Was ist neu

Delikatessen

Monster-WG
Seniors
Beitritt
10.09.2014
Beiträge
1.782
Zuletzt bearbeitet:
Anmerkungen zum Text

Alles, was in der Welt von Walx und Bryyogh stattfindet, ist wissenschaftlich nicht abgesichert.

Morucha: Die englische Information über dieses Fleisch entstammt der Speisekarte des Zürcher Restaurants ‚Smith and the Luma’ und ist Auslöser dieses Textes. Viel Spaß!

Delikatessen

Der Ober umfasst die Karaffe mit der Serviette und schenkt einen Probeschluck ein. Côte Rôtie, 2015. Erhardt beugt sich vor und schnuppert genießerisch, hebt das Glas gegen das Licht, strahlt wie der Wein und sagt: „Schau dir das an! Himbeere, Aubergine, Rubin – eine Farbe aus dem Paradies. Und der Duft!“
Auch Mc Dull ist vom Farbspiel gefesselt – er liebt Weine, deren Rot mit Lila und Violett changiert. Dann nippt er und hält einen Augenblick inne. „Gutes Zeug“, sagt er anerkennend und nimmt einen größeren Schluck.
„Oh ja, wirklich großartig. Wenn die Küche auch so ist ... Was nimmst du denn heute?“
„Na, ‚Beyond Meat’ bestimmt nicht.“
„Davon hab ich schon gehört, hab aber keine Ahnung, was das genau sein soll.“
„Na ja“, sagt Mc Dull, „eben kein Fleisch, sondern pflanzlich. Soll aber Fleisch sehr ähnlich sein.“
„Interessant. Die jungen Leute reden oft davon.“
„Stimmt, die haben’s ja mehr mit dem Vegetarischen als unsereiner. Jedenfalls ist mir heute nach richtigem Fleisch.“
„Kobe?“
„Eher nicht, das gibt’s nur zum Geburtstag. Aber Morucha vielleicht?“
„Kenn ich nicht. Black Angus kenn’ ich, Wagyu natürlich, aber das ...“
„Morucha. Hör mal, was hier steht: ‚From Birth to Slaughter: They get 12 months and while they grow they live 5 – 6 months with the mother ... Klingt doch gut, oder?”
„Good and tender, yes Sir.“
“Na, ich probier’s. Schön medium rare. Ich nehm die größere Variante, da spar ich die Beilagen.“
„Jetzt sag nicht ‚Fleisch ist mein Gemüse’, das ist ’n alter Hut.“
„Ist aber so“, beharrt Mc Dull. „Außerdem nehm ich noch ’n Dessert.“


„Wenn wir sauerstoffresistent wären, würde ich da landen und mir so viele Schenkel und Oberarme einverleiben, bis ich kollabiere. Und Brüste, besonders Brüste!“ Walx formt mit den Enden seiner Tentakel diese Delikatessen liebevoll nach, ploppt mit dem Schlund und zappelt vor Vergnügen.
„Vielfraß“, erwidert Bryyogh und wischt übers Auge. „War ein echter Glücksfall – das muss mit dem Wasser zusammenhängen. Alle anderen Styppohs sind trocken und du findest nur Staub und Steine, aber auf 16
G34 laufen die Leckerbissen milliardenfach herum und werden immer mehr.“
Walx schwebt um die Cerium-Nadel und zoomt die neue Kolonie heran. „Sie werden bald weniger, wenn du mich fragst. Die neuen Sauger schaffen das Mehrfache der jetzigen Serie; die ziehen ein paar Tausend von denen aus ihren Löchern“.
"Und was schließen wir daraus, mein Freund?"
"Wir werden unglaublich viel zu essen haben, würde ich sagen."
"Und was noch?"
„Zu viel ist so problematisch wie zu wenig.“ Walx merkt jedoch schon beim Sprechen, dass seine Antwort nicht ins Schwarze trifft und lässt die Tentakel sinken.
Dafür kann Bryyogh auftrumpfen: „Kann keine Probleme erkennen. All die wundervollen Mahlzeiten werden ein Riesengeschäft, mein Lieber. Das sehe ich alles vor mir. Die Ware muss transportiert und bearbeitet werden, wir brauchen neue Ports, jede Menge Personal und und und ... “
Das elektrisiert seinen Freund: „Eins zu Null für dich. Bin mit dabei!“ Seine Tentakel straffen sich. Das Auge blitzt, er schlingt einen Saugarm um die Säule, rotiert immer schneller werdend, lässt dann plötzlich los und düst sinnlos, aber voller Freude über diese neuen Aussichten durch die Sphäre.


Mc Dulls Gesicht sieht gut durchblutet aus, als er das Messer ansetzt. Er schneidet so, dass an jedem Bissen ein Teil der gebräunten Fettschicht bleibt. Etwas Fleischsaft läuft aus der Schnittstelle und sizzelt auf der heißen Eisenplatte, ein betörender Duft steigt den beiden in die Nase.
„Na, zufrieden?“, will Erhardt wissen. Undeutlich kommt die Antwort: „Wahnsinn! Fantastisch. Ich versteh die Veggies nicht. Und deins?“
Erhardt hat – wie er sagt – nicht aus Kostengründen, sondern zur Unterstützung der Hausphilosophie ‚From Nose to Tail’ Brisket bestellt, ein etwas derberes Stück aus der Ochsenbrust. Ganz glücklich ist er damit nicht. Vielleicht hätte er Kalbsfilet nehmen sollen. So ein fünf oder sechs Monate altes Tier ist doch wesentlich zarter.

Zur Eröffnung gibt’s ein Lichtspektakel der Superlative, besonders schön ist das schwarze Licht mit Jadeglimmer. Walx bedient den Stick und ist in seinem Element.
Bryyogh hält eine launige Rede, schlägt einen großen Bogen von 16G34 zum eigenen Planeten und sinniert über universelle Gerechtigkeit, weil immerwährender Mangel endlich beseitigt wird durch das Abernten der neuen, paradiesischen Kolonie. „Um Ihnen, werte Anwesende, einen Überblick zu ermöglichen, erlauben wir uns, Ihnen Kostproben aus unserem Sortiment zu servieren.“
Ein Schwirren setzt ein, kleine Tabletts bringen die Köstlichkeiten zu den Gästen. Walx hat die Licht-Show beendet, jetzt informiert er über die Energiebilanz der neuen Nahrung. „Auf 16G34 gibt es unglaublich viele Arten. Zwar sind die geschmacklichen Unterschiede gering, doch für die Gourmets unter Ihnen vielleicht hochinteressant. Doch lassen Sie uns zuerst das Standard-Programm probieren. Hier haben wir Schwarz, Braun, Weiß und Gelb, klassifiziert nach Fettgehalt als Low, Medium und High Energy Supplier.“
Die Happen sind klein, man dippt und nascht, stippt und diskutiert mit ausgefahrenen Augen und erregt fuchtelnden Tentakeln.
„Oh, ich sehe, Sie greifen beherzt zu, das freut mich und ich darf annehmen, dass es konveniert.“ Weil Bryyogh bei den letzten Worten die Stimme senkt, meinen die Geladenen, die Vorstellung sei damit vorüber.
Unruhe kommt auf, man grapscht sich noch ein paar Skin-Chips und Augen in Aspik für unterwegs, doch er hat die Situation schnell im Griff.
„Halt, halt, meine Lieben, nicht so schnell! Ich hoffe, Sie können noch ein paar Augenblicke erübrigen, damit ich Ihnen zum Abschluss ein paar Delikatessen vorstellen kann.“
Wieder surrt es ganz leise, wunderbare Häppchen streben zu ihrem Ziel und Bryyogh fährt fort: „Hier zum Beispiel Polarmensch. Dichtes Fleisch, kompakte Fettschicht. High Energy – allerdings stark limitiert.
Der nächste Flyer bringt Ihnen Polynesier. Weiches, fettes Fleisch, bedingt durch begrenzte Bewegungsmöglichkeiten auf den winzigen Inseln – aber ein Genuss mit geriebener Manganknolle und Graphitcrème.“
Nach dem offiziellen Teil finden sich Walx und Bryyogh mit der Hautevolee zur Abschiedsrunde ein. Nach all den Kostproben ist niemand mehr wirklich hungrig, doch das Highlight des Abends steht noch an: Es ist ein Schachbrett aus den unterschiedlichen Arten; es hat nicht nur Unterhaltungswert, weil man diskutieren kann, welches Fleisch man gerade am Saugnapf hat, sondern es toppt die vorausgegangenen Kostproben durch ausschließliche Verwendung zartesten Fleisches von sehr jungen Menschen, nicht älter als ein Jahr.


Mc Dull bestellt sein ‚Grand Dessert’. Erhardt begnügt sich mit einem Sorbet. Der Ober verteilt den Rest in der Karaffe auf ihre Gläser. Sie stoßen nochmals an, Erhardt sagt: „Auf der richtigen Seite des Planeten zu leben ist gar nicht so schlecht.“
Mc Dull antwortet mit einem zufriedenen Grunzer und fügt hinzu: „Aber unsere Seite ist jetzt so gefährlich wie die ärmere. Gestern in Barcelona! Ich kann’s einfach nicht glauben, dass so mir nichts dir nichts Leute verschwinden. Das ist doch Bullshit.“
„Und wo sollen sie hin sein?“, grübelt Erhardt. "Oder glaubst du an dieses Ufo-Gesülze? Ist doch lächerlich, Ufos mit Riesenrüsseln!“
Das Sorbet kommt schlicht, aber stilvoll in einem Silberschälchen daher, von Shisoblättern umkränzt. Mc Dulls Bestellung hat künstlerischen Anspruch: Auf gleißendem Porzellan vermählen sich Formen und Farben, über allem strebt steil und erhaben ein Segel aus karamellisiertem Mandelstaub dem Himmel entgegen und lässt den Gast die Luft anhalten. Grandios, einfach grandios! Zu schön, um ... – für einen Augenblick erlöschen alle Lampen, ein störendes Geräusch kommt auf. Es wird stärker, das Segel wippt. Dann fliegt es davon.
Die Kleidung der beiden beginnt zu flattern, auch die Tischdecke. Es dröhnt grauenhaft, wie tausend Turbinen, wird zu einem infernalischen Brüllen. Ein mächtiger Sog entsteht. Erhardts üppiges Haar steht schräg nach oben, dann verlässt er seinen Stuhl. Mc Dull ist schwerer und sitzt noch, plötzlich schwebt auch er. Sein Griff nach Erhardt geht ins Leere. Dem flattern Geldscheine und Papiere aus der Jacke, er rudert hilflos mit den Armen. Panisch schreiend segelt er über die Tische, kollidiert und verhakelt sich mit anderen Fliegenden.
Mc Dull versucht, sich an Kronleuchter zu klammern, an eine Säule. Die unheimliche Kraft reißt an ihm, er verliert den Halt. Möbel krachen ineinander, Schreie gellen, Glas splittert. Der Sog wird immer stärker, Röhren, Tosen, Apokalypse. Mc Dull wirbelt davon und überschlägt sich mehrere Male in der Luft, die Schokomousse holt ihn ein und klatscht ihm samt Mintfüllung ins Gesicht. Er sieht nichts mehr, fuchtelt und strampelt, verliert die Schuhe und verschwindet im Tumult.

