Was ist neu

Der Lauf

Mitglied
Beitritt
22.01.2013
Beiträge
441
Zuletzt bearbeitet:

Der Lauf

Obwohl ein paar ihrer roten Haarsträhnen an der Stirn klebten und die Schweißtropfen in den Augen brannten, fehlte Merle kaum etwas zum Abheben. Sie fühlte sich fit, der Waldboden flog unter ihren weißen Joggingschuhen dahin. Es war Ende Mai, der Wald roch nach Sommer, nach warmer Erde und schon nach Beeren. Der Bruch der Kniescheibe, die Operationen und monatelangen Physiotherapien nach dem Autounfall, das alles lag weit hinter ihr. Sie war wieder da. Auf ihrer großen Runde, in ihrem Leben! Dabei hatte kein Arzt einen Pfifferling darauf gewettet, dass sie je wieder so laufen würde, schon gar nicht kilometerweit. Merle lächelte in sich hinein und einem Fuchs hinterher, der ihr zu dieser frühen Stunde über den Weg lief. Dies war ihr Triumph! Über sich und über all die anderen, die ihr zur Vernunft und zum Stillhalten geraten hatten. Es war sogar ein Sieg über Michaels sorgenvollen Gesichtsausdruck: „Musst du wirklich schon wieder so weit laufen? Was ist, wenn du dich übernimmst? Oder dich jemand belästigt, so allein wie du da unterwegs bist? Da ist doch neulich erst was am Waldparkplatz passiert, fahnden die nicht nach einem dicken Blonden?“
Der weltbeste Joggingpartner - Jakob, Nachbars Großpudelmix – war inzwischen fünfzehn Jahre alt und nicht mehr bereit, sie auf weiten Strecken zu begleiten. Aber sie selbst fühlte sich viel zu stark und viel zu jung, um auf Momente wie diesen zu verzichten. „Ich hab' mein Handy Mick, und überhaupt, da soll sich mal einer trauen“, lachte sie seine Bedenken weg.

Während der vielen Monate, in denen sie die 14-Kilometer-Strecke durch den Wald und die angrenzende Heide nicht hatte laufen können, war manches anders geworden. Es gab neu angelegte Teiche, über ihrem sandigen Lieblingspfad lag eine umgestürzte Birke - sie musste wie ein Eichhörnchen durch das Geäst klettern, um weiterzukommen – und gleich nach dem Schotterweg führte ein neuer Pfad seitlich durch dichtes Gestrüpp. An dieser Stelle hatten zuvor ein paar Findlinge gelegen, irgendwer musste sie weggeräumt haben. So war ein kleiner Weg entstanden, den vielleicht Wildschweine ins Gebüsch getrampelt hatten. Der Pfad sah mit seinen am Rand blühenden Maiglöckchen idyllisch aus, war aber voller Wurzeln, Schlammpfützen und niedrig hängender Fichtenzweige. Merle hatte diesen Abzweig gerade passiert, als sie weit vor sich den Military-Typen sah, mit dem sie früher schon einmal aneinander geraten war. Natürlich hatte er diesen Pitbull dabei, der auf den niedlichen Namen Killer hörte. Manchmal. Ob der Hund diesmal einen Maulkorb trug, war aus der Entfernung nicht zu erkennen. So oder so, es erschien ihr sicherer, zurückzulaufen und den kleinen, schlammigen Weg zu nehmen. Killer und sein Begleiter sahen sie nicht. Doch ihr Abtauchen blieb nicht unbemerkt.

Der Trampelpfad erwies sich tatsächlich als schwierig, sie musste etliche Gehpausen einlegen, um nicht zu stolpern. Hin und wieder war das Blätterdach so dicht, dass das Tageslicht Mühe hatte, den Boden zu erreichen. Der Untergrund war feucht, einmal sank sie bis zu den Knöcheln ein – die Farbe ihrer Schuhe hatte sich schnell in ein undefinierbares Graubraun verwandelt, die Socken waren durchnässt. Merle hatte inzwischen völlig die Orientierung verloren, denn der Pfad schlängelte sich in immer neuen Windungen um uralte Bäume, Felsen und Brombeerhecken und der Stand der Sonne war von hier aus kaum zu erkennen. Das Handy erwies sich als unbrauchbar, es hatte weder Empfang noch ließ sich die Offline-Karte laden. Noch nicht einmal Uhrzeit und Datum wurden von dem Teil korrekt angezeigt, die Ziffern flackerten kurz auf, veränderten sich und verschwanden dann ganz. „Es wird Zeit für ein neues“, murmelte sie. Dennoch hatte dieser Pfad etwas, das ihr gefiel. Sehr gefiel. Als wäre er eine Welt für sich. Nur ein, zwei Mal wurde sie unruhig als sie meinte, etwas zu hören, Blicke zu spüren. Doch das musste sie sich eingebildet haben, sie konnte niemanden entdecken. Und so gab sie sich dem Gefühl hin, ganz für sich und völlig frei zu sein.
Unvermittelt tauchte vor ihr ein bekannter Weg auf, der Wanderweg zum Steinbruch. In wenigen Minuten war sie dort und pausierte für einen Moment, um den Gesteinsabbau zu beobachten. Der Lärm war nach der Stille des kleinen Traumpfades schwer zu ertragen, mehrere Schlämmmaschinen bohrten sich laut schmatzend und krachend in eine Flanke des Berges hinein, die Motoren hoch beladener Lastwagen heulten immer wieder auf.

