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Auf halber Höhe ohne Flügel

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07.10.2015
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Auf halber Höhe ohne Flügel

Davina sah auf die Uhr. „Am besten bleibe ich diesmal gleich hier“, sagte sie. Amos musste zugeben, dass das vernünftig klang. Da gebe es doch irgendwo eine Matratze, sagte er. Er fand sie auf dem Speicher, schob und zog sie die Klappleiter herunter. Beim Tragen zu zweit sackte sie bis zum Boden durch. Davina entschied, sie wolle lieber, sofern es Amos nichts ausmache, neben ihm im Bett schlafen. Sie legte dort die Hand auf seinen Rücken und das war ihm nicht unangenehm, aber er rührte sich nicht. Er schlief schlecht, weil er lebhaft vom Glück träumte. Schließlich war er froh, als er von draußen durchs offene Fenster die Rotschwänzchen singen hörte. „Ich stehe auf“, flüsterte er und strich ihr eine Haarsträhne zurück. Wenn sie jetzt aufgewacht wäre, hätte er sie vielleicht geküsst.

Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken saßen sie auf dem Balkon, dann brachen sie auf. Vom Parkplatz liefen sie geradewegs los.
Die morgendliche Luft stand kühl im Tal. Das Moos am Boden duftete noch feucht. Ein Bach perlte weiß über große Kiesel. Davina kniete auf den runden Steinen und legte die Handflächen aufs Wasser. Ihre Haare leuchteten im Gegenlicht. Das gefiel Amos. Sie tat, als wollte sie sich nicht fotografieren lassen, ließ sich bitten, bevor sie es zuließ. Drei-, vier-, fünfmal drückte Amos auf den Auslöser. Dann rannte Davina auf ihn zu, legte ihm die nasse Hand an den Nacken und schob sie lachend tief zwischen seine Schulterblätter. Das war kalt auf der Haut, so dass er zusammenzuckte. Davina sprang lachend an ihm vorbei die Böschung hinauf.
Überhaupt lachte sie heute viel, zupfte Amos an seiner Lodenjacke, - „Wie aus Opas Zeiten!“ -, stahl ihm die Baseballcap vom Kopf, so dass er ihr nachlaufen und sich die Mütze wieder schnappen musste. Sie lachte über alles, was er heute sagte, über das ganze Gesicht lachte sie und hüpfte um ihn herum.

Eine Karte hatten sie nicht, im Gehen entschieden sie sich, den Wegweisern Richtung Pik Granice zu folgen, um nicht im Kreis zu laufen. Aber nicht bis hinauf wollten sie, nur ein Stück in die Landschaft und früh zurück, denn der Wetterbericht kündigte zum Abend hin Gewitter an. Ihre Sohlenprofile griffen schneidig in den Schotter, Kuhglocken schickten einen dünnen Klangteppich durch die Luft, zudem blieb es entgegen der Vorhersage wolkenlos. Es gab keinen Grund, umzukehren. Allmählich fanden sich die beiden recht weit oben.

Sie mussten sich entscheiden. Zur einen Seite ging es den Granice hinauf. Der Berg stand so nah, dass der Weg zum Gipfel als dünne Schnur zu erkennen war. In seiner harten Flanke standen keine Bäume.
Sie wählten den anderen Weg, der einladender und kaum ansteigend weiter über die Almwiesen führte. Nur dort, nicht den Granice hoch, stand indes ein Schild, das Ungeübte vor dem Weitergehen warnte. „Gut“, sagte Davina, „ungeübt sind wir nicht.“ Amos wollte nicht widersprechen. Er nahm nur eben den Rucksack ab und steckte den Fotoapparat hinein. Anschließend folgte er Davina.

Der Fußpfad wurde bald schmaler. Er zog sich an einem Felsband entlang, seitlich fiel steil die Halde ab, es blieb jedoch leicht zu gehen. Ausgesetzt war es wohl. Abwärts wechselten Gras, Gestrüpp und Stein. Der Bewuchs am Hang ließ immer noch dem Gedanken Raum, man könne aufgehalten werden, selbst wenn man fiele. Schrofig war es hin und wieder, in solchen Fällen konnte man bergseitig ein Stahlseil zu Hilfe nehmen. Er schaute nicht nach unten, zwang seinen Blick geradewegs auf Davinas Fersen, und bald schon balancierte er die Schritte nicht mehr aus, als ginge er auf einem Seil. Nach einiger Zeit ging er Davina sogar beinahe lässig nach.

Auf einem Sattel standen sie dann und konnten mit einem Mal über den Kamm sehen, bis ins Tal auf der anderen Seite hinunter. Dort unten lag dunkel ein See, um den herum die Dächer einzelner Gehöfte prunkten. Im kurzen Gras blühten Disteln. Von den Höfen her bellte ein Hund. Da war sie ganz nah, die sichere Welt, auf der man gehen konnte, wie man wollte, ohne darauf achten zu müssen, wie man die Füße setzte. Gar nicht weit war sie.

Nur wenig voraus verlor sich der Pfad am Ende eines Wiesengrats im Fels. Es ging dort steil nach oben. Lange Eisenstäbe waren in die Wand getrieben. „Klar“, sagte Davina, indem sie mit der ausgestreckten Hand auf den Klettersteig wies, „das Schild.“ Ohne Sicherung ging man da nicht. Hier würden sie umkehren.
Davina griff in den Rucksack, holte Weintrauben heraus, stellte sich vor Amos hin und steckte erst ihm, dann sich selbst eine in den Mund. „Schön hier“, sagte sie beim Kauen, beugte sich vor, und spuckte einen Kern in die Tiefe.
Amos war zufrieden, dass der Pfad endete. Denselben Weg zurück, das war zu schaffen.
So standen sie, plauderten davon, wie es wäre, weiter zu gehen, was hinter den Felsen wohl noch käme, und ließen die Umkehr reifen.
Amos fühlte sich freier. Etwas flau sei ihm heute, gestand er, wahrscheinlich komme es daher, dass er gestern spät und schlecht geschlafen habe. Das war ja nicht falsch.
Ob ihm schwindlig sei, fragte Davina. Er protestierte und wurde einen Augenblick lang mutig, lachte, breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis.
Krähen saßen am Boden, warfen sich wechselweise über den Abgrund, stehend segelten sie mit dem Kopf im Wind, bevor sie wieder landeten. Die Sonne stand jetzt ganz oben und bleichte den Fels.

Dann ging Davina weiter. Erst das kurze Stück bis an die Stelle, wo der Fußpfad durch die eisernen Trittstifte abgelöst wurde. Es sah so aus, als wollte sie dort nur einen Augenblick verweilen, am Beginn des Steigs nippen, und wieder zurück. Sie dachte es selbst. Doch dann ging sie langsam immer weiter. Sie stieg die Stahltreppe hinauf, die Eisenstangen, die aus dem Fels in die Luft und über den Abgrund hinausragten. Amos stand ganz gerade und bewegte sich nicht. Er musste hinsehen: Sie ging da wirklich hoch.
„Du darfst dich nur nicht damit befassen, was alles passieren könnte“, rief sie von oben. „Alles kann passieren.“ Wie eine unfertige Wendeltreppe führte das Gestänge nach Kurzem um den herauskragenden Fels. „I’m Canadian“, rief sie Amos auf den Kopf hinunter zu, wie wenn das eine Erklärung wäre. Sie bog um die Steinwand und war nicht mehr zu sehen.

Amos stand. Der Pfad war an dieser Stelle breiter, die ausgetretenen Spuren fächerten sich zu einer Terrasse auf. Links schützte kniehoch, hüfthoch der Grat, rechts bot eine Zirbelkiefer, deren Wurzeln über die Abbruchkante wuchsen, den Augen Halt. Unten bei den Höfen lag der Alltag. Kein Wille zum Verderben hing in der Luft, niemand lauerte, um Davina zur Strafe für ihren Wagemut hinunterzustoßen. Wie friedlich hier alles ist. Alles friedlich hier, sagte sich Amos. Da stand er nun. Davina kam lange nicht.

Als sie endlich doch wieder um die Felsen bog, strahlte sie. Amos hob die Arme, wie um sie zu sich herzuziehen, als sie sich über die Trittstifte mit den Füßen abwärts tastete. Mit den Augen zog er sie zu sich, ging ihre Bewegungen mit, damit wirklich nichts schiefging. „Huhu“, rief sie, noch bevor sie wieder festen Boden unter sich hatte, und Amos wünschte dringend, sie würde nicht winken. Gleich darauf stand sie bei ihm und erzählte mit glühenden Wangen. Im Nachhinein war es genau so, wie sie sagte: Wenn man wusste, was man tat, war es ohne wirkliche Gefahr. Erst ging es hinter dem Fels weiter auf den Eisenstiften, erzählte sie, danach kam sogar wieder ein Pfad, einer wie dieser hier, „Schwierigkeitsgrad Null“, und danach ging allerdings die Kletterei los, erst eine Leiter, die ging noch, aber dann wäre es zu heikel geworden, trotz Stahlseil an der Seite. Verlockend war es schon. „Aber tabu!“ Davina ging neben Amos, sofern es der schmale Weg zuließ, und plapperte aufgekratzt. Wie man dort oben zwar nicht auf einem Gipfel stand, aber alles sehen konnte. Rundherum Felsen und schroffe Spitzen. Gletscherreste in den Nischen, zum Greifen nah. Einsam mitten im Gebirge war man da, als gäbe es nichts anderes mehr. Großartig war das. Amos hätte mitkommen sollen. Nächstes Mal würde er sicher mitkommen, oder etwa nicht? Er brauche keine Angst zu haben, sie sei nicht leichtsinnig. „Du musst dir das klarmachen: Diese Eisenstäbe brechen nicht plötzlich weg, nur weil es tief nach unten geht.“ Sie lachte: „Die merken das gar nicht. Das musst du dir klarmachen. Das ist die Kunst.“
Amos sah vor sich auf den Weg und sagte nichts.

