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Verstehst du es jetzt?

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21.04.2015
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Verstehst du es jetzt?

Sarah seufzte, als es an der Haustür klingelte, und legte das Buch ins Gras. Sie streckte ihre Arme aus und erhob sich von dem Liegestuhl, den sie vor ein paar Minuten in den Garten gestellt hatte, anstatt ihre Hausaufgaben zu machen. Langsam schlenderte sie durch das Wohnzimmer und öffnete die Tür. Vor ihr lag der leere gepflasterte Weg, der auf die Straße führte. Sie sah sich um, konnte aber niemanden sehen. Gerade wollte sie wieder hineingehen, als ihr der Zettel auffiel, der mit Tesafilm am Holz befestigt worden war.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Zuckerstück! Dein Geschenk wartet schon auf dich. Zuerst musst du aber ein paar Hinweisen folgen. Erinnerungen an unsere lange Freundschaft werden dir dabei helfen.
Nummer eins: Wo hast du mir gebeichtet, dass du Fettes Brot in Wahrheit nicht ausstehen kannst und nur meinetwegen mit auf das Konzert gekommen bist?

Keine Unterschrift. Aber Sarah wusste auch so, dass Lisa diese Nachricht geschrieben hatte. Zuckerstück.
Sarah zerknüllte den Zettel, zog die Haustür hinter sich zu und setzte sich aufs Rad. Vorbei an Ein- und Mehrfamilienheimen radelte sie die Sperlingstraße entlang und bog an der nächsten Kreuzung links ab. Sie stellte ihr Fahrrad vor der in die Jahre gekommenen Turnhalle ab, in deren Keller sich das Jugendzentrum befand, und ging die Stufen hinunter.
Hier hatte sie ein paar Tage nach dem Konzert mit Lisa gesessen. Sie tranken Puschkin Blutorange, den ihnen Thomas aus der Elften besorgt hatte, und Sarahs Kopf fühlte sich schon ganz weich an.
Die Worte purzelten einfach aus ihrem Mund. „Das hab’ ich nur dir zuliebe gemacht. Ich kann die drei Typen nicht ausstehen. Und die Mucke ist auch scheiße!“
Lisa hatte sie angestarrt, ganz steif war ihre Haltung geworden. Sie trank einen Schluck, stierte vor sich hin und sagte dann achselzuckend: „Halb so wild. Lieb, dass du trotzdem mitgekommen bist.“
An der Eingangstür zum Aufenthaltsraum hing ein weiterer Zettel.

Du hast dich also erinnert, bravo! Ich weiß noch genau, wie enttäuscht ich im ersten Moment von dir war. Ich kann Lügen nicht ausstehen! Andererseits war es ein toller Freundschaftsbeweis, dass du etwas getan hast, worauf du eigentlich keine Lust hattest. Mir zuliebe.
Nummer zwei: Hier habe ich vergebens auf dich gewartet.

Sarah sah auf und stieß die Luft aus. Ich kann Lügen nicht ausstehen! Das gefiel ihr nicht. Sie rutschte auf der Bank hin und her und rieb ihre feuchten Handflächen an der Hose trocken. Das hier fühlte sich seltsam an. So wie ihre Freundschaft.
Als sie noch klein waren, hatten sie jeden Tag miteinander gespielt, hatten die umliegenden Felder erkundet, sich geheime Plätze auf den Ästen großer Bäume gesucht und zusammen gehalten, Ausreden erfunden, wenn sie zu spät nach Hause kamen. Lisa brachte Sarah zum Lachen, sie verteidigte sie vor jedem, der es wagte, schlecht über sie zu sprechen oder es auch nur anzudeuten. Das imponierte Sarah, es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Doch seit sie zusammen aufs Gymnasium gingen, wurde Lisas Beschützerinstinkt erdrückend, Sarah hatte das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen, was sie tat oder mit wem sie sich traf, und das machte sie wütend.
Hier habe ich vergebens auf dich gewartet. Sarah verzog das Gesicht. Das war fast ein halbes Jahr her. Sie hatten sich an ihrem Geheimplatz verabredet, oben auf dem Flachdach ihrer Schule. Über die Äste eines Baumes konnte man hinter dem Gebäude hinaufklettern und heimlich Zigaretten rauchen. Doch dann hatte Valerie angerufen und gefragt, ob Sarah nicht Lust hätte, mit zum Rodeln zu kommen. Sie mochte Valerie, sie war lustig. Entspannt. So wie Lisa früher gewesen war. Sarah hatte sofort zugesagt und eilig ihre Sachen gepackt. Lisa hatte sie vollkommen vergessen.
Am nächsten Schultag bekam sie dafür die Rechnung serviert. Alle kriegten mit, wie Lisa ihr mitten auf dem Hof eine Szene machte. Es war peinlich, einfach nur peinlich. Sie entschuldigte sich, doch innerlich war sie stinksauer. Danach meldete sie sich kaum noch bei Lisa, aber die schien das nur anzuspornen, bei jeder Gelegenheit zu betonen, wie besonders ihre Freundschaft sei.
Sarah stand auf und stieg auf ihr Fahrrad. Sie wollte das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Schwer atmend kletterte sie auf den nächsten Ast. Von hier aus konnte sie die Kante des Schuldachs greifen und sich hinaufziehen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und verfluchte diese verdammte Schnitzeljagd. Das war so typisch für Lisa. Von allem zu viel. Seit Valerie und Sarah sich öfter trafen, war es noch schlimmer geworden. Sarah hatte manchmal das Gefühl, Lisa wäre immer bei ihr, klammerte sich von hinten fest an sie und sah ihr bei allem über die Schulter.
Vor ihr führte das mit Steinen aufgefüllte Dach zur Turnhalle am Ende des Gebäudekomplexes. Rechts und links gingen Seitenarme ab, alle paar Meter ragten Erhebungen empor, in denen die Deckenfenster der einzelnen Schulzimmer verankert waren. Sarah lief los und bog auf den ersten Seitenarm nach rechts ab. Hier musste es sein, das war ihr Stammplatz. Sie ging um den Betonklotz herum und suchte die Wände mit den Augen ab. Nichts. Ihr Blick fiel auf die Steine unter ihren Füßen. Sie ging in die Hocke und schob die Steine rund herum zur Seite. Nach ein paar Minuten raschelte es zwischen ihren Fingern. Sarah ließ sich fallen und lehnte sich an die Wand. Noch ein Zettel.

Deine Entschuldigung damals war gelogen. Ich habe es dir angesehen, du hattest gar keinen Bock mit mir zu reden. Geschämt hast du dich für mich. Für uns. Ganz rot warst du im Gesicht und hast ständig nach links und nach rechts geschaut, anstatt dich auf MICH zu konzentrieren.
Aber ich schätze, eine tiefe Freundschaft muss auch Streit aushalten können, richtig?
Nummer drei: Du bist oft dort, obwohl du mir nichts davon sagst. Mit Flo, Dennis, Basti und all den anderen. Mich fragst du nie, ob ich mitkommen will.

