Was ist neu

Weihnachtsstimmung ad infinitum

Challenge-Text
Challenge-Text
Mitglied
Beitritt
03.08.2003
Beiträge
322
Zuletzt bearbeitet:

Weihnachtsstimmung ad infinitum

In einem fernen Land namens Lamettanien regierte einst König Rudolph I. Um die klammen Staatskassen zu füllen, beschloss er eines Tages, die königlichen Weihnachtsmärkte das ganze Jahr über stattfinden zu lassen und sorgte dafür, dass sie stets mit frischen Marzipankartoffeln, Lebkuchenherzen und Dominosteinen beliefert wurden. Von nun an duftete es selbst im Sommer nach Glühwein und das „Ho, ho, ho“ der vielen hauptamtlichen Weihnachtsmänner war ständig zu hören. Über das Getümmel an den Marktständen flogen Elfen hinweg und ließen statt richtigem Schnee Puderzuckerschnee auf die Kauflustigen herabrieseln, Zwerge jonglierten mit glühenden Weihnachtskugeln und Rentiere mit Silberschellen an den Geweihen stolzierten zwischen den Besuchern umher. Dazu gab es ganz umsonst die durchdringenden Stimmen der Marktschreier: „Feinste Zuckerwatte, kauft, ihr Leute … Lebkuchenherzen, heute im Dutzend für nur fünf Dukaten … kandierte Äpfel, kommt, ihr Kinderlein…“, und käufliche Weihnachtstannen sprachen die Vorübergehenden an: „Na, wie wärs? Sieh nur, wie gut gewachsen ich bin. Und voll im Saft. Nimm mich mit und schmücke mich, du wirst es nicht bereuen.“
Das Volk indessen wurde des Trubels zunehmend überdrüssig und der Umsatz sank. Wegen der vielen Süßigkeiten bekamen die Leute Besuch von der bösen Zahnfee und die Zahnbrecher hatten alle Hände voll zu tun. Die frei herumlaufenden Rentiere blockierten des Öfteren die Straßen und die fluchenden Fuhrleute durften sie nicht anrühren, da die Tiere unter dem Schutz des Königs standen. Außerdem wurde das Gequengel der Kinder immer lauter: „Mama, Papa, wann kommt denn nu der Weihnachtsmann mit den Geschenken zu uns?“ Niemand hatte mehr Lust auf Lebkuchenherzen, Marzipanstollen und mit Weihnachtskugeln jonglierende Zwerge. Die Marktschreier brüllten ihre Botschaften über verödete Weihnachtsmärkte, auf die der Puderzuckerschnee unbeachtet herabrieselte und die hauptamtlichen Weihnachtsmänner mussten gewärtig sein, schon nach dem ersten „Ho“ einen Tritt in den Allerwertesten zu bekommen.
Dem Reich drohte der Ruin.
Ruhelos wanderte König Rudolph in seinen Gemächern umher. Die goldenen Girlanden, das Tafelsilber, die Sammlung seltener Weihnachtsengel, die funkelnden Edelsteine, die seinen Weihnachtsbaum schmückten, sein ganzer schöner Reichtum, vielleicht bald dahin, weil alles an diese geldgierigen Gläubiger aus Marzipanien verkauft werden müsste, um die Schulden zu tilgen.
„Warum tut mir mein Volk das an?“, fragte er händeringend die Damasttapete an der Wand, „ich will doch nur, dass es allen gut geht.“
„Den einen mehr, den anderen weniger und dir am allermeisten“, ergänzte seine innere Stimme.
„Sei still. Ich bin ein guter König. Ich bin ein guter König. Ich bin ein guter König“, sagte er schnell und niemand widersprach. Sein derzeitiger Lieblingsweihnachtsengel trat zu ihm, gab ihm einen Kuss und hauchte ein „Ja, du bist ein ganz toller König“ in sein Ohr, doch das vermochte ihn nicht zu trösten. Wie sollte es bloß weitergehen? Ihm fiel nichts Besseres ein, als den Thronrat einzuberufen.
Nachdem der Schatzmeister seinen Bericht vorgetragen hatte, fragte der König: „Nun, was können wir tun? Irgendwelche Vorschläge?“, und blickte in die Runde.
Schweigen. Betretene Gesichter.
„Eine Glühweinsteuer erheben?“, wagte sich der Schatzmeister vor.
„Sapperlot!“, donnerte der König, „die Leute kaufen doch jetzt schon immer weniger von dem Zeug.“
„Dann vielleicht den Glühwein billiger machen?“
„Hinaus!“, brüllte der König, dessen Knollennase inzwischen zornesrot leuchtete, und der Schatzmeister schlich mit eingezogenem Kopf aus dem Saal.
Ein alter Mann mit Glatze und grauem Haarkranz aus der hinteren Reihe hob die Hand.
„Ah, unser Hofzauberer. Lassen Sie hören“, sagte der König.
„Also Majestät, erlasst ein Gesetz, das jeden Bürger Eures Reiches verpflichtet, täglich mindestens zehn Weihnachtslieder zu singen.“
„Sind Sie noch bei Trost? Weihnachtslieder?“
„Ja, Majestät. Weihnachtsliedern wohnt eine ganz eigene Magie inne. Durch sie vergessen die Menschen ihre kleinen Kümmernisse und Ängste, lieben einander und wollen sich an Weihnachten erfreuen. Es wird wie ein Rausch sein. Singen und hören Eure Untertanen Weihnachtslieder, dann strömen sie auch wieder in Massen zu den Weihnachtsmärkten.“
„Und, und werden sie auch kaufen?“
„Kaufen? Aber ja. Ich muss die Magie der Weihnachtslieder nur ein klein wenig verstärken.“
Der Hofzauberer stieß ein meckerndes Lachen aus, dann hob er seinen Zauberstab, der sogleich zu leuchten begann. Goldene Sterne, vermischt mit Schneeflocken stoben daraus hervor und plötzlich erfüllte ein Duft von gebrannten Mandeln, Glühwein und Räucherkerzen den Saal. Heller Glockenklang ertönte und aus dem Nichts tauchten hunderte von winzigen Weihnachtsmännern auf. Sie schwebten in der Luft und flogen waghalsige Kapriolen. Allmählich formierten sie sich vor dem Hofzauberer zu einem Chor.
