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Da hüpft die Oma aus dem Bett

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10.09.2024
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Da hüpft die Oma aus dem Bett

„Ach, Kindchen, weißt du, deine Oma wird nicht alt“, sagte Oma Erna, die im Bett lag, und seufzte. Oma Erna wohnte bei Anne und ihren Eltern im Haus.
„Aber Oma! Du bist doch schon alt“, antwortete Anne. „Und außerdem sagst du das schon, so lange ich dich kenne. Mindestens hundertmillionen Jahre lang.“ Sanft streichelte Anne die blauen Äderchen auf Oma Ernas Hand, die auf der Bettdecke lag.
„Oma?“
„Ja, mein Kind?“
„Wie lange ist hundertmillionen Jahre?“
„Viel zu lange für deine alte Oma. Doch, doch, Kindchen, wirst schon sehen, es dauert nicht mehr lange, dann ist deine alte Oma bei Opa Erich im Himmel.“
„Beim Fuchskerl?“, fragte Anne. „Oma, erzählst du mir die Geschichte vom Fuchskerl?“
„Aber die habe ich dir doch schon so oft erzählt, Kind. Mindestens hundertmillionen Mal schon!".
„Stimmt gar nicht!“, rief Anne. „Bitte, bitte, bitte, erzähle sie mir nur noch ein einziges Mal!“
Oma Erna seufzte, während Anne sich ein Stückchen Bettdecke über die Knie schob.
„Also gut. Früher, als ich noch jung und fesch war und keine Schmerzen bei jeder Bewegung hatte, da bin ich mit deinem Opa oft zum Wiesenwirt unten an der Ecke gegangen. Da war immer viel los, denn der hatte als einziger im Dorf einen Fernseher.“
„Aber da hast du nur alles grau gesehen, gell Oma?“
„Ja, Kindchen, damals gab es nur Schwarz-Weiß-Fernseher. Und man musste immer ein Fuffzgerl reinschmeißen, da konnte man dann ein paar Minuten lang fernsehen.“
„Oma, wie viel Geld war ein Fuchskerl?“
„Das Fuffzgerl waren fünfzig Pfennige, das war damals ganz schön viel Geld für uns. Und es war immer arg aufregend, wenn der Fernseher gerade an der spannendsten Stelle ausging, weil die Zeit abgelaufen war. Da hat dann jeder gejohlt und in seinen Taschen nach dem nächsten Fuffzgerl gesucht.“
„Und Opa hat den nächsten Fuchskerl reingeschmissen, gell Oma? Opa Erich war immer schneller als die anderen mit dem Fuchskerl reinschmeißen.“
„Ja, der Opa Erich war immer am schnellsten, weil er immer ganz vorn am Fernseher saß.“ Oma Erna seufzte. „Und jetzt sitzt er da oben, statt vor dem Fernseher, und schaut runter auf uns. Wirst schon sehen, Kind, dauert nicht mehr lange, dann bin ich auch da oben. Jaja, ich spüre es ganz genau, in jedem einzelnen Knochen spüre ich es.“
„Was spürst du denn da, Oma?“
„Ach, mein Kind, das ist arg schlimm für deine Oma. Da zwickt und zwackt und zieht es überall. Aber jetzt geh mal in die Küche und schau, ob das Abendbrot schon fertig ist.“
Anne stand auf und schloss die Tür hinter sich. Sie wollte gerade zu ihren Eltern in die Küche gehen, da hörte sie, wie sich diese unterhielten. Über Oma Erna. Eigentlich wollte Anne gar nicht lauschen, so etwas tat man nicht, aber jetzt stand sie ja nun mal vor der Tür und wollte ihre Eltern nicht stören bei so einem wichtigen Gespräch.
„Deine Mutter war heute wieder sehr theatralisch“, hörte Anne ihre Mutter sagen.
„Ach, heute mal nicht melodramatisch?“, fragte ihr Vater.
„Das auch.“
„Das ist das gleiche“, sagte ihr Vater.
„Eben. Aber bei den Medikamenten, die sie nimmt, kann sie gar keine Schmerzen mehr haben. Nirgendwo, auch nicht im entferntesten Nerv. Das sagt auch ihr Arzt. Diese Unmengen an Tabletten und Tropfen, die sie schluckt. Dass deine Mutter im Dunkeln nicht leuchtet, grenzt an ein Wunder. Die simuliert doch nur wieder, die ist nur wieder zu bequem zum Aufstehen und lässt sich bedienen.“
„Nun sei doch nicht so sarkastisch. So ist sie nun mal. Wer weiß, wie lange wir sie noch haben“, sagte Annes Vater.
„Na, hoffentlich nicht mehr allzu lange“, antwortete Annes Mutter.
„Inge, bitte! Das habe ich jetzt aber mal überhört!“
„Jaja, ich weiß, immerhin ist sie deine Mutter.“
„Eben.“
Schnell huschte Anne ins Wohnzimmer, bevor die Küchentür aufging.
„Anne“, rief ihre Mutter. „Bringst du der Oma bitte ihr Abendbrot?“
Anne nahm den Teller mit belegten Broten und öffnete die Tür zum Zimmer von Oma Erna.
„Oma“, flüsterte sie. „Oma, bist du wach?“
„Aber Kindchen, natürlich bin ich das. Bei den Schmerzen kann ja kein Mensch schlafen. Komm nur zu mir.“ Oma Erna klopfte mit ihrer Hand auf die Bettdecke. Anne setzte sich und hielt Oma Erna den Tellerhin.
„Na endlich! Ich bin schon fast am Verhungern. Was ist das denn wieder für eine Pampe? Hat das deine Mutter gemacht? Kein Wunder, dass mein armer Andreas so dünn ist.“
„Oma?“
„Ja, mein Kind?“, nuschelte Oma mit vollen Backen.
„Was heißt tetarisch?“
„Tetarisch?“Oma hörte auf zu kauen und runzelte die Stirn. „Tetarisch …tetarisch. Warte, Kindchen, gleich habe ich es. Ach, das alte Hirn will auch nicht mehr so. Tetarisch … also nee, noch nie gehört. Hat das deine Mutter gesagt?“
Anne traute sich nicht zu nicken. Sie wollte ihre Mutter ja nicht verraten.
„Wenn das deine Mutter war, dann meinte sie bestimmt ´theatralisch´. Das ist doch ihr Lieblingswort. Neben ´melodramatisch´. Da hat sie bestimmt wieder über mich geredet.“
Oma Erna hielt Anne den leeren Teller hin.
„Ui, Oma, dass du noch so schnell essen kannst, wo dir doch die Zähne immer so weh tun.“
„Ach, mein Kind, wenn es nur das Gebiss wäre.“ Oma Erna sank in die Kissen zurück, seufzte wohlig und schloss die Augen. „Hach, im Bett ist es doch immer noch am schönsten.“
„Oma, du musst aufstehen und im Kreis laufen. Das sagt Mama auch immer, dass du kreislaufen musst, damit du in Schwingung kommst.“
„Ach, Kindchen. Bei deiner alten Oma bringt das Rumlaufen den Kreislauf auch nicht mehr in Schwung. Eher bekomme ich da wieder meine Schwindelanfälle. Und dicke Beine. Nein, nein, da bleib ich lieber mal schön im Bett.“
Anne stand auf und wollte gerade den leeren Teller in die Küche bringen, als sie draußen auf der Straße Gekicher hörte. Sie sah zum Fenster hinaus.
Oma Erna seufzte. „Jaja, ich spür´s genau, mit mir geht’s dem Ende zu. Was ist denn da draußen los, Kindchen? Wer lacht denn da so?“
„Das ist die alte Nachbarin von gegenüber mit ihrem Sohn.“
„Die Nachbarin. Ach, du meinst Margot, die alte Schreckschraube. Aber nie im Leben hat die einen Sohn. War ja nicht mal verheiratet. Hat keinen abgekriegt, so, wie die immer über ihre Krankheiten gejammert hat, die alte Hexe. Da hat ja jeder gleich Reißaus genommen.“
„Aber die muss einen Sohn haben“, sagte Anne. „Weil die steht ganz eng mit dem und gibt ihm lauter Gute-Nacht-Küsse.“
„Was! Oooch! Nein! Das kann nicht sein! Nie im Leben!“, rief Oma Erna, warf die Bettdecke von sich, sprang aus dem Bett und stand neben Anne, noch ehe die Bettdecke zurückgesunken war. „Die alte Hexe ist doch mindestens zehn Jahre älter als ich, wenn nicht noch mehr! Und viel hässlicher! Was will die denn mit einem Liebhaber! Und noch dazu so einem jungen!“
Anne bekam große Augen und sah Oma Erna ehrfürchtig an.
„Ui, Oma. Jetzt warst du ja schneller aus dem Bett als ich am Geburtstag! Die Margot muss aber wirklich eine mächtige alte Hexenschreckschraube sein, so schnell wie die dich gesund gehext hat! Jetzt kannst du mal schön im Kreis laufen, wo du doch schon mal stehst, damit die Schwingungen kommen. Oma, was ist ein Liebhaber?“

