlich etwas unterkühlt rüber und ich denke, das ist gewollt. Ihre "Miesmupfeligkeit" macht sie nicht besonders sympathisch. Selbst in ihrer Stunde des Heiratsantrages sieht sie irgendwelche nicht vorhanden Gefahren.
Die Protagonistin versteht diese Louisa vielleicht selber nicht mehr so richtig.
Warum sieht sie die Muscheln nicht farbig zu einer Zeit ihres größten Glückes? Warum genießt sie das Leben nicht mit ihrer großen Liebe?

Deine Interpretationen fand ich sehr interessant zu lesen! Manches davon habe ich mir tatsächlich beim Schreiben gar nicht so bewusst gemacht.

Er redet teilweise mit ihr wie mit einem kleinen Kind. Das stört mich an dieser Figur ein wenig.
Unter verliebten, jungen Leuten passt das meines Erachtens nicht. Dieses Verhalten als Ausdruck der Liebe passt eher zu einem Liebespaar in reifen Jahren.

Dann ist es ja gut. Der Daniel darf ruhig ein paar Ecken und Kanten haben!

Dass du das mit Liebespaaren in reifen Jahren assoziierst, finde ich auch spannend, darauf wäre ich nicht gekommen, bzw. die Vorstellung gruselt mich. Trifft hoffentlich nicht auf alle zu.

Liebe Grüße und noch ein schönes (Rest-)Wochenende!
Anne

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Friedrichard

Hallo Friedel,

besten Dank fürs Vorbeischauen, die Flusen sind verbessert!

im altfriesischen "wad" (= seicht, untief)

Interessante Etymologie, merci, hatte ich gar nicht nachgesehen.
(By the way, ich bin ja vieles, aber 'scharfsichtig' ganz bestimmt nicht.)

Da verspür ich nix seichtes in dieser Geschichte über Anfang und Ende (zur sonntäglichen Alternative zum Tatort kann ich nix sagen, weder als Buch noch Verfilmung. Bestseller sind mir immer verdächtig!) einer Liebe, die allemal über den Tod hinausreicht.

Das ist nett, dass du das sagst. :)

Ich würde auch gerne mal eine richtig fiese Satire schreiben. Oder eine Horrorgeschichte. Oder beides in einem! Vorlagen im richtigen Leben gäbe es ja genug: Diese Woche von Berufs wegen an einer kombinierten Telefon/Web-Konferenz teilgenommen. Hätte ich das Gestammel aufgeschrieben, hätte man mir vorgeworfen, das sei überzogen und ich solle zu 'Satire' und 'Horror' noch den Tag 'Seltsam' dazunehmen.

und dann ist Daniel ("Gott ist mein Richter") weniger in der Löwengrube als [...] Nun gut, aber wofür stünde ein Absturz? Bekanntermaßen kommt doch der um, der sich nicht in Gefahr begibt. So also kann Schreibwerk ("wenn ich ein Vöglein wär ...", fällt mir auch noch ein) sich irren.

Ja, Gott ist Daniels Richter, das stimmt. Der erste Tote in meinen bisherigen Kurzgeschichten, seufz.
So ein schöner Name. Und so ein netter Typ. Schnief.

(In der aktuellen Fassung ist er jetzt an einer Stelle ein klitzekleines bisschen garstig. Um den K-Wörtern Genüge zu tun, also mehr Konflikt und weniger Kitsch & Klischee.)

Flüchtigkeit, wortlos:
Ich habe keine Taschentücher einstecken, wische Rotz an den Ärmel.

Ich vermute mal, du möchtest hier das Partizip 'eingesteckt' sehen, oder? Und jetzt komm ich wieder mit dem ollen Spruch: Das sagt man aber doch so. (Oder etwa nicht?)

So, gleich kütt der Musicus und der Friedel frohlocket undsagt Luja ..., darum so kurz.

Musicus ist immer gut! Hört sich fast wie Kirchenmusik an, so wie du das schreibst. Der Friedensgottesdienst? Rockt ihr das Kirchlein auch schön, auf dass die Puttenengel auf der Empore den Takt mit dem Fuß mitwippen?

Liebe Grüße & noch ein schönes (Rest-)Wochenende!
Anne
(die gleich das Schlauchboot rausholt, wenns hier so weiterregnet ...)

 

Hallo Anne49,

da schau ich doch noch mal vorbei um einen Blick auf die Änderungen zu werfen. Ich quäl mich grad mit „Geschmack der Seelen“ rum und schaffe es nicht die Kommentare so einzuarbeiten, dass es mir am Ende auch noch gefällt...

Ich finde dir ist das ganz gut gelungen und hast die Geschichte dadurch verbessert.

Nur am Anfang ist es mir etwas viel, den fand ich eigentlich vorher schon gut.

Meine Hosen spannen. Aus dem Abfluss des Spülbeckens riecht es. Ich spiele mit dem Gedanken, die Obstmotte zu zerquetschen, die auf der Lehne des leeren Stuhles sitzt, bringe es nicht fertig und schleiche zurück ins Schlafzimmer.
Ist ihr die Obstmotte nicht vollkommen egal? Ich glaube ich würde sie streichen.

Wie konnte er mir das antun? Zum Reden bin ich zu wütend, außerdem ist es dafür zu spät. Wie gerne würde ich weinen - nicht einmal das funktioniert.
Satz eins und drei finde ich gut. Sie helfen einem besser in die Geschichte zu finden.
Der zweite Satz gefällt mir nicht so recht – du meinst wahrscheinlich: Louisa würde ihn am liebsten anschreien und beschimpfen. Wie konnte er so doof sein und einfach sterben? „Reden“ erscheint mir hier zu harmlos und unpassend im Zusammenhang mit wütend. Und der zweite Halbsatz verrät dann fast schon zu viel.