Als sie eine halbe Stunde später zuhause ankam, wartete Michael an der Gartentür. Im Rollstuhl, wie fast immer seit dem Unfall. Er mochte das Hantieren mit den Krücken nicht.
„Da bist du ja endlich!“, sagte er erleichtert, „Wieso warst du so lange unterwegs?“
„Ich musste einen kleinen Umweg machen, wollte mich nicht mit Killer und seinem Herrchen anlegen ...“
„Dieser Typ und sein Mistvieh, gut, dass dir nichts passiert ist! Du solltest da nicht alleine laufen, wirklich, hab' ich dir doch gesagt!“
„Lass' gut sein, ich pass schon auf mich auf.“
„Klar, seit du deinen supertollen Selbstverteidigungskurs gemacht hast, zittert sowieso jeder dicke Frauenmörder oder Killer-Pitbull vor dir“, er wendete abrupt auf dem Kiesweg und rollte zur Eingangstür. Einen Moment später drehte er sich nochmals zu ihr: „Tut mir leid, ich wollte nicht so sein eben. Ich mache mir einfach Sorgen, wenn du allein im Wald bist. Hauptsache, dir ist nichts passiert und, na ja, und du hattest deinen Spaß!“
„Hatte ich ...“, antwortete sie. Leise genug, dass er es nicht hören konnte

Merle verkraftete den Lauf gut, die Spur Muskelkater war schon nach einem Tag verschwunden. Das Laufen wurde wieder zur Routine für sie. Selbst Michael gab es auf, sie davon abhalten zu wollen: „Wenn ich dich nicht laufen lasse, läufst du mir eines Tages ganz davon“, sagte er resigniert - und insgeheim gab sie ihm Recht. Zwar fühlte sie sich ihm seit dem Unfall noch verbundener, doch auf dieses Gefühl der Freiheit wollte sie nicht verzichten.

So machte sie sich auch an diesem Sonntagmorgen auf den Weg. Obwohl es in den letzten Tagen nicht geregnet hatte, war der Boden im Wald noch angenehm weich. Nach einer Weile begann ein Kuckuck zu rufen, sie hörte ein „su-per, su-per“ hinein.
Es war viel los auf der Strecke, immer wieder kamen ihr Spaziergänger und Fahrradfahrer entgegen. Sie wollte für sich sein und tauchte in den kleinen, dämmrigen Pfad ein. Eine Welt nur für sie. Der Boden war diesmal nicht aufgeweicht, das Laufen machte wenig Probleme und der Maiglöckchenduft lag betörend in der Luft.
Sie schaute kurz über ihre Schulter. Auf dem von ihr verlassenen Weg radelte gerade eine Familie vorbei: Vater, Mutter, Kind. Die Mutter würde später aussagen, dass ihr eine Joggerin, zirka 30 Jahre alt, rotes Haar, dunkelblaue Sportjacke, weiße Schuhe, an dieser Stelle aufgefallen war.
Weitere Zeugen gab es nicht.


Aus dem Wallstädter Tagblatt vom 22.6.2017:


Rätselhafter Leichenfund

In der Nähe des Steinbruchs am Felder See wurde vor zwei Wochen die Leiche eines Mannes entdeckt (wir berichteten). Jetzt teilte die Polizei weitere Details mit: Gefunden wurde der zunächst unbekannte Tote von einem Hundehalter auf der Suche nach seinem entlaufenen Pitbull. Durch die ungestümen Aktivitäten des Hundes am Fundort wurden wertvolle Spuren vernichtet - wie sich der Tote den folgenschweren Genickbruch zugezogen hatte, konnte daher trotz intensiver Polizeiarbeit bisher nicht ermittelt werden. Festgestellt wurde allerdings, dass es sich bei dem stark übergewichtigen Mann mit hoher Wahrscheinlichkeit um den gesuchten Triebtäter handelt, nach dem zuletzt auch öffentlich gefahndet worden war. Er wird unter anderem für den Tod eines jungen Mädchens verantwortlich gemacht. Eine Sportlerin, die sich einer Zeugenaussage zufolge zum Todeszeitpunkt in der Nähe aufgehalten hatte, konnte zur Klärung des Falles nichts beitragen. Die Polizei bittet daher die Bevölkerung um Mithilfe: Beobachtungen, die im Zusammenhang mit dem Fall stehen könnten, sollen der örtlichen Polizeidienststelle gemeldet werden.


Merle läuft ihre große Runde inzwischen täglich.
Michael macht sich keine Sorgen mehr.

 

Hallo Eva Luise Groh!

Deine lesenswerte Geschichte erinnert mich an das Grimmsche Märchen Rotkäppchen und der böse Wolf - da gibt es nämlich markante Parallelen!


1. Schauplatz ist ein Wald, und zwar ein Wald, der Gefahren in sich birgt. Im Märchen einen bösen Wolf, in deinem Text einen bösen Hund (mit bösem Herrchen).