 

Guten Abend @Kerzenschein,

vielen Dank für deinen Challenge-Beitrag. In deiner Geschichte geht es um Oma Erna, die mit im Haus ihres Sohnes und ihrer Stieftochter wohnt und sich ständig über ihre Schmerzen beschwert - obwohl sie Schmerzmittel und Medikamente nimmt. Ihre Enkelin Anne überhört dann ein Gespräch mit ihrer Mutter und Vater, schnappt ein Wort auf und spricht mit Oma Erna darüber, die schnell darauf kommt, dass sie über sie gesprochen und sie als theatralisch bezeichnet haben. Im Laufe der Geschichte beobachtet Anne dann Margot, die Nachbarin von nebenan, und als sich herausstellt, dass Margot einen neuen Liebhaber hat, ist die Oma schneller auf den Beinen als erwartet und sie scheint gar nicht so krank zu sein, wie sie allen anderen weißmachen will.

Ich gehe im Detail auf meinen Leseeindruck ein:

„Ach, Kindchen, weißt du, deine Oma wird nicht alt“, sagte Oma Erna, die im Bett lag, und seufzte. Oma Erna wohnte bei Anne und ihren Eltern im Haus.
Im ersten Satz ist schon platziert, dass Oma Erna einen Hang zur Übertreibung hat, das sehe ich als zentrales Thema in deiner Geschichte.

„Wie lange ist hundertmillionen Jahre?“
„Viel zu lange für deine alte Oma. Doch, doch, Kindchen. Dieses Mal spüre ich es, es dauert nicht mehr lange, wirst schon sehen. Dann ist deine alte Oma bei Opa Erich im Himmel. Und dann schauen wir zusammen auf euch runter von da oben. Ja, ich spüre es ganz genau. In jedem einzelnen Knochen spüre ich es.“
„Was spürst du denn da, Oma?“
„Ach, Kindchen, das ist arg schlimm für deine Oma. Da zwickt und zwackt und zieht es überall. Aber jetzt geh mal in die Küche und schau, ob das Abendbrot schon fertig ist.“
Finde die Stimme der Enkelin Anne gut getroffen. Sie ist so unschuldig und geht gar nicht auf die Beschwerden bzw. Übertreibungen der Oma ein.

„Deine Mutter war heute wieder sehr theatralisch“, hörte Anne ihre Mutter sagen.
„Ach, heute mal nicht melodramatisch?“, fragte ihr Vater.
„Das auch.“
„Das ist das gleiche“, sagte ihr Vater.
„Eben. Aber bei den Medikamenten, die sie nimmt, kann sie gar keine Schmerzen mehr haben. Nirgendwo, auch nicht im entferntesten Nerv. Das sagt auch ihr Arzt.
Die Oma sollte eigentlich keine Schmerzen haben und scheint zu simulieren. Das ist die Vorbereitung für das Ende mit der Nachbarin.

„Nun sei doch nicht so sarkastisch. So ist sie nun mal. Wer weiß, wie lange wir sie noch haben“, sagte Annes Vater.
„Na hoffentlich nicht mehr allzu lange.“
„Inge bitte! Das habe ich jetzt aber mal überhört!“
„Jaja ich weiß, immerhin ist sie deine Mutter.“
Das fand ich etwas hart von der Mutter, kann mir schon vorstellen, dass sie ihre Schwiegermutter nicht ausstehen kann, aber sie ist ja immer noch die Mutter ihres Mannes. Kam mir etwas zu bösartig vor, sie wünscht ihr ja quasi den Tod.

„Na endlich! Ich bin schon fast am Verhungern. Was ist das denn wieder für ein Pamp? Hat das deine Mutter gemacht? Kein Wunder, dass mein armer Andreas so dünn ist.“
Offensichtlich besteht auch von Seiten der Oma eine Abneigung gegen ihre Schwiegertochter. Das wird im Text deutlich.

„Was heißt tetarisch?“
„Tetarisch?“ Oma hörte auf zu Kauen und runzelte die Stirn. „Tetarisch … tetarisch. Warte, Kindchen, gleich habe ich es. Ach, das alte Hirn will auch nicht mehr so. Tetarisch … also nee, noch nie gehört. Hat das deine Mutter gesagt?“
Anne traute sich nicht zu nicken. Sie wollte ihre Mutter ja nicht verraten.
„Wenn das deine Mutter war, dann meinte sie bestimmt ´theatralisch´. Das ist doch ihr Lieblingswort. Neben ´melodramatisch´. Da hat sie bestimmt wieder über mich geredet.“
Finde ich eine schöne Idee und zeigt wieder die ehrliche und direkte Herangehensweise der Enkelin, die dabei gleichzeitig sehr liebevoll auf mich wirkt.