 

Hallöö @josefelipe !

ich habe eigentlich selbstauferlegtes Wortkriegerverbot, um meinen Verpflichtungen nachkommen zu können, aber für Deine Geschichte schaue ich kurz rein.
Schöne, makabre Idee. Klassische SF-Groteske in der menschliches Verhalten durch die Außerirdischen gezerrspiegelt wird. Sprachlich trifft es wieder meinen Geschmack. Die Figuren werden ausreichend geklärt – um charakterliche Tiefe muss es hier nicht gehen.
Die Ping-Pong-Struktur der Geschichte ist zwar einerseits ganz nett, aber ein bisschen fehlt mir die Pointe, da ich ja bereist im zweiten Abschnitt erfahre, was läuft und auch schon ahne, wie es endet.
Dadurch ist der Höhepunkt irgendwie nicht richtig hoch.
Davon abgesehen hat mir, das Stück sehr gefallen.

Schönen Gruß
Kellerkind

 

Hola @Kellerkind,

besten Dank für den notwendigen Tritt:

... fehlt mir die Pointe, da ich ja bereist im zweiten Abschnitt erfahre, was läuft und auch schon ahne, wie es endet.
Dadurch ist der Höhepunkt irgendwie nicht richtig hoch.

Herrgott ja! Ich Hornochse! Hab gleich zu Beginn mein Pulver verschossen. Jetzt hab ich’s umgeschrieben, mal sehen, ob noch was zu retten ist.

... ich habe eigentlich selbstauferlegtes Wortkriegerverbot, ... ... aber für Deine Geschichte schaue ich kurz rein.

Das freut und ehrt mich. Für Deinen wertvollen Tipp danke ich Dir – ist so eine Macke von mir, „es“ eigentlich zu wissen, aber erst nach einem Tritt in den Hintern ranzugehen.

Beste Wünsche und Respekt für Deine WK-Abstinenz, ich entsinne mich der Zeiten, zu denen es wichtiger war, über Wasser zu bleiben als Geschichten zu schreiben, oder zu kommentieren :cool: .

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hollalo@josefelipe,
schön, eine Neue von dir, lass mal sehen, was du geschrieben hast:

Schau Dir das an!
Das große Du/Dir kenne ich als persönliche (wenngleich förmlich höfliche) Ansprache in Briefen, in wörtlicher Rede ist mir das neu.?

einen größeren Schluck.
„Oh ja, wirklich großartig. Wenn die Küche auch so ist ... Was nimmst du denn heute?“
Da gab es einen Unfall.
Edit: Erscheint jetzt normal formatiert. War wohl ein Darstellungsfehler?

die ziehen ein paar Tausend von denen aus den Bauten, auch aus ihren Metro-Schächten
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Metro sagen würden, vllt. eher gebohrtes Erdloch oder so was. Auch später Eskimo, Polynesier und Polarmensch. Mensch ist der Name, den wir uns als Spezies selbst gegeben haben. Ob uns Außerirdische auch so nennen würden? Da ist mir die Perspektive zu geozentrisch, da geht noch was. Vielleicht nennen sie uns schlicht Futter? Klar ist die ganze Konstruktion schon absurd, denn von ihren Glibschlauten dürften wir eigentlich nix verstehen, aber an der Stelle reden mir die ETs zu menschlich.

Doch lassen Sie uns zuerst das Standart-Programm probieren.
Standard

Unruhe kommt auf, man grapscht sich noch ein paar Skin-Chips für unterwegs
Weiß nicht, grabschen passt nicht so zu den Tentakeln ... man saugt sich ein paar Skin-Chips?

Ufos mit Riesenrüssel!“
Rüsseln.

Nichtsahnend lese ich deine Neue, schwelge in Rotwein und Steak und dann kommen die fiesen Glibbermonster und sehen uns als Fleischvorrat. Prost Mahlzeit. Das ist eine entlarvende Parallele zu unserem Umgang mit Tieren, letztlich tun wird nichts anderes.
Mir fehlt am Schluss noch ein Knaller, der das Ding abrundet. Okay, sie werden hochgesaugt, this is the end, Punkt aus. Noch ein bisschen mau. Vielleicht fliegt noch ein Grillteller mit blutigen Köstlichkeiten an ihm vorbei oder ein Stück Fleisch klatscht ihm als Ohrfeige an die Wange (symbolgeladen, hähä), da kannst du noch ein wenig aufdrehen.

Auch wenn mir der Appetit vergangen ist, gerne gelesen. ;)

Peace, linktofink

 

Hey José,

meine Tochter(5) fragte mich heute Morgen während des Zähneputzens: „Was, wenn wir eigentlich nur die Frühstückskrümel im Mund eines Riesen sind?“ :susp:


Gleich etwas Beim-Lesen-Textkram:

Klingt doch gut[Komma] oder?”

das iss’n alter Hut.
„Iss aber so“,
is ‘n ; Is aber so
Ich finde es verwirrend, wenn du „ist“ umgangssprachlich als „iss“ abkürzt, während die beiden darüber debattieren, was jeder isst.

Etwas Fleischsaft läuft aus der Schnittstelle und sizzelt auf der heißen Eisenplatte,
Du BBQ-Hipster. :cool: Ein „brutzelt“ hätte es nicht getan?
Hier kam ich ins Stocken und scrollte hoch. Erhardt und Mc Dull sitzen im edlen Restaurant mit Wein-ausschenkendem Ober. Die heiße Eisenplatte müsste hinten in der Küche sein, oder?

und sagt: „Schau Dir das an!
Hat dir @linktofink schon gesagt. ->In wiedergegebenen Dialogen, also keine direkte Ansprache, schreibt man die persönliche Anrede immer klein.

Auf 16G34 gibt es unglaublich viele Rassen.
Näh, ich will jetzt hier nicht das Political Correctness Fass aufmachen. Aber… hat schon nen Geschmäckle (pun intended). Die Fleischqualitäten ließen sich mMn auch anders kategorisieren. Vllt. durch Fütterung und Haltungsbedingungen: Sportler/Büromensch, Biertrinker/Haschteekonsument, etc.


Unruhe kommt auf, man grapscht sich noch ein paar Skin-Chips für unterwegs
Boah, das ist echt schräg, José. Aber gut.


Es ist ein Schachbrett aus den unterschiedlichen Rassen; es hat nicht nur Unterhaltungswert, weil man diskutieren kann, welches Fleisch man gerade am Saugnapf hat, sondern es toppt die vorausgegangenen Kostproben durch ausschließliche Verwendung zartesten Fleisches von sehr jungen Menschen, nicht älter als ein Jahr.
Ahh, Bäh, hör auf!


Ein mächtiger Sog entsteht. Erhardts üppiges Haar steht schräg nach oben, dann verlässt er seinen Stuhl. Mc Dull ist schwerer und sitzt noch, dann schwebt auch er. Sein Griff nach Erhardt geht ins Leere.
Natürlich, jetzt kommt die erwartete Abrechnung: Man is(s)t, was man is(s)t.


die Schokomousse holt ihn ein und klatscht ihm samt Mintfüllung ins Gesicht.
Die Mousse ist samt Teller viel leichter als Mc Dull und wäre wahrscheinlich längst weg. Aber egal, denn als Bild ist es herrlich skurril.


Interessanter Text; zwischen Fiktion und abgestumpfter Alltagsrealität. Ganz passend zum 31.10. hochgeladen. Die verwendeten fachlichen Begriffe und Umschreibungen aus der gehobenen Gastronomie wirkten sicher gesetzt und sehr authentisch auf mich.
Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo @josefelipe,
hat mir sehr gut gefallen! Ich mag Science Fiction, wenn sie, wie bei dir, eine Aussage hat, die in unsere Gegenwart reicht.

Ein paar wenige Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:
Die Aliens könnten sich noch Gedanken über die Nachhaltigkeit machen, also nicht alle Menschen in kurzer Zeit aufessen, noch ein paar übriglassen zum Weiterzüchten.
Die Metro-Schächte - vielleicht wäre hier eine Beschreibung passender. Auch später bei Eskimo und Polynesier. Die Aliens sind wohl eher nicht an unseren Begrifflichkeiten orientiert.

Ein Schwirren setzt ein, kleine Tabletts bringen die Köstlichkeiten zu den Gästen.

Das "Schwirren" ist mir an dieser Stelle zu wenig greifbar, vielleicht passt das besser nach der Erklärung, dass die kleinen Tabletts herumschweben?

„Und wo sollen sie hin sein?“, grübelt Erhardt. "Oder glaubst du an dieses Ufo-Gesülze? Ist doch lächerlich, Ufos mit Riesenrüsseln!“
...
für einen Augenblick erlöschen alle Lampen, ein störendes Geräusch kommt auf. Es wird stärker, das Segel wippt. Dann fliegt es davon.
...
Mc Dull ist schwerer und sitzt noch, dann schwebt auch er. Sein Griff nach Erhardt geht ins Leere. Dem wehen Geldscheine und Papiere aus der Jacke, er rudert hilflos mit den Armen. Panisch schreiend segelt er über die Tische, kollidiert und verhakelt sich mit anderen Fliegenden.
Mc Dull versucht, sich an Kronleuchter zu klammern, an eine Säule. Die unheimliche Kraft reißt an ihm, er verliert den Halt. Möbel krachen ineinander, Schreie gellen, Glas splittert. Der Sog wird immer stärker, Röhren, Tosen, Apokalypse. Mc Dull wirbelt davon und überschlägt sich mehrere Male in der Luft, die Schokomousse holt ihn ein und klatscht ihm samt Mintfüllung ins Gesicht. Er sieht nichts mehr, fuchtelt und strampelt, verliert die Schuhe und verschwindet im Tumult.

