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Auf halber Höhe ohne Flügel

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07.10.2015
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Auf halber Höhe ohne Flügel

Davina sah auf die Uhr. „Am besten bleibe ich diesmal gleich hier“, sagte sie. Amos musste zugeben, dass das vernünftig klang. Da gebe es doch irgendwo eine Matratze, sagte er. Er fand sie auf dem Speicher, schob und zog sie die Klappleiter herunter. Beim Tragen zu zweit sackte sie bis zum Boden durch. Davina entschied, sie wolle lieber, sofern es Amos nichts ausmache, neben ihm im Bett schlafen. Sie legte dort die Hand auf seinen Rücken und das war ihm nicht unangenehm, aber er rührte sich nicht. Er schlief schlecht, weil er lebhaft vom Glück träumte. Schließlich war er froh, als er von draußen durchs offene Fenster die Rotschwänzchen singen hörte. „Ich stehe auf“, flüsterte er und strich ihr eine Haarsträhne zurück. Wenn sie jetzt aufgewacht wäre, hätte er sie vielleicht geküsst.

Sie frühstückten vor Sonnenaufgang, in ihren Jacken saßen sie auf dem Balkon, dann brachen sie auf. Vom Parkplatz liefen sie geradewegs los.
Die morgendliche Luft stand kühl im Tal. Das Moos am Boden duftete noch feucht. Ein Bach perlte weiß über große Kiesel. Davina kniete auf den runden Steinen und legte die Handflächen aufs Wasser. Ihre Haare leuchteten im Gegenlicht. Das gefiel Amos. Sie tat, als wollte sie sich nicht fotografieren lassen, ließ sich bitten, bevor sie es zuließ. Drei-, vier-, fünfmal drückte Amos auf den Auslöser. Dann rannte Davina auf ihn zu, legte ihm die nasse Hand an den Nacken und schob sie lachend tief zwischen seine Schulterblätter. Das war kalt auf der Haut, so dass er zusammenzuckte. Davina sprang lachend an ihm vorbei die Böschung hinauf.
Überhaupt lachte sie heute viel, zupfte Amos an seiner Lodenjacke, - „Wie aus Opas Zeiten!“ -, stahl ihm die Baseballcap vom Kopf, so dass er ihr nachlaufen und sich die Mütze wieder schnappen musste. Sie lachte über alles, was er heute sagte, über das ganze Gesicht lachte sie und hüpfte um ihn herum.

Eine Karte hatten sie nicht, im Gehen entschieden sie sich, den Wegweisern Richtung Pik Granice zu folgen, um nicht im Kreis zu laufen. Aber nicht bis hinauf wollten sie, nur ein Stück in die Landschaft und früh zurück, denn der Wetterbericht kündigte zum Abend hin Gewitter an. Ihre Sohlenprofile griffen schneidig in den Schotter, Kuhglocken schickten einen dünnen Klangteppich durch die Luft, zudem blieb es entgegen der Vorhersage wolkenlos. Es gab keinen Grund, umzukehren. Allmählich fanden sich die beiden recht weit oben.

Sie mussten sich entscheiden. Zur einen Seite ging es den Granice hinauf. Der Berg stand so nah, dass der Weg zum Gipfel als dünne Schnur zu erkennen war. In seiner harten Flanke standen keine Bäume.
Sie wählten den anderen Weg, der einladender und kaum ansteigend weiter über die Almwiesen führte. Nur dort, nicht den Granice hoch, stand indes ein Schild, das Ungeübte vor dem Weitergehen warnte. „Gut“, sagte Davina, „ungeübt sind wir nicht.“ Amos wollte nicht widersprechen. Er nahm nur eben den Rucksack ab und steckte den Fotoapparat hinein. Anschließend folgte er Davina.

Der Fußpfad wurde bald schmaler. Er zog sich an einem Felsband entlang, seitlich fiel steil die Halde ab, es blieb jedoch leicht zu gehen. Ausgesetzt war es wohl. Abwärts wechselten Gras, Gestrüpp und Stein. Der Bewuchs am Hang ließ immer noch dem Gedanken Raum, man könne aufgehalten werden, selbst wenn man fiele. Schrofig war es hin und wieder, in solchen Fällen konnte man bergseitig ein Stahlseil zu Hilfe nehmen. Er schaute nicht nach unten, zwang seinen Blick geradewegs auf Davinas Fersen, und bald schon balancierte er die Schritte nicht mehr aus, als ginge er auf einem Seil. Nach einiger Zeit ging er Davina sogar beinahe lässig nach.

Auf einem Sattel standen sie dann und konnten mit einem Mal über den Kamm sehen, bis ins Tal auf der anderen Seite hinunter. Dort unten lag dunkel ein See, um den herum die Dächer einzelner Gehöfte prunkten. Im kurzen Gras blühten Disteln. Von den Höfen her bellte ein Hund. Da war sie ganz nah, die sichere Welt, auf der man gehen konnte, wie man wollte, ohne darauf achten zu müssen, wie man die Füße setzte. Gar nicht weit war sie.

Nur wenig voraus verlor sich der Pfad am Ende eines Wiesengrats im Fels. Es ging dort steil nach oben. Lange Eisenstäbe waren in die Wand getrieben. „Klar“, sagte Davina, indem sie mit der ausgestreckten Hand auf den Klettersteig wies, „das Schild.“ Ohne Sicherung ging man da nicht. Hier würden sie umkehren.
Davina griff in den Rucksack, holte Weintrauben heraus, stellte sich vor Amos hin und steckte erst ihm, dann sich selbst eine in den Mund. „Schön hier“, sagte sie beim Kauen, beugte sich vor, und spuckte einen Kern in die Tiefe.
Amos war zufrieden, dass der Pfad endete. Denselben Weg zurück, das war zu schaffen.
So standen sie, plauderten davon, wie es wäre, weiter zu gehen, was hinter den Felsen wohl noch käme, und ließen die Umkehr reifen.
Amos fühlte sich freier. Etwas flau sei ihm heute, gestand er, wahrscheinlich komme es daher, dass er gestern spät und schlecht geschlafen habe. Das war ja nicht falsch.
Ob ihm schwindlig sei, fragte Davina. Er protestierte und wurde einen Augenblick lang mutig, lachte, breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis.
Krähen saßen am Boden, warfen sich wechselweise über den Abgrund, stehend segelten sie mit dem Kopf im Wind, bevor sie wieder landeten. Die Sonne stand jetzt ganz oben und bleichte den Fels.

Dann ging Davina weiter. Erst das kurze Stück bis an die Stelle, wo der Fußpfad durch die eisernen Trittstifte abgelöst wurde. Es sah so aus, als wollte sie dort nur einen Augenblick verweilen, am Beginn des Steigs nippen, und wieder zurück. Sie dachte es selbst. Doch dann ging sie langsam immer weiter. Sie stieg die Stahltreppe hinauf, die Eisenstangen, die aus dem Fels in die Luft und über den Abgrund hinausragten. Amos stand ganz gerade und bewegte sich nicht. Er musste hinsehen: Sie ging da wirklich hoch.
„Du darfst dich nur nicht damit befassen, was alles passieren könnte“, rief sie von oben. „Alles kann passieren.“ Wie eine unfertige Wendeltreppe führte das Gestänge nach Kurzem um den herauskragenden Fels. „I’m Canadian“, rief sie Amos auf den Kopf hinunter zu, wie wenn das eine Erklärung wäre. Sie bog um die Steinwand und war nicht mehr zu sehen.