2. Das Abkommen vom rechten Weg. Im Märchen mahnt die Mutter ihr Töchterlein sorgenvoll, nicht vom Weg abzukommen. Was natürlich symbolisch ist: Es steht für Sich-Verführen-Lassen. Verführer ist der Wolf. In deinem Text warnt der Lebensgefährte sorgenvoll die abenteuerlustige Joggerin vor den Gefahren des Waldlaufs. Könnte der böse Mann mit dem bösen Hund der Verführer sein? Vielleicht verkörpert er verdrängte Wünsche der Sportlerin nach Fremdgehen.

3. Die Blumen. Sie locken Rotkäppchen vom Weg ab ins Gebüsch, also ins Reich des Wolfs. Auch in deinem Text "betören" Maiglöckchen am Wegensrand das abenteuerlustige Mädchen mit ihrem Duft.

Dein Text wirkt wie ein modernes Märchen, das die Leserinnen warnen will, sich nicht vom rechten Weg, das heißt, zum Fremdgehen, verleiten zu lassen.

Grüße
gerthans

 

Liebe Novak,

nur ganz kurz, Ausführlicheres kommt die Tage: Vielen, vielen Dank für deinen genauen Kommentar! Auch Wiederholungen sind wichtig weil sie zeigen, für wie viele es an manchen Stellen - vor allem dem Ende - hakt.
Kommt Zeit kommt mehr,

liebe Grüße,

Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Bloß, wenn sie wirklich spurlos verschwindet, dann wird – durch die Problematik zwischen den Zweien zuvor – immer auch diese Möglichkeit mitschwingen, sei sie noch so unwahrscheinlich. Und das wollte ich.

Nein. Jedenfalls nicht bei mir als Leserin.

Okay. Aber nach deiner Antwort habe ich zumindestens gecheckt, dass Du tatsächlich das Gewaltverbrechen am Ende doch als solches geschrieben hast. Gar nicht dahin wolltest, wozu Dir jetzt alle raten. Du nur diesen Tatsch haben möchtest. Ja, dann lass die beiden sich richtig streiten und sie kippt ihn am Ende mit seinem verdammten Rollstuhl um, (oder so) bevor sie wieder Laufen geht und verschwindet. Dann wäre da schon mehr getan.
Allerdings werden die Leser trotzdem immer mehr wissen wollen, was die beiden betrifft, weil es eben eine sau geile Konfliktsituation ist.

Ein Gefühl von Freiheit ist für mich auch dann bedeutsam, wenn das krassestmöglichste Ende dieser Freiheit folgen sollte.

Auch ein spannender Punkt. Könnte auch noch verstärkt werden.

Nur weiß ich noch nicht wie und ich habe einfach derzeit wenig Muße dazu.

Na, dann ist das eben so. ;)

P.S. ... Wie macht man das, dass der Name des Adressaten so 'blau' wird und er/sie ober 'neue Benachrichtigung: 1' oder sowas liest?

man setzt ein @ vor den Namen.

Nachtrag: Mich lässt die Geschichte gar nicht richtig los. Du könntest ja auch damit enden, dass sie läuft und daran denkt, wie Michael am Zaun wartet, auf die Uhr blickt, auf die Straße rollt und wieder zurück und dann ausblenden. Damit wäre der Focus auch ein anderer. Kam mir gerade in den Sinn und würde deine Intention stärken.

 

"Blackbird singing in the dead of night
Take these broken wings and learn to fly
All your life you were only waiting
For this moment to arise"​

Nach einer Weile begann ein Kuckuck zu rufen, sie hörte ein „su-per, su-per“ hinein.

Hallo Eva,

Zeit, mal wieder bei Dir vorbeizuschauen. Und hab gleich Paulchen mitgebracht. You know his name, well?

Mir hats richtig Spaß gemacht, eine andere Sicht zu entwickeln über die versteckten und doch offensichtlichen Symbole. Dass da was anderes herauskommt, als die meisten Vorredner sehen, ist da ganz natürlich - selbst wenn es Deiner Intention widersprechen sollte ...

Vielleicht seh ich mal wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber die ganze märchenhafte und mythische Haltung des bedrohlichen Waldes (tatsächlich ist er ja der bedrohte, ein Hauch davon weht ja in den Veränderungen des Waldes zum Park und dem Maschinenpark). Tatsächlich - um es vorweg zu sagen - zeigt die Verbrechensstatistik Familie und Verwandt- und Bekanntschaft als bevorzugte Stätten des Verbrechens aus, nicht den Wald. (Dass mindestens ein Kabarett empfiehlt, mit den Familien in den Wald zu gehen, um die Änderung der Statistik zu erzwingen, kann da eigentlich nur konsequent sein.)

Warum sollte man da auf den Gedanken eines Verbrechens kommen?

