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Zeitz

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10.09.2016
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Zeitz

It’s the place to be. Hier gibt es Egon, Rashid, Laura und mich. Zusammen sind wir die Künstlergruppe Zwei. Aber das nur am Rande. Wer sucht, findet hier schnell alte Autoreifen, die günstigsten Kaltmieten Deutschlands, verlassene Kirchen und Fabriken. Wir haben uns in einem Kloster eingenistet, Rashid hat drei Heizkörper aufgetrieben. Wir bauen einen Ofen, obwohl es schon Mai ist, der zwanzigste, mein Geburtstag. Da habe ich mir gedacht, ich schenke mir ein Fotoalbum, weil das mit dem Fotoalbum vor ein paar Jahren, das hat ja nicht geklappt. Die anderen arbeiten, aber das ist okay, nicht alle müssen immer arbeiten, und ich habe ja, wie gesagt, Geburtstag und auch schon einen Geburtstagskuchen bekommen.

Von einem ‚Fotoalbum‘ zu sprechen, ist natürlich so eine Art schlechter Witz. Immerhin habe ich aus dieser Zeit keine Fotos mehr und von manchen Dingen auch nie ein Foto gemacht. In diesem Fotoalbum geht es um Malte, meine Eltern und mich. Vier Personen, da kommt was zusammen. Jetzt sitze ich hier im Karzer und denke über mein Leben nach. Aber nicht zur Strafe, das ist für diesen Raum doch sonderbar. Im Tisch sind Namen eingeritzt von Leuten, die hier Strafstunden verbüßten. Ich schreibe meinen dazu. Vielleicht werde ich diesen Tisch noch abschleifen, so wie ich die Zeit vor vielleicht drei Jahren abgeschliffen habe. Und dann sitze ich da und will plötzlich doch ein Fotoalbum aus dieser Zeit vor Zeitz.

Ich beginne in Leipzig. Das war mein siebzehnter Geburtstag. Ich trug ein Sternenhütchen, das meine neue Mitbewohnerin mir gebastelt hatte, und im Küchenradio lief Can you feel it mit Michael Jackson. Es war einer der ersten und schlimmsten Tage meines Daseins als quasi Erwachsene. Zwei Klassen übersprungen, jetzt von zu Hause weg, eine erste WG, eine erste Mitbewohnerin, ein erster Geburtstag als quasi Erwachsene mit Michael Jackson. Wir stießen an mit Rotkäppchen-Sekt und bissen jeweils in einen Schokomuffin.

Allein in meinem Zimmer heulte ich halbwegs grundlos. Ich wollte nicht erwachsen sein, wollte keinen Schokomuffin, lieber einen der lieblosen, aber zumindest standardmäßigen Kuchen meiner Mutter oder wenigstens einen selbstfrittierten Krapfen mit einer Kerze darin. Am Morgen hatten sie und mein Vater mir je eine Nachricht zu je etwa siebenhundertfünfzig Zeichen geschrieben, mich aber nicht gemeinsam angerufen. Das war okay, fühlte sich aber nicht gerade wie eine Liebeserklärung an. Aus einer nostalgischen Anwandlung heraus begann ich Fotos an die Wände zu kleben. Von meiner Einschulung, dem ersten Erdbeereis, einem Tag mit Papa auf dem Deutsch-Amerikanischen Volksfest in Berlin und mit meiner Mutter beim Kuscheln auf unserem alten Ledersofa, das ich im Übrigen auch vermisste.

Am Nachmittag klopfte es und da stand Amanda in Siegerpose in der Tür und ich war noch verheult und sie sagte: Party!
Und ich: Was?
Und sie: In der anderen WG.
Wir schminkten uns also und ich benutzte Amandas Parfum und steckte ein Kondom ein und die Olympus XA von meinem Vater, um eventuell neue Erinnerungen für die Fotowände in meinem neuen Zimmer zu produzieren. Wir nahmen auch Konfetti mit, wofür auch immer.

