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Der Mann ohne Gehirn

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28.10.2017
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Der Mann ohne Gehirn

Unter der linken Achsel des Mannes mit dem hängenden Kopf klemmte ein offenes Glas Bockwurst und mit jedem Schritt plätscherte ein wenig Wurstwasser auf die frisch gebohnerten Kaufhausfliesen. Er schob den Einkaufswagen mit schlurfenden Schritten an Petras Käsetheke vorbei. Sein Hemd hing in Zipfeln aus der Hose, die Haare waren fettig, der Hinterkopf kahl. Kurz hinter der Käsetheke hielt er an, griff in das Glas, angelte eine Bockwurst heraus, steckte sich die Spitze in den Mund und kaute genüsslich. Er schluckte und hielt das angebissene Würstchen nach vorne, zum Kindersitz. Der kleine Knirps mit dem grünweiß karierten Baseballkäppchen biss nach kurzem Zögern davon ab.
Petra sah während ihrer täglichen acht Stunden Käsetheke zwischen zwei und drei solcher Kandidaten vorbeigehen. Meistens vormittags, dann, wenn vernünftige Menschen arbeiteten, und meistens mit Kind im Einkaufswagen. Solche Kandidaten, das hieß Kunden, die ihre Einkäufe bereits im Laden öffneten, aßen und tranken.
Selbstverständlich hatte Petra nicht vor, sie daran zu hindern. Die Dinge, wie sie waren, waren gut so, wie sie waren. Klare Fronten. Zuständigkeiten und Nichtzuständigkeiten. Da war einmal die Käsetheke und auf der anderen Seite der Supermarkt. Und Petra arbeitete nicht für den Supermarkt. Petra arbeitete für Job&Sicher. Ein Tochterunternehmen der Käserei Jakobs mit Sitz in Luxemburg. Und ihre Aufgabe war es, Käse der Käserei Jakobs zu verkaufen, nicht, Kunden auf Punkt 7a der Hausordnung oder Paragraph 242 des Strafgesetzbuches hinzuweisen.
Jutta aus der Schuh-Abteilung, mit der Petra mittags manchmal Kaffee trank, konnte ein Lied von leeren Coladosen, zusammengeknüllten Chipspackungen und aufgerissenen Süßwarentütchen singen, die sie versteckt zwischen Socken, Badelatschen oder in Sneakern vorfand, Artikel, die von ihren »Käufern« ganz oder teilweise verzehrt worden waren und die es nicht mehr bis zur Kasse geschafft hatten. Dieser Mann mit dem Bockwurstglas war ein Paradebeispiel, ein Lexikoneintrag eines solchen Kunden.
»Keine Bewegung!«
Nanu. Petra sah interessiert auf. Eine Frau, hinten bei den Tiefkühltruhen. Sie stützte die Hände auf die Knie, als hätte sie gerade einen Dauerlauf hinter sich.
Petra veränderte ihre Haltung und verlagerte das Körpergewicht auf den linken Fuß. So war es besser.
»Halt, verdammt«, rief die Frau und rannte los. Sie rannte wirklich schnell. Es dauerte nur wenige Sekunden, da war sie auch schon an Petras Käsetheke vorbeigewetzt und packte, noch halb im Lauf, den Mann mit dem Wurstglas und riss ihn herum. Das Glas knallte auf den Boden und zerschellte. Uringelbes Wurstwasser ergoss sich über die weißen Fliesen, drei verbliebene Bockwürstchen hüpften über den Boden.
»Du Scheißkerl«, schrie die Frau.
Geil, dachte Petra. Endlich ein wenig Action. Die letzte zünftige Schlägerei vor der Käsetheke war schon eine Weile her.
»Lass meinen Sohn in Ruhe!«
Die Frau schlug mit der flachen Hand nach dem Gesicht des Mannes. Er wich aus, machte einen Ausfallschritt zur Seite und brachte damit etwas Abstand zwischen sich und die Angreiferin.
»Geh von dem Einkaufswagen weg.«
Der Mann bewegte sich nicht. Er gaffte die Frau an, öffnete langsam den Mund und biss von seinem Würstchen ab.
»Jetzt hau schon ab da!« Die Frau breitete die Arme aus wie ein angriffslustiger Sumoringer.
Als der Mann sich immer noch nicht regte, sah sie sich gleichsam grimmig und hilfesuchend um. Ihr Blick fiel auf Petra und ein ungläubiger Ausdruck legte sich über ihre Miene, ehe sie mit einem Mal wieder wütend wurde.
»Nun helfen sie mir doch, verdammt.«
Petra rührte sich nicht. Sie hatte nicht vor, sich in diesen Streit hineinziehen zu lassen. Sie wandte sich von der Szene ab, zog ihr Handy und wählte die Durchwahl der Geschäftsführung.
»Frisch- und Kompetenzmarkt GmbH«, meldete sich Hans-Peter, der stellvertretende Marktleiter.
»Hier die Käsetheke. Ich habe eine Familienstreitigkeit vor Ort. Glas ist zu Bruch gegangen.«
»Ach scheiße«, sagte Hans-Peter nasal, »gut, ich schick' jemanden.«
Er legte auf. Petra wandte sich wieder den beiden zu.
»Es kommt je-«
Sie brach mitten im Satz ab.
Der Mann hatte den Jungen im Genick gepackt und hielt ihn mit zappelnden Beinchen über der Pfütze mit den Glasscherben.
»Bitte geben Sie ihn her, ja«, sagte die Frau, »der Junge hat Ihnen doch nichts getan, oder?«
Der Mann schien sie nicht zu hören. Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Wurstwasserpfütze zu seinen Füßen.
»Geben Sie mir doch bitte meinen Sohn«, sagte die Frau verzweifelt, »bitte ... ja?«
Er löste sich aus seiner Erstarrung, bückte sich langsam herunter und fischte ein Bockwürstchen vom Boden. Er richtete sich wieder zu voller Größe auf, in der einen Hand der Junge, in der anderen das Würstchen, und stand einen Moment so da, als wüsste er nicht, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich führte er die Hand mit der Bockwurst zum Mund.
Schnelle Schritte näherten sich.
Eine Frau – mittleres Alter, langes, wallendes Haar – kam aus der Regalreihe Haushaltswaren und Backwaren.
Sie blieb in der Flucht stehen. Ihr Blick glitt über das Durcheinander. Im ersten Moment schien sie geschockt, ja überfordert. Dann kam sie langsam herbei. Die letzten Schritte machte sie ganz vorsichtig, offenbar bedacht, keine lauten Geräusche mit ihren Absatzschuhen zu machen. Sie blieb hinter dem Mann stehen, zögernd, dann legte sie ihre Hand auf seine Schulter.
»Liebling«, sagte sie ruhig und als wäre es das Normalste der Welt, »wir müssen langsam los. Du verpasst noch deinen Arzttermin.«
»Arzt ... termin?«, fragte der Mann in monotoner Stimmlage. Er ließ den Jungen sinken, sodass dessen Fußspitzen den Boden berührten.
»Ist ... der heute?«
»Ja, Liebling«, sagte sie und deutete auf das Kind in seinen Händen, »was hast du denn mit dem Jungen vor?«
Der Mann betrachtete ihn und zuckte mit den Schultern.
»Weiß nich'«, sagte er.
»Dann lass ihn doch bitte los, ja?«
»Mhm«, machte er, »vielleicht eine gute Idee.«
Er setzte ihn vorsichtig auf den Boden neben der Pfütze und machte sich dann, einfach so, und ohne dass er dazu aufgefordert worden wäre, davon. Er steuerte auf die Regalreihe zu, aus der die Frau mit den langen Haaren gekommen war.
Diese sah ihm einen Moment lang nach, dann wandte sie sich der Mutter des Kindes zu, öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen – ihrem Gesichtsausdruck nach etwas wichtiges – aber, als fände sie nicht die richtigen Worte, nickte sie nur, drehte sich auf dem Absatz um und lief dem Mann hinterher.
Petra atmete aus und verlagerte das Gewicht wieder zurück auf den rechten Fuß. Ihr Puls jagte hoch bis zum Hals und sie konnte das Blut in ihren Ohren rauschen hören. Sowas Spannendes hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Fast Mittag.

Einige Jahre nach diesem Vorfall las Petra während der Mittagspause einen Artikel in der Zeitung über einen Mann ohne Gehirn. Der Artikel war reißerisch und Petra hatte ihn schließlich zur Seite gelegt und den Kopf geschüttelt. Denn einen Mann ohne Gehirn, den konnte es ja schließlich gar nicht geben.

Sieben Monate später

In der Mitte des Raumes lag ein Mann in einem Krankenhausbett, angeschlossen an Schläuche und Kabel. Eine künstliche Lunge blähte sich abwechselnd auf und fiel wieder in sich zusammen.
Lana saß im Halbdunkel am Rande des Raumes, direkt neben der Tür, und dachte nach. Über sich, ihn, die gemeinsame Zeit, die sie miteinander hatten, in guten wie in schlechten ...
Ein Klopfen.
Die Tür öffnete sich und ein Mann in weißem Kittel ging durch ihr Sichtfeld, nahm auf dem Stuhl neben ihr Platz.
Nachdem sie einige Sekunden lang still so dagesessen und die reglose Gestalt im Bett betrachtet hatten, brach der Arzt das Schweigen.
»Haben Sie eine Entscheidung getroffen?«
Lana schwieg. Als sie ein kleines Mädchen war, hatten sich unangenehme Dinge oftmals von alleine erledigt, wenn sie sie nur lange genug ignoriert hatte.
»Ich sehe, worauf das hinausläuft«, sagte der Arzt, »und das ist Ihr gutes Recht, aber ich bitte Sie trotzdem, sich die Sache noch einmal gut durch den Kopf gehen zu lassen. Ich weiß, es ist schwer, aber ...«
»Er bleibt.«
Der Arzt seufzte und legte die Stirn in Falten.
»Ihr Mann war wirklich tapfer. Er hat so viele Monate gegen die Wucherung gekämpft, aber am Ende hat er verloren. Sie müssen akzeptieren, dass er nie wieder aufwachen wird. Rein unter medizinischen Standpunkten gesehen, ist Ihr Mann tot. Mit Ihrem Einverständnis veranlasse ich alles, damit er in Ruhe und vor allem in Würde ...«
»Gehen Sie.«
»Wie bitte?«
»Ich möchte mit meinem Mann allein sein.«
Der Arzt erhob sich und besah sie nachdenklich, dann nickte er und verließ mit leisen Schritten den Raum. Als er die Tür hinter sich schloss, hatte die Stille etwas Tröstliches. Lana fand fast augenblicklich in den Gedanken zurück, den der Arzt, diese Person, die in allem nur das Schlechte sah, so unwirsch unterbrochen hatte. Die Menschen hatten vergessen, dass auf Tiefen irgendwann auch wieder Höhen folgten. Das war ganz unweigerlich so.

Der Mann dort in dem Bett, Lanas Mann, würde aufwachen. Egal was der Doktor sagte, ja, egal was alle Doktoren sagten, meinten oder davon hielten. Es würde womöglich dauern, aber am Ende, ganz am Ende, würde er aufwachen und alles wieder so sein, wie immer.

Einunddreißig Monate später.

»Nein, nein ... Scheiße«, schimpfte er und knüllte die Karte wütend in den Händen zusammen.
Lana steuerte den Wagen zum dritten Mal an der Autobahnauffahrt vorbei. Sie wartete einen Moment, bis er sich äußerlich beruhigt hatte. Dann stellte sie ihre Frage erneut.
»Also nicht auf die Autobahn?«
Er sah sie verärgert an.
»W-was weiß ich denn, verdammt«, sagte er und pfefferte die Karte in den Fußraum.
»Es ist d-deine scheiß Karte.«
Lana schwieg. Wenn er wütend war, war es besser, wenn sie ihn einfach reden ließ. Einen Moment saß er so da. Etwa zehn, vielleicht auch zwanzig Sekunden vergingen. Dann sagte er:
»Die Karte, die du gekauft hast, ist scheiße.«
»Du hast die Karte gekauft«, antwortete sie knapp und hätte sich im selben Moment dafür ohrfeigen können. Sie musterte einen Punkt irgendwo am Ende der Fahrbahn und bemühte sich um einen gedankenversunkenen Gesichtsausdruck. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie sein Kopf sich langsam zu ihr drehte. Ihr Puls beschleunigte sich.
»W-wie war das?«, fragte er leise.
»Ach nichts.«
»D-die Karte«, sagte er, »du hast von der Karte gesprochen.«
»Ist nicht so wichtig.«
Einen Moment war er still und betrachtete sie stumm. Während er sie beobachtete, kam es ihr so vor, als würde er körperlich wachsen. Dann sah er ruckartig zur Fahrbahn.
»Fotze.«
Lana erschrak.
»Was?«
Sie hielt den Wagen an einer roten Ampel und wandte sich ihm zu.
»Was hast du eben gesagt?«
Er schwieg. Lana versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. Allen voran die Wut, die sich Gehör verschaffen wollte. Aber sie schaffte es, sie zurückzudrängen.
»Ich weiß ...«, ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich.
»Ich weiß, dass du in den letzten Monaten viel durchgemacht hast, aber denkst du, ich hatte es leicht?«
Er schwieg. Lana deutete das als Zeichen, dass er zuhörte.
»Wie auch immer«, sagte sie, »was ich auf keinen Fall dulde, ist ...«
»F-fahr«, sagte er.
»Was?«
Ein Auto hupte.
»Fahr doch, verdammt.«
Lana drückte aufs Gas und reihte sich wieder in den fließenden Verkehr ein.
Sie fuhren ein paar Sekunden so. Dann sagte – vielmehr nuschelte – er leise:
»D-deine Karte, deine Schuld. Beschwer dich also nicht bei mir.«

Fünfzehn Monate früher.

»Aus diesem Grund wird der Angeklagte in allen Anklagepunkten freigesprochen.«
Als der Richter diese Worte ausgesprochen hatte, stemmte der alte Mann sich mit dem Krückstock in die Höhe.
»Freigesprochen?«, fragte er mit ungläubiger Stimme.
»Wie kann jemand für ... so etwas ... freigesprochen werden?«
»Beruhigen Sie sich.«
Der Mann in der schwarzen Anwaltsrobe, der eben noch neben dem Alten saß, hatte sich erhoben und tätschelte seinem Mandanten die Schulter.
Aber der Alte ließ sich nicht beirren, seine Stimme klang schrill, er schrie fast, als er weitersprach.
»Wie ist es möglich, dass so jemand-«
»Ich bin noch nicht fertig«, der Richter erhob das Wort und der Anwalt nutzte die Chance, um seinen Mandanten mit sanfter Gewalt zurück in den Stuhl zu drücken.
»Aufgrund der besonderen Schwere der Tat, hätte das Gericht normalerweise dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben und zwei Jahre Freiheitsstrafe verhangen. Die Höchststrafe für diese Art von Sachbeschädigung.«
Der Alte fuhr in die Höhe und reckte seinen Stock gen Richter.«
»Sachbeschädigung? Der Boppie war mein bester Freund.«
»Hören Sie ...«, sagte der Anwalt versöhnlich.
»Lass mich«, der Alte schlug die Hand seines Anwalts weg, »der Boppie war alt und müde, eine liebe Seele ... Abends hat er gezittert, obwohl ich die Heizung aufgedreht habe.«
»Ich verstehe Ihre Situation«, sagte der Richter, »aber das Urteil ist gefällt. Aufgrund des Gutachtens des Doktors kann Schuldunfähigkeit ausgeschlossen werden. Außerdem wird der Angeklagte sich erneut in Therapie begeben«
»Therapie?«, schrie der Alte, »der Boppie hat doch nicht mal in seine Richtung geschaut. Der Kerl kam einfach daher, von der Seite, und trat ihm in den Rücken, immer wieder und wieder, bis der Boppie sich nicht mehr bewegt hat. Und auch dann noch.«
Er reckte seinen Gehstock in die Richtung des Angeklagten.
»Du Teufel«, schrie er, »du bist ein Teufel, ein verdammter.«
Der Angeklagte, der die gesamte Verhandlung über reglos einen Fleck an der ihm gegenüberliegenden Wand betrachtet und sich nicht mal geäußert hatte, als er vom Richter dazu aufgefordert wurde, drehte seinen Kopf nun zu dem Alten.
Er verzog dabei keine Miene. Sah den Alten an, als wäre er ein Gegenstand.
Der Alte verstummte, schien verunsichert, und sah wieder zum Richter.
»Der Boppie war doch das einzige, was mir noch geblieben ist auf dieser Welt.«
Man sah dem Richter an, dass es ihm schwerfiel, nicht ein wenig aus seiner autoritären Rolle herauszufallen.
Er räusperte sich.
»Es gibt eine Anlaufstelle für auf diese Weise Geschädigte. Ihr Anwalt wird sie dazu beraten.«
Er klappte das Mäppchen vor sich zu.
»Die Verhandlung ist geschlossen.«