Natürlich gälte in den Symbolen der Ruf des Kuckucks dem gehörnten Ehemann (kurz: "to cuckold" im engl.). Der Name Merle gälte im frz. der Amsel, engl. Blackbird. Kurz: "Der Lauf" oder allgemeiner "laufen" an sich wird durch die Vorwärtsbewegung oft mit dem Leben an sich verglichen (nicht grundlos heißt der Lebenslauf eben so, wie er heißt), deshalb frage ich ganz vorsichtig und behutsam: Könnte es sein, dass Merle davongeflogen ist? Dabei ist die symbol"trächtigkeit" des Knies ja noch gar nicht berücksichtigt. Merle läuft (fliegt) also in meiner Sicht dem häuslichen Einerlei davon.

Ob das korrekt ist, kann nur Merle selbst sagen.

Fragen wir sie halt, sobald sie sich fragen lässt.

Triviales

So oder so, es erschien ihr sicherer[,] zurückzulaufen und den kleinen, schlammigen Weg zu nehmen.
(wegen der Abhänigkeit der zwoten Infinitivgruppe vom schlammigen Weg) ...

Hier nun ließe sich durch schlichtes Möbelrücken die schwache Klammer nebst eines Kommas vermeiden, statt

Da tauchte vor ihr unvermittelt ein bekannter Weg, der Wanderweg zum Steinbruch, auf.
besser "... ein bekannter Weg auf, der Wanderweg zum Steinbruch", dass auch ein Gedankenstrich das zwote Komma ersetzen könnte.

... der Maiglöckenduft
besser "...glöckchen..."

"Blackbird singing in the dead of night
Take these sunken eyes and learn to see
All your life you were only waiting
For this moment to be free

Blackbird fly, blackbird fly
Into the light of the dark black night"

[Lennon/]McCartney: Blackbird​

 

Hallo Eva,
ich war gerade alleine spazieren und dabei ist mir der Punkt eingefallen, der mich an dem Ende eigentlich am meisten stört. Ich gehe nicht davon aus, dass sie abgehauen ist. Nichts in ihrem Verhalten vorher spricht für so einen radikalen Schritt. Sie verhält sich ja alles in allem recht umsichtig und rational. Ich gehe von einem Gewaltverbrechen aus. Und in dem Fall kann man da sehr leicht so eine Botschaft raus lesen kann wie:

"Hätte sie mal auf ihren Mann gehört und wäre bei ihm zu Hause geblieben. Der hatte ja vollkommen recht. So ein übersteigertes Lebensgefühl im Wald erleben zu wollen, leichtsinnig, egoistisch, da muss ja die Strafe auf dem Fuß folgen. Hochmut kommt vor dem Fall etc." Ein bisschen deutet sich dass schon in Kanjis Kommentar an, die schreibt:

Und nächstes Mal bitte mit einer Freundin trainieren, oder einer Laufgruppe oder eben nicht so früh oder so spät. Mannmannmann.

Ich nehme an, dass es nicht in deiner Absicht lag, Frauen vor den Gefahren des Waldes zu warnen, so Struwwelpetermäßig, aber so kommt es ein bisschen für mich rüber.

Liebe Grüße von Chutney

P.S. Ich glaube, du hast meinen ersten Kommentar, vor Eisenmann übersehen?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Chutney und Danke, dass du zweimal vorbei geschaut hast!
Das erste Mal hatte ich leider verpasst, sorry.
Oha, das sollte wirklich nicht so rüberkommen, als ob der Wald bedrohlich wäre. Das einzig Bedrohliche dort sind die Menschen (und vielleicht die von ihnen verzüchtete Wesen, denen zum Beispiel die natürliche Beißhemmung genommen wurde). Und die Menschen sind es an anderen Orten nicht weniger, ganz im Gegenteil. Bloß für Michael scheint es so zu sein und gegen jede Statistik behält er Recht. Was es vermutlich schwerer für ihn macht, mit ihrem Verschwinden zurecht zu kommen. Das ist in etwa so, als ob jemand vor Flugreisen warnt und der Gewarnte abstürzt – total unwahrscheinlich, viel unwahrscheinlicher als mit dem Rad oder beim Autounfall zu sterben.
Na ja, ich habe es schon häufiger geschrieben, ich überlege da noch, wie ich das Ende besser hinbekomme.

Nochmal Danke
und sonnige Grüße,

Eva

Hallo Friedel Friedrichard,

war ja klar dass du drauf kommst, warum Merle Merle heißt ;-). Des Namens wegen habe ich sie auch verjüngt, denn der kam erst ab den Achtzigern häufiger vor. Der Kuckuck ist für mich aber nur ein Frühsommerverkünder und hat weiter nichts im Sinn.
Und ach, in jenen Paul bin ich seit nunmehr 44 Jahren verliebt ...

Ja, sie fliegt zeitweise davon, für mich allerdings sehr wahrscheinlich wirklich nur zeitweise, auch mal gedanklich, aber in der Realität ist sie davon ein ganzes Stück entfernt. Denke ich, bin aber nicht ganz sicher (wie vielleicht auch Michael). Tja, da ich noch ein bisschen verbessern werde, allerdings erst so in ein, zwei Wochen, kann sich da noch eine Wendung ergeben. Schau'n wir mal :-). Die Fehler merze ich noch aus, gut dass du sie gefunden hast.

Vielen Dank, viele Grüße und ein
"She's leaving home, bye, bye"

von Eva

Liebe @Fliege,

über deinen Gedanken werde ich noch ein bisschen brüten, der ist nicht schlecht. Danke!