Sarah spürte, wie Übelkeit in ihr aufstieg. Was wollte Lisa von ihr? Wozu das Ganze? Sie wollte nicht weitermachen. Früher hatte sie Schnitzeljagden gemocht. Aber diese hier nicht.
Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte Lisas Nummer.
„Hängst du fest?“, antwortete diese fröhlich nach dem zweiten Klingeln.
„Was soll das?“ Sarah umklammerte das Telefon.
„Was meinst du denn, Zuckerstück?“
„Hör auf, mich so zu nennen! Ich hab’ keinen Bock mehr! Was willst du?“
„Fühlt sich blöd an, was?“ Lisa klang noch immer bestens gelaunt. „Komm schon. Wo bist du?“
„Auf dem Dach“, zischte Sarah.
„Dann hast du es bald geschafft.“
„Ist mir egal, ich fahre jetzt nach Hause.“
„Das tust du nicht.“ Lisa lachte, aber da lag etwas in ihrer Stimme, das Sarah erstarren ließ. „Du wirst weitermachen.“
„Was soll der Scheiß?“
„Spiel – mit! Ich weiß nicht, was ich sonst tun werde.“ Lisa legte auf.

Sarah fuhr so schnell sie konnte. Ein Gedanke trieb sie an, der sich immer tiefer in sie hineinfraß. Vor ein paar Wochen hatte Lisa einen Satz gesagt, der nun vor ihr schwebte in dicken roten Buchstaben. Ohne dich bin ich verloren!
Sarah hatte nicht gewusst, wie sie darauf reagieren sollte und hatte Lisa unbeholfen in den Arm genommen. Aber nun schlug ihr Herz hart gegen die Brust, sie musste sich beeilen und diese absurde Schnitzeljagd zu Ende bringen, bevor … Sarah schüttelte den Kopf. Das war verrückt. Würde Lisa sich wirklich etwas antun? Sie kannte sie schon ihr halbes Leben lang, aber Sarah fiel es in letzter Zeit schwer, ihre Freundin zu greifen. Diese Andeutung, sie war nicht die erste gewesen. Sarah hatte es nicht ernst genommen. Bis jetzt. Da gab es etwas in Lisa, das ihr kalte Schauer über den Rücken jagte, in diesem Moment auf dem Fahrrad fühlte sie es ganz deutlich.
Sie bog nach links in den Park ab. Hinter dem Spielplatz standen drei Tischtennisplatten, bei denen sie sich seit ein paar Wochen abends mit den anderen traf. Ohne Lisa. Flo war ein smarter Typ aus der Oberstufe, er hatte einen Dreitagebart, ein breites Kreuz und dunkle warme Augen. Wie sollte sie eine Chance haben, an ihn heranzukommen, wenn Lisa ständig an ihr hing? Valerie war anders. Sie verstand die unsichtbaren Zeichen, Sarahs Blicke, wenn sie mit ihm allein sein wollte. Lisa würde das vollkommen ignorieren. Dennoch nagte das schlechte Gewissen an Sarah. Sie hätte von Anfang an ehrlich sein sollen. Sich nicht darauf verlassen, dass diese Freundschaft mit der Zeit einfach einschlafen würde.
Sie sprang vom Fahrrad, ließ es in die Hecke fallen, lief zu den Tischtennisplatten und umrundete sie. Nirgendwo war ein Zettel angebracht. Ihr Blick huschte über die Bänke, das Gras, die Büsche, die um den kleinen Platz herum gepflanzt worden waren. Sie begann, auf ihrer Unterlippe zu kauen. Wo konnte er sein? Sie bückte sich und inspizierte die Unterseiten der Steinplatten. Ihr Herz machte einen Satz. Dort, unter der mittleren war ein Stück Papier zwischen Platte und Tischbein eingeklemmt worden.

Sitzt du hier mit ihnen und redest schlecht über mich? Wir sind uns so nah, wir kennen uns schon so lange, alle meine Geheimnisse habe ich dir erzählt. Doch mitnehmen willst du mich nie. Valerie schon. Die schöne, lustige Valerie. Sie ist dir lieber. Stimmt’s? Sie wird dich mir wegnehmen, ich spüre es.
Nummer vier: Letzte Woche wollte ich mit dir ins Kino. In diesen Film mit Tom Hanks. Aber du warst plötzlich KRANK. Fahre dorthin, wo du an dem Abend WIRKLICH warst. Dein Geschenk wartet auf dich.

Sarahs Hände zitterten. Wie war Lisa dahinter gekommen? Es war falsch gewesen, zu behaupten, sie sei krank. Mies von ihr, dass sie heimlich zu Valerie gefahren war, aber sie hatte keine Lust gehabt auf Diskussionen. Sarah zerriss den Zettel – es reichte jetzt, endgültig. Was bildete sich Lisa eigentlich ein? Energisch riss sie ihr Fahrrad aus der Hecke. Lisa wollte die Wahrheit? Die sollte sie bekommen.