„Du“, sagte Davina, als die Wiesen um sie herum wieder breit und bequem waren, „das war richtig, dass du da nicht hochgegangen bist.“
Er nickte.
„Weißt du“, sagte sie, „ich bin so normalerweise nicht.“
Er ging vor ihr her und nickte.
Sie sprang zwei Schritte voraus und fasste ihn an der Manschette. „Schau mal“, sagte sie, „das war blöd.“ Sie zog ihn am Arm, dass er anhielt und sah ihm ins Gesicht. Sie hob ihm die Baseballkappe vom Kopf, setzte sie sich selbst auf, das Schild zur Seite, hielt ihr Gesicht mit beiden Händen, schaute Amos von unten her an und schob die Lippen vor. „Ich mach’s nicht wieder.“
„Ist ja okay“, sagte er und holte Luft, als wollte er noch etwas sagen. Er schüttelte den Kopf und winkte ab.
„Bergsteigerjacke“, grinste sie, und rupfte am Revers, um etwas von ihm zu spüren, seinen Körper, wie er ihn einsetzte, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kippen. Er grinste ganz wie sie, stand aber nur da, nahm sich seine Kappe nicht wieder, so dass sie mit ihm darum hätte ringen können, nahm nicht ihre Hände. Stand nur da, so wie er auch vorhin nur dagestanden hatte, als sie dort oben wieder um den Fels gekommen war, sie nicht erleichtert in seine Arme genommen hatte, nicht in die Knie gegangen war, vor Freude, dass ihr nichts geschehen war, ihr nicht gesagt hatte, wie mutig sie sei, ihr nicht gesagt hatte, dass er sie liebte.
„Angst hast du gehabt, stimmt’s?“, sagte sie. Er schaute nach unten, dann huschte sein Blick über ihr Gesicht und an ihr vorbei. Verwundbar wie ein Kind erschien er ihr, das man dafür im Arm halten und an sich drücken will. Sie ließ ihn los. Wieder ging er voraus.
„Bergsteiger“, sagte sie und stach ihm mit dem Finger in die Seite. „Almöhi-Jacke.“

Sie waren fast ganz unten. Der Wirtschaftsweg, auf dem sie gingen, war jetzt asphaltiert. Davina fand Kiesel am Wegrand, die sie Amos einzeln hinterherwarf. Sie versuchte, ihn mit den Steinchen hinter dem Ohr zu treffen, so dass er den Kopf einzog. Er wehrte sich auch jetzt nicht.

„Ich mach das nicht mehr, okay?“, sagte sie, als sie wieder im Auto saßen. „Wir machen das nicht mehr. Zufrieden?“ Amos fiel nicht ein, wie er widersprechen konnte.
Sie wolle übrigens nicht mehr mit zu ihm, sagte sie. Am Wagnerplatz könne er sie rauslassen, sie nehme die Bahn. „Nein“, sagte er. „Doch“, sagte sie und schaute mit zusammengekniffenen Augen zu ihm herüber.

Als sie ausstieg, drehte sie sich nicht mehr zu ihm um. An der Kreuzung musste sie warten. Amos legte die Hand an den Türgriff, da sprang die Ampel auf Grün. Schnell stieß er die Tür auf und spürte hart den Ruck des Sicherheitsgurts vor seiner Brust. Er ließ sich wieder in den Sitz fallen und sah durch die offene Tür Davina nach, die auf der anderen Straßenseite die Rolltreppe betrat. Sie hatte noch immer seine Basecap auf, die sah er zuletzt.

 

Hi jimmysalaryman,

ich habe gerade versucht, ein paar von den Hausaufgaben zu machen, die mir von dir und anderen aufgegeben worden sind. Einige Einzelheiten hab ich geändert, bin aber noch dran.

Ein Bach perlte weiß über große Kiesel.
Hätte ich eigentlich inzwischen ganz gerne rausgenommen, hab auch ein bisschen rumprobiert, aber ein guter Ersatz ist mir noch nicht eingefallen. "Perlen" ist wirklich nicht so ganz richtig, der Bach macht je keine einzelnen Tropfen.

Warum aber große Kiesel?
Ganz so leicht kriege ich die auch nicht weg. Kiesel sind eher rund als kantig. Das sind die runden Steine, auf denen Davina kniet, die eigen nicht nur im Bach, sondern auch am Ufer. Wenn die Kiesel weg sind, kann sie nicht mehr auf den runden Steinen knien. Gut, muss sie auch nicht unbedingt. Das heißt aber, dass ich, wenn ich da eingreife, den nachfolgenden Satz auch ändern muss.

Sie tat, als wollte sie sich nicht fotografieren lassen, ließ sich bitten, bevor sie es zuließ. Ich persönlich finde, das wäre eine tolle Szene. Was ist das genau - sich bitten lassen? Was tut sie da, sie tut ja nur etwas anscheinend. Das könntest du in eine echte Mimik transponieren.
Schöne Idee. Sie könnte mit den Händen vor dem Gesicht rumwackeln, Grimassen ziehen, die Amos nicht auf dem Bild haben will, gezielt wegschauen oder irgend so was in die Richtung. Ich seh da nur das Problem dass "sich bitten lassen" beide anspricht: Ich müsste zeigen, was sie tut, aber auch, wie Amos reagiert. "Sich bitten lassen" hat demgegenüber einen gewissen Vorzug der Schlankheit. Ich bleib an der Idee dran, aber bisher ist mir noch nichts eingefallen.

"Dann rannte Davina auf ihn zu, legte ihm die nasse Hand an den Nacken und schob sie lachend tief zwischen die Schulterblätter, direkt auf der Haut, dass er zusammenzuckte, und sprang an ihm vorbei die Böschung hinauf. " Ich finde, da geht rhythmisch einiges nicht auf, mich verwirrt dieser Satz. Auch sehr beladen insgesamt. Tief und direkt finde ich hier redundant. Vielleicht müsstest du da zwei Teile draus machen, die für sich stehen, aber auf mich wirkt dieser Satz irgendwie unfertig, holprig.
"auf der Haut" war in jedem Fall blöd, das kommt da ungeschickt, weil werde "der Haut" noch "die Haut" ganz richtig wirkt. Versuchsweise hab ich sogar mal drei Teile draus gemacht.

„Am besten bleibe ich gleich hier“, hatte Davina gestern bei ihm in der WG gesagt, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war. Was war vernünftig? Das würde man sagen, wenn etwas tatsächlich passiert ist. Es war vernünftig hierzubleiben. Würde Bezug auf eine bereits geschehene Vergangenheit nehmen.
Hab ich drüber nachgedacht, bin aber dabei geblieben. Hierzubleiben war vernünftig - passt doch, sie bleibt ja auch. Er könnte ihr antworten: "Klar, hierbleiben ist vernünftig." "Klingt vernünftig" ist mir da zu unentschieden. So als würde er den Vorschaög vielleicht noch ablehnen oder ablehnen wollen. Das möchte ich da nicht mitschwingen lassen.

"Und er fand sie auf dem Speicher", das klingt ein wenig, als wenn er da den heiligen Gral findet.
Den Satz hab ich unterteilt. "Finden" ist außerdem jetzt andeutungsweise motiviert, er weiß, irgendwo muss die Matratze sein, aber halt nicht ganz genau wo. Die ist ganz oll und durchgelegen, gammelt auf dem Speicher rum, normalerweise benutzt die keiner mehr.

Sie legte dort die Hand auf seinen Rücken und das war ihm nicht unangenehm, aber er rührte sich nicht. Das verstehe ich nicht. Wenn es ihm unangenehm wäre, würde er sich rühren oder nicht? Ihm ist es also angenehm, oder wenigstens stört es ihn nicht - warum soll er sich dann rühren? Außerdem zweimal nicht, Wortdoppler in einem Satz.
Da muss ich mir noch was einfallen lassen. Es war im nicht unangenehm - aber war es ihm angenehm? Das weiß er selber nicht so genau. Vielleicht war es ihm recht. Aber auch nicht ganz. Einerseits war es ihm angenehm, andrerseits macht ihn die Geste aber auch nervös. Warum er sich rühren soll? Na, er könnte ja zum Beispiel auch seinen Arm auf ihren Rücken legen und dann mal kucken, was passiert. Aber ja, kann schon sein, dass das nicht ganz eindeutig ist.

„Ich stehe auf“, flüsterte er, und strich der Schlafenden die Haare von der Wange. Warum sagt er etwas, wenn sie noch schläft? Das Aufwachen ist doch ein absolute Scheidepunkt: er küsst sie vielleicht, aber nur vielleicht, er zweifelt an sich. Würde er dann nicht eher viel eher sehr leise und bedächtig sein?
Würd ich nicht sagen. Sie muss eh gleich aufstehen, weil die zwei ganz früh loswollen. Er will sie nicht aktiv wecken, aber er berührt sie schon gerne. Genau so viel Risiko traut er sich, damit jetzt, am Morgen, vielleicht doch noch was geschieht und aufzuholen ist, zu mehr kann er sich nicht überwinden.

Ich weiß, du magst diesen spätromantischen Ton, aber das mit der Schlafenden und dem Haar, das ist schon heavy on the kitsch. :D
Hab ich ein bisschen zu entschärfen versucht. Partizipien hab ich eigentlich in vielen Fällen weniger gern, "die Schlafende" hat mir geholfen, um die hundertste Namensnennung herumzukommen. Jetzt ist da halt das Pronomen "ihr", obwohl der Bezugspunkt dafür schon ein paar Sätze zurückliegt. Ganz glücklich bin ich damit noch nicht, aber als Zwischenschritt steht es jetzt halt mal da.

Können Sohlenprofile herrisch in Schotter greifen? Wie kann ich mir das vorstellen?
Es gibt, finde ich, schon das Gefühl, wenn man mit schweren Schuhen geht, dass man das mehr oder weniger lose Zeug, auf dem man geht, sozusagen im Griff hat und das man sich dem dadurch überlegen fühlt. "Schneidig und herrisch" - das ist dick aufgetragen, stimmt schon. Geht sicher besser. Aber es soll schon etwas aussagen, ist nicht leere Spielerei.