Hier bin ich auch unsicher, sieht man die Riesenrüssel der Ufos? Sieht man überhaupt etwas, vielleicht nur schwebende, schreiende Menschen die in den Wolken verschwinden?
Was ist das Störende an dem störenden Geräusch?
Dass das Segel des Grand Desert davonfliegt, finde ich absolut klasse!
Hält sich Mc Dull möglicherweise an seinem Stuhl fest? Nimmt diesen mit, bis der Stuhl herunterkracht?
Apokalypse fand ich etwas zu dick aufgetragen. Es ist zwar eine (bzw. der Beginn davon), aber das wissen die aufgesaugten Leute ja nicht.
Mc Dull verliert die Schuhe, verliert er vielleicht auch noch weitere Kleidung? Dann hätten die Aliens weniger Arbeit.

Ich fand die Idee und den Text richtig gut und habe ihn mit großem Vergnügen gelesen, weil er uns Wohlstandsmenschen den Spiegel vorhält.

Viele Grüße
Karlchen

 

Hola @linktofink,

ich freue mich, dass Du Dir meinen Text vorknöpfst. Weil ich kauzigerweise bei meiner altmodischen Großschreibung von Du, Deiner, Dir, Dich bleibe, pass ich auch immer gut auf, dass diese PP außerhalb der Ansprache eben nicht groß geschrieben werden. Aber hier ist mir eins durch die Lappen gegangen:

Das große Du/Dir kenne ich als persönliche (wenngleich förmlich höfliche) Ansprache in Briefen, in wörtlicher Rede ist mir das neu.?
Hab’s verbessert.
Zur verrutschten Zeile:
Da gab es einen Unfall.
Edit: Erscheint jetzt normal formatiert. War wohl ein Darstellungsfehler?

Mein Rechner ist kein seelenloses Ding wie andere Rechner, sondern hat einen Charakter wie Du und ich. Ich weiß nicht, was er sich dabei gedacht hat.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Metro sagen würden, ...

Ja, war schon beim Schreiben klar, dass es hier hakelt. Ich brauch immer einen Schubs – jetzt heißt es:
... die ziehen ein paar Tausend von denen aus den Bauten, egal wie hoch oder tief die sind“.

Auch später Eskimo, Polynesier und Polarmensch. Mensch ist der Name, den wir uns als Spezies selbst gegeben haben. Ob uns Außerirdische auch so nennen würden? Da ist mir die Perspektive zu geozentrisch, da geht noch was.

Hast natürlich Recht. Ich hatte schon ‚irdische’ Geschmäcker (nussig etc.) gestrichen und war dabei, auch alles andere ‚Irdische’ aus galaktischer Sicht darzustellen. Plötzlich erschien mir das nicht so dringend notwendig, denn so ganz bierernst muss es ja nicht sein (deswegen hab ich auch die schon gestrichene fliegende Schokomousse wieder reingenommen).

Unruhe kommt auf, man grapscht sich noch ein paar Skin-Chips für unterwegs
Weiß nicht, grabschen passt nicht so zu den Tentakeln ... man saugt sich ein paar Skin-Chips?
Geht auch. Ich dachte an Elefantenrüssel, die grabschen ja auch nach Futter.

Standard
Danke. Meine schwache Stelle. Muss mir ’ne andere Eselsbrücke bauen.

Mir fehlt am Schluss noch ein Knaller, der das Ding abrundet. Okay, sie werden hochgesaugt, this is the end, Punkt aus. Noch ein bisschen mau.
Hab mir beim Grübeln alle Fingernägel abgekaut, verstehen tu’ ich Dich. Vielleicht kommt’s mal über Nacht (oder wie man in Rösrath zu sagen pflegt: des Nachts:)).

Auch wenn mir der Appetit vergangen ist, gerne gelesen.

Ich hoffe, heute Abend schmeckt’s Dir schon wieder – über das ‚gerne gelesen’ freu ich mich natürlich.

Lieber linktofink, besten Dank fürs Kommentieren
und schöne Grüße!
José

 

Ein interessantes Textchen hast du da eingebracht @josefelipe !
Eine Kurzgeschichte ist es definitiv nicht, da sind wir uns hoffentlich einig, zu viele Kriterien werden nicht erfüllt (Rapider Anfang, offenes Ende, Spannungsbogen, etc. fehlen). Ich denke aber, dass du gar keine Kurzgeschichte schreiben wolltest. Es ist irgendwie eine Mischung zwischen Science-Fiction und Essay.
Dein Konzept ist interessant, bestimmt jeder hat sich schon einmal eine solche, bzw. ähnliche Geschichte im Kopf zusammengereimt. Ich bin jetzt kein Fantasy-Fan, allerdings sollten alle Genres gleichgesetzt werden.
Wolltest du einen Spannungsbogen erzeugen? Ich hoffe nicht, denn dem Leser drängt sich keine Frage auf, die man am Ende mit "Ja" oder "Nein" beantworten könnte. Die Geschichte hätte zwar Potential zur Spannung, allerdings hast du dieses verschenkt. Deine Entscheidung, lasse ich so stehen.
Dem Leser wird relativ schnell klar, was du ihm mitteilen willst. Mit deinem Schreibstil erfüllst du ebenfalls das Klischee der "gesättigten Gesellschaft", die nichts von den Problemen der harten Realität wissen will. Du charakterisierst die Restaurantgäste ähnlich wie Alfred Polgar in seiner Kurzgeschichte "Auf dem Balkon". Diese Art der Gesellschaftskritik erlebte im wirtschaftlichen Aufschwung auch einen gewissen Aufschwung. Manchmal allerdings empfinde ich deinen Stil als holprig - manchmal, du machst das auf sehr großen Strecken wirklich spitze!

Erhardts üppiges Haar steht schräg nach oben, dann verlässt er seinen Stuhl. Mc Dull ist schwerer und sitzt noch, dann schwebt auch er.
Du hast zweimal "dann" verwendet, streiche es einmal oder vermeide dieses Wörtchen ganz. Es taugt als Füllwort, doch als Zeitangabe gibt es schöneres.

die Schokomousse holt ihn ein und klatscht ihm samt Mintfüllung ins Gesicht.
Diese Textstelle habe ich mal symbolisch hervorgeholt. Ich finde, dass dieses "klatscht" nicht in den Stil des Erzählers passt. Solche Wörter finden sich noch öfter im Text.

Der Sog wird immer stärker, Röhren, Tosen, Apokalypse.
Schönes Trikolon! Du könntest es durch Parataxen nochmals erhöhen, das wäre eine Erfüllung!

Erhardt sagt: „Auf der richtigen Seite des Planeten zu leben ist gar nicht so schlecht.“
Für mich ist das etwas zu plump. Warum sagt er das? Das passt für mich nicht in die restliche Charakterisierung der Protas. Traue dem leser ruhig einen gewissen IQ zu. Dieser kann sich Zusammenhänge auch erschließen.

Dem wehen Geldscheine und Papiere aus der Jacke, er rudert hilflos mit den Armen.
Diese Passage ist so wichtig für den Text. Ich persönlich hätte sie metaphorisch ausgedrückt, nicht so eindeutig. Erwecke des Lesers Vorstellungskraft!

Im Großen und Ganzen hat mir deine Kurzgeschichte, ähm Erzählung, sehr gut gefallen. Ich bin auch nur ein Mensch, wahrscheinlich viel jünger als du und ich tu nur das, was ich im Deutsch-Leistungskurs lerne. Vielen Dank für deinen Beitrag und gutes Gelingen für weitere Werke; ich jedenfalls bin gespannt.

Grüße und einen schönen Start ins Wochenende

Achim :-)

 

Hola @wegen,

möchte mich für Deinen Kommentar bedanken.
Ich komm mal gleich zur Sache:

is ‘n ; Is aber so
Ich finde es verwirrend, wenn du „ist“ umgangssprachlich als „iss“ abkürzt, während die beiden darüber debattieren, was jeder isst.
Da bin ich ganz bei Dir, meine Liebe. Hab’s stracks geändert.

Du BBQ-Hipster.
Hehe, aber ich kann mir dieses Fräckli nicht anziehen – BBQ gibt mir nichts. Bin kein Grill-Typ. Bei mir muss es schmurgeln und schmoren, der köstlichen Saucen wegen (Hier find ich leider kein passendes Smiley).

Ein „brutzelt“ hätte es nicht getan?
Gewiss doch, aber als Erbsenzähler bedeutet (lebhaftes) Brutzeln für mich so viel wie zubereiten / garmachen. Sizzeln hingegen ist verhaltenes Brutzeln, eher ein Knistern – die Eisenplatte darf nicht allzu heiß sein, um ein Nachgaren zu vermeiden.

Die heiße Eisenplatte müsste hinten in der Küche sein, oder?
Nein, die kommt auf den Tisch – aus Show-Gründen, aber auch zum Warmhalten des von Mc Dull bestellten extra großen Brockens. "Schön medium rare. Ich nehm die größere Variante, ...", sagt er.

->In wiedergegebenen Dialogen, also keine direkte Ansprache, schreibt man die persönliche Anrede immer klein.
Sehr peinlich für mich, aber bitte glaube mir: Ich weiß das. Hab nur nicht aufgepasst.

Auf 16G34 gibt es unglaublich viele Rassen.

Näh, ich will jetzt hier nicht das Political Correctness Fass aufmachen.

Tuste aber:

Aber… hat schon nen Geschmäckle.

Die Fleischqualitäten ließen sich mMn auch anders kategorisieren. Vllt. durch Fütterung und Haltungsbedingungen: Sportler/Büromensch, Biertrinker/Haschteekonsument, etc.

Hm, schwierig. Es geht um Fressen und Geschäft, da braucht es Klartext. Was weiß ein Außerirdischer über einen Haschteekonsument? Was interessiert den Fütterung und Haltung?