Vor dem Mehrfamilienhaus, in dem Valerie wohnte, standen dunkelgraue Mülltonnen auf dem Gehweg. Sarah stand mit aufgerissenen Augen davor, immer wieder glitt ihr Blick über die Buchstaben, die mit weißer Kreide auf die Vorderseiten geschrieben worden waren.
Hier entlang, ZUCKERSTÜCK!
Sarah sah hinauf zu den Fenstern des dritten Stocks. Hinter dem zweiten von links bewegte sich der Vorhang, ganz leicht nur, aber es reichte aus, damit Sarah aus ihrer Starre erwachte. Mit festem Schritt ging sie auf das Haus zu und klingelte bei Valerie. Der Türsummer ertönte sofort. Sie nahm jeweils zwei Treppenstufen auf einmal. Als sie im dritten Stockwerk ankam, sah sie, dass die Tür zu Valeries Wohnung offen stand. Sie atmete tief durch und ging hinein.
Im Flur herrschte Stille, Valeries Eltern arbeiteten oft bis spät in den Abend und ihr kleiner Bruder schien bei Freunden zu sein. Sarah schloss die Tür hinter sich und lauschte. Valeries Zimmer lag am Ende des Flurs auf der linken Seite. „Valerie?“, rief sie und ging langsam darauf zu. Aus dem Raum drang ein gehässiges Lachen.
„War ja klar, dass du zuerst nach ihr fragst.“ Lisas Stimme klang kalt.
Sarahs Wut verflog, ein anderes Gefühl legte sich auf ihre Schultern. Etwas Kaltes, Schweres, das ihr die Luft zum Atmen nahm. Sie zwang sich, weiter durch den Flur zu gehen. Vor Valeries Zimmer blieb sie stehen und hielt die Luft an. Vorsichtig schob sie die Tür auf und erstarrte. Bunte Luftballons schwebten an der Decke. Von der Lampe hingen Luftschlangen herunter. Lisa saß auf dem Bett und grinste. Sie trug Valeries Lieblings-T-Shirt und eine ihrer Hosen. „Happy Birthday!“, rief sie und breitete die Arme aus.
„Was soll das? Wo ist Valerie?“
„Valerie, Valerie, ich kann diesen scheiß Namen nicht mehr hören.“ Lisa schwang die Beine vom Bett und stand auf. Sarah wich einen Schritt zurück.
„Was denn, hast du Angst vor mir?“ Lisa lachte. „Ich wollte dir doch nur eine Freude machen. Dir etwas schenken, das du nie vergessen wirst.“
„Was willst du?“
Lisa funkelte sie an. „Wir waren unzertrennlich, wir zwei. Ich hab’ alles für dich gemacht. Du bist einfach …“, sie sah verträumt an die Decke, „… mein Gegenstück. Ich darf nicht zulassen, dass uns das jemand kaputt macht.“
Sarah stand wie festgenagelt vor ihr. Ihr Blick huschte durch das Zimmer. Außer ihnen war niemand da. Sie schluckte. Ihre Kehle fühlte sich enger an als sonst, sie spürte Schweißtropfen an ihrem Nacken herunterlaufen.
„Wo ist sie?“, fragt sie noch einmal. Sie ballte die Hände zu Fäusten.
„Verdammt, Sarah!“ Lisa stampfte mit dem Fuß auf und schüttelte den Kopf. „Hast du überhaupt gehört, was ich gesagt habe? Du bist mein –“
„Halt den Mund!“ Sarahs Stimme überschlug sich. „Du hast sie doch nicht mehr alle. Was soll dieser ganze Mist hier? Willst du eine Entschuldigung von mir? Die wirst du nicht bekommen. Es reicht. Wo – ist – sie?“
Lisas Gesicht zuckte und plötzlich lächelte sie wieder. „Beruhige dich, das ist doch dein Geburtstag. Valerie ist Sekt besorgen, wir wollten mit dir anstoßen."
Sarah musterte sie misstrauisch. „Wieso sollte sie ... Ihr mögt euch doch gar nicht."
„Wir haben uns ausgesprochen." Lisa trat vor den Spiegel, drehte sich herum und warf die Haare hinter die Schultern. „Die hübsche, tolle Valerie und ich. Sie wird sich in Zukunft ein bisschen mehr zurücknehmen. Vor allem, wo sie jetzt doch weiß, was für eine kleine Lügnerin du bist." Lisa drehte den Kopf und sah Sarah fest in die Augen.
„Was hast du ihr erzählt?" Sarah ging einen Schritt auf sie zu und spürte, wie ihre Fingernägel sich in die Handflächen bohrten.
„Süß", lachte Lisa und strich gedankenverloren über die Luftschlangen, die in Wellen vom Schrank herunter hingen. „Hat da jemand Angst um die frisch gewonnene Freundin?"
„Blödsinn!" Sarah riss die Papierschlange von der Lampe. „Valerie glaubt dir sowieso kein Wort, sie kann dich nicht ausstehen."
„Ach, ist das so? Mir hat sie erzählt, dass sie ganz scharf auf deinen Florian ist und froh wäre, wenn du endlich die Finger von ihm lässt."
Entgeistert starrte Sarah sie an.
Lisa schloss die Augen und nickte, ganz langsam bewegte sich ihr Kopf auf und ab. „Ja, Zuckerstück, ich weiß von Flo. Auch wenn du mir nie von ihm erzählt hast. Ich kenne dich nun mal, ich kenne dich besser, als alle anderen. Begreif das doch endlich." Sie ging auf Sarah zu und streckte ihr die Hände entgegen.
Angewidert schlug Sarah sie weg. „Fass mich nicht an!"
Lisa schnappte nach Luft. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einer wütenden Fratze, die Wangen liefen rot an und ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. „Behandel mich nicht wie ein Stück Dreck!"
Sie griff nach ihr und erwischte ihr Handgelenk. Sarah schrie auf und schlug um sich. Sie traf Lisa am Hinterkopf, taumelte kurz, fing sich wieder und stieß sie aufs Bett. Ein tiefes Brüllen entfuhr Lisas Kehle, sie sprang auf und stürzte sich auf Sarah. Die beiden Mädchen fielen zu Boden, wälzten sich umher und stießen an den Schreibtisch, von dem eine Vase herunterfiel und zerschellte. Lisa griff nach einer Scherbe, riss Sarahs Kopf an den Haaren zurück und holte aus. Im letzten Moment drehte Sarah sich zur Seite und trat Lisa in den Bauch. Sie jaulte und krümmte sich auf dem Teppich zusammen. Sarah rappelte sich auf und rannte in den Flur. Vorbei am Zimmer der Eltern, der Küche, dem Bad -
Sie schrie auf. Stand vor dem Badezimmer und starrte hinein. Alles war voller Blut. Das Waschbecken, die Fliesen, selbst der Spiegel. Der Badewannenvorhang war zugezogen. Sarah schnappte nach Luft. „Was hast du getan?“, flüsterte sie und hielt sich eine Hand vor den Mund. Mit der anderen griff sie nach dem Vorhang, zählte bis drei und riss ihn zur Seite.
Valerie hatte die Augen geschlossen. Sie trug ihr gelbes Sommerkleid, das Sarah so mochte. Doch es sah anders aus als sonst, es war übersät mit dunkelroten Flecken. Die Hände lagen auf ihrem Bauch, die Beine waren angezogen, als hätte sie Schmerzen. Sarah fing an zu weinen. Durch Valeries Hände sickerte dickes, hellrotes Blut.
Panisch wühlte Sarah in ihrer Tasche und zog das Handy heraus. Es fiel ihr aus der Hand, sie heulte auf, bückte sich und hob es wieder auf. Sie drückte drei Nummern, doch bevor sie bei dem grünen Hörer ankam, hörte sie ein Geräusch hinter sich. Sie fuhr herum und starrte in Lisas Gesicht. Lässig lehnte sie am Türrahmen und sah auf sie herunter.
„Verstehst du es jetzt?“

 

Hall Rina,
ich kann zu deiner Geschichte nichts Neues beitragen, möchte dir aber auf die Kürze ein Feedback hinterlassen, da ich die Geschichte gern gelesen habe.
Finde die Idee super, wie das mit den Briefstücken seinen Lauf nimmt, der Wahnsinn sich steigert, immer mehr Gestalt annimmt, bis er schließlich ein Gesicht erhält.
Das Gesicht hätte ich mir mit mehr Farbe gewünscht. Da fehlt am Ende noch mal eine Steigerung. Was sie erwartet, war dem Leser ja klar. Entweder musst du die Erwartung brechen oder toppen, so bleibt es eben linear, was in sich stringent ist, aber den letzten Schliff vermissen lässt.
Vielleicht bin ich der einzige, der da eine erotische Komponente rausgelesen hat, aber ich war mir nicht im Klaren darüber, welche Art Verbindung denn wirklich zwischen den beiden vorherrscht. Habe gedacht, dass da vll etwas mehr als Freundschaft zwischen den beiden gewesen ist. Das hätte man eventuell auch noch als Konflikt-Kicker nutzen können.
So oder so ein feines kleines Stück.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

immer wieder finde ich deinen Profilnamen toll, wenn ich ihn lese =) Aber das nur am Rande.

Finde die Idee super, wie das mit den Briefstücken seinen Lauf nimmt, der Wahnsinn sich steigert, immer mehr Gestalt annimmt, bis er schließlich ein Gesicht erhält.
Das freut mich sehr.

Entweder musst du die Erwartung brechen oder toppen
Ich gebe dir da auf jeden Fall recht, weiß aber leider nicht, wie. Weder, wie ich es toppen, noch weniger, wie ich die Erwartung brechen könnte. Wirklich, ich überlege da schon seit Tagen drauf herum, aber mir fällt nichts Passendes ein.

Vielleicht bin ich der einzige, der da eine erotische Komponente rausgelesen hat, aber ich war mir nicht im Klaren darüber, welche Art Verbindung denn wirklich zwischen den beiden vorherrscht.
Nein, du bist nicht der einzige, der da diese Komponente rausgelesen hat, ich weiß gerade nicht mehr, wer es war, aber diese Möglichkeit des Verliebtseins wurde bereits angesprochen.
Ich glaube, bei Lisa verschwimmen da die Grenzen. Zwischen den beiden ist da aber (für mich) nichts als Freundschaft, also da gab es kein Ausprobieren oder etwas in die Richtung. Dennoch ist das, was du da liest, durchaus gewollt von mir und ich bin froh, dass du es gespürt hast. Mir ist das selbst mal passiert, dass ich in einer Freundschaft war, die so eng war, dass da plötzlich Grenzen verschwommen sind. Gemerkt habe ich das zum ersten Mal, als sie eifersüchtig reagierte, wenn ich davon erzählte, dass ich einen Mann kennengelernt habe. Das wurde dann echt schwierig und was soll ich sagen, wir sind heute nicht mehr befreundet. Ich konnte nicht aus meiner Haut und sie nicht aus ihrer, so ist das manchmal. Daran habe ich mich erinnert. An dieses Gefühl einer starken Verbindung, die bei der einen ein Gefühl des Verliebtseins oder Begehrens hervorruft, das sie vielleicht selbst noch nicht wirklich einordnen kann. Es stimmt, man könnte das als zusätzlichen Konflikt einbauen, aber dann eher in eine andere Art, die Geschichte zu erzählen, eine, die sich mehr auf die Psyche der beiden konzentriert. Vielleicht probiere ich das mal.