„Oma, du musst aufstehen und im Kreis laufen. Das sagt Mama auch immer, dass du kreislaufen musst, damit du in Schwingung kommst.“
Der Dialog gefällt mir.

„Was! Oooch! Nein! Das kann nicht sein! Nie im Leben!“, rief Oma Erna, warf die Bettdecke von sich, sprang aus dem Bett und stand neben Anne, noch ehe die Bettdecke zurückgesunken war. „Die alte Hexe ist doch mindestens zehn Jahre älter als ich, wenn nicht noch mehr! Und viel hässlicher! Was will die denn mit einem Liebhaber! Und noch dazu so einem jungen!“
Anne bekam große Augen und sah ihre Oma ehrfürchtig an.
Und hier die Auflösung, dass der Schmerz wohl doch nicht so schlimm ist, wie die Oma immer behauptet.

So viel zu meinem Leseeindruck.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @Kerzenschein!

Eine schöne Geschichte zum Thema hast du da geschrieben. Das fügt sich alles gut zueinander, nur hatte ich beim Lesen rasch ein Kammerspiel vor Augen, bei welchem Hobbyschauspieler ihre auswendig gelernten Sätze aufsagen, während sie direkt ins Publikum schauen. Die Dialoge klingen für meine Ohren zu konstruiert, zu sauber formuliert, nicht wirklich lebensnah. Und gerade bei dem mehr oder weniger unverhohlenen Ärger der Mutter, oder dem Hass, den die Oma auf die Nachbarin hegt, würde eine andere Sprache deiner Geschichte vielleicht gut zu Gesicht stehen.

Ein, zwei Dinge noch:

Eigentlich wollte Anne gar nicht lauschen, so etwas tat man nicht, aber jetzt stand sie ja nun mal vor der Tür und wollte ihre Eltern nicht stören bei so einem wichtigen Gespräch.
Dann könnte sie doch einfach kehrt machen und weggehen. Hier könntest du deutlich machen, dass sie die ersten aufgeschnappten Worte daran hindern.

„Was! Oooch! Nein! Das kann nicht sein! Nie im Leben!“, rief Oma Erna, warf die Bettdecke von sich, sprang aus dem Bett und stand neben Anne, noch ehe die Bettdecke zurückgesunken war.
Das ist dann aber schon verdammt fix! Stelle mir dabei so eine Marvelszene vor: In welcher ein Superheld allerlein Dinge anstellt, während im Hintergrund in superslomo die Bettdecke herabschwebt ...

Gruß,
Sammis

 

Hallo @MRG,

danke für die schöne Zusammenfassung und deinen Leseeindruck.

„Nun sei doch nicht so sarkastisch. So ist sie nun mal. Wer weiß, wie lange wir sie noch haben“, sagte Annes Vater.
„Na hoffentlich nicht mehr allzu lange.“
„Inge bitte! Das habe ich jetzt aber mal überhört!“
„Jaja ich weiß, immerhin ist sie deine Mutter.“
Das fand ich etwas hart von der Mutter, kann mir schon vorstellen, dass sie ihre Schwiegermutter nicht ausstehen kann, aber sie ist ja immer noch die Mutter ihres Mannes. Kam mir etwas zu bösartig vor, sie wünscht ihr ja quasi den Tod.
Das habe ich etwas entschärft:).

Freut mich, dass dir die Geschichte zu gefallen schien.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Kerzenschein

 

Hallo @Sammis,

vielen Dank für deine Einschätzung, die ja eigentlich genau das Gegenteil von dem ist, wie @MRG es empfunden hat:lol:.

Da ich bisher nur eure beiden Kommentare als Rückmeldung habe, warte ich mal ab, was noch so an Meinungen reinkommt ...

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Kerzenschein

 

Aber bei den Medikamenten, die sie nimmt, kann sie gar keine Schmerzen mehr haben.
Na, wenn sich da ma’ nich’ jemand vertut,

– aber bis zur/zum „eingebildeten Kranken“ scheint es mir noch weithin.

Ist es nicht eher immer so, dass die Familienbande ihren ältesten Appdendix als Last empfindet und froh ist, wenn The Who’s “My Generation“ mal wieder läuft und auf den Punkt bringt – da waren Oma & der Friedel noch jung – aber warum setztu hier

„Ach, Kindchen, weißt du, deine Oma wird nicht alt“, sagte Oma Erna, die im Bett lag, und seufzte.
ein Komma?

„Eben. Aber bei den Medikamenten, die sie nimmt, kann sie gar keine Schmerzen mehr haben.
Nix falsch,

liebe/r @Kerzenschein,

ist das umgangssprachliche plurale Konstrukt auch für einen einzigen Schmerz (vom Schädel über die Ohren bis hinab zu den Füßen) zulässig?

Hier vermiss ich ein passendes Abschlusszeichen,

„Nun sei doch nicht so sarkastisch. ... Wer weiß, wie lange wir sie noch haben[!]“, sagte Annes Vater.

„Inge[,] bitte! Das habe ich jetzt aber mal überhört!“
...
„Anne[!]“, rief ihre Mutter. „Bringst du der Oma[!] bitte[!] ihr Abendbrot?“

„Hach, im Bett ist es doch immer noch am chönsten.“

am schönsten - schön, schöner, ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

Moin @Kerzenschein, dann will ich mal noch bei Dir vorbeischauen, denn ich liebe es bei einer Challenge möglichst zu allen Geschichten etwas zu sagen. Das zwingt mich, auch wirklich alle zu lesen. Schön, dass Du mitmachst!

Da hüpft die Oma aus dem Bett
Ein süßer Titel, wenn er auch wirklich viel verrät

„Ach, Kindchen, weißt du, deine Oma wird nicht alt“, sagte Oma Erna, die im Bett lag, und seufzte. Oma Erna wohnte bei Anne und ihren Eltern im Haus.
Verortung und Protagonisten gut gelöst.

Mindestens hundertmillionen Jahre lang.“ Sanft streichelte Anne die blauen Äderchen auf Oma Ernas Hand, die auf der Bettdecke lag.
Die Beziehung zwischen der süßen Enkeltochter und Oma Erna hast Du richtig fein gezeigt.

„Wie lange ist hundertmillionen Jahre?“
niedlich

Und dann schauen wir zusammen auf euch runter von da oben.
Hier überlege ich, ob der Satz andersherum besser klingen würde, aber es ist gesprochene Rede, da ist eh alles erlaubt.

„Ach, heute mal nicht melodramatisch?“, fragte ihr Vater.
„Das auch.“
„Das ist das gleiche“, sagte ihr Vater.
Auch hier lässt Du viel zwischen den Zeilen klingen, mag ich!