Amos stand. Der Pfad war an dieser Stelle breiter, die ausgetretenen Spuren fächerten sich zu einer Terrasse auf. Links schützte kniehoch, hüfthoch der Grat, rechts bot eine Zirbelkiefer, deren Wurzeln über die Abbruchkante wuchsen, den Augen Halt. Unten bei den Höfen lag der Alltag. Kein Wille zum Verderben hing in der Luft, niemand lauerte, um Davina zur Strafe für ihren Wagemut hinunterzustoßen. Wie friedlich hier alles ist. Alles friedlich hier, sagte sich Amos. Da stand er nun. Davina kam lange nicht.

Als sie endlich doch wieder um die Felsen bog, strahlte sie. Amos hob die Arme, wie um sie zu sich herzuziehen, als sie sich über die Trittstifte mit den Füßen abwärts tastete. Mit den Augen zog er sie zu sich, ging ihre Bewegungen mit, damit wirklich nichts schiefging. „Huhu“, rief sie, noch bevor sie wieder festen Boden unter sich hatte, und Amos wünschte dringend, sie würde nicht winken. Gleich darauf stand sie bei ihm und erzählte mit glühenden Wangen. Im Nachhinein war es genau so, wie sie sagte: Wenn man wusste, was man tat, war es ohne wirkliche Gefahr. Erst ging es hinter dem Fels weiter auf den Eisenstiften, erzählte sie, danach kam sogar wieder ein Pfad, einer wie dieser hier, „Schwierigkeitsgrad Null“, und danach ging allerdings die Kletterei los, erst eine Leiter, die ging noch, aber dann wäre es zu heikel geworden, trotz Stahlseil an der Seite. Verlockend war es schon. „Aber tabu!“ Davina ging neben Amos, sofern es der schmale Weg zuließ, und plapperte aufgekratzt. Wie man dort oben zwar nicht auf einem Gipfel stand, aber alles sehen konnte. Rundherum Felsen und schroffe Spitzen. Gletscherreste in den Nischen, zum Greifen nah. Einsam mitten im Gebirge war man da, als gäbe es nichts anderes mehr. Großartig war das. Amos hätte mitkommen sollen. Nächstes Mal würde er sicher mitkommen, oder etwa nicht? Er brauche keine Angst zu haben, sie sei nicht leichtsinnig. „Du musst dir das klarmachen: Diese Eisenstäbe brechen nicht plötzlich weg, nur weil es tief nach unten geht.“ Sie lachte: „Die merken das gar nicht. Das musst du dir klarmachen. Das ist die Kunst.“
Amos sah vor sich auf den Weg und sagte nichts.

„Du“, sagte Davina, als die Wiesen um sie herum wieder breit und bequem waren, „das war richtig, dass du da nicht hochgegangen bist.“
Er nickte.
„Weißt du“, sagte sie, „ich bin so normalerweise nicht.“
Er ging vor ihr her und nickte.
Sie sprang zwei Schritte voraus und fasste ihn an der Manschette. „Schau mal“, sagte sie, „das war blöd.“ Sie zog ihn am Arm, dass er anhielt und sah ihm ins Gesicht. Sie hob ihm die Baseballkappe vom Kopf, setzte sie sich selbst auf, das Schild zur Seite, hielt ihr Gesicht mit beiden Händen, schaute Amos von unten her an und schob die Lippen vor. „Ich mach’s nicht wieder.“
„Ist ja okay“, sagte er und holte Luft, als wollte er noch etwas sagen. Er schüttelte den Kopf und winkte ab.
„Bergsteigerjacke“, grinste sie, und rupfte am Revers, um etwas von ihm zu spüren, seinen Körper, wie er ihn einsetzte, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kippen. Er grinste ganz wie sie, stand aber nur da, nahm sich seine Kappe nicht wieder, so dass sie mit ihm darum hätte ringen können, nahm nicht ihre Hände. Stand nur da, so wie er auch vorhin nur dagestanden hatte, als sie dort oben wieder um den Fels gekommen war, sie nicht erleichtert in seine Arme genommen hatte, nicht in die Knie gegangen war, vor Freude, dass ihr nichts geschehen war, ihr nicht gesagt hatte, wie mutig sie sei, ihr nicht gesagt hatte, dass er sie liebte.
„Angst hast du gehabt, stimmt’s?“, sagte sie. Er schaute nach unten, dann huschte sein Blick über ihr Gesicht und an ihr vorbei. Verwundbar wie ein Kind erschien er ihr, das man dafür im Arm halten und an sich drücken will. Sie ließ ihn los. Wieder ging er voraus.
„Bergsteiger“, sagte sie und stach ihm mit dem Finger in die Seite. „Almöhi-Jacke.“

Sie waren fast ganz unten. Der Wirtschaftsweg, auf dem sie gingen, war jetzt asphaltiert. Davina fand Kiesel am Wegrand, die sie Amos einzeln hinterherwarf. Sie versuchte, ihn mit den Steinchen hinter dem Ohr zu treffen, so dass er den Kopf einzog. Er wehrte sich auch jetzt nicht.

„Ich mach das nicht mehr, okay?“, sagte sie, als sie wieder im Auto saßen. „Wir machen das nicht mehr. Zufrieden?“ Amos fiel nicht ein, wie er widersprechen konnte.
Sie wolle übrigens nicht mehr mit zu ihm, sagte sie. Am Wagnerplatz könne er sie rauslassen, sie nehme die Bahn. „Nein“, sagte er. „Doch“, sagte sie und schaute mit zusammengekniffenen Augen zu ihm herüber.

Als sie ausstieg, drehte sie sich nicht mehr zu ihm um. An der Kreuzung musste sie warten. Amos legte die Hand an den Türgriff, da sprang die Ampel auf Grün. Schnell stieß er die Tür auf und spürte hart den Ruck des Sicherheitsgurts vor seiner Brust. Er ließ sich wieder in den Sitz fallen und sah durch die offene Tür Davina nach, die auf der anderen Straßenseite die Rolltreppe betrat. Sie hatte noch immer seine Basecap auf, die sah er zuletzt.

 

Liebe barnhelm,

ich sehe deine feinen kritischen Kommentare immer gerne, unter anderen Texten, aber am liebsten natürlich unter meinen. Und in diesem Fall hat es erste Früchte getragen, dass du mich gewissermaßen in die Pflicht nimmst, denn zumindest die oben hier und da angekündigten Überlegungen, auch wenn das nur wenige waren, habe ich angestellt und entsprechend ein paar Details geändert. (Die Sonne, die langsam über die Hügel steigt, war allerdings gestern schon weg.)