Der Hofzauberer hob abermals den Zauberstab. Nun huben die kleinen Weihnachtsmänner mit quäkenden Stimmchen an zu singen und die staunenden Zuhörer vernahmen äußerst seltsame Weihnachtslieder. Die Melodien kannten sie wohl, aber was waren das für Worte? „… Tiefstpreisliche Weihnacht überall … Ihr Käuferlein kommet, oh kommet doch all … Leise rieselt der Preis … Bald nun ist Einkaufszeit … Geschenke finden, Freude schenken … Oh du fröhliche, oh du glänzende …“
Immer schneller und schneller sangen die Weihnachtsmänner, bis die Töne zu einem einzigen Missklang verschmolzen. Dann verschmolzen auch die Sänger selbst zu einem rotweißen Wirbel, der um sich selber kreiste, immer kleiner wurde und verschwand.
„Nun Majestät, wenn Eure Untertanen von jetzt an Weihnachtslieder singen, werden sie nur noch an eines denken: Kaufen. Ihr werdet mit dem Liefern kaum nachkommen, Majestät.“
„Ahhh. Was würde ich nur ohne Sie anfangen.“
Der Hofzauberer verbeugte sich.
„Aber Majestät, bedenkt, viele eurer Untertanen können gar nicht singen“, warnte der Kämmerer.
„Papperlapapp“, sprach der König, „dann müssen sie es eben lernen“, und das Gesetz ward beschlossen. Unter dem Schmettern der Fanfaren verkündeten es Herolde überall im Reich.
Um die Einhaltung des Gesetzes zu kontrollieren, mischten sich Büttel in Alltagskleidung unters Volk, lauschten an den Türen und führten penibel Strichlisten. Wehe dem Übeltäter, der dem Befehl des Königs nicht nachkam. Ihm drohten saftige Geldbußen und im Wiederholungsfall gar der Kerker. Bei den meisten Einwohnern Lamettaniens hätte es dieser Kontrollen nicht bedurft, denn sie waren ohnehin recht sangesfreudig, wenn sie auch nur gelegentlich den richtigen Ton trafen. Die übrigen beugten sich, sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus Angst, dem königlichen Willen. Wie es der Hofzauberer vorausgesagt hatte, stieg die Weihnachtsstimmung wieder und auch die Kauflust der Menschen. Nur eine kleine Gruppe aufsässiger Weihnachtsmuffel leistete Widerstand.
Ihrem Anführer Hans, einem dünnen Männchen mit Ziegenbart, bereitete die Weihnachtsstimmung, in der jeder jeden zu lieben schien, nahezu körperliche Pein. „Wie verlogen das alles ist“, knurrte er und seine Mitstreiter nickten.
Nicht nur, dass Hans und seine Helfer nicht sangen, nein, sie sannen auch auf Mittel und Wege, die Weihnachtsstimmung zu sabotieren. Sie drängten den Besuchern der Weihnachtsmärkte kostenlose Probeexemplare ihrer selbstgefertigten Ohrstöpsel aus Bienenwachs auf oder versperrten die Wege zu den Märkten durch Sitzblockaden. Im Schutze der Nacht überfielen sie die Büttel des Königs, nahmen ihnen die Strichlisten weg und verbrannten sie. Und das alles, ohne einen Mucks zu sagen, geschweige denn zu singen. Immer wieder gelang es ihnen, sich dem Zugriff der Büttel zu entziehen.
Mit gerunzelter Stirn hörte sich der König den Bericht seines Marschalls darüber an.
„… Majestät, sie nennen sich selbst die „Stummen Helden“ und wenn ihr Beispiel Schule macht …“
„Unerhört!“, empörte sich der König. „Wie können sie es wagen, sich meinem Befehl zu widersetzen, das … das …“ Vor Zorn verhaspelte er sich und seine Nase leuchtete schon wieder gefährlich rot.
„Nur die Ruhe, mein König. Ich weiß, wo sie sich verstecken, und habe auch schon eine Idee, wie ich sie zur Raison bringe.“ Der Marschall lächelte schmallippig.
„Gut, ich verlasse mich auf Sie.“
„Wollt Ihr gar nicht wissen, wie?“
„Einzelheiten kümmern mich nicht.“ Der König winkte gnädig, zum Zeichen, dass die Audienz beendet war, und der Marschall zog sich mit einem tiefen Bückling zurück.
Der Zustimmung seines Königs gewiss hatte der Marschall schon alles vorbereitet und schickte seine Schergen aus. In den Katakomben der Hauptstadt ergriffen sie die „Stummen Helden“, entfernten ihre Ohrstöpsel und sperrten sie in ein Verließ in den Kellergewölben des königlichen Schlosses. Meistersänger wechselten sich vor ihrer Kerkertür darin ab, sie drei Tage lang ununterbrochen mit „Oh, du fröhliche …“ zu beglücken. Dem hätte selbst der miesepetrigste Weihnachtshasser nichts entgegensetzen können. Die solcherart geläuterten „Stummen Helden“ benannten sich nach ihrer Entlassung in „Chor der ersten Strophen“ um, da sie mangels Übung nicht textsicher waren, und stimmten in den Gesang der anderen ein. Nun sorgten auch sie dafür, dass die Straßen des Landes Tag für Tag widerhallten von mehr oder weniger schiefen und schrillen Weihnachtstönen: „Stille Nacht … Es ist ein Ros entsprungen … Bald nun ist Weihnachtszeit … Fröhliche Weihnacht überall … Kommet, ihr Hirten …“ Sie sangen und kauften, kauften und sangen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann singen und kaufen sie noch heute.
Halt, da fehlt doch noch jemand! Richtig. Der echte Weihnachtsmann. Als er sich mit seinem Schlitten Heiligabend den Grenzen Lamettaniens näherte, hielt er sich die Ohren zu. „Was für ein grässlicher Lärm“, sagte er und machte fortan einen großen Bogen um das Land.