Oma Erna seufzte. „Jaja, ich spür´s genau, mit mir geht’s dem Ende zu. Was ist denn da draußen los, Kindchen? Wer lacht denn da so?“
Mir hätte irgendwo im Text ein Hinweis für den Leser gefallen, wie es der Oma wirklich geht, einfach um mir eine Geschichte dazu auszudenken, denn was passieren wird ist ja durch den Titel bereits klar.

Anne bekam große Augen und sah ihre Oma ehrfürchtig an.
„Ui, Oma. Jetzt warst du ja schneller aus dem Bett als ich am Geburtstag! Die Margot muss aber wirklich eine mächtige alte Hexenschreckschraube sein, so schnell wie die dich gesund gehext hat!
Auch wenn das süß gemacht ist, ein wenig dünn ist es vom Plot her schon, halt ein recht kleiner Happen für zwischendurch.

wo du doch schon mal stehst, damit die Schwingungen kommen. Oma, was ist ein Liebhaber?“
Aber die Enkeltochter ist absolut süß!
Viel Erfolg bei den Challenge
greenwitch

 

Hallo @Friedrichard!

danke, dass du dir wieder Zeit für meinen Text genommen hast, das freut mich!

„Ach, Kindchen, weißt du, deine Oma wird nicht alt“, sagte Oma Erna, die im Bett lag, und seufzte.
ein Komma?
Hier habe ich beim Schreiben auch schon überlegt, ob mit oder ohne Komma. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ´die im Bett lag´ ein eingeschobener Nebensatz ist, der beide Kommas braucht. In der Hoffnung, dass ich hier richtig liege, lasse ich das Komma erst mal drin.

„Hach, im Bett ist es doch immer noch am chönsten.“

am schönsten - schön, schöner, ... Gern gelesen vom Friedel
Das habe ich mal schön geändert.

Ich unterstütze dich gerne auf deinem Feldzug für das !, aber diesmal war es mir dann doch zu viel des Guten:D.

Ich hoffe, die Durchstreichung bedeutet nicht das Gegenteil von deinem ´Gern gelesen´;)!

Danke dir für deine Hinweise, freut mich immer wieder.

Viele Grüße
Kerzenschein

 

Hallo @greenwitch,

danke dir für´s Vorbeischauen, du bist ja echt fleißig!

Und danke dir auch für deinen Kommentar, der mich sehr gefreut hat.

Oma Erna seufzte. „Jaja, ich spür´s genau, mit mir geht’s dem Ende zu. Was ist denn da draußen los, Kindchen? Wer lacht denn da so?“
Mir hätte irgendwo im Text ein Hinweis für den Leser gefallen, wie es der Oma wirklich geht, einfach um mir eine Geschichte dazu auszudenken, denn was passieren wird ist ja durch den Titel bereits klar.
Meine Intention war, dass sie tatsächlich nur simuliert und es ihr eigentlich ganz gut geht, wie ihre Schwiegertochter es ihr auch unterstellt. Sie lässt sich halt gerne verwöhnen und bedienen. Ich dachte, hier kommt es rüber:

Oma Erna sank in die Kissen zurück, seufzte wohlig und schloss die Augen. „Hach, im Bett ist es doch immer noch am schönsten.“
Aber war wohl nicht so eindeutig. Ich habe das wohlig noch ergänzt, vielleicht wird es klarer.

Anne bekam große Augen und sah ihre Oma ehrfürchtig an.
„Ui, Oma. Jetzt warst du ja schneller aus dem Bett als ich am Geburtstag! Die Margot muss aber wirklich eine mächtige alte Hexenschreckschraube sein, so schnell wie die dich gesund gehext hat!
Auch wenn das süß gemacht ist, ein wenig dünn ist es vom Plot her schon, halt ein recht kleiner Happen für zwischendurch.
Ja du hast recht, der Plot ist kurz. Nichts Tiefgründiges zum Nachdenken, eher eine unterhaltsame Schnaufpause zum Erholen im Challengemarathon.

Freut mich, dass du auch bei mir vorbeigeschaut hast!

Viele Grüße
Kerzenschein

 

Moin, @Kerzenschein,

danke für Deine Geschichte.

Kurz und knackig, das muss auch mal sein und hat mir Spaß gemacht zu lesen.
Ein paar Dialogzeilen mehr zwischen Oma Erna und Enkelin Anne dürftest Du aber gerne noch spendieren, denn die haben für mich gut funktioniert, mein Kopfkino lief in Farbe. :)

„Aber Kindchen, natürlich bin ich das. Bei den Schmerzen kann ja kein Mensch schlafen. Komm nur zu mir.“
Ab dieser Stelle hatte die Schwiegertochter meine Sympathie. „Die simuliert ja wirklich“ dachte ich mir. :thumbsup:

„Oma, du musst aufstehen und im Kreis laufen. Das sagt Mama auch immer, dass du kreislaufen musst, damit du in Schwingung kommst.“
:D

„Ui, Oma. Jetzt warst du ja schneller aus dem Bett als ich am Geburtstag! Die Margot muss aber wirklich eine mächtige alte Hexenschreckschraube sein, so schnell wie die dich gesund gehext hat! Jetzt kannst du mal schön im Kreis laufen, wo du doch schon mal stehst, damit die Schwingungen kommen. Oma, was ist ein Liebhaber?“
Der eine Satz war dann doch ein wenig drüber, aber die Figur der Enkelin hast Du ansonsten gut hinbekommen.

Mein Kommi erscheint ebenso überschaubar wie die Story. Gerne mehr davon.
Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Kerzenschein

Deine Oma ist zwar körperlich schon seeehr gebrechlich, dem Tode nahe, aber geistig voll auf Zack, so wie sie die Schwiegertochter durchschaut. Im Worteraten ist sie Spitze. Du hast hier, wie ich finde, gekonnt die kindliche Perspektive eingenommen und auf lustige Weise aus dem Leben einer Hypochonderin erzählt. Mit einem gelungenen Schluss. Vielleicht sollte die Oma sich auch mal einen Liebhaber zulegen und die Tabletten vom Balkon schmeißen.

Hier noch Kleinigkeiten:

„Und außerdem sagst du das schon, so lange ich dich kenne.
solange
„Ach, Kindchen, das ist arg schlimm für deine Oma.
Vielleicht einmal zu viel „Ach, Kindchen“, warum nicht mal einfach „Kindchen“?
Aber bei den Medikamenten, die sie nimmt, kann sie gar keine Schmerzen mehr haben.
Sehr herzlos. Außerdem, wenn sie so viele Medikamente nimmt, muss es doch wirklich schlecht um sie stehen. Was hat sie für Ärzte, wenn sie wirklich simuliert?
„Wird wohl noch ein Weilchen dauern, so, wie die simuliert.“
Stand hier vorher nicht was anderes. Das fand ich besser. Der Satz, den Vati jetzt sagt, ist doch gar nicht so schlimm.
Was ist das denn wieder für ein Pamp?
Ich kenne das als „Pamps“.
Oma hörte auf zu Kauen und runzelte die Stirn.
kauen
„Ach, Kindchen. Bei deiner alten Oma bringt das Rumlaufen den Kreislauf auch nicht mehr in Schwung.
Dieses formelhafte „Ach, Kindchen“ ist wirklich etwas nervig. Ja, wenn es ein Märchen wäre …. Warum nicht etwas mehr variieren? Zum Beispiel: Bei deiner … , Kindchen.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Seth Gecko,

Kurz und knackig, das muss auch mal sein und hat mir Spaß gemacht zu lesen.
das freut mich wirklich sehr, dass dich meine Geschichte – trotz der Kürze – gut unterhalten hat!

