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Der Besuch

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31.01.2016
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Der Besuch

Gewohnheiten schlichen sich in Veras Leben und bauten sich auf wie ein schützendes Haus, bis aus ihnen schlechte wurden, nur noch Ruinen, in denen sie hauste. Als sie die Stellung im Büro antrat, hätte sie nie gedacht, an jedem freien Sonntagnachmittag im Park Enten zu füttern. Vera konnte Enten nicht mal leiden. Sobald sie sich näherte, watschelten sie gruppenweise auf sie zu, reckten die Hälse vor, schnatterten, als wollten sie sich über das Brot beklagen, noch bevor sie es bekommen hatten. Weil die Sonne sich nicht blicken ließ, dachte Vera daran, an diesem Tag nicht in den Park zu gehen, aber dabei knöpfte sie sich bereits im Flur den Mantel zu.

Sonntags war kein Ruhetag für Vera. Das sollte nämlich der Tag sein, an dem sie sich lebendig fühlen wollte. Etwas, das sie Leben nannte, sollte in jede Faser eindringen, sie füllen und sich darin für die Zeit speichern, die kommen mochte. Für die Jahre, in denen sie aufopfernd und fürsorglich wäre, in der sie sich um eine Familie kümmern würde. Mit der Zeit fühlten sich Verabredungen mit Kollegen und Werkstattkunden jedoch wie etwas an, das es sich abzugewöhnen galt, wie das Rauchen oder vor dem Fernseher Kekse zu essen. Schließlich ging sie immer wieder allein spazieren. Eine Tüte mit altem Brot in der Manteltasche.

„Du darfst die Enten nicht füttern.“
Für vorlaute Mädchen hatte Vera genauso wenig übrig wie für Enten. Sie warf den Vögeln eine Handvoll Brot vor die Füße. Rücksichtslos machten sie sich darüber her, hackten den Gefährten ins Gefieder, rissen sich die Brocken gegenseitig aus den Schnäbeln.
„Davon quellen die Bäuche auf und dann sterben die.“
Die Kleine war spindeldürr und gespenstisch blass und Vera kurz davor zu fragen, ob sie das nur sagte, um auch Brot zu bekommen.
„Außerdem kacken die den Teich voll und der stirbt dann auch.“
„Wir alle sterben. – Irgendwann.“ Vera traf eine Ente am Kopf, die augenblicklich zum Teich zurückrannte und mit schlagenden Flügeln über die Oberfläche davonstürzte.
„Ich glaube, du fütterst die Enten nur, weil du keine Kinder hast. Sich um Kinder zu kümmern bedeutet nämlich, dass man Hormone ausschüttet und sich glücklich fühlt.“
„Ich mag Kinder“, sagte Vera und schüttete den gesamten Inhalt der Tüte ins Gras.
„Aber du hast keine.“ Die Kleine zog die Schultern zu den Ohren und Vera wischte mit der flachen Hand über den Saum des Mantels, auf dem sie Krümel vermutete. Gleichzeitig vergrub das Mädchen die Hände in den Taschen ihrer Jacke, reckte das Kinn in die Höhe, dabei umwehte sie stürmisch der Oktoberwind, wirbelte Laub vor ihren Füßen im Kreis herum.
„Du hast wohl keinen warmen Mantel.“
„Und du hast wohl keine Kinder.“
„Wie heißt du überhaupt?“ Im Grunde interessierte sie das Mädchen nicht, dennoch war ihr zumute, als blickte sie in den Spiegel eines Spiegelkabinetts, wie sie der Kleinen gegenüberstand, klein und verzerrt.

Immer zum Herbstanfang gab es einen kleinen Jahrmarkt hier im Park. Es wurden Holzbuden aufgebaut, in denen Schausteller kandierte Früchte verkauften, geröstete Maronen und gebutterten Mais. In einem der Wagen waren die Spiegel aufgebaut. Vera und ihre Geschwister sprangen davor herum und konnten sich an sich selbst nicht sattsehen. Und während der jüngere Bruder am liebsten vor dem Spiegel stand, der ihn klein und rund aussehen ließ, dabei rückwärts durch seine eigene Beine blickte, um kurz darauf übermütig die kleine Schwester zu schubsen, die kerzengerade vor einem derer posierte, in dem sie übermäßig lang aussah, stand Vera am liebsten vor dem, der eine große Erscheinung aus ihr machte.

„Mama nennt mich Puppa.“ Ihre Zähne klapperten bereits aufeinander. Ein Püppchen aus Knochen mit Kniestrümpfen und die Haut darüber schimmerte lila, wie der Himmel über ihnen. Scheinbar von einer Minute zur anderen war es dunkel geworden. Überrascht suchte Vera eine Weile das sternlose Universum ab, als erwartete sie die Sonne noch in dieser Nacht zurück.
„Es ist spät. Musst du denn gar nicht nach Hause gehen? Deine Familie ist sicher beunruhigt.“ Das Satzende flatterte hinter ihr her, denn sie lief zügig Richtung Ausgang. Zu Hause nahm sie stets Tee, sobald sie vom Entenfüttern zurück war. Auch Gebäck. An besonderen Tagen, an denen sie beispielsweise fror, noch ein Glas Portwein oder einen Cognac. Heute war sie wegen der Kleinen spät dran. Sie würde die Naturdokumentation im Fernsehen nicht von Beginn an sehen können. Puppa eilte ihr nach. Vor der Haustür fiel Vera der Schlüssel aus den Händen und schlug zwischen ihnen auf die Stufe. Mit geweiteten Augen sah sie das Mädchen an, als würde sie erwarten, dass sie ihr sagte, was nun zu tun wäre. Doch das Kind war außer Atem, jetzt fast blau vor Kälte und starrte auch bloß auf den Schlüssel. Auf keinen Fall konnte man die Kleine als hübsch bezeichnen. Die Augen wirkten riesig in dem schmalen Gesicht und ohne bedeutende Farbe, genau wie die Haare. Durch ihre helle Haut zeichneten sich die Adern ab.
„Wo ist dein Mann?“
Um den Schlüssel vom Boden aufzuheben, musste Vera viel Kraft aufbringen. Schwerfällig bückte sie sich hinunter.
„Wichtiger ist doch: Wo ist deine Familie? Am besten, du gehst jetzt augenblicklich zu ihnen“, brachte sie keuchend hervor. Ihre Hände zitterten, als sie die Tür aufschloss.
„Mama sagt immer, ich brauch keinen Mann. Ohne bin ich unabhängig und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Und irgendwann sind sie sowieso weg. – Darf ich mit hochkommen. Zum Aufwärmen? Du könntest mir einen Kakao kochen.“
Geistesabwesend rührte Vera im Tee, dem sie weder Milch noch Zucker zufügte, und inhalierte tief den Rauch ihrer Zigarette. Für eine lange Weile waren das die einzigen Geräusche im Zimmer und vor dem Fenster zog lautlos der Wind, trug welkes Laub mit sich. Ein Blatt blieb an der nassen Scheibe kleben. Das Kind umfasste die Tasse und blies Wellen auf die Oberfläche. Vera bemerkte die spinnenbeinartigen Wimpern, die unruhig zitterten.
„Wenn du ausgetrunken hast, gehst du, verstanden!“
Die Kleine pustete heftiger in die Tasse.
„Sind das deine Kinder?“, fragte sie und blickte über den Tassenrand auf die glänzende Anrichte.
„Nein.“
„Wie heißen die?“
„Robert und He … – Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man Leute nicht ausfragt?“
„Mama sagt immer, wenn ich nicht frage, bekomme ich keine Antwort. Wo sind Robert und Helene?“
Veras Augenlider begannen zu flattern und sie klopfte sich mit den Fingerspitzen aufs Dekolleté, bis es fleckig wurde.
„Tot. Sie sind alle tot. – Jeder stirbt irgendwann.“
Als Puppa die Zunge in den Kakao steckte und wie eine Katze darin zu schlabbern begann, schlug die Uhr zur halben Stunde.
„Kannst du den Kakao nicht ordentlich trinken?“ Mit einer Serviette tupfte Vera auf dem Marmortisch herum.
„Darf ich bei dir übernachten?“
Reflexartig flog Veras Hand zum Mund, aber der Tee sprühte durch die Finger hindurch auf das Makrameedeckchen. Beim Aufspringen fiel dann auch die Keksschale um und die Kleine nahm sich einen von dem Stoff, während Vera in die Küche eilte.
„Du isst zu viele Kekse. Du wirst dick“, murmelte Puppa kauend und konnte nicht sehen, wie Vera sich an die Spüle lehnte und ein großes Glas Cognac hinunterstürzte, sich nachschenkte.
„Trinkst du eigentlich jeden Tag Alkohol?“
Deutlich waren den Schritten die Empörung anzuhören, als sie ins Wohnzimmer zurückkam und abrupt vor der Kleinen stehenblieb. Sie stemmte auch die Fäuste auf die Hüften und sah auf sie herab.
„So. Jetzt hör mir mal gut zu, junge Dame …“ Der Rest des Satzes blieb ihr im Hals stecken. Puppas Augen glitzerten, das zitternde Kinn wie transparentes Porzellan, an dem bereits eine Träne hing und herabzufallen drohte. Einem General gleich drehte sich Vera auf dem Absatz um, marschierte in den Flur, riss den Mantel vom Haken und verließ die Wohnung, nicht ohne die Tür lautstark ins Schloss fallen zu lassen.

Dichter Nieselregen hatte eingesetzt und legte sich wie Morgentau im Spinnennetz über Veras Haare, denn sie blieb vor der Haustür stehen, unschlüssig, den nächsten Schritt zu gehen. Die Straßenlaternen beleuchteten den Gehweg und Vera steuerte schließlich unsicher durch die Pfützen, als wäre Glatteis. Schließlich eilte sie doch durch die Pforte zum Park, als hätte sie ein Ziel zu erreichen und die Zeit drängte wie das Wasser in ihre Schuhe. Nur wenige Menschen kamen ihr mit hochgeschlagenem Mantelkragen und gesenktem Kopf entgegen. Die meisten führten einen Hund an der Leine, einen Schirm in der anderen Hand. In wenigen Minuten würde der Park schließen. Veras Mantel flatterte hinter ihr her, sie hatte ihn nicht einmal zugeknöpft.
„Wieso läufst du jetzt wieder so schnell?“ Puppa verfiel in Trab.
„Geh nach Hause! Hörst du? Verschwinde endlich!“, flüsterte Vera.
„Hallo! Sie! Gehen Sie bitte zum Ausgang. Wir schließen in fünf Minuten.“
„Hast du den Mann nicht gehört? Es ist spät, Vera. Fünf vor.“
Alles hing herab. Die Arme pendelten, das Haar klebte am Kopf, vom Mantelsaum troff Wasser. Der Regen war stärker geworden und übergoss die Wege, verwandelte sie in flache Bäche, die zum Ausgang strömten. Die Enten hatten sicher längst Unterschlupf gefunden und steckten schläfrig ihre Schnäbel ins Gefieder, warteten auf einen neuen Tag.
„Es ist ja noch nicht zu spät.“
Mit beiden Handflächen wischte sie über das Gesicht, die Haare zurück, atmete tief ein und lange aus, stand mit beiden Beinen im seichten Wasser.
„Es tut mir so leid, Puppa. Ich war einfach feige … und überheblich. Ich glaubte, ich hätte viel mehr Zeit für … alles.“ Ob die Tropfen in ihren spinnenbeinlangen Wimpern sich mit Tränen vermischten, war nicht auszumachen.
„Komm. Wir gehen nach Hause.“

 

Sodale, ist ja gleich September und ich gut in der Zeit. Noch drei Geschichten, dann ist meine hauseigene Challenge vorüber

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Liebe @Kanji,

juchuu, ich habe deine neue Geschichte schon erwartet.

