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Alles Gute

Challenge 3. Platz
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Alles Gute

Ochsenschwanzsuppe von Netto. Die Beste. Deckel abgezogen, ins Wasserbad und Platte an. Drei flache Kiesel unter die Blechdose, wegen der Hitze. Und die Banderole rausfischen, damit sie nicht am Topf klebt. Benedikt gibt einen Teelöffel Salz und einen mit weißem Pfeffer dazu, rührt langsam um, damit nichts rausschwappt. Zufrieden nimmt er Platz auf dem Plastikstuhl, greift den Kugelschreiber und zieht das Rätselheft zu sich. Ehefrau von Tristan mit sechs Buchstaben. »Wer ist Tristan?«, will er von der Küche wissen. Niemand da, der das beantworten kann. Auf dem Kalender findet er das Wort nicht. Benedikt sieht auf die Jahreszahl. 1998 steht in schwarzen Lettern oben drüber. Rein geistig vorhanden, auch mit sechs Buchstaben. »Rein geistig vorhanden … was soll denn das sein?«

Er steht auf und rührt einige Male vorsichtig um, schleckt den Holzlöffel ab und ist zufrieden. Schön salzig und angenehm scharf. Aus dem Kühlschrank holt er eine Flasche Öttinger, schlägt den Kronkorken an der Tischkante ab und setzt den Flaschenhals an. Beim zweiten Schluck klingelt das Telefon. Benedikt setzt ab, schaut auf den Apparat gleich neben dem Rätselheft. Abheben oder nicht? Er greift zum Hörer.
»Ja?«
»Ich bin’s!«
»Mama … ich will gleich essen. Was ist denn?«
»Hast du schon die Nachrichten gesehen?«
»Wo?«
»Na, im Fernsehen!«
»Ich guck keine Nachrichten, weißte doch.«
»Sollteste aber. Kann man was lernen.«
»Also die Suppe …«
»Da hat sich einer den Pimmel abgefroren! Stell dir vor!«
Benedikt schweigt und weiß nicht, ob seine Mutter gerade Pimmel gesagt hat.
»Bist du noch dran?«
»Ja, die Suppe fängt an zu dampfen …«
»Vergiss die Suppe! Hast du schon mal gehört, dass sich irgendwo irgendein Kerl den Pimmel abgefroren hat?!«
Benedikt überlegt. Schaut auf die 1998. Das ist schon sehr lange her, fällt ihm auf. Außerdem dampft die Suppe immer heftiger. Er beugt sich zum Herd, streckt den freien Arm und rührt langsam um.
»Nee, hab ich noch nie gehört. Geht das?«
»Wenn es die in den Nachrichten sagen. In Schweden …« Sie schweigt für einen Moment. »Nee, in Finnland. Ein Schwede. So‘n Skiläufer. Stellt sich neben die Piste, holt ihn raus, pinkelt ganz gemütlich, fährt weiter und zack! Der Pimmel läuft blau an und tut ihm weh. Jetzt muss er ab.«
»Das ham sie gesagt? Er muss ab?«
»Nee, aber is ja klar. Was abstirbt, muss weg. Sonst fault das ja.«
Benedikt hält den Hörer ein paar Zentimeter weg. Das hat er nicht gehört. Ein blauer Pimmel, der fault. Und nun wegmuss. Mit einem Auge schielt er zur Suppe. Das Wasser beginnt zu sieden. Schnell schaltet er den Herd aus.
»Mama, was guckst du für Zeug? Du sollst nicht so viel vor der Glotze sitzen.«
Ihr Schnaufen kann er deutlich hören.
»Ach nee! Was soll ich den ganzen Tag machen? Du kommst ja nicht vorbei und besuchst deine alte Mutter.«
Benedikt dreht sich zum Küchenfenster. Regen. Er weiß gar nicht, wann der Regen begonnen hat? Vorgestern? Vor einer Woche?
»Mama?«
»Ja?«
»Wie heißt denn die Frau von einem Tristan?«
»Isolde, heißt die.«
»Danke!« Es ist still im Hörer. Benedikt traut sich nicht zu fragen, was das mit dem ‚nur geistig vorhanden‘ bedeuten soll, auch wenn er der Überzeugung ist, dass seine Mutter es weiß. »Soll ich dir Rätselhefte zu Weihnachten schenken, Mama?«
Sie lacht. »Nee, danke.«
»Du brauchst aber ein Hobby.«
»Jetzt nicht mehr. Nun weiß ich ja, dass Pimmel abfrieren können. Da hab ich genug zum Nachdenken. Ich stelle mir vor, dass meinem Alten der Pimmel abgefroren wäre …«
»Mama!«
Sie lacht wieder. »Schon gut, schon gut. Nix mehr über deinen Erzeuger.«
»Nix mehr über Papa.«
»Er möge in Unfrieden ruhen …«
»Mama!«
»Weißte was? Du isst jetzt deine Suppe. Und morgen früh nur ein Brot! Hörst du?! Nur ein Brot! Schließlich habe ich einen dicken Karpfen gekauft für morgen Abend. Da will ich nicht, dass was überbleibt.«
Benedikt zieht eine Grimasse. Karpfen! Vielleicht nimmt er sich besser eine Dose Ochsenschwanzsuppe mit. Oder Leipziger Allerlei. Zwei Dosen dann.
»Bis morgen, Mama!« Sie legt einfach auf und Benedikt den Hörer neben die Gabel. Leises Tuten ist zu hören. Ehefrau von diesem Tristan. I-S-O-L-D-E. Er schaut aufs Rätsel und findet das Kästchen nicht mehr, schiebt das Heft auf die Seite und steht auf. Im Topf sind viele Luftbläschen zu sehen. Die Banderole schwimmt umher, ein Ende haftet am Topfrand. Benedikt seufzt.

