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Zwei Künstler und ein Polizist

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12.02.2004
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Zwei Künstler und ein Polizist

Bin kein gewöhnlicher Mensch. Bin Künstler! Deshalb die Qualen. Deshalb das Leiden an der Einfallslosigkeit, am ewig Gleichen. So denke ich, während ich meine Kleidung ablege und im Bad vor den Spiegel trete. Der Peter hat mir diese Videokamera geschenkt. Zur Inspiration, sagt er. Das Arschloch! Der schöpferische Mensch braucht Inspiration wie der Bauer das Brot. Aber die kommt nicht so, dass man technische Spielzeuge ausprobiert und sich den Dreck im Wohnzimmer im Fernseher anschaut. Hab das Ding ja ausprobiert und unten auf der Straße die Leute gefilmt, wie sie ihre Einkaufstaschen nach Hause tragen und ihre Hunde spazieren führen und den ganzen bürgerlichen Scheiß.

Jetzt steht es auf einem Stativ, draußen im Vorraum, die Linse auf mich gerichtet, als würde es mich anschauen. Ich kratze mir die Bartstoppeln und überlege. Gehe darauf zu und drücke mit dem Finger auf ein paar Knöpfe. Starte die Aufnahme, ganz spontan! Dann wieder hin vor den Spiegel: Schaue mich an! Wetze das Rasiermesser, trage mit dem Rasierpinsel Schaum auf. Kühl und feucht. Ich schaue der 64-jährigen Wahrheit direkt ins Gesicht. Das Messer schabt über die Haut, macht alles glatt und frisch. Aber dann schreie ich auf! Schmerz hat zugebissen, hat mich wie eine plötzliche Eingebung direkt ins Hier und Jetzt hineingestoßen. Aus dem Schnitt unter dem Ohrläppchen fließt Blut heraus, läuft in dicken Tropfen bis zum Kinn hinunter, landet auf den Fliesen.

Der Künstler muss vorwärts gehen, muss den Raum des Kreatürlichen überwinden, hin zur Freiheit. Der Schnitt in das Ohrläppchen hinein, in den Knorpel hinein, macht mich ganz rasend. Das Herz hämmert viel zu schnell. Ich ziehe das Messer erbarmungslos weiter, blute wie eine Sau und schreie! Mit dem Einsatz meiner ganzen Willenskraft gelingt es, das Ohr durchzuschneiden. Jetzt liegt es warm und klebrig auf meiner Hand. Blut fließt mir über den Oberkörper. Ich verliere fast die Besinnung. Mein Blick wandert kurz zu der Kamera hinüber. Ich lege das abgetrennte Ohr in die Badewanne hinein, streiche das Blut von der Klinge und in mir denkt es: weiter!

* * *​

Die beiden Polizisten Pospisil und Haider, von der Kripo zur Wohnung des Künstlers geschickt, weil der Hausmeister die Polizei angerufen hatte, stiegen im Erdgeschoß in einen Aufzug aus der Gründerzeit. Man konnte von außen den Mechanismus mit all den Rädern und Schnüren sehen. Der Hausmeister trug einen blauen Mantel. Die Schlüssel an einem sehr umfangreichen Schlüsselbund klapperten aneinander, während er nach dem richtigen suchte. Seine Hände zitterten: „Sie können sich nicht vorstellen, wie er geschrien hat. Über eine Viertelstunde lang.“
"Warum sind Sie ihm dann nicht zu Hilfe gekommen?"
Verlegen machte der Hausmeister den Polizisten klar, dass er schon öfter Schreie aus dieser Wohnung gehört hatte und wenn er hinauf gegangen war um nachzusehen, hatte es immer mit Streit geendet.
„Glauben Sie denn, dass eine andere Person bei ihm gewesen ist?“
„Nein. Also gehört hab ich nichts.“

Mit einem Ächzen blieb der Aufzug im fünften Stock stehen. Im Treppenhaus roch es nach Putzmittel und altem Holz. Der Hausmeister schloss die Tür auf. „Brauchen Sie mich noch?“
„Lassen Sie uns den Schlüssel da. Wir kommen später noch einmal zu Ihnen.“

Schon beim Öffnen der Tür bemerkten Sie einen altbekannten süßlichen Geruch. An den Wänden hingen Radierungen und Fotografien. Über einer Kommode, sicherlich echt antik, ein Spiegel mit Goldrahmen. Teppiche auf den Böden und Blumen auf Beistelltischen: Das Ambiente atmete Geborgenheit und Wohlstand. Nur die Art der Bilder passte nicht so recht dazu: Abbildungen von Menschen, die auf den Boden schissen und einander den Stinkefinger zeigten.
Pospisil hatte zu seiner Zeit den zerschmetterten Körper eines Selbstmörders unter dem Donauturm gesehen, auch Wasserleichen und die alte Frau, die drei Wochen lang in ihrer Wohnung verrottet war, ehe die Nachbarn, durch den Gestank alarmiert, die Polizei verständigt hatten. Der verkrümmte Körper auf dem Boden des Badezimmers und Unmengen von gestocktem Blut, verschmiert über die Wände und den Spiegel, waren sicher nicht das Schlimmste, was er gesehen hatte. Den Würgereiz konnte er beherrschen. Er sah gerade, dass ein paar abgetrennte Körperteile in der Badewanne lagen, als er den Kollegen schreien hörte.