Noch drei Geschichten, dann ist meine hauseigene Challenge vorüber
Du darfst das gerne so weitermachen. :D

Gewohnheiten schlichen sich in Veras Leben und setzten sich fest, bis daraus schlechte wurden, bis sie wie Ruinen waren, in denen Vera hauste.
Irgendwie gefällt mir diese erste Satz nicht so recht. Das doppelte Vera stört mich. Vielleicht könntest du den letzten Teil „in denen Vera hauste“ weglassen.
Auch der Vergleich von Gewohnheiten mit Ruinen packt mich nicht wirklich.

Den ganzen ersten Abschnitt finde ich schwierig. Ich bin im Büro, ach nee, am Teich bei den Enten, oh doch noch im Flur zuhause. Das springt mir zu sehr. Kommt mir übervoll vor.

Warum steigst du nicht hier ein:

„Du darfst die Enten nicht füttern.“

„Außerdem kacken die den Teich voll und der stirbt dann auch.“
Kluges Mädchen. Der Dialog zwischen den beiden gefällt mir gut, auch die herbstliche Szenerie drumherum.

Den Rückblick mit dem Jahrmarkt finde ich süß, der passt auch ganz gut rein. Aber irgendwie stört mich da etwas:

dennoch war ihr zumute, als blickte sie in den Spiegel eines Spiegelkabinetts, wie sie der Kleinen so gegenüberstand.
stand Vera am liebsten vor dem, der eine große Erscheinung aus ihr machte.
Vera sieht das Mädchen also als große Erscheinung ihrer selbst als Kind? Würde es nicht eher Sinn machen, wenn Vera vor einem Spiegel gestanden hätte der ganz dünn macht, das würde eher zu dem dürren Mädchen passen, oder?
Wenn ich davon ausgehe, dass Puppa Vera selbst ist, ist Vera die Gestalt im Spiegel und Puppa die kindliche Vera davor. Dann würde Vera aber nicht das Gefühl haben in einen Spiegel zu schauen, sondern daraus hinaus.

denn sie lief bereits zügig Richtung Ausgang.
Dass du hier den Parkausgang meinst, habe ich erst nicht verstanden. Würde ich nie so sagen. Das gibt es nur bei Parks die abgeschlossen werden, oder? Würde ich irgendwie deutlicher machen.

Zu Hause nahm sie Tee
Das kenne ich auch nicht „Tee nehmen“.

Puppa eilte ihr nach.
Ich dachte Vera wäre schon bei Tee du Gebäck zuhause. Aber das waren nur die Gedanken, das worauf sie sich freut. Finde ich verwirrend.

Mama sagt immer wenn ich nicht frage bekomme ich keine Antwort
Komma nach immer und frage.

Die Szene bei Vera zuhause ist beklemmend. Man fragt sich was mit diesem Mädchen los ist, warum ist es alleine, warum hat sie nicht ordentliches an. Dann die toten Kinder auf den Fotos und so langsam ahnt man, was da los ist.

als wäre es Glatteis
Als wären sie (aus) Glatteis.

Schließlich eilte sie doch durch die Pforte zum Park als hätte sie ein Ziel zu erreichen
Komma nach Park

die Zeit drängte, wie das Wasser in ihre Schuhe.
Komma weg.

„Wieso läufst du jetzt wieder so schnell?“ Puppa verfiel in Trab.
„Geh nach Hause! Hörst du? Verschwinde endlich!“, flüsterte Vera.
Die Geister der Vergangenheit wird man nicht los, egal wie schnell man rennt. :teach:

„Es tut mir so leid, Puppa. Ich war einfach feige … und überheblich. Ich glaubte, ich hätte viel mehr Zeit für … alles.“ Ob die Tropfen in ihren spinnenbeinlangen Wimpern sich mit Tränen vermischten, war nicht auszumachen.
Hmm, eigentlich dachte ich Puppa wäre Veras verstorbene Tochter, die sie nun verfolgt. Jetzt bin ich mir unsicher. Ist Puppa die jüngere Version von Vera? Und Vera trauert ihrer Jugend nach?

Mensch, Kanji, deine Texte sind wirklich keine leichte Kost. Da muss man schon mitdenken. Irgendwie kriege ich diesen Text nicht so richtig zu fassen. Du deutest alles nur an, ganz vorsichtig nicht zu viel, als wolltest du den Leser nicht verschrecken. Mir ist das zu wenig, ich hätte gerne etwas handfestes, etwas das mich beim Lesen an die Hand nimmt, damit ich mich nicht ganz so verloren fühle.

Er ist wie eigentlich alle deine Texte leise, ich finde da sind schon viele Ähnlichkeiten in den Geschichten der letzten Monaten. Ich bin mal so frei und wünsche mir für eine der noch kommenden Geschichten etwas ganz anderes, etwas das nicht nach Kanji schreit, vielleicht etwas lautes? :Pfeif:


Liebe Grüße,
NGK

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, juchhu, liebes @Nichtgeburtstagskind ,

da bist du wieder. Ick freu mir!
Auf geht’s!

Irgendwie gefällt mir diese erste Satz nicht so recht. Das doppelte Vera stört mich. Vielleicht könntest du den letzten Teil „in denen Vera hauste“ weglassen.
Auch der Vergleich von Gewohnheiten mit Ruinen packt mich nicht wirklich.

Manno. Aber du kennst das doch auch, oder: da packt dich son Gedanke, ich sehe, wie hier diese Gewohnheiten. Erst sind die ein hübsches Ritual, aber irgendwann bröckeln sie, fühlen sich doof an und ich sah sie eben erst als geschütztes Haus und dann bröselten die und klar, würden Ruinen und Vera lebte nicht mehr zufrieden, sondern sie erstarrt in ihnen. So halt. Und ja, die doppelte Vera ist ... kompliziert. Da brauche ich Hilfe. True.

Den ganzen ersten Abschnitt finde ich schwierig. Ich bin im Büro, ach nee, am Teich bei den Enten, oh doch noch im Flur zuhause. Das springt mir zu sehr. Kommt mir übervoll vor.

Hmh. Dabei weiß man eben, sie arbeitet in einem Büro und geht sonntags Enten füttern und zieht sich dafür n Mantel an. :hmm:

Vera sieht das Mädchen also als große Erscheinung ihrer selbst als Kind? Würde es nicht eher Sinn machen, wenn Vera vor einem Spiegel gestanden hätte der ganz dünn macht, das würde eher zu dem dürren Mädchen passen, oder?

Ähm. Nee. Vera sieht in dem Mädchen das kleine dürre Ding, das sie einst war. Im Spiegelkabinett genoss sie es, größer aussehen zu können und kräftiger. :D

Dann würde Vera aber nicht das Gefühl haben in einen Spiegel zu schauen, sondern daraus hinaus.

Du meinst von den Proportionen? Oje. Ich hasse Physik.

Dass du hier den Parkausgang meinst, habe ich erst nicht verstanden. Würde ich nie so sagen. Das gibt es nur bei Parks die abgeschlossen werden, oder? Würde ich irgendwie deutlicher machen.

Ja, ein abschließbarer Park und okay, mach ich deutlicher.

Das kenne ich auch nicht „Tee nehmen“.

Du, ich nehme meinen Tee immer zur teatime ;)

Ich dachte Vera wäre schon bei Tee du Gebäck zuhause. Aber das waren nur die Gedanken, das worauf sie sich freut. Finde ich verwirrend.

Die Gedanken eilten voraus. :shy:

Die Szene bei Vera zuhause ist beklemmend. Man fragt sich was mit diesem Mädchen los ist, warum ist es alleine, warum hat sie nicht ordentliches an. Dann die toten Kinder auf den Fotos und so langsam ahnt man, was da los ist.

Beklemmend ist gut. In diesem Fall zumindest.

Als wären sie (aus) Glatteis.

Meinst? Ich red mir das n paar mal vor.

Die Geister der Vergangenheit wird man nicht los, egal wie schnell man rennt. :teach:

true, NGK

Hmm, eigentlich dachte ich Puppa wäre Veras verstorbene Tochter, die sie nun verfolgt.

Wäre wohl auch denkbar. :hmm:

Mir ist das zu wenig, ich hätte gerne etwas handfestes, etwas das mich beim Lesen an die Hand nimmt, damit ich mich nicht ganz so verloren fühle.

So verloren wie Vera, die sich an Gewohnheiten klammert und nicht weiß, was sie sonst anfangen soll, die familiär belastet ist und einfach den Schlüssel zum Glück nicht findet, meinst du so in etwa? :lol:

Mein zweibeiniges Kommaprogramm hatte keine Zeit mehr und ich war zu ungeduldig, zu warten. Danke fürs Aufgreifen der wilden Bande.

Ich bin mal so frei und wünsche mir für eine der noch kommenden Geschichten etwas ganz anderes, etwas das nicht nach Kanji schreit, vielleicht etwas lautes? :Pfeif:

Na, wie find ich denn das? Weißte was, das ist eine gute Challenge-Erweiterung. Ich versuch mal, ob ich auch lauter kann.

Vielen lieben Dank für deine Zeit und Gedanken zum September-Text.

Lieber Gruß, Kanji

 

Liebe @Kanji! Ich möchte dir auch gerne einen kleinen Leseeindruck dalassen.
Erstmal: ich mag leise Texte ziemlich gerne. Und sprachlich scheinst du hier eine echte Meisterin zu sein. Besonders berührend finde ich es in deiner Geschichte, wie sich nüchterne, kurze Sätze und fast poetische Sätze ergänzen:

Vera konnte Enten nicht mal leiden.

Sonntags war kein Ruhetag. Das sollte der Tag sein, an dem sich Vera lebendig fühlen wollte. Etwas, das sie Leben nannte sollte in jede Faser eindringen, sie aufpolstern und sich darin für die Zeit speichern, die kommen sollte.

Ich steh da total drauf, echt :)

Zu Beginn der Geschichte hab ich mir eingebildet, schon eine Idee von Vera zu haben:

Gewohnheiten schlichen sich in Veras Leben und bauten sich auf wie ein schützendes Haus, bis aus ihnen schlechte wurden, nur noch Ruinen, in denen sie hauste.
Oh. Eine Frau, die irgendetwas schlimmes erlebt hat und sich nun krampfhaft an Gewohnheiten/Rituale klammert, um das übrig gebliebene Leben irgendwie auszuhalten. Traurig, Aber so nachvollziehbar. Schön.

Die Dialoge mit dem Mädchen finde ich auch gelungen. Ein sehr vorlautes Mädchen und eine Erwachsene, die sich aus Unsicherheit von ihrer Fragerei in die Enge getrieben sieht. Und ins Rudern gerät.
Diesen Satz hier finde ich allerdings ein bisschen schwierig:

„Ich glaube, du fütterst die Enten nur, weil du keine Kinder hast. Sich um Kinder zu kümmern bedeutet nämlich, dass man Hormone ausschüttet und sich glücklich fühlt.“

Ich erfahre ja nicht, wie alt das Mädchen ist. Aber ich find den ein bißchen ... dick?

Bis zur Schlussszene bin ich jedenfalls noch gut im Thema, denke: Ok, Vera hat ihre Kinder/Familie verloren. Sie krallt sich an Gewohnheiten, um es auszuhalten (und da sind wir wieder am Anfang) und ein kleines Mädchen konfrontiert sie damit, was sie verdrängt und alles bricht zusammen. Dabei fand ich es auch gar nicht so wichtig genau zu wissen, ob das Kind real oder eine Vorstellung Veras ist.

Und dann kommt das Ende:

Alles hing herab. Die Arme pendelten, das Haar klebte am Kopf, vom Mantelsaum troff Wasser. Der Regen war stärker geworden und übergoss die Wege, verwandelte sie in flache Bäche, die zum Ausgang strömten. Die Enten hatten sicher längst Unterschlupf gefunden und steckten schläfrig ihre Schnäbel ins Gefieder, warteten auf einen neuen Tag.
„Es ist ja noch nicht zu spät.“
Mit beiden Handflächen wischte sie über das Gesicht, die Haare zurück, atmete tief ein und lange aus, stand mit beiden Beinen im seichten Wasser.
„Es tut mir so leid, Puppa. Ich war einfach feige … und überheblich. Ich glaubte, ich hätte viel mehr Zeit für … alles.“ Ob die Tropfen in ihren spinnenbeinlangen Wimpern sich mit Tränen vermischten, war nicht auszumachen.
„Komm. Wir gehen nach Hause.“
Und ich denke: ... ich hab nix verstanden.