Ich danke dir für deine Kritik und wünsche ein tolles Wochenende,
RinaWu

 

Hallo RinaWu,
Deine Geschichte zwingt zum Durchlesen. Auch, wenn ich den überdrehten Schluss absehbar finde – aber das gehört vielleicht auch zum Genre – musste ich doch mit von Schnitzel zu Schnitzel, um zu wissen, was jetzt los ist mit der Helikopterfeundin. Am Anfang dachte ich: Ja, so eine typische Teenagerproblemstory. Irrungen und Wirrungen der Pubertät, Eifersucht in Jugendbeziehungen, ein sehr viel beackertes Feld. Aber dann ist Dein Text einfach zu klug konstruiert in der sich steigernden Linie, die von gerade noch erträglichen Kommentaren dann doch wunderbar eskaliert im blutverschmierten Bad. Das funktioniert tatsächlich dann als finale Schlachtung, obwohl es so ein häufig reproduziertes Urbild im Horrorfilm und Roman ist. Genau erspürt empfinde ich die Charakterisierung der vermeintlichen Freundinnen. Ja, sie folgen natürlich der üblichen Dialektik dieser Geschichten, wie man es kennt. Obsessiv gegen normal, paranoid gegen empfindsam mit blutrünstiger Lösung. Aber die Story ist, wie gesagt, dann einfach schön gemacht, stimmig gesteigert, spannend entwickelt an den Botschaften entlang, dass man sehr gerne bei der Stange bleibt und am Ende dann doch wieder entsetzt ins Badezimmer glotzt.
Für mich sind manche Beschreibungen sprachlich zu klischeehaft: Das Herz macht einen Satz und ähnliches. Aber das sind Ausnahmen in einem Text, der sprachlich variantenreich gebaut ist und dem, was er sagen will, immer gerecht wird.
Schönes Wochenende
rieger

 

Hallo rieger,

vielen Dank für deinen Kommentar zu meiner Geschichte. Es freut mich, dass du gezwungen warst, weiterzulesen =) Es ist toll, dass die einzelnen Schnitzel den Leser vorantreiben.

Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass du die Charakterisierung der beiden Freundinnen als gut empfunden hast. Da habe ich aufgrund der Anregungen hier nochmal nachgebessert und das hat dem Text echt geholfen.

Die klischeehaften Beschreibungen an manchen Stellen wurden schon ein paar Mal erwähnt, da muss ich noch mal drübergehen. Vielen Dank, dass du die Sprache ansonsten aber variantenreich findest, das freut mich.

Dir auch ein schönes Wochenende!
RinaWu

 

Hi RinaWu

Klasse Text. Du schaffst es mit fluffiger, rinawuscher Sprache, unterhaltsam und dennoch eindringlich, das Psychogramm einer Freundschaft zu zeigen, die schief geht. Auch die Idee mit der Schnitzeljagd zu gemeinsamen Orten der Freundinnen, eingestreuten Beobachtungen und Rückblenden klappt ausgezeichnet.

Was mich stört und beinahe nervt, ist das Ende. Okay, ich bin echt kein großer Horror-Fan, aber das ist der erwartbarste Schluss, den du dem Text hättest geben können, ohne Überraschungseffekt, ohne Auflösung. Lisa tötet Valerie. Blut überall. Vom Mädchen zur eiskalten Killerin. Unfreiwillig komisch. Dabei hast du die Beziehung der beiden so wunderbar aufgebaut. Ja, das ist banal und schmälert die Qualität deutlich. Keine Ahnung, ob du an andere Varianten dachtest oder denkst, ich finde, das solltest du.

Ein paar Textstellen, die mir aufgefallen sind:

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Zuckerstück!
Zuckerstück, na ja, wem es gefällt :D

Sie tranken Puschkin Blutorange,
hattest du das Zeug nicht schon mal in einem anderen Text? :wein:

sie verteidigte sie vor jedem, der es wagte, schlechte Worte auch nur anzudeuten.
schlechte Worte ist nicht sehr elegant: etwas schlechtes? oder schlecht über sie zu sprechen?

„Das tust du nicht.“ Lisa lachte, aber da lag etwas in ihrer Stimme, das Sarah erstarren ließ. Es fühlte sich an, als lege sich eine kalte Hand um ihren Magen.
sehr gut :thumbsup:

Lisa schnappte nach Luft. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einer wütenden Fratze, die Wangen liefen rot an und ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. „Behandel mich nicht wie ein Stück Dreck, du Miststück!"
die Verwandlung und die kommt mir zu - plötzlich

Bin schin gespannt, was du noch daraus machst, zwischen all dem Glühwein und den Freuden des Lebens

liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

danke für deinen Kommentar.

Du schaffst es mit fluffiger, rinawuscher Sprache, unterhaltsam und dennoch eindringlich, das Psychogramm einer Freundschaft zu zeigen, die schief geht.
Danke dir, das freut mich sehr.

Was mich stört und beinahe nervt, ist das Ende. Okay, ich bin echt kein großer Horror-Fan, aber das ist der erwartbarste Schluss, den du dem Text hättest geben können, ohne Überraschungseffekt, ohne Auflösung. Lisa tötet Valerie. Blut überall. Vom Mädchen zur eiskalten Killerin. Unfreiwillig komisch.
Das Ende stößt hier auf geteilte Meinungen, aber das ist total okay. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich es konsequent fand, verstehe aber, wenn man hier auf etwas anderes gehofft hat. Ich finde, eine Auflösung ist es durchaus. Und warum du sie unfreiwillig komisch findest, kann ich eher weniger nachvollziehen, aber das ist wahrscheinlich eben einfach Geschmackssache. Ich persönlich finde es nicht komisch.

Keine Ahnung, ob du an andere Varianten dachtest oder denkst, ich finde, das solltest du.
Nein, beim Schreiben dachte ich an keine anderen Varianten, da wusste ich ganz klar, worauf ich hinaus will, egal ob vorhersehbar oder nicht. Weiter unten habe ich mein Problem mit einem alternativen Ende schon beschrieben: Mir fällt einfach keins ein. Vielleicht habe ich gerade zu viele Dinge im Kopf, dass da einfach keine Idee kommt, keine Ahnung. Aber ich möchte das Ende nur dann ändern, wenn ich einen Einfall habe, der mir plausibel vorkommt und nicht einfach nur um der Überraschung willen, daher bleibt es wohl vorerst bei diesem Ausgang der Geschichte.

Zuckerstück, na ja, wem es gefällt
Das soll gar nicht gefallen. Außer Lisa vielleicht. Ich habe diesen Spitznamen durchaus mit Bedacht gewählt, weil er eigentlich eher unangenehm ist, als dass man sich dabei wohl fühlen könnte, wenn man so genannt wird.

hattest du das Zeug nicht schon mal in einem anderen Text?
Nein, das war Mixery oder so etwas, kein Puschkin.

schlechte Worte ist nicht sehr elegant: etwas schlechtes? oder schlecht über sie zu sprechen?
Gute Alternative, danke, das ändere ich ab.

