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Delikatessen

Monster-WG
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10.09.2014
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Anmerkungen zum Text

Alles, was in der Welt von Walx und Bryyogh stattfindet, ist wissenschaftlich nicht abgesichert.

Morucha: Die englische Information über dieses Fleisch entstammt der Speisekarte des Zürcher Restaurants ‚Smith and the Luma’ und ist Auslöser dieses Textes. Viel Spaß!

Delikatessen

Der Ober umfasst die Karaffe mit der Serviette und schenkt einen Probeschluck ein. Côte Rôtie, 2015. Erhardt beugt sich vor und schnuppert genießerisch, hebt das Glas gegen das Licht, strahlt wie der Wein und sagt: „Schau dir das an! Himbeere, Aubergine, Rubin – eine Farbe aus dem Paradies. Und der Duft!“
Auch Mc Dull ist vom Farbspiel gefesselt – er liebt Weine, deren Rot mit Lila und Violett changiert. Dann nippt er und hält einen Augenblick inne. „Gutes Zeug“, sagt er anerkennend und nimmt einen größeren Schluck.
„Oh ja, wirklich großartig. Wenn die Küche auch so ist ... Was nimmst du denn heute?“
„Na, ‚Beyond Meat’ bestimmt nicht.“
„Davon hab ich schon gehört, hab aber keine Ahnung, was das genau sein soll.“
„Na ja“, sagt Mc Dull, „eben kein Fleisch, sondern pflanzlich. Soll aber Fleisch sehr ähnlich sein.“
„Interessant. Die jungen Leute reden oft davon.“
„Stimmt, die haben’s ja mehr mit dem Vegetarischen als unsereiner. Jedenfalls ist mir heute nach richtigem Fleisch.“
„Kobe?“
„Eher nicht, das gibt’s nur zum Geburtstag. Aber Morucha vielleicht?“
„Kenn ich nicht. Black Angus kenn’ ich, Wagyu natürlich, aber das ...“
„Morucha. Hör mal, was hier steht: ‚From Birth to Slaughter: They get 12 months and while they grow they live 5 – 6 months with the mother ... Klingt doch gut, oder?”
„Good and tender, yes Sir.“
“Na, ich probier’s. Schön medium rare. Ich nehm die größere Variante, da spar ich die Beilagen.“
„Jetzt sag nicht ‚Fleisch ist mein Gemüse’, das ist ’n alter Hut.“
„Ist aber so“, beharrt Mc Dull. „Außerdem nehm ich noch ’n Dessert.“


„Wenn wir sauerstoffresistent wären, würde ich da landen und mir so viele Schenkel und Oberarme einverleiben, bis ich kollabiere. Und Brüste, besonders Brüste!“ Walx formt mit den Enden seiner Tentakel diese Delikatessen liebevoll nach, ploppt mit dem Schlund und zappelt vor Vergnügen.
„Vielfraß“, erwidert Bryyogh und wischt übers Auge. „War ein echter Glücksfall – das muss mit dem Wasser zusammenhängen. Alle anderen Styppohs sind trocken und du findest nur Staub und Steine, aber auf 16
G34 laufen die Leckerbissen milliardenfach herum und werden immer mehr.“
Walx schwebt um die Cerium-Nadel und zoomt die neue Kolonie heran. „Sie werden bald weniger, wenn du mich fragst. Die neuen Sauger schaffen das Mehrfache der jetzigen Serie; die ziehen ein paar Tausend von denen aus ihren Löchern“.
"Und was schließen wir daraus, mein Freund?"
"Wir werden unglaublich viel zu essen haben, würde ich sagen."
"Und was noch?"
„Zu viel ist so problematisch wie zu wenig.“ Walx merkt jedoch schon beim Sprechen, dass seine Antwort nicht ins Schwarze trifft und lässt die Tentakel sinken.
Dafür kann Bryyogh auftrumpfen: „Kann keine Probleme erkennen. All die wundervollen Mahlzeiten werden ein Riesengeschäft, mein Lieber. Das sehe ich alles vor mir. Die Ware muss transportiert und bearbeitet werden, wir brauchen neue Ports, jede Menge Personal und und und ... “
Das elektrisiert seinen Freund: „Eins zu Null für dich. Bin mit dabei!“ Seine Tentakel straffen sich. Das Auge blitzt, er schlingt einen Saugarm um die Säule, rotiert immer schneller werdend, lässt dann plötzlich los und düst sinnlos, aber voller Freude über diese neuen Aussichten durch die Sphäre.


Mc Dulls Gesicht sieht gut durchblutet aus, als er das Messer ansetzt. Er schneidet so, dass an jedem Bissen ein Teil der gebräunten Fettschicht bleibt. Etwas Fleischsaft läuft aus der Schnittstelle und sizzelt auf der heißen Eisenplatte, ein betörender Duft steigt den beiden in die Nase.
„Na, zufrieden?“, will Erhardt wissen. Undeutlich kommt die Antwort: „Wahnsinn! Fantastisch. Ich versteh die Veggies nicht. Und deins?“
Erhardt hat – wie er sagt – nicht aus Kostengründen, sondern zur Unterstützung der Hausphilosophie ‚From Nose to Tail’ Brisket bestellt, ein etwas derberes Stück aus der Ochsenbrust. Ganz glücklich ist er damit nicht. Vielleicht hätte er Kalbsfilet nehmen sollen. So ein fünf oder sechs Monate altes Tier ist doch wesentlich zarter.

