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Zum Tod des antiken Dichters Anakreon

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29.01.2010
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Zum Tod des antiken Dichters Anakreon

Die Flamme der Öllampe erfüllte keinen Zweck mehr. Erste Sonnenstrahlen fluteten durch die offenstehende Terrassentür in den Raum. Papyri, dicht bekritzelt mit Schriftzeichen in ionischem Dialekt, lagen verstreut auf dem Tisch. Eines nur halb beschrieben, im Satz unvollendet, deutete darauf hin, dass der Schreibende mitten im Vers unterbrochen worden war. Wie achtlos fallengelassen, daneben eine Rohrfeder mit schwarzer Spitze und eine umgekippte Schale mit Weinbeeren.
Der Bewohner war früher an Fürstenhöfen, wie jenen von Polykrates oder von Hipparchos, ein gern gesehener Gast gewesen. Jetzt beanspruchte er seit Langem den schönsten Raum im Gasthaus Zum Nektar der Athene zu seiner Unterkunft. Trat man vor die Tür, erblickte man den Felsrücken mit der Akropolis, dem Sitz der Götter. Der Tempelbezirk hob sich mit seinen Säulenbauten erhaben gegen den wolkenlos blauen Himmel ab. Ein Jubeltag schien bevorzustehen. Vereinzelt traten Bürger ins Freie, Athen erwachte.

Als Nafsiká, das Hausmädchen des Gasthauses, auf ihr Klopfen keine Antwort bekam und die Tür öffnete, erschrak sie heftig. Der alte Mann lag am Boden, der Schemel umgeworfen. Sein von schlohweissem Haar umrahmtes Gesicht erstarrt zu einer Maske. Die Augen und der Mund weit aufgerissen, das Antlitz eines Toten. Er musste der Göttin Artemis begegnet sein, die ihn niedergestreckt hatte.

Jede zweite Stufe überspringend eilte Nafsiká hinab zum Schankraum, in dem Polykarpos, der Wirt, bereits an der Tagesarbeit war, die Gäste bewirtend. Vor dem Zeus verehrenden Hausaltar verharrte sie kurz.
Kaum hatte sie den Türbogen durchschritten, rief sie schwer atmend, «Anakreon, der Dichter, ist tot!»
Polykarpos hielt mitten in einer Handbewegung inne, einen Moment den Mund offen, ohne ein Wort zu sagen. Dann wie gedankenverloren: «Ich hoffe, in seinem Besitz finden sich genug Silbermünzen, um seine Zechen sowie seine Entsorgung zu begleichen.»
Orpheus, ein durchreisender Gast, der an einem Tisch sein Frühstück einnahm, lachte auf. Dem Wirt rief er zu: «Bringt mir einen Becher Wein. Der Tag will geehrt sein, an dem einer der letzten Vertrauten der Tyrannen, die ihn nährten, von dieser Welt abtrat.»
Nafsiká war entsetzt, sowohl die schamlosen Worte von Polykarpos als auch die des Orpheus schienen ihr zu dieser Stunde weit verfehlt. «Er war ein Dichter, der das Schöne pries. Der unseren gewöhnlichen Alltag mit seinen Versen aufhellte und das Wunderbare am Dasein in gelenker Form darbot, zur Freude aller. Wie könnt Ihr so ehrfurchtslos von ihm sprechen, da er nun gegangen ist.»
Orpheus vermochte den Spott nicht zurückhalten. «Anakreon, ein gepriesener Dichter? Vergleicht man seine Verse mit den erhabenen Strophen der Sappho, scheint er mir unbedeutend. Oder stellt man sein Schaffen dem unübertrefflichen Epos von Homer gegenüber, ist Anakreon doch nur ein vager Schatten im Tempel der Dichtkunst. Seine Kunstfertigkeit bestand wohl mehr darin, dass er zu hofieren wusste. Allem voran die weiblichen Seelen bezirzte, ihren Männern vorgab, mit seinen Versen im Herzen erlangten diese mehr Liebreiz. Was einzig für ihn spricht, ist sein Elan, mit dem er sein Tun bis ins hohe Greisenalter aufrechtzuerhalten vermochte. Nein, für mich ist sein Abgang kein Verlust.»
«Ihr gebt wohl nur das Geschwätz des gewöhnlichen Volkes wider, das Anakreon nie persönlich begegnete und von seiner Dichtkunst einzig hörte, ohne sie zu kennen und zu verstehen.» Es war der wohlhabende Bürger Xanthus, der Orpheus mit mahnenden Worten widersprach. «In meinem Haus war Anakreon stets willkommen. Er bereitete meiner Familie als auch unseren Gästen so manch frohe Stunde. Nur wer die Kunst in ihren verschiedenen Artungen und vollendeten Formen wirklich versteht, kann ihren Wert ermessen. So ist sein Tod ein wahrer Verlust, da diese eine Quelle nun versiegt ist. Ich bin mir sicher, seine Verse werden auf ewig Menschen erfreuen. Wer seinem Werk hingegen mit Missgunst begegnet, wird es beschämen.»
Einzelne Bürger unter den Anwesenden raunten deutliche Zustimmung, ohne aber das Wort selbst zu ergreifen.
«Einen kurzen Vers von ihm will ich Euch nicht verwehren, damit ihr seine Wesensart versteht», setzte Xanthus nochmals an. «Der Greis / Ich liebe einen heiteren Greis, / Ich liebe junger Tänzer Scharen; / Doch tanzt die Weise mir ein Greis, / So ist er alt zwar nach den Haaren, / Doch in dem Herzen glüht es heiss.»
Da brauste Helios auf, ein junger Mann, der sich bisher mit mässigem Erfolg im Verfassen von Dramen und dem neu aufgekommenen Satyrspiel versuchte. «Formvollendet erscheinen seine Worte einzig jenen, die ihre Sinne wie von einem berauschenden Nektar gleich betäuben lassen. Es ist nicht lange her, da schrieb er doch viel eindeutiger noch die Strophen: An ein junges Mädchen. / Du musst nicht fliehen, weil mir / Nur weisses Haar geblieben! / Weil dir die Jugend blühet, / Hold auf den Wangen glühet, / Verachte nicht mein Lieben! / Du weisst ja, wie sich zwischen / Der Lilien weisses Schimmern / Oft Rosen lieblich mischen!
Nicht wahres Heldenleben vermochte er zu besingen, nur Lüsternes, was seine Worte da umspielten, und das soll Kunst sein.»
Gelächter brannte bei einigen Gästen auf, böse Worte wurden von andern eingeworfen, fast tumultartig die Dispute zwischen den Anwesenden.
Da verschaffte sich Orpheus erneut Gehör. «Wie wahr Ihr sprecht, ein Verführer war er, sich der Sinnlichkeit des Gottes Eros bedienend und die Berauschung durch den göttlichen Dionysos schamlos nutzend. Wie ich schon andeutete, am Hofe von Tyrannen war dies wahrscheinlich ein gefälliger Brauch, zu gewissen Stunden der Wollust frönen. Das gewöhnliche Volk musste derweil darben.»
Der Bürger Xanthus nun auch in Rage rief laut: «Wer seid Ihr, dass Ihr so über einen ehrenwerten toten Dichter sprecht? Die Göttin Tisiphone wird diese Worte nicht so stehen lassen. Ihrer Pflicht zur Vergeltung wird sie bestimmt in geeigneter Weise nachkommen. Dass ihr dann noch zynisch lacht, denke ich nicht.»
Das Publikum reagierte teilweise belustigt, manche aber auch betroffen. Die Anrufung einer der drei Erinnyen war keine wohlwollende Entgegnung. Mit Tisiphone, die auch als Rächerin bei Mord auftrat, war unterschwellig ein solcher Tod in den Raum gestellt. So richtig wollte jedoch niemand daran glauben, ein reich erfülltes Leben, das nun seinen Tribut forderte, schien bei Anakreon durchaus angezeigt.
Nun mochte Polykarpos auch nicht zurückhalten, einen Nekrolog einzubringen. «Es ist wahrlich verwunderlich, wie sie ihm huldigten, ihn heimlich zu sich in die Häuser eingeladen hatten, damit er ihnen seine Verse rezitiere. Trotz seines hohen Alters begab er sich noch täglich auf den Weg, die Gemächer der Frauen und wohl auch die der hehren Töchter zu durchkreuzen, während ihre Männer geschäftlich unterwegs waren oder als ehrenwerte Bürger an der Volksversammlung teilnahmen. Stets kam er mit Silberlingen bereichert zurück, was ihm ermöglichte, sein Leben feudal zu gestalten, nicht darben zu müssen, wie manche Dichter, die für ihre Kunst hart arbeiten. In meinem Gasthaus beanspruchte er den besten Raum, verbat sich jeden Lärm, wenn er am Schreiben war. Doch letzte Nacht hörte ich ihn jämmerlich husten, keuchen, poltern. Ich wähnte ihn betrunken, dann war es plötzlich still. Die Altersbeschwerden hatten ihn zur Ruhe gezwungen, der Schlaf ihn übermannt, war mein Gedanke. Dass sie ihn gleich zur letzten Ruhe gebettet hatten, ahnte ich nicht.»
Nafsiká fand an den gehässigen Nekrologen und den Anfeindungen keine Freude. Es waren Worte, die den Mäulern boshafter Satyrn entsprungen sein mussten. Ein weiterer Widerspruch stand ihr jedoch nicht zu. So erhob sie ihre Stimme nur gegen die Deutung seines Todes. «Es scheint mir nicht, dass das Alter ihn dieser Welt entriss. Sein Geist war jung geblieben, gab ihm Ansporn und Lebensenergie die ausreichten, gut nochmals ein weiteres Dezennium unter uns zu weilen. Sein Gesicht ist verzerrt, als ob etwas Schreckliches ihn heimsuchte. Er musste der Göttin Artemis als Todesbotin persönlich begegnet sein, die ihm jemand feindlich gesinnt zusandte.»
Der Wirt, nun arg verunsichert, bemerkte: «Ich werde ihn mir selbst ansehen. Bei dieser Gelegenheit kann ich auch gleich klären, ob der Verstorbene seine Schulden zu decken vermag. Die Verehrerinnen werden mir für die Papyri mit seinen posthumen Worten wohl kaum mehr als einen kargen Obolus geben.»

Damasos, ein Kundiger der Heilkunst des Asklepios, untersuchte den Leichnam des Anakreon, sein Gesicht und seine Körperhaltung dabei ausführlich studierend. Polykarpos, der neugierig unter der Türe stand, vorgeblich um zuzugreifen, wenn eine helfende Hand notwendig war, wurde von Damasos weggeschickt. «Wartet im Schankraum auf mich, bis ich die Ursache seines Dahinscheidens geklärt habe. Und denkt daran, aus seinem Besitz steht mir eine angemessene Entschädigung zu, die ihr mir dann gleich überreichen könnt.»

Die Kunde vom Tod des Dichters Anakreon hatte in Athen schnell die Runde gemacht. Der Schankraum war voll von Neugierigen, auch draussen, standen sie herum und diskutierten. Es waren einzig Männer. Für Frauen galt es nicht als schicklich, sich öffentlich zu präsentieren. Dennoch hatte sich eine Anhäufung von Frauen weiter entfernt zusammengefunden, zum Gasthaus blickend. Orpheus, der dies bemerkte, empörte sich laut: «Nun kommen schon die Weiber an seine Totenstatt zum Wehklagen.»
Schlagartig verstummten sie alle, als Damasos in den Schankraum trat. Einen Moment war er verwundert, als er die Menge erblickte, die ihn fragend anschaute.
«War es die Göttin Artemis, die ihn heimsuchte?» Es war Nafsiká, die Damasos danach fragte.
«Ob es die Göttin Artemis war, welche die Weinbeere ihm reichte, kann ich nicht sagen. Aber diese Frucht führte zu seinem Tod.» Er hielt das inkriminierte Objekt zwischen zwei Fingern hoch.
«Vergiftet?» Die fragende Stimme kam aus der Menge. Das verschwörerische Wort löste ein Geraune aus. Die Blicke von einigen Anwesenden wandten sich auf Xanthus, der mit der Göttin Tisiphone doch nahezu ein Orakel präsentiert hatte, als ob er ahnte, was geschehen war.
«Also doch!», war ein Ruf aus der Menge zu hören.
Damasos hob beschwichtigend die Hand. «Nein, nicht vergiftet. Anakreon besang die Liebe, die Rosen und den Wein. So wurde es ihm zum letzten, krönenden Geschenk, dass er an einer Weinbeere erstickend sterben durfte.»

 

Lieber Anakreon,
ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Und das passiert mir eigentlich selten.
Also vorweg mal, mir hat deine Geschichte gut gefallen. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, aber nichts, was man nicht schnell ändern könnte.

Was mir beim Lesen schwergefallen ist, und das hat gar nichts mit deiner Geschichte zu tun, das ist dein Thema.
Ich bin manchmal einfach von der Geschichte zu dir geschwankt und wieder zurück. Bitte lach mich nicht aus, aber ich oszillierte hin und her zwischen Heiterkeit, bei der Vorstellung, du würdest die Gemächer von Müttern und Töchtern nächtlicherweise durchkreuzen wie ein Verse rezitierender Dampfer und dann mit den Taschen voller Silberlingen wieder nachhause zurückkehren, um dich mit einem Weinchen von den Strapazen zu laben, und dem Gefühl der Morbidität und Sorge, weil du doch die Reaktionen auf den Tod deines Nicknames beschreibst. Und als ich dann sah, was du derzeit liest, schon wieder was mit Tod, da war ich dann nahe dran, den Webmaster um deine Adresse zu bitten und dir ein Kistchen Rose zuzuschicken, eingewickelt in einige hessische Mundartgedichte und einer umfassenden mütterlichen Standpauke. Als ich dann aber endlich gerafft habe, dass du das Büchelchen liest, in dem eure Zombiegeschichten abgedruckt sind, hab ich mich dann wieder abgeregt.
Also ganz so schlimm wars nicht. ;)

Also ich mag das gern, wenn die Stimmung von Schauplätzen eingefangen wird. Und dann noch ein antiker Schauplatz, du hast da sicherlich eine Menge recherchiert.

Es gibt zwei Punkte, die prinzipiellerer Natur sind.

1. Ich habe an deiner Geschichte gelernt, wie schwer das ist, historische Geschichten zu schreiben. Es soll ja eine Geschichte sein, gleichzeitig spielt sie sich aber in einem Rahmen ab, der dem Leser möglicherweise völlig unbekannt ist. Also muss man Informationen einstreuen. Aber jetzt, wie macht man das? Ich hab ja schon auch historische Romane gelesen, aber so richtig hab ich mich mit diesem Thema noch nicht beschäftigt. Du hast es jetzt so gemacht, dass du durch deine Beschreibungen die historische Welt nahegebracht hast. Du hast aber auch an manchen Stellen Informationen (wie von außen) reingegeben. Das waren dann Stellen, wo sich die fremde Welt nicht so schnell durch die Geschichte selbst erschließen ließ. Also ich finde das gar nicht so einfach.

2. Das ist kein Kritikpunkt oder so, irgendwie wäre ich ganz gerne noch ein bisschen mehr in das Geschehen dort eingetaucht, du hast es gut gemacht, daher kriegt man wohl Appetit auf mehr. Vielleicht hätte ich gerne so eine der klagenden Frauen kennen gelernt, vielleicht eine, die antiken Zoff mit ihrem Gatten kriegt wegen der anakreonschen Dichtkunst irgendsowas. Oder im Gasthaus hätte noch einer der gehörnten Ehegatten gesessen und die Kerle hätten sich alle ein bisschen gestritten. Also das sind natürlich nur Beispiele. Und dieser Punkt ist natürlich eine reine Geschmackssache von mir, trotzdem wollte ich es dir nicht vorenthalten.

Aber jetzt Detailanmerkungen:

Im ersten Abschnitt würde ich relativ schnell einfügen, dass es ein Gasthaus ist. Ich habe nämlich eine Zeitlang geglaubt, es handele sich um ein anderes Haus, in dem dieser Raum mit den Papyrii liegt. Hatte mich verwirrt. Und ich musste zurückscrollen, das bringt einen dann raus.

Eines nur halb beschrieben, im Satz unvollendet, deutete darauf hin, dass der Schreibende mitten im Vers jäh unterbrochen wurde.
muss nicht, aber vielleicht doch: worden war

Vögel, zur frühen Morgenstunde einem Ziel zustrebend, flogen über die Dächer.
Ich seh sie, diese Vogelschlawiner, wie sie mit ihren Aktentaschen ins Büro unterwegs sind. :D Würde den Satz streichen, dass es früh ist, weiß man schon und den Rest find ich auch unnötig.

Das antike Athen erwachte langsam, wie sich vereinzelt an ins Freie tretenden Bürgern ankündete.
Antikes Athen würde ich nicht schreiben. Es haut einen raus aus der Atmosphäre, du stellst dich als Erzähler da plötzlich nach außen, und teilst das dem Leser mit, aber der ist doch schon drin in der Atmosphäre.
Das zweite ist irgendwie kompliziert und holprig ausgedrückt. Vielleicht könnte man die Sätze trennen und umstellen, würde mir persönlich besser gefallen, kannst ja mal überlegen.
Vereinzelt traten Bürger ins Freie, Athen erwachte.

Er musste der Göttin Artemis begegnet sein, die ihn niederstreckte.
niedergestreckt hatte

«Anakreon, der Dichter, ist tot!», rief sie schwer atmend, kaum den Türbogen durchschritten.
Hier klingt das Partizip komisch. Würde vielleicht doch hier einen Satz draus machen: kaum hatte sie den Türbogen durchschritten

Polykarpos hielt mitten in einer Handbewegung inne, einen Moment den Mund offen KOMMA ohne ein Wort zu sagen.

Es war, als ob er in seiner Denkweise einen Vorläufer Platons verkörperte, der alsdann die Lyrik verdammte.
Hier habe ich mich gefragt, ob es den Nachsatz für die Geschichte wirklich braucht. Also er ist der Lyrik gegenüber kritisch, das merkt man ja an dem Spruch, den er vorher macht. Vielleicht kann man den noch ein bisschen erweitern und würzen, so dass platonisches Gedankengut da schon durchschimmert. Dann würdest du nicht aus der Geschichte rausgehen müssen.
Ich wusste übrigens nicht, dass Platon so ein Lyrikkritiker war, von daher fand ich das rein inhaltlich spannend, dass du diese Info gibst, aber mit dieser Bemerkung, so wie sie hier gemacht ist, gehst du als Erzähler wieder aus der Geschichte raus und schwebst wissend oben drüber. Gefällt mir persönlich an der Stelle nicht so gut, weil die gerade so schön reden.

Orpheus vermochte an Spott nicht zurückhalten.
vermochte den Spott

Stets kam er mit Silberlingen bereichert zurück, was ihm ermöglichte KOMMA sein Leben feudal zu gestalten, nicht darben zu müssen, wie manche Dichter, die für ihre Kunst hart arbeiten.

Doch letzte Nacht hörte ich ihn jämmerlich Husten, Keuchen, poltern.
husten, keuchen

«Es scheint mir nicht, dass das Alter ihn dieser Welt entriss. Sein Geist war junggeblieben, gab ihm Ansporn und Lebensenergie Komma die ausreichten, gut nochmals ein weiteres Dezennium unter uns zu weilen.
jung geblieben

Für Frauen galt es nicht als schicklich, sich öffentlich unnötig zu präsentieren. Dominanz hatten diese in ihren Gemächern.
Auch das ist wieder so eine Bemerkung, wo aus meiner Sicht deine Recherchierlust mit dir durchgegangen ist. Würde mich beschränken auf:
Für Frauen galt es nicht als schicklich, sich öffentlich zu präsentieren.
Aber gerade an dieser Stelle bin ich mir sehr unsicher. Wenn man davon ausgehen könnte, dass alle wissen, wie die Rollenverteilundg war, dann kann mans weglassen. Wenn nicht, dann hat man ein Problem, weil man diese Frauenmeute erklären will. Eine Lösung wäre, wenn das Mädchen auf die Frauen zeigt oder der Wirt und einer von beiden sagt: Selbst die Frauen sind gekommen ... dann weiß man, dass das für Frauen in Athen nicht üblich war. Vielleicht klingt aber auch das gekünstelt. Ich weiß es nicht. Vielleicht schreibt ja noch jemand was zu diesem Thema.

Ein Moment war er verwundert, als er die die Menge erblickte, die ihn fragend anschaute.
Ein die zuviel

«War es die Göttin Artemis, die ihn heimsuchte?» Es war Nafsiká, die Damasos danach fragte.
Ich meine, man könnte hier den Namen von Damasos weglassen, weil es klar ist, dass er gefragt wird. Ist aber pillepalle, kannst ja mal gucken, was besser klingt.

Gern gelesen und ein ganz schönes Wochenende
wünsch ich dir dazu.
Liebe Grüße Novak

 

Liebe Novak

Das freut mich sehr, dass ich dich zu einem Ausflug in die Antike locken konnte. :)

Ich bin manchmal einfach von der Geschichte zu dir geschwankt und wieder zurück. Bitte lach mich nicht aus, aber ich oszillierte hin und her zwischen Heiterkeit, bei der Vorstellung, du würdest die Gemächer von Müttern und Töchtern nächtlicherweise durchkreuzen wie ein Verse rezitierender Dampfer und dann mit den Taschen voller Silberlingen wieder nachhause zurückkehren, um dich mit einem Weinchen von den Strapazen zu laben, und dem Gefühl der Morbidität und Sorge, weil du doch die Reaktionen auf den Tod deines Nicknames beschreibst.

Tatsächlich skizzierte ich die Geschichte ursprünglich unter dem Eindruck von Staudemanns Durchfall bei etlichen Lesern, die das Fleisch am Knochen nicht goutierten. Das Entsetzen reflektierte mit Ernüchterung auf mich zurück. Für solche Momente habe ich jedoch meine Techniken um sie aufzufangen. Eine davon ist sie in einem neuen Stoff zu verarbeiten, also eine schöpferische Abwehrreaktion.
Die Idee, diese Figur in einer historischen Fiktion zu verarbeiten, hatte ich länger im Hinterkopf, aber immer wieder von mir geschoben. Doch nun war der Reiz geweckt, einem Satyr gleich, es in einer Spiegelung zu meinem Nicknamensgeber anzugehen. Ursprünglich beabsichtigte ich nicht diesen Text zu veröffentlichen, doch als ich mich dann tiefer hineinkniete und alle historischen Fakten für die Zeit um 495 vor unserer Zeitrechnung ausgegraben hatte, nahm es diese Form an.
:lol: Deine Assoziation war also keineswegs abwegig, dass ich es gleichnishaft anging. Doch mit dem Schreiben wuchs meine Heiterkeit, der Satyr in mir setzte sich darin um.

Und als ich dann sah, was du derzeit liest, schon wieder was mit Tod, da war ich dann nahe dran, […] einer umfassenden mütterlichen Standpauke. Als ich dann aber endlich gerafft habe, dass du das Büchelchen liest, in dem eure Zombiegeschichten abgedruckt sind, hab ich mich dann wieder abgeregt.

Ein Schmunzeln konnte ich mir da nicht verkneifen. Doch ein paar Worte zur Klärung, damit du kein schiefes Bild von mir hast. Ich pflege ein unbefangen naturorientiertes Verhältnis zum Thema Tod, das mir ausgewogen mit der Fröhlichkeit des Lebens, ein harmonisches Weltbild gibt. Natürlich respektiere ich die Scheu, welche viele Menschen davor haben und lasse es mehr im literarischen Bereich spielen.
Das kleine Buch lese ich gegenwärtig, weil mir nicht alle Geschichten darin bekannt sind. Bei der Zusage meines Beitrages hatte ich keine Ahnung, mit welchen Teufeleien ich mich da verbünde. Es ist also höchstens indirekt eine Schleichwerbung für einen eigenen Text. Ein Zombie im geläufigen Sinne des Wortes ist Pater Anselm auch wohl kaum. Es spielt vielmehr in jener Form, die mir später den Vorwurf einbrachte, nicht ins schaurige Genre Horror zu passen. Ein Grund zu erhöhtem Puls bestand also nie. :D

Also ich mag das gern, wenn die Stimmung von Schauplätzen eingefangen wird. Und dann noch ein antiker Schauplatz, du hast da sicherlich eine Menge recherchiert.

Das freut mich, wenn mir dies zu vermitteln gelang. Die Schwierigkeit ist ja, dass die Antike einen grossen Zeitraum umschliesst und auch örtlich verschiedene Gegebenheiten vorhanden waren. Für das Athen um 500 vor unserer Zeitrechnung galt es politische, gesellschaftliche aber auch etwa architektonische Gegebenheiten zu berücksichtigen.

Du hast es jetzt so gemacht, dass du durch deine Beschreibungen die historische Welt nahegebracht hast. Du hast aber auch an manchen Stellen Informationen (wie von außen) reingegeben. Das waren dann Stellen, wo sich die fremde Welt nicht so schnell durch die Geschichte selbst erschließen ließ. Also ich finde das gar nicht so einfach.

Diese doch minimen Informationen erachte ich als notwendig, um den Geist der Zeit in eben jenem Jahr und jenem Ort mitschwingen zu lassen, da wie schon erwähnt die Antike sehr different ist.

Vielleicht hätte ich gerne so eine der klagenden Frauen kennen gelernt, vielleicht eine, die antiken Zoff mit ihrem Gatten kriegt wegen der anakreonschen Dichtkunst irgendsowas. Oder im Gasthaus hätte noch einer der gehörnten Ehegatten gesessen und die Kerle hätten sich alle ein bisschen gestritten.

Die Geschichte sollte auf das Ableben des Dichters fokussiert sein, zu dem es keine historischen Quellen gibt ausser der Vermutung, dass er an einer Weinbeere erstickt sei. Das andere ist die damals vorherrschende restriktive Gesellschaftsordnung. Man hätte zu weit ausholen müssen, um dem gerecht zu werden. Der Auftritt von Nafsiká und der wehklagenden Frauen reizt diese Grenzen schon stark aus.

Im ersten Abschnitt würde ich relativ schnell einfügen, dass es ein Gasthaus ist.

Ist eingefügt.

Eines nur halb beschrieben, im Satz unvollendet, deutete darauf hin, dass der Schreibende mitten im Vers jäh unterbrochen wurde.

muss nicht, aber vielleicht doch: worden war

Da es zwanglos ist, ohne Skrupel geändert.

Ich seh sie, diese Vogelschlawiner, wie sie mit ihren Aktentaschen ins Büro unterwegs sind. Würde den Satz streichen, dass es früh ist, weiß man schon und den Rest find ich auch unnötig.

Hm, es assoziiert dir Eschborner Vögel, das darf nicht sein, und da es ohne Bedeutung für die Geschichte ist, nun eliminiert.

Antikes Athen würde ich nicht schreiben. […]
Das zweite ist irgendwie kompliziert und holprig ausgedrückt. Vielleicht könnte man die Sätze trennen und umstellen, würde mir persönlich besser gefallen, kannst ja mal überlegen.

Ohne Wehklagen vollzogen.

niedergestreckt hatte

Der Göttin Artemis ist Genüge getan.

Hier klingt das Partizip komisch. Würde vielleicht doch hier einen Satz draus machen: kaum hatte sie den Türbogen durchschritten

Habe den Satz umgebildet, so liest es sich lockerer.

Hier habe ich mich gefragt, ob es den Nachsatz für die Geschichte wirklich braucht. Also er ist der Lyrik gegenüber kritisch, das merkt man ja an dem Spruch, den er vorher macht. Vielleicht kann man den noch ein bisschen erweitern und würzen, so dass platonisches Gedankengut da schon durchschimmert. Dann würdest du nicht aus der Geschichte rausgehen müssen.

Da sitze ich nun in der von mir angerichteten Bredouille und raufe mir die Haare. Der Einfachheit halber löschte ich nun den Satz. Das Problem ist, dass man das Geistesgut von Platon da nicht einfach vorwegnehmen kann, es ist ziemlich komplex. Das zeigt sich etwa daran, dass es in seinem Werk Politeia an einer Stelle die Kunst als solches schmähte, ihr vorwarf, sie kopierten nur und hätten nicht das sichere Wissen der Philosophen. Dies relativiert er zwar an anderer Stelle wieder. Doch auch Homer(!) hatte er da arg angegriffen, was Friedrich Nietzsche veranlasste, Platon einen Kunstfeind zu nennen. Die neuen wissenschaftlichen Quellen weisen jedoch darauf hin (z.B. Büttner, Antike Ästhetik), dass es eine Frage der Interpretation sei, Platon habe dies in seinem Werk später selbst relativiert, indem er Sokrates sprechen liess, man müsse es prüfen. Zur Lyrik hatte er sich aber schon ziemlich vehement verhalten, das Drama und Schauspiel als einzig tragbar erachtend. Es in einem Satz einzufangen, gebiert sich da also als sehr schwierig.

Auch das ist wieder so eine Bemerkung, wo aus meiner Sicht deine Recherchierlust mit dir durchgegangen ist. Würde mich beschränken auf:
Für Frauen galt es nicht als schicklich, sich öffentlich zu präsentieren.
Aber gerade an dieser Stelle bin ich mir sehr unsicher. Wenn man davon ausgehen könnte, dass alle wissen, wie die Rollenverteilundg war, dann kann mans weglassen. Wenn nicht, dann hat man ein Problem, weil man diese Frauenmeute erklären will.

Es schicklich reduziert und dem Orpheus eine zeitgemässe Empörung unterstellt.

Ich meine, man könnte hier den Namen von Damasos weglassen, weil es klar ist, dass er gefragt wird. Ist aber pillepalle, kannst ja mal gucken, was besser klingt.

Zum Schluss nun aber ein Veto. Es dünkt mich nicht so klar, zu wem sie spricht. ;)

Deine hier nicht punktuell erwähnten Vorschläge liess ich jedoch auch einfliessen.

Gern gelesen und ein ganz schönes Wochenende

Das gern gelesen quittierte ich mit zufriedenem Gefühl.

Für das Lesen, den akribisch präzisen Kommentar und die wie immer durchdachten Vorschläge danke ich dir herzlich. Im ersten Moment stöhnte ich schon auf, doch bei genauer Durchsicht erkannte ich dann, dass es nichts an der historischen Wirklichkeit ritzt, die ich nun klitzeklein belegen müsste.

Schöne Grüsse aus winterlicher Nacht und auch dir ein wunderbares Wochenende

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

ist wirklich ein komisches Gefühl, wenn der Protagonistenname gleich dem Nick ist. Ich habe auch ständig mein Bild von Dir in die Geschichte gepackt :)

Nette kleine Episode. Wäre auch gern zu einem längerem Aufenthalt in der Antike geblieben. Ein bisschen mehr nach rechts und links geschaut, ein bisschen mehr Zeitgeist geatmet, wäre gern etwas länger an des Toten Seite geblieben. Aber gut, warum in Historik auswälzen, wo man in der Gegenwart sagt, nur das, was der Handlung dienlich ist.
Ich kenne mich da jetzt Null aus, im antiken Athen. Und vielleicht überlese ich da einige Anspielungen, die ich aus Unwissenheit einfach nicht erfasse. Aber als unbedarfter Leser muss ich mal sagen, das Spannungsmoment, es könnte sich um Mord handeln, setzte für mich recht spät ein und dann war es auch gleich zu Ende.
Die beiden Lästerbrüder fand ich aber herrlich und dachte, na, da hat sich in den letzten Zweitausendund... Jahren nicht viel geändert ;).

Kleiner, feiner Zeitvertreib. Pass Du bloß auf mit den Weintrauben!
Beste Grüße Fliege

 

He anakreon,

Nach meinem Empfinden ist das dein bisher bester Text, den ich von Dir gelesen habe. Das liegt daran, weil ich hier deine Sprache absolut passend finde. Oft finde ich deine Ausdrucksweise kritsierungswürdig, weil eben immer der Autor spricht, nicht aber deine Erzähler/Figuren.
In diesem gewählten setting will kir das stimmig sein und so konnte ich es kir Genuss lesen ohne rausgeworfen zu werden.
Bemängeln kõnnte ich dennocb ejne ähnliche sache, die ich auch schon bei staudemanns entsetzen moniert habe: Der Spannungsbogen. Da ist schon einer, aber der ist verschenkt, weil du nicht genug herauskitzelst. Ich meine, wenn er ständig irgendwomeinging und ausgjng, gerade bei damen aller altersgruppen, da könntest du schon mal die eine oder andere fährte legen, so im si ne von eifersucht oder munkelmunkel, ich habe ja gehört ... etc
Mit diesem Block von Monolog, den du allein schon wegen dieser zusammenfassend- erzählenden Art auflockern solltest, verbirgt sich dich das Potential für den Spannungsbogen. Lass da doch mehrere Leute aus der Schenke zu Wort kommen, sich das im Gespräch entspinnen. Hnd ruhig etwas misstrauen dabei schüren, vll ist ja ebenfalls ein dichter vor ort, der dem A. Sein Können neidet ...
" . «Es ist wahrlich verwunderlich, wie sie ihm huldigten, ihn heimlich zu sich in die Häuser eingeladen hatten, damit er ihnen seine Verse rezitiere. Trotz seines hohen Alters begab er sich noch täglich auf den Weg, die Gemächer der Frauen und wohl auch die der hehren Töchter zu durchkreuzen, während ihre Männer geschäftlich unterwegs waren oder als ehrenwerte Bürger an der Volksversammlung teilnahmen. Stets kam er mit Silberlingen bereichert zurück, was ihm ermöglichte, sein Leben feudal zu gestalten, nicht darben zu müssen, wie manche Dichter, die für ihre Kunst hart arbeiten. In meinem Gasthaus beanspruchte er den besten Raum, verbat sich Lärm, wenn er am Schreiben war. Doch letzte Nacht hörte ich ihn jämmerlich husten, keuchen, poltern. Ich wähnte ihn betrunken, dann war es plötzlich still. Die Altersbeschwerden hatten ihn zur Ruhe gezwungen, der Schlaf ihn übermannt, war mein Gedanke. Dass sie ihn gleich zur letzten Ruhe gebettet hatten, ahnte ich nicht "

Noch 2 Kleinigkeiten:

" Ein Moment war er verwundert, als er die Menge erblickte, die ihn fragend anschaute."
Einen Moment ;)

" mitten im Vers jäh unterbrochen worden war."
Das jäh braucht es nicht, mitten sagt es doch schon

Alles in allem gern gelesen, aber da ist noch ein bisschen Luft nach oben :)

Grüßlichst
Weltenläufer

 

„Hingestreckt auf zarten Myrthen
Und auf blühenden Lotos’ Lager
Will ich zur Gesundheit trinken!​
Eros aber schürz den Mantel
Mit Papyros überm Nacken​
Und kredenze mir den Wein! …“​

Huppala, denkwürdige Vorstellung, an einem Gerstenbrot zu ersticken,

lieber Anakreon.

Auch nur ein paar Anmerkungen – die vielleicht ebenso denkwürdig erscheinen mögen von einem, der Sokrates schon einmal angetrunken einen Ruhr-Soziolekt palavern ließ – aber nun ja, für den Stil Polykarpos bistu ja als gewissenhafter Berichterstatter weniger verantwortlich, als für die wortgetreue Wiedergabe im German Gerundium:

…, verbat sich Lärm, wenn er am Schreiben war.
Da wird sich der Dichter wohl schon außerhalb der Grabstätte umdrehn …

Aber

…, ob der Verstorbene seine Unkosten zu decken vermag,
vermögen wir nicht zu sagen, bezweifeln es eher:
Un-Kosten?,
da braucht es keines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums: hat doch die entsprechende Vorsilbe im griech. die gleiche Wirkung wie im dt.: Verneinung und somit Umkehrung in den gegenteiligen begriff:
also: Ertrag!

Und ein wenig umständlich und unnötig verdoppelt

Er hielt das inkriminierte Objekt, zwischen zwei Fingern gehalten, hoch.
vllt. etwas eleganter
Er hielt das inkriminierte Objekt[…] zwischen zwei Fingern […] hoch.

Was ich aber vermisse – Orpheus brachte mich in seiner Offenbach’schen Variante darauf – den Herrn der Fliegen mit seinen Kohorten … wenn daoch Diana schon dagewesen sein könnte ...

Und doch, wie immer, gern gelesen vom

Friedel

„… / Flüchtig wie des Rades Speiche​
Rollt des Lebens kurze Zeit,
Bis, ein wenig Staub, wir liegen …“​
An den Dichter, aus: Anakreon, übersetzt v. H. A. Junghans, Leipzig 1873, S. 9

 
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Hallo Fliege

Ich freute mich ausserordentlich, als ich sah, was du der Geschichte entnimmst und deinen Spass an den beiden Lästerbrüdern hattest. Es lag mir auch daran zu spiegeln, wie Denk- und Verhaltensweisen von Menschen in solchen Belangen, sich trotz des langen Zeitraumes noch heute wiederfinden lassen.

Nicht selten dünkt es mich schwierig, ein Thema in sehr kurzer Form sinnbesetzt und abschliessend fassen zu können. Hier, als sich mir das Humorvolle kristallisierte und ich es mit einschätzbar realen Gegebenheiten verbinden konnte, schien es mir angezeigt nicht über einen engen Rahmen hinaus zu gehen. Der Aspekt, dass mein Nick da ins Spiel kommt, was indirekt eine Spiegelung auf mein eigenes Schreiben erzeugt, freute ich mich diebisch. Ich labte mich da an den Worten, die Orpheus über Anakreon von sich gibt, ohne dass es dessen Beliebtheit im Volk unterlief. Es war eben seine Meinung, welche er wie manch ein anderer hegte.

Die Antike in einen Stoff einzubinden und realitätsgerecht darzustellen, erwies sich mir in den Details als schwierige Aufgabe. Es ist so manches, das einem nicht bewusst ist und erst bei exaktem Nachlesen der geschichtlichen Gegebenheiten auffällt. So konnte ich dem Dichter keinen bequemen Stuhl mit Lehne an den Tisch stellen, denn diese gab es damals noch nicht, nur dreibeinige Schemel und Klappsitze. Das analoge Stück zum heutigen Stuhl war der Thron, den Fürsten – damals Tyrannen genannt – vorbehalten. Auch hatten die Häuser keine Fenster, weshalb das Tageslicht durch die Terrassentür in den Raum fluten musste. Die Akropolis war damals ein Tempelbezirk, der einige Jahrzehnte nach Anakreons Tod durch einen neuen Machthaber abgerissen und durch symbolische Prunkbauten ersetzt wurde, die wir heute noch in den Ruinen erblicken. Da wäre es einfacher, noch weiter zurückzugehen, in die Zeit der Mythologie, welche da mehr Spielraum eigener Vorstellungen erlaubte. Dies war mitunter ein Grund, nicht zu weit auszuholen, um jeglichen Schnitzer gegenüber der Geschichtsschreibung zu vermeiden. So nähert sich die vorliegende Geschichte annähernd einem Satyrspiel, ein das Drama ergänzender Akt, das um 500 vor unserer Zeitrechnung aufkam.

Pass Du bloß auf mit den Weintrauben!

:lol: Genau das dachte ich mir letzthin auch, als ich ein paar süsse Trauben naschte.

Kleiner, feiner Zeitvertreib

Mehr wollte und sollte es nicht sein. Es freut mich aber sehr, dass du es so wahrgenommen hast.


+


Hallo weltenläufer

Nach meinem Empfinden ist das dein bisher bester Text, den ich von Dir gelesen habe. Das liegt daran, weil ich hier deine Sprache absolut passend finde.

Ich war so freudig überrascht, dass ich völlig verpasste einen Luftsprung zu machen. Dass es mir gelingen könnte, dich mal von einem meiner Texte zu überzeugen, hätte ich nicht erwartet. Der Stoff gewährte mir hier vielleicht mehr Annäherung an die Figuren und damit an ihre eigenständige Erzählsprache.

Bemängeln kõnnte ich dennocb ejne ähnliche sache, die ich auch schon bei staudemanns entsetzen moniert habe: Der Spannungsbogen. Da ist schon einer, aber der ist verschenkt, weil du nicht genug herauskitzelst.

Dieser Aspekt war mir hier bewusst, der Spannungsbogen bleibt flach. Fliege hat es in ihrem Kommentar auch angesprochen, der Mordverdacht wäre zu einem früheren Zeitpunkt tragender gewesen. Auch eine gehässige Szene unter den Gaffern, wie Novak es vermisste.

Lass da doch mehrere Leute aus der Schenke zu Wort kommen, sich das im Gespräch entspinnen. Hnd ruhig etwas misstrauen dabei schüren, vll ist ja ebenfalls ein dichter vor ort, der dem A. Sein Können neidet ...

Dieser Ansatz erlaubte schon, eine tieferschürfende Auseinandersetzung zu inszenieren. Die Meinungen könnten noch härter aufeinanderprallen. Es gibt da zwei, drei Versfragmente von dem ollen Dichter, die Zündstoff hätten, dass sich der eine oder andere daran reiben könnte. Doch diesen Gedanken muss ich mal setzen lassen, überlegen, wie es jener Zeit gemäss sich einbinden liesse. Der Floh ist im Pelz angekommen … irgendwann folgt dann vielleicht eine Vertiefung der Geschichte.

Alles in allem gern gelesen, aber da ist noch ein bisschen Luft nach oben

Darüber freue ich mich sehr, ebenso wie dein Kommentar, der mir eine Eingebung weckte, was sich noch einfügen liesse. :)


+


Lieber Friedel

Zitat:
…, verbat sich Lärm, wenn er am Schreiben war.

Da wird sich der Dichter wohl schon außerhalb der Grabstätte umdrehn …

Ich zweifle keinen Moment, dass der alte Dichter an diesem Stück zu seinem Hinschied seine helle Freude hätte, würde er davon Kenntnis erhalten. Polykarpos war ein einfacher Mann, doch des Lesens und Schreibens kundig, wie es sich damals gehörte, wenn auch nicht so ausgefeilt wie sein Gast. Doch um dem Ruhrpotter Sokrates-Argumentor das vergnügliche Lesen nicht zu beeinträchtigen, stelle ich dem Lärm zur Ruhigstellung noch ein Wörtchen voran.

Un-Kosten?, da braucht es keines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums: hat doch die entsprechende Vorsilbe im griech. die gleiche Wirkung wie im dt.: Verneinung und somit Umkehrung in den gegenteiligen begriff:
also: Ertrag!

Da ich bezweifle, dass sich die entsprechende Vorsilbe für δαπάνη, also Unkosten, ins Altgriechische einfach so transkribieren lässt und als Negation weist, habe in den alten Sprachlehrbüchern meiner Frau, dem LEXIS nachgeschlagen. Da ich darin nicht gut bewandert bin, wurde ich im knappen Zeitrahmen jedoch nicht fündig. Zur Not griff ich dann zum Altgriechisch-Wörterbuch, das auf Hermann Menge zurückgeht, der u. a. den Wortschatz der antiken Schriftsteller erarbeitete. Ein Wortvergleich mit anderen im Deutschen negierten Vorsilben verlief vom Aufbau her negativ. Pythagoras, der seinerzeit wie Anakreon am Hof des Tyrannen Polykrates seine Dienste verkaufte, bis er sich von diesem abwandte, wird auch als Mathematiker sich kaum um die Negation des Wortes gekümmert haben. Also bleibt es wohl offen, welchen Stellenwert dem Wort δαπάνη dazumal zukam.
Aber:
Du hast schon recht, der moderne Kaufmann kennt es betriebswirtschaftlich nicht, es sind Aufwendungen etc. Dennoch steht es Synonym zu Kosten, meint folglich Aufwendungen und wird ausserhalb der Ökonomie allgemein so verstanden. Praktisch auf die Denkweise von Polykarpos übertragen, sind es Aufwendungen, für die der Alte über die regelmässig zum Voraus entrichtende Miete noch Entgelt zu zahlen hatte. Doch um diese mässigen Wogen im ägäisch-literarischen Meer zu glätten, sei es nun mit Schulden spezifiziert.

vllt. etwas eleganter

Zitat:
Er hielt das inkriminierte Objekt[…] zwischen zwei Fingern […] hoch.

Aber nicht, dass nun ein Altertumsforscher aufkreuzt und poltert, jetzt sei die antiquierte Sprache ruiniert.

Was ich aber vermisse – Orpheus brachte mich in seiner Offenbach’schen Variante darauf – den Herrn der Fliegen mit seinen Kohorten … wenn daoch Diana schon dagewesen sein könnte ...

:lol: Mein herzhaftes Lachen hast du dir aber selbst zuzuschreiben. Ich dachte mir schon, es tappe niemand mehr in eine dieser Fallen, die die exakten Gegebenheiten der Zeit um 500 vor unserer Zeitrechnung umfassen. Offenbach bezog sich auf den mythologischen Orpheus, folglich nicht auf meinen Kneipenwirt. Im Athen jener Zeit war es gängig, dass die Eltern ihren Kindern auch Namen von Göttern gaben, wenn auch nicht ausschliesslich. Zeus wurde zwar in den meisten Häusern mit einem Altar verehrt, doch auch die anderen Götter, so die Göttin Artemis, war in deren Denken noch leibhaftig. Das ist einer dieser Aspekte, die sich nicht einfach von Wikipedia soufflieren lassen.

Zitat:
An den Dichter, aus: Anakreon, übersetzt v. H. A. Junghans, Leipzig 1873, S. 9

Ich sehe, du bist auf das Werk von Junghans in der Deutschen Nationalbibliothek gestossen, Wikipedia sei Dank. Es diente auch mir dazu, das Denken des Dichters aus seinen Versen in damaliger Übersetzung herauszulesen.

Und doch, wie immer, gern gelesen vom

Das freut mich sehr. Auch dir danke ich herzlich für deinen Kommentar und die Anmerkungen, die sich im Text wie etymologische Spuren von dir und im Sinne Sokrates als argumentum a nomine, niederschlugen.

Schöne Grüsse euch allen

Anakreon

 

Erweiterung der Disputation in der Geschichte

Den Kritiken folgend bin ich erneut in das Athen zu jener Zeit eingetaucht, um zu erlauschen, was sich da vertiefter noch abspielte. Wie auch heute aktuell waren dort viele Leute von der Armut geplagt. Der Tyrann war vertrieben, doch die Sorgen existenzieller Art blieben, was der menschlichen Neugierde keinen Abbruch tat. Dem originalen Kunstgenuss waren vor allem wohlhabende Bürger zugeneigt und selbstredend ihnen auch erschwinglich.
Drei weitere Figuren bringen sich neu zusätzlich in die Geschichte ein, deren Dispute im Gasthaus die Stimmung tumultartig aufheizen. Während ein Bürger das Wirken des Dichters verteidigt, deklamiert ein dem Drama verschriebener Dichter ein paar Verse des Verstorbenen, um die Kehrseite ironisch zu erhellen. Die Disputation veranlasst den verärgerten Bürger alsdann, beinah orakelhaft den Spöttern mit der Göttin Tisiphone zu drohen. Es ist die Rachegöttin – eine der drei Erinnyen -, die u. a. auch Meuchelmorde sühnte. Des Bürgers Gedanke war Rufmord, doch ob da manch Anwesender im Stillen nicht an einen physischen Mord dachte? Ob die Göttin Artemis den Dichter auf dem Gewissen hat, indem sie die Weinbeere reichte, bleibt indes auch weiterhin offen.

Ich hoffe, dem damaligen Zeitgeist weiter folgend füllt es die Lücke, die so mancher Leser bei der ersten Fassung empfand.

Anakreon – der Namensvetter. ;)

 

Lieber Anakreon,
gefällt mir gut, was du da ergänzt hast.
Aber ich fang mal vorne an. Du hast ja wirklich kräftig überarbeitet. Sind ja z. T. nur Kleinigkeiten, da etwas weggelassen, dort ein Wort hinzugefügt, aber diese Kleinigkeiten ergänzen sich gut zu einem für mich jetzt sehr stimmigen Gesamtbild.
Sehr gefreut hab ich mich über die Streitlustigen in der antiken Kneipe.
Das Ganze hat jetzt noch mehr Farbe erhalten. Eine hübsche Geschichte.

Über den bösartigen Orpheus musste ich nach wie vor am meisten lachen.
Wie er den armen Anakreon disst, das ist schon wunderbar.
Dann der Verteidiger Anakreons, so manches Argument bei beiden hat sich in der Beurteilung der Dichtkunst bis heute gehalten. :)
Und als Xanthus dann eines der Gedichte rezitiert, da hats mich fast vom Sofa gerissen, so musste ich lachen.

«Der Greis / Ich liebe einen heiteren Greis, / Ich liebe junger Tänzer Scharen; / Doch tanzt die Weise mir ein Greis, / So ist er alt zwar nach den Haaren, / Doch in dem Herzen glüht es heiss.»
Wunderbar!

Und dann der aufbrausende Helios mit seinem Beispiel, da musste ich noch mehr lachen, weil die alle so herrlich missgünstig sind. Und toll ist das auch, wie die Dichtkunst Anakreons immer die Vorzüge des Alters in den Vordergrund rückt.

An ein junges Mädchen. / Du musst nicht fliehen, weil mir / Nur weisses Haar geblieben! / Weil dir die Jugend blühet, / Hold auf den Wangen glühet, / Verachte nicht mein Lieben! / Du weisst ja, wie sich zwischen / Der Lilien weisses Schimmern / Oft Rosen lieblich mischen!
Hast du dir die Gedichtchen ausgedacht als Beispiele? Das ist echt zum Schmunzeln.
Wie auch immer, gibt dem Ganzen Farbe.

Dann später, als alle um die Wette disputieren und einige lachen und andere zornig werden, da hätten dann rvon mir aus ruhig ein paar Humpen fliegen können. Aber ich liebe ja auch den Film "Die nackte Kanone", das solltest du also nicht als Kritik verstehen.
Ansonsten hast du das Streitgespräch schön gesteigert, so dass die anfänglich Missgünstigen oft noch komisch wirken, dann aber sich auch ein bisschen ernsthafte Drohung hineinmischt, wenn dann Tisiphone ins Spiel kommt. Ich finde das hast du schön gemacht.

Noch einmal sehr gerne gelesen und mich amüsiert. Schön.
Liebe Grüße Novak

 

>EURYDICE:
Ach,die hübsche Fliege!
Und sie summt so schön!<​

Ja, gefällt mir, der Einschub,

lieber Anakreon,

und die eingebauten Erläuterungen auch, selbst wenn es unsere Vorstellung ist, wie das klassische Athen gewesen sei (ein Problem, dem Ethnologen und Soziologen selbst mit teilnehmenden Beobachtungen nicht engehen können, und das jedem Interviewer nicht erspart bleibt: die eigene Vorstellung färbt ab, macht aber nix, wenn man’s weiß. In der WAZ von gestern war folgende kleine Mitteilung: »„Da bin ich gespannt, wie Sie das machen“ / Lakonischer Kommentar eines Essener Richters, als der Dolmetscher im Eid versicherte. Er schwöre, „die Wahrheit zu übertragen“. Verlangt wird von ihm nur „wahrheitsgemäß zu übertragen“.«)

Gleichwohl wäre ein Schnitzer anzuzeigen:

«Ihr gebt wohl nur das Geschwätz des gewöhnlichen Volkes wider, die Anakreon nie persönlich begegneten und von seiner Dichtkunst einzig hörten, ohne sie zu kennen und zu verstehen.»
Das Volk – immer als Eineit, selbst wenn das nicht so einfach ist wie beim Paar, darum besser
«… Geschwätz des gewöhnlichen Volkes wider, [das] Anakreon …»

Und zum Abschluss doch noch mal das Fettnäpfchen, heißt es doch

Orpheus, ein durchreisender Gast, der an einem Tisch sein Frühstück einnahm, lachte auf
Wenn es unter # 7 vom 4. d. M. heißt:
Ich dachte mir schon, es tappe niemand mehr in eine dieser Fallen, die die exakten Gegebenheiten der Zeit um 500 vor unserer Zeitrechnung umfassen. Offenbach bezog sich auf den mythologischen Orpheus, folglich nicht auf meinen Kneipenwirt,
klar doch, Offenbach bezog sich aufs frivole Paris des Bonaparteneffen, aber krabbelten nicht schon in der Steinzeit Fliegen in alle Öffnungen der Leichen?, ohne dass ich jetzt den „Durchreisenden“ zum Konkurrenten Anakreons machen will, der auf der Suche nach seiner Gattin ist, die von Pluton-Hades entführt wurde und Zeus-Jupiter um die Schöne als Insekt (!) werben lässt. Nein, die Hahnrei des Orpheus gehört hier nicht rein – ich lümmeliger Schalk! Aber dennoch hab ich mal versuchsweise den antiken griechischen Namen durch den eines Graß ersetzt und mir wurde warm ...

Gruß

Friedel

 

Liebe Novak

Es freut mich sehr, dass du dich ein zweites Mal in die Antike gewagt hast, dem Gerangel folgend, welches die Nachricht auslöste.

Du hast ja wirklich kräftig überarbeitet. Sind ja z. T. nur Kleinigkeiten, da etwas weggelassen, dort ein Wort hinzugefügt, aber diese Kleinigkeiten ergänzen sich gut zu einem für mich jetzt sehr stimmigen Gesamtbild.

Ja ich achtete darauf, dass die Übergänge zu den neuen Szenen sich nahtlos einfügen, den einen oder anderen Gedanken zwischendurch noch umsetzend. Den Frauen konnte ich leider nicht mehr Platz einräumen, da diesen in den entsprechenden Jahren wirklich vordergründig nur knappste Öffentlichkeit zugestanden wurde. Und in der Rubrik Historik sollte der Rahmen doch den nachweislich zu eruierenden Gegebenheiten folgen.

Sehr gefreut hab ich mich über die Streitlustigen in der antiken Kneipe.

So Menschliches und allzu Menschliches gab es schon damals, es waren immer Gründe und Abgründe vorhanden, worüber sie sich auslassen konnten.

Über den bösartigen Orpheus musste ich nach wie vor am meisten lachen.
Wie er den armen Anakreon disst, das ist schon wunderbar.

Das hat mir auch besonders Spass gemacht, mich in seine Figur hineinzuversetzen und mal den Bösewicht zu spielen.

Dann der Verteidiger Anakreons, so manches Argument bei beiden hat sich in der Beurteilung der Dichtkunst bis heute gehalten

Hier dachte ich auch daran, wie manchem Prominenten Literat der Gegenwart schon arg mitgespielt wurde, was zu ernsten Streitigkeiten führte.

Und als Xanthus dann eines der Gedichte rezitiert, da hats mich fast vom Sofa gerissen, so musste ich lachen.

Und dann der aufbrausende Helios mit seinem Beispiel, da musste ich noch mehr lachen, weil die alle so herrlich missgünstig sind. Und toll ist das auch, wie die Dichtkunst Anakreons immer die Vorzüge des Alters in den Vordergrund rückt.

Tja, der Olle Dichter musste es faustdick hinter den Ohren gehabt haben, wie er sich in seinen Texten selbst mit Vorzügen ausgestattet vermarktete. Er hatte wohl Freunde als auch Feinde, so wie die Welt eben spielt. Unter diesen fokussierten Aspekten betrachtet mag es auch nicht wundern, dass der junge Goethe sich ihm verbunden fühlte, sie hatten anscheinend einige gemeinsame Neigungen. Analog meinte Goethe noch als Greis, das Herz der 19-jährigen Ulrike von Levetzow erobern zu können, um deren Hand er ernsthaft anhielt. Sie ergriff verständlicherweise die Flucht.

Hast du dir die Gedichtchen ausgedacht als Beispiele? Das ist echt zum Schmunzeln.

Solche Gedanken traust du mir zu? :D Nein, es sind zwei originale Fragmente des antiken Anakreon in der Übersetzung von Junghans. Im 18. Jahrhundert hatten einige Altphilologen drei Gedichte sowie Textfragmente von ihm übersetzt, die dann auch deutsche Literaten inspirierten.
Einzig bei der Auswahl der beiden Fragmente nahm ich mir die Freiheit, sie für die Verteidigung und die Anklage einander intrigant gegenüberzustellen. Das Heitere daran fand ich, dass wie vor 2500 Jahren heute noch gleiches sich abspielt. Momentan versucht ja ein gewisser Verleger, der 86-jährige Hugh Hefner, ein zweites Mal die 24-jährige Crystal Harris vor den Altar zu bringen, nachdem sie vor wenigen Wochen knapp davor weggelaufen war. Die Antike weist sich so in etlichen Dingen als Spiegelbild der Gegenwart.

Dann später, als alle um die Wette disputieren und einige lachen und andere zornig werden, da hätten dann rvon mir aus ruhig ein paar Humpen fliegen können.

Ich versuchte, die damalige Stimmung und das Verhalten der Leute zu erfassen. Wäre es bei den alten Römern gewesen, über die noch so manche andere Szenerien bekannt sind, hätte es sich da wohl noch deftiger ausholen lassen.

Ansonsten hast du das Streitgespräch schön gesteigert, so dass die anfänglich Missgünstigen oft noch komisch wirken, dann aber sich auch ein bisschen ernsthafte Drohung hineinmischt, wenn dann Tisiphone ins Spiel kommt. Ich finde das hast du schön gemacht.

Es freut mich, dass die Geschichte so durchkommt. Eine Vermischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, zu deren Rekonstruktion mir einzig die Gedichtfragmente, geschichtliche Historik und die überlieferte Weinbeere zur Verfügung standen.

Noch einmal sehr gerne gelesen und mich amüsiert. Schön.

Damit hat es seinen Zweck voll erreicht, worüber ich froh bin. Geschichtlicher Wahrheitsfindung kann es nicht dienen, doch die spärlichen Kenntnisse, die es über den Alten gibt, mag es um eine fiktive Interpretation erweitern. Die einzige in annähernder Form eines „Nekrologs“, die ich übrigens kenne.

Ich danke dir herzlich für das Lesen der erweiterten Fassung und deinen Kommentar, den ich vergnüglich las.


+​

Lieber Friedel

Ja, gefällt mir, der Einschub,

Ich war ja gespannt, wie du diese vermehrt deutungsschwangere Geschichte aufarbeiten würdest. Geht es doch den älteren Herren an die „Substanz“, wenn auch die Grenze zur Jugend vermeintlich immer mehr aufgehoben wird. Einer kürzlich durchgeführten Umfrage in der Stadt Zürich war zu entnehmen, dass die 30-40-jährigen sich als Jugendlich definieren. Dies entgegen dem, dass man in der Entwicklungspsychologie die Adoleszenz mit 25 für abgeschlossen hält. Die Spätadoleszenz grassiert, will man der marketingorientierten, nicht-repräsentativen Umfrage glauben. So fügen sich drollige Verhaltensweisen über Alte, die sich am Jungbrunnen laben möchten, doch bestens in die Zeitgeschichte ein.

und die eingebauten Erläuterungen auch, selbst wenn es unsere Vorstellung ist, wie das klassische Athen gewesen sei

Wenn auch wissend, um der Kapriolen die so manch Wissenschaftler sich erlaubt um seine Reputation zu erhöhen, vertraue ich doch der Geschichtsschreibung und der Forschung als bestmögliche Interpretation, wie es sich damals verhielt. Natürlich wurde vieles, das heute als Quelle dient, erst viel später festgehalten. Einiges etwa vom Römer Cicero, der der Sache aber doch um 2100 Jahre näher stand. Manches gründet auch auf direkten Funden, und man möchte ja auch nicht den relativ jungen Platon einfach der Möglichkeitsform unterwerfen. Die Inhalte der Gedichtfragmente selbst lassen sich unter Zuhilfenahme damaliger Gegebenheiten, schon interpretieren, wenn es mir auch in dieser Geschichte um des Disputes willen der Leute und nicht um Wahrheitsfindung ging. Wobei ich schamlos erwähnen darf, dass mir entgegen Aristoteles eine Differenz zwischen Wahrheit und Wirklichkeit besteht. Wahrheit steht mir zu nahe, dem zu glauben. Damit muss deinem nachfolgenden Zitat jedoch nicht widersprochen sein:

In der WAZ von gestern war folgende kleine Mitteilung: »„Da bin ich gespannt, wie Sie das machen“ / Lakonischer Kommentar eines Essener Richters, als der Dolmetscher im Eid versicherte. Er schwöre, „die Wahrheit zu übertragen“. Verlangt wird von ihm nur „wahrheitsgemäß zu übertragen“.«

Dennoch, der arme Dolmetscher, ein äusserst anspruchsvoller Beruf, der aber die Beherrschung von Dialektik nicht einschliesst, sonst wäre er um eine Ausrede oder um ein schlichtes Eingeständnis nicht verlegen gewesen. Auch Voltaire wäre ihm da zu empfehlen, der geistreiche Rechtsgelehrte und Philosoph hat so manche Entgegnung bereitgehabt, wenn es galt einen Gegner in die Defensive zu setzen.

Das Volk – immer als Eineit, selbst wenn das nicht so einfach ist wie beim Paar, darum besser

Da brauche ich mein Gedächtnis zu Voltaire nicht strapazieren, mein schlichtes Eingeständnis genügt. Die Athener Eulen hatten mir hier ganz klar ihren scharfen Blick vorenthalten, als ich den Text immer wieder durchsuchte, welche verwundbaren Stellen, den Kritikern Vorschub leisten könnten.

Nein, die Hahnrei des Orpheus gehört hier nicht rein – ich lümmeliger Schalk! Aber dennoch hab ich mal versuchsweise den antiken griechischen Namen durch den eines Graß ersetzt und mir wurde warm ...

Ohne die Opernwelt als die meine anzusehen, ich kenne mich da von den Arien abgesehen nicht so tief aus, war einer der Aspekte Offenbachs doch wohl, auch den Kult um die Antike auf die Schippe zu nehmen. Da sich solches sehr wohl mit aktuellem gesellschaftlichen Geschehen verbinden lässt, ist es ein dankbarer Fundus. So auch in der vorliegenden Geschichte, die indirekt und nur in Teilen über seinen eigenen Autor persifliert, da Nomen eben auch Omen sein könnten.
Wie Grass dir da Pate stehen konnte, durchschaue ich nicht ganz, da nicht mal die Politeia Platons dessen politische Brisanz reflektiert, doch Hauptsache dir wurde dabei warm ums Herz. Und was möchte man da einem Schalk entgegnen, da nützte nur, dem einen Spiegel entgegenzuhalten.

Ich danke dir herzlich für deinen neuerlichen Kommentar, deine anerkennenden Worte zu den erweiterten Disputen, und natürlich das eulenhafte erblicken des fälschlichen „die“ im antiken Athen.


Schöne Grüsse euch beiden

Anakreon

 

Lieber Anakreon,

ich muss gestehen, ich hatte mich vor deiner Geschichte gedrückt. Wegen des Titels, der so trocken klingt.
Und jetzt sitz ich hier - nachdem ich sie dann doch gelesen habe - und fasse mir an den Kopf.

Mir gefällt sie. :)
Und während ich sie las, hatte ich ein paar Mal den Spruch

Ist das Kunst, oder kann das weg?

im Ohr und musste lachen. Hätte die Herren in deiner Geschichte diesen Spruch schon gekannt, der arme Anakreon hätte ihn bestimmt öfter als ein Mal sich anhören müssen! :)

Du hast das schön gemacht, es liest sich angenehm locker und unbeschwert, trotz der (hier angemessenen) antiquierten Sprache.

Es gab nur eine Stelle, an der ich kurz stutzte, und zwar, als Nafsikà in den Schankraum kommt. Irgendwie hat man den Eindruck, sie sei mit Polykarpos alleine. Doch erst spricht dann noch Orpheus - und dann Xanthus - und dann raunen plötzlich einzelne Bürger unter den Anwesenden. Da hatte ich das Gefühl du hättest dem Leser die Tunnelblickbrille aufgesetzt am Beginn der Szene: Da hört der Leser eine weitere Stimme, noch eine - und erschrickt ein bisschen, weil der Raum voller Leute ist, und er sie gar nicht bemerkt hat. Also so ging es mir. Verstehst du? Das war so ein Huch!-Moment.
War aber auch der einzige. :)
Und deine Erzählstimme, dein Stil, kommt in diesem Setting voll zur Geltung, das sollte man mal sagen.
Ich hätte nichts gegen weitere Geschichten aus Anakreons Leben einzuwenden. Der ist zwar jetzt dummerweise schon gestorben, aber soll ja kein Hindernis sein. ;)

Ansonsten find ich die Geschichte fein. Sie ist unterhaltend, ohne zu beschweren, und das hat mich angenehm überrascht.
Und ich musste schmunzeln, als ich Novaks ersten Kommentar las. Da schreibst du was über deinen Namensgeber - und schon werden Rettungskommandos organisiert. Das will was heißen. :thumbsup:

Sehr gerne gelesen!
PSS

 

Liebe Purersternenstaub

ich muss gestehen, ich hatte mich vor deiner Geschichte gedrückt. Wegen des Titels, der so trocken klingt.

Ein erster Impuls war mir, einen Titel zu geben wie: Eine Weinbeere zu viel. Doch ich nahm davon Abstand, mir im Klaren um die abschreckende Wirkung, die er nun hat, und dass es so eher eingefleischte Historik-Leser anzulocken vermag.

Und jetzt sitz ich hier - nachdem ich sie dann doch gelesen habe - und fasse mir an den Kopf.

Oh! :rolleyes: Auf eine solch starke Wirkung hatte ich nicht gesetzt.

Und während ich sie las, hatte ich ein paar Mal den Spruch

Ist das Kunst, oder kann das weg?​

im Ohr und musste lachen. Hätte die Herren in deiner Geschichte diesen Spruch schon gekannt, der arme Anakreon hätte ihn bestimmt öfter als ein Mal sich anhören müssen!

Exakt, das trifft den Nagel auf den Kopf! :lol: Wie der „Fettfleck“ an der Wand im Atelier von Beuys, das nach seinem Tode geräumt werden musste und den eine Putzfrau entfernte, der Meinung es sei Schmutz.

Als ich seinerzeit in die überfordernd-unselige Situation kam, plötzlich einen Nick wählen zu müssen, kam mir rettend Heinz Mickisch, ein Altphilologe, in den Sinn. Er hatte das mickrig überlieferte Werk von Anakreon einmal liebenswürdig aber doch kennzeichnend umschrieben. Daher schien mir dessen Name geeignet, in meiner Schreibe nicht zwanghaft Höhenflügen nachstreben zu müssen.

Du hast das schön gemacht, es liest sich angenehm locker und unbeschwert, trotz der (hier angemessenen) antiquierten Sprache.

Das Lob freut mich sehr, und dass gerade das persiflierende Stück über ihn, diesen Anklang findet.

Es gab nur eine Stelle, an der ich kurz stutzte, und zwar, als Nafsikà in den Schankraum kommt. Irgendwie hat man den Eindruck, sie sei mit Polykarpos alleine.

Als ich deine Zeilen las, wusste ich gleich, da hast du vollkommen recht! In der ersten Fassung fehlte da nichts, doch mit den neuen Einschüben hatte ich zwar die Übergänge geglättet, die Schilderung zu Nafsikà aber nicht ergänzt. Ich habe dort den Text nun erweitert, sodass es zeigt, das bereits Gäste anwesend sind.

Und deine Erzählstimme, dein Stil, kommt in diesem Setting voll zur Geltung, das sollte man mal sagen.

Ha, bisher trug mir dies meist blaue Flecken ein, doch hier, Heureka, fühlt es sich wie Labsal an. :D

Ich hätte nichts gegen weitere Geschichten aus Anakreons Leben einzuwenden. Der ist zwar jetzt dummerweise schon gestorben, aber soll ja kein Hindernis sein.

Ich hatte zwar immer im Hinterkopf mal etwas zu ihm zu verfassen, glaubte jedoch nicht daran, es jemals zu tun. Es war dann auch eine spontane Eingebung, die mich ein paar Skizzen aufzeichnen liess, die sich plötzlich mehr und mehr zu einem eigenwilligen Nachruf verdichteten. Aber mehr möchte ich zu ihm auch nicht schreiben, da ich mich eher von plötzlichen Einfällen leiten lasse und völlig ungeplant etwas aufgreife.

Ansonsten find ich die Geschichte fein. Sie ist unterhaltend, ohne zu beschweren, und das hat mich angenehm überrascht.

Darüber freue ich mich sehr, wenn es gelungen ist, diese Leichtigkeit umzusetzen, die ich mir bei diesem Text vorstellte.

Und ich musste schmunzeln, als ich Novaks ersten Kommentar las. Da schreibst du was über deinen Namensgeber - und schon werden Rettungskommandos organisiert. Das will was heißen.

Was identifikationsträchtige Assoziationen auslösen können, zeigte sich klassisch, als Orson Welles 1938 am Halloween-Abend am Radio aus dem Science-Fiction-Roman War of the Worlds von H. G. Wells vorlas. Er löste an der Ostküste der USA eine Massenpanik aus, viele Menschen dachten die Schilderungen seien Realität. So was war von mir natürlich nicht beabsichtigt, auch wenn einer meiner früheren Mentoren mal ein Büchlein mit dem Titel „Macht der Wörter“ verfasste. Hier bekam natürlich die Verquickung der Namen zusätzlich eine übersinnliche Dynamik, vielleicht mit der Ironie, in der das Thema abgefasst ist, sich noch verstärkend. Aber doch, die Reaktionen freuten mich schelmisch.

Ich danke dir herzlich für das Lesen und kommentieren, was mir die Freude an dem Stück nochmals erhöht. Und danke auch für deinen Hinweis zu Nafsikà, die völlig unschuldig die Leser noch verwirren konnte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Anakreon,

habe deine Geschichte noch mal gelesen, und mit dem kleinen Einschub das Bewirten der Gäste betreffend ist sie nun stimmig von vorne bis hinten. :thumbsup:
Nun schreibst du, es würde wohl keine weiteren Geschichten des sympathischen Schürzenjägers geben ;) , was mich auf der einen Seite ein wenig seufzen ließ - was ich auf der anderen Seite jedoch sehr gut verstehe, denn du schreibst auch, dass du spontan Themen aufgreifst und über sie schreibst. Mir geht es genau so. Ich kann mir nur sehr, sehr schlecht vornehmen, über etwas zu schreiben. Fünfmal habe ich es getan - und dementsprechend liegen fünf angefangene Geschichten auf meiner Festplatte, die sich irgendwie im Entstehen selbst verloren haben. Hm. Alle Geschichten, die ich hier eingestellt habe, sind plötzlich entstanden, auch wenn ich es gerne mal etwas geplanter hätte.
Deswegen freu ich mich einfach an deiner Weinbeeren-Geschichte und bin nicht weiter traurig. :)

Dir einen wunderschönen Sonntag!
PSS

 

Liebe Purersternenstaub

habe deine Geschichte noch mal gelesen, und mit dem kleinen Einschub das Bewirten der Gäste betreffend ist sie nun stimmig von vorne bis hinten.

Da bin ich froh, dass es mir mit den wenigen Worten möglich war, die Rundung einzufangen. Ein paar Mal hatte ich noch daran gedreht, wieder zweifelnd, ob es dies wäre, und mich dann für diese Worte entschieden. Herzlichen Dank für das Lob und das nochmalige Lesen.

Ich kann mir nur sehr, sehr schlecht vornehmen, über etwas zu schreiben. Fünfmal habe ich es getan - und dementsprechend liegen fünf angefangene Geschichten auf meiner Festplatte, die sich irgendwie im Entstehen selbst verloren haben.

Da kann ich mitfühlen.

Deswegen freu ich mich einfach an deiner Weinbeeren-Geschichte und bin nicht weiter traurig.

Das hast du schön gesagt. Na ja, vielleicht kommt mir wieder mal ein Schürzenjäger in die Quere, der in die Mange genommen und zu Buchstaben verarbeitet werden möchte. ;)

Einen guten Wochenstart und schöne Grüsse wünscht dir.

Anakreon

 

he Anakreon noch einmal,

wollte ich doch mal gucken, was du da aus dem Streit im Wirtshaus gemacht hast. Und aha: Eine ganze Menge. Da ist jetzt deutlich mehr leben drin und das tut dem Text sehrngut. Ich hoffte, du hast das ein bisschen mehr in die Krimi-Sparte gehoben, aber gut, das war hier anscheinend nicht dein Ansinnen. Denke, dadurch würde dernText noch weiter punkten, aber auch so Hut aber vor deiner Mühe mit der Überarbeitung.

grüsslichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer

Das freut mich, dass du die Weiterentwicklung der Geschichte verfolgt hast. Ein Verbrechen in der Antike wäre wahrlich eine köstliche und interessante Komponente gewesen, die ich jedoch nicht ernstlich bedachte. Der Gedanke von Nafsiká ging zwar in diese Richtung, vom Ansehen der Göttin Artemis inspiriert. Ich wollte dem alten Dichter jedoch einen ihm gebührenden und dennoch ironischen Abgang gewähren. Ein eigentlicher Krimi in der Antike ist jedoch ein Gedanke, der auf eine Fülle an Stoff zurückgreifen könnte. Na vielleicht stosse ich mal auf einen richtigen Sündenbock, der dazu herhalten könnte.

Für das neuerliche Lesen und dein Lob danke ich dir herzlich.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Lieber Anakreon

Mensch, da ist mir irgendwie diese Geschichte von dir durch die Lappen gegangen, ich schau einfach zu selten in diese Rubrik und habe sie jetzt erst entdeckt. Glücklicherweise, muss ich feststellen.

Dann wie gedankenverloren: «Ich hoffe, in seinem Besitz finden sich genug Silbermünzen, um seine Zechen sowie seine Entsorgung zu begleichen.»

Bei solch praktischen Überlegungen musste ich wirklich lachen. Ich weiss nicht, wie es von dir gemeint war, aber ich fand diesen Disput über den historischen Anakreon nicht nur unterhaltsam und kurzweilig, sondern auch ziemlich zum Schmunzeln, ich hab ihn mir die ganze Zeit auf einer Theaterbühne vorgestellt und hätte Polykarpos, Orpheus und dem aufbrausenden Helios noch gerne weiter gelauscht.

Ich habe die Kommentare nur überflogen, aber ich glaube weltenläufer hat geschrieben, der Stil und die Sprache passen hier wie die Faust aufs Auge, und ich kann das nur bestätigen - das verleiht dem Text eine hohe Authentizität.

Nein ernsthaft, ich habe das genossen und kann jetzt auch gar nicht mehr dazu sagen, wie dass ich die Geschichte eine sehr schöne Hommage an deinen Namenspatron finde, die mich jetzt kurz vor dem Schlafengehen nochmal auf sehr angenehme Art und Weise unterhalten hat.

Kompliment dazu :)

Viele Grüsse,
Schwups

 

Lieber Schwups

Dass ich dich in die Antike locken konnte, freut mich sehr. Ich hatte die Geschichte mit einem „trockenen Titel“ in der Historik platziert, wissend, dass es hier so mehr oder weniger ein unauffälliges Dasein fristet.

Ich weiss nicht, wie es von dir gemeint war, aber ich fand diesen Disput über den historischen Anakreon nicht nur unterhaltsam und kurzweilig, sondern auch ziemlich zum Schmunzeln,

Ja, es war meine Absicht, das Augenzwinkern hier mal schamlos auszuleben. :D Da über die historische Figur an sich wenig bekannt ist, ich ihn nur über seine Gedichte und Fragmente davon charakterisieren konnte, gab es mir die Möglichkeit zur freien Gestaltung. Einzig die Todesart und die damaligen Gegebenheiten als präzise Leitlinien beachtend. Aber ich denke, er hätte seine Freude daran, könnte er die Dispute seiner Zeitgenossen über ihn noch mitverfolgen. Unumstritten war er wohl zu Lebzeiten kaum, doch das ist ja in der Welt der Literaten immer so gewesen und wird es immer sein.

Kompliment dazu

Dass es diesen Anklang findet, erwartete ich kaum. Umso mehr freut es mich natürlich, dass es unter diesen Vorzeichen, den Unterhaltungswert auszuschöpfen vermochte.

Ich danke dir herzlich für deinen Kommentar, dessen Wertschätzung mich sehr freut.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,
Die Geschichte fängt für mich gekonnt an:

Die Flamme der Öllampe erfüllte keinen Zweck mehr. Erste Sonnenstrahlen fluteten durch die offenstehende Terrassentür in den Raum. Papyri, dicht bekritzelt mit Schriftzeichen in ionischem Dialekt, lagen verstreut auf dem Tisch
ein schönes Bild, eine schöne Satzmelodie,
Doch hier wirkt der Satz für mich verheddert - das steht vom Stil her im Gegensatz zu den ersten Sätzen
Der Bewohner, welcher seit Langem diesen schönsten Raum im Gasthaus zu seiner Unterkunft beanspruchte, war früher an Fürstenhöfen, wie jenen von Polykrates oder von Hipparchos, ein gern gesehener Gast gewesen.
hier denke ich kommen wir zum Kernproblem aus meiner Sicht:
Trat man vor die Tür, erblickte man den Felsrücken mit der Akropolis, dem Sitz der Götter
zu oft streust du unverholen Information ein - abgesehen, davon dass meiner Meinung nach auf der Akropolis die Tempel der Götter stehen, ihr
Sitz aber auf dem Olymp ist.
Anakreon, der Dichter, ist tot!»
hier wieder ein Zeichen von zu viel Information. In wirklichkeit glaube ich, sagt sie entweder: Der Dichter ist tot oder Anakreon ist tot. Heutzutage würde auch niemand sagen: Angela Merkel, die Bundeskanzlerin ist tot
«Ich hoffe, in seinem Besitz finden sich genug Silbermünzen, um seine Zechen sowie seine Entsorgung zu begleichen.»
ich denke, der Wirt ist ein einfacher Mensch. Meiner Meinung nach müsste er ca so sprechen: Hoffentlich hat er noch genug Silbermünzen. Ich bezahl seine Beerdigung sicher nicht ...
Mit Tisiphone, die auch als Rächerin bei Mord auftrat, war unterschwellig ein solcher Tod in den Raum gestellt.
hier wieder zu viel des guten. Ein Exkurs über die Erinnyen
Für mich wirkt der Text zu überlastet mit zuviel Information und mit zu vielen Charaktären. Ich glaube vor lauter Konzentration auf die Beschreibung der griechsichen Kultur hast du vergessen, den Spannungsbogen aufzubauen. Und hier komme ich weiter zum Kern meiner Kritik. Ich möchte unterhalten werden und ich denke, da waren Ansätze da mit einem Konflikt zwischen pro Anakreon und contra Anakreon, aber es gibt da keine Steigerung, der Spannungsbogen bleibt flach - nach soviel Kritik muss ich wohl auch versuchen einen Anstoß zur Verbesserung zu geben:
Zu schnell wird klar, dass Anakreon eines natürlichen Todes gestorben ist. Da ergäbe sich die Chance, seinen Tod mysteriöser darzustellen. dArauf hinzuweisen, das er bei bester Gesundheit war, dass seine Leiche auf einen Giftmord hindeutet, dann weiter zu vermuten, wer davon profitiert hätte. Vielleicht sogar der Wirt selbst, usw. Dass nur als Beispiel für einen Spannungsbogen. Weil es ist Schade um diese interessante Geschichte, die sonst nicht zur Geltung käme

lg
Bernhard

 

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