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Auf Reise

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04.09.2017
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Auf Reise

[Marek 17:34]: wer ist heute am start?
[Du 17:35]: ich
[Niklas 17:59]: hier
[Tim 18:14]: jop

Bereits Zeit investiert, Glückwunschkarte geschrieben, Sixpack gekauft. Craft-Beer, sollte passen. Bus, Bahn, Klingeln, da.

„Hi Fabian“, sagt Joel. „Cool, dass du kommst!“
Noch nicht viel los, 20 Uhr. Es gibt nichts zu essen, aber der Gastgeber nimmt das Sixpack mit strahlenden Augen an. Die Karte kommt zu den anderen.
„Prost“, ruft Joel und ich stoße mit ihm an. Sicher ein gutes Bier, er grinst. Es dreht auch nicht schlecht.

Ich setze mich zu Carla und Filli auf die Couch.
„Hi! Du siehst müde aus. Harte Woche?“
„Alles okay.“
Sie unterhalten sich über Windkraftanlagen und wie man aus dem Meer Energie gewinnen kann. Ich bin neugierig und hole mir bald das zweite Bier.

Marek, Niklas und Tim kommen um 23 Uhr. Joel ruft: „Tequila!“
Wir trinken und beißen in Zitronenscheiben. Viertes Bier leermachen, fünftes in die Hand kriegen. Lange, bestimmt gute Gespräche.

Joana kannte ich noch nicht. Wir reden über das Studium, beide Philosophie, in anderen Städten. Marek kommt vorbei: „Pass auf, dass er nicht spuckt!“ Er klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. Ich stoße mit ihm an.

Wir sitzen auf der Couch, ich kenne die Musik nicht. Joana schon. „Das ist was zum Tanzen!“, meint sie und wippt mit. Ich hole mir ein Bier, treffe in der Küche Joel. Wir trinken einen Jägermeister.

Ich schwanke, stolpere, stürze. Die Flasche schlägt auf den Glastisch auf, er bleibt ganz. Doch ich breche direkt auf Joels neues Sofa.

[Joel 11:32]: Hilft jemand beim aufräumen? Wäre nice
[Niklas 16:29]: jmd bock auf park? Chilln.
[Tim 16:37]: jo
[Marek 16:46]: ich schau vill auch ma vorbei

Ich klingle, Joel macht auf. „Alter, du lebst ja wieder.“
„Halb“, meine ich und grinse. Etwas rebelliert und ich atme tief ein. „Sorry wegen gestern.“
„Passiert.“
„Vielleicht ein bisschen zu oft.“
„Ach, wie war das: Man fällt, wie die Feste feiern?“
Joel lacht wieder. Dann drückt er mir einen Lappen, Eimer und Textilreiniger in die Hand.

Wieder daheim nehme ich Nietzsche vom Schreibtisch und blättere ein wenig, ohne zu lesen.

Vater Medizin, Mutter Jura. Ich Philosophie. Willst du denn nicht …? Oder … nein? Ach, toll, wir unterstützen dich. Seitdem kurze Gespräche, selten.
Semesterweise Überhang, das Geld fließt weiter. Wechsel? Neue Enttäuschung.

Josie. Sie nach Paris, ich: Bis bald.
Sie: Du bleibst?
Was soll ich in Frankreich?

Peter, Grundschulfreund, wird nach München ziehen. Schlägt eine WG dort vor. Was Neues.
Ich: All meine Freunde sind hier.
Freunde?

Ich werfe Nietzsche in eine Ecke und vergrabe mein Gesicht in einem Kissen.

Tasche gepackt, Taxi genommen. Flughafen. Wahrscheinlich bin ich noch betrunken. Renne aufs Klo, spüre einen Stich und ringe um Luft. Mein Herz pumpt kräftig.
„Geht es Ihnen gut?“
Ich schwitze, nicke aber. Boarding.​

Spanien, Sonne, Wärme. Immer noch betrunken? Es ist viel los am Flughafen und ich renne los, ohne meinen Koffer zu holen. Nur noch mit Rucksack.​

Ich halte den Daumen raus, das macht man doch so? Lange nichts, dann hält ein Trucker. Einer von hier, er spricht kaum Englisch. Aber er hält mir eine Flasche hin und ich trinke mit ihm. Es brennt in der aufgerauten Kehle und wir fahren los.
„Where you heading?“, fragt er mit dem, was er kann.
„South.“
„Why? Want to … the … Beneficio, si?“
„Maybe.“
„Si, si. What’s your name, buddy?
From Germany?
You study?
Chica home?“​

Es ist frühmorgens, als wir die Raststätte erreichen. Ich gehe zwischen die Büsche, laufe weiter und weiter. Dann stelle ich mein Zelt auf und lege mich hinein. Auf die Stille folgt das Lärmen der nahen Schnellstraße.​

Drei Tage nach Süden. Trampen und Gast sein, wandern und zelten. Bei einem Hostel Handy aufladen und duschen.
189 Nachrichten in 4 Chats. Drei Gruppen, einmal Mama: Denkst du an Omas Geburtstag?​

Ich lasse das Handy im Hostel und gehe weiter.​

Ausstieg in Andalusien. Zuflucht vor dem Sturm und dem Chaos in den Menschen.
Chaos und Menschen. Gespräche über Kapitalismus, Gott und die Welt. Ich rede mit den anderen über Ruhe und die Nächte werden kurz, die Tage lang.​

Ich will, dass die Welt aufhört zu rufen. Und um kein Echo mehr zu geben, gehe ich weiter, bis zu den Höhlen, wo sich das Wasser sammelt. Dort gibt es nur das Rauschen der Wellen.​


Eigentlich Geld abgehoben, das erste Mal zu Phil gefahren. Sinnsuche.
Aufs Klo, Einstich. Augen treten hervor. Mein Herz pumpt kräftig.
„Alles klar?“
Ich schwitze, nicke aber.

[Tim 18:53]: 90er Party im Splice heute. Marky und ich sind am start
[Joel 19:04]: Nice, komm auch
[Du 19:07]: ich auch!
[Tim 19:11]: Spucker am start!
[Du 19:14]: Immer doch! :D

Laut, lauter, Tonstörung. Stille Nacht und dröhnender Morgen.

Wieder am Abend im Park.
„Mann, bin ich durch“, meint Marek.
„Jo, war fett“, gibt Joel dazu. „Ey, Fabian! Wo bist du mit der Kleinen hin?“
„Ach, mal so aufs Klo“, sage ich und schiebe ein Grinsen hinterher.
„Scheint dich ganz schön fertig gemacht zu haben!“
Sie lachen und ich falle mit ein, kratze mir über den Arm.

Drei Tage bei Phil. Lade schließlich mein Handy wieder auf. 189 Nachrichten in 4 Chats. Drei Gruppen, einmal Mama: Denkst du an Omas Geburtstag?
„Alter, nimm nicht so viel!“, ruft mein Reisebegleiter, reißt mir den Kram aus der Hand. Ich packe meine Sachen und gehe. Habe daheim noch was.

Jetzt wird es still. Wäre da nicht das wilde Springen meines Herzens.

Schlag auf Schlag auf Schlag – Schlag.

Schlag.

Schlag.

.