Und woran ziehen die Kuhglocken den Klangteppich durch die Luft
Jetzt schicken sie ihn. Klangteppich - sollte schon ok sein, denke ich. Das ist ja ein diffuses Hintergrundgeräusch, wenn auch nur aus Glocken. Mal sehen, ob das bleibt.

zudem entgegen der Vorhersage. Irgendetwas passt da nicht. Außerdem klingt das auch sehr technisch, eher wie ein Bericht, ganz im Gegenteil zu der ansonsten eher expressiven Sprache.
Es gibt mehrere Gründe, warum die beiden weiter gehen, als sie vorhatten. Es läuft sich gut, die Kuhglocken machen Laune, und dann ist auch das Wetter besser als gedacht. "Zudem" passt schon von der Idee her, kann aber sein, dass das nicht deutlich genug ist. Bisher hab ich vergeblich nach einem besseren Wort gesucht. "Obendrein"? Weiß nicht ...

Bedrohlich war nicht die Höhe, sondern das Unbekannte. Du raubst dir hier selbst den Effekt vom Satz, der nachfolgt. Ohne diese Erläuterung wirkt der viel stärker, weil beiläufig.
Ist weg. Manche vermissen jetzt vielleicht den Anklang, das Amos ja offensichtlich allgemein vor dem Unbekannten zurückschreckt, aber der muss hier nicht unbedingt sein.

Am schlimmsten war, dass er sich auch jetzt nicht wehrte.
"Am schlimmsten" ist jetzt weg. Da sollte eigentlich eher Davinas Stimmung durchklingen, die hat drauf gehofft, dass es was mit dem Amos wird, und ist jetzt immer mieser drauf, weil sie merkt, dass sie ihn zu nichts bewegen kann. Braucht man hier aber wahrscheinlich wirklich nicht und hatte vor allem nie den gewünschten Effekt.

Sie reden, bzw Davina redet so, als würde sie ihn schon länger kennen, als hätte sie schon ähnliche Erfahrungen gemacht.
In der Tat habe ich mir den Hintergrund so gedacht, dass die zwei seit ein paar Wochen zusammen rumhängen und Dinge unternehmen. Vielleicht sind sie sonst eher Badmintonspielen gegangen oder was auch immer, aber sie kennen sich schon ein bisschen. Eine Hintergrundgeschichte wollte ich jetzt aberzieht erzählen. Davina sagt jetzt: "Am besten bleibe ich diesmal gleich hier." Vielleicht reicht das schon? Oder vielleicht fallen mir noch ein, zwei Andeutungen dieser art ein.

Grundsätzlich empfinde ich die Perspektive, die du hier gewählt hast, als problematisch. Wer ist dieser "man"? Mir ist das zu wenig konkret. Für mich entfernst du dich von den Protagonisten, die Figuren werden von einem Außen beschrieben und auch bewertet, das sorgt zusätzlich für Distanz. Distanz muss nichts Schlechtes sein, aber hier willst du glaube ich das Gegenteil.
An den "Man"-Stellen eigentlich nicht. Das ist zum einen, wenn Amos Angst hat, da finde ich es an sich ganz passend, wenn er sich von sich distanziert. Zum anderen, als Davina von ihrer Aussicht berichtet. Da ist das "man" letztlich näher an der wörtlichen Rede, finde ich. Zumindest scheint es mir üblicher zu sein, dass jemand davon berichtet, was "man" so alles sehen kann, als das man da die Ich-Perpektive wiedergibt. Ein solches "man" ist trotzdem rausgeflogen, vielleicht fliegen noch mehr.

Entweder du gehst den vollen Weg oder gar nicht, finde ich.
Das hab ich, ehrlich gesagt, nicht ganz kapiert. Ich habe gar nicht den Eindruck, nicht den vollen Weg zu gehen. Ich habe so einen unbequemen Verdacht, dass da was dran sein könnte, aber ich seh's dummerweise nicht ...

Also denn: Herzlichen Dank für's Lesen und Kommentieren. Du siehst, da war auf jeden Fall was für mich dabei, und noch einiges zum weiter Nachdenken.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

ein Bach sprudelte ...?

Finde ich spannend, dass weiter über die Perspektive diskutiert wird! In Soft-Skill-Seminaren wird ja immer vermittelt, "ich" zu sagen und nicht "man". Und trotzdem sagt man das ständig ...

LG, Anne

 
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Hallo Erbeerschorsch

Hat mir gefallen. Ja, die ist schöner als die andere, die ich kommentiert habe. Die hier mutet entspannter an. Der Stil wirkt natürlicher. Ich wollte eigentlich nur schauen, ob du allgemein zum überknappen Stil neigst, und habe darum noch ein paar deiner Geschichten angelesen. Die hier habe ich dann ganz gelesen.

Zweierlei fiel mir beim ersten Durchlesen auf:

Krähen saßen am Boden, warfen sich wechselweise über den Abgrund, stehend segelten sie mit dem Kopf im Wind, bevor sie wieder landeten.

Sind wahrscheinlich Dohlen. Die sind allerdings auch Raben-Vögel. Macht also keinen großen Unterschied, wenn man den Oberbegriff statt dem (vermutlich) eigentlichen Namen nennt.

Wenn sie jetzt aufgewacht wäre, hätte er sie vielleicht geküsst.

Eigentlich denke ich, dass alles, was da erzählt wird, bereits geschehen ist. Der Erzähler dürfte meiner Ansicht nach also kein Adverb einsetzten, das anzeigt, dass etwas in der Zeit seines Erzählens geschieht. Es kann also kaum heißen „wäre sie jetzt erwacht“. Eher müsste etwas kommen wie: Wäre sie da erwacht, hätte er sie geküsst. Temporaladverbien wie „jetzt“, „morgen“, „gestern“ oder „später“ zeigen an, wann etwas geschieht. Ein Wort wie „jetzt“ kann darum quer zum Zeitgefüge einer Geschichte liegen. Das gilt es natürlich zu vermeiden. Sonst könnte man ja auch sagen: Ich ging morgen nach draussen, damit ich gestern ankomme.
Darum vielleicht besser ein anderes, entsprechendes Wort wählen oder ganz auf ein derartiges Adverb verzichten. Etwa so „wenn sie in dem Augenblick …“ oder „Wenn sie erwacht wäre, hätte er sie vielleicht geküsst.“

Jawohl, lieber Schorsch, die hier gefällt mir besser, viel besser.

Gruß teoma

 

Lieber erdbeerschorsch,

die anderen Kommentare habe ich nicht gelesen, sorry, wenn sich was wiederholt.
Eine sehr, sehr schöne Geschichte ist das, vor allem für mich, weil ich sehr gut nachvollziehen kann, wie er sich fühlt. Etwas oder etwas mehr Höhenangst, das kenne ich :-).

Er schlief schlecht, weil er lebhaft vom Glück träumte.
Netter Satz!
Ausgesetzt war es wohl.
Das habe ich nicht verstanden.
Dort unten lag dunkel ein See, um den herum die Dächer einzelner Gehöfte prunkten.
'Prunkten', das finde ich für ländliche Dächer als Formulierung nicht so gut. Vielleicht '... um den sich die Dächer einzelner Gehörte gruppierten/... um den herum ... zu sehen waren' oder etwas in der Art.
Sehr genau schildest du, wie ihre Extratour Abstand zwischen die Beiden bringt, den erst sie wieder überbrücken, gutmachen will, dann er. Und schade, dass das - zumindest soweit es geschildert wird - nicht gelingt.
Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen,

sonnige Grüße,

Eva

 

Hi teoma,

schön, dich auch hier begrüßen zu dürfen! Freut mich natürlich, dass dir dieser Text mehr zugesagt hat.

Sind wahrscheinlich Dohlen.
Wahrscheinlich. Wie du schon sagst: Krähen ist wohl nicht so ganz schlimm falsch und klingt geläufiger. Das gefällt mir in dem Fall besser. Und dann gibt es noch - wie ich gerade sehe - die Alpenkrähe. Vielleicht sind das ja solche ...

Eigentlich denke ich, dass alles, was da erzählt wird, bereits geschehen ist. Der Erzähler dürfte meiner Ansicht nach also kein Adverb einsetzten, das anzeigt, dass etwas in der Zeit seines Erzählens geschieht. Es kann also kaum heißen „wäre sie jetzt erwacht“. Eher müsste etwas kommen wie: Wäre sie da erwacht, hätte er sie geküsst.
Formal kann ich nicht widersprechen. Trotzdem erscheint mir das akzeptabel. Man könnte das als Einsprengsel von erlebter Rede verstehen: "Peter klingelte an der Tür. Jetzt endlich würde er es Frieda zeigen." Oder so ähnlich. Wenn ich "da" schreibe, habe ich mehr Draufsicht, mit "jetzt" ein Stück mehr Innensicht. Das gefällt mir an der Stelle besser.

Ich danke herzlich für den gewogenen Kommentar!

Besten Gruß
erdbeerschorsch


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Hi Eva Luise Groh,

schön, dass du hier vorbeischaust.
Wenn sich etwas im Kommentar wiederholt, dann erhärtet das den Verdacht, dass an der Kritik etwas dran sein kann. So auch hier:

'Prunkten', das finde ich für ländliche Dächer als Formulierung nicht so gut.
Wenn ich mich richtig erinnere, fand das schon jemand anderes nicht so gelungen.
Mal überlegen, vielleicht fällt mir was ein. Deine Vorschläge sind an sich ganz annehmbar, aber es ist wie so oft: Man hat so eine bestimmte Vorstellung, und von der Idee möchte man nicht so gerne lassen. Die Gehöft machen das Bild ja für Amos erst zu einem Einblick in die sichere Welt, da wäre mir "zu sehen waren" o.ä. zu blass, die Dächer drängen sich da schon mehr in den Vordergrund. Auf der anderen Seite kann es eh sein, dass das, was ich mir da gedacht habe, nicht transportiert wird, dann wäre das Unscheinbare sicher besser.

