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Zweiter Maisonntag

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30.03.2010
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Zweiter Maisonntag

Es kommt mir kindisch vor, als Sechzehnjähriger eine Muttertagskarte zu basteln. Ich falte den rosa Karton in der Mitte, streiche mit dem Zeigefinger hart über die Kante. Kurz wird das Rosa eine Nuance feuchter und dunkler. In Schreibschrift zeichne ich ein „Danke Mama“ auf die Vorderseite. Als ich ein Herz um die Buchstaben ziehe, zittert meine Hand. Ich setze den Stift ab und sehe mich um. Auf meinem Schreibtisch ist nichts zu entdecken, das zur Verschönerung beitragen könnte.

Die Wohnung ist dunkel, nur in der Küche brennt die Neonlampe über der Arbeitstheke. An den Esstisch gelehnt, nehme ich einen Schluck aus der Wasserflasche und spüre, wie der Sprudel in meinem Bauch Übelkeit aufmischt. Es ist schon halb elf, und mein Vater seit eineinhalb Stunden weg. Ich nehme die Flasche mit ins Zimmer und setze mich wieder vor die Karte. Der Füller liegt schwer in meiner Hand, die Feder kratzt über das Papier. Zu viel Tinte, die die Fasern aufweicht und Löcher ins Papier reißt. Seltsam geschlungene Flüsse, auf einem rosa Land. Die Karte wird so süß wie auf Esspapier geschrieben und mit Zuckerwatte beklebt: „Da ist Sohnesliebe in mir für dich- auch wenn ich nicht immer dankbar bin zu leben, bin ich doch froh, dass du mir die Grundlage dafür gegeben hast. Wir teilen den einen Chromosomensatz, wenn das meine Liebe zu dir nicht begründet. Dein… “
„Konrad?“
In einer erschrockenen Bewegung fege ich die Karte und alle Stifte vom Tisch.
„Wo warst du denn solange?“, frage ich lächelnd, etwas zu nervös „Ich dachte du wolltest nur laufen gehen?“
„Ich war nur laufen“, sagt er unschuldig.
„Im Leben nicht für die Dauer eines Fußballspiels. Wo warst du also?“
„Auf einem neuen Ausdauerniveau. Trau mir was zu!“
Als er eintritt und sich auf mein Bett setzt, sehe ich ihm seine Erschöpfung an. Sein Kopf ist hochrot und sein graues T-Shirt beinahe schwarz vor Nässe. Laut schnauft er und lässt sich auf den Rücken fallen.
„Was hast du so getrieben? Es ist Samstag, du könntest auch mal Feiern gehen. Dann müsstest du dich nicht wundern, wo dein alter Herr bleibt.“
Als ich nicht antworte, erhebt er sich und verlässt das Zimmer, leise die Tür hinter sich schließend. Ich warte, bis gedämpft Wasserrauschen zuhören ist. Ich schiebe den Stuhl zur Seite und sammle die Stifte ein, schreibe auf dem Boden sitzend „Konrad“ auf die Karte, die dann in der Schublade verschwindet. Den Wecker stelle ich auf Sieben, vom Sprudelwasser trinke ich nicht mehr. In meinem Magen ist Unruhe genug.

Sieben und der Wecker macht rücksichtslos alles wach. Ich muss schneller als er sein. Voll auf die Zwölf- Dann eine Ruhe, die durch das Schnarchen meines Vaters auf der anderen Seite der Wand einen Takt bekommt. Ihn hat er nicht geweckt.
Der zweite Sonntag des Maimonats, ein schönes Datum. Der regnerische April ist überstanden und man erinnert sich wieder daran, was Sommer war.
Die Sonne durchs Fenster wärmt schon, fällt auf den Schreibtisch, als wolle sie sagen: Hier liegt das Tagesthema- die rosa Karte für deine Mutter und, eigentlich dem Tag nicht gebührend, noch mehr für deinen Vater.
Ich bücke mich und ziehe die Schublade auf. Als ich das Wort „Mama“ auf dem Karton sehe, wird mir meine Nacktheit bewusst, und meine Hand drückt die Schublade schnell wieder zu. Dann muss ich lächeln. Ich ziehe mir etwas an, dann kann ich die Karte nehmen und betrete mit ihr die Küche, in der immer noch die Neonlampe brennt. Ihr Licht wirkt im Vergleich mit der Morgensonne blass. Ich knipse sie aus und setze den Kaffee auf.

Der Frühstückstisch sieht perfekt aus. Er ist nicht dekorativ, aber ordentlich und klassisch, mit Kaffee, warmen Brötchen, Wurst- und Käsescheiben auf kleinen Tellern, Milch im Kännchen und zur Krönung Obstsalat. Letzterer aus Nervosität geschnippelt. Sonnenstrahlen fallen auch auf diesen Tisch, und deshalb muss die Karte drauf. Ich mache es schnell, sodass keine Zeit zur Überdenkung bleibt. Ich werfe keinen letzten Blick auf den nun vollendeten Tisch. Ich muss raus, und mache schnelle Schritte durch den Flur in mein Zimmer.
Jetzt vielleicht noch eine halbe Stunde. Mein Vater steht für Sonntage immer früh auf. Ich sehe mich um, als betrachte ich das Interieur zum ersten Mal. Mir fällt auf, was alles schmutzig ist: Handabrücke auf der Fensterscheibe, zerrissene Zettel neben dem Mülleimer, Schmutzringe um die Blumentöpfe auf der Fensterbank. Dann höre ich, wie mein Vater die Tür öffnet und den Flur passiert. Mein Hirnkreislauf überhitzt, ich stürze in den Gang und sehe ihn schon die Karte vom Tisch nehmen. Ich bin voller Anspannung. Er blickt fragend auf die Vorderseite, sieht väterlich aus, mit seinem Bart, in den sich bereits grau gemischt hat, das gleiche an den Schläfen, der großen Brille auf seiner Nase.
Er öffnet die Karte, liest ein paar Sekunden, klappt sie wieder zu, besieht die Rückseite, öffnet sie wieder, liest. Es ist zu spät, alles für einen Irrtum zu erklären. Die Augenbrauen zusammengezogen, die Mundwinkel zuckend, als wolle er lächeln, sieht er mich an. Dann legt sich die Regung auf seinem Gesicht wieder.
„Originell“, sagt er, hebt nun die Brauen, beinahe in einem Ausdruck der Anerkennung für meine Bastelei. Langsam setzt er sich, stellt die Karte zurück auf den Tisch.
„Ich habe schon gemerkt, dass dich so was beschäftigt.“
Seine Worte müssen einen Moment in meinem Verstand ziehen, wie Tee im Wasser, um dann wütende Fassungslosigkeit bei mir zu bewirken.
„Du hast es gewusst und nichts gesagt? Du wolltest schön fein raus sein. Jetzt bin ich der böse Störenfried!“ Mit der flachen Hand schlage ich auf den Türrahmen. Als ich hinsehe ist da ein feuchter Abdruck. Ich wische mit der Hand über die Hose.
„Ich hielt es nicht für angebracht“
„Nicht für angebracht? Du dummes Arschloch!“
Er lässt so mit sich sprechen, und ich bin von dem, was ich mich traue selbst überrascht.
„Du scheiß Schwein! Was wenn ich eine Mutter brauche?“
Ich zittere, fühle mich gefroren und kochend zugleich. Ich bin Trockeneis, kann mich auflösen, ohne eine Pfütze zu hinterlassen- ich weiß nicht mehr, was ich sage- beschimpfe ihn weiter. Lehne mich erschöpft gegen den Türrahmen und gleite mit dem Rücken daran herunter. Ich will nicht mehr, ich gebe auf. Meine Wut ist das Trockeneis, nicht ich.
Ich rieche den Kaffee und die Brötchen. Gerüche, die Vertrauen schaffen, gepaart mit wärmendem Sonnenlicht. Wir sind alleine und es herrscht eine Stille, in der mein Weinen überspielt werden muss. Aber ich habe keine Ahnung was ich sagen soll.
Bis ich zehn war, kam mir das Leben das wir geführt hatten normal vor. Mir fehlte niemand. Dann fragte ich mich doch irgendwann, wer meine Mutter sei, war aber zu feige zum Fragen. Ich habe mich aus Scham nicht getraut bis ich dreizehn war. Ich begann, mich zu fragen, warum nie über sie geredet wurde und hatte Angst vor der Antwort. Aber jetzt... Ich blicke auf, sehe ihn an.
„Antworte mir endlich!“
Er starrt auf den Tisch, steht auf, und setzt sich mir gegenüber.
„Sie bekam dich und gab dich an mich ab“, sagt er knapp, ohne mich anzusehen.
Ich schlucke und fühle ein schmerzhaftes Brennen in der Nase aufsteigen.
„Du hast nie mit ihr gelebt? Und sie hat mich einfach weggegeben?“
„Wir haben zusammen gearbeitet. Das war fast alles. Und Arbeit war’s dann auch, was ihr wichtiger war. Ich musste sie…“, er unterbricht sich und fährt mit der Hand über sein Knie, auf das er schaut.
„Nein! Sag alles!“
Es ist still, mein Atem geht schwer. Ich stemme mich hoch, halte mich am Türrahmen fest, und rutsche lächerlicherweise fast ab. Die Scham über meinen Pathos und die Karte wachsen.
„Was musstest du sie?“
Ich trete meinen Vater. Er reagiert nicht. Ich weiß, was er sagen will, kann es mir denken. Aber jetzt bin ich grausam. Meine Faust schlägt gegen die Wand und es tut nicht weh. Der Schmerz kommt erst, als mein Vater sagt, ich tue nur mir selbst weh. Dann packt er mich, seine Finger um mein Handgelenk drücken zu fest, um den Puls zu spüren. Mit der anderen Hand packt er mich am Kinn, zwingt mich, ihn anzusehen.
„Ich musste sie überreden, dich nicht abzutreiben.“
„Okay“, flüstere ich, „Einverstanden.“ Dann atme ich tief ein. Der Griff um mein Handgelenk wird leichter, sein Zeigefinger fährt über die pochende Stelle.
„Und jetzt?“
Wir schweigen und sehen uns in die Augen. Ich habe seine Augen, sein Gesicht. Von ihr ist nur eine Hälfte meiner Gene.
Dann versuche ich mit zuckenden Mundwinkeln ein Lächeln, „Frühstücken?“
So wahnsinnig der Vorschlag auch klingen mag.

