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Zwischen den Jahren

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02.11.2001
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Zwischen den Jahren

Schneeflocken tanzen vor meiner Windschutzscheibe, setzen sich auf das Glas und werden vom Scheibenwischer weggefegt, bevor sie schmelzen können. Das Rot der Ampel bricht sich in den Schlieren und im Radio läuft „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea. Wie passend, denke ich und fahre weiter, als es grün wird. Hinaus in die Dunkelheit, so kommt es mir vor, als ich die Grenzen der Stadt verlasse. Nur noch Fahrgeräusche, das Pfeifen des Fahrtwindes, die im Scheinwerferlicht auf mich zu fliegenden Schneeflocken und eine Playlist mit schnulzigen Weihnachtsliedern.

Die Stadt liegt endlich hinter mir, zumindest für die nächste Woche. Ich merke wie ein Gewicht von meinen Schultern fällt, richte mich im Fahrersitz meines alten Golfs etwas auf und passe den Rückspiegel an. Aus den Lautsprechern tönt jetzt „Let it Snow“ von Frank Sinatra und das Wetter scheint zu mitzutanzen. Immer mehr Schneeflocken stürmen mit dem zunehmenden Fahrtwind gegen meine Windschutzscheibe, auf der schmalen Landstraße kräuseln sich Schneeverwehungen im Wind.

Die letzte Dezemberwoche, die Zeit „zwischen den Jahren“, ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert scheinen. Es ist seit jeher die einzige Woche im Jahr, in der ich keinen Wochentag vom anderen unterscheiden kann.

Das vergangene Jahr kann hektisch gewesen sein, das neue sich schon als genauso arbeitsreich ankündigen - in der Woche „zwischen den Jahren“ spielt das alles keine Rolle. Alle Kollegen und Kunden sind im Urlaub, es ist die einzige Zeit, in der man ohne schlechtes Gewissen gedanklich komplett abschalten kann.

Die Dörfer werden kleiner. Die Lichter der großen Stadt verschwinden im Rückspiegel am Horizont. Der Sender spielt jetzt „Santa Claus is Coming to Town“ von Bruce Springsteen. Die Landstraße führt durch eine kleine Ansammlung von Häusern. In den Gärten sind die Büsche aufwendig mit verschieden farbigen Lichterketten geschmückt, bei zwei Häuser sind sogar die Dächer mit roten, gelben und grünen Lichterketten bedeckt. Vor einem niedlichen Holzhaus wurde aus einem Drahtgestellt und Lichterketten sogar ein „Santa Claus“-Schlitten aufgebaut. Ein weihnachtliches Wettrüsten in solch ein kleinem Ort. Sogar hier muss alles größer, besser und glitzernder sein.

Meine Gedanken schweifen ab, plötzlich kommt der Streß der letzten Wochen wieder über mich. Projekte, die unbedingt fertig gestellt werden mussten, ein Chef, der selbst anscheinend keinen Wert in dieser besinnlichen Jahreszeit sieht und am liebsten durcharbeiten lassen würde. Kunden, die ungeduldig wurden, weil sie rechtzeitig in die Weihnachtsferien entschwinden wollten. Es fühlt sich so an, als hätten mir in den letzten Wochen alle ihren Frust direkt ins Gesicht gekippt.

Mittlerweile drückt der Wind die Schneeflocken mit aller Wucht gegen die Windschutzscheibe, obwohl ich keinen Deut schneller fahre. Ella Fitzgerald singt „Baby it’s Cold Outside“ und ich überlege, ob die schneeverwehte Landstrasse vereist sein könnte. Mit meinem alten Golf wäre das kein Vergnügen.

Ankommen, denke ich, einfach nur ankommen. Dann ist die Welt wieder in Ordnung. Im schwarzen Loch einmummeln und erst im neuen Jahr wieder auftauchen. Gestärkt und erholt durch die Zeitlosigkeit „zwischen den Jahren“.

Mein Ziel ist nicht mehr weit, sehe ich auf einem Schild. Ein Ort dieser Größe wird erst in den benachbarten Ortschaften ausgeschildert. Da wo ich hin will, gibt es nur 12 Häuser. Seit 30 Jahren hat sich daran nichts geändert. Ein paar alte Bauernhäuser sind von Stadtflüchtigen gekauft und modernisiert worden, in den restlichen leben noch dieselben Familien, die bereits die letzten hundert Jahre ihre Gehöfte an die jeweils nachfolgenden Generationen weitergereicht haben. Hier steht sogar außerhalb der Woche „zwischen den Jahren“ die Zeit still.

Nur ich, ich wollte nicht stillstehen und mit dem Dorf langsam altern. Ich musste unbedingt in die große Stadt, konnte dem Zauber der Hektik nicht widerstehen. Und als ich abgeklärt genug war, hinter der faszinierenden Fassade von Eitelkeiten die unsägliche Leere zu entdecken, die man trotz all der Menschenmengen in einer großen Stadt empfinden kann, war es schon zu spät. Da hatte ich einen Beruf angenommen, den man nur in der großen Stadt ausüben kann. Seitdem schaffe ich es nur noch wenige Male im Jahr zurück in die Heimat.

Die letzte Kurve vor meinem Heimatort, der Wind lehnt sich noch mal mit aller Kraft gegen meine Windschutzscheibe, wie ein letzter Versuch, mich aufzuhalten. Es gelingt ihm nicht, mein treuer Golf schnurrt die lange Kurve entlang, bis wir das Ortsschild passieren. Am Ortseingang stehen rechts und links der schmalen Landstraße zwei riesige Eichen, deren Äste sich im Wind biegen. Es sieht aus, als wären die Eichen in einem Ringkampf mit den Schneewehen.