 

Hi @Vulkangestein

und los geht die wilde Challenge-Fahrt! Zuallererst finde ich die Idee, so krass szenisch zu schreiben, so ohne jegliche Ausschmückungen ganz interessant. An manchen Stellen dachte ich, es ist fast wie ein Drehbuch in der Ich-Perspektive. Oder ein Monolog / Lebensbericht in Drehbuchform. Irgendwie so - naja, du weißt, was ich meine.

Anfangs komme ich mit den Namen durcheinander. Joel, Carla, Filli, Marek, Niklas und Tim. Ich musste das erstmal sortieren, bevor ich dann gemerkt habe, dass es irgendwie auch egal ist. Irgendwann habe ich dann kapiert, dass der Erzähler also Fabian ist, der Spucker. Was ich damit sagen will: Vielleicht kannst du das ein wenig entschlacken. Du hast eine sehr klare, reduzierte Erzählform gewählt, warum pumpst du sie dann gleich am Anfang so mit Namen voll, die sowieso keine Rolle spielen? Ich glaube, würdest du das klarer gestalten, würde die von dir gewählte Erzählweise noch besser wirken.

Zur Geschichte: Fabian ist also Student (der Gedanke kam mir bei MacBeth), der sich regelmäßig wegschießt, aber gleich so dermaßen, dass er die Einrichtung demoliert und rumkotzt. Das scheint von seinen Buddies auch noch gefeiert zu werden. Dann bricht er auf nach Spanien, da ist kurz von einem Aussteigerdorf die Rede, aber da fährt er nicht hin, er fährt weiter, sucht Zuflucht vor dem Chaos in Höhlen. Dann ist er wieder zurück im gleichen Trott, wenn nicht sogar im schlimmeren Trott, denn er spritzt sich was. Ich kann nicht sagen, dass ich das alles komplett überrissen habe, ich schildere dir nur mal meinen Eindruck.

Insgesamt fühlt sich der Text unruhig an, aber ich vermute, das soll er wohl auch. Fabian wirkt verloren, wortwörtlich "auf Reise", weiß irgendwie nicht so recht, wo er hingehört und was er mit sich anfangen soll. Verloren. So würde ich die Art des Textes und deinen Protagonisten beschreiben.

Eine kleine Sache zum Stil:

Jetzt wird es still. Wäre da nicht das wilde Springen meines Herzens.
Der fett markierte Satz mag mir nicht so recht zum restlichen Tonfall passen. Du erzählst ja recht hart, abgehackt, ohne jegliche Schnörkel. Da ist mir dieser Satz hier, gerade weil man quasi mit ihm rausgeht, zu "romantisch". Außerdem erinnert er mich doch sehr an den Filmtitel "Der wilde Schlag meines Herzens", das ist aber nur mein persönliches Problem ;) Aber rein vom Gefühl reißt dieser Satz hier irgendwie aus.

Bezogen auf das Thema der Challenge, glaube ich zu verstehen, was du hier andeuten willst. Was kommt nach der Ziellosigkeiten? Was passiert mit Fabian? Was macht er mit seinem Leben, wenn die Feierei rum ist? Entweder er verliert sich komplett oder bekommt die Kurve. So interpretiere ich das Ganze.

Ich fand's spannend zu lesen. Nicht wirklich schön - sprachlich betrachtet - aber mal was anderes und sowas mag ich immer ganz gern.

Viele Grüße
RinaWu

 

Mann, bist du schnell, das schnellste @Vulkangestein ever. Hier ist Novak, deine freundliche Reisebegleiterin :)
Wenn ich schon Challenge-Moderatorin bin, dann wird auch mal ganz schnell kommentiert, solange die Geschichten nicht massenweise in die Challenge prasseln.
Also mir hat das sehr gut gefallen. Nicht schön, wie RinaWu schreibt, oder artifiziell, aber das ist ja auch dem Inhalt gemäß.
Auch ich verstehe die Geschichte so, dass der Protagonist Fabian die Leere seines Lebens oder die Angst davor, was hinter dem Lauten der Welt steckt, zu betäuben sucht. Die Welt dringt auf ihn ein, penetriert ihn geradezu mit dem Gedröhn, das man heutzutage so kennt, und er lässt das zu und bedröhnt (sich) selbst.
Mir gefällt das gut, wie du das stilistisch gelöst hast und ich bin da auch ganz anderer Meinung als RinaWu. Ich finde es gerade richtig, gleich am Anfang mit den Namen und den ganzen Infos loszulegen. Es passt für mich zum Inhalt des Textes. Zu dem Verwirrenden, der Informationsflut, die auf Fabian eindrischt. Man kapiert immer noch, worum es geht und kriegt durch deine stilistische und inhaltliche Entscheidung eine Ahnung von der Fülle, der Vielfalt, den Sinnesreizen und dem Rauschen, das um ihn ist.
Und ich finde es auch ebenso richtig und gut gelöst, dass du an manchen Stellen den Stil brichst. Geradzu poetisch wirst, wenn du seine Angst oder seine Sehnsucht, die sich in dem Schlag des Herzens äußert, beschreibst. Also gerade der Satz

Jetzt wird es still. Wäre da nicht das wilde Springen meines Herzens.
sitzt aus meiner Sicht genau richtig.
Aber so ist das eben, zwei Köpfe drei Meinungen. :)


Von mir aus könntest du mit diesem Satz sogar enden. Deine Fortführung unterstellt ein wenig, der Schlag seines Herzens würde verlöschen. Also kommt mir halt so vor wie deine Intention. Aber aus meiner Sicht wäre das nicht nötig. Der Bruch zwischen dem Dröhnen, der Flut und dieser in sich hineinhorchenden Stille würde durch das Weglassen von "Schlag" und dem Punkt aus meiner Sicht viel stärker betont. Da bleibt so ein Hallen. Aber hat schon auch was, deine Idee mit dem Verklingen des Herzens.
Merkst schon, bin hier mit mir selbst bissel uneins. Und wie so oft ist das ja auch vielleicht Geschmackssache.

Zwei Kleinigkeiten hätte ich:

ch setze mich zu Carla und Filli auf die Couch. „Hi Fabian!“
„Du siehst müde aus. Harte Woche?“
„Alles ok.“
Sie unterhalten ...
Hier klingt das Gespräch so, als würde Fabian zu einem der beiden anderen sagen: Du siehst müde aus. Aber inhaltlich würde eher passen, dass Carla und Filli das den Fabian fragen. Ich würde also entweder die Frage direkt anschließen. Oder einen Begleitsatz dahinter setzen, damit man eben nicht auf die Idee kommen kann, dass Fabian die Frage stellt. Ist ja schon wichtig, dass er auch hier schon müde wirkt.

Wir sitzen auf der Couch, ich kenne die Musik nicht, die spielt. Joana schon. „Das ist was zum Tanzen!“, meinte sie und wippt schon ...
Kannst du auch weglassen. Unterbricht nur komisch den Satzfluss. Was soll sie sonst machen außer spielen, wenn Joana wippen kann.

Am Rande noch: Interessant fand ich auch, dass du deinen Protagonisten so ulkig zweigeteilt hast. Wenn er erzählt, klingt er wie ein Icherzähler. In dem Getwitter oder sonstwelchen Kurznachrichten fügst du eine weitere Erzählinstanz ein, indem du ihn "Du" nennst gefällt mir auch gut.

