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Genre: gesellschaft

  1. Chli stinke muess es!

    Ich stelle meinen Fünf-Franken-Kaffee auf den kleinen Tisch eines Viererbereichs und setze mich ans Fenster. Kurz darauf werde ich eingezwängt von einer Gruppe Senioren in Funktionsjacken und mit bester Wanderlaune. Es ist Dienstag und gerade mal halb neun, aber ich bin solche...
  2. Reise nach Methusalem

    Grau und schwer hängen die Wolken über der Arche, und das endlose Wasser hat alles verschlungen, was ich einst kannte. Die Menschen der neuen Welt werden sich kaum vorstellen können, wie es war, in einer Familie aufzuwachsen, in welcher der Großvater sein erstes Jahrtausend noch vor sich hatte...
  3. Als mein Vater schön wurde

    Ich erinnere mich an unsere zwei letzten Begegnungen. Nummer eins, ich sitze in der Bahn und spüre seinen Blick in meinem Nacken, ich starre aus dem Fenster und draußen zieht die Nacht vorbei, ich spiegele mich in der Scheibe und sehe: Ihn. Ich steige aus, gehe den Weg entlang, vorbei an den...
  4. Gelbes Haus

    "Die Nachbarn - es waren insgesamt sechs weiße Leute, die in Sego Desert Lake lebten - erzählten, dass die alte Hattie allein nicht mehr zurecht käme."** Der Mann, der in unserem Haus am Ostkreuz Hausmeister ist, sagt zu mir: „Ich hasse das Internet. Mein Sohn sitzt den ganzen Tag nur noch vorm...
  5. Omas Geheimnis

    Überrascht blicke ich von meinen Arbeitsblättern auf, als das durchdringende Klingeln meines Handys ertönt. Kurzerhand schiebe ich den dicken Ordner von meinem Schoß, strecke kurz den Rücken durch und nehme den Anruf meiner Mutter entgegen. „What‘s up?“, frage ich gut gelaunt in den Hörer, doch...
  6. Da hüpft die Oma aus dem Bett

    „Ach, Kindchen, weißt du, deine Oma wird nicht alt“, sagte Oma Erna, die im Bett lag, und seufzte. Oma Erna wohnte bei Anne und ihren Eltern im Haus. „Aber Oma! Du bist doch schon alt“, antwortete Anne. „Und außerdem sagst du das schon, so lange ich dich kenne. Mindestens hundertmillionen Jahre...
  7. Schattenhedda

    I Jeder im Dorf kennt die Hedda mit dem Strick um den Hals. Aber nur der kleine Ruben weiß Bescheid. Dass man die alte Hedda schon vor dreihundertunddreiundvierzig Jahren zum Tod am Galgen verurteilt hat. Sie aber nicht sterben wollte. Sie nicht mal mit den Beinen gezappelt hat, nur die Lippen...
  8. Es darf nicht wieder sein wie vor einem Jahr

    „Dirk, was ist mit dir?“ fragt Steffen in einem ruhigen Moment. Dirk wirkt gedankenverloren. Sein Blick liegt auf seinem Sohn, der am Rand einer Gruppe Kameraden in der Fahrzeughalle steht. Seine Augen scheinen in die Ferne zu blicken, als wären sie an einem Ort, den niemand sonst betreten...
  9. Verheerung

    Welches Lied pfiff Jack the Ripper? Ich fand den nie besonders komisch, obwohl ich trotzdem gelacht habe. Der Witz ist eben, wie man ausblenden kann, dass man Menschen aufschlitzt. Trotzdem habe ich nie an Melodien gedacht. Das ist Roberts Marotte, mich lenkt es nur ab. Ich wünschte, er würde...
  10. Schuld

    Sie stand am Fenster und starrte in die Dunkelheit. Doch sie sah nichts, auch nicht ihr eigenes Gesicht, das sich in der Scheibe spiegelte. Stattdessen fühlte sie, fühlte die pulsierenden Stellen an ihrem Körper. Er kam nach Hause. Sie hörte, wie er die Haustür wieder schloss, wie er seinen...
  11. Zwanziger Schrot