Zur Eröffnung gibt’s ein Lichtspektakel der Superlative, besonders schön ist das schwarze Licht mit Jadeglimmer. Walx bedient den Stick und ist in seinem Element.
Bryyogh hält eine launige Rede, schlägt einen großen Bogen von 16G34 zum eigenen Planeten und sinniert über universelle Gerechtigkeit, weil immerwährender Mangel endlich beseitigt wird durch das Abernten der neuen, paradiesischen Kolonie. „Um Ihnen, werte Anwesende, einen Überblick zu ermöglichen, erlauben wir uns, Ihnen Kostproben aus unserem Sortiment zu servieren.“
Ein Schwirren setzt ein, kleine Tabletts bringen die Köstlichkeiten zu den Gästen. Walx hat die Licht-Show beendet, jetzt informiert er über die Energiebilanz der neuen Nahrung. „Auf 16G34 gibt es unglaublich viele Arten. Zwar sind die geschmacklichen Unterschiede gering, doch für die Gourmets unter Ihnen vielleicht hochinteressant. Doch lassen Sie uns zuerst das Standard-Programm probieren. Hier haben wir Schwarz, Braun, Weiß und Gelb, klassifiziert nach Fettgehalt als Low, Medium und High Energy Supplier.“
Die Happen sind klein, man dippt und nascht, stippt und diskutiert mit ausgefahrenen Augen und erregt fuchtelnden Tentakeln.
„Oh, ich sehe, Sie greifen beherzt zu, das freut mich und ich darf annehmen, dass es konveniert.“ Weil Bryyogh bei den letzten Worten die Stimme senkt, meinen die Geladenen, die Vorstellung sei damit vorüber.
Unruhe kommt auf, man grapscht sich noch ein paar Skin-Chips und Augen in Aspik für unterwegs, doch er hat die Situation schnell im Griff.
„Halt, halt, meine Lieben, nicht so schnell! Ich hoffe, Sie können noch ein paar Augenblicke erübrigen, damit ich Ihnen zum Abschluss ein paar Delikatessen vorstellen kann.“
Wieder surrt es ganz leise, wunderbare Häppchen streben zu ihrem Ziel und Bryyogh fährt fort: „Hier zum Beispiel Polarmensch. Dichtes Fleisch, kompakte Fettschicht. High Energy – allerdings stark limitiert.
Der nächste Flyer bringt Ihnen Polynesier. Weiches, fettes Fleisch, bedingt durch begrenzte Bewegungsmöglichkeiten auf den winzigen Inseln – aber ein Genuss mit geriebener Manganknolle und Graphitcrème.“
Nach dem offiziellen Teil finden sich Walx und Bryyogh mit der Hautevolee zur Abschiedsrunde ein. Nach all den Kostproben ist niemand mehr wirklich hungrig, doch das Highlight des Abends steht noch an: Es ist ein Schachbrett aus den unterschiedlichen Arten; es hat nicht nur Unterhaltungswert, weil man diskutieren kann, welches Fleisch man gerade am Saugnapf hat, sondern es toppt die vorausgegangenen Kostproben durch ausschließliche Verwendung zartesten Fleisches von sehr jungen Menschen, nicht älter als ein Jahr.


Mc Dull bestellt sein ‚Grand Dessert’. Erhardt begnügt sich mit einem Sorbet. Der Ober verteilt den Rest in der Karaffe auf ihre Gläser. Sie stoßen nochmals an, Erhardt sagt: „Auf der richtigen Seite des Planeten zu leben ist gar nicht so schlecht.“
Mc Dull antwortet mit einem zufriedenen Grunzer und fügt hinzu: „Aber unsere Seite ist jetzt so gefährlich wie die ärmere. Gestern in Barcelona! Ich kann’s einfach nicht glauben, dass so mir nichts dir nichts Leute verschwinden. Das ist doch Bullshit.“
„Und wo sollen sie hin sein?“, grübelt Erhardt. "Oder glaubst du an dieses Ufo-Gesülze? Ist doch lächerlich, Ufos mit Riesenrüsseln!“
Das Sorbet kommt schlicht, aber stilvoll in einem Silberschälchen daher, von Shisoblättern umkränzt. Mc Dulls Bestellung hat künstlerischen Anspruch: Auf gleißendem Porzellan vermählen sich Formen und Farben, über allem strebt steil und erhaben ein Segel aus karamellisiertem Mandelstaub dem Himmel entgegen und lässt den Gast die Luft anhalten. Grandios, einfach grandios! Zu schön, um ... – für einen Augenblick erlöschen alle Lampen, ein störendes Geräusch kommt auf. Es wird stärker, das Segel wippt. Dann fliegt es davon.
Die Kleidung der beiden beginnt zu flattern, auch die Tischdecke. Es dröhnt grauenhaft, wie tausend Turbinen, wird zu einem infernalischen Brüllen. Ein mächtiger Sog entsteht. Erhardts üppiges Haar steht schräg nach oben, dann verlässt er seinen Stuhl. Mc Dull ist schwerer und sitzt noch, plötzlich schwebt auch er. Sein Griff nach Erhardt geht ins Leere. Dem flattern Geldscheine und Papiere aus der Jacke, er rudert hilflos mit den Armen. Panisch schreiend segelt er über die Tische, kollidiert und verhakelt sich mit anderen Fliegenden.
Mc Dull versucht, sich an Kronleuchter zu klammern, an eine Säule. Die unheimliche Kraft reißt an ihm, er verliert den Halt. Möbel krachen ineinander, Schreie gellen, Glas splittert. Der Sog wird immer stärker, Röhren, Tosen, Apokalypse. Mc Dull wirbelt davon und überschlägt sich mehrere Male in der Luft, die Schokomousse holt ihn ein und klatscht ihm samt Mintfüllung ins Gesicht. Er sieht nichts mehr, fuchtelt und strampelt, verliert die Schuhe und verschwindet im Tumult.