Im Radio läuft mittlerweile „Winter Wonderland“ von Louis Armstrong. Ich lasse mich von der Stimmung des Liedes einfangen, bremse ab und fahre mit gemütlichen 30km/h in den Ort hinein.

Nachdem ich die beiden Eichen am Ortseingang passiert habe, bricht der Wind ab, als hätte man ihn einfach ausgeknipst. Im Ort ist es windstill. Rechts von der Straße sehe ich den ersten Bauernhof des Ortes, die Fläche zwischen Haus und Scheune ist schneeweiss. Die Tannen rechts und links der Hauptstraße tragen ein dickes, weißes Gewand. Der Schnee rieselt in großen Flocken herab und legt sich wie eine Schutzdecke über den gesamten Ort.

Kurz vor dem Ortsausgang liegt der Bauernhof meiner Eltern. Ich biege in die von weißen Tannen gesäumte Einfahrt und fahre auf knirschendem Schnee auf den Hof vor dem Haus, das Licht der Scheinwerfer verfängt sich in den langsam herabfallenden Schneeflocken. Als das Geräusch des Motors und der Scheibenwischer verstummt ist, merke ich wie ruhig die Welt hier draußen ist. Es ist fast so, als könne man jede einzelne Flocke auf das Glas der Windschutzscheibe fallen hören.

Meine Eltern scheinen gemerkt zu haben, dass ich komme. Die Haustür öffnet sich und wirft einen Lichtkegel auf den Hof, der sich wie ein Teppich über den Schnee legt, um mich zu empfangen.

Ich bin angekommen, endlich wieder zuhause, kann mich ins schwarze Loch „zwischen den Jahren“ zurückziehen und tief durchatmen, bevor ich in wenigen Tagen wieder zurück in die große Stadt muss.

 

Hallo philipp,

das Timing für deine Geschichte stimmt schon mal. :thumbsup:

die Zeit „zwischen den Jahren“, ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert scheinen. Es ist seit jeher die einzige Woche im Jahr, in der ich keinen Wochentag vom anderen unterscheiden kann.
Das vergangene Jahr kann hektisch gewesen sein, das neue sich schon als genauso arbeitsreich ankündigen - in der Woche „zwischen den Jahren“ spielt das alles keine Rolle. Alle Kollegen und Kunden sind im Urlaub, es ist die einzige Zeit, in der man ohne schlechtes Gewissen gedanklich komplett abschalten kann.

Für mich hast du diese einzigartige Atmosphäre sehr treffend beschrieben, ich kann mich darin wiederfinden. Die aktuelle 24/7-Mentalität im Arbeitsleben scheint da auf. Maximale Flexibilität und ständige Erreichbarkeit auf allen Kanälen - Mobiltelefon, E-Mail, Skype - wird von Arbeitnehmern gefordert. Möglichst auch abends, am Wochenende, im Sommerurlaub. Die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen bis zur Unkenntlichkeit und alle machen mit. Tun so, als ob sie das aushalten.

Ankommen, denke ich, einfach nur ankommen. Dann ist die Welt wieder in Ordnung. Im schwarzen Loch einmummeln und erst im neuen Jahr wieder auftauchen. Gestärkt und erholt durch die Zeitlosigkeit „zwischen den Jahren“.

Zwischen Weihnachten und Neujahr kehrt dann Stille ein. Tief durchatmen. Wie unendlich schön das ist.

Aber, jetzt kommt mein Kritikpunkt: Bei der Beschreibung der Fahrt und der Weihnachtsschnulzen sehe ich einiges an Kürzungspotential. Das schrammt so arg an der Banalität, das ist mir zu alltäglich, um es in dieser epischen Breite auszuführen.

Bei den Musiktiteln würde ich überlegen, ob du wirklich den Künstler nennen muss. Ich meine, ‚Driving Home for Christmas‘ - falls jemand nicht wissen sollte, dass das von Chris Rea ist, ist das auch egal. Das wirkt mir zu brav und aufgeräumt, immer Titel und Künstler aufzuzählen.

Soweit mein kleiner Leseeindruck.

Schöne Festtage! :xmas:
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej philipp,

warum auch nicht eine kleine Fahrt 'driving home for christmas'. Einfach mal so, weil eben Weihnachten ist und das Herz so weit.

Deine verschneite Fahrt in einem alten (kalten?) Auto, begleitet von (zum Teil entsetzlichen) Weihnachtssongs aus der Playlist, also freiwillig, ist schaukelig schön. Vorbei an den nassen Lichtern der Stadt, an beleuchteten Vorstadthäusern, mit den Gedanken halb noch auf der Arbeit und in Vorfreude auf das Vertraute.

Immer wieder erwischt es jemanden, der in dieser Zeit sentimental wird, oder sind es viele, oder alle? Man weiß es nicht so genau. Daheim, das wo man als Kind heiße Wangen hatte in Erwartung auf das Fest und allem dazu, so will der Fahrer sich fühlen: geborgen und angenommen.

Das transportiert dein Text für mich und das mag ich gerne.

Frohe Weihnachten, phil, Kanji

 

Hallo Anne49 und Kanji

vielen Dank für eure Kommentare!

ja, das Timing war ausschlaggebend, ich wollte das Gefühl beschreiben, das ich seit Jahren zu Weihnachten habe. Das scheint ja einigermaßen funktioniert zu haben.
Anne49 mag sein, dass die Fahrt zu lang und breit ausgefallen ist. Nur gibt es wenige Stellen, auf die ich verzichten könnte. Frage: welche Teile sind aus deiner Sicht überflüssig oder zu lang?