*​
In den Kleinanzeigen steht, dass bis 24 Uhr geöffnet ist. Eine Stunde vorher zieht Benedikt die Winterjacke über, verlässt das Haus und fährt mit der Tram in die Innenstadt, steigt eine Haltestelle vor dem Ziel aus und geht über Umwege dort hin. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stellt er sich in den Hauseingang und wartet. Kaum jemand unterwegs. Ein Mann mit Hund, zwei Betrunkene. Benedikt überquert die Straße, den Bürgersteig, marschiert zielsicher und direkt ins Geschäft. Es bimmelt, ein Vorhang, dunkelgrün und schwer, durch dessen Hälften er sich drückt, dann ist er in einem großen Raum mit vielen Regalen. Ihm wird warm. Mehr als warm. Hastig öffnet er den Reißverschluss der Jacke. Keiner da. Wie soll er hier etwas finden? An der linken Wand stehen aufgeblasene Puppen mit offenen Mündern und mehr als großen … Benedikt dreht sich nach rechts und entdeckt eine Frau. Nicht so alt wie seine Mutter, aber nahe dran. Auf dem Kopf eine dunkelrote Perücke.
»Na, Schätzeken, haste dich verlaufen?«
Benedikts Finger hebt sich, zeigt auf seine Brust. Ganz wie von selbst.
»Ich?«
»Ja, du. Sonst ist niemand hier.«
»Also …«
Die Alte hebt einen Unterarm, beugt den Mittelfinger mehrmals. »Komm mal her. Ich bin sicher, wir werden was finden.«
Nur vier Meter oder vielleicht fünf, denkt Benedikt und ihm ist immer noch heiß. Er fühlt sich wieder als Kind im zu heißen Badewasser.
»Wat suchste denn?«
Schritt für Schritt, mit beiden Händen Figuren formend, geht er zur Theke. »Also, so‘n Ding. Ich meine, so …« Er misst mit den Handflächen einen Abstand. »So‘n Ding, so groß etwa.«
»Aha«, sagt die Alte, ohne eine Miene zu verziehen. »Für dich?«
»Für mich?«
Ihre Augenbrauen wandern in die Stirn. »Ja, für dich. Für hier!« Mit der flachen Hand schlägt sie auf ihre rechte Pobacke. Es klatscht laut. Ein paar Mal landen alle fünf Finger auf der engen Hose. Sie grinst. »Weißte schon, du hast ja nur einen Eingang da hinten. Ich empfehle am Anfang was kleines.«
Benedikt schluckt und spürt ein Ziehen im Unterleib. Fäuste packen zu, ziehen und reißen. Nur raus!, denkt er, aber …
»Für Mutti«, sagt er dann. Die Augenbrauen der Alten bleiben oben. Mit beiden Händen stützt sie sich auf die Theke. Links steht Gleitcreme im Blister und rechts Liebeskugeln im Angebot. Drei unterschiedliche Durchmesser an langem Gummiband für SIE und IHN.

»Für Mutti, soso! Na, dann für Mutti. Mir soll’s recht sein. Und zeig mir noch mal die Größe, Schätzeken.«
Benedikt hebt die Handflächen zueinander, vergrößert die Entfernung. Mit einem Griff fördert die Alte aus einer Schublade einen Zollstock ans Tageslicht, klappt zwei Glieder aus und misst.
»Dat sind 30 Zentimeter, Junge. Biste sicher?«
»Ich denk schon.«
»Du musst dat wissen. Aus welchem Material soll der Schlong sein?«
»Wie?«
Sie seufzt. »Warte kurz!« Sie verschwindet durch einen Vorhang. Es raschelt, Kartons oder Papier, ein Fluch, dann Geräusche, die er nicht einordnen kann. Tief durchatmen, Benedikt! Niemand sonst im Laden. Dafür ist er mehr als dankbar. Sie kommt zurück, ein Holztablett voller … Dinger.
»So, Schätzeken! Dann pass mal auf.« Das Tablett landet unsanft auf der Theke. Sie beginnt links. »25 Zentimeter, Kautschuk, Vorsicht bei Kautschuk-Allergie. Sehr beweglich, aber für meinen Geschmack gibt er zu viel nach.«
»Aha«, sagt Benedikt und starrt auf das wackelnde Etwas. Die Alte schwenkt die Faust hin und her und die Spitze des Dings schlägt fast bis an ihre Handoberfläche. Sie legt ihn weg, packt den nächsten.
»Weißes Glas. Verschaffste dir ne weiße Weihnacht. Schneien tut et ja nich mehr. Auf dat Dingen stehen viele, aber für den Hintereingang zu hart.«
»Glas? Kann das nicht abbrechen?«
»Nee, dat is geprüft. Brief und Siegel, dat da nix abbricht.«
»Ich weiß nicht, ob Mama Glas gefällt …«

Sie grinst und rollt die Augen. »Dann nimmste den hier.« Glas weg und von den sieben weiteren wählt sie den größten. An seinem Ende ist er verdickt. »Mit Klöten. Ordentlich dick, so wie dat sein muss. Wenn’s für deine Mutti is, dann wird sie schon wat älter sein. Mein Niveau. Da braucht man was Handfestes, oder?« Sie hält das Ding Benedikt vor die Nase. »Fass ihn mal an. Nicht zu weich, innen verstärktes Geflecht und ne Durchleitung. Der kann was.«
»Ach so? Was denn?«
»Schätzeken, du kannst aber auch Fragen stellen. Hier …« Sie holt aus einer Schachtel einen Schlauch mitsamt Kabel und einem Behältnis. »Tuste Milch rein, dann kann er auf Knopfdruck ejakulieren.«
»Was?«
Sie rüttelt an der Perücke. Zum ersten Mal ist ihr Blick wie der von Benedikts Mutter, wenn er was in den Sand setzt. Dann legt sie das Zubehör samt Schachtel auf die Seite.
»Ohne Ejakulation nur 59 €. Weihnachtspreis für dich, Schätzeken. Schön eingepackt mit Schleife. Wär dat wat?«
»Ja, gut, kauf ich. Schön einpacken, bitte. Blaues Papier hat sie gerne.«
Die Alte starrt ihn einen langen Moment an. Benedikt schluckt. »Vielen Dank«, sagt er vorsichtshalber und versucht sich an einem freundlichen Lächeln. Aus der Hosentasche kramt er zwei Zwanziger, einen Zehner, zählt zusammen, kommt auf fünfzig und packt noch einen Zwanziger dazu. Die Alte summt ein Lied und schiebt alle anderen Dinger auf die Seite.