Aber es ist dein Text und wenn du das Wörtchen ‚nippen’ als Ersatz für ‚wippen’ wählst und beibehältst, dann muss ich als Leser das so schlucken, auch wenn ich jedes Mal wieder darüber stolpere.
Dazu gibt's zweierlei zu sagen. Erst zum Wort: "Wippen" als Ersatz würde nicht so gut passen, die Stangen sind ja fest. Dieses "Nippen" wäre übrigens ein Wort, das ich gerne wieder austauschen würde, aber mir ist noch nichts Zufriedenstellendes eingefallen. Zwischendurch stand da im Entwurf mal "tasten", das hat mir aber nicht besser gefallen. Vielleicht wäre etwas Konkreteres möglich, so wie - mal ins Unreine formuliert: Um auszuprobieren, wie es sich anfühlt, auf so einem Trittstift zu stehen.
Und dann zweitens: Mein Text ist das nur noch zum Teil, vielleicht zum größeren, aber ich möchte ihn natürlich schon gerne ein Stück weit abgeben, wenn ich ihn hier einstelle. Dabei ist es trotzdem nicht ausgeschossen, dass ich absichtlich Stolpersteine auslege und stehen lasse, in diesem Fall war das aber nicht so.

Hier, so finde ich, hat der Autor es sich ein wenig leicht gemacht, indem er diese lange Nacht mit ihrem Schweben zwischen Fantasie und Realität so einfach und fast lapidar mit ‚lebhaft vom Glück träumen’ abhandelt. Du gibst damit das, was wirklich in Amos vor sich geht, in die Hand des Lesers und überlässt es seiner Vorstellung und Fantasie.
Ein schwieriger Punkt. Du bist aber auch fies: Jetzt hätte ich dir so gerne bewiesen, dass ich kühl und ohne Furcht in meine Texte eingreife, und du suchst dir eine Stelle aus, die mich doch wider zum Parieren verführt. Das Knifflige dabei ist, dass ich diese Einschätzung: "Du gibst damit das, was wirklich in Amos vor sich geht, in die Hand des Lesers und überlässt es seiner Vorstellung und Fantasie" fast als Zuspruch lese. Das finde ich eigentlich gut, der Fantasie des Lesers Freiräume zu lassen. Aber natürlich sehe ich deinen Punkt, wenn ich alles der Fantasie des Lesers überlassen wollte, dann müsste ich ein weißes Blatt zum Selbst-Ausfüllen posten. Das Schwierige ist dann wahrscheinlich, wie so oft, die richtige Balance.

direkt auf der Haut [wieso hier Dativ nach 'legen auf' bzw. ‚schieben auf’?]
Gute Frage, auf die ich die Antwort nicht weiß. Ich versuch mal zu umschreiben, wie ich mir das gedacht habe: Sie hat ja die Hand schon direkt auf der Haut liegen, am Nacken nämlich, und schiebt sie dann, weiterhin direkt auf der Haut, zwischen die Schulterblätter. Aber so ganz astrein finde ich die Erklärung selbst auch nicht.

Wann und wo spielt diese Szene am dahinperlenden Bach? Nach dem gemeinsamen Frühstück? Dann müsstest du sie vielleicht ein bisschen klarer einordnen. Und für mich passt dann auch das ‚zügig’ und das 'geradewegs' nicht so recht. Du wirst es mir sicher erklären können.
Ja, wie es gemeint war, kann ich dir erklären. Nur leider noch nicht genau, wie ich das löse. Gemeint war es ganz einfach: Der Bach kommt, nachdem sie eine Weile lang gelaufen sind. Die Sonne ist schon aufgegangen, aber noch nicht richtig über die Bergkette gekrochen. Das ist ja jetzt weg, vielleicht hilft das schon. Zügig aufbrechen - brauche ich jetzt eigentlich nicht mehr. Das war unter anderem dazu da, um abzusichern, dass die Sonne nicht schon zu weit oben ist, wenn Davina am Bach sitzt. Vielleicht nehme ich das raus.

Herzlichen Dank für's zweimalige Lesen und für deinen Widerstand gegen meine Bemühungen, dich einzulullen.

Und bei allem Parieren will ich nicht vergessen, mich noch herzlich darüber zu freuen, dass dir die Geschichte im Ganzen gut gefallen hat.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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„Du darfst dich nur nicht damit befassen, was alles passieren könnte“, rief sie zu ihm hinunter. „Alles kann passieren.“
Mann, in die Kleine könnt ich mich glatt verlieben …

erdbeerschorsch schrieb:
Vielleicht wird's ja doch noch was mit den beiden.
Vergiss es, erdbeerschorsch, das wird nix mehr, definitiv nicht. Der Typ hatte seine Chance, und er hat‘s vermasselt. Der sieht Davina nie wieder, hundertpro, so leid's mir tut, da gibt’s nichts zu beschönigen. Ich mein, hör ihm doch nur mal zu:

… und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war.

Bedrohlich war nicht die Höhe, sondern das Unbekannte.

Oh Mann! Wie alt ist der? Was erwartet sich der vom Leben außer einem Bausparvertrag und einem leistbaren Leasingwagen?
You can't be wise and love at the same time”, sang schon :huldig: Bob Dylan, aber vermutlich hört dieser Amos auch die falsche Musik. Würde mich nicht wundern.
Und mich würde auch nicht wundern, wenn er dann in seinem späteren Leben manchmal - also nicht oft, aber doch ab und zu einmal, also immer dann zum Beispiel, wenn ihn seine vernünftige, lebenstüchtige, darüber hinaus allerdings schrecklich langweilige Ehefrau ans überfällige Rasenmähen erinnert oder ans Innenraum-Staubsaugen des Familien-SUVs - also dass er dann gehörig mit den Zähnen knirscht, weil er an das Wunder denken muss, an jenes Wunder, das ihm einstens begegnete und das er vorübergehen ließ, und daran, ob er mit diesem Wunder nicht vielleicht die wirkliche, die wahre, die wahrhaftige Liebe seines Lebens verloren hat, nur weil er ihr damals

… nicht gesagt hatte, dass er sie liebte,

... als es drauf ankam, der blöde arme Hund.

Wohingegen ich mir um Davina keine Sorgen mache. Die wird diesen Langeweiler dieses Traummännlein nach ein paar Wochen vergessen haben, trau ich mich wetten, die hat so dermaßen und augenscheinlich Größeres im Sinn, also die lässt sich vom Leben nicht so mir nix dir nix verarschen, usw. ...


Verdammt, erdbeerschorsch, merkst du’s, wie mich dein Text aufwühlt? Kein Witz. Tatsächlich schreib ich diesen Kommentar momentan im Stehen, raufe mir dazwischen immer wieder mal die Haare und rauche eine Zigarette nach der anderen. Einfach deshalb, weil da so viele weitere mögliche Geschichten in dieser Geschichte stecken, du erzählst mir hier ja nicht nur von einer missglückten kleinen Romanze, sondern beinahe zwei Lebensgeschichten quasi, bzw. formen sich diese konjekturalen Lebensgeschichten wie von selbst in meinem Kopf ...
Na klar, ist dieses klassische „Was wäre, wenn …“-Thema, dieses „Hätte ich, verdammt noch mal, damals doch nur …“ usw., und klar, so was braucht man als Autor im Grunde nicht bis ins Letzte ausarbeiten, da kann man an jeder x-beliebigen Stelle aussteigen, weil sich der Leser da ganz automatisch seine eigene Version weiterspinnt …

Verdammt, ich hör jetzt einfach auf zu spinnen. :drool:

Was ich eigentlich sagen wollte, erdbeerschorsch:
Die Geschichte ist ein ungemein schöner, ein bisschen wehmütig machender Denk- und Träumanstoß. Eine wahnsinnig schöne Geschichte einfach. Und toll geschrieben.