„Ui, Oma. Jetzt warst du ja schneller aus dem Bett als ich am Geburtstag! Die Margot muss aber wirklich eine mächtige alte Hexenschreckschraube sein, so schnell wie die dich gesund gehext hat! Jetzt kannst du mal schön im Kreis laufen, wo du doch schon mal stehst, damit die Schwingungen kommen. Oma, was ist ein Liebhaber?“
Der eine Satz war dann doch ein wenig drüber, aber die Figur der Enkelin hast Du ansonsten gut hinbekommen.
Den Satz fand ich so passend, weil sich damit Enkelin selbst erklärt, warum die Oma auf einmal so fit ist. Ich lasse ihn erst mal drin, mal gucken, wie er noch so ankommt.

Ein paar Dialogzeilen mehr zwischen Oma Erna und Enkelin Anne dürftest Du aber gerne noch spendieren, denn die haben für mich gut funktioniert, mein Kopfkino lief in Farbe. :)
Ja, das hat @greenwitch ja auch schon so ähnlich angemerkt. Ich überlege auch schon die ganze Zeit, aber mir will momentan partout nichts Kreatives mehr einfallen. Vielleicht kommt mir noch eine zündende Idee.

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Viele Grüße
Kerzenschein

 

Hallo @Sturek,

danke, dass du bei mir vorbeigeschaut hast. Freut mich, dass dir der Schluss gefallen hat.

Vielleicht sollte die Oma sich auch mal einen Liebhaber zulegen und die Tabletten vom Balkon schmeißen.
Tolle Alternative:D.

„Und außerdem sagst du das schon, so lange ich dich kenne.
solange
Das treibt mich noch in den Wahnsinn. Laut Duden nimmt man ´solange´, wenn es sich gegen ´währenddessen´ ersetzen lässt. Bei ´so lange´ sind es Adverb+Adjektiv, wobei die Betonung auf ´lange´ liegt und nicht auf ´so´.
Eigentlich müsste es für mich ´so lange´ heißen, passt aber mit der Betonung nicht.
Aber ´solange´ passt auch nicht, weil ´währenddessen´ nicht passt ...:confused:
Ich glaube, ich lasse mir was anderes einfallen.

„Ach, Kindchen, das ist arg schlimm für deine Oma.
Vielleicht einmal zu viel „Ach, Kindchen“, warum nicht mal einfach „Kindchen“?
Das ist halt die Oma, die hat das schon immer so gesagt und ändert sich auf ihre alten Tage nicht mehr.

Aber bei den Medikamenten, die sie nimmt, kann sie gar keine Schmerzen mehr haben.
Sehr herzlos. Außerdem, wenn sie so viele Medikamente nimmt, muss es doch wirklich schlecht um sie stehen. Was hat sie für Ärzte, wenn sie wirklich simuliert?
Ihre Schmerzen sind gar nicht so schlimm und mit wenigen Medikamenten gut in den Griff zu bekommen. Aber sie steht halt gerne im Mittelpunkt und nimmt sich zu wichtig. Deshalb geht sie zu verschiedenen Ärzten und übertreibt, um Aufmerksamkeit zu bekommen und die Ärzte verschreiben ihr auch prompt alles.

„Wird wohl noch ein Weilchen dauern, so, wie die simuliert.“
Stand hier vorher nicht was anderes. Das fand ich besser. Der Satz, den Vati jetzt sagt, ist doch gar nicht so schlimm.
Den Satz sagt Mutti, habe ich ergänzt.
Ja, die Vorgängerversion war härter, mal sehen ...

Was ist das denn wieder für ein Pamp?
Ich kenne das als „Pamps“.
Oma hörte auf zu Kauen und runzelte die Stirn.
kauen
Habe ich geändert.

Nochmal danke für deinen Kommentar.

Viele Grüße
Kerzenschein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Kerzenschein,

ich frage mich bei deiner Geschichte, wo die Pointe liegt. Die Geschichte ist ja sehr kurz und vom Ton her eher ein lockerer Text für Zwischendurch und zum Schmunzeln. Er ist keine genau beobachtete Studie voller Ernsthaftigkeit und hintergründiger Psychologie, eher eine Art Sketch. Zumindest könnte man sie innerhalb von wenigen Minuten als Sketch inszenieren.

Das heißt, sie steht und fällt mir der Pointe. Spontan würde ich sagen, eine Pointe ist eine unerwartete Wendung, die das Geschehen schlagartig in neuem Licht erscheinen lässt und meistens auch für Erheiterung sorgt.

Hast du so eine Pointe im Text? Ja und nein. Am Ende kommt heraus, dass die Oma aufstehen kann, obwohl sie das vorher geleugnet hat. Aber durch die Schwiegertochter ist diese Möglichkeit ja im Text vorher schon präsent. Es gibt also nichts wirklich Unerwartetes, sondern nur die Auflösung, wer Recht hat: die Frau und nicht der Sohn und die Oma. Das ist keine echte Pointe.

In meinen Augen solltest du hier also noch einmal nachbessern und nach einer echten Pointe suchen. Dafür wäre die Frage: Wie kann ich den Leser an einen Punkt führen, an dem er glaubt, wir hätten es auf jeden Fall mit einer bettlägerigen Oma zu tun, und sie dann überraschend auferstehen lassen?

Gleichzeitig darf ihre Auferstehung nicht ganz aus dem Nichts kommen, das würde den Leser nämlich kaltlassen. Es müssen also versteckte Hinweise in den Text, die dann vom Ende her gedacht plötzlich anders Sinn ergeben.

Zugegeben, das alles ist keine leichte Aufgabe, zumal es ja auch noch überzeugend rübergebracht werden muss. Andererseits geht es hier ja um Textarbeit, nicht nur um das Korrigieren von Kommafehlern oder das Abgeben von Meinungen.

Um die Geschichte umzuschreiben, braucht die Oma zunächst einmal ein Motiv. Warum will sie nicht aufstehen? Angenommen das Motiv ist wie im Text Faulheit. Dann muss man fragen: Wie könnte sie sich verhalten, sodass wir ihr trotzdem unsere Sympathie schenken und am Ende denken: So ein Schlitzohr! Ist sie nämlich einfach nur faul und setzt ihren Willen mit Lügen durch, wird sie unsympathisch und der Leser zieht das Fazit: Ja, toll, lügen kann jeder. Oder der Text driftet ins Dramatische ab. Es kommt raus: Sie ist zwar nicht todkrank, aber des Lebens überdrüssig. Nicht sehr erheiternd.

