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zillachtolerisch
„Hosch du des mitkriag“, zu zweit sitzen wir auf der Terrasse, bei der Oma. Die Katze bettelt um Fressen. Man redet über dies und das.
„Wos denn?“, und weiß, dass man es sicherlich noch nicht weiß, denn man weiß wenig über das Leben der Omas und Opas, das eigene ist dafür viel zu wichtig.
„Jo des mit denn Diandl“
„Mit wos vo an Diandl“
„Jo de miasat eh mit dia schual gongen sei“ Von diesem Berg ist fast jeder irgend wann einmal mit einem in die Schule gegangen.
„Wea denn? I woas go nix. Um wos geats denn? Dazehl!“
„Des misat heua ban eachtn Mod gwesn sei. I wor mitn Schleppa ban vom kogl ocha fogn und sich unta da Stroß untn, do ban Gerscht oba da Hitn, des woascht schu wo, oda?“
„Jo jo i woas schu“ Natürlich weiß man nicht, wo die Oma meint. Man kennt sich nämlich in ihrer Heimat, wo sie jede Ecke kennt überhaupt nicht aus, aber man will doch irgend wie dazu gehören. Sie nicht merken lassen wie anders und weit weg man ist.
„Jo do sich i s Auto von Kechlsepp. I denk ma do oft nit mera, wal u gia tuats mi jo nicht. An nagschtn Tog ban hero fogn, sich is mea und de Schendarm sen a dabei, da Kechlsepp a und nu a Schendarmauto kimt herauf. I nick ia lei zu weil du woascht jo eigentlach, hu i jo fin Schleppa kuan Firaschei, do wor zwor nu auf da Forschtstroßn, oba ma muas jo nit ausafoadang.“ Sie zwinkert einem zu und schmunzelt.
„Na na, des muas ma jo nit und wos wor oft do obn los? Hom de Jungen s`Auto mit gia lossn und an Grobn gsetzt“ Man schmunzelt zurück, schließlich fährt die Oma seit 45 Jahren mit dem Schlepper. Und hier in einem Tal auf einem Berg, wo jeder jeden kennt, weiß so was auch die Polizei. Und man fühlt sich wohl, denn die Oma strahlt eine gelassene Ruhe aus. Man atmet ruhiger.
„Na, s Diandl wor drin. De het sich umbrocht. Tabletten hot se gnumen“
„Woas ma warum?“ Leichtes erschrecken, nicht zu schlimm, denn man kennt sie wahrscheinlich doch nicht.
„Jo mei... Des Diandl kronk wor se holt. Hiabsch wea het se oft. Oba du miasascht se kennen.“
„Mei Oma, des ku schu sei, oba iats auf de Gache woas i se nit acht“. Eigentlich weiß man nicht was sagen.
„Wort i had s Sterbebildl, i hol dass“ Sie geht.
„Do schaug hea. Des is se“
„Jo, jo von sechn hea kenn i se schu. De wor zwoa Klassn iba mia. Ma isch des a netts Foto. Do schaut se drei, as kunt ma Ressa mit ia stealn. Des hom se guat ausgsuacht.“
„ Ba da Musig muas a gwesen sei“
„Oba de hot se sicha nit wegen Wea umbrocht“
„ Mei do weacht holt mera gwesn sei. De orbatet do z`kundl ba dea groaßn Firma. Do valongen se a hiabsch viel. Jo und Freund het se a nu kuan. Mei wos oft gwesen isch, weacht ma im nochhinei nima dafrogn“
„Na dessn wahrscheinlach nit“ Da sieht man erst richtig zu den ganzen Sterbebilletts hin, und merkt wie dick der Stapel ist.
„Darf i ma de amol u schaugn“
„Jo freilach“
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3.Bild „Der hots se dahengt. Denn hot de Schweschta gfundn. Do wora 58.“
4.Bild „Denn hom se a da Garaschn gfundn. Dea hot sich selba vagast. Do wora an 42schten.“
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6.Bild „Dea hot se auf da Rem dahengt. Do wor a an 80schtn“
7.Bild „Denn kennscht des isch encha Nochbor gwesn, denn woasch schu. Dea hot se daschossn, noch da Hoazat vo da Tochta“
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9.Bild „Dea isch gegn an Bam gfong. Dea wor zwanzg.“
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12.Bild „Des isch de Großgroßcusine vo dia, de hom se an Wold gfundn. Do hots hibsch une Tablettn gnumen kob. De het 3 Kinder, wor 39“
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15.Bild „Dea isch one Helm mitn Motorradl auf an Tundlportal aufi gfong, dea wo 21. Isch grod vo Australien zrug kemen gwesn.“
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19.Bild „De isch mitn Bus auf so Portal drauf, und wor nit u gschnolt. Hot a drei Teenis dahuam. Wor grod 44.“
20.Bild „Des isch da Stefan.“
„Jo des isch da Stefan“, man legt die Billetts auf die Seite. Diese Beweise für das Leben. Das Leben der Oma in dem Tal, dem gesegnetem Urlaubsdomizil. Von dem Leben, von dem man so wenig weiß und doch dazu gehört.
Der Wind weht ganz leicht um die Hitze des Nachmittags erträglicher zu machen. Die Katze stiert einem immer noch an, in der Hoffnung sich doch noch etwas zu erbetteln. Man redet über dies und das. Wie das eben so ist, wenn man zu zweit zusammen sitzt.