Mist! Zur Stilistik wollte ich dir ja auch noch so einiges sagen …
Egal. Das mach ich morgen, wenn ich wieder ernst bin. Oder übermorgen.

offshore

Okay, ein bisschen was (Orthografisches) bekommst du jetzt schon:

Drei, vier, fünf mal drückte Amos auf den Auslöser.
fünfmal gehört auf jeden Fall zusammengeschrieben.
(Und strenggenommen müsstest du dann natürlich „Drei-, vier-, fünfmal“ schreiben.)

„Ist ja o.k.“, sagte er,
„Ich mach das nicht mehr, o.k.?“, sagte sie,
Auch wenn Friedel diese Schreibweise empfiehlt, in literarischen Texten (und da insbesonders bei wörtlicher Rede) fände ich „okay“ angemessener.

 

Hallo erdbeerschorsch,

sorry, :shy: jetzt fang ich auch noch an, in deinem Thread blöde Fragen zu stellen:
Die Erzählperspektive in dieser Geschichte, ist das einfach ein allwissender Erzähler? Sicher hast du dir dazu Gedanken gemacht.
Beim Lesen habe ich das Gefühl, dass Amos' Perspektive überwiegt.
Aber da sind auch Sachen aus Davinas Perspektive drin, etwa "verwundbar wie ein Kind erschien er ihr".
Und dann auch Sachen wie aus einer allwissenden Perspektive, etwa "Am schlimmsten war, dass er sich auch jetzt nicht wehrte."
"Kein Wille zum Verderben hing in der Luft, niemand lauerte, um Davina zur Strafe für ihren Wagemut hinunterzustoßen." Denkt das der Amos?
Was Davina denkt, darüber erfahr ich nicht viel.
Na ja, die denkt ja auch nicht, die lebt nur. Hüstel. Hab ich schon gesagt, dass ich enttäuscht war, als sie wieder hinter dem Felsen hervorkam? Hätte ja auch abstürzen können, die Gute. :Pfeif:

LG, Anne

 

Lieber ernst offshore,

was für ein schöner Kommentar! Allein für diesen Satz:

Und mich würde auch nicht wundern, wenn er dann in seinem späteren Leben manchmal - also nicht oft, aber doch ab und zu einmal, also immer dann zum Beispiel, wenn ihn seine vernünftige, lebenstüchtige, darüber hinaus allerdings schrecklich langweilige Ehefrau ans überfällige Rasenmähen erinnert oder ans Innenraum-Staubsaugen des Familien-SUVs - also dass er dann gehörig mit den Zähnen knirscht, weil er an das Wunder denken muss, an jenes Wunder, das ihm einstens begegnete und das er vorübergehen ließ, und daran, ob er mit diesem Wunder nicht vielleicht die wirkliche, die wahre, die wahrhaftige Liebe seines Lebens verloren hat, nur weil er ihr damals

… nicht gesagt hatte, dass er sie liebte,
... als es drauf ankam, der blöde arme Hund.

hat sich die Geschichte gelohnt. Mehr sag ich mal gar nicht dazu, ich will mich nicht drücken, aber es fällt mir im besten Sinn nicht mehr ein, jedenfalls nichts, womit ich den Eindruck, den mir deine Worte machen, nicht zerreden würde.

Einstweilen folge ich nur deinem Vorschlag:

in literarischen Texten (und da insbesonders bei wörtlicher Rede) fände ich „okay“ angemessener.
- alleine schon als klitzekleine Geste des Danks.

Besten Gruß
erdbberschorsch

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Hi Anne49,

sorry, :shy: jetzt fang ich auch noch an, in deinem Thread blöde Fragen zu stellen
Nur zu. Ich kann dir deine Frage allerdings gar nicht ganz klar beantworten. Ich könnte jetzt kokett sein und behaupten, mich interessierten solche Einteilungen nicht. Aber das stimmt nicht und du hast schon recht, ich habe mir darüber Gedanken gemacht, also darüber, ob die Uneindeutigkeit in der Perspektive bzw. ihr Wechsel vertretbar sind. Ein Stück weit sind die jeweiligen Erzählperspektiven ja alle künstlich oder sogar gelogen, deswegen gefällt es mir grundsätzlich schon, damit zu spielen. Hier konnte ich das gar nicht vermeiden, weil ich da Gefühl hatte, dass ich Davinas Perpektive an einzelnen Stellen brauche. Ich habe nur versucht, das so unauffällig zu machen, wie es mir möglich war. Manche haben sich trotzdem etwas daran gestoßen, und das ist gut, denn dann hab ich was zum Knobeln ...

Also, was ist das jetzt für eine Perspektive? Der Erzähler offenbart zwar keine Wissenslücken, aber ein richtiger allwissender Erzähler ist er wohl trotzdem nicht. Dazu müsste er wahrscheinlich mehr mit seinem Wissen prahlen.

Die von dir herausgegriffenen Zitate lassen sich jedenfalls der Perspektive einer der beiden zuordnen: "Am schlimmsten war, dass er sich auch jetzt nicht wehrte." - Das empfindet Davina.

"Kein Wille zum Verderben hing in der Luft, niemand lauerte, um Davina zur Strafe für ihren Wagemut hinunterzustoßen."

Denkt das der Amos?
Ja.

Hab ich schon gesagt, dass ich enttäuscht war, als sie wieder hinter dem Felsen hervorkam? Hätte ja auch abstürzen können, die Gute.
Die Arme! Wie kannst du ihr das wünschen! :sconf:

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Hallo erdbeerschorsch,

zwei Dinge haben mich bisher zögern lassen, deine schöne Geschichte zu kommentieren.

Erstens gehöre ich zu denen, die Texte aus der Vogelperspektive betrachten, erstmal alles lesen (oder auch abbrechen) und dann relativ schnell ihr Urteil fällen. Im Zentrum stehen für mich der Plot und der Gesamteindruck.

Nun sehe ich aber, wie akribisch du selbst andere Texte unter die Lupe nimmst und, so scheint es mir, recht erfreut Verbesserungsvorschläge entgegennimmst, wenn du sie auch nicht immer übernimmst;). Ich selber schlage nur ganz selten Verbesserungen vor, meist beziehen sie sich auf den Inhalt. Also weiß ich nicht, ob ein einfaches Lob dir gefällt. Wie oben gesagt, für mich ist es eine schöne Geschichte. Personen und Landschaft korrespondieren wunderbar. Und sie hat ein offenes Ende.