 

Mahlzeit @Sturek,

hm, ich könnte deinen Text durchaus so deuten, dass ein Literaturforum eine Challenge beschließt, um Weihnachten zu beschreiben, was den Thronrat veranlasst, daran zu erinnern, wie schlecht die Autor*innen doch sind (mich natürlich eingeschlossen) und deshalb der Weihnachtsmann einen Bogen um dies Forum macht. :D :lol:

Aber natürlich gibt es noch viele andere Interpretationen, denn schließlich ist mir Weihnachten auch verhasst und ich würde gerne darauf verzichten wollen. Aber ich bin eben nur ich und kein Maßstab.

Dabei ist heute erst der 4te Dezember. Auf alle Fälle ist das Prinzip Weihnachten weltweit ein durchschlagender Erfolg des Kapitals. So viel ist mal sicher. Vor allem in Ländern, die noch nie was mit Weihnachten zu tun hatten in ihrer Geschichte (China, Japan, Korea ... okay, dort gibt es Christen, aber die Masse ist es nicht). Weihnachten ist eine Blaupause für jede Marketingabteilung, wie man die Massen in einen Kaufrausch drückt.

Erwartungen, Ansprüche, Sättigungsgrad, alles Variablen in der Formel. Tja, also mehr fällt mir zu deinem kurzen Text nicht ein.

Grüße
Morphin

 

Hallo Sturek,

nachdem ich mit viel Kraft beim Lesen der Challenge-Beiträge meine 'Lange-Kurzgeschichten-Allergie' des öfteren überwunden habe, konnte ich mich bei deinem Text regenerieren.

Er ist flott erzählt, hat ein satirisches Element, hält der Gesellschaft den Spiegel vor: Ätsch, das habt ihr jetzt von euren Weihnachtsrummel-Übertreibungen.

In der Kürze kann man doch auch einiges vermitteln (das muss ich natürlich sagen).

Wenn das ein Märchen sein soll, musst du das Ganze noch ein wenig märchenhafter machen (zum Beispiel:„das Gesetz ward beschlossen“ und dem Volke gnädigst unter Fanfarengetute mitgeteilt).

Beste Grüße,

Woltochinon

 

@Morphin:
Ich glaube fest daran, dass der Weihnachtsmann um dieses Forum keinen Bogen macht, sondern im Gegenteil aufmerksam mitliest, zumal Misstöne - gibt es sie hier überhaupt? ;) - kaum zu vernehmen sind. Toll, was dir so alles bei meiner kleinen Story eingefallen ist.

@Woltochinon:
Deine Anregung, das Märchenhafte etwas auszubauen, will ich gerne aufgreifen. Das Fanfarengetute habe ich in abgewandelter Form auch gleich verwendet.

Danke euch beiden fürs Lesen und Kommentieren.

 

Hallo @Sturek,

ich mag die Geschichte in der Dichte, bin gut durchgekommen und sie hat mich zum Nachdenken angeregt. Allerdings hätte sie in meinen Augen gerne noch etwas länger sein können, um über konkrete Szenen noch tiefer in die Geschichte einsteigen zu können. So entsteht bei mir eine gewisse Distanz und es ist schon vorbei, bevor ich ins Erleben komme.

Es duftete selbst im Sommer nach Glühwein und das „Ho, ho, ho“ der vielen hauptamtlichen Weihnachtsmänner war allgegenwärtig.
Skurille Idee, mochte ich.

Fortan hallten die Straßen wider von schiefen und schrillen Weihnachtstönen.
„Was für ein grässlicher Lärm“, sagte der Weihnachtsmann Heiligabend und machte mit seinem Schlitten einen großen Bogen um das Land.
Tja, nicht einmal der Weihnachtsmann interessiert sich für die schief gesungenen Lieder.

Soweit mein Leseeindruck.

Beste Grüße
MRG

 

@Sturek @MRG

dass die königlichen Weihnachtsmärkte das ganze Jahr über stattfanden und stets mit frischen Marzipankartoffeln, Lebkuchenherzen und Dominosteinen beliefert wurden. Es duftete selbst im Sommer nach Glühwein und das „Ho, ho, ho“ der vielen hauptamtlichen Weihnachtsmänner war allgegenwärtig.
Ich empfehle dir einen Stadtausflug nach Rothenburg ob der Tauber und Umgebung. Denn, die Wirklichkeit ist manchesmal der Satire voraus. Dort wimmelt es von Tante Käthes ganzjährigen Weihnachtsmärkten, fotografieren verboten, Kling Glöckchen den ganzen Sommer hindurch -- und die einzige offene Frage ist, wie lange man in einem dieser Märkte beschäftigt sein kann, bis man spätestens einen Spaten ergreift und anfängt, Weihnachtsmänner zu köpfen.

Verpflichtungen indes sind im Verschwinden, man hat die Leut ganz gut psychologisch im Griff, sie machen längst (vermeintlich) von selber, was sie sollen.
Der Weihnachtsmann macht keinen Bogen, er steht auf der Gehaltsliste ;)

Gruß von Flac

 

Moin @Sturek ,

danke für Deine Geschichte. Hab sie gerne gelesen.
Aber ich sag’, wie’s ist: Ich fand sie zu kurz. :heul:

Gerne hätte ich mehr Details über das Königreich Lamettanien (sehr guter Name, btw), seinen König und das vom 24/7-Weihnachtswahnsinn gepeinigte Volk erfahren.
Die Lösung des Königs, der Gesang und dann der letzte Satz mit dem Weihnachtsmann, der ob des Gejaule einen Bogen drum macht und keine Geschenke bringt … da hätte ich mir mehr Punch gewünscht. Das war so … gerade angefangen, schon wieder vorbei … meh.
Das bin aber nur ich.