 
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Moin TimoKatze,

Du zeigst sehr anschaulich, welche Konflikte der Muttertag auslösen kann, wenn es eben keine Mutter gibt. Sehr geschickt finde ich auch, dass Du den Leser selbst entdecken lässt, dass es hier keine Mutter gibt. Ich kann richtig mitfühlen, was in Deinem Protagonisten abläuft.

„Bis ich zehn war, kam mir das Leben das wir geführt hatten normal vor. Da hat nichts gefehlt. Hatte ich halt nur dich, okay. Dann fragte ich mich, wer sie wohl sei, war aber zu feige dich zu fragen. Ich habe mich aus Scham nicht getraut bis ich dreizehn war. Dann begann ich mich zu fragen, warum du nie über sie redest, und hatte Angst vor der Antwort. Jetzt endlich… Mut habe ich nicht, aber Kraft auch nicht mehr.“
Ich bin beeindruckt, wie Du die emotionale Entwicklung der Jahre hier verdichtet hast. Das ist ein ganz starker Moment.

„Okay“, sage ich, „Einverstanden.“
Dieser Satz wirft mich aus der Bahn. Womit ist dein Protagonist einverstanden? Aber vielleicht habe ich hier auch was übersehen. Aber irgendwie zeigt das auch die Hilflosigkeit des Protagonisten, weil er gar nicht weiß, was er mit weiteren Antworten über seine Mutter machen soll. Unter dem Aspekt erscheint die Antwort "Frühstücken" wie ein Rettungsanker, um wieder auf vertrauten Boden zu kommen.

Ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Sie hat mich sehr bewegt. Ich glaube, ich werde an diese Geschichte denken, wenn ich ab jetzt Muttertagskarten sehe. Daher habe ich sie für eine Empfehlung angemeldet.

Gruß,
Peter

 

Hey TimoKatze,

und vorab - als ich die Geschichte gestern Nacht gelesen habe, dachte ich, warum nicht in Jugend? So eine schöne Jugendgeschichte, und wo steht sie, in Alltag :heul:.

Gefällt mir gut. Habe ich wirklich gern gelesen, ist schon ziemlich intensiv der Text. Das die Mutter fehlt, geht einem ja relativ früh auf (mir jedenfalls), weil er ja von Anfang an nur auf den Vater wartet. Finde ich sehr schön, dass Du das nicht als Pointe verwurschelt hast.

Bisschen was hab ich noch ;)

Kurz wird das Rosa eine Nuance feuchter und dunkler. In Schreibschrift zeichne ich ein „Danke Mama“ auf die Vorderseite. Als ich ein Herz um die Buchstaben ziehe, zittert meine Hand.

Da dachte ich noch, was für ein kitschiger Teenager. Macht doch keiner mit 16. Naja, aber zu Deinem Protagonisten passt es natürlich.

Mich an den Esstisch lehnend(Komma) nehme ich einen Schluck aus der Wasserflasche ...

Seltsam geschlungene Flüsse, auf einem rosa Land der Sohnesliebe.

Sehr schöner Satz, nur das Ende ist mir fast zu dick.

„Da ist Sohnesliebe in mir für dich- auch wenn ich nicht immer dankbar bin zu leben, bin ich doch froh, dass du mir die Grundlage dafür gegeben hast. Wir teilen den einen Chromosomensatz, wenn das meine Liebe zu dir nicht begründet. Dein… “

Das ist mir auch zu schwulstig. Das nehme ich keinem 16jährigen ab, auch wenn die natürlich das meiste in Punkto Liebe aus Hollywood gelernt haben.
Ich denke aber auch, wenn es ein normaler Text wäre, würde es der Glaubhaftigkeit und Intention Deines Textes nicht schaden.

Ich warte, bis gedämpft Wasserrauschen zuhören ist. Ich schiebe den Stuhl zur Seite und sammle die Stifte ein, ...

Ein klitzekleiner Schönheitsfehler ;).

nachdem es im April mit einem wilden Hengst zu kämpfen hatte.

Komisches Bild. Weiß nicht, ob ich den Vergleich treffend finde.

Als ich das Wort „Mama“ auf dem Karton sehe, wird mir meine Nacktheit bewusst, und meine Hand drückt die Schublade schnell wieder zu. Dann muss ich lächeln- wenigstens spüre ich eine natürliche Scham(Komma) wenn sich Nacktheit und Mutter treffen.

Schön!

Sonnenstrahlen fallen auch auf diesen Tisch, und deshalb muss die Karte drauf.