Aber weißt du was das Komische ist, Kanji? Ich mag deine Geschichte trotzdem total und vielleicht muss man auch nicht alles immer ganz verstehen, um ein Gefühl dafür zu haben :)

Liebe Grüße vom Lotterlieschen!

 

Der, die, das,
wer, wie, was –
wieso, weshalb, warum –
wer nicht fragt, bleibt dumm!“

(Sesamstraße), Volker Ludwig

„Mama sagt immer, ich brauch keinen Mann. Ohne bin ich unabhängig und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Und irgendwann sind die sowieso weg. Darf ich mit hochkommen. Zum Aufwärmen? Du könntest mir einen Kakao kochen.“

Un estratto dalla vita Vera,

liebe Kanji,

behauptet selbst ein guhugeldummer, wikipedageschädigter Bekannter und wie im wirklichen Leben, halt ich Namen keineswegs für Schall und Rauch, wenn aus der Vera aus slawischer Sicht der „Glaube“ spricht und der latinischen Zunge „Wahrheit“ entflieht, dass einfach nur noch die „Hoffnung“ fehlte, um die Definition der „Liebe“ aus dem Korintherbrief zu treffen – aber so ist es dann doch im richtigen Leben - wenn die drei zur Gewohnheit werden, werden sie abgeschliffen und das schützende Haus vernachlässigt und ruiniert (als Dogma gälte nun die Ruine als vom "Feind" geschleift).

Nun also Reflexionen aus einem beschädigten Leben, in dem nichts so ist, wie es auf dem ersten Blick erscheint,

liebe Kanji,

und nach der Anwandlung zur Möwe und Kafka nun Adorno, dass es kein richtiges im falschen Leben gebe, die seinerzeit Martin Seel in der Zeit so auf den Punkt brachte, wie ich dann Dein kleines Werk verstehe:

„"Es gibt kein richtiges Leben im falschen." Er bildet die abschließende Sentenz eines über zwei Seiten langen Aphorismus, der den Schwierigkeiten gewidmet ist, sich in modernen Zeiten irgendwo häuslich einzurichten. Für bare Münze genommen, wäre das ein rein zynischer Satz. Er liefe auf die Ausrede hinaus, da die Möglichkeit richtigen Lebens nun einmal verstellt sei, sei es ganz gleichgültig, wie man sein Leben gestalte. Adorno aber meint das Gegenteil. Anstatt sie aufzuheben, bekräftigt er die Differenz von richtig und falsch. Auch wenn ein im Ganzen richtiges Leben unmöglich ist, so ist es für ein unverblendetes Dasein äußerst wichtig, sich denn Sinn für das Richtige nicht abkaufen zu lassen. Immer wieder überlegt Adorno, wie es am besten wäre, sich in schwieriger Lage zu verhalten. "Einzig listige Verschränkung von Glück und Arbeit läßt unterm Druck der Gesellschaft eigentliche Erfahrung noch offen", heißt es einmal. Adorno ist gewiss fixiert auf die destruktiven Tendenzen der Moderne, aber er gibt darüber den "Traum eines Daseins ohne Schande" nicht auf.“ (Martin Seel: Das Richtige im Falschen, 3. Mai 2001, https://www.zeit.de/2001/19/200119_ka-philo-.xml )

Für ein erstes Beispiel wird die scheinbar tollpatschige Ente gewählt, der beim Landgang gleich dem Fahrensmann der Boden unsicher und zu schwanken scheint, die aber als Gans (die mittlere der Entenvögel) ein großartiger „Wachhund“ sein kann (schließlich gilt unser bester Freund i. d. R. auch als dumm, und ist es doch nur, weil er vorzeitig – der Wolf bleibt mindestens 21 Wochen bei der Mutter – aus dem mütterlichen Nest genommen wird, ein Beispiel, wie man dumm gemacht und gehalten wird) und ggfs. vom hässliches Entlein sich zum Schwan (dem größten der Entenvögel) entwickelt. Und es ist ein Kind, dass Ökologie mit Ökonomie (poor economics, bedeutet, in einem Satz genannt, den Armen nicht buchstäblich zu bevormunden und zu essen etc. zu geben, sondern Geld, mit dem er umzugehen lernen muss). Und die Lehrerin ist ein Kind mit dem nicht ganz korrekt formulierten Gebot

„Du darfst die Enten nicht füttern“,

„dürfen“ in seinem ursprünglichen Sinn ahd./mhd. „durfan/durfen“ = „brauchen/nötig haben“.

Recht hat es, Puppa, als kennte es bereits poor economics und zugleich Matthäus 6, 25 f. - wenn auch nur eingeschränkt Markus 10, 13 ff. - denn, das hört sich immer wieder hart an: Wenn die Weltbevölkerung nur noch ums anderthalbfache wächst (~ elf Mrd.), erledigt sich das Anthropozän von selbst (was natürlich auch schon vorher geschehen kann – talentierte Herrschaften drängeln sich ja genug nach vorn).

In dem Zusammenhang fällt mir dann folgendes auf (heute Morgen kopiert, vielleicht schon korrigiert)

„Wie heißen die?“
„Robert und He … – Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man Leute nicht ausfragt?“
„Mama sagt immer wenn ich nicht frage bekomme ich keine Antwort. Wo sind Robert und Helene?“
Woher weiß Puppa um den Namen He...s? Hedda, Hedwig fällt mir noch als Variation über dem He... spontan ein.

Das Wort „Puppe“ taucht übrigens erst im Spätmittelhochdeutschen – also in de Anfängen des nhd. - aus der spätlat. „pup(p)a“ auf und bedeutet „kleines Mädchen“, was an sich eine Verdoppelung der mhd. „maget“ (keineswegs, wie oft vermutet, die Magd als weibl. Gegenstück zum Knecht), der unverheirateten Frau und der Jungfrau bedeutet. Erschwerend kommt hinzu, dass mac und mage „Verwandte“ meint.

So viel und wenig für heute vom

Friedel

 

Hej liebes @Lotterlieschen ,

schön, dass du mir deinen Eindruck dalässt.

Besonders berührend finde ich es in deiner Geschichte, wie sich nüchterne, kurze Sätze und fast poetische Sätze ergänzen:

Das ist tricky, nech? ;) Nee, das musste mal so kommen, weil die Texte sonst nicht nur leise, sondern auch schwer gewesen wäre - so anfänglich hat es sich entwickelt. Glaub ich.

Zu Beginn der Geschichte hab ich mir eingebildet, schon eine Idee von Vera zu haben:
Oh. Eine Frau, die irgendetwas schlimmes erlebt hat und sich nun krampfhaft an Gewohnheiten/Rituale klammert, um das übrig gebliebene Leben irgendwie auszuhalten. Traurig, Aber so nachvollziehbar. Schön.
Dabei fand ich es auch gar nicht so wichtig genau zu wissen, ob das Kind real oder eine Vorstellung Veras ist.
Und ich denke: ... ich hab nix verstanden.

Das ist wohl oft so. Man denkt sofort beim Lesen, man will verknüpfen und verbinden und analysiert schon beim Lesen. Ich will jetzt die Missverständnisse, die hier bei dir mim Text aufgekommen sind, nicht klein- oder schönreden, bitte denk das nicht, aber ich lese anders, glaub ich. Ich hab kürzlich einen Roman gelesen. Juan Rulfo „Pedro Páramo“. Ein ganz kleiner, keine 200 Seiten im Taschenbuch. Es hat keine zehn Seiten gedauert und ich las mich wund, ich achtete auf nix und verschlang die Sätze und die Atmosphäre und zwischendurch erwischte ich mich dabei, dass ich nicht sagen könnte, also so ganz genau, was da los war. Es spielte für mich keine Rolle. Am Ende habe ich möglicherweise meine eigene Geschichte innerhalb des Romans entwickelt, oder ich habe Teile daraus genutzt und mir alles andere zurechtgelegt. Auf jeden Fall war es ein wundervoller Roman.

Ich mag deine Geschichte trotzdem total und vielleicht muss man auch nicht alles immer ganz verstehen, um ein Gefühl dafür zu haben :)

Guck. Das mein ich. :lol:

Ich bedanke mich herzlich und brüte noch mal, was ich stellschrauben muss, damit die Verwirrung nicht ärgerlich wird.

Lieber Gruß, Kanji

Hej, verehrter @Friedrichard ,

meine Geschichte wäre unvollständig, ohne dass du mir helfen würdest, sie (mir) zu erklären.

Un estratto dalla vita Vera,

Genau, ein Ausschnitt eines hoffentlich langen Lebens. Wir erleben Vera an einem Wendepunkt. Der Lebensplan, der einst gewählt wurde, entstanden aus vielerlei Einflüssen, scheiterte, gewollt, bewusst, unbewusst. Wir wissen es in diesem Auszug nicht. Wir sehen aber, das Vera leidet und zweifelt. Aber Vera hofft und glaubt, setzt sich auseinander, dass es zwar augenblicklich auch ihr Leben ist und nicht falsch, dennoch nicht glücklich, nicht mal zufrieden und deswegen zu diesem Zeitpunkt nicht richtig. Ein gefühltes Falsch. Den verlinkten Artikel hebe ich mir für morgen zum Frühstück auf.

Und es ist ein Kind, dass Ökologie mit Ökonomie (poor economics, bedeutet, in einem Satz genannt, den Armen nicht buchstäblich zu bevormunden und zu essen etc. zu geben, sondern Geld, mit dem er umzugehen lernen muss). Und die Lehrerin ist ein Kind mit dem nicht ganz korrekt formulierten Gebot
Recht hat es, Puppa, als kennte es bereits poor economics und zugleich Matthäus 6,
„pup(p)a“ auf und bedeutet „kleines Mädchen“,

Woher weiß Puppa um den Namen He...s? Hedda, Hedwig fällt mir noch als Variation über dem He... spontan ein.

Puppa/Vera = eine Person
Das war als Hinweis darauf gedacht. :shy:
Vera setzt sich in ihrer Verzweiflung, den Faden ihres Lebens zu verlieren, mit dem Kind in sich auseinander und kommt sich wieder näher, auf die eigene Spur. Sie kommuniziert mit sich selbst und erinnert sich, findet die Schwachstellen und die Bereiche, die von außen/der Mutter zugefügt wurden.

Ich danke dir fürs Hereinschauen und für all die wertvollen Informationen.

Gute Nacht, Kanji

 

Hey Kanji

Du kannst es bestimmt einordnen, wenn ich jetzt vor allem Kritik formuliere, und nur auf den ersten Abschnitt eingehe. Eigentlich hab ich gar keine Zeit und sollte längst im Bett liegen. Aber dann habe ich einen Blick auf deinen Text geworfen und es hat mich halt gejuckt.
Also: Ich musste den Abschnitt vier- oder fünfmal lesen, um ihn halbwegs zu kapieren. Ich versuche, dir meine Schwierigkeiten zu verdeutlichen und finde, der könnte präziser sein, in der Sprache, aber auch im Erzählen.

Gewohnheiten schlichen sich in Veras Leben und bauten sich auf wie ein schützendes Haus, bis aus ihnen schlechte wurden, nur noch Ruinen, in denen sie hauste.

Wenn sich Gewohnheiten einschleichen, dann denke ich automatisch an schlechte Gewohnheiten. Aber das werden sie offenbar erst. Ich musste daher schon diesen Satz zweimal lesen.
Die Gewohnheiten bauen solange ein Haus auf, bis dieses zu einer Ruine wird? Das ist schief, weil ich da immer noch das aktive Aufbauen im Kopf habe. Zunächst bauen die Gewohnheiten ein Haus auf. Danach bilden sie ein Haus und dies solange, bis es zu einer Ruine wird.
Der Begriff "schützend" erklärt den Vergleich, was ich schade finde.
Das "nur noch" könnte man streichen, finde ich, das klänge auch rhythmisch besser.