Eine Sache ist mir dann doch noch aufgefallen:

„Majestät, bedenkt, viele eurer Untertanen können gar nicht singen“, warnte ihn ein Minister.
Irgendein Minister? Warum da nicht noch was draus machen? Vielleicht ist es ja … der Kapellmeister-Minister (zuständig für musikalische Fragen innerhalb der Stadtmauern, außerhalb der Feiertage)? :xmas: Du merkst es schon, ich glaube, da ginge noch mehr.

Gerne gelesen
Beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Sturek

Normalerweise kommentiere ich in der Reihenfolge, in der die Texte erschienen sind, aber bei Dir mache ich eine Ausnahme, angesichts der Prügel, die Du für mich gekriegt hast. :aua:

Ich mag Deinen Text. Es ist sowohl eine Satire für Erwachsene als auch eine Weihnachtsgeschichte für Kinder von 6 - 8 Jahren. Dein Humor und Dein Wortschatz sind perfekt auf sie zugeschnitten und sie werden die Pointe lieben.
Ich schätze den vernünftigen und maßvollen Gebrauch von Wörtern. Ein mir gut bekannter Herausgeber von Kurzgeschichten verweigert heute Texte mit mehr als 8000 Zeichen (Leerzeichen inbegriffen), d. h. 5 Minuten Lesezeit (er zeigt die Dauer neben dem Titel an), weil sie niemand mehr lesen will.
Bei Kindergeschichten verlangt er sogar, dass der Text unter 7000 Zeichen bleibt. Deine Mini-Story hat weniger als 1250 Zeichen, da ist noch Luft nach oben.
Hoffentlich ist dieser kleine Kommentar eine Anregung für Dich, ihr mehr Stoff (in Richtung Kinder) zu geben, denn sie hat das Zeug zu einem sehr schönen Märchen.

Liebe Grüße
Eraclito

 

Hallo @MRG , @FlicFlac , @Seth Gecko , @Eraclito
vielen Dank für eure Rückmeldungen. Es scheint allgemein so zu sein, dass meine Story als zu kurz empfunden wird. Na gut, wer bin ich denn, Kritikern zu widersprechen, jetzt habe ich sie eben aufgeblasen. Hoffentlich ist sie mir dabei nicht zerplatzt.

@Seth Gecko
Den Kapellmeister habe ich mir gleich ausgeliehen.

@FlicFlac
Echt. So weit sind wir schon gekommen? Vor Jahren war ich mal im Hochsommer in Dänemark in einem ganzjährig geöffneten riesigen Weihnachtsladen. Das war schon ein eigenartiges Gefühl.

Grüße
Sturek

 

Hallo Sturek,
amüsant zu lesen, in meinen Augen so eine Art Parabel, die Botschaft vielleicht sowas wie: Erzwungene Weihnachtsstimmung aus niederen Motiven funktioniert jedenfalls für das Geschäft, aber schön ist es nicht. (Ob der Weihnachtsmann vorbeifliegt, interessiert ja letztlich keinen.)

Die Masse der Einwohner von Lamettanien murrte zunächst, beugte sich aber dann, sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus Angst, dem Druck und fand schließlich sogar Gefallen am Singen, egal, ob sie dieser Kunst mächtig waren oder nicht. Wie es der Kapellmeister vorausgesagt hatte, stieg die Stimmung wieder und damit die Kauflust der Menschen.
Seltsam, dass es funktioniert.
In den Katakomben der Hauptstadt ergriffen sie die „Stummen Helden“ und verbrachten sie in ein Umerziehungslager, wo sie drei Tage lang ununterbrochen mit „Oh, du fröhliche …“ berieselt wurden. Dem hätte selbst der miesepetrigste Weihnachtshasser nichts entgegensetzen können.
Ich finde die "Stummen Helden", die zu den "Sängern der ersten Strophe" werden von den Namen her hübsch. Aber dass diese Berieselung sie zu begeisterten Sängern macht, das ist einfach zu unlogisch. Wenn sie drei Tage lang mit irgendwelchen Ballermann-Liedern beschallt würden, vielleicht noch eher. Aber man steht doch nicht hinterher auf die Foltermethode. (Ich glaube, ich gehe da ganz falsch ran)
Den König und seinen Rat im Dialog, das hat mir gefallen:
„Eine Glühweinsteuer erheben?“, wagte sich der Finanzminister vor.
„Sapperlot!“, donnerte der König, „und so was habe ich zum Finanzminister ernannt. Die Leute kaufen doch jetzt schon immer weniger von dem Zeug.“
„Dann vielleicht den Glühwein billiger machen?“
Würdest du das als Satire sehen? Oder als Parabel? Als Märchen? Nonsense? Irgendwie eine Mischung aus allem, oder?

Na, ich denke da vielleicht nicht zu sehr drüber nach, es ist einfach ein kleines humoriges Stückchen.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @Chutney :

Danke auch für deine Rückmeldung.

Würdest du das als Satire sehen? Oder als Parabel? Als Märchen? Nonsense?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ein satirisches Märchen vielleicht?

Die Masse der Einwohner von Lamettanien murrte zunächst, beugte sich aber dann, sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus Angst, dem Druck und fand schließlich sogar Gefallen am Singen, egal, ob sie dieser Kunst mächtig waren oder nicht. Wie es der Kapellmeister vorausgesagt hatte, stieg die Stimmung wieder und damit die Kauflust der Menschen.
Seltsam, dass es funktioniert.
Da hast du einen wunden Punkt getroffen. Ich habe versucht, ihn zu entschärfen.