Gegenwart

Die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel auf den von Tannen umrandeten Parkplatz hinab. Lana und ihr Mann waren die Letzten in der Schlange vor dem Eingang der Tropfsteinhöhle. Ihr Blick wanderte über seinen kahlen Hinterkopf, wo sie ein ausgefranstes Muttermal entdeckte, an das sich ein schweißnasses Haar schmiegte. Sie konnte sich nicht erinnern, dieses Muttermal je bemerkt zu haben.
Die Stelle sah nicht gut aus, er sollte zum Arzt gehen. Einen Moment lang überlegte sie, ihn darauf anzusprechen. Aber sie ließ es. So wie er sich während der Autofahrt verhalten hatte, war nicht abzusehen, wie er auf eine solche Bemerkung reagieren würde. Sie hatte das dumme Gefühl, dass dieser Ausflug eine verdammt schlechte Idee gewesen war. Er war wie ausgewechselt, seitdem er das Haus verlassen hatte. Sie konnte nur hoffen, dass das alles nur eine unangenehme, kurze – und vor allem einmalige – Episode war. Ein Ausrutscher. Mehr nicht. Heute Abend würde sie ins Bett steigen und die Erinnerung daran nicht mit über die Schwelle des neuen Tages tragen.
Während sie so vor sich hingrübelte, landete ein dickliches Insekt auf dem Nacken ihres Mannes. Es saß einen Moment so da und wackelte mit dem schwarz glänzenden Hinterleib, dann drehte es sich behäbig auf der Stelle, erstarrte mitten in der Bewegung und kroch dann zielgerichtet auf das ausgefranste Muttermal zu. Lana erschauderte vor Ekel. Und als sie den fetten Käfer beim Kriechen beobachtete, fühlte sie sich schuldig, weil sie einfach nur glotzte. Sie wollte gerade etwas sagen, da schlug ihr Mann sich unvermittelt an den Hinterkopf. Er besah seine Handfläche, murmelte etwas Unverständliches und wischte die Hand an der Hose ab. Ein ockergelber, schmieriger Streifen blieb auf dem Stoff zurück. Er drehte sich um und sah Lana ausdruckslos an. Sein Mund verzog sich zu einem dünnen Lächeln. Sie konnte sehen, dass er sich dazu zwingen musste.
»Ist was?«, fragte er hohl.
»Nein«, antwortete Lana, »Mistviecher, was?«
»Mhm«, machte er und sein Blick richtete sich auf ihre Umhängetasche.
»Flasche.«
Lana blinzelte, dann öffnete sie den Reißverschluss der Umhängetasche und reichte ihm die Flasche mit dem Mineralwasser. Er griff danach, öffnete den Verschluss und stürzte die Hälfte des Inhalts hastig hinunter. Dicke Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
»So langsam bekomme ich Hunger«, sagte sie.
Er verschloss die Flasche mit dem Deckel und reichte sie ihr zurück. Er musterte sie, leckte sich flüchtig über die Lippen.
»Hm?«, fragte er.
»Hunger«, sagte Lana und deutete auf den Eingang der Tropfsteinhöhle, »ob es da drin wohl die Möglichkeit gibt, eine Kleinigkeit zu essen?«
Er sah einen Moment so aus, als würde es ihm Schmerzen bereiten, darüber nachzudenken, dann lächelte er humorlos und wandte sich stumm um.

Sie rückten weiter, als die Familie vor ihnen das Drehtürchen zum Inneren der Tropfsteinhöhle passierte. Der Kassierer, ein junger Kerl mit weißem Polohemd und langen, schwarzen Haaren, begrüßte sie freundlich.
Lana öffnete den Reißverschluss ihrer Tasche und zog die Geldbörse hervor.
»Zwei Erwachsene«, sagte sie und reichte ihm einen Zwanziger.
Er nahm den Schein entgegen und als er das Wechselgeld herausgab, lächelte er.
»Viel Spaß.«
Lanas Mann sah den Kassierer verständnislos an.
»Viel Spaß w-wobei?«
Der Kassierer grinste, hielt es offenbar für einen Spaß.
»Na, in unserem Freibad «, er zwinkerte Lana zu, dann ihrem Mann.
»B-bist ein Spaßvogel, was?«
Das Lächeln des Mannes bekam einen leichten Knacks.
»D-denkst, du kannst mich und meine Frau blöd von der Seite anmachen und damit auch noch ungestraft davonkommen. Was?«
Das Lächeln des Kassierers verschwand.
»Einen schönen Tag noch«, sagte er kühl.
»Hältst dich wohl für g-ganz schlau, was?«
Der Kassierer wandte sich an Lana.
»Auch Ihnen einen schönen Tag.«
Lana hörte ein Klicken. Sie sah zu ihrem Mann und machte unwillkürlich einen Schritt zur Seite. Er hielt eine Waffe, einen Revolver oder etwas in der Art, und richtete sie auf den Kopf des Kassierers.
»L-lass meine Frau aus dem Spiel.«
Der Kassierer hob die Hände über den Kopf.
»Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
»N-nun«, sagte Lanas Mann, »d-dann entschuldige dich bei meiner Frau.«
»Was tust du denn da?«, mischte Lana sich ein.
Er fuhr herum, richtete die Waffe nun auf sie.
»Du hältst die Fresse«, sein Gesicht verkrampfte sich vor Wut, »d-das hier ist ein Gespräch unter Männern.«
In diesem Moment stürzte sich der Kassierer auf ihn. Ein Schuss löste sich und ein heißer Blitz kratzte über Lanas Schläfe. Ihr wurde schwarz vor Augen, der Schmerz rückte in weite Ferne und die Welt war mit einem Mal ganz leicht.

Neun Monate früher.

»Und das ist der Grund, weshalb ich Sie heute sprechen wollte«, Lana stellte die Tasse auf den Stubentisch und lehnte sich auf der Couch zurück, »mein Mann ist ein denkendes und fühlendes Wesen«, die nächsten Worte sagte sie verächtlich: »Kein Roboter.«
»Aber hören Sie, Gefühle will ihm doch auch niemand absprechen«, sagte der Reporter beschwichtigend, »er ist natürlich ein Lebewesen, so wie Sie, ich und alle anderen Menschen.«
Lana nickte zufrieden.
»Genau«, sagte sie, »er ist so wie Sie und ich. Es ist arrogant, andere zu verurteilen, nur weil man sie nicht versteht.«
»Ganz Ihrer Meinung«, der Reporter hielt das Mikrofon ein wenig höher, »aber was wollen Sie den Menschen sagen, die Angst davor haben, was ihr Mann auch sein könnte?«
»Auch?«
»Na sie wissen schon, Spekulationen, wilde Gerüchte. Dann seine Wutausbrüche. Der Vorfall im Einkaufszentrum oder der mit dem kleinen Hund. Sie haben jetzt gerade die Gelegenheit, das alles zu entkräften.«
»Wieso muss ich irgendetwas entkräften?«
Der Reporter zog eine Augenbraue nach oben.
Lana starrte das Mikrofon an. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie den Mund aufmachte:
»Das ist doch alles Schnee von gestern. Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«
Der Reporter verzog die Mundwinkel.
»Nun, Sie wollen doch aber nicht bestreiten, worin sich die Ärzte mehrheitlich einig sind.«
»Einig?«, fragte Lana gereizt.
»Na Sie wissen schon ...«
Der Reporter schien innerlich mit sich zu ringen. Dann gewann eine Seite die Oberhand und sein Gesicht bekam eine Härte, die vorher nicht da gewesen war.
»Ich spreche von der Tatsache, dass Ihr Mann lediglich menschliches Verhalten imitiert. Oftmals Negatives. Und das er sich eigentlich gar nicht selbst bewusst ist.«
»Sie meinen«, Lanas Stimme entglitt ins Schrille, »wie ein Tier?«
Der Reporter machte eine abwehrende Geste.
»Hey, das haben Sie gesagt.«
Lana merkte, wie ihre Hände vor Aufregung zu zittern begannen. Sie verschränkte sie ineinander und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall:
»Ich verstehe nicht, wieso alle Welt sich nur für diesen Teil von ihm interessiert. Es ist so viel mehr in ihm.«
Er nickte.
»Natürlich«, er lächelte, aber sein Lächeln wirkte unecht, »und vielleicht ist es das Beste, wenn er sich selbst dazu äußert.«
Lana sah ihn ärgerlich an. Bedingung des Interviews war gewesen, dass jegliches Gespräch mit ihrem Mann von vornherein ausgeschlossen war. Und so falsch wie er lächelte, hatte er das nicht vergessen.
»Ich meine ja nur«, sagte er, »jetzt wo ich gerade schon mal da bin.«
Lana erhob sich.
»Das Gespräch ist zu Ende.«
Sein Lächeln entglitt.
»Ach kommen Sie«, drängte er, »nur ein kurzes Gespräch.«
Er griff in seine Tasche, zückte einen goldenen Umschlag und legte ihn auf den Stubentisch.
»Mein Chef ist wirklich großzügig«, er zwinkerte, »eine Win-Win-Situation ... für Sie, mich und Ihren Mann.«
Als Lana ihn nur fassungslos anstarrte, legte er ein strahlend falsches Reportergrinsen nach.
Und bevor Lana ihn ohrfeigte, grinste sie zurück.

Sie schloss die Haustür hinter ihm und sein wütendes Geschimpfe vermischte sich mit dem gedämpften Rauschen des vorbeiziehenden Güterzuges. Eines musste man dem Blödmann von Reporter lassen. Er konnte verdammt schnell rennen. Sie sah durch das Küchenfenster nach draußen. Er reckte ihr vom Fußweg aus den Mittelfinger entgegen. Was für ein Schwachkopf, Lana ließ die Rollläden herunter.
Ihn sprechen? Hah. Auf keinen Fall. Lana ging durch die Stube in die Küche, stellte auf dem Weg die Teetasse in die Spüle. Die wenigen Male, als die Presse mit ihm gesprochen hatte, war es schlimm gewesen und nur immer noch schlimmer geworden.
Ein renommiertes Ärzteblatt bezeichnete ihn sogar als ›Mann ohne Gehirn‹. Lana lief es eiskalt den Rücken herunter. Sie konnte nicht verstehen, wie Menschen so grausam sein konnten.
Bevor sie den Hobbyraum betrat, klopfte sie.
»Schatz?«, sagte sie, »ich bin es, deine Frau.«
Keine Antwort. Wie immer.
Als sie eintrat, schallte ihr laute Wild-West-Orchester-Musik entgegen. Die Jalousien waren unten, die einzige Lichtquelle des Raums war der Fernseher. Sie drückte den Lichtschalter neben der Tür.
Er griff nach der Fernbedienung.
Der Western pausierte.
»Licht«, sagte er hohl.
»Aber Schatz«, antwortete Lana, »das ist ungesund für deine Augen.«
Einen Moment sagte er nichts, dann wiederholte er:
»Licht«, sagte er und fügte dann grobmotorisch hinzu, »Schatz.«
Lana lächelte. Sie konnte ihm einfach keinen Gefallen abschlagen.
Sie löschte das Licht. Der Western lief weiter.
Wenn er sich auf seine Filme konzentrierte, ruhte er tief in sich selbst. Es war schön, dass er nach allem, was er durchmachen musste, dem Hass, der ihm entgegengeschlagen war, etwas gefunden hatte, das ihm wirklich Freude bereitete.

Sie betrachtete die Rückseite des Sessels und fragte sich, ob er sich wohl ausmalte, ein Cowboy zu sein. Oder vielleicht ein Indianer? Sie musste grinsen. Nein, mit Sicherheit war er der Sheriff. Ja, der Sheriff.

Gegenwart

Lana war eisig kalt. Als sie die Augen öffnete, breitete sich vor ihr der Parkplatz aus. Es war bereits Abend geworden. Sie saß mit dem Rücken an einem Baum am Waldrand. Auf der Mitte des Parkplatzes stand ein Wagen mit laufendem Motor und abgeschalteten Scheinwerfern.
Die Erinnerung war sofort da. Nervenzusammenbruch. Sein schlimmster bisher. Irgendwas musste der junge Mann in ihm ausgelöst haben. Vielleicht seine Haare. Vielleicht die Art, wie er lächelte oder sprach. Was auch immer. Und dann die Pistole. Fast ein Jahr, nachdem Lana alle seine Waffen aus Vereinszeiten zusammengesucht und abgegeben hatte.
Was für ein Schlamassel.
Sie betastete ihre Schläfe, spürte unter den Fingern Bündel miteinander von Blut verklebter Haare. Toll, dachte sie. Klasse, gut gemacht, Lana. Sie tastete weiter, stieß dabei mit dem Ellenbogen gegen etwas weiches. Sie drehte sich um. Neben ihr, ebenfalls am Baum lehnend saß eine reglose Gestalt mit hängendem, auf der Brust liegendem Kopf und langen Haaren. Trotz der Dunkelheit konnte Lana sehen, dass das weiße Hemd mit dunklen Lachen übersät war.
Sie saß einige Zeit so da und betrachtete die leblose Gestalt. Sie vergaß dabei, zu atmen. Als ihre Brust zu drücken begann, verdrehte sie die Augen vor Schmerzen und wandte den Blick ab. Der Wagen stand immer noch unverändert in der Mitte des Parkplatzes. Der Motor schnurrte leise in der kalten Nachtluft.
Sie raufte die Haare. So ein Schlamassel. So ein verdammtes Schlamassel.
Dabei war er auf dem besten Weg gewesen, wieder ganz normal zu werden. Wieso hatte sie ihn nur zu diesem Ausflug gedrängt. Wieso nur? Wieso, verdammt?
Weil du es wolltest, sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Weil du es nicht mehr ertragen hast.
Ein Ausflug, Liebling. Nur wir zwei.
Schöne Scheiße.
Darauf bedacht, nicht noch einmal an die am Baum lehnende Gestalt zu stoßen, stemmte sich Lana in die Höhe und streifte dabei Blätter und Zweige ab.
»Liebling«, rief sie in Richtung des Fahrzeugs.
Keine Reaktion.
»Alles in Ordnung, Liebling«, sagte sie, »mir geht es gut, ich komme jetzt und dann fahren wir nach Hause.«
Sie ging langsam, einen Schritt nach dem anderen. Behielt den Wagen dabei fest im Blick. Als sie ihn fast erreicht hatte, hörte sie das markante Geräusch der Zentralverriegelung.

Ohne noch irgendeinen der etwa ein Dutzend nicht zu Ende gedachten Gedanken zu Ende zu denken, öffnete sie die Fahrertür und setzte sich vors Lenkrad.
Sie saßen beide einen Moment so da, dann brach er das Schweigen.
»Hab mich halt aufgeregt.«
Lana antwortete nichts.
»Scheißdreck«, schimpfte er, »der langhaarige Arsch mit seiner blöden Fresse.«
Er holte hörbar Luft, wohl um erneut auszuholen und weiter zu fluchen, doch dann schwieg er überraschend, schloss den Mund für ein paar Sekunden.
»Tut mir aber trotzdem leid«, sagte er mechanisch, »auch das mit dir, meine ich.«
»Mhmm«, machte Lana, aber hörte eigentlich gar nicht, was er sagte. Sie war sieben Jahre alt, saß an einem verschneiten Sonntagmorgen am Küchentisch und teilte sich mit ihrem Vater ein Erdnussbutterbrot mit Marmelade.
»Mama hat gesagt, du hast eine Vier in Mathe geschrieben.«
Er sagte das auf diese Papa-Art, die Lana immer so an ihm gemocht hatte. Wertfrei, keine dummen Fragen, keine Schuldzuweisungen.
»Ja«, Lana kaute bedächtig, »ich glaub', ich bin doch zu blöd, um Tierärztin zu werden.«
Er nickte, so als stimme er ihr zu, aber mittendrin wurde das Nicken zu einem Kopfschütteln.
»Quatsch, Große«, er biss ein Stück von seinem halben Erdnussbutterbrot mit Marmelade ab und sprach mit vollem Mund weiter, »wenn du etwas wirklich willst, dann kann dich niemand davon abbringen.«
Er schluckte geräuschvoll.
»Und eine Vier in Mathe schon gar nicht. Denk immer daran, es gibt Höhen im Leben und es gibt Tiefen. Beide sind wichtig. Ohne das eine würde es das andere nicht geben.«

Lana musste unvermittelt grinsen. Rückblickend waren seine Worte natürlich ein bisschen kitschig. Nichtsdestotrotz hatte er mit seinen Weisheiten jedes Mal recht behalten. Und hiermit würde es nicht anders sein. Das alles hier, der heutige Tag, und was an ihm passiert war, würde schon morgen Vergangenheit sein. Lana legte den ersten Gang ein und der Wagen setzte sich langsam in Bewegung. Es würde womöglich dauern, aber am Ende, ganz am Ende, würde alles wieder so sein, wie immer.