Deshalb? Wegen der Sonne? Und wenn es bewölkt wäre, dann hätte er sein Vorhaben nicht umgesetzt? Ich bin verwirrt ...

Ich mache es schnell, sodass keine Zeit zur Überdenkung bleibt. Ich werfe keinen letzten Blick auf den nun vollendeten Tisch. Ich muss raus, und mache schnelle Schritte durch den Flur in mein Zimmer.

Wasn das für ein Wort? :D

Meine Hirnkreisläufe überhitzen, ich stürze in den Gang und sehe ihn schon die Karte vom Tisch nehmen.

Hirnkreisläufe :) - schönes Wort, aber reicht nicht auch einer? Wie viele hat er denn?

Er blickt fragend auf die Vorderseite, sieht väterlich aus, mit seinem Bart, in den sich bereits Grau unters Schwarz gemischt hat, das gleiche an seinen Schläfen, der großen Intellektuellen-Brille auf seiner Nase, obwohl er kein Intellektueller ist- er sieht aus wie ein französischer Schauspieler, dessen Namen mir nicht einfällt- wie konnte ich ihn so verletzen?

Auch schön! Der letzte Nachhalbsatz greift eigentlich zu viel voraus, sagt so mein Gefühl. Kommt ja noch. Ich denke für die Spannung, könnte man das auch gut streichen.

Ich denke nur daran, wie ich das alles als einen Irrtum darstellen könnte, aber er sieht mich bereits an.

Der Satz gefällt mir nicht. Also stilistisch gesehen.
Fieberhaft/Krampfhaft suche ich nach Worten, das alles als Irrtum zu entschuldigen - bin auf Droge, ein Dämon beherrscht mich, hab sowas im Film gesehen, in China ist ein Sack Reis umgekippt und bröselt mir ins Hirn. Wirres Zeug in meinem Kopf und auf meinem Gesicht sein Blick.

Also dieses - "aber er sieht mich bereits an", das finde ich sehr unelegant gelöst.

Mit der flachen Hand schlage ich auf den Türrahmen. Als ich hinsehe ist da ein feuchter Abdruck. Ich wische mit der Hand über die Hose.

Mag ich!

Meine Wut ist das Trockeneis, nicht ich.

Kauf ich, mag ich!

Dann begann ich mich zu fragen, warum du nie über sie redest, und hatte Angst vor der Antwort. Jetzt endlich(Leerzeichen)… Mut habe ich nicht, aber Kraft auch nicht mehr.

Schön hergeleitet. Der letzte Satz ist mir wieder to much. Ich weiß nicht, klingt mehr nach billiger Serie als nach Deinem Prot. und Text.

Ich musste sie…“, er unterbricht sich und fährt die Hand über den Mund.

Fährt die Hand über den Mund - hat mich rausgebracht, habe ich nicht zum nachstehenden Satz zugeordnet bekommen. Schlägt sich die Hand vor den Mund - passt besser, denk ich.

Beste Grüße Fliege

 
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Hallo Peter!

Vielen Dank fürs Lesen und Gutfinden :)

„Okay“, sage ich, „Einverstanden.“
Aber irgendwie zeigt das auch die Hilflosigkeit des Protagonisten, weil er gar nicht weiß, was er mit weiteren Antworten über seine Mutter machen soll.
Ja, genau. Dieses Unpassende seiner Antwort war genau so gemeint. Er will irgendwie sagen, dass er mehr nicht braucht.

Hey Fliege,

auch dir Danke fürs Lesen und deine Kommentare.
Die fehlenden Kommas/Kommata(?) habe ich eingefügt,das, was

nach billiger Serie
klang, versucht, so weit als möglich auszustreichen, und der Vater schlägt sich jetzt die Hand vor den Mund, statt mit ihr drüber zu fahren.

Hirnkreisläufe
Konrads akute Schizophrenie war mit wenigen Tippern beseitigt.

Ja, und die "Ich"-Muttermale,

klitzekleiner Schönheitsfehler
liegen Ich-Perspektiv-Texten eben in den Genen. Mal sehen, welche Therapien da greifen.

Nur

Ich denke aber auch, wenn es ein normaler Text wäre, würde es der Glaubhaftigkeit und Intention Deines Textes nicht schaden.
ließ mich einen Moment stutzen. Ist mein Text kein normaler Text? :hmm:
Oder meinst du, wenn dieser "Brief-im-Text" direkt erzählt würde?

Grüße: Timo

 

... ließ mich einen Moment stutzen. Ist mein Text kein normaler Text? :hmm:
Oder meinst du, wenn dieser "Brief-im-Text" direkt erzählt würde?

Ich meine einen Brief, wie ihn tatsächlich ein 16jähriger schreiben würde, nicht so einen Schmonzetten-Brief ;).
Der Text wirkt auf mich ja glaubhaft, nur dieser Brief ... hach. Verstehste?
Aber wenn er Deiner Meinung nach so sein sollte, dann bist Du der Herr und Herrscher über Briefe!

 

ACHSO!
Ja, klar. Aber damit wollte ich eigentlich auch das Künstliche an seinem Brief zeigen. Kalkuliert, und nicht für tatsächlichen Gebrauch geschrieben, wenn man so will.
Würde er einen Brief an seinen Vater schreiben, schriebe er ihn auch anders. Aber weil er Regieführen wollte, und das mit Pathos, deswegen dieser überzuckerte Brief.
Klingt jetzt so verteidigend...
Timo

 

Hallo Timo Katze!

nehme ich einen Schluck aus der Wasserflasche und spüre, wie der Sprudel in meinem Bauch Sorge aufmischt
Das kommt bei mir nicht deutlich an. Ich denke, da hängt was schief.

Zu viel Tinte, die die Fasern aufweicht und Löcher ins Papier reißt. Seltsam geschlungene Flüsse, auf einem rosa Land der Sohnesliebe.
Das klingt unnatürlich. Sohnesliebe

Als ich nicht antworte, erhebt er sich und verlässt betreten das Zimmer,
betreten kann weg, dann wirkt es stärker.

schreibe auf dem Boden sitzend /leise die Tür hinter sich schließend/Mich an den Esstisch lehnend
das machst du zu oft

Klischeemäßige Ruhe vor dem Sturm
das klischeemäßige hast du hingeschrieben, weil dir kein besserer Vergleich eingefallen ist und du damit gerechnet hast, dass man dir die Ruhe vor dem Sturm um die Ohren haut, stimmts?
Dein Schweigen entlädt sich sehr brutal“,
das klingt auch nicht echt nach gesprochenen Worten.

Seine Worte müssen einen Moment in meinem Verstand ziehen, wie Tee im Wasser
Das gefällt mir gut.

Das Thema finde ich gut, aber ich verstehe nicht, warum der Prot so sein muss. Dadurch können sich eventuell viel weniger Leser mit ihm identifizieren. Er ist mir ziemlich unsympathisch

Liebe Grüße Lollek

 
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hallo Timokatze,

hm...so ganz nehm ich deinem Prot die Sache nicht ab. Ich kann nicht glauben, dass er erst nach so vielen Jahren den Vater mit der fehlenden Mutter konfrontriert und vorher immer geschwiegen hat. Glaubwürdiger wäre: er ist seit Jahren wütend auf seinen Vater, der jegliche Nachfragen nach der Mutter bisher immer geblockt hat. "sie wollte dich nicht. Was fragst du, wir kommen doch gut ohne sie klar" oder ähnliches, so dass er irgendwann garnicht mehr fragte. Doch er kommt damit nicht klar und will den Vater an dem besagten Muttertag provozieren, damit der endlich die Karten auf den Tisch legt.