*​
»Bescherung oder Karpfen?«
»Lieber Karpfen, Mama.«
Sie nickt wohlwollend. Mit einem Auge auf dem mit hellblauem Papier umwickelten Geschenk.
»Du hast deiner Mutti wirklich ein großes Geschenk mitgebracht, was?«
»Klar, Mama. Wo du doch immer so gut kochst und mir beim Rätseln hilfst.«
»Das is mein Junge«, sagt sie und geht in die Küche.
Benedikt sieht an die Wand überm Fernseher. Das Bild von Vater ist weg. Ein helles Rechteck ist alles, was von ihm geblieben ist. Darin sind die Blumen noch gelb. Auf dem Rest der Tapete kann man sie kaum noch als Blumen erkennen.
»Wo ist denn Papa?!«
»Unter der Erde«, kommt es aus der Küche. Die Backofentür quietscht. »Weißte doch, oder etwa nicht?«
»Doch, doch! Aber ich meine doch das Foto!«
»Hab ich in den Müll geworfen!«
Benedikt wiederholt die Worte im Stillen. Hab ich in den Müll geworfen.
»Warum, Mama?!«
Sie kommt zurück, eine ovale Auflaufform in den Händen, darin etwas, das mal ein Karpfen gewesen ist. »Geht mir besser ohne das Foto«, sagt sie trocken und stellt die Form auf zwei Untersetzer.
»Aber, Mama …«
Die Topflappen lässt sie auf den Stuhl fallen, kommt um den Tisch und legt die vom Fisch warmen Hände auf Benedikts Hinterkopf. Ein Schauer rieselt seinen Rücken hinab. Die Schultern zucken, ohne dass er etwas dagegen tun kann.
»Schon gut. Ich weiß ja. Hat allen Prügel angedroht, die dir blöd kamen. Naja, ist wohl zu früh gestorben. Ich meine, wegen dir ...«
»Ja …«, sagt Benedikt und spürt seine Stimme schwinden.
»Aber für mich war es nicht wie für dich. Ich hatte den Rest von dir. Deine Hausaufgaben, deine Elternabende, dein Sitzenbleiben, meine Arbeit, unser Essen kochen. Und immer nur hinter ihm her telefonieren. Bring Geld, versauf es nicht, verzock es nicht. Weihnachten immer nur wir beide … stimmt es nicht?«
Benedikt neigt den Kopf nach vorne. Ein schwerer Stein in der Brust macht ihm zu schaffen. Wie soll er ihn rauslassen?
»Für dich war er ein Held. Aber Kinder brauchen nicht nur Helden.« Sie tritt an Benedikts Seite und dreht mit zwei Fingern seinen Kopf hoch. Sieht ihn fest an. »Sie brauchen auch Väter, die da sind, wenn es mal scheiße läuft.«
Benedikt kann nicht nicken, so fest drückt Mutter unter sein Kinn.
»Das tut weh, Mama.«
Sie lässt los und geht schweigend zu ihrem Stuhl, setzt sich, schöpft Kartoffeln auf ihren Teller, an einigen ist noch Schale dran. Dann sticht sie mit der Gabel in den Fisch, direkt in den Rücken des Karpfens, aber der gibt nach, fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die Haut ist fast schwarz, das Fleisch darunter hat dunkle Flecken, ist ausgefranst, der Kopf einfach abgerissen. Aus dem Hals purzeln Zwiebelringe, ganze Petersiliestängel und große Karottenstücke. Mit zwei Fingern zieht sie Fleisch von einer Gräte. Vorsichtig beißt sie hinein, verzieht den Mund, kaut und schluckt.
»Schmeckt wie Scheiße«, sagt sie und schaut auf die Kartoffeln.
»Ich hab noch zwei Dosen Leipziger Allerlei dabei, Mama. Mit Salz und weißem Pfeffer ist das ein tolles Essen. Habe ich heute Morgen noch bei Netto gekauft.«
Ein paar Mal muss Benedikt atmen, dann sieht er sie nicken.
»Okay, mach du sie auf, kipp die Kartoffeln in die Spüle und in den Topf dein Leipziger. Ich mach mich mal frisch.«
*​
»Junge, Junge, beim weißen Pfeffer hast du dich aber vertan«, stellt Benedikts Mama fest. »Ich wette, morgen habe ich Durchfall.«
»Ach was, Mama«, sagt er stolz, denn der Topf ist leer. Zwei Teller für Mama und zwei für ihn. Mit frischer Petersilie. »Der Karpfen kann uns mal, was?«
»Ja, den kriegen die Katzen im Hof.«
»Genau, Mama. Und jetzt aber Bescherung.«
Ihre Augen werden groß.
»Ja, an mein Geschenk habe ich gar nicht mehr gedacht.«
Mit Schwung steht sie auf und stellt sich vor den Baum, der nur ein Bäumchen ist und aus Plastik. Mit einem Klick leuchten die LEDs in rot, grün, blau und gelb. Hinter ihr kratzt es aus Lautsprechern.
»Deine Lieblingsmusik«, sagt Benedikt. Heintje singt etwas über eine Mama. Vielleicht seine, denkt Benedikt und trägt das Geschenk mit beiden Händen zum Baum.
»Mama?«
Ihr Gesicht bleibt abgewendet. Sie hat es vielleicht nicht gehört, meint er, schweigt aber, steht einfach da und wartet. Dann aber dreht sie sich und hat ebenfalls ein Geschenk in der Hand. Braunes Packpapier. An den Ecken zerknittert.
»Du weißt ja, Geschenke einpacken ist nicht mein Ding. Das ist deins, Benedikt.«
Für eine Sekunde weiß er nicht, was er tun soll, legt aber Mutters Geschenk auf den Tisch und nimmt seines, schaut es an, wendet es. Kein Name. Nichts. Mit einem Ruck reißt er es auf. Das Foto! In einem neuen Rahmen! Ein blauer Rahmen. Und was für ein schönes Blau. Papa lächelt irgendwohin, nicht in die Kamera. Er steht mit Benedikt auf einem Steg und Mama sitzt im Ruderboot. Es ist nicht auf dem Müll gelandet. Mama hat extra einen neuen Rahmen gekauft! Benedikt muss sich setzen, hält das Bild vor sich und stellt sich vor, dass Papa ihn anschaut. Er grinst. Benedikt dreht das Foto um. Da steht etwas. 1998 an der Biggetalsperre. Wir rudern. An der Biggetalsperre, jeden Tag im Ruderboot, Benedikt hat die verbliebenen Bilder im Kopf. Es raschelt ordentlich, dann reißt etwas auf. Stille im Wohnzimmer und Papa schaut wieder irgendwohin.

