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seltsam

Genre: seltsam

  1. Der Auftragsmann

    Ich bin ein Auftragsmann und als solcher trage ich Botschaften selbst in die dunkelsten Ecken dieser Stadt hinein und zu denen, die in diesen wohnen. Ich trotze sogar dem schlechten Wetter, welches droben eine hohe Hand über uns alle hat. Doch das, was im Himmel waltet, mag nach mir im Himmel...
  2. Ausgetauscht

    Irgendetwas stimmte mit meinem Mann nicht. Ich konnte nicht sagen, was nicht stimmte, doch da war etwas. Seit er von seiner Geschäftsreise aus Nordgregorien zurückgekehrt war, wirkte er … verändert. Er sah aus wie mein Mann. Er bewegte sich wie mein Mann. Er sprach wie mein Mann. Er trug die...
  3. Die Insel

    Ich wachte auf und eine vage Erinnerung versuchte, sich in mein Bewusstsein zu drängen, doch sie entflog mir wieder. Langsam richtete ich mich auf. Ich saß auf einem steinernen Sockel, der ein kaltes, graues Licht abgab. Es beleuchtete eine beengte Grotte, dessen Wände mit verblichenen Malereien...
  4. Drei magische Kirschkerne

    Triggle, Traggle und Troggle waren drei Bauernbrüder und dieses Jahr ist leider ein schlechtes Erntejahr gewesen. Es war sehr trocken und sogar der Brunnen neben dem Haus war vertrocknet. Vom Korn war nicht mehr viel übrig und auf den Feldern wuchs praktisch nichts. Der Herbst sollte bald kommen...
  5. Davor

    Ich liege seit Stunden am Strand zwischen angeschwemmten Ästen, vertrockneten Quallen und Plastikmüll. Die Sonne steht hoch und versengt meine aufgeweichte Haut. Wie lange werde ich hier liegen, bis mich jemand findet? Und wer wird es sein? Ein Fischer? Vielleicht ein Pärchen, das am Strand...
  6. The fight of the century!

    Hans Arschritz war Schreiner von Beruf. Doch seine wahre Leidenschaft galt dem Züchten von Kampfschnecken. Dies hört sich seltsam an, aber es handelte sich dabei auch um ein Nischenhobby, wenn man so will. Die Kampfschneckenszene war ziemlich überschaubar. Ähnlich wie die Hahnenkämpfe in Mexiko...
  7. Drei Tage

    Das Aroma meines morgendlichen Kaffees liegt mir in der Nase, als ein Tropfen eben jenes schwarzen Kaffees auf meinem kirschroten Filzuntersetzer landet. Ich räume wie jeden Morgen eine Tasse in die Spüle, verlasse das Haus, steige in die Bahn, steige aus, nicke ein paar bekannten Gesichtern zu...
  8. Herr Dill

    Nachdem Herr Dill meistens gegen vier Uhr wach wurde, um die Toilette aufzusuchen, war ihm höchstens noch eine Stunde im Bett vergönnt, bevor ihn das hin und herwälzen, das finden einer vielleicht doch noch bequemlichen Position, aus dem Bett vertrieb. Es wiederholte sich Morgen für Morgen...
  9. Das Heer der Selbstgerechten

    Die Atmosphäre war sehr kühl, wie in weißes kaltes Licht getaucht. Alle Farben waren eine Variation von weiß, grau und schwarz. Den Zuschauern bot sich das Bild einer überdimensionalen, riesigen Treppe. Eine unendliche Zahl von gesichtslosen Gestalten marschierte schräg zu ihnen, starr nach...
  10. Von Tränen, Trauer und Neuanfang

    Die Junisonne spielte traurig, mit dem bunt blühendem Kirschbaum vor der Terrasse. Durch die glasigen Augen wirkten sie verschwommen, surreal, wie aus einer anderen Welt. Gestern noch bot dieser Baum einen wunderschönen Anblick, mit seinen tief grünen Blättern und den rosafarbenen Blüten. Ich...
  11. Liegen bleiben