Die Essenz des Abends war ein Typ namens Malte. Er trug keinen Sidecut, kein Piercing oder selbstgestochenes Tattoo, keine Plateauschuhe, nur diesen halbwegs sonderbaren Namen, von dem er selbst nicht wusste, ob es sich dabei um einen Jux seiner Eltern gehandelt hatte. Ich knipste mein erstes Foto und lud nach. Malte erklärte, er versuche Experte in etwas zu werden. Er war jetzt zwanzig und für Hebraistik und Französisch eingeschrieben, weil das von den Leistungen grundsätzlich so gepasst hatte, beziehungsweise weil dafür keine Note nötig gewesen war. Ich erzählte ihm von einer suizidalen Phase meiner späten Kindheit. Nicht aus Taktlosigkeit, sondern weil ich das Gefühl hatte, es wäre das richtige Gespräch. Es war mein zwölfter Geburtstag und ich tat, wovon ich wusste, dass man es nicht tut, sich eine Badewanne einlassen, den Fön anschalten, aber das wollte ich und ich sprang ins Wasser, aber zum Glück sprang die Sicherung raus und meine Mutter fand mich und dann musste ich fast ein Jahr lang jeden Mittwoch zur Kinderpsychologin Frau Darrendorf und durfte kaum noch was alleine machen. Malte nickte und das Gespräch war so ziemlich tot.

Wir organisierten Dosenbier und versteckten uns in einem Zimmer, in dem jemand schnarchte, obwohl die Wand vom Bass vibrierte. Wie alt bist du? Siebzehn. Und trotzdem hast du keine Zeit für Smalltalk. Ich zuckte die Achseln, doch das dürfte Malte im Dunkeln nicht gesehen haben. Anstatt uns zu befummeln, redeten wir weiter über unsere Leben. Malte meinte, mindestens zwei Jahre ginge das noch mit dem Studium. Eigentlich würde er sich gern engagieren, irgendwo, vielleicht Iran. Sein Vater starb an einer Lungenembolie als Malte sechs war. Off-topic, aber du hast damit angefangen. Und was heißt das jetzt, fragte ich. Das heißt, ich habe mir geschworen, ab fünfunddreißig keine Kinder mehr zu zeugen. Darf ich ein Foto von dir machen? Der automatische Blitz gab uns für einen Augenblick lang Orientierung.

Wir gingen dann mit Amanda nach Hause und Malte schlief bei mir im Bett, aber nicht mit mir, was sicher gut so war. Wir aßen Frühstück; Malte holte Brötchen, O-Saft und Croissants. Amanda hatte sich verkrümelt, so waren wir zu zweit und ich erzählte Malte, was ich über offene Beziehungen gelesen hatte. Ob er da generell drauf Lust hätte. Wüsste er nicht. Ja, dann überleg halt. Mache er dann.

Wir gestalteten unsere offene Beziehung so, wie ich es gelesen hatte. Nach Bauplan quasi. Ich war Maltes erste Freundin und die ersten Male war es verkrampft und Malte stotterte Entschuldigungen und hielt sich die Hände vors Gesicht und die Decke über seinen schlaffen Schwanz. Doch nach einigen Malen klappte es besser und dann richtig gut. Er mochte es, wenn wir Nachrichten dabei hörten, das lenkte ihn ab, führte aber auch zu seltsamen Konstellationen. Fürstengrab in Dieskau entdeckt. Fick mich! Stau auf der A9. Härter, bitte. Ich komme. Ich auch. Bundesdatenschutzgesetz tritt in Kraft.

Malte begann, dieselben Bücher zu lesen wie ich. Weil er aber ein bisschen zu beeindruckt war von meiner scheinbaren Expertise, verriet ich ihm ein schmerzliches Geheimnis, nämlich dass ich den eigentümlichen Gedanken Knausgårds, Hustvedts und Bolaños nur deshalb lauschte, weil ich hoffte, es würde mich ebenso gewitzt und klug machen, dabei fühlte sich jeder Satz zugleich auch wie der Beweis für meine eigene geistige Unzulänglichkeit an. Im Ergebnis beeindruckte das Malte noch mehr, weshalb ich es aufgab, Malte nicht beeindrucken zu wollen und es einfach zu genießen versuchte, mal nichts für die Anerkennung eines anderen Menschen tun zu müssen. Ich beschloss, diese Strategie auch anderen zu empfehlen, denn es tat wirklich gut.