Zweitens ist mir Amos, anders als einigen Lesern hier, nicht als ein Versager, ein Tölpel vorgekommen, der es nicht schafft, dass Davina den Rock fallen lässt maria.meerhaba Man könnte ja mal die Rollenverteilung umkehren, und Davina, die taffe Frau, erobert sich den Mann. Vielleicht merkt sie nach dem soundsovielten immer gleichen Abenteuer, mit den immer gleichen Draufgängern (!), dass ihr da ein schlafender Prinz vor die Füße gefallen ist. Es muss ja nicht hundert Jahre dauern. Immerhin hat sie einen Talisman, das Basecap, der sie leiten kann. Ist halt mit mehr Mühe verbunden.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo erdbeerschorsch,
nur ganz kurz: Danke dir für deine Einsichten zum Thema Perspektive!
LG, Anne

 

Hej erdbeerschorsch nochmal,

Nee, auch beim erneuten Lesen geht von Zauber nichts verloren, außer dass es faszinierend ist, eine schöne Geschichte vom Scheitern zu lesen, ohne Enttäuschung, Schadenfreude oder etwas anderes Negatives zu empfinden. Nur eben: c'est la vie.

Leuchteten gold wie eine Krone"? Ja, das ginge. Ich hatte halt die Vorstellung von einer Art Corona, nur eben mit Haaren, warte,
so ungefähr, oder so. Vielleicht fällt mir noch etwas unmissverständlicheres ein.

:) das ist echt schwer zu beschreiben. Mich erinnert es eher an einen Heiligenschein als an eine Krone, etwas verklärt könnte er sie auch sehen. Insgeheim.

Spielt die Geschichte eigentlich in Polen ? Wegen des Berges?

Lieber Gruß, Kanji

 

Hi maria.meerhaba,

Hmmm, ich glaube nicht, das wir je Geschichtenfreunde werden.
Tja, man weiß es nicht. Ich hab dir ja mal was zu dieser Geschichte geschrieben: Leben und Sterben in Istanbul, und das ist hier immer noch einer meiner Favoriten. Und gerade sehe ich, dass ich "Syrer raus" gar nie kommentiert habe, dabei hat die Geschicht womöglich bei der einen oder anderen Abstimmung schon mal die eine oder andere Stimme von mir bekommen (aber wenn es so wäre, würde ich es nicht verraten, weil ich Abstimmungen streng geheim halte).
ABER: Jetzt schreibst du dauernd, dass du dir eigentlich nur noch Horrorgeschichten ausdenken willst, und das erleichtert mich, denn dann bleibt es wechselseitig kompliziert zwischen uns, weil Horror gar nichts für mich ist. Der einzige Ort, an dem ich manchmal Horrorgeschichten lese, ist dieses Forum.

Jedenfalls werde ich versuchen, dich öfter zu quälen, wenn ich mir damit solche Kommentare verdienen kann. Ich habe mich gut unterhalten und ganz besonders köstlich an der Passage erfreut, die hierauf

aber andererseits gebe ich mir doch gerne Recht
folgt.

Herzlichen Dank für's Vorbeischauen und besten Gruß
erdbeerschorsch

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Liebe wieselmaus,

ich nehme sehr gerne jedes Lob, da bin ich nicht wählerisch. Ich kommentiere selbst einfach immer so, wie es mir am leichtesten fällt. Und weil ich oft nicht so schnell einen Blick aus der Vogelperspektive bei der Hand habe, nehme ich einfach die Einzelstellen unter die Lupe. Der eine so, der andere so, und alles zusammen ergibt dann ein großes schillerndes Bild.

Vom dankend eingestrichenen Lob abgesehen wäre es aber ernsthaft um deine Lesart schade gewesen, wenn sie hier nicht vertreten gewesen wäre. Der eine oder andere konnten sich bisher vielleicht auch schon leicht für Amos erwärmen, aber so deutlich ist er noch nicht verteidigt worden. Das hört er sicher gern.
(Vielleicht kann er unter dieser Prämisse aber auch wiederum froh sein, dass es nichts geworden ist, wer weiß, ob ihm Davina nicht doch davongesprungen wäre, auch wenn sie das dann womöglich ein Leben lang bedauert hätte.)

Immerhin hat sie einen Talisman, das Basecap, der sie leiten kann.
Ja, genau, hat sie absichtlich behalten. Also, wer weiß!

Herzlichen Dank und besten Gruß
erdbeerschorsch

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Liebe Kanji,

Heiligenschein - wäre auch was. Aber das traue ich mich wahrscheinlich nicht, das ist schon sehr hoch gegriffen. Diadem? Vielleicht geht das.

Die Geschichte spielt - wo du möchtest :) Irgendwie ist mir der Name des Berges so eingefallen. Klar, man muss an eine slawischsprachige Umgebung denken, und ich habe mir schon überlegt, ob das aufgehen kann. Soll heißen: einen finnisch klingenden Namen hätte ich nicht genommen, da tut sich die Vorstellung dann doch zu schwer, einen Klettersteig hinzuverpflanzen. Polen dürfte gebirgig genug sein. Ich habe mir eher den Balkan vorgestellt. Inwieweit da Klettersteige ausgebaut sind, weiß ich allerdings nicht. Und der Wagnerplatz - beamt das Ganze dann wieder eher in Deutschsprachige Gefilde. Sei's drum. (Die Partnerstadt des Orts ist halt Bayreuth :rolleyes: )

Besten Gruß
erdbeerschorsch

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Und wo ich gerade dabei bin: Herzlichen Dank auch schnell an Anne49 für den Dank.

 

Lieber erdbeerschorsch,

verzeih mir meine Penetranz, aber mir geht da nicht aus dem Kopf. Ich möchte sie so schön wie möglich.

"Ihre Haare schimmerten im Gegenlicht wir der Leuchtkranz einer Lichterkönigin."

Vielleicht kannst du das ja noch verarbeiten. Es ist selbstverständlich auch okay wie es ist, wollte,nur nichts unversucht lassen.

Gute Nacht, Kanji

 
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Kanji

"Einer Aureole gleich umflorte güldnes Haar ihr Haupt."

:Pfeif:

 
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sorry, off-topic

Liebster ernst offshore

"Enzo, ich lach mich seit Stunden platt."
"Wieso'n das, Vitja?"
"Der Enrst, weißt du, der offshore..." (Vitja wird von peitschenartigem Lachen umflort)
"Sag schon, mach's nicht so spannend."
"Also der offshore, der... ich kann's echt nicht sagen." Vitja fällt vom Stuhl, kugelt sich lachend auf dem Boden, während Heinrich mit einigen spirituellen Getränken an dern Tisch tritt und sagt:
"Tarot, der will jetzt Kartenleger werden, der Ernst."
"Was, erst die Literatenscheiße und jetzt das. Mann, Mann, Mann."
"Egal: Prost."

https://books.google.de/books?id=R3srBgAAQBAJ&pg=PA79&lpg=PA79&dq=einer+aureole+gleich&source=bl&ots=52SSgKsiWH&sig=IXM1K8_-Mgq-TyM_RILLqAC8a70&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwigzZ3Oo8jUAhWJaVAKHebSBHcQ6AEIMTAC#v=onepage&q=einer%20aureole%20gleich&f=false

:anstoss::herz:

 

Liebe Kanji (plus diverser Anhang),

nachdem ich mich zwischen Diadem, Leuchtkranz, Aureole und der ursprünglichen Krone nicht entscheiden konnte, ist mir etwas aufgefallen: Ein Vergleich soll die Situation ja möglichst anschaulicher machen. Wenn ich nun alle Möglichkeiten durchzutesten versuche, scheint mir, dass man entweder schon ein Bild von der Gegenlichtsituation vor Augen hat, oder es andernfalls durch den Zusatz auch nicht bekommt. Demnach dürfte es das Beste sein, das Gegenlicht für sich sprechen zu lassen. Man muss ja nicht genau dieses Bild vor Augen haben, nur weil ich das so hatte. Wisst ihr was: ich probier das mal aus.