Haider hatte ein Rasiermesser, vielleicht die Tatwaffe, aufgeklappt und begann, sich damit in den Unterarm zu schneiden. Die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, zog er das Messer bis zum Ellenbogen. Pospisil reagierte geistesgegenwärtig, schlug ihn nieder, schleifte ihn durch den Vorraum bis ins Treppenhaus hinaus und die ganze Zeit spritzte Blut auf alle Möbel und Wände und Haider schrie. Pospisil konnte den Arm des Kollegen mit seinem Gürtel abbinden, hörte Schritte, die klatschend die Treppe heraufkamen: Der Hausmeister kam angelaufen, schlug sofort die Wohnungstür zu. Das Handy, das er aus dem Mantel zog, fiel ihm zuerst auf den Boden. Er wählte den Notruf. Pospisil, den Kollegen im Arm, schaute ihn an, mit großen Augen, atmete stoßweise und schüttelte immer wieder den Kopf.

* * *​

Ein Sonderkommando in Schutzanzügen untersuchte die Gegenstände in der Wohnung, packte sie in Plastikfolie und schickte sie zu chemischen Analysen. Die Substanz, mit der die Kamera imprägniert worden war, setzte den Selbsterhaltungstrieb außer Kraft, stürzte das Opfer in einen schöpferischen Rausch oder weckte diese Kräfte erst, wenn sie bislang unentwickelt waren. Und danach? Wer den Rausch überstand, in dem waren alle falschen Moralbegriffe unweigerlich zerstört.
„Verstehen Sie?“

Der Mann im weißen Anzug beschrieb den Vorgang mit leuchtenden Augen. Er hatte langes, graues Haar. Man kannte ihn aus Berichten in den Feuilletons. Wie der Verstorbene war er Mitglied der Akademie. Er redete mit den Händen, um seine Ausführungen zu unterstreichen: „Über viele Jahre habe ich Versuche angestellt! Wie man diese Kräfte, die in uns gefangen liegen, endlich frei setzen kann. Zum Wohle dieser verkorksten Gesellschaft. Zum Abschütteln der Repression! Aber ich habe es nie gewagt, gewisse Grenzen zu überschreiten. Bis dem Karl alle Ideen ausgegangen sind.“
„Sie wollen damit andeuten, Sie haben dem Verstorbenen die Droge mit Absicht verabreicht?“
„Natürlich! Ihm ist ja nichts mehr eingefallen. Er war verbraucht. Was soll er da noch ewig leben? Es war nur zu seinem Besten.“
Pospisil nickte, stand auf und öffnete das Fenster des Untersuchungsraumes. Das Verhör hatte nicht einmal eine halbe Stunde lang gedauert.

„Was ist jetzt? Komm ich vor Gericht?“
„Ich werte Ihre Aussage als Geständnis.“
Die uniformierte Kollegin an der Tür nickte ihm zu.
„Und die Aufnahme aus der Kamera? Wann wird die zur Verfügung stehen?“
In den Augenblick der Verblüffung hinein rief der Verdächtige: „Nun stellen Sie sich nicht dümmer als Sie sind! Für die Ausstellung! Er soll ja nicht umsonst gestorben sein.“

 

Krasse vision, Berg.
Die Nähe zum Film the happening ist wahrscheinlich ungewollt?
Weiß nicht, lese da eine große Distanziertheit raus, so ein bisschen ironisch auch. Gipfel sind die Namen der Polizisten - Querverweise?
Ansonsten handwerklich solide, spannend ist es auch. Die Auflösung dann kommt doch sehr ... holzhammermäßig, direkt halt. Da musste ich mit mir hadern, ob ichs blöd finde, dass so auf den Teller geworfen zu bekommen, oder ob ichs stark finde, also den Mut, dass jetzt einfach mal so kompromislos anzusagen. So isses und Punkt.
Habe mich für letzteres Entschieden. ;)
Die Rechtfertigung

„Es ist alt gewesen und hatte keine Ideen mehr. Es war nur zu seinem Besten“,
ist natürlich geil, da nehme ich schon wieder dieses böse Augenzwinkern wahr.
Der Absatz, als der Polizist seinen Kollegen schreien hört, das finde ich echt einen guten Spannungsschuss.
Diese Formulierung allerdings
aufgeklappt und begonnen, sich selbst damit in den Unterarm zu schneiden.
lahmt. Hatte begonne sich zu ... Nee, das fetzt nicht, aber hier wird doch gefetzt. Direkter: Schnitt sich mit dem Rasiermesser den Arm auf.
Oder so in die Richtung. Das kommt schockierender als deine Windung.
Insgesamt sehr gerne gelesen, verbucht unter der hier aussterbenden Sorte mal was frisch anderes ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Mensch, wie kannst du das machen. Gerade, als ich deine Geschichte gelesen habe, hab ich an einem Stück Gurke rumgeschnibbelt. Das Messer ist aber geflogen. Also Klasse. Eine absolut bösartige Geschichte.

Erst mal schon der Anfang, ich dachte, jetzt wird langsam aber sicher eine Szenerie aufgebaut. Ok, ein alter Kerl, der Künstler ist. Und dann frag ich mich, warum heißt der denn bloß Künstler. Und dann schneidet der sich einfach mal eben das Ohr ab.
Und die Fortsetzung dann. Das ist schon ziemlich hammerig. Also mich hast du im Endeffekt begeistert, obwohl ich zwoischendrin immer gesagt hab, nee, so geht das aber nicht.
Ich war zwar z. B. ziemlich verdutzt, wie du einem da die Auflösung so vor die Füße kippst, mit diesem weißgekleideten langhaarigen Kerl. (Ich hoffe, man kennt den nicht.) Aber dann dachte ich, ok, friss oder stirb, Novak, und dann fand ich es irgendwie gut. So hingerotzt, ganz trocken und lapidar gesagt. Und dann fragt der Weißbeanzugte auch noch so locker daher, ob er denn die Aufnahme haben kann, wie der Künstler zu Tode gekommen ist. Echt eklig.

