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Zwischen den Jahren

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31.01.2016
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Zwischen den Jahren

Vorsichtig versucht sie, ein Bein zwischen den Streben hervorzuziehen, und weil sie nirgends Halt findet, bleibt sie sitzen. Als Lu auf den Balkon ging, hatte sie die Hände frei. Sie suchte sich den Platz hier draußen aus, um mit den Beinen zu baumeln und nachzudenken. Zum Beispiel darüber, wie lange sie noch Partys besuchen will, für die sie sich zu alt fühlt. Oder wie sinnvoll es ist, Nick immer wieder nachzugeben, Zeit und Nähe zu ersehnen. Würde es ihr besser gehen, wenn sie beides nicht täte? Im neuen Jahr will sie das klären.
Lu nippt am Gin in der einen Hand. Wollte der Typ nicht gleich zurück sein, der sie bat, eben mal kurz die Gläser zu halten? Eines hat sie bereits ausgetrunken, und sie sieht keine Möglichkeit, es loszuwerden, sich aus dieser Lage zu befreien, um wegzulaufen. Barfuß, als ob es Sommer und normal wäre, draußen zu sitzen und nachzudenken. Auf dem Balkon ihrer eigenen Wohnung wäre es noch weniger vergnüglich, auf dem der Kratzbaum steht, und es würde die Katze gleich ihre Krallen wetzen und wäre nicht vom Geländer in den Innenhof gestürzt. Es muss ihr siebtes Katzenleben gewesen sein. Sie war erwachsen und extrem selbstbewusst, machte ihr eigenes Ding, mochte es, wenn Lu sich um sie kümmerte, ihr den Platz auf dem Sessel überließ, sie nicht von dem aufgeschlagenen Buch vertrieb, ihr stattdessen sanft durch das Fell strich, die Futterzeiten einhielt. Lu musste nicht mit ansehen, wie sie fiel. Der Hausmeister hatte die Katze „entsorgt“. Als Lu von der Arbeit kam, fing er sie im Hof bei den Mülltonnen ab. Dort hinein habe er sie geschmissen. Wohin denn sonst, antwortete er ungefragt und bekam eine tiefe Falte auf der Stirn. Oder ob sie sie lieber einäschern und für viel Geld auf einem Tierfriedhof einbuddeln lassen wollte? Er würde sie da jetzt jedenfalls nicht mehr aus dem Müll …
Nee, es wäre schon in Ordnung und Lu bedankte sich. Der Hausmeister wurde wirklich wütend, dabei war es nicht seine Katze, die vom Balkon gefallen war. Verschwimmende Kindheitserinnerungen erschienen vor ihrem inneren Auge und der Hausmeister bekam die Gesichtszüge ihres Vaters.

Jetzt, kurz vor Weihnachten, friert ihr Hintern gemeinsam mit den wirren Gedanken zwischen den Metallgittern fest. Sie holt impulsiv zum Wurf aus, blickt auf ihre Hand über dem Kopf und sieht auch die fremde, die den Arm am Gelenk umfasst und sie daran hindert, das leere Glas im hohen Bogen von sich zu werfen, außer Sichtweite, damit es sie nicht länger aufhalten kann.
„Du hattest jetzt nicht vor, …“
„Nee, du. Quatsch. Was dabei alles passieren könnte."
„Kriegst es hin? Aufzustehen?“
Im Sitzen ist sie damit beschäftigt, den Mann anzusehen, der sie an dem Befreiungswurf hinderte. Es könnte Peer sein, den Nick angekündigt hat. Peer käme aus dem Norden. Lu dachte unwillkürlich an einen Wind, der kalt herüber wehte. Peer aus Nordnordost, der ihr Leben auffrischen würde. Sie musste auf diese Party gehen. Peer wäre lange auf den Meeren unterwegs gewesen und würde wenig reden. Er hätte das gewisse Etwas, wie ein Abenteurer, fand Nick. Peer ist groß, und er ist behaart, eine imposante Erscheinung. In diesem Winter tragen alle Männer Bart. Auch Nick. Peers ist dunkelbraun und nicht auffällig. Bloß ein Bart. Lus Hände sind längst leer. Sie hat nicht bemerkt, wie er ihr die Gläser abnahm. Er hält jetzt ihren Ellbogen. Erst gestern hielt Lu den der Frau, die sich nicht entschließen konnte, die Fahrbahn zu überqueren. Lu blieb eine Grünphase mit ihr gemeinsam an der Straße stehen, bevor sie sie am Unterarm packte. Es fiel ihr nicht leicht, sich den Trippelschritten anzupassen, und sie zog sie mehr, als dass sie selbst ging, und noch währenddessen tat sie Lu leid.

„Festgefroren?“
„Ha! Man merkt gar nicht mehr, dass ich als Kind gelenkig war wie ein Reptil“, versucht sie vom ungeschickten Versuch, sich neben ihn zu stellen, abzulenken. Ein Fuß klemmt noch zwischen den Stäben. Mit dem anderen steht sie fest auf dem Boden. Beide Füße sind eingeschlafen. Sie benötigt einige Drehbewegungen, um ihn heraus zu bekommen. Das Glas nimmt sie nicht zurück. Auch das volle nicht.
„Danke“, mehr fällt ihr nicht ein. Sie wendet sich ab und geht mühsam den Weg zum Ausgang. Alle Räume der Wohnung sind zum Bersten gefüllt. Sie muss sich an Möbeln und Menschen vorbei drängen, stehenbleiben, ausweichen, Begrüßungen erwidern und Wortspiele verstehen.

Überrascht ist sie nicht, Peer im Flur zu sehen, angelehnt im Türrahmen. Denn obwohl ihre Begegnung kurz war, breitet sich Wärme in Lus Bauch aus. Eine Bierflasche baumelt zwischen seinen Fingern wie ein kleines Tier an einem Zweig, mit der anderen streicht er der Gastgeberin eine Haarsträhne aus dem sommersprossigen Gesicht. So niedlich wie sie wollte Lu mit fünfzehn aussehen, als der Vater es nicht mehr aushielt. Nicht mit der Freiheitsliebe seiner Frau und nicht mit Lu. Sie hat die Mutter oft gefragt, was ihn wohl an ihr gestört haben mag. Er hat schließlich auch sie verlassen. Die Mutter ist geschickt darin, unangenehmen Fragen auszuweichen und abzulenken. Am Ende vergessen immer beide, worüber sie reden wollten. Im neuen Jahr wird Lu diesen Gedanken wieder aufnehmen und versuchen, über den Vater zu reden.

Lus Mantel scheint vergraben und verrottet, und sie beschließt, irgendeine Jacke vom Berg der Jacken zu nehmen, der sich auf dem Bett der Gastgeberin aufgetürmt hat. Sie muss fort von diesem kalten Ort der leeren Gläser, der bärtigen Männer und der niedlichen Frauen. Sie sieht Nick neben einem Mädchen stehen. Es ist viel zu laut, um zu hören, worüber sie reden und auch nicht nötig. Es sieht aus, als hätte er sie überreden können, die Bluse auszuziehen, denn sie steht im BH vor ihm und ist offensichtlich selbst überrascht, wie es dazu kommen konnte. Sie kichert und trinkt ihr Glas in einem Zug leer. Nick betrachtet währenddessen ihre Brüste ungeniert, nimmt dann einen langen Schluck aus der Bierflasche und sein Lächeln wird auch ihr Herz schneller schlagen lassen.
Lu hat sich für eine pinkfarbene Steppjacke entschieden. Es steckt sogar ein Schal im Ärmel. Sie kann unmöglich ohne Jacke aus dem Haus gehen, und während sie einen Arm in die Jacke steckt, fällt ihr flüchtiger Blick wieder auf Nick. Sein Finger liegt in der kleinen Kuhle unter dem Hals der Frau. Sie hat die Bluse über einen Lampenschirm gelegt, der neben ihnen auf einer Kommode steht, als würde das gedämpfte Licht nur für die zwei scheinen. Dazu spielt ein sanfter Rap-Song. Brightside. Vielleicht. Bevor sich ihr Hals zuschnürt, legt Lu den fremden Schal darum.