Ich finde die "Stummen Helden", die zu den "Sängern der ersten Strophe" werden von den Namen her hübsch. Aber dass diese Berieselung sie zu begeisterten Sängern macht, das ist einfach zu unlogisch. Wenn sie drei Tage lang mit irgendwelchen Ballermann-Liedern beschallt würden, vielleicht noch eher. Aber man steht doch nicht hinterher auf die Foltermethode. (Ich glaube, ich gehe da ganz falsch ran)
Es ist eben eine Art Gehirnwäsche, bei der es vor allem auf den Text des Liedes ankommt, um ihnen Weihnachtsstimmung einzutrichtern. Der Innenminister ist seiner Zeit voraus. :D Mit Ballermann-Liedern hätte das nicht funktioniert. Das Umerziehungslager habe ich übrigens, weil nicht zeitgemäß, durch ein Verließ ersetzt.

Grüße
Sturek

 
Zuletzt bearbeitet:

In einem fernen Land namens Lamettanien ….

Da fällt mir doch glatt Loriot und sein „früher war mehr Lametta“ ein, was keine Abwertung Deines feinen, kleinen Sati(e)rchens sein kann, das fein stich(el)t wie der Floh, und ich meine, Deinen Ort zu kennen,

@Sturek -

liegt er doch nahe bei Lamentanien, wo Geschenke umzutauschen traditonelles Brauchtum ist und zumindest belegstu, dass staatliche Kassen immer schon Untertan und Bürger quälten und König RudI zumindest den staats- und marktwirtschaftlichen Anteil des Schlaraffenlandes pflegte.
Staatskassen scheinen nicht nur immer klamm zu sein ...

Paar Flüsekes

Wehe dem Übeltäter, der dem Befehl des Königs nicht nachkam.
(nur die Nachkommen kommen zusammen nach ...)

Der König winkte gnädig, zum Zeichen, dass die Audienz beendet war, und der Minister zog sich mit einem tiefen Bückling zurück.
Warum das Komma?
Ich weiß, dass die "Reformkommission" eine Regel für Hauptsätze einführte und somit das "und" als Bindeglied ohne zusätzlichen Firlefanz aushebelte.
und der Minister ... leitet einen zwoten Hauptsatz ein ...
Trotzdem:
Die Begründung war hirnrissig: Angeblich, um zu verdeutlichen, dass der zwote Satz auch ein Hauptsatz ist ...

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Friedrichard
Es freut mich sehr, dass du bei mir vorbeigeschaut hast.
Natürlich hatte ich bei der Namensvergabe meines Fantasielandes auch den berühmten Lamettasatz Loriots im Sinn. Das ist ja schon fast unvermeidlich, wenn es um Lametta geht.

Zu deinen Anmerkungen:

Wehe dem Übeltäter, der dem Befehl des Königs nicht nachkam.
(nur die Nachkommen kommen zusammen nach ...)
"nachkam" ist doch richtig, oder? Altertümelnd gehoben für Wunsch erfüllen oder Befehl vollziehen. Habe extra nochmal im Duden nachgeschaut.

Der König winkte gnädig, zum Zeichen, dass die Audienz beendet war, und der Minister zog sich mit einem tiefen Bückling zurück.
Warum das Komma?
Ich weiß, dass die "Reformkommission" eine Regel für Hauptsätze einführte und somit das "und" als Bindeglied ohne zusätzlichen Firlefanz aushebelte.
und der Minister ... leitet einen zwoten Hauptsatz ein ...
Tja, die Sache mit den Kommas. Die Reform hat mich da etwas verwirrt. Normalerweise halte ich mich daran, dass vor dem "und" kein Komma mehr gesetzt wird. Hier steht aber davor der Nebensatz "dass die Audienz beendet war". Deshalb ist das zweite Komma doch notwendig, oder? Streiten könnte man sich über das erste Komma. Ich sehe das Ganze als Einfügung. Beim Lesen würde ich nach "gnädig" eine Pause machen ...

Grüße
Sturek

 

Tja, die Sache mit den Kommas. Die Reform hat mich da etwas verwirrt. Normalerweise halte ich mich daran, dass vor dem "und" kein Komma mehr gesetzt wird. Hier steht aber davor der Nebensatz "dass die Audienz beendet war". Deshalb ist das zweite Komma doch notwendig, oder?
Recht hastu,

lieber @Sturek -

und das Komma hier

... zum Zeichen, dass ...
ist unbestritten, aber vorm "zum"
Der König winkte gnädig, zum Zeichen, dass ...
ist m. ER. entbehrlich, was vllt. deutlicher wird, wenn das "zum" durch ein "als" ersetzt wird.

Hierzu

die Audienz beendet war, und der Minister zog sich mit einem tiefen Bückling zurück.
gilt die optionale Regel, ein Komma vorm "und" zwischen zwo Hauptsätzen zu setzen oder eben nicht (Wahlfreiheit macht das Leben auch nicht unbedingt einfacher)

An sich kenn ich das Problem von Kleist und Theaterleuten her, (was Kleist eigentlich auch war) und die Kommas als Regieanweisung miss- oder besser gebrauchte. Wir haben im deutschen Sprachraum eine ganze Galerie geometrisch unterschiedlicher Striche[,] und ich würde gern einmal Mark Twain, der sich über die „schreckliche“ deutsche Sprache ausgelassen hat, befragen ...

Bis bald und ggfs. schöne Tage diese Tage aus'm von

Friedel

 

Hallo @Sturek,

der Plot deiner Geschichte konnte mich nicht so ganz überzeugen. Sprachlich allerdings las es sich sauber runter und ich konnte jetzt nichts in den Formulierungen entdecken, was mich stutzig gemacht hätte. Also dein Schreibstil ist schon recht ausgereift. Nix zu meckern.