Von der Sonne geblendet stolpere ich beinahe über ein gottverdammtes Dreirad. No risk, no fun, hat er gesagt
Irgendjemand hat sich auch schon über das Dreirad gewundert. Es klingt fast so als hätte er was waghalsiges mit dem Dreirad versucht. Warum brauchst du das?

"Herrgott!" Er blieb abrupt stehen. "Wie hat dir die Wattwanderung heute gefallen?"
"War wunderschön", murmelte Louisa. "Ein echtes Erlebnis."
Den Streit im Watt finde ich gut gelungen. Er verdeutlicht auch wie sehr sich Louisa selbst im Weg steht, wie sich selbst zurückhält das Leben richtig zu genießen, und wie Daniel es schafft sie zu ermutigen. Dann passt dann auch gut zu dem Satz am Ende:
Wie ich nun jeden Tag für dich versuche, die blauschwarze Miesmuschel zu sein, die beste Louisa, die ich ohne Daniel werden kann.

Deine Flugsachen habe ich damals zurück ins Haus geholt, als das Müllauto um die Ecke bog. Nein, du hast Recht, das ist gelogen.
Da war ich erst verwirrt. Warum brauchst du diese zwei Sätze?

Ingesamt finde ich es jetzt runder. Louisa zeigt mehr Gefühl, bleibt aber immer noch die Miesmuschel.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hi peregrina,

besten Dank für deinen Kommentar! :)

Du warst nicht die einzige, die die Dreistigkeit der Verkäuferin als unrealistisch bemängelt hat. (Chai und Eisenmann haben das Gleiche geschrieben.) Inzwischen hab ich es abgemildert. Der zweite Teil ist - wie von dir vorgeschlagen - gelöscht und den ersten Satz murmelt sie jetzt im Weggehen.

Ganz am Anfang (vorm Posten der allerersten Version) hatte ich auch mal drin gehabt, dass die Verkäuferin eine Size Zero sei, aber irgendwie war das nicht die Sprache meiner Erzählerin und dann hab ich es wieder verworfen.

Die Stelle mit dem Kuchenheber und dem Balancieren habe ich auch geändert. Das beruhte auf einem Kommentar von barnhelm, den ich wohl erst nicht richtig kapiert habe, dann hab ich es verschlimmbessert und jetzt passt es hoffentlich endlich:
'Daniel machte sich auf den Weg, balancierte ein Stück auf den Teller und sah sie fragend an.' - Das ist hoffentlich sprachlich korrekt und unverfänglich.

LG, Anne

---

Hi Eisenmann,

ich finds nobel, dass du mir einen Kommentar geschrieben hast für etwas, das so fernab deines Beuteschemas liegt. Und irgendwie hast du mit deinen Statements auch voll ins Schwarze getroffen.

Ich konnte fast das Salz des Meeres auf der Zunge schmecken.

Dankeschön! Hat mir viel Freude bereitet, das Watt zu beschreiben.

die doch schon ein bisschen sehr tränendrüsige Stimmung

Ja, reib das Salz nur in die Wunde! :D (Hast ja Recht.)

Die Verkäuferin ist in der neuen Fassung weniger unverschämt, das hatten Chai und peregrina ebenfalls kritisiert.

Mit dieser wissenschaftlichen Beschreibungen der Miesmuschel am Ende war ich auch nicht glücklich. Das ist völlig unnötig und killt die an sich ja durchaus tragische Atmosphäre.

Auch mit dieser Kritik stehst du nicht allein. Inzwischen hab ich es leicht gekürzt und um eine handschriftliche Ergänzung von Daniel erweitert (' Louisa, blauschwarze Miesmuschel und Genießerin. Einmalige Symbiose.'), so dass es nicht mehr nur die Trennfunktion zum Schluss, der in der jüngsten Zeitebene spielt, erfüllt, sondern noch eine Funktion mehr: Louisa beschäftigt sich am Ende im Hotel gedanklich mit der Symbiose, also damit, dass sie einander gut ergänzt haben, in der Zeit, die sie miteinander hatten.

Und insgesamt waren mir Daniel und Louisa eine kleine Spur zu zuckersüß und irgendwie auch sehr kitschig. Ich würde die beiden wahrscheinlich etwas „menschlicher“ machen und nicht so künstlich wie ein Abziehbild.

Inzwischen gibt es am Ende im Watt einen Streit, was sie hoffentlich ein klein wenig menschlicher werden lässt. Trotzdem ist deine Einschätzung wohl nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich wollte eine Idylle zeichnen, nur um sie dann zu zerstören.

Aber gut - ich hätte die beiden wahrscheinlich ja auch ohnehin auf eine alte Seemine aus dem Zweiten Weltkrieg treten lassen

Guter Punkt. Vermutlich aber nicht das größte Unglück, dass zwei Liebenden widerfahren kann. Lass einen von beiden im eiskalten Priel mit Kreislaufproblemen von der Strömung weggerissen werden und dem anderen misslingt die Rettung.

Ist dir nicht blutig genug? Dann plötzlich aufziehender Nebel und ... tadaaah! - ein Meeresungeheuer! :baddevil:

Einen wasserfesten Restsonntag!
Anne

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Hallo Bea Milana und Nichtgeburtstagskind, ich hab Eure Kommentare gelesen und mich sehr darüber gefreut! Ihr habt interessante Hinweise gegeben. :thumbsup: Bitte noch ein wenig Geduld, ich muss drüber nachdenken ...