„Schon los?“
Nicht an der Stimme erkennt sie ihn, die klingt hier drinnen weniger heiser als zuvor auf dem Balkon. Es ist der Ton, der sie daran erinnert, dass es jemanden geben könnte, dem sie nicht gleichgültig wäre.
„Muss“, sagt sie und merkt, dass im anderen Ärmel Mütze und Handschuhe stecken.
„Bis dann.“ Sein Kopf liegt etwas schief und sie bildet sich ein, seine Augen sähen alles von ihr. Das Äußere und das Innere, die verquollenen Augen an einem Sonntagmorgen, den Winterspeck auf dem Bauch, den sie zu verstecken versteht, ihre Sehnsucht nach irgendetwas. Nicht, dass sein Blick sie verunsicherte. Sie sieht ihn selbst auf diese Weise an. Sieht, dass er auch nicht jung ist, dass sein Bart eine Narbe versteckt, sieht neben seiner Gelassenheit den Wunsch nach einem Ende der Suche.
„Mir war so, als hättest du vorhin eine andere Jacke getragen.“
Lu guckt an sich hinunter, als hätte sie die nicht selbst angezogen.
„Ach! Stimmt. Gestern hatte ich eine pinkfarbene Jacke an. Heute trage ich die schwarze. Ich … sieht aber auch eine wie die andere aus.“ Dabei betont sie die Zeitangaben.
„Ich hab deinen Mantel an die Garderobe gehängt.“
Er hält ihn Lu entgegen und hilft ihr hinein. Es geht ganz leicht.
„Passt“, sie freut sie sich und klopft freundschaftlich auf seinen Arm, „bis dann.“

Lu ist auch nicht überrascht, Peer einige Tage später zu treffen. Er kommt ihr entgegen. Im Gleichschritt mit einer Frau. Wie einstudiert gehen sie nebeneinander und Lu denkt sofort, die Frau hat sich seinem Takt angepasst. Der eisige Wind weht und wirbelt den trockenen Schnee umher und auf und hoch. Beide sind in Schals und Mützen gewickelt, die Arme ineinander verhakt, wie die Hälse der Schwäne im Park miteinander verschlungen sind, wenn im März das Eis auf dem Teich schmilzt. Durch das Schneegestöber hindurch sieht es so aus, als hätten sie einen einzigen Schal um beide Hälse gewickelt.

Die Weihnachtseinkäufe treiben die Menschen auf die Straßen. Lu hat niemanden zu beschenken. Ihre Mutter will keine Geschenke. Es wäre doch sinnlos, meint sie. Man kauft sich alles selbst, was man braucht. So säßen Mutter und Tochter auch in diesem Jahr in einem Restaurant, speisten, was Mutter bestellte, nähmen ein Gläschen Champagner oder zwei, sie würde freundlich an der Figur der Tochter herumnörgeln und ihr einmal mehr raten, die Haare zu färben, und dann würde sie Lu nicht weiter aufhalten wollen, da sie ja den Rest des Heiligen Abends sicher mit ihrem Freund verbringen wollte. Nick wäre nicht ihr Freund, erklärte sie dann erneut, aber das würde die Mutter nicht wissen wollen. Lu sollte sich bloß keine Sorgen um den Altersunterschied machen. Heutzutage spielte das keine Rolle.
Nick will auch nichts von Lu geschenkt bekommen.
So geht sie grundlos hinaus auf die verschneiten Straßen. Vielleicht nicht ganz ohne Grund. Hier im Wind denkt sie nicht an Nick und sucht nicht nach einem Begriff, der ihre Beziehung beschreiben würde. Mehr wie Freunde, weniger wie ein Paar, sagt Nick immer.

„Du hast eine ganze Menge Winterjacken“, begrüßt Peer sie. Seine Stimme dringt sonor durch die Luft. „Grün passt besser zu deinen Haaren als pink.“
Dann sagt er noch etwas, aber nun schluckt der Wind seine Sätze. Sie werden zerrissen und bestehen nur noch aus einzelnen Worten, die vor Lu auf den vereisten Weg fallen und festfrieren. Sie trägt keine Mütze, zu eilig hat sie ihre Wohnung verlassen, damit sie nicht das schwere Grau überfallen würde. Die Haare wehen ihr ins Gesicht, verdecken die Augen und sie kann Peer nicht einmal mehr richtig sehen. Er wird sich verabschiedet haben, denn er geht mit seiner Begleitung weiter, nachdem er ihr seine eigene Mütze auf den Kopf gesetzt hat.

Nach Weihnachten, in der Zeit zwischen den Jahren, hat sie den Balkon aufgeräumt. Der Kratzbaum der Katze steht jetzt im Keller. Er passte selbst mit gutem Willen nicht in die Mülltonne. Nick ist mit anderen Freunden verreist. Lu ist sicher, auch für diese Beziehungen gibt es ausgefallene Beschreibungen. Die, mit denen er verreist und feiert, aber nicht über Träume redet. Von denen hat Nick eine Menge. Er ist Lu der liebste Träumer. Darüber wird sie auch im neuen Jahr nachdenken, denn in ihren schlaflosen Nächten ist kein Raum für eigene Träume. Sie wird ihm weiter zureden, sich nicht davon abbringen zu lassen, zu träumen und daran zu glauben, dass sie Wirklichkeit werden können.
Nick vergaß, Lu von seinen Silvesterplänen zu erzählen. Sie würde seine Leute eh nicht mögen, alles halbe Kinder. Ob sie trotzdem noch mitkommen wollte, es wäre bestimmt noch irgendwo Platz. Sie hätte jetzt schon was anderes vor, sagte sie. Zu blöd mit seinem Gedächtnis.
Er blieb vor seiner Abreise nicht über Nacht bei ihr, sonst wäre es am anderen Morgen so stressig mit dem Packen, sie wisse ja, wie schlecht er aus dem Bett kommen würde.

Lu trägt jetzt immer Mütze, wenn sie das Haus verlässt. Vergisst nicht mehr, sie aufzusetzen. Es ist auch im neuen Jahr noch zu kalt. Überhaupt ist sie viel draußen. Lu hat Listen geschrieben, auf denen sie vermerkt hat, worüber es sich nachzudenken lohnt und was sie tun kann, damit sie nicht so viel nachdenkt. Es gibt viel zu tun in diesem Jahr, das so frisch und unschuldig vor ihr liegt wie der Schnee, wenn er eben den Boden erreicht hat. Hier im Wind sind die Gedanken weniger grau, als trenne er sie nach Dichte und triebe sie auf die Berge oder ans Meer und sie würden dabei immer heller.

Sie ist nicht überrascht, als er seinen Arm von hinten unter ihren schiebt und ihn an sich drückt. Deswegen geht Lu jeden Tag durch den Park. Da macht sie sich nichts vor. Sie möchte sehen, wie er ihr entgegenkommt. Er könnte gerne mit der rothaarigen Gastgeberin hier entlang spazieren. Sie würde sich dieses Mal anstrengen, zu verstehen was er sagt, egal wie eisig der Wind weht. Es könnte gut möglich sein, dass sie sich ein bisschen unterhielten. Oder einen Kaffee trinken gingen. Alle drei zusammen.