Aber der Plot. Nun bin ich immer etwas kitzelig, wenn ich sehe, dass jemand als Tag "Satire" wählt und mich interessiert dann immer brennend, was für ein Thema der Autor gewählt hat.
In deinem Falle also wohl ein Schuß vor den Bug des Konsumterrors, nehme ich mal an.
Sollte ich mich täuschen, darfst du gern das Nachfolgende dann ignorieren, weil meine Kritik auf dieser Annahme beruht.
Die Satire versucht ja, auf relativ überzogene Weise auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen und das tut sie, indem sie diese nicht einfach schlicht direkt benennt, sondern dem Leser (Bürger) sozusagen eine Art Zerrspiegel vorhält.
Da darf also einiges deutlich und kräftig übertrieben werden, aber im Kern muss es natürlich noch eine gewisse Logik enthalten. Und genau die vermiss ich hier etwas. Ich zeige es dir gleich an den Stellen auf, bei denen ich mich satirisch gesehen unwohl gefühlt habe.

Und was wäre geeigneter dafür als Weihnachtslieder? Erlasst ein Gesetz, das jeden Bürger eures Reiches verpflichtet, täglich mindestens zehn Weihnachtslieder zu singen.“
Da hängt bereits das Bild für mich schief. Es soll der Weihnachtsmarktkonsum in puncto Essen und Trinken auf hohem Niveau bleiben.

Die Maßnahme, den Konsum durch Gesänge zu steigern, halte ich jedoch für die lahmste, die ich mir in einer Satire vorstellen kann.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Bürger mit falschen Versprechungen, Tricks, Fakenews und so weiter gefügig gemacht werden, aber nicht doch mit Gesängen. Einmal abgesehen davon, dass während der Zeit des Gesangs man weder etwas trinken noch essen kann.
Diese Zeit geht dem Konsum somit verloren.

„Potzblitz, eine gute Idee, eine sehr gute Idee. Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?“
Wenn du jetzt auch noch satirisch behandeln wolltest, dass die Konsumbefürworter die Konsumsteigerung mit völlig idiotischen Mitteln verfolgen, dann könnte ich da noch mitgehen, mit dieser Gesangsidee, aber am Ende der Geschichte sind die ja sogar erfolgreich. Einmal davon abgesehen, dass der Weihnachtsmann nicht erscheint, aber der hat ja eh keinen direkten Einfluss auf den Konsum.

. Bei den meisten Einwohnern Lamettaniens hätte es dieser Kontrollen nicht bedurft, denn sie waren ohnehin recht sangesfreudig, wenn sie auch nur gelegentlich den richtigen Ton trafen.
Ich gehe mal davon aus, dass du weiter davor mit der Aussage, dass die Bürger ja nicht singen könnten, die Tonlage meintest, denn jetzt widerspricht diese Behauptung im Grunde genommen ja dem Vorhaben. Wenn die Bürger eh schon sangesfreudig sind, dann hätten sie es ja auch schon ohnehin ununterbrochen getan. Dann hätte man zur Ankurbelung des Konsums nur eine idealere Verknüpfung zwischen dieser Sangesfreudigkeit und dem Konsum schaffen müssen. Das genau passiert hier aber nicht.

Wie es der Kapellmeister vorausgesagt hatte, stieg die Weihnachtsstimmung wieder und damit die Kauflust der Menschen.
Es klappt also auch noch. Hier hättest du durchaus einen Bruch einbauen können, dass es eben nicht so klappt und man etwas Neues ersinnen muss. Aber insoweit bleibt diese Geschichte brav in der Spur in Bezug auf das Thema Gesang, die Maßnahme ist also erfolgreich.
Meistersinger wechselten sich vor ihrer Kerkertür darin ab, sie drei Tage lang ununterbrochen mit „Oh, du fröhliche …“ zu beglücken.
Auch, wenn die Idee so übel nicht ist, ist sie trotzdem viel zu lahm und schlicht. Ich habe jetzt keine der anderen Kritiken gelesen, vielleicht sehen das deine anderen Leser ganz anders, das mag sein. Aber ich hätte mir bei den sog. Abtrünnigen ehrlich gesagt, eine total viel pfiffigere Lösung erhofft. Für meine Begriffe verschenkst du hier Potential.
„Chor der ersten Strophen“
Pfiffig kannst du. Warum nicht mehr davon?
: „Sille Nacht …
Soll das ohne das t sein?

Es tut mir leid, dass ich das Kernige, Beissende der Satire, das Skurrile hier allzu sehr vermisse. Wie schon oben geschrieben, schreiben kannst du, aber für mich ist der Plot viel zu glattpoliert, als hättest du die Befürchtung gehabt, du verdirbst deinen Lesern die Weihnachtsstimmung, wenn du ordentlich draufhaust.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita

vielen Dank für deine konstruktive Kritik. Tatsächlich wollte ich vor allem eine unterhaltsame Geschichte in Märchenform schreiben, mit einem kleinen Seitenhieb auf den Konsumwahnsinn der Weihnachtszeit, wo der Weihnachtsmann zum Kaufvehikel degradiert wird. Märchen hin oder her, Satire hin oder her, die Logik des Plots sollte aber stimmen.
Also schauen wir mal:

1. Die Kauflust sinkt, weil die Weihnachtsstimmung der Bewohner sinkt.
2. Das Singen der Weihnachtslieder hebt die Weihnachtsstimmung wieder. Dass Weihnachtslieder Leute in Weihnachtsstimmung versetzen, ist wohl unbestritten. Dass die Leute ohnehin sangesfreudig sind, ist doch unerheblich. Wenn sie zum Beispiel „Der Mai ist gekommen … singen, lässt sie das nicht unbedingt zu den Weihnachtsmärkten strömen. Und es reicht ja, dass sie zehn Weihnachtslieder trällern. Da bleibt genug Zeit zum Lebkuchenessen und Glühweintrinken.
3. Die gehobene Weihnachtstimmung lässt die Kassen wieder klingeln.