Es kommt zum heftigen Streit, aus Konrad brechen die Wunden der letzten Jahre auf und der Vater begreift, was für eine Last sein Sohn mit sich rumschleppt. Er rückt endlich ein paar Infos raus, erzählt, wie er um Konrad gekämpft hat und wie stolz er auf seinen Sohn war "Warum hast du mir das nie gesagt", schreie ich ihn an. "Weil ich dich schützen wollte, du solltest nie das Gefühl haben, dass du nicht erwünscht warst." Ich fange an zu heulen, er fängt an zu heulen, keiner sagt mehr ein Wort. Nach einer Ewigkeit schaue ich ihn an "Erzählst du mir von ihr?" Er nickt stumm. "Hast du ein Foto?" Dann käme auch dein Schluss sehr schön, der mir gut gefallen hat.

„Und danach?“
Wir schweigen und sehen uns in die Augen. Ich habe seine Augen, sein Gesicht. Von ihr sind nur die Hälfte meiner Gene.
Dann versuche ich mit zuckenden Mundwinkeln ein Lächeln, „Frühstücken?“

So wahnsinnig der Vorschlag auch klingen mag.
würde ich weglassen. Find der Schlußsatz mit dem Frühstück zeigt alles....

Jetzt hätte ich doch fast das wichtigste vergessen: Also, die ganzen Schnörkelsätze/ Vergleiche haben mir überhaupt nicht gefallen. Es mag Geschmacksache sein, aber wenns zuviel ist, dann hat man schnell das Gefühl, da sitzt jetzt einer und zermatert sich das Hirn nach tollen und noch tolleren Vergleichen. Das ist schnell zu überladen. Also dieses hier:

Das gute Wetter sitzt wieder fest im Sattel, nachdem es im April mit einem wilden Hengst zu kämpfen hatte.

Ich zittere, fühle mich gefroren und kochend zugleich. Ich bin Trockeneis, kann mich auflösen, ohne eine Pfütze zu hinterlassen

Seine Worte müssen einen Moment in meinem Verstand ziehen, wie Tee im Wasser, um dann wütende Fassungslosigkeit bei mir zu bewirken.

soweit von mir, hoffe du kannst was damit anfangen
lg Engelchen

 
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Hallo TimoKatze,

einiges, was ich mir beim Lesen so gedacht habe, wurde schon gesagt. Deshalb kriegst Du es jetzt leider doppelt und dreifach um die Ohren geschlagen :D Das tue ich aber mit guten Absichten, denn das Thema ist schon sehr interessant und der Text koennte auch schoen sein, wenn man ihm nur ein bisschen die Metaphernlaeuse auskaemmen wuerde. Ich hab bei Deinem Text drueber nachgedacht, ob ich selbst eigentlich ueberhaupt Metaphern in meinen Geschichten verwende, oder sie grundsaetzlich nicht mag (das muss ich gleich mal nachgucken gehen). Dafuer stopfe ich ganz schlimme in meine Kommentare ...

Es kommt mir kindisch vor, als Sechzehnjähriger eine Muttertagskarte zu basteln. Ich falte den rosa Karton in der Mitte, streiche mit dem Zeigefinger hart über die Kante. Kurz wird das Rosa eine Nuance feuchter und dunkler. In Schreibschrift zeichne ich ein „Danke Mama“ auf die Vorderseite. Als ich ein Herz um die Buchstaben ziehe, zittert meine Hand. Ich setze den Stift ab und sehe mich um. Auf meinem Schreibtisch ist nichts zu entdecken, das zur Verschönerung beitragen könnte.
Der Einstieg gefaellt mir zum Beispiel gut. Viele Bilder aber keine Metaphern.

Die Wohnung liegt im Dunkeln, nur in der Küche brennt die Neonlampe über der Arbeitstheke.
aber hier schwulst es sich schon ein bisschen warm. "Die Wohnung ist dunkel .." wuerde doch reichen. Ausserdem verbinde ich mit "liegt im Dunklen" Schattenwurf, was ja hier nicht zutrifft.

Mich an den Esstisch lehnend, nehme ich einen Schluck aus der Wasserflasche und spüre, wie der Sprudel in meinem Bauch Sorge aufmischt.
lollek hats schon gesagt: solche Partizipialkonstruktionen sind ein bisschen haesslich
Und abgesehen davon, dass die Metapher mir hier ein bisschen wuest daherkommt, finde ich auch, dass "Sorge" das falsche Wort fuer den Zustand ist. Das ist so zahm, so vaeterlich. "Zweifel" waere schon passender, aber immer noch zu ruhig. Ich wuerde es eher unbestimmt lassen: Die Kohlensaeure mischt die Uebelkeit in meinem Bauch auf.

Es ist schon halb elf, und mein Vater seit eineinhalb Stunden weg.
Dieses "ist" ist ein zu mickriges Verb zum Teilen. Wuerd ich zum Zweiverbsatz umformulieren

Der Füller liegt schwer in meiner Hand, die Feder kratzt über das Papier. Zu viel Tinte, die die Fasern aufweicht und Löcher ins Papier reißt. Seltsam geschlungene Flüsse, auf einem rosa Land der Sohnesliebe.
Hier wieder. Die detaillierten Beschreibungen sind schoen und die Metapher, meiomei. Obwohl, das Wort "Sohnesliebe" ist geil, das wuerd ich drin behalten und zwar hier:
„Da ist Sohnesliebe in mir für dich
aber das muesste irgendwie gebrochen werden, mit nem traurigen Kopfschuetteln ob der eigenen Dramatik. Das hast Du doch beim spaeteren Ausbruch auch - diesen distanzierten Blick. Vielleicht so: "Ich schreibe: 'Da ist Sohnesliebe in mir für dich', dann glotze ich eine Weile auf die Schnoerkel im S und muss lachen, aber nur kurz und ein bisschen traurig.

Laut schnauft er und lässt sich auf den Rücken fallen.
So ne Inversion von Subjekt und Verb ist auch n Tick altbacken bzw. lyrisch fuer meinen Geschmack. Da tust Du Dir keinen Gefallen mit, wenn Du authentisches Gefuehl rueberbringen willst und dann so sporadisch rumkuenstelst.

Sieben und ich ringe gewissermaßen schon um mein Leben. Mein Finger muss den Wecker erreichen, bevor er mich umbringt. Voll auf die Zwölf- Ruhe. Klischeemäßige Ruhe vor dem Sturm.
Das ist mir ein bisschen arg existentiell - dieser moederische Wecker

Der zweite Sonntag des Maimonats- das haben die, wer auch immer das sein mag, perfekt ausgeklügelt. Das gute Wetter sitzt wieder fest im Sattel, nachdem es im April mit einem wilden Hengst zu kämpfen hatte.
Der erste Satz ist ein bisschen umstaendlich. Ueber die anderen huelle ich ganz gnaedig den Mantel des Schweigens ;)

Die Sonne durchs Fenster wärmt schon, fällt auf den Schreibtisch, als wolle sie sagen: Hier liegt das Tagesthema- die rosa Karte für deine Mutter und, eigentlich dem Tag nicht gebührend, noch mehr für deinen Vater.
ahem. Guck mal der erste Halbsatz da - das ist doch nicht Prosa! Obwohl ich es nett finde, dass die Sonne auf den Brief scheint. Das ist ein huebsches Bild. Aber bitte, bitte, doch nicht die Sonne personifizieren! Und nicht so viel von der Ueberraschung andeuten.