‚Rasse’ ist für mich ein Begriff zur Klassifizierung, nicht zur Wertung. Darwin hat über die Rassen der Menschen geschrieben, aber leider ist dieses Wort zu NS-Zeiten missbraucht worden. Trotzdem hast Du Recht – warum aufs Glatteis, wenn ‚Arten’ genau so deutlich ist.
Hab’s geändert.

Die Mousse ist samt Teller viel leichter als Mc Dull und wäre wahrscheinlich längst weg.
Nein, denn nach meinen Recherchen flog die Mousse ohne Teller, sie war in Form einer windschlüpfrigen Nocke drapiert und bot dem Tornado fast keine Angriffsfläche.

Die verwendeten fachlichen Begriffe und Umschreibungen aus der gehobenen Gastronomie wirkten sicher gesetzt und sehr authentisch auf mich.
Vielen Dank. Trotz enormer Unsicherheiten auf anderen Gebieten:hmm: bin ich im Gastronomischen (beinahe) schwindelfrei.

Liebe wegen, danke nochmals für Deine Betrachtungen des Textes und die Anregungen.

Viele Grüße, auch an Deine Tochter! Die hat ihre Scharfsinnigkeit von Mama, vermute ich.

José

 

Hola @Karlchen,

danke bestens für Deinen Kommentar. Die strikte Trennung der zwei Welten ist bei kurzem Text mMn nicht möglich, es gäbe zu viele Punkte, wo man sagen könnte: Ja, aber ...
Sowieso soll der Text locker rüberkommen, da ist es egal, ob exterrestrische Furze duften oder stinken.

Karlchen: schrieb:
Die Aliens könnten sich noch Gedanken über die Nachhaltigkeit machen, also nicht alle Menschen in kurzer Zeit aufessen, noch ein paar übriglassen zum Weiterzüchten.
Dazu kann ich nicht viel sagen – möglicherweise haben sie die Nachhaltigkeitsidee noch nicht aus dem irdischen Funkverkehr rausgefiltert, aber lass uns hoffen, dass bei ihnen noch der Groschen fällt; bisschen Zeit haben sie ja noch, bis alle acht Milliarden verputzt sind.

Doch hier muss ich Dir selbstverständlich Recht geben:

Die Metro-Schächte - vielleicht wäre hier eine Beschreibung passender.
Fand ich schon beim Schreiben nicht ganz glücklich. Keine Ahnung, warum ich’s stehen ließ. Jedenfalls heißt es jetzt:
José: schrieb:
... die ziehen ein paar Tausend von denen aus den Bauten, egal wie hoch oder tief die sind“.
Karlchen: schrieb:
Auch später bei Eskimo und Polynesier. Die Aliens sind wohl eher nicht an unseren Begrifflichkeiten orientiert.
Stimmt, vermutlich:confused:. Habe die Recherchen nicht besonders aufwendig betrieben, kann deshalb nicht sagen, was und was nicht denen über die Erdlinge bekannt ist, oder ob sie außer Eskimos auch Karlchen, den Bayern, kennen.

Ein Schwirren setzt ein, kleine Tabletts bringen die Köstlichkeiten zu den Gästen.

Karlchen: schrieb:
Das "Schwirren" ist mir an dieser Stelle zu wenig greifbar, vielleicht passt das besser nach der Erklärung, dass die kleinen Tabletts herumschweben?

Die Erklärung fürs Schwirren kommt im selben Satz, in einem Atemzug. Erst nehme ich das Schwirren wahr, dann seh ich: Ah, die kleinen Tab ... Schlimm?

Karlchen: schrieb:
Hier bin ich auch unsicher, sieht man die Riesenrüssel der Ufos? Sieht man überhaupt etwas, vielleicht nur schwebende, schreiende Menschen die in den Wolken verschwinden?

Ist alles denkbar. Man weiß es nicht. Erhardt hat nur erzählt, was er gehört hat – nicht, dass er etwas gesehen hätte.

Karlchen: schrieb:
Was ist das Störende an dem störenden Geräusch?

Das ist die Ureigenschaft eines Geräuschs, dass es dort, wo es nicht hingehört, als Störung empfunden wird.

Hält sich Mc Dull möglicherweise an seinem Stuhl fest? Nimmt diesen mit, bis der Stuhl herunterkracht?

Davon ist keine Rede, auch wenn Du es vielleicht gerne so hättest.

Apokalypse fand ich etwas zu dick aufgetragen.

Ich brauch starken Tobak für diese Szene. Ist ja eh nicht ganz ernst zu nehmen.

Es ist zwar eine (bzw. der Beginn davon), aber das wissen die aufgesaugten Leute ja nicht.

Das dürfte denen in ihrer Situation auch egal sein. Und mir ist es auch egal, ob sie’s wissen – schließlich bin ich der Berichterstatter.

Mc Dull verliert die Schuhe, verliert er vielleicht auch noch weitere Kleidung?

Nein, er verliert keine weitere Kleidung. Wenn, dann hätte ich davon berichtet. Es waren nur seine Tempos, die ihm aus der Tasche gefallen sind.

Liebes Karlchen, Dein hochgereckter Daumen freut mich – somit ist alles in Butter.

Und schöne Grüße!

José

 

Hola josefelipe,

ach schön! Also böse. Sehr sogar. Habe ich gern gelesen. Endlich mal ein Text, der den tag Satire verdient hätte, und dann klebt keiner dran. Aber ich kann deine Bedenken dahingehend verstehen, die Erwartungen wären ungleich höher an den Text.

„Schau dir das an! Himbeere, Aubergine, Rubin – eine Farbe aus dem Paradies. Und der Duft!“
LOL - Reden wie die Großen und dann aber: Duft. Das Bouquet ist jetzt bestimmt zu tiefst beleidigt.

„Jetzt sag nicht ‚Fleisch ist mein Gemüse’, das ist ’n alter Hut.“
„Ist aber so“, beharrt Mc Dull. „Außerdem nehm ich noch ’n Dessert.“
Würde ich weglassen, schon auch, weil der Anfang sich eh schon irgendwie so trocken liest.

Und Brüste, besonders Brüste!“ Walx formt mit den Enden seiner Tentakel diese Delikatessen liebevoll nach, ploppt mit dem Schlund und zappelt vor Vergnügen.
:)

... aber auf 16G34 laufen die Leckerbissen milliardenfach herum und werden immer mehr.“

Ein Schlaraffenland gerade zu. Ein Paradies! Sag jemand den Alliens, sie sollen ihre Tentakeln von den Äpfeln lassen.

Die neuen Sauger schaffen das Mehrfache der jetzigen Serie; die ziehen ein paar Tausend von denen aus den/(ihren) Bauten, egal wie hoch oder tief die sind“.

Reicht meiner Meinung nach. Klingt eh so drangepappt.

"Und was schließen wir daraus, mein Freund?"
"Wir werden unglaublich viel zu essen haben, würde ich sagen."

Dito. Ich würde es allein stehen lassen, weil ist so hübsch, muss gar kein Schleifchen dran.

Mc Dulls Gesicht sieht gut durchblutet aus, als er das Messer ansetzt.
Hehe.

Vielleicht hätte er Kalbsfilet nehmen sollen. So ein fünf oder sechs Monate altes Tier ist doch wesentlich zarter.
Ich überlege gerade, erst hier den ersten Allienabsatz zu bringen. Dann wieder die beiden zu Tisch und mit der Verköstigung im All zu enden. Weil, stärkster Satz der Story:
Verwendung zartesten Fleisches von sehr jungen Menschen, nicht älter als ein Jahr.
Gäbe einen super letzten Satz ab. Und das es die beiden Herren erwischen wird, ist eh klar. Dagegen tut die Verköstigung mit so manchem Spruch eher "weh" - wäre also noch eine Steigerung.

Ein Schwirren setzt ein, kleine Tabletts bringen die Köstlichkeiten zu den Gästen. Walx hat die Licht-Show beendet, jetzt informiert er über die Energiebilanz der neuen Nahrung. „Auf 16G34 gibt es unglaublich viele Arten. Zwar sind die geschmacklichen Unterschiede gering, doch für die Gourmets unter Ihnen vielleicht hochinteressant.

Sie sind nicht vielleicht interessant, sondern ganz sicher!

Die Happen sind klein, das lässt einen zügigen Ablauf der Veranstaltung zu. Das Publikum ist sehr interessiert, man dippt und nascht, stippt und diskutiert mit ausgefahrenen Augen und erregt fuchtelnden Tentakeln.
An manchen Stellen ist mir der Text zu palpperig. Okay, er ist eh schon kurz, aber er soll ja auch wehtun. Dies mal als eine Beispielstelle.

Unruhe kommt auf, man grapscht sich noch ein paar Skin-Chips für unterwegs, doch er hat die Situation schnell im Griff.
Ich fände Brain-Chips eigentlich auch sehr cool. Irgendwas, wo man mehr zuckt als bei Haut. Zehensnacks wären auch süß. Schönes Bild, wie da so ein Schlemmerfreund am Zeh zuschelt. Irgendwie bildlicher als Skin-Chips. Für mich jedenfalls.

„Halt, halt, meine Lieben, nicht so schnell! Ich hoffe, Sie können noch ein paar Augenblicke erübrigen, damit ich Ihnen zum Abschluss ein paar Delikatessen vorstellen kann.“
„Halt, halt, meine Lieben, nicht so schnell! Für den Abschluss habe ich noch ein paar Extra-Delikatessen aufgehoben.“

Nach dem offiziellen Teil finden sich Walx und Bryyogh mit der Hautevolee zur Abschiedsrunde ein. Nach all den Kostproben ist niemand mehr wirklich hungrig (und es wird nur ein einziges Gericht serviert, das aber höchsten Ansprüchen genügt.)/ doch das Highligth des Abends steht noch an.

Schön wäre vielleicht noch die eine oder andere Reaktion aus dem Publikum. Keine Ahnung, wie die da oben feiern, aber das Foto vom neuen Schlachthof lässt sie doch sicher in Verzückung geraten. Auf der anderen Seite muss man natürlich aufpassen, das Thema nicht todzuschreiben. Die Parallele ist ja da. Kopfkino läuft eh schon. Und auf jeden Fall mit dem Baby-Satz rausgehen. Milchkalb halt.