Vergnügte Grüße,

Eva

Hallo @gerthans,

hm, der Wald sollte eher heimatlich und idyllisch rüberkommen - hat wohl nicht ganz geklappt. Und Fremdgehen? Doppelhm, kam mir in dem Zusammenhang echt nicht in den Sinn, schon gar nicht bei dem Pitbullmann. Irgendwie etwas Märchenhaftes läuft in der Geschichte mit, das empfinde ich auch so. Aber als Warnung für mutige Mädchen ... da habe ich scheint's was falsch gemacht.

Danke für deine Gedanken,

Eva

 

Hi alexei,

tut mir leid, dass ich erst jetzt auf deinen Kommentar antworte, ich bin zeitlich etwas unter Druck und war unaufmerksam.
Es freut mich, dass dir die Beschreibungen und Sprache der Geschichte gefallen haben.

Ich persönlich hätte aber doch lieber mehr von dieser rothaarigen Frau und ihrem Leben erfahren.
Mit diesem Gedanken bist du nicht allein und ich werde sehen, ob ich das - in Momenten mit mehr Muße, falls die je kommen :-) - liefern kann.
Danke, dass du mir ein Feed-back gegeben hast!

Einen sonnigen Tag wünscht

Eva

 

Liebe Novak,

wie angekündigt nochmal ausführlicher: Danke für die vielen Ideen, die kann ich gut gebrauchen :)!
Und fein, dass dir Vieles an der Geschichte gefällt. Bis auf das Ende, das sehen 80% der anderen wohlbegründet genauso.

Das Ende geht einfach nicht mit Logik oder einer geplanten Zwangsläufigkeit aus dem von dir gezeichneten Konflikt hervor. Es ist drangeklebt.
Ja, ich versuche da noch was ...
*Ich hab sofort auch überlegt, wer wohl für den Unfall verantwortlich war, und ob da auch Schuld oder das Erzeugen von Schuldgefühlen eine Rolle spielen.*
Das ist aber bisher nur anberaumt, angedeutet, da ist nichts ausgeführt, da fehlt einfach eine Szene.*
Für mich nicht, was ist schon Schuld? Ich gehe mal davon aus, dass keiner von den Beiden absichtlich irgendwo hinein gecrasht ist, und alles andere kann nun mal eben passieren, wenn man Auto fährt.
Nur frag ich mich, warum du den rundlichen Körper brauchst.
Vielleicht, um mich selbst mit meiner Protagonistin zu identifizieren :Pfeif:? Habe es gestrichen.
Der weltbeste Joggingpartner - Jakob, Nachbars Großpudelmix – war inzwischen fünfzehn Jahre alt und arthrosegeplagt nicht mehr bereit, sie auf weiten Strecken zu begleiten.
Puuh, was für ein Satz. Eigentlich müsstest du vor und hinter "arthrosegeplagt" jeweils ein Komma setzen, damit es als Einschub kenntlich wird. Ich frag mich, warum du dieses scheußliche Wort nicht eh aus dem Satz streichst. Der ganz Pudel müsst nicht unbedingt vorkommen, aber egal, manchmal will man eben einen Pudel oder eine Gans im Text haben, aber das muss man ja nicht unnötig verkompliziert werden. Dass der Köter eher ein Hindernis wäre beim Laufen rafft man auch durch die Nennung von 15 Jahren.*
Das kam durch die erste Variante der Geschichte, da ist sie über 50 und wollte sich - trotz altem Hund - nicht schon selbst alt fühlen. Na ja, und früher war der Michael beruhigter, weil sie eben mit einem großen Hund unterwegs war, und der fällt jetzt weg. Gut, die Arthrose ist gestrichen. Aber, liebe Novak, ein Hund ist doch ein Kumpel und kein Köter :susp:!

Danke für dein genaues Feed back!
Habe eine gute Zeit,

Eva

 

Hallo Eva Luise Groh,

eins vorneweg: ein ausgezeichneter Text, sprachlich und technisch. Klar, man kann sich über das Ende streiten. Warum musste sie verschwinden und wohin? Wozu das mystische Element, das sich auch etwas ausführlicher hätte ausschmücken lassen? Natürlich kann man auch einwenden, dass der Text eben nur einen Ausschnitt zeigt, das Davor nur andeutet, aber er entfaltet gerade wegen seiner Redundanz Wirkung. Aber wie die Figur auf knappem Raum ausbreitet wird, spürbar ist, wow, klasse!

Es gibt ein paar Stellen, an denen du arbeiten könntest:

unter den weißen Joggingschuhen
was transportierst du "weiß", überhaupt etwas?

ein paar Haarsträhnen an der verschwitzten Stirn klebten
das "verschwitzt" brauchst du nicht, ergibt sich aus den verklebten Haaren

über ihrem schmalen, sandigen Lieblingspfad lag eine umgestürzte Birke -
für meinen Geschmack zu viele Adjektive kurz hintereinander.

.„Hauptsache, dir ist nichts passiert und du hattest deinen Spaß!“
„Hatte ich ...“, antwortete sie. Leise genug, dass er es nicht hören konnte.
das ist hart, er relativiert seine Sorge mit dem Vorwurf. Aber warum soll er es nicht hören, was passiert danach, schaut sie ihn an?

