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Auf Reise
[Marek 17:34]: wer ist heute am start?
[Du 17:35]: ich
[Niklas 17:59]: hier
[Tim 18:14]: jop
Bereits Zeit investiert, Glückwunschkarte geschrieben, Sixpack gekauft. Craft-Beer, sollte passen. Bus, Bahn, Klingeln, da.
„Hi Fabian“, sagt Joel. „Cool, dass du kommst!“
Noch nicht viel los, 20 Uhr. Es gibt nichts zu essen, aber der Gastgeber nimmt das Sixpack mit strahlenden Augen an. Die Karte kommt zu den anderen.
„Prost“, ruft Joel und ich stoße mit ihm an. Sicher ein gutes Bier, er grinst. Es dreht auch nicht schlecht.
Ich setze mich zu Carla und Filli auf die Couch.
„Hi! Du siehst müde aus. Harte Woche?“
„Alles okay.“
Sie unterhalten sich über Windkraftanlagen und wie man aus dem Meer Energie gewinnen kann. Ich bin neugierig und hole mir bald das zweite Bier.
Marek, Niklas und Tim kommen um 23 Uhr. Joel ruft: „Tequila!“
Wir trinken und beißen in Zitronenscheiben. Viertes Bier leermachen, fünftes in die Hand kriegen. Lange, bestimmt gute Gespräche.
Joana kannte ich noch nicht. Wir reden über das Studium, beide Philosophie, in anderen Städten. Marek kommt vorbei: „Pass auf, dass er nicht spuckt!“ Er klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. Ich stoße mit ihm an.
Wir sitzen auf der Couch, ich kenne die Musik nicht. Joana schon. „Das ist was zum Tanzen!“, meint sie und wippt mit. Ich hole mir ein Bier, treffe in der Küche Joel. Wir trinken einen Jägermeister.
Ich schwanke, stolpere, stürze. Die Flasche schlägt auf den Glastisch auf, er bleibt ganz. Doch ich breche direkt auf Joels neues Sofa.
[Joel 11:32]: Hilft jemand beim aufräumen? Wäre nice
[Niklas 16:29]: jmd bock auf park? Chilln.
[Tim 16:37]: jo
[Marek 16:46]: ich schau vill auch ma vorbei
Ich klingle, Joel macht auf. „Alter, du lebst ja wieder.“
„Halb“, meine ich und grinse. Etwas rebelliert und ich atme tief ein. „Sorry wegen gestern.“
„Passiert.“
„Vielleicht ein bisschen zu oft.“
„Ach, wie war das: Man fällt, wie die Feste feiern?“
Joel lacht wieder. Dann drückt er mir einen Lappen, Eimer und Textilreiniger in die Hand.
Wieder daheim nehme ich Nietzsche vom Schreibtisch und blättere ein wenig, ohne zu lesen.
Vater Medizin, Mutter Jura. Ich Philosophie. Willst du denn nicht …? Oder … nein? Ach, toll, wir unterstützen dich. Seitdem kurze Gespräche, selten.
Semesterweise Überhang, das Geld fließt weiter. Wechsel? Neue Enttäuschung.
Josie. Sie nach Paris, ich: Bis bald.
Sie: Du bleibst?
Was soll ich in Frankreich?
Peter, Grundschulfreund, wird nach München ziehen. Schlägt eine WG dort vor. Was Neues.
Ich: All meine Freunde sind hier.
Freunde?
Ich werfe Nietzsche in eine Ecke und vergrabe mein Gesicht in einem Kissen.
„Geht es Ihnen gut?“
Ich schwitze, nicke aber. Boarding.
„Where you heading?“, fragt er mit dem, was er kann.
„South.“
„Why? Want to … the … Beneficio, si?“
„Maybe.“
„Si, si. What’s your name, buddy?
From Germany?
You study?
Chica home?“
189 Nachrichten in 4 Chats. Drei Gruppen, einmal Mama: Denkst du an Omas Geburtstag?
Chaos und Menschen. Gespräche über Kapitalismus, Gott und die Welt. Ich rede mit den anderen über Ruhe und die Nächte werden kurz, die Tage lang.
Eigentlich Geld abgehoben, das erste Mal zu Phil gefahren. Sinnsuche.
Aufs Klo, Einstich. Augen treten hervor. Mein Herz pumpt kräftig.
„Alles klar?“
Ich schwitze, nicke aber.
[Tim 18:53]: 90er Party im Splice heute. Marky und ich sind am start
[Joel 19:04]: Nice, komm auch
[Du 19:07]: ich auch!
[Tim 19:11]: Spucker am start!
[Du 19:14]: Immer doch!
Laut, lauter, Tonstörung. Stille Nacht und dröhnender Morgen.
Wieder am Abend im Park.
„Mann, bin ich durch“, meint Marek.
„Jo, war fett“, gibt Joel dazu. „Ey, Fabian! Wo bist du mit der Kleinen hin?“
„Ach, mal so aufs Klo“, sage ich und schiebe ein Grinsen hinterher.
„Scheint dich ganz schön fertig gemacht zu haben!“
Sie lachen und ich falle mit ein, kratze mir über den Arm.
Drei Tage bei Phil. Lade schließlich mein Handy wieder auf. 189 Nachrichten in 4 Chats. Drei Gruppen, einmal Mama: Denkst du an Omas Geburtstag?
„Alter, nimm nicht so viel!“, ruft mein Reisebegleiter, reißt mir den Kram aus der Hand. Ich packe meine Sachen und gehe. Habe daheim noch was.
Jetzt wird es still. Wäre da nicht das wilde Springen meines Herzens.
Schlag auf Schlag auf Schlag – Schlag.
Schlag.
Schlag.
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