 

Hallo @Vulkangestein,

Coole Idee, cool umgesetzt. :) Das reduzierte ist einfach mein Ding. Für mich kann es ja gar nicht knackig genug sein.

Bereits Zeit genommen, Glückwunschkarte geschrieben, Sixpack gekauft. Craft-Beer, sollte passen. Bus, Bahn, klingeln, da.
Hier würde ich noch das „bereits“ streichen. Ich überleg grad ob du das „Zeit genommen“ überhaupt brauchst. Das ist so schwammig. Vielleicht eher sowas wie „Früher Feierabend“ oder so?

Das Bier schmeckt gut, dreht auch nicht schlecht.
:D Das sind aber keine echten Craftbiertrinker. Bei meinem Freund ist das ne Wissenschaft, da wird analysiert und bewertet und aus der Flasche geht schon mal gar nicht. Passt aber schon, es gibt bestimmt auch Leute, die einfach nur gerne Bier trinken. ;)

„Das ist was zum Tanzen!“, meinte sie und wippt schon mit.
Das „schon“ kann weg.

Ich hole mir ein Bier, treffe in der Küche Joel und trinke mit ihm einen Jägermeister.
Da du im Satz vorher schon mit hast, vllt: und wir trinken einen Jägermeister.

Die Glasplatte bekommt einen Kratzer, bleibt aber ganz, obwohl ich die letzte Bierflasche beim Sturz voller Wucht auf sie schlage.
Und die Flasche bleibt ganz? Und er schlägt die Flasche ja nicht bewusst darauf, es passiert eben bei dem Sturz. Den Satz würde ich noch mal etwas ummodeln.

Dafür breche ich direkt auf Joels neues Sofa.
Brechen finde ich ein doofes Wort. Warum nicht kotzen?

[Joel 11:32]: Hilft jemand beim aufräumen? Wäre nice
[Niklas 16:29]: jmd bock auf park? Chilln.
[Tim 16:37]: jo
[Marek 16:46]: ich schau vill auch ma vorbei
Die Chatverläufe finde ich gut gemacht. Anhand der Uhrzeiten kann man ja auch einiges ablesen.

„Si, si. What’s your name, buddy?
From Germany?
You study?
Chica home?“
Gefällt mir wie du das Gespräch hier zusammenfasst.

Eigentlich Geld abgehoben, zu Phil gefahren. Sinnsuche.
Das versteh ich nicht ganz. Was meinst du mit eigentlich? Ist er gar nicht nach Spanien geflogen? War das nur eine Träumerei von ihm?

Augen treten hervor, atme schnell.
Hier vllt eher ein Punkt als ein Komma.

3 Tage bei Phil. Lade schließlich mein Handy wieder auf. 189 Nachrichten in 4 Chats. Drei Gruppen, einmal Mama: Denkst du an Omas Geburtstag?
Okay, der Spanientrip war eigentlich ein Drogentrip bei Phil.

Jetzt wird es still. Wäre da nicht das wilde Springen meines Herzens.

Schlag.

Schlag.

Schlag.

.

Ich finde das Ende gut. Endlich ist es still.

Also insgesamt hats mir echt gut gefallen. :thumbsup:

Liebe Grüße,
NGK

 

Bereits Zeit genommen, Glückwunschkarte geschrieben, Sixpack gekauft. Craft-Beer, sollte passen. Bus, Bahn, klingeln, da.

Hi Vulkan,

gelesen, Durst gekriegt. Aber Frage: Warum hier

Ich setze mich zu Carla und Filli auf die Couch
Pers.Pronom 1. Pers. Sing., wenn Präd. verrät, wer oder was sich da setzt? Zuvor beim
„Prost“, ruft Joel und ich stoße mit ihm an
vllt. notwendg, abr da noch Verstärkg durch Possessivpr.

Alles Oklahoma?, mekrwürdige Botschaft

„Alles ok.“
o. k. = okay (ausgeschrieben sparsamer als die verm. Abkürzung, vier Buchstaben gegen zwo Buchstaben und Punkte nebst Leertaste = fünf Zeichen

Schönster Satz:

Tasche gepackt, Taxi genommen.
nicht nur, weil konsequent.

g. g.

friedel

 

Hallo @Vulkangestein,
der Wahnsinn, was für ein Tempo dein Text hat. Sehr interessante Art, Fabians Innenleben zu reflektieren, während ein Absturz den nächsten jagt.
Ich glaube, der Schluss könnte noch einen Knall vertragen, entweder ein Erlebnis, mit bösem Erwachen und üblen Konsequenzen und Verlusten. Oder einen plötzlich aufkommenden schönen Grund, der ein Drehen um 180 Grad erforderlich macht.

Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Hi, @Vulkangestein

Ich habe ja eine RGZ-Jagd versprochen, deshalb schnalle ich mich mal an, und los geht die wilde Jagd durch diesen wilden Text (ich hoffe, ich komme nicht außer Puste, ganz schön stressig, diese Geschichte – aber dazu später mehr).

Noch nicht viel los, 20 Uhr.

Hier bin ich mir ausnahmweise mal nicht ganz sicher, weil es irgendwie zur reinen Hektik passt, aber … ich würde die Zahl innerhalb des Textes trotzdem ausschreiben. Dann kriegst Du sie auch gut abgegrenzt von den ganzen WhatsApp-Nachrichten.

Die Karte kommt zu den anderen.

Ich finde so cool, wie man gleich mitkriegt, dass Geburtstag eigentlich völlig latte ist. Es geht nur ums Saufen. Deshalb bin ich auch ein wenig irritiert von dem Craft-Beer. Mein Freund und ich kaufen so was nur zu Genusszwecken. Wenn wir uns abschießen wollen (wobei wir aus dem Alter auch langsam raus sind), gibt es das regionale Wolters.

Marek, Niklas und Tim kommen um 23 Uhr.

Wieder so ‘ne Zahl. Das verunsichert mich.

„Pass auf, dass er nicht spuckt!“

Sag mal, sagt ihr wirklich „spucken“, oder formulierst Du das nur so nett, weil Deine Omi Deinen Text Korrekturliest? (Ist nicht böse gemeint, bei mir ist es häufig tatsächlich der Grund.) Bei uns sagt man „kotzen“. „Spucken“, so hieß das, als ich ein kleines Kind war. Aber vielleicht ist das was Regionales. Keine Ahnung. Für mich klingt's einfach total niedlich.

„Das ist was zum Tanzen!“, meinte sie und wippt schon mit.

Hier wechselst Du plötzlich die Zeit.

Die Glasplatte bekommt einen Kratzer, bleibt aber ganz, obwohl ich die letzte Bierflasche beim Sturz voller Wucht auf sie schlage.

Kann es sein, dass hier ein „mit (voller Wucht)“ fehlt? So, wie es da oben steht, ergibt das irgendwie für mich keinen Sinn. Grammatikalisch, meine ich.

Dafür breche ich direkt auf Joels neues Sofa.

Das klingt schon weniger nett als „spucken“. :D

Wäre nice

Meine Freund/inn/en ärgern sich immer, dass ich jede WhatsApp-Nachricht mit einem Punkt beende. Mir ist ehrlich gesagt nie aufgefallen, dass andere Leute das nicht machen. Dir offenbar schon. Sehr gut! Und ich finde auch toll, wie Du das mit den Uhrzeiten erzählst – den Typen ist das Aufräumen scheißegal, die lassen Joel einfach sitzen.