Faulheit und andere negative Dinge sind also keine guten Motive. Ihr Verhalten muss einen positiven Zweck haben, der uns die Oma sympathisch macht. Etwas in der Art: Sie ruht sich tagsüber aus, um nachts wach sein zu können. Das, was sie nachts macht, muss dann sympathisch und erheiternd sein – und diese Pointe löst dann auch direkt ihre Schuld auf, die sie durch ihre "Lügen" angehäuft hat. Ihre Lüge wird zu einer Schwindelei für eine gute Sache.

Gerade fällt mir das perfekte Beispiel ein, für das, worauf ich hinaus will: Es gab mal einen Weihnachtswerbespot von Edeka, wo ein alter, einsamer Mann seinen eigenen Tod simuliert, um seine ständig beschäftigten, desinteressierten Kinder und Enkel an die Weihnachtstafel zu bekommen. Das ist genau das Muster einer cleveren Pointe: Der Zuschauer denkt, der Mann sei einsam gestorben, er fühlt die Trauer und Schuld der Kinder mit und dann kommt raus: nur simuliert! Eigentlich ja eine hinterlistige Sache, aber da der Zweck gut war, folgt augenblickliche Vergebung – sowohl in der Story als auch beim Zuschauer.

Jetzt, wo ich all das geschrieben habe, fällt mir auf, dass deine Geschichte aktuell gar nicht recht funktionieren kann: Denn die wahre "Pointe" in deinem jetzigen Text betrifft die Schwiegertochter und nicht die Oma. Die Schwiegertochter erscheint in neuem Licht, ist nicht mehr missgünstige Schwiegertochter, sondern die einzige, die klar gesehen hat. Die Story thematisiert das aber gar nicht, sondern bleibt nur bei der Oma und der Enkelin. Das ist in dem Fall der falsche Fokus.

Das heißt: Wenn die Pointe die Oma betreffen soll, muss sich die Story an die anderen Figuren heften und durch ihre Augen auf die Oma schauen. Denn wie soll ein Text das verhüllen und später enthüllen, worüber er die ganze Zeit spricht? Das kann ja gar nicht funktionieren. Bei dem Werbespot ist es ja auch so: Er beginnt zwar mit dem einsamen, alten Mann, dann aber heftet er sich an die Kinder und blickt durch ihre Augen auf die Geschehnisse, nämlich den vermeintlichen Tod ihres Vaters. Nur so kann die überraschende Pointe gespielt werden, die den Opa betrifft. Würden wir allein dem Opa folgen und ihm dabei zusehen, wie er die falschen Trauerkarten erstellt und verschickt, wäre die Point schon im Vorfeld geplatzt.

Ich hoffe, ich konnte (ungefragt) weiterhelfen mit meinem Feedback.

Freundliche Grüße

HK

 

Hallo @Kerzenschein,
eine gelungene Story. Hat mich an meine eigene Kindheit erinnert, wo ich staunend dabei zugesehen habe, wie mein Opa, da muss er Anfang sechzig gewesen sein, jeden Morgen eine Batterie aus Pillenfläschchen, in denen lauter bunte Pillen waren, die wie Liebesperlen aussahen, vor sich auf den Frühstückstisch stellte. Feierlich entnahm er jeder eine Pille. Aber sie müssen ja geholfen haben. Denn er, über den immer gesagt wurde, dass er nicht mehr lange hat, wurde sechsundachtzig. Auch meine Oma rechnete ständig mit ihrem Ableben, so lange ich zurück denken kann, wurde aber weit über neunzig. Sie erzählte mir zu meinem Erstaunen später mal, dass sie Glück gehabt hatte, weil sie ihr Leben lang nicht krank war, redete aber über nichts anderes.
Gruß Frieda

 

Hallo @Kerzenschein

Hach, die Anna. So unschuldig und fadengrad heraus neugierig. Die hast du super getroffen, lässt alle Haupt- und andere Nebendarsteller verblassen.

„Aber Oma! Du bist doch schon alt“, antwortete Anne. „Und außerdem sagst du das schon, so lange ich dich kenne. Mindestens hundertmillionen Jahre lang.“
Ab da hattest du mich.

„Ja, Kindchen?“
[...]
„Ach, Kindchen,
[...]
Kindchen – und das ist nun voll Geschmackssache – störte mich.
Kind hätte mir gereicht.

„Deine Mutter war heute wieder sehr theatralisch“, hörte Anne ihre Mutter sagen.
„Ach, heute mal nicht melodramatisch?“, fragte ihr Vater.
„Das auch.“
„Das ist das gleiche“, sagte ihr Vater.
Hier war ich kurz verwirrt. Wo ist da die Logik?
Aber am Ende, wo Oma es wiederholte, dass ihre Schwiegertochter es ständig verwende, einmal so, dann wieder so, da fiel der Groschen.

Schnell huschte Anne ins Wohnzimmer, bevor die Küchentür aufging.
„Anne“, rief ihre Mutter. „Bringst du der Oma bitte ihr Abendbrot?“
Hier hatte ich Mühe, die geschlossene Tür mit dem Rufen der Mutter in Einklang zu bringen.

Aber Kindchen, natürlich bin ich das.
Kindchen. Grrr.

„Oma, du musst aufstehen und im Kreis laufen. Das sagt Mama auch immer, dass du kreislaufen musst, damit du in Schwingung kommst.“
Mein absoluter Favorit. Ich liebe es!

Oma, was ist ein Liebhaber?“
Hab ich schon erwähnt, dass jch Anna voll ins Herz geschlossen habe?

Echt gerne gelesen. Ein Kandidat fürs Treppchen.

Liebe Grüsse, dotslash

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @H. Kopper,

vielen Dank, dass du sich so sehr mit meinem Text auseinander gesetzt hast. Da mag bestimmt vieles drinstecken, was vielleicht richtig ist. Ich allerdings sehe es etwas anders.

Hast du so eine Pointe im Text? Ja und nein. Am Ende kommt heraus, dass die Oma aufstehen kann, obwohl sie das vorher geleugnet hat. Aber durch die Schwiegertochter ist diese Möglichkeit ja im Text vorher schon präsent. Es gibt also nichts wirklich Unerwartetes, sondern nur die Auflösung, wer Recht hat: die Frau und nicht der Sohn und die Oma. Das ist keine echte Pointe.
Für mich stellt die Oma, die am Ende aus dem Bett hüpft, durchaus die Pointe dar, die durch die Schwiegertochter angedeutet, aber nicht vorweg genommen wird.

