Was ist neu

"Ausgelutschte" Themen

aber gerade in der Literatur oder im Film ärgere ich mich darüber, wenn es heißt: "Na ja, man kann ja nix neues mehr bringen, war ja alles schon mal, nicht wahr?"

Kommt immer darauf an, wie man "alles" definiert... (guter Anfang, oder!? :D )
Das eine, große Thema, auf das JEDE Geschichte, die für sich etwas philosophischen Tiefgang in Anspruch nimmt, IMMER zurück kommt, zurück kommen muß, ist: der Mensch.
Und ich bin der Auffassung, daß nach Shakespeare und, für die Neuzeit, nach "Faust" nichts mehr geschrieben werden kann, daß eben dieses Thema auf irgendeine neue Art behandelt. Der "Faust" (mit Teil 2) ist so umfassend, daß dazu nichts mehr hinzugefügt werden kann, ohne ein neues Zeitalter beginnen zu lassen.

Aber naja, das führte zu nichts, schließlich wird man wohl die gesamte neuzeitliche, abendländische Literatur auf irgendeine Weise auf den guten Schüttelspeer(e) zurückführen können.

Ansonsten stimme ich natürlich mit euch überein. Details gibt es immer neue, ebenso verschiedene Ausgestaltungen desselben Themas. Somit gibt es noch unzählige ungeschriebene Geschichten. Aber neue Themen...? Nein, eigentlich nicht.

 

Mal trocken ausgedrückt: "Jeder lutscht anders."
Dann gibt es ja nicht nur den Inhalt eines Textes, sondern auch die
Form - was manches erträglichr macht.

Gruss
VivaLaDiva

 

Mal trocken ausgedrückt: "Jeder lutscht anders."
Das ist ganz und gar nicht "trocken" ausgedrückt, sondern trifft gewissermaßen den Nagel auf den Kopf: Wenn wir schon alle demselben, ewigen Zeitvertreib nachgehen, sollten wir diesen wenigstens auf möglichst originelle Weise ausfüllen! :teach:

...hehe

 

Ts, also Zeitreisegeschichten können NIE so richtig abgelutscht sein weil es eben sehr fraglich ist ob die dargestellten Handlungen in absehbarer Zeit ;-) tatsächlich realisiert werden können. Andere Zukunftsvisionen sind dagegen ja schon in gewisser Form realisiert worden bzw. zumindest theoretisch machbar. Wenn interessiert dagegen eine 08/15-Raumschiff-Geschichte?

Somit ist es immer pure SF und wird zumindest auf einige immer eine große Faszination ausüben. Wenn ich weiß daß es in einer Geschichte um eine Zeitreise geht ist das allein für mich schon Grund genug sie zu lesen. Naja, und mit etwas Glück kommt mit dem Hinzukommen der zeitlichen zur räumlichen Bewegungsfreiheit etwas wirklich Gutes heraus.

Danke an Uwe für den Hinweis auf die zwei Geschichten, schade daß du sie schon hier gespoilert hast ;-)

 

Ich schließe mich lakitas Meinung an. Eine Geschichte soll atemlos machen - und das ist auch mit schon bekannten Themen möglich. Es ist überhaupt alles möglich beim Schreiben und das ist das Schöne daran.
Weniger fesselnd ist es, eine dermaßen schwache Diskussionsidee als Thread hier reinzustellen, der im Grunde nach lakitas posting zu beenden gewesen wäre, weil darin alles gesagt ist.

So, jetzt lutsche ich mein Eis weiter.

 

Ts, also Zeitreisegeschichten können NIE so richtig abgelutscht sein weil es eben sehr fraglich ist ob die dargestellten Handlungen in absehbarer Zeit ;-) tatsächlich realisiert werden können.

Das ist mit Abstand das schwachsinnigste Argument, was ich je gehört hab. Hallo? Es geht hier nicht darum, ob Geschichten glaubwürdig sind oder nicht, realisierbar oder nicht, sondern darum, daß bekannte Themen oft auf gleiche Art und Weise wieder aufgegriffen werden.
Mann, erst denken, dann schreiben!