»Was ist denn das?!«
Was ist was? Benedikt hört die Stimme weit entfernt.
»Benedikt? Hallo?«
Er nimmt die Augen von Papas Gesicht. Direkt vor der Nase wackelt das Ding. Die ganzen 30 Zentimeter.
»Das ist ein Schlong«, sagt er und schaut daran vorbei in Mutters Augen. »Alles Gute zu Weihnachten, Mama!«
»Alles Gute sagt man zum Geburtstag. Frohe Weihnachten, mein Sohn.«
»Danke. Frohe Weihnachten, Mama.«
Sie mustert den Schlong von der Spitze bis zum dicken Ende.
»Was hast du dir dabei gedacht?«
»Ich habe gedacht, weil du das mit dem Pimmel gesehen hast und doch immer so alleine bist, könnte …« Er schluckt zwei Mal trocken. »Also, könnte … hab ich also gedacht …«
»Ja, schon gut. Brich dir keinen ab dabei. Du dachtest, ich hätte es mal wieder nötig, was?«
»Hast du nicht?«
Sie wartet mit der Antwort und atmet tief ein und aus.
»Doch, irgendwie schon, wenn ich ehrlich bin.«
»Aber?«
»Nix aber, mein Junge.« Sie wackelt mit dem Schlong hin und her. »Ganz schön groß.«
Benedikt stockt der Atem.
»Zu groß?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Ach was, ich bin 65. Da verträgt man schon einiges, weißte?«
»Ähm …«
Sie lacht. Benedikt stutzt, dann muss er ebenfalls lachen. Der Schlong rutscht aus Mutters Hand auf den Teppich, wackelt einige Sekunden und bleibt dann wie tot liegen.

 

Hallo @Morphin,

was hab ich da gerade gelesen? :D Meine Güte, da man muss erstmal darauf kommen, seiner Mutter einen Riesenschwengel zu schenken. Ich kann mir gut vorstellen, wie du bei der Idee selbst geschmunzelt hast. Ich zumindest fand den Text richtig gut. Amüsant, ein bisschen traurig, insgesamt ganz tolle Unterhaltung. Sprachlich 1A, da gibt es nichts, man merkt, du bist Routinier.

So viel habe ich da jetzt auch nicht zu sagen. Superabstruse aber auch tolle Idee. Ein bisschen Fremdscham auch dabei und insgesamt musste ich echt viel grinsen. Was da noch drinsteckt, da bin ich mir nicht sooo sicher, aber ich sach einfach ma, wat ick denke:

Wenn was abstirbt, muss es weg. Sonst fault das ja.

Der Satz kam so bedeutungsschwanger daher, mitten in diesem flapsigen Gespräch. Ich denke, dem Satz misst du etwas mehr an Bedeutung zu? Es kommt mir zumindest so vor. Beide haben die männliche Bezugsperson in ihrem Leben verloren. Die Mutter scheint insgesamt auch keine allzu hohe Meinung von dem Verstorbenen zu haben. Und beide sind halt sehr einsam. Zusammen allein sozusagen. Und der Schlong ist ein Sinnbild dafür, das Verlorene wieder zurückzuholen. Der Penis als Symbol für das Väterliche? Der Sohn möchte, dass sich seine Mutter wieder als Frau fühlt? Wieder etwas mehr als Mensch und nicht bloß als Entität vor Glotze und Telefon? Da schwingt noch mehr mit im Text, das ich momentan nicht so recht greifen kann. Ein bisschen Ödipus auch, was ich literarisch immer mutig finde. Alles in Verbindung mit dem Tod der Vaterfigur. Du siehst, dein Text bietet mehr Stoff zum Nachdenken, als die ulkige Schlong-Story vermuten ließe.

Da hab ich genug zum nachdenken.
Nachdenken

Zum ersten mal ist ihr Blick wie der von Benedikts Mutter, wenn er was in den Sand setzt.
Mal

»Ich weiß, dass du ihn geliebt hast. Dass er der Größte für dich war. Hat allen Prügel angedroht, die dir blöd kamen. Und dass er viel zu früh gestorben ist. Naja, für dich viel zu früh.«
Diese Passage und auch die nachfolgenden Sätze der Mutter wirken auf mich ein bisschen zu erklärend. Exposition für den Leser quasi. Klingt jetzt super hart, und es ist gar nicht so harsch gemeint, aber ich dachte mir halt, ja, das schreibt Morphin jetzt für mein Verständnis. Die beiden wissen ja ganz genau, wie sie sich fühlen, diese Situation besteht ja nicht erst seit gestern. Glaube ein paar Andeutungen hätten hier gereicht.

Vielen Dank für diese Geschichte, ich fand sie echt klasse und tiefgründiger, als es zunächst den Anschein hatte. Obgleich ich dir jetzt nicht allzu viel Konstruktives schreiben konnte. :D

Einen schönen zweiten Advent und liebe Grüße
gibberish

 

Nabend, @gibberish,

besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. Hab verbessert und an den Stellen reduziert. Also du darfst gerne nach Tiefgründigem suchen. Sach Bescheid, wenn Erdöl kommt. :D

Ich habe sie, ehrlich gesagt, schon wieder vergessen. Daran merke ich, dass sie einfach durchgeflutscht ist. Es waren so 2,5 Stunden Spaß und Grinsen beim Schreiben. Wenn immer alles so bierernst wäre ... furchtbar. Auf der anderen Seite, ja, es sind beobachtete, erlebte Mitmenschen. Inwieweit sie Spaß hatten BIS zu diesem Punkt in der Geschichte, ist schwer zu sagen. Wohl eher nicht. Aber das ist ja das Faszinierende an der Tragikomik. Da denke ich an Chaplin-Filme. Situationskomik. Aber viel davon aus tragischen Situationen heraus, in denen jemand gegen den Untergang strampelt. Tragikomik und das Lachen über sie - oder sich selbst - ist so was typisch Menschliches, was das Leben lebenswert macht.