 
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Januar 2019

Der Mann ohne Gehirn ist sowas wie die sechste Version einer Geschichte mit dem hochtrabenden (beknackten) Titel Malign, welche ich Ende 2016 für einen Wettbewerb schrieb. Natürlich war mir damals klar, dass sie den Wettbewerb mit Pauken und Trompeten gewinnen würde.

Was für ein blödes Arschloch ich doch vor 2 Jahren war.

Wie dem auch sei, ich bin ziemlich sicher, dass diese Version Sechs nun die finale Version ist. Es gibt bestimmt jede Menge zu überarbeiten, aber so radikale Umschreibungen wie in der Vergangenheit wird diese Geschichte nicht erleben. Vielleicht auch deshalb, weil ich sie mag. Für die alten Versionen habe ich mich immer auf die eine oder andere Weise geschämt.

Da ich es nie geschafft habe, die ursprüngliche Geschichte zu überarbeiten, stelle ich den Mann ohne Gehirn, eine eigentlich vollkommen andere Geschichte, nun ganz heimlich hier ein und setze ihn wie einen Grabstein an die Stelle wo einmal ein Text stand, den eigentlich niemand mochte.

Juli 2019

Ein paar Stellen etwas gestrafft.

 
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Moin,

mir fällt es etwas schwer, diesen Mord da im Besucherbergwerk nachvollziehen. Das ist ein Problem, weil die ganze Story ja darauf abzielt, dass das wie eine Pointe knallt. Vermutlich auch wegen der Kürze der Geschichte kommt das aber aus dem Nichts. Der Mann ist also so Mittleres-Alter-griesgrämig, entdeckt den Rassismus (in Deutschland würde in dem Zusammenhang denke ich auch "Schwatter", "Bimbo" oder "Bananenfresser" besser passen, "Nigger" sagt hier doch kein Mensch) - zack, bringt er die Olle um. Seine Eifersucht, also der Grund für den Mord, die baut sich ja auch vorher überhaupt nicht auf, die ist urplötzlich einfach da.

Dieses Überhastete spiegelt sich an einer Stelle in der Erzählweise wieder:

Nicht von der Gruppe trennen ... Aufpassen wo sie hintreten ...

Das klingt so "Naja, Sie wissen schon". Etwas mehr Ruhe beim Erzählen und dann auch etwas mehr erzählen - also wirklich rein quantitativ - täte der Geschichte gut.

Hauptproblem neben diesem Hoppalahopp-Mord ist die Charakterisierung des Antagonisten. Das ist zu viel, zu comichaft. Das ist kein Mensch mehr, nur noch ein überzeichnetes Hassobjekt für die Protagonistin. Ich meine, liebe Güte, Sexist, Rassist, Halbglatze ... Es fehlt eigentlich nur noch, dass er einen dreibeinigen Hund tritt. So zwischenmenschliche Spannungen sind spannender, wenn man den Figuren ihre Menschlichkeit lässt.

Also, die Grundidee, kaputte Beziehung unter Tage, finde ich gar nicht schlecht als Szenario. Wäre es meine Geschichte, würde ich sie dort unten von der Gruppe trennen und dann auf etwas treffen lassen, das sie zum Zusammenraufen zwingt, wenn sie nicht bei lebendigem Leibe zerlegt und gefressen werden wollen.

Damit die Story in dieser Form funktioniert, würde ich ihn nicht ganz so eindimensional machen - durch Worte und Gesten zeigen, dass das schon noch ein Mensch ist, in diesem Griesgram begraben vielleicht sogar der, in den sie sich mal verliebt hat.

Vor allem aber: Wenn's bei dem Mord bleibt, muss der plausibler werden, da muss vorher mehr passieren.

Ach so: Einen anderen Grund für die Bergwerksbesichtigung würde ich auch suchen. Das klingt echt schräg, damit eine Beziehung retten zu wollen. "Das wird uns gut tun." Vielleicht eher: "Wir sollten wieder mehr miteinander unternehmen, Ausflüge und sowas."


Grüße
JC

...

Ach sorry, die Manieren. Willkommen im Forum!

 

Lieber Analog, ich möchte deine Geschichte ungern total verreißen, aber ich habe doch ein paar ganz grundsätzliche Probleme damit.

Der erste Gedanke der mir am Schluss deiner Geschichte kam war: "Na und?" Ich frage mich warum mir jemand das erzählt hat. Da bringt einer seine Frau um und das wars. Mir fehlt das Thema oder der Inhalt. Wenn bei E.A. Poe der Erzähler seine Katze umbringt, dann verhandelt er dabei ganz wesentliche psychologische Themen. Wenn Kapitän Ahab bei der Jagd auf den weißen Wal schließlich stirbt, dann lässt sich seine Geschichte auch als Metapher auf andere Dinge übertragen. Wenn Max und Moritz am Ende in der Mühle landen und von den Gänsen gefressen werden gibt es eine 'Moral von der Geschicht'. Sowas fehlt mir bei dir. Ein Mord ist in Ordnung aber worum geht es wirklich?

Das zweite Problem ist das die Geschichte komplett vorhersehbar ist. Der Aufbau der Erzählung lässt den Mord bereits am Anfang erahnen - wer schleppt seine Frau schon in ein Bleibergwerk? Dann ist natürlich der Antagonist so eindeutig böse, dass es vermutlich alle Leser von den Socken gehauen hätte, wenn er seiner Frau einen zweiten Heiratsantrag im Stollen gemacht hätte - stattdessen passiert genau das, was zu erwarten war. Ich vermute aber, dass dieses Problem aus dem ersten hervorgeht. Die Frage lautet also erstmal: Was willst du hier erzählen und ist dein Ehe-Mord-Bergwerk-Szenario dafür das richtige Vehikel?

Eine weitere Frage die ich mir gestellt habe ist, was eigentlich die Funktion der dicken Frau in der Geschichte ist? Die ist so gegenwärtig im Text und doch trägt sie nichts zur Erzählung bei, lenkt eher noch ab, finde ich. Trotzdem meine ich, dass die Frau nicht raus gestrichen werden sollte. Ich habe im Gegenteil den Eindruck, dass sie eine wichtigere Rolle spielen sollte. Sie könnte das Element sein, dass der Handlung seine Spannung gibt – sie kennt schließlich den Mann und seine Frau. Hat sie den Mord gesehen, das Verschwinden der Frau bemerkt, den Mord geahnt? Da ist ungenutztes Potential.
Sehr gut finde ich übrigens die Wahl des Handlungsortes. Ein Bleibergwerk ruft Assoziationen von Schwere, Eintönigkeit, Enge und Gift und Tod hervor. Das passt gut als Metapher für die Ehe der beiden Hauptfiguren.

Jetzt aber mal zum Text. Die Erzählinstanz ist mir zu unklar. Sie changiert zwischen verschiedenen Sprachregistern hin und her. Da sind einmal kurze und drastische Sätze in umgangssprachlicher Wortwahl ( elendig dumm, dieser Tag war scheiße, Weiber, Nigger, Hacken) und die sich mit Sätzen abwechseln, die nach klassischer auktorialer Erzählstimme klingen. Damit wechselt jedes Mal nicht nur der Stil, sondern auch der Grad der Vermitteltheit. Beispiel:

„Lana blinzelte, dann öffnete sie den Reißverschluss der Umhängetasche und reichte ihm die Flasche mit dem Mineralwasser.“ – Hier ist die Vermitteltheit ziemlich groß. Der Leser ‚spürt‘ die Erzählinstanz die zwischen ihm/ihr und der Handlung liegt.

„Dieser Tag war scheiße.“ Hier dagegen fragt man sich nun wer gerade spricht. Warum hat die scheinbar auktoriale Erzählinstanz plötzlich so eine starke Meinung? Oder ist es gar eine Wiedergabe eines Gedanken der Protagonistin? Plötzlich fühlt man sich als Leser der Handlung ganz nah, da filtert kein Erzähler mehr. Noch deutlicher hier: „Es würde uns guttun, hatte er gesagt. Ja. Toll. Und wie.“ Hier bin ich als Leser direkt im Kopf der Protagonistin.
Das Problem besteht nicht im Wechsel der Vermitteltheit an sich, sowas gibt es in der Literatur genug, sondern in dessen oftmals mangelnder oder unklarer Motiviertheit. Außerdem machst du das viel zu oft und wechselst dauernd hin und her. Das verwirrt und wirkt eher als wärst du dir über deine Erzählinstanz und deinen Stil nicht im Klaren. Grade bei kurzen Geschichten muss man solche Effekte sparsam und gezielt einsetzen. Für den restlichen Text ist es besser eine klare Erzählinstanz und einen eindeutigen Stil durchzuhalten.

Nun noch ein paar Sätze die mir aufgefallen sind:
„Hinter seiner Miene lag etwas im Dunkeln verborgen. Etwas, das entfernt an Misstrauen erinnerte. Aber weit darüber hinausging.“ Gefällt mir und erinnert mich ein bisschen an Lovecraft. Allerdings wäre Lovecraft nicht so zurückhaltend wie du und hätte das Grauen hinter der Miene direkter angesprochen. In deinem Fall bietet sich ein semantisches Spiel mit ‚Miene‘ und ‚Mine‘, in deren Dunkelheit etwas lauert, an.

„Sie hatten sich auseinandergelebt. Selbst ohne seine charakterlichen Veränderungen waren sie seit zwei Jahren auf dem besten Weg in die endgültige Trennung. Sie wusste das. Und er wusste das.“ Das gehört zu diesen Sätzen, die man gar nicht mehr wahrnimmt, weil man sie schon so oft hat lesen oder hören müssen. Du brauchst diesen Satz außerdem nicht, denn was da inhaltlich vermittelt wird, hast du bereits in deiner Geschichte deutlich gemacht.

„Verdammte Scheiße“ und „Gottverdammt“ klingt für mich immer so nach amerikanischen TV-Serien. Das reißt einen aus der Erzählung raus.

Ich hoffe du kannst mit meinen Anmerkungen was Positives für dein Erzählen gewinnen. Auf eine überarbeitete Fassung deiner Geschichte wäre ich sehr gespannt.

Alles Gute weiterhin!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Analog,
willkommen im Forum!

Deine erste (?) Geschichte ist nicht schlecht. Sie ist gut und flüssig geschrieben, die Dialoge und das Setting (heißer Sommertag, Bergwerk) wirken glaubwürdig und echt. Leider ist sie auch allzu vorhersehbar. In dem Moment, als ich las, dass es ins Bergwerk ging, war für mich klar, wohin die Reise geht, und damit war auch gewissermaßen die Luft raus. Ab dann ging es mir nicht mehr um das Was, sondern nur noch um das Wie.

Ich glaube, das liegt zum einen an der krass negativen Darstellung von Lanas Mann, gepaart mit seiner kurz angebundenen Auftreten ihr gegenüber. Er kommt ja überhaupt als ein großer Fiesling rüber, in allen Belangen. Und dann wird der Schleier sozusagen gelüftet, indem ich erfahre, wofür sie überhaupt Schlange stehen. Das kann in dieser Konstellation (für Lana) nichts Gutes heißen.

Der Überraschungseffekt würde mMn besser kommen, wenn er etwas "normaler" wäre. Lass Lanas Mann, und auch die Beziehung zwischen den beiden, etwas komplexer werden, nicht nur ein stumpfer Bösewicht. Vielleicht hat Lana ja auch einige nicht so charmanten Eigenschaften? Vielleicht ist das Machverhältnis zwischen den beiden nicht ganz so einseitig? Gehen sie sich länger gegenseitig auf den Keks?

Auf jeden Fall würde ich eine Beschreibung wie diese vermeiden:

Sein Charakter hatte sich gewandelt.
Besser ist es, den Wandel dem Leser erfahrbar zu machen, z.B. durch Rückblicke. Wie manifestiert sich der Wandel konkret? Was macht er heute, was er früher nicht gemacht hätte, oder umgekehrt? Indem du das mit ein, zwei konkreten Beispielen beschreibst anstatt es nur zu behaupten, wird er auch für den Leser konkreter als Person. Ich kann ihn mir so auch leichter vorstellen. Das hast du ja auch mit dem Rassismus-Thema versucht, aber erstens ist das nur ein negativer Charakterzug, und außerdem frage ich mich, ob das für Lana der wichtigste Punkt wäre. Gibt es nicht andere Veränderungen, die Lana und ihre Beziehung stärker und unmittelbarer berühren?

Das Mordmotiv finde ich auch problematisch. Nicht, dass es völlig unglaubwürdig wäre, aber so, wie es scheinbar aus dem Nichts auftaucht, dem Anschein nach auch für Lana selbst, kommt es ein bisschen wie ein Deus ex machina: Der Kerl soll die Frau umbringen, nur warum eigentlich? Okay, sagen wir aus Eifersucht, wird schon passen. Besser wäre es, das grundlegende Misstrauen zwischen den beiden vorher zu thematisieren, damit das Mordmotiv nicht mehr so aufgesetzt wirkt.

Beste Grüße
Hopper

 

Hola Analog,

Analog: schrieb:
Wieso er seinen Einstand dann mit einem Kurzkrimi (wenn man ihn denn so nennen kann) zelebriert? Das muss man ihn wohl oder übel selbst fragen.
Na, da frage ich doch mal. Oder lieber nicht, denn es ist weder ein Kurz-, noch ein Langkrimi.
Es ist ein Text, denn ich ungelenk und gewollt empfand.
Da läuft nichts, da entwickelt sich nichts, da werden pausenlos Behauptungen aufgestellt und Feststellungen getroffen, die durch das häufige Stakkoto auf den Leser einprasseln, ohne Charme, Geist und gelegentlich feinen Humor, sondern plump, um die nicht sonderlich geniale Idee in Textform zu zwängen.
Nee, lieber Analog, mir hat das Lesen keine Freude gemacht.
Schau mal hier:
Analog: schrieb:
»Denkst du, ich finde das nicht raus, das mit dir und diesem Nigger?«
»Was ... ich weiß nicht-«
»Fotze.«
So etwas kannst Du uns nicht servieren (nicht wegen des Rassistischen – wörtliche Rede erlaubt vieles – sondern wegen der Plumpheit). Es hapert an der Feinarbeit, aber ganz im Vertrauen: Bei diesem Text bedeutete das eine Mordsarbeit.
Zugegeben – zum Auftakt klingt das nicht schmeichelnd, aber Du wolltest es so:
Analog: schrieb:
Ich erwarte ehrliches und ungeschöntes Feedback, ...

Aber alles kein Problem. Wenn Du hier weiterschreibst, kommentiert wirst und selbst andere KGs kommentierst, dann kommst Du schnell voran und alles wird gut. Da gibt es nicht den geringsten Zweifel!

Ein schöner Gruß!
José
PS:
Anredepronomen groß

 
Zuletzt bearbeitet:

Ui, ui, ui ...

Da bin ich mit meinem Teilanspruch, zu unterhalten, ja fulminant gescheitert. Ich muss gestehen, ich verfolgte den Verlauf dieses Fadens gestern Nacht mit einem lachenden und einem weinenden Auge von meinem Fernseher aus. Gut, ein Bier war dabei auch mit im Spiel.