Ach, und noch was ist mir aufgefallen: Polen und Balkan geht beides nicht, weil Davina da oben Gletscherreste sieht. Vielleicht sollte ich den Berg doch umbenennen, um nicht unnötige Irritationen herauszufordern ...

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber erdbeerschorsch,

na klar! Die Haare befinden sich ja nun mal auf dem Kopf und Gegenlicht "sieht" jeder, was gemeint ist. Und es klingt nicht so romantisch, gäh ernst offshore? ;)

Entschuldige noch mal, schorsch, dass ich das so unnötig kompliziert gemacht habe und vielen Dank für deine Geduld. :kuss:

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Erdbeerschorch,

also für mich hat es eine Zeit gebraucht, bis mich die Geschichte eingefangen hat. Hätte ich weniger Muße gehabt, hätte ich es vermutlich nicht über den ersten Absatz geschafft. Der ist in meinen Augen der am wenigsten gelungene des ganzen Textes.

Die morgendliche Luft stand kühl im Tal. Der moosige Boden duftete noch feucht. Ein Bach perlte weiß über große Kiesel. Davina kniete auf den runden Steinen und legte die Handflächen aufs Wasser.
,
Also wenn das kein Overkill ist, dann weiß ich auch nicht weiter.
Erstaunlich, weil du es im weiteren Verlauf vermeidest, derart geblümt zu kommen.

Der zweite Absatz, der ist im Vergleich sowas von gut:

Überhaupt lachte Davina heute viel, zupfte Amos an seiner Lodenjacke, - „Wie aus Opas Zeiten!“ -, stahl ihm die Baseballcap vom Kopf, so dass er ihr nachlaufen und sich die Mütze wieder schnappen musste. Sie lachte über alles, was er heute sagte, über das ganze Gesicht lachte sie und hüpfte um ihn herum.
und ganz ohne diese Füllsel kommt er aus.

Nächster Absatz holpert dann für mich wieder. Also dieser Satz:

hatte Davina gestern beim Abendessen bei ihm in der WG gesagt, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war
das klingt einfach nicht.

Aber dann greift er, der Zauber, der zwischen den Zeilen knistert. Wie passend, sind sie jetzt aus der Enge heraus, als atme der Text selbst die Weite der Umgebung, traue sich selbst mehr zu.

Dass ich dennoch nicht der ideale Leser bin für diesen Text merke ich wieder am Ende. Also ich finde das unbefriedigend. Auf einer Ebene schon ein Kunstgriff, das derart weit offen zu lassen, aber mir fehlt da noch ein Stück Reibung. Um den Armen wirklich schütteln zu wollen, bleibt er mir zu wenig greifbar.

Irritiert hat mich der letzte Satz. Die Cap. Hm. Kann man machen, mich irritiert es, fände sächlich stimmiger.

So viel zu meinen Gedanken :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi weltenläufer,

freut mich, dass du bei mir vorbeischaust!

Die morgendliche Luft stand kühl im Tal. Der moosige Boden duftete noch feucht. Ein Bach perlte weiß über große Kiesel. Davina kniete auf den runden Steinen und legte die Handflächen aufs Wasser.
Also wenn das kein Overkill ist, dann weiß ich auch nicht weiter.
Na, da ginge schon noch mehr: Die frische morgendliche Frühsommerluft stand still und kühl im von sanften Hügeln vor schroffen Gipfeln gerahmten Tal ... usw.
Aber dir ist es halt zu viel, und dagegen kann ich gar nichts sagen.
Overkill wäre für mich vor allem dann, wenn die Eigenschaften für das Bild keine Funktion haben. In diesem Fall, glaube ich, haben sie aber eine. "Die Luft stand im Tal" beispielsweise sagt nicht dasselbe nur schlanker aus, selbst "die Luft stand kühl im Tal" nicht, weil es dann Winter sein könnte, und die Variante "Die Luft stand noch kühl im Tal" wäre sicher ganz gut möglich, dann müsste ich nur, was ich als Adjektiv einspare, als Adverb wieder einsetzen. ("Am Morgen stand die Luft noch kühl im Tal" -- vielleicht wär's das.) Für den Rest würde ich Ähnliches geltend machen: Auf runden Steinen sitzt es sich gemütlicher als auf eckigen usw. Ich gehe jetzt nicht alles durch, sparen (und besser) geht immer, das kann ich unterm Strich eh nicht wegdiskutieren. Und wenn ich auch jetzt sofort nichts ändere, kann es sehr gut sein, dass ich eines nahen Tages still und heimlich noch auf deinen Einwand reagiere.

Hallo Erdbeerschorch,
Nächster Absatz holpert dann für mich wieder. Also dieser Satz:
hatte Davina gestern beim Abendessen bei ihm in der WG gesagt, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war
das klingt einfach nicht.
Ja, schnell ändern. Danke!

Und nun, damit das nicht untergeht, noch einen herzlichen Dank für die schönen Worte, die du für mich übrig hast!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi erdbeerschorsch!

Erst mal Herzlichen Glückwunsch zur Empfehlung deiner Story! Sie ist gut geschrieben. Schade nur, dass diese kanadische Bergsteiger-Tussi nicht in die Tiefe gestürzt und an nem Granitfelsen zersplattert ist - mit sowas habe ich gerechnet!:D

Wie gesagt - die Story war handwerklich sehr gut. Ich fand es auch angenehm, dass du so viele Absätze eingebaut hast. Denn so konnte ich immer wieder mal eine kleine Lesepause machen, weil ich die Handlung stellenweise ein wenig zäh fand. Nein - nicht weil das ganze nicht in einem Blutbad geendet ist!!! Ich fand die Beschreibungen nur irgendwann ein wenig zu viel und die Odyssee den Berg da rauf zu ausufernd.

Was mir aber wirklich am meisten auf die Ketten ging, das war dieser WG-wohnenden, Lodenklamotten tragende Weichei-Saftsack. Super Charakterisierung von dir - ohne Witz! Die Figur ist dir sehr gut, lebendig und plastisch gelungen - bis hin zu seinem biblischen Namen - irgendwie passt der zu ihm!!! (Sorry an jeden "Amos", der das jetzt liest!!) Ehrlich, der Typ war/ist/bleibt mir grundsolide unsympathisch.

Angefangen von seinem verklemmten Rumgehampel, wenn er das Mädel schon neben sich im Bett liegen hat! Ok, er braucht ja nicht gleich sabbernd über sie herzufallen!! Aber ich hatte echt das Bild vor Augen, wie er sich total verklemmt an die Wand gedrückt und in seine Decke gerollt hat, um sie ja nicht zu berühren! Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Weichei!

Dann die Nummer mit der Wanderung den Berg rauf. Na gut, vielleicht hat er ja Akrophobie, oder Agoraphobie, oder ein Kindheitstrauma, oder oder oder! Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Weichei!