Auf dem von ihr verlassenen Weg radelte gerade eine Familie vorbei: Vater, Mutter, Kind. Die Mutter würde später aussagen, dass ihr eine Joggerin, zirka 30 Jahre alt, rotes Haar, dunkelblaue Sportjacke, weiße Schuhe, an dieser Stelle aufgefallen war.
sehr stark, der Verweis auf das Familienidyll. Im Grunde könntest du den zweiten Satz auch weglassen. die Wirkung wäre dennoch vorhanden. Sie könnte auch einfach in dem Pfad verschwinden.

liebe Grüße
Isegrims

 

Hi Eva Luise Groh,

ich fand deine Geschichte angenehm zu lesen, vom Aufbau her dabei besonders schön, wie man von Michaels Beeinträchtigung überrascht wird (haben andere ja auch schon so gesagt).
Eigentlich melde ich mich hauptsächlich, weil ich etwas zu dem Ende loswerden möchte. Davor picke ich mir aber noch ein paar Kleinigkeiten heraus.

Sie war absolut fit
Find ich immer komisch, eine Geschichte mit dem Pronomen anzufangen, wenn die Figur doch einen Namen hat. Ich habe nichts gegen Geschichten ohne Namen, aber wenn es einen gibt - warum damit hinter dem Berg halten?

Der Bruch der Kniescheibe, die Operationen und monatelangen Physiotherapien nach dem Autounfall, das alles lag weit hinter ihr.
Ist jetzt deutlicher als in einer früheren Version, stimmt's? Find ich besser so (wenn es denn so ist).

Während der vielen Monate
Ich frage mich, ob du nicht ein Jahr oder sogar zwei daraus machen willst. Sonst schient mir die Veränderung fast zu schnell: Neu angelegte Teiche vor allem.

schien aber voller Wurzeln, Schlammpfützen und niedrig hängender Fichtenzweige zu sein.
Ich wäre fast für "war aber" statt "schien zu sein", sonst beißt es sich ein Stück weit wegen dem "Aber", sofern das "Aber" den idyllischen Anblick einschränkt.

Merle hatte diesen Abzweig gerade passiert, als sie weit vor sich den Military-Typen sah. Natürlich hatte er diesen Pitbull dabei, der auf den niedlichen Namen Killer hörte.
Ein bisschen viel Klischee vielleicht ...

Der Trampelpfad erwies sich tatsächlich als schwierig, sie musste etliche Gehpausen einlegen, um nicht zu stolpern.
Gefällt mir, wie dieser Weg fast das Tor in eine andere Welt ist, ohne Handy-Empfang und so. Und sieh da, zur Bestätigung sagst du es ja auch selbst:
Als wäre er eine Welt für sich.

„Hatte ich ...“, antwortete sie. Leise genug, dass er es nicht hören konnte.
So ganz verstehe ich nicht, warum er das nicht hören soll.

Und zum Schluss die Wendung. Find ich nicht schlecht, wie die so lakonisch und selbstverständlich daherkommt:

Die Mutter würde später aussagen, dass ihr eine Joggerin, zirka 30 Jahre alt, rotes Haar, dunkelblaue Sportjacke, weiße Schuhe, an dieser Stelle aufgefallen war.
Weitere Zeugen wurden nicht gefunden.
Aber jetzt: Was ist eigentlich passiert? Mein Favorit: Merle hat den Military-Typen in den Steinbruch geworfen. Ja, schon klar, passt nicht ganz, dazu hat sie zu viel Angst vor ihm. Aber mir würde es gefallen. (Und wer weiß, wenn es sich so ergeben hat, dass sie an der Kante im entscheidenden Moment den besseren Stand hatte?)
Bei dieser Lösung hätte ich zu einen eine Weiterführung der rätselhaften Abgründigkeit, die sich auftut, wenn Michael nicht hören darf, dass sie Spaß hatte. Zum anderen hättest du das Klischee um dem Typen umgewertet. Und schließlich passt sie besser zu der Aussage der Mutter: Wenn es um Merlen eigenes Verschwinden ginge, hätte man der Mutter sicher ein Bild gezeigt, da könnte sie dann sagen, ob es die Vermisste ist. Das ist ganz anders, wenn man sie als unbekannte Täterin sucht.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Eva Luise Groh,

hab deine Geschichte schon vor ein paar Tagen gelesen und musste sie erst mal sacken lassen.
(War auch seitdem nicht mehr joggen :D, aber lassen wir das.)

"Merle lächelte in sich hinein und einem Fuchs hinterher ..." -- Das gefällt mir.

Über den Michael ist ja schon einiges geschrieben worden. Dass er sich gehen lässt, den Rollstuhl anstatt der Krücken wählt. Und dann sagt er diesen furchtbaren Satz "Wieso warst du so lange unterwegs?" Wer hört den nicht gerne, wenn er nach Hause kommt?!
Vielleicht nur ein Detail, aber mich würde interessieren, ob du ihn mit Absicht so hilflos auf einem Kiesweg platziert hast. Das ist für Rollstuhlfahrer grauenhaft. Du sackst mit den Rädern ein, kommst praktisch nicht vorwärts. Jetzt frage ich mich, warum verdammt haben die beiden immer noch einen Kiesweg vor ihrem Haus? (Weil sie schon beim Scheidungsanwalt waren und beim Immobilienmakler und es jetzt auch egal ist??)