Grüße und schönen Sonntach.
Morphin

 

Hallo @Morphin

Also ich hab mich gut amüsiert. Der Sohn beweist Fantasie bei der Auswahl seines Weihnachtsgeschenks. Das ist doch mal was anderes als ein Gutschein für Pflanzenkölle. Du baust einen schönen Spannungsbogen auf, denn man – jedenfalls ich – will unbedingt wissen, wie die Mutti reagiert. Überhaupt sind die Charaktere interessant. Benedikt stellt sich aber ganz schön an auf dem Weg zum und im Sexshop. Ist das wirklich der Sohn seiner Mutter? Die scheint doch aus ganz anderem Holz geschnitzt zu sein. Warum er so verklemmt ist, bleibt im Dunkeln. Das wäre mein einziger kleiner Kritikpunkt.
Schöne Dialoge, auch im Sexshop, und zwischen den Zeilen lese ich das ganze Familiendrama.

Ich mag Tragikomik.

Grüße
Sturek

 

Lieber @Morphin

Nun komme ich endlich dazu, auch was zu deiner unterhaltsame Geschichte, die ich bereits kurz nach dem Einstellen gelesen hatte, zu sagen.

Zwei abgehängte Menschenseelen, die nicht (mehr) viel haben, ausser sich selbst und zwischenmenschlich zwischen Anti- und Empathie mäandern, begründet durch übertriebene – wie auch mangels Alternativen – verbliebener Liebe zwischen Mutter und Sohn.

Fein gezeichnete Charaktere, ein gelungener Stil mit Fahrt ziehen mich durch den Text, lassen mich oft staunend schmunzeln (Pimmel abgefroren! Was abstirbt, muss weg. Sonst fault das ja.) Oder dann: Sohn schenkt Mama 'nen Dildo gegen die Einsamkeit! Muha, was für skurrile Ideen du in deinen Text gepackt hast.
Tragisch komisch trifft es am Besten und da du – wie du bereits anmerktest – so richtig Spass beim Schreiben hattest, darf man den Text getrost auch so lesen.

»Soll ich dir Rätselhefte zu Weihnachten schenken, Mama?«
Sie lacht. »Nee, danke. Hab doch zwei Abos. Genug Rätsel.«
»Du brauchst aber ein Hobby.«
Hier stutze ich, denn wenn sie Abos (für Rätselhefte) hat, hat sie doch ein Hobby? Oder hab ich das völlig falsch aufgefasst.

Ehefrau von diesem Tristan. I-S-O-L-D-E. Er schaut aufs Rätsel und findet das Kästchen nicht mehr, schiebt das Heft auf die Seite und steht auf.
Hier dachte ich erst, er beginnt zu schreiben I, S, O ... und dann verschwimmt auf einmal das Rätsel. Aber er findet das Fragekästchen mit dem Pfeil gar nicht mehr. Kurz: Ich würde Isolde ausschreiben, oder zumindest ohne Bindestriche. Aber eigentlich auch sowas von egal, bloss angemerkt, weil ich hängen blieb, pfff.

Und die Banderole rausfischen, damit sie nicht am Topf klebt.
Die Banderole schwimmt umher, ein Ende haftet am Topfrand.
Er fischte ja zu Beginn die Banderole bereits heraus, wie kann sie dann noch am Topf kleben? Oder war der erste Satz eine Verknappung für dies dann noch tun zu müssen, sobald die Banderole sich gelöst hat? Ev. Verdeutlichung: Und [später/nicht vergessen/o.ä.] die Banderole raus[zu]fischen, damit sie nicht am Topf klebt.

steigt eine Haltestelle vor dem Ziel aus und geht über Umwege dort hin.
Verschämt gegenüber der Gesellschaft, aber keine Scham gegenüber der Mutter. Sagt auch viel aus über Benedikt.

Mit der flachen Hand schlägt sie auf ihre rechte Pobacke. »Ja, für dich. Für hier!« Es klatscht laut. Ein paar Mal landen alle fünf Finger auf der engen Hose.
Da passt zeitlich was in der Abfolge nicht. Sie schlägt sich auf die Pobacke, dann sagt sie was und dann erst klatscht es. Ersten Satz streichen?

»Wo ist denn Papa?!«
»Unter der Erde«, kommt es aus der Küche.
Steilvorlage :lol:

»Okay, mach du sie auf, kipp die Kartoffeln in die Spüle und in den Topf dein Leipziger. Ich mach mich mal frisch.«
Stelle ich mir gerade so vor, wie die Kartoffeln da deplatziert in der Spüle liegen. Nicht eher gleich in den Müll? Hm, aber wer wenig hat …
Okay, dann kann man die auch in der Spüle zwischenlagern.

Das Foto! In einem neuen Rahmen! Ein blauer Rahmen. Papa lächelt irgendwohin, nicht in die Kamera. Er steht mit Benedikt auf einem Steg und Mama sitzt im Ruderboot. Es ist nicht auf dem Müll gelandet. Mama hat extra einen neuen Rahmen gekauft! Benedikt muss sich setzen, hält das Bild so, dass Papa nun ihn anschaut.
Nebst verschrobenem Ulk hast du auch immer mal wieder sentimentale Momente eingebaut. Klug gesetzt und ohne Pathos, Welch schöne Win-Win Situation. Das verhasste Bild ist weg und Sohnemann hat seine Freude.
Und jetzt noch Klugscheiss: Eine Fotografie bleibt zweidimensional, die kannst du drehen und wenden wie du willst, der Papa grinst immer neben dem Betrachter vorbei.

Stille im Wohnzimmer und Papa schaut wieder irgendwohin.
Dies als Beispiel für viele andere Stellen, wie du durch auf den Punkt gesetzte Andeutungen Bilder im Kopf erzeugst. Nicht einfach, er schaut wieder aufs Bild, nein, er sieht den Papa wieder irgendwohin schauen. Mag ich einfach total.

»Was ist denn das?!«
Was ist was? Benedikt hört die Stimme weit entfernt.
»Benedikt? Hallo?«
Er nimmt die Augen von Papas Gesicht. Direkt vor der Nase wackelt das Ding. Die ganzen 30 Zentimeter.
Als wärs das normalste der Welt. Ist es ja eigentlich auch, in dieser Konstellation halt etwas unerwartet, aber auch herzlich komisch, dieser schwabbelnde Schlong. :lol:

Jo, lieber Morphin. Hast mich gut unterhalten, danke dafür.
Liebgruss, dot

 

Hallo @Morphin,

puh, da hast du dir aber wirklich ein äußerst schräges «Pärchen» ausgedacht 😄 Und ich habe das Gefühl, dass die Beziehung zwischen den beiden auch früher schon den einen oder anderen schrägen Moment zu überstehen hatte. Du lässt da auf jeden Fall sehr viel Raum für Spekulation und Interpretation, was mir besonders gut gefallen hat. Geschrieben ist die Geschichte sehr gekonnt, man spürt direkt, dass da ein Könner dahinter sitzt. Dein Text hat mich in seiner Skurrilität wirklich bestens unterhalten und ich finde, dass du das Thema auf eine sehr kreative Weise umgesetzt hast. Well done! 👏🏼

Hier noch einige weitere Eindrücke:

Drei flache Kiesel unter die Blechdose, wegen der Hitze.
Da kam ich nicht ganz mit … Was sind das für Kiesel und wozu dienen sie genau?