 

@josefelipe
Hallo nochmal! Ich denke, die Ànderung hast Du gut hingekriegt. Obwohl ich nicht gut einschätzen kann, wie es auf einen Neuleser wirkt. Den Punkt mit den Rassen hätte ich fast auch noch erwähnt. Es gibt eben Wörter, die sind ideologisch geprägt, egal mit welcher Intention sie benutzt werden. Da kommt man kaum daran vorbei, sich selbst zu zensieren, will man keinen falschen Eindruck erwecken.
Ich wollte eigentlich nur sagen, dass mir die neue Version gut gefàllt. Ich mag solche Geschichten, die Satire in SF kleiden. Mein großer Favorit auf dem Gebiet war u. a. Robert Sheckley. Feine, böse SF Short Stories. Er hatte auch das eigene Genre gern auf die Schippe genommen.

Also, überzeugte Veganer essen doch keine Insekten! Ich habe sogar ernst gemeinte Diskussionen über Pilzverzehr gehört. Diese werden ja weder zum Reich der Pflanzen noch zu dem der Tiere gezählt. Ich bin zwar vegetarisch aber das fand ich wirklich absurd.

 

Hola @Raindog,
bin sehr froh, von Dir zu hören – dachte ich doch, ich hätt’s bei Dir verschissen: Erst meine schwachsinnige Bemerkung zu Sepia (der Koch hatte Tintenfisch im Sinn, ja, und dessen Tinte wohl auch, aber keine Brücke zu alten Fotos – das fiel ihm erst in der letzten Minute ein) – und auch der ausbleibende Komm zu Deiner Maskenball-Geschichte.

Die hatte ich wohl gelesen, doch wär’ ich im Leben nicht drauf gekommen, dass die von Dir ist. Bei der Demaskierung dachte ich grimmig: Yes, Raindog, aha. Muss ich die mit dem neuen Wissen jetzt deswegen besser finden oder was, eh? Wenn ich recht erinnere, entstand dann doch ein Hype, Du hattest einiges verändert, es wurden noch mehr Komms – da war meiner nicht mehr nötig, dachte ich. Jetzt aber zur Sache:

... das ist eine schöne, kulinarische Geschichte, die einem das Wasser im Mund zus gefrieren lässt.
Mein Tipp: Beim Lesen Schokolade und Eierlikör in den Mund nehmen. Köstlich!
... ausschließliche Verwendung zartesten Fleisches von sehr jungen Menschen, nicht älter als ein Jahr.
Ja, du machst das schon gut. No more Kalbsgeschnetzeltes
Why not? Es gibt ja Kälber, die tollen auf der grünen Wies’n, zumindest im Fernsehen. Ich hab aber auch schon Einzelzellen für diese armen Kreaturen gesehen, da brach mir erst das Herz und dann bin ich (fast) handgreiflich geworden. Da soll einer nicht Bauer sein, wenn er mit dieser Methode Geld machen will. Hob i gsogt.

Wenn ich mir was wünschen könnte, wäre es noch mehr Spannung. Du könntest mMn ganz einfach schon welche erzeugen, wenn du in den Szenen mit Erhardt und McDull jeweils einen kleinen Störfaktor, eine Unruhe einbauen würdest, einen Hinweis auf den Sturm, der am Ende folgt. Erst einen kleinen Lufthauch, der kurz wahrgenommen wird, später als unangenehm empfunden wird, ...

Ich geb’s zu: Ich hatte beim Schreiben den Tunnelblick, total auf’s Finale gerichtet. Will mich jetzt nicht rausreden, aber sehr oft las ich in Komms, ah, das habe man schon kommen sehen etc – da dachte ich, wie schon manchmal in meiner beispielhaften Karriere als Autor: Lass es zum Ende richtig krachen (Du sagst ‚José-Ende’). Nu scha (Nun ja).

Was schon vorgeschlagen wurde, was ich auch gut fände: Wenn du die Protagonisten, sowohl die Erdlinge als auch die Aliens, etwas unterschiedlicher angelegen würdest, dass sie sich noch besser unterscheiden.

Ja, und ich habe diese Vorschläge ignoriert / abgebügelt. In meiner Antwort auf den Komm von Carlo Zwei hab ich mich erklärt, aber auch zugefügt, dass ich selbstverständlich auch einiges, sogar alles ganz anders hätte machen können – aber nicht werde:). Ich bleibe bei meinem Bauernspiel: Erhardt / Mc Dull gegen Walx / Bryyogh.

Dass ich mehr aus dem Thema hätte machen können, ist mir natürlich bei all der Diskutiererei klar geworden. Bisschen schlimm, dass ich, wie ich jetzt meine, mein Hauptanliegen nicht zufriedenstellend an den Mann (meinethalben auch an die Frau:D) gebracht habe.

Die Szene, wo alles gnadenlos aufgesaugt wird, sollte ihre Parallele in einem Stall haben, wenn der Abtransporter vorfährt. Wie diese Übermacht über die Kreatur herfällt, diese Endlos-Katastrophe, die wie Krieg auf’s Leben scheißt.

Jetzt hab ich mich so in Rage geredetgeschrieben, dass ich noch mal mit mir beratschlagen muss, ob ich’s neuschreibe, verdammt noch mal.

Das ließe sich doch alles besser machen – literarisch und agrartechnisch, verdammt noch mal.

"die beiden" wurden einige Sätze zuvor das letzte Mal erwähnt, daher ist der Bezug etwas unstimmig. Vllt. die beiden Freunde?
Ist repariert.

Liebe Raindog, Du bist ein großes Talent, hast eine einmaligeseltene Gabe, die richtigen Register zu ziehen; Deine Geschichten und Kommentare sind von mir hochgeschätzt.

Sehr bedankt auch dieses Mal.

Vorweihnachtliche Grüße (war heute im Supermarkt:xxlmad:) und alles Gute!

José

Hola @Kellerkind, vielen Dank für Deine Einschätzung des auf Deine Intervention hin geänderten Textes.