„Schicke Mütze“, sagt er. Lu sieht ihn nicht an, blickt weiter geradeaus, aus Angst, er könnte verschwinden. Wie ein Geist, und dann wäre sie wieder allein in der Eiseskälte.
„Es war echt cool in den Bergen. Das nächste Mal kommste mit, oder?“ Kein Geist. Nur Nick. Die Mütze über den Ohren veränderte scheinbar seine Stimme.
„Ein Typ kam mit seiner Mutter. Die war echt cool und hat für uns alle gekocht, aber war trotzdem kein Mütterchen. Mehr so wie du, so fuckin’ wonderful?“ Sein Finger bohrt sich in ihre Taille. Darüber lacht Lu und kann nicht mehr aufhören. Nick freut sich und sie lachen beide, bis Lu nicht mehr stehen kann, sie sich beide im Schnee kugeln, Tränen ihre Augen überfluten und es sie schüttelt, als würde sie weinen.
Ein Schneeball kracht an ihren Mantel und sie sieht Nick, wie er zum Gegenangriff startet. Sie sind zu dritt und Lu wischt sich die Tränen aus den Augen, bevor sie ihren Blick einfrieren. Es braucht eine Weile, bis sie steht. Sie rutscht immer wieder aus. Schon wird Lu erneut attackiert. Drei gegen eine und es kommt ihr gar nicht unfair vor. Die Schneekugel, die sie formt, klebt an ihren Handschuhen fest und wird hart. Während sie noch nachdenkt, wen sie damit treffen will, rammt Peer sie um. Sie liegen auf dem Boden, der im Sommer eine Wiese ist, auf der sich Paare küssen und sich gegenseitig Treue schwören, wie kleine Mädchen, die für immer und ewig Freundinnen bleiben wollen und sich dann doch irgendwie aus den Augen verlieren.
Seine Augen sind dunkel und seine Nase rot. In seinem Bart glitzern Schneekristalle und sein Atem riecht nach Glühwein mit Schuss.
„Ach du“, sagt er und neben ihnen stehen Nick und noch einer und starren sie von oben herab an. Peer springt auf und zieht an Lus Händen, so dass sie fast gleichzeitig zum Stehen kommen. Und weil sich dadurch ein kleiner Kreis mit Nick und dem anderen Mann ergeben hat, der sich bei Peer unterhakt und seine Wange küsst, weil niemand ein Wort sagt und sich ihrer aller Atem in der Mitte zu einer großen Dampfwolke vereinigt, sagt Lu auch nichts.

Nick kommt zu spät, um Peer zu verabschieden. Er schlendert auf den Tisch zu, an den sich Lu gesetzt hat, um die erste Frühlingssonne und einen Kaffee zu genießen. Er küsst sie auch im neuen Jahr nicht zur Begrüßung. Nicht mal, wie er seine Mutter küssen würde. Dafür nimmt er ihre Tasse und nippt daran, verzieht das Gesicht und bestellt sich Tee, bevor er sich ihr gegenübersetzt.
„Peer ist auf dem Weg“, sagt sie und schiebt die Sonnenbrille auf der Nase zurecht. Im alten Jahr rutschte sie nicht.
„Habs gehört. Richtung Nordkap.“ Nick fährt mit einem Finger unter dem Tisch an ihrem hellen Bein entlang. Der Winter war lang und dunkel. Sie müssen sich erst wieder an die Sonne und die Wärme gewöhnen.
„Gehst du heut noch zu deiner Mutter?“ Nick kaut an dem Keks, den er sich von ihrem Unterteller genommen hat.
Lu streckt die Beine aus und sieht in die Wolken. Die sehen immer gleich aus. Wie im letzten Jahr, und im Jahr davor und auch als sie fünfzehn war, sahen sie genau so aus. Zogen am Himmel entlang, formten und verformten sich, zogen mal schnell und mal langsam, waren mal weiß, mal grau und oft schwarz.
Sie streckt genüsslich die Arme in die Höhe.
„Die ist mit ihrem neuen Freund auf eine spanische Insel gezogen. Vielleicht besuche ich sie dort in diesem Jahr. Vor Weihnachten.“
„Hast du gar nicht erzählt.“ Nick verzieht die Lippen schmal.
„Hab ich wohl vergessen.“ Und Lu nimmt die Arme wieder herunter und lässt sie neben der Stuhllehnen baumeln.
„Ich geh später noch zu meiner Mutter. Zum Essen.“ Nick schiebt seinen Stuhl dicht an ihre Seite, streckt die Beine aus und sie recken ihre Nasen gemeinsam in die Wolken.

 
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Hej felixreiner,

nja, kommunizieren, dann auch noch knapp in schriftlicher Form ... ein Becken voller ... Missverständnisse.

Es ist für mich eine Erkenntnis, wenn du diesen Text als ein offenes Format der Unbestimmtheit bezeichnest, habe ich doch bisher kein Etikett. Der passive, reflektierte Beobachter ... ich mach mich mal vertraut und spüre nach. ;)

Wenn man es auflöste, risse der Faden und die Geschichte wäre zu Ende. Daher meine ich, Du solltest Dich von niemandem (ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen) irritieren lassen (auch nicht von den zahlreichen Kommafehlern) und genau so weiter machen!

Ich atme auf und fürchte, ich kann gar nicht anders, (okay, an den Kommafehlern gilts zu arbeiten) lieber Felixreiner.

Hab vielen Dank für deine Zustimmung und wunderbare Motivation.

Lieber Gruß, Kanji

 

Zurück von den Torfköppen, nahbei de kaaskoppen - aber weit hinterm Deich - seh ich, dass Du,

liebe Kanji,

eine neue Geschichte eingestellt hast, die einen Kühlschrank (Lebens-Motto "kühler Kopf und warme Füße!") wie mich schon am Anfang berührt, musste doch am Montag ein älterer Hund eingeschläfert werden, der mich sehr an meinen eigenen, hierorts verewigten Lieblingsköter erinnerte, und da ich erst die Mrd. Seiten an Maskenballkommentaren überflog, war schon die Einleitung entstanden, ohne dass ich eine Zeile Muttertext gelesen hätte (ich les Kommentare - wenn's zu viele werden - von hinten nach vorne, bin halt bekloppt, erspart dann aber auch einiges ...) und ein winziges Problem - vielleicht landschaftlich bedingt - tut sich sofort auf, dem aber zum Schluss eigentlich ein Nachspiel folgt

Sie suchte sich den Platz hier draußen aus, um mit den Beinen zu baumeln und nachzudenken
wobei ich meine, dass Lu die Beine "baumeln lässt".
Aber gleich wieder was gelernt: "Baumeln", (kommt übrigens weniger vom Baum als vom Bamm, dem Bimm(el)-Bamm(el) der hin und her schwingenden Kirchenglocke, wusst ich auch nicht bis gerade eben, denn die Bros. Grimm erwecken noch den Eindruck, es käme vom Baum, an dem die Ästlein baumeln ...), denn natürlich hängt Lu "mit" ab, wenn sie die Beine "baumeln lässt", eine eher bewusste Entscheidung wie das Nachdenken.

Und siehe, so schließt sich der Kreis dank einer kleinen Flüchtigkeit

„Hab ich wohl vergessen.“ Und Lu nimmt die Arme wieder herunter und lässt sie neben de[n] Stuhllehnen baumeln.

Hier meine ich, sollte ein Komma gesetzt werden
Es ist viel zu laut, um zu hören, worüber sie reden[,] und auch nicht nötig.
weil der Relativsatz zu Ende ist

Hier nun ist das erste Komma entbehrlich und lässt sich vorm "als" unterbringen

Wie im letzten Jahr[...] und im Jahr davor und auch[,] als sie fünfzehn war, sahen sie genau so aus.

Und nicht nur wegen des schönen Schlusses
„Ich geh später noch zu meiner Mutter. Zum Essen.“ Nick schiebt seinen Stuhl dicht an ihre Seite, streckt die Beine aus und sie recken ihre Nasen gemeinsam in die Wolken.
oder der Beine wegen wird der Friedel garantiert noch mal vorbeischauen - und wenn er in seinen Blog (JUgendsünde hierorts) wiederfindet und hineinkommt, bringt er ein Sonett mit, das er in einem Anfall von Schwach- oder Leichtsinn nur in dem Blog gespeichert hat ...

Jetzt aber rasch zur anderen Baustelle ...

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Gude Kanji,
leider habe ich die Chance verpasst, bei dem Maskenball mitzuspielen, aber nichtsdestotrotz möchte ich dir gerne einen kleinen Kommentar da lassen :)
Deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Ich finde sie ansprechend geschrieben mit einem spannenden Thema und irgendwie zwanglos: Du beschreibst viele Situationen und den „Schluss“ ziehe ich als Leser selbst.
Das beste Beispiel dafür ist wohl die Frage des Alters: Du nennst es ja erstmal gar nicht konkret. Zunächst fiel mir das nicht auf, aber irgendwann häuften sich die Szenen, wo ich dachte: „Moment mal ...“ und schließlich ergab sich für mich wie von selbst, dass das Alter die tragende Frage der Geschichte sein würde. Man kann das natürlich auch als Metapher dafür sehen, dass man das Alter an sich auch erstmal gar nicht merkt – nur irgendwann fallen bestimmte Dinge auf. Ich finde dahingehend, hast du dich dem Thema sehr geschickt genähert.