Man fällt wie die Feste feiern?

Komma vor „wie“.

Dann werfe ich ihn in eine Ecke und vergrabe mein Gesicht tief in einem Kissen.

Das „tief“ kann für meinen Geschmack raus.

189 Nachrichten in 4 Chats.

Hier checke ich das mit den Zahlen. :lol:

„Man bin ich durch“, meint Marek.

„Mann“ und dann ein Komma.

„Jo, war fett“, grinst Joel dazu.

Ich finde, „grinsen“ passt nicht hinter eine wörtliche Rede. Nie.

3 Tage bei Phil.

Diese Zahl würde ich aber auf JEDEN Fall ausschreiben. Und sag mal, wann kriegt Dein Prot eigentlich sein Handy wieder? Ach egal. Weiterhetzen.

„Alter, nimm nicht so viel!“, ruft mein Reisebegleiter, reißt mir den Kram aus der Hand. Ich packe meine Sachen und gehe.

Was ich nicht ganz verstehe, ist, ob der Fabian zwischendurch wieder nach Hause kommt, mit seinen Kumpels feiern geht und dann wieder abreist? Ist das so? Das ist aber komisch. Verwirrt mich.

Oh, ich sehe gerade, dass @Nichtgeburtstagskind eine Interpretationshilfe geliefert hat. Tja, das erklärt, warum das Handy doch wieder da ist, die Mutter ihn mehrmals an den Geburtstag der Oma erinnert (meine Mutter schreibt immer nur am eigentlichen Geburtstag). Deshalb nehme ich an, dass das die intendierte Lesart ist. Nun ja: Du hetzt mich ganz schön durch den Text. Tatsächlich gibt es viel zu entdecken, aber dadurch, dass ich eine so furchtbare Hektik verspüre, nehme ich mir eher nicht die Zeit, da während des Lesens so intensiv drüber nachzudenken. Ehrlich gesagt, mir fällt jetzt keine Lösung ein, aber vielleicht schaffst Du es, diesen "Trip" deutlicher zu kennzeichnen.

Jetzt wird es still. Wäre da nicht das wilde Springen meines Herzens.

Super Ende!

Und bis auf diese Kleinigkeiten (und meine Verwirrung, wann der Fabian eigentlich wo ist, eben diese Trip-Geschichte) feiere ich das. Ich jage super gestresst durch diesen Text, die Wörter verschwimmen vor meinen Augen, alles ist Hektik und Hier und Jetzt und Hin und Her.

Und ich bin froh, dass es bis auf das Summen meines Computers ganz still ist, dass mein Zimmer dicke Fensterscheiben hat, bloß das Quengeln des Babys nebenan kann ich hören, und all diese Lautstärke, dieser Strudel, in dem Fabian sich befindet … Für mich war das nur ein Trip. Und für ihn?

Tja, das ist sicher nur eine Phase.

Hoffe, Du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Zahlende Grüße,
Maria

 

Hallo @Vulkangestein

interessanter Text, interessantes Experiment, kommt ziemlich innovativ daher, WhatsApp-Nachrichten, paar Gesprächsfetzen, viel Saufen, Drogen, ein Ich-Erzähler, der so zwischen Traum und Wirklichkeit wechselt, ohne recht unterscheiden zu können, Satzfetzen, scheinbar lakonisch, Kürze als Ausdruck.
Nur fehlt eben jede Natürlichkeit, viel Kunstwille, aber wozu? Was will der Text? Okay, die Verlorenheit des Protagonisten, der kotzt und träumt, reißt er an, aber die Abgründe, wo finde ich die? Was sollte mich als Leser berühren? Der Inhalt? Nö! Oft gelesen. Die Sprache? Nö! Von außen erzählte Studentenlangeweile mit erwartbaren Freizeitbeschäftigungen. Was bleibt? Die Idee finde ich spannend, Berichtselemente, Dialog, WhatsApp, reduzierte Sprache, alles super. Die Räume werden nicht gefüllt, die Leere zwischen den Zeilen bleibt weitgehend - leer.

Paar Textstellen:

[Joel 11:32]: Hilft jemand beim aufräumen? Wäre nice
[Niklas 16:29]: jmd bock auf park? Chilln.
[Tim 16:37]: jo
[Marek 16:46]: ich schau vill auch ma vorbei
witzig, besonders wegen der Zeitangaben.:D

Etwas rebelliert und ich atme tief ein.
aha, was denn?

189 Nachrichten in 4 Chats. Drei Gruppen, einmal Mama: Denkst du an Omas Geburtstag?
neben der etwas kapriziösen Übertreibung (189), packst du die Nachricht von Mama elegant rein.

Ausstieg in Andalusien. Zuflucht vor dem Sturm und dem Chaos in den Menschen.
Chaos und Menschen. Gespräche über Kapitalismus, Gott und die Welt. Ich rede mit den anderen über Ruhe und die Nächte werden kurz, die Tage lang.
mm, da dringt der Gutmensch-Erzähler, oder sollte ich sagen der Autor?, durch.

Ich will, dass die Welt aufhört zu rufen. Und um kein Echo mehr zu geben, gehe ich weiter, bis zu den Höhlen, wo sich das Wasser sammelt. Dort gibt es nur das Rauschen der Wellen.
na ja, bisschen Poesie zum Ausklang, die aber nicht mit der Not, dem Leid, was auch immer, des Protagonisten gefüllt wird.

viele Ich-brauch-n-Bier-Grüße
Isegrims

 

Gude @RinaWu,

vielen Dank für deinen Kommentar!

An manchen Stellen dachte ich, es ist fast wie ein Drehbuch in der Ich-Perspektive. Oder ein Monolog / Lebensbericht in Drehbuchform. Irgendwie so - naja, du weißt, was ich meine.
-> Der Gedanke kam mir, als ich das Ergebnis gesehen habe, auch ein wenig. Schön, dass ich da nicht allein bin :lol:

Irgendwann habe ich dann kapiert, dass der Erzähler also Fabian ist, der Spucker.
-> Ich habe mal die Einführung seines Namens vorgezogen, sodass Joel ihn gleich mit "Hi Fabian!" begrüßt. Damit bleibt es noch immer etwas erschlagend, aber zumindest den Protagonist will ich gleich klar benennen. :shy:

Der fett markierte Satz mag mir nicht so recht zum restlichen Tonfall passen.
-> Kann ich nachvollziehen, das stimmt schon ein wenig. Aber andererseits habe ich ja vorher schon so Einbrüche wie "Ich will, dass die Welt aufhört zu rufen". Ich wollte quasi mit diesen Überpoetisierungen Fabians Suche nach vielleicht auch etwas "mehr" anzeigen.
Wird auf jeden Fall markiert und steht unter Beobachtung, ob das so funktioniert :susp:

Ich fand's spannend zu lesen. Nicht wirklich schön - sprachlich betrachtet - aber mal was anderes und sowas mag ich immer ganz gern.
-> Hehe, ich glaube, mir hat selten jemand so schön gesagt, dass mein Text sprachlich nicht schön ist. Stimmt aber auch :lol:

Liebe Grüße,
Vulkangestein

Gude @Novak,
vielen Dank dir für deinen schnellen Kommentar! :)

Merkst schon, bin hier mit mir selbst bissel uneins.
-> Mit meinen Enden hadere ich irgendwie immer. Ich werde es auf jeden Fall mal weiter beobachten.

