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"Ausgelutschte" Themen

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"Ausgelutschte" Themen

Immer wieder tauchen Postings auf, in denen kritisiert wird, daß der Autor ein Thema gewählt hat, das schon so häufig beschrieben wurde und ob das denn sein muß, daß es jetzt noch eine Geschichte dazu gibt. Oder auch in Form von „Hier beschäftigen sich scheinbar viele mit dem Thema XY“ – oder sogar in der Art von „Deine Geschichte finde ich uninteressant, weil das Thema schon so oft verwendet wurde“. – Derzeit fällt mir das z.B. bei den Themen Zeitreisen und sexuellem Mißbrauch von Kindern auf.

Da es dazu sicher verschiedenste Meinungen gibt, könnten wir ja hier mal unsere Argumente austauschen und die Geschichtenthreads davon verschonen... ;)


Meine Meinung dazu ist, daß wir ja einerseits hier sind, um zu üben und voneinander zu lernen. Ich finde daher nichts dabei, wenn jemand, etwa um Spannungsaufbau oder einen bestimmten Stil zu üben, ein Thema wählt, das schon von mehreren Autoren aufgegriffen wurde. – Vielleicht will ja auch mancher erst üben, bevor er seine großen Ideen in Geschichten umsetzt und nimmt deshalb ein schon vorgekautes Thema. Ich finde das durchaus legitim.
Wenn jemand etwa direkte Rede üben will, warum sollte er das erst machen, wenn er eine tolle Idee hat, die noch niemand vor ihm benutzt hat?

Ein anderer Aspekt ist die Diskussion. Bücher sind eine Diskussion der Gegenwart mit der Zukunft, hab ich in einem Buch von Neil Postman einmal gelesen. – Aber nur verschiedene Diskussionsbeiträge – Bücher oder Geschichten – zu einem Thema geben doch erst ein reales Bild der heutigen Zeit, unserer Gesellschaft. Es gibt verschiedene Meinungen oder auch verschiedene Arten etwas zu empfinden und auszudrücken und erst die Vielfalt kann meiner Meinung nach ein wahres Bild der Gesellschaft abgeben. Daher finde ich nichts falsch daran, wenn es zehn Geschichten zu einem Thema gibt – solange sich jeder Autor selbst Gedanken darüber macht.

Von Formulierungen wie „auf den Zug aufspringen“ halte ich persönlich auch nicht viel. Es werden eben immer wieder Themen aufgeworfen und die, die daran interessiert sind, werden sich auch darüber Gedanken machen und diese niederschreiben.
„Auf-den-Zug-Aufspringen“ wäre auch nur da interessant, wo man einen Vorteil dadurch hätte – da aber hier keine Schecks verteilt werden, kann man meiner Meinung nach schon davon ausgehen, daß Autoren, die aktuelle oder häufig benutzte Themen aufgreifen, es aus einem der beiden Gründe tun, nämlich zur Übung oder um mitzudiskutieren. Und beides ist doch nicht schlecht, oder? :confused:

 

Ich würde da einen anderen Ansatz wählen.

Wenn ein sog. ausgelutschtes Thema in eine Geschichtenform verpackt wird, die neu ist, was für mich bedeutet, dass dem Autor gelungen ist, seine eigene Fantasie zu aktivieren, dann ist sie gut.

Wenn ein ausgelutschtes Thema in ausgelutschter Form geschrieben wurde, dann ist es eine arschlangweilige Geschichte.

Und genau das, find ich, sollte man auch äußern dürfen, um einerseits dem Autor den Hinweis zu geben, dass seine Geschichte attraktiver wäre, hätte sie andere Themen oder fantasievollere Verpackung und um andererseits ihm und allen anderen Lesern die Sinne dafür zu schärfen, dass es sich allemal lohnt, einen guten Plot zu entwickeln.

Das Problem ist, dass es bei einem Roman nicht so auffällt, wenn der Autor letztendlich nichts Neues geschaffen hat, weil in einem Roman immer mehrere Themen untergebracht werden können, somit dürfte die Kombination der ausgelutschten Themen immer neu sein.

Bei der Kurzgeschichte fällt es aber gnadenlos auf, weil sie sich schon von ihrer Länge her nicht mit diversen Themen beschäftigen kann.

