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Schattenboxen

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03.10.2020
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Schattenboxen

Wir sitzen auf dem Balkon. Vierte Etage, Junior Suite. Sie trinkt Aperol Spritz, ich Bier. Seit wir im Resort angekommen sind, habe ich sie nie ohne Glas gesehen.
«Schön hier», sage ich.
«Ja», sagt sie, fährt mit den Fingerspitzen über den Glasrand. «So still.»
In der Ferne leuchten die Lichter der Stadt.
«Morgen wandern», schlage ich vor.
«Klingt gut. Der Strand ist eh zu voll.»
Ich beobachte, wie die aufziehenden Wolken sich vor den Mond schieben. Stück für Stück radieren sie ihn vom Himmel. Die Beleuchtung des Hotelkomplexes ein diffuser Schein.
«Legen wir uns hin?», frage ich.
Das Rauschen der Wellen bekommt ein Gewicht, eine fühlbare Schwere, die mich aufstehen lässt und durch die offene Schiebetür ins Zimmer treibt.
«Ich bleibe noch einen Moment sitzen», antwortet sie in meinen Rücken. Ich drehe mich nicht um.
«Ist gut. Ich sehe nach Robbie.»

Nach dem Wandern sind wir müde. Robert hat gut mitgehalten, trotz seines Asthmas.
Beim Abendessen glüht sein Gesicht, er hat sich einen Sonnenbrand geholt. Auf dem Teller eine Kinderpizza mit Speck und Sardellen.
Als wir im Bett liegen, schiebe ich meine Hand unter ihr Nachthemd.
«Bitte nicht», flüstert sie.
Ich starre an die Decke, bis ich sie schnarchen höre. Befreie mich aus den Laken und nehme ein Bier aus der Minibar.
Draußen ist es immer noch warm. Die Luft ohne Regung. Zwischen Silhouetten von Palmen liegt die silberne Oberfläche des Meeres. Von weit her höre ich den Bass einer Strandparty. Feuer flackern in der Nacht.
Das Appartement gegenüber liegt im Dunkeln, ich strenge mich an, etwas hinter den zugezogenen Gardinen zu erkennen. Dann geht unten auf dem Platz das automatische Licht an.
Ein Mann in Badeshorts steht vor der Tür und kämpft mit dem Reißverschluss seiner Brusttasche. An der anderen Hand ein Mädchen. Vielleicht neun oder zehn Jahre alt. Sie trägt ein weißes Kleidchen mit Blumenmuster. Ich glaube, sie schaut zu mir hoch und ich winke ihr zu. Der Mann dreht den Schlüssel im Schloss, öffnet. Ich warte, bis sie verschwunden sind und das Licht im Appartement gegenüber wieder erlöscht. Lehne mich zurück. Denke an Maria und Cinthia. An alles, was schiefgelaufen ist. An die nicht verheilten Wunden. Den Unfall.

Beim Frühstück sehe ich den Mann erneut. Es ist schon heiß. Auf dem Meer höre ich die Motoren der Jet-Skis, die warmgelaufen werden.
Er sitzt allein auf dem gemauerten Rand des Spielplatzes. Mit verträumter Miene beobachtet er die Kinder, die reihum die blauen und orangen Rutschen hinabsausen, lachen und kreischen und rücklings in den Sand klatschen. Mein Schatten macht ihn auf mich aufmerksam.
«Hallo», sage ich. Er schaut zu mir auf.
«Hallo», erwidert er, schirmt sich mit einer Hand gegen die Sonne ab. Unter seinen Augen hängen schwarze Säcke. Das schüttere Haar hat er zurückgekämmt. «Kennen wir uns?»
«Nein», antworte ich und versuche ein Lächeln. «Entschuldigung. Ich bin Patrick.»
«William.»
«Urlaub mit der Familie?»
«So wie’s alle andern auch machen?», entgegnet er meiner Frage mit einem Zwinkern.
«Wir sind in Appartementblock zwei. Junior Suite. Ich glaube, wir sind Nachbarn.»
«Kann sein.» Er spricht es aus wie eine Frage.
«Welches davon ist Ihres?» Ich zeige auf den Spielplatz. «Mein Großer steht gerade oben an der Rutsche. Rote Shorts.»
«Ah, ich habe keine Kinder», sagt er und streicht sich über die Augenbraue, die von einer kleinen Narbe unterteilt wird.
«Das tut mir leid», murmle ich.
«Schon in Ordnung», meint er beiläufig. «Hatte einen kleinen Unfall. Lange her.»
Darauf schweige ich. Die Hitze treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Mein Magen fühlt sich an, als hätte ich Eiswürfel verschluckt. In mir regt sich das Verlangen nach einem Bier. Hat er das Mädchen entführt? Wieso sollte er ihre Existenz sonst leugnen?
«Ich will nicht unhöflich sein», presse ich hervor. «Aber ich saß gestern auf dem Balkon und habe Sie nach Hause kommen sehen. Sie haben eine Adoptivtochter?»
Seinen Gesichtsausdruck kann ich nicht deuten. Traurigkeit. Anspannung. Ein Geh-mir-nicht-auf-den-Nerv-Blick. Vielleicht alles zusammen.
«Nein», sagt er.
«Aber ...»
«Das muss eine Verwechslung sein.»
Ich räuspere mich. «Bin mir sicher, dass ich Sie mit einem Mädchen gesehen habe. Vielleicht neun oder zehn Jahre?»
«Sie können Ihrem Großen all die Liebe schenken, zu der Sie fähig sind, aber für mich bleibt nur, hier zu sitzen und glücklichen Eltern wie Ihnen dabei zuzusehen. Sie aber sollten aufhören, sich in die Angelegenheiten Fremder einzumischen.»
Ich bleibe stumm und zupfe an meiner Badehose herum.
«Sie sollten jetzt gehen», sagt er und wendet sich ab.
Zurück zu Maria. Über den Glasrand blickt sie mich fragend an. Das Frühstück steht unangerührt vor ihr. Ich überlege, etwas zu sagen, aber zucke nur mit den Schultern.

Kurz darauf herrscht Aufruhr beim Spielplatz. Stimmen schnattern durcheinander. Eltern versammeln sich im Sand, gestikulieren aufgeregt. Eine dicke Frau im Zweiteiler ruft nach Hilfe und wirft die Arme in die Luft.
Ich erhebe mich kauend, das Brötchen noch in der Hand. Versuche, etwas zu erkennen, aber die Dicke versperrt mir die Sicht. Ein Hotelangestellter hastet an mir vorbei. Geht im Sand bei einer der Rutschen auf die Knie. Ich mache ein paar Schritte zur Seite.
Robert! Sein Gesicht ist ganz puterrot angelaufen und er zittert, als hätte er einen epileptischen Anfall. Ich lasse das angebissene Brötchen fallen und stürze nach vorne. Scheuche die Dicke unwirsch zur Seite. Ich habe ihn während des Frühstücks doch stets beobachtet, höchstens einen ganz kurzen Moment aus den Augen gelassen!
«Sonnenstich», sagt der Angestellte und legt Robert ein nasses Tuch auf die Stirn. «Sind Sie der Vater?»
«Ja», sage ich dumpf.
«Helfen Sie mir, ihn in den Schatten zu tragen. Nehmen Sie die Beine.»
Gemeinsam tragen wir ihn zu einem Kanapee im Innern, legen ihn darauf, den Kopf erhöht auf ein Kissen. Jeder Gast des Hotels schaut uns zu. Der Angestellte eilt davon, kommt zurück mit weiteren vor Kälte dampfenden Tüchern und einem Glas Wasser.
Ich halte Roberts Hand. «Es tut mir leid, Großer», sage ich.
Er stöhnt, als der Angestellte ihm mit einem der Tücher das Gesicht abtupft, es auf seiner Stirn ausbreitet. «Schauen Sie, dass er genug Flüssigkeit zu sich nimmt. Und immer schön die kalten Tücher auflegen.»
Ich nicke und er steht auf. Wirft mir einen alles sagenden Blick zu, als stehe Rabenvater quer über meine Stirn geschrieben. «Geben Sie sich nicht die Schuld. Unfälle passieren», sagt er. Weil er es sagen muss, der Arschkriecher. «Jedenfalls lassen Sie mich wissen, wenn Sie noch etwas brauchen.» Damit wendet er sich ab und verschwindet irgendwo im Hotelkomplex, um sich um angenehmere Gäste zu kümmern.
Ich rufe nach Maria. Keine Reaktion. Ich rufe noch ein Mal.
«Bin gleich wieder da», flüstere ich Robert zu und renne zurück zum Buffet. «Maria!», sage ich scharf und möchte am liebsten schreien. Nur Wenige sitzen noch beim Frühstück. Versteckt hinter Sonnenbrillen beobachten sie uns, andere linsen möglichst unauffällig über Zeitungs- oder Magazinränder hinweg.
Maria schaut mich aus blutunterlaufenen Augen an. Ihr Gesicht ist so leer wie das Martiniglas. Ich ergreife ihren Arm, zerre sie mit einem Ruck auf die Beine und hinter mir her. Auf dem Spielplatz befindet sich niemand mehr. Nur der Mann sitzt immer noch auf der Mauer und starrt uns nach.