Als sie die Stellung im Büro antrat, hätte sie nie gedacht, jeden Sonntagnachmittag im Park Enten zu füttern.

Auch diesen Satz musste ich mehrmals lesen und zwar deshalb, weil ich dachte, es gehöre zu ihrem neuen Job, Enten zu füttern.

Sobald sie sich ihnen näherte, watschelten sie gruppenweise auf sie zu, reckten die Hälse vor, dabei schnatterten sie lautstark, als wollten sie sich über das Brot beklagen, noch bevor sie es bekommen hatten.

Finde ich suboptimal formuliert, dieses "dabei" nach dem Komma. Schnattern ist meistens lautstark. Einfach: "und schnatterten, als wollten ... fände ich schöner. Der Satz gefällt mir aber insgesamt sehr gut.

Weil die Sonne sich nicht blicken ließ, dachte Vera zuvor daran, an diesem Tag nicht in den Park zu gehen, nur knöpfte sie sich da im Flur bereits den Mantel zu.

Hier muss PQP, meiner Meinung nach. Oder du streichst das "zuvor" einfach.

Das sollte der Tag sein, an dem sich Vera lebendig fühlen wollte.

Doppelt gesollt. Entweder, das war der Tag, an dem sie fühlen wollte, oder es sollte der Tag sein, an dem sie fühlte.

Etwas, das sie Leben nannte sollte in jede Faser eindringen

Da fehlt ein Komma.

Mit der Zeit fühlten sich Verabredungen mit Kollegen und Werkstattkunden jedoch wie etwas an, das es sich abzugewöhnen galt

Verarbredungen mit Werkstattkunden am Sonntag? Ich kann mir darauf keinen Reim machen.

Okay. Ich versuch das mal aufzudröseln. Der Sonntag soll für die Prota ein besonderer Tag sein, einer, der ihr Leben aufpolstert. Sie hat daher die Angewohnheit, sich am Sonntag mit Freunden zu verabreden. Aber das wird eine schlechte Gewohnheit, eine Ruine. Der Grund dafür wird nicht genannt, hat aber offenbar mit einem neuen Job zu tun. Die Prota beginnt also, alleine in den Park zu gehen, und Enten zu füttern, obwohl sie diese nicht mag. Die Enten verhalten sich so und so. An einem dieser Sonntage scheint die Sonne nicht. Die Prota will zuerst nicht in den Park, geht dann aber doch. (Ist das jetzt also eine neue Gewohnheit? Eine gute?)

In deinem Abschnitt sind bestimmter Sonntag, allgemeiner Sonntag, allgemeine Betrachtung zu Gewohnheiten, was früher war, was jetzt ist, Brot in der Manteltasche, Enten nicht mögen, wirklich Satz für Satz durcheinandergewürfelt. Ich bin ja der letzte, der findet, man müsse alles schön brav der Reihe nach erzählen. Aber ein wenig Ordnung könnte der Einstieg schon vertragen, finde ich, um dem Leser den Einstieg zu erleichtern. Ich habe mal umgestellt, ohne an den Sätzen etwas zu ändern, um zu verdeutlichen, was ich meine. Die allgemeine Bemerkung zu den Gewohnheiten habe ich weggelassen, da wusste ich nicht wohin damit.

Sonntags war kein Ruhetag. Das sollte der Tag sein, an dem sich Vera lebendig fühlen wollte. Etwas, das sie Leben nannte sollte in jede Faser eindringen, sie aufpolstern und sich darin für die Zeit speichern, die kommen sollte. Für die Jahre, in denen sie aufopfernd und fürsorglich wäre, in der sie sich um eine Familie kümmern würde. Mit der Zeit fühlten sich Verabredungen mit Kollegen und Werkstattkunden jedoch wie etwas an, das es sich abzugewöhnen galt, wie das Rauchen oder vor dem Fernseher Kekse zu essen.
Schließlich ging sie allein spazieren. Eine Tüte mit altem Brot in der Manteltasche. Als sie die Stellung im Büro antrat, hätte sie nie gedacht, jeden Sonntagnachmittag im Park Enten zu füttern. Vera konnte Enten nicht mal leiden. Sobald sie sich ihnen näherte, watschelten sie gruppenweise auf sie zu, reckten die Hälse vor, dabei schnatterten sie lautstark, als wollten sie sich über das Brot beklagen, noch bevor sie es bekommen hatten.

Die Überleitung zum konkreten Geschehen dann in den zweiten Abschnitt:

Weil die Sonne sich nicht blicken ließ, dachte Vera zuvor daran, an diesem Tag nicht in den Park zu gehen, nur knöpfte sie sich da im Flur bereits den Mantel zu.

Wie gesagt, das wäre jetzt die brave Variante. Sie soll nur den Kontrast aufzeigen.

Ich hoffe, du kannst mit dieser Rückmeldung was anfangen. Sonst vergiss es einfach und schreib es meinem unflexiblen Gehirn zu. Andere hatten hier schliesslich keine Probleme.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Morgen, @Peeperkorn ,

wobei ich hoffe, du würdest noch schlafen.

Die nächtliche Arbeit, die du dir mit Stellen des Textes gemacht hast, kann ich wohl gar nicht hoch genug anrechnen. Aber mehr kann ich eben auch nicht tun. Doch, ich versuche, Ordnung zu machen.

Wenn sich Gewohnheiten einschleichen, dann denke ich automatisch an schlechte Gewohnheiten. Aber das werden sie offenbar erst. Ich musste daher schon diesen Satz zweimal lesen.

Wenn das Verb die Ursache für die Wertung von Gewohnheiten ist, dann werde ich versuchen es zu ersetzen.

Die Gewohnheiten bauen solange ein Haus auf, bis dieses zu einer Ruine wird? Das ist schief, weil ich da immer noch das aktive Aufbauen im Kopf habe.

Da hast du den Absatz der Wandlung ausgelassen - sobald es schlechte Gewohnheiten werden, tragen sie das Haus wieder ab. Wenn das untergeht, versuche ich diesem Gedanken mehr Raum zu geben, präziser zu formulieren.

Danach bilden sie ein Haus und dies solange, bis es zu einer Ruine wird.

Nein, sie bilden nicht, sie sind dann nur noch welche.

Auch diesen Satz musste ich mehrmals lesen und zwar deshalb, weil ich dachte, es gehöre zu ihrem neuen Job, Enten zu füttern.

Ein Gedankensprung, sure. Ich werde ein Verbindungsstück finden müssen zwischen ihrer Arbeit und dem freien Sonntag, den sie im Park verbringt.

Finde ich suboptimal formuliert, dieses "dabei" nach dem Komma. Schnattern ist meistens lautstark. Einfach: "und schnatterten, als wollten ... fände ich schöner. Der Satz gefällt mir aber insgesamt sehr gut.

Du hast recht. Zu viel.

Hier muss PQP, meiner Meinung nach. Oder du streichst das "zuvor" einfach.

Gestrichen.

Verarbredungen mit Werkstattkunden am Sonntag? Ich kann mir darauf keinen Reim machen.

Hier werde ich wiederum etwas einfügen.

Sie hat daher die Angewohnheit, sich am Sonntag mit Freunden zu verabreden. Aber das wird eine schlechte Gewohnheit, eine Ruine. Der Grund dafür wird nicht genannt, hat aber offenbar mit einem neuen Job zu tun.

Möchtest du den Grund wirklich wissen? Da es auch um die Wandlung von Gewohnheiten, die einfach welche sind und erst später, durch was auch immer, sei es auch bloß gefühlsmäßig, sich in schlechte verwandeln, spielt das eigentlich keine Rolle. Es gibt keinen bestimmten Grund. Verabredungen sind per se keine schlechten Gewohnheiten, wenn sie in ihrer Beständigkeit auftreten, eine Erwartungshaltung, die damit verbunden ist, nicht erfüllen, könnten sie sich wie eine schlechte anfühlen.

Die Prota will zuerst nicht in den Park, geht dann aber doch. (Ist das jetzt also eine neue Gewohnheit? Eine gute?)

Die Gewohnheiten, in denen sich die Protagonistin einbettet, die Schutz boten, wandelten sich, sie merkt, dass sie sich in schlechte wandelten, und erwägt, die eine, nämlich sonntags im Park Enten zu füttern, abzugewöhnen. Erst nur ein Gedanke. Sie hätte in diesem Fall das Kind nicht getroffen, was diese Angewohnheit dann wieder zu einer guten gemacht hat. Nichts ist klar.
Aber ich denke darüber nach, dass ich das Haus gegen ein Gerüst eintauschen könnte. Das ist zwar weniger schützend, aber bildet zumindest einen Halt.

Aber ein wenig Ordnung könnte der Einstieg schon vertragen, finde ich, um dem Leser den Einstieg zu erleichtern.

Nicht einfach, weil ich keine Unordnung sehe.:shy: Ich vermute aber, dass ich an den von dir genannten Stellen mehr Informationen oder Krücken einbauen muss. Ich hoffe, ich kann es so lesen und empfinden wie du, damit das hinhaut.

Ich werde deine Vorschläge so lange lesen, bis ich genau erkenne, wie sehr sie sich von meinem Text unterscheiden dann versuchen, mich daran anzulehnen.

Ich hoffe, du kannst mit dieser Rückmeldung was anfangen. Sonst vergiss es einfach und schreib es meinem unflexiblen Gehirn zu. Andere hatten hier schliesslich keine Probleme.

Du weißt, dass man immer etwas mit Rückmeldungen anfangen kann und da du dir überhaupt die Mühe gemacht, gebührt dir mein Respekt. Du kennst dein Gehirn besser als ich, (und wahrscheinlicher ist, dass mein Hirn unflexibel ist) aber ich vermute, du willst freundlich sein und so nehme alles was du sagst sehr ernst.

Danke und einen schönen Tag für dich, Kanji

Und weil ich grad in Schwung bin (ich hoffe, dass geht mit der Reihenfolge klar):
Lieber @Friedrichard ,

du bist früh dran.

Manchmal sieht man schlicht den Wald vor lauter Kubikmetern Holz nicht,

Kenn ich gut.

und - natürlich Dein eigener Hinweis im Text , die Spiegelszenen
:kuss:

(KOmma, weil Relativsatz zu Ende ist) Die zwote soll-Regelung ließe sich evtl. durch ein "die kommen mochte" ersetzen oder ein anders Synonym ersetzen (Duden.de, "sollen" anklicken)

Okidoki. Mok wi.

Ja, so geht es wohl "dem" Mädchen, dass es eine grammatische Emanziption zum "die" durchmacht. Beim umfassenderen "Kind" eher nicht

Auch klar.

mit Relativsätzen hastu's, will mir scheinen ...

:shy:

Empfind ich weniger als Frage denn als einen usruf, als Aufforderung ...

Ist es wohl auch.

Hm, das "es" als nachgeschobenes Subjekt passt nicht weder zu den Pfützen noch zum Wasser. Es geht auch ohne "es" - probier mal ...

Gern.

Um die Kommas kümmere ich mich gern :rolleyes: und auch sonst danke ich dir für deinen Besuch.