An konkreten Vorschlägen habe ich nur zwei Kleinigkeiten zu bieten:

Peers ist dunkelbraun und nicht auffällig.
-> Da hat sich wohl noch ein „s“ zu viel an den Peer gehängt.
Beide sind in Schals und Mützen gewickelt, die Arme ineinander verhakt, wie die Hälse der Schwäne im Park miteinander verschlungen sind, wenn im März das Eis auf dem Teich schmilzt.
-> Der Teil „wenn im März das Eis auf dem Teich schmilzt“ braucht es hier meinem Empfinden nach nicht mehr. Die schöne Metapher kommt bei mir schon an, sobald die Schwäne im Park erwähnt werden.

Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, dass mir die Geschichte auch beim zweiten Lesen (nach dem ersten kam ich nicht direkt zum kommentieren, da wollte ich auffrischen) sehr gefallen hat. Eine melancholische, manchmal traurige, aber doch auch schöne Erzählung.

Soweit so unproduktiv, aber erfreut,
Vulkangestein

 

Ha, da isset widda,

het Dante Friedchen,

und selbst, wenn das Blöggchen an Jugendsünde - ich war vor einem Jahrzehnt nicht wesentlich anders als heute, sehn wir von drei toten Hunden, die abhanden gekommen sind - nebst ergrautem Brust- und Barthaar ab, entschwunden ist, der schräge Verehrer des teutschen Shake'sbeere hat das Sonett rekunstruirret! Here it comes:

Seid so nett!

Es lädt zu einer sehr späten Stunde
Präsens in seine bescheid’ne Hütte ein.
Alle Zeitformen wollen geladen sein
Zu dieser weisen und gelehrten Runde.

Geladen ist, - die Reihenfolge muss sein, -
Vor all den anderen das Plusquamperfekt.
Das streit’ herrlich sich und laut mit dem Perfekt.
Wer mag denn da von beiden vollendeter sein?

’s meldet sich, - recht ruppig, - das Präteritum
Als längstens bestätigte gräuliche Zeit
Und bringt selbst den Gastgeber, das Präsens um

In seinem bunten futuristischen Kleid. –
Keine Zukunft seh’n wir für ein Futurum,
Exaktums Vollendung tut niemand mehr leid!

Exkurs: Hier spricht das Konjunktief

Niemandes Zukunft sei heute mehr sicher
Nicht einmal die des Futurs, ob I, ob II!
Real würd Konjunktiv zwo im Hintergrund kichern,
Wär er, - wenn überhaupt, - noch dabei.​


Bis bald

Freatle

 

Lieber, teurer Friedrichard,

sobald ich dich unter meinen Geschichten finde, wird für mich alles gut werden. So ähnlich empfinde ich es jedes Mal. Dabei bist du zurückhaltend und wenig wertend. Okay, die Orthographie betreffend schon, aber drauf bin ich auch angewiesen. Am liebsten hab ichs, wenn du dich zeigst, wenn ich ahne, in welcher Stimmung du diesen Kommentar schreibst (du bist schon oft im Norden beim Torf). Das macht ihn für mich persönlicher und ich lass ihn näher an mich heran. (das war jetzt aber auch recht persönlich:shy:) Und du kannst so oft betonen, wie du willst, dass du einem Kühlschrank näher bist als der wärmenden Socke (vermutlich weil's nur in einem Bier gibt ;)), ich erlebe dich warm-herzig. Und Tier(Hunde-)freunde sind nie gekühlter Natur, bilde ich mir ein, sowohl wenig wie der Fische-Geborene gar nicht sein kann.

Nun aber zum Muttertext.

baumeln - lassen

Ich bin mit Zille und Tucholsky aufgewachsen. Die konnten aktiv mit ihren Beinen von Bäumen baumeln, wenn einem das Leben einen Puff gab, zum Beispiel. Dennoch werde ich korrigieren. Schon weil Lu auf einem Geländer und nicht uff 'm Baum sitzt.

Und nicht nur wegen des schönen Schlusses
„Ich geh später noch zu meiner Mutter. Zum Essen.“ Nick schiebt seinen Stuhl dicht an ihre Seite, streckt die Beine aus und sie recken ihre Nasen gemeinsam in die Wolken.
oder der Beine wegen wird der Friedel garantiert noch mal vorbeischauen - und wenn er in seinen Blog (JUgendsünde hierorts) wiederfindet und hineinkommt, bringt er ein Sonett mit, das er in einem Anfall von Schwach- oder Leichtsinn nur in dem Blog gespeichert hat ...

Ich mag es sehr, wenns dus schön findest. Und auch für den Fall, dass du doch bloß wegen der Beine noch mal reingeguckt hast, ick freu' mir darüber, denn als bekennende Konjunktivistin, habe ich mich unsäglich über das Zeitenstelldichein gefreut und mitgefeiert. Und Lu erst. Für die gibts keine bessere Zeitform. So nett von dir.

ich war vor einem Jahrzehnt nicht wesentlich anders als heute, sehn wir von drei toten Hunden, die abhanden gekommen sind - nebst ergrautem Brust- und Barthaar ab, entschwunden ist, der schräge Verehrer des teutschen Shake'sbeere hat das Sonett rekunstruirret!

Und vor mehreren Jahrzehnten zuvor sicher auch nicht wesentlich anders. Ein Friedrichard ist ein Friedrichard. Das ist ja auch ein Dilemma. Die eigentliche Veränderung ist sichtbarer und der Kern gut geschützt.

Diese verwirrten Kommas habe ich ergänzt und entfernt und hoffe, der Text wird langsam dadurch ruhiger und lesbarer.

Ich drück' dir mal, wenn's erlaubt, Kanji


Hej, liebes Vulkangestein,

(ich lieb es jetzt noch viel mehr, als dass ich einige Tage darauf gelaufen bin und Bekanntschaft mit dieser bizarren Landschaft machen durfte).

Aber noch mehr freu ich mich jetzt natürlich über deinen Besuch unter meiner Geschichte. (hab dich direkt vermisst;)).

Ich finde sie ansprechend geschrieben mit einem spannenden Thema und irgendwie zwanglos: Du beschreibst viele Situationen und den „Schluss“ ziehe ich als Leser selbst.

Dein Fazit gefällt mir ausnehmend gut. Ist doch wunderbar, wenn durch eine geschichte bei jedem Leser etwas anderes angesprochen wird. Eine Wortkriegern blieb daran hängen, dass man sich viel zu selten von Dingen trennt, die man nie wieder benötigt. :) Du denkst vermehrt über Alter nach. Und dann auch erst so nach und nach. Wieder jemand über den Konjunktiv. Eine Weitere war vertraut mit dem Aufschieben von Vorsätzen. Bisschen wie ein Buffet. Also ich mag, dass er so funktioniert. Vielleicht, weil ich keine Zielgruppe vor Augen habe. Das kann ich nicht. Sondern den Menschen so im allgemeinen. Das klingt zwar schwammig, aber so findet sich eben doch irgendwie wieder. Und offenbar bin ich nicht allzuweit rausgeschwommen, denn ich habe versucht, einen roten Faden zu legen (auch keine Stärke von mir).

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Peers ist dunkelbraun und nicht auffällig.
-> Da hat sich wohl noch ein „s“ zu viel an den Peer gehängt.

:lol: entschuldige bitte, dass ich lache, aber Peer ist doch nicht dunkelbraun, sondern sein Bart.

Zitat Zitat von Kanji Beitrag anzeigen
Beide sind in Schals und Mützen gewickelt, die Arme ineinander verhakt, wie die Hälse der Schwäne im Park miteinander verschlungen sind, wenn im März das Eis auf dem Teich schmilzt.
-> Der Teil „wenn im März das Eis auf dem Teich schmilzt“ braucht es hier meinem Empfinden nach nicht mehr. Die schöne Metapher kommt bei mir schon an, sobald die Schwäne im Park erwähnt werden.

Hmn. Schon klar. Dabei wollte ich bloß ankündigen, dass der Winter sich auch für Lu verabschiedet. Ich lass das mal noch, okay?

Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, dass mir die Geschichte auch beim zweiten Lesen (nach dem ersten kam ich nicht direkt zum kommentieren, da wollte ich auffrischen) sehr gefallen hat. Eine melancholische, manchmal traurige, aber doch auch schöne Erzählung.