Verbesserungsanmerkungen habe ich nur wenige. Du wirst damit leben können, denke ich.
Das eine ist der Satz, den auch schon weltenläufer auf dem Kieker hatte. Beginnen muss da raus.
Und das zweite ist das hier:

Aber die kommt nicht so: Dass man technische Spielzeuge ausprobiert und sich den Dreck im Wohnzimmer im Fernseher anschaut.
Ich hätte ja so geschrieben:
Aber die kommt nicht so, dass man technische Spielzeuge ausprobiert und sich den Dreck im Wohnzimmer im Fernseher anschaut.
Dass du da den Doppelunkt setzt, ok., kann man ja vielleicht machen. Soviel grammatikalische Freiheit muss man haben. Aber der Nutzeffekt ist mir nicht so klar.

Und es gibt bei aller Kürze der Geschichte ja immer noch was Neues zu entdecken. Also in Gedanken spielt man weiter, was denn dann wohl mit den Leuten sein wird, die der Künstler alle gefilmt hat. Auf der Straße.
Ich finds sehr schwarzhorrorhumorig. Neue Disziplin irgendwie.
Richtig gut gefallen. Ein Geschichtenchili.
Liebe Grüße Novak

 

Hi Berg

Der schöpferische Mensch braucht Inspiration wie der Bauer das Brot. Wie der Bauer das Brot, sage ich!

Weshalb diese Wiederholung mit der Betonung "sage ich"? Du hast das zweimal drin, das kommt kurze Zeit später wieder. Als würde dem Erzähler jemand widersprechen, was aber ja niemand tut. Ich finde auch, der Vergleich wird durch die Wiederholung nicht besser, was heisst das schon, "wie der Bauer das Brot"? Der Metzger braucht das Brot ja auch, der Schuster ebenso, also eigentlich alle. Jedenfalls deutlich mehr als solche, die Inspiration brauchen. Finde den Teil nicht so gelungen.

Ich lege das abgetrennte Ohr in die Badewanne hinein, schüttle das Blut von der Klinge und in mir denkt es: weiter!

"Schüttle das Blut von der Klinge" - klingt komisch. Ich glaube auch nicht, dass das geht, da bleibt doch immer was hängen. Auch das "in mir denkt es" klingt umständlich. Was ginge verloren, wenn es einfach hiesse: "... und ich denke: weiter!". Finde das sogar besser, weil direkter. Klingt zielstrebiger.

Bis auf diese Wiederholungen gefällt mir der Auftakt, insbesondere die Stelle, an der er sich das Ohr abschneidet, ist gut geschrieben.

Eine generelle Frage noch zum Auftakt: Warum hast du die Ich-Perspektive gewählt? Ich bin nicht sicher, ob das die beste Perspektive für diesen Absatz ist. Immerhin lässt du ihn nicht bis zu seinem Tod erzählen, aber ich frage mich schon: Warum erzählt der überhaupt?
Und zum anderen: Wenn schon Ich-Erzähler, dann lass uns doch ein bisschen mehr daran teilhaben, was in den Leuten genau vor sich geht. Denn das ist ja der spannende Punkt hier, und ich finde, den behandelst du stiefmütterlich. Das mit dem "Kreatürlichen" und der Freiheit ist ja nicht schlecht, aber nicht mehr als ein Anfang. Also, was genau veranlasst die Leute dazu, sich selbst zu verletzen? Was fühlen sie dabei? Wenn schon Ich-Perspektive, dann würde ich darüber gerne mehr erfahren. Ansonsten kannst du auch wechseln.

Im zweiten Abschnitt gefällt mir dann die Idee, dass was-auch-immer die Menschen dazu bringt, sich selbst zu verletzen. Das Thema, dass von aussen ein selbstzerstörerischer Zwang auf Menschen ausgeübt wird, gibt es zwar schon in einigen Variationen, aber mir hat das hier gefallen. Finde das auch von der Atmosphäre gut, mit dem verunsicherten Hausmeister, der Beschreibung der Bilder an der Wand und so.

Pospisil reagierte geistesgegenwärtig, schlug ihn nieder, schleifte ihn durch den Vorraum bis ins Treppenhaus hinaus und die ganze Zeit spritzte Blut auf alle Möbel und Wände und er schrie.

Wer ist mit "er" gemeint? Hier solltest du den Namen verwenden (ich nehme an, es ist Haider).

Den letzten beiden Absätzen kann ich leider nichts Positives mehr abgewinnen. Was will die Geschichte hier? Erklärungen liefern? Das ist in der Form doch halbherzig, das ist so ein Berichtstil und wirkt einfach lustlos. Wenn du es konsequent machen willst, dann beende die Geschichte hier:

Er wählte den Notruf. Pospisil, den Kollegen im Arm, schaute ihn an, mit großen Augen, atmete stoßweise und schüttelte immer wieder den Kopf.

Finde es dann zwar auch nicht so prickelnd, aber definitiv besser als mit den letzten beiden Absätzen, vor allem der letzte: Da stirbt noch schnell der Hausmeister, und dann wird dem Kommissar klar, dass "auch er verloren ist". Also das passt überhaupt nicht mehr zu dem gelungenen Auftakt und dem sehr guten Mittelteil, da werden dem Leser noch so ein paar Sätze hingeknallt, und der kann dann schauen was er damit anfängt.

Also mein Vorschlag ist, entweder du lässt die beiden letzten Absätze komplett weg oder du erzählst sie noch in Form einer echten Geschichte. So überzeugen sie mich jedenfalls nicht.

Insgesamt eine spannende Grundidee mit guten Teilen. Die Idee an sich dürfte für meinen Geschmack aber ruhig noch etwas mehr ausgearbeitet werden, so in der Form ist es (abgesehen vom Schluss) nicht schlecht, könnte aber noch mehr Fleisch vertragen.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hi Berg!

Ich assoziierte das erste Motiv deiner Geschichte mit dem Künstler direkt mit einer Mischung aus der Anfangssequenz von dem Film "Antikörper" und dem Schicksal von van Gogh.