Lieber Gruß und einen schönen Spätsommertag, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Puppa/Vera = eine Person

Meine Güte, da hätt' ich selber drauf kommen müssen, als ich auf die sprachlichen Wurzeln des Wortes zu sprechen kam
Das Wort „Puppe“ taucht übrigens erst im Spätmittelhochdeutschen – also in de Anfängen des nhd. - aus der spätlat. „pup(p)a“ auf und bedeutet „kleines Mädchen“, was an sich eine Verdoppelung der mhd. „maget“ (keineswegs, wie oft vermutet, die Magd als weibl. Gegenstück zum Knecht), der unverheirateten Frau und der Jungfrau bedeutet. Erschwerend kommt hinzu, dass mac und mage „Verwandte“ meint.
wenn die "maget" zugleich "mage" (Verwandte) ist. Manchmal sieht man schlicht den Wald vor lauter Kubikmetern Holz nicht,

liebe Kanji,

und - natürlich Dein eigener Hinweis im Text , die Spiegelszenen

Trivialitäten (vllt.schon von Vorrednern aufgezeigt, das erste auf jeden Fall, wie ich gerade gesehen hab

Etwas, das sie Leben nannte[,] sollte in jede Faser eindringen, sie aufpolstern und sich darin für die Zeit speichern, die kommen sollte.
(KOmma, weil Relativsatz zu Ende ist) Die zwote soll-Regelung ließe sich evtl. durch ein "die kommen mochte" ersetzen oder ein anders Synonym ersetzen (Duden.de, "sollen" anklicken)

Doch das Kind war außer Atem, nun fast blau vor Kälte und starrte auch bloß auf den Schlüssel. Auf keinen Fall konnte man sie als hübsch bezeichnen.
Ja, so geht es wohl "dem" Mädchen, dass es eine grammatische Emanziption zum "die" durchmacht. Beim umfassenderen "Kind" eher nicht

Geistesabwesend rührte Vera im Tee, dem sie weder Milch noch Zucker zufügte[,] und inhalierte tief den Rauch ihrer Zigarette.
mit Relativsätzen hastu's, will mir scheinen ...

„Wenn du ausgetrunken hast, gehst du, verstanden?“
Empfind ich weniger als Frage denn als einen Ausruf, als Aufforderung ...

„Mama sagt immer[,] wenn ich nicht frage[,] bekomme ich keine Antwort.

Die Straßenlaternen beleuchteten den Gehweg und Vera steuerte schließlich unsicher durch die Pfützen, als wäre es Glatteis.
Hm, das "es" als nachgeschobenes Subjekt passt nicht weder zu den Pfützen noch zum Wasser. Es geht auch ohne "es" - probier mal ...

Das wär's für itzo.

Tschüssikowski und bis bald

Friedel

 

Liebe Kanji,

ich will ganz ehrlich sein. Ich hatte zunächst mächtige Schwierigkeiten, in die Geschichte reinzufinden. Das liegt nicht an der Sprache, die ich mittlerweile ja , glaube ich, ganz gut kenne, sondern an der für mich im Nebel bleibenden Charakteristik der Protagonistin. Aber zunächst bedeutet eben nicht anhaltend. Ich habe für mich eine durchaus stimmige Interpretation gefunden, die ich dir nicht vorenthalten will. Aber der Reihe nach.

Vera konnte Enten nicht mal leiden.

Sie füttert Tiere, die sie nicht leiden kann und was, wie Puppa später sagen wird, unnütz und falsch ist. Oh je, da ist etwas mächtig schief gelaufen in Veras Leben. Warum denn bloß und wie alt ist Vera überhaupt?

Sonntags war kein Ruhetag. Das sollte der Tag sein, an dem sich Vera lebendig fühlen wollte. Etwas, das sie Leben nannte, sollte in jede Faser eindringen, sie aufpolstern und sich darin für die Zeit speichern, die kommen mochten. Für die Jahre, in denen sie aufopfernd und fürsorglich wäre, in der sie sich um eine Familie kümmern würde

Hm, dieser Satz gibt mir eine überraschende Information. Vera glaubt, ja, hofft auf eine Zeit, in der sie sich um eine Familie kümmern würde ??
Bis dahin lauter Fragezeichen. Aber jetzt taucht das Kind "Puppa" auf.

Die Kleine war spindeldürr und gespenstisch blass

Vor einigen Jahren habe ich mich mit dem"inneren Kind" beschäftigt. Jeder Mensch hat so eines. Oft ist es bis zur Unkenntlichkeit verschwunden, es meldet sich aber durch allerhand körperliche und seelische Unpässlichkeiten. Ich denke, Vera ist ihrem "inneren Kind" begegnet.:read: Puppa hat alle Merkmale, die das "innere Kind" kennzeichnen. :idee:
Es ist blaß und unterernährt und es weiß, was es braucht: und nicht braucht: Es muss gewärmt und gefüttert werden.

„Mama sagt immer, ich brauch keinen Mann. Ohne bin ich unabhängig und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Und irgendwann sind sie sowieso weg. – Darf ich mit hochkommen. Zum Aufwärmen? Du könntest mir einen Kakao kochen.“

Und es ist allwissend, was Vera betrifft. Kein Wunder , es ist ja Teil von Veras Leben.

„Robert und He … – Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man Leute nicht ausfragt?“
„Mama sagt immer, wenn ich nicht frage, bekomme ich keine Antwort. Wo sind Robert und Helene?“

Und es weiß, wie Veras Ruinen und Leere zu füllen ist. Vera muss nur das "innere Kind" zulassen und aufpäppeln.

„Es ist ja noch nicht zu spät.“
„Komm. Wir gehen nach Hause.“

Hat Vera begriffen? Ich glaube, ja.

Eine schöne, etwas schwierige Geschichte (wie so oft). Es hat mir Spaß gemacht, nach einer für mich stimmigen Deutung zu suchen. Muss ja nicht jeder übernehmen.

Herzlichst und ein gute Zeit mit Möven Füttern (die sind eleganter als Enten;))
wieselmaus

 

Hej @wieselmaus ,

gut, dass du reinguckst.

ich will ganz ehrlich sein. Ich hatte zunächst mächtige Schwierigkeiten, in die Geschichte reinzufinden. Das liegt nicht an der Sprache, die ich mittlerweile ja , glaube ich, ganz gut kenne, sondern an der für mich im Nebel bleibenden Charakteristik der Protagonistin.

Ich bitte darum. ;)
Das klingt ja gar nicht mal so gut, aber hilft, um da einzuklinken, wo es mehr braucht. Ich versuche das mal auszufüllen und zu entnebeln.

Ich habe für mich eine durchaus stimmige Interpretation gefunden, die ich dir nicht vorenthalten will.

Her damit!

Warum denn bloß und wie alt ist Vera überhaupt?

Für diese Gedankengänge, die Vera plagen, ist es für mein Empfinden nicht nötig, ein Alter festzumachen. So, wie sie lebt, gehts nicht weiter. Sie will etwas ändern. Das geht immer.

Hm, dieser Satz gibt mir eine überraschende Information. Vera glaubt, ja, hofft auf eine Zeit, in der sie sich um eine Familie kümmern würde ??

Ich bin gar nicht sicher, ob sie daran glaubt und darauf hofft. Sie resümiert, was sie erfüllen wollte, was von außen kam: Mann ja/nein, Kinder ja/nein. Alles abwägen und dann die Furcht, etwas anderes dafür „speichern“ zu wollen, was nicht zu speichern ist, weil dann ja das Leben „vorbei“ wäre, man eh „verlassen“ wird (Tod oder andere Trennung) Vera trägt all das mit sich herum (sie hört durch das Kind auch die Mutter) und macht nichts, außer Enten füttern, Fernsehen, Tee/Alkohol trinken, rauchen, Kekse essen.

Puppa hat alle Merkmale, die das "innere Kind" kennzeichnen. :idee:
Es ist blaß und unterernährt und es weiß, was es braucht: und nicht braucht: Es muss gewärmt und gefüttert werden.
Und es ist allwissend, was Vera betrifft. Kein Wunder , es ist ja Teil von Veras Leben.
Und es weiß, wie Veras Ruinen und Leere zu füllen ist. Vera muss nur das "innere Kind" zulassen und aufpäppeln.

Ist doch ganz klar zu erkennen ;)

Hat Vera begriffen? Ich glaube, ja.

Ich glaube auch. Mal gucken, welchen eigenen Weg sie nun gehen wird.

Eine schöne, etwas schwierige Geschichte (wie so oft). Es hat mir Spaß gemacht, nach einer für mich stimmigen Deutung zu suchen. Muss ja nicht jeder übernehmen.

Schwierig wohl nur (hoff ich) weil ich sie so knapp gehalten habe (bin froh, wenn meine Challenge vorüber ist). Das Thema werde ich aber sicher wieder aufgreifen.

Ich danke dir und wie wertvoll dein Kommentar ist, erklärt sich von selbst. Denn gar nicht verstanden zu werden ist schlimmer als ... hier ... Heimweh. :D

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji!

Der erste Absatz ist strukturell und sprachlich schwach.

Gewohnheiten schlichen sich in Veras Leben und bauten sich auf wie ein Haus, bis aus ihnen schlechte wurden und zerbröckelten, nur noch Ruinen waren. In ihnen hauste Vera.

Die bildhafte Darstellung von Gewohnheiten als Haus finde ich gut, aber das schale "schlechte" schwächt es sehr ab. Das müsste kürzer und prägnanter werden, damit das ein gutes Bild wird. Was meinst du denn mit "schlechter"? Und zerbröckeln ihre Gewohnheiten denn? Sie werden ja nicht weniger oder kleiner. Ist es nicht vielmehr so, dass sie sinnlos werden und deswegen von ihr als schlecht empfunden werden?

Als sie die Stellung im Werkstattbüro antrat, hätte sie nie gedacht, jeden Sonntagnachmittag im Park Enten zu füttern.

Das ist der Bogen schon zu sehr gespannt, ich seh jetzt erstmal keine Beziehung zwischen dem Antreten der Stelle und dem Füttern von Enten am Sonntagnachmittag im Park.

Sonntags war kein Ruhetag.

Das ist wieder schwach, da denk ich zunächst einmal, dass die auch am Sonntag arbeiten. Ich würde das streichen und einfach schreiben: Am Sonntag wollte sich Vera immer lebendig fühlen.

Etwas, das sie Leben nannte, sollte in jede Faser eindringen, sie aufpolstern und sich darin für die Zeit speichern, die kommen mochte.

"Aufpolstern" ist nicht gut, klingt nach kosmetischem Eingriff.

Aber mit der Zeit fühlten sich die Verabredungen mit Kollegen und Werkstattkunden an den Sonntagen an wie etwas, das es sich abzugewöhnen galt, wie das Rauchen oder vor dem Fernseher Kekse zu essen. Schließlich ging sie allein spazieren. Eine Tüte mit altem Brot in der Manteltasche. Vera konnte Enten nicht mal leiden. Sobald sie sich näherte, watschelten sie gruppenweise auf sie zu, reckten die Hälse vor, schnatterten, als wollten sie sich über das Brot beklagen, noch bevor sie es bekommen hatten. Weil die Sonne sich nicht blicken ließ, dachte Vera daran, an diesem Tag nicht in den Park zu gehen, aber da knöpfte sie sich im Flur bereits den Mantel zu.

Es müsste mit einem neuen Absatz gekennzeichnet werden, wo es in eine konkrete Situation geht, also ab "Weil sich die Sonne ...", aber das könnte man sich auch sparen, indem du diesen Satz streichst.

Jedenfalls gehen im ersten Absatz viele Zeitebenen ineinander über bzw. sind wild durcheinandergewürfelt. Das solltest du besser akzentuieren.

dennoch war ihr zumute, als blickte sie in den Spiegel eines Spiegelkabinetts, wie sie der Kleinen so gegenüberstand.

Vorschlag: als wäre die Kleine Veras Zerrbild in einem Spiegelkabinett.

Eine allein stehende Frau verhält sich bereits wie eine alte Frau, die nichts anderes mehr zu tun hat in ihrer Freizeit, als im Park Enten zu füttern. Offensichtlich hätte sie gerne eine Beziehung gehabt, eine Familie mit Kindern, aber daraus ist nichts geworden. Dann begegnet ihr diese Puppa im Park. Am Ende bringt diese vielleicht nur halluzinierte Begegnung Vera wieder auf den Gedanken, dass es für sie noch nicht zu spät ist, Kinder zu haben, ihre Uhr tickt zwar schon, aber es würde sich noch ausgehen. So verstehe ich das.

Mich hat die Geschichte frappant an Truman Capotes Kurzschichte "Miriam" erinnert, wo sich auch ein fremdes Kind in das Leben einer alleinstehenden Frau drängt, Und vielleicht hab ich deswegen auch bei deiner Geschichte das Gefühl, dass von dem Kind etwas Unheilvolles ausgeht. Es wird bei dir ja nicht anziehend gschildert, sondern eher wie ein Kindergespenst. Deswegen war ich wegen des positiven Ausklangs am Ende doch sehr überrascht und fand das auch nicht passend und zu plötzlich. Dafür finde ich Puppa zu unheimlich dargestellt.