    In den letzten Tagen brachte ich ihm morgens eine Handvoll Munition, und jedesmal fragte er mich nach der guten Flinte und dem 20er Schrot. Nein, sagte ich. Das Luftgewehr reicht. Wir haben hier keine Nachbarn, sagte er. Das hat keine Sau zu interessieren, das ist immer noch mein Grundstück...
  12. Haselnüsse

    Wie überrascht mein Opa war, als ich ihn umarmte, fest um seinen runden Bauch, wie beschämt er mir da die große Hand auf den Kopf legte, als ob er gar nicht wüsste, dass die Welt sich weitergedreht hat, dass jetzt ich am Fenster stehe und raus starre, wie er es immer getan hat, dass jetzt ich...
  13. Wahnbachtalsperre

    Es ist dunkel, und wir stehen auf dem schmalen Vorsprung hinter der Dammmauer. Warst du wirklich noch nie hier? Sie schüttelt den Kopf. Ich nehme einen der Steine, der auf dem Boden liegt und lasse ihn fallen. Er schlägt ein paarmal gegen die Mauer, bevor er auf die Oberfläche trifft. Gugung...
  14. Engelmann

    Novembernacht. Stockduster. Regen. Vereinzelte Blitze sind zu sehen. Als Henny den Motor ihres Polos startet und zu ihrer Freundin fahren will, wird der Donner immer lauter. Dann blitzt es ganz hell. Sie erblickt im Rückspiegel die Silhouette einer großen, dürren Figur. Henny schreit und hupt...
  15. Hassmacher

    Hallo. Mein Name ist Hasso, Hasso Glück. Wie ein Teil meines Namens es schon verrät, hasse ich es, wenn andere fröhlich sind. Und ich liebe es, wenn andere Menschen todtraurig sind. Das ist für mich wahre Freude. Warum ich so bin? Das weiß auch ich nicht. Sorry. Das war gelogen. Alte...
  16. Marek

    Der Raum lag im Halbdunkel, nur die winzigen LEDs der Kontrollsensoren rundum tauchten ihn in grünes Licht. Marek hielt still. Wann immer er sich bewegte, wechselten die Dioden zu Gelb, und das Panel direkt über ihm flammte auf. Das Display seiner Armmanschette zeigte eine erhöhte Herzfrequenz...
  17. Das Schulgespenst

    Ben, der von seinen Freunden Benni genannt wurde und von den meisten nur der Dürre, saß in der vorletzten Reihe links am Fenster, also aus seiner Sicht war es links, die Lehrerin schaute immer sofort nach rechts, wenn von irgendwoher ein Zwischenruf kam. Dabei waren es die anderen, die ihn so...
  18. Ausputzholz

    Mein Vater steht auf der betonierten Fläche hinterm Haus und verbrennt Laub. Er hat einzelne Haufen gemacht - Schnittholz, kleine Äste, große Äste, Haselnusssträucher. Das Verbrennen ist seine Sache. Feuer ist Sache der Männer. Mein Vater hat große Hände. Ich mag es, wenn er mir damit über den...
  19. Leimrute

    In der Klasse hatte keiner aufgepasst, auch ich nicht, und doch wusste ich als einziger die Antwort. Von da an war ich die Leimrute, Leimrute Oskar, weil es im Unterricht um den Vogelfang ging. Ich war die Leimrute und vor allem ein großer Betrüger in den Augen meiner Klassenkameraden. Die mir...
  20. Zu wenig Worte

    Ich habe mich heute für die Stille beim Duschen entschieden. Keine Musik. Lieber Ruhe. Erst schaut mein Fuß aus der Badezimmer Tür und jetzt läuft mein ganzer Körper Richtung Schlafzimmer. Das süße Parfum spritzt aufs Handgelenk und an den Hals. Ich ziehe mir meine dunkelblaue Hose und grau-weiß...

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