Allles okay, oder?

Der Erlass des Königs ist natürlich idiotisch – aus Sicht unserer Zeit. In Lamettanien gibt es eben keine Massenmedien, mit denen man die Leute manipulieren kann. Das Absurde der Maßnahme, auch die Strichlisten zur Überwachung und die Gehirnwäsche durch Meistersänger zur Gleichschaltung könnte man als diesen Zerrspiegel der Satire betrachten - oder sich wenigstens darüber amüsieren. Schade, dass du die Sangespflicht für eine Satire als zu lahm empfindest.
Nochmals vielen Dank für deine Denkanstöße zu meiner Story. Vielleicht fällt mir ja noch etwas ein, wie ich die Story in dieser Richtung nachschärfe.

Grüße
Sturek

 

Moin @Sturek,

die längere Fassung gefällt mir besser als die Erste, das mehr an Text tut der Geschichte gut. Den zaghaften Kapellmeister mit grauem Haarkranz finde ich super. :thumbsup:

Trotzdem ist mMn noch Luft nach oben, gerade zum Ende hin. Habe beim wiederholten Lesen gemerkt, dass der schwache Konflikt, bzw. die direkt gefundene Auflösung, wann immer ein Konflikt zu keimen droht, der Geschichte die Luft rauslässt:
- Das Reich hat kein Geld, also kurbelt der König die Konsumkraft der Weihnachtsstimmung durch Singpflicht ein: Es funktioniert sofort, die Bürger fügen sich aus Angst, eigentlich singen eh viele von ihnen gerne, wenn auch nicht besonders gut.

Nur eine kleine Gruppe aufsässiger Weihnachtsmuffel leistete Widerstand, weigerte sich standhaft zu singen und zog sich in den Untergrund zurück.
Wie sieht dieser Widerstand aus? Da lässt Du evtl. Potenzial liegen.

Dann befiehlt der König, gegen diese Rebellen vorzugehen. Auch das gelingt umgehend, ohne Probleme. Sie werden problemlos in der Kanalisation geschnappt, eingekerkert und von Profis gefoltert und gehirngewaschen. Konflikt sofort gelöst.
Das packt einen nicht zu sehr und liest sich ein wenig … beliebig?

Dem Reich drohte der Ruin und angesichts dieser Notlage berief König Rudolph den Thronrat ein.
Nachdem der Finanzminister seinen Bericht vorgetragen hatte, fragte der König: „Nun, was können wir tun? Irgendwelche Vorschläge?“, und blickte in die Runde.
Schweigen. Betretene Gesichter.
Seinen Rundumblick könntest Du streichen.
Überleg mal, ob Du den König nicht dauerhaft im "Pluralis Majestatis" sprechen lassen willst und seine Anhänger ebenso auf ihn reagieren. Könnte der Story evtl. noch ein bisschen Pfiff geben.

Die Idee der Rebellen finde ich sehr gut, da könntest Du noch mehr draus machen, aus deren Widerstand und den neuen Herausforderungen, die dies für den König und seine Berater bedeutet.

Wenn Dir meine Anmerkungen weiterhelfen, freue ich mich.
Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Seth Gecko

So, hat etwas gedauert, aber jetzt komme ich dazu, auch dir zu antworten.

Trotzdem ist mMn noch Luft nach oben, gerade zum Ende hin.
Sicher, habe jetzt daran gearbeitet und erstmal den Anfang mehr ausgeschmückt. Aber die Luft wird immer dünner. :)
Den Rundumblick will ich beibehalten, damit sich der Leser das besser vorstellen kann. Über das andere, den Ausbau der Konflikte, muss ich noch nachdenken. Mal sehen, ob mir was dazu einfällt.

Danke für deine Anregungen.

Grüße
Sturek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Sturek

und das nächste Kalendertürchen öffnet sich! Und auch Du so ein Urgestein des Forums, das nach Jahren der Enthaltsamkeit mal wieder aufleuchtet. Schön! Die Challenges sind doch immer wieder gut für Überraschungen, nicht nur, was die Texte betrifft. Also: Willkommen zurück! Und jetzt will ich nach Lamettanien!

In einem fernen Land namens Lamettanien regierte einst König Rudolph I. Um die klammen Staatskassen zu füllen, sorgte er dafür, dass die königlichen Weihnachtsmärkte das ganze Jahr über stattfanden und stets mit frischen Marzipankartoffeln, Lebkuchenherzen und Dominosteinen beliefert wurden.
Ist ja wie in Amiland. Da gibt es auch in den Countrystores einen Weihnachtraum und überhaupt ganzjährig geöffnete Weihnachtsläden. Aber mal ganz ehrlich, gegen Lebkuchen das ganze Jahr über hätte ich so gar nichts! Es ist ohnehin eine Sauerei, dass die erst Ende August in den Läden auftauchen. Frechheit das! Der Rest ist mir egal :D.

Über das Getümmel an den Marktständen flogen Elfen hinweg und ließen Puderzuckerschnee auf die Kauflustigen herabrieseln,
Iiih! Wie das klebt! Aber hübsche Idee.

Das Volk indessen wurde des Trubels zunehmend überdrüssig und der Umsatz sank.
Logisch. Wer will schon, was er immer haben kann.

... und die hauptamtlichen Weihnachtsmänner mussten gewärtig sein, schon nach dem ersten „Ho“ einen Tritt in den Allerwertesten zu bekommen.
hehe - ungefähr derselbe undankbare Job wie Fahrkartenkontrolleur

„Den einen mehr, den anderen weniger und dir am meisten“, ergänzte seine innere Stimme.
Eine sehr königliche Stimme!