Gruß

Andrea

 

Hej @Andrea H. ,

Der erste Absatz ist strukturell und sprachlich schwach.

Fängt ja super an. Aber irgendwie find ich’s gut, dass du dir den Text mal anguckst.

Die bildhafte Darstellung von Gewohnheiten als Haus finde ich gut, aber das schale "schlechte" schwächt es sehr ab.

Das ist wirklich super, weil der Gedanke, das Haus der Gewohnheiten erst später schriftlich dazukam, wenn du verstehst, was ich meine. Egal. Jedenfalls ist das ein Strich auf der Liste zum Bleiben. Mein Problem wäre dann aber, dass die Gewohnheiten, die sich von ... neutral/gut in schlechte wandeln, nicht deutlich werden oder seh ich das falsch? Kurz und prägnant. Okay.

Was meinst du denn mit "schlechter"? Und zerbröckeln ihre Gewohnheiten denn? Sie werden ja nicht weniger oder kleiner. Ist es nicht vielmehr so, dass sie sinnlos werden und deswegen von ihr als schlecht empfunden werden?

Schlechte Gewohnheiten, wie rauchen, der regelmäßige Genuss von Alkohol, Kekse. und dann eben das gefühlte Schlecht, wenn die Männerverabredungen nicht mehr funzen oder der sonntägliche Spaziergang im Park, inkl. Entenfüttern nervt. So halt. Die Gewohnheiten, die sie sich erschaffen hatte, um sich gut zu fühlen, in denen sie geschützt war wie in einem Haus, haben sich eben ohne ihr Zutun rein gefühlsmäßig in schlechte ... verwandelt und so kam das Bild von den (Haus-)Ruinen zustande. Ich finds immer noch gut. :shy:

Das ist der Bogen schon zu sehr gespannt, ich seh jetzt erstmal keine Beziehung zwischen dem Antreten der Stelle und dem Füttern von Enten am Sonntagnachmittag im Park.

Nee, nur zwischen Alltag/Job und Sonntag. Genügt wohl nicht. Ich guck mal, ob ich da dezent mehr preisgeben kann, ohne dass die Arbeit dominiert. Sie sollte auch noch dazu dienen, dass die Männer alle aus dem Umfeld kommen ...

Das ist wieder schwach, da denk ich zunächst einmal, dass die auch am Sonntag arbeiten. Ich würde das streichen und einfach schreiben: Am Sonntag wollte sich Vera immer lebendig fühlen.

Ach stimmt, so kann man das auch sehen. Ich dachte eher an Ruhetag wegen der langweiligen Enten. Hmh. Das muss ich ändern.

"Aufpolstern" ist nicht gut, klingt nach kosmetischem Eingriff.

So weit ist es schon gekommen. Okay. Pass ich an.

also ab "Weil sich die Sonne ...", aber das könnte man sich auch sparen, indem du diesen Satz streichst.

Ich will aber, dass sie kurz überlegt, mal mit der ungeliebten Gewohnheit zu brechen. Sie spürt, das was hochkommt. Lieber versuche ich zu „strukturieren/akzentuieren“.

Vorschlag: als wäre die Kleine Veras Zerrbild in einem Spiegelkabinett.

Klingt „Zerrbild“ nicht zu negativ. Ist doch gut, dass sie da ist. Und Vera erkennt sich ja auch.

Offensichtlich hätte sie gerne eine Beziehung gehabt, eine Familie mit Kindern, aber daraus ist nichts geworden.

Schade, dass das so offensichtlich ist.

Für die Jahre, in denen sie aufopfernd und fürsorglich wäre, in der sie sich um eine Familie kümmern würde.

Ich fand das schon recht zweifelnd und leicht zynisch. Aber ich bin wohl hier zu zurückhaltend.

Dann begegnet ihr diese Puppa im Park.

Das ist kein unheilvolles Kind. Das ist Vera als Kind - sie setzt sich mit dem Kind in sich auseinander. Es gibt Anhaltspunkte (sicher sehr dezent). Wenn wir uns das Kind wegdenken, sehen wir eine Frau, die unruhig Enten füttert, nach Hause läuft, den Schlüssel fallen lässt, am Tisch wie immer Tee trinkt und raucht, dann aber im Gedankenstrudel ist und sich mit Cognac beruhigt, wieder raus muss aus der Wohnung und im Regen so was wie ... loslässt. Mehr nicht.

sondern eher wie ein Kindergespenst.

Das Kind in ihr geistert auch ja in ihr herum. Aber es ist ein guter Geist, der sie auf den Weg bringt - quasi zu sich zurück. All das was die erwachsene Vera ausmachte, fragen, nachhaken, widersprechen ... na, sicher auch noch was Lustigeres.
Unheimlich soll sie nicht sein. Ich dachte, weil Vera cool bleibt und sie nich weiter anbrüllt, als die Kleine weint (komm, das is süß), sondern rausläuft und sich beruhigt, hinterfragt.

Bevor ich jetzt einen Engel aus Puppe mache, überlege ich mal, wie ich sie sonst noch niedlicher hinkriege.

Es ist sicher nicht zu persönlich, wenn ich dir danke und noch einen schönen Tag wünsche.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo liebe @Kanji,
eigentlich könnte ich den Kommentar von @wieselmaus kopieren und mit meinem Namen unterschreiben. Aber ein paar eigene Worte versuche ich dann doch noch zu finden. Also:
Ich wusste beim ersten - und auch zweiten - Lesedurchgang erstmal gar nicht, was los ist. Wieso ist die Frau so komisch, was hat es mit dem Kind auf sich, wieso rennt Vera aus ihrer eigenen Wohnung und lässt Puppa am Tisch sitzen - das alles schien mir zunächst nicht stimmig zu sein. Dann dachte ich an die Begegnung mit einem abgetriebenen Kind, das auf einmal in ihr Bewusstsein drängt, die Sätze am Ende schienen mir gut dazu zu passen. Oder war es Vera selbst als Kind? Nee, sie würde sich ja erkennen.

Also hab ich die Geschichte erstmal weggelegt, denn irgendwas wird schon dahinterstecken, dachte ich mir. Deine Geschichten haben oft eine surreale Ebene, die nicht auf den ersten Blick erkennbar ist für mich. Ein wenig wie ein Film, dessen Kameraführung und Charaktere alltäglich schlicht gehalten werden ( gut, Puppa wirkte schon etwas gruselig), und ich gehe erstmal mit dieser Alltagslogik an die Geschichte ran und denke: Komisch irgendwie. Wer verhält sich denn so?
Als ich dann beim dritten Lesedurchgang auf das innere Kind kam, hatte wieselmaus es schon angesprochen, also hört sich jetzt vielleicht blöd an, so: Ja klar, bin ich auch längst drauf gekommen, obwohl ich in Wahrheit keinen blassen Schimmer hatte. Aber na ja. Auch bei mir ist halt irgendwann der Groschen gefallen, und so ergibt die Geschichte für mich auch Sinn.

Ich habe nur ein paar Sachen anzumerken. Auch ich hatte Schwierigkeiten, die ersten Absätze richtig einzuordnen, und leider ergibt sich für mich immer noch kein klares Bild von Vera. Ich wusste lange nicht, ob sie vielleicht doch schon Rentnerin ist, jetzt weiß ich, sie ist es nicht, die Familiengründung, der Job etc. sprechen ja eindeutig für eine jüngere Frau. Ich fand nur die Art, wie sie mit Puppa umgeht sehr altbacken, da kam sie mir vor wie 'ne Kriegswitwe. Ein konkretes Bild kriege ich nicht von ihr in meinem Kopf zusammen.
Dann der Spiegel im Spiegelkabinett. Das war mir too much. Und ein bisschen Holzhammer. Den einen Spiegel durch ein Zerrbild zu ersetzen, wurde dir ja schon vorgeschlagen, dem schließe ich mich an.

Das Ende wirkt auf mich nicht wirklich stimmig. Das liegt vor allem daran, dass Vera sagt, sie hätte noch so viel Zeit. Zeit für was? Hier kam ich dann eher auf die Idee, dass Puppa ihr abgetriebenes Kind sein könnte.

Nach dem dritten Mal gerne gelesen! :thumbsup:

Schönen Sonntag dir!
Liebe Grüße,

Chai

 

Hej @felixreiner ,

und langsam fürchte ich, mich bei dieser Geschichte verrannt zu haben. Wie die Wortkrieger mitunter sagen: da hab ich’s übertrieben. Das kann ich gut.
Das Thema ist wohl zu psychologisch und dafür zu wenig ausgeschrieben, es lässt zu viel Spielraum und verwirrt zu sehr.
Ich konnte hiermit bloß von mir ausgehen, mich schwer in den Leser hineinversetzen. Für mich ist alles klar. Das Problem hatte ich auch hier bei meiner ersten eingestellten Geschichte.
Denn der Besuch ist gar nicht unheimlich. Soll er nicht sein. Unangenehm ja. Weil er eine Konfrontation provoziert, die bis dahin mehr oder weniger erfolgreich verdrängt worden ist.
Es ist das innere Kind. Treffender als @wieselmaus könnte man es nicht analysieren. Besser schreiben wohl schon :D.
Und weil ich das nicht kann und fürchte, an fragwürdigen Stellen auszuerzählen, komme ich ins Erklären. Und das geht ja nun wirklich nicht.
Was ich aber tun werde, ist deinem Rat folgen und den ersten Satz streichen. Der wächst mir über den Kopf. Ich kann den Gedanken und das Bild dazu nicht zusammenbringen.

Hab vielen Dank für deinen Kommentar und einen schönen Sonntag, Kanji

Hej @Chai ,

mit meinem ersten Kaffee habe ich deinen Kommentar gleich mitgenossen. Diese Kombination ist super. Ich schätze deine direkte und offene Art. Es klingt immer so, als würdest du genauso mit mir reden, säßen wir uns gegenüber und das ist so schön persönlich.

Dreimal lesen, um eine Geschichte immer noch nicht ganz zu verstehen ... schon nicht mehr so super. Dass du es aber gemacht hast, schon.

Ich schrieb oben bereits zu felixreiner, dass ich mich mit dem Thema übernommen habe. Die Konfrontation der Protagonistin mit dem Kind, das kein anderes sein soll als das Kind in ihr, ist mir nicht gelungen. Ich habe zu viel weggelassen und damit zu viele Möglichkeiten gegeben. Und ich bin mit nicht sicher, ach, ich habe keine Ahnung, an welchen Schrauben ich in welche Richtung drehen muss, damit ich zum einen nicht zu viel erkläre und es wie eine Anleitung klingt und zum anderen nicht allzu viel Raum lasse. Schlichtweg überfordert.
Dabei ist das Thema so wunderbar und betrifft jeden.
Falls ich mal etwas in einer umfassenderen Form schreiben werde, versuche ich es sicher wieder.

, also hört sich jetzt vielleicht blöd an, so: Ja klar, bin ich auch längst drauf gekommen, obwohl ich in Wahrheit keinen blassen Schimmer hatte.

Und wenn du so denkst, dann hab ich echt was falsch gemacht. Mein Wunsch wäre ein Aha-Erlebnis gewesen. Und es hört sich nicht blöd, sondern gut an. Man weiß nicht warum, aber man wusste es schon längst und konnte es nicht in Worte, bzw. Gedanken fassen. Kennich.

Eine Möglichkeit gebe ich mir noch, indem ich Vera versuche lebendiger und frischer zu beschreiben. Dass du gerade den Spiegel kritisierst, der mir als die einzige Möglichkeit schien, um darauf zu verweisen, dass das Kind sie selbst ist und eben nicht ein verlorenes Kind, ist hart.

Das liegt vor allem daran, dass Vera sagt, sie hätte noch so viel Zeit. Zeit für was?