Ich möchte als Leser erstaunt, überrascht, fasziniert, gefesselt und in den Bann der Geschichte gezogen werden.
Wie bitteschön soll das geschehen, wenn ich Dinge lese, die mir alle schon so altbekannt vorkommen, die ich genauso selbst beschrieben hätte, die ich schon kenne und selber runterbeten kann?
Übrigens nehm ich mich selbst nicht davon aus, auch ab und zu zu denjenigen Schreiberlingen zu gehören, die arschlangweiliges Zeugs zusammenpinseln.

Ich wünsche mir Atemlosigkeit, kein Gähnen, wenn ich eine Geschichte lese.

 

Ich schliesse mich lakita an. Es kommt nicht unbedingt aufs Thema an. Es muss einfach originell geschrieben sein. Wenn man Formulierungen braucht, die jetzt wirklich jeder schon zig-mal (zum Beispiel diesen) gehört hat, dann ist die Geschichte auch dementsprechend. Man kann aber auch eine neue Sichtweise oder einen neuen, experimentellen Stil einbringen, dann ist auch das Thema nicht merh so "abgelutscht".

Übrigens nehm ich mich selbst nicht davon aus, auch ab und zu zu denjenigen Schreiberlingen zu gehören, die arschlangweiliges Zeugs zusammenpinseln.
Jeder schreibt langweilige Sachen, aber dafür dann auch wieder ganz spannende. :)

Liebe Grüsse,
Marana

 

ich glaube, ich mach gleich den nächsten thread auf: "ausgelutschte diskussionen".

nichts für ungut.

 

Naja, das Thema wurde ja wirklich schon oft diskutiert, und im Grunde sind wir doch sicher alle einer Meinung: Man kann ein "ausgelutschtes" Thema auf eine neue oder originelle Weise verarbeiten und damit die Leser ansprechen. Man kann aber auch eine tolle Idee für einen echt innovativen Plot haben, und diese aber so sterbenslangweilig umsetzen, daß einem die Füße einschlafen.

Die Umsetzung ist das Geheimnis, dann ist es nicht mehr so wichtig, ob der Plot originell ist, oder schon fünfmillionenmal verarbeitet wurde.

Ein gutes Beispiel sind Vampirgeschichten: Ich liebe gute Blutsaugergeschichten. Klar, es sind schon unzählige geschrieben worden, und 99% sind Schrott, trotzdem finde ich immer wieder mal eine, die mich begeistert.

Irgendjemand anderer Meinung? :D

 

ach, ich finde ausgelutschte diskussionen herrlich..*smile* - mir kommt die kritik des ausgelutschten themas auch zu oft.... gibt es denn noch neue themen? ja - aber nur sehr sehr wenige.. manchmal lese ich die abstrusesten geschichten....und alle finden sie toll - nur weil es neu ist..

es wurde schon gesagt - interessant muss sie geschrieben sein..das ist entscheidend.. den leser durch ihre art und weise fesseln..wenn das bei einem bekanten thema geschafft wird, ist das meiner meinung nach eine größere leistung, als eine völlig weit hergeholte idee..

ansonsten bleibt es wahrscheinlich bis ans ende unserer tage bei: liebe, hass, mord, einsamkeit, lachen und detektivarbeit etc etc...

grüße, streicher

PS: raven: ich liebe vampirstories...*smile*

 

schließe mich sav an
eigentlich kann der thread jetzt geschlossen werden, oder? :D

 

Hallo Susi,

als einer derer, die ja eine ähnliche Anmerkung zu deiner Geschichte "Armold ist geheilt..." gemacht haben, möchte ich hier anmerken, dass es mir nicht darum ging, das keine Geschichten darüber geschrieben, und dann auch hier veröffentlicht werden sollen.
Ich sehe es da wie du. Solange es Missbrauch gibt, sind diese Geschichten wichtig. Mich macht es halt auf der einen Seite traurig, dass solche Geschichten wichtig sind, und mich machen diese Geschichten vor allem wenn sie geballt auftreten traurig, weil sie sich immer wieder meine Kindheit in mir aufwühlen.
Wenn meine Bemerkung anders angekommen ist, tut mir das leid.
Ich kann raven in dieser Beziehung nur recht geben. Viele Genres leben ja sogar von festen Elementen, die sie beinhalten müssen. Vampirgeschcihten sind ein gutes Beispiel. Wieviele Geschichten haben zum Beispiel den typischen Ausgangsplot "Mensch findet antike Schriftrolle, die ihm zu erforschende Geheimnisse offenbart".
Wenn es ausgelutschte Themen gäbe, dürfte kein Mensch mehr über die Liebe schreiben, das Thema wurde nun wirklich schon mehr als genug beschrieben, und doch gibt es immer wieder faszinierend schöne Geschichten über die Liebe.

