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Zirkusfrühling

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08.01.2002
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Zirkusfrühling

Der Fremde bleibt mir ein Rätsel. Lange, bevor er an den Gitterstäben entlang streift, kriecht mir sein Geruch ätzend in die Nase.
Ich rieche weder Trockenwald noch Savanne, keine sengende Sonne, auch kein Wasserloch, hier gibt es nichts, dem ich vertraue.
Nur die an meinem Käfig vorbeiziehenden Pferde schlagen mit ihren Hufen einen schwachen Duftfaden herauf. Saftige Halme tief verborgen unter unerklärlichem Gestank.
Dem Fremden begegnete ich vor vielen Sommern. Er muss mächtiger sein als ich. Es gab keinen Kampf zwischen uns und doch bin ich seitdem in diesem kalten Land, dessen Gerüche ich nicht kenne und dessen Töne in meinen Ohren vibrieren, aber kein Wissen verschaffen.
Ich spüre den trüben fragenden Blick der anderen, die so ratlos sind wie ich.

Irgendwann am Tag kann ich durch einen Tunnel in einen großen Käfig schlüpfen. Aus dem Sandboden steigt der Geruch von tausend Hufen, Zehen und Pranken empor. Die Gitter sind so weit entfernt, wie ein alter breiter Baum in meiner Heimat Schatten werfen kann.
Der Fremde treibt uns mit Lauten wie Papageiengekeife auseinander. Keiner versteht ihn. Und doch ahnen wir, dass wir kein Rudel bilden sollen.
Ich wüsste gern mehr über die beiden anderen. Aber besonders über die Löwin und zu wem sie gehört.
Eine magere Schlange schnalzt sirrend an mein Ohr. Der Fremde brüllt.
Löwen brüllen nur, wenn ein Kampf vermieden werden soll.
Der Fremde verweigert sich, will sich nicht mit mir messen. Bin ich seiner nicht würdig? Was für eine Bedeutung habe ich, wenn ich nicht kämpfe, fauche ich. Meine Augen halten ihn fest.
Die Schlange trifft mich blitzartig an meiner Flanke. Es schmerzt. Er will, dass ich den Sandboden verlasse und auf einen kalten glatten Baumstumpf steige. Die anderen haben bereits ihre kleinen Anhöhen erklommen.
Meine Pranke schlägt nach der Peinigerin. Sie schnellt gehorsam zum Fremden zurück, ehe ich sie fangen kann und trifft meine Schulter, bevor ich merke, dass sie zurückgekehrt ist.
Der Fremde keift und stampft und ergreift einen langen Stock. Die Spitze sticht gegen meine Brust. Ich weiche nicht.
Die Augen der Löwen ruhen auf meinem Rücken. Ich spüre die Löwin. Mein Blick verengt sich, vor mir nur noch die Grimasse des Fremden.
Der Stock kippt zu Boden, weil ich mich rückwärts bewege. Der Fremde glaubt ich steige auf den befohlenen Platz. Wie unzählige Male zuvor. Hinter mir kein Schnaufen, kein Atemzug. Nur das leise Knirschen unter meinen Pranken als ich mich blitzartig zum Absprung drehe und in gestrecktem Bogen in das Gesicht des Fremden fliege. Ich werfe ihn mit meiner Körperlast zu Boden. Schlage meine Krallen in ihn. Er röchelt heißen Atem.
Mit kraftvollem Sprung verlassen die beiden Löwen ihre Plätze und landen an meinen Flanken. Ein dicker Wasserstrahl fährt auf uns nieder, soll uns vertreiben.
Wasser war nie unser Feind. Sie wissen nicht viel von uns.
Rufe und Schreie gellen herüber. Vor dem Gitter tobt eine Horde Fremder, wie lärmende Affen. Für uns waren Affen schon immer unwichtige Kreaturen.
Der Fremde zappelt so vergeblich wie eine sterbende Antilope. Nasser Sand spritzt in mein Gesicht, der Wasserstrahl bohrt sich in mein Fell, brennt eisig.
Es gibt keinen Kampf ohne Schmerz. Ich kenne den Preis, hier, wie überall.
Ich bohre meine Zähne in das Fleisch.
Als ich mit blutigem Maul hochblicke, treffen mich die Augen der Löwin. Sie thront immer noch hoch oben. Rasch blickt sie zur Seite. Aber ich habe bereits ihre Zustimmung gewittert.

 

Liebe lakita,

dein Prot. ist zwar kein Panther, aber ihn quälen ähnliche Gedanken, die einst Rilke sich erdachte:

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille*
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,*
geht durch der Glieder angespannte Stille -*
und hört im Herzen auf zu sein.*

Der Unterschied wird schnell deutlich. In deiner Erzählung gibt es keine Resignation.

Wunderbar riecht man sich in die Geschichte, von Anfang an aus Löwensicht. Die Sehnsucht manifestiert sich bereits im ersten Satz und steigert sich zunehmend zum bloßen Verlangen, ein bisschen Tier zu sein und nicht nur Marionette. Die Charakterisierung des anonymen Fremden, des bösen Menschen, ist dir sehr gut gelungen. Die Sichtweise ist so ganz anders und sehr interessant. Keine Tränendrüse wird gedrückt, kein Mitleid will erregt werden. So hab ich Unterdrückung noch nie erlebt.

Zwei Anmerkungen:

Wasserstrahl fährt auf uns nieder, soll uns vertreiben.*
Wasser war nie unser Feind. Sie wissen nicht viel von uns.
Exemplarisch für deine ausgesprochen faszinierende Erzählkunst.