Ich bücke mich und ziehe die Schublade auf. Als ich das Wort „Mama“ auf dem Karton sehe, wird mir meine Nacktheit bewusst, und meine Hand drückt die Schublade schnell wieder zu. Dann muss ich lächeln- wenigstens spüre ich eine natürliche Scham, wenn sich Nacktheit und Mutter treffen.
Das ist echt ne schoene Stelle (abgesehen von der autonomisierten Hand). Aber das Unterstichene ist doof. Das braucht es nicht.

Ich knipse sie aus und setze schweigend Kaffee auf.
Sehe ich das richtig, dass er eh allein in der Kueche steht? Dann eruebrigt sich der Hinweis auf das Schweigen doch.

Sonnenstrahlen fallen auch auf diesen Tisch, und deshalb muss die Karte drauf.
Das ist ein schoenes Wiedersehen mit diesem Detail.

Sieht man Dinge lange an, bekommen sie plötzlich etwas Seltsames, das einem im Alltag entgeht.
jaja, schwatz schwatz, kennt jeder, kann raus :D

Mir fällt auf, was alles schmutzig ist. Handabrücke auf der Fensterscheibe, zerrissene Zettel neben dem Mülleimer, Schmutzringe um die Blumentöpfe auf der Fensterbank.
Das ist die wichtige, die nicht generische Information

Dann höre ich, wie sich die Tür meines Vaters öffnet, und er den Flur passiert.
Den Satz koennte man etwas entkrampfen: Dann hoere ich, wie mein Vater die Tuer oeffnet und den Flur passiert.

Mein Hirnkreislauf überhitzt, ich stürze in den Gang und sehe ihn schon die Karte vom Tisch nehmen. Die Erlebnisgeschwindigkeit verlangsamt sich.
das ist mir auch etwas drueber

Er blickt fragend auf die Vorderseite, sieht väterlich aus, mit seinem Bart, in den sich bereits Grau unters Schwarz gemischt hat, das gleiche an seinen Schläfen, der großen Intellektuellen-Brille auf seiner Nase, obwohl er kein Intellektueller ist- er sieht aus wie ein französischer Schauspieler, dessen Namen mir nicht einfällt.
Dass er vaeterlich aussieht, gefaellt mir. Das mit der Intellektuellenbrille und dem franzoesischen Schaupieler finde ich im Kontext weniger aussagekraeftig.
Ausserdem: mit seinem Bart, in den sich bereits etwas grau gemischt hat
Dein Satz ist zwar eine genauere Beschreibung, liest sich aber nicht so fluessig :P

„Ich habe schon gemerkt, dass sich das bei dir Bahn bricht…“
Also das mit dem sich entladenden Schweigen nehme ich mal so hin, aber hier, so redet doch echt keiner. Oder soll das durch die Intellektuellenbrille gerechtfertigt sein?

Seine Worte müssen einen Moment in meinem Verstand ziehen, wie Tee im Wasser, um dann wütende Fassungslosigkeit bei mir zu bewirken.
Ueberraschung, dieser Vergleich gefaellt mir! Aber Fassuingslosigkeit nicht, das ist zu behaebig als Wort. Viell. eher: dann werde ich wuetend

Mit der flachen Hand schlage ich auf den Türrahmen. Als ich hinsehe ist da ein feuchter Abdruck. Ich wische mit der Hand über die Hose.
Das sind gute Details. Da kommt auch so die Zerrissenheit raus - er ist wuetend - beobachtet sich dabei aber irgendwie selbst. Das wuerde auch marias Eindruck erklaeren. Mir gefaellt diese Distanziertheit aber. Er kommt sich halt durchweg so ein bisschen laecherlich vor, bei seinem Ausbruch, ist also nie ganz im Gefuehl drin

„Du bist doch das Schwein, das mir wortlos klar machen wollte, dass ich eine Mutter gar nicht brauche.
Das fuehlt sich auch nicht nach gesprochener Rede an

Ich zittere, fühle mich gefroren und kochend zugleich. Ich bin Trockeneis, kann mich auflösen, ohne eine Pfütze zu hinterlassen- ich weiß nicht mehr, was ich sage- beschimpfe ihn weiter. Lehne mich erschöpft gegen den Türrahmen und gleite mit dem Rücken daran herunter. Ich will nicht mehr, ich gebe auf. Meine Wut ist das Trockeneis, nicht ich.
Ich rieche den Kaffee und die Brötchen. Gerüche, die Vertrauen schaffen, gepaart mit wärmendem Sonnenlicht. Wir sind alleine und es herrscht eine Stille, in der die Tonspur meines Weinens überspielt werden muss.
Das ist mir wieder alles seltsam. Vor allem auch mit diesem totalen Wechsel des Bildspendebereichs: Trockeneis - Tonspur. Das haut fuer mich nicht hin

„Bis ich zehn war, kam mir das Leben das wir geführt hatten normal vor. Da hat nichts gefehlt. Hatte ich halt nur dich, okay. Dann fragte ich mich, wer sie wohl sei, war aber zu feige dich zu fragen. Ich habe mich aus Scham nicht getraut bis ich dreizehn war. Dann begann ich mich zu fragen, warum du nie über sie redest, und hatte Angst vor der Antwort. Jetzt endlich …“
Dieser Monolog ist schlimm. So spricht niemand, mit korrektem Konjunktiv noch dazu. Es fuehlt sich auch an, als muesse er hier seine Situation dem Leser erklaeren. Das kommt gar nicht authentisch rueber

„Du hast nie mit ihr gelebt? Und sie hat ihr Kind einfach weggegeben?“
Warum nicht: Und sie hat mich einfach weggeben?

er unterbricht sich und schlägt die Hand vor den Mund.
schlagen echte Menschen wirklich die Hand vor den Mund? Ich bin skeptisch. Ich dachte, das tun nur soap-Darsteller

Also, viel Mecker, aber insgesamt, also darunter, hat mir die Geschichte eigentlich ganz gut gefallen.

lg,
fiz

 

Hallo!

Erst mal Vielen Dank an alle für eure Zeit und Mühe meine Geschichte zu lesen und kommentieren!

Im Einzelnen:

Hey Herrlollek!

Deine Anmerkungen habe ich weitestgehend in die Überarbeitung eingeflochten.
Beispielsweise ist das klischeemäßige als Ausrede iraus, habe mir da was Neues für ausgedacht.
Die Sohnesliebe ist jedoch geblieben, wenn auch jetzt nur noch in einfacher statt zweifacher Ausführung.

Das Thema finde ich gut, aber ich verstehe nicht, warum der Prot so sein muss.Er ist mir ziemlich unsympathisch. Dadurch können sich eventuell viel weniger Leser mit ihm identifizieren.
Na ja, das ist halt schwierig, einen Prot. jemandem sympathischer werden zu lassen. Ist wohl geschmackssache. Das mit der Identifikation beim Leser mit dem Prot. halte ich ebenfalls für sehr schwierig. Nachvollziehbarkeit fände ich vielleicht ein besseres Wort. Wenns da hapert, ist's halt schlecht. Danke für den Hinweis.