Lieben Gruß, sim

 

Da stimme ich sim zu.
Außerdem: Geschichten gibt es seit Tausenden von Jahren. Da soll mir mal bitte jemand auch nur ein Thema nennen, das nicht schon hundertmal verarbeitet wurde. :D
Zum Beispiel habe ich letztens eine Zeitreisegeschichte kommentiert und fand sie fantastisch.. ein anderer fand sie schlecht, weil er schon viele derartige Storys gelesen hatte. Aber letztendlich kommt es imo nur auf die Umsetzung an.
Wenn jemand ein Thema nicht mehr sehn kann, muss er die Geschichte ja auch nicht lesen - ich lese ja auch keine Liebesgeschichten und sage dann: "Ich mag keine Liebesgeschichten, also ist deine Story schlecht." Kritiken, die die Welt nicht braucht... :rolleyes:

Mfg
xka

 
Zuletzt bearbeitet:

Zur Info für die Unwissenden: Ich war der Bösewicht, welcher das wort vom "auf den zug aufgesprungen" hier bei kg.de halten lies.

Kaum hier, schon Schelte von der Chefin :eek1:. Das fängt ja gut an, ich hab irgendwie ein Faible dafür, mich schnell beliebt zu machen :D

Aber für einen Moment möchte ich jetzt mal ernst werden, um durch eine reale Begebenheit mein Bild vom Zug zu begründen:

Vor einiger Zeit habe ich eine Talkshow gesehen- Arabella auf Pro 7. Es ging um das Thema "Gewalt in der Ehe". Eine Frau wurde kurz vor Ende der Sendung an diese Bar gebeten und erzählte knapp, was ihr schreckliches in ihrer Beziehung wiederfahren worden war. Dann holte Arabella überraschend ihren Ex-Ehemann auch nach vorne und befragte ihn, und zwar politisch korrekt und lies ihn als echtes, dummes Scheusal erscheinen. Die Frau fing, natürlich in Grossaufnahme, an zu weinen, das ganze Martyrium ihrer Ehe war wieder aufgebrochen. Das alles für fünf Minuten, für die Quote.

In denke mal jeder von uns würde, trotz der Notwendigkeit über das Thema an und für sich zu sprechen, dieses Verhalten der Redaktion ablehnen. Das Leid war nur ein Mittel zum Zweck und so wurde die Frau ein zweites mal missbraucht, diesmal von den Medien und mir als Zuschauer. Das ist natürlich ein Extrembeispiel, aber es wirft die Frage auf, ob manche "Tabus" nicht einen Grund haben.

Wenn sich jemand einem so leidbehafteten Thema wie Kindesmissbrauch nähert, eben einem "Tabuthema", dann muss er damit rechnen, dass man ihm entgegenhält, dass er sich nur mit diesem Komplex beschäftigt, weil er gerade trendy ist und schnell Aufmerksamkeit erregt.
Um diesen Vorwurf zu entkräften, muss der Autor m.E. nach in seiner KG beweisen, dass er sich mit diesem Thema so intensiv beschäftigt hat, dass es ihm zusteht, das Tabu zu brechen, das er es nicht nur "um des Tabubruchs willen" bricht, als eine Art intellektueller Morgensport. Das wird dem Leid der Opfer nicht gerecht, so ist zumindest meine Meinung. Deswegen wiederspreche entschieden der Kernthese von Häferl, das alles erlaubt sein muss.

In besagter KG, auf die ich meinen Zug münzte, fand und finde ich bis heut - so leid es mir tut und obwohl dem Autor höchstwahrscheinlich grobes Unrecht zufüge - keinerlei Punkt, der mir eben zeigt, das es hier um mehr geht.

Sicher, es ist unglaublich diffizil diesem Thema gerecht zu werden - insbesondere in einer KG, wo nur Bruchstücke beleuchtet werden können. Und Üben, klar, wollen wir alle.

Aber wenn man lernen will zu laufen, ist es keine gute Idee direkt mit einen Balanceakt auf einem Stacheldraht, gespannt in vierzig Meter höhe über ein Grube mit tödlichen Fallen und ohne Netz und doppelten Boden, zu beginnen.

Ich hoffe, ihr könnt jetzt besser verstehen, was mich zu dem Zug geführt hat und welche Position ich zu diesem Thema einnehme. Aus der Diskussion nehme ich für mich mit, dass ich in Zukunft vorsichtiger mit diesem Vorwurf sein werde.

