Ich seh's nicht. Ich seh's schon bei den "Beispiel-Sätzen" damals für besonders gelungene Geschichten nicht.
"Bush erzählt die Wahrheit. Hölle friert zu." - Wo ist das eine Geschichte? Das ist ein politisches Bonmont.
Auch da gibt's clevere Sachen: Commas, add, like, nada, you, see. - Ja, clever, aber doch in tausend Jahren keine Geschichte.
Da könnte man nur sagen: Das sind Geschichten, weil sie von Autoren kommen, die sonst Geschichten schreiben. Dann wäre die Definition von "Geschichte": Text, den ein Autor geschrieben hat. Das ist die Definition des Wired-Magazins aus dem Eingangsposting, weil sogar die Autoren, die da gefragt wurden, das gar nicht ernst nehmen.
Das einzige, wo man sagen könnte: Oh, da ist was dran, ist tatsächlich Hemingway mit den Baby-Schuhen, weil der das Kunststück fertig bringt, 99% des Kontexts mitschwingen zu lassen. Das geht aber auch nur mit ganz bestimmten Stoffen, das wäre die einzige Form dieser Geschichte, die irgendwie funktioniert, die 99% müssen schon im Leser sein: Wenn die Geschichte schon im Kopf des Lesers ist und nur getriggert werden muss, wenn man auf ein Klischee zurückgreift, böse gesagt, das man unverändert abrufen kann - denn für das Verändern dieses Grundplots fehlt der Platz.
Im Fall von Hemingway: Schwangere freut sich auf Kind, hat Fehlgeburt - das ist ja nun kein riesen Plot, aber einer mit maximaler emotionaler Wirkung.
Wenn man darauf abzielt, in 8 Wörtern eine Geschichte zu triggern, die der Leser schon kennt und ihn dabei was fühlen zu lassen: So wären diese 8-Wörter-Geschichten formelhaft möglich. Also ... was weiß ich:
Aufgebot bestellt. Wo ist die Braut? Hochzeitswagen Leerfahrt.
Das wär eine "funktionierende" 8-Wort-Geschichte, weil der Leser im Prinzip diese Idee "Am Altar stehen gelassen" schon so oft gesehen und gelesen hat, dass er sich den Rest dazu denken kann. Genau wie mit "Schwangere hat Fehlgeburt."
Aber ist das jetzt wirklich eine Message, die man möchte, dass man Erzählungen, die ein Leser schon kennt, mit 8 Wörtern triggern kann?
Ansonsten bemühen wir uns im Forum ständig darum, zu klären, was zu einer Geschichte dazugehört und hier tun wir so, als kriegen wir das in 8 Wörtern hin. Das ist hier ein Werbegag des Wired-Magazins, dem wir 8 Jahre danach noch hinterherhetzen, weil's irgendwie eine Social-Komponente hat.
Für mich beweist der Thread, dass in 8 Wörtern keiner eine Geschichte erzählen kann, nur Hemingway und der hat gemogelt.