Den Einwand bzgl. der Nennung der Künstler kann ich nachvollziehen, das braucht es vielleicht wirklich nicht. Außerdem spielt es keine Rolle ob eine Leserin/Leser genau die "Winter Wonderland" Version von Louis Armstrong kennt, oder eine andere...

LG Philipp

 

Hallo Philipp,

Hm, also ich muss sagen, dass mich deine Geschichte nicht erreicht. Das ist mir eine Spur zu plakativ. Im Prinzip kann das auch ein etwas ausgeschmückterer Tagebucheintrag sein.
Da werden auf einer Autofahrt Belanglosigkeiten aneinandergereiht bis der Protagonist genau dort ankommt, wo er ankommen wollte. Alles ist so, wie erwartet.
Ich vermisse im Prinzip alles, was eine gute Geschichte ausmacht. Wo ist der Konflikt? Wo ist der Spannungsbogen? Ein Bruch, etwas Unerwartetes?
Die Geschichte ist genauso wie die Auswahl des Radiosenders: beliebig. Immerhin, das ist konsequent, genauso wie dein Protagonist: Eine austauschbare Schablone von der ich nichts erfahre, kein Bild vor Augen habe.
Das klingt jetzt hart, ich weiß. Aber klopf mal deinen Text auf die von mir angesprochenen Punkte ab.

Ich wünsch dir zumindest wundervolle Weihnachten
Und einen prächtigen Start ins Neue Jahr.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hi philipp,

au weia, Rückfrage ... :shy: Nur mal exemplarisch an den ersten beiden Absätzen:

Schneeflocken tanzen vor meiner Windschutzscheibe, setzen sich auf das Glas und werden vom Scheibenwischer weggefegt, bevor sie schmelzen können. Das Rot der Ampel bricht sich in den Schlieren und im Radio läuft „Driving Home for Christmas“. von Chris Rea. Wie passend, denke ich und fahre weiter, als es grün wird. Hinaus in die Dunkelheit, so kommt es mir vor, als ich die Grenzen der Stadt verlasse. Nur noch Fahrgeräusche, das Pfeifen des Fahrtwindes, die im Scheinwerferlicht auf mich zu fliegenden Schneeflocken und eine Playlist mit schnulzigen Weihnachtsliedern.

Ich will schwer hoffen, dass er nicht über die rote Ampel fährt. :D Dass er die Stadt verlässt, kommt zu Beginn des zweiten Absatzes noch einmal, das brauchst du hier nicht.

Die Stadt liegt endlich hinter mir , zumindest für die nächste Woche. Ich merke wie ein Gewicht von meinen Schultern fällt, richte mich im Fahrersitz meines alten Golfs etwas auf und passe den Rückspiegel an. Aus den Lautsprechern tönt jetzt „Let it Snow“ von Frank Sinatra und das Wetter scheint zu mitzutanzen. Immer mehr Schneeflocken stürmen mit dem zunehmenden Fahrtwind gegen meine Windschutzscheibe, auf der schmalen Landstraße kräuseln sich Schneeverwehungen im Wind.

Dass es um die eine Woche zwischen den Jahren geht, wird zu Beginn des dritten Absatzes klar, ist also redundant. Der Rückspiegel ist ein banales Detail, ist zumindest fragwürdig, ob es das hier braucht.

So könntest du den Rest deines Textes kritisch auf inhaltliche Wiederholungen checken und auf Banalitäten, wie dieses bei Grün weiterfahren.
Das ist nur mein bescheidener Vorschlag. Ist dein Text.

LG
Anne

 

Hi Anne49

danke für das Raussuchen der Beispiele und sorry, ich wollte dich gar nicht in Bedrängnis bringen!


Hi weltenläufer
Danke für das ehrliche, harte Feedback.
Es stimmt natürlich, und das war mir auch klar, dass dieser Text nicht die typischen Eckdaten einer Geschichte berücksichtigt. Nichtsdestotrotz dachte ich, dass sich vielleicht einige Leute über solch eine Geschichte freuen, die eher ein Gefühl transportiert, als einen Plot. Aber anhand der geringen Reaktionen vermute ich, dass das Experiment nicht gefruchtet hat.
Wie gesagt, auch solch hartes Feedback freut mich, denn wenn ich nur Zustimmung haben wollte, müsste ich einfach alles meiner Mutter zum Lesen geben ;)

LG Philipp

 

Schneeflocken tanzen …
What the hell!

Hey Philipp, der Text ist als persönliche Reflexion bzw. Tagebucheintrag (wie Weltenläufer schreibt) okay, aber als Kurzgeschichte? Nein, wirklich nicht. Das liegt nicht daran, dass Du nicht schreiben könntest, sondern daran, dass Du Dir zu wenig Gedanken über die Funktion einer Kurzgeschichte gemacht hast.

Will das jemand lesen? Sicher. Es ist praktisch unmöglich, etwas zu schreiben, das nicht irgendjemand gern lesen würde. In Deinem Fall die sentimentale Beschreibung einer winterlichen Autofahrt. Ich will nicht sagen, es wäre keine KG, aber ich möchte Dir schreiben, was diesen Text zu einer besseren KG machen würde.

1) Finde in Handlung und Charakteren einen Kontrapunkt, eine Gegenstimme zur Grundmelodie. Ansonsten ist zuviel Gleichklang langweilig, außer für Leser, die meditieren wollen.