Hallo Engelchen!
So, hier wird nicht der Prot beanstandet, sondern das, was er erlebt. Plot also, statt Prot.
Nun, es gibt ja auch Familien, die leben Jahre lang mit offenen Geheimnissen. Da machts die Mutter mit dem Onkel Heribert und der Vater mit Tante Trude. Was weiß ich. Klar, komisch ist das schon iwo. Aber lass es doch einfach passieren... Darum wollte ich Konrad auch introvertierter, unsicher und schüchtern wirken lassen, dass ein wenig glaubwürdiger wird, warum er seinen Mund die Jahre nicht aufbekommen hat.

damit der endlich die Karten auf den Tisch legt.
War das ein bewusstes Wortspiel?
Schnörkelsätze/ Vergleiche haben mir überhaupt nicht gefallen
Nun, das haben wiederrum auch viele beanstandet, dass ichs halt ein bisschen zu wild treibe. Ich häng aber so dran... Ne, stimmt natürlich, zum Lesen ist es entschlackt sicher angenehmer.

Hallo Maria!

So, so. Da soll mehr Kaboom!! rein. Warum das Kaboom! nicht drin ist, hat feirefiz ganz gut getroffen, ich zitiere:

Da kommt auch so die Zerrissenheit raus - er ist wuetend - beobachtet sich dabei aber irgendwie selbst. Das wuerde auch marias Eindruck erklaeren. Mir gefaellt diese Distanziertheit aber. Er kommt sich halt durchweg so ein bisschen laecherlich vor, bei seinem Ausbruch, ist also nie ganz im Gefuehl drin
Der Konrad ist halt nicht so der Typ fürs Aus-Sich-Rauskommen. Immerhin traut er sich mit 16 zum ersten mal seinen Vater was wichtiges zu fragen- mithilfe einer Kitsch-Karte.

Hey Feirefiz!

Wow, danke für die detaillierten Anmerkungen.

wenn man ihm nur ein bisschen die Metaphernlaeuse auskaemmen wuerde
Danke für diesen Lacher!
Ich hab bei Deinem Text drueber nachgedacht, ob ich selbst eigentlich ueberhaupt Metaphern in meinen Geschichten verwende, oder sie grundsaetzlich nicht mag
Tja, so bringe ich die Leute dazu, über sich selbst nachzudenken. :)
solche Partizipialkonstruktionen sind ein bisschen haesslich
Alles Sublimierung! Statt in der Ich-Perspektive ständig "Ich" zu schreiben, schreibt man eben mal was mit "mich"
Statt "Ich lehne", "Mich lehnend"
Ja, fälschlich und lächerlich,das "ich" steckt immer noch drin, aber den Versuche wars wert...
Die detaillierten Beschreibungen sind schoen und die Metapher, meiomei
Mai oh Mai, das rosa Land! Hab was dran getan. Auch den Breiftext habe ich, wenn auch nicht ironisch, so doch ein wenig kommentiert durch den Erzähler.
Jetzt steht da:
Die Karte wird so süß wie auf Esspapier geschrieben und mit Zuckerwatte beklebt: „Da ist Sohnesliebe in mir ..."
Und ich hoffe, daraus ersieht man, dass ein Bewusstsein in ihm für das Überkandidelte besteht.
Das gute Wetter sitzt wieder fest im Sattel, nachdem es im April mit einem wilden Hengst zu kämpfen hatte.
Was sich alle daran stören ist mir schleierhaft. Ich mag das. Der Satz davor, na gut. Ist weg, aber der Hengst bleibt. Da trotze ich.
Der Vater hat jetzt nur noch eine große Brille, und fährt sich übers Knie, statt die Hand an den Mund zu legen. Irgendwas muss der Gute doch tun.
Den Monolog habe ich umgeschrieben, auch wenn er beispielsweise Peter gefallen hat. Stimmt, wirkte echt unecht.
Also, viel Mecker, aber insgesamt, also darunter, hat mir die Geschichte eigentlich ganz gut gefallen
Schön, dass dir die Geschichte eigentlich, also darunter und insgesamt also doch ganz gut gefallen hat :susp:
Vieles hat mir geholfen!
Bin immer so unsicher bei Überabreitungen, ob ich dann auch alles gut umsetze, wenn sich die Leute schon die Mühe machen, mir Schwachstellen aufzuzeigen.
Nicht, dass ich es immer Schlimmer mache wenn ich dran rumwerke! Oh Gott...

Bis dann!
Timo

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka TimoCat,

erstmal finde ich wirklich toll zu sehen, was aus Deinen Texten geworden ist - oder besser, aus Deinem Schreiben. Ich glaube, der erste ist als spam gelöscht worden. Das soll jetzt aber nicht fies klingen, ehrlich. Zwischendurch habe ich kleine Geschichten in Texten aufblitzen sehen, die aber in zu wenig durchkonzipierter Form geschrieben waren. Dann wurden Deine Komms durchdachter und jetzt kommt dieser Text - die Geschichte gefällt mir.

Sie ist rund, sie erzählt nicht zu wenig und nicht zu viel. Die Personen wirken lebendig auf mich - nicht im Sinne von "sie machen dauernd was und viel", sondern realistisch, nämlich eben ueber diese problematische Zurueckgenommenheit. Das ist nicht leicht, auszudruecken, und ich finde, dies ist ein erster Text, in dem Du einen komplexen Konflikt in kleinen Facetten und subtil vollständig erfasst und an den Leser bringst.

Hatte ich schon gedacht, bevor ein Komm stand - ist also nicht die Zustimmung zu Deiner Antwort hier: Gerade Familiendramen laufen ueber so viel Verleugnungen ab, ueber das Ausschweigen der alleroffensichtlichsten Dinge/Gefuehle/Enthuellungen. Genau das hast Du fein eingefangen. Ohne Unter- oder Uebertreibung (Ausnahmen s.u.).

Die Dynamik zwischen Vater und Sohn ist gruselig, fast gewalttätig in ihrer gestörten Kommunikation (damit meine ich nicht nur die verbale, sondern auch das Vermitteln oder ueberhaupt das Bewusstwerden von Emotionen. Bei beiden.).

Ich hab noch drei Tips:
* 1.P.-Erzähler ist perfekt, das sollte auf jeden Fall so bleiben - es muss so subjektiv und unmittelbar. Man kann das ich durch eine ganze Menge austricksen: Sätze umstellen. Nicht der Prot oder was er macht steht als erstes, sondern vllt ein Ergebnis davon. Ein Bsp nicht aus dem Text, nur als Prinzip: statt ich setze mich auf den Stuhl kannst Du sagen der Stuhl ist hart. Es ist ein Ich-Erzähler, wer sonst soll das so sehen?

* Deine Partizipien sind echt grausam eingesetzt. Was Du nicht ueber Umwege ändern kannst, setz es doch so, das klingt zumindest fuer mich besser: Mich an den Esstisch lehnend > An den Esstisch gelehnt (mache ich XY). Das mich ist in Deinem Satz nicht besser als ein ich. Was die ich-Struktur besonders blöd macht, ist nicht, dass das Wort ueberhaupt verwendet wird, sondern, dass es meist am Satzanfang in der gleichen Struktur SPO steht. Und an diesem Langweilgefuehl ändert auch nicht so ein krudes Partizipieren. :D

* Ich mag Vergleiche nur sehr selten. Meist gefallen mir die Bilder nicht, ueber die etwas verglichen wird. Mädchen springen wie Gazellen, Männer bruellen wie Löwen ... das ist Kitsch, und klingt schnell nach Trivialliteratur. Dein Hengst ist da ein no-go. Geht gar nicht. Fiz hat recht, das sollte einfach alles raus, fuer mich macht es den feinen Text kaputt. Ausserdem: ein Ich-Erzähler denkt ja so vor sich hin während die Geschichte erzählt wird. Er ist hier aufgewuehlt, verwirrt, wuetend, verletzt ... Verleugnetes kann nicht länger verschwiegen werden. Die Geschichte findet jetzt statt - im Präsens, nicht im reflektierenden Rueckblick. Natuerlich sind Menschen individuell verschieden, aber das nehme ich Dir nicht ab, dass ein Mensch, grad noch ein männlicher Teenager egal ob hetero oder schwul in solchen literarisch-verkitschten Bildern denkt. Nicht in der akuten Situation. Hier sollte die Sprache dem Geschehen besser angeglichen werden. Das was erzählt wird muss zu dem passen, wie es erzählt wird.