Auf dem Kalender findet er das Wort nicht.
Hier war ich kurz raus. Warum sollte er die Antwort denn ausgerechnet auf dem Kalender finden?

»Da hat sich einer den Pimmel abgefroren! Stell dir vor!«
Okay, spätestens hier weiß ich, dass das eine etwas abgefahrene Geschichte wird 😄 Den Einstieg in die Geschichte fand ich übrigens sehr schön, wie der Benedikt sich da seine Suppe zubereitet … Da malst du mit wenigen Pinselstrichen einen Charakter, von dem ich direkt ein Bild vor Augen habe.

Benedikt überlegt. Schaut auf die 1998. Das ist schon sehr lange her, fällt ihm auf.
Eine tolle Stelle. Hier spüre ich förmlich die Einsamkeit, die Tristesse, den wohl etwas grauen Alltag.

Mit einem Auge schielt er zur Suppe. Das Wasser beginnt zu sieden.
Mit einem Auge schielen … Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Später im Text kommt das noch einmal vor.

»Jetzt nicht mehr. Nun weiß ich ja, dass Pimmel abfrieren können. Da hab ich genug zum Nachdenken. Ich stelle mir vor, dass meinem Alten der Pimmel abgefroren wäre …«
Ab dieser Stelle hatte ich dann ein genaueres, aber auch anderes Bild von der Mutter. Zu Beginn sah ich sie noch als nette alte Dame, die einfach schockiert ist, dass sich da einer den Pimmel abgefroren hat. Aber ab hier weiß ich, dass die Mutter aus einem anderen Holz geschnitzt ist. Finde ich super gemacht!

Sie legt einfach auf und Benedikt den Hörer neben die Gabel.
Der Satz kling in meinen Ohren unrund. Schon klar, dass das Auflegen auch für Benedikts Hörer gilt, aber ich musste den Satz dennoch zwei- oder gar dreimal lesen, bis ich das wirklich verstanden habe.

Die Banderole schwimmt umher, ein Ende haftet am Topfrand. Benedikt seufzt.
Die Banderole am Topfrand … Grandios! 👏🏼

In den Kleinanzeigen steht, dass bis 24 Uhr geöffnet ist.
Vielleicht bis Mitternacht?

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stellt er sich in den Hauseingang und wartet. Niemand zu sehen. Ein Mann mit Hund, zwei Betrunkene.
Im ersten Satz ist niemand zu sehen, im zweiten Satz sind's dann drei Leute plus Hund. Das fand ich irgendwie verwirrend.

Benedikt schluckt und spürt starke Schmerzen im Unterleib.
Die starken Schmerzen sind mMn ein bisschen drüber. Ein Ziehen, ein kurzer, stechender Schmerz vielleicht, das würde ich kaufen, aber starke Schmerzen …

Sie nickt wohlwollend. Mit einem Auge auf dem mit hellblauem Papier umwickelten Geschenk.
Siehe oben.

»Du hast deiner Mutti wirklich ein großes Geschenk mitgebracht, wat
»Klar, Mama. Wo du doch immer so gut kochst und mir beim Rätseln hilfst.«
»Dat is mein Junge«, sagt sie und geht in die Küche.
Benedikt sieht an die Wand überm Fernseher.
Ich glaube, dass du in diesen Zeilen noch (unbewusst) den Dialekt der Verkäuferin verwendest. Die Mutter redet im Text zuvor ja doch anders bzw. ohne Dialekt.

Das Bild von Vater ist weg. Ein helles Rechteck ist alles, was von ihm geblieben ist. Darin sind die Blumen noch gelb. Auf dem Rest der Tapete kann man sie kaum noch als Blumen erkennen.
Auch das eine wunderbare Stelle. Ich sah das helle Rechteck an der Tapete direkt vor meinen Augen 👍🏼

Die Topflappen lässt sie auf den Stuhl fallen, kommt um den Tisch und legt die vom Fisch warmen Hände auf Benedikts Hinterkopf, der fast keine Haare mehr hat.
Die Info, dass Benedikt keine Haare mehr hat, kommt mMn ein bisschen spät. Ich habe an dieser Stelle schon ein Bild von Benedikt im Kopf und dann hat mich die Tatsache, dass er fast keine Haare mehr hat, rausgehauen. Ich finde die Info auch nicht wichtig, wäre allenfalls ein Streichkandidat.

»Schon gut. Ich weiß ja. Hat allen Prügel angedroht, die dir blöd kamen. Naja, ist wohl zu früh gestorben. Ich meine, wegen dir ...«
War es von dir gewollt, dass man Ich meine, wegen dir … auch anders interpretieren kann? Ich dachte da tatsächlich zuerst, dass der Vater wegen Benedikt gestorben ist 😆 Auch wenn's ein Zufall gewesen sein sollte: Find ich gut!

Benedikt neigt den Kopf nach vorne. Ein schwerer Stein in der Brust macht ihm zu schaffen. Wie soll er ihn rauslassen? »Für dich war er ein Held. Aber Kinder brauchen nicht nur Helden.«
Hier im Zitat ist das nicht ersichtlich, aber im Originaltext hat es hier eine Leerzeile. Auch weiter oben, bei der Szene im Erotik-Shop, hast du ein paar Leerzeilen eingebaut. Ich denke, dass es all diese Leerzeilen eigentlich gar nicht braucht, man bleibt ja jeweils in der Szene drin und die abgetrennten Sätze beziehen sich meist direkt aufeinander.