 

Ganz ruhig, Pandora, nicht gleich aus der Haut fahren ;)

Was madmaxx meint, ist vermutlich, dass solche Themen unendlich viele Variationen ermöglichen, weil sie keinen Gesetzen unterliegen (bzw. die bekannten gelten einfach nicht).

Leider lassen sich aber fast alle dieser Variationen auf wenige Stereotypen zusammenfassen, und die sind es dann, die sich wiederholen. Vordergründig kann eine Zeitreisengeschichte also etwas neues bringen, im Grunde aber wiederholen sich immer die gleichen Motive. Da macht auch eine gute Umsetzung auch nicht so leicht ein Highlight draus.

 

...was wohl wiederum nicht so ins Gewicht fallen würde, wenn Zeitreisen heute möglich wären! Und zwar am Besten noch für Jedermann.

Da dem aber nicht so ist, legt man SF-Literatur wie diese nach deren Lektüre wieder beiseite, ohne von ihnen innerlich berührt worden zu sein. Sicher - sie mögen intellektuell interessant sein, Spaß gemacht usf. Aber das ist alles nur leidlich profane Oberfläche.

Das Unbekannte - zB. Zeitreisen - kann nicht gefühlt werden, sondern muss umstandshalber über den Verstand erkannt und vearbeitet werden. Dabei interessiert es doch gar nicht, wieviele Variationen das Thema zulässt, sondern vielmehr, wie schwer die wenigen Stereotypen, auf die Uwe hingewiesen hat, ins Gewicht fallen. Sind sie nicht originell genug... langweilen sie schon bald.

Wieviel millionenfach dagegen wurde schon die Liebe thematisiert und beschrieben? Hier wird man sich nicht so schnell über mangelnden Variantenreichtum beschweren, eben weil die Liebe jedem Menschen - mehr oder weniger - bekannt ist und er sich darin, bestenfalls, selbst erkennen kann.

Das ist wohl der größte Grund dafür, weshalb das Genre Phantastik für so viele Menschen völlig uninteressant ist. Das Phantastische ist "irgendwo da draußen", nicht lebensnach und nicht begreifbar (da bislang nicht realisiert). Das sehen besonders Frauen so.

 

Das Phantastische wird aber greif- und fühlbar, wenn es der Realität täuschend ähnelt. Das kann auch ganz abstrakt der Fall sein, ich denke da an Ängste, die viele Menschen haben und ziemlich gut fühlen können, und an düstere Geschichten von Poe oder Lovecraft (oder Eugen Egner in "Die Eisenberg-Konstante"), wo genau solche Ängste in der Phantastik real werden und beklemmende Schauer über den Rücken jagen.

Die erzählende Phantastik (Space Opera, klassische Fantasy, Abenteuer halt) leben von ihren Gestalten und deren Abenteuern, die durchaus auch mitreißend sein können, ohne aber wirklich tiefe Gefühle anzusprechen. Und wenn ein Abenteuer langweilt, weil es dem Leser total bekannt vorkommt, lässt es ihn halt unbewegt - wenn es nur um "ausgelutschtes Geschehen" geht, also um oft beschriebene Vorkommnisse, langweilt der Leser sich schnell. Wenn ein Held aber an seiner Einsamkeit zerbricht (was genaugenommen auch schon tausendfach geschrieben wurde), spricht es den Leser an.

Ein Beispiel? Wenn mal wieder ein tragischer Autounfall einen Stau verursacht hat, und zwar in Gegenrichtung, gähnen wir (gemerkt? Es gibt keine Staus durch Schaulustige auf der Gegenfahrbahn mehr! Den Leuten ist es langweilig geworden). Wenn uns mal wieder die Freundin sitzen lässt, flennen wir und finden das ganze Universum total beschissen und gemein. Und schreiben Geschichten drüber.