Die Story ist jedenfalls kurz, knackig und ohne Schnörkel. Liest sich gut und der Effekt am Ende: "Wie? Das war's jetzt?!" ist hier sehr passend. Bei anderen Geschichten hätte man sich vielleicht gefragt, ob da nicht noch was fehlt! Aber in dem Tenor deiner Geschichte ist das sehr stimmig!

Nette kleine Story!

Grüße schickt der EISENMANN

 

Hallo Berg

Die Idee ist irgendwie schon originell, eine Substanz, die den Selbsterhaltungstrieb ausschaltet. Das könnte Freuds alten Triebtheorien beinah eine Kontradiktion gegenüberstellen. Oder wäre es fein gesponnen, vielleicht gar ein Oxymoron bilden. Doch verzeih, meine Gedanken schweifen ab vom Original. Ich hätte mir jedoch vorstellen können, das Utopische wäre als Reverenz an die Fantasieleser wenigstens mit einer chemischen Formel, wenn auch nur formelhaft, hypothetisch glaubwürdig unterlegt.

Der Einstieg überraschte mich, die derbe Wortwahl eröffnete mir einen Schwank. Das Künstlerische der Figur spiegelte sich leider einzig in seiner Wahlverwandtschaft mit Vincent van Gogh. Doch was dann folgt, hätte ich in der Rubrik Satire als Versuch gewertet, das Genre Horror mal kräftig durchzurütteln. Die wenigen Szenen sind schon gruselig und angetan, eine bildhafte Fantasie anzuregen. Aber sie bleiben auf sicherem Terrain, zeigen Situationen, die wohl Rettungssanitätern und Polizisten sehr vertraut sind. Die fatale Pointe schlussendlich birgt seinen Witz, ein Einklang, der sich durch die ganze Geschichte hinzieht. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, wie ernst es dir mit diesem Text war.

Aus zeitlichen Gründen konnte ich die andern Kommentare nicht mehr lesen, aber werde dies baldmöglichst nachholen. Sicher findet deine Geschichte da und dort Anklang. Bei mir war es ein Eintauchen in eine Abhandlung, die mich mit etwas gemischten Gefühlen zurücklässt, da die Idee an sich viel mehr Potential hergeben könnte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Berg

Ich hatte kurz die Gelegenheit noch die erste Fassung, die „Zwei Künstler“ hieß, zu lesen. Hab aber auch die neue Version gelesen.
Kommentare habe ich nur kurz überflogen, so dass ich Dir meinen Eindruck größtenteils unbeeinflusst vermitteln kann.

Kurz gesagt: Mir gefällt die Story und die trockene Art, wie Du sie erzählst.
Vor allem als der zweite Künstler seine „gute“ Absicht offenlegt und dann auch noch so unverfroren ist nach Film und Kamera zu fragen, um eine Ausstellung zu organisieren – also der Gag ist finster, kommt aber auch sehr gut rüber; und wenn ich mich nicht täusche, endete dort glaube ich auch die erste Fassung.
Ich kann verstehen, dass Du da noch mal einen „weiteren“ Schluss dran gepackt hast, weil ich auch das Gefühl hatte, dass noch irgendwas fehlt. Allerdings glaube ich, dass Dein neues Ende, die ganze Sache ein bisschen verwässert – außerdem finde ich es merkwürdig, dass die Substanz erst eine Woche später Wirkung zeigt und den Polizisten dazu bringt nach der Gartenschere zu greifen.
Interessanter hätte ich es gefunden, wenn der Vorfall bei dem Polizisten seine künstlerische Seite weckt. Vielleicht entwickelt er eine „rote Phase“ und malt beunruhigende Bilder? Oder er arrangiert einen Tatort um, so dass die Konzeption stimmt?
Ich meine jedenfalls, dass ein subtiles Ende der Geschichte besser stehen würde. Gartenschere ist mir irgendwie zu platt.

Jo und wenn ich schon am kritisieren bin, dann möchte den Titel auch noch anmäkeln. „Zwei Künstler“ oder „Zwei Künstler und ein Polizist“ – beides klingt irgendwie doof. Vielleicht hast Du ja noch eine andere Idee, „Künstlerseele“ vielleicht, oder wie wäre es mit „Schaffensdrang“?

Was ich auch nicht so dolle fand, war das hier:

Bin kein gewöhnlicher Mensch. Bin Künstler!

Das liest sich so, als ob der Typ, der das denkt, infantil sei. Laut ausgesprochen, stelle ich mir den Satz so vor:

Bin kein gewöhnlicha Mensch. Bin Künstla!

Hat das was mit Charakterisierung zu tun oder ist das ein Hinweis darauf, dass bei dem Kerl die Substanz zu wirken beginnt und sein Sprachzentrum beeinträchtigt?
Mir ist jedenfalls nicht klar, welche Absicht dahintersteckt.

Ansonsten musst Du mir verraten wie man auf den Namen Pospisil kommt – der passt einfach zu diesem Polizisten.

Alles in allem, sehr gerne gelesen.


Liebe Grüße

Mothman

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Berg

Ich haue wahrscheinlich in die gleiche Kerbe wie Schwups, aber was solls.
Mir hat der Spannungsaufbau bis zu den letzten drei Sternen gefallen, und dann kommt's so "oh, ich muss weg, also nur kurz noch: Das Sonderkommando in Schutzanzügen räumte ..."
Das war mir dann auch zu viel Information auf dichtem Raum, riss mich aus der Geschichte, bzw. aus der Stimmung.
Meiner Meinung nach brauchts gar nicht soviel Science, schöner wäre, wenn die Kamera ihr Geheimnis bewahrt und einfach der Auslöser des Bösen wäre.


Dass man technische Spielzeuge ausprobiert und sich den Dreck im Wohnzimmer im Fernseher anschaut.
Der Dreck im Wohnzimmer? Hier meintest du wohl: ... im Wohnzimmer den Dreck im Fernseher anschaut.
Oder lese nur ich das so verquer?

Aus dem Schnitt unter dem Ohrläppchen fließt Blut heraus, läuft in dicken Tropfen die Wange hinunter, zerplatzt auf den Fliesen.
Hm, kann Blut zerplatzen? Ich sehe das mehr so:
"... läuft in dicken Tropfen die Wange hinunter, die auf den Fliesen zerplatzen."

Der Schnitt in das Ohrläppchen hinein, in den Knorpel hinein, macht mich ganz rasend.
Der Schnitt hinein ins Ohrläppchen, hinein in den Knorpel, macht mich ganz rasend.
Ist aber wohl Geschmacksfrage.

„Brauchen Sie mich
Ein so ganz uninteressierter Hausmeister? Mal was neues, hrhr.
Aber vielleicht spührt er ja, dass mit der Wohnung und seinem Mieter etwas nicht stimmte, doch das fehlt mir hier etwas. Das Böse dürfte noch etwas mehr Raum bekommen.
Ich mag böse Gegenstände, die anderen ihren Willen aufdrücken. ;)

Bis auf das Ende wirklich gerne gelesen.
Gruss dot

 

Hallo Berg,

Wirklich eine fiese Idee, die da zugrunde liegt, mit den beiden Künstlern. Das Milieu gefällt mir, denn in der Kunst gibt's ja so manches, was echt abgehoben ist und wo ich manchem Künstler nicht mehr recht folgen kann und mag. Da gibt's unheimliche Sachen, die dann "Kunst" genannt werden, und sowieso ist dieses ganze Kunstvokabular oft nur in so Halbkenntnissen bekannt (was ist z.B. "Ästhetik" genau?), was das Ganze für mich etwas schwammig macht.
Die Geschichte ist gut geschrieben. Wie Schwups bin auch ich bei der Bauer-und-Brot-Stelle hängengeblieben, leuchtet mir auch nicht so recht ein, ich weiß zwar, was du meinst, aber da gibt's bestimmt Eingängigeres. Dieses wiederholte "sage ich" soll dem Charakter wohl etwas Eigenes verleihen, fand ich aber auch nicht soo gelungen. Wenn der Typ wirklich künstlerisch ausgebrannt oder so ist, wie der andere Künstler sagt, könnte man da gut noch was Psychologisches mit reinbringen. Aber ok..
Also auf den ersten Blick ziemlich gute Geschichte.
Auf den zweiten stört mich dann aber auch das Abspulen von gängigen Horrormechanismen ab Ende des Mittelteils; jetzt ist der eine Polizist betroffen, und später noch der andere, mh, das ist so hingeklatscht.
Fazit: Guter Happen, wenn du das Klischeehafte gegen Ende noch irgendwie änderst. ;)

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo liebe Kommentatoren,

die Idee für diese Geschichte war ursprünglich, ein unmögliches Ereignis zu beschreiben. Der Künstler sollte sich selbst völlig in die Einzelteile zerschneiden und in der Kamera sollte gefilmt worden sein, wie er das angestellt hat. Dann kam mir die perfide Idee mit dem Anstoß zu mehr Kreativität und weniger Schonung der eigenen Person durch den Kollegen.
Ihr habt völlig Recht: Das Ende ist so nicht rund! Da werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen.


@weltenläufer:

Weiß nicht, lese da eine große Distanziertheit raus, so ein bisschen ironisch auch. Gipfel sind die Namen der Polizisten - Querverweise?
Ansonsten handwerklich solide, spannend ist es auch. Die Auflösung dann kommt doch sehr ... holzhammermäßig, direkt halt. Da musste ich mit mir hadern, ob ichs blöd finde, dass so auf den Teller geworfen zu bekommen, oder ob ichs stark finde, also den Mut, dass jetzt einfach mal so kompromislos anzusagen. So isses und Punkt.
Wenn ich das nicht tun würde, hätte ich das Gefühl, dass er eigentlich spannende Teil nicht beim Leser ankommt.


@Novak:

Und es gibt bei aller Kürze der Geschichte ja immer noch was Neues zu entdecken. Also in Gedanken spielt man weiter, was denn dann wohl mit den Leuten sein wird, die der Künstler alle gefilmt hat. Auf der Straße.
Ich finds sehr schwarzhorrorhumorig. Neue Disziplin irgendwie.
Richtig gut gefallen. Ein Geschichtenchili.
Solche Kritiken freuen einen als Autor natürlich. ;)

@Schwups:

Weshalb diese Wiederholung mit der Betonung "sage ich"? Du hast das zweimal drin, das kommt kurze Zeit später wieder. Als würde dem Erzähler jemand widersprechen, was aber ja niemand tut. Ich finde auch, der Vergleich wird durch die Wiederholung nicht besser, was heisst das schon, "wie der Bauer das Brot"? Der Metzger braucht das Brot ja auch, der Schuster ebenso, also eigentlich alle. Jedenfalls deutlich mehr als solche, die Inspiration brauchen. Finde den Teil nicht so gelungen.
Das stimmt natürlich.

Eine generelle Frage noch zum Auftakt: Warum hast du die Ich-Perspektive gewählt?
Die Idee war, den Einstieg aus der Sicht einer völlig durchgeknallten Person zu schreiben.

Den letzten beiden Absätzen kann ich leider nichts Positives mehr abgewinnen. Was will die Geschichte hier? Erklärungen liefern? Das ist in der Form doch halbherzig, das ist so ein Berichtstil und wirkt einfach lustlos.
Da hat sicher die Neigung, mich knapp auszudrücken und eine gewisse Ungeduld mitgespielt.


Insgesamt eine spannende Grundidee mit guten Teilen. Die Idee an sich dürfte für meinen Geschmack aber ruhig noch etwas mehr ausgearbeitet werden, so in der Form ist es (abgesehen vom Schluss) nicht schlecht, könnte aber noch mehr Fleisch vertragen.
Okay.

@Eisenmann:

Insgesamt eine spannende Grundidee mit guten Teilen. Die Idee an sich dürfte für meinen Geschmack aber ruhig noch etwas mehr ausgearbeitet werden, so in der Form ist es (abgesehen vom Schluss) nicht schlecht, könnte aber noch mehr Fleisch vertragen.
Point taken, wie man so sagt.


@Anakreon:

Die wenigen Szenen sind schon gruselig und angetan, eine bildhafte Fantasie anzuregen. Aber sie bleiben auf sicherem Terrain, zeigen Situationen, die wohl Rettungssanitätern und Polizisten sehr vertraut sind. Die fatale Pointe schlussendlich birgt seinen Witz, ein Einklang, der sich durch die ganze Geschichte hinzieht. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, wie ernst es dir mit diesem Text war.
Es ging mir eher um die Geschichte, um die Pointe, als um die Figuren.

@Mothman:

Kurz gesagt: Mir gefällt die Story und die trockene Art, wie Du sie erzählst.
Vor allem als der zweite Künstler seine „gute“ Absicht offenlegt und dann auch noch so unverfroren ist nach Film und Kamera zu fragen, um eine Ausstellung zu organisieren – also der Gag ist finster, kommt aber auch sehr gut rüber; und wenn ich mich nicht täusche, endete dort glaube ich auch die erste Fassung.
Ja, genau.

Ich kann verstehen, dass Du da noch mal einen „weiteren“ Schluss dran gepackt hast, weil ich auch das Gefühl hatte, dass noch irgendwas fehlt. Allerdings glaube ich, dass Dein neues Ende, die ganze Sache ein bisschen verwässert – außerdem finde ich es merkwürdig, dass die Substanz erst eine Woche später Wirkung zeigt und den Polizisten dazu bringt nach der Gartenschere zu greifen.
Die Idee war, dass es eine Langzeitwirkung gibt, die zuschlägt, als der Polizist schon denkt, er sei in Sicherheit.

Jo und wenn ich schon am kritisieren bin, dann möchte den Titel auch noch anmäkeln. „Zwei Künstler“ oder „Zwei Künstler und ein Polizist“ – beides klingt irgendwie doof. Vielleicht hast Du ja noch eine andere Idee, „Künstlerseele“ vielleicht, oder wie wäre es mit „Schaffensdrang“?
Hast Recht. Irgendwas mit Inspiration...

Ansonsten musst Du mir verraten wie man auf den Namen Pospisil kommt – der passt einfach zu diesem Polizisten.
Allerweltsname in Wien.

@dotslash:

Mir hat der Spannungsaufbau bis zu den letzten drei Sternen gefallen, und dann kommt's so "oh, ich muss weg, also nur kurz noch: Das Sonderkommando in Schutzanzügen räumte ..."
Das war mir dann auch zu viel Information auf dichtem Raum, riss mich aus der Geschichte, bzw. aus der Stimmung.
Zu schnell also. Okay.

Meiner Meinung nach brauchts gar nicht soviel Science, schöner wäre, wenn die Kamera ihr Geheimnis bewahrt und einfach der Auslöser des Bösen wäre.
Das fände ich unbefriedigend, aus o. g. Grund.

Ein so ganz uninteressierter Hausmeister? Mal was neues, hrhr.
Aber vielleicht spührt er ja, dass mit der Wohnung und seinem Mieter etwas nicht stimmte, doch das fehlt mir hier etwas. Das Böse dürfte noch etwas mehr Raum bekommen.
Gute Idee!

@Maeuser:

Also auf den ersten Blick ziemlich gute Geschichte.
Auf den zweiten stört mich dann aber auch das Abspulen von gängigen Horrormechanismen ab Ende des Mittelteils; jetzt ist der eine Polizist betroffen, und später noch der andere, mh, das ist so hingeklatscht.
Fazit: Guter Happen, wenn du das Klischeehafte gegen Ende noch irgendwie änderst.
Da die Mehrheit von Euch dieser Meinung ist, habt Ihr sicherlich Recht.

Euch allen Danke fürs Lesen!

Berg

 

„Er ist alt gewesen und hatte keine Ideen mehr. Es war nur zu seinem Besten“, sagte der Mann im Untersuchungszimmer.

Ich weiß, ich weiß, den altehrwürdigen Horror mit Kommaregeln zu stören, ist unschicklich und gehört sich einfach nicht, aber wat mut, dat mut sagt der Niederrheinländer:
… und wenn er hinauf gegangen war[,] um nachzusehen, hatte es jedes Mal mit einem handfesten Streit geendet.
Was dann aber auch schon alles für die Kleinkrämerseele war –

lieber Fritz,

denn aus meiner Sicht hat der Fluxus-Zug (Wolf Vostell, Maler, Happening- und Videokünstler) mit der Vision aus Angst, Liebe, Tod und der offensichtlichen Missachtung traditioneller Rollenverteilung – hier Künstler, dort Publikum, das hier uniformiert und somit kostümiert –
incl. Hausmeisters Mantel oder doch nur Kittel -
in der Weaner Immobilie seine Endstation findet. An sich „soll [der Mensch] mit der Schönheit nur spielen, …“, so sagt noch Schiller im 15. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen, denn, „um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller
Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, zugleich Grundlage „der noch schwierigeren Lebenskunst“, allein spielerisch könne der Zwang der Natur- wie der Sittengesetze überwunden werden, was Beuys seinerzeit mit der Devise „jeder Mensch ein Künstler“ auf die Spitze trieb und mit der fünf-Minuten-Popularität in den modernen Massen- und Kommunikationsmedien seinen flachsinnigsten Ausdruck findet und selbst ein Jörg Haider keinen eleganteren Abschied nehmen konnte als in einer automobilen Schrottlaube.

Haider hatte ein Rasiermesser, vielleicht die Tatwaffe, aufgeklappt und schnitt sich damit in den Unterarm. Die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, zog er das Messer bis zum Ellenbogen.
Ich kenne nun nicht die Vorversion(en), aber weltenläufers Argument
Zitat weltenläufer:
Diese Formulierung allerdings
Zitat Berg:
aufgeklappt und begonnen, sich selbst damit in den Unterarm zu schneiden.
lahmt. Hatte begonne sich zu ...
Nee, das fetzt nicht, aber hier wird doch gefetzt. Direkter: Schnitt sich mit dem Rasiermesser den Arm auf.
[# 2]
Die jetzige Formulierung unterstellt eine rasche, vielleicht sogar geschäftsmäßige Tat.
Mit dem verlorengegangenen „beginnen“ würde der Schnitt entschleunigt.
Das gotische duginnan bedeutete noch anfangen, beginnen, versuchen und gelegentlich auch werden. Das althochdeutsche biginnan umfasste neben den schon genannten alten Bedeutungen auch noch unternehmen und anstreben, was im niederländischen ontginnen gar zum urbar machen, also kultivieren wird (vielleicht wirstu ja mal übersetzt).
Die Verwendung des Verbs beginnen zeigte auf, dass der Schnitt langsam und genüsslich, geradezu spielerisch vorgenommen wird.
Haider hatte ein Rasiermesser, vielleicht die Tatwaffe, aufgeklappt und [begann,] sich damit in den Unterarm [zu schneiden]. Die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, zog er das Messer [langsam und wie mit dem Lineal gezogen] bis zum Ellenbogen.
Und Haider war ein ordentlicher Mensch (glaubte zumindest seine Gefolgschaft).

Höchsten Genuss verspräche es dabei, wenn man ein Haiku formvollendet dabei rezitierte. Nicht im bairischen Dialekt, sondern im Rahmen der Globalisierung im chinesischen Singsang, das ganze im Weltweitengewe®be einstellte und RTL live übertragen ließe. Die Quote wüchse ins Unerträgliche.

Doch zurück zum vorliegenden Text, wenn Schillers Satz aus dem neunten Brief „Jetzt bin ich an dem Punkt angelangt, zu welchem alle meine bisherigen Betrachtungen hingestrebt haben. Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen öffnen sich in ihren unsterblichen Mustern.“ Sterben um unsterblich zu werden!:

Der diensthabende Kollege rief ihn an: Der Hausmeister war tot. […] Während er überlegte, griff seine Hand nach einer Gartenschere in dem Regal, das er selber zusammengezimmert hatte und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass auch er verloren war.

Eine gelungene Satire!

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen öffnen sich in ihren unsterblichen Mustern.“ Sterben um unsterblich zu werden!:
Diese Form der Unsterblichkeit ist eine unter Schreiberlingen weit verbreitete Selbsttäuschung. ;)

Vielen Dank für deine Gedanken, die gefundenen Kommafehler und die Empfehlung!

Berg

 

Hallo Berg,
Die Geschichte las sich flüssig und spannend. Die Wendungen kamen für mich überraschend.

Er war verbraucht. Was soll er da noch ewig leben? Es war nur zu seinem Besten.
den mittleren Satz finde ich etwas zu viel des guten und in der direkten Rede unpassend.
Viel mehr gibts da nicht zu kritisieren.
Nur noch 3 Anmerkungen: Karl, der Künstler im ersten Absatz wirkt recht ungehobelt, fast schon dumm - was für mich durch die unbeholfene Sprache ausgedrückt wurde - das scheint mir doch etwas im Widerspruch zum allgemeinen Bild vom Künstler zu sein und auch im Widerspruch zur schönen Wohnung.
Der Täter, im letzten Absatz ist mir zu weit entfernt. Ich hätte auch eher auf "man kennt ihn aus den Seitenblicken" als aus Berichten im Feuilletons getippt.
trotz der sparsamen Beschreibung der Verletzungen fand ich den Ekelfaktor hoch
lg
Bernhard

 

Hallo Berg,

eine sehr gute Story, wie ich finde. Gut finde ich, wie du erzählst, diese wertfreie Sichtweise, unprätentios. Das ist dem Thema dienlich. Ich habe jetzt die anderen Kommentare nur überflogen, deswegen beschreibe ich hier einfach meinen Eindruck nach der ersten Sichtung. Das Thema finde ich wichtig: verklausulierter, abgehobener Kunstbetrieb, der im Prinzip menschenverachtend ist, dies aber noch rhetorisch in Theorien verpacken kann. Absolut spannend.
Hat mich ein wenig an Bataille erinnert, gerade diese Reduktion auf das Körperliche, also dieses "kreatürliche" Verlangen der Selbstzerstörung nach Einnahme der Droge; das Fazit wäre ja demnach, dass der Tod eine finale kreative Leistung darstellt, also eine Art inszenierter Akt. Düster und weit draußen, hat mir sehr gefallen.

Gruss, Jimmy.

 

Hallo Berg,

der Titel könnte von mir sein, das hat mein Interesse geweckt ;-)

Die Idee ist klasse! Da verschenkst du meiner Meinung nach so ein wenig die Möglichkeit, noch etwas mehr herauszuholen. Dennoch entwickelt die Story in der von der gewählten spröden Art auch ihren Reiz. Und es steckt viel zum Nachdenken im Text. Das gefällt mir.

Stil und Aufbau der Geschichte sind eigenwillig im positiven Sinne.

Rick

 

Liebe Kommentatoren,

denke für eure Anmerkungen!

@Bernhard:

Nur noch 3 Anmerkungen: Karl, der Künstler im ersten Absatz wirkt recht ungehobelt, fast schon dumm - was für mich durch die unbeholfene Sprache ausgedrückt wurde - das scheint mir doch etwas im Widerspruch zum allgemeinen Bild vom Künstler zu sein und auch im Widerspruch zur schönen Wohnung.
Ich glaube nicht, dass etablierte Künstler besonders klug sind. Vielleicht irre ich mich.

@jimmysalaryman:

Das Thema finde ich wichtig: verklausulierter, abgehobener Kunstbetrieb, der im Prinzip menschenverachtend ist, dies aber noch rhetorisch in Theorien verpacken kann. Absolut spannend.
Das ist schön präzise formuliert. ;)

@Rick:

Die Idee ist klasse! Da verschenkst du meiner Meinung nach so ein wenig die Möglichkeit, noch etwas mehr herauszuholen.
Hier würde mich natürlich interessieren: wie konkret?

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Hallo Berg,

dich würde interessieren, wie du konkret mehr aus deinem Text hättest herausholen können. Da kann ich dir nur meine Sichtweise anbieten, die sich natürlich von vielen anderen durchaus unterscheiden kann.

Das ...

Zitat: Der Mann im weißen Anzug beschrieb den Vorgang mit leuchtenden Augen. Er hatte langes, graues Haar. Man kannte ihn aus Berichten in den Feuilletons. Wie der Verstorbene war er Mitglied der Akademie. Er redete mit den Händen, um seine Ausführungen zu unterstreichen: „Über viele Jahre habe ich Versuche angestellt! Wie man diese Kräfte, die in uns gefangen liegen, endlich frei setzen kann. Zum Wohle dieser verkorksten Gesellschaft. Zum Abschütteln der Repression! Aber ich habe es nie gewagt, gewisse Grenzen zu überschreiten. Bis dem Karl alle Ideen ausgegangen sind.“
„Sie wollen damit andeuten, Sie haben dem Verstorbenen die Droge mit Absicht verabreicht?“
„Natürlich! Ihm ist ja nichts mehr eingefallen. Er war verbraucht. Was soll er da noch ewig leben? Es war nur zu seinem Besten.“

... ist das Filetstück deiner Story. Und das servierst du als abgenagten Knochen (ja, ich weiß, Vergleiche hinken ;-) )In dieser nicht erzählten Geschichte sehe ich die verschenkten Möglichkeiten.

Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Berg,

da wollte ich, da länger nichts Nettes in dieser Richtung gefunden, was Lustiges lesen (und dabei gleich mal zum Geburtstag gratulieren) - und bekomme eine Horror-Satire-Story mit ein paar witzigen Seitenhieben. War trotzdem lohnend, da die Verwirrung (wieso schnippelt sich der Typ jetzt sein Ohr ab) sich so bitter-böse auflöst.
Schön dargestellt und in meinen Augen eine Tendenz insgesamt, vielleicht besonders, aber nicht nur auf den Kunstbetrieb zu beschränken: Es wird immer ein Publikum geben, das mit schauderndem Genuss dabei zusehen möchte, wie sich einer selbst zerfleischt - s.a. gewisse Fernsehformate.
Nett fies, die Geschichte.

Nochmal richtig: Alles Gute zum Geburtstag!

Viele Grüße,

Eva
P.S. Habe mich voll verklickt, die Geschichte s t a n d ja bei Horror, sorry :-)

 

Liebe Eva,

danke fürs Lesen, die Geburtstags-Gratulation und fürs Fies-finden!
Ich kann mich nicht erinnern, ob ich je etwas Lustiges geschrieben habe. ;)

Freundliche Grüße vom

Berg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Berg,
"Und setzet ihr nicht das Leben ein,
nie wird euch das Leben gewonnen sein."
Nicht gerade ein Künstler, der erste Jäger im Wallenstein, aber häufig zitiert, um jeden Unsinn zu legitimieren. Das romantische Künstlertum als Pioniersein zur Erprobung menschlicher Extremsituationen (was heute mehr den Sportlern überlassen wird). Ähnlich den Wüstenvätern, die durch asketische Hochleistung seelische Gründe und Abgründe erkundeten. So die beiden Künstler, hingegeben dieser wirklichen Aufgabe.
Nimmt man das Bild der Selbstzerfleischung nicht wörtlich oder tätlich, sondern überträgt man es in das normale Leben, so frappiert die Wahrhaftigkeit Deiner Geschichte. Die seelische Selbstzerfleischung im sogenannten Burn-out steht dem Grauen Deiner Geschichte in nichts nach.
Insofern ein Bravo für die Erfassung von Wirklichkeit. Ebenso überzeugend ist die Ansteckungsgefahr (Haider). Das Burn-out –Syndrom steckt an. Ist mein Kollege davon befallen, muss ich es ihm doch gleichtun.
Was für eine Substanz ist das, das Pülverchen: zum Beispiel der oben zitierte Satz von Schiller oder "Ein Volk, ein Reich ein Führer" oder citius, altius, fortius?
Solche Pulverwörter vergiften den normalen Menschen.
Horror? Ist es wirklich eine Horror-Geschichte? Ich lese sie als eine sehr gelungene Darstellung einer hysterisch arbeitsreligiösen Gesellschaft, deren Mitglieder sich im Konkurrenzkampf selbst zerfleischen, um „in die Ausstellung“ zu kommen. Da ist mehr Realität als Horror drinnen.
Kommt er vor Gericht?
Nein, er bekommt ein Denkmal vor der Börse.
Als Nicht-Künstler grüßt
Wilhelm

Den ersten Absatz muss doch nicht wirklich der Icherzähler schreiben, mit blutenden Händen?

 

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