Gleichzeitig darf ihre Auferstehung nicht ganz aus dem Nichts kommen, das würde den Leser nämlich kaltlassen. Es müssen also versteckte Hinweise in den Text, die dann vom Ende her gedacht plötzlich anders Sinn ergeben.
Die Hinweise müssen nicht zwingend versteckt sein, sie müssen nur eine Ungewissheit beim Leser erwecken und dürfen nichts vorweg nehmen, siehe hier also wieder die Schwiegertochter. Da ihr Mann sie nicht in ihrer Äußerung bestärkt, ihr im Gegenteil sogar unterstellt zu übertreiben, bleibt alles offen.

Jetzt, wo ich all das geschrieben habe, fällt mir auf, dass deine Geschichte aktuell gar nicht recht funktionieren kann: Denn die wahre "Pointe" in deinem jetzigen Text betrifft die Schwiegertochter und nicht die Oma. Die Schwiegertochter erscheint in neuem Licht, ist nicht mehr missgünstige Schwiegertochter, sondern die einzige, die klar gesehen hat. Die Story thematisiert das aber gar nicht, sondern bleibt nur bei der Oma und der Enkelin. Das ist in dem Fall der falsche Fokus.
Mag sein, dass die Schwiegertochter deiner Meinung nach im Fokus steht, aber für mich tut sie das nicht und die Geschichte funktioniert trotzdem.

Für mich ist schreiben keine akribische Arbeit nach Schema F, so gehe ich nicht an einen Text heran. Ich schreibe intuitiv, wie ich es fühle, ohne mich an ein starres Muster zu halten. Mag sein dass manche meiner Texte daher nicht so funktionieren, aber das nehme ich gerne in Kauf. Wenn ich mich verbiegen müsste, nur um einen Text funktionieren zu lassen, wäre es für mich kein lebendiger Text mehr.

Dennoch bin ich dir dankbar für deine ausführliche Kritik.

Hallo @Frieda Kreuz,

danke, dass du bei mir vorbeigeschaut und mir deinen Eindruck dagelassen hast.

Auch meine Oma rechnete ständig mit ihrem Ableben, so lange ich zurück denken kann, wurde aber weit über neunzig. Sie erzählte mir zu meinem Erstaunen später mal, dass sie Glück gehabt hatte, weil sie ihr Leben lang nicht krank war, redete aber über nichts anderes.
Sicher, dass wir nicht dieselbe Oma hatten:lol:?

Hallo @dotslash,

wow, vielen lieben Dank für dein feedback! Ich freue mich total darüber!

Schnell huschte Anne ins Wohnzimmer, bevor die Küchentür aufging.
„Anne“, rief ihre Mutter. „Bringst du der Oma bitte ihr Abendbrot?“
Hier hatte ich Mühe, die geschlossene Tür mit dem Rufen der Mutter in Einklang zu bringen.
Da bin jetzt ich etwas ratlos, die Tür ist ja auf ...

„Ja, Kindchen?“
[...]
„Ach, Kindchen,
[...]
Kindchen – und das ist nun voll Geschmackssache – störte mich.
Kind hätte mir gereicht.

Da @Sturek auch schon so was Ähnliches angemerkt hat, habe ich jetzt ein paar "Kindchen" in "mein Kind" geändert.


„Oma, du musst aufstehen und im Kreis laufen. Das sagt Mama auch immer, dass du kreislaufen musst, damit du in Schwingung kommst.“
Mein absoluter Favorit. Ich liebe es!
:)

Oma, was ist ein Liebhaber?“
Hab ich schon erwähnt, dass jch Anna voll ins Herz geschlossen habe? Echt gerne gelesen. Ein Kandidat fürs Treppchen.
Danke, das freut mich echt total!

Danke euch nochmal für eure Arbeit und eure Zeit.

Viele Grüße
Kerzenschein

 

Hallo @Kerzenschein,

ich finde deine Antwort geradezu kurios, muss ich sagen :lol: Nicht, dass mich deine Texte oder Ansprüche an dieses Forum hier in der Tiefe interessieren oder etwas angehen würden ... Trotzdem kann ich mir eine kleine, abschließende (!) Erwiderung nicht verkneifen.

Für mich stellt die Oma, die am Ende aus dem Bett hüpft, durchaus die Pointe dar, die durch die Schwiegertochter angedeutet, aber nicht vorweg genommen wird.

Die Hinweise müssen nicht zwingend versteckt sein, sie müssen nur eine Ungewissheit beim Leser erwecken und dürfen nichts vorweg nehmen, siehe hier also wieder die Schwiegertochter. Da ihr Mann sie nicht in ihrer Äußerung bestärkt, ihr im Gegenteil sogar unterstellt zu übertreiben, bleibt alles offen.

Es ist erstaunlich, dass du ein gut begründetes Leserfeedback mit dem Hinweis auf das Erleben der Leser zurückweist – zu denen du dich selbst zählst? Für mich war da gar nichts offen – und schon gar nichts spannend.

Im Gegenteil: Wenn man der Story beim Lesen den Kredit gibt, dass am Ende irgendwas Interessantes passieren wird, muss man ja erwarten, dass die Oma eigentlich gesund ist. Sogar die Enkelin nimmt es schnell vorweg:

„Ui, Oma, dass du noch so schnell essen kannst, wo dir doch die Zähne immer so weh tun.“

Im Boxen spricht man von "telegrafieren", wenn ein Schlag zwar unbeabsichtigt, aber wirklich offensichtlich angedeutet wird. Jeder mit Gespür erkennt sofort, was kommen wird.

Du gehst auch nicht hin und kostet die vermeintliche Bettlägerigkeit humoristisch aus, indem sie ins Absurde oder wenigstens Übertriebene abdriftet, sodass es die anderen Figuren wirklich etwas kostet, darauf einzugehen. Da ist keine echte "Fallhöhe". Sie schmieren Brote, das ist alles. Wo sind die quälenden Opfer, die am Ende für die Katz waren?

In meinen Augen funktioniert der Text auch nicht optimal, weil du die Oma überhaupt nicht als ernst zu nehmende Figur zeichnest. Ihre ganze Art geht ins Lächerliche und sie ist als Figur dadurch nicht vertrauenswürdig.

Dieses ganze "Ach Kindchen, Kindchen, ach, die Oma, ach, mit mir geht's zu Ende!" Da scheint doch mit jedem Satz durch, dass es ihr nicht wirklich schlecht geht. Sie müsste eine viel bessere Schauspielerin sein. Das würde dir auch die Chance zu mehr Humor geben, denn der Kontrast zwischen einer wirklich zynischen, Gift spritzenden Alten und einem unbedarften Kind könnte sehr lustig sein. Bei dir begegnen sie sich aber auf einer naiven Ebene, was das ganze automatisch in Richtung einer Kindergeschichte rückt.