Ich möchte tatsächlich gerne auf jeden einzelnen genannten Punkt eingehen. Und das werde ich. Bevor ich das aber tun kann, möchte ich auf den schlimmsten Verriß reagieren – und tue das nicht mal ohne Hintergedanken ...

Na, da frage ich doch mal. Oder lieber nicht
Oh. Was denn nun?

denn es ist weder ein Kurz-, noch ein Langkrimi.
Das ist auch meine Auffassung. Ich schrieb die Geschichte (in weniger drastischer Form) für einen Kurzkrimiwettbewerb. Ich musste mich damals auf 8000 Zeichen beschränken. Bevor ich zu schreiben begann, ging ich die Vorjahresgewinner durch. Keine der Geschichten erinnerte mich auch nur annähernd an etwas, dass ich als "Krimi" bezeichnen würde.

da werden pausenlos Behauptungen aufgestellt

Hui, pausenlos gleich. Du spielst auf "Show, don't tell" an, oder? Hast du da drei oder vier Beispiele?

und Feststellungen getroffen

Genauso hier.

nicht sonderlich geniale Idee

Du unterstellst mir einen ursprünglichen Gedanken, um den ich eine Geschichte herum entwickelt habe und bist damit der Einzige. Würdest du mir verraten, nur um das abzugleichen, um welche nicht sonderlich geniale Idee es sich dabei deiner Meinung nach handelt?

PS:
Anredepronomen groß

Mein lieber José, der einzige Platz, an dem es vorkommt, dass ich Anredepronomen großschreibe, ist ein geschäftlicher Brief. "Du" empfinde ich selber zwar auch als "irgendwie richtiger", aber in derselben Konsequenz müsste ich dann auch "Dich", "Dein" und "Deiner" großschreiben und da sträubt es sich mir am ganzen Körper.

Worauf du dich aber wahrscheinlich beziehst – und da nehme ich den Peter dankend entgegen – ist die Verwendung von Anredepronomen in meiner Kurzgeschichte, auch wenn strenggenommen gar keine Anredepronomen darin enthalten sind. Ich ging bisher tatsächlich davon aus, dass man "Sie", genauso wie "du", in Prosa kleinschreibt. Das nehme ich mit. Danke.

 

Manchmal frag ich mich, ob ich die Dinger hier zu schnell runterlese, so dass mir das meiste entgeht, aber egal. Ich fand die Geschichte gut, halt unterhaltsam:D. Da kann man hier und da noch rumwerkeln, aber die Frage hier ist eher, ob man nen Stephen King erwartet oder einen Truman Capote.

Zwei mittelkonkrete Verbesserungsvorschläge, die sich teilweise mit meinen Vorpostern decken:

1. Das Motiv für den Mord sollte noch mehr beleuchtet werden, ein kleiner Faden, der sich durch die Geschichte zieht. Vielleicht hatte sie eine Affaire mit dem Schwatten im Ehebett und haben das gerade so hinbekommen, dass er sie nicht erwischt hat...denkt sie zumindest. So oder ähnlich. Auf jeden Fall stimme ich zu: Für meinen Geschmack kommt der Mord zu sehr aus dem Nichts daher (mir war übrigens am Anfang überhaupt nicht klar, dass hier irgendjemand irgendwen ermordet).
2. Die Ehefrau wirkt ein bisschen unsympathisch, weil sie dauernd über die dicke Frau herzieht. Das würde ich ein bisschen entschärfen. Sonst denkt man sich am Ende: Gut, so schade war's es jetzt nicht drum:).

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Analog,

wegen der bevorzugten Beantwortung meines Kommentars nach Deinen Wünschen:

Analog: schrieb:
... ehrliches und ungeschöntes Feedback, ...
fühle ich mich fast ein wenig unwohl, aber sei’s drum. Müssen die vor mir eben warten.

Analog: schrieb:
Ich möchte tatsächlich gerne auf jeden einzelnen genannten Punkt eingehen.
Prima. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass weder Du Deinen Standpunkt noch ich den meinen verteidigen muss, denn meine Meinung ist so subjektiv wie Deine. Und es geht auch nicht ums Rechthaben; in meinem Komm will ich Dir nur einiges aufzeigen, was verbessert werden könnte, doch letztlich ist es Dein Text und Du machst, was Du willst.

Zitat von josefelipe
da werden pausenlos Behauptungen aufgestellt
Analog: schrieb:
Hui, pausenlos gleich. Du spielst auf "Show, don't tell" an, oder?
Ja, selbstverständlich – und unverständlich, dass Du das kennst, aber nicht beherzigst.
Analog: schrieb:
Hast du da drei oder vier Beispiele?
Lieber Analog, ich hätte mehr als vier Beispiele*), will aber keine Ping-Pong-Diskussion.
Ich habe Dir lediglich meinen Leseeindruck mitgeteilt. Hinzufügen könnte ich noch, dass die Geschichte auf mich zu hastig geschrieben wirkt.
Vielleicht waren damals die Wettbewerbsbedingungen ungünstig, trotzdem hättest Du vor dem Einstellen ins Forum den Text noch einmal überarbeiten müssen.
Dir wäre dann auch aufgefallen, dass der Handlungsablauf nicht rund und einleuchtend ist:
Wenn der Schwarze angeblich am Autolack kratzt, sieht der Ehemann rot. Diese Szene ist mMn überflüssig, denn sie hat nichts damit zu tun, dass Laras Mann Untreue vermutet. Und die ist ja der Grund, weshalb er sie umbringen will – und eben deswegen ins Bergwerk lockt .
Dort hätte er sich ihrer ohne diesen plumpen Dialog, der nur stört, entledigen können – leise und unauffällig. Und das verstehe ich auch nicht:
Neben ihr, er, stumm. Die Augen nach vorne gerichtet. Sein Gesicht freudlos. Warum waren sie überhaupt hier? Gottverdammt.
Ich lese es so, dass er sich das fragt – auch wegen des deftigen ‚Gottverdammt’. Aber er hat doch die Sache eingefädelt?
Aber er beruhigte sich. Abrupt. Einfach so. Ohne ersichtlichen Grund.
Sich beruhigen ist ein natürlicher Vorgang. Dafür braucht es keinen Grund. Den braucht es eher, um sich aufzuregen:shy:.

Er warf sie mit einem Satz über das Geländer. In die Tiefe.
...sah einen Moment stumm hinab. In die Dunkelheit.
Der jeweilige Nachsatz wirkt ein bisschen manieriert.
Auch das gefällt mir nicht:
Neben ihr, er, stumm.
Das klingt doch sehr experimentell.
Und ‚Bleierzbergwerk’ klingt fürchterlich.

„Zitat von josefelipe
nicht sonderlich geniale Idee
Analog: schrieb:
Du unterstellst mir einen ursprünglichen Gedanken, um den ich eine Geschichte herum entwickelt habe und bist damit der Einzige.
Dass ich der Einzige bin, bedeutet, dass ich falsch liege? Außerdem ist das normal, dass man zuerst den Gedanken / die Idee hat – und dann die Geschichte schreibt. Von ‚Unterstellung’ kann wirklich keine Rede sein:D.
Würdest du mir verraten, nur um das abzugleichen, um welche nicht sonderlich geniale Idee es sich dabei deiner Meinung nach handelt?
Es ist ganz einfach so, dass man mit dieser Gattenmord-Idee niemand mehr hinterm Ofen hervorlocken kann.
Du hast einen älteren Text eingestellt. Das ist bequem, aber die Kommentare dazu sind deutlich. Wenn Du Leser begeistern willst, müsstest Du diesen banalen Plot schriftstellerisch auf Hochglanz bringen, damit das Lesen trotzdem Freude macht. Denn was passiert?
Da ist ein Ehemann, der seine Frau der Untreue verdächtigt und sie deshalb an einem passenden Ort umbringt. Das ist nun mal nicht sehr originell.
Du erzählst das lapidar, doch um das Interesse der Leserschaft zu kitzeln, braucht es mehr.
Bleibe im Forum, dann wird Dir ziemlich bald klar, wie man einen Text besser machen kann.
Das Handwerkliche hast Du Dir schon angeeignet, außerdem schreibst Du fehlerfrei. Jetzt geht’s um die Feinarbeit.

Lieber Analog, ich spüre schon, dass Dich mein Komm etwas gekränkt hat. Aber das sind Deine Worte:

Anmerkungen zu Stil, Logik und restlichem Inhalt nehme ich dankend entgegen.
Logisch, dass jeder Autor Lob erhofft – allerdings muss er dafür in Vorleistung treten:dozey:.

Für heute einen schönen Gruß. Nix für ungut finde ich doof, besser wäre: Alles für gut!
José

*)Ein Beispiel muss genügen – ich möchte meinen Post nicht endlos ausdehnen:

Analog: schrieb:
Sie war ... elendig dumm.
Bis jetzt weiß der Leser nur, dass die dicke Frau nicht gut riecht, jedoch muss penetranter Geruch nicht Beweis für elendige Dummheit sein. Du vertellst nur, dass die dicke Frau dumm ist, lieferst aber kein Beispiel dafür.

 

Hallo zurück.

Zuerst einmal. Ehrlich gesagt, fühle ich mich ein wenig geschmeichelt. Nur wenige meiner Befürchtungen sind eingetreten. Dafür aber fast alle Erwartungen. Einiges hat mir zu denken gegeben – und dafür hat sich die Anmeldung in diesem Forum auf jeden Fall gelohnt.

Allerdings muss mir der Nervenkitzel über den geglückten Einstand und die vitale Herausforderung unterbewusst in meine Antwort gerutscht sein. Ich bin nicht gekränkt. Ich bitte auch weiterhin um absolut ungeschönte und ehrliche Antworten. Zerreißt meine Geschichten in der Luft – solange ihr es wirklich ehrlich meint.

Tja, wo soll ich anfangen. Ich werde wohl weit ausholen müssen. Sehr weit. Ich hoffe, dass es keine maximale Zeichenlänge für Forenbeiträge gibt.
Ich werde mich querbeet und im Zicksack durcharbeiten und hoffe, dass ich nichts vergesse. Ich versuche, auf jeden Punkt einzugehen. Ich werde sowohl mit Zitaten als auch ohne arbeiten, bei Letzterem also nicht explizit auf einzeln geäußerte Sachverhalte eingehen, sondern diese global beantworten – nicht zuletzt um meine Tippfinger zu schonen (Analog ist seines Zeichens Vier-Finger-Tipper).

Lieber José,

dass ich deinen Beitrag zuerst angegangen bin, hatte einen ganz besonderen Grund. Es freut mich, dass es mir gelungen ist, mit meinem herausfordernden Geplärre – und trotz fairem Hinweis ("tue das nicht mal ohne Hintergedanken") – die einzig wichtige Frage kaschieren konnte. Es hätte mir wahrscheinlich ein wenig den Spaß verdorben, hättest du meine Idee in aller Öffentlichkeit entblößt.

Was nicht die Grundidee meiner Geschichte ist:

Nein, Proof die Grundidee ist nicht "kaputte Beziehung unter Tage"
und nein, lieber josefelipe es ist auch nicht die Gattenmord-Idee. Die Ehe der beiden interessierte mich ehrlich gesagt nicht die Bohne. Sie ist nur der Aufhänger. Eigentlich interessiert mich nichtmal der Mord an sich. Er ist nur Mittel zum Zweck.

Was mich interessiert, ist das, was nicht passiert ist.

Citoyen Anzalaz ist gleich mehrfach über den übergeordneten Teil gestolpert. Es war mir wirklich eine große Freude deine Anmerkungen dazu zu lesen. Ich prostete gar einige Male dem Monitor mit meinem Bier zu.

Dass niemand diesen von mir angedachten tieferen Sinn wirklich als großes "Aha"-Erlebnis mitnimmt, habe ich gleichsam befürchtet und erwartet. Ich ging davon, aus, wollte aber aus irgendeinem masochistischen Grund nichts dagegen unternehmen. Ein sehr ambivalentes Gefühl, dass ich so beim Schreiben noch nie hatte. Vielleicht war es auch die leise Hoffnung, dass gleich der erste Leser darüber stolpert und sich denkt, "Hey man bist du aber ein tolles Genie, Analog". Und da liegt der Hase im Pfeffer vergraben. Durch eure Beiträge ist mir bewusst geworden, dass einiges im Argen liegt und die Geschichte weit, weit entfernt davon liegt, als genial oder auch nur rund bezeichnet zu werden.

Tatsächlich bräuchte die Geschichte mindestens mehr Quantität. Wäre aber selbst dann noch weit davon entfernt, rund zu sein. Allerdings hatte ich den Anspruch, mich auf die 8000 Zeichen zu beschränken. Diesen Anspruch habe ich für die Umformulierung für dieses Forum beibehalten. Ich habe zwar einiges umgeschrieben, allerdings die Struktur beibehalten. Wie du richtig sagst, josefelipe, wäre es eine Mordsarbeit, den Text so umzuarbeiten, dass sie dem entsprechen würde, was ein unvoreingenommener Leser im Verlauf der Handlung erwarten oder nicht erwarten dürfte. Meiner Meinung nach ist es sogar schlicht unmöglich, ohne die Geschichte als Solches nicht vollkommen zu deformieren.

Meine Geschichte, beginnt mit dem ersten Wort. Das erste Wort ist "Malign", wem es nichts sagte, dürfte dieses Wort gegoogelt haben. Wenn er dabei wenig Ehrgeiz an den Tag gelegt hat – und wie es heutzutage üblich ist, englisch ist immerhin Weltsprache – wird er auch direkt die Antwort auf seine Frage gefunden haben. Ganz fett und prominent in Google platziert: "Malign" für englisch "Verleumden".

Der eine oder andere wird aber den wahren Sinn erkannt haben, "malignitas" aus dem lateinischen für z.B. "bösartig" oder "Missgunst", ein Wort, dass eingedeutscht in der Medizin seinen Platz gefunden hat, für bösartiges Gewebe, explizit maligne, also bösartige Tumore.

Dieses eine, erste Wort ist elementar um die Wandlung des Mannes von Anfang an zu verstehen. Wenn man das Wort und seine Verwendungsmöglichkeiten im Hinterkopf behält (fieses Wortspiel), ergibt das eine oder andere eigentlich erst so richtig Sinn.

Das ist allerdings nicht die Grundidee meiner Geschichte.

Was die Grundidee meiner Geschichte ist:

Eine weitere Frage die ich mir gestellt habe ist, was eigentlich die Funktion der dicken Frau in der Geschichte ist? Die ist so gegenwärtig im Text und doch trägt sie nichts zur Erzählung bei, lenkt eher noch ab, finde ich. Trotzdem meine ich, dass die Frau nicht raus gestrichen werden sollte. Ich habe im Gegenteil den Eindruck, dass sie eine wichtigere Rolle spielen sollte.

Hier habe ich wirklich laut, sehr laut gelacht. (Es lag vielleicht auch am Bier, meine Erinnerungen sind ein wenig verschwommen.)

Besonders schön finde ich, dass du die Frau als Ablenkung von der eigentlichen Geschichte empfindest. Das hat mich gleichsam amüsiert und geschmeichelt. Als ich die Geschichte damals den ersten Testlesern zur Verfügung stellte, wurde ich, genauso wie von dir, auf die dicke Frau angesprochen. Welche Funktion erfüllt sie, wieso wird sie so oft genannt, ist sie gar die Hauptperson der Geschichte, aber warum und wieso trägt sie dann nicht einen Teil zur Aufklärung des Mordes bei, wäre es nicht eigentlich viel schöner, wenn sie den Mord gar irgendwie vereitelt.
Nun, um darauf näher eingehen zu können, muss ich noch etwas weiter ausholen. Und mir wurde dazu auch gleich die passende Vorlage von Proof geliefert.

Einen anderen Grund für die Bergwerksbesichtigung würde ich auch suchen. Das klingt echt schräg, damit eine Beziehung retten zu wollen.

Natürlich ist es das. Und so empfindet Lana es ebenfalls:

"Wieso hatte sie sich nur darauf eingelassen?"