Und dies dann noch dies hier:

Ausgesetzt war es wohl.
Das habe ich nicht verstanden.
Ausgesetzt = exponiert. Exponiert ginge auch, das finde ich in dem Kontext aber ein bisschen gestelzt.

Freut mich, dass dir der Text gefallen hat!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Hallo erdbeerschorsch!

Das ist eine wirklich gute Geschichte, ... aber:

Die morgendliche Luft stand kühl im Tal. Das Moos am Boden duftete noch feucht. Ein Bach perlte weiß über große Kiesel. Davina kniete auf den runden Steinen und legte die Handflächen aufs Wasser.
Ihre Haare leuchteten im Gegenlicht. Das gefiel Amos. Sie tat, als wollte sie sich nicht fotografieren lassen, ließ sich bitten, bevor sie es zuließ. Drei-, vier-, fünfmal drückte Amos auf den Auslöser. Dann rannte Davina auf ihn zu, legte ihm die nasse Hand an den Nacken und schob sie lachend tief zwischen die Schulterblätter. Das war kalt auf der Haut, so dass er zusammenzuckte. Davina sprang an ihm vorbei die Böschung hinauf.

Überhaupt lachte Davina heute viel, zupfte Amos an seiner Lodenjacke, - „Wie aus Opas Zeiten!“ -, stahl ihm die Baseballcap vom Kopf, so dass er ihr nachlaufen und sich die Mütze wieder schnappen musste. Sie lachte über alles, was er heute sagte, über das ganze Gesicht lachte sie und hüpfte um ihn herum.


Der Anfang ist wirklich, wirklich schlecht. Das sage ich jetzt nicht aus Boshaftigkeit oder um dir eins reinzuwürgen, sondern einfach, weil ich das selbst von mir kenne, dass es da Teile in meinen Texten gibt, die ich einfach - aus welchem Grund auch immer - sehr, sehr liebe, aber jeder sagt mir: Schmeiß das raus, das ist Mist!
Da sind wirklich sehr viele, auch überflüssige Adjektive drinnen in dem Absatz, und da ist auch kein Konflikt oder Cliffhanger, der mir Lust macht, weiterzulesen. Mir ging es sehr ähnliche wie maria.meerhaba, ich hätte diese Geschichte nach den ersten Sätzen nicht weitergelesen, wäre ich nicht über Peeperkorns lobvollen Kommentar gestoßen - und da ich Peeperkorn für einen sehr guten Kommentator halte, habe ich mich gezwungen und darauf eingelassen. Und es nicht bereut.

So gut wie jede Geschichte hat ein "auslösendes Ereignis", also etwas, das die Welt des Prots durcheinander bringt. Hier beginnen Geschichten auch. Und dieses Moment ist für mich:

„Am besten bleibe ich diesmal gleich hier“, hatte Davina gestern bei ihm in der WG gesagt, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war. Da gebe es doch irgendwo eine Matratze, sagte er.
als Davina beschließt, beim Prot zu übernachten. Da fängt es doch eigentlich alles an, oder? Frage dich mal, wieso du die ersten beiden Absätze in der Geschichte stehen hast, welchen Zweck sie vollbringen. Im Endeffekt sind das bloß langezogene Standbilder, die weder Cliffhanger sind, noch mich als Subplot o.ä. auf das auslösende Moment in dem Sinne "vorbereiten", als dass ich das auslösende Moment dann besser verstehen könnte. Ich hoffe du verstehst, was ich meine. Also ich glaube wirklich, dass dein Text viel gewinnen würde, wenn du erst ab: [„Am besten bleibe ich diesmal gleich hier“, hatte Davina gestern bei ihm in der WG gesagt, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war. Da gebe es doch irgendwo eine Matratze, sagte er. beginnen würdest - aber your story.

Ja, die Sprache wirkte auf mich oft etwas "eigen", haben ja auch schon andere angemerkt, ein Mix aus WG-Leben und antiken Begriffen, aber das war für mich jetzt nicht sonderlich schlimm, das hat gut gepasst. Insgesamt fand ich den Text - bis auf den überladenen Anfang - wirklich gut geschrieben. Auch die Symbolik des Berges bzw. Bergaufstiegs und dann der Niedergang ihrer Beziehung, fand ich subtil und gut gemacht. Ja, dein Prot hat es wohl vermasselt, der Gute. :D Wirklich schön gemacht, man versteht das beim Lesen total, wieso ihre Beziehung an dem Punkt auseinanderbröselt. Und Davina ist sehr schön gezeichnet, den Schlag Frau gibt es, und den Schlag Mann wie dein Prot auch, hatte alles sehr schön vor Augen. Sehr authentisch.

Soviel von mir, alles Gute,
zigga

 

Hi zigga,

merci für's Reinschauen. Dafür:

Der Anfang ist wirklich, wirklich schlecht.
muss ich dich selbstverständlich, sobald ich deiner habhaft werde, zum Duell fordern. Wenngleich, ich gebe es zähneknirschend zu, der daran anschließende Vorschlag für mich unmittelbar Sinn gemacht hat:
So gut wie jede Geschichte hat ein "auslösendes Ereignis", also etwas, das die Welt des Prots durcheinander bringt. Hier beginnen Geschichten auch. Und dieses Moment ist für mich:
als Davina beschließt, beim Prot zu übernachten.
Und dann meinst du, ich sollte da erst anfangen.

Frage dich mal, wieso du die ersten beiden Absätze in der Geschichte stehen hast, welchen Zweck sie vollbringen.
Das mache ich lieber nicht, bzw. schiebe ich das zur Seite, denn dann finde ich allerlei Antworten, die es mir schwer machen, den Anfang zu streichen. Das kann ich gerade aber gar nicht so gut brauchen, weil ich mich nämlich, abgesehen davon, welchen Zweck ich in diesen ersten Sätzen sehe, mich etwas anders gefragt habe, nämlich ob sie, selbst wenn sie sinnvoll sein sollten, trotzdem noch besser nicht da wären. Dann hab ich also so hin und her überlegt und sie mir weggedacht usw., und dann klappt ja das Wegdenken nie ganz und dann hab ich mir eben gedacht, wenn ich das wissen will, muss ich sie wohl mal rausnehmen. Also mach ich gleich. Der zweite Absatz ist dann natürlich kein Rückblick mehr, muss also auch das Plusquamperfekt raus. Basecap und Lodenjacke als Motive fehlen dann auch, die könnte ich anderswo früh einfügen, lass ich aber erst mal, erst mal wird nur gestrichen und dann lass ich das ein paar Tage sacken.

Also herzlichen Dank für den Vorschlag, auch für den übrigen Kommentar.

Und jetzt geh ich aber in aller Freundschaft schon mal die Pistole laden. :xxlmad:

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

zigga schrieb:
Der Anfang ist wirklich, wirklich schlecht ...

… schrieb zigga und das hab ich zum Anlass genommen, die Geschichte jetzt noch einmal zu lesen, Erdbeerschorsch, zumal ich dir ja schon vor sieben(!) Wochen versprochen habe, mich noch einmal zu ihr äußern:

offshore schrieb:
Mist! Zur Stilistik wollte ich dir ja auch noch so einiges sagen …
Egal. Das mach ich morgen, wenn ich wieder ernst bin. Oder übermorgen.

Tatsächlich hab ich damals begonnen, den ersten Absatz zu zerpflücken:

Die morgendliche Luft stand kühl im Tal. Der moosige Boden duftete noch feucht. Ein Bach perlte weiß über große Kiesel. Davina kniete auf den runden Steinen und legte die Handflächen aufs Wasser.
Also als völlig unnötig empfinde ich die Beschreibung der Steine als rund, weil die Verwendung des definiten Artikels nahelegt, dass es sich um die davor genannten Kiesel handelt. Und Kiesel sind nun mal per definitionem rund. Ist also ein klassisches Beispiel für unnötige Redundanz. Aber weniger die Redundanz stört mich hier, sondern vielmehr die … usw.

Nun, das hat sich ja jetzt zum Glück erübrigt. Der neue Beginn, den dir zigga empfohlen hat, ist um Klassen besser als der ursprüngliche. Gibt also wahrlich keinen Grund, dich zu erschießen, Erdbeerschorsch. :D

Ein paar der Anmerkungen, die ich mir damals gemacht habe, sind allerdings nach wie vor aktuell. Und die will ich dir jetzt einfach zeigen:

Da gebe es doch irgendwo eine Matratze, sagte er. Er fand sie auf dem Speicher, während sein Mitbewohner ihm mit dem Fahrradlicht leuchtete.

Schon klar, mit der Erwähnung des Mitbewohners willst du hier offenbar dezent die Information einstreuen, dass es sich um eine WG handelt, somit also auch schon das ungefähre Alter der Figuren andeuten. Für mein Gefühl geht das allerdings auf Kosten der Glaubwürdigkeit der Szene. Würde ich auf einem dunklen Dachboden was suchen, hätte ich die Lampe allemal lieber selber in der Hand. („Kannst du bitte mal da rüber leuchten. Nein, nicht dahin, dorthin meine ich … Mann, dorthin, verdammt noch mal!“ … usw.)

„Ich stehe auf“, flüsterte er, und strich eine Haarsträne [Haarsträhne] zurück
Das Komma vor und halte ich für absolut entbehrlich.

Der Berg war so nah, dass der Weg zum Gipfel als dünne Schnur gut zu erkennen war.
Das klingt, als wäre der Weg tatsächlich eine Schnur, wo er doch, wenn überhaupt(!), allerhöchsten an eine solche erinnert, so wirkt, so aussieht, als ob … usw.
Ist für mich einfach ein schiefes Sprachbild.
Eventuell: Der Berg war so nah, dass der Weg bis zum Gipfel gut zu erkennen war.