An diesem Abend sitze ich allein auf dem Balkon. Maria schläft ihren Rausch aus. Ich höre, wie sich Robert auf dem Bett wälzt. Es geht ihm besser. Doch ich kriege kaum einen Schluck Bier runter.
Unter mir geht das Licht an. William. Ich ducke mich hinter das Geländer. An seiner Hand das Mädchen. Während er nach seinem Schlüssel fischt, wippt sie nervös auf den Zehenspitzen auf und ab. Barfuß. Schaut umher, als suche sie jemanden. Erneut trägt sie ihr weißes Kleidchen. Darauf die roten Blumen. Irgendwie haben sie sich verändert. Sie glänzen im künstlich-weißen Licht, sehen eher aus wie Farbkleckse. Oder wie frisches Blut. Sind das Risse im Rock? Bevor ich es genau erkennen kann, sind sie bereits durch die Tür und aus meinem Sichtfeld.
Ich lasse mein Bier stehen und schleiche ins Zimmer.
Hinter den schweren Gardinen gegenüber ist nicht viel zu erkennen. Nur zwei Schatten, die sich durch Dunkelheit bewegen. Dann geht die Deckenleuchte an. Übrig bleibt ein einziger Schatten, klar zu erkennen als der von William. Wo ist das Mädchen? Bestimmt auf Toilette. Da war auch kein Blut.
Meine Hand liegt auf dem Hoteltelefon. Nach kurzem Zögern nehme ich sie vom Hörer. Krieg dich wieder ein. Schlaf dich ordentlich aus. Vergiss den Alten einfach.
William übt sich im Schattenboxen. Seine Arme schnellen nach vorne, die Fäuste durchpflügen die Luft und schlagen ins Nichts. Er bewegt sich, als wolle er eine unsichtbare Mauer durchbrechen oder als schlage er gegen einen Widerstand, der stets in seine Ursprungsform zurückspringt. Ich glaube, sein angestrengtes Keuchen bis in unser Appartement hören zu können. Jetzt rufe ich die Rezeption an. Es klingelt zweimal.
«Guten Abend, Sir. Wie kann ich helfen?», fragt eine junge Frauenstimme.
«Sie sollten den Gast gegenüber überprüfen. Block vier, oberstes Appartement. Das mit Balkon.»
«Was ist passiert?»
«Der Typ verhält sich extrem seltsam. Verleugnet seine -»
«Sie sind in Block zwei, in der Junior Suite, richtig?»
«Ja.»
«Das Appartment gegenüber ist momentan nicht belegt, Sir.»
Ich sage nichts, atme schwer in den Hörer.
«Hallo, Sir? Hallo?»
«Sir, hallo? Sind Sie noch da?», fragt die Stimme noch drei oder vier Mal, dann wird aufgelegt. Drüben ist es dunkel, die Deckenlampe erloschen. Ich überlege, das Bier auszutrinken, aber schlüpfe zu Maria unter die Decke. Ihr Körper fühlt sich kalt an. William hat sie umgebracht, William der nicht existiert. Aber sie bewegt sich und raunt Unverständliches im Schlaf.
Lange liege ich wach, bis endlich auch für mich der schwarze Vorhang fällt. Träume von Cinthia und Robert, die zusammen spielen, in einem Kinderbecken voller Blut.

«Wie geht’s dir, Großer? Hast du Lust, später eine Runde auf dem Jet-Ski zu drehen?»
«Ich hab Kopfschmerzen, Papa», sagt er.
«Es tut mir leid, Robbie. Ich habe nicht aufgepasst und Mama konnte nicht, weil sie so müde war.» Ich tätschle ihm die Schulter.
«Er muss sich ausruhen», sagt sie vorsichtig. «Geh nur, ich bleib bei ihm.»
«Sicher?»
«Ich werd heute nichts trinken. Versprochen.»
«Gut.»
«Gehen wir später in die Stadt? So um eins?»
«Ich bin zum Mittagessen zurück.»

Ich jogge am Strand entlang. Der Kopf dröhnt. So früh am Morgen herrscht nicht viel Betrieb. Die Sonnenliegen sind fast leer.
Nachdem ich ein paar Kilometer mit hin- und herlaufen abgespult habe, bleibe ich stehen und verschnaufe. Mein Herz rast und ich kriege kaum Luft. Schweiß rinnt mir in die Augen.
«Ah, Patrick.»
Ich fahre herum. Bemerke den Mann, der im Schatten eines Schirms auf einer der Liegen fläzt. William nippt an seinem Glas und stellt es auf das Tischchen neben sich. «Wie geht es Ihrem Sohn?»
«Besser», presse ich hervor.
«Das freut mich zu hören. Kinder sind schließlich unsere Zukunft. Hab ich recht?»
«Sind Sie heute nur aufgestanden, um mir Vorwürfe zu machen?»
«Nein, natürlich nicht.» William grinst. «Aber Sie müssen zugeben, das gestern auf dem Spielplatz war schon eine echte Nummer.»
«Was ist mit Ihrer Tochter? Ich weiß, dass Sie eine Tochter haben!»
«Lagen Sie gestern Nacht wieder auf der Lauer?»
Ich trete in den Schatten des Sonnenschirms. «Ich beobachte Sie nicht. Hab Sie nur zufällig gesehen. Wieso geben Sie es nicht zu?»
«Aber, aber, Patrick», tadelt er mich wie ein Kind. «Es geht hierbei doch nicht um mich. Sie projizieren Ihren Schmerz lediglich auf Andere. Keine Ahnung, wieso Sie sich gerade mich als Ihr Opfer ausgesucht haben.»
«Laut dem Hotelpersonal existieren Sie gar nicht!»
«Für die sind Sie auch nur ein Gast und kein Mörder.»
«Was?»
«Ich weiß von ihrem kleinen Unfall. Der Totgeburt. Sie tun so, als hätte ich Ihnen ihr Mädchen gestohlen.»
Er sagt noch mehr, aber das verstehe ich nicht. Kreidebleich und schwankend wie ein Volltrunkener stolpere ich zurück zum Hotel.

Es dauert eine Ewigkeit, bis ich die Karte durch den Schlitz ziehen kann und die Tür mit einem Piepen aufgeht. Ich platze ins verlassene Zimmer und stürme nach einem hektischen Blick über die zerknautschten Laken auf den Balkon.
«Sag mir, wer dieser William ist!»
«Wie bitte?» Maria kippt ihr Getränk um und Orangensaft tropft von der gläsernen Tischplatte.
«Du hast mich schon verstanden. Wer ist William?»
«Woher weißt du vo-»
«Ich hab ihn unten am Strand getroffen! Er wohnt im Appartement neben uns!» Ich zeige auf die zugezogenen Gardinen.
«Du siehst ihn auch.»
«Sag mir wer das ist!»
«Cinthias Vater, wäre sie je auf die Welt gekommen.»
«Er wäre was?»
«Ich war ein paar Jahre mit ihm zusammen. Bevor ich dich ... kennengelernt habe.»
«Wieso hast du ihn nie erwähnt? Was macht er? Stellt er dir nach?»
«Er sollte gar nicht hier sein. Ist seit acht Jahren tot. Herzversagen.»
«Verdammt, Maria, ich schlag den Typen grün und blau!» Und dich gleich mit, will ich brüllen, aber schüttle stattdessen den Kopf. Stütze mich mit den Unterarmen am Balkongeländer ab. «Seine Tochter? Das kann nicht sein.»
«Wir wissen beide, wie lange es dauerte, bis ich mit Robbie ...»
Darauf erwidere ich nichts, glotze sinnlos auf meine Hände. Die sich öffnen und schließen. Denke an meinen Unfall, an all das Blut, das an diesen Fingern klebt. Eigentlich sollte ich erleichtert sein, aber in mir gärt nur Abscheu und Wut.
«Du hast seine Tochter erschlagen.»
«Sei still! Blöde Hure, Fotze verdammte, sei einfach still!» Ich drehe mich zu ihr um. Sie macht sich kleiner, als sie ist, zieht die Schultern ein, duckt den Kopf.
«Robbies Sonnenstich ... William hat das mit ihm gemacht.»
«Spinnst du?», knirsche ich. Dann bemerke ich sein Fehlen. «Wo ist er?»
Sie zuckt mit den Schultern. Schiebt sich den Sonnenhut ins Genick. In ihren Augen glitzern Tränen, trotzdem lächelt sie.
Mein Blick rast über den Hotelkomplex. Zwischen zwei Appartements sieht man den Pool. Eine glatte, blaue Oberfläche. Darauf treibt ein Schatten. Ich kneife die Augen zusammen. Ein Kind, das Gesicht nach unten, die Arme ausgestreckt. Jemand versucht es mit einem langen Haken aus der Poolmitte zu ziehen. Zwei andere stürzen sich ins Wasser. In der Ferne höre ich Sirenen.
«Mein Gott, Maria ... Was hast du getan?»
Sie greift nach meiner Hand, doch ich weiche aus.
«Es tut mir so leid», sagt sie.
Ich balle meine Hände zu Fäusten. Der erste Schlag bricht ihr das Jochbein. Zu einem zweiten komme ich nicht. Im Augenwinkel ein Schemen, schräg hinter mir. Eine schlaksige Gestalt spiegelt sich in der Schiebetür. An der Hand ein Mädchen. Meine Cinthia! Meine Cinthia, die William und Maria mir gestohlen haben.
Dann ein Gefühl, als würde mein Hinterkopf von einem Hammer zerschmettert. Ich versuche, mich irgendwo festzuhalten, aber da ist nichts. Als ich Gesicht voran auf das Geländer krache, versinkt alles in Dunkelheit.

 

Servus,

ich bin leider nicht überzeugt. Das hat zum Einen mit der Sprache zu tun, die noch zu überladen ist. Andererseits packt mich die Story an sich nicht. Das liegt daran, dass alles sehr emotionslos vonstattengeht. Wieso sollte ich mich um Robbie scheren? Oder um Maria oder den Prot? Dem Text fehlt es an intimen Momenten, in denen ich die Figuren zu lieben beginne und dann gequält werde, wenn es ihnen schlechtgeht. So bleiben alle sehr eindimensional, meiner Ansicht nach. Darüber hinaus handeln und sprechen die Figuren oft unorganisch, finde ich. Der Plot ist eine Mischung aus Fight Club und der Maschinist, und das ist dem Text ein Bärendienst, weil er praktisch auf den Wow-Effekt aufgebaut ist, dass man erfährt, dass William ein Geist ist und der tote Vater des Mädchens. Da man das aber alles schon oft gesehen und gelesen hat, haut einen dieser Wendepunkt nicht von den Socken. Du bräuchtest hier definitiv mehr Eigenes im Text, um ihm ein Gefühl des Neuen und Einzigartigen zu geben.

Ich gehe den Text durch:

Eine Brise trägt Salz vom Meer herüber.
Wir sitzen auf dem Balkon. Vierte Etage, Junior Suite. Sie trinkt einen selbstgemixten Aperol Spritz, ich ein Bier. In letzter Zeit trinkt sie viel. Seit wir im Resort angekommen sind, habe ich sie nie ohne Glas gesehen. Aber ich sage nichts dazu.
Streichen ist mein Vorschlag. Du erklärst du zu viel und erwähnst Dinge, die nicht wichtig genug sind, um benannt zu werden (z.B. selbstgemixt). Der Einstiegssatz erzeugt keine Neugier und ist ein zu häufig gelesenes Bild. Komplett streichen und beim nächsten Beginnen - der macht nämlich neugierig!

In letzter Zeit trinkt sie viel.
Den Satz unbedingt streichen. Lass das den Leser selbst herausfinden!