Tja, wieso hatte sie das? Wieso lebt sie überhaupt noch mit ihm zusammen? Wenn die Beziehung doch im Sterben liegt. Wieso? Nun, weil sie wohl einfach noch nicht tot ist, die Beziehung. Der Ausdruck "unglücklich verheiratet" kommt ja nicht von ungefähr. Wieso leben Menschen über Jahre oder Jahrzehnte zusammen, obwohl sie sich eigentlich nur gegenseitig auf den Geist gehen oder sich gar hassen? Wieso unternehmen sie Ausflüge? Wieso sitzen sie zusammen am Frühstückstisch, auf dem Sofa und vor dem Fernseher, besuchen Familienfeiern und andere unliebsame Festivitäten? Nun, wieso? Ich persönlich kann nur mutmaßen. Die Menschen sind verschieden.

Dass es allerdings so ist, wird wohl niemand bestreiten wollen.

Die Ablenkung ist also geglückt. Die Ablenkung von etwas, das ich persönlich als sehr unrealistisch betrachte. Derlei Päärchen habe ich viele gesehen. Auf Burgbesichtigungen, Wanderungen, Höhlen- und Bergwerksbesichtigungen. Was ich allerdings nie sah, war eine alleinstehende, stark übergewichtige Frau, die bei glühender Hitze anstrengende Ausflüge unternimmt.
Das mag meine persönliche Empfindung und Erfahrung sein. Ich will damit jetzt auch wirklich niemandem zu nahe treten. Aber ich habe – wie es heute nun mal so ist – viele übergewichtige Personen in meinem Bekanntenkreis. Die gehen vielleicht mal ins Freie. Gehen auch mal schwimmen. Unternehmen zusammen etwas. Aber das ist eher die Ausnahme. Und wenn diese Personen alleinstehend sind, dann ist es eher unwahrscheinlich. In einem Bleierzbergwerk allerdings. Noch dazu eine Frau. Nein. Das finde ich persönlich extrem unrealistisch. Weit unrealistischer als ein Pärchen mittleren Alters, das in einer Beziehungskrise steckt.

Aber gut, kommen wir zur Überleitung. Wieso ist die Frau also da? Ich meine, sie schwitzt stark und atmet schnaufend, stinkt, riecht zumindest unangenehm Lanas Empfinden nach, steht in der prallen Sonne, darauf wartend ein Bleierzbergwerk zu besichtigen. Noch dazu in Barfußschuhen. Hallo! Barfußschuhe. Das war wieder eine Stelle, über die ich mich bekringeln könnte. Jeder Orthopäde würde einem abraten, Barfußschuhe zum Wandern zu tragen. Übergewichtige Personen sollten gänzlich auf solche Schuhe verzichten und lieber zu Schuhen mit dicker, trittdämpfender Sohle greifen.

So, bevor ich mich weiter verliere ...

Der Frau wurde also ein Zweck angedacht. Aber welcher könnte das sein. Sie ist tatsächlich sehr präsent, obwohl sie eigentlich nicht all zu viel tut. Sie tritt Lana in die Hacken. Gleich zweimal. Rückt ihr ununterbrochen auf die Pelle. Sie ist Lana unangenehm. Lanas Abscheu steigert sich zu Wut und schließlich Aggressivität. Es tut ihr letzten Endes sogar richtig gut, die Frau endlich mal in ihre Schranken gewiesen zu haben. Die dicke Frau dagegen bemüht sich bis zum Schluss. Sie weiß vielleicht selber nicht so recht, wieso eigentlich. Irgendwie ist sie permanent versucht, ganz nahe bei Lana zu sein. Sie nicht aus den Augen zu lassen.

Sie ist geradezu besorgt, ja geängstigt:

"Wieder dieser ängstliche Blick."

Ich nehme mal an, jedem sollte klar sein, dass sie keine Angst vor Lana hat.

"Die Frau zuckte zusammen. Ihre winzigen Äuglein zitterten ängstlich in ihren Höhlen. Aufgrund der obszönen Riesenhaftigkeit ihrer Erscheinung wirkte die Reaktion deplatziert. Riesenbaby."

Sie zuckt zusammen, weil sie empfindet, wie ein treuer Hund, der getreten wird. Treu ist hier vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber steht synonym für das unbewusste Verlangen, dieses Klammern an dieser fremden Person, vor ihr in der Reihe. Vielleicht gefällt ihr vordergründig Lanas Top, ihre Frisur oder gar ihre Haarspange. Vielleicht würde sie gerne mehr über sie erfahren. Vielleicht hat irgendein seltsamer Impuls sie heute dazu angespornt hinaus zu gehen und Freunde zu suchen. Ich weiß es nicht. Ich definiere es nicht. Auch nicht, woher dieser Impuls kam.

Ich habe mich irgendwann einmal gefragt, in welcher Form eigentlich ein Schutzengel daher kommt? Ein buchstäbliches Engelchen, ein Held, ein Feuerwehrmann – oder kommt er in einer unscheinbaren, nervigen oder gar aufdringlichen Gestalt daher? Und wenn es derlei Schutzengel tatsächlich gibt. Hat dann jeder einen? Oder nur die, die gerade einen benötigen. Und was ist mit denen, die einen gebraucht hätten, die aber trotzdem ein Unglück ereilt hat. Hatten die keinen Schutzengel?

Oder wollten die keinen?

Ich weiß es nicht. Das Einzige was ich weiß, ist, dass ich der dicken Frau in meiner Geschichte die Funktion des ungeliebten Schutzengels angedacht habe. Die des stinkenden, aufdringlichen und in die Hacken tretenden Schutzengels. Eine überzogene und unrealistische Figur, die selbst nicht so richtig zu wissen scheint, weshalb sie eigentlich da ist. Und ich weiß es auch nicht. Ist sie da, um Lana das Leben zu retten – was sie nicht schafft – oder ist sie aus einem anderen Grund da? Was ist der Lohn für ihre Strapazen? Das Lächeln eines Mörders? Ich frage mich, wie sie dieses Lächeln empfunden hat.

Ich denke, man kann meine Gedankengänge nachvollziehen. Ich war sogar versucht, die ganze Geschichte "Schutzengel" zu nennen. Aber das war mir zu plakativ. Vielleicht war es ein Fehler.

Diverses:

Von nun an werde ich einfach der Reihe nach gehen.

Proof:

(in Deutschland würde in dem Zusammenhang denke ich auch "Schwatter", "Bimbo" oder "Bananenfresser" besser passen, "Nigger" sagt hier doch kein Mensch)

Das empfinde ich anders. "Bimbo" vielleicht noch am ehesten. Aber wenn du einen, dir persönlich fremden Schwarzen wirklich vulgär beleidigen willst, ist "Nigger" – gerade wegen der US-geprägten Medienlandschaft in Deutschland die beste Wahl.

- zack, bringt er die Olle um. Seine Eifersucht, also der Grund für den Mord, die baut sich ja auch vorher überhaupt nicht auf

Der Grund für den Mord ist seine Veränderung zur Bösartigkeit hin. Ich habe den Rassismus als Aufhänger gewählt, weil er Hass symbolisiert. Dass sich seine Bösartigkeit nicht schon vorher zeigt. Empfinde ich anders. Darauf gehe ich später näher ein. Ich sehe nämlich jetzt gerade ein ganz anderes Problem in meiner Geschichte. Mir ist es nicht gelungen, wirklich klar zu machen, dass Lana ihren Mann nicht betrogen hat.

1.) "Was ... ich weiß nicht-",

2.) "Etwas, das entfernt an Misstrauen erinnerte. Aber weit darüber hinausging."

und

3.) zudem die Tatsache, dass Lana nicht weiß, was in der Firma vorgefallen ist, sie also nur darüber mutmaßen kann, demnach keinen persönlichen Kontakt zum Schwarzen hat oder hatte. Diese drei Punkte reichen einfach nicht aus. Das habe ich wohl vergeigt.
Denn der Mann ist schlicht bösartig geworden. In seinem Kopf wächst etwas heran. Ob Tumor oder Gedanke, definiere ich nicht. Möchte ich auch nicht. Er ist allerdings noch nicht all zu lange so. Zumindest in diesem völlig entmenschlichten Zustand. Das habe ich – wie ich jetzt finde – unzureichend beschrieben ("Vor einiger Zeit war er mit hochrotem Kopf nach Hause gekommen"), und es hätte zudem mindestens ein "seit einigen Monaten" oder dergleichen in "wie er gerne sagte" gebraucht.

Das Comichafte finde ich allerdings gerechtfertigt. Das Entmenschlichte passt zu diesem Charakter. Es handelt sich nicht (mehr) um Lanas Mann. Nur um einen hassgetriebenen Automaten.

Was mir auch nicht gelungen ist: Die Kratzer auf seinem Auto haben nicht unbedingt etwas mit dem Schwarzen zu tun. Er mutmaßt es nur. Ich wusste das von Anfang an, habe aber vergessen, dass dem Leser mitzuteilen. Es geht aus dem Text überhaupt nicht hervor. Ich muss echt ein Brett vor dem Kopf gehabt haben.

Dieses Überhastete spiegelt sich an einer Stelle in der Erzählweise wieder:

Ich empfinde das Wort "überhastet" als nicht ganz passend. Das sollte eigentlich nur eine Zusammenfassung sein, von dem, was der Mann im Häuschen sagt. Mir erschien es nicht wichtig genug, um es voll auszuschreiben.

Vielleicht sollte ich es aus der wörtlichen Rede nehmen? Zum Beispiel so:

"Der Mann im Einlasshäuschen ratterte monoton einige Belehrungen hinunter, selbstverständliche Dinge. Nicht von der Gruppe trennen. Aufpassen wo man hintritt. Solche Dinge. Lana hatte die Hälfte vergessen, bevor der Mann zu Ende gesprochen hatte."

Hauptproblem neben diesem Hoppalahopp-Mord ist die Charakterisierung des Antagonisten. Das ist zu viel, zu comichaft. Das ist kein Mensch mehr, nur noch ein überzeichnetes Hassobjekt für die Protagonistin. Ich meine, liebe Güte, Sexist, Rassist, Halbglatze ... Es fehlt eigentlich nur noch, dass er einen dreibeinigen Hund tritt. So zwischenmenschliche Spannungen sind spannender, wenn man den Figuren ihre Menschlichkeit lässt.

Nur eben kurz:

Ein Hassobjekt für irgendjemanden sollte er eigentlich gar nicht darstellen. Lana hasst ihn ja nicht. Er ist seltsam geworden. Manchmal angsteinflößend. Sie würde sich gerne von ihm trennen, aber es fehlt noch der richtige Impuls.

Zwischenmenschliches war, wie ich schon sagte, nicht der Schwerpunkt, den ich setzen wollte. In der Hinsicht funktioniert die Geschichte tatsächlich nicht. Aber das soll sie eigentlich auch nicht. Ich wollte keine Charakterstudie zeichnen.

Er ist böse. Punkt. Absolut böse. Psychokillerböse. Ausrufezeichen.

Deshalb kommt auch Folgendes auf keinen Fall in Frage:

Wäre es meine Geschichte, würde ich sie dort unten von der Gruppe trennen und dann auf etwas treffen lassen, das sie zum Zusammenraufen zwingt, wenn sie nicht bei lebendigem Leibe zerlegt und gefressen werden wollen.

Damit die Story in dieser Form funktioniert, würde ich ihn nicht ganz so eindimensional machen - durch Worte und Gesten zeigen, dass das schon noch ein Mensch ist, in diesem Griesgram begraben vielleicht sogar der, in den sie sich mal verliebt hat.


Citoyen Anzalaz:

Jetzt aber mal zum Text. Die Erzählinstanz ist mir zu unklar. Sie changiert zwischen verschiedenen Sprachregistern hin und her. Da sind einmal kurze und drastische Sätze in umgangssprachlicher Wortwahl ( elendig dumm, dieser Tag war scheiße, Weiber, Nigger, Hacken) und die sich mit Sätzen abwechseln, die nach klassischer auktorialer Erzählstimme klingen. Damit wechselt jedes Mal nicht nur der Stil, sondern auch der Grad der Vermitteltheit. Beispiel:

„Lana blinzelte, dann öffnete sie den Reißverschluss der Umhängetasche und reichte ihm die Flasche mit dem Mineralwasser.“ – Hier ist die Vermitteltheit ziemlich groß. Der Leser ‚spürt‘ die Erzählinstanz die zwischen ihm/ihr und der Handlung liegt.

„Dieser Tag war scheiße.“ Hier dagegen fragt man sich nun wer gerade spricht. Warum hat die scheinbar auktoriale Erzählinstanz plötzlich so eine starke Meinung? Oder ist es gar eine Wiedergabe eines Gedanken der Protagonistin? Plötzlich fühlt man sich als Leser der Handlung ganz nah, da filtert kein Erzähler mehr. Noch deutlicher hier: „Es würde uns guttun, hatte er gesagt. Ja. Toll. Und wie.“ Hier bin ich als Leser direkt im Kopf der Protagonistin. Das Problem besteht nicht im Wechsel der Vermitteltheit an sich, sowas gibt es in der Literatur genug, sondern in dessen oftmals mangelnder oder unklarer Motiviertheit. Außerdem machst du das viel zu oft und wechselst dauernd hin und her. Das verwirrt und wirkt eher als wärst du dir über deine Erzählinstanz und deinen Stil nicht im Klaren. Grade bei kurzen Geschichten muss man solche Effekte sparsam und gezielt einsetzen. Für den restlichen Text ist es besser eine klare Erzählinstanz und einen eindeutigen Stil durchzuhalten.


Auf deine Anmerkungen zum Inhalt bin ich ja bereits eingegangen. Berichtige mich, wenn ich etwas vergessen haben sollte. Ich fand es sehr interessant, mich mit deinen Empfindungen zur Erzählinstanz auseinanderzusetzen.

Was ich dazu sagen möchte: Vom ersten Wort an betrachten wir Lana aus unmittelbarer Nähe. Dinge die sie riecht, fühlt und denkt. Die Erzählinstanz wechselt dabei nicht. Auktional soll hier eigentlich überhaupt nichts sein, sondern rein personell. Am Ende wechselt die Erzählinstanz mit dem Wort "Leere". Wir betrachten den Mann von außen, können nur mutmaßen, was er empfindet.

Um deine Beispiele aufzugreifen:

"Aber sie lernte nicht daraus. Rückte ihr zusehends auf die Pelle. Sie war nicht nur fett, sondern auch elendig dumm. Dieser Tag war scheiße. Lanas Füße taten weh ..."

Das alles sind Lanas Gedanken aus der dritten Person wiedergegeben. Da ist kein allwissender Erzähler. Wenn es einen Erzähler gibt, dann sitzt der direkt in ihrem Kopf. Man könnte auch sagen, Lana ist der Erzähler ihrer eigenen Gedanken.

Man kann jemandem auch ganz nahe sein, wenn seine Gedanken oder Empfindungen aus der dritten Person wiedergegeben werden. Um es anschaulich zu machen:

"Der Autor merkt an dieser Stelle an, dass ..."

oder denke an den französischen Hochadel des siebzehnten Jahrhunderts:

"Wir sind alles andere als erfreut."

Alles dritte Person und doch direkt der ersten entsprungen.

Um deutlich zu machen, was ich auf die Geschichte bezogen konkret meine:

"Aber sie lernte nicht daraus. Rückte mir zusehends auf die Pelle. Sie war nicht nur fett, sondern auch elendig dumm. Dieser Tag war scheiße, meine Füße taten weh ..."

Mich würde interessieren, ob das auch andere Wortkrieger so empfunden haben, wie du. Solche und ähnliche Stilmittel lese ich persönlich oft. Stephen King nutzt solche Passagen ganz gerne, meine ich.

„Hinter seiner Miene lag etwas im Dunkeln verborgen. Etwas, das entfernt an Misstrauen erinnerte. Aber weit darüber hinausging.“ Gefällt mir und erinnert mich ein bisschen an Lovecraft.

Das nehme ich als Kompliment auf.

Allerdings wäre Lovecraft nicht so zurückhaltend wie du und hätte das Grauen hinter der Miene direkter angesprochen.

Tatsächlich enthielt gerade die entschärfte Version der Geschichte den Zusatz, "Hinter seiner Miene lag etwas im Dunkeln verborgen. Etwas wie die bestialische Verschlagenheit eines wilden Tieres. Nicht jetzt. Noch nicht." Ich habe es für dieses Forum herausgestrichen. Es war mir zu ... zu ... verfrüht vielleicht. Es erschien mir unpassend. Tatsächlich hätte es den späteren Mord zementiert. Und in Zement gegossen, wollte ich ihn dann doch nicht sehen.