Bin schin gespannt, was du noch daraus machst
Ich fürchte, nicht mehr viel. Ich habe in der letzten Woche ständig daran gefeilt und sie abgeändert, dass jetzt mal Pause ist. Ich muss die Geschichte mal ein paar Tage "abhängen" lassen, im Moment kommt da nichts mehr aus meinem Kopf, das sie bereichern könnte.

Hab noch ein schönes Wochenende,
liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

den letzten Kommentar nahm ich zum Anlass, Deine Geschichte nochmals zu lesen. Ich finde sie seit meinem letzten Kommentar viel besser. Die Spannung baut sich langsamer auf, die von mir genannten Vorahnungen sind weg, wodurch die Geschichte nicht mehr so vorhersagbar ist.

Nur mit dem Schluss hadere ich auch immer noch. Vielleicht ein blöder Einfall, aber ich mag es nicht, nur zu meckern, ohne was zu liefern: Wie wäre es, wenn Flo in der Wanne läge? Wenn Lisa vielleicht wirklich in Sarah verliebt ist, was man vermuten könnte, wäre er die größere Bedrohung für sie als Valerie. Lisa hätte Flo vielleicht mit der angedeuteten Überraschungsparty zu Valerie locken können.

Da ich aus Zeitgründen nicht alle Kommentare gelesen habe, hat das vielleicht auch schon ein anderer geschrieben, dann vorsorglich: mea culpa.

Gruß

Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe maria.meerhaba,

deine Kommentare sind echt immer der Wahnsinn, du nimmst dir da so viel Zeit. Vielen Dank schon einmal dafür!

Geschmacksache, ich weiß, aber ich finde deinen ersten Satz sehr unschön.
Ja, das verstehe ich. Habe ihn sofort verändert. Bin immer noch unzufrieden. Mal sehen, ob mir noch was Besseres einfällt.

Deine Streichungsvorschläge habe ich sofort angenommen. Das ist ein Problem, was ich zwar schon eingrenzen konnte, aber immer noch habe. Dieses Erklären. Und immer, wenn mir dann jemand sagt, pass auf, das kann weg, denn davor spürt man schon was du sagen willst, dann fällt es mir umso stärker auf und ich ärgere mich. :shy:

So kommt es mir eben so vor, als hättest du einen ganzen Schritt übersprungen und wenn ich das von vorher lese, erwarte ich eher, dass sie wütend ist und dieser Bitch die Frage stellt, was diese ganze Scheiße soll.
Ja, du hast recht, da habe ich was übersprungen. Das habe ich nun angeändert, damit das Zurücktreten verständlicher wird.

Ich hätte nur gewünscht, dass du es geschafft hättest, dass ich nicht ständig ein Bild vor Augen von ihr hätte, wie sie böse grinst. So ein Dauergrinser eben, wie man es von Bösewichten gewohnt ist.
Das ist ein Problem des Textes, das stimmt. Ich habe schon probiert, Lisa ein wenig mehr Nuancen zu verpassen, indem ich anfangs erzähle, was Sarah an ihr so geschätzt hat. Aber vielschichtiger würde sie natürlich werden, wenn ich es schaffen würde, auch zwischendurch ihre guten Seiten durchscheinen zu lassen. Leider habe ich gerade keine Ahnung, wie ich das machen könnte.

Das Ende ist noch etwas holprig
Verdammt. Das neue Ende, also das ausformuliertere, ist noch relativ frisch, da gehe ich noch einmal rüber, damit es holperfreier wird. Hoffentlich.

Und ich fand es auch toll, wie sie jedes Mal anders auf die Zettel reagiert. Es hat mich am Anfang total irritiert, dass sie den Zettel genervt und gelangweilt zerknüllt und in die Hose gesteckt hat und jedes Mal wurden ihre Reaktionen anders auf die Zettel und das war gut, das hast du toll gemacht, das hat spaß gemacht.
Du bist die erste, die das erwähnt und mich freut total, dass du diese jeweils anderen Reaktionen für gut befindest. Denn gerade am Anfang denkt Sarah ja eher wieder in die Richtung: Meine Fresse, was will die denn jetzt schon wieder von mir. Dann, ganz langsam kapiert sie, dass da noch was anderes dahinter steckt und reagiert entsprechend. Ich bin froh, dass ich das rüberbringen konnte.

Also, das meine ich ernst, mir hat die Geschichte gefallen und im Grunde habe ich ja schon viel von deiner Horrorgeschichten gelesen, und das hier ist mit Abstand das Beste, was du in diesem Genre kreiert hast.
Wow, cool, danke :kuss: Dann hat sich das Üben ja gelohnt! Freut mich echt.

Maria, ich hoffe sehr, du lädst deine Geschichte hier auch noch hoch!
Liebe Grüße
RinaWu


Hallo Geschichtenwerker,

Die Spannung baut sich langsamer auf, die von mir genannten Vorahnungen sind weg, wodurch die Geschichte nicht mehr so vorhersagbar ist.
Danke dir, dass du noch einmal vorbeigeschaut hast. Bei der Fülle an Geschichten bei dieser Challenge ist das nicht selbstverständlich. Es freut mich, dass der Spannungsbogen nun besser funktioniert, danke für deine Tipps.

Wie wäre es, wenn Flo in der Wanne läge? Wenn Lisa vielleicht wirklich in Sarah verliebt ist, was man vermuten könnte, wäre er die größere Bedrohung für sie als Valerie.
Ich finde es gut, dass du einen Vorschlag machst. Dennoch hadere ich damit. Denn für mein Empfinden weißt Lisa selbst nicht genau, welche Gefühle es genau sind, die sie so zu Sarah hinziehen. Sie weiß nur, dass sie intensiv sind, im Vordergrund steht dieses Vertrauen, dass sie in die Freundschaft gesetzt hat. Dieses Vertrauen wird durch Valerie viel mehr erschüttert, als durch Flo. Außerdem wäre es eher unwahrscheinlich, glaube ich, dass Flo sich von Lisa in Valeries Wohnung locken lässt. Er kennt sie ja gar nicht, weil Sarah sie nie mitnimmt. Da müsste dann eine andere Variante her. Aber letztendlich finde ich, Flo ist hier nicht derjenige, der die Freundschaft in Lisas Augen gefährdet. Der Verrat Sarahs durch die Zuwendung zu einem anderen Mädchen ist viel größer.

Ich hoffe, du siehst mir nach, dass ich meine Ende nach wie vor so verteidige.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

um Himmels willen, Du sollst Dein Ende verteidigen. Fühle bitte niemals den Zwang, einem meiner Vorschläge zu folgen. Ich schreibe, was ich denke und Du darfst damit machen, was Du möchtest, sogar völlig ignorieren. Insofern freue ich mich, dass Du mich überhaupt an Deinen Gedanken und Deiner Entscheidung teilnehmen lässt. Das ist mehr als ich erwarte.

Ich habe nochmals über das Ende nachgedacht und für mich herausgefunden, was mich tatsächlich stört (und was ich zunächst auf den fehlenden Überraschungseffekt zurückgeführt habe).

Ich verstehe aus Sicht von Lisa das Ende nicht.