Auch wenn Du vllt einige Bilder schön findest: sie passen nicht zu der gewählten Erzählweise, nicht zum Charakter, und das Geschehen kann so nicht nahe genug nacherlebt werden. Dein Leser darf Dir hier nicht entwischen, er muss in der Szene bleiben. Und solche (teils schiefen) Vergleiche stellen eine Distanz her.

Mein Vater reagiert nicht auf den Tritt, den ich ihm gegen meinen Willen verpasse.
Starke Idee, falsch gewichtet. Das Wichtigste steht im Satz am Anfang. Der Vater wird getreten, das ist hart - das gegen den eigenen Willen ist eine dagegen völlig belanglose Note, die nachgeschoben wird. Verliert die Wirkung. Dass Dein Prot kein Brutalo ist, dem das Spass macht, hat man bislang rausgelesen - das gegen den Willen kannst Du getrost kicken. Mein Vater reagiert nicht auf den Tritt, dem ich ihm verpasse. Schöner noch wuerde ich finden, wenn Du zwei ganz kurze, harte Sätze hieraus machen wuerdest, und dabei die Reihenfolge umgedreht.
„Okay“, sage ich, „Einverstanden.“ Dann atme ich tief, „Hast du ein Bild von ihr, das ich sehen kann?“
Fettes raus, ist klar. Ausserdem klingt es verquer - nicht kann, sondern darf ist gemeint, aber das wäre zu klinisch-krude. Wenn Du es nicht kicken willst, mach einen Dialog draus. Er fragt nach dem Bild, der Vater sagt, er habe eins, der Sohn fragt, ob er es sehen darf. Vllt ein winziger Moment der Spannung, ob der Vater das verweigert.
„Ich habe schon gemerkt, dass sich das bei dir Bahn bricht…“
Mein Vater hat auch so pseudopsychologisch verklausuliert gespochen, auch, um Distanz zu gewinnen, aber das ist mir hier zu verschwurbelt. Es klingt nicht nach wörtlicher Rede live aus dem Alltag. Mir fällt kein guter Gegenvorschlag ein, aber etwas wie 'Ich hab schon gemerkt, dass du da an was zu kauen hast' ... auch blöd, hm.
„Dein Schweigen entlädt sich sehr brutal“, sagt er
Gleiches hier. Besonders unguenstig, da dem Leser ein Eindruck vorweggenommen wird, ihm ein Gedanke in den Mund gelegt wird. Wie wäre was ... Dein Schweigen ist grausam ... Oder ganz banal die Aufforderung an den Sohn, etwas zu sagen. Ist der Vater ueberhaupt einer, der so unumwunden zugibt, dass ihn das Schweigen verletzt? Viel besser ist oben des Genöle, dass der Sohn mal auf ne Party gehen soll, damit er nicht an den armen alten Vater denkt. Das impliziert nämlich was ganz anderes, das der Vater nicht zugibt - der Leser kann sich das denken und es wirkt extrem viel stärker.


Trotz des vielen Genöles finde ich aber, dass es ein starker Text ist, der auch etwas zu sagen hat. Noch ein bisschen Schleifen, auf einem guten Weg bist Du auf jeden Fall. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht bei Dir. :)

Herzlichst,
Katla

P.S.
Toller Einstieg:

Es kommt mir kindisch vor, als Sechzehnjähriger eine Muttertagskarte zu basteln.
Da wird sofort klar: Scheidung oder Mutter tot. Der eine Satz erspart Dir eine ellenlange Einfuehrung, und - passend zum Text - sind wir sofort mitten drin. Konflikt ist offengelegt, gleichzeitig mit der Vorstellung des Prots (nicht nur Äusserlichkeiten wie Alter, sondern auch ein Eindruck, wie er die Welt und sich sieht) und das sogar ohne erklärenden Nachsatz zu benötigen. Sehr sehr schön gelöst.
Auch perfekte Wortwahl: basteln. Sagt mir ne ganze Menge - er tut es sorgfältig, mit Bedacht. Andererseits schwingt etwas Unbeholfenes mit, das mir zusätzlich zu seiner Aussage (ich komme mir blöd vor/als Sechzehnjähriger) vermittelt, dass er sowas nicht ständig macht. Eben diese beiden Signale hätte ich nicht bekommen, hättest Du zu schreiben genommen.

Hier sehe ich Deine Stärke, nicht in Vergleichen, nicht im ewig-Auserklären und Zugesetztem - wuerde Dir raten, das Drama nicht zugunsten von banalem Alltagsgeschwätz aufzugeben, sondern genau solche pointierten Beobachtungen zu nutzen.

 

Hallo Katla!

Vielen Dank für deinen Kommentar, der sehr motivierend und erbaulich ist!

Ich glaube, der erste ist als spam gelöscht worden
Nicht ganz, aber im Rückblick wundert mich, dass es nicht passiert ist. Ich habe ihn selbst entfernen lassen, weil mir schnell klar wurde, dass er echt mies war.
Unverbesserlich- in sehr negativem Sinne.

toll zu sehen, was aus Deinen Texten geworden ist
Stimmt. Man kann hier echt ne Menge mitnehmen. Einmal abgewatscht macht man sich mehr Gedanken und irgendwann stellt man andere Ansprüche an sich selbst. Besonders dieses Autor-Leser Verhältnis, eine Sache, die mir vorher so nicht bewusst war, ist mir hier erst klar geworden. Schreiben war für mich vorher eher etwas egozentrisches.

einen komplexen Konflikt in kleinen Facetten und subtil vollständig erfasst und an den Leser bringst.
Dass ich das mittlerweile besser hinbekomme, freut mich sehr.

Was die ich-Struktur besonders blöd macht, ist nicht, dass das Wort ueberhaupt verwendet wird, sondern, dass es meist am Satzanfang in der gleichen Struktur SPO steht. Und an diesem Langweilgefuehl ändert auch nicht so ein krudes Partizipieren.
So einleuchtend es eigentlich sein sollte, so bewusst war mir das Struktur Problem nicht, darum bin ich für diesen Satz hier besonders dankbar!