„Sie hatten sich auseinandergelebt. Selbst ohne seine charakterlichen Veränderungen waren sie seit zwei Jahren auf dem besten Weg in die endgültige Trennung. Sie wusste das. Und er wusste das.“ Das gehört zu diesen Sätzen, die man gar nicht mehr wahrnimmt, weil man sie schon so oft hat lesen oder hören müssen. Du brauchst diesen Satz außerdem nicht, denn was da inhaltlich vermittelt wird, hast du bereits in deiner Geschichte deutlich gemacht.

Da hast du mich aber erwischt. Ich empfand die Überleitung zu "Zwei Erwachsene" zu kurz. Wäre zu überlegen, das zu streichen oder durch etwas anderes zu ersetzen.

„Verdammte Scheiße“ und „Gottverdammt“ klingt für mich immer so nach amerikanischen TV-Serien. Das reißt einen aus der Erzählung raus.

Oh, mir gefällt es eigentlich.

Ich hoffe du kannst mit meinen Anmerkungen was Positives für dein Erzählen gewinnen. Auf eine überarbeitete Fassung deiner Geschichte wäre ich sehr gespannt.

Wie du siehst, habe ich.

Hopper:

Auf jeden Fall würde ich eine Beschreibung wie diese vermeiden:

Eigentlich ist es nur die Überleitung zu dem, was seine Wandlung explizit beschreibt. Um den Text ins Fließen zu bringen, sozusagen.

Besser ist es, den Wandel dem Leser erfahrbar zu machen, z.B. durch Rückblicke. Wie manifestiert sich der Wandel konkret? Was macht er heute, was er früher nicht gemacht hätte, oder umgekehrt? Indem du das mit ein, zwei konkreten Beispielen beschreibst anstatt es nur zu behaupten, wird er auch für den Leser konkreter als Person. Ich kann ihn mir so auch leichter vorstellen. Das hast du ja auch mit dem Rassismus-Thema versucht, aber erstens ist das nur ein negativer Charakterzug, und außerdem frage ich mich, ob das für Lana der wichtigste Punkt wäre. Gibt es nicht andere Veränderungen, die Lana und ihre Beziehung stärker und unmittelbarer berühren?

Nun ich zähle da weitaus mehr Charakterzüge. Rassismus und Sexismus. Dann sein Eigenbrödeln. Er redet ja kaum noch. Und wenn er redet, dann schreit er. Er ist aggressiv und übertrieben wütend. Wirkt sogar, als wäre er zu Gewalt fähig. Und dann, mitten in seinem Geschrei, beruhigt er sich, "Abrupt. Einfach so. Ohne ersichtlichen Grund." – allein das finde ich sehr bedenklich und vorallem sehr beängstigend. Gerade sein aufgesetztes Lächeln danach. Und das was dahinterliegt. Es ist ja nicht nur Misstrauen. Wie ich schreibe, geht es weit darüber hinaus. Die Interpretation des Weitdarüberhinausgehens überlasse ich dem Leser. Es könnte eine stumme Unterstellung sein, etwas wie "du auch", es könnte aber auch frischer, unterschwelliger Hass sein. In Rassismus steckt ja jede Menge Misstrauen. Misstrauen, das eben in Hass gipfelt.

Ich denke, das sind sehr wichtige, starke und vorallem unmittelbare Punkte.

kayoschi:

Für meinen Geschmack kommt der Mord zu sehr aus dem Nichts daher (mir war übrigens am Anfang überhaupt nicht klar, dass hier irgendjemand irgendwen ermordet).

Es war durchaus meine Absicht, dass der Mord aus dem Nichts kommt. Wohin die Reise geht, darf dem Leser ruhig von Anfang an klar sein. Nur wann die Reise endet, damit wollte ich überraschen.

Daher frage ich jetzt mal in die Runde:

Ist jemandem die Sandalensache aufgefallen?

"Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Er hatte darauf bestanden Sandalen zu tragen. Immerhin war es Sommer. Hochsommer."

(Letzteres soll sich so lesen wie, "Immerhin war es Sommer, hatte er gesagt, Hochsommer.")

Es soll zwar überraschen, aber zumindest beim zweiten Gedanken nicht unlogisch erscheinen. Lana und ihr Mann sind ja nicht ohne Grund die Letzten in der Schlange. Er plant, sich von der Gruppe abzusetzen und sie dann zu ermorden. Der Schutzengel ist ihm natürlich ein Ärgernis, ein Ärgernis, auf dass er aber vorbereitet ist. Natürlich hätte er keinen solchen Aufstand machen können, wenn er dicke Wanderstiefel tragen würde. In Sandalen dagegen lässt es sich die Zehen ganz wunderbar anstoßen.

2. Die Ehefrau wirkt ein bisschen unsympathisch, weil sie dauernd über die dicke Frau herzieht. Das würde ich ein bisschen entschärfen. Sonst denkt man sich am Ende: Gut, so schade war's es jetzt nicht drum:).

Ein interessanter Punkt. Lanas Gedanken sollten von der Schutzfunktion – bzw. dem Nutzen – der dicken Frau ablenken. Ich als Autor habe, wie man sieht, wenig Mitleid mit Lana. Das ist vielleicht wenig empathisch, aber sie bringt sich ja irgendwie selber in diese Situation. Die Zeichen sind seit einiger Zeit klar. Ihr Mann hat sich krankhaft verändert. Ist geradezu bösartig und gefährlich geworden. Und Lana hat nichts Besseres zu tun, als mit ihm in ein düsteres Bleierzbergwerk (ein schönes Wort, wie ich übrigens finde, josefelipe) zu gehen.

josefelipe:

Lieber Analog, ich hätte mehr als vier Beispiele*), will aber keine Ping-Pong-Diskussion. (...) "Sie war ... elendig dumm."

Schade, vielleicht hätte ich auch zu den anderen Beispielen etwas sagen können. Aber gut, weiter ...

Wie gesagt, sind mir einige Dinge nicht wichtig genug um sie breit zu treten oder genauer zu definieren, andere sind nur Überleitungen und manche auch schlichtweg Gedanken von Lana. Dein Beispiel ist so eines. Habe ich, glaube ich, sogar erläutert? Oder? Habe ich das? Wie auch immer:

Dort hätte er sich ihrer ohne diesen plumpen Dialog, der nur stört, entledigen können – leise und unauffällig.

Das will er aber gar nicht. Er will es ihr so richtig zeigen, "hältst dich für verdammt schlau, was". Er ist ja kein eiskalter Mörder. Sondern krankhaft psychotisch. In seinen Augen ist sie das Böse. Sie betrügt ihn, hat sich gegen ihn verschworen. Will ihm alles Böse auf der Welt. So in der Richtung

Ich lese es so, dass er sich das fragt – auch wegen des deftigen ‚Gottverdammt’. Aber er hat doch die Sache eingefädelt?

Hier muss ich wohl ein paar Einblicke in meine Arbeitsweise geben. Mir ist auch erst jetzt wirklich mein Fehler dahingehend klargeworden. Die gesamte Geschichte liegt bei etwa siebentausendsiebenhundert Zeichen. Normalerweise haben kleinere Kapitel meiner Geschichten mindestens fünfundzwanzigtausend Zeichen. Ich nehme mir jede Menge Zeit um die näheren Umstände zu beleuchten, stelle den Charakter und die Denkweise und so ziemlich als allererstes – die innere Stimme vor. Früher schrieb ich gerne "dachte hier", "dachte da" oder Abwandlungen wie "musste über den Gedanken schmunzeln". Irgendwann fiel mir auf, dass viele Autoren dabei komplett anders vorgehen.

Da wird dann aus einem

"Schöne Scheiße, dachte Vaughn. Er spuckte die heruntergebrannte Zigarettenkippe aus und..."

ein

"Schöne Scheiße, Vaughn spuckte die heruntergebrannte Zigarettenkippe aus und ..."

Meinem Empfinden nach, macht das Sinn. Im ersten Satz wird der Lesefluss unterbrochen. Ein Punkt bremst die Melodie des Textes.
Bei all diesen tollen Beispielen, die ich da anführe, habe ich aber eines nicht bedacht. Ich habe dem Leser in "Malign" überhaupt gar keine Zeit gelassen, die innere Stimme von Lana kennenzulernen. Ich hätte wohl doch ein oder zwei "dachte" einfließen lassen sollen.

Um dein Beispiel aufzugreifen, dem Verständnis halber, wie ich es meine:

"Warum waren sie überhaupt hier?, dachte Lana. Gottverdammt."

Allein die Fragezeichen-Komma-Konstruktion empfinde ich als optische Nötigung.

"Warum waren sie überhaupt hier? Gottverdammt."

Das liest sich meines Erachtens weitaus verträglicher.

Sich beruhigen ist ein natürlicher Vorgang. Dafür braucht es keinen Grund. Den braucht es eher, um sich aufzuregen:shy:.

Ich wollte es eigentlich so darstellen, dass es etwas Unnatürliches, vielleicht Krankhaftes aber auf jeden Fall Bedenkliches hat.

Dass ich der Einzige bin, bedeutet, dass ich falsch liege? Außerdem ist das normal, dass man zuerst den Gedanken / die Idee hat – und dann die Geschichte schreibt. Von ‚Unterstellung’ kann wirklich keine Rede sein:D.

Wie du siehst, war das nicht so gemeint. Ich wollte dir nur auf den Zahn fühlen, ohne dabei all zu viel Hinweise zu geben. Da macht sich das Wort "Unterstellung" ganz gut. Darum auch gleich als zweites Wort "unterstellst".

"Du unterstellst". Da schluckt der Leser doch direkt, ohne den ganzen Satz überhaupt gelesen zu haben und denkt sich, was ist dem Idiot denn über die Leber gelaufen.

Tut mir leid, das war gemein :D

Es ist ganz einfach so, dass man mit dieser Gattenmord-Idee niemand mehr hinterm Ofen hervorlocken kann. Du hast einen älteren Text eingestellt. Das ist bequem, aber die Kommentare dazu sind deutlich.

Ich hoffe, es ist durchgeklungen, dass ich es mir alles andere als bequem gemacht habe. Ich habe mindestens zehn Stunden investiert, um den Text für dieses Forum umzuschreiben. Dass mir das nicht so sehr gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt.

Bis jetzt weiß der Leser nur, dass die dicke Frau nicht gut riecht, jedoch muss penetranter Geruch nicht Beweis für elendige Dummheit sein. Du vertellst nur, dass die dicke Frau dumm ist, lieferst aber kein Beispiel dafür.

Hierzu auch noch etwas:

Wie gesagt, es sind Lanas Gedanken. Und der Auslöser für diese Gedanken steht einen Satz vorher beschrieben. Die dicke Frau stößt immer wieder mit ihr zusammen. Aber anstatt dass sie ein wenig Abstand hält, rückt sie ihr nur noch mehr auf die Pelle. Sie lernt nicht daraus. Lana nimmt daher überspitzt an, dass die Frau dumm im Kopf ist.

Oder ist dir diese/r Zusammenhang bzw. Redensart unbekannt? Wenn einem ein Fremder auf die Pelle rückt, fragt man sich doch automatisch, was mit dem nicht stimmt. Sprich: Ob der dumm ist.

--

Gut, das war es dann erstmal. Würde mich über Anmerkungen dazu freuen. So denn jemand ein oder zwei Stunden Lesezeit entbehren konnte und überhaupt bis hierher gekommen ist. :D

 

„Bist du aber ein tolles Genie, Analog.“

Kann es sein, dass es dir darum geht und Geschichten dir völlig schnurz sind?

 

„Bist du aber ein tolles Genie, Analog.“

Kann es sein, dass es dir darum geht und Geschichten dir völlig schnurz sind?


Ich habe mir die Mühe gemacht und bin auf mehrere (alle?) der von dir genannten Kritikpunkte eingegangen, sogar auf die, subjektiver Natur. Du hättest jetzt sagen können, "Hey Analog, ich verstehe zwar was du meinst, aber deine Herangehensweise an X ist aus Grund Y leider falsch."

Stattdessen zeigst du mir den Stinkefinger, zückst deine imaginäre Dose Pfefferspray und sprühst mir damit ins Gesicht.

Gut, ich habe verstanden. Selbstironie ist nicht so dein Fall. Was ich nicht verstanden habe: Möchtest du mich vertreiben, oder nur ein bisschen in meine Grenzen verweisen? Gar ein bisschen von beidem?

 

Mir war nur aufgefallen, wie viel Energie du in die Verteidigung der Unzulänglichkeiten der Geschichte steckst (Der Mord kommt aus dem Nichts? Es geht ja auch um was ganz anderes (Um was eigentlich?)!), anstatt an ihr zu arbeiten. Ob du hier jeden Tag zehn Geschichten postest oder peng, interessiert mich nicht. Ich fachsimple gern über Geschichten, meine eigenen und die von anderen. Darüber, was funktioniert und was nicht und warum das so ist. Vieles ist Geschmackssache, aber dass der Mann seine Frau aus einer Eifersucht heraus tötet, die vorher kaum oder gar nicht thematisiert wird, ist ganz objektiv ein handwerklicher Fehler. Wie eingleisig der charakterisiert ist, schmieriger Rassist und Frauenfeind mit Glatze, das ist platt. Du bügelst das alles mit vermeintlich gewaltigen Hintergedanken und 26 Ebenen ab, auf denen die Geschichte wirkt, bezeichnest sie aber selbst als Kurzkrimi, also Unterhaltungsliteratur. Wer sollen eigentlich deine Leser sein, wenn man ein Genie sein muss, um mit der Story halbwegs was anfangen zu können? Also wenn das so ist, ich halte das nur für Kritik-Unfähigkeit.

 

Hallo Manlio.

Aber als Beleidigung eines Schwarzen klingt "Nigger" im Kontext Deutschland ungewöhnlich. Das wirst du doch nicht bestreiten?

"Schwatter" oder "Bananenfresser" sind beleidigend, keine Frage. Sie zielen aber auf Verschiedenes ab, auf die Hautfarbe, auf Klischees, auf die Herkunft. Man kann sich durch diese Worte auf viele verschiedene Arten beleidigt fühlen. "Nigger" aber, als Beleidigung benutzt, zielt ausschließlich auf eine Sache ab. "Nigger" steht synonym für "Sklave".

"Bimbo" kommt dafür auch in Frage. Das gestand ich ein. Allerdings ist es unter Schwarzen bei Weitem nicht so populär oder beleidigend wie "Nigger". Allein schon wegen dem Selbstverständnis vieler junger Schwarzer. Untereinander wird sich scherzhaft als "Nigger" bezeichnet (das ist kein Klischee, glaub es oder nicht), aber wenn dieses Wort ein Außenstehender benutzt, wird es ins absolute Gegenteil verkehrt.

Ich, als Autor, habe dieses Wort nunmal gewählt.

Und dass "Nigger" wegen der "US-geprägten Medienlandschaft" die beste Wahl ist, das scheint mir als Begründung höchst seltsam.

Das Wort ist dadurch in Deutschland als Schimpfwort populär geworden. Hans Albers sang vor knapp siebzig Jahren vom "Nigger Jim". Damals hatte das Wort eine andere Bedeutung, war nur eine andere Form von "Neger". Heute ist es das nicht mehr.

Nein, ich stimme Citoyen zu, es findet ein fühlbarer Wechsel statt zwischen einem eher distanzierten, auktorialen Erzähler und Lana als Erzählinstanz.

- auktorialer Erzähler, weil
Lana so nicht denken würde. Das möchte uns ein "äußerer Erzähler" als Hintergrundkontext nahe bringen.


Es ist ja auch in der Form keine Eins-zu-Eins-Wiedergabe ihrer Gedanken. Sondern eine Wiedergabe ihrer Gedanken aus der dritten Person. Schau mal, ich brauche in deinem Beispiel nur ein einziges Wort auszutauschen und schon wird es zu einer Eins-zu-Eins-Wiedergabe ihrer Gedanken:

"Zusammen mit seinem dichten Haupthaar war auch ein großer Teil von dem Mann verschwunden, der mir vor dreizehn Jahren einen Ring an den Finger gesteckt hatte."

Wer erzählt denn seine eigenen Gedanken? Wozu sollte man das tun?