2) Vermeide abgegriffene und/ oder kitschige Wendungen (tanzende Schneeflocken, Gewicht, das von meinen Schultern fällt, niedliche Holzhäuser, Tannen, die weiße Gewänder tragen)

3) Vermeide stereotype philosophische oder pseudo-philosophische Figuren (die unsägliche Leere hinter der Fassade von Eitelkeiten, das schwarze Loch als Symbol für … egal für was)

4) Vermeide die gereihte Nennung von Songs der Popkultur, um dadurch innere Vörgänge sichtbar zu machen. Das Verweisen auf Chiffren der Popkultur ist … naja, es ist einfach so, als hättest Du keine eigenen Worte, keine eigene Sprache und musst Dich deshalb bei Chris Rea oder Bruce Springsteen bedienen

5) Vermeide grundsätzlich in einer Kurzgeschichte nur ein Gefühl vermitteln zu wollen, insbesondere wenn es Melancholie ist. Das steht einem Bassisten gut an, in der Literatur ist es nicht gut und endet meist im Kitsch.

Wünsche Dir einen schönen Jahresausklang.

Gruß Achillus

 

philipp schrieb:
Aber anhand der geringen Reaktionen vermute ich, dass das Experiment nicht gefruchtet hat.

Schätze, das hat eher was damit zu tun, dass Du bisher nix zu den Texten der anderen gesagt hast. Jeder ist hier wegen Feedback, und nur Nehmen ist halt ... Sind zu viele hier unterwegs, die nur am Buffett speisen, aber nix mitbringen ;). Kann man machen, darf sich dann aber auch nicht wundern, wenn keiner mehr den Tisch deckt.

 

Hallo philipp,

ich muss sagen, als "Gedankenspiel" finde ich das gar nicht so verkehrt, was du da gemacht hast. Klar, es ist keine wirkliche Geschichte, es ist eher eine Art Stimmung, die du einfängst, aber das stört mich nicht. Was ich interessant gefunden hätte, wäre, die Sache mit den Songs im Radio noch zu intensivieren. Im Moment zählst du sie einfach nur auf. Du könntest mit jedem Song aber etwas mit deinem Protagonisten verbinden. Eine Erinnerung, eine Geschichte, irgendetwas, um wirklich etwas über den Fahrer/die Fahrerin zu erzählen.

Gefallen hat mir vor allem das hier:

Die letzte Dezemberwoche, die Zeit „zwischen den Jahren“, ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert scheinen. Es ist seit jeher die einzige Woche im Jahr, in der ich keinen Wochentag vom anderen unterscheiden kann.
Das hast du ganz treffend beschrieben, finde ich. Für deinen Protagonisten birgt diese Zeitlosigkeit Geborgenheit, das Verkriechen bei der Familie. Für jeden sind die Feiertage ein wenig anders, glaube ich, jeder hat da ganz eigene Gefühle, manche sind positiv, andere eher negativ. Aber dieses Zeitlose, diese Woche, in der sich die Jahre annähern, das ist wirklich eine komische Phase.

Also, ich finde, wenn du dich noch mehr darauf konzentrierst, was du hier erzählen willst, sei es nun über deinen Protagonisten oder seine Familie oder was auch immer, dann ließe sich mit dieser Grundstimmung gut arbeiten.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo philipp,

dass auch mich dein Text nicht so richtig erreicht, liegt weniger an deiner Art zu schreiben als mehr daran, dass ich diese Sorte von Heimfahrten nicht mache bzw. nicht mit diesen Gefühlen verbinde. Dafür ist mein normales Leben nicht schlimm genug und mein Kindheitszuhause nicht toll genug; das Gefälle ist einfach nicht da. Mit dem Chris-Rea-Song konnte ich auch nie viel anfangen. ;)

Geschrieben ist das schon ganz ordentlich, sicher keine große Literatur, aber auch nichts, was ich verreißen müsste. Dass es keine ausgeprägte Handlung hat - geschenkt. Dass es einige Klischees mitnimmt und die Heimat zur heilen Welt stilisiert - dafür ist es halt ein Weihnachtstext.

Reparabel im Rahmen des Vorhandenen scheinen mir ein paar stilistische Schieflagen. Beispielsweise sind mir ein paar Wiederholungen aufgefallen, die ich an deiner Stelle lieber vermeiden würde: Die Phrase "zwischen den Jahren" in solch einem kurzen Text gleich fünfmal zu verwenden (Titel nicht mitgezählt), finde ich auch dann übertrieben, wenn es halt der rote Faden sein soll. Dreimal "schwarzes Loch" ist ebenfalls zu viel, auch den Golf musst du nicht dreimal beim Namen nennen. Das kannst du doch sicher variieren.

Auch die Bilder, die du benutzt, sollten variabler sein. Immer wieder Schnee, Scheinwerfer, Wind und die Windschutzscheibe.

Unterstützen möchte ich RinaWus Idee, die Verwendung der Songs auszubauen. Gib uns doch neben den Titeln auch ein paar Textzeilen, die deinen Erzähler besonders ansprechen und vielleicht einen Bezug zu seinem Leben oder seiner aktuellen Situation aufbauen. Welche Erinnerungen ruft ein Rhythmus, ein Musikinstrument bei ihm wach? Der erste Walzer mit seiner ersten Freundin, damals im Heimatort? Das Klavier, das sein längst verstorbener und schmerzlich vermisster Opa immer zu Weihnachten entstaubt hat, auch wenn er nicht annähernd so virtuos spielen konnte wie Roy Bittan aus Springsteens E Street Band?