Ihre Sohlenprofile griffen schneidig und herrisch in den Schotter,
Zu diesem Satz ist ja schon einiges gesagt worden, glaub ich. Na ja, und ich gehöre zu denjenigen, die die Wortwahl hier vollkommen missglückt finden. Auch wenn ich selber ein ausgesprochen inniges Verhältnis zu meinen Bergschuhen habe, ginge ich nie so weit, ihnen quasi anthropomorphe Verhaltensweisen zuzugestehen. Überhaupt klingt die Diktion, als wären da Luis Trenker und Leni Riefenstahl unterwegs, nicht zwei heutige Studenten.

Sie wählten den anderen Weg, der einladender und kaum ansteigend weiter über die Almwiesen führte.
Nur dort, nicht den Granice hoch, stand indes ein Schild, das Ungeübte vor dem Weitergehen warnte.
Sinngemäß lese ich hier: Den Granice hoch steht kein Schild, bzw.: Ein Schild steht nicht den Berg hoch, und das klingt, mit Verlaub, einigermaßen … nun ja, eigenartig.
Eventuell: Dort jedoch (bzw. indes) stand ein Schild, das Ungeübte vor dem Weitergehen warnte.

Auf einer Art Sattel standen sie dann und konnten mit einem Mal über den Kamm sehen,
Warum nicht einfach: Dann standen sie auf einem Sattel?
(Sattel ist ja ein allgemein gebräuchlicher topographischer Begriff.)

Da war sie ja ganz nah, die sichere Welt […]. Gar nicht weit war sie.
Müsste eigentlich weit weg heißen, oder?

Schnell stieß er die Tür auf und spürte hart den Ruck des Sicherheitsgurts vor [vermutlich: an] seiner Brust.

Darüber hinaus mag ich die Geschichte nach wie vor sehr gerne, Erdbeerschorsch. Sehr, sehr gerne.

offshore

 

Hallo erdbeerschorsch,

schön, dass deine Geschichte wieder aufgepoppt ist und ich wieder daran erinnert werde, dass ich sie lesen wollte.

Beim Lesen fiel mir als erstes auf, dass du relativ viele lange Sätze im Text hast und auch viele Füllworte enthalten sind, wo ich immer denke, sie sind oft entbehrlich und ein Streichen macht den Text prägnanter.

Er fand sie auf dem Speicher, während sein Mitbewohner ihm mit dem Fahrradlicht leuchtete.
Darüber bin ich gestolpert. Wie lange leuchtet er und wie lange dauert das Finden, wo doch das Suchen länger dauert?
Ich weiß, sehr pingelig :shy:

Davina entschied, sie wolle lieber, sofern es Amos nichts ausmache, neben ihm im Bett schlafen. (ZEILENWECHSEL)Sie legte dort die Hand auf seinen Rücken und das war ihm nicht unangenehm, aber er rührte sich nicht.
Zeitsprung, deswegen würde ich eine neue Zeile beginnen.

Schließlich war er froh, als er von draußen durchs offene Fenster die Rotschwänzchen singen hörte
„von draußen“ ist entbehrlich. Sicher sind die Vögel nicht im Zimmer.

Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, setzten sich in ihren Jacken auf den Balkon, damit sie die anderen nicht störten, und brachen auf.
Für mich steht da:
1. Sie frühstücken
2. Sie setzen sich in ihren Jacken nach draußen
3. Sie brechen auf
Dabei setzen sie sich doch zum Frühstücken nach draußen.

Eine Karte hatten sie nicht, im Gehen entschieden sie sich, den Wegweisern Richtung Pik Granice zu folgen, um nicht im Kreis zu laufen.
Ich hätte nicht nur Angst, im Kreis zu laufen, sondern mich (vollständig) zu verlaufen. ;)

Schrofig war es hin und wieder, dann konnte man bergseitig ein Stahlseil zu Hilfe nehmen. Witze fielen Amos hier oben nicht mehr ein. Er schaute nicht nach unten, zwang seinen Blick geradewegs auf Davinas Fersen, konnte sich fassen und bald schon balancierte er seine Schritte nicht mehr aus, als ginge er auf einem Seil.
Irgendwie missfällt mir der markierte Satz. Er wirkt auf mich fremd, hat gar keinen Bezug zur Handlung, da Amos ja vorher gar keine Witze erzählt hat, sogar allgemein in der langen Szene auf dem Weg überhaupt nicht gesprochen wurde.

bis ins Tal auf der anderen Seite hinunter. Dort unten lag dunkel ein See,
Ich denke, "unten" ist entbehrlich.

Da war sie ja ganz nah, die sichere Welt,
Das war ja nicht falsch.
Doch dann ging sie langsam immer weiter.
Hier mal Bespiele für ein Füllwort: „ja“ oder „doch“. Könnten m.E. weg.

Amos war zufrieden, dass es nicht weiter ging. Denselben Weg zurück, das war zu schaffen.
So standen sie, plauderten davon, wie es wäre, weiter zu gehen, was hinter den Felsen wohl noch käme,
Wortwiederholung.

Krähen saßen am Boden, warfen sich wechselweise über den Abgrund, (Besser: Semikolon) stehend segelten sie mit dem Kopf im Wind, bevor sie wieder landeten.

Wie eine unfertige Wendeltreppe führte das Gestänge nach Kurzem um den herauskragenden Fels.
„nach Kurzem“ was?

rief sie zu ihm hinunter. „Alles kann passieren.“ Wie eine unfertige Wendeltreppe führte das Gestänge nach Kurzem um den herauskragenden Fels. „I’m Canadian“, rief sie Amos auf den Kopf hinunter zu
Wiederholung.

und fasste ihn an der Manschette. „Schau mal“, sagte sie, „das war blöd.“ Sie zog ihn am Ärmel,
Die Manschette ist doch ein Teil des Ärmels.
Später heißt es „Bergsteigerjacke“. Ich hatte bei „Manschette“ an ein Hemd gedacht. Das dürfte ja nicht aus der Bergsteigerjacke herausschauen. Die haben doch meistens sogar noch Gummizüge.
Vielleicht liege ich hier auch völlig falsch.

Ist ja okay“, sagte er(,) und holte Luft, als wollte er noch etwas sagen.
Ich meine, das Komma gehört hier nicht hin.

Sind jetzt viele Kleinigkeiten geworden. Vielleicht ist da ja trotzdem das eine oder andere dabei.
Die langen Sätzen haben mich jetzt doch nicht gestört ...

Sehr schöne Geschichte. Gratuliere. :thumbsup:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi Bea Milana, ernst offshore und GoMusic,

schön, dass ihr euch nochmal mit der Änderung bzw. das erste Mal mit der Geschichte beschäftigt habt. Ich habe ein paar Änderungsvorschläge so übernommen und auf manche anderen etwas abgeschwächt reagiert, Beispielsweise die Schnur:
"Der Berg war so nah, dass der Weg zum Gipfel als dünne Schnur gut zu erkennen war."
Den Einwand kann ich nachvollziehen, halte das aber im Grunde als metaphorische Sprechweise für vertretbar. Sonst müsste man doch immer, wenn man einen Vergleich bringt, ein "wie" oder so einfügen; wird das nicht eintönig? Und dabei würde ich hier sogar sagen, dass das "Als" dem "Wie" noch halbwegs nahe steht. Ich habe also, statt den vergleich zu killen oder zu verdeutlichen, das Wort "gut" rausgenommen. "Als Schnur zu erkennen" - das sollte wirklich ok sein, während "gut zu erkennen" vielleicht tatsächlich einen kleinen Widerspruch in sich trägt, denn man erkennt den Weg eben nur als Schnur und nicht als Weg, also eben nicht gut. Klingt für mich im Moment jedenfalls richtig.
GoMusic findet, dass dieser Satz: "Witze fielen Amos hier oben nicht mehr ein" keinen Bezug zur Handlung habe, und er hat recht. Der Bezug ist durch den gestrichenen Anfang weggefallen. Da lachte Davina nämlich über alles, was Amos sagte, und wenn wir annehmen, dass sie ihn nicht auslacht, wird er unten im Tal wohl noch witzig gewesen sein. Das ist einer der Gründe, warum ich mit der Streichung noch nicht ganz im Reinen bin: Amos zeigt jetzt diese freiere, leichtere Seite, die Davina sicher an ihm gefällt, an keiner Stelle mehr. Vielleicht ist das nicht nötig, vielleicht auch war die Andeutung ohnehin zu schwach, mir jedenfalls fehlt das zur Zeit schon noch. Vielleicht vermisse ich diesen Aspekt aber auch nur aus Gewohnheit. Damit ich das rauskriege, bleibt der Anfang zumindest vorerst draußen, und ich prüfe auch vorerst die Geschichte nicht auf weitere Unstimmigkeiten im Detail, die dadurch entstanden sein mögen - das ist immer die Gefahr, man nimmt an einer Stelle was weg und vergisst die Fadenenden, die da noch dranhängen -, sondern kucke mir das erst in ein paar Tagen in Ruhe an, wenn ich diesen Anfangsabschnitt nicht mehr so im Vordergrund automatisch mitdenke.

Und wieder andere Vorschläge habe ich für den Moment mal links liegen gelassen, so sind die Luis-Trencker-Schritte beispielsweise noch drin.

So viel für jetzt, auf alles kann ich gerade nicht eingehen.

Nur möchte ich doch gerne noch loswerden, wie es mich freut, dass mit ernst offshore jemand, der ein persönliches Verhältnis zu seinen Bergschuhen hat, die Geschichte so gern mag, denn dann kann die Landschaftszeichnung doch eigentlich nicht ganz verkehrt geraten sein.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hey erdbeerschorsch,

eine wirklich sehr feinsinnige Geschichte. Hat mir gut gefallen.

Er schlief schlecht, weil er lebhaft vom Glück träumte.

Super Satz!

Dort unten lag dunkel ein See, um den herum die Dächer einzelner Gehöfte prunkten.

Sind die aus Gold oder warum prunken die?