Liebe Grüße,

Thomas

 

Zur Info für die Unwissenden: Ich war der Bösewicht, welcher das wort vom "auf den zug aufgesprungen" hier bei kg.de halten lies.
Nö, haben dutzende zuvor auch schon gesagt. Beruhig dich wieder.

@Kris:

Dieses Wort widme ich Ponch!
Öhm... :confused:

 

@Thomas, ich hab nicht Dich speziell gemeint - allgemein fällt mir das in letzter Zeit auf. Außerdem gibts nur einen Chef, das ist der, der noch mehr Beiträge hat als ich... :D

Aus der Diskussion nehme ich für mich mit, dass ich in Zukunft vorsichtiger mit diesem Vorwurf sein werde.
Es schreibt ja auch bestimmt kein Autor vorsätzlich eine Geschichte, die sich nicht von der Masse abhebt. Wahrscheinlich glaubt jeder, der z.B. eine Vampirgeschichte schreibt, erst einmal, daß gerade seine wieder mal eine originelle ist - bis man es ihm sagt, das muß man ja nicht unbedingt in einen Vorwurf kleiden. Auch, wenn man es ihm nett sagt, ist es wahrscheinlich noch frustrierend genug für denjenigen. ;)

 

Morchen!

@ poncho: :whocares:

@ Häferl:
Na ja, ich versuche eigentlich immer nett zu sein, auch wenn ich mal was nicht so Positives sage, sofern gesehen liegen wir da auf einer Wellenlänge.

Ich habe mich wohl angesprochen gefühlt, weil ich teilweise genau das was du kritisierst als durchaus legitim und notwendig ansehe. Aber meine Meinung ist nicht absolut und das schöne ist ja, das wir hier genug Raum für beide Positionen haben :)

Liebe Grüße, Thomas

 

Als ausgelutschter Autor von ausgelutschten Geschichten ausgelutschter Genres möchte ich folgenden ausgelutschten Kommentar abgeben:
Erst einmal stimme ich Lakita und einigen anderen zu: Es kommt darauf an, wie man ein Thema umsetzt. Allerdings bestehe ich darauf, dass nicht alle Themen "abgelutscht" sind. Nehmen wir Zeitreisegeschichten her: Diese Art Geschichten gab es schon vor Jahrhunderten, so viel ich darüber gelesen habe. In populäre Form hat sie erst HG Wells vor hundert Jahren gebracht. Es gab dann einige Jahrzehnte der Blüte solcher Storys, und wohl kein SF-Autor (Heinlein, Asimov, Dick, etc.) von Rang konnte daran vorbei gehen und hat so manches Prunkstück daraus geschliffen.
Ist das Thema damit gegessen? Nein! Es gibt immer noch Varianten, die man ihm abgewinnen kann (zumindest versuche ich es), behaupte ich mal ganz keck.
Anscheinend herrscht der seltsame Glaube vor, es wären alle Geschichten bereits geschrieben und was jetzt noch komme, könnte höchstens noch ein Plagiat werden.
Im 19. Jhdt. kamen einige bedeutende Wissenschaftler zu dem Schluss, dass alle wesentlichen Entdeckungen und Erfindungen bereits gemacht seien und alles, was noch folge, wäre höchstens geringfügige Modifikation. Heute lachen wir darüber, aber gerade in der Literatur oder im Film ärgere ich mich darüber, wenn es heißt: "Na ja, man kann ja nix neues mehr bringen, war ja alles schon mal, nicht wahr?"
Wenn ich dem zustimmen könnte, würde ich nie wieder auch nur einen Satz schreiben! Ich schreibe aus dem Gefühl heraus, dass ich durchaus etwas Neues beisteuern kann. Vielleicht ist das Thema also Einstellungssache?
Häferls Geschichten mögen oberflächlich betrachtet die "üblichen" Themen behandeln: Kindesmissbrauch, Gewalt, etc. Aber wer sie kennt weiß, dass es ihr ein echtes Anliegen ist, diese Geschichten zu schreiben, und nicht, weil sie für ein paar Tage "schockieren" möchte.
Ich teile auch Kristins Meinung darüber, dass es Themen gibt, die einem aus den Hals raushängen. Beispiel 9/11/2001 oder Irakkrieg: Kurz nach diesen Ereignissen gab es geradezu Wellen an Geschichten darüber. Und mir ist leider keine einzige davon in guter Erinnerung. Sie wurden rasch niedergeschrieben, weil es gerade "aktuell" war. Darunter leidet natürlich auch die Qualität der Geschichte.
Mit anderen Worten: Solche Themen werden leider oft in der Hoffnung heran gezogen, Aufmerksamkeit zu erlangen. Und das schadet natürlich dem Ansehen
der ernsthafteren Geschichten - siehe Häferl - die mit viel Herzblut geschrieben wurden.
Insofern können diese Themen nie "ausgelutscht" sein, da zu viel persönliches des Autors einfließt, das sonst niemand hätte schreiben können, eben weil es persönlich ist, ein Fingerabdruck der Autorenseele.