Tja. So ist das Leben.

 

Das Phantastische wird aber greif- und fühlbar, wenn es der Realität täuschend ähnelt. Das kann auch ganz abstrakt der Fall sein, ich denke da an Ängste, die viele Menschen haben und ziemlich gut fühlen können, und an düstere Geschichten von Poe oder Lovecraft

In diesem Zusammenhang fällt mir H. G. Wells "War of the Worlds ein". Das Besondere - und für die Leser damals Erschreckende! - war, dass Wells keinen fiktiven Schauplatz für die Story genommen hat, oder ein Land am Ende der Welt, von dem kaum ein Brite damals überhaupt gehört hätte. Nein, er siedelte die Story in der Nähe von London an und machte schlussendlich London selber platt! Und er schilderte die Ereignisse kühl und sachlich aus der Sicht eines Journalisten.
Heute klingt das für uns banal und logisch. Damals war das eine Sensation.
Und wie in so vielem, war Wells auch hierin wohl ein Vorreiter. Lovecraft machte es ganz ähnlich. So viel ich gelesen habe, beschrieb er reale Landschaften in Neu-England und bezog tw. tatsächliche Ereignisse ein, die er dann geschickt mit seinen Phantasien mischte.

Bei solchen Geschichte fühle ich als Leser mit, auch wenn ich weiß, dass es keine Marsianer gibt oder "alte Götter" oder was auch immer. Ich denke, Hobby-Autoren scheitern meist gerade daran, eine Situation so darzulegen, dass sie nicht unfreiwillig komisch wirkt, sondern wie "aus dem Leben gegriffen".

Warum sich Frauen für Phantastik weniger interessieren hat für mich vielleicht einen spezifischen Grund: Es gibt kaum positive Frauenbilder in SF&Horror! Gut, in den letzten Jahren hat sich das geändert. Aber ich würde sagen, bis in die 70er, möglicherweise in die 80er hinein waren Frauen in der SF entweder nervige Hausfrauen oder inkompetente Wissenschaftlerinnen, die vom blondgelockten Nordmann vor dem bösen Monster gerettet werden mussten.
Mein Lieblingsautor Phil Dick war wohl das, was man politisch links nennen würde. Trotzdem waren bei ihm Frauen meist dämliche Frauenzimmer oder intrigante Luder.
Zumindest im SF-Film hat sich das Bild ja gewandelt und Lt. Ripley bzw. Sarah Connor sind Filmfiguren, mit denen man sich auch als Frau identifizieren kann und die trotzdem von Männern wie mir geliebt werden.

 

Ich glaube das ungleiche Verhältnis Frauen <-> Phantastik liegt noch tiefer begründet, als du es hier darstellst, Rainer. Das hat kaum etwas mit (Frauen-)Bildern zu tun und ist als Motiv viel zu spezifisch. (huch! jetzt kommen wir aber weit vom Threadthema ab...)

Ich glaube, dass gerade die SF&Horror-Literatur einfach bereits rein thematisch zutiefst männlich veranlagt ist. Dafür spricht zum einen bereits eine rein empirische Beobachtung: Wieviele männliche Autoren dieser Genres stehen wievielen weiblichen gegenüber? Wenn mich nicht alles täuscht, befindet sich zumindest bei der SF-Literatur unter den hundert anerkanntesten Autoren nur eine einzige Frau: Ursula K. LeGuin. Und diese schreibt auch noch mindestens zur Hälfte reine Fantasy-Literatur (Erdsee-Zyklus).

Zum anderen erfordert das Schreiben von SF einen schöpferischen Geist, welcher sich kaum mit bereits vorhandenen Dingen in unserem gegenwärtigen Leben abgibt (es sei denn auf sehr subtile Weise), sondern jenen, der den Willen hat, darüber hinaus zu gehen, soz. Neuartiges zu schöpfen, anstelle von hinlänglich bekannte Dinge zu interpretieren (zB. Beziehungen).