Hier klingt das Gespräch so, als würde Fabian zu einem der beiden anderen sagen: Du siehst müde aus.
-> Ja, das habe ich befürchtet. Und gleich mal angepasst, ein Redebeitrag ist hier doch deutlicher.

Kannst du auch weglassen.
-> Stimmt und ist gemacht!

Also mir hat das sehr gut gefallen. Nicht schön, wie RinaWu schreibt, oder artifiziell, aber das ist ja auch dem Inhalt gemäß.
-> Dankeschön! Hat mir gestern ein wenig den Tag versüßt :)

Liebe Grüße,
Vulkangestein

Sorry für den etwas kurzen Kommentar und euch allen anderen lieben Menschen antworte ich auch noch, jetzt muss ich aber los zur Uni / Arbeit. :shy:

 
Zuletzt bearbeitet:

Gude @Nichtgeburtstagskind,
vielen Dank für deinen Kommentar!

Also insgesamt hats mir echt gut gefallen. :thumbsup:
Yes! :D

Hier würde ich noch das „bereits“ streichen. Ich überleg grad ob du das „Zeit genommen“ überhaupt brauchst. Das ist so schwammig. Vielleicht eher sowas wie „Früher Feierabend“ oder so?
Mein Gedanke war, es so zu formulieren, dass er "bereits" Zeit investiert hat, um den Kram zu erledigen und eigentlich nur noch auf den Abend wartet (deswegen auch die "blitzschnelle" Reaktion in Whatsapp --- oder natürlich allen anderen Textnachricht-App-Anbietern, ich mach hier keine Werbung! :Pfeif:). Da ist vielleicht das "bereits" eine etwas unsaubere Variante oder die Gesamtkonstruktion. Hast du da vielleicht eine Idee?

:D Das sind aber keine echten Craftbiertrinker.
Haha, ja. Aber das mit den Extragläsern etc. "kannte" ich so auch noch nicht. Bin wohl auch kein guter Craftbiertrinker, wenn mir eines in die Hände fällt :lol:

Das „schon“ kann weg.
-> Ist weg! :)

Warum nicht kotzen?
-> So'n subjektives Ding, würde ich jetzt mal von mir sagen. Ich find "kotzen" irgendwie effektheischender / zu effektheischend an der Stelle.


Gude @Friedrichard,
dankeschön fürs Reinschauen! Um Oklahoma macht der Text in Zukunft einen Bogen, das überhängende "Ich" steht unter Beobachtung und ich fühle mich nochmal so richtig in den Satz ein.

Gude @wegen,
vielen lieben Dank für deinen netten Kommentar! :)

Ich glaube, der Schluss könnte noch einen Knall vertragen
-> Mein Konzept war das Ende seines "wild springenden" Herzens - zumindest wollte ich das so anzeigen. Wird das nicht deutlich, oder war dir das quasi zu leise?
Ich frag nur noch, damit ich dich richtig verstehe und ggf. nacharbeite.

Gude @TeddyMaria,
oi, danke für den großen Kommentar :D Das meiste übernehme ich ohne weiteren Kommentar, was nicht, das sei hier angesprochen:

ich würde die Zahl innerhalb des Textes trotzdem ausschreiben.
-> Momentan liebäugele ich noch mit dieser "technischen" Variante der Uhrzeiten - für diesen Text. In den meisten anderen würde ich es wahrscheinlich doch ausschreiben. Oder gar keine Uhrzeiten nennen :lol:

Sag mal, sagt ihr wirklich „spucken“
-> Ne, sagen wir tatsächlich nicht. Es könnte vielleicht sein, dass in einem Bekanntenkreis von mir die personelle Prägung anhand eines Spitznamens in Bezug auf eine häufiger bei Alkoholgenuss getätigten Auswurfreaktion Inspiration für dieses Detail war und ich mich davon emanzipieren wollte - weswegen ich dann auch das Verb geändert habe. :Pfeif:
Noch kann ich mich nicht ganz von dieser aktuell eher schrulligen Formulierung trennen, aber das kommt dann wohl mit der Zeit. Habe ja noch ein bisschen, um am Text zu werkeln :D

Diese Zahl würde ich aber auf JEDEN Fall ausschreiben.
-> Unbedingt! Ist auch besonders wichtig, da es ja genauso klingen soll wie die "Drei Tage nach Süden" (wo es ausgeschrieben ist).

vielleicht schaffst Du es, diesen "Trip" deutlicher zu kennzeichnen.
-> Ich geh demnächst nochmal drüber und versuche meinen bisherigen Ansatz einer "Wiederholung" deutlicher zu machen, z.B. eine "Spanien"-Variante von "Alter, nimm nicht so viel" zu suchen.

Gude @Isegrims,
danke für deinen kritischen bis skeptischen Kommentar!

Nur fehlt eben jede Natürlichkeit, viel Kunstwille, aber wozu? Was will der Text? Okay, die Verlorenheit des Protagonisten, der kotzt und träumt, reißt er an, aber die Abgründe, wo finde ich die? Was sollte mich als Leser berühren? Der Inhalt? Nö! Oft gelesen. Die Sprache? Nö! Von außen erzählte Studentenlangeweile mit erwartbaren Freizeitbeschäftigungen.
-> Das ist natürlich ein harter Schlag für meinen Text, er hat für dich offensichtlich auf keiner Ebene funktioniert, da selbst das "Innovative" nur artsy-fartsy daherkomme.
Feedback soll man ja eigentlich stehen lassen, aber dann dürfte ich ja wiederum gar nichts schreiben, deswegen versuche ich jetzt, deine (rhetorischen) Fragen mal ernst zu nehmen und gebe meinen Senf dazu.
Was will der Text / was will ich mit meinem Text: Ich hatte das Ziel einen Protagonisten zu schaffen, der mit der Welt nicht zufrieden ist, aber nicht die innovativen Kräfte aufbringen kann, daran etwas zu ändern. Daran geht er schließlich zugrunde, weil er dann eben versucht, in dieser Welt zu funktionieren. Also keine Erfolgsgeschichte und auch keine Junkygeschichte, auch wenn letzteres eine wichtige Rolle einnimmt. Das wollte ich schreiben und hab es eben nun mal gemacht.
Abgründe: Liegen für mich in der umliegenden Welt, aber auch in dem Protagonisten, der ja durchaus die Möglichkeiten hätte, die Dinge anders und besser zu lösen.
- Das ist nicht unbedingt brandinnovativ, bringt mich aber auch zu dem Punkt:
"Was sollte mich als Leser berühren? Der Inhalt? Nö! Oft gelesen."
-> Ich verstehe, was du meinst: wenn man das tausendste Mal gelesen hat, dass ein Hund erschossen wird, heult man nicht mehr so wie beim ersten Mal.
Oder doch?
Ich finde nicht, dass man Inhalt per se die emotionale Schlagkraft absprechen kann. Es geht dann auch um die Präsentation bzw. die Sprache, also gleich zum nächsten Punkt.
Es scheint mir ein wenig Geschmackssache zu sein. Ich kann zumindest guten Gewissens sagen, dass ich das nicht so geschrieben habe, weil ich dachte, dass das so hipp klingt, sondern es passte für mich zu der schlaglichtartigen Beleuchtung eines Lebens. Es sieht aber schon stark nach Kunstwille aus, wenn man das als "nicht-normale-Sätze-schreiben" definiert, das muss ich dann auch zugeben.
Um zum Abschluss meiner Verteidigungs- und Rechtfertigungstirade zu kommen: "Studentenlangeweile mit erwartbaren Freizeitbeschäftigungen". So beschreibe ich vielleicht mein nächstes Wochenende, wenn ich Montag noch verkatert sein sollte. In diesem Sinne :wein:

mm, da dringt der Gutmensch-Erzähler, oder sollte ich sagen der Autor?, durch.
-> Meine Idee war es, hier zu zeigen, dass sich der Protagonist an diesen Klischees aufhängt - wie schon beim Trampen. Selbst auf einem Trip ist er nicht in der Lage, sich von den bekannten Mustern zu lösen, davon, wie man es sich eben vorstellt (s.o. der Prota, der die Welt nicht zu verändern weiß).
Klischee soll es also schon sein, aber ein gezielt eingesetztes. Ich weiß nicht, ob ich da einfach auf mehr Vertrauen der Leser*innen hoffen soll oder es deutlicher zum Ausdruck bringen muss. Hilfe? :confused:

Abschließend nochmal ein Dank an euch alle für die schnellen und sehr ausführlichen Kommentare! :)

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo @Vulkangestein,


-> Mein Konzept war das Ende seines "wild springenden" Herzens - zumindest wollte ich das so anzeigen. Wird das nicht deutlich, oder war dir das quasi zu leise?
:hmm: Ach, stirbt Fabian am Schluss? Oder wird ihm bewusst, dass es so „wild“ nicht weiter geht?

Ich ging vom zweiten aus, weshalb mir für den Spannungsbogen ein bisschen ein Grund, ein einschlägiges Erlebnis für diesen Sinneswandel fehlte, um die neue Richtung einzuschlagen. Vllt. irgendwas, das kann positiv oder schmerzhaft sein, was sich aufbaut oder auch mit Macht auf ihn einbricht und ihm die Augen öffnet, seinen Lebenswandel zu überdenken. Weist du, was ich meine? :shy: Wenn du das mit deinem „Ende seines wild springenden Herzes“ meinst, kam das bei mir noch nicht richtig an.


Viele Grüße
wegen

 

Hi @Vulkangestein ,

Mein Gedanke war, es so zu formulieren, dass er "bereits" Zeit investiert hat, um den Kram zu erledigen und eigentlich nur noch auf den Abend wartet (deswegen auch die "blitzschnelle" Reaktion in Whatsapp --- oder natürlich allen anderen Textnachricht-App-Anbietern, ich mach hier keine Werbung! :Pfeif:). Da ist vielleicht das "bereits" eine etwas unsaubere Variante oder die Gesamtkonstruktion. Hast du da vielleicht eine Idee?
Dann schreib doch "Zeit investiert" anstatt "Zeit genommen". :) Fände ich schon wesentlich klarer.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo Vulkangestein

Das ist ein formal sehr guter Text. Inhaltlich hat er mich nicht so ganz überzeugt. Formal finde ich ihn innovativ, kein bisschen artifiziell, vielmehr kunstvoll, und zwar deshalb, weil Form und Inhalt korrespondieren, du verwendest ideale Mittel, um zu zeigen, was du zeigen möchtest. Um auf deine Frage einzugehen:

Meine Idee war es, hier zu zeigen, dass sich der Protagonist an diesen Klischees aufhängt - wie schon beim Trampen. Selbst auf einem Trip ist er nicht in der Lage, sich von den bekannten Mustern zu lösen, davon, wie man es sich eben vorstellt (s.o. der Prota, der die Welt nicht zu verändern weiß).
Klischee soll es also schon sein, aber ein gezielt eingesetztes. Ich weiß nicht, ob ich da einfach auf mehr Vertrauen der Leser*innen hoffen soll oder es deutlicher zum Ausdruck bringen muss. Hilfe?
Ich finde nicht, dass du da etwas ändern musst. Wenn ich in deinen Antworten lese, was du zeigen wolltest, dann bin ich der Meinung, dass du genau das gezeigt hast. Insofern gut gemacht.

Ich hatte das Ziel einen Protagonisten zu schaffen, der mit der Welt nicht zufrieden ist, aber nicht die innovativen Kräfte aufbringen kann, daran etwas zu ändern. Daran geht er schließlich zugrunde, weil er dann eben versucht, in dieser Welt zu funktionieren. Also keine Erfolgsgeschichte und auch keine Junkygeschichte, auch wenn letzteres eine wichtige Rolle einnimmt. Das wollte ich schreiben und hab es eben nun mal gemacht.

Wenn ich von deinen Absichten lese, dann denke ich, dass du auch auf der inhaltlichen Ebene dein Ziel erreicht hast. Allerdings ist mir das Ziel zu wenig hoch gesetzt. Ich versuche das zu verdeutlichen, auch wenn ich weiss, dass ich mich damit aufs Glatteis bewege, weil das sehr viel mit meinen Erwartungen an Literatur zu tun hat.

Zunächst: Ich mag Verlierer und deren Geschichten. Ich mag Figuren, die kämpfen und leiden und scheitern, auch wenn sie sich dabei ungeschickt anstellen, sogar, wenn sie zuweilen meine Sympathie auf die Probe stellen. Kämpfen und leiden und scheitern ist halt spannend, nicht aus voyeuristischen Gründen, sondern weil solche Geschichten immer auch zeigen, worum es im Leben wirklich geht, weil immer etwas durchschimmert vom wahren Glück, und gleichzeitg bleibt der Blick hart und realistisch, weil, seien wir ehrlich, wo gibt es das denn, das wahre Glück? Also solche Texte gefallen mir ausgesprochen gut, ich denke z.B. an maria.meerhaba, Jimmysalaryman oder zigga, die solche Figuren, Zerrissenheit, aber auch Sehnsucht extrem gut darstellen können.

Deine Figur könnte in diese Kategorie gehören. Und versteh mich nicht falsch. Ich bin ihr ganz gerne durch die Geschichte gefolgt, ich kann nachvollziehen, ich kann sie verstehen. Aber viel länger wäre ich ihr nicht gefolgt. Und zwar deshalb, weil sie angesichts der Problematik zu passiv und zu selbstbezogen bleibt. Damit droht ihr das schlimmste Schicksal, das einer Figur zuteil werden kann: Langeweile.

Die Figur droht langweilig zu werden, weil sie scheitert, bevor es losgeht, weil sie keinen Plan hat, weil sie verharrt, in sich und ingesamt. Unzufriedenheit und Sehnsucht wird zwar angedeutet, bleibt aber zu vage, zu allgemein, bekommt keine Substanz, auch nicht als Schimmer.
Ich versuch endlich auf den Punkt zu kommen: Unzufriedenheit mit der Welt holt mich älteren Hund einfach nicht mehr hinter dem Ofen hervor, da muss eine Figur mehr bieten, mehr Leiden, mehr Kampf. Das ist - nur um Missverständnissen vorzubeugen - kein moralisches Urteil: Menschen sollen ihr Leben leben wie sie möchten, auch trinkend, an der Welt verzweifelnd, passiv. Finde ich nicht unsympathisch, im Gegenteil. Es ist ein ästhetisches Urteil: Ich möchte darüber nicht lesen, weil mir das zu langweilig ist.