Hmh. Auch nicht schön. Denn Vera lebt ja nicht so bärig und dafür will sie Zeit, auch Zeit, das Leben zu leben, das sie will, nicht muss. Ehe, Kinder schienen ihr vorgegeben, ob sie es nicht wollte und deshalb nicht hatte oder umgekehrt. Ich wollte es ihr nicht vorschreiben. Und auch dem Leser nicht. Ich wollte wohl zu viel.

Eine arge Herausforderung, das Ding noch zu drehen.

Jetzt trinke ich noch ein bis vier Tassen Kaffee und dann kümmere ich mich um Vera.

Einen schönen Sonntag und lieben Dank für deine Anstöße, Kanji

 

Liebe Kanji,

Das Thema ist wohl zu psychologisch und dafür zu wenig ausgeschrieben

Es gibt keine zu psychologischen Themen. Ein bestimmtes Maß an Vorwissen kann das Verständnis fördern, aber auch blockieren. In meinem Germanistikstudium bin ich auf einige Dozenten gestoßen, die Literatur ausschließlich durch die Psychologie-Brille gesehen haben. Das war gleichzeitig erhellend und nervend für mich. Man kann deinen Text natürlich unabhängig in der Theorie zum Inneren Kind lesen und gut finden.
Mir gefällt, wie du die Theorie in Bilder umgesetzt hast. Darin finde ich ihn gelungen. Die Verknappung ist vielleicht zu rigoros ausgefallen. Du weißt ja, kürzen wird hier sehr schnell empfohlen.:thdown: Hier wird nun von einigen Lesern das Gegenteil gefordert. :thumbsup: Lass dir Zeit mit den entsprechenden "Korrekturen".

Mein Wunsch wäre ein Aha-Erlebnis gewesen.

Ich hatte das Aha-Erlebnis. Und @Chai offensichtlich auch. Dieses Gefühl, das kenn ich doch, auch wenn mir jetzt der Begriff oder der Name nicht einfällt. Deja vu ist eine ähnliche Erfahrung. Kann ganz schön quälend sein, wenn man etwas genau weiß und doch nicht benennen kann.

Mein Aha-Erlebnis basiert auf dem Satz

„Du darfst die Enten nicht füttern.“

Es ist die Assoziation von Wasser und schwimmenden Gegenständen (Enten). Wir hatten in einer Selbsterfahrungsgruppe eine Teilnehmerin mittleren Alters, die an schweren Selbstzweifeln litt, obwohl sie beruflich durchaus erfolgreich war. In der Mittagspause verschwand sie regelmäßig, während wir anderen das in der Sitzung Erfahrene vertieften. Schließlich gestand sie uns, dass sie während der Pause in den Freiburger Bächlein Holzschiffchen schwimmen lasse. Ihr inneres Kind habe es ihr empfohlen. Vielleicht wäre so etwas Ähnliches auch für deine Vera ein Anfang (außer Kakao kochen).;)

Ich wünsche dir noch viele Leser mit Aha-Erlebnissen.:kaffee:

Gruß wieselmaus

 

Liebe Kanji,

... also hört sich jetzt vielleicht blöd an, so: Ja, klar, bin ich auch längst drauf gekommen, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte.
Ich glaube, hier haben wir uns missverstanden. Das bezog sich weniger auf den Text, als auf die Tatsache, dass wieselmaus es bereits gesagt hat, und ich dann schrei:"Ja, hier! Hab ich auch gedacht!"
Da kann ja jeder kommen ...

Ich finde es nicht schlimm, wenn ich Texte erstmal sacken lassen muss, um sie zu verstehen. Das kann auch für den Text sprechen. Ist halt kein oberflächlicher Alltagstext, sondern dasteht eine Menge zwischen den Zeilen, was man erst nach und nach entdeckt. Das sollte keine Kritik sein! Auch mein Vergleich mit surrealistischen Filmen, die zunächst realistisch wirken. Das ist ja oft so, dass alles scheinbar normal anfängt und man plötzlich umdenken muss, weil es schräg wird und etwas ganz anderes dahinterzustecken scheint. Ich finde das grundsätzlich spannend, und nach dem Aha-Effekt hat es dann ja auch Sinn ergeben für mich. Von daher habe ich die Geschichte, wie gesagt, gerne gelesen. Ich hab nichts gegen Rätseln. ;)

Wirklich gemeckert habe ich nur über ein paar Sachen, die trotzdem unstimmig waren, aber ich denke, das sind eher strukturelle Sachen.

Das mit dem Spiegel fand ich grundsätzlich auch nicht verkehrt. Nur der doppelte "Spiegel" schien mir zuviel, da fühlte ich mich so mit der Nase draufgestoßen, das Bild als solches finde ich gut, nur vielleicht etwas subtiler.

So, das war nochmal mein Senf dazu. Hab auch schon viel Kaffee getrunken heute ...

Liebe Grüße,
Chai

 

Hey Kanji

Dank der Neuformulierung des ersten Abschnitts konnte ich jetzt gut in die Geschichte hineinfinden. (Wobei du "sonntagnachmittags" glaub streichen könntest, da bist du weit in die andere Richtung gelaufen, das finde ich jetzt übererklärt, weil du ja die Freizeit drin hast).

Der Text gefällt mir. Handwerklich fand ich vor allem folgende Passagen überzeugend:

„Ich glaube, du fütterst die Enten nur, weil du keine Kinder hast.
Wie heißen die?“
„Robert und He … – Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man Leute nicht ausfragt?“
„Mama sagt immer, wenn ich nicht frage, bekomme ich keine Antwort. Wo sind Robert und Helene?“

Dass die Kleine genau Bescheid weiss, wirkt nur für einen kurzen Moment irritierend. Danach wird dem Leser klar, dass es sich hier um eine Projektion, einen Geist, oder gar um die Prota selbst handeln muss. Auf jeden Fall um ein Mädchen, das der Prota nahe steht, und das zählt und danach liest man den Text anders und das hast du mit wenig Aufwand perfekt hingekriegt.

„Es tut mir so leid, Puppa. Ich war einfach feige … und überheblich.

Ich hab hier auch an eine Abtreibung gedacht. Diese direkte Entschuldigung führt zumindest in meinem Kopf dazu, dass ich die Puppa=Prota-Interpretation wegschiebe. Das "feige" verstärkt die Abtreibungs-Hypothese. (Das "überheblich" schwächt sie dann allerdings wieder ab).

Ist nicht einfach. Du bleibst da halt sehr zurückhaltend mit den Hinweisen - was ich grundsätzlich gut finde. Aber auf der anderen Seite gibst du eben auch Hinweise. Vielleicht könnte man da noch radikaler sein und einfach nur spürbar machen, hier taucht jemand auf, die der Prota auf merkwürdige Weise nahe ist, ohne auf eine gemeinsame Vorgeschichte zu verweisen. Denn sobald diese Vorgeschichte angesprochen wird, beginnt der Leser zu rätseln, statt zu fühlen. Weisst du, was ich meine?

Insgesamt geht mir die Geschichte etwas zu glatt. Das Innere der Prota wird mir zu schnell aufgebrochen, mir wäre es lieber, wenn es noch mehr Widerstand, Konflikt mit Puppa geben würde. Denn so verlaufen ja auch die entsprechenden Erkenntnisprozesse in Wirklichkeit. Konkret war mir die Strecke zwischen: "Geh nach Hause, verschwinde" und "Es tut mir leid" deutlich zu kurz.

Ansonsten ein Text, der mich berührt hat. Auf leise und zarte Weise traurig.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hey Kanji,

ich schleiche schon eine Weile um deinen Text herum, aber, na ja, es fällt mir seltsam schwer, dir einen Kommentar zu schreiben, obwohl ich irgendwie das Bedürfnis dazu habe. Mir gefällt nämlich die Idee, das Thema, dieses "Schlüsselerlebnis" in Veras Leben, das du schilderst, zumindest empfinde ich es als solches. Ich versuch's einfach mal.

Vorweg: Du hast schon einiges geändert. Ich finde es etwas schade, dass du den ersten Satz jetzt ganz rausgenommen hast. Mir war der in der Form auch noch zu schräg, kann mir auch denken, dass du schlicht die Nase voll davon hattest, weiter an ihm rumzuschrauben, aber das Bild "Gewohnheiten und Haus" finde ich an sich zu gut, um es zu streichen.
Vielleicht überlegst du dir das noch mal - der leitete doch so schön in deinen Text ein.
Vielleicht irgendwas in dieser Richtung: Gewohnheiten waren Vera (wie) ein Haus. Mit Fensterläden, Schwalbennest und gepflegtem Vorgarten vor der Tür. Alles hatte seinen Platz. Alles war da, wo sie es haben wollte. Und dennoch bemerkte sie die Risse im Mauerwerk nicht gleich, auch nicht, wie der Putz zu rieseln begann, die Farbe abblätterte und die Fenster zugig wurden.

Als sie die Stellung im Werkstattbüro antrat, hätte sie nie gedacht, in ihrer Freizeit sonntagnachmittags im Park Enten zu füttern.
Der Satz ist überladen, finde ich. Zu viele Infos: Werkstattbüro, neue Stellung, Freizeit, Sonntag, Park, Enten ...
Ich verstehe auch nicht ganz, wieso das Werkstattbüro einen so prominenten Platz einnimmt. Brauchst du das überhaupt? Abgesehen davon, unter Werkstattbüro kann ich mir nicht mal was vorstellen.
Warum nicht einfach: Vera hätte nie gedacht, in ihrer Freizeit Enten zu füttern.
Was von Bedeutung für den Text würdest du verlieren?

Sonntags war kein Ruhetag. An dem Tag wollte sich Vera lebendig fühlen. Etwas, das sie Leben nannte, sollte in jede Faser eindringen, sie füllen und sich darin für die Zeit speichern, die kommen mochte. Für die Jahre, in denen sie aufopfernd und fürsorglich wäre, in der sie sich um eine Familie kümmern würde.
Mit dem Ruhetag finde ich suboptimal, ich verstehe zwar im Kontext, was du meinst (denke ich), aber ich bleibe dennoch kurz hängen, verquicke das mit Arbeit und so. Übrigens würde ich kurz mit dem PQP einleiten, um das zeitlich anders zu verorten. Familie evtl. streichen, subtiler halten, das ließe sich später noch ableiten, meine ich.
Kurz zum Verdeutlichen, worauf ich hinauswill, mal folgender Vorschlag: Sonntage waren ihr
immer heilig gewesen. Wenn Vera nicht arbeiten musste, wollte sie sich lebendig fühlen. Etwas, das sie Leben nannte, sollte in jede Faser eindringen und für alle Zeiten gespeichert werden. Für die Jahre voller Opferbereitschaft.

Aber mit der Zeit fühlten sich die Verabredungen mit Kollegen und Werkstattkunden an den Sonntagen an wie etwas, das es sich abzugewöhnen galt, wie das Rauchen oder vor dem Fernseher Kekse zu essen.
Verabredungen mit Kollegen und Werkstattkunden? Das sollen die Zeiten gewesen sein, an denen sie sich lebendig gefühlt hat? Wenn du Dates gemeint haben solltest, würde ich das schreiben. Oder eben allgemeiner (zwischenmenschliche Kontakte), z. B: Eines Tages fühlten sich Verabredungen an wie etwas, das es sich abzugewöhnen galt, wie das Rauchen oder vor dem Fernseher Kekse zu essen.