Da war sie ganz nah, die sichere Welt, auf der man gehen konnte, wie man wollte, ohne darauf achten zu müssen, wie man die Füße setzte. Gar nicht weit war sie.
...
Amos war zufrieden, dass der Pfad endete. Denselben Weg zurück, das war zu schaffen.
...
Er protestierte und wurde einen Augenblick lang mutig, lachte, breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis.

Oh, je. Armer Tropf. Und wenn er sich getraut hätte, hätte er sie am Morgen auch geküsst. Aber nur, wenn sie wach gewesen wäre. Während sie schlief, wo es viel einfacher und ungefährlicher ist, da natürlich nicht.

Dann ging Davina weiter. Erst das kurze Stück bis an die Stelle, wo der Fußpfad durch die eisernen Trittstifte abgelöst wurde. Es sah so aus, als wollte sie dort nur einen Augenblick verweilen, am Beginn des Steigs nippen, dann zurück. Sie dachte es selbst. Doch dann ging sie langsam immer weiter. Sie stieg die Stahltreppe hinauf, die Eisenstangen, die aus dem Fels in die Luft und über den Abgrund hinausragten.

Vorher und nachher im Text ja auch viele "dann", aber hier dann't es geradezu. So schön ist das Wort nun auch nicht. Und wirkt auch immer etwas sehr unkreativ im Umgang mit der Sprache. Achte mal bei deinen Lieblingsschriftstellern drauf, wirst sehen, "dann" steht nicht ganz oben in der Liste von häufig gebrauchten Wörtern.

Großartig war das. Amos hätte mitkommen sollen. Nächstes Mal würde er sicher mitkommen, oder etwa nicht? Er brauche keine Angst zu haben, sie sei nicht leichtsinnig. „Du musst dir das klarmachen: Diese Eisenstäbe brechen nicht plötzlich weg, nur weil es tief nach unten geht.“ Sie lachte: „Die merken das gar nicht. Das musst du dir klarmachen. Das ist die Kunst.“

Na ja, Amos ist nun nicht grad der Künstlertyp. Und da sie zusammen wohl nie auf dem Gipfel kommen werden - ach, so schön die Parabel. Ich mag das wirklich sehr.

„Du“, sagte Davina, als die Wiesen um sie herum wieder breit und bequem waren, „das war richtig, dass du da nicht hochgegangen bist.“
Er nickte.
„Weißt du“, sagte sie, „ich bin so normalerweise nicht.“
Er ging vor ihr her und nickte.

Ist ja wie klassischer Dramaaufbau. Retadierendes Moment hier. Sollte man sich viel öfter dran erinnern, wenn man so plottet.

„Bergsteigerjacke“, grinste sie, und rupfte am Revers, um etwas von ihm zu spüren, seinen Körper, wie er ihn einsetzte, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kippen. Er grinste ganz wie sie, stand aber nur da, nahm sich seine Kappe nicht wieder, so dass sie mit ihm darum hätte ringen können, nahm nicht ihre Hände. Stand nur da, so wie er auch vorhin nur dagestanden hatte, als sie dort oben wieder um den Fels gekommen war, sie nicht erleichtert in seine Arme genommen hatte, ...

Na, weil er doch alle Chancen nur im Kopf hat, aber sie nie ergreift. Ach je, was denn nur los mit ihm? Sie bietet sich so schön an, macht es ihm so leicht, aber nein, der Amos tut es nicht.

„Nein“, sagte er. „Doch“, sagte sie und schaute mit zusammengekniffenen Augen zu ihm herüber.

Ja, konsequent durchgezogen. Was soll sie auch noch länger bei ihm? Ich wäre auch ausgestiegen.

Sehr schöne Anti-Liebesgeschichte. Sprachlich fand ich es ziemlich gewöhnungsbedürftig muss ich sagen. Aber man gewöhnt sich dran, zumindest beim zweiten Lesen hatte ich mich viel leichter. Na ja, außer mit dem ge-dann-e vielleicht.

Feine Geschichte!
Beste Grüße, Fliege

 

Hi Fliege,

ich muss ja gestehen, ich hab deinen Kommentar schon vor ein paar Tagen gesehen, aber ich wollte mich den Danns mit etwas mehr Ruhe widmen, als bisher drin war. Jetzt hab ich das gemacht, einige ausgetauscht. Es geht sicher noch mehr, nur ist mir nicht überall ein passender Ersatz eingefallen, und so viel Ruhe war halt doch auch wieder nicht. Gerade an der von dir zitierten Stelle mit den drei fetten Danns hab ich zwar das mittlere ersetzt, aber die zwei anderen noch gelassen. Ob man das noch als verstärkende Wiederholung durchsinken kann ..?

Warum die Dächer prunken? Na, sie sind halt rot, und es heißt doch: Wenn du ins Gebirge gehst, nimm was Rotes mit. Außer den Dächern leuchtet nichts farblich. Das ist natürlich verspielt, aber ein paar Wagnisse müssen auch stehen bleiben, stimmt's?

Herzlichen Dank für den prompten Gegenbesuch und das freundliche Urteil!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

Die Geschichte hat mir gut gefallen, du hast einen schönen Erzählstil, bei dem man sich die Umgebung der beiden wunderbar vorstellen kann.
Ich finde es halb süß, halb bedenklich, wie du die Beziehung zwischen Davina und Amos darstellst - offenbar haben sie sich ja gern, aber sie wollen sich ja gegenseitig beweisen, wie toll sie sind und das geht furchtbar schief. Du hast damit eine Situation dargestellt, wie sie in vielen Beziehungen, vor allem solchen im Anfangsstadium, vorkommt. Das hat mir gefallen.

Ein paar Anmerkungen möchte ich dir noch mitteilen:

Sie legte dort die Hand auf seinen Rücken und das war ihm nicht unangenehm, aber er rührte sich nicht.
Der Rhythmus im letzten Satzteil war für mich unrund. Das ist jetzt meckern auf hohem Niveau - ich finde, die Satzteile kommen nicht richtig zusammen.

Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken saßen auf den Balkon, damit sie die anderen nicht störten, und dann brachen sie auf. Vom Parkplatz liefen sie geradewegs los. Eine Karte hatten sie nicht, im Gehen entschieden sie sich,
Sechsmal "sie" innerhalb von drei Zeilen. Wenig später kam noch eins, aber das hab ich hier mal rausgelassen. Ich denke, da könnte man ein paar rausnehmen bzw. ersetzen.
"in ihren Jacken saßen auf den Balkon" - Hier stimmt grammatikalisch was nicht, vielleicht ist was verloren gegangen oder so.

Ausgesetzt war es wohl.
Was willst du hiermit ausdrücken? Mir wurde nicht ganz klar, was ich mit diesem Satz anfangen soll, worüber genau er mich eigentlich informiert.

Im kurzen Gras blühten Disteln. Von den Höfen her bellte ein Hund.
Die beiden befinden sich in einer Landschaft, die vor Tiefe und Weite nur so strotzt; als Autor ist es doch in deinem Interesse, ein wunderschönes Gesamtbild zu malen, wie man es in Panoramaaufnahmen bestaunen kann. Durch die abgehackten Sätze wurde das Gesamtbild jedoch auseinandergerissen - lange, klangvolle Sätze wie der folgende hätten mMn besser gepasst. Damit wären die gleichzeitig auf die Protagonisten einströmenden Sinneseindrücke besser zur Geltung gekommen.

Wie eine unfertige Wendeltreppe führte das Gestänge nach Kurzem um den herauskragenden Fels.
Ich habe diesen Satz mehrmals gelesen und bin mehrmals zum Schluss gekommen, dass da etwas nicht stimmt ... Vielleicht kannst du ihn mir ja erklären?

„Angst hast du gehabt, stimmt’s?“
Finde ich von der Wortstellung her unglücklich. Es könnte Dialekt sein, aber dadurch, dass Dialekt ansonsten keine Rolle spielt, bin ich hierüber gestolpert. Ich wüsste nicht, wer so formulieren würde.

Davina fand Kiesel am Wegrand, die sie Amos einzeln hinterherwarf. Sie versuchte, ihn mit den Steinchen hinter dem Ohr zu treffen, so dass er den Kopf einzog.
Warum wird Davina an dieser Stelle so nervig? Sie will ihm doch gut zureden und hat wohl auch ein schlechtes Gewissen. Und dann bewirft sie ihn mit Steinen?? Sie haben doch kommuniziert und die suboptimale Klettererfahrung ad acta gelegt, was bedeutet, dass Davina auch nicht um seine Aufmerksamkeit kämpfen muss.
Da fand ich ihr Verhalten einfach nur unglaublich unnötig und mies. Was war deine Intention dahinter?

Zusammenfassend gesagt: ich hab die Geschichte gern gelesen und fand die zwischenmenschlichen Höhen und Tiefen gut dargestellt - eben bis auf die Steinchen. Dein Erzählstil ist angenehm, aber an manchen Stellen hätte ich mir ein engeres Zusammenspiel zwischen Inhalt und textlicher Darstellung gewünscht. Was die Stellen betrifft, die für mich keinen Sinn ergeben haben: Vielleicht solltest du noch genauer Korrektur lesen, damit grammatikalisch alles stimmt; oder ich muss an meinem Textverständnis arbeiten, kann ja auch sein. :Pfeif: :lol:

Ich bin jedenfalls sehr froh, doch noch über diesen Text gestolpert zu sein!

Liebe Grüße,

Jana

 

Hi Jana Retlow,

nur kurz, später länger:

Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken saßen auf den Balkon, damit sie die anderen nicht störten, und dann brachen sie auf. Vom Parkplatz liefen sie geradewegs los. Eine Karte hatten sie nicht, im Gehen entschieden sie sich,
(...) "in ihren Jacken saßen auf den Balkon" - Hier stimmt grammatikalisch was nicht, vielleicht ist was verloren gegangen oder so.
Genau - das siebte "Sie"! Ich hab da vor ein paar Tagen mal was geändert und solche Änderungen sind immer auch Fehlerquellen, vor allem wenn man sie mal eben so nebenbei machen will ...