Nur die Pferde, die an meinem Käfig vorbeiziehen schlagen mit ihren Hufen einen schwachen Duftfaden herauf.
vorbeiziehen KOMMA schlagen

Kurzweilig und unterhaltsam lese ich deine Geschichte, deinen Schreibstil und deine Formulierungen genießend.

Beste Grüße
Markus Glass

 

Hallo lakita

Das Bild einer gefangenen Grosskatze, das du da gezeichnet hast, ihre Trostlosigkeit vor dem Hintergrund ihrer Herkunft. Konsequent bleibst du in ihrer Perspektive, was ich sehr gut finde.

Der Fremde, da überlegte ich lange, ob die Prot. ihn gefühlsmässig so wahrnehmen würde, es sind doch Jahre vergangen, in der er seine Herrschaft über sie ausübt. Doch ein äquivalentes Wort, das ihre Beziehung aus der Sicht der Unterlegenen treffender einbringt, fällt mir nicht ein.

Wasserstrahl fährt auf uns nieder, soll uns vertreiben.
Wasser war nie unser Feind. Sie wissen nicht viel von uns.

Hier gewinnt das Denken der tierischen Prot. menschliche Züge, da sie eher einzig die Kraft des Strahls bewerten müsste, als das Element Wasser an sich, das ihr kein Feind ist.

Eine ungewöhnliche Geschichte von animalischer Kraft, der Titel hierbei direkt ironisch, ein Zirkusfrühling für die Raubkatze.

Für mein Verständnis hast du die Krallen hier gut gewetzt, unterhaltsam und wirklich eigenwillig, auch wenn du natürlich den "Heimvorteil" hast, von einer Katzenschar umgeben zu sein.

Gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Liebe lakita,

spannende Geschichte aus einem spannenden Blickwinkel. Kurz und knisternd geschrieben, ohne Moralin und Zuckerguss. Das gefällt mir!
Kleinkram:

Der Speer kippt zu Boden, weil ich mich rückwärts bewege. Fast sieht es so aus als stiege ich auf den befohlenen Platz.
Dies ist eine Stelle, die mir nicht korrekt erscheint: Der ‚lange Stock‘ (etwas weiter oben) wird zum Speer. Damit kommt ein Begriff in den Text hinein, der mir nicht recht passen will. Ein Speer hat ja eine stählerne Spitze und wird m.E. nicht zur Dressur gebraucht(?) Ausserdem ist es ein Menschenbegriff. Weiter: Fast sieht es so aus, als … Wer sieht das so? Bleib doch beim ich:
Der Speer kippt zu Boden, weil ich mich rückwärts bewege. Der Fremde meint (wohl), ich steige auf den befohlenen Platz. Wie unzählige Male zuvor.
Oder als Frage:
Der Speer kippt zu Boden, weil ich mich rückwärts bewege. Meint der Fremde, ich steige auf den befohlenen Platz? Wie unzählige Male zuvor?

Der Titel ist vielsagend und anlockend. Der Schluss ist grossartig!

Lieben Gruss aus dem Schneeland,
Gisanne

 
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Guten Tag, liebe lakita

Ich habe zwei, drei deiner Zeilen gelesen.

Weiter wollte ich nicht, schau weshalb:

Ich rieche weder Wald noch Savanne, keine sengende Sonne, auch kein Wasserloch, hier gibt es nichts, dem ich vertraue.
Der Wald fügt sich in die Savanne, wie der Papagei in die Arktis, es muss heißen: "weder den Busch ...", meine Liebe. Wer riecht schon die Sonne? Du möchtest den Leser doch nicht belügen, schreib bitte etwas, was man auch riechen kann, sei's auch ein Tier, zum Beispiel: "keine sonnenverbrannte Erde".

Und nun folgt die Umständlichkeit deiner Schreibweise:

Der Fremde, der an den Gitterstäben entlang streift, bleibt mir ein Rätsel. Lange bevor ich ihn sehe, kriecht mir sein Geruch ätzend in die Nase. Nur die Pferde, die an meinem Käfig vorbeiziehen, schlagen mit ihren Hufen einen schwachen ...

Warum schreibst du "bleibt mir", das Rätsel ist gegenwärtig.

Stilistisch wäre besser: "Der Fremde streift an den Gitterstäben entlang. Er ist mir ein Rätsel.
Der nächste Satz ist ein Logikfehler, weil das Ich-Tier nur einen fremden Geruch wahrnehmen kann, aber keinen Fremden, lange bevor es ihn sieht, oder kann es hellsehen?. Übrigens ist der Ablauf falsch. "Lange bevor ich ihn sehe" hat hier absolut nichts verloren.
"..., der / ..., die - 2x hintereinander, das meine ich mit umständlich, unschön sind solche Satzgefüge immer.

Achte auf die Genauigkeit deiner geschriebenen Worte, klar wie eine Quelle müssen sie sein und mit Leichtigkeit fließen.

Grüße
Gernot

 

Lieber M.Glass,

herzlichen Dank für dein Lob. Es erfreut mich, dass ich dich mit dieser kleinen Geschichte erreichen konnte. Das fehlende Komma hab ich sofort dazugetan.

Das Thema Wildtiere im Zirkus liegt mir sehr am Herzen. Die Tiere leiden durch die Enge in den Käfigen und auf dem ständigen Transport in den Behältern, die völlig unpassende Umgebung und nicht mal ansatzweise artgerechte Haltung.
Jeder Zirkusbesucher sollte sich vergegenwärtigen, dass er durch sein Erscheinen, diese Tierqualen mitverursacht. In einer Zeit, in der uns Wildtiere gezeigt und nahegebracht werden können, ohne dass man sie gefangenhalten muss, z.B. durch Tierfilme oder von mir aus auch Safaris, sollte es keine Tiergefängnisse auf Wanderschaft mehr geben.