Was das offene Element unserer Beziehung anbetraf, blieben wir, das glaube ich, beide recht verhalten. Es ergab sich nichts und trotzdem behielten wir das Prinzip bei. Wir gaben uns Mühe, es mit anderen zu versuchen. Malte vielleicht mehr aus Pflichtbewusstsein, weil klar war, dass mir die Sache was bedeutete. Ich brauchte ihm nicht mal dankbar sein. Die Fotos in meinem Zimmer zeigten nun immer öfter uns beide. Gerade weil es so schön kitschig war, malte ich um unsere Köpfe Herzen mit Lippenstift. Kurz dachte ich darüber nach, ob wir dann auch bald heiraten würden, wenn es so märchenhaft weiterginge mit uns, und dieser Gedanke war ein Wendepunkt.

Das Gute an Malte zu sehen war leicht, vielleicht aber reichte das nicht aus, und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich es nicht besser wie in der Schule handhaben sollte, wo ein ‚gut‘ einen Heulkrampf bedeutet hatte. Klar, theoretisch war das passé und theoretisch widersprach die Bewertung von Beziehungen auf einer Notenskala jedem Menschenverstand. Aber war ich zehn Jahre sehr gut gewesen, um mich nun mit Malte gegenseitig zu befriedigen? Vielleicht. Dann war das wohl auch der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit; sagen zu dürfen: Ich will das! Ich will befriedigt sein. Aber irgendwie fiel es mir schwer, daran zu glauben.

Neuerdings meinte Malte, sich von der Literatur verstanden zu fühlen und sie dadurch seinerseits besser zu verstehen. Manchmal kam er mir wie ein Erleuchteter vor, hielt mir Vorträge zur Liebe zur persischen Dichtung, die er in sich entdeckt hatte und nun kultivieren wollte. Er bezeichnete mich auch im Scherz als Plünderin der Stadtbibliothek. Das klang nach Völkerschlacht und also fragte ich nach. Nun ja, ich hätte Nietzsche nur deshalb gelesen, weil ich aus Röcken käme, wie er. Das stimmte vielleicht, aber warum sagte er mir das? Ich hätte Nietzsche nicht mit Weitblick, sondern nur aus der Perspektive eines geografischen Nesthäkchens zwischen Brocken, Vogtland und Erzgebirge gelesen. Nur weil Malte aus Berlin kam. Es war der Schlusspunkt unserer Beziehung.

Kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag riefen meine Eltern mich an, um mir mitzuteilen, dass sie sich trennen wollten. Wie wohl viele Töchter vor mir versuchte ich, es ihnen auszureden. Es funktioniert doch im Wesentlichen alles ganz gut. Ja, Isabell, sagte meine Mutter, aber gut reicht manchmal eben nicht aus. Schachmatt, hätte sie noch hinzufügen können, aber ich war schneller und legte auf. Fünf Minuten später rief ich wieder an und verkündete bitterlich, dass ich den Zug um sieben nähme und Kassler mit Sauerkraut zum Abendbrot. Ich packte Nietzsche ein, doch die XA ließ ich nach einigem Hin und Her auf dem Bett liegen.

In Weißenfels holten sie mich ab und bis nach Röcken lauschten wir dem Scheibenwischer und Blinkerknacken. Statt Kassler gab es gemischtes Gemüse. Es war ein Konzert von Schneid- und Spießgeräuschen auf Porzellantellern. Ich suchte nach dem richtigen Moment, ein paar Worten vielleicht, aber fand nichts Passendes. Dafür räusperte mein Vater sich und sagte: Das Bett ist schon gemacht. Noch ein, zwei Zucchinischeiben aß ich und auch etwas von der Aubergine und dann erklärte ich, dass ich, wenn es ihnen nichts ausmache, nach dem Essen gerne wieder nach Hause wolle, und natürlich betonte ich das ‚nach Hause‘ und natürlich hatten sie nichts dagegen. Kurz nach zwölf in Leipzig setzte ich mir das Sternenhütchen auf und durchsuchte Youtube nach Michael Jackson. Eine Supernova und Hand voll Sternenstaub später war ich achtzehn.

