Was ist neu

seltsam

Genre: seltsam

  1. Realität?

    Sie sah sich um. Es war dunkel. Stockdunkel. Trotzdem war es ihr bewusst. Sie hatte keine Angst. Sie war einfach nur da. Nur sie- sie fühlte sich allein, aber nicht einsam. Sie schaute auf ihre Hand, sie verschwamm vor ihren Augen. Das Gefühl, welche sie in diesem Moment verspürte, haute sie um...
  2. Auf der Straße nach Red Lake

    Georg wirft sich den Rucksack über die Schulter und beugt sich zur Beifahrertür hinein. „Vielen Dank.“ Der Alte murmelt etwas Unverständliches und fährt los. Der Türgriff wird Georg aus der Hand gerissen und die Tür schwingt zurück und rastet ein, ohne ganz zu schließen. Der Pick-up des Alten...
  3. Anastasia, die verlorene Zarentochter

    Anastasia, die verlorene Zarentochter Ich höre ihr schallendes Lachen. Langsam laufe ich durch den Garten. Friedlich spielt sie mit ihrem Hund. Hinter einem Busch bleibe ich stehen und schließe die Augen. Nur ein paar Momente Frieden, ein paar Momente, bevor das unvermeidliche geschieht. Ein...
  4. Nächtlicher Besuch

    Ein Knacken, ein leises Knartschen der Dielen und Julius saß kerzengereade in seinem Bett. Ihm stand wohl wieder eine schlaflose Nacht bevor. Beinahe schon traurig, mit welcher Gleichgültigkeit er diese Strapaze akzeptierte. In der Schule hatte er bei manchen Kindern schon den Spitznamen...
  5. Unterwegs

    Ich bin allein. Allein in einem dunklen Abteil eines Zuges Richtung Paris. Die Zeitung in meiner Hand blättere ich nur zur Beschäftigung durch. Sinnlose Probleme der heutigen Gesellschaft stechen mir ins Auge, Wie kann man am besten abnehmen? Was ist der neueste Schuhtrend? Welcher C-Promi geht...
  6. Wasser

    Ich weiß, wie du mein Schweigen deutest. Du denkst, ich bin fassungslos, ängstlich und immer noch dein kleines, dummes Schwesterchen! Oh, die Liste der Schimpfwörter war lang. Doch ich sehe dich seit Langem erschreckend klar und schnörkellos. Ja, ich verlor kurz die Fassung, als du mich heute...
  7. So rot wie Blut

    Sie musste sehr mutig ausgesehen haben, zumindest dachte sie das mit ihrem kleinen Rucksack, welcher ihr beim Tragen gegen den Rücken drückte, da er bis zum Zerbersten gefüllt war. „So spät noch unterwegs? Sie besaß mit Sicherheit schon eine eigene Wohnung.“ „Sie reiste bestimmt in ein anderes...
  8. Diamantillusion

    Ich erinnere mich noch daran, wie bitterlich kalt es an diesem Morgen war. Wie für mich üblich, erreichte ich um Punkt 4 Uhr das Gleis. Der Zug würde erst in einer viertel Stunde eintreffen, aber es war über die Jahre eine Art Ritual geworden, so früh aufzuschlagen. Damals schlief ich nicht...
  9. Das Mädchen mit der eisernen Maske

    I. Jette und Sandra Die achtjährige Jette - in ihrem Schlabberlook - hatte das Gesicht eines Kieselsteins, mit kleiner Nase und einem fast lippenlosen Mund, aus dem das gesunde Auge ungläubig blickte. Vier Mädchen, alle älter als sie, standen um sie herum und hielten sie fest. Sandra Tenne, die...
  10. Ein Mädchen

    Sie spaziert durch die Welt, voller Hoffnung, voller Staunen. Sieht die Magie in der Luft, in den Strahlen der Sonne, in dem Wind. Wie die Blumen ihre kleinen Köpfchen der Sonne entgegenstrecken und ihre Schönheit zeigen. Sie kennt es nur so und weiß nur wie sie lächeln kann. Doch war sie nicht...
  11. Kein Wort zu niemandem

    Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Jungen heulen doch nicht. Ein Mann hat noch alles geschafft und überstanden. Redet nicht über Bagatellen. Hat immer die Macht, Kontrolle, Oberhand. Reden eines Kerls. Des Kerls, der abschätzig über zusammengeschlagene Männer redet und sie Schwächlinge nennt...
  12. Dämonen

    Acht Kinder waren wir. Eine irische Familie, in einem der Arbeiterhäuser mit den räudigen Wänden: Nässe, Salpeter, Schimmel. Die Straßen schwarz von Ruß und Dreck. Es war irrsinnig laut, ständig wurde gestritten und geschrien. Vier Jungen und vier Mädchen immerfort im Krieg, mit allen...
  13. Das, was ich sehen will

    Licht. Licht ist bekanntermaßen das Erste, was ein Mensch wahrnimmt. Ich war noch nie ein besonders optimistischer Mensch. Vielleicht lag das daran, dass nie etwas so funktionierte, wie ich es mir erhoffte. Ich war schwer zu erziehen. Versteh mich nicht falsch, ich war als Kind nie besonders...
  14. Calamari fritti

    Sie trafen sich beim Griechen. Was für eine seltsame Wahl. Fett, Knoblauch und Frittiertes, weil man hernach stank, als hätte man drei Tage in einer Dönerbude gepennt und Unmengen Schnaps brauchte, um das zu verdauen, hatte er Mitte der 80er mit der Unsitte aufgehört. Damals war das total...
  15. Schöpfer und Erschaffene

    „Hallo? Hey Mister, alles o.k.?“ Die Worte klangen wie durch Watte gedampft, als kämen sie von einem fremden Ort. Randal Winters öffnete die Augen. „W-we-wer hat das gesagt?“ Ein junger Jogger blickte den am Boden liegenden Detektiv sorgenvoll an. „Gehts Ihnen gut? Sie sehen ziemlich fertig...
  16. Hindernisse

    Xavers Hände hatten versagt. Mal wieder. Sie waren einfach zu weit entfernt von seinem Sprachzentrum. Xavers Zeigefinger zuckte, ohne Vorwarnung. Vielleicht war es auch gar nicht sein Zeigefinger. Wenigstens wehrte er sich nicht, als er ihn zusammen mit den anderen Schlawinern in Handschellen...
  17. Sopor

    Der Wechsel der Jahreszeiten war Hannah zuwider. Die Kälte schmerzte in den Knochen. Die Hände in den Taschen vergraben, zu Fäusten geballt. Der ständige Regen, das klebrige Laub im Stadtpark und matschige Erdklumpen an den Schuhen, die man bis nach Hause trägt. In der Abenddämmerung war alles...
  18. Zwei Frauen

    Geruch nach Lehm, Dunkelheit, weiße Kugel, darauf dieses Weib mit wehendem schwarzen Haar, erhobenen Armen, fremde Laute artikulierend, ihre Augen brennen sich in meine, ich zittere, schwanke, falle. Wache auf, schaue mich um: überall weiß bis auf das graue Nachtkästchen und den roten Knopf, der...
  19. Auf dem Schützenfest

    Ein Mann stand mit einem Luftgewehr in der Hand, einer mit Orden überhangenen Uniform am Leib und einem Hut mit einer Feder dran schwankend im Gras und versuchte auf eine Tontaube zu schießen. Ein Schuß erklang. Eine Kugel flog auf die Tontaube zu, und diese zerbrach in der Mitte. So ging das...
  20. Der Besuch des jungen Herrn

    Henriette von Leuberg steht im Morgenmantel am Panoramafenster des Salons und zieht an ihrer Zigarettenspitze. Sie pafft Rauchschwaden in die einfallenden Sonnenstrahlen, lässt den Blick über ihr Anwesen schweifen, das opulente Blumenbeet, akkurat gestutzte Ziersträucher, die Laube, in der sie...

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