Und beim Horror-Genre geht es um Gewalt. In welcher Weise auch immer. Ebenfalls eine eher männliche denn weibliche Eigenschaft. Vermutlich fällt es Frauen auch schwerer, Gewalt, wenn auch "nur" in literarischer Form, zu produzieren. Zumindestens aber fühlen sie sich dazu nicht hingezogen.

 

Diese Zeitreisen-Story widerlegt ganz klar Uwes These. Sie folgt keinen Phantasiegesetzen und benutzt auch kein ausgelutschtes Plot:
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?s=&threadid=3242
P.S.: Dass sie von mir ist, ist reiner Zufall. :lol:
P.P.S.: Ratte hat Recht, zumindest statistisch. Sobald wir SF verlassen und in den romatischen Avalon-Bereich der Fantasy kommen (beide überlappen z.T.), steigt die Quote der weiblichen Autoren drastisch an.

 

Ich muss der philosophischen Ratte widersprechen, denn neben LeGuin gibt es auch noch Zimmer-Bradley, die einige gar nicht schlechte SciFi-Romane geschrieben hat - ich habe sie alle gelesen.

Ich selbst habe auch zwei SciFi-Romane verfasst, und wer meine KGs kennt, weiß, das ich - obwohl weiblich - vor Horror bzw. Gewalt nicht zurückschrecke.

 

Deshalb sagte ich, die Ratte hätte STATISTSCH Recht. Wir reden hier über eine Gaus'sche Mehrverteilungskurve, nicht über einzelne Autoren.

 
Zuletzt bearbeitet:

Geschrieben von Alpha O`Droma
Diese Zeitreisen-Story widerlegt ganz klar Uwes These. Sie folgt keinen Phantasiegesetzen und benutzt auch kein ausgelutschtes Plot:
http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?s=&threadid=3242

Dem widerspreche ich (siehe auch mein dortiges Posting).

Ich finde schon, dass es Fantasiegesetze sind, selbst wenn es physikalisch der Multi-Universen-Theorie nahe kommt.
Und bis auf den Schluss ist der Plot definitiv ausgeluscht (Zeitreisender begegnet sich selbst), ganz besonders der Anfang (Physiker erfindet Zeitmaschine und macht Selbstversuch... gääähn), selbst wenn er stilistisch ansprechend geschrieben ist (aber das liegt nicht am Thema, sondern am Autor). Auch Zeitreisen, die keine Paradoxa auslösen, wurden schon massenweise beschrieben. Was die Pointe von Alphas Geschichte angeht, meine ich schon, sowas schonmal gelesen zu haben, ich weiß nur nicht, wo.

Fazit: Sorry, bin immer noch meiner Meinung :D

 

Uwes Posting (siehe sein dortiges Posting) beweist nur, dass er die Story nicht verstanden hat. :rotfl:

 

Noch mal sachlich:
Übertragen behauptest du, jeder Krimi sei ausgelutscht, weil immer ein Verbrechen begangen wird und es auch (fast) immer jemanden gibt, der es aufklärt. Warum eine Zeitmaschine bauen? Weil sie so geil zu den Ikea-Möbeln passt? Klar benutzt man sie. Und: Klar begegnet man sich u.U. selbst, wenn man in die Vergangenheit reist (all das geschieht bei mir in den ersten beiden Absätzen und ist nur die Einleitung ...).
Fantasiegesetze?
Dann machen Hawkings und Penrose das auch. Sie entwerfen

nichts anderes als Beschreibungsmodelle des Universums, die unsere Beobachtungen und Theorien mit den bekannten Naturgesetzen in Einklang zu bringen versuchen
Nichts anderes mache ich, und glaub mir, ich kenn mich in der Materie sehr gut aus.
Sag doch einfach, du findest Kgs über Zeitreisen langweilig. Das is doch ok. Da muss man nicht drüber diskutieren.

 

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