Es stellte sich heraus, dass meine Mutter ihn verlassen hatte. Seit er nun vom Arzt zum Heilpraktiker geworden war, ernährte er sich hauptsächlich von Smoothies: Staudensellerie, Winterrettich und Rote Beete. Er glaubte an die Intelligenz würzigen Gemüses, die auf einen selbst überginge, wenn man solches verzehre. Das war ein regelrechtes Aufblühen. Nur an seinem Problem, Fehler nicht eingestehen zu können, änderte sich nichts. Meine Mutter war nach Weißenfels gezogen. Dass sie vor meiner Schwangerschaft ein Kind abgetrieben hatte, erfuhr ich in einem Nebensatz meines Vaters. Machte das mein Leben wertvoller? Wahrscheinlich. Statistisch gesehen. Neben der Rechthaberei hatte es meiner Mutter missfallen, dass ihr Mann sich zunehmend zu einer Figur aus einem Bastei Arztroman entwickelt hatte. Ein Dorf, seine Menschen und ihr Doktor. Es war besser allein, nein, es war die einzige Möglichkeit in dieser Welt, sein privates Glück zu finden.

Bis zu meinem nächsten und vorletzten Geburtstag verging eine Zeit der Inkubation. Ein erstes Symptom war der Wunsch, die Fotos von den Wänden meines Zimmers zu nehmen. Mit der Olympus zusammen verstaute ich sie in einer Schachtel aus grauem Karton. Die Bücher: alles, was ich bis dahin gelesen hatte, ob Gedichtband, Biografie oder Bastei Arztroman kam in die Verschenkekiste und auf den Bürgersteig. Manches gelangte von dort wieder nach Hause, weil Amanda es haben wollte. Ich aber hatte es von mir gewiesen und jetzt war mein Zimmer schon etwas leerer und ich legte mich zwischen die Sachen, die noch übrig waren, und atmete und spürte, wie alles wie ein Gletscher zu schmelzen begann.

Als Nächstes war Malte fällig; seine Fotos verschwanden in derselben grauen Schachtel. Die Wände waren wieder blank und das Bücherregal und die Schreibtischschubladen und der Chatverlauf und der Desktop sowieso und der Papierkorb auch. Dieses Geräusch von zusammengeknülltem Papier. Das Bettzeug weiß und das Laken mit kaffeebraunen Menstruationsflecken und die Decke über dem Kopf und die Haare, die auf dem Kissen bleiben, und der Geruch von Schlaf und Achselschweiß und Tränen und dem Essen, das man nicht mehr wegräumt, und plötzlich ist da, wo mal Wände voller Erinnerungen waren, nichts als Dreck und Gestank übrig. Mein letztes Geld floss in eine Spedition. Die Schachtel samt Fotos und XA schickte ich ohne Absender über den Ozean an eine mir unbekannte Adresse in Chile.

Jetzt bin ich angekommen. Bei Laura, Egon und Rashid. Zeitz, zwischen Erzgebirge, Vogtland und Brocken. Die Heizung klumpt, aber es ist ja schon Mai und nein, ein Fotoalbum ist das nicht wirklich, aber so etwas ähnliches vielleicht. Du bist jetzt zwanzig. Herzlichen Glückwunsch! Ein paar Leute, die vielleicht noch keine Freunde sind, haben dir einen Kuchen gebacken, ein Anfang. Kein Grund, wehmütig zu werden. Ich will nicht so tun, als würde ich nicht wollen, dass meine Eltern mich anrufen. Meine Mutter hat kaum noch was mit mir zu tun. Sie kann oder möchte sich nicht mehr so sehr um andere kümmern. Selten spreche ich mit meinem Vater. Es geht um Gemüse, Patientinnen und um Marie, die er vor mir schon lange nicht mehr Mama nennt. Vielleicht werden sie mir später noch je eine Nachricht schreiben. Dann flicke ich vielleicht gerade ein Loch im Boden oder einen Riss in der Wand. Jetzt gehe ich erst mal eine rauchen.

 

Lieber Freatle,

"Dont let me down." Would you ever? – heute morgen gehört. Ob Freatle eine Derivat des Beatles ist? Aber wir sind ja eigentlich bei den Stones.