Beim Veganer-Problem allerdings tut sich für mich eine ganz neue Welt auf, mit ihren spezifischen Problemen:

Kellerkind: schrieb:
Also, überzeugte Veganer essen doch keine Insekten! Ich habe sogar ernst gemeinte Diskussionen über Pilzverzehr gehört. Diese werden ja weder zum Reich der Pflanzen noch zu dem der Tiere gezählt. Ich bin zwar vegetarisch aber das fand ich wirklich absurd.

Absurd? Ich weiß nicht. Wir hatten im Oktober herrliche Steinpilze, ein paar davon hatten eine Made, die man sehen und rausschneiden konnte, aber was wäre mit den Maden, die man übersieht? Im Pilz.

 
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Hey josefelipe

Ein wichtiger Gedanke, hübsch verpackt. Hat mir gefallen. Bei zwei Stellen bin ich ins Stocken geraten:

Na, ‚Beyond Meat’ bestimmt nicht.“
„Na ja“, sagt Mc Dull, „eben kein Fleisch, sondern pflanzlich. Soll aber Fleisch sehr ähnlich sein.“
„Stimmt, die haben’s ja mehr mit dem Vegetarischen als unsereiner.
Ich fand das zu aufgesetzt und zu unvermittelt. Auch erklärend, bevor es etwas zu erklären gibt. Als wolltest du den Leser fürs Thema warm machen. Ich finde das nicht nötig, das Thema kapiert man ja schnell. Ich fände es konsequenter und plausibler, wenn du sie nur darüber sprechen lässt, welches Fleisch sie essen, und nicht, ob überhaupt.

Das zweite Mal ins Stocken geraten bin ich am Ende. Veilleicht bin ich ja zu praktisch veranlagt, aber wäre ich einer dieser Ausserirdischen, dann würde ich mir die Leute aus dem Fussballstadion oder von der Strasse saugen. Ich hätte es plausibler gefunden, wenn die draussen gesessen wären. Aber was heisst schon plausibel bei diesem Szenario? :D

Ich hatte unlängst schlaflose Nächte, als ich erfuhr, dass sich Veganer in die Haare bekamen, weil sie sich nicht einigen konnten, ob für sie der Genuss von gerösteten Maden, Heuschrecken – Insekten halt – statthaft ist oder tabu
Na ja, so einfach ist die Sache halt nicht. Es kommt darauf an, aus welchen Gründen man was tut. Für Pathozentristen geht es in erster Linie darum, Handlungen zu vermeiden, die Leid und Schmerzen verursachen. Für einen Pathozentristen ist es schlimmer, Milch zu konsumieren als ein Stück Wild zu essen. Und weil Insekten entweder keine Schmerzempfindungen haben, oder aber die Zucht von Insekten keine zusätzlichen Schmerzen verursacht, ist der Konsum von Insekten moralisch unbedenklich. Veganer sollte man sich dann aber schon nicht nennen.
Auf der anderen Seite gibt es die Position, dass Tiere einen inhärenten Wert besitzen, der durch die Tatsache begründet ist, dass sie (im Unterschied zu Pflanzen und Pilzen) Subjekt eines Lebens sind. Tom Regan hat diese Position bekannt gemacht. Da verzichtet man generell auf das Töten oder Ausbeuten von Tieren.

Was mir schlaflose Nächte bereitet, ist das seltsame Bestreben, Veganer in die irrationale Ecke schieben zu wollen, falls man sich nicht einfach gedankenlos lustig über sie macht. Mag sein, dass es da auch esoterische Exemplare gibt, aber alle Veganer, die ich kenne, sind intelligente, bestens informierte Menschen, die sich halt nicht bloss ein paar spielerische Gedanken über unseren Umgang mit der Natur machen, sondern auch entsprechend handeln.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hola @Peeperkorn,

mir kommt’s vor, als ob nicht mein Text, sondern meine ‚unbotmäßige’ Bemerkung gegenüber der vegetarischen und veganen Idee Dich zu dieser Zuschrift angestachelt hat.

Ich liebe Harmonie und Eintracht, doch in einigen Punkten muss ich Dir (pardon, ich kann nicht anders) widersprechen.

... Was nimmst du denn heute?“
„Na, ‚Beyond Meat’ bestimmt nicht.“
„Davon hab ich schon gehört, hab aber keine Ahnung, was das genau sein soll.“

„Na ja“, sagt Mc Dull, „eben kein Fleisch, sondern pflanzlich. Soll aber Fleisch sehr ähnlich sein.“

„Interessant. Die jungen Leute reden oft davon.“

„Stimmt, die haben’s ja mehr mit dem Vegetarischen als unsereiner.


Peeperkorn: schrieb:
Ich fand das zu aufgesetzt und zu unvermittelt.

Selbst schuld. Du hast eine Stimme beim Zitieren unterschlagen, dann allerdings wirkt es so, wie Du behauptest.
Der Geschmeidigkeit wegen hab ich die fehlende zweite Stimme eingefügt und Deine Zitate fett gemacht. Dann liest es sich gleich viel besser :cool:.

Mit Deiner zweiten Feststellung

Peeperkorn: schrieb:
Auch erklärend, bevor es etwas zu erklären gibt.

Ich weiß nicht, warum Du das behauptest, denn es gibt sehr wohl etwas zu erklären, beispielsweise haben viele Leser noch nie von ‚Beyond Meat’ gehört. Da ich diese Erfindung aber für ganz toll halte, mach ich gerne ein bisschen Reklame dafür. In sehr vielen US-Steakhäusern werden z.Zt. beinahe so viele BM-Hamburger verkauft wie traditionelle – das fleischlose ‚Fleisch’ hat Wahnsinns-Zuwachsraten. Und deshalb finde ich Deinen dritten Satz unsinnig:

Peeperkorn: schrieb:
Ich finde das nicht nötig, ...

Im Gegenteil – es ist nötig!

Peeperkorn: schrieb:
... das Thema kapiert man ja schnell.

Leider nur, wenn einen jemand mit der Nase drauf stößt – und das ist mein Job.

Peeperkorn: schrieb:
Ich fände es konsequenter und plausibler, wenn du sie nur darüber sprechen lässt, welches Fleisch sie essen, und nicht, ob überhaupt.

Einspruch. Welches Fleisch spielt doch überhaupt keine Rolle, das interessiert auch keinen Leser, mich übrigens auch nicht. Mir geht es darum, zwei Erdenbürger darzustellen aus unserem Kulturkreis, mit ihren ‚Normalitäten’ (weil die dringend überdacht werden müssen). Und dass BM selbst diese zwei schon – zumindest als Information – erreicht hat. Bei einem Grillfest werden sie’s dann probieren, wetten? Und staunen (ohne Wette).

Peeperkorn: schrieb:
Das zweite Mal ins Stocken geraten bin ich am Ende. Veilleicht bin ich ja zu praktisch veranlagt, ...

Ja, das wird es sein. Ich kann diesen Einwand eh nicht ernst nehmen. Wenn wir jeden Text abklopfen, ob das warme Wasser aus dem linken oder aus dem rechten Hahn kam, dann gute Nacht, Marie. Doch jetzt kommst Du zur Sache:

Für Pathozentristen geht es in erster Linie darum, Handlungen zu vermeiden, die Leid und Schmerzen verursachen. Für einen Pathozentristen ist es schlimmer, Milch zu konsumieren als ein Stück Wild zu essen. Und weil Insekten entweder keine Schmerzempfindungen haben, oder aber die Zucht von Insekten keine zusätzlichen Schmerzen verursacht, ist der Konsum von Insekten moralisch unbedenklich ...

Pathozentristen? Willst Du mich auf den Arm nehmen? Warum schreibst Du mir das? In meinem Text geht es um die Brutalität des Sattwerdens.

Peeperkorn: schrieb:
... das seltsame Bestreben, Veganer in die irrationale Ecke schieben zu wollen, falls man sich nicht einfach gedankenlos lustig über sie macht.

Nein, ich lache nicht. Und wenn, dann nur über diejenigen, die ihrem schwachen Profil durch ihr Veganer-Sein noch einige Konturen zufügen möchten – aber manchmal weine ich, wenn vegane Eltern ihr Kind vegan ernähren, aber kein Geld für dringend benötigte Nahrungsergänzungsmittel haben, oder noch nicht einmal das Wissen über diese Zusammenhänge. Diese armen Würstchen haben keine Chance, sich normal entwickeln zu können.

Peeperkorn schrieb:
... alle Veganer, die ich kenne, sind intelligente, bestens informierte Menschen, die sich halt nicht bloss ein paar spielerische Gedanken über unseren Umgang mit der Natur machen, sondern auch entsprechend handeln.

Sie sind die besseren Menschen, ganz einfach.

Sehr intelligent, bestens informiert – das beeindruckt. Ich habe aber den Eindruck, Du fühlst Dich auf den Schlips getreten, obwohl ich nicht vorhatte, über Veganer zu lästern. Doch warum sonst hältst Du diesen bierernsten Vortrag?

Mir fällt der Begriff „Dünnhäutigkeit“ ein. Für mich ist jede Gruppierung nicht koscher, die bei der ersten unwillkommenen Bemerkung, noch im Vorfeld der Kritik, zu ihren Totschlagfloskeln greift. Und es versuche keiner, über sie ein Witzelchen zu machen! Die sind schneller beleidigt als andere Leute.

Ich verabschiede mich todernst.
José
PS:

Peeperkorn: schrieb:
Tom Regan hat diese Position bekannt gemacht.
Ach? Aber freut mich, dass Du ihn kennst.

 

Ach? Aber freut mich, dass Du ihn kennst.

Lol. Ich wusste, dass dieser Hinweis dich triggern wird. Tja, wenn Belehrung auf Eitelkeit trifft...

Tschüss für immer.

Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @josefelipe und lieber @Peeperkorn ,

erstmal, José, sollte dir aufgefallen sein, dass Peeperkorn deine Geschichte gewürdigt hat (das sie ihm gefällt, hat er geschrieben). Ich kenne hier im Forum niemanden, der seine hoch professionelle Kritik so verträglich verpackt. Das ist Geschmacksfrage und heißt nicht, dass die weniger zurückhaltenden Kritiker nicht ebenso wertvolle Kritiken schreiben.

Seine erste Anmerkung teile ich, das war mir auch aufgefallen. Ich fand es okay, wie es in deinem Text stand - nochmal über die Stelle rüberzuschauen schadet aber sicher nicht.
Vielleicht hat dich das „aufgesetzt“ geärgert. Das klingt negativ, wenn es eine Person bezeichnet - in diesem Fall geht es nur darum, dass hier zu viele erklärende Informationen (dr)aufgesetzt sind.

Der Streitpunkt, Peeperkorn hat etwas ausgeholt und erklärt, dass es ihm auf die Nerven geht, wenn über Vegs hergezogen wird, als gäbe es keine anderen Probleme und als wäre das bloßes Lifestyle-Getue - anstatt das mal zu würdigen. Ich sehe das nicht wirklich im Zusammenhang mit dir und deinem Text, José. Du hast das offensichtlich als Angriff gewertet, ich glaube, Peeperkorn hat einfach etwas ausgeholt. Er hat dabei deinen Wortlaut wiederholt. So unbestimmt und eigentlich höchst verträglich, wie du, José, über deine schlaflosen Nächte geschrieben hast - so hat Peeperkorn das erwidert. Vielleicht wäre es auch ohne die rhetorische Wiederholung rübergekommen ;) , Peeperkorn.

Ich habe Peeperkorns kulturgeschichtliche Anmerkungen und Querverweise immer mit großer Aufmerksamkeit und großem Genuss gelesen. Das ist doch super wertvoll. Peeperkorn hat hier den Diskurs zum Thema auf kluge Weise aufgemacht und sogar einschlägige Experten zum Vertiefen genannt. Ich verstehe zu einhundert Prozent, dass man das als Belehrung verstehen kann; da kommt jemand und erklärt einem, dass er im Gunde viel besser über das Thema Bescheid weiß als man selbst - ich verstehe auch, dass sich das wie eine Herablassung anfühlen kann. Peeperkorn ist aber studierter Philosoph und ich weiß, dass er sich selbst riesig über etwaige kulturwissenschaftliche Referenzen zu seinen Texten freut, selbst wenn sie vom Thema wegführen. Das ist eben auch sein Ding.

Warum, José, schreibst du Peeperkorn so bitter zurück? Und warum schreibst du, Peeperkorn, gleich so etwas Heftiges wie „Tschüss für immer“? Ich war richtig geschockt, als ich das gelesen hab.

Gruß
Carlo

 

Hola @Carlo Zwei,

ich schreib Dir heute Abend eine PN, wenn’s Dir recht ist.

Wenn nicht, dann lass mich das wissen.

Unser harmloses Geplänkel ist mehr off-topic als Textarbeit – deswegen.

Carlo Zwei: schrieb:
Ich war richtig geschockt, als ich das gelesen hab.

Ich hoffe, Du hast Dich schon wieder etwas erholt.

Bis (eventuell) später.

José

 

Ich hatte die Geschichte nicht als Satire verstanden, auf deren Zielscheibe der Veganismus stünde. Vielmehr erkannte ich die Aufforderung, bedenkenlosen Fleischkonsum, wie er in der gegenwärtigen Form praktiziert wird, zu überdenken. Dies findet eher auf der empathischen als auf der philosophischen Ebene statt, wodurch der Eindruck vermieden wird, die Leser zu belehren. Gerade Fleischesser werden sich eher mit einem Text auseinandersetzen, der auf solche Art gestaltet wurde, als mit Pamphleten über moralische Verantwortung und rational begründeten Verzicht.

 

Ihr habt Nerven ....

Unser harmloses Geplänkel ist mehr off-topic als Textarbeit – deswegen.
Wenn jemand um 03:10 in der Form antwortet, mach ich mir auch Gedanken. Blöde Spielchen! Mag den ein oder anderen User amüsieren, aber wenn man Kritik ernst nimmt, finde ich es unangebracht, hier so einen Insider-Ding aufzutischen.

 

Hola@Carlo Zwei por segunda vez!

@Kellerkind hat haargenau das geschrieben, was ich Dir heute Abend geschrieben hätte, wenn auch nicht so gut formuliert wie Kellerkind es vermag.
Deutlicher geht es nicht.

Also können wir die PN abblasen. Ich hoffe aber, dass wir uns an anderer Stelle im Forum wieder begegnen.

José

 

Ich hoffe aber, dass wir uns an anderer Stelle im Forum wieder begegnen.

Ja natürlich, wieso denn auch nicht? Ich hab doch auch nicht behauptet, dass ich deinen Text so lese, sondern versucht, Peeperkorns und deinen Standpunkt zu vermitteln. Ich glaube auch nicht (kann man auch in meinem Kommentar nachlesen), dass Peeperkorn deinen Text so verstanden hat. Also Leute, jetzt lasst uns bitte nicht aneinander vorbei reden.

 

Schade, dass euer Diskurs so wegdriftete, gerade weil ich euch beide schätze. Ich finde es bei Komms, die mich ärgern, immer hilfreich, mindestens einen Tag zu warten, statt von der Palme aus zurückzublaffen. Also besser selbstverordnete Zwangsabstinenz als road to nowhere.

 

Hallo @josefelipe,

da hast Du ja ein ganz besonderes Schmankerl kredenzt, rund um das Thema "Fressen und gefressen werden".

Zwischendurch mit Humor garniert:

Und Brüste, besonders Brüste!

Ich weiß gar nicht, ob das Brustgewebe tatsächlich so schmackhaft sein könnte, aber es sind ja auch Aliens, die haben ja einen anderen Geschmackssinn.

Die Geschichte liest sich sehr flüssig, nur hier bin ich gestolpert:

Dem wehen Geldscheine und Papiere aus der Jacke, er rudert hilflos mit den Armen.

Das "wehen" bezieht sich nach meinem Sprachgefühl auf die Luft (z. B. es weht ein kühles Lüftchen oder der Wind weht Blätter auf die Straße), sodass die Geldscheine und Papiere nicht wehen können.

Zu Verbessern gibt es natürlich immer etwas. Die Pointe ist schon früh zu erahnen, was auch andere schon angemerkt haben. Es fehlt auch ein klassischer Konflikt, da könnte man die Geschichte noch ausbauen. Ich hatte mal kurz das Szenario im Kopf, dass die Aliens nur Fleisch essende Menschen ernten, da die anderen nicht schmecken und die beiden Protagonisten Vegetarier werden möchten und dies ihre letzte Fleischmahlzeit ist (quasi zu spät umgestiegen sind). Naja, das wäre wohl zu moraltriefend.

Wie auch immer, eine kurzweilige und auch zum Nachdenken anregende Geschichte.

Lieber Gruß
Geschichtenwerker

 

Hola @Geschichtenwerker,

danke bestens für Deine Zuschrift!

Und Brüste, besonders Brüste!

Ich weiß gar nicht, ob das Brustgewebe tatsächlich so schmackhaft sein könnte, aber es sind ja auch Aliens, die haben ja einen anderen Geschmackssinn.

Ach, ich denke schon, dass die Gutes zu schätzen wissen. Ich selbst kann – trotz aufwä(e)ndiger Recherche – leider nicht mitreden, hab mich bis jetzt immer mit Lutschen begnügt.

Dem wehen Geldscheine und Papiere aus der Jacke, er rudert hilflos mit den Armen.

Das "wehen" bezieht sich nach meinem Sprachgefühl auf die Luft (z. B. es weht ein kühles Lüftchen oder der Wind weht Blätter auf die Straße), sodass die Geldscheine und Papiere nicht wehen können.

Da geh ich mit! Jetzt flattern sie ...

Geschichtenwerker: schrieb:
Ich hatte mal kurz das Szenario im Kopf, dass die Aliens nur Fleisch essende Menschen ernten, da die anderen nicht schmecken und die beiden Protagonisten Vegetarier werden möchten und dies ihre letzte Fleischmahlzeit ist (quasi zu spät umgestiegen sind). Naja, das wäre wohl zu moraltriefend.

Tolle Idee, ehrlich! Und moraltriefend keineswegs, mMn. Allerdings scheint es mir dann sinnvoller, eine gänzlich neue Geschichte zu schreiben, sonst wär’s wie mit dem guten Anzug, der zweimal in der Änderungsschneiderei war und immer noch nicht passt :hmm: .

Lieber Geschichtenwerker, es hat mich gefreut – beste Grüße!
José


Hola @linktofink,

linktofink: schrieb:
Ich finde es bei Komms, die mich ärgern, immer hilfreich, mindestens einen Tag zu warten, statt von der Palme aus zurückzublaffen.

Da bin ich ganz Deiner Meinung. Das Problem war nur – ich hatte diese Zeit nicht:xxlmad:.

Jetzt geht’s weiter, volle Kraft voraus, hinein in die Challenge. Sollte ich's zeitlich nicht schaffen, machen ich 'ne Weihnachtsgeschichte draus. Auch Dir viel Spaß beim Schreiben!

José

 

lieber @josefelipe ,
Ich war so lange nicht mehr hier, und dann kommst du mit so einer Geschichte über mich.
Hach, ich bin ein schlechter Mensch. Ich liebe so etwas, wenn es schmatzt und glibbt und es uns an den Kragen geht.
Ein bisschen Kleinkram noch.
In Zeile zwei wird „geschnüffelt“. Ich hätte wohl „geschnuppert“ geschrieben. Aber dann dachte ich…der Josefelipe wird es wissen.
Was mich gestört hat, waren die Polynesier. Das wurde schon angemerkt. Die Tentakler kennen unsere Landesbezeichnungen nicht. Da bin ich gestolpert. Polarmensch ist gut. Pol ist Pol. Für die wie für uns. Äquatoriale hätte auch gepasst. Die Saftigen aus den Dschungeln und die Trockenen aus Stein- oder Sandwüsten. Hmmm…das klingt nach mürbem Fleisch.
Überhaupt…die Verbindung von Lebensumständen zur Fleischbeschaffenheit…wunderbar. Da hätte es mehr davon geben können.
Was ich nicht so mag und was es auch nicht braucht, sind die unterschiedlichen Schriftarten. Ich hab’s gern, wenn ich ab und zu ein paar Zeilen brauche, um mich rückwirkend zurechtzufinden. Aber das ist Geschmackssache.
Ein wenig bin ich auch bei Kellerkind.
Ich wusste es lange vorher. Und es schmeckt etwas zu sehr nach verdienter Strafe. Aber wie hier eine Überraschung finden? Hab ich auch grad nicht im Ärmel.
Vielleicht hätte es den Ober erwischen können, den Sommelier, als er grad einschenken will, den wertvollen Wein verschüttet, was für Entrüstung sorgt. Und/oder das quenglige Kind von Nachbartisch. Und die beiden hätten unbeirrt weitergespeist, weil es ja wirklich nichts Wichtigeres auf unserer Welt geben kann, als den Genuss.
Alles in allem……ein feiner Text, den ich noch im Mund zergehen lassen werde, wenn ich jetzt schnell noch zum Metzger gehe, bevor er zu macht.

wander

 

Hola @wander!

wander: schrieb:
Hach, ich bin ein schlechter Mensch. Ich liebe so etwas, wenn es schmatzt und glibbt und es uns an den Kragen geht.

Oft hab ich beim Schreiben an Dich gedacht :D .

In Zeile zwei wird „geschnüffelt“. Ich hätte wohl „geschnuppert“ geschrieben. Aber dann dachte ich…der Josefelipe wird es wissen.

Der wander hat ein bisschen mehr Recht, jetzt heißt es:

Erhardt beugt sich vor und schnuppert genießerisch, hebt das Glas gegen das Licht, ...

Was mich gestört hat, waren die Polynesier.
Verstehe ich. Ich würde zwar nicht ausschließen, dass die Tentakler (Kompliment, wander!) beinahe alles über die Erdlinge einschließlich deren Geografie wissen, aber Genaues weiß man eben nicht. Ich wollte den Winz-Joke gern unterbringen.

Äquatoriale hätte auch gepasst. Die Saftigen aus den Dschungeln und die Trockenen aus Stein- oder Sandwüsten.

Pralle Ideen! Wobei die Wüstenbewohner wohl keine Chance hätten, zwischen tentaklerische Saugnäpfe zu geraten. Auch wäre es eine schwierige Ernte bei der dünnen Besiedlung.

Überhaupt…die Verbindung von Lebensumständen zur Fleischbeschaffenheit…wunderbar. Da hätte es mehr davon geben können.