Schon mal herzlichen Dank für den Kommentar, und ich sag mal: bis nachher.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

P.S.: Sieben mal "sie", x.mal "dann (s.o), und jetzt auch noch viermal "mal". Ich fürchte, ich hab an mir zu arbeiten ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jana Retlow,

mal schauen, wie ich deine Fragen beantworten kann.

Ausgesetzt war es wohl.
Was willst du hiermit ausdrücken?
Ich vermute, "ausgesetzt" ist das Problem? Das fanden mehrere unverständlich, aber ich süßte nicht, wie ich das besser sagen sollte. "Exponiert", also die lateinische Übersetzung, finde ich in dem Zusammenhang vom Wort her nicht passend, kann man natürlich sagen, aber sagt das jemand? "War'n ziemlich exponierter Weg" - hm, das verstehe ich zwar wahrscheinlich, aber es klingt in meinen Ohren befremdlich. Was sollte man sonst sagen? Ich ändere das ziemlich sicher eh nicht, aber trotzdem frage ich mich: Welches Wort gibt es denn sonst noch dafür?


Wie eine unfertige Wendeltreppe führte das Gestänge nach Kurzem um den herauskragenden Fels.
Ich habe diesen Satz mehrmals gelesen und bin mehrmals zum Schluss gekommen, dass da etwas nicht stimmt ... Vielleicht kannst du ihn mir ja erklären?
"Nach kurzem" so wie "vor kurzem" - schient mir ok zu sein, aber hier bin ich weniger sicher, dass das genau die richtige Wendung ist. Eine kurze Recherche gibt mir immerhin die Bestätigung, dass einige andere das auch so kennen, und nicht nur Autoren aus dem 19. Jahrhundert (die allerdings auch) sondern auch z.B. literarischer Überstilisierung vergleichbar unverdächtige Reiseblogger u.ä. Wenn ich so darüber nachdenke, dann spricht für die Formulierung aus meiner Sicht - die Kürze. Also eben nicht "führte nach einer kurzen Wegstrecke". Kann aber sein, dass das besser wäre.

„Angst hast du gehabt, stimmt’s?“
Finde ich von der Wortstellung her unglücklich. Es könnte Dialekt sein, aber dadurch, dass Dialekt ansonsten keine Rolle spielt, bin ich hierüber gestolpert. Ich wüsste nicht, wer so formulieren würde.
Dialekt dürfte das ziemlich sicher nicht sein. Das Wort "Angst" voranzustellen hat natürlich etwas provokatives, stichelndes. Mir ist das wahrscheinlich deswegen so eingefallen,w eil Davina hofft, er habe um sie Angst gehabt, und das wäre sie gerne aus ihm herauskitzeln. (Dass Amos nicht unter Schwindelanfall leidet hat er in seiner mutigen Sekunde ja überzeugend dargestellt ...) Kann aber sein, dass man das nicht vor Augen hat, dass da noch was hin müsste, so ähnlich wie weiter unten: sie sticht ihn dabei in die Seite oder so.

Davina fand Kiesel am Wegrand, die sie Amos einzeln hinterherwarf. Sie versuchte, ihn mit den Steinchen hinter dem Ohr zu treffen, so dass er den Kopf einzog.
Warum wird Davina an dieser Stelle so nervig?
Na, weil sie halt nicht an ihn rankommt. Sie hat inzwischen schlechte Laune, die Euphorie von ihrem Abstecher ist verflogen, er markiert den Beleidigten und ihr ist gar nicht so ganz klar, warum, da reizt sie ihn halt. Wenn er sich jetzt aufregen würde, könnte sie ja vielleicht noch mal irgendwo andocken, macht er aber nicht.

Ja, soweit. Das waren jetzt nicht alle Punkte, sondern nur die, zu denen ich etwas sagen konnte. Noch mal also herzlichen Dank für's Kommentieren und auch für's Unterm-Strich-gut-Finden. :)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hoi erdbeerschorsch

„Am besten bleibe ich diesmal gleich hier“, sagte Davina, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war.
nur ein Detail, aber ich habe den Satz jetzt x-mal gelesen und jedes mal drängt sich mir "..., dass das vernünftig klang." auf. :D

Wobei im weiteren Leseverlauf die Sprache ihren ganz eigenen Klang aussendet, fast kindlich herantastend, wirkt sie machnmal sperrig, doch nicht weniger charmant. DIe Sätze unterstreichen die Gemütslage des Protagonisten, wie er da etwas linkisch hinter Davina herstolpert, getrieben von Angst sie durch unbedachtes Verhalten zu verlieren, was zwangsläufig zum Scheitern führen muss.

Ich mochte diesen Klang der Sprache, dieses Verlieren in der Selbstaufgabe, nur um am Ende das Ziel zu verpassen.

„Du musst dir das klarmachen: Diese Eisenstäbe brechen nicht plötzlich weg, nur weil es tief nach unten geht.“ Sie lachte: „Die merken das gar nicht. Das musst du dir klarmachen. Das ist die Kunst.“
Eisenstäbe, Metapher für den Halt einer Beziehung.:D

Schöne Geschichte um verpasste Chancen, über die Furcht zu Fallen, noch bevor man sich überhaupt darauf einlassen will. Und so ist der Amos vom Mars und Davina von der Venus.

Textkram, möglicherweise sich überschneidend mit anderen Coms

Beim Tragen sackte die Matratze bis zum Boden durch.
Das verstehe ich nicht, oder: sie schleift beim Tragen am Boden?

Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken saßen [sie] auf den[dem] Balkon, damit sie die anderen nicht störten, und dann brachen sie auf.

Sehr gerne gelesen, deinen Alpenrosen-Blues.
Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo erdbeerschorsch,


ich schließe mich gerne an, deine Geschichte hat auch mir sehr gefallen.
Die Landschaft, die du mit deinen Protagonisten verstrickst, die Außenwelt, durch die du deine Figuren charakterisierst. Richtig gut, erdbeerschorsch. Chapeau!
Und dein Text hat was sehr eigenes, eine eigentümliche Sprache, die dem ganzen eine ganz spezielle Note gibt. Ja, hat was, wirkt stellenweise auch antiquiert auf mich, ich finde aber, das passt. Diese Mischung: altehrwürdige, zeitlose Natur und zwei Menschen aus ihrer Zeit. Der Berg hat schon viele kommen und gehen, vermutlich auch sterben sehen. In dem Zusammenhang finde ich das stimmig.

Mich hat das nicht kalt gelassen, auch mich hat das berührt, ja, vielmehr aufgewühlt, dass hier Chancen verpasst wurden, die sich vermutlich nicht wiederholen werden. Ich musste nachdenken, über deine Figuren, was sie trennt, was sie vereinen könnte, ob das passen könnte, ob es nur noch etwas mehr Zeit bedürfte ... Das spricht natürlich alles sehr für deine Geschichte, wenn sie es schafft, dass meine Gedanken anfangen, zu kreisen.


Ich habe keine Ahnung, ob du überhaupt noch Lust auf Textarbeit hast - nach so vielen Kommentaren -, da steckt ja auch schon eine Menge arbeit drin. Trotzdem möchte ich dir gerne einen kleinen Lesereindruck mitgeben; Dinge, die mir aufgefallen sind:


„Am besten bleibe ich diesmal gleich hier“, sagte Davina, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war.
Ich schließe mich dotslash an, mir drängt sich da auch "vernünftig klang" auf.
Insgesamt ist mir aufgefallen, dass du sehr auf war-Konstruktionen (32x im Text) setzt, was allgemein als weniger geschmeidig und elegant gilt. Ja, sogar Faulheit könnte unterstellt werden, da um Sätze mehr gerungen werden müsste, wenn du nach geeigneten Verben suchen würdest. Andererseits trägt es bei deinem Text auch zu dieser speziellen Note bei. Und faul bist du sicher nicht. Hm. Ich bin da noch unschlüssig.

... schob und zog sie von dort zusammen mit Carsten, einem seiner Mitbewohner, die Klappleiter herunter.
Carsten darf gerne weg, finde ich, der spielt ja auch keine Rolle mehr.
Vorschlag: ... schob und zog sie - mit einem seiner Mitbewohner - die Klappleiter herunter.
... und zog sie von dort zusammen mit Carsten, einem seiner Mitbewohner, die Klappleiter herunter. Beim Tragen sackte die Matratze bis zum Boden durch. Davina entschied, sie wolle lieber, sofern es Amos nichts ausmache, neben ihm im Bett schlafen. Sie legte dort die Hand ...
Übrigens hast du 8x "dort" im Text - ja, ich habe ihn mal darauf abgeklappert ("dort", "und" (46x), "war," sind mir aufgefallen) :). Klingt nach nicht viel, ist mir aber ins Auge gestochen, da du meist darauf verzichten könntest.
Sie legte dort die Hand auf seinen Rücken und das war ihm nicht unangenehm, aber er rührte sich nicht.
Vorschlag: Sie legte ihm die Hand auf den Rücken, was ihm nicht unangenehm war, aber er rührte sich nicht.

„Ich stehe auf“, flüsterte er und strich eine Haarsträhne zurück, die ihr auf der Schläfe lag. Wenn sie jetzt aufgewacht wäre, hätte er sie vielleicht geküsst.
Im ersten Moment dachte ich, er streiche sich eine seiner eigenen Strähnen zurück.
Wenn-wäre-hätte finde ich unschön.
Vielleicht: „Ich stehe auf“, flüsterte er und strich ihr eine Haarsträhne zurück. Wäre sie jetzt aufgewacht, hätte er sie vielleicht geküsst.

Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken saßen auf den Balkon, damit sie die anderen nicht störten, und dann brachen sie auf.
Da stimmt was nicht.
Bei der ganzen Konstruktion finde ich das "und" störend.
Vorschlag: Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken, auf den Balkon, damit sie die anderen nicht störten. Dann brachen sie auf.