Lisa sagt am Ende. "Verstehst Du es jetzt?" Dies zusammen mit ihrem vorherigen Verhalten lässt auf eine geplante Tat schließen. Und da ist der Haken. Will Lisa Valerie nur Angst einjagen oder plant Lisa Valerie auszulöschen? Bei beiden Varianten passt jedenfalls das Ende mit ein paar verteilten Blutflecken und einer blutende Valerie in der Wanne aus meiner Sicht nicht, denn das wirkt eher wie ein Unfall oder eine Affekthandlung.

Angenommen Lisa ist so verrückt gewordenen, dass sie Valerie wirklich auslöschen möchte, dann muss mehr in Richtung Vernichtung/Auslöschung passieren (keine Ahnung was - Verbrennen auf dem Komposthaufen im Garten? Ich weiß, krasser Gedanke).

Wenn sie ihr nur Angst machen wollte, passen vielleicht eher ein paar Drohungen mit weniger, aber gezielter Gewalt (z. B. Schnitte im Gesicht, um auch Ihre Schönheit zu zerstören?).

Für mich habe ich gerade viel über die Motivation von Figuren gelernt. Ob dieser Kommentar für Dich wirklich hilfreich ist, weiß ich nicht. Wie gesagt, mach damit, was Du möchtest und fühle Dich zu nichts verpflichtet.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Geschichtenwerker,

Lisa sagt am Ende. "Verstehst Du es jetzt?" Dies zusammen mit ihrem vorherigen Verhalten lässt auf eine geplante Tat schließen. Und da ist der Haken.
Weshalb? Sarah fragt Lisa, als sie in Valeries Zimmer stehen: "Was willst du?" Das fragt sie sich bereits während der Schnitzeljagd und spricht die Frage hier aus. Lisa umgeht die Antwort und versucht ihr anders zu erklären, wie wichtig ihr die Freundschaft und Sarah ist. Aber Sarah geht darauf nicht ein und will einfach nur zur Sache kommen. Wo ist Valerie? Was willst du von mir? Lisas Frage "Verstehst du es jetzt?" am Ende bedeutet für mich, dass sie sagt: "Verstehst du jetzt endlich, was ich alles bereit bin, für uns zu tun?" Das widerspricht keinesfalls einer geplanten Tat, finde ich.

Die Schnitte im Gesicht sind in der Tat eine gute Variante, da muss ich mal drauf rumdenken.

Grüße an dich
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

verzeih, da habe ich mich in der Hektik unklar ausgedrückt. ich wollte darauf hinaus, dass eigentlich alles nach einer geplanten Tat von Lisa aussieht, aber das Blut im Bad und die Verletzungen von Valerie eher nach einem Unfall oder einer Affekthandlung aussehen, was dann eine ungeplante Tat wäre.

Da Du die Schnitte in Betracht ziehst, gehst Du wohl eher davon aus, dass Lisa Valerie Angst einjagen möchte oder sie sogar demütigen möchte (nackt, gefesselt in der Wanne, um sie herum abgeschnittene Haare, das Gesicht zerschnitten?).

Bei der Vorstellung läuft es mir übrigens kälter den Rücken herunter als bei dem derzeitigen Szenario.

Aber das ist natürlich nur mein persönliches Gefühl. Meine kurze Erfahrung hier zeigt, dass die Geschmäcker und die ausgelösten Gefühle wirklich sehr unterschiedlich sind.

Gruß

Geschichtenwerker

 

ich wollte darauf hinaus, dass eigentlich alles nach einer geplanten Tat von Lisa aussieht, aber das Blut im Bad und die Verletzungen von Valerie eher nach einem Unfall oder einer Affekthandlung aussehen, was dann eine ungeplante Tat wäre.
Achsooooo :idee:

Also, letztendlich muss ich sagen, dass Lisa die Schnitzeljagd genau geplant hat und auch das Ende bei Valerie. Darüber, was sie Valerie wirklich antun wollte, bin ich mir selbst im Unklaren. Verletzten wollte sie sie auf jeden Fall. Und ins Bad habe ich das deshalb verfrachtet, weil Lisa Valerie dort erst einmal verstecken kann vor Sarah. Es stimmt schon, kaltblütig geplant, ihr die Kehle aufzuschneiden, hat sie für mein Empfinden nicht. Deshalb kann jedoch alles davor ja geplant gewesen sein. Und das "Verstehst du es jetzt?" hat nach wie vor die Bedeutung, die ich unten beschrieben habe.

Da Du die Schnitte in Betracht ziehst, gehst Du wohl eher davon aus, dass Lisa Valerie Angst einjagen möchte oder sie sogar demütigen möchte (nackt, gefesselt in der Wanne, um sie herum abgeschnittene Haare, das Gesicht zerschnitten?)
Nein, ich gehe davon aus, dass Lisa Valerie weh tun will. Um einfaches Angst einjagen geht es nicht. Demütigen ist aber durchaus ein Punkt. Nackt und gefesselt mit zerschnittenem Gesicht ist allerdings ganz schön krass ... Das geht noch eine Stufe weiter auf der Verrücktheitsskala als mein jetziges Szenario, das stimmt. Ich glaube, bis zum Ende der Challenge lasse ich die Geschichte jetzt mal so und überlege dann weiter, ob ich noch einen Schritt weiter gehen will.

Danke dir.

Grüße
RinaWu

 

Gerne geschehen. Danke Dir, für Deine Geduld und die Diskussion.

Ich verstehe gut, dass Du das Ende erst einmal so lässt, wie es ist, denn jede Änderung an diesem Ende ändert aus meiner Sicht die ganze Geschichte. Die Handlung Valeries am Ende spiegelt schließlich ihre Persönlichkeit am stärksten wider.

Grüße
Geschichtenwerker

 

Hallo RinaWu,

Boah! Was ist die Lisa für ein Monster! Gut, dass sie nur in der Geschichte ist...

Mir hat deine Geschichte äußerst gut gefallen aus mehreren Gründen.
Erstens finde ich das vorgegebene Thema super und konsequent umgesetzt.
Zweitens ist deine Geschichte ultra spannend. Der Spannungsaufbau ist gelungen. Ich war richtig im Leserausch. Rote Wangen vom Thrill.
Drittens liebe ich deinen schnellen, flüssigen Schreibstil, in dem die genau beobachteten Details so fein eingewebt sind, dass es ein Leseschmaus ist. Für mich jedenfalls.

Letztendlich dachte ich mir nur so: wär sie doch besser im Liegestuhl liegen geblieben....

Schöne Geschichte!


Liebe Grüße
Lind

 

Hallo Lind,

Boah! Was ist das für ein schöner Kommentar von dir! Diese Woche ist eine schwierige bei mir, schreibtechnisch gesehen, ich komme irgendwie schleppend voran und zweifle wieder an allem, da haben mich deine Zeilen aufgebaut, danke!

Es freut mich total, wie meine Geschichte auf dich gewirkt hat.

Rote Wangen vom Thrill.
:kuss: Toll! Genau so habe ich mir das gewünscht.

Auch dass die Details von dir nicht als störend empfunden wurden, finde ich schön. Nachdem ich da ordentlich gekürzt habe, scheint sich das wirklich gelohnt zu haben.

Letztendlich dachte ich mir nur so: wär sie doch besser im Liegestuhl liegen geblieben....
Dann hätte ich mich aber nicht so über deine Worte gefreut :D

Liebe Grüße an dich!
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RinaWu!

Heute komme ich endlich dazu, auch deine Challenge-Geschichte zu lesen.