Weiter gehts mit dem Abstieg - im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht wurde er sich durch die Kletterpartie der Kanadierin seiner eigenen Erbärmlichkeit bewusst, oder vielleicht war er immer noch traumatisiert vor Angst von der Vorstellung, ihr könnte etwas passiert sein, oder vielleicht hat er sich auch für seine Vorsicht geschämt. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Weichei!

Und dann das Ende - auch das im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat sie verprellt, oder sie hat gemerkt, dass er seine Eier wohl auf dem Balkon seiner Wg liegengelassen hat, oder sie hat erkannt, dass in den "Opa-Klamotten" auch ein Opa drinsteckte.
Und ihm ist es selbst dann nicht geglückt, sie zu halten, nachdem er festgestellt hat, dass er sie liebt und sie ihm ungefähr tausendmal versprochen hat, sowas nicht nochmal zu machen!

Grundgütiger-Jesus-Christus-auf-Gummikrücken: was für ein WEICHEI!!!

Schön, dass die Kanadierin ihm nen Tritt gegeben hat - so, wie die ohne größere Scham in fremde Betten hopst, wird sie sicher schnell nen anderen Bettwärmer finden.

Und Amos kann sich ja in seiner Singles-mit-Komplexen-Selbsthilfegruppe bei ner Tasse Fencheltee die Augen darüber ausheulen, wie schlecht und ungerecht die Welt ist und am Saum seines ausgeleierten "Stop-Torture"-Amnesty-International-Sweatshirts zupfen, während die Gruppenleiterin, der schwarze Beinhaare durch ihre Wollstrumpfhose sprießen, ihm verständnisvoll und aufmunternd zunickt.

Wie gesagt, Schorsch, du alte Erdbeere - eine gute, sehr eloquent und lebendig geschriebene Geschichte mit schönen Landschaftsbildern und einer glaubwürdigen, authentischen Figurengestaltung!

Ich hol mir jetzt nen Bier - verdammte Hitze!

Cheers vom EISENMANN:bier:

 

Hallo Erdbeerschorsch,

"Die Nacht im Freien" war die erste Geschichte, die ich in diesem Forum gelesen habe und ich bin überhaupt nicht mit ihr klargekommen. Den Stil habe ich als verschwurbelt empfunden.

Bei "Auf halber Höhe..." ist dein Stil gar nicht viel anders, dennoch empfinde ich ihn als eigen und angenehm. Was vorher verkünstelt wirkte, wirkt nun kunstvoll.

Ich frage mich, woran das liegen mag. Vielleicht liegt es daran, dass ich deinen Willen zum Stil deutlich spüre. Es gibt Schriftsteller, da merkt man beim lesen gar nicht, dass man etwas Geschriebenes konsumiert, weil man die Worte einfach mit der Geschichte einatmet. Das ist bei dir nicht so. Überall sind Worte und Formulierungen, die den Leser anstupsen und ihn dazu zwingen, sich zu entscheiden, ob er sie mag oder nicht.

Bei "Die Nacht im Freien" war mir wahrscheinlich die Geschichte zu diffus und da haben die eigenwilligen Stellen eher den Eindruck von Unvermögen, die Erzählung auf den Punkt zu bringen, hinterlassen.

Hier sehe ich die Geschichte, die Protagonisten und ihren Weg (die Wanderung und ihre innere Bewegung) deutlich vor mir und so kann ich die eigenwilligen Stellen von einem sicheren Standpunkt aus, in Ruhe überprüfen und meist für gut befinden.

Ich glaube, für mich funktioniert dein Stil nur in einer klaren und deutlichen Geschichte.

Und da das hier der Fall ist, bin ich dem Schicksal der beiden gespannt gefolgt und habe deinen Stil genossen.

Viele Grüße

Odysseus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Eisenmann,

schön, dass du vorbeischaust. Deine Komplimente streiche ich gerne ein. Dass die Story nicht zu den rasantesten gehört, muss ich als Urteil wohl schlucken.

Aber der arme Amos! Dem zeig ich das lieber nicht, was du über ihn denkst.
Davina hingegen frag ich mal, ob sie mir nicht ihre Tagebücher leiht. Denn wenn ich das lese:

so, wie die ohne größere Scham in fremde Betten hopst, wird sie sicher schnell nen anderen Bettwärmer finden.
formt sich in Verbindung mit dem Titel deiner aktuellen Lektüre doch glatt die Idee, eine Serie über Davinas erotische Abenteuer zu starten. Da wird dann auch nicht mehr gewandert, versprochen! Oder höchstens ganz kurz. :Pfeif:

Besten Gruß
erdbeerschorsch


----------------

Hi Odysseus,

freut mich, dass es dir unterm Strich gefallen hat. Schön auch, dass ich gleich zu zwei Geschichten etwas gesagt bekomme. Da werde ich mal rüber nachdenken müssen.
Aber das hier:

da haben die eigenwilligen Stellen eher den Eindruck von Unvermögen, die Erzählung auf den Punkt zu bringen, hinterlassen.
muss ich dir trotzdem irgendwann mal noch heimzahlen. Wart nur! :peitsch:

Herzlichen Dank für den Kommentar!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

------------------

Hi Manlio,

auch dir herzlichen Dank für's Vorbeischauen, Kommentieren und Likenwollen! Die Negationen kucke ich mir bei Gelegenheit mal an (jetzt komme ich nicht dazu). Vielleicht finde ich ja ein paar Möglichkeiten zum umformulieren.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Schorsch,

erstmal Glückwunsch zu deiner Empfehlung.

Der erste Satz ist gut. Beim restlichen ersten Absatz bin ich mir nicht sicher: Kann etwas feucht duften? Ich weiß, was du meinst, aber ich glaube, das dies nichts Olfaktorisches ist, kein Geruch, sondern eher etwas, dass man spürt, auf der Haut oder sonstwo.

Ein Bach perlte weiß über große Kiesel. Mich haut so ein Satz raus. Er klingt erstmal, beim ersten Lesen, gut und richtig, dann denke ich nach: Was genau ist perlen? In diesem Setting passt das aber, der perlende Bach, das klingt in meinen Ohren etwas altmodisch, aber ich denke, du willst genau das. Warum aber große Kiesel? Ich denke mir immer, wenn etwas eine Bewandtnis hat für den Text, wird es extra erwähnt. Große Kiesel. Sie nimmt vielleicht einen aus dem Wasser, und dann hat das irgendeine tiefere Bedeutung oder sonstwas. So aber wird es erwähnt, und ich warte, dass der Text damit etwas macht.

Sie tat, als wollte sie sich nicht fotografieren lassen, ließ sich bitten, bevor sie es zuließ. Ich persönlich finde, das wäre eine tolle Szene. Was ist das genau - sich bitten lassen? Was tut sie da, sie tut ja nur etwas anscheinend. Das könntest du in eine echte Mimik transponieren.