Das klingt jetzt alles womöglich viel negativer als gemeint. Wie gesagt, habe ich den Text gern gelesen. Aber der Text bohrt halt nicht, er hakt nicht nach und - das mag angesichts des Elends, das du zeigst, seltsam klingen - er tut nicht weh.

Ich sehe aber anhand der Schreibe, die du hier zeigst, grosses Potential. Du bist per sofort und definitiv auf meinem Radar!

Lieber Gruss
Peeperkorn

P.S. Ein Detail noch:

Dann drückt er mir einen Lappen, Eimer und Textilreiniger in die Hand.

Will heissen, der hat die Kotze den ganzen Tag über aufs Sofa einwirken lassen? Wie versifft kann man sein? Ich hab zumindest gestutzt. Wobei, mir fällt grad ein, dass ich mal ein Jugendlager betreut habe, und da gabs Doppelstockbetten und am Morgen hab ich die Jungs geweckt und der Kopf des einen lag fünf Zentimeter neben einer riesigen Lache Erbrochenem. Ich hab gefragt, ob alles in Ordnung sei und er hat sich die Augen gerieben und gesagt, ja, kein Problem, die Kotze stamme vom Jungen, der im oberen Bett geschlafen habe. Der Junge im unteren Bett hat, wie sich herausgestellt hat, sechs Stunden friedlichen Schlaf neben der Lache gefunden. Also vergiss meinen Einwand.

 

Gude @wegen,

Ach, stirbt Fabian am Schluss?
Soweit meine Idee. Aber das macht deine Lesart nicht falsch, ich hatte nur noch nicht auf dem Schirm, dass das so verstanden werden kann. Ich muss nur mal drauf herumdenken, wie ich das deutlicher kriege ohne überdeutlich zu werden.

Gude @Nichtgeburtstagskind,

Dann schreib doch "Zeit investiert" anstatt "Zeit genommen".
--> Das klingt gut! Danke dir :)

Gude @Peeperkorn,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Es freut mich, dass dir mein Ansatz gefallen hat und ich kann nachvollziehen (oder glaube es zumindest), was dir fehlt.

Die Figur droht langweilig zu werden, weil sie scheitert, bevor es losgeht, weil sie keinen Plan hat, weil sie verharrt, in sich und ingesamt. Unzufriedenheit und Sehnsucht wird zwar angedeutet, bleibt aber zu vage, zu allgemein, bekommt keine Substanz, auch nicht als Schimmer.
Gewissermaßen fehlt der Konflikt, da der Protagonist nicht wirklich etwas versucht oder ein klares Ziel formuliert. Kein Konflikt, weniger Spannung bzw. Langeweile.
Für mich liegt die "Tragik", wenn ich mal so pathetisch sein darf, darin, dass die Figur nicht mal dazu imstande ist, wirklich etwas zu versuchen. Das macht den Text auch nicht spannender, nur für einen "anderen" Geschmack vielleicht interessanter.

Um mal etwas innovativer ranzugehen: Ich überlege, ob ein "Strudel der Möglichkeiten" etwas wäre, das der Figur mehr Reiz verleihen würde. Also eine Situation, in der sie alles durchgeht, was sie machen könnte (ähnlich der Spanienphantasie nur im Schnelldurchlauf), sodass ich den Sehnsüchten mehr Form gebe. Am Ende steht dann dennoch der Weg zu Phil und dem Scheitern.

Ich sehe aber anhand der Schreibe, die du hier zeigst, grosses Potential. Du bist per sofort und definitiv auf meinem Radar!
-> Dankeschön! Viel mehr kann man sich ja eigentlich nicht wünschen, schließlich bin ich noch am entwickeln :lol:

Will heissen, der hat die Kotze den ganzen Tag über aufs Sofa einwirken lassen?
-> Ich muss zugeben, wie ich das erste Mal drübergelesen habe, habe ich mir genau dasselbe gedacht - und mich selbst gefragt, was meine Idee war. Ich fand es aber so schön plakativ und habe mir dann eingeredet, dass man es ja so verstehen könnte: Sie haben grob gesäubert und Fabian darf jetzt die Tiefenreinigung übernehmen.
Aber deine Geschichte verleiht auch der anderen und "etwas" näherliegenden Interpretation ein gutes Gewicht :D

Vielen Dank für eure Kommentare!

Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Vulkangestein,


ein interessanter Text, der mich aus meinen Lesegewohnheiten zerrt, ohne dass mir das schwerfällt. Das spricht schon mal für den Text.
Ich muss aber gestehen, dass ich ihn zu eindimensional finde, weil da eben keine andere Ebene aufblitzt, weil das so hoffnungslos erscheint. Dein Prota ist schon ziemlich durch, du schreibst selbst, er findet keine Kraft, aus seinem Ist-Zustand auszubrechen, er reflektiert ihn nicht mal mehr. Okay, klar, der hat den Point of no Return erreicht, aber den Weg dahin zeigst du nicht, der hätte mich dann mehr interessiert.
Andererseits, ein paar Dinge deutest du schon an, aber durch das Tempo, dass du erzeugst, wirkt es halt so, als wenn er mit 200 Sachen auf eine Wand zurast, die nur noch wenige Meter entfernt ist. Da fehlt mMn ein bisschen Raum dazwischen. Kann aber Geschmachssache sein, klar.

Du könntest dir überlegen, ob du ihn auf diesen Point of no Return etwas langsamer zusteuern lässt, dass der eben droht, dass zumindest noch eine kleine Chance besteht, auf die Bremse zu treten, um das Schlimmste abzuwenden. Das würde dem Text mehr Spannung verleihen. Fallhöhe erzeugen, mich mehr mitfiebern lassen – unabhängig vom Ausgang der Geschichte. Dazu bräuchtest du mE auch gar nicht viel verändern. Nur ein/ zwei Dinge einbauen.

Ich überlege, ob ein "Strudel der Möglichkeiten" etwas wäre, das der Figur mehr Reiz verleihen würde. Also eine Situation, in der sie alles durchgeht, was sie machen könnte (ähnlich der Spanienphantasie nur im Schnelldurchlauf), sodass ich den Sehnsüchten mehr Form gebe. Am Ende steht dann dennoch der Weg zu Phil und dem Scheitern.
Das wäre bsp. eine Möglichkeit, ja. Mich würde das mehr befriedigen, wenn wenigstens noch Sehnsüchte aufblitzen würden, wenn da noch was zuckt, wenn der nicht schon so gut wie tot wäre.

Insgesamt habe ich den Text aber sehr interessiert und auch gerne gelesen, Vulkangestein.


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 

Gude @hell,
vielen Dank für deinen Kommentar! Insbesondere das hier bringt es gut auf den Punkt:

wirkt es halt so, als wenn er mit 200 Sachen auf eine Wand zurast, die nur noch wenige Meter entfernt ist.
Eine schöne Metapher, nach der ich glaube zu verstehen, was ich noch verbessern sollte. Fallhöhe ist da auch ein gutes Stichwort.
Ich muss dann auch nochmal dringend ans Reißbrett und meinen Protagonisten genauer durchleuchten.