Auch du beanstandest besonders den Höhepunkt, also die direkte Konfrontation von Vater und Sohn. Da lag zum Beispiel Maria mit ihrem Gefühl ganz richtig, dass da was nicht so ganz sitmmt, sie fand es die fehlende Wut meines Charakters, ich sehe jetzt, dass es nicht nur der Inhalt, auch die Sprache ist, die so einen schiefen Eindruck macht. Da tue ich mich auch in der Überarbeitung besonders schwer.

ch bin sehr gespannt, wie es weitergeht bei Dir
Ich auch :)

Auch perfekte Wortwahl: basteln. Sagt mir ne ganze Menge - er tut es sorgfältig, mit Bedacht. Andererseits schwingt etwas Unbeholfenes mit, das mir zusätzlich zu seiner Aussage (ich komme mir blöd vor/als Sechzehnjähriger) vermittelt, dass er sowas nicht ständig macht. Eben diese beiden Signale hätte ich nicht bekommen, hättest Du zu schreiben genommen.
Interessant. Bewusst war mir das ehrlich gesagt nicht. Ich denke, so etwas passiert intuitiv, und da denke ich, verstehe ich auch,was alle meinen, wenn sie sagen,Vergleiche und Metaphern wirken oft sehr künstlich. Eben weil sie erdacht werden, statt in den Kanälen des Unterbewussten zu fließen ;)

Grüße Timo

Ach so, vom Hengst habe ich mich getrennt. (Klingt gut, was?) :D

 

Hallo Timo,

mich hat deine Geschichte gerührt. Das lag vor allem an dem Aufbau, bei dem mir nach und nach klar geworden ist, was Sache ist. Wunderbar auch die minimale Wortwahl. Mir gefällt das der Text fast keinen Kitsch enthält. Und ich habe auch nicht den Eindruck, du seist krampfhaft beim Schreiben gewesen, weil dir nichts eingefallen ist. Dadurch wirkt die KG realistisch. Die starke Beziehung zwischen Vater und Sohn wird anschaulich, als dieser vom Laufen wiederkommt und ihn so freundschaftlich auffordert feiern zu gehen. Diese Beziehung wird verständlich als klar ist, dass sie die einzigen beiden der Familie sind und sorgt für Authentizität.
Es ist ja schon viel gesagt worden. Dennoch möchte ich anmerken, dass ich bei dem Vergleich mit dem Trockeneis in Stocken geraten bin und nicht wirklich wusste, was genau du damit ausdrücken willst. Wünschenswert wäre natürlich eine tiefgreifende Analyse des Jungen in der Mutterlosen Familie, aber vielleicht würde das den Rahmen einer KG sprengen? Vielleicht bleibt dadurch aber mehr hängen vom eigentlichen Problem, statt des schönen Aufbaus und die ruhige,meist unanstrengende Erzählweise.

Viele Grüsse

Malte

 

Hey Malte!

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

...minimale Wortwahl. Mir gefällt das der Text fast keinen Kitsch enthält
Aha, und das im Zusammenhang mit mir!? Wird mir immer vorgehalten, dass meine Vergleiche too much sind. Scheinbar hat die Überarbeitung ein wenig was bewirkt...
dass ich bei dem Vergleich mit dem Trockeneis in Stocken geraten bin und nicht wirklich wusste, was genau du damit ausdrücken willst
So, und der Vergleich, der drin blieb, der ist dann der böse Stolperstein, siehste. Was ich damit ausdrücken wollte war, dass Konrad das Gefühl hat, sich einfach aufzulösen und nichts von ihm übrig bleibt. Na ja, diese Panik in der er ist, die Angst im Moment, das liquidiert ihn gefühlsmäßig. Ja, wenn mans erkläutern muss, sollte es vielleicht auch noch raus.

Also, schön, dass es insgesamt jedoch gefallen konnte.

Grüße: Timo

 

Hallo Timo, jetzt habe ich drei Mal gelesen (zur Sicherheit).
Natürlich ist die Geschichte "besser" als die, die ich ohne Absicht als erstes heraus suchte. Aber gefallen hat sie mir auch nicht. Alles zu umständlich und wenig berührend (was bei dieser Art Geschichte aber unbedingt sein muss). Man erfährt nichts oder nur wenig über die Vergangenheit - immerhin ist er schon sechszehn Jahre alt. Ich habe mit meinem ältesten Sohn alleinerziehend gelebt (seit er 4 Jahre war) und die Situation die du beschreibst halte ich für wenig glaubhaft. Auf der einen Seite spricht er offen und kumpelhaft mit seinem Vater und dann ist quasi seit sechszehn Jahren nicht über die Mutter gesprochen worden? Ne! Konstruiert! Da dies aber der Kern deiner Geschichte ist und man von anderen Konflikten der beiden einzigen Protagonisten nichts erfährt, reicht es nicht. Da wo es emotional wird oder extrem emotional (beim Gespräch mit dem Vater) springt der Funke nicht über. Es macht einfach nur Blub und schon ist es zu Ende.
Das alles ist meine ganz subjektive Empfindung - also bitte auch so aufnehmen und nicht als oberlehrerhaft ansehen. Bei mir kommt der Text so an, als wenn du sehr viel über den Plot und wie man ihn richtig umsetzen kann nachgedacht hast und die einzelnen Szenen vielleicht deshalb so "kopfgesteuert" rüberkommen. Ich versuche beim Schreiben, nicht allzuviel zu denken und versetze mich in die Person hinein. Dabei kann es passieren, dass plötzlich "Dinge" und Szenen auf dem Papier auftauchen, ohne das ich sie im eigentlichen Sinne erdacht habe.
Herzliche Grüße Heiner

 

Hallo Heimee,

Wow, danke das du dir noch mal Zeit genommen hast, eine meiner Geschichten zu lesen. Ich freue mich über Feedback!

Ich habe mit meinem ältesten Sohn alleinerziehend gelebt (seit er 4 Jahre war)
Dass das bei dir der Fall ist, macht deinen Komm für mich besonders interessant.

Auf der einen Seite spricht er offen und kumpelhaft mit seinem Vater und dann ist quasi seit sechszehn Jahren nicht über die Mutter gesprochen worden? Ne! Konstruiert!
Da sehe ich weniger das Problem. Ich denke, dass gerade dieses Kumpelhafte für eine gewisse Oberflächlichkeit in einer Beziehung sorgt. Beispielsweise geht der Vater nach der Erwähnung, sein Sohn gehe nie feiern, ja auch betreten aus dem Zimmer, statt über eventuell mangelnde Sozialkontakte oder Interesse an Aktivitäten mit seinem Sohn zu reden. Es ist beiden äußerst unangenehm, über Gefühl zu reden, deshalb lachen sie beispielsweise übers Joggen. Und weil da soviel unterdrückt wird, gärt es lange um dann (mehr oder wenigr) heftig zu explodieren.

"Konstruiert" sehe ich gar nicht mal als etwas Negatives. Ich habe zu Beginn mit dem Schreiben mehr impulsiv gearbeitet, da ich aber ein recht nachlässiger und chaotischer Typ bin, hat das bei mir jedesmal in einem heillosen Chaos von Motiven, Bildern, Charaktern geendet. Nach und nach habe ich mir dann einen etwas systematischeren Weg angeeignet. Wenn ich eine Idee habe, schreibe ich sie auf, aber mach nicht gleich die Geschichte draus. Irgendwie denke ich dann immer mal dran, und so "konstruiere" ich dann aus Einfällen meine Geschichte. Also es stimmt, ich sammle und sortiere, "konstruiere" dann.
Da wo es emotional wird oder extrem emotional (beim Gespräch mit dem Vater) springt der Funke nicht über.
Gut, dass dann eben Gefühl abhanden kommt, ist schlecht. Hoffentlich finde ich irgendwann einen Mittelweg, einen, der mir ermöglicht, eine schlüssige Geschichte mit der richtigen Temperatur zu schreiben.
Man erfährt nichts oder nur wenig über die Vergangenheit
Ja, das war eben der Rahmen, den ich mir gegeben habe. Klar kommen da Fragen auf, aber mir ging es darum, diese eine Situation, in der die Stränge der Vergangenheit zusammen laufen und eine neue Linie bilden, darzustellen.

und nicht als oberlehrerhaft ansehen
Ja, Herr Lehrer! :)

Also, vielen Dank für dein Feedback!
Grüße: Timo

 

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