"Dann rannte Davina auf ihn zu, legte ihm die nasse Hand an den Nacken und schob sie lachend tief zwischen die Schulterblätter, direkt auf der Haut, dass er zusammenzuckte, und sprang an ihm vorbei die Böschung hinauf. "

Ich finde, da geht rhythmisch einiges nicht auf, mich verwirrt dieser Satz. Auch sehr beladen insgesamt. Tief und direkt finde ich hier redundant. Vielleicht müsstest du da zwei Teile draus machen, die für sich stehen, aber auf mich wirkt dieser Satz irgendwie unfertig, holprig.


„Am besten bleibe ich gleich hier“, hatte Davina gestern bei ihm in der WG gesagt, und Amos musste zugeben, dass das vernünftig war. Was war vernünftig? Das würde man sagen, wenn etwas tatsächlich passiert ist. Es war vernünftig hierzubleiben. Würde Bezug auf eine bereits geschehene Vergangenheit nehmen. Ist es aber doch nicht. Ich denke, da muss so etwas wie "klang" hin. Er musste zugeben, dass das vernünftig klang. Oder?


Es gebe zum Glück eine Matratze, sagte er, und er fand sie auf dem Speicher, während sein Mitbewohner ihm mit dem Fahrradlicht leuchtete.
Du hast diese Angewohnt, mit eingeschobenen und angehängten Nebensätzen und diesen längeren Konstruktionen. Nicht, dass ich da ein totaler Gegner von bin, aber hier wirkt es halt auch arg gestelzt. "Und er fand sie auf dem Speicher", das klingt ein wenig, als wenn er da den heiligen Gral findet. Ich würde das wahrscheinlich auch einfach reduzieren: Er fand eine Matratze auf dem Speicher .... so was. Es ist sonst sehr umständlich zu lesen, und in meinen Ohren will sich auch kein nachdrücklicher Klang einstellen.

Sie legte dort die Hand auf seinen Rücken und das war ihm nicht unangenehm, aber er rührte sich nicht. Das verstehe ich nicht. Wenn es ihm unangenehm wäre, würde er sich rühren oder nicht? Ihm ist es also angenehm, oder wenigstens stört es ihn nicht - warum soll er sich dann rühren? Außerdem zweimal nicht, Wortdoppler in einem Satz.

„Ich stehe auf“, flüsterte er, und strich der Schlafenden die Haare von der Wange. Warum sagt er etwas, wenn sie noch schläft? Das Aufwachen ist doch ein absolute Scheidepunkt: er küsst sie vielleicht, aber nur vielleicht, er zweifelt an sich. Würde er dann nicht eher viel eher sehr leise und bedächtig sein?
Ich weiß, du magst diesen spätromantischen Ton, aber das mit der Schlafenden und dem Haar, das ist schon heavy on the kitsch. :D

Ihre Sohlenprofile griffen schneidig und herrisch in den Schotter, Kuhglocken zogen einen dünnen Klangteppich durch die Luft, zudem blieb es entgegen der Vorhersage wolkenlos, und so gab es keinen Grund, umzukehren. Können Sohlenprofile herrisch in Schotter greifen? Wie kann ich mir das vorstellen? Und woran ziehen die Kuhglocken den Klangteppich durch die Luft - an feinen Härchen? Die Kuhglocken verursachen einen Klang - unter einem Klangteppich verstehe ich jetzt mal als Akustiker gesprochen, eher eine Vielzahl von unterschiedlichen Klängen, die man vielleicht sogar nicht mehr richtig definieren kann, deswegen Teppich, ein Amalgam. Dann das Wort: Zudem. Für mich wirkt das wie eine Blockade beim Lesen. Zudem. Es war kalt und regnete zudem noch. Hier, in einer Subsumierung, da finde ich passt das. Aber hier wären es die Sohlenprofile, der Klangteppich und zudem entgegen der Vorhersage. Irgendetwas passt da nicht. Außerdem klingt das auch sehr technisch, eher wie ein Bericht, ganz im Gegenteil zu der ansonsten eher expressiven Sprache. Ich finde auch der letzte Teil ist redundant, es wird dem Leser klar, dass es nun keinen Grund gibt umzukehren.

Bedrohlich war nicht die Höhe, sondern das Unbekannte. Du raubst dir hier selbst den Effekt vom Satz, der nachfolgt. Ohne diese Erläuterung wirkt der viel stärker, weil beiläufig.

Unten bei den Höfen lag der Alltag. Bester Satz, weil es die innere und äußere Entfernung kurz und knapp auf den Punkt bringt.

„Ich mach’s nicht wieder.“
Sie scheinen sich noch nicht so lange zu kennen, bzw erst kennenzulernen, und sie reflektiert aber schon sehr intensiv, nach einem solchen Adrenalinrausch. Eben noch fast auf dem Gipfel, beweist sie hier total nüchterne Übersicht und Empathie. Vielleicht einen Tick zu viel.

Am schlimmsten war, dass er sich auch jetzt nicht wehrte. Es würde intensiver wirken, wenn der Autor das nicht erklärt. Dem Leser wird klar, was Amos für eine Lusche ist.

Ich finde die Naturbeschreibungen gut. Das Setting ist toll. Er ist ein Mann, der einfach nur Angst hat und diese nicht überwinden kann und will. Warum erfahren wir nicht. Davina aber hadert damit, auch wenn sie ihm scheinbar ein Angebot macht, sich auszusöhnen. Sie ist konsequent und lässt ihn das spüren. Sie will eine Reaktion von ihm provozieren, aber Amos verhält sich passiv und gleichgültig. Sie verlässt ihn, sie flüchtet fast. Mir wird nicht klar, wie lange sie sich schon kennen. Das finde ich hier immens wichtig, um die Beziehungsebene besser ausloten zu können. Sind sie zehn Jahre ein Paar, wird vieles redundant, eine Geste, ein Kopfnicken reicht. Ich habe das Gefühl, sie lernen sich erst oder haben sich eben erst kennengelernt, Amos ist verliebt, weiß aber nicht, wie sie dazu steht. Auch davor hat er Angst, sich ihr zu offenbaren. Das macht für ihn alles noch schlimmer. Den Mittelteil finde ich deswegen als zu rasch, als zu intim. Sie reden, bzw Davina redet so, als würde sie ihn schon länger kennen, als hätte sie schon ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich glaube, wenn du da noch mal rangehst und das Ganze zaghafter gestaltest, subtiler, dann würde es stärker wirken.

Grundsätzlich empfinde ich die Perspektive, die du hier gewählt hast, als problematisch. Wer ist dieser "man"? Mir ist das zu wenig konkret. Für mich entfernst du dich von den Protagonisten, die Figuren werden von einem Außen beschrieben und auch bewertet, das sorgt zusätzlich für Distanz. Distanz muss nichts Schlechtes sein, aber hier willst du glaube ich das Gegenteil. Manche deiner Satzmonster haben in meinen Ohren keinen oder nicht den richtigen Klang, das habe ich bereits geschrieben, manches ist sprachlich unpräzise und/oder verwirrend. Die Sprache ist mir auch zu unentschieden: Um so ein barockes Stück daraus zu machen, wie es ja manchmal anklingt, also lyrisch und alles, also was auch von der Sprache dann stilistisch korreliert, dafür ist es mir zu unkonsequent. Entweder du gehst den vollen Weg oder gar nicht, finde ich.

Jo, da sind so meine 2 Cent.

Gruss, Jimmy

 

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