Ein paar weitere Schneeflocken, die beim Durchfahren deiner Geschichte auf meiner Scheibe hängengeblieben sind:

im Radio läuft „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea. Wie passend, denke ich und fahre weiter, als es grün wird.
Mein Sohn würde sagen: Danke, Captain Obvious! :lol: Nee, dass dieser Song zur Handlung passt, brauchst du uns wirklich nicht extra zu sagen.

eine Playlist mit schnulzigen Weihnachtsliedern.
Hier lesen meine Augen immer "mit schmutzigen Weihnachtsliedern". Das wäre wohl für eine ganz andere Geschichte ... ;)

Die Stadt liegt endlich hinter mir, zumindest für die nächste Woche. Ich merke wie ein Gewicht von meinen Schultern fällt, richte mich im Fahrersitz meines alten Golfs etwas auf und passe den Rückspiegel an.
Hier könntest du z.B. das von Achillus angemerkte "Gewicht von den Schultern" ersatzlos streichen. Wie wäre es so:
Die Stadt liegt endlich hinter mir. Ich richte mich im Fahrersitz meines alten Golfs etwas auf und passe den Rückspiegel an.
Er kann sich aufrichten, weil die Last von seinen Schultern gefallen ist - dafür brauchst du das Gewicht gar nicht zu erwähnen. Stattdessen benutzt du die abgegriffene Metapher, ohne sie erwähnen zu müssen, weil sie eh jeder im Kopf hat.

das Wetter scheint zu mitzutanzen

ist für mich immer schon wie [ein] schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert scheinen. Es ist seit jeher die einzige Woche im Jahr, in der ich keinen Wochentag vom anderen unterscheiden kann.
Den letzteren Satz finde ich gut. Genau diese Beobachtung habe ich auch gerade wieder gemacht, die Woche fing mit drei Sonntagen an und alles war aus dem Takt. Im positiven Sinne.

Im Satz davor kann ich das "seit Jahren" nicht einordnen. Heißt das, die fragliche Woche kommt ihm vor, als ob sie Jahre dauert? Aber die Zeit scheint doch "unbeweglich und unverändert", dann finde ich es unpassend, das gleichzeitig doch quantifizieren zu wollen. Oder meint er, dass es ihm schon seit Jahren jedes Mal wieder so vorkommt, als ob in dieser Woche ... (etc.). Auch dann würde ich das nicht auf die letzten paar Jahre einschränken wollen, denn war das nicht im Grunde schon immer so?

In den Gärten sind die Büsche aufwendig mit verschieden farbigen [verschiedenfarbigen] Lichterketten geschmückt, bei zwei Häuser[n] sind sogar die Dächer mit roten, gelben und grünen Lichterketten bedeckt. Vor einem niedlichen Holzhaus wurde aus einem Drahtgestellt [Drahtgestell] und Lichterketten sogar ein „Santa Claus“-Schlitten aufgebaut.
"Lichterketten" wird dreimal wiederholt.

plötzlich kommt der Streß [Stress] der letzten Wochen wieder über mich
ich überlege, ob die schneeverwehte Landstrasse [Landstraße] vereist sein könnte
Mit meinem alten Golf wäre das kein Vergnügen.
Warum nicht? Hier würde ich konkreter werden, z.B.: "Ohne ABS wäre das kein Vergnügen."

Ich musste unbedingt in die große Stadt, konnte dem Zauber der Hektik nicht widerstehen.
"Hektik" ist für mich ein negatives Wort, Hektik hat keinen Zauber. Zauber der Großstadt, Zauber der Lichter, Zauber der Weltwirtschaft, was weiß ich.

die Fläche zwischen Haus und Scheune ist schneeweiss [schneeweiß]
Am Ortseingang stehen rechts und links der schmalen Landstraße zwei riesige Eichen, deren Äste sich im Wind biegen. (...) Die Tannen rechts und links der Hauptstraße tragen ein dickes, weißes Gewand.
Besser variieren.

Ich hoffe, das hilft dir was.

Grüße vom Holg ...

 

Moin Philipp,

ich versuche gerade so viel, wie irgend schaffbar, Challenge-Beiträge zu lesen und wenn es geht zu kommentieren. Da ich absolute Anfängerin bin, bleibt es meist bei einem Leseeindruck, aber davon hat man als Autor ja vielleicht auch etwas.

Schneeflocken tanzen vor meiner Windschutzscheibe, setzen sich auf das Glas und werden vom Scheibenwischer weggefegt, bevor sie schmelzen können. Das Rot der Ampel bricht sich in den Schlieren und im Radio läuft „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea.
Wie passend, denke ich und fahre weiter, als es grün wird. Hinaus in die Dunkelheit, so kommt es mir vor, als ich die Grenzen der Stadt verlasse. Nur noch Fahrgeräusche, das Pfeifen des Fahrtwindes, die im Scheinwerferlicht auf mich zu fliegenden Schneeflocken und eine Playlist mit schnulzigen Weihnachtsliedern.
Okay Weihnachtsstimmung mit allen gezogenen Bildern. Aber, da ich die eigentlich bereits, ab dem Musiktitel im Kopf habe, könntest Du hier tatsächlich mir als Leser mehr zutrauen. Es macht einfach Spaß, die Geschichte im eigenen Kopf zu sehen, nicht nur mit den Worten des Autors

Die letzte Dezemberwoche, die Zeit „zwischen den Jahren“, ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert scheinen. Es ist seit jeher die einzige Woche im Jahr, in der ich keinen Wochentag vom anderen unterscheiden kann.
schön beobachtet, da nicken jetzt wahrscheinlich alle mit dem Kopf

Mein Ziel ist nicht mehr weit, sehe ich auf einem Schild.
Okay, das Ziel ist in Sicht und ich warte auf ...? Nicht falsch verstehen, es ist schon eine Geschichte, er macht halt Rundumschlag bei der Innensansicht. aber ich erwische mich beim Querlesen - das ist bestimmt nicht im Sinne des Autors. Wenn der Kerl schon nur alleine die Personalbesetzung macht, dann lass mich doch bitte, bitte etwas tiefer in ihn hineinschauen. Was tut er, was war der konkrete Anlass, das er ging, wie ging es den anderen damit? .... Geschichtenlesen ist doch ein wenig wie "Spannen", im netten Sinne - lass mich doch ein wenig ....