Jagger/Richards “As Tears go by“

Das hast du auch beim Twiggy-Text im Ohr gehabt – ich erinnere mich an deinen Kommentar. Scheint tatsächlich der Sound nicht nur dieses Textes zu sein, der dort eine Patenschaft hat, auf die ich natürlich nicht wenig stolz bin :D

„der“ [ʦaɪ̯ts] als Genitivbildung der „Zeit“

sehr gut. Ich posaune das raus und du erklärst es mir hinterher. Es stimmt, das ist es. Ich fand es allein wegen der Zeit/Zeitz spannend. Aber ja, es sind schon (die Opfer?) der Zeit – oder so etwas ähnliches.

das selbst eine Zahncreme uns mit dem faulen Versprechen

hehe.

wir alle tragen Masken auf „den Brettern“ (selbst bei mir mehrmals ganz, ganz früher

das hätte ich ja gerne mal gesehen. Machst aber sowas nicht mehr oder?

Das schwierigste am Rollentausch bleibt die der Geschlechterrolle, weil da automatisch im Spiel die eigene Vorstellung vom anderen Geschlecht oberhand gewinnt und leicht zum Willi-Millowitschtheater geraten kann (was hier nicht der Fall ist).

Ja, das hat Fliege auch geschrieben. Willi-Millowitschtheater kennt der Berliner (zumindest Ex-ExilBerliner in Köln für drei Jahre) nicht. Wiki verrät ein bisschen was, aber nichts Nuanciertes. Ob du da nochmal nachhelfen könntest?

Wie kam ich überhaupt auf Rebellion und dem „ich ist ein anderer“ in der Hölle des Rimbaud (kurz zusammengedampft:

Tja, das frag dich mal :D Naja, ich denke schon, dass es da Verbindungen gibt. Es geht ja auch um dieses Gefühl, alles schon zu kennen, zu der Essenz schon vorgedrungen zu sein und wie alles dadurch etwas enzaubert ist, wie man so schön sagt. Erwachsenwerden eben, könnte man vereinfachen. Bei Rimbaud folgt zumindest autobiografisch und im kursierenden Rimbaudbild eine wirkliche Konsequenz ...

Ich als Kunst in der Hölle – und wenns nicht klappt, Handelsvertreter/-reisender, muss ja nicht gleich im Waffenhandel sein)

der Name Malte auffallen! Uralt und schon zu Zeiten des Hildebrandtliedes entstanden und zusammengedampft aus „helm + waltan

Danke für den Wink/Link. Ich kann den Finger nicht drauflegen, aber der Name bringt einfach was zum Klingen. Wahrscheinlich ist das der Grund.
Heute ja irgendwie ein Modename. Der hippen Gens im gentrifizierten Stadtteil in der Stadt deiner Wahl zuordenbar. Was kommt als nächstes: Hildebrand? Ist wahrscheinlich schon.

Er war jetzt zwanzig und für Hebraistik und Französisch eingeschrieben, weil das von den Leistungen grundsätzlich so gepasst hatteKOMMA beziehungsweise weil dafür keine Note nötig gewesen war.

Danke, ist drin.

Hebraistik - da hat einer sofort ein'Stein im Brett vor meinem Kopf!

wieso? :)

Malte begann, dieselben Bücher zu lesen wie ich.
Denn: Das kann dem Buchhandel nicht gefallen … Er nutzt also das Buch unserer Heldin? Oder sollte er die „gleichen“ Titel lesen?

hehe. Sehr klug. Aber ist das nicht nur ein sprachliches Kippbild? Es sind ja schon dieselben Titel.

Manchmal kam er mir wie ein Erleuchteter vor, hielt mir Vorträge zur Liebe zur persischen Dichtung, die er in sich entdeckt hatte und nun kultivieren wollte.
Hat Malte den west-östlichen Divan vom ollen jöte gelesen? (Unbedingtes Muss! Zusammengedampft dann zB
Hafis und Suleika wider Herrn & Frau Sarazen

Hat er sicher. Ich aber noch nicht. Danke für den Link. Schaue ich mir gerne mal an. Schön.

Er bezeichnete mich auch im Scherz als Plünderin der Stadtbibliothek.
Ha, im Ikarus hab ich Bibliotheken entjungfert ...

heheh. Ja, dieser Text hat so einiges gemacht :-)

Fünf Minuten später rief ich wieder an und verkündete bitterlich, dass ich den Zug um sieben nähme und Kassler mit Sauerkraut zum Abendbrot.
Hat da der Autor oder die Erzählerin Zweifel an der Verkündigung?
Warum Konj. Irrealis, wo indirekte Rede oder wenn-und-aber Zweifel angesagt ist und wir zwei Zeilen später in Weißenfels sie abgeholt wird?