Aus Stilgründen. Ob dieser vermeintliche Stil jetzt gut ankam, oder sonderlich gut geglückt ist, sei mal dahingestellt. Aber ich beabsichtigte damit etwas. Ich wollte nicht in die erste Person wechseln, wenn Lana über etwas nachdenkt oder unmittelbar empfindet. Mein Können reicht noch nicht aus, um Wechsel aus der dritten in die erste Person und wieder zurück glaubhaft vermitteln zu können. Vielleicht wird es das nie. Ich würde das nicht mal schlimm finden. Ich mag solche Passagen.

Gib einfach zu, dass du Erzählinstanzen mixt - das per se ist ja keine Schande.
Die Frage ist jedoch, ob dir das überhaupt klar geworden ist.

Ich bin tatsächlich jetzt etwas verunsichert. Daher habe ich mal zwei Passagen von Stephen King angehangen, wo er ähnlich vorgeht:

Aus "Tommyknockers - Das Monstrum", 4.te Auflage ISBN 3-453-03697-2

Seite 414:

"Gardener wartete darauf, daß der Schlauch herunterkam, und wünschte sich kläglich, er wäre sonst wo auf der Welt, wünschte, er könnte sich einreden, daß alles nur ein Alptraum war.
Es nützte nichts. Das Schiff war auf verrückte Weise exotisch, aber diese Realität war zu prosaisch, um ein Traum zu sein: Der saure Geruch von John Enders´ Schweiß, der leichte Fuselgeruch seines eigenen, das Seil, das in seine Sohle schnitt, wenn er in die Grube hinuntergelassen wurde, das Gefühl des rauhen, feuchten Gesteins unter seinen Fingern.
Wo ist Bobbi, Gard? Ist sie tot?
Nein. Er glaubte nicht, daß sie tot war, aber er war zu der Überzeugung gekommen, daß sie sehr krank sein mußte. Am Mittwoch war ihr etwas ..."

Seite 415:

"Jetzt stand er tief in dieser von Menschen geschaffenen Grube in der Erde, eine Grube, in der sich ein titanisches außerirdisches Schiff befand, und wartete darauf, daß der Schlauch herunterkam. Und plötzlich ertönte der schreckliche Satz von George Orwells Farm der Tiere wie ein Todesschrei in seinem Kopf. Seltsam, was man in dem entdeckte, das man einmal auswendig gelernt hatte ..."

Alles Empfindungen und Gedanken, die in der dritten Person wiedergegeben werden. Ich sehe da keine auktoriale Erzählinstanz.

Und jetzt wandle ich seine Passagen mit wenigen Worten in die erste Person um:

"Ich wartete darauf, daß der Schlauch herunterkam, und wünschte mir kläglich, ich wäre sonst wo auf der Welt, wünschte, ich könnte mir einreden, daß alles nur ein Alptraum war.
Es nützte nichts. Das Schiff war auf verrückte Weise exotisch, aber diese Realität war zu prosaisch, um ein Traum zu sein: Der saure Geruch von John Enders´ Schweiß, der leichte Fuselgeruch meines eigenen, das Seil, das in meine Sohle schnitt, als ich in die Grube hinuntergelassen wurde, das Gefühl des rauhen, feuchten Gesteins unter meinen Fingern.
(Anmerkung. Telepatie. Fremdstimme: ) Wo ist Bobbi, Gard? Ist sie tot?
Nein. Ich glaubte nicht, daß sie tot war, aber ich war zu der Überzeugung gekommen, daß sie sehr krank sein mußte. Am Mittwoch war ihr etwas ..."

Sowie:

"Jetzt stand ich tief in dieser von Menschen geschaffenen Grube in der Erde, eine Grube, in der sich ein titanisches außerirdisches Schiff befand, und wartete darauf, daß der Schlauch herunterkam. Und plötzlich ertönte der schreckliche Satz von George Orwells Farm der Tiere wie ein Todesschrei in meinem Kopf. Seltsam, was man in dem entdeckte, das man einmal auswendig gelernt hatte ..."

Und hier ist mein Anfang:

"Lana verzog angewidert das Gesicht. Ein Schauer kroch ihren Rücken hinab, als sie heißen, keuchenden Atem im Nacken spürte. Eine übelriechende Wolke aus warmem Schweiß und billigem Parfüm. In ihrem Zentrum eine massige Frau mit Barfußschuhen. Sie war beim Vorrücken bereits einige Male mit Lana zusammengestoßen. Aber sie lernte nicht daraus. Rückte ihr zusehends auf die Pelle. Sie war nicht nur fett, sondern auch elendig dumm.
Dieser Tag war scheiße. Lanas Füße taten weh, ihr war heiß und das Top klebte ihr wie Folie auf der Haut."

Und mit wenigen Worten angepasst:

"Ich verzog angewidert das Gesicht. Ein Schauer kroch meinen Rücken hinab, als ich heißen, keuchenden Atem im Nacken spürte. Eine übelriechende Wolke aus warmem Schweiß und billigem Parfüm. In ihrem Zentrum eine massige Frau mit Barfußschuhen. Sie war beim Vorrücken bereits einige Male mit mir zusammengestoßen. Aber sie lernte nicht daraus. Rückte mir zusehends auf die Pelle. Sie war nicht nur fett, sondern auch elendig dumm.
Dieser Tag war scheiße. Meine Füße taten weh, mir war heiß und das Top klebte mir wie Folie auf der Haut."

Vielleicht mache ich hier auch einen grundlegenden Denkfehler. Nicht umsonst habe ich in meinem etwas längeren Beitrag andere Wortkrieger aufgerufen, sich genau zu diesem Punkt zu äußern. Danke, dass du das getan hast, Manlio.

Ich habe deine Geschichte nicht ungern gelesen.

Siehst du, Proof, *Stichel, Stichel*, selbst wenn einem eine Geschichte nicht sonderlich gefallen hat, kann man das trotzdem mit netten Worten sagen. Manlio geht sogar noch einen Schritt weiter und streichelt mein angeschlagenes Ego.

(Um was eigentlich?)!)

Hah (!) Du hast meine Antwort nicht ganz gelesen.

Ich war ja versucht, dir das vorher schon zu unterstellen, aber da hättest du dann so etwas gesagt wie, "Achja, ist das so? Und woher willst du das wissen, du Blödian?", und dann hätte ich wie ein Idiot dagestanden.

Aber nun habe ich dich entlarvt. Deine Aussagen sind mir Indiz genug, um dir das völlig schamlos an den Kopf zu schmettern.

Ich fachsimple gern über Geschichten, meine eigenen ...

Da haben wir dann ja irgendwie was gemeinsam. :D

ganz objektiv ein handwerklicher Fehler.

Hättest du meinen Beitrag ganz gelesen, wäre dir aufgefallen, dass ich mehrere handwerkliche Fehler zugegeben habe. Auch das von dir Angesprochene zum Teil.

bezeichnest sie aber selbst als Kurzkrimi

Was ich im selben ( - ? - [zu faul die zwei Klicks jetzt zu machen]) Satz relativiere.

Wer sollen eigentlich deine Leser sein

1.) Für die Geschichte in ihrer jetzigen Form ausschließlich Mitglieder dieses Forums. Ich wollte damit insbesondere kritische Stimmen ansprechen. Du erinnerst dich, "Ich erwarte ehrliches und ungeschöntes Feedback".

2.) Für so ziemlich alle anderen Geschichten die ich schreibe: Trekkies, humorlose Rentner und "Perry Rhodan"-Leser.

 

Ich hab deine Antwort gelesen. Da sind viele Buchstaben, aber inhaltlich kaum was. In der Geschichte bringt ein Typ seine Frau um, aber darum geht es nicht. Sondern? Dass Orthopäden vom Wandern in Barfussschuhen abraten. Gerade auch dicken Frauen. Schutzengel. Sandalen. Der medizinische Begriff für bösartig. Ein Typ, einfach nur absolut „psychokillerböse“. Das ist wichtig. Darum bringt er ja seine Frau um. Aber darum geht‘s nicht. Sondern um: Nigger. Absoluter Alltagsbegriff hierzulande. Dieser von dir angenommene tiefere Sinn, und ich meine das gar nicht so frotzelnd, wie es klingt, aber es deutet für mich alles darauf hin, dass der nur in deinem Kopf existiert. Sag mir doch mal in zwei Sätzen, worum es in der Geschichte geht.

 

Hi Analog,

ich finde deine Geschichte über weite Strecken ansprechend geschrieben und könnte mir gut vorstellen, mehr von dir zu lesen. So richtig gefallen - im Sinn von: ich hab mich bei der Lektüre wohlgefühlt - hat mir dieser Text insgesamt aber trotzdem nicht. Ist ja auch kein Wohlfühltext. Aber das meine ich nicht, sondern die herabwürdigenden Ausdrücke - die dumme Dicke, der Nigger usw. - sind für Zartbesaitete wie mich schnell zu viel. Ich kann sie schon ertragen, wenn ich die Funktion einsehe. Insbesondere der "Nigger" könnte aber auch ein "Schwachmat", "Warmdurscher" oder "Pizzabäcker" sein, und es würde - meine ich - nicht viel an der Story ändern. Es scheint mir eine mehr oder weniger willkürlich Beleidigung zu sein. Damit ich nicht Gefahr laufe, die Bosheit des Protagonisten als Provokation des Lesers falsch zu verstehen und dadurch die Bosheit nicht mehr glauben kann, fänd ich es im Dienst der Geschichte nicht verkehrt, da noch mal ran zu gehen.


In ihrem Zentrum
Evtl. "in deren", so dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, das Pronomen könnte sich auf Lana beziehen.

Sie war nicht nur fett, sondern auch elendig dumm.
Mit dem Zusatz "offenbar" (o.ä.) vor "fett" würde ich mich womöglich noch eine Stück näher an Lana fühlen.

Dieser Tag war scheiße.
Hier ähnlich wie oben: "Dieser Tag war doch scheiße" oder so was, dann rückt der Erzähler perspektivisch etwas von dem Urteil ab.

Lanas Füße taten weh, ihr war heiß und das Top klebte ihr wie Folie auf der Haut.
Passt, seh ich gut vor mir.
Den folgenden Satz:
Es war einer dieser schwül-heißen Spätersommernachmittage, an denen man sich am liebsten in irgendeiner kühlen oder zumindest schattigen Ecke verkriechen wollte.
brauch ich deshalb nicht mehr, das hab ich schon gesehen.

Er hatte schließlich nie etwas gegen Schwarze gehabt.
Nochmal nachgelegt: Das ist eben der Grund, warum mir der "Nigger" aufgesetzt vorkommt. Die charakterliche Veränderung ist mir da zu plakativ, zu punktuell letztlich auch, gut möglich, dass doch auch etwas "in der Firma vorgefallen war." (Übrigens, und das passt wiederum zu Lana, die über die "dumme Dicke" lästert, finde ich es durchaus latent rassistisch, "nichts gegen Schwarze zu haben", so wie andere halt nichts gegen Fenchel oder Katzen haben. So als wäre das überhaupt ein sinnvoller Satz: "Ich hab was/nichts gegen Schwarze.")

Sein Rassismus
Könnte dann z.B. "Chauvinismus" heißen, falls du den "Nigger" streichst.

die aus irgendeiner finsteren Ecke seines Geistes hervorgekrochen waren.
"irgendeiner" kann man meistens besser weglassen, sicher auch hier.

Er hatte seine Wut an ihr ausgelassen. Einen Moment lang sah es so aus, als würde er zuschlagen. Aber er beruhigte sich. Abrupt. Einfach so. Ohne ersichtlichen Grund.
Die verrückte Sprunghaftigkeit seines Charakters wird viel deutlicher, finde ich, wenn es hier nur um die Wut geht, nicht auch noch um Rassismus. Also, ich wäre wirklich für "Pizzabäcker" statt "Nigger".

doch irgendwas an seinem Blick
"irgendwas" --- oink. Sag doch: "sein Blick war sonderbar gewesen".

Etwas, das entfernt an Misstrauen erinnerte.
"entfernt" würd ich auch rausnehmen, führt auf die falsche Fährte, schwächt eher ab, als dass es steigert. Der folgende Satz macht es deutlich genug.

Schaute in ein rundes und schwitzendes Gesicht mit orangener Rundbogen-Sonnenbrille. Dahinter zwei zusammengekniffene Schweinsäuglein.
Evtl. "das Gesicht" und "die Schweinsäuglein", denn man kennt die Frau ja schon.

Den lapidaren Schluss:

Er lächelte freundlich.
Die Gesichtszüge der Frau entspannten sich. Sie lächelte zurück.
Beide gingen ihres Weges.
find ich eigentlich ganz hübsch. Ich weiß nicht, ob ich die Idee vom gescheiterten Schutzengels verstanden hätte, wenn ich nicht erst die Erklärung gelesen hätte, aber sie gefällt mir. Vielleicht musst du sie noch etwas ausbauen, das wiederholte Anrempeln könnte etwas zu wenig sein, um darauf zu kommen.

Die plötzliche Brutalität des Mannes kann ich als Leser akzeptieren. Ist halt Horror, da nehme ich so was hin. Andrerseits hab ich mit Horror nicht viel am Hut, da kannst du also nicht allzu viel drauf geben. Aber doch, auch der plötzliche Ausbruch für sich genommen, das hat schon was für sich. Noch mehr, wenn sich die charakterliche Veränderung deutlicher auf Lana bezieht, also noch mehr sie im Fokus der Wutausbrüche steht, so dass der plötzliche Ausbruch, die Schrankenlosigkeit im unbeobachteten günstigen Moment noch nachvollziehbarer wäre.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo,

deine Kommentare, bzw die Antworten wirken so auf mich, als würde da irgendwo etwas zwischen den Zeilen stehen in deiner Geschichte, etwas wirklich Großartiges, was nur Eingeweihte erkennen - also so hättest du das gerne. Mal sehen.

Eine übelriechende Wolke aus warmem Schweiß und billigem Parfüm.

Nein. Das ist unpräzise. Denn es ist nicht der warme Schweiß, sondern höchstens der Schweißgeruch. Sonst wäre es, wie du es hier schreibst, in der Tat eine feuchte, nasse Wolke. Der Satz passt auch nicht zu dem davor, er ist nicht kongruent: zuerst spürt sie keuchenden (!) Atem (kann man Keuchen spüren?), dann wird das zu einer übelriechenden Wolke? Da denke ich mir, der Autor hat sich aber wenig Mühe gegeben.

In ihrem Zentrum eine massige Frau mit Barfußschuhen. Die Frau im Zentrum einer Wolke, die eine andere Frau im Nacken spürt. Nein. Das geht so nicht. Sprachliche Präzision ist wichtig. Du bist hier in einem Forum mit vielen anderen Autoren, die lesen die Geschichte nicht wie ein Beta-Leser, sondern achten auf alles.

Sie war nicht nur fett, sondern auch elendig dumm. Das sagt der Erzähler der Geschichte. Es ist nicht gekennzeichnet, dass dieser sich personal auf Lena fokussiert, das müsstest du dann wenn anders machen; Lena dachte, sie sei elendig dumm, oder anders. Aber so ist es der Erzähler, und den kann ich jetzt nicht ab, weil er bodyshaming betreibt und spekuliert, und da habe ich mir überlegt, ob ich weiterlesen soll.

Dieser Tag war scheiße.
Woher weiß das der Erzähler und wenn ja, warum zeigt er es dem Leser nicht? So ist es eine Behauptung und nicht mehr. Hier würde sich auch blendend erlebte Rede anbieten: Dieser Tag ist scheiße.

Lana starrte auf den schütteren Hinterkopf ihres Mannes. Ist wirklich der Hinterkopf schütter?

Sein Charakter hatte sich gewandelt. Beastmode. Das sollte der Leser als Quintessenz, als Prämisse durch die Zeilen lesen. Das soll er selber erfahren. Wenn du das deinem Leser sagen musst, damit er es versteht, hast deine Geschichte ein Riesenproblem.

Der einzige richtige Mann – wie er gerne sagte – in einem Büro mit fünf Weibern und einem Nigger. Warum ist er der einzige richtige Mann? Warum: Nigger? Wer sagst das in Deutschland? Bimbo, Dachpappe, etc. Nigger klingt falsch und aufgesetzt.