Aber nicht bis hinauf wollten sie, nur ein Stück in die Landschaft, und gegen Mittag und vor dem möglichen Gewitter zurück. Ihre Sohlenprofile griffen schneidig und herrisch in den Schotter, Kuhglocken schickten einen dünnen Klangteppich durch die Luft, zudem blieb es entgegen der Vorhersage wolkenlos, und so gab es keinen Grund, umzukehren. Allmählich fanden sich die beiden ohne Absicht recht weit oben.
Sie mussten sich entscheiden.
Hm. "und gegen Mittag, und dem möglichen Gewitter" will mir nicht recht gefallen. Wieso denn mögliches Gewitter? Ist es bewölkt? Ah, die Vorhersage. Die würde ich aber davor erwähnen.
Bei den Sohlenprofilen würde ich mich entscheiden, und die Kuhglocken schicken einen Klangteppich? Hm. "Ohne Absicht" finde ich redundant, da sie sich ja kurz darauf entscheiden; wird auch im Kontext klar, meine ich. Wirkt so für den Leser unterstrichen.
Vorschlag (kannst du sicher besser, nur mal ganz spontan):
Aber nicht bis ganz hinauf wollten sie, nur ein Stück in die Landschaft, und gegen Mittag, noch vor dem angekündigten Gewitter, zurück.
Ihre Sohlenprofile griffen schneidig in den Schotter, der Klang nach Kuhglocken hing in der Luft, zudem blieb es wolkenlos. Es gab keinen Grund, umzukehren. Allmählich fanden sich die beiden recht weit oben.
Sie mussten sich entscheiden.

Der Berg war so nah, dass der Weg zum Gipfel als dünne Schnur zu erkennen war.
Die ganze Konstruktion will mir auch nicht so recht gefallen.
Wie wäre es damit (oder ähnlich): Der Weg schlängelte sich wie eine dünne Schnur bis zum Berggipfel hinauf.

Ausgesetzt war es wohl.
Hab' ich nicht kapiert.

Der Bewuchs am Hang ließ immer noch dem Gedanken Raum, man könne aufgehalten werden, selbst wenn man fiele.
Finde ich etwas irritierend, "aufgehalten werden". Dann noch dieses "werden". Hm.
Vielleicht: Der Bewuchs am Hang ließ immer noch dem Gedanken Raum, man stürze nicht ab, selbst wenn man fiele.

Schrofig war es hin und wieder, in solchen Fällen konnte man bergseitig ein Stahlseil zu Hilfe nehmen.
Meintest du "schorfig"? Im Sinne von rissig, zerschunden?

Der Fußpfad wurde bald schmaler.
...
... in solchen Fällen konnte man bergseitig ein Stahlseil zu Hilfe nehmen. Er schaute nicht nach unten, zwang seinen Blick geradewegs auf Davinas Fersen, konnte sich fassen und bald schon balancierte er seine Schritte nicht mehr aus, als ginge er auf einem Seil. Nach einiger Zeit ging er Davina sogar beinahe lässig nach.

Auf einem schmalen Sattel standen sie dann und konnten mit einem Mal

Auch hier könntest du ein wenig darüberbügeln, finde ich.
Vorschlag: Er zwang seinen Blick geradewegs auf Davinas Fersen, schaute nicht nach unten, und schon balancierte er die Schritte nicht mehr aus, als ginge er auf einem Seil. Bald folgte er Davina sogar beinahe lässig nach.

Puh, ich breche hier mal ab; die Zeit verstreicht, erdbeerschorsch, ich schreibe vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt mehr zum Text.
Ich möchte aber nochmals betonen, dass mir die Geschichte sehr gut gefallen hat, einige stilistische Extravaganzen haben mich angesprungen, andererseits macht vieles davon auch einen ganz speziellen Charme aus. Ich wollte dir aber gerne noch mitteilen, dass mich manche Ecken und Kanten doch ein wenig gestört haben beim Lesen. Wobei Ecken und Kanten auch schon wieder zur schorfigen Landschaft deiner Geschichte passen :). Vielleicht hast du das ja auch beabsichtigt.


Vielen Dank fürs Hochladen, erdbeerschorsch, war mir ein Vergnügen!


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi dotslash,

dein wie auch hells Kommentar sind gerade eingetroffen, als ich für ein paar Tage abgetaucht bin. Herzlichen Dank fürs Lesen und deine Vorschläge, die ich zum größten Teil - aber so viele waren es ja gar nicht - umgesetzt habe. "Beim Tragen sackte sie bis zu Boden durch" - da habe ich ein anderes Bild vor Augen, als nur durch "schleifen" gezeigt würde, nämlich dass die Matratze so weich ist, dass sie zwischen den beiden Trägern durchsackt. Am Boden schleifen würde sie ja auch, wenn sie ganz starr wäre und die beiden (oder einer) sie entsprechend zöge. Dass aber zwei tragen, habe ich zur Präzisierung jetzt eingefügt. Eventuell etwas umelegant, aber ich finde, es geht.

Schön übrigens, dass dir das Sperrige auch gefallen konnte, denn zu meinem Unglück mag ich es manchmal sperrig :) Das trifft nicht immer auf Gegenliebe.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

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Hi hell,

auch dir herzlichen Dank fürs Lesen und den ausführlichen Kommentar.

Ich habe keine Ahnung, ob du überhaupt noch Lust auf Textarbeit hast - nach so vielen Kommentaren -, da steckt ja auch schon eine Menge arbeit drin.
Aber weniger Arbeit, als wenn ich das alles für mich alleine herausbekommen müsste :) Ich mache immer gerne weiter, aber es stimmt schon auch, dass ich die Anregungen, die den ganzen Text betreffen - häufiger Gebrauch derselben Wörter beispielsweise - nicht gleich gründlich zupackend durchgehe. So gesehen macht es doch ein bisschen faul, wenn der Text schon länger beackert worden ist ...

Carsten darf gerne weg, finde ich, der spielt ja auch keine Rolle mehr.
Vorschlag: ... schob und zog sie - mit einem seiner Mitbewohner - die Klappleiter herunter.
Die Mitbewohner sind jetzt insgesamt raus. Damit ist zwar auch der Hinweis auf Alter und Lebensumstände der beiden weg, aber das macht sicher nicht so sehr viel aus.

Vorschlag: Sie legte ihm die Hand auf den Rücken, was ihm nicht unangenehm war, aber er rührte sich nicht.
Den Satz hab ich jetzt mal so gelassen, wie er ist. Sonst könnte es ja sein, sie legt ihm die Hand auf den Rücken, während sie ihren Vorschlag macht. Jedenfalls schien mir das nicht eindeutig genug zu sein.

Im ersten Moment dachte ich, er streiche sich eine seiner eigenen Strähnen zurück.
Wenn-wäre-hätte finde ich unschön.
1. ist geändert, 2. geblieben, vorerst, kuck ich mir nochmal an, klingt schon nicht verkehrt, was du da sagst.

Vorschlag: Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken, auf den Balkon, damit sie die anderen nicht störten. Dann brachen sie auf.
Mit Carsten sind auch die anderen rausgeflogen. "Und" ist auch weg, aber weiter Komma statt Punkt, sonst wären wir die beiden Sätze in der Abfolge zu kurz.


"und gegen Mittag, und dem möglichen Gewitter" will mir nicht recht gefallen. Wieso denn mögliches Gewitter? Ist es bewölkt? Ah, die Vorhersage. Die würde ich aber davor erwähnen.
Da hab ich, deiner Anregung folgend, jetzt was versucht.

Bei den Sohlenprofilen würde ich mich entscheiden,
gebongt!
und die Kuhglocken schicken einen Klangteppich?
Tun sie immer noch. Vielleicht nicht ideal, aber da müsste ich länger suchen.

Hm. "Ohne Absicht" finde ich redundant, da sie sich ja kurz darauf entscheiden;
Ist weg, obwohl ich es nicht eindeutig verkehrt finde, zu unterstreichen, dass es nicht auf ewig absichtslos weiter geht.

Ausgesetzt war es wohl
Hab' ich nicht kapiert.
Da geht es dir wie - sagen wir mal - jeder oder jedem zweiten hier. Merkwürdig, dass das Wort so schwer verständlich ist. Kann man nichts machen, hier ändern wäre meinem Empfinden nach ungefähr so, wie wenn man im Fußball auf das Wort "Abseits" verzichtet.

Finde ich etwas irritierend, "aufgehalten werden". Dann noch dieses "werden". Hm.
Vielleicht: Der Bewuchs am Hang ließ immer noch dem Gedanken Raum, man stürze nicht ab, selbst wenn man fiele.
Hab ich trotzdem erst mal gelassen. Wenn man fällt, stürzt man auch ab, würde ich sagen, nur nicht so tief, falls man unterwegs in einer Latschenkiefer hängenbleibt.

Meintest du "schorfig"? Im Sinne von rissig, zerschunden?
Nein, nein, ich meine "schrofig" im Sinne von rissig, zerschunden. :D Ich hab da schon mal einen Link zu einem Bild gepostet, hier kommt noch wikipedia für das zugehörige Hauptwort: https://de.wikipedia.org/wiki/Schrofen
Tja, auch so ein Wort, von dem ich in Kauf nehmen muss, dass das nicht unbedingt allgemeinverständlich ist. Muss bleiben, finde ich.

Vorschlag: Er zwang seinen Blick geradewegs auf Davinas Fersen, schaute nicht nach unten, und schon balancierte er die Schritte nicht mehr aus, als ginge er auf einem Seil. Bald folgte er Davina sogar beinahe lässig nach.
Hab ich behutsam geändert, "bald" ist aber geblieben wie es stand und entsprechend auch "nach einiger Zeit". Es dauert halt ein bisschen, bis Amos sich zusammengerissen hat.

Puh, ich breche hier mal ab;
Schade, der Kommentar hat mir einiges gebracht. Aber es gibt ja Hoffnung:
ich schreibe vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt mehr zum Text.

In diesem Sinne nochmals herzlichen Dank und vielleicht auf bald!
Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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