»Ich hab noch zwei Dosen Leipziger Allerlei dabei, Mama. Mit Salz und weißem Pfeffer ist das ein tolles Essen. Habe ich heute Morgen noch bei Netto gekauft.«
Haha, herrlich, dass die Dosen tatsächlich besorgt und mitgenommen hat 😆

Vielen Dank für diesen Challenge-Beitrag, lieber @Morphin, ich habe den Text sehr gern gelesen und nehme einiges an handwerklichem Können daraus mit.

Grüße
sevas

 

Hallo @Sturek,

besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. die Kombination 'herrische Mutter' und 'eingeschüchterter Sohn' ist keine Seltenheit. Mir sind von dieser Kombi dutzende begegnet im Leben. Bis hin zur Selbstaufgabe des Sohnes. Freut mich jedenfalls für die Kurzweil beim Lesen. Das war der Sinn, bisschen Unterhaltung in diesen wirren Zeiten.

Griasle
Morphin


Nabend @dotslash,

auch dir meinen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Hab noch nie drüber nachgedacht, ob man Rätsel lösen als Hobby bezeichnen kann. Meine Mom hat so ein Heft in Nullkommanix geknackt, 2 Tage oder so, dann ist wieder bis Monatsende Ruhe. Egal, gelöscht und fertig.

Der erste Satz mit der Banderole ist nur die gedankliche Erinnerung, es nicht zu vergessen. Hab's mal kursiv gesetzt, um einen Gedanken draus zu machen.

So, Hosenklatschen-Satz umgestellt. :D

Zweidimensional, is schon klar, nee? Aber ich hab auch schon ein Foto soooo gehalten und mir vorgestellt, die Person schaut mich an. Auch wenn es nicht so ist. Zuuu mathematisch darf man die Welt auch nicht sehen. Denn die Welt ist Wille und Vorstellung. :D

Alla guud, bis die Tage und eine stille Nacht wünscht
Morphin

Salut @sevas,

meinen besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. Nun, auf den alten Herdplatten gab es oft nur heiß und kalt. Stellte man da ne Dose ins Wasserbad und der Metallboden war direkt auf nem nicht so tollen Topfboden, begann irgendwann das Durchbiegen oder durch den direkten metallkontakt Dose > Topfboden > Herdplatte. Um das zu umgehen, stellte man etwas dazwischen, damit die Hitze sich besser verteilt. Hat Benedikt sicher von Mom gelernt.

Ist dir das noch nie passiert? Du bist gedankenabwesend, vielleicht ratlos, starrst mit nem 100-Meter-Blick auf einen Punkt und wünschst dir dort die Lösung auf alles zu erkennen? Nun, so ein Moment ist das. Ich kenne das von mir. Oder du sagst zu so jemand: Was starrste auf die Wand? Da steht die Lösung auch nicht!

Mit einem Auge schielen ... Schulkumpel konnte das. In unterschiedliche Richtungen schielen. Und ne spätere Freundin von mir auch. Es gibt nix, was es nicht gibt.

So, und noch dies und das ausgebessert, geändert oder gleich ganz gestrichen. :D

Dann mal ne angenehme Adventszeit und Grüße
Morphin

 

Hallo @Morphin,

und vielen Dank für deine Antworten bzgl. Erklärungen, jetzt sind sämtliche Fragezeichen aus dem Weg geräumt 👍🏼

Nun, auf den alten Herdplatten gab es oft nur heiß und kalt. Stellte man da ne Dose ins Wasserbad und der Metallboden war direkt auf nem nicht so tollen Topfboden, begann irgendwann das Durchbiegen oder durch den direkten metallkontakt Dose > Topfboden > Herdplatte. Um das zu umgehen, stellte man etwas dazwischen, damit die Hitze sich besser verteilt. Hat Benedikt sicher von Mom gelernt.
Alles klar. Das wusste ich echt nicht bzw. kam ich bislang noch nicht in Kontakt zu einer solchen Herdplatte. Danke für die Aufklärung!

Ist dir das noch nie passiert? Du bist gedankenabwesend, vielleicht ratlos, starrst mit nem 100-Meter-Blick auf einen Punkt und wünschst dir dort die Lösung auf alles zu erkennen? Nun, so ein Moment ist das. Ich kenne das von mir. Oder du sagst zu so jemand: Was starrste auf die Wand? Da steht die Lösung auch nicht!
Doch doch, ich kenne solche Momente, und ich verstehe jetzt auch, was du meinst. Beim erstmaligen Lesen kam mir die Beschreibung aber dennoch ein wenig komisch vor, was aber nur auf mich zutreffen mag.

Mit einem Auge schielen ... Schulkumpel konnte das. In unterschiedliche Richtungen schielen. Und ne spätere Freundin von mir auch. Es gibt nix, was es nicht gibt.
Stimmt, und jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir auch der Bill Skarsgård ein, der diese Technik in der neuen Verfilmung von Stephen Kings ES anwendet.

Dann mal ne angenehme Adventszeit und Grüße
Die wünsche ich dir ebenfalls, lieber @Morphin, vielen Dank!

Grüße
sevas

 

Nabend @Morphin,
:D schräg ist doch immer gut und ja, schon reichlich schräg die beiden. Ich habe mich gut amüsiert beim Lesen und schätze mal, dass es dir auch darum ging. Er kam mir ein bissel unterbegabt vor, aber liebenswert so wie die Mutter auch. Kauft er ihr nen Riesendildo! Warum auch nicht? Ganz großartig auch die Verkäuferin, genauso stell ich mir die dort vor. Etwas älter, nicht auf den Mund gefallen, eine die sich mit allen Sprachen wohlfühlt: mit Ejakulation genauso wie mit Abspritzen. Da kann die locker hin und herwechseln ...