Natürlich reicht diese Geschichte nicht, um das zu verändern.

Trotzdem ... ;)

Lieber Anakreon,

danke für dein Lob und deine kritischen Anmerkungen.
Dein Hinweis zum Begriff "Fremder" ist gerechtfertigt. Mir ist nichts Treffenderes eingefallen. Für den Löwen bleibt dieser Mensch fremd und gleichzeitig ist er an ihn gewöhnt. Ein für mich im Moment nicht sprachlich lösbarer Widerspruch.

Deine Kritik zum "Wasserstrahl" verstehe ich ebenfalls. Diese drei "Darlingssätze" ;) möchte ich aber nicht entfernen.

Dass du die Ironie im Titel gesehen hast, freut mich.

Einen Heimvorteil habe ich jedoch nicht. Unter den bei mir hausenden Minipumas und Stubentigern ist noch nicht mal ein Salonlöwe dabei. :D

Liebe Gisanne,


auch dir herzlichen Dank für dein Feedback und ganz besonders für dein aufmerksames Auge. Die Dinge mit dem Speer und der Ichform werden schnellstmöglichst korrigiert, denn das sind Fehler.

Ich bin froh, dass der Titel so gut bei dir ankommt.
Deine Grüße aus dem Schneeland erwidere ich mit Grüßen aus dem Regenland. Dem Himmel ist die Phantasie abhanden gekommen: seit Dezember gab es keinen Tag ohne.

Lieber Gernot,

auch dir gebührt mein Dank, weil du trotz deiner starken Abneigung dennoch so freundlich warst, mir deine Kritikpunkte aufzuzeigen.
Mir geht es meist so, dass ich Texte, die bei mir " komplett durchfallen" meist gar nicht kommentiere oder nur, wenn ich mich gehörig diszipliniere.
Umso mehr weiß ich deine Kritik zu schätzen.

Deine Kritik fällt zum Teil auch auf fruchtbaren Boden, insbesondere dein Hinweis zum Stilistischen.
Ich werde an dem Text noch feilen.

Aber in folgenden Punkten stehe ich nicht auf deiner Seite:

Savanne ist einerseits hohes Grasland, andererseits aber auch Baumbestand (wenn er nicht grad von den Elefanten niedergemacht wurde).
Unter Wald ist nicht nur ein ausgedehntes Gebiet von saftigen Bäumen zu verstehen, sondern auch ein Trockenwald. Ich habe daher den Wald in Trockenwald verändert.

Hast du noch nie Hitze gerochen? Dieser trockene fast schon stickige staubige Geruch?
Ich kann ihn dir nur schwer beschreiben, es ist eher ein Geruch, dessen Duftstoffe auf dem Weg zur Nase so riechen als habe man Teddyfell zu heiß gebügelt. Ich möchte der Gattung Löwen in dieser Geschichte bescheinigen, dass ihr Geruchssinn sehr viel besser als der des Menschen ist. Löwen könnten sich nur durch ihren Geruchssinn zurechtfinden.
Und ich möchte meinem Protagonisten die Eigenschaft zusprechen, dass er sengende Sonne riechen kann und wenn du einen Löwen interviewen könntest, würde er dir bestätigen, dass es für ihn kein Problem darstellt. :D

Mein Protagonist ist auch in der Lage den Fremden zu riechen, bevor er ihn sieht. Das ist also für mich kein inhaltlicher Fehler.

Selbstverständlich werde ich aber an dem Text feilen und deine stilistischen Hinweise nicht dabei vergessen.


Lieben Dank euch allen, dass ihr mir eure Zeit geschenkt habt.


Liebe Grüße

lakita

 

Tolllll!
Ich glaube, so viele l´s kann ich gar nicht setzen, wie ich deine Geschichte gut finde.
Sie hat mich genauso wie Markus Glass an Rilke erinnert, aber mit einem völlig anderen Ende. Diese Raubkatze wirkt richtig archaisch auf mich, wie eine Urgewalt - und das entsteht für mich dadurch, dass du sehr konsequent die Perspektive der Katze eingenommen und beibehalten hast und durch deine kraftvolle, einfache, klare Sprache.
Das Ende hat mich fast ein wenig gegruselt - wenn man sich auch durch die gewählte Perspektive eher mit dem Löwen identifiziert, so empfand ich doch diesen Satz als echt unangenehm (im positiven Sinn)

Der Fremde zappelt so vergeblich wie eine sterbende Antilope. Nasser Sand spritzt in mein Gesicht, der Wasserstrahl bohrt sich in mein Fell, brennt eisig.
Es gibt keinen Kampf ohne Schmerz. Ich kenne den Preis, hier, wie überall.
Ich bohre meine Zähne in das Fleisch.

Das Unverständnis und der Wille zur Vernichtung in beiden Wesen werden in diesem Ende so machtvoll deutlich: Bei dem einen ist es die Rache an seiner Dressur, einem Akt, der aus purer Lust am Nervenkitzel und aus Geschäftinteresse vollzogen wird und beim Tier erfolgt es aus der Defensive und aus seiner bornierten, aber machtvollen Sichtweise, die ihn instinktiv handeln lässt.
Und das alles machst du mit einer ganz einfachen Schreibweise - jedenfalls kommt es mir so vor.
Kann man sich bei dir eine Scheibe abschneiden ????
Viele Grüße
Novak

 

Hallo lakita,

deine Geschichte lebt von einer ruhigen Erzählweise, gewissermaßen der Ruhe vor dem Sturm, weil eine Anspannung zu spüren ist, die sich eigentlich nur mit Gewalt entladen kann.

Deine Vergleiche („Papageiengekeife“, „Schlange“) sind gut gewählt und zeugen auch von der Verunsicherung des Tieres, dass krampfhaft versucht sich auf Dinge einen Reim zu machen, indem es Bekanntes mit Unbekanntem verküpft.