«Schön hier», sage ich stattdessen.
«Ja», sagt sie, fährt mit den Fingerspitzen über den Glasrand. «So still.»
In der Ferne leuchten die Lichter der Stadt. Wie gefallene Sterne.
«Morgen gehen wir wandern», schlage ich vor.
«Klingt gut. Der Strand ist eh zu voll.»
Ich beobachte, wie die aufziehenden Wolken sich vor den Mond schieben. Stück für Stück radieren sie ihn vom Himmel. Lassen uns in der Dunkelheit zurück. Die Beleuchtung des Hotelkomplexes ein diffuser Schein in tintenschwarzer Tiefsee.
«Legen wir uns hin?», frage ich.
Die Stille zwischen uns drückt auf meine Ohren, als befände sich Wasser in ihnen. Das Rauschen der Wellen bekommt ein Gewicht, eine fühlbare Schwere, die mich aufstehen lässt und durch die offene Schiebetür ins Zimmer treibt.
«Ich bleibe noch einen Moment sitzen», antwortet sie in meinen Rücken. Ich drehe mich nicht um. Weiß, dass sie immer noch regungslos ins leere Glas starrt.
«Ist gut. Ich sehe nach Robbie.»
Das Rauschen der Wellen bekommt ein Gewicht, eine fühlbare Schwere, die mich aufstehen lässt und durch die offene Schiebetür ins Zimmer treibt.
- Guter Satz. Der vorige ist redundant und überladen, denn: Damit das Rauschen der Wellen eine solche Schwere bekommen kann, muss es sehr still sein.

Nach dem Wandern sind wir müde. Robert hat gut mitgehalten, trotz seines Asthmas. Wir sind stolz auf ihn.
Beim Abendessen glüht sein Gesicht, er hat sich einen Sonnenbrand geholt. Scheint ihn nicht zu stören. Kinderpizza mit Speck und Sardellen ist ihm wichtiger. Ich schlucke die Anschuldigungen herunter, die ich Maria an den Kopf werfen möchte.
Als wir im Bett liegen, schiebe ich meine Hand unter ihr Nachthemd.
«Bitte nicht», flüstert sie.
Ich starre an die Decke, bis ich sie schnarchen höre. Befreie mich aus den Laken und nehme ein Bier aus der Minibar.
Draußen ist es immer noch warm. Die Luft ohne Regung. Zwischen Silhouetten von Palmen liegt die silberne Oberfläche des Meeres. Von weit her höre ich den Bass einer Strandparty. Irgendwo flackern Feuer in der Nacht.

«Ah, ich habe keine Kinder», sagt er und streicht sich über die Augenbraue, die von einer kleinen Narbe unterteilt wird. «Wollte immer welche. Aber es hat nie geklappt.»
«Das tut mir leid», murmle ich.
«Schon in Ordnung», meint er beiläufig. «Hatte einen kleinen Unfall. Lange her. Der Arzt hat gesagt, ich sei so gut wie impotent. Da kann man nichts machen.»
Nee! Das hat etwas unfreiwillig Komisches! Das erzählt man doch nicht beim ersten (!) Smalltalk. Also das kommt mir nicht nur unorganisch vor, sondern wie Infodump, für den Leser geschrieben.

, ist es nicht einfach, auf andere hinabzusehen? Sie können ihrem Großen all die Liebe schenken, zu der sie fähig sind, aber für mich bleibt nur, hier zu sitzen und glücklichen Eltern wie Ihnen dabei zuzusehen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab mich damit abgefunden. Aber Sie sollten aufhören, sich in die Angelegenheiten Fremder einzumischen. Ich habe keine Tochter.»
Uff, nee, das ist noch unorganischer und mehr Infodump.

«Sonnenstich», sagt der Angestellte und legt Robert ein nasses Tuch auf die Stirn.
Das sagt der Angestellte selbstsicher wie ein Notarzt zum Vater des Kindes? Und der Vater schluckt das so? Kommt mir unauthentisch vor, nichts für
ungut. Wer sagt, dass das keine Epilepsie oder sonstiges ist?

Ich denke, das Grundproblem, das der Text hat, ist, dass du vom Leid erzählen möchtest, wenn ein Kind stirbt, du aber nur das Danach zeigst, mit transzendenten Geschöpfen bei einem banalen Katalogurlaub. Wieso zeigst du uns nicht die Geschichte, wie eines der Kinder gestorben ist? Lass uns davor fühlen, was die Eltern für das Kind empfunden haben, und dann zeige den Unfall, wie das Kind verstirbt, wie sich das anfühlt, was gesehen, gesagt, empfunden wird. Gehe rein in den Schmerz. Dann empfindet man ihn als Leser auch. So stimmt mir zu viel am Text nicht, er wirkt sprachlich unentschlossen, unausgereift und zu platt für die existenzielle Erfahrung, von der er erzählen möchte.

Beste Grüße
zigga

 

Hey @deserted-monkey,

also .. ich bin zwiegespalten. Ich finde den Aufbau am Anfang sehr gut. Die Mutter die trinkt, der Vater, den das stört - Spannungen - der Sohn und die Andeutungen, dass das Paar ein anderes Kind verloren hat. Das alles funktioniert für mich recht gut und zwar bis zur Spielplatzszene. Da wird mir die Geschichte zu chaotisch - und dann am Ende passiert viel zu viel, es wird meiner Meinung nach viel zu viel gemischt, es kommen irgendwie Enthüllungen, aber die machen weitere Fragen auf und bleiben dann unbeantwortet. Und was die Tochter angeht - da hat mich auch das mit den Jahren verwirrt. Die Frau hatte vor 8 Jahren (wenn ich's richtig im Kopf hatte) etwas mit Wiliam, bevor sie mit ihrem jetzigen Partner zusammenkam. Dann war sie schwanger, WIliam starb und sie lernte schwanger (vermutlich in einem Satdium wo man die Schwangerschaft noch nicht sieht) ihren jjetzigen Partner kennen. Der erschlägt die Tochter noch bevor sie geboren wird im Mutterleib. Das alles muss stattgefunden haben bevor der Sohn geboren worden ist. Und jetzt ist der Sohn auch schon einige Jahre alt. Da frag ich mich halt: Was hat Wiliam bzw. sein Geist all die Jahre gemacht? Wie lange kann Maria ihn schon sehen, wieso sieht er ihn erst jetzt in genau diesem Urlaub, was ist der AUslöser dafür? Und hat Maria jetzt ihren Sohn umgebracht und aus welchem Grund? Oder war es doch WIliam, aber warum bleibt Maria dann so ruhig? Also mit der Auflösung bzw. mit dem Ende komm ich nicht klar. Es fühlt sich so ein bisschen an, als wären viele verschiedene Thriller-Tropes zusammengemischt, aber nicht sauber verbunden worden Und zusätzlich noch das Horror-Geist-Element, weil der Mann eigentlich tot ist; grade bei der Auflösung fehlen mir dann auch die EMotionen, aber ich gehe mal auf die EInzelheiten ein:


Wir sind stolz auf ihn.
Den Satz fand ich ein wenig merkwürdig/störend beim Lesen, da könntest du überlegen ob du ihn brauchst. Vor allem weil die Thematik "stolz auf den Sohn" weil er was schafft eigentlich gar nicht mehr vorkommt, sondern es geht ja mehr um die Sorge.

Ich schlucke die Anschuldigungen herunter, die ich Maria an den Kopf werfen möchte.
Ich verstehe nicht, weshalb er ihr in der Situation Anschuldigungen machen will, weil der SOhn einen Sonnenbrand hat? Dafür kann sie ncihts. WEnn das eine Anspielung darauf sein soll, dass er Gewalttätig ist, dann würde ich präziser machen, dass er auch in anderen Situationen sehr schnell wütend wird, sich zurücknehmen muss, vielleicht auch explizit schreiben, dass er ihr das Glas am liebsten aus der Hand schlagen würde oder sowas. Falls es um was anderes geht, wofür er ihr hier Anschuldigen machen will, vielleicht auch das Expliziter machen, weil da saß ich mit nem großen Fragezeichen auf der Stirn da und hab mich gefragt, was genau ich überlesen habe.

Beim Frühstück sehe ich ihn erneut.
Vielleicht hier expliziter, wen er erneut sieht - Den Mann vom Apartment gegenüber.

«Ah, ich habe keine Kinder», sagt er und streicht sich über die Augenbraue, die von einer kleinen Narbe unterteilt wird. «Wollte immer welche. Aber es hat nie geklappt.»
«Das tut mir leid», murmle ich.
«Ich will nicht unhöflich sein», sage ich schließlich. «Aber ich saß gestern auf dem Balkon und habe Sie nach Hause kommen sehen. Sie haben eine Adoptivtochter
Hier hätte ich mir mehr Emotion, mehr Gedanken gewünscht. Der Ich-Erzähler hat ihn ja mit dem Kind gesehen, was denkt er sich, als Wiliam die Tochter leugnet? Eigentlich müsste hier im ersten Moment schon eine Reaktion kommen, ich zumindest dachte mir an der Stelle als Leser: Der Typ hat ein Kind entführt, entweder weil er unbedingt Vater sein will oder - naja, das richtig kranke Zeug halt. Aber dadurch das der ERzähler hier gar nicht reagiert, bin ich als Leser rausgefallen und hab mir halt gedacht: Wtf? Wieso nimmst du das einfach so hin? Glaubst du ihm etwa?" Die Nachfrage kam für mich zu spät, vielleicht auch deshalb, weil gar kein Misstrauen kommuniziert wird und das obowhl es sich beim ERzähler um einen Ich-Erzähler handelt, d.h. man als Leser eigentlich sehr nahe am Charakter dran sein müsste.

Bestimmt auf Toilette. Da war auch kein Blut.
Das verstehe ich nicht, was meint er damit? Ich meine er kann unmöglich soweit sehen oder soll das eine Andeutung einer Erinnerung sein? Ich würd entweder expliziter machen, was du damit sagen willst oder streichen.

Ihr Körper fühlt sich kalt an. William hat sie umgebracht, William der nicht existiert.
Das kam mir auch viel zu schnell. Da wäre mein erster Gedanke auch nicht: SCheiße, ich hab mir den Mann eingebildet, der mit mir geredet hat und den ich schon das zweite Mal im Apartment gegenüber sehe (sofern auch nicht kommuniziert wird, dass der Ich-Erzähler sonst probleme hat Realität und Einbildung auseinanderzuhalten und auch bei der Auflösung nur in Bezug auf Wiliam die Realität seiner Existenz nicht ganz klar bleibt). Mein erster Gedanke wäre: Das ist echt ein Perverser, der sich eingeschlichen hat, das freie Apartment benutzt um dort kranke Sachen mit kleinen Kindern zu machen. Auch wenn das Licht ausgeht und es auf einmal dunkel ist, würd ich eher denken, dass sie das Licht ausgeschalten haben, als dass ich ihn mri einbilde. Das käme erst dann, wenn wirklich ein Impuzls kommt, der mich zweifeln lassen muss - beispielsweise, dass die Leute von der Rezeption auf den Anruf so reagieren, dass sie jemanden hinschicken - weil die MÖglichkeit, dass sich jemand einschleicht, ist ja real, das kann durchaus passieren - dann kommen sie an und die Hauptfigur fragt: Joah, was war da jetzt? Und dann sagen die Leute von der Rezeption: Da war niemand. Gar nichts. - dann würd ich verstehen, dass er an seiner Wahrnehmung zweifelt - wobei natürlich auch an dem Punkt noch immer die Möglichkeit gegeben wäre, dass WIliam den Braten gerochen und das weite gesucht hat - immerhin weiß er ja schon, dass der Ich-Erzähler ihn beobachtet.
«Aber Sie müssen zugeben, das gestern auf dem Spielplatz war schon eine echte Nummer.»
Was genau ist denn auf dem Spielplatz passiert? Weil der Sohn einen SOnnenstich hat oder ist mir da irgendetwas wichtiges entgangen? Es gab kaum einen Sommer in dem ich als Kind keinen Sonnenstich hatte. Sowas kann passieren und es geht recht schnell. Was genau war also diese echte Nummer? Was hat er Ich-Erzähler gemacht? Oder ist Robert generell so empfindlich, dass man ihn keinen MOment aus den Augen lassen darf? Wenn das so ist, würde ich das deutlicher machen.

«Du hast mich schon verstanden. Wer ist William?»
«Woher weißt du vo-»
«Ich hab ihn unten am Strand getroffen! Er wohnt im Appartement neben uns!» Ich zeige auf die zugezogenen Gardinen.
«Du siehst ihn auch.»
«Sag mir wer das ist!»
«Cinthias Vater, wäre sie je auf die Welt gekommen.»
«Er wäre was?»
«Ich war ein paar Jahre mit ihm zusammen. Bevor ich dich ... kennengelernt habe.»
«Wieso hast du ihn nie erwähnt? Was macht er? Stellt er dir nach?»
«Er sollte gar nicht hier sein. Ist seit acht Jahren tot. Herzversagen.»
Mehr Emotion und zwar von beiden. Anscheinend hat Maria all die Jahre gedacht, sie hat sich Wiliam eingebildet und jetzt sagt ihr Partner ihr, dass er ihn auch sehen kann. Das muss doch etwas in ihr auslösen! Zeig wie sie reagiert, fangt sie an zu weinen, hat sie Angst, lacht sie, weil sie jetzt weiß, dass WIliam sie vor ihrem jetzigen Partner beschützen kann, d.h. dass er jetzt auch Einfluss auf ihn hat? Was genau empfindet sie? Und dann noch: Was empfindet er, als Maria ihm sagt, dass der Typ mit dem er schon zweimal gesprochen hat, seit 8 Jahren tot ist? Da muss auch eine Reaktion da sein. Unglauben, Verwirrung, WUt (sofern er wirklich ein richtiger Schläger ist, kann er auch jetzt schon physisch werden, sie vielleicht an den SChultern packen und schütteln, von sich wegstoßen/zu Boden stoßen oder sonst was). Auf jeden Fall irgendeine Form der Emotion und das von beiden.

«Robbies Sonnenstich ... William hat das mit ihm gemacht.»
«Spinnst du?», knirsche ich. Dann bemerke ich sein Fehlen. «Wo ist er?»
«Mein Gott, Maria ... Was hast du getan?»
Sie greift nach meiner Hand, doch ich weiche aus.
«Es tut mir so leid», sagt sie.
Dann diese Stelle, das check ich gar nicht. Ich meine das mit dem Sonnenstich hört sich zumindest so an, als würde der Ich-Erzähler auch denken, dass Maria wahnsinnig ist. Nur warum? Ich meine, wieso würde Maria Robert töten? Oder war es doch Wiliam? Hat Wiliam EInfluss auf sie? Wenn dem so ist, fehlen mir die Hinweise. Ich denke dass die Auflösung funktionieren kann, wenn du ein paar Andeutungen mehr machst, d.h. zumindest bestimmte Dinge klarer beleuchtest. Vielleicht kannst du es aber auch ein wenig ausdünnen, dich auf einen Punkt konzentrieren und den dafür stärker ausarbeiten.

Zu einem zweiten komme ich nicht. Im Augenwinkel ein Schemen, schräg hinter mir. Eine schlaksige Gestalt spiegelt sich in der Schiebetür. An der Hand ein Mädchen. Meine Cinthia! Meine Cinthia, die William und Maria mir gestohlen haben.
Die Verbindung die der Ich-Erzähler mit Cinthia hat, verstehe ich nicht. Sie war eine Todgeburt und es wird angedeutet, dass der Ich-Erzähler dafür verwantwortlich war, scheinbar auf die Frau eingeschlagen hat, als sie schwanger war. Die meiste Zeit ieht er es als einen Unfall, aber jetzt auf einmal haben Maria und WIliam ihm seine Tochter gestohlen und in dem Moment als sie seinen toten Sohn aus dem Pool ziehen denkt er an die totgeborene Tochter, die er nie gkennen gelernt hat? Ist sie ihm so viel wichtiger? Ich hätte eher mit Verzweiflung gerechnet. Oder geht es hier jetzt noch um eine "Ihr habt sie mir gestohlen, indem ihr mir gesagt habt, ich bin nicht ihr echter Vater"- Geschichte? Wie gesagt, mit dem ENde bin ich nicht so glücklich, da geht mir zu viel ab und ich verstehe weder warum etwas passiert noch die Motive der handelnden Charaktere.


LG Luzifermortus

 

Hi @deserted-monkey,

dann will ich auch mal meine 5 cent dazugeben:
Ich fand deine Geschichte eigentlich ganz gut :-)
Auch, wenn der Twist tatsächlich nicht ganz neu ist und ein paar unlogische oder unklare Sätze drin sind, aber die hat @Luzifermortus eigentlich schon alle aufgelistet.
Dein Text wurde von den anderen als teils zu überladen beschrieben, aber mir gefällt eine ab und an blumige Sprache wie hier:

Ich beobachte, wie die aufziehenden Wolken sich vor den Mond schieben. Stück für Stück radieren sie ihn vom Himmel. Lassen uns in der Dunkelheit zurück. Die Beleuchtung des Hotelkomplexes ein diffuser Schein in tintenschwarzer Tiefsee.
Vielleicht habe ich zu lange antiquierte Literatur konsumiert, und meine Texte wurden deswegen auch schon zu Genüge kritisiert, aber ich finde es schöner, wenn man erfährt, wie Wolken den Mond radieren und die Nacht zur Tiefsee wird.
Mit zwei Punkten komme ich aber dennoch nicht klar:
Mit dem Titel und dem Schluss.
Ich kann mir schon eine Herleitung von Gestalten, die nicht wirklich da sind und Schatten zurechtschustern, finde die Metapher aber viel zu allgemeingültig und null treffsicher. Oder übersehe ich was? Wenn ja, was übersehe ich?
Der im Vorgängerkommentar bereits erwähnte Schluss war für mich zu erst ein Schocker (die Mutter hat ihren Sohn ermordet?!). Das war für mich der größere Twist als "ich sehe tote Menschen", kam aber völlig aus dem Nichts. Und dann hat sich aber alles verheddert. Warum hat die Mutter das getan? War es wirklich sie, und warum ist sie dann so emotionslos? So oder so, mit der Mutter muss einiges mehr verkehrt sein als nur ihre Alkoholsucht! Ungeachtet von der Sache mit den Geistern würde ich gern mehr über die Mutter erfahren ;-)

VG,
MD

 

Moin @deserted-monkey,

danke für Deine Geschichte. Hab sie gerne gelesen und finde doch, dass Du nicht (Dein) volles Potenzial entfaltest.
Die Idee, dass der Prota auf der einen Seite ein fürsorglicher Familienvater, auf der anderen jedoch ein gewaltbereiter Frauenschläger ist, fand ich interessant. Letzteres zeigst Du uns mMn zu spät und zu wenig, ebenso wie das volle Ausmaß von Marias zerstörter Seele.
Manche Formulierungen haben mich straucheln lassen, andere überfrachteten das Wesentliche und wirkten ein wenig sperrig (gleich mehr dazu).
Am Ende hastest Du durchs Geschehen, generell ist mir das Tempo ab ca. dem 2/3 ein wenig zu schnell (ab da, wo er bei der Rezeption anruft) und spendierst der Story nicht die Länge, die sie verdient hätte.

Gerne gehe ich auf ein paar Kleinigkeiten ein:

Stück für Stück radieren sie ihn vom Himmel.
Am »radieren« habe ich mich gestoßen, denn das ist für mich eine »vor-und-zurück-Bewegung«. Bin aber vielleicht auch nur ich.

Die Beleuchtung des Hotelkomplexes ein diffuser Schein in tintenschwarzer Tiefsee.
Den Satz könntest Du mMn streichen, da too much.

Das Rauschen der Wellen bekommt ein Gewicht, eine fühlbare Schwere, die mich aufstehen lässt und durch die offene Schiebetür ins Zimmer treibt.
Ich konnte die Nähe des Strandes nicht verorten. Du erwähnst zwar vorher, dass der Strand zu voll ist, doch mir war nicht klar, dass die beiden sich so nah am Wasser befinden. Die sichtbare Meeresoberfläche kommt erst später vor.

Ich schlucke die Anschuldigungen herunter, die ich Maria an den Kopf werfen möchte.
Den Satz habe ich nicht verstanden. Da der Sonnenstich gerade erst passiert ist, bin ich davon ausgegangen, dass Dein Prota sich hier darauf bezieht. Was kann sie dafür? Sollte sie auf Robbie aufpassen?

Irgendwo flackern Feuer in der Nacht.
Irgendwo? Da hätte ich mir ein genaueres Bild gewünscht.

Das Appartement gegenüber liegt im Dunkeln, ich strenge mich an, etwas hinter den zugezogenen Gardinen zu erkennen. Niemand da.
Woher will er das wissen? Nur weil er niemanden im dunklen Zimmer erkennen kann? Vielleicht schläft da ja ein Rentnerehepaar. ;)

Auf dem Meer höre ich die Motoren der Jet-Skis, die warmgelaufen werden.
Das hört sich für mich komisch an. Werden Jetskis »warmgelaufen«? Kenne mich mit den Dingern aber auch nicht aus.

Welches davon ist ihres
Ihres

Sie können ihrem Großen all die Liebe schenken, zu der sie fähig sind, aber für mich bleibt nur, hier zu sitzen und glücklichen Eltern wie Ihnen dabei zuzusehen.
Dito, oder meint William beide Eltern?

William hat sie umgebracht, William der nicht existiert.
Das kam mir zu abrupt und aus völlig kaltem Lauf. Warum denkt er den ersten Satz? Und beim zweiten bist Du schon voll in Fahrt. Er hat gerade erst erfahren, dass das Apartment gegenüber nicht belegt ist. Wieso schließt er daraus, dass der Kerl, den er zweimal hat hineingehen sehen, nicht existiert?

Träume von Cinthia und Robert, die zusammen spielen, in einem Kinderbecken voller Blut.
Das fand ich wiederum cool, hier hast Du für mich zum ersten Mal den Horror-Tag geschrammt.

Es dauert eine Ewigkeit, bis ich die Karte durch den Schlitz ziehen kann und die Tür mit einem Piepen aufgeht.
Warum dauert es eine Ewigkeit? Zittern seine Hände? Kommt ihm der Rückweg so lang vor?

«Du siehst ihn auch.»
Das kam mir auch zu unerwartet und unerklärt/unvorbereitet

«Es tut mir so leid», sagt sie.
Wenn sie das ernst meint, dann verstehe ich den Satz/die Geschichte (glaub ich) nicht.

«Sei still! Blöde Hure, Fotze verdammte, sei einfach still!» Ich drehe mich zu ihr um. Sie macht sich kleiner, als sie ist, zieht die Schultern ein, duckt den Kopf.
Diese obszöne Härte fand ich gelungen. Damit hättest Du bereits früher spielen können, quasi als sanftes Foreshadowing. Kann es sein, dass Du durch den reduzierten Alkoholkonsum des Protas darauf hinweisen wolltest, dass er unter Alkeinfluss zum Schläger mutiert? Merke ich erst jetzt beim Kommischreiben (Der Konsum insgesamt zieht sich ja durch die Story).

Ich hätte mir für die Geschehnisse insgesamt ein wenig langsameres Tempo gewünscht (und das, obwohl ich eigentlich kein Fan von langsamen Texten bin).
Dass man als Leser länger im unklaren gelassen wird, ob der Prota sich William (und das Mädchen) bloß einbildet.
Dass Maria mehr Raum bekommt und es einem am Ende eiskalt den Rücken herunterläuft, wenn man erfährt, dass sie Robbie aus voller Absicht hat ertrinken lassen. Vielleicht als im Alkohol-Wahn geborene Rache, dafür, dass er damals ihr Mädchen im Mutterbauch totgeschlagen hat (oder so).

Hoffe, meine fünf Cent konnten Dir weiterhelfen.
Danke für die Aufmerksamkeit und beste Grüße
Seth

 

Hallo @zigga

Vielen Dank für deinen Kommentar! Sorry, hat jetzt etwas gedauert, war eine stressige Woche.

Das hat zum Einen mit der Sprache zu tun, die noch zu überladen ist. Andererseits packt mich die Story an sich nicht. Das liegt daran, dass alles sehr emotionslos vonstattengeht.
Dass Du die Sprache als zu überladen wahrnimmst, erstaunt mich jetzt schon etwas. Denn ich habe hier versucht, mal wirklich zurück zu schrauben, im Vergleich zu meinen anderen Texten. Immer noch nicht genug? Ich werde mir das überlegen, ist vielleicht auch einfach Geschmackssache, weil andere das auch anders gesehen und gelesen haben, aber nehme den Punkt auf. Ich denke, Du beziehst dich mit dieser Aussage eher auf den Anfang, den ersten Absatz, danach sollte es eigentlich besser werden, da kommt nix mehr mit Tiefsee und so Zeugs ;) Du sprichst von der Emotionslosigkeit: Aber genau die ist doch intendiert! Der Prot ist jetzt kein Vollblutpsycho, aber der schert sich ja schon einen ziemlichen Dreck wie's den anderen geht. Der sollte schon ein emotionsarmes Arschloch sein. Ich denke, zumindest das ist angekommen.

Der Plot ist eine Mischung aus Fight Club und der Maschinist, und das ist dem Text ein Bärendienst, weil er praktisch auf den Wow-Effekt aufgebaut ist, dass man erfährt, dass William ein Geist ist und der tote Vater des Mädchens.
Ich verstehe die beiden Vergleiche nicht so recht. Klar, in der Maschinist sieht der Prot sich selbst und am Schluss erfährt man, dass er jemanden totgefahren hat. Bei Fight Club merkt man mit der Zeit, dass Tyler Durden eigentlich ein alter Ego des Prots ist. William ist ja nicht der Prot in meiner Geschichte. Also will sagen, ich finde das etwas weit hergeholt, aber man kann das sicher so sehen, wenn man das so sehen will. Andererseits vergleichst Du mein Geschichtlein hier direkt mit zwei bekannten Meisterwerken. Wieso? Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich da niemals mithalten kann. Dann noch wegen des Unfalls: Bei der Maschinist hat der Prot wie gesagt jemanden totgefahren, in meiner Geschichte hat der Prot ein Kind im Mutterleib totgeschlagen. Ich bin mir nicht sicher, ob Du das verstanden hast, weil ich glaube, das konnte ich deinem Beitrag nicht entnehmen. Aber trotzdem ist es ein guter Hinweis, weil ich das vielleicht klarer machen muss.

Du bräuchtest hier definitiv mehr Eigenes im Text, um ihm ein Gefühl des Neuen und Einzigartigen zu geben.
Ja, ich muss schon zugeben, ich habe den Text eher als Fingerübung geschrieben. Da sollte jetzt nichts unbedingt Neues und Innovatives bei rauskommen. Hatte einfach diese Idee und habe mal ausprobiert. Der Text ist auch in kürzester Zeit entstanden, so in ca. 2,5h, aber ist natürlich keine Entschuldigung und soll auch nicht heissen, dass meine anderen Texte besser sind, weil ich mir hier einfach weniger Mühe gegeben habe. Nein, es war für mich ein Ausprobieren, um etwas Schreibroutine zu entwickeln. Aber offenbar habe ich hier viel zu schnell abgedrückt. Mir war schon bewusst, dass die Geschichte so ca. ab der Hälfte etwas zerfasert, weil da zu viel auf einmal passiert und ich Mühe hatte, die Fäden dann noch irgendwie zusammenzuführen. Deshalb auch der überhastete Schluss.

Deine Kürzungsvorschläge finde ich übrigens sehr gut! Da gehe ich absolut mit. Muss einfach schauen, wie ich mit dem Text weiterverfahre, deine Kritik ist ja existenziell, da wird eigentlich alles in Frage gestellt. Vielleicht muss ich ihn einfach unter der Rubrik 'Misslungen' abhacken und weitermachen. Obwohl der Lerneffekt ja grösser wäre, wenn ich weiter dran arbeite. Ich überlege mir, was am Besten ist.

Wieso zeigst du uns nicht die Geschichte, wie eines der Kinder gestorben ist?
Das allerdings wäre eine komplett andere Geschichte, die ich nicht schreiben wollte oder will. Dennoch: Vielleicht wäre das wirklich die bessere Story gewesen, ich verstehe deinen Punkt schon.

So stimmt mir zu viel am Text nicht, er wirkt sprachlich unentschlossen, unausgereift und zu platt für die existenzielle Erfahrung, von der er erzählen möchte.
Mit der Sprache meinst Du die Dialoge? Oder allgemein Stil/Aufbau etc.? Deine Kritik an den Dialogen, die unorganisch auf dich wirken, kann ich verstehen. Das ist einer meiner grössten Baustellen und ich schaue oft hier im Forum, wie das andere machen, aber ich bin da eben noch überhaupt nicht sattelfest, leider. Wegen der existenziellen Erfahrung: Also darum geht es ja eigentlich nicht, es geht eher um die Nachwirkungen des Totschlags und die langfristigen Auswirkungen auf die Charaktere. Deshalb trinkt Maria auch so viel Alkohol, ist aber nur einer der Gründe.

Vielen Dank nochmal für deine Zeit und Kommentar, habe mich gefreut von Dir zu lesen.

Ein sonniges Restwochenende und Beste Grüsse,
d-m

 

«Schon in Ordnung», meint er beiläufig. «Hatte einen kleinen Unfall. Lange her. Der Arzt hat gesagt, ich sei so gut wie impotent. Da kann man nichts machen.»

Ich schalte mich mal nur kurz ein und teile vollkommen ungefragt meine ungebildete Meinung dazu.

Du bist mit den Dialogen schon auf einem richtigen Weg, aber du traust dich noch nicht, das deiner Ansicht nach Existenzielle wegzustreichen. Oben zitierten Satz mal als Beispiel. Die kennen sich keine drei Minuten, und er redet über seine Impotenz. Würdest du das einem vollkommen Fremden antworten? Und auch, wenn das keine echte Person in dem Sinne ist, willst du ja trotzdem, dass innerhalb der Fiktion angenommen wird, dass sie echt ist, also sollte sie doch auch so wirken und reden? Ich bin der Meinung, ein fiktiver Charakter kann nur dann echt wirken, wenn er echt spricht. Wenn er so daherredet in reinstem Schriftdeutsch oder aber mit Jugend-Jargon um sich wirft, spürt man die Konstruktion, diese Figuren wirken ausgedacht. So verknappen, dass das, was eigentlich gesagt wird, eben nicht gesagt, sondern bestenfalls angedeutet wird. Dafür muss man sich trauen, weil man immer denkt, naja, nachher versteht keiner, was ich sagen will: vertrau mal dem Leser. Der wird das verstehen.

Zum Text an sich später mehr, es ist so sonnig draußen!

Gruss, Jimmy

 

Hallo @Luzifermortus

Danke Dir erstmal für deinen guten Kommentar und deine Zeit.

Ich finde den Aufbau am Anfang sehr gut. Die Mutter die trinkt, der Vater, den das stört - Spannungen - der Sohn und die Andeutungen, dass das Paar ein anderes Kind verloren hat. Das alles funktioniert für mich recht gut und zwar bis zur Spielplatzszene.
Das hat mich natürlich gefreut. Vor allem nach dem strengen Urteil deines Vorkommentators sah ich da nicht mehr gross Hoffnung für den Text.

Ich verstehe nicht, weshalb er ihr in der Situation Anschuldigungen machen will, weil der SOhn einen Sonnenbrand hat? Dafür kann sie ncihts.
Natürlich kann sie nichts dafür, das ist ja genau das Ding. Aber Patrick schiebt es eben ihr in die Schuhe, vielleicht auch, weil er eben selbst versagt hat, zu wenig aufgepasst hat. Wenn Dich die Stelle raushaut, ist das natürlich weniger gut, ich schaue mal, was ich machen kann.

Vielleicht hier expliziter, wen er erneut sieht - Den Mann vom Apartment gegenüber.
Verstehe, es ist zu wenig klar, wer da wieder auftaucht. Das mache ich klarer.

Die Nachfrage kam für mich zu spät, vielleicht auch deshalb, weil gar kein Misstrauen kommuniziert wird und das obowhl es sich beim ERzähler um einen Ich-Erzähler handelt, d.h. man als Leser eigentlich sehr nahe am Charakter dran sein müsste.
Gute Einwände, kann alle deine Punkte soweit nachvollziehen. Habe ich mir notiert, gerade die Dialogstellen bedürfen einer intensiveren Überarbeitung, werde diese Feedbacks einfliessen lassen.

Das verstehe ich nicht, was meint er damit? Ich meine er kann unmöglich soweit sehen oder soll das eine Andeutung einer Erinnerung sein? Ich würd entweder expliziter machen, was du damit sagen willst oder streichen.
Das sollte er mehr zu sich selbst sagen, um sich zu beruhigen. Entweder schreibe ich das noch um, damit dies deutlicher wird, oder die Stelle fliegt raus, mal schauen.

Das käme erst dann, wenn wirklich ein Impuzls kommt, der mich zweifeln lassen muss - beispielsweise, dass die Leute von der Rezeption auf den Anruf so reagieren, dass sie jemanden hinschicken - weil die MÖglichkeit, dass sich jemand einschleicht, ist ja real, das kann durchaus passieren - dann kommen sie an und die Hauptfigur fragt: Joah, was war da jetzt? Und dann sagen die Leute von der Rezeption: Da war niemand. Gar nichts. - dann würd ich verstehen, dass er an seiner Wahrnehmung zweifelt - wobei natürlich auch an dem Punkt noch immer die Möglichkeit gegeben wäre, dass WIliam den Braten gerochen und das weite gesucht hat - immerhin weiß er ja schon, dass der Ich-Erzähler ihn beobachtet.
Sehr gute Punkte alles. Deinen Vorschlag finde ich überzeugend. :thumbsup:

Was genau ist denn auf dem Spielplatz passiert? Weil der Sohn einen SOnnenstich hat oder ist mir da irgendetwas wichtiges entgangen? Es gab kaum einen Sommer in dem ich als Kind keinen Sonnenstich hatte. Sowas kann passieren und es geht recht schnell.
Nein, Dir ist nichts entgangen, denke ich. Wusste ich nicht mit dem Sonnenstich, weil ich noch nie im Leben einen hatte, bin u.a. in Australien aufgewachsen, da scheint die Sonne was stärker als hier, aber vielleicht hat mich das ja auch abgehärtet :hmm: Nein, ein sehr guter Punkt, ist sicher von Mensch zu Mensch unterschiedlich, Robbie hatte vorher noch nie einen Sonnenstich, aber das steht da nicht, muss ich klarer machen, dass das eben 'eine echte Nummer' darstellt, weil es war schon der Sonnenstich damit gemeint. Vielleicht muss ich mir aber auch was komplett anderes überlegen. Danke Dir für den Hinweis.

Auf jeden Fall irgendeine Form der Emotion und das von beiden.
Ich wollte die Emotionen rein über den Dialog transportieren, aber ich merken nach den Kommentaren, das funzt nicht. Werde dran arbeiten, mehr Emotionen (auch neben dem Dialog) spürbar zu machen.

Wenn dem so ist, fehlen mir die Hinweise. Ich denke dass die Auflösung funktionieren kann, wenn du ein paar Andeutungen mehr machst, d.h. zumindest bestimmte Dinge klarer beleuchtest. Vielleicht kannst du es aber auch ein wenig ausdünnen, dich auf einen Punkt konzentrieren und den dafür stärker ausarbeiten.
Ja, gegen Schluss häufen sich deine Fragen immer mehr, verstehe ich schon, vor allem die letzte Hälfte des Textes ist schon extrem überhastet, alles Schlag auf Schlag, da kommt man nicht mehr mit. Haben auch andere angemerkt. Da muss ich unbedingt nochmal ran.

Danke Dir noch einmal vielmals für's Lesen und deine Reaktion. Entschuldige bitte meine recht knapp gefasste Antwort, ich fand wirklich sehr viele deiner angemerkten Punkte berechtigt und gut, brauche noch etwas Zeit, weiter am Text zu arbeiten, denn die fehlt mir momentan gerade etwas. Mal schauen, was ich noch aus dem Text machen kann.

Viele Grüsse,
d-m

 

Hi @deserted-monkey ,

obwohl ich dem Gesagten der vor mir Kommentierenden nicht wirklich Neues hinzuzufügen habe, wollte ich zumindest einen kleinen Kommentar hinterlassen. Ich habe deine Kurzgeschichte vorhin in der Bahn gelesen und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Was auch immer dir das aus meinem Munde jetzt wert sein mag. :)

Eine einzige Stelle, bei der ich gestolpert bin, wurde bisher noch nicht erwähnt -- oder ich habe es überlesen.

Meine Hand liegt auf dem Hoteltelefon. Nach kurzem Zögern nehme ich sie vom Hörer. Krieg dich wieder ein. Schlaf dich ordentlich aus. Vergiss den Alten einfach.
William übt sich im Schattenboxen. Seine Arme schnellen nach vorne, die Fäuste
Bei "William übt sich im Schattenboxen" war mir kurz nicht klar, aus wessen Perspektive das erzählt sein soll. Irgendwie dache ich, der Prota sei, um zum Telefon zu gelangen, vom Fenster weggetreten. Und dann kann er William natürlich nicht mehr sehen.

Wie gesagt, ist nicht viel und auch nicht relevant.

Sonnige Grüße
Tarkus

PS: Das gehört vermutlich nicht hier her, aber kennt jemand eine gute Möglichkeit, die eigenen Dialogschreibefähigkeiten zu verbessern?
Gespräche von Leuten in der Bahn belauschen und mitschreiben?

 
Zuletzt bearbeitet:

Na hallo, ich mal wieder bei dir zu Gast.
Ich finde deine Geschichte interessant und spannend und wollte zu jedem Zeitpunkt wissen, wie es weiter geht, was dahinter steckt und wie es ausgeht. Und das, obwohl es mehrere Stellen gab, die mich ordentlich ins Schlingern brachten beim Lesen - und die ich dir unten zitiert kommentieren werde.
Die Erzählstruktur, der Aufbau und die Figuren, alles okay.
Du erzählst gut, so mag ich es.Die Auflösung lehnt sich an Plots, die es schon gibt (ganz ehrlich: Das trifft auf 95% aller 'neuen' Geschichten zu), allerdings ist es nicht ganz ausgeleuchtet - und das finde ich gut. Da ist Spielraum für die eigene Fantasie.

Die Tendenz des Protagonisten zu Gewalttätigkeit solltest du bereits an einer frühen Stelle im Text 'anspielen'.
Zur Logik sage ich nichts, das müsstest du prüfen, ob die Chronologie passt, mit Taschenrechner in der Hand. Wann die Kinder gezeugt/geboren wurden/gestorben sind nd in welchem Alter etc.
Warum der Prota den anderen Mann erst jetzt wahrnehmen kann und nicht schon vorher all die Jahre, da könntest du ein auslösendes Ereignis einbauen, da ist in der Tat ein Loch in der Geschichte.
Allerdings stört mich das jetzt nicht entscheidend. Ich komme jetzt zu einzelnen Stellen, da sind einige, die du unbedingt bearbeiten musst - die meisten betreffen die Glaubwürdigkeit des Gezeigten, Gedachten und Gesagten.


Eine Brise trägt Salz vom Meer herüber.
Wir sitzen auf dem Balkon.
Start mit zweitem Satz ist stärker.

«Ja», sagt sie, fährt mit den Fingerspitzen über den Glasrand. «So still.»
In der Ferne leuchten die Lichter der Stadt. Wie gefallene Sterne.
«Morgen gehen wir wandern», schlage ich vor.
Hier und in Folge - sind mir die Beschreibungen des personalen Erzählers - viel zu 'poetisch'. Zum einen wegen seiner Charakterisierung, wie sie sonst daher kommt.
An anderen Stellen passen sie ganz und gar nicht in seine Situation.
Hier kreist er ja um seine Frau, es ist kein schöner stiller Moment der Liebe zwischen ihnen, in der man Lichter wie 'gefallene Sterne' erlebt.
Und als nächstes schlägt er eine Wanderung vor.
Wie passt das für dich?


Ich beobachte, wie die aufziehenden Wolken sich vor den Mond schieben. Stück für Stück radieren sie ihn vom Himmel. Lassen uns in der Dunkelheit zurück. Die Beleuchtung des Hotelkomplexes ein diffuser Schein in tintenschwarzer Tiefsee.
«Legen wir uns hin?», frage ich.
Gedanklich (und das passt auch) sucht er Verbindung, auch erotische, zu seiner Frau, er dreht sich um ein Kontaktproblem. Glaube kaum, dass da Platz ist für Bilder wie aus einem Gedichtband. Falls das überhaupt zu ihm als Mann passt, da zweifle ich auch dran.


An die nicht verheilten Wunden. Den Unfall. Sitze auf dem Balkon, bis der goldene Schimmer der aufgehenden Sonne das Wasser vom Horizont trennt.
Hier ganz krass. Erst die hässlichen Momente aus der Vergangenheit im Kopf - und dann fällt ihm der 'goldene Schimmer der aufgehenden Sonne' auf? Echt jetzt?
Sorry, das "schreit dich an", wenn du es liest.


«Schon in Ordnung», meint er beiläufig. «Hatte einen kleinen Unfall. Lange her. Der Arzt hat gesagt, ich sei so gut wie impotent. Da kann man nichts machen.
Und hier kommt das Thema Glaubwürdigkeit. Klar, die Figur ist kein lebender Mensch. Das weiß der Protagonist aber nicht zu diesem Zeitpunkt, der Leser ebenso wenig. Wie ist die Reaktion auf solch eine distanzlose, völlig abwegige Aussage?

«Sie müssen mich verwechseln.»
«Ich bin mir sicher, dass ich Sie mit einem Mädchen gesehen habe. Vielleicht neun oder zehn Jahre?»
«Ah, ist es nicht einfach, auf andere hinabzusehen? Sie können ihrem Großen all die Liebe schenken, zu der sie fähig sind, aber für mich bleibt nur, hier zu sitzen und glücklichen Eltern wie Ihnen dabei zuzusehen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hab mich damit abgefunden. Aber Sie sollten aufhören, sich in die Angelegenheiten Fremder einzumischen. Ich habe keine Tochter.
Auch das erscheint mir sehr unwahrscheinlich. Dass der Protagonist so unverfroren direkt in die Konfrontation geht. Die Situation gibt es nicht her, die Beziehung zum gegenüber nicht - und ein Motiv dafür in Form eines Gefühls oder Gedankens oder Ereignisses kann ich nicht erkennen.