Hehe, davon gab’s mehr, ich hatte aber Angst, in die Redundanz-Falle zu geraten.

Was ich nicht so mag und was es auch nicht braucht, sind die unterschiedlichen Schriftarten.
Tjo, is wie ’n Rollator für die Augen. Recht haste.

Ein wenig bin ich auch bei Kellerkind.
Ich wusste es lange vorher.
Schade, hab’s nicht besser hingekriegt.

Und es schmeckt etwas zu sehr nach verdienter Strafe.

Das hingegen hab ich auf gar keinen Fall beabsichtigt – mir ging’s eher um etwas, das man als ‚höhere Macht’ empfindet, weil sich unsere Schlachttiere vielleicht hilflos und ausgeliefert fühlen in den letzten Stunden ihres Lebens; und in dieses Ohnmachtsgefühl sollten sich leidenschaftliche Fleischesser hineinversetzen.

Vielleicht hätte es den Ober erwischen können, den Sommelier, als er grad einschenken will, den wertvollen Wein verschüttet, was für Entrüstung sorgt. Und/oder das quenglige Kind von Nachbartisch. Und die beiden hätten unbeirrt weitergespeist, weil es ja wirklich nichts Wichtigeres auf unserer Welt geben kann, als den Genuss.

Bevor ich es sage:
wander: schrieb:
Hach, ich bin ein schlechter Mensch.
Ich kann nur sagen: Bess’re Er sich!

Alles in allem……ein feiner Text, den ich noch im Mund zergehen lassen werde, wenn ich jetzt schnell noch zum Metzger gehe, bevor er zu macht.

Ich hoffe sehr, dass Du noch vor Ladenschluss hineingeschlupft bist. Ich träume immer von Zungenwurst:shy:.

Lieber wander, besten Dank für diesen Komm; Deine Vorschläge haben so einen gewissen british touch – das kann aber auch von Weltläufigkeit kommen.

Habe die Ehre, bis dann!
José

 

Leute!

Ich hatte die Geschichte nicht als Satire verstanden, auf deren Zielscheibe der Veganismus stünde.
Ich auch nicht. Wer denkt denn so was? Ich habe die Geschichte grundsätzlich gelobt und finde sie gut.
Mein kritischer Kommentar bezog sich lediglich auf eine Zwischenbemerkung in einem Kommentar.
Ich bin weder Veganer noch beleidigt.
Mich irritiert bloss, dass mir zum wiederholten Mal ans Bein gepisst wird, weil ich in einem Kommentar ein Fremdwort verwendet habe oder auf eine Quelle verweise. In einem Literaturforum, meine Güte!
Ich schreibe meine Beiträge, wann immer ich Lust habe.
Ich hoffe, die Lust kommt wieder.

Peeperkorn

 

Lieber José,

da komme ich wohl in den Genuss des späten Lesens, wo die meiste Arbeit schon getan ist. Sprachlich finde ich den Text sehr überzeugend. Trotz "Fremdsprache" bleibt die Aufmerksamkeit erhalten, auch dank des Szenen- und Perspektivenwechsels. Letzterer mag die Pointe vorwegnehmen, macht sie für mich aber nicht zwingend erforderlich. Da bedarf es keines Krachers mehr am Ende.

Ob es als Satire gemeint ist, können die Lesenden ohne die Kommentare hier nicht wissen. Also muss der Text für sich wirken. Auf mich wirkt er wie ein Spiegel. Und wie Spiegel nun einmal sind, entfalten sie keine Wirkung, die nicht schon in den Betrachtenden steckt. Ein Umstand, mit dem wir wohl alle leben müssen.

Toller Text, spannend aufgebaut, in sich stimmig, gut geschrieben, gern gelesen.

LG
Joyce

 

Hola @joycec,

Du machst mich erröten:

Toller Text, spannend aufgebaut, in sich stimmig, gut geschrieben, gern gelesen.

Ein Mega-Lob – und selbst, wenn nur ein Teil davon stimmen würde, wär’s Balsam fürs Gemüt. Vielen Dank, da freue ich mich sehr.

... Szenen- und Perspektivenwechsels. Letzterer mag die Pointe vorwegnehmen, ...
Ja, das ist die schwache Stelle, leider.

... nicht zwingend erforderlich. Da bedarf es keines Krachers mehr am Ende.
Statt des Krachers kam der Sauger ...

Also muss der Text für sich wirken. Auf mich wirkt er wie ein Spiegel.
Das ist gut, so hatte ich mir das vorgestellt.

Dass ich mich über Deinen hochgereckten Daumen sehr freue, hat damit zu tun, dass ich etwas von Deinen Texten in WordPress gelesen habe und beeindruckt bin. Du kannst es!

Die leider schwache Resonanz auf Deinen ersten Text hier finde ich betrüblich; vielleicht kannst Du aus Deinen Vorräten oder neuerer Produktion noch etwas ‚nachschieben’, denn Dein Stil muss ankommen! Die Aufmerksamkeit vieler Mitglieder ist zur Zeit durch die Challenge (weiß nicht, wieso wir Sprachfreunde so etwas sagen:hmm:) gebunden, sehr viele schreiben selbst etwas und/oder kommentieren die Texte der anderen. Oder bist Du auch schon im Kofferfieber;)?

Danke nochmals und beste Grüße!
José


Hola @Peeperkorn,

Peeperkorn schrieb:
Ich hoffe, die Lust kommt wieder.

Aber sicher kommt die wieder, wetten? Deine Zeilen sagen mir, dass sich da schon etwas zu rühren beginnt. Vielleicht machen wir aus ‚für immer’ ein zartes ‚bis schätzungsweise zu Weihnachten’, denn das Fest der Liebe wird uns alle ummanteln!

Diesbezügliche und hoffnungsvolle Grüße, mein Lieber!
José

 

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