Du hast sie zweimal gelesen. :shy: Und die Melancholie und die latente Traurigkeit hat offenbar nicht überwogen und belastet. Wie sehr ich mich freue und mich bedanke für deinen Eindruck, der alles andere als unproduktiv ist.

Lieber Gruß, Kanji

 

Gude Kanji,

Vielleicht, weil ich keine Zielgruppe vor Augen habe.
-> Ein ganz interessanter Gedanke - und ich mag es, über sowas nachzudenken, daher ist Mehrdeutigkeit / Mehrgewichtigkeit auch im Text immer ein Gewinn (für mich). :)
Führt Zielgruppenorientierung zu mehr Eindeutigkeit? Ich könnte es mir ein Stück weit vorstellen, habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung von bewusster Zielgruppenorientierung und würde daher die Erklärung bei deiner Erzählweise suchen:
denn ich habe versucht, einen roten Faden zu legen (auch keine Stärke von mir).
-> "legen" finde ich hier sehr schön von dir gewählt. Als Leser habe ich mich nicht geführt, gezogen oder gedrückt gefühlt, sondern da lag im Text ein roter Faden und der schien mir manchmal deutlicher, manchmal undeutlicher. Dass jetzt der rote Faden für jeden Leser, jede Leserin etwas anders aussah, macht das ganze natürlich super spannend. In meiner Vorstellung sehe ich jetzt einen roten Faden, den jeder nur indirekt sieht, in Spiegeln und spiegelnden Flächen und so ...
Erzählerisch erkläre ich es mir damit, dass du in deinem Text kein großes Tamtam veranstaltet hast à la "Und in diesem Moment wusste unsere Heldin: sie hatte verkniesknaddelt!" sondern auf übergreifende Deutungen verzichtet und stattdessen die Szenen genau ausgestaltet hast. Schaue ich mir das Ende an, dann sitzen da "nur" zwei Personen, die ihre Nase in die Luft strecken, aber sie tun es "gemeinsam". Das hat für mich als Leser dadurch Bedeutung, dass es auch Szenen der Einsamkeit gab bzw. Einsamkeit anklang - und da muss das gar keine Erzählstimme betonen; ich sehe (für mich) einen roten Faden und da würde ich mal behaupten: das ist dann doch sehr stark gemacht. ;)

:lol: entschuldige bitte, dass ich lache, aber Peer ist doch nicht dunkelbraun, sondern sein Bart.
-> Ach du je, da war ich ja gar nicht bei mir :lol:

Wie sehr ich mich freue und mich bedanke für deinen Eindruck, der alles andere als unproduktiv ist.
-> Das freut mich zu lesen :)

Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo liebe Kanji,

Sie holt impulsiv zum Wurf aus, blickt auf ihre Hand über dem Kopf und sieht auch die fremde, die den Arm am Gelenk umfasst und sie daran hindert, das leere Glas im hohen Bogen von sich zu werfen, außer Sichtweite, damit es sie nicht länger aufhalten kann.
Das ist ein sehr schöner, starker Satz, auch im Satzaufbau, aber vor allem in seiner Aussagekraft. Ist total bezeichnend, wie sich Lu durch die Verstrickungen in ihren eigenen Wunschträumen selbst am Weiterkommen hindert. Kann sie doch kaum den Männern die Schuld an ihrem festgefahrenen (Liebes-)Leben geben. Und ich möchte sie gern schütteln und damit wachrütteln, damit sie endlich IHR Ding durchzieht! Immerhin denkt sie an Veränderungen und listet sie.
Ich habe die Fülle an anderen Kommentaren nicht gelesen. Falls ich etwas wiederhole oder du es bereits erklärt hast, ignoriere meine Anmerkungen einfach.

„Du hattest jetzt nicht vor, …“
„Nee, du. Quatsch. Was dabei alles passieren könnte
Ihr Gesicht rötet sich, aber sie lächelt.
„Kriegst es hin? Aufzustehen?“
Im Sitzen ist sie damit beschäftigt, den Mann anzusehen, ...
Ich dachte erst, sie wird von einer Frau am Werfen gehindert, weil das Ihr Gesicht rötet sich, aber sie lächelt. nach Lus wR in einer neuen Zeile steht, was mich vermuten ließ, dass es sich um den anderen Sprecher handelt.
Braucht es die Auslassungspunkte hinter könnte? Der Satz ist doch zu Ende, oder?


Lus Hände sind längst leer. Sie hat nicht bemerkt, wie er ihr die Gläser abnahm. Er hält jetzt ihren Ellbogen.
Hat Peer nicht in beiden Händen ein Glas?


„Danke“, mehr fällt ihr nicht ein. Sie wendet sich ab und geht mühsam den Weg zum Ausgang.
Überrascht ist sie nicht, Peer im Flur zu sehen, angelehnt im Türrahmen.
Peer ist The Flash :D. Lu lässt Peer auf dem Balkon stehen und ist auf dem direkten Weg zum Ausgang unterwegs. Dann steht Peer, wohl schon eine Weile, im Flur. Wurde sie durch das vorbei drängen, stehenbleiben, ausweichen, Begrüßungen erwidern und Wortspiele verstehen derart aufgehalten? Habe ich was überlesen?


Lu beschließt, irgendeine Jacke vom Berg der Jacken zu nehmen,
und kurz darauf dann:
Lus Mantel scheint vergraben und verrottet. Sie entscheidet sich stattdessen für eine pinkfarbene Steppjacke.
Hm. Sie hatte schon beschlossen irgendeine Jacke zu nehmen, sucht dann doch nach ihrem Mantel?


„Ach! Stimmt. Gestern hatte ich eine pinkfarbene Jacke an. Heute trage ich die schwarze. Ich … sieht aber auch eine wie die andere aus.“ Dabei betont sie die Zeitangaben.
Ich weiß nicht. Mit dieser Ansage schickst du den Leser wieder zurück in den Satz, um ihn nochmal „richtig“ betont zu lesen. Dabei funktioniert er mMn auch, wenn z.B. „pinkfarbende“ betont wird. SO hatte ich das gelesen.


Lu hat Listen geschrieben, auf denen sie vermerkt hat, worüber es sich nachzudenken lohnt und was sie tun kann, damit sie nicht so viel nachdenkt.
Plural? Na dann, auf geht´s! :shy:


„Ein Typ kam mit seiner Mutter. Die war echt cool und hat für uns alle gekocht, aber war trotzdem kein Mütterchen. Mehr so wie du, so fuckin’ wonderful?“ Sein Finger bohrt sich in ihre Taille. Darüber lacht Lu und kann nicht mehr aufhören. Nick freut sich und sie lachen beide, bis Lu nicht mehr stehen kann, sie sich beide im Schnee kugeln, Tränen ihre Augen überfluten und es sie schüttelt, als würde sie weinen.
Das kauf ich nicht, in zweierlei Hinsicht: Nach Nicks Ansage und seinem Mütterchenvergleich, wäre Lu für mich eher nachdenklich, weil sie sich schon Gedanken macht, ob sie nicht zu alt für die Partys und das Getue mit Nick ist. Sie findets ja nicht fuckin’ wonderful. Und dann bohrt er einen Finger in ihre Seite und sie kugeln sich gleich lachend im Schnee? Das kann ich mir nicht vorstellen.


Ein Schneeball kracht an ihren Mantel und sie sieht Nick, wie er zum Gegenangriff startet. Sie sind zu dritt…
Da dachte ich, es wären drei gegen zwei (Lu und Nick).
Schon wird Lu erneut attackiert. Drei gegen eine und es kommt ihr gar nicht unfair vor.
Erneut? Eben hat doch Nick zum Gegenangriff (gegen die beiden Angreifer) angesetzt, um den an Lus Mantel krachenden Schneeball zu rächen.
Hm, vllt. ist da ne ganze Schlacht zwischen den Zeilen und ich nehme es zu genau. :schiel:

Ich konnte mich gut in Lus Leben und ihre Gefühlswelt reinfühlen.
Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Liebes Vulkangestein (wenn du lieber männlich angesprochen werden willst, gib mir bitte ein Zeichen),

-> Ein ganz interessanter Gedanke - und ich mag es, über sowas nachzudenken, daher ist Mehrdeutigkeit / Mehrgewichtigkeit auch im Text immer ein Gewinn (für mich).
Führt Zielgruppenorientierung zu mehr Eindeutigkeit? Ich könnte es mir ein Stück weit vorstellen, habe aber ehrlich gesagt keine Ahnung von bewusster Zielgruppenorientierung und würde daher die Erklärung bei deiner Erzählweise suchen:

Mir geht es ganz ähnlich wie dir, auch wenn ich dabei hin und wieder völlig neben seiner Intention liege. Kommt es heraus, fühle ich mich dann weniger gut. Aber für den Text spricht es doch, wenn er unterschiedlich aufgenommen und die Gewichtung pendeln kann. Das heißt ja dann auch, dass man eine Zielgruppe auch gar nicht festmachen muss. Zum anderen krieg ich auch gar nicht mit, wenn ein Leser, den Text nicht zu Ende liest - sofern er es mir nicht mitteilt :shy:.
Natürlich ist es mitunter besser, eine besondere Art der Leserschaft vor Augen zu haben, wenn ein konkretes Genre bedient wird, z.B. Kinder und Jugendliche. Obwohl es dann für mein Empfinden auch eher am Stil als am Inhalt liegt. Die liebsten Kinderbücher sind mir die, bei denen das Kind staunt und der Vorleser zumindest schmunzeln kann und wenn ein Autor ganz ausgefuchst, dann liest der Erwachsene darin tiefer, obwohl es oberflächlich fürs Kind auch funktioniert.

> "legen" finde ich hier sehr schön von dir gewählt. Als Leser habe ich mich nicht geführt, gezogen oder gedrückt gefühlt, sondern da lag im Text ein roter Faden und der schien mir manchmal deutlicher, manchmal undeutlicher.

Ich mag es, wenn man in einem kurzen Text - oder wie du in meinem Kommentar zu deinem, Worte auf eine Goldwaage legt. (das heißt in diesem Fall ja tatsächlich so;)). Weil die Gewichtung sehr schnell und leicht eine andere werden kann. Insofern könnte eine Zielgruppe schon bedeuten, die, die beim Lesen nicht immer das Gleichgewicht sucht, sondern auch Schwankungen hinnehmen kann, ohne schwindelig zu werden oder bedroht ist, abzustürzen.
Es klingt schön, wie du das formulierst. Es ist am Leser, den Faden deutlich oder vage wahrzunehmen.

Erzählerisch erkläre ich es mir damit, dass du in deinem Text kein großes Tamtam veranstaltet hast à la "Und in diesem Moment wusste unsere Heldin: sie hatte verkniesknaddelt!" sondern auf übergreifende Deutungen verzichtet und stattdessen die Szenen genau ausgestaltet hast.

Gut, dann erkläre ich es mir auch damit, denn darüber nachgedacht habe ich bisher nicht. Wunderbar erachte ich, dass du erkennst: hier wird nix verkniesknaddelt :lol: und ausgestaltet.

Schaue ich mir das Ende an, dann sitzen da "nur" zwei Personen, die ihre Nase in die Luft strecken, aber sie tun es "gemeinsam". Das hat für mich als Leser dadurch Bedeutung, dass es auch Szenen der Einsamkeit gab bzw. Einsamkeit anklang - und da muss das gar keine Erzählstimme betonen;

Ein wunderbarer Moment, wenn das aufgeht bei dir. Du weißt wie sehr mich das freut. Tendenz glücklich macht.

ich sehe (für mich) einen roten Faden und da würde ich mal behaupten: das ist dann doch sehr stark gemacht.

Du bist eindeutig meine Zielgruppe. ;)

Es war mir ein großes Vergnügen mit dir zu plaudern. Ich schätze sowohl deine Feinsicht und Aufmerksamkeit, als auch deine Art, dich mitzuteilen.

Ein schönes Wochenende und freundlicher Gruß, Kanji


Hej wegen,

schön, dass du hier bist und mir deine Eindrücke hinterlässt.

Das ist ein sehr schöner, starker Satz, auch im Satzaufbau, aber vor allem in seiner Aussagekraft.

Das tut gut. Du weißt, wie sehr man sich das wünscht. Am liebsten von jedem Satz im Text. Would be crazy.

Ist total bezeichnend, wie sich Lu durch die Verstrickungen in ihren eigenen Wunschträumen selbst am Weiterkommen hindert. Kann sie doch kaum den Männern die Schuld an ihrem festgefahrenen (Liebes-)Leben geben. Und ich möchte sie gern schütteln und damit wachrütteln, damit sie endlich IHR Ding durchzieht! Immerhin denkt sie an Veränderungen und listet sie.

Danke, dass du das so siehst. Es ist tatsächlich bezeichnend. Ich verrate dir jetzt mal ein Geheimnis. Diese Figur ist wie sie ist. Ich habe gar keinen Plan, sie an eine toughe Form einer Frau von heute anzupassen. Die darf so sein. So lange der Leidensdruck nicht zu hoch wird, aber guck mal, sie findet immer etwas Schönes in all dem Geraffel. Davon lebt sie.

Ich habe die Fülle an anderen Kommentaren nicht gelesen. Falls ich etwas wiederhole oder du es bereits erklärt hast, ignoriere meine Anmerkungen einfach.

Das fehlte noch. Ich ignoriere goar nix.

„Du hattest jetzt nicht vor, …“
„Nee, du. Quatsch. Was dabei alles passieren könnte …“
Ihr Gesicht rötet sich, aber sie lächelt.
„Kriegst es hin? Aufzustehen?“
Im Sitzen ist sie damit beschäftigt, den Mann anzusehen, ...

Ich dachte erst, sie wird von einer Frau am Werfen gehindert, weil das Ihr Gesicht rötet sich, aber sie lächelt. nach Lus wR in einer neuen Zeile steht, was mich vermuten ließ, dass es sich um den anderen Sprecher handelt.
Braucht es die Auslassungspunkte hinter könnte? Der Satz ist doch zu Ende, oder?


Oha. Guter Hinweis. Ich kümmere mich.

Lus Hände sind längst leer. Sie hat nicht bemerkt, wie er ihr die Gläser abnahm. Er hält jetzt ihren Ellbogen.
Hat Peer nicht in beiden Händen ein Glas?

Ach du, Peer ist ein Seemann. Der ist Kummer gewohnt und weiß sich zu helfen, kann improvisieren. Das scheinbare Gegenteil von Lu.

Peer ist The Flash . Lu lässt Peer auf dem Balkon stehen und ist auf dem direkten Weg zum Ausgang unterwegs. Dann steht Peer, wohl schon eine Weile, im Flur. Wurde sie durch das vorbei drängen, stehenbleiben, ausweichen, Begrüßungen erwidern und Wortspiele verstehen derart aufgehalten? Habe ich was überlesen?

Vom Blitz getroffen. :cool:
So ist Lu als Figur konzipiert. Sie traumwandelt bei jedem Schritt im Leben, den sie geht, denkt mehr als dass sie handelt. Möglicherweise gibt es aber auch mehrere Durchgangsräume zum Ausgang. Ist eine große Wohnung.

Hm. Sie hatte schon beschlossen irgendeine Jacke zu nehmen, sucht dann doch nach ihrem Mantel?

Weiß nicht mehr genau, wie ich das gedacht habe. Möglicherweise passiert das gleichzeitig.

Ich weiß nicht. Mit dieser Ansage schickst du den Leser wieder zurück in den Satz, um ihn nochmal „richtig“ betont zu lesen. Dabei funktioniert er mMn auch, wenn z.B. „pinkfarbende“ betont wird. SO hatte ich das gelesen.

Oha. Daran habe ich ja gar nicht gedacht. Aber du hast natürlich recht. Den Zusatz einfach streichen, oder?

Lu hat Listen geschrieben, auf denen sie vermerkt hat, worüber es sich nachzudenken lohnt und was sie tun kann, damit sie nicht so viel nachdenkt.

Plural? Na dann, auf geht´s!


Die landen dann wohl bei den anderen in einer Schublade.

Das kauf ich nicht, in zweierlei Hinsicht: Nach Nicks Ansage und seinem Mütterchenvergleich, wäre Lu für mich eher nachdenklich, weil sie sich schon Gedanken macht, ob sie nicht zu alt für die Partys und das Getue mit Nick ist. Sie findets ja nicht fuckin’ wonderful. Und dann bohrt er einen Finger in ihre Seite und sie kugeln sich gleich lachend im Schnee? Das kann ich mir nicht vorstellen.

Nicht so schön. Auch, dass ich die Figur erklären muss. Doch wenn es gelingt, Lu ganz zu verstehen oder sie so zu nehmen, wie sie die anderen Menschen um sich herum nimmt wie sie sich eben präsentieren, dann stimmt es schon wieder. Sie registriert sowohl den Negativvergleich, als auch die darin ungeschickt versteckte Liebeserklärung. Deswegen können sie beide darüber darüber lachen. Aber wenn man noch genauer liest, dann weint sie ja auch deswegen.

Ein Schneeball kracht an ihren Mantel und sie sieht Nick, wie er zum Gegenangriff startet. Sie sind zu dritt…
Da dachte ich, es wären drei gegen zwei (Lu und Nick).

Naja. Lu, Nick, Peer und der neue Anhängsel.

Erneut? Eben hat doch Nick zum Gegenangriff (gegen die beiden Angreifer) angesetzt, um den an Lus Mantel krachenden Schneeball zu rächen.
Hm, vllt. ist da ne ganze Schlacht zwischen den Zeilen und ich nehme es zu genau.

Nein, zu genau geht nicht. Ich freue mich ja, dass du genau liest. Da geh ich selbst noch mal in die Schneeballszene und überprüfe das Geschehen.

Ich konnte mich gut in Lus Leben und ihre Gefühlswelt reinfühlen.

Und das ist viel.

Herzlichen Dank und lieber Gruß, Kanji

 

Gude Kanji,

Liebes Vulkangestein (wenn du lieber männlich angesprochen werden willst, gib mir bitte ein Zeichen),
-> Ach du, ich finde es eigentlich ganz unterhaltsam, das so zu lesen ;)

Insofern könnte eine Zielgruppe schon bedeuten, die, die beim Lesen nicht immer das Gleichgewicht sucht, sondern auch Schwankungen hinnehmen kann, ohne schwindelig zu werden oder bedroht ist, abzustürzen.
-> Da würde ich dir auf jeden Fall zustimmen. Das bringt ganz gut auf den Punkt, dass Zielgruppen auch über Erzählweisen angepeilt werden.

Es war mir ein großes Vergnügen mit dir zu plaudern.
-> Das würde ich dann mal so zurückgeben :)


Liebe Grüße und dir einen schönen Start in die neue Woche,
Vulkangestein

 

Liebe Kanji,

jetzt ist dieser ganze Maskenball doch glatt an mir vorbeigegangen, und als ich auf deine Geschichte stieß, warst du längst enttarnt. Also mitraten kann ich jetzt ja nicht mehr, aber ich möchte trotzdem was zur Geschichte sagen:
Weil sie mir grundsätzlich gut gefallen hat, fange ich mal mit dem Gemäkel an: Auch mir war es manchmal zu verwirrend, wann und wer sich wo befindet, z.B. das - für mich - plötzliche Auftauchen von Peer in der Schneeballschlachtszene. Auch die Szene mit der Katze war mir ein wenig zu ausführlich, aber vielleicht brauchte es das, um Lus Verhältnis zum Vater zu skizzieren. Darum geht es für mich nämlich in erster Linie in deiner Geschichte, das schimmert durch jede Szene, und ich finde, das ist dir insgesamt wunderbar gelungen. Ich bin zwar selbst kein Scheidungskind, aber ich kann mir vorstellen, dass man sich dadurch Schuldgefühle einreden oder extrem wertlos fühlen kann. Entsorgt wie eine tote Katze, die mal so eben auf den Müll geschmissen wird. Auch fand ich schön, dass hier die Katze als Haustier gewählt wurde, ein unabhängiges Tier, das am liebsten seine eigenen Wege geht. Wie deine Lu. Das schwierig/leichte Verhältnis zu dem offenbar sehr viel jüngeren Nick bestätigt einerseits Lus Gefühl nicht gut - in dem Fall nicht mehr jung - genug zu sein, andererseits wird er ihr dadurch offenbar auch nicht wirklich gefährlich, denn eine sogenannte normale Beziehung scheint zwischen den beiden nicht möglich zu sein. Außerdem ist ein jüngerer Mann weiter weg von einer Vaterfigur. Im Gegenteil. Es wirkt ein bisschen, als nähme sie ihn nicht ganz ernst, will zwar bei dem Techtelmechtel mit einer anderen Frau nicht unbedingt zugucken, aber es schien ihr auch nicht allzuviel ausgemacht zu haben. Ich jedenfalls habe erst viel später begriffen, dass sie mit Nick was am laufen hat, zunächst dachte ich, er wäre nur irgendein Freund oder Kumpel.

barnhelm schrieb etwas von einer Traumwelt, in der Lu teilweise leben würde. Das habe ich beim ersten Lesedurchgang nicht so gesehen, komme aber bei meiner Analyse nicht umhin, dass sie sich ein Leben zurechtträumt, das nicht wirklich existiert. Zumal Peer sich letztendlich dann am Nordpol befindet, im wahrsten Sinne, also weit weg. Ich finde, du hast diese Erwartung - nämlich, dass Peer und Lu glücklich bis an ihr Lebensende leben - sehr schön gebrochen. Damit, dass Lu ihn mit einer anderen sieht, habe ich nicht gerechnet. Die Romantik findet also nicht dort statt, wo die beiden sich kriegen, sondern in der unerfüllten Sehnsucht in Lu. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch deine Vergleiche, wie z.B. die gewechselten Worte, die am Boden festfrieren. Mir ist deine Lu sehr sympathisch, und die Szene mit der Jacke gibt ihr nochmal zusätzlich sowas herrlich Schräges. Ich kann mich gut in sie hineinversetzen, in ihre Verlorenheit und das nicht wissen wohin mit sich. Auch die Mutter fand ich gut dargestellt. Durch ihre Art zeigst du noch deutlicher wie einsam Lu ist, die Mutter hat und wird wohl nie ein klärendes Gespräch über den Vater zulassen.
Insgesamt ist dir hier ein nachvollziehbares Psychogramm gelungen, liebe Kanji, das ich wirklich gerne gelesen habe.

Liebe verspätete Grüße von Chai

 

Ach, du liebe, gute, ferne, bunte Chai (hier darf ich Adjektive nutzen, bis uns übel wird;)),

weil ich in keiner sooo berauschenden Verfassung bin, ignoriere ich mal dein Gemäkel und bade mich in deiner Art, diesen Text zu lesen, die Protagonistin zu verstehen und sogar zu mögen. Moment, das dauert eine Weile ...

Schon wie du den Bezug Mutter/Vater/Tochter/Katze/Nick/Peer checkst, ist wirklich aufbauend. Du weißt selbst, wie viel man herumdenkt während der Textarbeit, frei nach dem Motto: how to show and don’t tell too much. Und dass dus am Ende dann auch noch als nachvollziehbares Psychogramm verstehst ... come on, was kann ich mehr verlangen ... war alle Mühe wert.
Weißt du und dann erkennst du auch noch den Bruch. Natürlich haben Scheidungskinder einen Vaterkomplex, der sich darin äußert, ältere Partner zu bevorzugen ... nö. Manche meiden die dann wie die Pest und fühlen sich sicherer mit sehr viel Jüngeren. Alles kann sein. Sie hat viel zu viel mit sich zu tun, dennoch ist ihre Sehnsucht nach Partnern, Verständnis und Intimität ungebrochen, nur unklar, wen es trifft. Lu lebt in einer Traumwelt, True story. Und dass Peer jetzt nicht der Retter sein kann, war doch auch klar, oder? Ein bißchen schade, und das sag ich jetzt einfach mal unumwunden, weil es spät ist und Samstagabend und die Geschichte eh ausläuft und vor allem, weil ich mich dir so zugetan fühle :shy:, also ich finde es schade, dass es mir ganz offenbar nicht gut gelungen ist, auch Peer als Antagonisten als Suchenden und Sehnsüchtigen zu zeigen. klar, ich wollte ich schemenhaft lassen, aber ich gab ihm wechselnde Begleiter (Frauen und Männer), ließ ihn geheimnisvoll wirken (wollte ich zumindest) und kommen und gehen ohne Ankündigung , wie der Wind. Aber gut. Mein Fehler.