"an der Verkündigung" – du Schelm!
ich habe das genommen, weil Konjunktiv 1 hier doch nicht wirklich unterscheidbar geht, oder? Klingt wie Indikativ Präsens. Und da darf man dann doch, oder etwa nicht? Oder etwa wieder Konjunktief über Carlo Zweien?

Jetzt gehe ich erst[...]mal eine rauchen.

Übernommen. Danke!

However, immer noch gern gelesen vom

Das freut mich.

Viele und gute Grüße!
Carlo

 

Hey @erdbeerschorsch ,

habe mich sehr gefreut, dich mal wieder zu lesen. Ist schon was länger her. Ich hoffe, du schreibst noch und dass man hier bald mal wieder was zu lesen bekommt :)

das Schwierige bei Geschichten, die ich insgesamt sehr stimmig finde, ist für mich, überhaupt etwas dazu zu sagen, weil ich im Beifall aussprechen unglücklicherweise nicht ganz so gut bin

:D

dann bin ich froh, dass du da einen Weg gefunden hast hehe


Aber das nur am Rande.
Finde ich erst mal kritisch, weil es nicht so richtig Sinn macht: Am Rande von was? Es gibt doch noch gar keine Erzählung. Gleich schon ablenken, bevor man angefangen hat - hm, das ist doch nicht gut. Aber schade, es passt ja irgendwie zur Protagonistin,

ich lausche deinem kleinen Selbstgespräch und nicke. Ja, sehe ich auch so. Finde es spannend, dass du das als „Ablenkung“ beschreibst, weil ja, das ist es. Ich denke aber auch, dass es passt. Es ist wie etwas, das ich an Fliege geschrieben habe. Eine ähnliche Stelle. Das sind für mich Stellen, die in ihrer Offenheit funktionieren und trotzdem Ausdruck meiner Grenzen beim Schreiben dieses Textes sind. Zu wenig Konzentration (nicht nur beim Formulieren auch bei der Wahl des Einstiegs)

Gut, vielleicht doch noch was: Dieses geistreiche Selbstgespräch ist ja wirklich sehr hübsch, aber stellenweise kommt es mir etwas lang, etwas überladen vor. Ob es da nicht Vorteile hätte, sich von ein paar Stellen zu trennen?

Meinst du den zweiten Absatz? Wenn ja, dann gilt dafür dasselbe. Vielleicht müsste ich da nochmal einen Absatz neuschreiben oder wirklich den ersten und zweiten raushauen und auf die Rahmung verzichten. Herausfordernd.

Fick mich!
Härter, bitte.
find ich jetzt sogar weniger für die Protagonistin nicht passend (obwohl überraschend), aber der arme Malte: Verschreckt den das nicht?

Ja, wundert mich, dass da bisher noch niemand was kritisiert hat. Ich finde es den Gag wert. Malte ist sicher verschreckt, aber steckt das schon weg. Eine Kognitive Dissonanz auf die dann vielleicht als Antwort Maltes an sich selbst folgt: das ist normal, so etwas geschieht, sei nicht so verklemmt.

Zu dem Mädchen würde mir wirklich (?) besser gefallen, wenn sie zwar die Möglichkeit gehabt hätte, dann aber ausgeschlagen, und im Nachhinein nicht davon loskommt, dass sie es vielleicht doch hätte machen sollen.

Ist eine coole Idee und würde sicher auch passen. Mal sehen :-) danke dafür

habe mich über deinen Besuch sehr gefreut. Bis hoffen bald mal wieder unter einem deiner Texte :)

Viele Grüße
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Freatle,

"Dont let me down." Would you ever? – heute morgen gehört. Ob Freatle eine Derivat des Beatles ist?

Sofern es den Gleichklang [’fri;dl] und [’bi:dl] betrifft, auf jeden Fall - und man darf nie vergessen, dass die scheinbare Konkurrenz der Bands durchs Management künstlich geschaffen wurde – die B. als die adretten Jungen aus Liddypool und die Stones die harten Jungs aus London,

lieber @Carlo Zwei .