„Sapperlot!“, donnerte der König, „und so was habe ich zum Schatzmeister ernannt. Die Leute kaufen doch jetzt schon immer weniger von dem Zeug.“
„Dann vielleicht den Glühwein billiger machen?“
„Hinaus!“, brüllte der König, dessen Knollennase inzwischen zornesrot leuchtete, und der Schatzmeister schlich mit eingezogenem Kopf aus dem Saal.
:)
Ich muss an dieser Stelle mal dazwischenfunken, weil ich in den Kommentare was von länger-doller-mehr gelesen habe und Du da wohl auch schon Hand angelegt hast. Ich bin dagegen! Ganz, ganz doll dagegen. Ich bin für Kürzen und zwar in ganz brutaler Form, bis wirklich kein einziges überflüssiges Wort mehr übrigbleibt. Hier mal so als Beispiel. Aber davor und danach ginge auch noch jede Menge. Aber nur meine Meinung. Weil ich so ein Grimm-Fan bin und versuche bei denen mal, was wegzunehmen. Mag sein, ich bin in diesem Punkt ultra altmodisch.

„... Erlasst ein Gesetz, das jeden Bürger eures Reiches verpflichtet, täglich mindestens zehn Weihnachtslieder zu singen.“
Folter!

„Aber Majestät, bedenkt, viele eurer Untertanen können gar nicht singen“, warnte jemand.
Im Land der ewigen Weihnacht? Na nu? Ich dachte, da gäbe es gar keine andere Musik im Radio etc. Und sie können nicht singen? Wie bei uns so viele Leute nicht lesen und schreiben können? Oder schwimmen?

Nur eine kleine Gruppe aufsässiger Weihnachtsmuffel leistete Widerstand, weigerte sich standhaft zu singen und zog sich in den Untergrund zurück.
Ja, das Volk macht doch jeden Scheiß mit, wenn es denn nur seine Ruhe hat. Und Strafen sind natürlich auch Mist.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann singen und kaufen sie noch heute.
Autsch. :D

Der Weihnachtsmann ... „Was für ein grässlicher Lärm“, sagte er und machte fortan einen großen Bogen um das Land.
Und da sage noch mal jemand, Weihnachten ohne Weihnachtsmann sei sinnlos. Ist doch egal, wie das Geld in die Kasse kommt. Mit oder ohne ihn, Hauptsache die Kohle stimmt.

Schön! Habe ich gern gelesen. Von mir aus dürfte da noch bisschen mehr Konflikt rein. Die paar Verweigerer sind schnell bekehrt und für den König läuft alles ziemlich glatt. Aber gut. So sei es. Ist ja trotzdem hübsch.

Danke für deine Geschichte und ich wünsche Dir ein Weihnachten, wie Du es noch nie weihnachtlicher erlebt hast!

Liebe Grüße, Fliege

 

Außerdem wurde das Gequengel der Kinder immer lauter: „Mama, Papa, wann kommt denn nu der Weihnachtsmann?“
Wenn das ganze Jahr Weihnachten ist, wie kann man das dann fragen?

Niemand hatte mehr Lust auf Lebkuchenherzen, Marzipanstollen und mit Weihnachtskugeln jonglierende Zwerge.
Warum? Und wenn das so ein elaborierter Markt ist, warum haben die Macher das nicht bedacht?

„Eine Glühweinsteuer erheben?“, wagte sich der Schatzmeister vor.
Wenn niemand mehr auf die Märkte geht, was hätte das für einen Sinn? Er beantwortet das selbst, aber was sind das für Berater dann?
„Also Majestät, damit gekauft wird, müssen wir einfach die Weihnachtsstimmung wieder heben. Und was wäre geeigneter dafür als Weihnachtslieder? Erlasst ein Gesetz, das jeden Bürger eures Reiches verpflichtet, täglich mindestens zehn Weihnachtslieder zu singen.“
Warum? Warum sollte das zu einem Mehr-Konsum beitragen? Das wird nie beantwortet. Die Leute sind pappsatt von dem Scheiß, sie wollen im Grunde etwas anderes, so etwas, wie, man darf es heute kaum sagen: freie Marktwirtschaft, Konkurrenz, Mitbewerber. Der König müsste sagen: Ich biete denen einen ganz anderen Markt an, das Gegenteil, denn dann kontrolliere ich beide Gelüste. Er denkt aber eindimensional.

Der Zustimmung seines Königs gewiss hatte der Marschall schon alles vorbereitet und schickte seine Schergen aus. In den Katakomben der Hauptstadt ergriffen sie die „Stummen Helden“ und sperrten sie in ein Verließ in den Kellergewölben des königlichen Schlosses. Meistersänger wechselten sich vor ihrer Kerkertür darin ab, sie drei Tage lang ununterbrochen mit „Oh, du fröhliche …“ zu beglücken.
Ist ein bißchen wie bei "Demolition Man", als sie da im Untergrund Ratten zu Burgern verarbeiten. Aber da wird der Unterschied klar, wie und warum sie so leben, warum sie dies in Kauf nehmen für ihre Freiheit. Hier wird mir das nie klar.

Halt, da fehlt doch noch jemand! Richtig. Der Weihnachtsmann. Als er sich mit seinem Schlitten Heiligabend den Grenzen Lamettaniens näherte, hielt er sich die Ohren zu. „Was für ein grässlicher Lärm“, sagte er und machte fortan einen großen Bogen um das Land.
Das so als Klammer. Eigentlich müsste er ja das ganze Jahr über schon irgendwie präsent gewesen sein, oder? Sein Nicht-Dasein wird nie erklärt, in einem Land, in dem das ganze Jahr Weihnachten zu sein scheint.

Für mich ein unausgegorener Schnellschuß, sorry. Da steckt ein Konflikt drin, der ist aber nicht ausreichend ausgearbeitet.

Gruss, Jimmy

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom