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Erlaubt ist, was gefällt

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08.05.2004
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Erlaubt ist, was gefällt

Premiere. Kunst und Kulinarisches.
Erste Reihe. 230,- € für zwei.

Sie und er pikfein. Alle anderen auch.

Vorspeise. Geröstete Zwiebelscheiben mit Honig. Höflichkeit. Tischmanieren.
Vorhang auf.
Zwei Frauen streiten. Zaundürr. Leicht bekleidet. Es klatscht. Es kracht. Fäuste gegen Kiefer. Exzellentes Schauspiel. Blut spritzt auf weiße Seide. Sie schaut pikiert, er lacht. Ausgezeichnete Spezialeffekte. Mann betritt Bühne. Schreit. Worte unverständlich. Teilweise obszön. Streitende Frauen bluten. Mann kann Gewalt nicht ertragen. Schlägt beide Frauen nieder. Holt Kettensäge. Schneidet Frau in Bauch. Austausch zur Puppe unsauber. Schlecht verdeckt. Blut spritzt auf Smokingfliege. Sie lacht. Er stutzt. Lacht mit. Bühne mittlerweile rot.
Vorhang zu.
Hauptspeise. Rindswürstchen. Sauerkraut.
Vorhang wieder auf. Teller bleiben stehen. Beide Frauen wieder wohlauf!?
Mann gefällt sich. Steht vor Spiegel. Selbstverliebt. Arrogant. Spiegelt sich endlos. Monolog des Schweigens. Zwanzig Minuten später. Zwei Frauen treten den Mann. Er liegt am Boden. Immer noch arrogant. Bis Axt und Hacke in spalten. Austausch besser. Etwas viel Blut. Läuft von der Bühne in die erste Reihe. Leute lachen. Unterhaltung. Furien auf Bühne zerhacken sich gegenseitig. Kunst. Innere Organe hängen aus leblosen Körpern.
Vorhang.
Nachspeise. Rote Grütze.
Vorhang.
Drei Schauspieler. Künstliche Innereien geben seltsame Geräusche bei Verbeugung.
Jubel.
Standing Ovations.

Er tupft sich mit der Serviette die Mundwinkel ab.
„Also mir hat es gefallen!“

 

War vor kurzem in einer grauenhaften Theatervorstellung (okay, nicht ganz so schlimm wie oben). Musste jetzt einfach mal Dampf ablassen.
Ultrakurz und eigentlich nicht mein Stil (kann man bei diesen kurzen Sprüngen noch von Stil sprechen?).

Jedenfalls erschien mir Experimente passend. Vielleicht auch Satire, aber dazu finde ich den Text wieder zu trivial.

Sagt doch auch mal was, würde mich freuen.

M!ke

 

Mir hat dein Experiment gut gefallen, kurz, knapp, treffend, witzig, passend!
Hat Spaß gemacht, das zu lesen. Auch die Verknüpfung von dem Geschehen auf der Bühne mit dem Menü ist meines Erachtens gut gelungen.
Grüße Sleepy

 

Hallo!

Bühne mittlerweile rot.
Vorhang zu.
Hauptspeise. Rindswürstchen. Sauerkraut.

ich erwartete Rotkraut :D

Er tupft sich mit der Serviette die Mundwinkel ab.
„Also mir hat es gefallen!“

Da fände ich "Also mir hat es geschmeckt" noch besser ;)
(besonders für die 230 Euro :D )

Sätze wie: "Ausgezeichnete Spezialeffekte" oder : "Zwanzig Minuten später"
würde ich kursiv setzen, damit sie sich von den Handlungen der Schauspieler absetzen.

Ich bin nun nicht total von diesem Experiment begeistert, aber es spricht mich doch an :). Wenn die letzten zwei Sätze nicht wären, könnte man es für eine Regieanweisung halten.

Einen lieben Gruß
bernadette

 

Ich hatte manchmal etwas mühe, zu unterscheiden, ob gerade von den Schauspielern oder den Gästen die Rede war. Vielleicht ist das aber auch absicht?
Ich halte den Vorschlag von Bernadette, den letzten Satzt zu ändern, für sehr gut.
Ansonsten hat mir dein Experiment gut gefallen,
Onida

 

Hallo mkuesters,

das ist wohl die Extremform eines Berichts, einer Reportage. Keine eigenen Bewertungen, außerhalb des Bildes liegenden Informationen oder Schlüsse. Es ergibt sich der Eindruck sprachlicher Rudimente. Eine Geschichte ist es, doch mir fehlt etwas Aussage.

L G,

tschüß... Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo mkuesters,

Positives:
Mir hat deine Geschichte gut gefallen, weil ich die Idee an sich und die Tatsache, dass du abgehackte Sätze als Stilmittel für ein "Mörderszenario" benutzt hast, sehr interessant finde. Und die Verknüpfung, wie schon gesagt, vom Schauspiel auf das Menü, ist dir ebenfalls gut gelungen.

Negatives:
Der letzte Satz ist unpassend, du hättest wirklich sowas wie "Mir hats geschmeckt" verwenden sollen, das hätte bestimmt für einen Lacher gesorgt. Über den Titel lässt sich meiner Meinung nach streiten; er hat mich zwar zum Lesen angerregt, aber ich frage mich, ob ein anderer Titel direkt für diese Geschichte besser geeignet wäre. An manchen Stellen ist die Geschichte schon echt brutal, aber schließlich kann das ja ein reelles Theaterstück sein wie es irgendwo auf diesem Planeten gerade in diesem Moment gespielt wird.

Textkram

Bis Axt und Hacke in spalten.
Das heißt ihn.
Ausgezeichnete Spezialeffekte.
Würde ich entweder umschreiben oder streichen; passt da irgendwie nicht so toll rein, finde ich.

Im Großen und Ganzen hat mir die Idee deiner Geschichte gefallen, dein Experiment ist gelungen. Nur an kleinen Stellen habe ich anderes erwartet. Außerdem fand ich die Wahl der Gerichte hie und da etwas unpassend; siehe Zitat S.1, Zeile 15

Hauptspeise. Rindswürstchen. Sauerkraut.
Wie schon erwähnt; wie wäre es mit Rotkraut?

Liebe Grüße,
Zangan86

 

Hi!

Danke für eure Kritik und Verbesserungen werde "Rotkraut" und den Schlusssatz ändern. Super Tipp.


@Zangan86
"An manchen Stellen ist die Geschichte schon echt brutal, aber schließlich kann das ja ein reelles Theaterstück sein wie es irgendwo auf diesem Planeten gerade in diesem Moment gespielt wird."

Schon mal was von "La fura dels baus" gehört? Diese Gruppe spielt absichtlich mit den Ängsten von Menschen (waren auch mal verstärkt in den Medien, weil sie auf der Bühne Tierpornografisches Material gezeigt hatten).
Ich selbst hab mir den Besuch gespart, weil ein Freund von mir erzählt hat, die rennen mit laufenden Kreisssägen ins Publikum und schlachten Hühner auf der Bühne. Aber wie gesagt: Über Geschmack lässt sich streiten, oder auch nicht... ganz nach Geschmack => Erlaubt ist was gefällt :D

M!ke

 

Ich verstehe deine Intention nicht so ganz. Möchtest du die Maxime, dass Kunst alles darf, solange sie Kunst ist, also nach einem ästhetischen Code beurteilt wird, kritisieren? Das versetzt uns ja ins 18. Jahrhundert zurück.

 

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