Ein besonders treffender Vergleich:

„Rufe und Schreie gellen herüber. Vor dem Gitter tobt eine Horde Fremder, wie lärmende Affen. Für uns waren Affen schon immer unwichtige Kreaturen.“

Insgesamt hat mir der Text gefallen, das Leid, die Verzweiflung, der Niedergang des Tieres (der Kampf vielleicht ein letztes Aufbäumen?) kommt mir immer noch etwas zu kurz, aber ich kenne natürlich deine Intension nicht.


Noch zwei Problemchen:

„Ich rieche weder Trockenwald noch Savanne, keine sengende Sonne, auch kein Wasserloch“
Da du – bis auf die Sonne – Dinge erwähnst, die man direkt riechen kann, würde ich etwas in der Richtung wie ‚den Staub unter der sengenden Sonne‘ schreiben.

„Saftige Halme tief verborgen unter unerklärlichem Gestank.“

Da wusste ich nicht gleich, wo auf einmal die Halme herkommen. Die Pferde müssen nicht zwangsläufig auf Stroh laufen. Saftig und Stroh (wenn ich das überhaupt richtig verstanden habe) passt nicht, selbst wenn der ‚Saft‘ Urin ist …

L. G.,

Woltochinon

 

Hallo,

mal kurz vorweg: mit Rilkes Panthergedicht hat das hier nichts zu tun. Außer dass es hier um eine Raubkatze in Gefangenschaft geht. Rilkes Gedicht ist so beeindruckend, weil es mit ein paar Worten alles sagt, was es dazu zu sagen gibt. Es ist unglaublich treffend und präzise beschrieben, es erzeugt einen Rhythmus, der einem den Gang des Panthers fühlbar macht. Die Stärke ist, dass es fast ausschließlich von der Beobachtung lebt, dadurch bleibt das Tier ein mystisches Wesen, kraftvoll und schön. Hier wird das Ganze zerredet, hier wird ein Mensch in ein Löwenkostüm gesteckt – wahrscheinlich Greenpeace-Mitglied -, um aus dem Käfig heraus mit dem Finger auf die bösen, dummen Menschen zu zeigen. Selbst wenn es nicht mal Dein Anliegen war, die Moralkeule zu schwingen – es geht gar nicht anders. Wenn man als Autor eine Raubkatze in einen Käfig setzt und sie wie ein Mensch fühlen und sprechen lässt, wird es moralisch, lässt sich gar nicht vermeiden. Ich kann es auf diese Weise nicht mehr ernst nehmen, wie gesagt: ich seh da einen Menschen im Löwenkostüm.

Gruß

Hal

 

Liebe Novak,

was soll ich über so viel Lob sagen, ausser: herzlichen Dank dafür! :kuss:

Ich bin erstaunt, was für Emotionen ich mit dieser kleinen Geschichte hervorrufe.
Von Begeisterung bis zur totalen Ablehnung ist alles vorhanden.
Das ist spannend und irritierend zugleich, zeigt aber mal wieder, dass es DEN LESER, den einzigen, der für alle steht, nicht gibt.

Lieben Dank für deine Begeisterung, liebe Novak. Sie ist für das Schreiben genauso wichtig, wie eine aufrichtige, aber zugleich vernichtende Kritik. Während die Kritik auffordert, es künftig besser zu machen, oder es gar ganz zu lassen, ist die Begeisterung das notwendige Futter, um nicht in dem Bestreben um gute Texte aufzugeben.

Lieber Woltochinon,

ich bin froh, dass du dich wieder mal hier mit einer Kritik blicken lässt. Manchmal ist es doch allzu still um dich. ;)

Und ich danke dir sehr für deine Anerkennung und deine kritischen Anmerkungen.
Das Thema Gerüche und Düfte ist heikel, das räume ich gerne ein. Das liegt zum einen daran, dass jeder Mensch vermutlich höchst unterschiedlich Gerüche wahrnimmt und natürlich auch daran, dass ich in meiner Geschichte mit der Nase des Löwen rieche.
Beides ist hinterfragbar.
Bei dem Geruch der sengenden Sonne bleibe ist stur. Ich finde, dass das Wort "sengend" bereits einen Geruch darstellt. Insoweit möchte ich da nichts verändern.
Bei den saftigen Halmen bringst du mich allerdings ins Grübeln. Einerseits wirst du Recht haben, dass die Zirkuspferde wohl eher Heu als Gras zu fressen bekommen. Ich hatte aber vor Augen, dass sie in ihrer jeweiligen Umgebung nach draußen auf eine meist vorhandene Wiese geführt werden, die sie dann abgrasen können. Daher kam ich auf die saftigen Halme.
Ich werde über eine Änderung nachdenken.


Lieber Hal,

ich gehe mit dir vollkommen d'accord, dass Rilkes Panthergedicht nichts mit diesem Text zu tun hat. Dennoch ist es den anderen Kritikern nicht übel zu nehmen, dass es sie daran erinnerte. Keiner hat behauptet, die Geschichte sei auf demselben Niveau wie das Gedicht.
Dagegen würde ich auch schon lange protestiert haben, denn ich bin nicht so vermessen, zu glauben, dass ich an Rilkes Können heranreiche.
Du machst dir insoweit unnötig Sorgen, um den guten Ruf Rilkes.

Was mich verärgert hat, ist deine Bemerkung, dass womöglich ein Greenpeace-Mitglied aus dem Käfig heraus auf die bösen dummen Menschen zeigt. Nicht, dass ich dir nicht zustimmen würde, dass dies hier durchaus auch als eine Geschichte aufgefasst werden kann, in welcher ein Mensch im Löwenkostüm steckt, womit du mir zwar eine gewisse Verlogenheit unterstellst, das ist aber deine subjektive Wertung, jedoch kommt bei mir eine deutliche Herabsetzung der Greenpeaceaktivisten an und das wiederum ist zu weit über das Ziel, deinen Unmut über diese missratene Geschichte kundzutun, hinaus geschossen.
Kritisiere bitte nur mich, aber nicht Greenpeace.

Dein Vorwurf, hier schreibt ein Mensch im Löwenkostüm, ist nicht von der Hand zu weisen. Ich verstehe auch deine Missbilligung und bin froh, dass du mir dies deutlich mitgeteilt hast. Wie du schon richtig angemerkt hast, lässt es sich nicht vermeiden, dass man letztendlich immer, so sehr man sich auch anstrengt, ein Mensch bleibt, und sich als Mensch äußert, wenn man Figuren aus der Tierwelt darstellen möchte. Darüber müssen wir gar nicht diskutieren.
Der Ausweg wäre schlicht der, niemals aus der Sicht von Tieren zu schreiben.
Vermutlich ist das deine konsequente Einstellung, die ich verstehen und akzeptieren könnte.
Meine Einstellung ist, dass Schreiben ein Teil meiner Vergnügungen ist und wenn ich mit meinen Worten zufällig auch Leser erfreuen kann, umso besser. Und ich schreibe nun einmal für mein Leben gern aus der Sicht von Tieren.

Liebe Grüße

lakita

 

Kritisiere bitte nur mich, aber nicht Greenpeace.

Ich habe nichts gegen Greenpeace, ganz im Gegenteil. Ich fand die Vorstellung nur amüsant - ein Greenpeace-Aktivist samt Löwenkostüm im Käfig. Ist ja auch nicht so weit hergeholt, gab's vielleicht schon. Mir ist klar, wie dieses Missverständnis entstehen konnte, war aber überhaupt nicht so gemeint.

 
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Hallo lakita,

du kannst da ruhig stur bleiben: 'sengrig' ist synonym zu 'brenzlig', versengen bedeutet 'anbrennen' - also durchaus ein Bezug zu Geruch.
Aber da bleibe ich auch stur ;) - die anderen Gerüche haben einen direkten Geruchsbezug und außerdem riecht man ja nicht die Sonne, sondern das, was sie anbrennt! Ha!

("ich bin froh, dass du dich wieder mal hier mit einer Kritik blicken lässt" - herzlichen Dank, es ist mir ein Vergnügen!)

Liebe Grüße,

Woltochinon

 
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Hallo lakita!

Einerseits finde ich allein schon die Idee sehr schön, einfach mal 'nen Aufstand durch Löwen-Augen zu beschreiben. Das hat was, obwohl es natürlich so neu und innovativ auch nicht ist.

Ich habe mich natürlich auf die Suche gemacht. Und das ist jetzt mein andererseits: Wie fühlt denn so ein Löwe? (Ist es überhaupt ein Löwe? MMn. wird das gar nicht erwähnt, oder hab ich was überlesen?) Wie würde er zu einer Peitsche sagen, wie nennt er Dinge aus seiner Umgebung. Aha, Schlange, ja.
Hat ein bisschen was von Schnitzeljagd, das. Kann man wohl aber nicht vermeiden, glaube ich. Zumindest nicht bei solch einem kurzen Text.

Streckenweise war ich drinnen im Stück, trotz des Suchens nach Synonymen:D. Es hat mich schon reingezogen der Trockenwald und die Savanne, zur Savanne gehört die sengende Sonne, aber sie scheint mir ein wenig folgerichtig, kaum überraschend.
Auch fehlt mir hin und wieder die Schärfe, ja, da muss ich einem meiner Vorredner recht geben, manche Bilder sind nicht klar genug.

Aber alles in allem doch ein Stück, das zumindest ob seiner Perspektive hängenbleibt für eine Zeit.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 

Hallo Hanniball,

dankeschön, dass du meine Geschichte gelesen und dein Feedback gegeben hast.
Ich kann dir nur beipflichten, dass es zum einen nicht innovativ ist, aus der Sicht eines Löwen oder sonstigen Raubtieres etwas zu schreiben und für gewöhnlich lasse ich auch gerne die Finger von Plots, die im Verdacht stehen, schon etwas angeschimmelt zu sein. :D
Aber ich liebe Katzen aller Art, das ist vielleicht eine Macke, Spleen oder vielleicht auch etwas, was man an mir liebhaben mag. ;)
Ich kann halt nicht anders.
Wenn ich auf all meine Geschichten zurückblicke, so ist der Antei überproportional hoch , in denen Katzen vertreten sind. Das dazu.

Schnitzeljagd ist ein echt gelungener Ausdruck für das, was ich manchem Leser wohl anbiete mit dieser Geschichte. Wenn ich bei einigen Bildern nicht klar genug gewesen bin, dann lag es daran, dass ich mir entweder nicht genug Mühe gegeben habe oder daran, dass ich es nicht besser hinbekommen habe oder daran, dass ich keine Geschichte für alle schreiben kann. Ich weiß ehrlich nicht, was genau der Grund ist.

Wichtig ist mir aber, dass du es mir mitgeteilt hast und dass es mich aufhorchen ließ.
Übrigens hast du nix überlesen, an keiner Stelle sage ich explizit, dass es sich um einen Löwen handelt. Nur hieraus könnte man es schließen, muss man aber nicht:

Ich wüsste gern mehr über die beiden anderen. Aber besonders über die Löwin und zu wem sie gehört.

Dann werde ich noch eine Ecke deutlicher:

Löwen brüllen nur, wenn ein Kampf vermieden werden soll.

Meist, wenn ich mit genügend Zeitabstand nochmals auf so manche meiner Geschichten schaue, fallen mir Verbesserungen ein, die mich peinlich berühren, weil ich es nicht gleich am Anfang so gemacht habe. Das Offensichtliche steckt sicherlich auch schon in meinem Kopf, nur hat es sich irgendwo festgeklemmt. Wie vielleicht jetzt auch.

Herzlichen Dank für deine Kritik!

Lieben Gruß

lakita

 

Liebe Lakita,

sorry, dass ich mich noch mal melde, aber mir fällt jetzt zum zweiten Mal auf, seitdem ich hier im Forum bin, dass eine sehr gute Autorin wie du sehr an ihrer Geschichte zweifelt (das andere Mal wars jemand anders), nur weil ein paar Kritiken auftauchen.

Ich weiß schon, Rückmeldungen sind gut und nützlich, die Leute die hier ihre Geschichten reinstellen, sind interessiert an einer funderten, inhaltlichen Kritik. Ich ganz besonders. ;) Und so soll es ja auch sein, das wollen wir alle. Aber ich finde es so verdammt schade, wenn man so zweiflerisch wird, wie es klingt, am Ende metzgert hier noch einer seine geile Geschichte. Nee - bloß nicht.

Ein Beispiel dafür:

Schnitzeljagd ist ein echt gelungener Ausdruck für das, was ich manchem Leser wohl anbiete mit dieser Geschichte. Wenn ich bei einigen Bildern nicht klar genug gewesen bin, dann lag es daran, dass ich mir entweder nicht genug Mühe gegeben habe oder daran, dass ich es nicht besser hinbekommen habe oder daran, dass ich keine Geschichte für alle schreiben kann. Ich weiß ehrlich nicht, was genau der Grund ist.

Hannibal schrieb, dass er über die Schlange gestolpert ist. (klingt irgendwie drollig, hoffentlich hat er sich nicht weh getan) :D Aber selbst auch eingeräumt, dass das schwer ist, Synonyme zu finden, wenn man aus Löwensicht schreibt, und dann noch in einer kurzen story. Hättest du nun einen Zweig eines Baumes verwendet? Wäre das besser gekommen? Die Schlange löst sich doch auf weiter hinten, man muss sich nur ein bisschen Zeit lassen beim Lesen, es kommt doch alles.

Genauso ist das beim Löwen, den du nicht namentlich erwähnt hast, sondern nur wenn er über seine "Mitgefangenen" oder über sich als Gattung "denkt". Auch da war die Kritik meinem Gefühl nach nicht, dass man das nicht so machen könnte, sondern eher eine Art Rückversicherung, ob es auch so war.
Und ich persönlich finde es auch viel geiler, wenn du das den Leser selbst entdecken lässt, dass das Wesen, von dem die Rede ist, ein Löwe ist. Es klingt viel "löwischer". Wie würde das denn klingen, wenn der erste Satz heißt, also hallo, ich bin ein Löwe. Nee, ich weiß schon, ich überzeichne was, aber ich finde es halt genau so richtig, wie du es mahcst.

Und jetzt noch zur sengenden Sonne:
Ich stimme dir zu, dass das Sengen beim Leser die Assoziation eines Geruchs auslöst. In einer anderen Geschichte hätte ich die Sonne und ihr Sengen und dass du von derSavanne zur Sonne kommst vielleicht als redundant und zu folgerichtig empfunden, wie einige der Vorredner das taten. Ich finde es aber hier, in deiner Geschichte zu Recht sehr folgerichtig, denn was nimmt ein Löwe denn wahr? Die natürlichen Voraussetzungen seiner Umgebung. Und der Geruchssinn ist beim Löwen sehr ausgeprägt, es ist also das, was sich ihm für sein Überleben mitteilt, was er ganz besonders wahrnimmt.

Dein Versuch aus der Sicht des Löwen zu schreiben, der sich wehrt, ist sehr mutig. Vielleicht ist er nicht neu. Ich persönlich habs noch nicht gelesen. Aber es ist sicherlich schon oft versucht worden, aus der Sicht eines Tieres zu schreiben. Und natürlich kann man das nicht. Das stimmt. Aber man kann das Unmögliche als Transportmittel für andere Intentionen nutzen: für das Archaische, den Aufstand, das Unverständnis einer Kreatur, die sich wehrt, weil es für sie natürlich ist. Und das hast du hier erreicht.

Und wenn du im Nachhinein an einigen Stellen Zweifel über die Stimmigkeit einzelner Synonyme kriegen solltest ... Ok, kann man ja drüber nachdenken, vielleicht hat einer einen besseren Einfall.

Aber das Gefühl von Peinlichkeit bei deiner Geschichte??? Neeee!

Meist, wenn ich mit genügend Zeitabstand nochmals auf so manche meiner Geschichten schaue, fallen mir Verbesserungen ein, die mich peinlich berühren, weil ich es nicht gleich am Anfang so gemacht habe. Das Offensichtliche steckt sicherlich auch schon in meinem Kopf, nur hat es sich irgendwo festgeklemmt. Wie vielleicht jetzt auch.

Ich hoffe, liebe Lakita, ich falle dir nicht auf den Geist, das würde ich nicht wollen. Ich habe einfach nur den Eindruck, dass du im Nachhinein viel zu zweiflerisch mit dieser tollen Geschichte verfährst.
Und so was finde ich einfach genauso schade wie das Umgekehrte: Schreiber, die um keinen Fingerbreit von ihrer Sichtweise ablassen, obwohl es zum Weiterkommen beim Schreiben total wichtig wäre, mal eine Kritik zuzulassen. Letzteres finde ich oft schon allein beim Lesen nervig, ersteres (also den Zweifel) viel sympathischer und sehr liebenswert und mir persönlicher auch nachvollziehbarer, aber eben in manchen Fällen auch schade.

Also - ich hoffe, ich habe jetzt dich nicht genervt. Ich freue mich auf viele weitere Lakitageschichten
Viele Grüße und noch einen netten Samstag wünscht dir Novak

 

Hallo Lakita,

Scheinbar habe ich eine etwas andere Perspektive auf die Geschichte, als die meisten meiner Vor-Kommentatoren. Das mag daran liegen, dass ich Geschichten mit ("aufklärerischer") Botschaft nicht mag - und deshalb, nachdem ich die Perspektive begriffen hatte, Schlimmes ahnte. Eine Geschichte aus der Sicht einer gefangenen Raubkatze, um zu zeigen: nicht-artgerechte Haltung ist Tierquälerei, ginge gegen meinen Geschmack.

Den Reiz an der Geschichte fand ich in etwas anderem - und zwar darin, wie die Perspektive des Raubtiers die gewohnte Menschenperspektive erschüttert. Es ist für mich der Zusammenbruch einer Idee von zivilisatorisch abgesicherter Kontrolle, wenn das Raubtier den Dompteur erlegt. Die dienstbar und kommerziell nutzbar gemachte Naturgewalt wendet sich zerstörerisch gegen ihren vermeintlichen Beherrscher - man vergleiche den berühmten Zauberlehrling oder einfach einen über die Ufer tretenden begradigten Fluss. Dass die Menschen zuletzt, mittels Affen-Vergleich, in einen inferioren oder zumindest gleichgültigen Bereich geschoben werden, rundet das Bild ab. Das mag - und die Überinterpretation leiste ich mir jetzt - daran erinnern, dass der Mensch sich auf der Erde vielleicht einigermaßen eingerichtet hat - aber dennoch von einem unendlichen Raum umgeben ist, "wo rohe Kräfte sinnlos walten".

So weit meine Gedanken zur Geschichte. Kritik kann ich erstmal nur am Einstieg äußern, der für mich etwas schwierig ausfiel:

Ich rieche weder Trockenwald noch Savanne, keine sengende Sonne, auch kein Wasserloch, hier gibt es nichts, dem ich vertraue.
Der Fremde bleibt mir ein Rätsel. Lange, bevor er an den Gitterstäben entlang streift, kriecht mir sein Geruch ätzend in die Nase. Nur die an meinem Käfig vorbeiziehenden Pferde, schlagen mit ihren Hufen einen schwachen Duftfaden herauf. Saftige Halme tief verborgen unter unerklärlichem Gestank.
Mit einer Menge Kram zu beginnen, der nicht wahrgenommen wird, ist in meinen Augen nicht sehr nutzerfreundlich. Die Geschichte eröffnet mit einem Nicht-Bild. Wie wäre es stattdessen, mit dem Gestank des Fremden zu eröffnen? Das ist sinnlich, spannungsreich, ein Konflikt deutet sich an. Ein "Fremder" im ersten Satz ist immer ein lockendes Fragezeichen.
Das nach dem ersten Satz ist mir für einen Anfang zu kurvenreich geschrieben. Es würde auch reichen, wenn der Fremde gerochen würde als - statt bevor - er am Käfig entlang streift, die Pferde könnten vorbeiziehen (oder vorbei geführt werden?) - statt "vorbeiziehend" zu sein - und einen Duft verströmen - statt ihn, sprachlich exotisch, mit den Hufen heraufzuschlagen. Weniger Zeiten- und Partizipgewurschtel und das liest sich gleich flüssiger!

So viel von mir.

Grüße,
Meridian

 

Liebe Novak,

deine Rückenstärkung tut gut und dafür danke ich dir ganz herzlich. :kuss:

Ich hoffe, liebe Lakita, ich falle dir nicht auf den Geist, das würde ich nicht wollen. Ich habe einfach nur den Eindruck, dass du im Nachhinein viel zu zweiflerisch mit dieser tollen Geschichte verfährst.

Du fällst mir nicht auf den Geist.
Allerdings triffst du gut den Kern meiner Charaktereigenschaft. Ich gerate schnell in zu zweiflerische Gedanken. Das liegt daran, dass ich als Autor meine Mitte noch lange nicht gefunden habe. Ich schwanke zwischen den wohltuenden Gedanken, dass ich ja gar nicht mal so schlecht schreibe bis hin zu den vernichtenen Worten, dass ich besser mit dem Gestümper aufhören sollte.
Es gibt so viel, was einen guten Autor ausmacht und ich muss noch so viel lernen und versuchen, es in die Tat umzusetzen.

Deine wohltuenden Worte helfen mir, ein Stückchen die eigene Mitte zu finden, um festeren Stand zu bekommen.
DANKE!

Lieber Meridian,

übrigens ein angenehm klingender Name. :)

Ich danke dir für deine ausführliche Stellungnahme zu dieser Geschichte.

Ich glaube, dass es nicht um die Perspektive in dieser Geschichte geht, sondern einfach darum, ob es mir gelingt, den Leser, wo auch immer er grad steht, abzuholen und zu einem Ziel zu bringen, nämlich dem, dass wir Menschen unsere Achtung vor Tieren nie verlieren sollten.

Ich habe den Eindruck, dass es mir bei dir gelungen ist, wenn auch ich dich, insoweit war es etwas ungenau formuliert, wohl nicht irgendwo abholen musste, sondern eher begleiten durfte. ;)

Deine Umformulierungsvorschläge finde ich gelungen und werde sie zu einem Teil nutzen. Dankeschön dafür und danke für dein hilfreiche Kritik.

Liebe Grüße an euch beide


lakita

 

Liebe lakita,

Marteria schreibt: Tiere lieben, Tiere streicheln, Tiere in 'nem Zwinger halten.
Das ist die Natur des Menschen. Wenn wir etwas bewundernswert finden, wollen wir es für uns haben, uns unterordnen - beherrschen. Deshalb wartet man nicht, bis einem ein Schmetterling auf die Hand fliegt, sondern spießt ihn auf, vorsichtshalber. Bleibt einem nur die Vernunft, aber schon Goethe wusste, was der Mensch damit macht. Traurig eigentlich.

Jeder Zirkusbesucher sollte sich vergegenwärtigen, dass er durch sein Erscheinen, diese Tierqualen mitverursacht. In einer Zeit, in der uns Wildtiere gezeigt und nahegebracht werden können, ohne dass man sie gefangenhalten muss, z.B. durch Tierfilme oder von mir aus auch Safaris, sollte es keine Tiergefängnisse auf Wanderschaft mehr geben.

Natürlich reicht diese Geschichte nicht, um das zu verändern.

Literatur verändert oftmals nur, wenn sie sich in provozierende Gewänder hüllt. Das ist hier nicht der Fall. Aber durch deine einfühlsamen Worte gibst du dem Leser zumindest die Chance, die Tiere zu verstehen. Bei dir kommen die Tiere zu Wort. Ich bin schon der Meinung, dass diese unscheinbare Geschichte - in der Schule besprochen - in so manch unreifes Hirn flüstern kann.

Ich bin früher gerne in den Zirkus gegangen, weil ich es toll fand. Natürlich findet man das als Kind toll. Aber hätte mir meine Mutter diese Geschichte vorgelesen, ein bisschen verniedlicht vielleicht, und hätte mir gesagt, Liebling, die Tiere wollen das gar nicht, die wollen geliebt und nicht gefangen werden, dann hätte ich anders darüber gedacht. Insofern eine wirklich tolle Geschichte, nochmal. =)

Beste Grüße
markus.

 

Lieber Markus,

ich bin ja ganz verlegen, weil du nochmals für meine Geschichte eintrittst.

Für deine wohltuenden Worte danke ich dir.

Was du über die Tiere und die Menschen schreibst, ist auch meine Ansicht. Ich gehe sogar soweit, dass ich sage: auch die Haustiere und wenn sie es noch so großzügigst bei den Menschen haben, sind Gefangene, die ebenfalls nicht artgerecht leben können.

Das ist mir mit meinen drei Katern und einer Katze bewusst und trotzdem geht es mir so, dass ich mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen mag. Den Preis meiner Gefühle und Wünsche zahlen sie.

Deswegen zucke ich immer ein bisschen zusammen, wenn jemand behauptet, ich sei tierlieb.

Dein Hinweis, dass eventuell kleine Menschen sich von dieser Geschichte, also vom Inhalt beeindrucken und prägen lassen könnten, mag richtig sein.
Vielleicht sollte ich mal ein Kinderbuch schreiben, ein sog. Anti-Zirkusbuch, in dem grundsätzlich beschrieben wird, wie schlecht es dort Mensch und Tier geht.
Ich glaube, dass heutzutage die Zirkusse sich nur noch mühsam von den Menschen ernähren, die ihre romantischen Erinnerungen wachhalten wollen.
Das Recht, das zu kritisieren habe ich nicht, aber ich habe das Recht, einen Zirkusbesucher daran zu erinnern, was er den Tieren antut.

Ich habe übrigens schon als Kind keine Zirkusvorstellungen gemocht, weshalb das so war, weiß ich nicht. Vielleicht fehlte mir schon immer das Zirkusromantikgen. :D


Lieben Gruß und nochmals danke

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Stilistisch ist der Text nicht empfehlenswert. Es sind zu viele Adjektive und Adverbien in dem Text. Vor allem Zwangsheirat von bestimmten Worten "Sengende Sonne".

Den Ansatz aus der Sicht eines Tieres zu schreiben, halte ich für völlig ungeeignet. Das wäre eine Königsdisziplin. Der Text hier wird so einer Aufgabe überhaupt nicht gerecht. Wenn man mal sehen will, wie aus Sicht von Wesen erzählt wird, die eine ganz andere Sicht auf die Welt haben, muss man zu literarischer Fantasy oder Science-Fiction greifen (Perditio Street Station z.B.) und auch da sind es immer noch "menschenähnliche" Wesen.

Ich bin hier völlig Hals Meinung "Mensch im Löwenkostüm" - lächerlich.
Stilistisch - pomadig.
Weiß auch nicht, wie man hier konstruktiv kritisieren sollte. Der ganze Ansatz ist furchtbar. Aus meiner Sicht tut man sich als Autor schon schwer, aus der Sicht eines anderen Menschen zu schreiben, vor allem wenn der ein anderes Geschlecht, eine andere Kultur, eine ganz andere Vita hat. Die Chuzpe zu haben, man könne aus Sicht eines anderen Lebewesens erzählen, kann man ja schon bewundern. Die Arroganz, die daraus spricht, so zu erzählen ... tjo. Ich weiß nicht, ob das wirklich Tierliebe ist, ein Tier so zu vermenschlichen. Handwerklich-literarisch halte ich die Idee, so erzählen zu können, für naiv und dilettantisch. Wenn sich morgen einer hinsetzt und eine Geschichte schreibt aus der Sicht einen nymphomanen, emanzipierten, kontrarevolutionären Thailänderin im England des 16. Jahrhunderts, wird man ihn steinigen. Und das völlig zu Recht,

Ich finde die Empfehlung für diesen Text ganz und gar nicht gerechtfertigt.

 

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