Für mich ist schreiben keine akribische Arbeit nach Schema F, so gehe ich nicht an einen Text heran. Ich schreibe intuitiv, wie ich es fühle, ohne mich an ein starres Muster zu halten. Mag sein dass manche meiner Texte daher nicht so funktionieren, aber das nehme ich gerne in Kauf. Wenn ich mich verbiegen müsste, nur um einen Text funktionieren zu lassen, wäre es für mich kein lebendiger Text mehr.

Nach ein paar Jahren hier bei WK hat man so ziemlich jede Ausrede schon einmal gehört und die meisten auch selbst schon einmal benutzt :lol:

Natürlich kann man Verbesserungsvorschläge, die sich an erprobten Konzepten entlang hangeln, als "Schema F" abstempeln, und begründete Argumentationen als "starre Muster". Man kann auch behaupten, mit echter Textarbeit würde man sich "verbiegen", und ein Text, der sich verändert, sei nicht mehr "lebendig".

Kann man alles sagen und auch glauben. Ich halte das halt für vorgeschobene Rechtfertigungen, um sich nicht aus der Komfortzone bewegen zu müssen. Und in meinen Augen geht es hier genau darum. Ich sehe hier ein Forum für Textarbeit, nicht für kleine Korrekturrunden und das Aufsammeln von Bestätigung. Aber das mag man anders sehen.

Im Übrigen ist es ja auch nicht so, als würdest du hier ein ganz wildes Formexperiment vorlegen, dass die klassischen Muster der Literatur sprengen will. Du erzählst eine Anekdote runter, die mit einer Pointe endet. Als könnte man nicht genau an so einen Text mit Schema F rangehen und sich fragen, was ihn besser macht.

Aber gut, ich nehme mit, in dem Fall muss ich mir die Mühe einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit Texten in Zukunft auch nicht mehr machen.

Freundliche Grüße

HK

 

Hallo @Seth Gecko,

Kurz und knackig, das muss auch mal sein und hat mir Spaß gemacht zu lesen.
Ein paar Dialogzeilen mehr zwischen Oma Erna und Enkelin Anne dürftest Du aber gerne noch spendieren, denn die haben für mich gut funktioniert, mein Kopfkino lief in Farbe. :)
Habe die Geschichte jetzt noch um ein paar Zeilen erweitert ...

Viele Grüße
Kerzenschein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Kerzenschein,

dein Text liest sich gut und 'lebt' vor allem durch den Kontrast zwischen der ernsthaft-vertrauensvollen sowie hintergedankenfernen Perspektive der Enkelin einerseits und dem doppelbödig- und zungigen Spiel der Erwachsenen. Das ist richtig gut gemacht, eben dieser Kontrast arbeitet das Irre in den Aktionen der Oma und Eltern heraus.
Mir gefallen des Weiteren die vielen naiv- aber gut beobachteten Interpretationsversuche der Enkelin. Das kann man sich sehr gut auch als Teil eines Theater-Potpourri vorstellen.

Zu den Passagen:

„Ach, Kindchen, weißt du, deine Oma wird nicht alt“, sagte Oma Erna, die im Bett lag, und seufzte. Oma Erna wohnte bei Anne und ihren Eltern im Haus.
„Aber Oma! Du bist doch schon alt“, antwortete Anne. „Und außerdem sagst du das schon, so lange ich dich kenne. Mindestens hundertmillionen Jahre lang.“ Sanft streichelte Anne die blauen Äderchen auf Oma Ernas Hand, die auf der Bettdecke lag.
Also hier verpasst du mir eine Oma-Magenverstimmung durch einen Oma-Wort-Overkill ;)
Zumal das dann weiter so geht. Klanglich nicht so gut:
„Viel zu lange für deine alte Oma. Doch, doch, Kindchen, wirst schon sehen, es dauert nicht mehr lange, dann ist deine alte Oma bei Opa Erich im Himmel.“
Ich streich dir mal wenigsten 2 davon durch, wo du sie weglassen kannst (rot markiert).
Das ist allerdings keine Kritik am Text, der gefällt mir; bringt das Setting gleich gut rüber, zeigt beiden ersten Figuren sehr prägnant.

„Oma, wie viel Geld war ein Fuchskerl?“
;)

„Ja, der Opa Erich war immer am schnellsten, weil er immer ganz vorn am Fernseher saß.“ Oma Erna seufzte.
--
„Eben. Aber bei den Medikamenten, die sie nimmt, kann sie gar keine Schmerzen mehr haben. Nirgendwo, auch nicht im entferntesten Nerv. Das sagt auch ihr Arzt. Diese Unmengen an Tabletten und Tropfen, die sie schluckt. Dass deine Mutter im Dunkeln nicht leuchtet, grenzt an ein Wunder. Die simuliert doch nur wieder, die ist nur wieder zu bequem zum Aufstehen und lässt sich bedienen.“
Als Schmerzprofi sage ich, das ist sehr wohl möglich, wegen des Schmerzgedächtnisses, das muss zwar nicht der Sohn wissen, aber eigentlich der Arzt. Indes, besonders wichtig ist das für die Geschichte nicht.

Vielleicht sollte nicht so explizit gesagt werden, dass sie simuliert (als Verdacht). Wär vielleicht besser, den Leser da komplett allein zu lassen mit den Einschätzungen.

„Na, hoffentlich nicht mehr allzu lange“, antwortete Annes Mutter.
Na, das kam unerwartet hart, offen gesagt; im ersten Moment konnte ich mir nicht vorstellen, dass das so gesagt wird, aber beim Nachwirken lassen ist es dann doch passend, denn vermutlich spielen sich dergleichen Dialoge running-gag-mäßig oft ab im trauten Kreis der Familie ...

„Na endlich! Ich bin schon fast am Verhungern. Was ist das denn wieder für eine Pampe? Hat das deine Mutter gemacht? Kein Wunder, dass mein armer Andreas so dünn ist.“
Schön.
„Oma, du musst aufstehen und im Kreis laufen. Das sagt Mama auch immer, dass du kreislaufen musst, damit du in Schwingung kommst.“
Hehehe, ja, das Kind kontrastiert mit seiner wohlwollenden Naivität wirklich fantastisch das Erwachsenengeschehen.

„Die Nachbarin. Ach, du meinst Margot, die alte Schreckschraube. Aber nie im Leben hat die einen Sohn. War ja nicht mal verheiratet. Hat keinen abgekriegt, so, wie die immer über ihre Krankheiten gejammert hat, die alte Hexe. Da hat ja jeder gleich Reißaus genommen.“
Hehe, na dann. Womöglich ist das bissl zu explizit, könnt subtiler sein. Aber naja, auf der anderen Seite ist auch nicht unpassend für die Alte ...


###
Ja, insgesamt: cooles Geschehen, einige sehr feine und komische Ideen und Formulierungen; das Ende ist passend, wenngleich es keine große Überraschung mehr ist, dass die liebe Oma mit gezinkten Karten spielt. Aber witzig beschrieben.

Gruß von Flac

 

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