Ich fasse mal zusammen (und füge ein paar Absätze ein), wie in etwa ich den ersten Abschnitt aufziehen würde (alles nur zum Verdeutlichen, weißt du ja). Für mich bekäme er etwas mehr Struktur und das Bild bliebe erhalten (auf das ließe sich sogar noch weiter bauen im Text, könntest du gerne nochmals aufgreifen). Ist natürlich rein subjektiv:

Gewohnheiten waren Vera ein Haus. Mit Fensterläden, Schwalbennest und gepflegtem Rasen davor. Alles hatte seinen Platz. Alles war da, wo sie es haben wollte. Und dennoch bemerkte sie die Risse im Mauerwerk nicht gleich, auch nicht, wie der Putz zu rieseln begann, die Farbe abblätterte und die Fenster zugig wurden.
Sonntage waren ihr immer heilig gewesen. Wenn Vera nicht arbeiten musste, wollte sie sich lebendig fühlen. Etwas, das sie Leben nannte, sollte in jede Faser eindringen und für alle Zeiten gespeichert werden. Für die Jahre voller Opferbereitschaft.
Eines Tages fühlten sich Verabredungen wie etwas an, das es sich abzugewöhnen galt, wie das Rauchen oder vor dem Fernseher Kekse zu essen.
Schließlich ging sie stets allein spazieren. Eine Tüte mit altem Brot in der Manteltasche. Vera hätte nie gedacht, in ihrer Freizeit Enten zu füttern. Sie konnte Enten nicht mal leiden. Sobald sie sich näherte, watschelten sie gruppenweise auf sie zu, reckten die Hälse vor, schnatterten, als wollten sie sich über das Brot beklagen, noch bevor sie es bekommen hatten.
Weil die Sonne sich nicht blicken ließ, dachte Vera daran, an diesem Tag nicht in den Park zu gehen, aber da knöpfte sie sich im Flur bereits den Mantel zu.

Kannst ja mal darüber nachdenken, Kanji, ob das eine Richtung wäre, in die du gehen möchtest.

„Ich glaube, du fütterst die Enten nur, weil du keine Kinder hast. Sich um Kinder zu kümmern bedeutet nämlich, dass man Hormone ausschüttet und sich glücklich fühlt.
„Ich mag Kinder“, sagte Vera und schüttete den gesamten Inhalt der Tüte ins Gras.
„Aber du hast keine.“
Würde ich streichen, für sich stehen lassen. Klingt auch nicht nach Kind.

Gleichzeitig vergrub das Mädchen die Hände in den Taschen ihrer Jacke, reckte das Kinn in die Höhe, dabei umwehte sie stürmisch der Oktoberwind, wirbelte Laub vor ihren Füßen im Kreis herum.
„Du hast wohl keinen warmen Mantel.“
„Und du hast wohl keine Kinder.“
„Wie heißt du überhaupt?“ Im Grunde interessierte sie das Mädchen nicht, dennoch war ihr zumute, als blickte sie in den Spiegel eines Spiegelkabinetts, wie sie der Kleinen so gegenüberstand.
Nur mal so eine spontane Idee:
Gleichzeitig vergrub das Mädchen die Hände in den Manteltaschen, reckte das Kinn in die Höhe, dabei umwehte sie stürmisch der Oktoberwind, wirbelte Laub vor ihren Füßen im Kreis herum.
„Ich hatte auch mal so einen Mantel.“
„Aber keine Kinder.“
„Wie heißt du überhaupt?“ Vera war zumute, als blicke sie in einen Spiegel.

Immer zum Herbstanfang gab es einen kleinen Jahrmarkt hier im Park. Es wurden Holzbuden aufgebaut, in denen Schausteller kandierte Früchte verkauften, geröstete Maronen und gebutterten Mais.
Ich würde den ersten Satz einleitend im PQP schreiben. Nur den ersten.

Es wurden Holzbuden aufgebaut, in denen Schausteller kandierte Früchte verkauften, geröstete Maronen und gebutterten Mais. In einem der Wagen waren die Spiegel aufgebaut.
Vermeidbar.

Vera und ihre Geschwister sprangen davor herum und konnten sich an sich selbst nicht sattsehen.
Würde ich umschreiben oder streichen.

Und während der jüngere Bruder am liebsten vor dem Spiegel stand, der ihn klein und rund aussehen ließ, dabei rückwärts durch seine eigene Beine blickte, um kurz darauf übermütig die kleine Schwester zu schubsen, die kerzengerade vor einem derer posierte, in dem sie übermäßig lang aussah, stand Vera am liebsten vor dem, der eine große Erscheinung aus ihr machte.
Zu lang, zu verschachtelt.
Vorschlag: Der jüngere Bruder stand am liebsten mit dem Rücken zum Spiegel und schaute sich durch die Beine hindurch an. Klein und rund sah er aus. Er mochte es, die kleinere Schwester zu schubsen, die kerzengerade vor einem posierte, der sie dünn wie ein Strich erscheinen ließ. Vera stand immer vor dem, der einen Riesen aus ihr machte.

und die Haut darüber schimmerte lila, wie der Himmel über ihnen.
Kein Komma.

Scheinbar von einer Minute zur anderen war es dunkel geworden.
:confused:

„Es ist spät. Musst du denn gar nicht nach Hause gehen? Deine Familie ist sicher beunruhigt.“
Ich würde "Eltern" erwarten.

Das Satzende flatterte hinter ihr her, denn sie lief zügig Richtung Ausgang.
Weil ich den Text mehrmals gelesen habe, weiß ich, dass der Park hier einen Ein- bzw. Ausgang hat und nachts verschlossen wird. Beim ersten Lesen würde ich über "Ausgang" stolpern.

An besonderen Tagen, an denen sie beispielsweise fror, noch ein Glas Portwein oder einen Cognac.
Ein besonderer Tag ist einer, an dem sie friert?

Sie würde die Naturdokumentation im Fernsehen nicht von Beginn an sehen können.
Kleinigkeit, aber hier würde ich präzisieren, den Namen der Sendung benennen.

Vor der Haustür fiel Vera der Schlüssel aus den Händen und schlug zwischen ihnen auf die Stufe.
Würde ich streichen.

Mit geweiteten Augen sah sie das Mädchen an, als würde sie erwarten, dass sie sagte, was zu tun wäre.
Vorschlag: Mit geweiteten Augen sah sie das Mädchen an, als würde sie auf Anweisung warten.
Kann mir aber auch keinen rechten Reim darauf machen.

Doch das Kind war außer Atem, nun fast blau vor Kälte und starrte auch bloß auf den Schlüssel.
Weg mit den Füllseln.

Auf keinen Fall konnte man es als hübsch bezeichnen.
Dürfte auch raus, du beschreibst es ja im Anschluss und das nicht gerade so, als würde ich es hübsch vor mir sehen können.

Die Augen wirkten riesig in dem schmalen Gesicht und ohne bedeutende Farbe, genau wie die Haare.
Gefällt mir nicht.

Um den Schlüssel vom Boden aufzuheben, musste Vera viel Kraft aufbringen. Schwerfällig bückte sie sich hinunter.
Glaub ich nicht - klingt halt komisch, meine ich.

„Wichtiger ist doch: Wo ist deine Familie?
Ich bleibe dabei: Eltern fände ich stimmiger :).

„Wo ist dein Mann?“
...
„Mama sagt immer, ich brauch keinen Mann. Ohne bin ich unabhängig und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Und irgendwann sind sie sowieso weg.
Vorschlag:
„Wo ist dein Mann?“
...
„Mama sagt immer, man braucht keine Männer. Ohne sie ist man unabhängig und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Und irgendwann sind sie sowieso weg.

Geistesabwesend rührte Vera im Tee, dem sie weder Milch noch Zucker zufügte, und inhalierte tief den Rauch ihrer Zigarette. Für eine lange Weile waren das die einzigen Geräusche im Zimmer und vor dem Fenster zog lautlos der Wind, trug welkes Laub mit sich.
Weder Milch noch Zucker interessieren mich.
Vorschlag: Geistesabwesend rührte Vera im Tee und rauchte. Vor dem Fenster blies (brauste, wehte) lautlos der Wind, trug welkes Laub mit sich.

Vera bemerkte die spinnenbeinartigen Wimpern, die unruhig zitterten.
Sicher Geschmackssache, mir gefällt es nicht, weil ich ein Eigenleben der Wimpern vor mir sehe.

Veras Augenlider begannen zu flattern und sie klopfte sich mit den Fingerspitzen aufs Dekolleté, bis es fleckig wurde.
Ist mir too much mit den flatternden Augenlidern, vor allem wegen der Flecken. Hat sie auch Schokoladenkuchen mit bloßen Händen gegessen?

Als Puppa die Zunge in den Kakao steckte und wie eine Katze darin zu schlabbern begann, schlug die Uhr zur halben Stunde.
Meinst du das echt so?

Reflexartig flog Veras Hand zum Mund, aber der Tee sprühte durch die Finger hindurch auf das Makrameedeckchen.
Das "Auskotzen" finde ich auch too much.
Die Szene wirkt ein wenig slapstickartig auf mich - mit der katzenartigen Schlabberei, dem Sprühnebel aus Tee und dem Cognacsaufen in der Küche. Würde das runterfahren.

wie Vera sich an die Spüle lehnte und ein großes Glas Cognac hinunterstürzte, sich nachschenkte.
Würde ich streichen.

Deutlich waren den Schritten die Empörung anzuhören, als sie ins Wohnzimmer zurückkam und abrupt vor der Kleinen stehenblieb. Sie stemmte auch die Fäuste auf die Hüften und sah auf sie herab.
Wusste gar nicht, dass sie im Wohnzimmer saßen. Perspektivisch klingt das wie aus der Sicht des Kindes, wegen "zurückkam". Ich würde "in die Hüften" schreiben und ... ach ... Vorschlag: Vera stampfte zurück ins Wohnzimmer, baute sich vor der Kleinen auf – die Fäuste in die Hüften gestemmt.

... das zitternde Kinn wie transparentes Porzellan
Transparentes Porzellan kann ich mir nicht vorstellen.

Dichter Nieselregen hatte eingesetzt und legte sich wie Morgentau aufs Spinnennetz über Veras Haare, denn sie blieb vor der Haustür stehen, unschlüssig, den nächsten Schritt zu gehen.
Weil sie vor der Tür stehen bleibt, legt sich Nieselregen wie Morgentau über Veras Haare. Und wenn sie nicht stehen bleiben würde?
Ich hab' so meine Probleme mit dem Satz, auch wegen dem Spinnennetz.
Vorschlag: Dichter Nieselregen hatte eingesetzt und legte sich wie Morgentau auf Veras Haare. Sie blieb vor der Haustür stehen, unschlüssig, den nächsten Schritt zu machen.

Die Straßenlaternen beleuchteten den Gehweg und Vera steuerte schließlich unsicher durch die Pfützen, als wäre Glatteis. Schließlich eilte sie doch durch die Pforte zum Park,
Würde ich mir nochmals ansehen.

Mit beiden Handflächen wischte sie über das Gesicht, die Haare zurück, atmete tief ein und lange aus, stand mit beiden Beinen im seichten Wasser.
Du weißt schon.

„Es tut mir so leid, Puppa. Ich war einfach feige … und überheblich. Ich glaubte, ich hätte viel mehr Zeit für … alles.“ Ob die Tropfen in ihren spinnenbeinlangen Wimpern sich mit Tränen vermischten, war nicht auszumachen.
„Komm. Wir gehen nach Hause.“
Ich würde darüber nachdenken, den letzten Satz zu streichen, alles ein wenig offener zu lassen. So klingt das irgendwie nach einem Abschluss, der mir etwas zu schnell vonstatten geht.


So, das war's erst mal von meiner Warte aus. Ich weiß, es ist immer etwas heikel, wenn man sich in fremde Texte derart einmischt. Du weißt aber, dass alles nur Vorschläge sein sollen und einer subjektiven Wahrnehmung entspringt.
Auch wenn du es vielleicht nicht glauben wirst, ist doch 'ne Menge Gemecker in meinem Komm, ich mag den Text und ich meine, es würde sich sehr lohnen, wenn du ihn dir nochmals zur Brust nehmen würdest. Vielleicht erst mal alles etwas sacken lassen.
Sprachlich finde ich ihn noch ausbaufähig, ein wenig mehr Ordnung dürfte rein, gerade im ersten Abschnitt. Summa summarum habe ich deine Geschichte aber wirklich gerne gelesen. Da schwebt was mit, dass nicht nur interessiert, sondern auch berührt. Eine tiefe Wahrheit irgendwie ...


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 

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