Lieber José, es war mir ein Vergnügen der besonderen Art!
Beste Grüße, Fliege

 

Lieber @josefelipe,

da ich erst jetzt hereinlese, ist wohl alles Korrekturwürdige bereits geändert. Jedenfalls gefällt mir dein Text sehr gut. Ich finde, du demaskierst unseren zivilisatorischen Firlefanz in Bezug auf unsere Mahlzeiten wunderbar: Auf der einen Seite fachsimpelt man über die unterschiedlichen Weisen, totes Fleisch zu verzehren - es gibt sogar eine "Hausphilosphie" dazu! - und auf der anderen Seite wird dann genauso zivilisiert über Fettgehalt etc. des toten Menschenfleisches philosophiert.
Anders als @Fliege finde ich skin-chips übrigens richtig eklig. Das erinnert mich daran, wie ich früher die Haut vom gebratenen Hähnchen abgezogen und mit Vorliebe gegessen habe. Brrr..

Und wenn man liest, dass die Kälbchen doch sogar 5-6 Monate bei ihrer Mama waren, findet man das ja sogar im ersten Moment total human! Wunderbar, jose!

Vielleicht braucht der Mensch dieses Brimborium ja, um überhaupt Fleisch runterzubringen?!

Ich stimme @Fliege übrigens zu, dass man die Begeisterung bei den netten Aliens noch durch Fotos des Menschenfutters steigern könnte.

Wie auch immer, sehr gern gelesen!

Jetzt mache ich mal Mittagessen...

Herzliche Grüße
Daeron

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @josefelipe ,

die moralische Doppelbödigkeit des Fleischkonsums. Was wäre, wenn Außerirdische uns halten – wie wir es mit Tieren tun. Du siedelst das im Gourmetbereich an. Die Passagen mit Erhardt und Mc Dull kratzen an Fragen der Nachhaltigkeit beim Fleischkonsum – im Vordergrund steht die durch Perspektive bedingte Moral.

Der Text ist in 5 Abschnitte aufgeteilt. Nach jedem Abschnitt wechselst du zwischen insgesamt zwei Settings (Ort, Figuren und Handlung) – schaffst eine Parallelkonstruktion. Die Erzählzeit ist dieselbe. Deinen menschlichen Protagonisten gestehst du drei Abschnitte zu, ihren außerirdischen Farmern zwei. Du beginnst die Handlung mit Erhardt, dann Mc Dull.

So viel zur Figurenzeichnung: Erhardt und Mc Dull werden in Äußerlichkeiten kaum oder gar nicht beschrieben. Beide sind Fleischliebhaber, Gourmets. Beide reflektieren ihren Fleischkonsum auf leicht unterschiedliche Weise. Mc Dull kennt das "Beyond Meat" zwar, möchte aber "heute" lieber richtiges Fleisch. Erhardt ist interessiert und fragt nach. Es ist nicht klar, ob Mc Dull den Fleischersatz jemals probiert hat – es wirkt nicht so. Mc Dull füttert sein Gewissen mit der Info, das Kalb, dessen Fleisch er bestellt, habe vor der Verarbeitung einige Monate mit der Mutter verbracht. Erhardt gönnt sich später ein "‚From Nose to Tail’ Brisket" aus ähnlich moralischen Überlegungen. Die beiden sind sich in ihrer Expertise, was den Fleischverzehr angeht, ebenbürtig. Sie unterscheiden sich in Namen (Erhardt und Mc Dull) und Bestellung. Wenn Erhardt auch eine Spur bedachter zu sein scheint, reden die beiden doch annähernd gleich und auch vom Habitus lässt sich kein Unterschied ausmachen.
Ich bin mir fast sicher, dass es diesen Mc Dull nicht braucht. Es könnte genauso gut ein Gespräch mit zwischen Erhardt und der Kellnerin geben oder nur Erhardt, der die Karte studiert. Natürlich kann es auch bei Mc Dull bleiben. Was ihn aber aktuell entbehrlich macht: Er lässt sich kaum von Erhardt unterscheiden – in den Dialogen weiß ich nicht, wer was sagt. Der Vorteil: Ich sehe die beiden im Plural mehr als Repräsentanten der fleischliebhabenden Menschenbevölkerung. Das allerdings könnte auch das Restaurant, die Kellner, vielleicht der servierende Koch bei näherer Beschreibung rüberbringen – eben, dass es sich hier nicht um einen exaltierten Gourmet handelt, sondern dass das eine Art Milieu ist.
Zu den Außerirdischen: Da ist es im Grunde genommen dasselbe. Walx und Bryyogh sind außer ihren Namen praktisch nicht voneinander zu unterscheiden. Auch hier könnte etwa Walx durch mehrere Angestellte ersetzt werden, die von Bryyogh in Vorbereitung der interstellaren Verkaufspräsentation herumgeschickt werden. Die beiden sind einander viel zu ähnlich. Gäbe es eine Hierarchie könnte ich das einordnen. Aha, der ist also der Chef. Auch die Messe oder Kundenvertretung wird praktisch nicht charakterisiert. Ich habe keinen von ihnen vor Augen, hatte zwischenzeitlich sogar das Bild im Kopf, dass Bryyogh vor einem leeren Saal spricht. Ein paar lustige Sätze zum bunten Haufen der Messegäste würden mir einiges gegeben.

Zurück zur Struktur: Erhardt und Mc Dull sitzen in einem Restaurant mit viel Steak auf der Karte und einer Auswahl (scheinbar auch an Weinen), die den Anspruch eines Gourmets erfüllen sollten. Sie palavern über ihre Auswahl, sachverständige und doch wenn überhaupt wenig engagierte Statements zur Fleischpolitik.

Es geht weiter mit Bryyogh und Walx, die über ihr Geschäftsmodell sprechen, während sie einen Blick auf die Erde werfen und ihnen vor Appetit das Wasser im Mund zusammenläuft.

Wieder zu Erhardt und Mc Dull. Die Bestellung ist da. Mc Dull genießt, Erhardt bereut seine politische Wahl, das "Nose to Tail Brisket".

Schnitt: Die Verkaufspräsentation. Bryyogh hält eine Rede vor den Kundenvertretern. Walx bedient die Lichtshow, die den Vortrag aufpeppen soll. Anschließend finden Bryyogh und Walx sich mit den erlauchteren Gästen zu einem Nachtreffen zusammen.

Zurück bei Erhardt und Mc Dull – das Dessert wird serviert. Die Unterhaltung fällt auf das Thema des neuerlichen Verschwindens einiger Erdbewohner und den grotesken Vermutungen, dies könne etwas mit Ufos und Außerirdischen zu tun haben. Sprechen's und werden von der Untertasse aufwärts gesaugt.


Mal zum Dramaturgischen: Du beginnst mit der harmlosen, auf ihre Weise harmonischen Restaurantszene. Genuss und Entspannung. Enden wirst du im infernalischen Ufo-Getöse, dass die Genüsslinge seinerseits verschlingt. Das bietet hohes Spannungspotential. Einen wirklichen Konflikt gibt es weder bei deinen zwei Menschlein noch bei den Außerirdischen. Mühelos verspeisen die einen ihr Steak und mühelos halten die anderen ihren Vortrag und schnappen sich ihre Ernte (in diesem Fall unter anderem Erhardt und Mc Dull). Zusammengehalten wird das ganze von der Spannung, die aus der parallelen Erzählweise resultiert. Geschickt wird an den Übergängen der Abschnitte angedeutet, dass wir uns in einer Art Mise en abyme befinden. Während die Menschen Rinder verspeisen, verspeisen die Aliens Menschen. Die Lebensgefahr in der Erhardt und Mc Dull schweben, wird deutlich. @Kellerkind hat die Pointe als beflissener Leser vorausgeahnt – ich aber höchstens unbewusst und vollständig erst, als es beim Dessert plötzlich laut wird.
Die Spannung besteht also darin, dass ich als Leser Infos habe, über die die Handelnden nicht verfügen. Eigentlich die klassische Horror-Spannung. Viel mehr bietet der Text dramaturgisch nicht. Denn eigentlich gibt es kaum Handlung. Die Welten der Figuren kollidieren, aber wirklich aktiv ist hier niemand. Es kann ja mal gesagt werden, dass es hier auch super schwierig ist, einen richtigen Konflikt aufzubauen, weil die Story von vorne bis hinten konstruiert ist. Ihrer Form nach hat sie also schon das höchst mögliche Potential – auch wenn ihr Innenleben bislang eine undefinierte Masse ist. Ein Fünkchen Konflikt ist trotzdem in beiden Fällen angelegt und da würde ich nochmal rangehen – ich bin mir sogar sicher, dass du damit auch das Problem der fehlenden Charakterisierung in den Griff bekommst. Im Beispiel von Erhardt und Mc Dull wird der Konflikt von Erhardts Gewissen bestimmt. Lass ihn gegen Mc Dull oder jeden anderen Vertreter des 100-Prozent-Fleischgenuss-Establishment in den Ring ziehen. Lass ihn heute Mal eine andere Richtung einschlagen – macht er ja sogar schon im Ansatz mit seinem Brisket. Bislang fehlt ihm aber ein Gegner – denn er ist am Ende dann irgendwie doch zu sehr wie Mc Dull und Mc Dull zu sehr wie er. Bei den Aliens besteht der Konflikt darin, dass der eine den super Wirtschaftsplan hat und der andere scheinbar nicht so sehr – er wird belehrt. Was, wenn er das Vorhaben seines Alienkollegens zusehens in Frage stellt? In beiden Fällen grenzt ein Konflikt deine Figuren deutlicher voneinander ab.

Ich denke, das reicht erstmal als Input. Noch Kleinigkeiten:

Wenn wir sauerstoffresistent wären, würde ich da landen und mir so viele Schenkel und Oberarme einverleiben, bis ich kollabiere. Und Brüste, besonders Brüste!

Das fand ich zwei sehr starke Sätze. Beim zweiten Lesen macht das alles total Sinn. Beim ersten Mal einfach nur abgefahren! Im Positiven.

Mc Dulls Gesicht sieht gut durchblutet aus, als er das Messer ansetzt.

Das ist ein Beispiel für die mehrmals stark gemachten Übergänge zwischen den Abschnitten. Eben reden die Außerirdischen über den Menschen als Fleischprodukt, gleich zeigst du ihn höchst subtil mit gut durchblutetem Gesicht.

Doch lassen Sie uns zuerst das Standard-Programm probieren. Hier haben wir Schwarz, Braun, Weiß und Gelb
Beispiel Polarmensch oder Eskimo.

