"Ausgelutschte" Themen
Immer wieder tauchen Postings auf, in denen kritisiert wird, daß der Autor ein Thema gewählt hat, das schon so häufig beschrieben wurde und ob das denn sein muß, daß es jetzt noch eine Geschichte dazu gibt. Oder auch in Form von „Hier beschäftigen sich scheinbar viele mit dem Thema XY“ – oder sogar in der Art von „Deine Geschichte finde ich uninteressant, weil das Thema schon so oft verwendet wurde“. – Derzeit fällt mir das z.B. bei den Themen Zeitreisen und sexuellem Mißbrauch von Kindern auf.
Da es dazu sicher verschiedenste Meinungen gibt, könnten wir ja hier mal unsere Argumente austauschen und die Geschichtenthreads davon verschonen...
Meine Meinung dazu ist, daß wir ja einerseits hier sind, um zu üben und voneinander zu lernen. Ich finde daher nichts dabei, wenn jemand, etwa um Spannungsaufbau oder einen bestimmten Stil zu üben, ein Thema wählt, das schon von mehreren Autoren aufgegriffen wurde. – Vielleicht will ja auch mancher erst üben, bevor er seine großen Ideen in Geschichten umsetzt und nimmt deshalb ein schon vorgekautes Thema. Ich finde das durchaus legitim.
Wenn jemand etwa direkte Rede üben will, warum sollte er das erst machen, wenn er eine tolle Idee hat, die noch niemand vor ihm benutzt hat?
Ein anderer Aspekt ist die Diskussion. Bücher sind eine Diskussion der Gegenwart mit der Zukunft, hab ich in einem Buch von Neil Postman einmal gelesen. – Aber nur verschiedene Diskussionsbeiträge – Bücher oder Geschichten – zu einem Thema geben doch erst ein reales Bild der heutigen Zeit, unserer Gesellschaft. Es gibt verschiedene Meinungen oder auch verschiedene Arten etwas zu empfinden und auszudrücken und erst die Vielfalt kann meiner Meinung nach ein wahres Bild der Gesellschaft abgeben. Daher finde ich nichts falsch daran, wenn es zehn Geschichten zu einem Thema gibt – solange sich jeder Autor selbst Gedanken darüber macht.
Von Formulierungen wie „auf den Zug aufspringen“ halte ich persönlich auch nicht viel. Es werden eben immer wieder Themen aufgeworfen und die, die daran interessiert sind, werden sich auch darüber Gedanken machen und diese niederschreiben.
„Auf-den-Zug-Aufspringen“ wäre auch nur da interessant, wo man einen Vorteil dadurch hätte – da aber hier keine Schecks verteilt werden, kann man meiner Meinung nach schon davon ausgehen, daß Autoren, die aktuelle oder häufig benutzte Themen aufgreifen, es aus einem der beiden Gründe tun, nämlich zur Übung oder um mitzudiskutieren. Und beides ist doch nicht schlecht, oder?