Und um beim Beispiel zu bleiben: Ich glaube, man merkt als halbwegs vernünftiger Leser schnell, ob ein Autor "auf den Zug aufgesprungen" ist oder das Bedürfnis hatte, etwas aufrichtiges, etwas subjektiv Wahres zu schreiben.

Noch eine kleine Anekdote, weil´s so schön passt: Ich entdeckte mal eine Rezension eines Story-Bandes, wo auch eine meiner Geschichten enthalten ist. Während alle anderen Geschichten behandelt wurden, gab es zu meiner Story folgende Kritik: "Diese Geschichte ist eine weitere Endzeitvision, deren Anzahl nicht mehr überblickbar sind."
Punkt.
Auf Nachfrage teilte mir der Kritiker mit, dass er halt "diese Geschichten" nicht mag.

Somit bitte ich, fair zu bleiben und Geschichten nach ihrer inneren Qualität zu beurteilen. Auch wenn der Plot "ausgelutscht" scheint.

 

Ja ja ja!
Genau so wollt ichs auch sagen!
Konnt ich aber nicht.
Hat Rainer euch jetzt überzeugt? *hoff* :D

Mfg
xka

 

Ich teile auch Kristins Meinung darüber, dass es Themen gibt, die einem aus den Hals raushängen. Beispiel 9/11/2001 oder Irakkrieg: Kurz nach diesen Ereignissen gab es geradezu Wellen an Geschichten darüber. Und mir ist leider keine einzige davon in guter Erinnerung. Sie wurden rasch niedergeschrieben, weil es gerade "aktuell" war. Darunter leidet natürlich auch die Qualität der Geschichte.
Ich glaube, dass an der minderen Qualität dieser Geschichten noch etwas anders "schuld" ist, als nur der Umstand, dass sie schnell nieder geschrieben wurden. Ich nehme den Autoren durchaus ab, dass sie nicht nur auf einen Zug aufspringen wollten. Eher glaube ich, sind sie einfach zu betroffen. Dieser Betroffenheit versuchen sie Ausdruck zu verleihen, man kann aber meines Erachtens die Gefühle, sehr viel besser beschreiben, wenn sie gut genug verarbeitet wurden. Es ist einfach unglaublich schwer, etwas in einer Geschichte, für andere nachvollziehbar auszudrücken, wenn man selbst noch emotional davon zu aufgewühlt ist.

Lieben Gruß, sim

 

Moinmoin.
Alles, was den Menschen bewegt, ist millionenfach wiedergegeben worden, und kann dennoch, wenn es der Zeit angepasst ist, spannend, oder informativ, bzw. fesselnd sein.
Wichtig ist da doch m.E. dass der Autor nicht die gärende Gülle halbdurchdachter Phrasen in die Augen der Leser ausschüttet, sondern sich größtmögliche Mühe gibt, die Aspekte und Wirkungsweisen einer solchen Geschichte herauszuplastizieren, und so dem Leser ein besseres "sehen" zu ermöglichen.
Dilettantische "Ich bring mich jetzt um, weil die Welt soooo scheiße zu mir ist" bringen mich zum Kotzen, aber eine Geschichte, in der es z.b. um Freitod aufgrund einer schleichenden, tödlichen Krankheit geht, oder so ähnlich, lese ich durchaus mit Interesse.
Wenn es eine Geschichte schafft, mich aus der Lethargie des schon tausendmal gesehenen aufzurütteln, dann ist sie gut, und wichtig.
Auf´s "wie" kommt es mir an, weniger auf´s "was".
Lord

 

Ups, diesen Thread habe ich noch gar nicht bemerkt :shy:
Dabei habe auch ich letztens mehrere Zeitreisen-Geschichten "verrissen" :D

Da fast alles schon gesagt wurde (aha!), möchte ich nur drei für mich entscheidende Aspekte aus meiner Sicht darlegen.