Ich habe eigentlich nur zwei Kritikpunkte:

- Einmal die Sprache in den Dialogen:

„Das hab’ ich nur dir zuliebe gemacht. Ich kann die drei Typen nicht ausstehen. Dämliche Mucke, einfach dämlich!“
Ich glaube, es ist wahnsinnig schwer, so zu schreiben, dass es im Endeffekt wirklich nach richtiger ‚Jugendsprache‘ klingt, zumal diese ja auch jährlich mal hier und mal da immer wieder neue Tendenzen hat. Dazu kommt, dass wahrscheinlich jeder seine eigene Auffassung von einer „richtigen Jugendsprache“ hat, ist also ein kleines Problemchen...:Pfeif:
„Hör auf, mich so zu nennen“, rief Sarah. „Ich habe keine Lust mehr auf dein dämliches Spiel.“
„Fühlt sich blöd an, was?“ Lisa klang noch immer bestens gelaunt. „Komm schon, das war ein kleiner Scherz, nimm’s mir nicht übel. Wo bist du?“
„Auf dem Dach“, zischte Sarah.
Ich glaube, es sind eigentlich überall nur Nuancen. Den Satz „Fühlt sich blöd an, was?“ zum Beispiel finde ich in dieser Situation richtig gut, weil die Sprache glaubwürdig ist und weil sie eben in dieser Situation passt. Was weniger passt, finde ich, ist der Satz davor „Ich habe keine Lust mehr auf dein dämliches Spiel.“ Da schwanke ich innerlich ein bisschen, ob es eine fünfjährige Person ist.
Auch beim ersten Satz habe ich mich eigentlich auch nur ein bisschen an "dämliche Mucke" gestört.
Ich glaube, wenn man die Musik wirklich nicht der eigene Geschmack ist, würde man es entweder verschweigen oder richtig raushauen wie z.B. mit "sch... Mucke"... oder so. Weißt du was ich meine? Mir kommen die Dialoge manchmal ein bisschen extra "heruntergeschraubt" (Oje, im Erklären bin ich wirklich eine Pflaume--) vor.
Aber wiegesagt, das ist alles recht pingelig...


... und
- zum Anderen finde ich, dass du stellenweise noch ein bisschen kürzen könntest, damit noch mehr Fahrt in die Geschichte kommt. Beispielsweise bei dem Abschnitt, wo sie den zweiten Zettel findet und über ihre Vergangenheit berichtet. Angefangen mit dem Satz „Hier habe ich vergebens auf dich gewartet. Ganz schön dramatisch...“ (ist aber selbstverständlich nur eine Anregung). Für mich hat deine Geschichte sehr schöne Szenen, die die Story ‚auflockern‘ (ich weiß, klingt komisch -- ) und eine gute Basis bieten für das, was drum herum passiert. Auf der anderen Seite hat sie aber jedoch irgendwie nämlich auch viel Leerlauf (gefühlt) im Sinne davon, dass die Ereignisse ein bisschen zäh von statten gehen und ich vielleicht manchmal beim Lesen gerne einen Gang höher geschalten hätte :) Kann aber auch an mir liegen...!

Das imponierte Sarah, es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Doch seit sie zusammen aufs Gymnasium gingen, wurde Lisas Beschützerinstinkt erdrückend, Sarah hatte das Gefühl, sich dafür rechtfertigen zu müssen, was sie tat oder mit wem sie sich traf, und das machte sie wütend.
Dieser Abschnitt hat mir (exemplarisch) sehr gut gefallen. Das ist viel Fahrt drin, denn du beschreibst hier nur, was Sache ist, also das Wesentliche. Vor allem auch, weil nach der Aussage Schluss ist.

Ich habe schnell in deine Geschichte rein gefunden. Du baust durch den Fund des ersten Zettels schnell Spannung auf, wodurch man interessiert weiterliest. Mit der Zeit jedoch wurden mir die Beschreibungen jedoch wie schon gesagt ein bisschen zu langatmig, warum auch immer.
Ich weiß noch nicht wirklich ganz, ob mir die Geschichte sehr gut gefallen hat, aber „haben“ tut sie auf jeden Fall etwas :) Mein Kommentar klingt jetzt sicher kritischer, aber soll mal nichts heißen.


Viele Grüße,
SCFuchs

 

Hallo SCFuchs,

vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar.

Was weniger passt, finde ich, ist der Satz davor „Ich habe keine Lust mehr auf dein dämliches Spiel.“ Da schwanke ich innerlich ein bisschen, ob es eine fünfjährige Person ist.
Auch beim ersten Satz habe ich mich eigentlich auch nur ein bisschen an "dämliche Mucke" gestört.
Ich glaube, wenn man die Musik wirklich nicht der eigene Geschmack ist, würde man es entweder verschweigen oder richtig raushauen wie z.B. mit "sch... Mucke"... oder so. Weißt du was ich meine? Mir kommen die Dialoge manchmal ein bisschen extra "heruntergeschraubt" (Oje, im Erklären bin ich wirklich eine Pflaume--) vor.
Nein, gar nicht, ich verstehe, was du meinst! Ich habe die von dir genannten Textstellen geändert, das klingt jetzt besser, vielen Dank. Ich gehe die Dialoge noch einmal durch und höre mal speziell darauf, ob das "heruntergeschraubt" klingt oder vielleicht zu kindlich.

zum Anderen finde ich, dass du stellenweise noch ein bisschen kürzen könntest, damit noch mehr Fahrt in die Geschichte kommt.
Oh jeeee :eek: Ich habe mich schon von so vielen Sätzen in dieser Geschichte getrennt, ob ich noch mehr schaffe, weiß ich nicht. Aber ich nehme mir das zu Herzen und gehe den Text noch einmal durch.

Ich weiß noch nicht wirklich ganz, ob mir die Geschichte sehr gut gefallen hat, aber „haben“ tut sie auf jeden Fall etwas
Das ist doch schon mal besser wie nüscht =)

Danke dir und viele Grüße
RinaWu

 

Doch seit sie zusammen aufs Gymnasium gingen, wurde Lisas Beschützerinstinkt erdrückend.

Das ist der Kern dieser Geschichte.

Ich finde das gut, aber nicht ohne Abstriche. Du hast ein Konstruktionsproblem, dass mit dem spät arbeiten der Eltern, das ist so la la. Man könnte es so machen, dass sie diese ganze Aktion an einem für die Gemeinschaft wichtigen Feiertag macht, das würde auch den Druck auf die Figuren erhöhen - Sarah will zu Flo, muss aber erst noch diese Schnitzeljagd durchmachen.

Du verschwendest hier eindeutig Potential bei den Stellen, wo sie die Zettel holt und findet. Das geht mir zu schnell. Alleine das Bild, wie sie auf dem Dach der Schule steht und in die leeren Klassenzimmer blickt, da könntest du fast ein Motto draus machen, was sich in ihr und ihrer Freundin spiegelt.

Die Rückblenden finde ich auch nicht so gut gewählt, das hat damit zu tun, dass die Geschichte dann viel langsamer wird, und du musst hier gar nicht so viel erklären. Man merkt, wie du dich bemühst, das alles sehr sauber zu erzählen, mit den richtigen Worten und so, aber dir geht ein wenig der Drive verloren. In einem Horrorfilm würde man die ersten zwanzig Minuten ihre Freundschaft "sehen", oder den Beginn der Entzweiung, den Konflikt veranschaulichen und dann auf die Tube drücken. Du erklärst das zwischendurch, und das finde ich umständlich und wirkt auch nachgeschoben. Ich würde versuchen, das linearer zu machen, mehr Zug reinzubekommen. Überhaupt wirkt diese irre Freundin gar nicht so irre, die wirkt eher berechnend und kühl, und da überlege ich, ob du nicht auf diese Ankündigung verzichtest, ob sie nicht eher bemitleidenswert herüberkommt, dadurch würde sich Sarah ja nochmal deutlicher überlegen fühlen, und dann servierst du diesen Schocker am Ende natürlich eiskalt. Man weiß ja, es wird was passieren, und ich dachte mir auch gleich: Die hat sie umgebracht. Ich fände hier ein anderes Ende auch viel besser, irgendetwas, wo sie sich mit Flo treffen soll, der dann aber gar nicht Flo ist, sondern ein ekelhafter, alter Sack, und alle filmen das mit ihren Handys. Weißt du, was ich meine? Das Ende ist absehbar, ich meine, das ist ja fast immer so, aber deine Konstruktion ist schon so gut, da würde ich echt dafür plädieren, noch mal nachzulegen.

Dialoge: Das ist schwierig hier. Mir klingt das noch zu geschrieben, ich höre den Autor, wenn ich das laut vorlese. Du hast schon sehr gute Ansätze drin, aber es könnte noch etwas manischer werden, panischer, unrunder - ich weiß, es ist schwer, sauschwer, und man weiß auch nicht, ob das nachher aufgeht, aber man kann es probieren.

Gerne gelesen. Du kannst hier, meine Meinung, wenn du noch etwas investierst und auch bereit bist, die Strecke zu machen, fast schon den Stoff für einen Roman.

Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

danke für deine Überlegungen zu meiner Geschichte.

Du verschwendest hier eindeutig Potential bei den Stellen, wo sie die Zettel holt und findet. Das geht mir zu schnell. Alleine das Bild, wie sie auf dem Dach der Schule steht und in die leeren Klassenzimmer blickt, da könntest du fast ein Motto draus machen, was sich in ihr und ihrer Freundin spiegelt.
Das ist eine gute Idee, eine sehr gute sogar. Es ist schon verrückt, dass es einigen hier zu lange dauert, bis es weitergeht, du dir jedoch durchaus mehr "Erzählen" an den Orten, an denen sie die Zettel findet, vorstellen kannst. Mir geht es nämlich ähnlich. Ich muss nur herausfinden, wie ich das machen kann, ohne die Geschichte zu sehr auszubremsen, denn im Endeffekt lebt sie durchaus von Tempo.

Die Rückblenden finde ich auch nicht so gut gewählt, das hat damit zu tun, dass die Geschichte dann viel langsamer wird, und du musst hier gar nicht so viel erklären. Man merkt, wie du dich bemühst, das alles sehr sauber zu erzählen, mit den richtigen Worten und so, aber dir geht ein wenig der Drive verloren. In einem Horrorfilm würde man die ersten zwanzig Minuten ihre Freundschaft "sehen", oder den Beginn der Entzweiung, den Konflikt veranschaulichen und dann auf die Tube drücken. Du erklärst das zwischendurch, und das finde ich umständlich und wirkt auch nachgeschoben. Ich würde versuchen, das linearer zu machen, mehr Zug reinzubekommen.
Auch eine gute Idee, linearer erzählen. Dann könnte ich mich nach der Beschreibung der Freundschaft zwischen den beiden strikt darauf konzentrieren, was genau JETZT passiert. Dafür muss ich den Text umbauen, denke mal darauf herum.

Ich fände hier ein anderes Ende auch viel besser, irgendetwas, wo sie sich mit Flo treffen soll, der dann aber gar nicht Flo ist, sondern ein ekelhafter, alter Sack, und alle filmen das mit ihren Handys. Weißt du, was ich meine?
Ja, weiß ich. Ein paar Leute haben schon erwähnt, dass das Ende zu vorhersehbar ist, nur mangelte es mir einfach an einer guten Alternative. Es mehr in Richtung Demütigung zu lenken, ist eine Möglichkeit. Deine Idee geht da schon eher in die Richtung, was ich mir als Alternative vorstellen könnte. Eine zweite Möglichkeit hatte Geschichtenwerker schon in den Raum gestellt, wo es Lisa primär darum geht, Valerie zu demütigen. Es ist wirklich nicht einfach für mich, da komplett umzudenken, aber ich arbeite daran.

Dialoge: Das ist schwierig hier. Mir klingt das noch zu geschrieben, ich höre den Autor, wenn ich das laut vorlese. Du hast schon sehr gute Ansätze drin, aber es könnte noch etwas manischer werden, panischer, unrunder - ich weiß, es ist schwer, sauschwer, und man weiß auch nicht, ob das nachher aufgeht, aber man kann es probieren.
Ja, du sagst es, sauschwer ist das. Aber tut gut zu hören, dass die Ansätze schon mal stimmen. Ich probiere weiter!

Gerne gelesen. Du kannst hier, meine Meinung, wenn du noch etwas investierst und auch bereit bist, die Strecke zu machen, fast schon den Stoff für einen Roman.
Danke, Jimmy. Ich arbeite ja gerade nebenbei an der kompletten Überarbeitung meines Erstlings (vor allem auch an den Dialogen!), aber ich lasse deine Worte mal nachwirken und überlege, ob ich daraus vielleicht wirklich einen größeren Stoff mache. Dann hätte ich auch mehr Zeit für die Personenzeichnung, das Kippen der Freundschaft in eine unangenehme Richtung, könnte viel mehr mit diesem Stimmungswechsel arbeiten ...

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

Du hast schon viele Kommentare bekommen, deshalb gibt es nicht mehr viel zu sagen. Eine Kleinigkeit, die mir aufgefallen ist und die Du vielleicht hilfreich für die Zukunft findest, betrifft die (Aus-)Gestaltung dieser Geschichte. Ich denke, Dein Thriller könnte viel gewinnen, wenn Du ein Element einführen würdest, das dem psychologischen Kampf der beiden Mädchen etwas hinzufügt. Im Moment leitet sich die Faszination der Geschichte allein aus der Schnitzeljagd und dem aufscheinenden Terror-Finale ab. Darüber hinaus gibt es nichts, woran sich der Geist des Lesers entzünden kann.

Ich denke, es wäre interessant, wenn Deine Protagonistin irgendein besonderes Hobby hätte oder wenn die Stadt, in der das Ganze spielt, im Hintergrund bemerkbar wäre. Das Ganze würde sich sofort anders lesen, wenn Sarah passionierte Reiterin wäre, wenn sie Cello spielen würde oder einer Sprayergang angehören würde.

In Moby Dick erfahren wir etwas über Walfang, obwohl das für den Kampf zwischen Ahab und Moby Dick nebensächlich ist. In Mystic River erfahren wir etwas über die sozialen Verhältnisse in Boston, obwohl die mit dem Mord nichts oder nicht viel zu tun haben. In Die böse Stunde lernen wir das Leben in einem kolumbianischen Tropendorf kennen, obwohl die Story über Angst und Gewalt überall spielen könnte. In Der alte Mann und das Meer erfahren wir etwas, über die Techniken des Hochseefischfangs. Du verstehst, worauf ich hinaus will.

Vordergründig betrachtet ist das nur Kulisse, aber es macht Geschichten eben interessant und bietet vielfältige Möglichkeiten die Figuren einer Geschichte nicht wie reine Kopfgeburten des Autoren wirken zu lassen, sondern sie in einer konsistenten Welt zu verankern. Darüber hinaus lese ich gern von fremden Berufen, Künsten und von fremden Orten. Ich bin sicher, das würde Deiner Geschichte mehr Authentizität verleihen.

Davon abgesehen fand ich es spannend, gut geschrieben und schön inszeniert. Sehr gern gelesen, Rina!

Gruß Achillus

 

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