Das hat mehr als ein rassistisches Geschmäckle und ist prinzipiell sogar überflüssig (abgesehen davon, das Asiaten nicht gelb sind und Europäer nicht weiß). Rein hypothetisch: Ein Alien, der mit den Gepflogenheiten der Menschen (bis auf den Umstand, dass er sie lecker findet) nichts am Hut hat, würde sicher keine ethnische Bezeichnung wie "Eskimo" (im übrigen von den Inuit etc. abgelehnte Fremdbezeichnung von Kolonialisten etc.) gebrauchen. Polarmensch finde ich da völlig ausreichend. Wie es auch uns völlig egal ist, ob ein Rind nun weißes oder schwarzes Fell hat, so dürfte das auch aus der Perspektive eines Aliens geschildert werden. Das regionale Detail oder die Weise der Zubereitung ist viel interessanter – und verläuft parallel zur Klassifizierung bspw. eines Steaks im Restaurant (Angus aus Schottland; diverse Züchtungen, die in Argentinien aufwachsen usw. – dazu Bezeichnungen wie "Brisket", die auf den Verarbeitungsprozess hinweisen. Hast du ja im Übrigen auch erfolgreich mit den "Skin-Chips für unterwegs" umgesetzt.)

Ein Schwirren setzt ein, kleine Tabletts bringen die Köstlichkeiten zu den Gästen

Hier der Beispielsatz für das allgemeine Fehlen von Charakterisierung.

noch ein paar Skin-Chips für unterwegs

die haben nicht nur @wegen, sondern auch mir 'gefallen'

Auf gleißendem Porzellan vermählen sich Formen und Farben, über allem strebt steil und erhaben ein Segel aus karamellisiertem Mandelstaub dem Himmel entgegen und lässt den Gast die Luft anhalten

Klasse beschrieben! Ist mir schon öfters bei dir aufgefallen, dass du Kulinarisches wirklich toll beschreiben kannst. Ein Markenzeichen.

Dem wehen Geldscheine und Papiere aus der Jacke

Sehr schön. Mit diesem Satz deutest du ganz viel deiner Pointe an. Letztlich eine Art Vanitas-Symbol.

Mini-Fazit: Gern gelesen. Bleib dran, bau das aus.
Carlo

 

Ein interessantes Textchen hast du da eingebracht @josefelipe !

Und Du bist ein ganz interessantes Kerlchen, Achim02!

Pardon, das klingt schlimm nach Großväterchen, aber ich brauch das für den Anfang: Dein Alter macht mich (ein bisschen) neidisch.
Nicht, dass ich nochmals den ganzen Laden aufmischen wollte, um den tollen Hecht herauszukehren, sondern mehr der Dinge wegen, um die Du Dich jetzt mit Siebzehn schon kümmerst. Finde ich ganz beachtlich.

Dass Du prall bist vor lauter Wissen und damit ein wenig kokettieren willst – wer könnte Dir das verübeln?
Also, ich bestimmt nicht. Auch Ältere zeigen gerne, was sie haben oder können oder wissen. Ich halte mich so lange mit der Vorrede auf, weil ich Dir in einigen Punkten widersprechen könnte, und das soll keinesfalls so klingen wie ‚ich bin wesentlich älter als Du und habe mehr Erfahrung, und Du Jungspund ... etc. Genug geschwätzt, kommen wir zum ersten Satz:

Achim02: schrieb:
Eine Kurzgeschichte ist es definitiv nicht, da sind wir uns hoffentlich einig, zu viele Kriterien werden nicht erfüllt (Rapider Anfang, offenes Ende, Spannungsbogen, etc. fehlen).

Bitte – da haben wir schon den Salat die Theorie. Mag richtig sein, wie das bei Kriterien nun mal so ist, und einen Spannungsbogen wird sich jeder Leser wünschen. Hab aber auch schon stille Texte unter ‚Kurzgeschichten’ gelesen, die mir etwas gegeben haben – da hab ich die Spannung gar nicht vermisst. Und dass ein rapider Anfang und ein offenes Ende benötigt werden, als Kriterium, würde ich auch nicht behaupten. Ich halt’s mit den Schwaben: sowohl, als auch / kann, muss aber nicht. (Ja, ja, Altmänner-Phlegma – bewahre Deinen jugendlichen Eifer!)

Achim02: schrieb:
Ich bin jetzt kein Fantasy-Fan, allerdings sollten alle Genres gleichgesetzt werden.

Warum gleichsetzen? Bei ‚Horror’ erlaube ich mir abzuwinken. Lass den Leuten doch ihre Prioritäten.

Achim02: schrieb:
Die Geschichte hätte zwar Potential zur Spannung, allerdings hast du dieses verschenkt.

Könnte auch ein größeres Auto fahren, auch diese Chance hab ich nicht wahrgenommen. Ist eben so, aber trotzdem bleibt unwidersprochen, dass ich alles spannender, packender, fesselnder hätte schreiben können – wenn ich das Zeug dazu hätte. Ich hätt’s gemacht, kannste mir glauben.

Erhardts üppiges Haar steht schräg nach oben, dann verlässt er seinen Stuhl. Mc Dull ist schwerer und sitzt noch, dann schwebt auch er.

Du hast zweimal "dann" verwendet, streiche es einmal oder vermeide dieses Wörtchen ganz.

Ein ‚dann’ ist zu ‚plötzlich’ geworden.

die Schokomousse holt ihn ein und klatscht ihm samt Mintfüllung ins Gesicht.

Diese Textstelle habe ich mal symbolisch hervorgeholt. Ich finde, dass dieses "klatscht" nicht in den Stil des Erzählers passt.

Das spricht für Deine aufmerksame Art zu lesen. Trotzdem würde ich’s gern stehen lassen, denn Mousse klatscht besonders gut, wenn sie eine halbflüssige Mintfüllung hat:cool:.

Achim02: schrieb:
Solche Wörter finden sich noch öfter im Text.

Daraus könnte man schließen, dass sie demzufolge doch zum Stil des Erzählers passen? Ja, ich liebe ab und zu mal ein kräftiges ‚Leck mich am Arsch’ oder andere kleine Deftigkeiten, muss nur aufpassen, dass es nicht überhand nimmt.

Der Sog wird immer stärker, Röhren, Tosen, Apokalypse.

Schönes Trikolon! Du könntest es durch Parataxen nochmals erhöhen, ...

Du hast an anderer Stelle auch von Hyperbel und Ähnlichem gesprochen – ich würde raten, mit diesen Sachen nicht hausieren zu gehen. Das wirkt dann anders, als von Dir gewollt.

Erhardt sagt: „Auf der richtigen Seite des Planeten zu leben ist gar nicht so schlecht.“

Für mich ist das etwas zu plump. Warum sagt er das?

Er sagt das, weil er – wie Du liest – plump ist. Und satt und zufrieden.

Das passt für mich nicht in die restliche Charakterisierung der Protas. Traue dem leser ruhig einen gewissen IQ zu. Dieser kann sich Zusammenhänge auch erschließen.

Dieser Tipp ist so wertvoll wie meine Frage, ob Du ‚leser’ absichtlich klein geschrieben hast. Hier wird’s altklug, Rutschgefahr!

Aber das nur am Rande. Du hast meinen Text gut durchleuchtet und kommentiert, vielen Dank dafür. Auch für die guten Wünsche, die ich in Deine Richtung hundertfach potenzieren möchte – Du stehst gerade in den Startlöchern. So wie Du an die Sache rangehst, wirst Du – sag ich mal altersuntypisch – eine gute Performance liefern.

Wirklich alles Gute!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Fliege,

für einen novembrigen Sonntag gibt es keinen sinnvolleren Inhalt, als mir einen schönen Kommentar zu schreiben, für den ich Dir sehr danke.

Endlich mal ein Text, der den tag Satire verdient hätte, und dann klebt keiner dran. Aber ich kann deine Bedenken dahingehend verstehen, die Erwartungen wären ungleich höher an den Text.

Wir teilen diesen Standpunkt; bei ‚Humor’ und ‚Erotik’ wäre ich ebenfalls zurückhaltend.

„Schau dir das an! Himbeere, Aubergine, Rubin – eine Farbe aus dem Paradies. Und der Duft!“

LOL - Reden wie die Großen und dann aber: Duft. Das Bouquet ist jetzt bestimmt zu tiefst beleidigt.

Ich tat’s dem Pendel meiner Standuhr gleich: Duft – Bouquet – Duft – Bouquet – Duft ... Der mehrfache Vorwurf, die Figuren nicht ausreichend charakterisiert zu haben, ist berechtigt. Aber der von ‚Duft’ spricht, ist Erhardt. Damit – dachte ich – hätte ich ihn ausreichend dargestellt (Nachdem er abgesaugt wurde, erfuhr ich, dass ihn seine Eltern eigentlich Giselher taufen wollten; eine energische Base hatte das verhindert). Mc Dull hätte garantiert von Bouquet gesprochen :shy: ). Oder sollte ich doch ‚Duft’ streichen?*)

„Jetzt sag nicht ‚Fleisch ist mein Gemüse’, das ist ’n alter Hut.“
„Ist aber so“, beharrt Mc Dull. „Außerdem nehm ich noch ’n Dessert.“

Würde ich weglassen, schon auch, weil der Anfang sich eh schon irgendwie so trocken liest.

Trocken? Aber es steht doch Wein aufm Tisch! Ernsthaft: ‚Fleisch ist mein Gemüse’ soll den unverrückbaren Standpunkt eines Fleischfressers rüberbringen.

Die neuen Sauger schaffen das Mehrfache der jetzigen Serie; die ziehen ein paar Tausend von denen aus den/(ihren) Bauten, egal wie hoch oder tief die sind“.
Reicht meiner Meinung nach. Klingt eh so drangepappt.

Recht haste! Ist geändert:
Die neuen Sauger schaffen das Mehrfache der jetzigen Serie; die ziehen ein paar Tausend von denen aus ihren Löchern“.

"Wir werden unglaublich viel zu essen haben, würde ich sagen."
Dito. Ich würde es allein stehen lassen, weil ist so hübsch, muss gar kein Schleifchen dran.

Verzeih meine Widerborstigkeit, aber ich möcht’s stehen lassen (damits so schön selbstherrlich / süffisant rüberkommt.