Hab ein gutes Wochenende,
Katta

 

Morphin, Du musst aufpassen, dass Du nicht unter dem Weihnachtsbau enterbt wirst, wenn Deine Mutter das liest. Du gehst hier ja ein Tabuthema an, jedenfalls ist das unter Frauen eins, bei Männern wohl nicht so, und das noch zu Weihnachten. Aber Scherz beiseite.
Ich kenne Ochsenschwanzsuppe aus dem Supermarkt. Die ist schon dermaßen was von überwürzt. Da läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich mir vorstelle, dass ich da noch zwei Löffel Salz und zwei Löffel weißen Pfeffer reinwerfe. Solche Büchsengerichte bieten sich eigentlich geradezu an, wenn man Platte macht. Dann kann man an Weihnachten vor einem kleinen Kocher, auf dem eine Suppe brodelt sitzen, und sich außerdem noch daran die Hände wärmen.
ich merke, dass ich schon wieder off Topic bin, aber Deine Suppengeschichte hat in mir eine Assoziationskette ausgelöst.
Ich habe mir mal aus Prag einen kleinen Kocher zum Aufklappen mitgebracht. Man musste eine weiße Brennstofftablette darauflegen. Für eine Büchse oder einen Kaffee hat es gereicht. Diesen Kocher habe ich einem Mädchen - ungefähr sechzehn, woher sie kam, wollte sie nicht erzählen - geschenkt, dass tatsächlich bei uns in der Wuhlheide, einem großen waldartigen Park, ein halbe Fahrradstunde von mir, ein paar Monate gewohnt hat, sogar über Weihnachten. Sie war total begeistert.
Das war 2013, und in diesem Jahr lag Schnee in Berlin, monatelang. Ich war ständig im Zwiespalt, ob ich irgendwelche Behörden informieren sollte, wollte es aber nicht tun, habe ihr aber ständig Essbares, wie die bei Dir erwähnten Büchsen vorbeigebracht. Das das Mädchen, dort im Busch wohnt, wussten eigentlich die meisten der Stammparkbesucher. Ich habe mich oft mit den anderen darüber unterhalten, aber keiner hatte einen Plan. Alle hofften wohl, dass sich das Problem von selber erledigt.
Übrigens, in der Wagenburg in der Wuhlheide hätte sie auch wohnen können, danach hatte ich mich erkundigt, und das wäre bestimmt das beste gewesen, wollte aber lieber allein in ihrem Gebüsch bleiben. Irgendwie habe ich Verantwortung gefühlt.
Eines Tages war sie weg. Nur ihr Zelt war noch da. Hoffentlich hat sie sich wieder eingeklinkt, und führt jetzt, fast zehn Jahre später, ein ganz normales Leben.

Fazit: Ich fand Deine Geschichte ganz gut, wenn auch wenig Weihnachtfreude aufkommt oder aufkommen soll, genauso wie in der Story vom letzten Jahr, wo der Baum gar nicht erst ausgepackt wurde.

 

Morgen @Katta,

Ich habe mich gut amüsiert beim Lesen
Das ist der Sinn der Sache. Zumindest für mich in diesem Text. Schräg ist ja meist die Sicht einer/eines anderen. Selbst merkt man ja nicht, dass man auf einer schiefen Ebene steht. Am Ende stehen doch recht viele von uns auf schiefen Ebenen. Weihnachten ist für mich persönlich etwas Zufälliges. Ich verbinde damit nullkommanull. Es passiert. So wie jeder andere Tag. Leider wurde und werde ich während dieser Zeit in den Sog der Zwanghaftigkeiten hineingezogen. Einsame Insel würde helfen. Oder so ne Geschichte schreiben. Besten Dank fürs Lesen und Kommentieren und einen guten Rutsch.

Grüße
Morphin


Morgen @Frieda Kreuz,

besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. Eine Geschichte löst eine Assoziationskette aus. Das ist doch schon mal was. Damit kann ich leben. Die Story vom letzten Jahr ... jetzt muss ich aber mal nachgucken ... Weihnachtsstimmung war - denke ich - das letzte, was aufkommen sollte. Ich weiß nämlich gar nicht, was das ist - Weihnachtsstimmung. Dafür bin ich wahrlich kein Experte. Ich muss damit leben, dass es Weihnachten gibt. Nichtsdestotrotz wünsche ich eine angenehme Weihnachtszeit.

Grüße
Morphin

 

Hej lieber @Morphin

Meine Eltern sind leide beide verstorben. Ich bin nicht sicher, ob meine Mutter, die einige Jahre alleine gelebt hat, sich über ein solches Weihnachtsgeschenk gefreut hätte. Aber andererseits hatte sie Humor und der war eher schwarz. So habe ich die Geschichte auch empfunden, mit einem zugespitzten abgründigen Plot, dessen Auflösung sich zwar abzeichnet, aber doch in einer starken Schlussszene mündet.

Ja, ich habe Spaß an der Geschichte gehabt, fand die Figuren fein gezeichnet und das Ganze mit gewohnter Souveränität umgesetzt.

Meine Mutter hat allerdings eine Schwester, deutlich in den Siebzigern, Single. Von ihr habe ich Bilder gesehen, als sie jung war, eine schöne Frau, modellhaft. Sie gleicht Iris Berben, glühende Augen, immer perfekt angezogen, eine sinnliche Frau. Und am Sonntag werde ich sie beim Familienweihnachten sehen. Mm, wenn ich jetzt loszöge, so ein Ding einkaufen würde, das würde dann, tja, wahrscheinlich die Veranstaltung sprengen, aber womöglich würde ihr das Geschenk auch gefallen.

Viele Grüße vor dem Weihnachtseinkauf
Isegrims

 

Guten Abend @Isegrims,

meinen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Bis zu dem Moment, an dem ich den Zustellbezirk 1026 übernommen habe im Jahr 1987, hätte ich das auch für eine abwegige Sache gehalten. Mein Bezirk war überaltert. Einer der Bezirke, die im WKII nicht zerstört worden waren (80% der Stadt kaputt). Jugendstilhäuser. Sehr schön, sehr hügelig. Viele Alleinstehende. Erst ab da fiel mir auf, wie viele Menschen sich Dinge von den einschlägigen Versandhäusern kommen ließen oder vom besagten Shop bringen. Damals wurde meist mit Nachnahme bezahlt und auf der Nachnahmekarte stand alles drauf, in Abkürzungen zwar, aber gut zu entziffern. Am Anfang wundert man sich noch, aber dann lernte ich die Menschen besser kennen, das Schwätzchen mit dem Zusteller (als soziale Funktion). Einsamkeit, allein, allein, immer allein. Kommt kaum noch raus, traut sich nicht oder hält sich nicht mehr für attraktiv oder hat Angst vor dies und das. Und doch bleiben Bedürfnisse, sehnt sich nach jemand ... eine bedeutende Zeit war das, bei der Post. Ich hatte viel zu lernen über die Menschen. Und am Ende natürlich über mich.

Viel Spaß beim Weihnachtseinkauf. Bei uns fällt er aus. Gutes Essen und fertig.

Stille Grüße
Morphin

 

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