1. Zeitreisen sind eine Krücke. Sie erlauben, *irgendwas* zu veranstalten, was dem Autor gerade einfällt. Er kann jegliche Kausalität ignorieren, wenn er will. Verzichtet man aber auf Kausalität, bleibt oft die Spannung auf der Strecke, weil die Ereignisse nicht nachvollziehbar sind. Wenn ich voller Spannung darauf warte, ob als nächstes wohl A oder B passiert, dann aber keins von beiden sondern etwas völlig sinnloses, komme ich mir veralbert vor. (dies wurde anderthreads hier bereits debattiert) Es ist ein häufiges Missverständnis gerade junger Autoren, dass man einfach seiner Fantasie freien Lauf lassen kann, um beliebigen, zusammenhanglosen Unsinn zu produzieren, der einem gerade in den Sinn kommt und das dann SF nennt und gut (hey, ich war auch mal so drauf). Sowas zu lesen, ist allerdings meist langweilig, jedenfalls wenn die Umsetzung zu wünschen übrig lässt.

2. Das bringt mich zum nächsten Punkt: Die Umsetzung. Wenn ein "Zeitreisen-Gag" wie eine Schleife oder ein Paradoxon der einzige erwähnenswerte Inhalt einer Geschichte ist und sie ansonsten keine Reize hat (sprachlicher Natur oder interessante Charaktere, Humor, satirische Seitenhiebe ...), hat sie für mich keinen Wert, weil der "Zeitreisen-Gag" absolut beliebig, willkürlich ist. Und wenn man willkürlich A schreibt, hätte man auch willkürlich B schreiben können, und dann ist es Irgendwas, aber keine Geschichte, denn dann kommt es auf den Inhalt offenbar gar nicht an. Freilich sind viele Autoren (gerade in unserer SF-Kategorie) nicht so weit, in dieser Hinsicht das eigene Schreiben zu reflektieren. Daher komme ich zum letzten Punkt:

3. Häferl, Du hast am Anfang geschrieben, dass sich vielleicht jemand ein abgegriffenes Thema nimmt, um daran einen gewissen Stil auszuprobieren, um zu üben eben. Großartig! Genau dafür sind wir hier! Wenn ich die Geschichte lese, steht sie aber zunächst für sich allein. Wenn ich dann kritisieren würde "oh nein, schon wieder eine Zeitreise" und die Antwort bekäme: Ja gut, ich wollte eigentlich nur einen bestimmten Stil ausprobieren, auf das Thema kommt es eigentlich gar nicht so an - okay, großartig, dann unterhalten wir uns darüber weiter, wie der Stil gelungen ist!

Ach ja, eins noch: Ich bin nicht der Meinung, dass "schon alles geschrieben" worden ist. Es gibt zu jedem Thema unendlich viele Möglichkeiten, es umzusetzen. Das gilt auch für Zeitreisen und für Liebesgeschichten. Aber im einen wie im anderen Fall sind nur ganz wenige der Umsetzungen wirklich für viele Leser spannend.

Das mit den Zeitreisen kann ich gerne konkretisieren, falls jemand nachlesen möchte: Die beiden Storys, die mir da im Kopf rumschwirren, sind Die lieben Eltern, wo der Prot in die Vergangenheit reist und versehentlich seine eigene Geburt verhindert, und Déjà vu, wo ein Raumfahrer abstürzt, ein außerirdisches Artefakt berührt und die Geschichte von vorn beginnt (Zeitschleife). Rainers Zeitreisen-Geschichte habe ich noch nicht gelesen, hole es aber mal nach. Ich möchte jedenfalls nicht dergestalt missverstanden werden, dass ich alle Zeitreisen-Geschichten ablehne. Ich denke, ich habe das hier nun differenziert dargelegt.

Uwe

 

Für mich gibt es keine ausgelutschten Themen. Jedes Thema kann so erzählt werden, daß es fesselnd ist.

Manche Themen mag man von Haus aus nicht, ich z.B. verabscheue die standardmäßigen Zeitreise-Geschichten, aber Timeline von Michael Crichton war einfach nur genial.

Bei anderen Themen kann aufgrund einer kurzzeitigen Hyperinflation eine Übersättigung eintreten.

Das "wie" macht in dieser Beziehung ca. 80% des Reizes aus. Wenn Stil, Handlung und eventuell noch die Pointe stimmen, ist jedes noch so ausgelutschte Thema wieder lesenwert.

Wäre auch schrecklich, wenn das anders wäre.

r

 

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