Sorry, wenn es sich jetzt negativ anhört. Ich war wirklich neugierig auf den Typen, aber ich weiß jetzt über das Wetter und das Radioprogramm bescheid - dabei hättest Du sicherlich mehr zu erzählen.

Beste Wünsche für den Jahreswechsel
witch

 

Die letzte Dezemberwoche, die Zeit „zwischen den Jahren“, ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert scheinen. Es ist seit jeher die einzige Woche im Jahr, in der ich keinen Wochentag vom anderen unterscheiden kann.

Alles schon gesagt -

philipp,

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Aber nein, die Zeit zwischen den Jahren ist nicht nur die letzte Woche des Jahres, sondern sind auch noch die ersten sechs Tage des folgenden Jahres, historisch bedingt durch Umstellungen des Kalenders zu christlichen Zeiten, denn wie heute noch im orthodoxen Raum begann das Jahr früher am 6. Januar. Vordem spielt auch die Wintersonnenwende eine Rolle - aber bis ins alte Ägypten (von wo ja auch Isis mit dem Horuskinde im Arm als Madonna mit Kind zu uns kam und dem Moseskörbchen als Krippe) wollen wir dann nur am Rande abschweifen.

Für mich wirkt die Geschichte wie für die Feiertage zum Vortrag innerhalb des engsten Familien-/Bekanntenkreises geschaffen. Aber das gesprochene Wort ist flüchtig, kaum gehört ist es schon verstummt. In Schriftform eingefangen, fallen dann die Mängel auf, von denen vor allem Holgschon einig aufgezeigt hat. Ich erweiter mal die Liste (dabei lass ich die Verwechselung von ss und ß weg, obwohl gerade da die Rechtschreibreform Vernunft und Klugheit walten ließ: Doppel-s bei kurzen Silben - wie z. B. "Fluss" -, ß bei gedehnten Silben wie im "Fluss". Wer früher das (Artikel, Pronomen) und dass (Konjunktion) nicht unterscheiden konnte - keine bange, da fällstu nicht drunter, kann es heute genausowenig wie zu ß-Zeiten.

Ich merke[,] wie ein Gewicht von meinen Schultern fällt, richte mich ...
(die vergleichende Konjunktion "wie" leitet einen vollständigen Satz ein, darum das Komma )

Kleine Flüchtigkeiten, werden isoliert Dir jetzt selbst auffallen - hoff ich doch

Aus den Lautsprechern tönt jetzt „Let it Snow“ von Frank Sinatra und das Wetter scheint zu mitzutanzen.
Vor einem niedlichen Holzhaus wurde aus einem Drahtgestellt und Lichterketten ...

Da[,] wo ich hin will, gibt es nur 12 Häuser.
(Relativsatz!, eingeschoben in den Hauptsatz "da gibte es ...") Zudem werden Zahlen üblicherweise ausgeschrieben. der Duden und andere lässt diese Regel für alle Zahlen zu, was natürlich ab 13 (ab da gibt's nur noch zusammengesetzte Zahlen wie drei + zehn eben, und 1 Mrd. 743.245.123 ist ausgeshrieben eine eigene Ein-Wort-Geschichte ...

Ach ja, wenn es oben in dem Eingangszitat als "scheinen" aufscheint, fällt mir immer das schon hierorts geflügelte Wort meines Klassen-/Deutschlehrers ein, dass nur die Sonne scheine und selbst sich der Mond "sein" Licht von ihr leihe und darum das Verb "scheinen" wie der Volksmund fürs "brauchen" schon so schön sagt: Wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen. Also im Falle des Zitats

Die letzte Dezemberwoche ... ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert [zu sein] scheinen.
oder alternativ
Die letzte Dezemberwoche, die Zeit „zwischen den Jahren“, ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert [er]scheinen.

Wird schon werden, meint der

Friedel,
der noch ein schönes Jahr wünscht, bevor es wieder rum ist!

 

Hallo philipp,
bei den ersten Absätzen Deines Textes habe ich gedacht, im nächsten Absatz geht es jetzt dann los. Dann kam wieder Beschreibung, dann wieder und dann Ankunft. Dazwischen fand ich dann die Christmas-Songs überstrapaziert und die Schneebezüge auch. Man kann das als atmosphärische Beschreibung nehmen. Dann muss man sich mit auf die Fahrt begeben, vielleicht mal eine andere Musik einlegen und der Stimmung nachspüren, wie man das an Weihnachten macht. Dann ist es eben ein Stimmungsbild, das flächig und diffus erscheint, ohne tiefer gehende Linien, die eine Figur stärker beleuchten, ein Bild, das die Weihnachtsmelancholie mit den Allgemeinplätzen des Festes beschreibt: Schneeflocke, Heimfahrt, Tannen, Songs. Um diese Teile herum bräuchte es dann wohl mehr persönliche Bezüge. So empfinde ich das, wenn man es als Geschichte sieht, als Staffage, die das Gemälde bebildert. Sonst finde ich den Text gut geschrieben.
Häusern:

bei zwei Häuser
Herzliche Grüße
rieger

 

Hallo philipp,

deine Zwischen-den-Jahren-Geschichte könnte viel mehr, wenn du sie mit Leben füllen würdest, die Sehnsucht nach Ruge nicht allein im (übrigens unglaubwürdig) windstillen, Dörfchen spürbar wird, wenn szenische Erinnerungen an sein Dorfleben eingestreut werden, konkrete Anekdoten, die das Stadtleben mit dem des Dorfes kontrastieren. So bleibt wenig mehr als die schneebedeckte Oberfläche, aus der Melancholie herausragt, aber das ist ja auch was. Schließlich sind ein paar treffende Bemerkungen zu der Nichtzeit zwischen Weihnachten und Neujahr enthalten.