Schau Dear Videos von Aufnahmen an – die erste Videoaufnahme via Satellit in alle Welt, All You Need is Love, oder zum Sgt. Pepper, da insbesondere die Aufnahmen zu A Day in the Life (m. e. einer der besten Popsongs überhaupt), bei erstgenanntem sind die Stones dabei und bei zwoten ist zumindest Jagger zu sehen (ist lange her, dass ich mir die Aufnahmen angetan hab). Wenn die "Analogues" mal wieder touren, unbedingt hingehen. Die adeln die Beatles, indem sie die Instrumente der gleichen Generation verwenden wir die B. und sie somit uf Höhe Bachs tragen. Denn der bekennende Bach-Fan wird mur Instrumente akzeptieren, die auch John-Sebastian verwendet haben könnte (mein Gott, das klingt arg gedrexelt, und John Sebastian war der führende Kopf der Lovin Spoonfull, die als erste ihre Songs um alltägliche Geräusche - zumeist perBandaufzeichnung - in die Songs einbauten. Summer in the City dürfte heute noch bekannt sein.

„der“ [ʦaɪ̯ts] als Genitivbildung der „Zeit“
wo Du zu schreibst:
Ich posaune das raus und du erklärst es mir hinterher. Es stimmt, das ist es. Ich fand es allein wegen der Zeit/Zeitz spannend. Aber ja, es sind schon (die Opfer?) der Zeit – oder so etwas ähnliches.

Der Genitiv ist zunächst mal der Fall, was unter den Pronomen die possessiven sind: besitzanzeigend (Standardbeispiel: Sohn seines Vaters, Vater eines Sohnes) – Der Titel behauptet also als klanglicher Genitiv der Zeit (vorgelesen würd keiner einen Unterschied zwischen den Endungen bemerken), was die meisten Leute in ihren alltäglichen Verpflichtungen nicht sind, zumindest nicht durchgängig, weil sie die meiste Zeit fremdbestimmt (Haushalt, Job usw.) sind.

das hätte ich ja gerne mal gesehen. Machst aber sowas nicht mehr oder?
Vor wenigen Jahren kam ich durch Hinweis von ,,,nika an eine kleine Truppe, die Straßentheater machte. Als dann Emsdetten (Theatertage evtl.) anstand, schlug Corona zu. Ich hoff, dass es bald weitergehen kann und ein Dramolett – Wallensteins Schlafzimmer, Du ahnst, wer da parodiert wird – wartet eigentlich darauf, wieder gelesen zu werden. In Wirklichkeit ist es ein Produkt kollektiven schöpferischen Geistes, und @Kanji hat da einige Anregungen gegeben (aus ihrem Vorschlag, Pferde in den Verlauf einzuführen, wurden Steckenpferde ...)

Willi-Millowitschtheater kennt der Berliner (zumindest Ex-ExilBerliner in Köln für drei Jahre) nicht. Wiki verrät ein bisschen was, aber nichts Nuanciertes. Ob du da nochmal nachhelfen könntest?
Köl’sches Volkstheater, dass zu Zeiten Willi M.s das Erste unterhielt … Schräge Sachen an sich. Die Bläck Fööss haben da eines ihrer Jubiläen gefeiert. Das Plattencover ist eine Variante auf den Sgt. Pepper – womit sich der Kreis langsam schließt.

ich:

der Name Malte auffallen! Uralt und schon zu Zeiten des Hildebrandtliedes entstanden und zusammengedampft aus „helm + waltan
dazu Du:
Danke für den Wink/Link. Ich kann den Finger nicht drauflegen, aber der Name bringt einfach was zum Klingen. Wahrscheinlich ist das der Grund.
Heute ja irgendwie ein Modename. Der hippen Gens im gentrifizierten Stadtteil in der Stadt deiner Wahl zuordenbar. Was kommt als nächstes: Hildebrand? Ist wahrscheinlich schon.

