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Eure Lieblings-Autoren?
Mein Lieblings-Autor ist Robert Walser. Er starb 1956 bei einem Spaziergang im Schnee. Ein Schweizer, in Biel geboren. Er lebte einige Jahre in Berlin. Sein Prosa-Stück "Die Gebirghallen" (ein gr. Lokal in Berlin mit einer Gebirgslandschaft, gemalt, die eine ganze Wand bedeckte) hat Kafka immer wieder mit Begeisterung seinem Freund Max Brod vorgelesen.
Empfehlsenswert seine Prosa aus der Berner Zeit aus dem Jahr 1926, als Suhrkamp Taschenbuch erschienen unter dem Titel - Zarte Zeilen
Robert Walser schrieb: Dass er nie zur Sicherung oder Versicherung seiner selbst gelangt, scheint sein Los. Es ist dies weder ein sehr trübes, noch ein sehr leichtes Los. Es brennt, es ist das Los der immerwährenden Spannung. Da unterleigt er und ist beinahe froh darüber. Da erschlafft und ermüdet er und greift zugleich einen ganz neuen, nie vorher geahnten Besitz an. Ein seltsamer, fast gespenstischer Geist beherrscht ihn. Verloren in den Abgründen der Mutlosigkeit gewinnt er oft das Beste: sich selbst. Und vertieft in große Gedanken verliert er sich wie Spreu in den Wind geworfen. Ja, sein Lebenswandel ist wie ein Traum. Und seine Erscheinung ist wie ein Rätsel. Immer dicht vor dem Sturze stehend sind ihm die äußeren Erfolge wie Liebkosungen, die man satt hat und die Mißerfolge wie Streiche, die nicht treffen. So sehen wir ihn fort und fort einzig und auf sich selbst angewiesen und verstehen daher zuweilen seine Fröhlichkeit, aber auch seinen Gram nicht. Und wir brauchen ihn ja auch nicht zu verstehen. Ist er echt, dann ist er ein Phänomen. - Ende des Walser-Zitats.
Der Prosaband DIE ROSE (1925) war sein Jonglier-Stück. Nämlich sein Bewußtsein an immer längerer Leine zu halten, ohne dass der Faden riß. Seines Drahtseilakts bewußt, sandte er DIE ROSE sogar an Thomas Mann. Der Großschriftsteller ernannte den Autor prompt zum harmlos-guten Kind. Aber dieses Buch konnte nur geschrieben werden, weil weit hinten in Robert W. eine enorme naive Kraft saß, die ihn befähigte, bei zertrümmerten Bewußtsein sich nach außen ungebrochen in einer Weise darzustellen, als wäre alles,Text und Welt, reine, naive Natur.
Robert Walser an Christian Morgenstern: Es ist ja so verzehrend schön, immer von neuem anlaufen zu müssen, so recht von Innen nach Außen und umgekehrt, zu müssen, das es einem zerspalten möchte.
Was kann man sein, wenn man nicht gesund ist? Ich schreibe nichts gegenwärtig, aber vielleicht arbeite ich sehr bald wieder etwas, und dann will ich es wie ein Tiger tun, der eine Beute zerreißt. Ja, es ist so, man muß einen Geist bekommen wie Krallen und eine Illusion von einer Sache wie Blutdurst und so drauflos arbeiten. Mit dem will ich sagen: ich freue mich elend auf neues Arbeiten.
Hier einige Aussprüche von Robert Walser:
Wir sind alle viel zu wenig langsam.
Die Reichen, das sind heute die wahren Verhungerten.
Die Wahrheit ist oft phantastischer als die Phantasie der Dichter.
Man wird viel leichter des Gehens auf der Landstrasse müde, wenn man sich nicht vorher ein Ziel vorgenommen hat.
Alles Wirkliche wirkt ja leicht aufdringlich. Die Natur übertreibt gern.