Insgesamt habe ich den Text aber sehr interessiert und auch gerne gelesen
-> Das freut mich zu lesen! :)

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo @Vulkangestein,
eine ziemlich verdichtete Sache. Vermischt Erzählung und Gedicht, lässt Fäden hängen, nimmt sie wieder auf, läuft ins Leere, um am Ende dann doch die Auflösung zu präsentieren, was mit Joana war. Zwei ineinander geschobene Erlebnisebenen, die assoziativ wirken. Das kommt spontan rüber, ist aber ziemlich gut ausgerechnet und kalkuliert, aber so, dass die Rechnerei nicht zum Tragen kommt und das ist schon fein. Das stimmt bis in die aussagekräftigen Uhrzeiten und in die kurz angetippten Phrasen, die mehr Bedeutung haben, als ellenlange Sätze. Eine Poesie des Kaputten, die einen schönen bodenlosen Tonfall anschlägt, der mit Anflügen von Humor und Leichtigkeit kontrastiert wird, ohne, dass der Kontrast was bewirken könnte, weil das Herz am Schluss nur noch schlägt. Also sprachlich und formal überzeugt mich das völlig. Die Spanienepisode ist mit den Gesprächen über Kapitalismus dann aber doch recht klischeehaft.
Diese Passage wirkt für mich recht oben drüber, weil sie dann mal flugs versucht, darzustellen, wo denn jetzt eigentlich diese Brüchigkeit herkommt. Und das hat dann schon eine bedenkliche Nähe zu trostlosen Dichtversuchen aktueller Schlager, die sich regelmäßig in inhaltlicher Windigkeit überbieten.

Zuflucht vor dem Sturm und dem Chaos in den Menschen.
Chaos und Menschen. Gespräche über Kapitalismus, Gott und die Welt. Ich rede mit den anderen über Ruhe und die Nächte werden kurz, die Tage lang.

Ich will, dass die Welt aufhört zu rufen. Und um kein Echo mehr zu geben, gehe ich weiter, bis zu den Höhlen, wo sich das Wasser sammelt.


Aber das ist auch die einzige Sache, die mich gestört hat. Wie gesagt: Sonst hat mich der Text voll auf der Seite.
Herzliche Grüße
rieger

 

Gude @rieger,
vielen Dank für deinen wunderschönen Kommentar.

Eine Poesie des Kaputten, die einen schönen bodenlosen Tonfall anschlägt, der mit Anflügen von Humor und Leichtigkeit kontrastiert wird, ohne, dass der Kontrast was bewirken könnte, weil das Herz am Schluss nur noch schlägt.
-> Ich glaube das rahme ich mir ein :shy:

Die Spanienepisode ist mit den Gesprächen über Kapitalismus dann aber doch recht klischeehaft.
-> Ich glaube, du hast mir den Anstoß gegeben, wie ich da was drehen kann.
Nur kurz: meine Idee war tatsächlich, dass sich der Protagonist in Klischees ergeht; nicht in die Tiefe eindringt und deswegen auch keine Lösung für sich findet.
Also, mein Schluss: Ich sollte die Auseinandersetzung Fabians mit der Welt etwas deutlicher anreißen, bzw. mit den Möglichkeiten, die er eigentlich hat. Da bin ich nur froh, dass ich noch Zeit habe, Ideen zu sammeln, da das gar nicht so einfach wird ohne den Text zu überladen.

Gude @Bea Milana,
dankeschön für deinen Kommentar :) Es freut mich, dass dir mein Text gefallen hat. Deinen letzten Absatz speicher ich mir auch mal ab. :shy:

Bei Jop habe ich ich mich gefragt, ob du dich verschrieben hast?
-> Oh, interessante Bemerkung. Ich kenne "jop" als umgangssprachliches "Ja".
Ich schreibe es mal klein, dann liegt es vielleicht nicht mehr ganz so nahe, es als Spitznamen zu lesen

Wieso eigentlich?
-> Eigentlich im Sinne von: Er geht nicht nach Spanien, sondern "eigentlich" zu Phil.
Deutlicher oder vielleicht sogar richtig(er) wäre hier "In Wahrheit", aber das ist mir zu stark; es soll etwas versteckt und unklar bleiben (vielleicht bin ich da einfach etwas schrullig ;))

Vllt. könnte sich am Ende die Sprache noch mehr auflösen, noch fragmentarischer werden. Noch halluzinatorischer ...
-> Das ist ein schöner Gedanke. Das behalte ich mal bei den weiteren Arbeiten im Kopf.

Vielen Dank nochmal euch beiden!

Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

meiner Ansicht nach ist eine Kurzgeschichte oder eine kurze Erzählung dann stimmig, wenn Form und Inhalt einander entsprechen. Die erreichte Form muss dem Geformten angemessen sein. Das ist hier sicher der Fall. Du willst das Zersplitterte, Fragmentarische einer Figur mit Hilfe einer kleingehackten Sprache zeigen, die kaum noch Bindung oder Kohärenz aufweist.

Formal vollendet ist eine Erzählung, wenn sie all die Merkmale aufweist und bewältigt, die hier im Forum immer wieder genannt werden: authentische Figurenzeichnung, Konflikt und Konfliktzuspitzung, Glaubwürdigkeit der Handlung usw. Eines dieser Merkmale ist die Möglichkeit des Lesers, in die Rolle der Figur zu schlüpfen, sich zumindest teilweise mit ihr zu identifizieren.

Und das gelingt dem Text nicht so richtig, was wiederum mit der Entscheidung zusammenhängt, diese reduzierte Sprache zu verwenden. Dass die gewählte Sprache (SMS Nachrichten, kurze Sätze, Internet-/ Chatvokabular) zum Inhalt passt, bedeutet nicht, dass eine andere Sprache nicht passen würde. Vielleicht hätte eine andere Sprache sogar viel besser gepasst plus es wäre gelungen, so etwas wie Emotionen zu wecken. Denn es ist schwierig, einen Leser emotional zu erreichen, wenn man sich dabei der pseudoeffizienten WhatsApp Sprech-/ Schreibweise bedient, die im Grunde genommen ja nur noch eine Rumpf-Sprache, ein Sprachskelett darstellt.

Klar gewinnst Du Tempo, aber Du verlierst Profil. Ich kann den Charakter oder die Persönlichkeit Deiner Hauptfigur überhaupt nicht einschätzen. Ich sehe da eine momentane Verfassung, einen gewissen Grad an Verwahrlosung, aber sonst sehe ich nur sehr wenig, denn alles, was die Figur sagt ist oberflächlich.

Viertes Bier leermachen, fünftes in die Hand kriegen. Gute Gespräche.

Tatsächlich? Ich glaube nicht. Denn wenn diese Gespräche so ablaufen, wie der gezeigte Teil der Kommunikation ...

Für mich ist da zu wenig. Ich erkenne da keinen Menschen, ich erkenne da noch nicht mal einen Konflikt. Es gibt viele Gründe für die Handlungen, die da ablaufen. Ein Verzweifeln an den Bedingungen der Welt ist nur eine Möglichkeit. Charakterlosigkeit wäre eine andere, und wahrscheinlich ist es die viel weiter verbreitete. Außerdem lässt sich unmöglich sagen, ob das Fatalistische, das aus dem Text und der Figur spricht Ursache oder aber Folge seiner Drogenkarriere ist.

Insgesamt ist das schon ein spannender Versuch. Aber mich überzeugt das nicht. Trotzdem gern gelesen.

Gruß Achillus

 

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