    Ich ziehe meine Vorhänge auf und kalter Mondschein nimmt mir die Sicht. Er erfüllt die Zwei-Zimmer-Wohnung, die ich von meiner Mutter geerbt hatte und verfängt sich im Biedermeier Spiegel, auf dessen Geleit hin das Licht durch den stark verwinkelten Raum trabt. Mit viel Optimismus und Phantasie...
  12. Hinter Angeln

    Ich wohne hier schon seit 23 Jahren und in dieser Zeit habe ich Dinge gesehen. Dinge erfreulicher Natur, verliebte Paare, vom Tag ausgezehrte Geschäftsleute, die erleichtert in die Federn sinken, abschließen, alles andere wegschließen. Musiker, die euphorisch ihr Instrument streicheln, zumal...
  13. Spaziergang im Dunkeln

    Die Tür fällt hinter mir zu und vor mir liegt der beleuchtete Gehweg. Beim Nachbarn bellt der Hund hinter der Tür und mein Atem zieht eine lange Fahne hinter mir her als ich losgehe. Der Schal ist bis zu den Ohren um meinen Hals gewickelt, die Mütze ist tief in meinem Gesicht. Die kalte Luft...
  14. Träume bluten

    Ich erinnere mich noch gut, als Lilly ihren Traum verlor. Fünf Tage und fünf Nächte trauerten wir. Niemand wusste, was passiert war. Lilly sprach nicht darüber und keiner von uns wollte sie zwingen, was auch immer passiert war noch einmal durchleben zu müssen. Eines grauenhaften Morgens öffneten...
  15. Der Traum vom Klamottenladen

    Eine 5 in Französisch, ein vergammelter Joghurt, ödes Shopping und ein langweiliger Film über Aliens. Nein, dieser Tag war ganz bestimmt nicht gut verlaufen. Erschöpft schmeiße ich mich auf mein Bett und lasse mich von dem weichen Kissen in die Welt der Träume geleiten. Es ist schon acht Uhr...
  16. Wo das Begehren sitzt

    Sie steht unter der Dusche. Ich kann sie nicht sehen, nicht richtig sehen, so wie man eine nackte Frau sehen sollte, die Kabine ist beschlagen, ich sehe sie wie durch dichten Nebel, ihr Körper ein Schemen, die helle Haut, das dunkle Haar, und das Deckenlicht wirft ihren Schatten an die Kacheln...
  17. Mein imaginäres Chaos

    „Hier! Eine Tasse Tee, Mr. -“ „Ich hasse Tee.“ Mit einer Grimasse sah ich dem fünfjährigen Mädchen dabei zu, wie es mir eine leere Tasse vor die Nase stellte und die Teekanne anhob. „Das ist Sternenstaub-Tee. Entchen hat ihn extra für uns gemacht.“ Sie tätschelte dem Stofftier zu Ihrer Linken...
  18. Das Leben ohne Sonne

    Die Sonne kam nicht. Es ist schon lange genug dunkel auf der Erde gewesen, aber die Sonne ist trotzdem nicht erschienen. Es war finster, kalt, eintönig. Die Menschen haben angefangen sich zu fragen, wo die Sonne wohl so lange ist und wieso sie nicht am Himmel leuchtet. Sie fragten, dachten, aber...
  19. Der Weg, den man sich nicht aussuchen kann

    Ich hielt. Hatte ich ihn übersehen? Vor mir lag nur noch eine Ackerwiese, auf die ein 30-Meter-Baum seinen Schatten warf. Sonst kam da nichts. Keine Steine, keine Gebinde. Der Basaltweg, den ich zur Hälfte gegangen war, zog sich gerade durch sie hindurch fort und endete, ebenso wie die Wiese...
  20. Winter

    Die Arbeit war eine gewöhnliche Forderung des Alltags. Er setzte erneut an und stach mit der Kante seiner Schaufel in des Schnees Tiefe. Was war ein Mensch schon, der nicht arbeitete? Er nahm einen Atemzug, so tief und frostig und hob Schaufel samt Ladung, um die Fuhr auf die weiße Festung...

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