An Formalkram hätte ich nur, dass Graubraun ohne Bindestrich geschrieben wird.

LG, Anne

 

Liebe maria.meerhaba,

danke für's Lesen und Kommentieren!
Dass du den Anfang eher langatmig fandest - schade, aber die Geschmäcker sind verschieden. Ich finde mich in der Laufbeschreibung wieder und mir macht er Spaß, darum wird er alles in allem nicht geändert. Die Ankunft bei Michael, die lasse ich auch, für mich geht da der Spannungsbogen hoch, nicht runter - auch das wohl Geschmacksache. Ich stelle mir auch gar nicht so eine fürchterliche Angst bei ihr vor dem Pitbull vor, nur eine gewisse Vorsicht. Sie läuft mehr zu sich selbst und nur ein bisschen weg - weniger vor dem Hund als vor ihrer Situation. Beim Ende, das empfindest du wie 70-80%, das kommt eher zusammenhanglos und zu plötzlich, ohne inneren Zusammenhang. Da legst du einen Finger in die Wunde und ich werde das versuchen (Betonung liegt auf versuchen), es besser zu machen. Vielleicht hast du dann ja Lust, nochmal vorbei zu schauen.

Sonnige Tage wünscht dir

Eva

 

Liebe Isegrims,

schön, dass du vorbeischaust! Prima, dass dir die Story insgesamt gefällt. Und vielen Dank für die guten Tipps! Die Joggingschuhe sind weiß, damit sie nachher besser dreckig werden können :-), die anderen Vorschläge arbeite ich vermutlich ein. Später, wenn ich ein bisschen mehr Luft habe.

Vielen Dank und viele Grüße,

Eva

 

Hallo erdbeerschorsch,

freut mich, dass du die Geschichte gerne gelesen hast! Und vielen Dank für deine Hinweise!
Zunächst

„Hatte ich ...“, antwortete sie. Leise genug, dass er es nicht hören konnte.
So ganz verstehe ich nicht, warum er das nicht hören soll.
Na ja, sie hat ja ein latent schlechtes Gewissen bei dem ganzen Spaß, den sie am Laufen hat - und er sitzt gezwungenermaßen zu Hause und wartet.
Während der vielen Monate
Ich frage mich, ob du nicht ein Jahr oder sogar zwei daraus machen willst. Sonst schient mir die Veränderung fast zu schnell: Neu angelegte Teiche vor allem.
Viele Monate (9 oder 10?), die reichen meiner Meinung nach für solche Veränderungen - wenn es Geld von der EU gibt, sind Gewässer für Amphibien schnell angelegt :-).
Aber jetzt: Was ist eigentlich passiert? Mein Favorit: Merle hat den Military-Typen in den Steinbruch geworfen. Ja, schon klar, passt nicht ganz, dazu hat sie zu viel Angst vor ihm. Aber mir würde es gefallen. (Und wer weiß, wenn es sich so ergeben hat, dass sie an der Kante im entscheidenden Moment den besseren Stand hatte?)
Sehr coole Idee, die zweite gute, ich gehe in mich - schon mal vielen Dank dafür. Dazu müssten Hund und Herrchen allerdings noch bedrohlicher gezeichnet werden, mal schauen.

Das ist ja jetzt deine Monat, gell?

Viele Grüße,

Eva

 

Hallo Anne49,

(War auch seitdem nicht mehr joggen , aber lassen wir das.)
Oh je, so war das nicht gemeint ... Ich war schon ein paar Mal wieder - mutterseelenallein im Wald :-)! Da Unbehagen zu verbreiten lag kein bisschen in meiner Absicht!
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Jetzt frage ich mich, warum verdammt haben die beiden immer noch einen Kiesweg vor ihrem Haus? (Weil sie schon beim Scheidungsanwalt waren und beim Immobilienmakler und es jetzt auch egal ist??)
In meiner Vorstellung ist das einfach noch ziemlich frisch, die haben noch nicht viel umgebaut und außerdem könnte er theoretisch auf Krücken umsteigen - nee, die Scheidung steht für meine Begriffe noch nicht ins Haus, das könnte noch wieder werden zwischen den beiden. Allerdings ist in der Geschichte manches nur angedeutet, so dass du das auch so sehen kannst, als Zeichen der Auflösung.

Vielen Dank und einen schönen Abend,

Eva

 

Hi Eva Luise Groh,

wie schön, da hast du also den neuen Schluss versucht :)
Mir gefällt das natürlich gut. Jetzt geht mir nur deine eigene Frage bzw. Bemerkung im Kopf herum: Dass du den Military-Typen bedrohlicher schildern müsstest.

Es gibt jetzt deswegen auch neu (?) diese Stelle:

als sie weit vor sich den Military-Typen sah, mit dem sie früher schon einmal aneinander geraten war.
Das könnte eigentlich reichen.

Allerdings finde ich jetzt hier etwas noch nicht ganz stimmig:

Ob der Hund einen Maulkorb trug, war aus der Entfernung nicht zu erkennen.
Wenn die schon mal aneinandergeraten sind, dann weiß sie ja sicher, ob der Hund (normalerweise) einen Maulkorb trägt. Wie wär's vielleicht so ungefähr: Ob der Hund heute /wenigstens/ einen Maulkorb trug, war aus der Entfernung nicht zu erkennen." ?

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber erdbeerschorsch,

der Military-Typ soll allerdings gar nicht der wirklich Bedrohliche sein, wäre irgendwie zu einfach, sondern so ein dicker Blonder, nach dem wegen bestimmter Übergriffe schon gesucht wird vorher, der dann selbst Opfer und 'aufgefunden' wird.
Wird noch nicht so klar, hm?
Der Dicke, so denke ich mir das, beobachtete sie beim Abtauchen in den verwunschenen Pfad und dort kommt es später zum Show-down.
Ja, das mit dem Maulkorb konkretisiere ich noch mal.

Danke für dein erneutes Vorbeischauen!

Sonntagsgrüße von Eva

 

Ah, verstehe. Stimmt, wäre zu einfach, das hört sich eigentlich richtig an. Den dicken Blonden, nach dem gefahndet wird, hatte ich übersehen. Hm, jetzt weiß ich nicht, ob ich von selbst drauf gekommen wäre. Spontan hab ich noch ne Idee, aber ich weiß nicht, ob sie gut ist. Im Epilog: "Ein Mann in Militärklamotten hatte ihn gefunden, als ihm sein Pitbull durch Gebüsch durchgebrannt war" - oder so in der Art halt. Und vielleicht sogar noch: "Der Fahndungsaufruf wurde ((ähm, was werden denn Fahndungsaufrufe?)) geschlossen ((?))" Oder so.

besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Liebe Eva

Es war Ende Mai, der Wald roch nach Sommer, nach warmer Erde und erstaunlicherweise schon nach Beeren.

Ui. Ich fühle mich da mitverantwortlich, weil ich dir in meinem ersten Kommentar geschrieben habe, dass ich es seltsam finde, wenn man Ende Mai schon Beeren riechen kann.
Du hast andere Erfahrungen gemacht und weisst es besser. Bleibe konsequent und verzichte auf das relativierende Ungetüm!

Dabei hatte kein Arzt einen Pfifferling darauf gewettet, dass sie je wieder so laufen würde, schon gar nicht kilometerweit.

Ich würde hier „hätte“ schreiben.

Und doch blieb ihr Abtauchen nicht unbemerkt.

Der Satz ist neu, nicht? Damit machst du den Text homogener, meiner Meinung nach.

„Wenn ich dich nicht laufen lasse, läufst du mir eines Tages ganz davon“, sagte er resigniert - und insgeheim gab Merle ihm Recht.

Auch hier nimmst du das Motiv vorweg, das später eine Rolle spielt.

Nicht weit vom Steinbruch, ein Stück abseits im Gebüsch, wurde Tage später die Leiche eines übergewichtigen Mannes gefunden. Auf sie gestoßen war ein Hundehalter auf der Suche nach seinem entlaufenen Pitbull. Durch die ungestüme Aktivitäten des Hundes am Fundort wurden wertvolle Spuren vernichtet. Wie sich der Tote den folgenschweren Genickbruch zugezogen hatte, konnte daher trotz intensiver Polizeiarbeit nicht ermittelt werden. Die Sportlerin, die sich einer Zeugenaussage zufolge zum Todeszeitpunkt in der Nähe aufgehalten hatte, konnte zur Klärung des Falles nichts beitragen.
Merle läuft ihre große Runde inzwischen täglich.
Michael macht sich keine Sorgen mehr.

Ja, dieser Epilog. Ich finde, du hast den Text nun homogener gestaltet, die Motive (Die Sorge Michaels, die latente Bedrohung, die Befreiung durch das Laufen) ziehen sich jetzt durch den Text, ich finde, das ist jetzt besser.
Allerdings habe ich weiterhin Mühe mit dem Fokus des Textes. Du hast zwei Motive, die in entgegengesetzte Richtungen gehen: 1. Die Befreiung durch das Laufen, das Sich-Erholen vom Unfall (mit dem Schatten, der über der ganzen Sache liegt, weil Michael sich viel langsamer erholt, falls überhaupt). 2. Michaels Ängste und die damit verbundene „Drohkulisse“, die du aufbaust. Tatsächlich geschieht dann etwas, aber durch einen zusätzlichen Twist im Epilog, erweist sich das dann als etwas, was mit Merle gar nichts zu tun hat.
Insofern bin ich mit der Überarbeitung nicht ganz glücklich geworden, weil sich mein Gefühl, der Text sei motivisch etwas überladen, eher noch verstärkt hat.
Aber wie gesagt, die Leserführung, die Homogenität des Textes ist meiner Meinung nach jetzt besser. Und da du ja diese beiden Motive im Text haben möchtest, hier andere Präferenzen hast, würde ich die Überarbeitung als gelungen bezeichnen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom