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Bruchstücke

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22.04.2020
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Anmerkungen zum Text

Der Text ist jetzt eigentlich ein ganz anderer. Lediglich Figuren wurden aus dem alten Text übernommen.

Ich möchte langfristig ein Geflecht an Kurzgeschichten schreiben, indem die Lebensgeschichten einzelner Figuren miteinander verwoben werden. Eine erste Geschichte widmet sich der Tochter.

Es wäre mir jedoch super wichtig, dass jeder der Texte auch für sich stehen kann und einzeln verständlich ist. Ich freue mich sehr über Kritik :)

Bruchstücke

Tobias war unangenehm wach. Als er die Augen öffnete, zeigte sein Handydisplay 5.20 Uhr an. Er löste sich aus der Umarmung seiner tief atmenden Frau. Ihre Haut war vom Schlaf klebrig geworden. Das Bett war schon lange zu eng für beide, das Haus schon lange zu groß. Er schälte sich aus der warmen Umhüllung der Decke und lief in seinen Boxershorts über die kalten Fliesen zur Küche. Er dachte an den gestrigen Anruf. Seine Tochter war wegen Magersucht in eine Klinik eingewiesen worden. „Meine Tochter ist nicht süchtig, sie ist großartig“, hatte er am Telefon mit stockender Stimme gesagt. Dabei glaubte er selbst nicht an den Widerspruch in seiner Aussage. Gedankenverloren trank er ein Glas Wasser. Vielleicht lief nun alles in einem verhärteten Knotenpunkt zusammen. Er dachte an das gemeinsame Versprechen. Dass sie seine Lüge nicht mehr hatte schlucken können, blieb nur eine ahnende Vermutung. Kaum hatte sie das elterliche Haus verlassen, würgte sie die Wahrheit hinauf. Falls er mit seiner nebligen Vermutung Recht behalten sollte, hatte vielleicht alles mit Apollos archaischem Torso begonnen. Wie ironisch.

„Was ist ein Torso?“, hatte Nina ihn damals gefragt. Sie lasen gerade Rilke, es war kurz vor den Sommerferien. „Kann jemand weiter helfen?“, fragte er in die Runde. Gelangweiltes Kippeln auf Stühlen blieb die Antwort. Freitags in der fünften und sechsten Stunde unterrichten zu müssen war undankbar. Außerdem war es heiß. „Ein Torso“, sagte er dann: „ist eigentlich ein Rumpf. Man nutzt den Begriff hauptsächlich in der Kunst und meint damit den Körper einer menschlichen Statue ohne Kopf und Gliedmaßen. In diesem Fall geht es um den Torso des Gottes Apollo.“ Sie sprachen darüber, dass zur Entstehungszeit des Gedichtes das Bruchstückhafte eine Aufwertung erfuhr. Es wurde als eigenständiges Kunstwerk aufgefasst und dem Ganzen übergeordnet. Sie kamen zur letzten Strophe:

„und bräche nicht aus allen seinen Rändern

aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,

die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.“

„Und dieser Mann ohne Kopf will mir sagen, dass ich mein Leben ändern muss?“, fragte Nina weiter. Tobias, der zu diesem Zeitpunkt noch Herr Schwarz für sie gewesen war, musste schmunzeln. Er erkannte ihre Absicht ihn herausfordern und beeindrucken zu wollen. Er mochte Nina schon damals, darum war seine Erkenntnis eine Enttäuschung und ein Kompliment gleichermaßen.

Noch am gleichen Tag wartete Nina nach dem Unterricht auf dem Lehrerparkplatz auf ihn. Rauchend stand sie vor seinem Auto. „Was machst du hier?“, fragte Tobias. Sie sah immer ein wenig frech aus, was an ihrem kurzen, roten Haarschopf liegen konnte. Wie üblich trug sie ein großes, kariertes Hemd. Es war so lang, dass es fast ihre Shorts verdeckte. Ihre nackten Beine steckten in schwarzen Dr. Martens. Sie hatte das Hemd an den Armen umgeschlagen und es am Hals als Dekolleté ein wenig aufgeknöpft. Volle Brüste ließen sich erahnen. „Ich dachte, vielleicht könnten Sie mich ein Stück mitnehmen“, antwortete sie und trat ihre Zigarette aus: „Ich wohne in der Vorstadt.“ Tobias musste tatsächlich in die gleiche Richtung. Er überlegte kurz und hielt ihr dann wortlos die Autotür auf. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und ließ ihre Tasche zwischen ihre Beine fallen. Sogleich begann sie ein Gespräch: „Diese letzte Zeile aus dem Gedicht; Du musst dein Leben ändern. Irgendwie kommt das mir bekannt vor.“ Er startete den Motor und sagte: „Sie ist auch sehr bekannt.“ Sie bogen auf die Straße ein und Nina ließ den Fahrtwind durch das Fenster hinein. Tobias fügte hinzu: „Sloterdijk hat auch ein Buch mit dem Titel geschrieben. Weißt du wer das ist?“ Sie nickte: „Dieser rechte Philosoph, oder?“ Tobias musste erneut schmunzeln. Sie erzählte ihm, dass sie vielleicht Philosophie studieren wolle und schaute ihn dabei erwartungsvoll an: „Was denkst Du, ehm Sie, also was denken Sie darüber?“ „Du wirst arbeitslos, das denke ich darüber“, antwortete Tobias. Sie war offensichtlich enttäuscht: „Das sagt jeder. Von Ihnen hatte ich eine andere Antwort erwartete.“ Eine Weile fuhren sie schweigend. Dann brach sie erneut die Stille: „Aber Lehrer haben bestimmt ein hohes Sicherheitsbedürfnis. Sie sind wahrscheinlich verheiratet?“ Es war ein Fehler gewesen sie mitzunehmen. Auf dem Beifahrersitz neben ihm war sie keine Schülerin mehr und eine neue Ebene musste ausjustiert werden. „Ja“, antwortete er: „Ich bin glücklich verheiratet und habe ein siebenjährige Tochter. Sie heißt Mia.“ Er ließ sie in einiger Entfernung von seinem Haus aus dem Auto.

In den Wochen darauf beteiligte Nina sich kaum noch an seinen Stunden. Der Unterricht wurde schleppend und es störte Tobias, dass sie nun ihren Blick senkte, wenn sie ihn sah. Er konnte nicht einordnen, ob sie mit ihm spielte, oder tatsächlich nachträglich eingeschüchtert war von ihrer eigenen Offensive. Er wusste, dass es ihm hätte weniger wichtig sein sollen. Eigentlich war es ihr Problem. Er war überrascht davon, dass er es zu seinem machte. In der Stunde vor den Ferien lud er den Kurs zum Eis essen ein. Auch diesmal ging Nina ihm aus dem Weg. Einmal blickte sie ihn kurz an, dann gab sie sich vertieft in ein Gespräch mit einer Freundin. Wer weiß, vielleicht hatte er die ganze Situation auch völlig missdeutet. Vielleicht hatte sie tatsächlich einfach nur ihren Bus verpasst an dem Tag, als er sie mitgenommen hatte. Immerhin knöpfte sie ihr Hemd nicht für ihn auf und jegliches zweideutiges Zeichen ihrerseits ließe sich auf zwielichtige Träumerei seinerseits zurückführen. Doch als er nach dem gemeinsamen Eis essen das letzte Mal für dieses Schuljahr auf den Lehrerparkplatz ging, sich in sein von der Sonne aufgeheiztes Auto setzte und los fahren wollte, bemerkte er, dass die Windschutzscheibe rot beschmiert war. Er stieg wider aus und las die mit rotem Lippenstift auf Glas geschriebenen Buchstaben: DU MUSST DEIN LEBEN ÄNDERN: 017644748238. Tobias hätte es seiner Frau zeigen und mit ihr darüber lachen können. Er hätte ihr von Nina erzählen können. Stattdessen schrubbte er das Rot von seinen Scheiben, nicht ohne zuvor ihre Nummer eingespeichert zu haben. Vielleicht wollte er nur wissen, ob es tatsächlich ihre Nummer war. Ihr Profilbild zeigte sie mit Sonnenbrille auf einem Geländer sitzend. Er masturbierte einmal, als er sich das Bild anschaute. Seine Träumerei musste sein Geheimnis bleiben. Sie durfte nichts davon ahnen. Er nahm sich vor ihr niemals und unter keinen Umständen zu schreiben.

Er verbrachte ruhige Sommerferien mit seiner Frau und seiner Tochter Mia auf Rügen. Wenn er abends am Strand spazieren ging dachte er manchmal, dass es vielleicht normal war, dass aus einer Liebesbeziehung ein Team wurde, sobald ein gemeinsames Kind geboren wurde. Das Team Mia sozusagen. Ein Team, um das Mädchen gemeinsam großzuziehen. Mia war kein schüchternes Kind. Sie lachte fröhlich wenn eine Qualle sie im Meer streifte, sie wollte alles alleine machen und stellte Fragen, die eigentlich ältere Kinder stellen. „Papa warum gibt der Mann dir Geld wieder, obwohl du ihn doch bezahlen musst?“, fragte sie etwa, wenn sie gemeinsam einkaufen waren und er Rückgeld erhielt. Oder: „Warum kommen die toten Menschen in den Himmel und die toten Fische in den Bauch?“. „Warum putzt Mama immer und du nie. Ist das nicht ungerecht?“ Mia kam nach den Sommerferien in die zweite Klasse und Ninas Stufe machte Abitur. Nina blieb bis zum Ende ihrer Schulzeit distanziert. Im Schuljahr darauf übernahm Tobias einen neune Deutsch-LK. Sein stilles auf Nina gerichtetes Begehren blieb sein Geheimnis. Gut, dass sie gegangen war.

Es dauerte ungefähr zwei Jahre, bis Nina und Tobias sich zufällig an einem Sommerabend im Stadtwald trafen. Er war gerade von einem Spaziergang auf dem Rückweg zu seinem Auto, als Nina ihm winkend entgegenkam. Wie immer trug sie ein kariertes Hemd. Sie lachte. Tobias merkte, dass er aufgeregt war. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge. „Wie lustig“, sagte sie: „Dass ich gerade Sie treffe, Herr Schwarz.“ Er bot ihr das Du an. Sie umarmten sich steif und er roch dabei an ihrem Haar. Es war länger geworden. Es fiel ihr nun fast bis auf die Schultern. Eine Weile liefen sie nebeneinander her. Das Licht stand bereits tief und durchleuchtete die Blätter. Viele Städter hatten den Wald schon wieder verlassen. Nina erzählte ihm, wie es ihr bisher nach dem Abitur ergangen war. Sie war ein wenig durch Schweden gereist und hatte kürzlich ein Studium in Maschinenbau begonnen. „Maschinenbau, dein Ernst?“, meinte Tobias. „Ja, du hast doch gesagt mit Philosophie werde ich arbeitslos.“ An einem Brombeerstrauch blieb sie stehen. Tobias sah zu, wie sie die reifen Früchte pflückte und sich in den Mund steckte. „Sie sind ganz warm, wie frisch von der Sonne gebacken“, meinte sie und wischte ihre Hände am Hemd ab. „Jetzt ist dein Hemd voller roter Flecken“, sagte er. „Ich mag das“, meinte sie: „Es sieht aus als hätte ich gearbeitet oder gekämpft.“ Dann gingen sie zum Parkplatz. Er sagte: „Ich kann dich heute ein Stück mitnehmen.“ Beide lachten.

Wie damals hielt er ihr die Autotür auf. Sie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und sagte:„Darf ich?“. Ohne die Antwort abzuwarten machte sie Musik an. Sie waren noch nicht weit gefahren, die Straße war immer noch von Wald umsäumt, als sie sich plötzlich ihr Hemd über den Kopf zog. Tobias hatte es zunächst nur in der Spiegelung der Scheibe gesehen. „Nina“, sagte er energisch: „Was soll das?“ Er war wütend und erregt, wütend über seine Erregung. Er hielt an. Wenn sie sich nicht wieder anziehen würde, müsste er sie rausschmeißen. Sie blieb seelenruhig sitzen. Er schloss seine Augen und versuchte sich zu beruhigen. Seine Hände umklammerten das Lenkrad. Dann hörte er das Klipsen ihres BHs. Er schluckte. Schließlich schaute er sie an. Ihre Kette, die sich wie eine silberne Schlange an ihre Brust schmiegte, glänzte in der Sonne. Sie nahm vorsichtig seine Hand und legte sie auf ihre Brust.

Plötzlich war alles so einfach. Er war Lehrer und Team Mia. Er war Ehemann und Liebhaber zugleich. Nina hatte wohlhabende Eltern, die ihr eine Ein-Zimmer-Wohnung finanzierten. Und so gab es einen Ort, an dem beide sich ungestört treffen konnten. Wenn seine Frau unterwegs war verbrachten sie auch gelegentlich Abende im Haus. Tobias wusste nicht genau, was Nina in ihm sah. Sie schaute ihn an, als wäre er wichtig. Als wäre er das Tor zu einer ihr fremden Welt. Dabei schenkte sie ihm eine verloren gegangene Welt. Ihre ungestüme Leidenschaft ließ ihn sich wieder jung fühlen. Team Mia tangierte den Lehrer kaum, der Ehemann nicht den Liebhaber. Er musste sich nur daran halten, alle Bruchstücke streng von einander zu trennen. Jedes Element einzeln betrachtet war beinahe vollkommen. Es war eine Zeit wie auf Koks.

„Papa“, fragte seine Tochter Mia am Morgen: „Wer war die nackte Frau?“ „Welche nackte Frau?“, fragte er erschrocken. „Die mit dir getanzt hat im Wohnzimmer.“ „Du musst geträumt haben“, meinte er. „Nein, ich habe sie mit dir tanzen sehen.“ Tobias sah sich in diesem Moment seinen Job und seine Frau verlieren und das Schlimmste: Er sah seine Tochter ohne ihn aufwachsen. Er sah sich also alles verlieren, außer Nina. Tema Mia, der Ehemann, der Lehrer, alles löste sich in seinen Gedanken auf. Ihm wurde die Tragweite dieses Momentes bewusst. „Papa...“, riss Mia ihn aus seinen Gedanken. Die Entscheidung fiel schnell. Er sagte: „Mia, wenn du deiner Mama nichts von dieser Frau sagst, verspreche ich Dir, dass dein Papa sich nie wieder mit ihr treffen wird. Sie würde deine Mama sehr traurig machen.“ Vater und Tochter gaben sich die Hand. Beide hielten sich an ihr Versprechen.

Er rief Nina einfach an. Er hätte es sonst nicht geschafft. Dass es nicht mehr geht, sagte er, dass er es nie richtig gewollt hatte. Von Anfang an hatte er ihr von seiner Frau und seiner Tochter Mia erzählt. Sie hätte ihn verführt, damals in den Brombeeren mit ihrer Silberschlange. „Was für eine Silberschlange?“, fragte sie. „Deine Kette, sie sah aus wie eine Schlange.“ „Die Frau mit der Schlange?“, fragte Nina ungläubig. Als er nichts entgegnete meinte sie: „Das ist die größte Enttäuschung.“ Dann legte sie auf.

Es war dumm von ihm gewesen zu denken, dass alles wieder wie vorher werden konnte. Nichts wurde wie vorher. Er hatte zu spät verstanden, was es heißt, eine Affäre zu haben. Es heißt, einen gemeinsamen Maßstab zu schaffen, dem Einzigartigkeit nicht stand halten kann. Der Körper seiner Frau war plötzlich zu groß, zu schwer, selbst schlafend aufdringlich. Doch was sollte er ihr vorwerfen: Du bist nicht Nina? Er hatte sich in Nina verliebt und fühlte sich erbärmlich. Sie hatte Recht gehabt, der Versuch ihr seine eigene Inkonsequenz vorzuwerfen war peinlich. Die Schlange – was hatte er sich dabei gedacht? Ob sie an ihn dachte? Ob sie ihn vermisste? Er vermisste sie. Was vermisste er? Ihre vollen Brüste, die jugendliche Haut, die schmale Taille? Er hasste sich. Er hasste auch seine Frau ein bisschen. Selbst als die Gefühle für Nina verblassten blieb er ihr gegenüber distanziert. Sie sagte immer wieder: „Ich komme nicht mehr an dich ran.“ Manchmal weinte sie leise. Tobias ertrug es stillschweigend und wollte das Vergangene ersticken, so leise wie mit einem Kissen vielleicht.

Der gestrige Anruf, nicht mehr schlucken können. Welchen Preis hatte seine Tochter für das Versprechen bezahlt, zum Schweigen verdammt ihre Mutter leiden zu sehen?

 
Quellenangaben
Rilke: Archaischer Torso Apolls

Hi @Palina Blau ,

Herzlich Willkommen :).

Ich kommentieren mal während ich lese, vielleicht kannst du ja etwas gebrauchen :).

Anton Meurer war mit einem Freund zum Wandern verabredet. Als dieser nicht kam und zeitgleich die Totenglocken läuteten, dachte er sein Freund sei gestorben. „Und, war das so?“, fragte seine Enkelin Sophia. „Nein“. Sie seien noch wandern gewesen und hätten Kuchen gegessen im Waldcafé.

Ok, der Anfang verwirrt mich etwas. Vielleicht wird das ja noch aufgeklärt.

Irgendetwas mit Wetter sollte es wohl heißen
Musste ich zweimal lesen um zu verstehen, wer das sagt.

Online-Sportkursen ihrer Schule teil, denn Jonas
Wer ist Jonas?
Es tat gut ein Geheimnis zu haben. Vielleicht war es das aufregendste, was ihr in dieser langweiligen Zeit passierte. Sie hatte gar nicht vor zu klauen, doch die Macht es nun zu können, erregte sie. Sie könnte sich nun beispielsweise ein neues Skateboard kaufen oder als Robina Hood Geld auf fremde Konten überweisen. Sophia, die irgendwo im Hinterland in ihrem Kinderzimmer hockte, aus dem sie schon lange herausgewachsen war, glaubte schon zur Drahtzieherin des Schicksals geworden zu sein. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Konten gesperrt waren. Einzig auf Mails hatte sie Zugriff. Besser als nichts, dachte sie.
Wie lange ist sie schon zu Hause? Und entwickelt dann direkt kriminelle Energie? Nicht schlecht!

„Kennt Opa einen Tobias?“
Wieso fragt sie nicht direkt den Opa?

Sophia mochte das, es sah aus, als hätte sie gekämpft oder gearbeitet.
Wie alt ist sie eigentlich? Sie wirkt manchmal wie ein Teenager, dann wieder als ob sie 10 ist.

Ohne sein ständiges: „Sie können das besser“
Ist ihre Motivation nur der eine Satz von ihm? Könnte man da nicht mehr draus machen? Erscheint mir als Motivation etwas dürftig.

An der Hauptstraße gab es Laternen, doch keine Reklame, keine kleinen Bars. Die Dunkelheit war eine andere, hier im Dorf.
Gebe ich recht. Würde aber da vielleicht eher auf den Sternenhimmel gehen. Die Sterne sind zu sehen, man kann mehr Sterne sehen. Wenn man traurig ist schaut man ja oft nach oben und findet Trost da oben. Finde ich als Bild passender als die Bars.

alleine mit den Sternen, gi
Ach, da sind sie ja. daher finde ich es noch passender.

zitternde, schreckliche Nacht auf Antons Couch
Hat er sie eingeladen? Hab ich das überlesen?

Erst Wochen später verstand Nina, dass sie mit einer ganz anderen Person Mails geschrieben haben musste. Seit wann? Seit Jahren? Immer schon? Sie saß gerade bei einem Kaffee auf ihrem Balkon. An diese Erkenntnis war auch eine andere Überlegung geknüpft: Das erste Mal dachte sie, dass es nicht der Verdienst eines ehemaligen Dozenten und Geliebten war, sondern ihr eigener, der dazu geführt hatte, dass sie in dem was sie tat eine gewisse Anerkennung genoss. „Du kannst das besser“, hatte sie sich selbst beständig gesagt. Leser und Leserinnen, die auf das Happy End dieser Geschichte warten, können vielleicht aus diesem Gedanken ihre Befriedigung ziehen. Wenn man möchte waren dies Tobias allerletzte Worte, die er ihr mitgeben konnte.
Wie hat sie das verstanden? Sollte ihr diese Erkenntnis nicht schon im Bürgerbüro gekommen sein? Sprichst du dann den Leser an? Das passt nicht in diese Geschichte. Es verwirrt mehr, als das es einen Erkenntnisgewinn beim Leser bringt.

Und Sophia? Man könnte glauben, dass der Weg zum Bürgerbüro um den lebend Erlogenen als tot festzustellen ihr eine „Lehre“ war. Doch tatsächlich ging für sie eine zu starke Faszination von den Ereignissen aus. Sie fasste das Ziel Geheimagentin zu werden.
Uff. Es war ihr keine Lehre? Okay, aber Geheimagentin? Das passt nicht in die Geschichte. Würde ich streichen. Glaube ich würde den ganzen Absatz streichen. Vielleicht anders deutlich machen, dass sie keine Lehre daraus gezogen hat. Mir fällt grade nichts ein, aber so finde ich es nicht gut.

Und Anton erzählte im Dorf noch lange jedem der es hören wollte, dass der einsame Tobias eine bildhübsche und junge geheime Freundin gehabt hatte.
Das ist Dorfleben, ja. Ich glaube er erzählte es nicht jedem, der es hören wollte, sondern einfach jedem. Wirklich jedem.


Ich habe mich schwer getan die Geschichte in einem Rutsch zu lesen. Ich war oft etwas verwirrt, besonders am Anfang, ob der viele Protagonisten und Schauplätze. Zum Teil habe ich nicht verstanden wer jetzt spricht oder warum eine Person handelt wie sie du es beschreibst.
Zu viele Personen und Handlungsorte und dadurch wird es unübersichtlich und auch zu langatmig in meinen Augen. Auch der Einstieg lies mich etwas ratlos zurück. >Wenn der einen nicht packt...
Teilweise fand ich die Sätze aber auch schön zu lesen und das Thema Identitätsdiebstahl ist ja durchaus aktuell. Auch welche Folgen dies für andere haben kann finde ich spannend.

Vielleicht haben dir die Anmerkungen ja geholfen :)

Grüssle,
Hamburg

 

Vielen lieben Dank für deine Kritik :) Ich glaube so ein klarer Blick darauf tut manchmal gut. Die Geschichte scheint so nicht zu funktionieren. Wahrscheinlich müsste ich mich erstens auf ein thematisches Element beschränken und zweitens die Figuren besser ausarbeiten. Ich danke Dir für deine Zeit!

 

Hallo @Palina Blau

und herzlich willkommen bei uns!

Dein Einstieg ist tatsächlich etwas verwirrend. Zum einem steigst du direkt mit recht vielen Personen ein und zum anderen muss man erstmal herausfinden, worum es überhaupt geht. Eigentlich willst du ja die Geschichte von Sophia, Nina und Tobias erzählen, oder? Da würde ich am Anfang ganz schön entschlacken und schneller zur Sache kommen, sonst verlierst du direkt Leser. Du könntest zum Beispiel mit Sophias Langeweile und der Entdeckung des Notizbuchs beginnen.