«Geben Sie sich nicht die Schuld. Unfälle passieren», sagt er. Weil er es sagen muss, der Arschkriecher. «Jedenfalls lassen Sie mich wissen, wenn Sie noch etwas brauchen.» Damit wendet er sich ab und verschwindet irgendwo im Hotelkomplex, um sich um angenehmere Gäste zu kümmern.
Unrealistisch, dieses 'Arschkriecher'. Eltern in dieser Lage können aggressiv sein, jedoch angstgesteuert - da geht es drum, wer was falsch gemacht hat oder falsch macht, nicht drum, ob der andere ein Arschkriecher ist. Oder sich um angenehmere Gäste kümmern will.
Solche Stellen haben mich beim Lesen wie Hiebe rausgehauen.
Solche Gedankengänge sind so unwahrscheinlich, das ist abwegig!
Denn du bist personaler Erzähler, erzählst aus der Perspektive dieses Vater.

Maria schaut mich aus blutunterlaufenen Augen an. Ihr Gesicht ist so leer wie das Martiniglas.
:thumbsup:Das Bild hat mir gut gefallen.

Sie glänzen im künstlich-weißen Licht, sehen eher aus wie Farbkleckse. Oder wie frisches Blut. Sind das Risse im Rock? Bevor ich es genau erkennen kann, sind sie bereits durch die Tür und aus meinem Sichtfeld.
Ich lasse mein Bier stehen und schleiche ins Zimmer.
Hinter den schweren Gardinen gegenüber ist nicht viel zu erkennen. Nur zwei Schatten, die sich durch Dunkelheit bewegen. Dann geht die Deckenleuchte an. Übrig bleibt ein einziger Schatten, klar zu erkennen als der von William. Wo ist das Mädchen? Bestimmt auf Toilette. Da war auch kein Blut.
Spannend geschrieben. Nur: Wo war kein Blut? Wie ist das zu sehen?

Meine Hand liegt auf dem Hoteltelefon. Nach kurzem Zögern nehme ich sie vom Hörer. Krieg dich wieder ein. Schlaf dich ordentlich aus. Vergiss den Alten einfach.
Hier ist es realistisch. Das Zögern, der innere Disput.

«Der Typ verhält sich extrem seltsam. Verleugnet seine -»
«Sie sind in Block zwei, in der Junior Suite, richtig?»
«Ja.»
«Das Appartment gegenüber ist momentan nicht belegt, Sir.»
Ja, gut. Und dann ist fertig für das Hotel?


William der nicht existiert.
Komma fehlt.

«Besser», presse ich hervor.
«Das freut mich zu hören. Kinder sind schließlich unsere Zukunft. Hab ich recht?»
«Sind Sie heute nur aufgestanden, um mir Vorwürfe zu machen?»
«Nein, natürlich nicht.» William grinst. «Aber Sie müssen zugeben, das gestern auf dem Spielplatz war schon eine echte Nummer.»
Auf 'Realismus' prüfen!

«Aber, aber, Patrick», tadelt er mich wie ein Kind. «Es geht hierbei doch nicht um mich. Sie projizieren Ihren Schmerz lediglich auf Andere. Keine Ahnung, wieso Sie sich gerade mich als Ihr Opfer ausgesucht haben.»
Sorry, nein. Die 'Schmerz-auf-andere-projizieren'-Erklärung kommt hier als psychologischer
Fachjargon gar nicht in Frage. Stilbruch in Reinform.

«Du siehst ihn auch.»
«Sag mir wer das ist!»
«Cinthias Vater, wäre sie je auf die Welt gekommen.»
«Er wäre was?»
«Ich war ein paar Jahre mit ihm zusammen. Bevor ich dich ... kennengelernt habe.»
Hier ist noch ein Fehler. Warum fragt er "er wäre was?"
Die wäre-Aussage betraf die Tochter (wäre sie je auf die Welt gekommen). Aso: "wenn sie was wäre?"
So er jedoch nach ihm fragt, dann natürlich: "Wer? Cinthias Vater?" was auch nahe liegt, denn das ist die Überraschung, die dir die Socken auszieht!

Trotz der Kritik gern gelesen!

Gruß von Flac

 

Hallo @MorningDew

Vielen Dank auch für's Lesen dieser Geschichte, habe mich sehr über dein Feedback gefreut. Schauen wir mal, was Du angemerkt hast.

Ich fand deine Geschichte eigentlich ganz gut :-)
Na, das ist doch schonmal was, danke Dir!

Vielleicht habe ich zu lange antiquierte Literatur konsumiert, und meine Texte wurden deswegen auch schon zu Genüge kritisiert, aber ich finde es schöner, wenn man erfährt, wie Wolken den Mond radieren und die Nacht zur Tiefsee wird.
Ja, ich glaube, das geht mir auch so und wahrscheinlich ist das Blumige auch bisschen Geschmackssache, ich verstehe aber auch die Position der anderen Kommentatoren, die das eher als negativ wahrgenommen haben. Ist für mich so eine Gratwanderung. Bei den letzten Geschichten habe ich das immer mehr zu reduzieren versucht, weil ich das schon einsehe, aber da sind noch paar Überbleibsel geblieben. Wie gesagt, mir gefällt das grundsätzlich auch, ich verstehe aber, dass das vielleicht nicht mehr modern ist bzw. dem modernen Schreiben entspricht. Schön, dass es Dir soweit gefallen hat.

Mit zwei Punkten komme ich aber dennoch nicht klar:
Mit dem Titel und dem Schluss.
Verstehe ich. Also mit dem Titel haderte ich selbst ziemlich. Ich muss zugeben, der ist nichtmal von mir, ein Kumpel hat sich die Geschichte durchgelesen und dann diesen Titel vorgeschlagen, den ich dann auch übernommen habe. Meine eigenen Vorschläge waren einfach noch schlechter, die haben mir alle nicht gefallen... Muss ich mir noch mal Gedanken zu machen. Der Schluss: Ja, das wurde von allen angesprochen. Am Ende geht alles viel zu schnell und es werden zuviele Dinge zu schnell abgehandelt. Ich denke, ich muss da was entschlacken, sonst wirkt das überladen. Gehe ich bei der Überarbeitung an.

Ich kann mir schon eine Herleitung von Gestalten, die nicht wirklich da sind und Schatten zurechtschustern, finde die Metapher aber viel zu allgemeingültig und null treffsicher. Oder übersehe ich was? Wenn ja, was übersehe ich?
Nein, Du hast nichts übersehen. Es wirkt tatsächlich ziemlich platt. Baustelle :-)

So oder so, mit der Mutter muss einiges mehr verkehrt sein als nur ihre Alkoholsucht! Ungeachtet von der Sache mit den Geistern würde ich gern mehr über die Mutter erfahren ;-)
Das finde ich interessant und einen guten Punkt. Ja, ich muss da mehr zu der Mutter, zu Maria, bringen, dann hat das hoffentlich ein wenig mehr Gewicht. Habe ich mir notiert.

Danke Dir nochmals fürs Feedback & schönen Sonntag,
d-m

Hallo @Seth Gecko

Schön, dass Du zurück bist :-) Habe mich über deinen Komm gefreut.

Hab sie gerne gelesen und finde doch, dass Du nicht (Dein) volles Potenzial entfaltest.
Weisst Du denn über mein volles Potential bescheid?? :D Ich jedenfalls nicht, haha.

Die Idee, dass der Prota auf der einen Seite ein fürsorglicher Familienvater, auf der anderen jedoch ein gewaltbereiter Frauenschläger ist, fand ich interessant. Letzteres zeigst Du uns mMn zu spät und zu wenig, ebenso wie das volle Ausmaß von Marias zerstörter Seele.
Das wurde auch von anderen angemerkt, ja, muss ich unbedingt besser machen.

Danke für deine Detailanmerkungen, die werde ich alle so oder so ähnlich einarbeiten, übernehmen. Auf ein paar Dinge möchte ich noch kurz eingehen:

Den Satz habe ich nicht verstanden. Da der Sonnenstich gerade erst passiert ist, bin ich davon ausgegangen, dass Dein Prota sich hier darauf bezieht. Was kann sie dafür? Sollte sie auf Robbie aufpassen?
Das mit dem Sonnenstich passiert erst später, am nächsten Tag. Hier hat er sich einen Sonnenbrand während des Wanderns geholt. Maria ist daran natürlich nicht schuld, aber Patrick schiebt das einfach ihr in die Schuhe.

Das hört sich für mich komisch an. Werden Jetskis »warmgelaufen«? Kenne mich mit den Dingern aber auch nicht aus.
Ich glaube, Jet-Skies werden warmgelaufen. Zumindest hat mir das mal jemand erzählt, der in einem Ferienresort mit diesen Dingern gearbeitet hat. Glaube ich zumindest. Bin mir gerade nicht so sicher ... :P Werde ich mal prüfen.

Das fand ich wiederum cool, hier hast Du für mich zum ersten Mal den Horror-Tag geschrammt.
Ja, das mit dem Horror-Tag ist eh so eine Sache. Ich wusste gar nicht, welche Tags ich eigentlich setzen soll. Wollte erst nur 'Sonstige' nehmen, ist aber auch bisschen blöd. Da in der Geschichte ein Geist vorkommt, dachte ich dann, da passt Horror in dem Sinne schon ungefähr. Aber vielleicht besser nur 'Seltsam'? Mal schauen.

Ich hätte mir für die Geschehnisse insgesamt ein wenig langsameres Tempo gewünscht (und das, obwohl ich eigentlich kein Fan von langsamen Texten bin).
Das nehme ich als Kompliment. Und gebe Dir auch recht. Die Story braucht einfach mehr Zeit, oder es müssen gewisse Dinge rausgekippt werden, damit dieser überhastete Schluss mehr Substanz bekommt.

Danke Dir vielmals für alle deine Hinweise und deinen Leseeindruck. Freue mich, in Zukunft wieder mal eine Story aus deiner Feder zu lesen! Bis dahin, Beste Grüsse,
d-m

 

Hi @deserted-monkey,

Das finde ich interessant und einen guten Punkt. Ja, ich muss da mehr zu der Mutter, zu Maria, bringen, dann hat das hoffentlich ein wenig mehr Gewicht. Habe ich mir notiert.
Ist nur so eine fixe Idee, aber was wäre, wenn du die Geschichte aus Marias Perspektive schreibst? Ginge das überhaupt?? :hmm:
Kannst dich ja davon inspirieren lassen. Wenn du's doof findest, auch ok! :shy:

Dir auch nen schönen Sonntag!
MD

 

Moin @deserted-monkey,

Weisst Du denn über mein volles Potential bescheid??
:) Nee, das war mehr auf frühere Geschichten von Dir bezogen, die ich kenne. Hätte ich besser formulieren sollen, no offense.