So wie sein dünnes Haar sich im Laufe der Jahre unter direkter Sonneneinstrahlung verflüchtigt hatte, lichteten sich zunehmend völlig neue Wesenszüge an ihm. Sein Rassismus – mal unterschwellig, mal offen, aber immer widerwärtig – war nur eine Sache von vielen, die aus irgendeiner finsteren Ecke seines Geistes hervorgekrochen waren. Genauso wie seine impulsartigen Wutausbrüche.

Du gönnst dir Abkürzungen. Das sind alles Behauptungen. Zeig es deinem Leser. Entpacke konkrete Situationen, die die Charaktere unterfüttern, ohne dass du es dem Leser mit unnötig verkomplizierten Sätzen erklären musst. Du nimmst ihm dadurch die Mündigkeit. Und dann: können sich Wesenzüge lichten? Eher legen sie doch was frei, also durch die Lichtung bedingt?

Ich mach mal Schluss hier. Konkret: Präzise Sprache. Szenischer schreiben, entpacken. Dialoge schärfen.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Proof, deinen Zynismus in allen Ehren, aber entweder du hast meinen Beitrag nicht ganz verstanden oder nur überflogen. Erwarte bitte nun nicht, dass ich das alles noch ein weiteres Mal für dich durchkaue.

Sag mir doch mal in zwei Sätzen, worum es in der Geschichte geht.

Ich brauche nur einen:

Die Protagonistin meiner Geschichte schickt ihren Schutzengel davon und fällt damit ihr eigenes Todesurteil.

--

Hallo Erdbeerschorsch, danke erstmal für dein Lob.

Es scheint mir eine mehr oder weniger willkürlich Beleidigung zu sein.

Da hast du recht. In einer anderen Version der Geschichte ist es einfach nur ein "Schönling" und der Rassismus bezieht sich auf Lanas Familie.

Damit ich nicht Gefahr laufe, die Bosheit des Protagonisten als Provokation des Lesers falsch zu verstehen und dadurch die Bosheit nicht mehr glauben kann, fänd ich es im Dienst der Geschichte nicht verkehrt, da noch mal ran zu gehen.

Ich glaube, du hast da etwas ganz Wichtiges gesagt. Tatsächlich hat mich das zum Umdenken bewogen. Wenn man die Rückmeldungen in diesem Faden zusammennimmt, dann ist da vor allem eine gesamtheitliche Stimme, die sich von meinem Text provoziert fühlt. Schlimmer noch, der eine oder andere scheint sich sogar persönlich angegriffen zu fühlen. Und wie du vollkommen richtig anmerkst, lenkt das selbstverständlich total von der eigentlichen Geschichte ab. Mehrere Bemerkungen von dir habe ich bereits in eine neue Version der Geschichte einfließen lassen. Wenn man überhaupt noch von ein, und derselben Geschichte reden kann. Ich gehe jetzt nicht auf jede Bemerkung ein, aber das Meiste erscheint mir sehr sinnvoll.

Ich weiß nicht, ob ich die Idee vom gescheiterten Schutzengels verstanden hätte, wenn ich nicht erst die Erklärung gelesen hätte, aber sie gefällt mir. Vielleicht musst du sie noch etwas ausbauen, das wiederholte Anrempeln könnte etwas zu wenig sein, um darauf zu kommen.

Da hast du wohl recht. Mein Problem war aber auch, dass ich ihre Schutzengelfunktion nicht zu offensichtlich machen wollte. Deshalb habe ich sie zwar präsent gehalten, im gleichen Zuge aber auch von ihrer Nützlichkeit abgelenkt. Auch jetzt bei der neuen Version tue ich mich bei diesem Punkt ziemlich schwer. Schwerer als vorher, meine ich.

Noch mehr, wenn sich die charakterliche Veränderung deutlicher auf Lana bezieht, also noch mehr sie im Fokus der Wutausbrüche steht, so dass der plötzliche Ausbruch, die Schrankenlosigkeit im unbeobachteten günstigen Moment noch nachvollziehbarer wäre.

Das beherzige ich.
--

Hallo Jimmysalaryman.

deine Kommentare, bzw die Antworten wirken so auf mich, als würde da irgendwo etwas zwischen den Zeilen stehen in deiner Geschichte, etwas wirklich Großartiges, was nur Eingeweihte erkennen - also so hättest du das gerne.

Ne, eigentlich nicht. Ich habe ein paar Sachen in die Geschichte einfließen lassen, die nicht sofort für den Leser offensichtlich sein sollen. Die er vielleicht erst bemerkt, wenn er sich näher damit auseinandersetzt. Wenn du die zweite Antwort in diesem Faden liest, die von Citoyen Anzalaz, dann erkennst du, dass er meine Schutzengel-Grundidee definitiv gewittert hat. Das ist unverkennbar. Er konnte sich nur keinen Reim darauf machen. Und hatte wahrscheinlich auch keine Lust, sich näher mit der Geschichte und all ihren handwerklichen Unzulänglichkeiten auseinanderzusetzen. Er hielt es wahrscheinlich einfach nur für ungenutztes Potential. Ich verdenke es ihm nicht.

Denn es ist nicht der warme Schweiß, sondern höchstens der Schweißgeruch. Sonst wäre es, wie du es hier schreibst, in der Tat eine feuchte, nasse Wolke. Der Satz passt auch nicht zu dem davor, er ist nicht kongruent: zuerst spürt sie keuchenden (!) Atem (kann man Keuchen spüren?), dann wird das zu einer übelriechenden Wolke?

Japp, absolut richtig.

Die Frau im Zentrum einer Wolke, die eine andere Frau im Nacken spürt. Nein. Das geht so nicht.

Nein, so wie du das formulierst, nicht.

Lana verzog angewidert das Gesicht. Ein Schauer kroch ihren Rücken hinab, als sie heißen, keuchenden Atem im Nacken spürte. (Vielleicht wäre hier ein Absatz besser gewesen)
Eine übelriechende Wolke aus warmem Schweiß und billigem Parfüm. In ihrem Zentrum eine massige Frau mit Barfußschuhen. Sie war beim Vorrücken bereits einige Male mit Lana zusammengestoßen.

Get it?


Sprachliche Präzision ist wichtig. Du bist hier in einem Forum mit vielen anderen Autoren, die lesen die Geschichte nicht wie ein Beta-Leser, sondern achten auf alles.

Manchmal ist dieses "alles" aber auch zu viel des Guten.

Das sagt der Erzähler der Geschichte. Es ist nicht gekennzeichnet, dass dieser sich personal auf Lena fokussiert, das müsstest du dann wenn anders machen; Lena dachte, sie sei elendig dumm, oder anders. Aber so ist es der Erzähler, und den kann ich jetzt nicht ab, weil er bodyshaming betreibt und spekuliert, und da habe ich mir überlegt, ob ich weiterlesen soll.

Woher weiß das der Erzähler und wenn ja, warum zeigt er es dem Leser nicht? So ist es eine Behauptung und nicht mehr. Hier würde sich auch blendend erlebte Rede anbieten: Dieser Tag ist scheiße.

Wie ich früher schon sagte:

Früher schrieb ich gerne "dachte hier", "dachte da" oder Abwandlungen wie "musste über den Gedanken schmunzeln". Irgendwann fiel mir auf, dass viele Autoren dabei komplett anders vorgehen.

Da wird dann aus einem

"Schöne Scheiße, dachte Vaughn. Er spuckte die heruntergebrannte Zigarettenkippe aus und..."

ein

"Schöne Scheiße, Vaughn spuckte die heruntergebrannte Zigarettenkippe aus und ..."


Lana starrte auf den schütteren Hinterkopf ihres Mannes. Ist wirklich der Hinterkopf schütter?

Nein, gut dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.


Sein Charakter hatte sich gewandelt. Beastmode. Das sollte der Leser als Quintessenz, als Prämisse durch die Zeilen lesen. Das soll er selber erfahren. Wenn du das deinem Leser sagen musst, damit er es versteht, hast deine Geschichte ein Riesenproblem.

Daran hat sich schon jemand anderes gestört. Aber wie ich da schon anmerkte, ist das nur eine Überleitung. Ich hätte diesen Satz auch weglassen können. Aber ich finde, es liest sich so flüssiger. Das hier wäre meiner Meinung nach ein solcher "alles"-Brille-Fall. Und vielleicht versperrt dir diese Brille auch ein wenig die objektive Sicht? (Nicht, dass ich für mich Objektivität in Anspruch nehmen möchte) Man kann den Satz streichen oder ihn beibehalten. Ob der Text durch seinen Wegfall besser werden würde, ist meiner Meinung nach fraglich. Es muss nicht alles an "Show, don't tell" gemessen werden. Warum sollte ich einen knappen Textteil mit einer klar angedachten Funktion ohne Grund aufblasen und mit weiteren Funktionen überfrachten? Nur, um ihn schreibratgeberkonform zu halten? Kennst du die Papyrus-Stilanalyse? Wenn ich dort jeden Vorschlag in die Tat umsetze, bleibt nicht viel mehr als ein Skelett übrig.

Der einzige richtige Mann – wie er gerne sagte – in einem Büro mit fünf Weibern und einem Nigger. Warum ist er der einzige richtige Mann? Warum: Nigger? Wer sagst das in Deutschland? Bimbo, Dachpappe, etc. Nigger klingt falsch und aufgesetzt.
Dachpappe :D

Oh, Leute. So wird das aber nichts mit dem Beleidigen.

Bedien dich, es ist genug für alle da:

Das empfinde ich anders. "Bimbo" vielleicht noch am ehesten. Aber wenn du einen, dir persönlich fremden Schwarzen wirklich vulgär beleidigen willst, ist "Nigger" – gerade wegen der US-geprägten Medienlandschaft in Deutschland die beste Wahl.

"Schwatter" oder "Bananenfresser" sind beleidigend, keine Frage. Sie zielen aber auf Verschiedenes ab, auf die Hautfarbe, auf Klischees, auf die Herkunft. Man kann sich durch diese Worte auf viele verschiedene Arten beleidigt fühlen. "Nigger" aber, als Beleidigung benutzt, zielt ausschl:Dießlich auf eine Sache ab. "Nigger" steht synonym für "Sklave".

"Bimbo" kommt dafür auch in Frage. Das gestand ich ein. Allerdings ist es unter Schwarzen bei Weitem nicht so populär oder beleidigend wie "Nigger". Allein schon wegen dem Selbstverständnis vieler junger Schwarzer. Untereinander wird sich scherzhaft als "Nigger" bezeichnet (das ist kein Klischee, glaub es oder nicht), aber wenn dieses Wort ein Außenstehender benutzt, wird es ins absolute Gegenteil verkehrt.

Ich, als Autor, habe dieses Wort nunmal gewählt.


--

So wie sein dünnes Haar sich im Laufe der Jahre unter direkter Sonneneinstrahlung verflüchtigt hatte, lichteten sich zunehmend völlig neue Wesenszüge an ihm. Sein Rassismus – mal unterschwellig, mal offen, aber immer widerwärtig – war nur eine Sache von vielen, die aus irgendeiner finsteren Ecke seines Geistes hervorgekrochen waren. Genauso wie seine impulsartigen Wutausbrüche.
Du gönnst dir Abkürzungen. Das sind alles Behauptungen. Zeig es deinem Leser. Entpacke konkrete Situationen, die die Charaktere unterfüttern, ohne dass du es dem Leser mit unnötig verkomplizierten Sätzen erklären musst. Du nimmst ihm dadurch die Mündigkeit. Und dann: können sich Wesenzüge lichten? Eher legen sie doch was frei, also durch die Lichtung bedingt?

Hier ist es doch dasselbe wie mit, "Sein Charakter hatte sich gewandelt."

Eine Überleitung. Ich wollte sie nicht unnötig breit treten. Klar, ich hätte jede Menge Beispiele nennen können. Aber es ist eine Kurzgeschichte. In der der Fokus nicht auf Rassismus liegt. Sie war zudem auf 8000 Zeichen begrenzt. Ich hätte auch einfach schreiben können:

"Nicht, dass er darüber redete. Er redete so gut wie gar nicht mehr. Vor einiger Zeit war er mit hochrotem Kopf nach Hause gekommen, knallte die Haustür ins Schloss und schrie Lana unvermittelt ins Gesicht."

Aber da fehlt dann die Überleitung vom Rassismus zu seinen Wutanfällen.
--

Hallo Manlio.

Dass man hier aufs Maul bekommt, ist normal ...
Der eine mehr, der andere noch mehr :D

Ich bin da nicht ganz bei dir. Ja, du bist jetzt in die erste Person gewechselt, aber ich behaupte, das sind nicht Lanas Gedanken. Lies dir das mal vor und frage dich: denkst du so? Denkt jemand so?

Du machst es mir nicht einfach. Klar denkt so kein echter Mensch. Aber wenn man in Prosa nur realistische Gedanken und Dialoge abbilden würde, dann erschiene das abstruserweise unauthentisch. Das will ich jetzt nicht auf meine Zeilen beziehen. Die mögen dir unauthentisch erscheinen und du bist damit bestimmt nicht im Unrecht. Aber grundsätzlich sind doch gerade solche oder zumindest ähnlich unrealistische und dann vielleicht weitaus reizvollere Gedankengänge das, was gute Prosa ausmacht.

Und gerade das, was du mir da ankreidest – nämlich dass doch so niemand denkt – ist mir ja nicht unbewusst, und erzähle es deshalb aus der dritten Person. Dieses Beispiel von mir, sollte das Personale veranschaulichen. Es ist natürlich in dieser Form eine sehr gekünstelte Eins-zu-Eins-Wiedergabe ihrer Gedanken, denn sie entstammt einer Wiedergabe (vielleicht ist es auch das falsche Wort. Was ich meine, ist, dass die Wörter aus ihrem Kopf kommen, dort ihre Quelle haben) ihrer Gedanken aus der dritten Person. Ich sage ja nicht, dass es keinen Erzähler gibt. Nur dass es sich dabei um keinen auktorialen Erzähler handelt. Vielleicht reden wir auch aneinander vorbei. Worauf ich hinaus möchte, ist, dass wir Lana nicht von außen betrachten. Bis kurz vor Schluss soll der Leser die Geschichte aus Lanas Sicht erleben.

Du hast vor allem einen deutlichen Bruch in der Tonalität (einerseits Schimpfwort "Scheiße", dann diesen Satz), was Citizen ja schon angemerkt hatte.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.

Oh man, fällt mir schwer, das nachzuvollziehen. Da ist ein Bruch in der Sprache, klar, aber wieso ist das schlecht, denkt nicht der frommste Mönch irgendwann einmal, "Scheiße, heut hab ich keinen Bock auf Gartenarbeit", nur um kurz darauf mit Lupe und Feder ein lateinisches Exemplar irgendeines alten Schmökers zu übersetzen?
Tut mir leid, wenn das jetzt langsam anstrengend wird. Ich würde das nicht so vehement verteidigen, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass das zwar nicht unbedingt stilistisch perfekt aber dennoch rein formal betrachtet in Ordnung ist.

Es ist dankenswert, dass du Textzitate bringst. Ich sehe hier einen Unterschied zu deinem Text. M.E. hält King weitgehend eine personale Erzählperspektive durch, ein echter Perspektivbruch ist nicht zu erkennen. Wir nehmen die Dinge durch Gardeners Augen wahr.

Kannst du eine Stelle nennen, wo die Perspektive in "Malign" definitiv wechselt? Wo du also Lana von außen betrachtet wahrnimmst. Oder ist es eher so wie bei Citoyen Anzalaz, der da mangelnde oder unklare Motiviertheit der Vermitteltheit empfindet? Ist es eine subjektive Empfindung oder klar von dir als Fehler zu benennen?

Es gibt ja leider nur acht Stimmen in diesem Faden, sechs davon haben sich, meine ich, nicht zu diesem Punkt geäußert.

Was mir an deinem Text gefällt, dieses dreckige, böse, auch plötzliche, das ist eine gute Grundlage.

Freut mich, danke. Mal schauen, wie dir die neue Geschichte gefällt.

 

Und dass die Dicke ihr Schutzengel ist, weiß der Leser woher? Mal abgesehen davon, dass der Mord immer noch aus dem Nichts kommt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Oh Mann, oh Männer – der reinste Kindergarten!
Dass sich keine Frau an dieser Schwachsinnsdebatte beteiligt, bestätigt ein altes Klischee: Sie sind klüger.

 

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