Bisschen was zum Text:

und im Radio läuft „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea.
haha, wie zufällig passen die Titel zum jeweiligen Geschehen.

Die letzte Dezemberwoche, die Zeit „zwischen den Jahren“, ist für mich immer schon wie schwarzes Loch gewesen, in dem Zeit und Raum seit Jahren unbeweglich und unverändert scheinen. Es ist seit jeher die einzige Woche im Jahr, in der ich keinen Wochentag vom anderen unterscheiden kann
das ist so eine Beobachtung, wobei sich die Doppling am Anfang streichen ließe (letzte Dezemberwoche oder zwischen den Jahren)

Ein weihnachtliches Wettrüsten in solch ein kleinem Ort. Sogar hier muss alles größer, besser und glitzernder sein.
hat deutlich nachgelassen, der Glitzerleuchtenweihnachtswahnsinn, wird wohl an den Stromkosten liegen.

Hier steht sogar außerhalb der Woche „zwischen den Jahren“ die Zeit still.
könntest du streichen, weil das ohnehin klar ist

Nachdem ich die beiden Eichen am Ortseingang passiert habe, bricht der Wind ab, als hätte man ihn einfach ausgeknipst. Im Ort ist es windstill.
ein Weihnachtswunder?:lol:

Viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Philipp,

Schon nach den ersten Absätzen dachte ich, ob du mir da jetzt nicht zu viel wiederholst? Hmm...mal sehen.
Schneeflocken tanzen vor meiner Windschutzscheibe, setzen sich auf das Glas und werden vom Scheibenwischer weggefegt, bevor sie schmelzen können. Das Rot der Ampel bricht sich in den Schlieren und im Radio läuft „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea. Wie passend, denke ich und fahre weiter, als es grün wird. Hinaus in die Dunkelheit, so kommt es mir vor, als ich die Grenzen der Stadt verlasse. Nur noch Fahrgeräusche, das Pfeifen des Fahrtwindes, die im Scheinwerferlicht auf mich zu fliegenden Schneeflocken und eine Playlist mit schnulzigen Weihnachtsliedern.
Schöner erster Absatz, der die Stimmung gut einfängt. Für mich hat sich das dann aber auch mit den Weihnachtsliedern erledigt.

Die Stadt liegt endlich hinter mir, zumindest für die nächste Woche. Ich merke wie ein Gewicht von meinen Schultern fällt, richte mich im Fahrersitz meines alten Golfs etwas auf und passe den Rückspiegel an. Aus den Lautsprechern tönt jetzt „Let it Snow“ von Frank Sinatra und das Wetter scheint zu mitzutanzen. Immer mehr Schneeflocken stürmen mit dem zunehmenden Fahrtwind gegen meine Windschutzscheibe, auf der schmalen Landstraße kräuseln sich Schneeverwehungen im Wind.

Klingt doch gut. Die Gedanken fangen an zu fließen. Warum die Aufzählung der Songs? Also, wenn du später, vielleicht gegen Ende noch einmal einen Songtitel erwähnt hättest, ok, aber so stört mich das echt beim Lesen.

Dein Text beschreibt ansonsten sehr schön, das Gefühl des "nach Hause" kommen. Leider bleibt es aber dabei. In deinem Fall finde ich (und das ist bei mir wirklich SEHR selten), deine Geschichte einfach zu kurz. Wenn du die Aufzählung der Lieder weglässt und die Gedanken deines/deiner Prot einfließen lässt, was passiert mit ihm/ihr (?) nach den Feiertagen? Oder wie fühlt sich das Familienleben an, nach so langer Zeit? Wie gern/ungern fährt er/sie (Puh...Gendern ist wirklich anstrengend) wieder in die Stadt, zu dem stressigen Beruf?
Irgendwas, das ich aus der Geschichte ziehen kann, außer eine stimmungsvolle Weihnachtsszene. Vielleicht magst ja noch was ausbauen?

Liebe Grüße Sabine

 

Achillus

Danke für die 5 Tipps. Habe anscheinend wirklich zu tief in jegliche Klischeekiste gegriffen, die sich darbot.
Fliege

Schätze, das hat eher was damit zu tun, dass Du bisher nix zu den Texten der anderen gesagt hast. Sind zu viele hier unterwegs, die nur am Buffett speisen, aber nix mitbringen
Das stimmt vermutlich, werde in Zukunft mehr zum Buffet beitragen :)
RinaWu
Tatsächlich hätte ich die Songs noch besser verwerten sollen. So wie ich sie jetzt einsetze, scheint es ja noch nicht stimmig zu sein. Entweder ganz weg damit, oder inhaltlich besser ausreizen…

The Incredible Holg
Wiederholungen ist anscheinend eine Grundkrankheit bei mir, das wurde auch schon bei früheren Texten kritisiert. Werde daran arbeiten!
Was die LIeder angeht: ja, könnte man ausbauen, die Erinnerungen müssten aber zu dem Gefühl passen, in die Heimat zurückzukehren. Es sei denn, ich baue die Handlung um, was ja auch anderswo angemerkt wurde.
Schmutzige Weihnachtslieder: wäre vermutlich auch die interessantere Geschichte ;)
„Seit Jahren“: es kommt ihm seit Jahren jedes Mal wieder so vor. Im Prinzip seit der Zeit, als die Fahrt nach Hause etwas besonderes wurde (weil er z.B. von den Eltern weggezogen ist). Da wären wir wieder mit der Backstory des Protagonisten, die hier fehlt.
greenwitch
ja, es fehlt tatsächlich etwas an Hintergrund zum Protagonisten. Ist allenfalls angerissen, warum er den Ort verlassen hat, was er alles mit der Heimat verbindet, bzw. was er in der Stadt vermisst.
Friedrichard
Dass die Zeit zwischen den Jahren bis zum 6. Januar geht, wusste ich tatsächlich nicht, Danke für die Aufklärung!
Und Danke für die Hinweise auf Kommasetzung & Co. Gerade Kommasetzung ist etwas, wo ich immer wieder Fehler mache!
rieger

ein Bild, das die Weihnachtsmelancholie mit den Allgemeinplätzen des Festes beschreibt: Schneeflocke, Heimfahrt, Tannen, Songs.
Ja, ich fürchte genau das ist es geworden…
Isegrims
Ja, es fehlt wohl wirklich ein wenig Leben in der Geschichte. Ein Konflikt, mehr Infos zum Protagonisten etc.
hat deutlich nachgelassen, der Glitzerleuchtenweihnachtswahnsinn
ja, das dachte ich dieses Weihnachten auch, hatte mich schon gewundert.
Sabine P
Die Songs sollten helfen, die Stimmung mitzugestalten. Allerdings empfehlen die meisten entweder auf die Songs verzichten oder sie noch besser in die Story einzuweben.

Danke euch allen für eure Kommentare. Und sorry übrigens, dass ich gerade so sporadisch antworte, bin im Urlaub und Internet ist hier auf Kuba Mangelware. Nach dem Urlaub werde ich mir dann eure Geschichten durchlesen und kommentieren!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo philipp

Ankommen, denke ich, einfach nur ankommen. Dann ist die Welt wieder in Ordnung.

Aber vorher muss noch irgendetwas passieren, lieber philipp, damit aus deinem Text eine Geschichte wird.

Die Idee mit den Tagen zwischen den Jahren ist nicht schlecht. Da geht einem so manches durch den Sinn und nicht selten wird Bilanz gezogen, die dann an Silvester in gute Vorsätze gegossen wird.

Vielleicht könntest du einen Anhalter mitnehmen, einen, der, anders als du, nicht ankommen, sondern fortlaufen möchte. Du könntest die lange Fahrt dazu benutzen, um zwei Lebensentwürfe zu vergleichen, Enttäuschungen und Hoffnungen gegeneinanderzustellen.
Auch der Musikgeschmack könnte variieren, möglicherweise gibt es eine Panne usw.usw. Du verstehst schon, was ich meine. Es fehlt ein Spannungselement.

Sprachlich habe ich nichts meckern. Dein Stil ist sachlich, stellenweise etwas pedantisch berichtend, auch Nebensächlichkeiten, die mich ungeduldig machen. Die vielen Musiktitel nerven mich. Ich glaube, hier wäre weniger mehr.

Ich möchte gerne von dir einmal eine Story lesen, wo Menschen aufeinandertreffen. Es darf ruhig im Alltag passieren.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo wieselmaus,

danke für dein Feedback. Mittlerweile sehe ich ein, dass der Geschichte irgendeine Form von Spannungsbogen fehlt.

Inzwischen habe ich bei anderen Teilnehmern gesehen, dass sie ihre Geschichte durchaus noch mal komplett geändert und den Plot auf links gekrempelt haben. Mir war nicht klar, dass solch gravierende Änderungen auch nach der Deadline noch möglich sind (wozu dann überhaupt eine Deadline?), und jetzt fehlt mir leider die Zeit bis zur finalen Abstimmungsdeadline.

Im Archiv gibt es alte Geschichten von mir, in denen Menschen aufeinandertreffen. Nur sind die über 15 Jahre alt und auch nicht mehr repräsentativ dafür, wie ich heute schreibe.

Aber ich werde sicherlich in Zukunft wieder Geschichten beitragen, in denen es Spannungselemente, Konflikte, Dialoge und all das, was gute Geschichten ausmacht, enthalten sind :)

viele Grüße
Philipp

 

Hallo philipp,

von mir auch nur ein ganz kurzes Feedback, da ich im Wesentlichen in meiner Kritik nur wiederholen könnte, was Andere schon vor mir gesagt haben.

Aber auf einen Punkt möchte ich doch nicht hinweisen: Ich persönlich kann mit Musiktiteln in Geschichten wenig anfangen, obwohl ich bei Dir alle Lieder kannte, denn was sagt das denn schon aus? Willst Du Atmosphäre schaffen? Dafür finde ich durch die pure Nennung eines Musiktitels einfach zu wenig. Da fände ich es besser, entweder Liedzeilen zu zitieren, die eine bestimmte Botschaft vermitteln, oder die Musik selbst zu beschreiben, um den Leser die Atmosphäre zu verschaffen, die Du Dir vorgestellt hast.

Andererseits hat der Text mich auch an meine Weihnachtszeit erinnert und somit zumindest bei mir an bestimmte Gefühle angeknüpft, sodass Du dieses Ziel erreicht hast, was immerhin auch schon etwas ist, finde ich.

Gruß

Geschichtenwerker

 

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