 

Hallo Anne49,

erst mal habe ich den Hinweis „Erweiterte Fassung vom 11.11.2017“ im Text entfernt. So etwas gehört nicht in die Geschichte, das sieht man sowieso in der untersten, kursiven Zeile „geändert von …“, wo man auch noch diesen Hinweis hinzuschreiben kann. So, jetzt nimm ich die Moderatorenmütze ab und stürze mich in deinen Text … :)

Vom Radau des Zeitungsjungen geweckt schäle ich mich in der Früh aus dem Bett, schlucke eine Handvoll Pillen und krieche zurück unter die Decke.
Was ist denn das für ein Zeitungsjunge? Unser steckt die Zeitung in den Briefkasten und geht dann weiter. Ganz leise alles.
Ich schnappe die Hosen, die zugehen, und zwei zeltförmige Oberteile, eile zur Kasse.
Witzig, gefällt mir.

Siehst du, ich hab Recht, schienen seine Augen zu sagen, das ist alles in sich logisch, was ich dir erzähle.
In dieser Szene hatte ich ein wenig Probleme, mich zurechtzufinden. Perspektivwechsel? Ich dachte hier, die Frau aus der ersten Szene säße da mit den anderen beiden am Tisch und ist die Erzählerin.
Aber es ist wohl eher ein Rückblick …

Die Strandhotels bildeten eine Kette winziger Punkte am Horizont. Hoch über dem gerippelten Sandboden brach die Sonne durch den Dunstschleier. Von fern tönte ein Schiffshorn.
Das klingt. als lägen die Hotels gegenüber auf einer Insel, so weit entfernt. Ist das so gemeint?

Ich habe keine Taschentücher einstecken,
eingesteckt

"Und an Land hab ich einen Ring für dich."
"Ich will an Land", sagte sie schnell.
Sehr schön.
Übrigens fällt mir auf, dass du so merkwürdige Gänsefüßchen hast. Sollten die nicht immer erst unten, dann oben sein?

"Du weißt, was ich meine. Willst du auch so enden?"
Daniel löste seine Hand aus ihrer Umklammerung. "Das ist alles eine Frage von Ausrüstung, Training und Erfahrung. Glaub mir."
Huch, ich ahne Fürchterliches.
(Im Nachhinein ging mir das dann aber doch zu schnell. Ein langsamerer Aufbau wäre toll. Krankheit, Heilungserfolge, Rückfall etc. Dabei ist ja der wahre Grund ja gar nicht klar. Er hätte ja auch mit dem Flugzeug abgestürzt sein können, zumindest hat die Szene mit dem Drachen darauf hingewiesen.)

Hat mir gefallen. Bloß mit dem Perspektivwechsel mag ich mich nicht anfreunden. Besser gefiele es mir aus ihrer Sicht. Und diese Beschreibung der Miesmuschen könnte man gut noch etwas kürzen.
Gerne gelesen.

Wünsche dir einen tollen Wochenstart.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Ich vermute mal, du möchtest hier das Partizip 'eingesteckt' sehen, oder? Und jetzt komm ich wieder mit dem ollen Spruch: Das sagt man aber doch so. (Oder etwa nicht?)

Ist das nicht schon Satire genug?

Hallo Anne,

in Ächt? Puh, da möcht ich jetzt gar nicht äußern, was ich dächte, wenn's mir hörbar (trotz Gnade des tauben Ohrs) mit den Schallwellen herüber wogte ...

Ach nee, scharfsichtig bin ich auch nicht. Bin nicht nur wegen der Schuppen ein Blindfisch, ein gemäßigter aber. Ich hätt auch lieber Federn ...

Tschüss

Friedel

 

Hi Anne49,

ich finde die zusätzlichen Einschübe in deiner Geschichte sehr gelungen,
jetzt weiß man als Leser, was mit Daniel geschehen ist und kann die düsteren Vorahnungen besser einordnen.

Das Frühstück finde ich jetzt wirklich besser, und es kommt auch so rüber, wie du dir das vorgestellt hast:

Ich stelle mir vor, sie geht da so ferngesteuert wie ein Zombie in die Küche zum Frühstück

Hier ist mir noch etwas aufgefallen:
In der Ferne johlte ein Wanderer, dessen neongelbes Flugobjekt aberwitzige Tänze am Himmel vollführte.

Ist es denn üblich, dass man als Wanderer Flugobjekte bei sich hat?
Ist man da nicht eher ein Drachenläufer oder Drachensteigenlasser?:D
Das klingt ja auch beides geklaut oder doof, aber an dem Wanderer habe ich mich etwas gestoßen.
Vielleicht geht ja auch was anderes, ein Papa mit seinem Sohn z.B.

Ja, Jacobsens gibt sicher auch auf der Alm wie Sand am Meer! ;)

Aber dreihundert Kilometer von der Küste entfernt wohnt vielleicht auch noch ein Jacobsen.
War einfach so eine persönliche Empfindung - für die Geschichte natürlich vollkommen egal.

"Billigdrachen aus China. So was taugt nicht bei einer steifen Brise."
"Du weißt, was ich meine. Willst du auch so enden?".
Für meinen Geschmack könnte das Fettgedruckte weg. Was soll er darauf auch antworten? Und man versteht ihre Sorge auch so sehr gut.

Was hatte sie angerichtet? Louisas Herz pochte. Das Leben, Daniel, der Ring - alles schien ihr zu entgleiten.

Und diese Sätze sind nach meiner Meinung überhaupt nicht nötig und auch viel zu pathetisch. Sie hat ja gar nichts angerichtet, sie haben, wie wahrscheinlich schon öfter, diskutiert und sind unterschiedlicher Meinung, aber ich sehe an der Stelle nicht, dass ihr wirklich etwas entgleitet.

Durch diesen vorletzten Absatz hat die Geschichte auch nochmal richtig gewonnen, finde ich, und die Louisa wird noch greifbarer:

Ich nehme einen Schluck Tee. Während ich an unsere einmalige Symbiose zurückdenke, pruste ich, verschlucke mich am letzten Bissen und wische mir Tränen aus den Augenwinkeln. Ziehende Teebeutel, TÜV-Termine und Rasieren, das alles hast du regelmäßig vergessen, du Schuft. Ich versuche mir vorzustellen, wie du mir jetzt gegenübersitzen würdest: Vielleicht würdest du mit funkelnden Augen und ersten grauen Strähnen von deiner neuen Kamera erzählen.

Liebe Grüße von Raindog

(off topic: und danke für deinen netten Kommentar zu meiner Geschichte, da antworte ich demnächst noch drauf)

 

Liebe Anne49,

deine Bearbeitung hat mir ausgesprochen gut gefallen. Respekt, wie du die Anregungen aus dem Forum aufnimmst und was Eigenes daraus machst. Besonders beeindruckt haben mir deine ausgearbeiteten Szenen am Strand: Nordsee, wie ich sie auch kenne, für mich eine Sehnsuchtslandschaft, ich hätte dem Paar hinterherlaufen wollen ...


In aller Kürze, aber sehr angetan.
wieselmaus

 

Miesmuscheln sind leise Wesen.
Und Fische an sich auch, so wie ich arme Seele ...

Nee, da gibt es nix zu mosern,

liebe Anne,

vorher nicht und jetzt erst recht nicht. Vielleicht könnt eine schwache Klammer wie hier

Ich sehe den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, hinterher.
durch einfaches Möbelrücken vemieden werden, etwa so: "Den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, seh(e) ich hinterher." -
(Die Klammer gerät ans "sehen", weil Du mal ohne, mal mit dem stummen Endungs-e endest vor einem folgenden Vokal ...

Ja - und das hat mich gefreut für die wieseligste Maus hierorts:

Als ich ein paar Polyesterhosen von der Stange greife, kommt die Verkäuferin auf mich zugewieselt. Sie lässt ihren Blick an mir herabgleiten, öffnet den Mund und schließt ihn wieder.

Zeit für mich, andernorts das Geheimnis des "Guten Tages" zu lüften - wenn die Lösung [zo:: zo:: ʃveːɐ̯] fällt ...

Dass das "habe ... einstecken" hat sich dann im Sächsischen (eigentlichen Thüringischen) geklärt.

Man lernt halt nie aus ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

So, nun bin ich zurück aus Litauen (grässliches Wetter, aber liebe Kollegen ...) und kann endlich mit dem Beantworten eurer tollen Kommentare weitermachen!

oOo​

Hallo Bea Milana,

Mir hat deine Geschichte im Prinzip gefallen, auch wenn sie nicht in mein Beuteschema fällt.

Merci! Hehe, ich bin mir nicht einmal sicher, ob die Geschichte in mein Beuteschema fällt! :lol: Trotzdem hat es mir viel Freude gemacht, sie zu schreiben, vor allem die Landschaftsbeschreibungen.

obwohl ein wenig mehr Witz oder Verrücktsein deine Lesergruppe noch mehr schmachten lassen würde.

Danke, ich nehme das mal als Idee und Ansporn für zukünftige Geschichten mit. Hier bei dieser sehe ich mich nicht imstande, noch nachzuwürzen, da klemmt was.

2 x Pillen am Anfang. Das ließ mich zuerst vermuten, deine Prot. wäre auf´m Drogentrip, zumal sie gleich am Anfang verschläft und dann schwarze Polyesterhosen kauft. Ist dieser Eindruck gewollt oder habe ich einfach etwas falsch interpretiert?

Freut mich sehr, dass du das mit dem Drogentrip geschrieben hast, denn das war meine volle Absicht. Louisa soll am Anfang so rüberkommen, dass sie sich vollkommen gehen lässt, und wir wissen zunächst nicht, was da los ist, ob das in ihrer Natur liegt, dass sie so disziplinlos ist. Wir erfahren erst nach und nach, dass es in ihrem Leben eine Katastrophe gab.

Wie lange sind die denn im Urlaub? So schnell nimmt man doch nicht (von einem Stück Kuchen) zu.

Ja, wie du ganz richtig erkennst, ist das Gewicht ein wunder Punkt von Louisa. Anders ließe sich das nicht erklären.

" ... infolgedessen gibt es schönes Wetter, ..." Ach nö, wie brav! Meint er das ernst oder soll das Ironie sein?

Das darf ruhig als liebevoll ironisch aufgefasst werden. Aber anscheinend wirkt Daniel auf manche Leser hier auch dominant.

Habe erst hier und auch erst beim zweiten Grübeln geschnallt, dass es sich bei diesem Absatz um den Friedhof handelt. Das würde ich auf jeden Fall früher deutlich verorten. Mich hat es hier komplett aus dem Text geworfen. Warum so geheimnisvoll?

Na, das ist schon volle Absicht. Ich möchte, dass das so langsam einsickert, dass Louisa Daniel auf dem Friedhof besucht.

Ich weiß nicht genau, ob du - ich zitiere dich jetzt mal - "die geneigte Leserin"/"meine Lesergruppe" automatisch für tiefbegabt hältst, aber wenn man die Geschichte nur überfliegt, dann könnte es sein, dass man sie nicht versteht. Man muss sie schon Satz für Satz lesen. :read:

Würde das "und" streichen.