Die Happen sind klein, das lässt einen zügigen Ablauf der Veranstaltung zu. Das Publikum ist sehr interessiert, man dippt und nascht, stippt und diskutiert mit ausgefahrenen Augen und erregt fuchtelnden Tentakeln.
An manchen Stellen ist mir der Text zu palpperig. Okay, er ist eh schon kurz, aber er soll ja auch wehtun.

Okay, das Gestrichene ist gestrichen. Du hast den Finger auf der wunden Stelle;).

Fliege: schrieb:
Ich fände Brain-Chips eigentlich auch sehr cool. Irgendwas, wo man mehr zuckt als bei Haut. Zehensnacks wären auch süß. Schönes Bild, wie da so ein Schlemmerfreund am Zeh zuschelt. Irgendwie bildlicher als Skin-Chips. Für mich jedenfalls.

Oh, meine Goodness!! Ich hatte ein völlig anderes Bild von Dir! Du machst mich fürchten. Aber bitte, gern zu Diensten:

... man grapscht sich noch ein paar Skin-Chips und Augen in Aspik für unterwegs,
(Da muss man nicht dran knaubeln, sondern man wirft sie regelrecht ein).

Nach all den Kostproben ist niemand mehr wirklich hungrig (und es wird nur ein einziges Gericht serviert, das aber höchsten Ansprüchen genügt.)/ doch das Highligth des Abends steht noch an.

Gekauft! Vielen Dank.

... aber das Foto vom neuen Schlachthof lässt sie doch sicher in Verzückung geraten. Auf der anderen Seite muss man natürlich aufpassen, das Thema nicht totzuschreiben.

Das sehe ich auch so. Es ist alles gesagt. Vielerlei wäre noch möglich, aber das pack ich alles in die nächste Geschichte. Aber eines ist wirklich schlimm: Liebe Fliege, auch wenn ich nie, nie, nie mehr etwas von Dir höre, dieses Umstellen werde ich mir nicht antun. Ist ein etwas älteres Gelübde – jedes Mal fransen die Satzenden aus, die Übergänge passen nicht mehr etc. pp. Trotzdem leuchtet mir Dein Vorschlag total ein.

Unterm Strich: Deine Tipps haben die betreffenden Textstellen besser gemacht, ganz ohne Frage. Dafür meinen besten Dank und viele Grüße!

José

*) Nee, ich lass den Duft. Dieses ‚Bouquet’ hat etwas Protziges; Parvenüs reden so - vielleicht bezieht's der Leser sogar auf den Autor. Liebe Fliege, das bezieht sich nur auf Männer:cool:.

PSPS:

Hab’s sacken lassen und Deinen Vorschlag überdacht:

... sondern es toppt die vorausgegangenen Kostproben durch ausschließliche Verwendung zartesten Fleisches von sehr jungen Menschen, nicht älter als ein Jahr.
Und auf jeden Fall mit dem Baby-Satz rausgehen.

Ich fänd das bisschen abgeschmackt, als wolle ich den Leser noch einmal (mMn überflüssigerweise, nachdem schon alles gesagt ist) mit der Nase drauf stoßen. Ich hoffe, Du verstehst meine Bedenken.

 

Lieber José,

Liebe Fliege, auch wenn ich nie, nie, nie mehr etwas von Dir höre, dieses Umstellen werde ich mir nicht antun.

Natürlich wirst Du von mir hören. Ist doch dein Text, Du wirst alles hübsch so machen, wie Du magst! Wo kämen wir denn sonst hin ... Und Duft ist großartig, so herrlich platt. Finde auch, es ist für Erhardt sehr bezeichnend.

Allerbeste Grüße!

 

Hola @josefelipe,
hast absolut Recht! Ich habe mich von deiner tollen Geschichte so mitreissen lassen, dass ich überlegt habe, wie ich die Geschichte entwickelt hätte und das musste ich dir dann unbedingt aufstreichen. Obwohl mich das auch immer ankäst, wenn das einer mit meinen Geschichten macht.
Kommt nicht mehr vor.
Liebe Grüße
Karlchen

 

Hola @Daeron,
einen äußerst netten Kommentar hast Du mir geschrieben, vielen Dank.

Daeron: schrieb:
... wenn man liest, dass die Kälbchen doch sogar 5-6 Monate bei ihrer Mama waren, findet man das ja sogar im ersten Moment total human! ... ... Vielleicht braucht der Mensch dieses Brimborium ja, um überhaupt Fleisch runterzubringen?!
Tja, schon möglich. Ich nehme jedoch an, dass die meisten auch ohne Verbrämung einen ausgeprägten Fleischappetit haben. Auch ich möchte nicht auf den Speck in der winterlichen Erbsensuppe verzichten. Und ein Brathuhn darf es auch außerhalb des Sonntags geben – nur haben wir jedes Maß, jeglichen Respekt verloren vor den Kreaturen, die wir essen.


Früher gab es in der Metro die Unterteilung Food – Non-food, diese Trennung findet heute auch in den Köpfen der Masse nicht mehr statt. Es zählt nur noch der Preis, und je mehr ich für mein Geld kriege, desto besser – und das ‚beweist’ auch, wie gut unsere Politiker arbeiten. Bei den Erzeugern werden Hähnchen, Kälber und Schweine ‚hergestellt’ wie anderswo Industrieprodukte – zugrunde liegt eine Kalkulation! Frau Klöckner überlässt das Tierwohl den Produzenten. Auf freiwilliger Basis!! Unglaublich, aber die Agrar-Lobby ist sehr reich und sehr mächtig. Und die Grünen schlafen.

Daeron: schrieb:
Jetzt mache ich mal Mittagessen...

Guten Appetit – und halte Türen und Fenster geschlossen, falls der Sauger kommt!
Schöne Grüße!
José

PS:

Daeron: schrieb:
Das erinnert mich daran, wie ich früher die Haut vom gebratenen Hähnchen abgezogen und mit Vorliebe gegessen habe.

Das, mein Lieber, zeichnet Dich als absoluten Feinschmecker aus. Wie bei Klamotten gibt’s auch in den Sterneküchen immer Trends, die man eher beweinen als beklatschen kann. Es gibt hanebüchene Beispiele für Verrücktheiten, die nur peinlich sind – doch vom sensationsgeilen Publikum dankbar aufgegriffen werden.
Aber zurück zur (crispy) Hühnerhaut: Tatsächlich seit einiger Zeit ein beinahe unverzichtbares Dekorelement der Sterneköche, Rezepte für Laien im Internet.

Daeron: schrieb:
Brrr..

Oh, da hatte ich etwas übersehen :schiel: .


Hola @Karlchen!
Alles paletti, Dein Komm gab mir keinerlei Grund, angesäuert zu sein. Im Gegenteil!

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber @josefelipe,

das ist eine schöne, kulinarische Geschichte, die einem das Wasser im Mund zus gefrieren lässt.

„Wenn wir sauerstoffresistent wären, würde ich da landen und mir so viele Schenkel und Oberarme einverleiben, bis ich kollabiere. Und Brüste, besonders Brüste!“ Walx formt mit den Enden seiner Tentakel diese Delikatessen liebevoll nach, ploppt mit dem Schlund und zappelt vor Vergnügen.
Da hat sich aber einer ausgetobt! :lol: Ich kann es mir bildlich vorstellen, toll beschrieben.
Der nächste Flyer bringt Ihnen Polynesier. Weiches, fettes Fleisch, bedingt durch begrenzte Bewegungsmöglichkeiten auf den winzigen Inseln
Auch sehr schön. Sicher auch lecker. Bei Flyer habe ich kurz an ein Merkblatt gedacht, aber es sind ja die fliegenden Tabletts. Vielleicht geht es aber nur mir so.
ausschließliche Verwendung zartesten Fleisches von sehr jungen Menschen, nicht älter als ein Jahr.
Ja, du machst das schon gut. No more Kalbsgeschnetzeltes! :dagegen:
über allem strebt steil und erhaben ein Segel aus karamellisiertem Mandelstaub dem Himmel entgegen und lässt den Gast die Luft anhalten.
Und dann kommt der Sturm ... Lieber José, es wurde schon viel gesagt und manches, aber nicht alles, habe ich gelesen. Wenn ich mir was wünschen könnte, wäre es noch mehr Spannung. Du könntest mMn ganz einfach schon welche erzeugen, wenn du in den Szenen mit Erhardt und McDull jeweils einen kleinen Störfaktor, eine Unruhe einbauen würdest, einen Hinweis auf den Sturm, der am Ende folgt. Erst einen kleinen Lufthauch, der kurz wahrgenommen wird, später als unangenehm empfunden wird, der Kellner könnte gebeten werden, das Fenster zu schließen, der könnte sagen, ist doch gar nicht offen ... usw. Einfach eine allmählich sich steigernden Irritation währen des idyllischen Fressgelages. Könnte ich mir gut vorstellen.
Was schon vorgeschlagen wurde, was ich auch gut fände: Wenn du die Protagonisten, sowohl die Erdlinge als auch die Aliens, etwas unterschiedlicher angelegen würdest, dass sie sich noch besser unterscheiden. Gut, Erhardt ist ja etwas zurückhaltender, aber noch etwas mehr Zweifel am hemmungslosen Fleischkonsum, um dann trotzdem schwach zu werden - das könnte ich mir auch sehr gut vorstellen.
Die Kleidung der beiden beginnt zu flattern,
"die beiden" wurden einige Sätze zuvor das letzte Mal erwähnt, daher ist der Bezug etwas unstimmig. Vllt. die beiden Freunde?
Dem wehen Geldscheine und Papiere aus der Jacke, er rudert hilflos mit den Armen. Panisch schreiend segelt er über die Tische, kollidiert und verhakelt sich mit anderen Fliegenden.
Auch ein tolles Bild!
die Schokomousse holt ihn ein und klatscht ihm samt Mintfüllung ins Gesicht.
Hier musste ich an diese Szene von Monty Python denken, wo ein überübergewichtiger Typ das ganze Restaurant leerfrisst und am Ende platzt, als er noch ein Minzblättchen ist! :lol:
Und bei dir kracht, knallt und explodiert es ja auch gerne mal: Eine schöne, bittersüße Geschichte mit einem typischen José-Ende.