Die Romantik findet also nicht dort statt, wo die beiden sich kriegen, sondern in der unerfüllten Sehnsucht in Lu.

Dafür würd ich dich in real life jetzt küssen :kuss:

Ich kann mich gut in sie hineinversetzen, in ihre Verlorenheit und das nicht wissen wohin mit sich.

Noch einen dafür.

Auch die Mutter fand ich gut dargestellt. Durch ihre Art zeigst du noch deutlicher wie einsam Lu ist, die Mutter hat und wird wohl nie ein klärendes Gespräch über den Vater zulassen.

Jajaja. Ganz ge-nau!

Liebe chai, du bist eine ausgezeichnete Leserin für diesen Text. Und weil ich jetzt schon schrumpelig geworden bin vom langen Bad in deinem Verständnis, gebe ich unumwunden zu, dass ich lernen muss, chronologisch besser zu arbeiten. Ich kann doch nicht immerzu den Leser genauso verwirren wie meine Protagonisten es sind und auch noch damit argumentieren.

Ich wünsche dir einen schönen Tag, denn der ist ja wohl gerade angebrochen bei dir :hmm: und bedanke mich in aller Form für deine zeit, dein Verständnis und die netten Worte, Kanji

 

Liebe Kanji,

ich hab deine Geschichte immer so ein bisschen verfolgt, aber jetzt nicht mehr alle Kommentare gelesen, deswegen lass ich jetzt einfach hier was ich mir denke beim Lesen.

Wenn ich den ersten Absatz so lese, mit meiner Geschichte im Kopf, da verstehe ich, warum es den meisten bei mir zu schnell voran geht. Denn hier plätschert es ja ganz gemächlich. Also eigentlich passiert ja nichts, außer dass sie denkt und trinkt. Liest sich sehr entspannt, aber ich frage mich schon warum sie mir von ihrer Katze erzählt.

„Nee, du. Quatsch. Was dabei alles passieren könnte …“
:D

Erst gestern hielt Lu den der Frau, die sich nicht entschließen konnte, die Fahrbahn zu überqueren.
Also die gute Lu plappert mir etwas zu viel.

Sie wendet sich ab und geht mühsam den Weg zum Ausgang.
Sie geht ja rein, ist es da nicht der Eingang?

Am Ende vergessen immer beide, worüber sie reden wollten.
Kein Wunder, wenn man immer vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. :D

Bevor sich ihr Hals zuschnürt, legt Lu den fremden Schal darum.
Die Szene finde ich echt gut. Wie sie Nick mit der anderen beobachtet, wie sie nicht wegsehen kann und doch fliehen will und vor lauter Panik ihre Jacke nicht findet.

Es ist der Ton, der sie daran erinnert, dass es jemanden geben könnte, dem sie nicht gleichgültig wäre.
Das ist aber etwas schnulzig.

Dabei betont sie die Zeitangaben.
Das finde ich einen merkwürdigen Zusatz.

„Ich hab deinen Mantel an die Garderobe gehängt.“
Stalker?!

Ein Typ kam mit seiner Mutter. Die war echt cool und hat für uns alle gekocht, aber war trotzdem kein Mütterchen. Mehr so wie du, so fuckin’ wonderful?
Genau, das will man von seinem Liebhaber hören.
Warum genau ist sie mit ihm zusammen?

Sehr merkwürdige Beziehung haben die beiden. So ganz verstanden habe ich es nicht. Eigentlich will Lu das gar nicht mehr, oder sie will es ganz? Peer findet sie interessant, aber sie spricht trotzdem nicht mit ihm?

Ich habe das Gefühl, da passiert ganz viel im Untergrund, sehr subtil und ich Trampel verpass alles. Das ist so ein Text der macht mich ganz kribbelig. Da will ich Lu schütteln und ihr nen Tritt in den Hintern geben damit da mal was voran geht. Aber das ist wohl genau das, was du erreichen wolltest.

Schön geschrieben, mit einer Ruhe von der ich mir eine Scheibe abschneiden kann.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hej Nichtgeburtstagskind,

richtig nett, dass du mir deinen Eindruck mitteilst. Und dabei schadet es gar nicht, nicht zu wissen, welchen die anderen Wortkrieger haben. Wenn ich bei einer Geschichte nicht von Anfang am Start bin, lese ich auch keine Kommentare (oder nur die meiner Lieblinge :sealed:).
Letztendlich bringen mich viele unterschiedliche Lesehinweise von unterschiedlichen Lesern gut voran.

Du bist wohl eher eine von denen, die gerne genau das ausgedrückt haben wollen, was ist, nicht, was man erspüren, sich denken oder erfinden könnte. Well, des kanni net so gut. Ich Schreibe wohl, wie ich male und koche: mehrschichtig. Kleide mich auch so, fällt mir gerade ein. :shy:
Was ich damit bloß sagen will, einen Action-Roman lese ich weder gerne, noch würde ich ihn schreiben wollen.

Liest sich sehr entspannt, aber ich frage mich schon warum sie mir von ihrer Katze erzählt.

So ein Beispiel. Wenn sie nicht abgestürzt und weggeworfen worden wäre, hättste dich vermutlich noch mehr gelangweilt. :D Ich will dir nicht meine Intention aufdrängen, wenn das eben nicht dein Ding ist, dann pick dir raus, was beliebt und wir belassen es bei einer verkorksten Beziehung, die dich zumindest etwas ärgert und aufregt. :lol: Damit kann ich gut leben.

Also die gute Lu plappert mir etwas zu viel.

Genaugenommen, redet sie recht wenig, sie denkt mehr.

Sie wendet sich ab und geht mühsam den Weg zum Ausgang.

Sie geht ja rein, ist es da nicht der Eingang?


Na, der Weg vom Balkon rein in die Wohnung ist nicht mühsam, der zum Ausgang der Wohnung schon. Ich werd das aber eher nicht aufdröseln. Käme mir pedantisch vor.

Kein Wunder, wenn man immer vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt.

Ein gutes Beispiel dafür, dass wir die beiden unterschiedlich wahrnehmen. Es geht eher darum, dass Muttern nicht über den Vater und alles, was mit dem zusammenhängt, reden will. Aber Plapperei geht auch voll durch. ;)

Die Szene finde ich echt gut. Wie sie Nick mit der anderen beobachtet, wie sie nicht wegsehen kann und doch fliehen will und vor lauter Panik ihre Jacke nicht findet.

Schön, wenn die Szene klappt.

Das ist aber etwas schnulzig.

Yesss! Love Schnulz in kleinen Dosen.

Dabei betont sie die Zeitangaben.
Das finde ich einen merkwürdigen Zusatz.

Das ist wohl wahr. Bei der kommenden Bearbeitung, fliegt der. (Hab immer noch nicht herausgefunden, wie lange so ein Text abhängen muss, damit man ihn genießen kann :hmm: - na, manche wohl nie)

Stalker?!

In-te-rässee, Mädel.

Genau, das will man von seinem Liebhaber hören.
Warum genau ist sie mit ihm zusammen?

Sie hört aber auch das ungeschickte Kompliment. Herrje, der is eben jung. Und wenn man das eben immer so wüsste, warum wer mit wem ...

Ich habe das Gefühl, da passiert ganz viel im Untergrund, sehr subtil und ich Trampel verpass alles. Das ist so ein Text der macht mich ganz kribbelig. Da will ich Lu schütteln und ihr nen Tritt in den Hintern geben damit da mal was voran geht. Aber das ist wohl genau das, was du erreichen wolltest.

JA, du das ist eine ganz hundsgeheime Untergrundbande ;). Aber wenns nicht bei dir funzt, ist das wohl so, sei nicht so hart mit dir. Ich komm auch nicht in jede Geschichte rein und dir jetzt speziell, rechne ich ich an, dass du sie überhaupt gelesen und auch noch kommentiert hast. Nur lesen, hätte mich schon wahnsinnig gefreut, denn dafür sind sie ja da.

Schön geschrieben, mit einer Ruhe von der ich mir eine Scheibe abschneiden kann.

Danke, liebes Nichtgeburtstagskind und nimm ein scharfes Messer, bittsehr.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

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