Ich liebe es total, Sätze mit 'und' zu beginnen! Hier bin ich dir nun doch gefolgt. Stimmt schon, geht auch ohne.

Dieser Absatz ... muss der so lang und so wissenschaftlich sein? Mach doch was ganz anderes daraus, nicht so´n Wikipedia-Zeugs zum Einschlafen, sondern was Witziges, Ungewöhnliches

Das war eine schöne Anregung, für die ich dir sehr dankbar bin. Ich habe es zwar etwas anders gelöst, aber ohne deinen Kommentar wäre ich wohl nicht darauf gekommen. Das Wissenschaftliche hab ich nur leicht gekürzt. Darunter steht nun:

So steht es in deinem Büchlein. Darunter hast du handschriftlich vermerkt:
Louisa, blauschwarze Miesmuschel und Genießerin. Einmalige Symbiose.

Auf die Symbiose nehme ich dann danach noch mal Bezug.

Lachen und Weinen liegt nah beieinander - da geb ich dir Recht. So was will ich gerne mal schreiben, aber nicht in dieser Geschichte hier.

Also so ganz klar ist mir das mit Daniel und seinem Gleitschirm nicht geworden. Traurig ist es schon! Allerdings wirkt sie schon sehr gefasst. Wie lange liegt der Tod zurück? Sie waren wohl drei Jahre zusammen, wenn ich richtig gelesen habe.

Na ja, er ist halt abgestürzt. Ich hoffe, das deutet sich hinreichend an. Drei Jahre steht nicht explizit drin, aber dass er ihr einen Heiratsantrag gemacht hat, spricht wohl dafür, dass es ihnen ernst war miteinander. Mit dem neu eingefügten Begriff der Symbiose soll das auch deutlich werden.

Ich danke dir für deinen hilfreichen Kommentar!!

LG, Anne

oOo​

Hallo Nichtgeburtstagskind,

tausend Dank, das ist sehr lieb von dir, dass du noch mal reingeschaut und die Änderungen kommentiert hast! :huldig:

Ist ihr die Obstmotte nicht vollkommen egal? Ich glaube ich würde sie streichen.

Die Obstmotte hab ich tatsächlich sehr ins Herz geschlossen. Dass sie Louisa egal ist, genau darum geht es mir, denn Louisa ist durch die Pillen apathisch geworden. Außerdem ist die Motte ein 'Flieger'. Vielleicht bringt Louisa es auch deshalb nicht übers Herz, sie zu töten?

Ich quäl mich grad mit „Geschmack der Seelen“ rum und schaffe es nicht die Kommentare so einzuarbeiten, dass es mir am Ende auch noch gefällt...

Ich habe auf meiner Festplatte ein paar Geschichten rumlungern, die ich in den letzten Wochen begonnen habe und bei denen ich auf die eine oder andere Weise festhänge. Die Erzählstimme ist mir teilweise abhanden gekommen, ich weiß auch nicht. Vielleicht muss ich erst mal lesen und danach sprudelt es mit dem Schreiben wieder, wer weiß.

Der zweite Satz gefällt mir nicht so recht – du meinst wahrscheinlich: Louisa würde ihn am liebsten anschreien und beschimpfen. Wie konnte er so doof sein und einfach sterben? „Reden“ erscheint mir hier zu harmlos und unpassend im Zusammenhang mit wütend. Und der zweite Halbsatz verrät dann fast schon zu viel.

Gekauft, ist weg.

Irgendjemand hat sich auch schon über das Dreirad gewundert. Es klingt fast so als hätte er was waghalsiges mit dem Dreirad versucht. Warum brauchst du das?

Ist halt so'n nerviger Sch ..., der beim Sperrmüll rumsteht. Vielleicht kille ich es irgendwann. Noch steht es da.

Deine Flugsachen habe ich damals zurück ins Haus geholt, als das Müllauto um die Ecke bog. Nein, du hast Recht, das ist gelogen.
Da war ich erst verwirrt. Warum brauchst du diese zwei Sätze?

Das ist halt die Frage: Hebt sie den Kram auf, aus Respekt und als Erinnerung an Daniel? Oder ist es ein wichtiger symbolischer Akt, dass sie zusieht, wie seine Flugsachen vom Sperrmüllauto zerquetscht und verschluckt werden? Irgendwie denke ich, dass ich das zur Verstärkung im Text brauche, um dieses Dilemma zu verdeutlichen. Aber dein Kommentar arbeitet in mir.

LG, Anne

oOo​

Hallo GoMusic,

erst einmal danke, dass du deines Moderatorenamtes gewaltet und das mit der Versionierung korrigiert hast! :shy:

Was ist denn das für ein Zeitungsjunge? Unser steckt die Zeitung in den Briefkasten und geht dann weiter. Ganz leise alles.

Da habt ihr Glück. Der von Louisa macht anscheinend Krach. Stimmt schon, ist ungewöhnlich.

Das klingt. als lägen die Hotels gegenüber auf einer Insel, so weit entfernt. Ist das so gemeint?

Sie sind gaaaaanz weit hinaus ins Watt gelaufen und gucken zum Festland.

eingesteckt

„Habe einstecken“ - hat Friedel erst bemängelt, dann als regional erkannt (übrigens aus Dunkeldeutschland).

Übrigens fällt mir auf, dass du so merkwürdige Gänsefüßchen hast. Sollten die nicht immer erst unten, dann oben sein?

Hast ja Recht. Gerade umgestellt, guck: „...“ Ab der nächsten Geschichte beginne ich mit Gänsefüßchen unten.

Huch, ich ahne Fürchterliches. (Im Nachhinein ging mir das dann aber doch zu schnell. Ein langsamerer Aufbau wäre toll. Krankheit, Heilungserfolge, Rückfall etc. Dabei ist ja der wahre Grund ja gar nicht klar. Er hätte ja auch mit dem Flugzeug abgestürzt sein können, zumindest hat die Szene mit dem Drachen darauf hingewiesen.)

Ja, was hat er denn für eine Krankheit gehabt, der Daniel? :D
[sub] Auflösung: Er ist mit dem Gleitschirm abgestürzt. [/sub]

Hat mir gefallen. Bloß mit dem Perspektivwechsel mag ich mich nicht anfreunden. Besser gefiele es mir aus ihrer Sicht. Und diese Beschreibung der Miesmuschen könnte man gut noch etwas kürzen.

Freut mich, dass es dir gefallen hat! Die Perspektive umzuschreiben, das kriege ich bei dieser Geschichte nicht mehr hin. Aber letztlich haben sich viele Leser dran gestört. Muss sagen, das Experiment hat nicht so ganz funktioniert. Die Miesmuschelbeschreibung habe ich leicht gekürzt.

Vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar!

LG, Anne

 

Hallo Raindog,

das freut mich wirklich sehr, dass du noch einmal reingeschaut hast. Tausend Dank! :thumbsup:

Ist es denn üblich, dass man als Wanderer Flugobjekte bei sich hat?
Ist man da nicht eher ein Drachenläufer oder Drachensteigenlasser?:D
Das klingt ja auch beides geklaut oder doof, aber an dem Wanderer habe ich mich etwas gestoßen.
Vielleicht geht ja auch was anderes, ein Papa mit seinem Sohn z.B.

Hm, ich hab da primär einen Wattwanderer gesehen, der vermutlich erst einmal ein ganzes Stück ins Watt rausläuft, bevor er den Drachen steigen lässt. Louisa ist zu weit weg, um Papa und Sohn erkennen zu können.

"Billigdrachen aus China. So was taugt nicht bei einer steifen Brise."
"Du weißt, was ich meine. Willst du auch so enden?".
Für meinen Geschmack könnte das Fettgedruckte weg. Was soll er darauf auch antworten? Und man versteht ihre Sorge auch so sehr gut.

Gekauft! Das Fettgedruckte ist weg.

Was hatte sie angerichtet? Louisas Herz pochte. Das Leben, Daniel, der Ring - alles schien ihr zu entgleiten.
Und diese Sätze sind nach meiner Meinung überhaupt nicht nötig und auch viel zu pathetisch. Sie hat ja gar nichts angerichtet, sie haben, wie wahrscheinlich schon öfter, diskutiert und sind unterschiedlicher Meinung, aber ich sehe an der Stelle nicht, dass ihr wirklich etwas entgleitet.

Hm, das ist sehr interessant, dass du das schreibst! Ich wollte damit suggerieren, dass Louisa Angst hat, Daniel ernsthaft verärgert zu haben. So sehr, dass er das mit dem Heiraten noch einmal überdenkt - wenn auch nur in ihrer Imagination.

Schönes Wochenende!
Anne

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Hallo wieselmaus,

ganz lieben Dank für deine Rückmeldung zum geänderten Text!
Auch kurze Kommentare sind schön. :)

Dein Eindruck deckt sich mit meinem. Ich mag ebenfalls die Naturbeschreibung am liebsten.

Auch dir ein schönes Wochenende!
Anne

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Friedrichard:
Hallo Friedel,

Vielleicht könnt eine schwache Klammer wie hier durch einfaches Möbelrücken vemieden werden, etwa so: "Den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, seh(e) ich hinterher." -
(Die Klammer gerät ans "sehen", weil Du mal ohne, mal mit dem stummen Endungs-e endest vor einem folgenden Vokal ...

Bitte verzeih meine grenzenlose Dummheit, aber für mich sehen Klammern so aus: ()[]{}. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was du mir sagen willst. Dass ich bei Verben aktuell immer mal wieder ein stummes E weglasse, ist mir schon aufgefallen. (Klingt so, als ob mich mir selbst beim Schreiben zuschauen würde ...) Die neonfarbenen Rauten an den Anfang des Satzes zu stellen und dadurch zu betonen, widerstrebt mir - vor allem, wenn ich nicht weiß, wozu.

Zeit für mich, andernorts das Geheimnis des "Guten Tages" zu lüften - wenn die Lösung [zo:: zo:: ʃveːɐ̯] fällt ...

Da ich ungefähr drei Worte Türkisch spreche, tippe ich auf deine Copywriterin maria.meerhaba

das "habe ... einstecken" hat sich dann im Sächsischen (eigentlichen Thüringischen) geklärt.
Man lernt halt nie aus ...

Deine erste Replik von wegen Satire hat mir ein wenig die Schamesröte ins Gesicht getrieben.
Und jetzt noch die östlichen Dialekte der ‚Soxen un Düringer‘ - ich glaub, ich werd so langsam mürbe ... :D

Du ahnst, was ich dir nun wünsche: Ein schönes Wochenende!
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Me & my monkey:
Vielleicht könnt eine schwache Klammer wie hier
Muttertext:
Ich sehe den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, hinterher.
durch einfaches Möbelrücken vemieden werden, etwa so: "Den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, seh(e) ich hinterher." -
Du:
Bitte verzeih meine grenzenlose Dummheit, aber für mich sehen Klammern so aus: ()[]{}. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was du mir sagen willst.
Aber da hastu noch die Klammer im Haar vergessen - was gingen mir meine Altvorderen da auf den Zwirn, wenn sie damit mein Haupthaar bändigen wollten (als wenn man durch Scheitel und freie Stirn schlauer würde ...)

Hallo Anne,

vor dem Geheimnis der Klammer müssen wir noch die Adressen austauschen.Deine drei türkischen Worte haben gereicht, das Geheimnis zu lüften. Wohin darf ich den nicht ausgelobten, aber doch bereitliegenden Wäschetrockner schicken?

Im gramm. schließt eine "Klammer" wie hier

Ich sehe den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, hinterher.
vereinfacht gesagt einen Text ein, also in dem zitierten Fall einen Relativsatz. Und weil allein ein Wort ("hinterher") die Klammer erzeugt, gilt sie als schwach- So einfach kann Gramm. sein ...

Tschüss

Friedel,
der noch'n schön' Wochenende wünscht!

 

Hi Anne49,

darf man einfach so Muscheln sammeln gehen? Sind die nicht geschützt?

Ich finde deine Geschichte gut zu lesen, klingt alles ganz angenehm. Aber es ist natürlich schon auch ziemlich vorhersehbar, der Lenkdrachen als böses Omen und wie es dann weitergeht. Ich könnte mir gut vorstellen, da einiges wegzulassen und das Ganze auf die übrig gebliebenen Sachen zu konzentrieren. Ich meine das gar nicht unbedingt als Ratschlag, eher so als Überlegung. Oder auch andersrum: Sie fängt an mit ihm zu fliegen und es passiert gar nichts weiter. (Oder er läuft ihr einfach davon, es endet mies, aber die Flugsachen waren gar nicht schuld.) So ist es halt eine trotz großem Drama letztlich leichte Lektüre, und dagegen spricht ja auch nichts.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Liebe Anne49,

da landen in den letzten Wochen so viele Geschichten hier im Forum, die ich unbedingt lesen und kommentieren will, und dann habe ich keine Zeit und schwup die wup sind ein paar Wochen vergangen, und all die Fehlerlese ist bereits betrieben, was dann aber den Vorteil hat, dass ich in den Genuss einer wirklich hübschen, runden Geschichte komme. Ich habe die Miesmuschel sehr gern gelesen.

Vom Radau des Zeitungsjungen geweckt schäle ich mich in der Früh aus dem Bett, schlucke eine Handvoll Pillen und krieche zurück unter die Decke. Während im Treppenhaus ein Kind wie von Sinnen schreit, fallen meine Augen wieder zu. Um neun schlurfe ich in die Küche und stopfe Nutellatoast in mich rein, den Kaffee trinke ich schwarz. Meine Hosen spannen. Aus dem Abfluss des Spülbeckens riecht es. Ich spiele mit dem Gedanken, die Obstmotte zu zerquetschen, die auf der Lehne des leeren Stuhles sitzt, bringe es nicht fertig und schleiche zurück ins Schlafzimmer. Wie konnte er mir das antun? Nicht einmal Weinen funktioniert.

Was mir gleich am Anfang auffiel - deine Details! Viel, viel besser als noch in der letzten Geschichte die ich kommentiert habe.

"Was Schwarzes würde strecken", murmelt sie im Weggehen.

Autsch! Aber hübsch.

Morgen ist Sperrmüll. Ich hole seine Flugsachen aus dem Abstellraum und lege alles an den Rand des Bürgersteigs. Das Gurtzeug, die blaue Schirmkappe. Von der Sonne geblendet stolpere ich beinahe über ein gottverdammtes Dreirad. No risk, no fun, hat er gesagt und ich habe dazu geschwiegen - Miesmuscheln sind leise Wesen.

Mittags mache ich mich auf den Weg zu ihm. Um niemandem zu begegnen, nehme ich den Pfad hinter den Gärten, vorbei am Bach und der Dogge vom Jacobsen, die kurz aufjault. Die Sonne brennt vom Himmel, während ich das quietschende Tor öffne und mich über den Asphaltweg schleppe, wo es nach Kiefernharz riecht. Die schwarzen Polyestersachen reiben meine Achseln wund, scheuern an den Oberschenkeln. Ich gehe zum Brunnen und mache die Kannen randvoll, meine Schuhe haben Kalkränder. Zu oft ist Wasser drübergeschwappt. Das Grün verschwimmt vor meinen Augen und der Schüttelfrost geht wieder los. Ich habe keine Taschentücher einstecken, wische Rotz an den Ärmel. Nachdem ich mit Gießen fertig bin, sinke ich auf die Knie.


Das ist sooo traurig! Gerade weil Du drüber schreibst, als wüsste der Leser, also dich am Rande des Geschehens entlang hangelst, weil man es zwischen den Zeilen herausliest, ach je. Ich wäre fast mit Louisa auf die Knie gesunken, so nah war sie mir in der Situation.

Weil sie einen Narren an ihm gefressen hatte.

:)

Dass es ab jetzt bergauf ginge, dass ich mich am Weinen abarbeiten und befreien könnte.

Wenn es so was wie einen Lieblingssatz in einer Geschichte gibt, dann ist das hier meiner. Ich kann das nicht begründen, aber der ging mir nah, ich fand das so richtig und wichtig und gut getroffen. Am weinen abarbeiten - Trauerarbeit - Ja, Trauer ist Arbeit.

Am Strand kremple ich die Jeans hoch. Obwohl September ist, werde ich barfuß ins Watt gehen. Weit hinaus, so wie damals mit dir. Ich sehe den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, hinterher. Mit den Turnschuhen im Rucksack und dem Muscheleimer in der Hand laufe ich los.

Ein wirklich schöner Schluss.

Das ist eine ganz feine, leise Geschichte über eine große Liebe, über einen tragischen Unfall, über das "Überleben" danach, und wie mit der Zeit das Leben zurückkehrt. Ich habe gar nichts, was ich Dir an Kritik hier lassen könnte, für mich ist die Geschichte wie der Zuckerkuchen auf dem Frühstücksbuffet. Ganz langsam essen/lesen und genießen.
Nur ist sie eben auch so furchtbar traurig, trotz des hellen Punktes am Ende.

Mit besten Dank und Grüßen,
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Friedrichard:

Ich sehe den neonfarbenen Rauten, die am Himmel arglos tanzen, hinterher.

Friedel, liebster Grammatiklehrer,

ich danke dir für die Erläuterung der schwachen Klammer! Wie böse ist die denn nun auf der (nach oben offenen) Richter-Skala? Die Alternativen wollen mir nicht gefallen, außer vielleicht: ‚Ich sehe den neonfarbenen Rauten hinterher, die am Himmel arglos tanzen.‘ Ja genau, so könnte ich das ändern, ich verschieb ‚hinterher‘ nach vorne. :)

Meilės sveikinimai!
Anne

oOo​

Hallo erdbeerschorsch,

darf man einfach so Muscheln sammeln gehen? Sind die nicht geschützt?

Mit der Erwähnung der ‚Alten Liebe‘ habe ich die Geschichte in Cuxhaven angesiedelt. Dort ist das Sammeln von Muscheln erlaubt.

So ist es halt eine trotz großem Drama letztlich leichte Lektüre, und dagegen spricht ja auch nichts.

Dagegen spricht nichts, außer - und jetzt sag ich es einfach mal ganz offen, dass ich mich seit dem Moment, als ich die Geschichte hier bei Wortkrieger eingestellt habe, für sie ein wenig schäme. Genau aus diesem Grund: leichte Lektüre; intellektueller Anspruch - Fehlanzeige.

es ist natürlich schon auch ziemlich vorhersehbar, der Lenkdrachen als böses Omen und wie es dann weitergeht.

Der Lenkdrachen als böses Omen war schon in der allerersten Fassung enthalten. Als Andeutung war das allen Kommentatoren zu wenig. Die Ursache für Daniels Tod blieb im Nebel.

Bei der ersten Überarbeitung kam die Sperrmüllszene dazu (direkt vor der Friedhofszene), ab da war es mit dem Absturz dann klar.

Bei der zweiten Überarbeitung habe ich das Streitgespräch über seinen Risikosport eingefügt. Damit habe ich den Konflikt zwischen Louisa und Daniel aufzeigen wollen. (@Novak hatte bei meiner ersten Fassung zu Recht darauf hingewiesen, dass ich mehrere Konflikte anlege, aber keinen einzigen davon durchführe.) Mit dem Einfügen des Streitgespräches habe ich im Grunde die Vorhersagbarkeit / Banalität erst so richtig verschärft. Dass das dann wirklich eintritt, worüber sie streiten, ja, das ist halt plot-technisch gesehen extrem uncool.

Herrjeh, soll ich das Streitgespräch über seine Fliegerei wieder herausnehmen? Welche Funktion hat das eigentlich? Dass Daniel ein wenig egoistisch rüberkommt und dass Louisa ihm wie ein Hündchen hinterherläuft und versteht, dass sie ihn nie mehr auf die Gefährlichkeit seines Hobbys ansprechen sollte, er wird sowieso das tun, was er will. Brauch ich das?

Ich könnte mir gut vorstellen, da einiges wegzulassen und das Ganze auf die übrig gebliebenen Sachen zu konzentrieren.

Hilfe, hier rätsele ich: Was meinst du damit? Was sollte ich deiner Meinung nach weglassen?
EDIT: Ich überlege gerade, ob du mir im Grunde das Gleiche sagen wolltest, also die Diskussion nach dem Lenkdrachenabsturz wieder killen? Mit den übrig gebliebenen Sachen meinst du die Sperrmüllszene?

Oder auch andersrum: Sie fängt an mit ihm zu fliegen und es passiert gar nichts weiter. (Oder er läuft ihr einfach davon, es endet mies, aber die Flugsachen waren gar nicht schuld.)

Das nehm ich jetzt mal nur als Brainstorming auf, das ginge an den innersten Kern der Geschichte.

Wenn ich Louisa mit der Fliegerei anfangen lassen würde, da könnte ich den Titel gleich mitschreddern, die Miesmuschel steht als Symbol für ihre Ängstlichkeit. Die ganze Figur würde mir entgleiten, das kann ich mir nicht so recht vorstellen.

Auch das Zweite: Die Beziehung ist als Idylle angelegt. Die Harmonie zwischen den beiden, das ist es wohl, was die Geschichte so leicht (seicht?) wirken lässt. Aber ich wollte es so anlegen, um dann den Tod in die Idylle einbrechen zu lassen.

Das hat wieder alles mit dem Problem zu tun, dass sein Absturz so vorhersagbar ist.

Ja, ich lasse das mal einsickern. Falls deine Ideen auf diese Geschichte keine Auswirkungen haben sollten, so sicher auf meine nächsten Texte.

Also, vielen vielen Dank für deine hilfreichen Überlegungen! :)

Liebe Grüße,
Anne

 

Ja genau, so könnte ich das ändern, ich verschieb ‚hinterher‘ nach vorne.

Warum nicht vorher schon?,

liebe Anne,

ist doch superdiagoneknaxspezial,

aber meine Grammatik wird momentan durch den Altmeier vertreten ... Und fürs Lehramt bin ich nicht geeignet ...

Ledeirf ssühcst

 

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