Viele Grüße von Raindog

 

Hola @Carlo Zwei,

da hast Du mir ja einen tollen Kommentar zukommen lassen. Eine Heidenarbeit, meinen allerherzlichsten Dank!

Du analysierst den Aufbau der Geschichte, kommst unter anderem zu dem Schluss:

Carlo Zwei: schrieb:
Ich bin mir fast sicher, dass es diesen Mc Dull nicht braucht. Es könnte genauso gut ein Gespräch mit zwischen Erhardt und der Kellnerin geben oder nur Erhardt, der die Karte studiert. Natürlich kann es auch bei Mc Dull bleiben. Was ihn aber aktuell entbehrlich macht: Er lässt sich kaum von Erhardt unterscheiden – in den Dialogen weiß ich nicht, wer was sagt. Der Vorteil: Ich sehe die beiden im Plural mehr als Repräsentanten der fleischliebhabenden Menschenbevölkerung. Das allerdings könnte auch das Restaurant, die Kellner, vielleicht der servierende Koch bei näherer Beschreibung rüberbringen – eben, dass es sich hier nicht um einen exaltierten Gourmet handelt, sondern dass das eine Art Milieu ist.

Natürlich könnte Mc Dull als Dialog-Partner durch Koch oder Kellner ersetzt werden, allerdings würde sich nichts ändern, weil Personal die Meinung des Gastes zu teilen hat – eher sollte einer der beiden anderer Ansicht sein, wenn der Autor die Absicht hat, den Leser mit mehr Lesestoff, Informationen zu versorgen, was wiederum zu längerem Text führen würde.
Die vielen Wege nach Rom:).

Zu den Außerirdischen: Da ist es im Grunde genommen dasselbe. Walx und Bryyogh sind außer ihren Namen praktisch nicht voneinander zu unterscheiden.
Stimmt. Auch hier könnte ich durch Verschiedenartigkeit der Charaktere und Meinungen mehr Dialog und Information, sogar Action einbringen – was auch hier zu mehr Durcheinander führen könnte.Meine Intention war, das irdische und das außerirdische Paar gegenüberzustellen im jeweiligen Ambiente, jedes Paar als Einheit und nicht kontrovers. Kurzgeschichte eben. Aber ich hätte selbstverständlich auch alles anders machen können.
Carlo Zwei: schrieb:
Auch hier könnte etwa Walx durch mehrere Angestellte ersetzt werden, die von Bryyogh in Vorbereitung der interstellaren Verkaufspräsentation herumgeschickt werden. Die beiden sind einander viel zu ähnlich. Gäbe es eine Hierarchie könnte ich das einordnen. Aha, der ist also der Chef. Auch die Messe oder Kundenvertretung wird praktisch nicht charakterisiert.
Freilich hätte ich Gott weiß was noch alles hineinstopfen können; mir ging es darum, die Problematik zum Thema zu machen. Die Personen sind lediglich Statisten.
Zurück zur Struktur: Erhardt und Mc Dull sitzen in einem Restaurant mit viel Steak auf der Karte und einer Auswahl (scheinbar auch an Weinen), die den Anspruch eines Gourmets erfüllen sollten. Sie palavern über ihre Auswahl, sachverständige und doch wenn überhaupt wenig engagierte Statements zur Fleischpolitik.

Es geht weiter mit Bryyogh und Walx, die über ihr Geschäftsmodell sprechen, während sie einen Blick auf die Erde werfen und ihnen vor Appetit das Wasser im Mund zusammenläuft.

Wieder zu Erhardt und Mc Dull. Die Bestellung ist da. Mc Dull genießt, Erhardt bereut seine politische Wahl, das "Nose to Tail Brisket".

Schnitt: Die Verkaufspräsentation. Bryyogh hält eine Rede vor den Kundenvertretern. Walx bedient die Lichtshow, die den Vortrag aufpeppen soll. Anschließend finden Bryyogh und Walx sich mit den erlauchteren Gästen zu einem Nachtreffen zusammen.

Zurück bei Erhardt und Mc Dull – das Dessert wird serviert. Die Unterhaltung fällt auf das Thema des neuerlichen Verschwindens einiger Erdbewohner und den grotesken Vermutungen, dies könne etwas mit Ufos und Außerirdischen zu tun haben. Sprechen's und werden von der Untertasse aufwärts gesaugt.

Hättste nicht alles aufführen müssen, ich weiß doch, was ich geschrieben habe:D. Ist nicht bös gemeint, ich denk nur an Deine Mühe.
Carlo Zwei: schrieb:
Zusammengehalten wird das ganze von der Spannung, die aus der parallelen Erzählweise resultiert. Geschickt wird an den Übergängen der Abschnitte angedeutet, dass wir uns in einer Art Mise en abyme befinden. Während die Menschen Rinder verspeisen, verspeisen die Aliens Menschen. Die Lebensgefahr in der Erhardt und Mc Dull schweben, wird deutlich.

Hehe, nach dem ich mise en place (für Kochvorbereitungen) kenne, lerne ich nun durch Carlo Zwei und Google Mise en abyme kennen. Da haste einen sehr passenden Begriff gewählt, ich finde, der trifft es genau.

Carlo Zwei: schrieb:
Carlo Zwei: schrieb:
hat die Pointe als beflissener Leser vorausgeahnt – ich aber höchstens unbewusst und vollständig erst, als es beim Dessert plötzlich laut wird.

Gott sei Dank war @Kellerkind mein erster Kommentator – der hat mir das Hauptproblem meines Textes vor Augen geführt. Hab’s auch stracks umgeschrieben, so dass die Nach-Komms das Ende nicht mehr so frühzeitig erkennen konnten. Danke nochmals, Kellerkind!

Es kann ja mal gesagt werden, dass es hier auch super schwierig ist, einen richtigen Konflikt aufzubauen, weil die Story von vorne bis hinten konstruiert ist.


Das ist sie, ohne Frage. Eine Story halt.

Carlo Zwei: schrieb:
Ihrer Form nach hat sie also schon das höchst mögliche Potential – auch wenn ihr Innenleben bislang eine undefinierte Masse ist.


Ach? Weiter oben hast Du sie doch ganz buchhalterisch auseinandergepflückt – das wundert mich jetzt. Nicht, dass ich die beleidigte Leberwurst wäre, bin nur verblüfft.

Carlo Zwei: schrieb:
Ein Fünkchen Konflikt ist trotzdem in beiden Fällen angelegt und da würde ich nochmal rangehen – ich bin mir sogar sicher, dass du damit auch das Problem der fehlenden Charakterisierung in den Griff bekommst.

Lieber Carlo Zwei, mir kommt’s nicht darauf an, Dir zu widersprechen, doch ich habe kein Problem mit ‚einer fehlenden Charakterisierung’, wirklich nicht. Oder ich verdränge es, aus Uneinsichtigkeit oder bereits grassierendem Altersstarrsinn – wer weiß.

Carlo Zwei: schrieb:
Im Beispiel von Erhardt und Mc Dull wird der Konflikt von Erhardts Gewissen bestimmt. Lass ihn gegen Mc Dull oder jeden anderen Vertreter des 100-Prozent-Fleischgenuss-Establishment in den Ring ziehen.

Uh ha, das könnte den Text mächtig aufblähen – und es würde ein Austausch oder ein Ping-Pong aller Argumente und Gegenargumente sein, den ich keinem informierten Leser zumuten möchte.

Alles zum Thema ist bekannt, ich muss nichts aufwärmen, zumal ich nicht den Fleischgenuss anprangern wollte, sondern unseren Bezug zur Kreatur.

Carlo Zwei: schrieb:
Lass ihn (Erhardt) heute Mal eine andere Richtung einschlagen – macht er ja sogar schon im Ansatz mit seinem Brisket.

Er macht’s aus Geiz, zweitklassige Stücke sind preiswert. Auch beim Dessert: Da genügte ihm ein klitzekleines Sorbet.

Hätte Mc Dull ihn eingeladen, würde er das 300 g-Filet bestellt haben, jede Wette.

Carlo Zwei: schrieb:
Das hat mehr als ein rassistisches Geschmäckle ...
Hat @wegen auch gesagt. Ich weiß nicht, wann Du den Text gelesen hast, doch anfangs war die Rede (der Außerirdischen) tatsächlich von ‚Rassen’. Ist geändert in ‚Arten’.

Carlo Zwei: schrieb:
... keine ethnische Bezeichnung wie "Eskimo" (im übrigen von den Inuit etc. abgelehnte Fremdbezeichnung von Kolonialisten etc.) gebrauchen. Polarmensch finde ich da völlig ausreichend.

Eskimo ist weg, Polarmensch bleibt.

Carlo Zwei: schrieb:
Wie es auch uns völlig egal ist, ob ein Rind nun weißes oder schwarzes Fell hat, so dürfte das auch aus der Perspektive eines Aliens geschildert werden.

Der Unterschied ist, dass wir gewöhnlich Rindfleisch ohne Fell zu uns nehmen, die Aliens hingegen Menschen ‚mit Haut dran’;).

Die Verschiedenartigkeit der menschlichen Arten ist ein Überbleibsel der ersten Fassung, in der ich geschmackliche Besonderheiten erwähnte, die aber dann gestrichen habe, weil irdische Geschmackseindrücke (nussig usw.) im All vermutlich unbekannt sind.

Natürlich könnte ich auch auf die Hautfarben ganz verzichten und nur von Menschen (oder Blourrgh in der Sprache von Walx und Bryyogh:hmm:) schreiben, doch bisschen Farbe schadet nicht.

José: schrieb:
Dem wehen Geldscheine und Papiere aus der Jacke

Carlo Zwei: schrieb:
Sehr schön. Mit diesem Satz deutest du ganz viel deiner Pointe an. Letztlich eine Art Vanitas-Symbol.
Ich hoffe, Du scherzt. Wohin ich schau die letzten Tage – Vanitas, Vanitas! Wenn das nur kein schlimmes Omen ist!

Carlos Zwei – danke nochmals fürs große Federlesen, ich weiß das wirklich zu schätzen.

José

PS:

Ich hatte unlängst schlaflose Nächte, als ich erfuhr, dass sich Veganer in die Haare bekamen, weil sie sich nicht einigen konnten, ob für sie der Genuss von gerösteten Maden, Heuschrecken – Insekten halt – statthaft ist oder tabu:(.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom