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Zerstörung

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20.12.2002
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Zerstörung


Wir haben keinen Gott, wir glauben den Medien nicht, wir lachen über Politiker, die Literatur ist tot, aber das Geschirrspülen … das nehmen wir richtig fucking ernst in diesem Land!

- Klospruch in einer Bar in Neukölln


Vor zwei Wochen war WG-Plenum bei uns, und meine Mitbewohnerinnen wollten wissen, ob ich beim Spülmaschine-Einräumen ein System hätte.
Und ich so, nein.
Dann haben sie gefragt, ob ich vielleicht beim Spülmaschine-Ausräumen ein System hätte.
Und ich wieder, nein.
Also haben sie mir ihr System erklärt. Breite Teller hier, flache da, am besten von hinten nach vorne.
Und ich so, alles klar, kein Problem.
Aber es ist ein Problem, denn ich mach’s immer wieder falsch. Zwei Tage lang lief’s gut, dann war ich mal betrunken, dann hab ich’s wieder eilig, und schon steht alles an der falschen Stelle.
Ich hab ein richtig schlechtes Gewissen deswegen, und, wie ich finde, aus gutem Grund. Im Abspülen vereinen sich sämtliche deutsche Tugenden: Ordnung, Pflichtbewusstsein, Sauberkeit und auch ein gewisses Maß an Solidarität. Wir sind uns alle einig, dass abgespült werden muss, dass man's richtig machen muss, und dass jeder sein Teil dazu beiträgt.

Ich hab ja zwei Mitbewohnerinnen. Laura ist praktisch nie da. Katja hingegen fast immer.
Und das sieht jetzt so aus: Ich sitz da und trinke Tee. Katja kommt in die Küche, sagt Hallo, öffnet die Spülmaschine - und dann entsteht eine lange gequälte Stille.
So geht das schon seit Wochen, und ich glaube, bald wird irgendwas passieren. Man sieht richtig, wie Katja mit sich kämpft. Sie will weder rumzicken noch mütterlich auftreten, aber bestimmt ähnelt sie ihrer Mutter total, und es fällt ihr halt schwer.
Ich wiederum weiß, dass wir reden sollten, aber wir haben schon mal darüber geredet, und ich hab kein Bock zu reden.
Und so zieht sich das jetzt hin.
Katja hätte mich eigentlich schon vor Wochen mal tadeln müssen; jetzt fürchte ich, dass sie mir ohne Ankündigung einfach eine Tasse an den Kopf ballern wird.
Mir geht’s auch nicht viel anders. Sonntagmorgens, ich sitze total friedlich da, die Sonne scheint durchs Fenster, dann kommt Katja in die Küche und spontan drängen sich mir solche Gedanken auf: Du elende Zicke, kauf dir doch ein Leben und lass die Spülmaschine in Ruhe.
Und was komisch ist: Kaum denke ich so was, schaut sie mich an, als hätte sie mich gehört. Allerdings nur für einen kurzen Moment. Schon senkt sie den Blick, ihr blondes Haar fällt ihr ins Gesicht, und sie tapst aus der Küche – klein, verletzt, ich-befangen und vorwurfsvoll. Als würde sie sagen wollen: Ich weiß genau, was du über mich denkst, und ich find’s scheiße, aber ich sag nichts dazu. Tust du schließlich auch nicht.
Dabei ist „elende Zicke“ bei weitem nicht das Schlimmste.
Ich kann es auch nicht erklären, aber ich glaube, ich will mit ihr schlafen.
Mir schießen immer wieder Bilder in den Kopf, wie wir wild übereinander herfallen und ins Bett springen. Und wie wir dann, nach wirklich gutem Sex, zusammen an die Decke starren und feststellen, dass unsere Spülmaschinen-Probleme herrlich weit weg sind.
Das Problem ist halt, ich hab ne Freundin, die ich liebe, und sie hat einen Freund, den sie liebt.
Wie passt das jetzt zusammen?
Gott, wenn ich das bloß wüsste.
Ich will meine Freundin nicht mit einer Mitbewohnerin betrügen, die mir total auf den Sack geht, weil ich nicht mit Geschirr umgehen kann.
Aber was ich will oder nicht will, ist nicht wirklich das Problem.
Das Problem ist die Liebe.


„Hey, Babe ...“, nuschele ich ins Handy.
„Hey, Schatz“, sagt meine Freundin.
„Wie läuft die Seminar-Arbeit?“
„So so …“
„Ich hab darüber nachgedacht, was du gestern gesagt hast, und ich finde, du hast Recht. Aufmerksamkeit ist wirklich der Schlüssel. Ich muss die Spülmaschine einfach mehr beachten. Im Augenblick gehe ich automatisch falsch mit ihr um, aber wenn ich mich anstrenge, und die Spülmaschine zwanzig Mal in Folge richtig ein- und ausräume, läuft es beim einundzwanzigsten Mal wahrscheinlich ganz von alleine.“
„Ja …“
„Ich glaube, das nehme ich mir jetzt ganz fest vor. Zwanzig Mal in Folge!“ Ich lache über mich selbst.
„Gute Idee.“
„Ich komm mir schon blöd dabei vor, aber irgendwas muss ich ja machen, ich will echt keinen Stress mit meinen Mitbewohnerinnen.“
„Klar …“
„Es gibt echt nichts Schlimmeres, als wenn man sich daheim permanent unwohl fühlen muss.“
„Das stimmt wohl …“
„Ist alles okay bei dir? Du klingst so müde.“
„Naja, es ist nur …“ Sie seufzt. „Viel zu tun.“
„Soll ich nachher vorbei kommen?“
„Heute ist nicht so gut, Schatz, muss wirklich noch viel machen …“
„Okay.“
„Aber wir können uns bestimmt morgen sehen.“
„Ich vermisse dich.“
„Ich dich auch.“
„Hast du eigentlichen einen Lieblings-Disney-Film?“
„Einen Lieblings-Disneyfilm?“ Sie macht ein irritiert-lustiges Geräusch. Irgendwas zwischen einem Lachen und einem Schnauben. „Warum fragst du das?“
„Interessiert mich bloß …“
„Ich mag doch keine Disney-Filme.“
„Warum nicht?“
„Na … weil sie kitschig und plakativ und amerikanisch und schwarz-weiß sind.“
„Schwarz-weiß?“
„Ihnen liegt ein richtig dummes Weltbild zugrunde.“
„Es gibt gar keine Disney-Fllme, die dir gefallen?“
„Ich hab auch nicht jeden gesehen … gefallen dir welche?“
„Ich mag Die kleine Meerjungfrau.“
„Wirklich? Warum der?“
„Weiß auch nicht … ist halt so. Ich mag Arielle.“
Sie lacht. „Na dann sollte ich mir den vielleicht mal anschauen. Hör mal, Schatz, ich muss wirklich wieder an die Hausarbeit ran … ich vermiss dich auch voll. Wir sehen uns morgen, okay?“
„Okay.“

Auf einer Skala von 1 bis 10, wie sehr liebst du mich? Die Frage brennt mir auf der Zunge, aber ich hab Angst, sie zu stellen.
Weil sie kindisch und bedürftig klingt.
Weil ich nicht weiß, was ich auf die Gegenfrage antworte.
Und weil mich die Frage im Kern stört.
Bei aller Drolligkeit, lässt sich die Liebe wirklich derart quantifizieren? Müsste sie nicht was Absolutes sein? Etwas Unzerstückelbares? So wie Gott vielleicht. Oder ... naja. Keine Ahnung. Die Demokratie?
Die Treue? Das Abspülen?

Gestern hat mich Katjas Freund im Flur angesprochen. So ein großer, blonder Typ. Er trägt ne Brille und studiert irgendwas.
Er kam auf mich zu, zog mich richtig zur Seite und sagte: „Ey, können wir reden.“
Und ich so, okay.
„Hör mal“, sagte er, „von Mann zu Mann. Ich will echt kein Stress, aber komm schon: die Spülmaschine. Was n' da los? Breite Teller hier, flache Teller da, am besten von hinten nach vorne.“
Ich sah ihm in die Augen und sagte: „Liebst du sie?“
„Was?“
„Ob du Katja liebst?“
Er verzog das Gesicht, druckste ein bisschen herum und sagte schließlich, mit leiser Stimme. „Ich glaube schon …“
„Und woran glaubst du sonst so?“, fragte ich.
Das schien ihn jetzt zu irritieren.
„Glaubst du an das Böse?“, fragte ich. „Glaubst du an Google? Glaubst du an Europa? Glaubst du an die Kunst? Glaubst du an die Elite? Glaubst an den Frieden? Glaubst du an Deutschland? Glaubst du an Engel? Glaubst du an den Kategorischen Imperativ? Glaubst du an den historischen Fortschritt? Gibt es überhaupt irgendetwas, woran du glaubst, vom Abspülen mal abgesehen?“
Er sah mich einfach an. Mit offenem Mund.
„Glaubst du an die Liebe?“, fragte ich schließlich.
„Ja“, sagte er.


Mir geht’s glaub nicht so gut.
Ich verbringe zu viel Zeit im Bett. Ich liege neben meinem Laptop und denke nach.
Meine Freundin habe ich länger nicht gesehen.

Heute Morgen stand ich eine viertel Stunde lang alleine vor der offenen Spülmaschine mit einem Teller in der Hand. Es war, wie ich fand, weder ein breiter noch ein flacher Teller, sondern ein Zwischenteller, und ich wusste nicht, wo er hingehört. Also stellte ich ihn einfach oben auf die Spüle drauf. Ich ließ ihn liegen, ging davon und traf im Flur auf Katja, die mir mit dem Wäschekorb entgegenkam. Sie trug eine Jogginghose, und ihr blondes Haar war offen. Ich senkte den Blick, stahl mich in mein Zimmer und warf mich aufs Bett.
Der Gedanke keimt in mir, dass ich ein furchtbarer Mensch bin.
Wie ist es sonst zu erklären, dass ausgerechnet das Abspülen, die letzte Bastion deutscher Solidarität, mich jetzt zugrunde richtet?
Meiner Freundin habe ich folgende Nachricht geschickt: Eines Tages, Baby, werden wir alt sein, und ich werde mich fragen, wofür?
Als Antwort bekam ich zwei Stunden später einen „Daumen Hoch“ und sonst nichts.

schwarzes loch der decke
du schweigst, denn es gibt
keinen halt und inhalt
und keine unter-
titel für stille
nur atome
bleiben
von allen
dingen, nächten,
omnipotenten maschinen
- schwindel am rande
des untergangs


Mitten in der Nacht kommt Katja nach Hause. Sie macht eine Flasche Rotwein auf, setzt sich in die Küche, zieht die Heels aus und lehnt sich zurück. Sie trägt ein kurzes Glitzerkleid und hat die Haare schön.
Ich weiß nicht, was sie immer wieder wie ein hungriges, aufgekratztes Nagetier in die Nacht treibt, aber ich sehe, dass sie nicht gefunden hat, wonach sie sucht.
Ich nehme ein Glas und setzte mich ihr gegenüber.
Und wir schweigen uns an.
„Katja“, sage ich nach einer Weile. „Mal abgesehen von der Wichtigkeit des Abspülens, woran glaubst du?“
Sie überlegt einen Moment. Dann lacht sie und sagt „Yolo.“ Es klingt, finde ich, ein bisschen bitter.
Ich sage nichts dazu.
Und sie auch nicht.
Dann sieht sie mich an, mit einem nachdenklichen Ausdruck.
Erneut stelle ich fest, dass ich mit ihr schlafen will.
Mir ist, als müsse die Welt enden, wenn wir es jetzt tun. Denn wenn die Liebe fällt, fällt bestimmt auch das Abspülen - und was bliebe dann noch übrig?
Ob Katja auch solche Gedanken hat?
In der Ecke brennt eine kleine Leselampe; sonst ist es dunkel. Vor dem Fenster lachen Leute, der Kühlschrank summt.
Eigentlich müsste sie jetzt gehen.
Aber sie bleibt, und das macht sie fast sympathisch. Zum In-den-Arm-nehmen. Zum Küssen.
Ich muss zugeben: die Vorstellung, die ganze Welt mit einem Fick zu zerstören, macht mich irgendwie an.
Wobei ich nicht wirklich gut in so was bin. Also darin, Frauen aufzureißen. Der erste Schritt fällt mir immer so schwer, das Timing, der richtige Moment.
Ich trinke in Ruhe den Wein aus und warte, bis die Spannung zwischen uns unerträglich wird. Dann fasse ich nach Katjas Hand und ziehe sie hoch.
Sie schaut mich überrascht an, so von unten, und ich küsse sie. Vorsichtig zu Beginn, dann richtig. Es fühlt sich gut an. Überhaupt nicht falsch. Ich lege die Arme um ihren kleinen Körper und drücke ihn.
Sie seufzt sinnlich, und dann geht es ganz schnell, wir gehen in ihr Zimmer, Katja zieht mich aufs Bett, und ich schiebe das Glitzerkleid hoch.
Ich habe keine Gedanken mehr, und das ist schön. Katja ist unendlich feucht und warm und lebendig. Ich spüre sie, und sie mich. Sie ist laut, und ich auch. Was wir hier machen, ist intensiv, gefährlich, destruktiv, irrational. Aber nicht falsch. Etwa eine Minute lang macht alles vollkommen Sinn.
Dann fällt mir ein, dass wir kein Kondom benutzen.
Das hält mich nicht davon ab, weiterzumachen, aber die Gedanken kommen wieder.
Die Perversion liegt vielleicht gar nicht darin, dass ich mit Katja schlafe, weil ich die Welt zerstören will, sondern darin, dass aus diesem Akt der totalen Zerstörung Leben entstehen könnte.
Mal angenommen sie nimmt die Pille nicht. Und ihr Ei springt und sie lässt die Frucht drin – sie geht also nicht zum Arzt und lässt sich leer saugen - und das Embryo wächst und gedeiht und neun Monate später kommt ein Kind zur Welt.
Wäre ich dann Vater, oder wie? Was würde ich einem Kind über die Welt erzählen?
Katja schlägt die Nägel in meinen Rücken und stöhnt so laut, dass ich vor Schreck zusammenfahre.
Ich glaube, bald ist alles vorbei.

Falls es diesen Moment gab, wo wir beide an die Decke starren und unsere Spülmaschinen-Probleme herrlich weit weg sind, ist er mir entgangen. Katja liegt neben mir und tut so, als würde sie schlafen. Die Sonne scheint durchs Fenster auf die zerwühlten Laken. Es riecht nach Wein und Sex. Ich stehe auf, gehe ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Das Wasser auf der Haut fühlt sich gut an.

 

Ja, das ist eine Geschichte über einen Loser, der nicht mal in der Lage ist, Spülmaschine ordentlich einzuräumen. Aber immerhin weiß er das, was viele, die genauso sind wie er, nicht wissen. Freilich ahnt auch er nicht den wahren Hintergrund von all dessen, aber dazu hat schon gerthans Wichtiges gesagt. Deshalb bleibt mir nur noch, JuJu für diese Geschichte zu beglückwünschen: Großartiges Schlaglicht auf ein normales Leben.

 

Lieber Juju,
ich bin ja erst seit ein paar Tagen bei den Wortkriegern, aber ich möchte es trotzdem wagen, ein paar Zeilen zu deinem, wie ich finde, sehr gelungenen Text zu schreiben. Mir liegt es wirklich fern dir zu schmeicheln, aber ich habe angefangen zu lesen und musste immer weiter lesen. Bis zum Ende, als der Protagonist nach dem Sex mit Katja unter der Dusche steht. Dein Text hat mich in seinen Bann gezogen. Wenn man schon mal in einer Wohngemeinschaft oder mehreren gewohnt hat, muss man einfach über dieses Thema mit der Spülmaschine schmunzeln. Ich nehme an, dass dies eine fiktive Geschichte ist, aber sie wirkt auf mich, in sich stimmig und hat einen dramatischen Höhepunkt am Ende. Sie wirkt auch gar nicht konstruiert, sondern eher wie ein Fluss. Mir ging es so, dass beim Lesen ein regelrechter Film abgelaufen ist. Und das Kino ging auch, als die Geschichte zu Ende war, noch weiter. Ich habe mich gefragt, wie es mit dem Protagonisten und Katja weitergeht. Und ob sie sich von ihren Partnern trennen und selbst ein Liebespaar werden. Und so weiter. Ich habe hier bei den Wortkriegern zwar erst zwei Texte vor deiner Geschichte gelesen, aber bei denen habe ich genau das vermisst, was ich in deinem Text gefunden habe: den FLOW.

Aber wie gesagt, ich möchte dir keinen »Honig ums Maul schmieren«, sondern dies ist meine ehrliche Meinung. Ich freue mich auf weitere Geschichten von dir. Und ich hoffe, dass ich hier die richtige Plattform gefunden habe, um mich schreibtechnisch zu entwickeln.

Liebe Grüße
writer87

 
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Hallo bernadette,

Ja, lieber Schluffi, einmal nach perfektem Einräumen die Maschine fotografiert, das Foto ausgedruckt über die Maschine hängen - und alle Probleme, die sich noch hier in der KG ergeben, wären gelöst

:), das wär wirklich ne gute Idee

Es sind 10 Monate, die ein Kind von der Befruchtung bis zur Geburt im Normalfall benötigt.

stimmt

Wie doch einfache Worte wirken können. Ich hätte mich nie getraut zu schreiben, dass sie die Haare schön hat. Aber es kommt gut.

freut mich. Ich frag mich dann auch kurz, ob es nicht faul bin bei so Beschreibungen, aber "die Haare schön haben" - das gefällt mir irgendwie :) Und irgendwie ist das auch ein Erzähler, der auch die Spülmaschien nicht auf die Reihe kriegt, dann geht das.

Vielen Dank für den tollen Kommentar, bernadette, und alles Gute zum Geburtstag!

Hallo Peeperkorn,

danke für den ausführlichen Kommentar!


- Demokratie, Treue, Gott kommen aus dem Nichts. Sie sind für den Protagonisten weder verlorene noch gefährdete Werte, sondern bloss leere Begriffe und werden mir als Leser leider auch so präsentiert.

Ich weiß gar nicht, was das heißen soll. Also die Begriffe sind alles mögliche, aber nicht "leer", wenn die "leer" klingen, dann hat das an sich schon ne Bedeutug, aber die Begriffe sind mega-aufgeladen, egal, wie man da verwendet.

Dasselbe gilt für die Formel: „Woran glaubst du?“ Sie wird assoziativ entwickelt – der Protagonist greift lediglich die Formulierung von Katjas Freund auf. Die Frage kommt nicht aus dem Inneren des Protagonisten.

Doch klar, das kommt das aus dem Inneren. Das ist nicht assoziativ im Sinne von: Ich zieh mir jetzt spontan was aus dem Arsch. Im ersten Absatz beschäftigt er sich mit den Tugenden, die sich im Abspülen versammeln. Dann kommt die Frage nach der Absolutheit der Liebe und der Treue - die sich doch aus der Handlung heraus ergibt. Und dann fällt das Stichwort "Glauben" im Gespräch mit dem Freund von Katia - und all das sprudelt aus ihm hervor - natürlich kommt das von innen.


Diesen in seiner Kritik an der Oberflächlichkeit so oberflächlichen Typen kann ich nicht ernst nehmen

Ja, das ist immer das Ding, dieses "Ernst Nehmen" - so als oberstes Gebot - staubtrocken, stocksteif, todlangweilig und prätentiös - aber immerhin kann dir keiner vorwerfen, es sei abenteurlich gewesen.


-

dass du insgesamt - wenn man die Textmenge anschaut - wenig Verbesserungsvorschläge erhalten hast.
Damit der letzte Satz nicht zum Eigentor wird: Ich fand die „Daumen hoch“–Idee so gut, die hätte für mich gereicht, um die Beziehung zwischen dem Protagonisten und seiner Freundin einerseits zu verstehen und anderseits in meiner Phantasie mit eigenen Details auszustatten. Den ganzen Dialog am Handy war, was er wohl sein sollte: langweilig.

Jetzt ernsthaft, du glaubst die Geschichte funktioniert besser ohne den Dialog mit der Freundin? Also da muss du dir schon ein bisschen mehr Mühe geben mit deinem Verbesserungsvorschlag.

Vielen Dank für den Kommentar! :)


Hallo gerthans,

Das mit dem Waschzwang und der unterdrückten Sünde - das müsste jetzt vor allem für Katia gelten oder? Der Erzähler ist ja nicht derjenige mit dem Waschzwang, sondern wenn dann Katia. Also ich seh da einen Sprung zwischen: er hat Schuldgefühle wegen der Waschmaschine - und er unterdrückt seine Trieben gegenüber Katia. Vielleicht hat er Schuldgefühle, weil er mich Katia schlafen will - aber was hat das mit der Spülmaschine zu tun? Ist da nicht irgendwo ein Sprung? Dann sagst du: Er kriegt das nicht mit der Spülmaschine hin, weil er unterbewusst mit ihr schlafen will.
Man kann das symobolisch schon hinbiegen vielleicht, und das mit dem Duschen nach dem Sex
passiert natürlich gut ins Konstrukt, das hab ich auch kurz gedacht.

Würde jemand den paradoxen Satz vertreten wollen, daß der normale Mensch nicht nur viel unmoralischer ist, als er glaubt, sondern auch viel moralischer, als er weiß, so hätte die Psychoanalyse, auf deren Befunden die erste Hälfte der Behauptung ruht, auch gegen die zweite Hälfte nichts einzuwenden

Das ist ein kluger Satz, denke ich.


Vielen Dank, ich les deine Analysen wirklich immer sehr gern, hat mich gefreut! :)

Hallo Lucida,

auch dir vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Freut mich sehr, dass die Geschichte dir gefällt. :)


Hallo catweazle,

Mich spricht sie persönlich an, da ich mich als fanatischer Spülmaschineneinräumer bekennen muss. Schüttele zwar nicht sofort mit dem Kopf, wenn andere die Maschine stusselig einräumen, aber es erfordert schon etwas System, wenn man alles aus so einem Gerät herausholen will.

Für mich hat die Geschichte etwas typisch Deutsches an sich und sie passt in unsere Zeit. Es gibt darin eine Vielzahl von Bezügen und Themen zu entdecken, über die es sich nachzudenken lohnt. Und letztlich ausgelöst durch die banalsten Dinge der Welt, die uns im Alltag begegnen.

Super Geschichte


Schön :) Kann nur sagen, das freut mich. Auch dir vielen Dank!

Hallo Irony,

Eine typische Studentengeschichte - man kann sich nicht vorstellen, dass Maschinenschlosser oder Metzger ähnliche Dialoge führen, selbst wenn es sie irgendwie in eine WG verschlagen sollte. Sehr gut getroffen und passend überspitzt.

freut mich sehr!

Wenn ich überhaupt was kritisieren wollen würde (was ich ja überhaupt nicht will) dann höchstens, dass die Beschreibung von Katja am Ende ein bisschen zu sehr Richtung Traumfrau ging

versteh, was du meinst


Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!


Hallo Dion! Auch dir vielen Dank für den Kommentar und das Lob, nehme ich gerne an. :)


Hallo writer 87,

Mir liegt es wirklich fern dir zu schmeicheln, aber ich habe angefangen zu lesen und musste immer weiter lesen. Bis zum Ende, als der Protagonist nach dem Sex mit Katja unter der Dusche steht. Dein Text hat mich in seinen Bann gezogen.

Freut mich sehr, wenn so ne Flow bei dir aufkommt und ui das Gefühl hast, du bist drin. Das ist echt cool.

Und ich hoffe, dass ich hier die richtige Plattform gefunden habe, um mich schreibtechnisch zu entwickeln.

Ja, schau dich hier um, gibt viel zu lernen und entdecken.

Vielen Dank, auch an alle anderen, hat mich sehr gefreut!

 

Hey Juju,

ich finde das eine sehr, sehr gute Geschichte. Mit sehr vielen kleinen, feinen Beobachtungen, die alle sehr authentisch, sehr nah an der Zeit sind. Diese allgemeine "Verwirrtheit", dieses Nichtwissen, an was man eigentlich glauben soll, das Spießige, aber dann doch nicht wie die Eltern sein wollen - das ist alles Realität, das findet alles so in WGs im Jahre 2015 statt, da kann ich meine Hand für ins Feuer legen. Hat mich so ein bisschen an Sternstunden der Bedeutungslosigkeit von Rocko Schamoni erinnert, aber nur ein wenig.
Klar, man könnte jetzt hergehen und sagen, nee, das hat überhaupt keine Tiefe, da geht's bloß um ein rumheulendes Weichei, der zum Schluss Sex hat, aber ich finde, damit würde man dem Text Unrecht tun. Der Held dieser Story ist gerade deswegen Held, weil er so zwischen den Dingen hin- und hergerissen ist, weil er in seiner Bude herumhängt und grübelt und irgendeinen Halt finden will. Und solche Typen gibt's echt viele, gerade halt Studenten. Also das ist wirklich ein schönes Aufschnappen von Zeitgeist, wie gesagt, und ich finde das auch sehr gekonnt, wie du diesen Gedanken mit der Spülmaschine immer weiter schraubst, immer irrer hochdrehst, die ganze Verwirrung hängt sich dadran fest, und zum Schluss dann das mit dem Sex und die Welt damit zerstören, aber dann kommt doch wieder neues Leben daraus hervor, ich finde, das ist schon gekonnt und auf jeden Fall auch witzig und schlüssig in sich selbst.
Ich finde, genau in solchen Texten liegt halt deine Stärke. Dass du das halt selbst durchlebt hast und dich so gut reinversetzen kannst - das ist mir auch schon bei der Hanna-Story aufgefallen, und die 100%ige geht ja auch in die Richtung, auch wenn es da nicht um Studenten geht. Also ich kenne ja jetzt schon einige Sachen von dir, auch dieses Märchen und die Arzt-Geschichte ... aber in diesem Milieu, in dem es hier geht, da bist du halt echt total drin und authentisch und am stärksten, so nach meinem Gefühl. Wäre ich du, würde ich mich dadrauf fokussieren.
Ich hab den Text übrigens auch schon kurz nach dem Einstellen hier ein paar Kumpels aus der Uni gezeigt, und die fanden den auch alle grandios und super authentisch.

Hast noch ein paar '-Fehler drinnen, aber was soll's.

Sehr gerne gelesen, Juju, ich hatte richtig Spaß!

Viele Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zigga,


ich finde das eine sehr, sehr gute Geschichte. Mit sehr vielen kleinen, feinen Beobachtungen, die alle sehr authentisch, sehr nah an der Zeit sind. Diese allgemeine "Verwirrtheit", dieses Nichtwissen, an was man eigentlich glauben soll, das Spießige, aber dann doch nicht wie die Eltern sein wollen - das ist alles Realität, das findet alles so in WGs im Jahre 2015 statt, da kann ich meine Hand für ins Feuer legen

das freut mich sehr!


Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren! Hat mich gefreut!

MfG,

JuJu

 

Ich meine, da nimmst du so etwas Bescheuertes wie Geschirrspülen und machst daraus eine Philosophie …
Geschirrspülmaschine richtig einräumen ist eine Philosophie. Okay, Du bist wahrscheinlich noch zu jung, um das zu wissen, aber in ein paar Jahren wird sich das ändern. :D

 

Hallo Maria,

mal wieder vielen Dank für den tollen Kommentar! :) Freut mich, dass die Geschichte für dich funktioniert. Das Lob nehme ich mit einem total männlichen, bodenständigen, Soldaten-Nicken an.

MfG,

JuJu

 

Hallo Juju,
Deine Geschichte habe ich in einem Rutsch gelesen. Dein Schreibstil ist sehr ansprechend.
Nur habe ich mich gefragt, was hat Deine Geschichte mit dem Zustand unserer Gesellschaft 2015 zu tun, wie kommentiert und die Empfehlung war? Aber dafür kannst Du ja nichts!
Bis zum Schluss wartete ich, was es denn Neues in WGs und der Gesellschaft 2015 in Deiner Geschichte zu lesen gibt. Aber vergebens. Was Du beschreibst, gab es, seit es WGs gibt. Vielleicht nicht die Spülmaschine. Aber es ging immer ums Putzen und Abspülen in der WG und natürlich war Sex nie ausgeschlossen.
Übriges, ab dem vergessenen Kondom wird die Geschichte plump. Würde ich noch einmal überarbeiten.
Liebe Grüße
Swantje

 

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