Hier hat er sich einen Sonnenbrand während des Wanderns geholt. Maria ist daran natürlich nicht schuld, aber Patrick schiebt das einfach ihr in die Schuhe.
Oh, dann habe ich da Brand und Stich verwechselt. Aber warum er das Maria in die Schuhe schiebt, wird für mich trotzdem nicht klar. Wenn Du vorher erwähnen würdest, dass sie ihn hätte eincremen sollen (oder so), dann wäre es verständlicher.

Da in der Geschichte ein Geist vorkommt, dachte ich dann, da passt Horror in dem Sinne schon ungefähr. Aber vielleicht besser nur 'Seltsam'?
Das kommt darauf an, in welche Richtung Du die KD entwickeln willst.
Mir persönlich haben wie gesagt die Horrorelemente (z.B. das "Blut", dass er auf dem Kleid der Tochter sieht, der Traum mit dem Pool voll Blut und auch das böse Ende) gut gefallen.

Viel Spaß beim werkeln und einen sonnigen Sonntag,
Seth

 

Hallo @jimmysalaryman

Danke Dir für den Kommentar.

Ich schalte mich mal nur kurz ein und teile vollkommen ungefragt meine ungebildete Meinung dazu.
Deine Meinung hilft mir definitiv weiter. Danke für deinen kleinen Input bezüglich der Dialoge. Ich habe den Anfang jetzt mal überarbeitet und diverse Dinge rausgestrichen und/oder abgeändert. Hoffe, es liest sich jetzt besser, authentischer.

Dafür muss man sich trauen, weil man immer denkt, naja, nachher versteht keiner, was ich sagen will: vertrau mal dem Leser. Der wird das verstehen.
Ich versuche das auf jeden Fall! Trotz der Kürze: Hast mir weitergeholfen, danke Dir.

Hallo @Tarkus

Danke Dir für Zeit und den Kommentar.

Ich habe deine Kurzgeschichte vorhin in der Bahn gelesen und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Ja, das freut mich. Vielen Dank.

Was auch immer dir das aus meinem Munde jetzt wert sein mag. :)
Ist mir genauso viel wert wie jede andere Meinung hier unter dem Text auch ;)

Bei "William übt sich im Schattenboxen" war mir kurz nicht klar, aus wessen Perspektive das erzählt sein soll. Irgendwie dache ich, der Prota sei, um zum Telefon zu gelangen, vom Fenster weggetreten. Und dann kann er William natürlich nicht mehr sehen.
Danke für den Hinweis. Ich schaue mir die Stelle an. Mal sehen, was ich tun kann.

Ein Hallo auch an Dich, @FlicFlac

Schön, Dich wieder einmal unter einem meiner Texte zu lesen. Habe mich gefreut, auch über das was Du mitbringst, deine Kritik leuchtet mir ein.

Warum der Prota den anderen Mann erst jetzt wahrnehmen kann und nicht schon vorher all die Jahre, da könntest du ein auslösendes Ereignis einbauen, da ist in der Tat ein Loch in der Geschichte.
Ich überlege mir was! Danke.

Allerdings stört mich das jetzt nicht entscheidend. Ich komme jetzt zu einzelnen Stellen, da sind einige, die du unbedingt bearbeiten musst - die meisten betreffen die Glaubwürdigkeit des Gezeigten, Gedachten und Gesagten.
Merci für deine Arbeit, weiss ich zu schätzen. Ich bin momentan an der Überarbeitung, das erste Drittel des Textes habe ich bereits geschafft, das liest sich jetzt viel besser, nach den ganzen Kommentaren, denke ich. Deine Anmerkungen werde ich im Verlaufe der weiteren Überarbeitung alle einfliessen lassen.

So, nur ein kurzer Kommentar, aber ich weiss gar nicht, was ich viel mehr dazu schreiben kann, ich stimme nämlich den meisten KommentatorInnen vollständig zu. Ich werkle mal weiter am Text und aktualisiere laufend. Kann hier echt viel mitnehmen. Danke nochmal an alle!

Beste Grüsse,
d-m

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo deserted-monkey, ich habe jetzt zwei Geschichten von Dir gelesen, nämlich »Der fahle Glanz des Moores« und diese hier. Ich habe ein wenig Schwierigkeiten, dazu etwas zu schreiben. Obwohl ich die Vorstellungskraft hinter und in diesen Geschichten spüre, wirken beide Texte seltsam erratisch auf mich.

Ich greife mal zwei Punkte heraus.

Die Plotkonstruktion und der Grundkonflikt

In diesem Text vollzieht sich der Gang der Dinge in einem unübersichtlichen Hin und Her. Es gibt zahlreiche widersprüchliche Beobachtungen und Behauptungen. Der Protagonist beobachtet William mit einem Mädchen. William sagt, dass da kein Mädchen war. Der Protagonist beobachtet William im Nachbar-Appartement. Die Hotelleitung sagt, dass dieses Appartement nicht belegt ist. Dann behauptet Maria, William wäre der Vater von Patricks totgeborener vermeintlicher Tochter. Allerdings sei William schon seit langem tot usw. usf.

Verwirrungen, Kehrtwendungen und Sackgassen in solchem Umfang sind in meinen Augen ermüdend für den Leser. Klar erzeugen Widersprüche zunächst einmal Aufmerksamkeit. Was in diesem Mix aber fehlt: Der Grundkonflikt. Ich erfahre beim Lesen dieser Story zwar viele Details, die alle nicht zusammen passen. Aber im Grunde weiß ich bis zum Ende nichts darüber, wo das eigentliche Problem des Ganzen liegt.

Eng verbunden mit dieser Textschwäche ist das Fehlen eines klar strukturierten Höhepunktes. Weil die gesamte Story durch künstlich erzeugte Spitzen oszilliert, gibt es keinen Ruheraum vor dessen Hintergrund sich die Wucht eines packenden Höhepunkts entladen könnte. Die Story zappelt hin und her. Die sich widersprechenden Informationen folgen so dichtgedrängt, dass die Lektüre zu einem mühevollen Puzzlespiel wird.

Meine Empfehlungen: Die beschriebene Kritik gilt so ähnlich auch für »Der fahle Glanz des Moores«. Ich denke deshalb, dass eine veränderte Perspektive auf das Entwickeln der Story Deinen Fortschritt beim Schreiben fördern könnte. Ich kann mir vorstellen, dass Du ein Szenario vor Augen hast, von dem Du ausgehst, wenn Du schreibst.

Ich empfehle, dass Du, sobald das Szenario feststeht, nach dem Grundkonflikt der Geschichte fragst. Wie würdest Du diesen Konflikt in einem Satz beschreiben? Darauf dann den Gang der Ereignisse aufbauen. Unnötige Wendungen weglassen. Das Rezept ist eher, einen so drastischen Konflikt erzeugen, dass der Leser fragt, wie die Geschichte diesen Konflikt auflösen wird. Im Moment erzeugen Deine (beiden) Geschichten nur die Frage, wieso Fakt A nicht mit Fakt B zusammenpasst. Ein Konflikt sollte aber den Protagonisten in einem Dilemma zeigen.

Ich finde, Du hast gute Voraussetzungen für das Schreiben packender Geschichten. Vielleicht helfen Dir meine Hinweise. Ich schaue wieder bei Dir rein.

Gruß Achillus

 

Hallo @Achillus

Vielen Dank für deinen Kommentar und danke für's Lesen der beiden Geschichten. Was ich jetzt schreibe, klingt so, als hätte ich das alles schon gewusst bzw. als wäre es mir bewusst gewesen, was Du sagst, aber ich brauche das manchmal, dass mich jemand direkt mit der Nase darauf stösst. Ich danke Dir für deinen Input und die Gedanken zu den beiden Stories.

Eng verbunden mit dieser Textschwäche ist das Fehlen eines klar strukturierten Höhepunktes. Weil die gesamte Story durch künstlich erzeugte Spitzen oszilliert, gibt es keinen Ruheraum vor dessen Hintergrund sich die Wucht eines packenden Höhepunkts entladen könnte. Die Story zappelt hin und her. Die sich widersprechenden Informationen folgen so dichtgedrängt, dass die Lektüre zu einem mühevollen Puzzlespiel wird.
Ja, voll erwischt. Über Storystruktur und Konflikt habe ich bisher ehrlich gesagt gar nicht wirklich nachgedacht. Meist habe ich einfach eine Grundidee und weiss ungefähr, wie die Geschichte beginnen und wie das Ende sein soll und dann schreibe ich auch schon direkt los. Das Hin- und Herzappeln, wie Du es nennst, kommt dann wohl davon, dass mir selbst gar nicht klar ist, wo die Geschichte hinsoll bzw. wie sie zu dem Ende kommen soll, dass ich ungefähr vor Augen habe und dann biege ich die hin und her, à la 'was nicht passt, wird passend gemacht'. Aber ja, da muss ich ran, damit meine Geschichten ein weniger wackliges Fundament bekommen.

Ich habe mich bisher von Schreibratgebern etc. ferngehalten, weil ich dachte, ich will nicht so schreiben, wie andere mir das vorgeben wollen, sondern mein eigenes Ding entwickeln. Aber ich sehe schon, so ein Grundverständnis über den Aufbau von Geschichten sollte vorhanden sein, sonst verliert sich die Story irgendwo, führt nirgends hin. Also ja, Du hast das sehr gut erkannt, woran es bei mir hapert und das sind ja wirklich grundsätzliche, grundlegende Dinge. Ich werde mich jetzt mal intensiver damit beschäftigen, habe mir paar Bücher gekauft, schon vor längerer Zeit, die mir das näher bringen können sollten. Es wird also höchste Eisenbahn, dort mal reinzuschauen ;) Ich hoffe, dann bei der nächsten Geschichte zeigen sich bereits Verbesserungen diesbezüglich. Ich war da bisher wohl einfach zu faul ... Aber von nix kommt nix, also muss ich da ran.

Ich empfehle, dass Du, sobald das Szenario feststeht, nach dem Grundkonflikt der Geschichte fragst. Wie würdest Du diesen Konflikt in einem Satz beschreiben? Darauf dann den Gang der Ereignisse aufbauen. Unnötige Wendungen weglassen. Das Rezept ist eher, einen so drastischen Konflikt erzeugen, dass der Leser fragt, wie die Geschichte diesen Konflikt auflösen wird.
Okay, ja, verstehe. Ich werde das ausprobieren und schauen, was dann passiert. Vielen Dank für deine Hilfe.

Ich finde, Du hast gute Voraussetzungen für das Schreiben packender Geschichten.
Danke Dir.

Ich schaue wieder bei Dir rein.
Das würde mich freuen.

Beste Grüsse,
d-m

 

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