Wenn du die Bemerkungen von Hamburg hilfreich fandest, versuch doch diese auf deinen Text anzuwenden und diesen zu überarbeiten. Den jetzigen Text kannst du dann einfach durch die neue Version ersetzen. So können wir zusammen mit dir den Text immer besser machen. :)

Viel Spaß hier und viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Danke @Nichtgeburtstagskind und @Hamburg

Falls ich eine neue Version erarbeite, in der nur Nina und Sophia und Tobias vorkommen, wäre es dann trotzdem verwirrend zwischen den beiden Perspektiven von Nina und Sophia hin und her zu springen? Ich könnte mir beispielsweise auch vorstellen näher bei Nina zu bleiben. Ist es dann komisch, wenn der Erzähler Innenleben von Nina und Sophia kennt? Sollte ich eher eine Perspektive wählen?

 

Hi @Palina Blau ,

In meinen Augen sollte das möglich sein. Der auktoriale Erzähler weiss ja alles über jeden. Er kennt die Gefühle / Gedanken von allen und beschränkt sich nicht auf eine Person (z.B. bei "Kleider machen Leute" - doch noch was ausm deutsch Kurs hängen geblieben :D ).
Sich auf die drei Personen beschränken ist auch schon ein guter Ansatz. Das sind die wichtigsten, die deine Handlung voran bringen.

(Korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege).

Sommerliche Grüsse aus dem Park,
Hamburg

 

Hallo @Palina Blau

möglich ist alles. :)

Lies dir doch (falls noch nicht geschehen) die Erklärungen zu den verschiedenen Erzählperspektiven durch. Da gibts im Internet jede Menge zu. Trotzdem ist es nicht immer einfach eine gewählte Perspektive auch einzuhalten.

Ich denke, das wichtigste ist, egal welche Perspektive du wählst: Der Leser muss immer nachvollziehen können bei welcher Person er sich gerade befindet und welche Informationen dann zur Verfügung stehen.

Mach so wie du dich am wohlsten fühlst und hier gibt es dann bestimmt nette Leute die dir verraten, wie gut dir dein Vorhaben geglückt ist. :)

Liebe Grüße,
NGK

 

Ich würde mich sehr über ein feedback zu dieser neuen/ anderen Geschichte freuen :)

 

Palina Blau schrieb:
Ich würde mich sehr über ein feedback zu dieser neuen/ anderen Geschichte freuen

Hola @Palina Blau,
ich habe Deinen Text gelesen und fand ihn versiert geschrieben. Dass Du eine geübte Schreiberin bist, sehe ich auch daran, wie sicher und schnell Du diese neue Version fertig hattest – soll heißen, im Handwerklichen bist Du gut aufgestellt.

Aber okay – das weißt Du selbst. Weshalb ich Dir schreibe, ist eine für mich nicht nachvollziehbare Textstelle, die mir, eben noch im Lesefluss, plötzlich die Lust am Weiterlesen verhagelte:

„Papa“, fragte seine Tochter Mia am Morgen: „Wer war die nackte Frau?“ „Welche nackte Frau?“, fragte er erschrocken. „Die mit dir getanzt hat im Wohnzimmer.“
Aua, das tut richtig weh. Tobias ist ja kein Vollpfosten – und der soll so unendlich blöde sein, den heißen Feger Nina zu sich nach Hause für allerlei Spielchen mitzunehmen, obwohl da zufällig auch seine gescheite Tochter Mia ihr Zimmerchen hat?
Finde ich mehr als unlogisch, zumal Nina eine eigene Bude hat. Preis der Schnelligkeit?

... fragte er erschrocken.
‚Erschrocken’ finde ich hier nicht das richtige Wort, denn es kommt ja nicht aus heiterem Himmel. Schau doch bei Google ‚erschrocken – Synonyme’.

Ich weiß allerdings nicht, ob man auch ergooglen kann, welche Spuren so ein Hausbesuch hinterlassen kann – in der Bettwäsche, im Bad, rote! Haare (eines genügt schon :D ) ...

Es dürfte jedenfalls für Dich kein Problem sein, die Sache zu ändern (aber bitte nicht meinetwegen).

Viele Grüße!
José

 

Danke Dir :) Ich musste ein bisschen darüber schmunzeln, dass Tobias zumindest an dieser Stelle ein "Vollpfosten" ist. Ich nehme mir bald Zeit dafür eine kreativere Lösung zu finden.

Vielleicht auch das Ende ab dem Kissen streichen? Ist die Stimmung des Textes zu schwermütig? Ich frage mich, ob man die Figuren vielleicht eh unsympathisch findet und sich nicht mit ihnen identifizieren kann. Naja, ich freue mich bald nochmal ein bisschen daran rum zu basteln und habe mich sehr über dein feedback gefreut @josefelipe

 
Zuletzt bearbeitet:

@Palina Blau
Ich finde es ist sehr mutig, dass Sie sich hier auf dieser Plattform,
welche ich selber, erst seid Montag entdeckt habe,
mit ihren beiden Kurzgeschichten offenbaren.
Sie erscheinen mir sehr persönlich und vllt sogar autobiographisch, die Werke!
Und die Wahl des "Rilke Torso" als Zitat, zeugt von tiefem Verständnis der Materie!
Ihre andere Kurzgeschichte der "Tankstellenpriester" hat mich mit dem Titel sehr belustigt!
Der Titel erinnerte ein wenig an das Schimpfwort "Schweinepriester", und könnte vllt auch am Schluss der Geschichte auf die Gestalt des Psychaters sich beziehen?
Ganz und gar nicht lustig fand ich die Allegorie des blutenden Hühnerherzens, es hat mich sehr nachdenklich gestimmt und mich auch mit gewisser Traurigkeit überwältigt.
Dieses blutende Herz scheint mir auch ein "Bruchstück" zu sein!
Jedoch am tragischsten scheint mir die Wendung am Ende zu sein, ...nicht dass sie fälschlich glaubt, dass sie ihre Tochter jemals wiedersehen wird (was in der Geschichte als unmöglich angedeutet wird) ... sondern, dass sie jetzt noch viel fester glaubt, dass ihr vor Schmerz blutendes kleines Herz, keinen Platz in dieser reinlichen weißen Welt hat! Darauf kann ich nur entgegnen... "ihr Herz ist rein! Die Welt ist blutig!"

 

Lieben Dank @Xela Murear Es freut mich sehr, dass Dich (oder sollte ich Sie sagen?) die Texte berührt haben. Ich habe das Gefühl, dass Sie die verzerrte Wahrnehmung der Protagonistin und die damit einhergehende Ironie und Tragik im "Tankstellenpriester" gedeutet haben, wie von mir beabsichtigt. Und ich dachte schon, mein Text wäre unverständlich. Also lieben Dank nochmals.

Also dann willkommen hier.

 

@josefelipe
Das Lachen kam über mich, als ich ihre beiden Rezensionen zu den Werken, der blauen Palina, ertrug!
Sie haben wohl die Horror- und Schockmomente in den Texten übersehen oder ignoriert.
(ähnlich dem Protagonisten)
Dieser Tobias fürchtet sich ganz offensichtlich vor dem gesichtslosen Anblick, einer nackten Frau!
Nackt heißt, so sehe ich das mit hoher Wahrscheinlichkeit, in diesem Zusammenhang auch verletzlich.
Der Mann weiß nicht die Frau zu schützen, besonders vor ihm selber!
"...und er ist sich seiner Tollheit halb bewusst!"
zum Schluss, bleibt noch eine Frage: Warum hat er die nackte Frau mit nach Hause genommen,
wo die Möglichkeit ertappt zu werden, doch dort am höchsten war?

Ganz einfach... er wollte erwischt werden!

Mit kollegialen Grüßen
Xela Murear

 

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