Denk aber dran, dass ein „Malte Laurids Brigge“ den bürgerlichen Realismus/Naturalismus des 19. Jh. „beendete“.
Als nächstes kömmt Attila/(Gem)Etzel) im Wettstreit mit @Katla. Da muss Timbuktu warten, kommt auch nur langsam vorwärts. Aber Steuern sind erledigt, heißt etwas mehr Zeit hat der Dichter schon ,..

ich

Hebraistik - da hat einer sofort ein'Stein im Brett vor meinem Kopf!
Du
Wieso?
Sieh das Alte Testament sowohl als Gründungsmythos als auch als Historie an. Und auch die größten Teile des NT (obwohl zu der Zeit Aramäisch – Theoderich lässt grüßen – gesprochen wurde. Wahnsinnige Idee, eine Stammesethik (die ja zwölf Stämme unter einen Hut bringen musste) aller Welt anzubieten. Und dass sich die Stämme Israels nicht immer hold waren, beweist die Teilung nach Salomo. Das Reich Karls des Großen scheiterte schon allein am fränkischen Erbrecht, wo jeder Sohn was abbekam. Wenn die Brüder sich nicht gegenseitig umgebracht hätten, hätte die letzte Generation - Laschet zB - wahrscheinlich Blumentöpfe verwaltet.

Nicht ohne Eigenwillen hab ich Goethe Divan
Hafis und Suleika wider Herrn & Frau Sarazen
und Siggi Freuds Mann Moses ...
Der Moses Roman des Sigmund Freud | Wortkrieger
hierorts zu rezensieren versucht

Beim Konjunktiv hastu natürlich recht, ist I nicht sicher zu erkennen, nehme man II. Grammatik ist nix anderes als Küche … und den richtigen Würzen.

So, nun lacht's Pilsken

und noch einen schönen Restsonntag,

wünscht der Freatle aus'm Pott!

 

Lieber Friedl,

hab mich sehr über deine Antwort gefreut: Danke :-)
Im Hintergrund liefen dann the loving spoonful mit ihrem Hit, der bei heute 31° Höchsttemperatur auch reinpasst.

Liddypool

hehe :D

da insbesondere die Aufnahmen zu A Day in the Life (m. e. einer der besten Popsongs überhaupt)

ich mag diesen Song auch sehr sehr gerne (läuft jetzt erstmal). "He blewed his mind out in a car. He didnt noticed that the lights had changed." Hat mich umgehauen. Aber alles andere auch. Ist wie eine sehr schöne Short-Story. Wunderbares Lied. Und dieses kakophone Crescendo – Weckerklingeln. Einfach genial.

Dramolett – Wallensteins Schlafzimmer

Ja, hoppa. Würde ich gerne sehen. Sach Bescheid.

„Malte Laurids Brigge“

nicht gelesen. Aber der Appetit ist da! Danke

Sieh das Alte Testament sowohl als Gründungsmythos als auch als Historie an. Und auch die größten Teile des NT (obwohl zu der Zeit Aramäisch – Theoderich lässt grüßen – gesprochen wurde. Wahnsinnige Idee, eine Stammesethik (die ja zwölf Stämme unter einen Hut bringen musste) aller Welt anzubieten

hier musste ich schmunzeln. Ohne Witz, Religionswissenschaften wäre so im Nachhinein betrachtet ein tolles Fach für mich gewesen. Ich habs dann einfach selbst zu einem privaten Interessensgebiet erklärt.

So, nun lacht's Pilsken

Wohl bekomm 's.

 

hab mich sehr über deine Antwort gefreut: Danke :-)

Nix zu danken,

lieber Carlo,

aber „Wallensteins Schlafzimmer"

Würde ich gerne sehen. Sach Bescheid.
wird wohl eher als Kasperletheater aufgeführt werden (da dann aber richtig zur Sache gehen mit der Klatsche und so). Aber der Text - dessen "Herstellung" eigentlich ein im Kollektiv hierorts gewachsenes Werk ist, ist hier gebunkert:
(vgl. Theaterstück - Wallensteins Schlafzimmer)

hier musste ich schmunzeln. Ohne Witz, Religionswissenschaften wäre so im Nachhinein betrachtet ein tolles Fach für mich gewesen. Ich habs dann einfach selbst zu einem privaten Interessensgebiet erklärt.
R., eine Wissenschaft wie jede andere hoffentlich auch.
Über eine Schrift von Paul Tillich (dem Theologen der Frankfurter Schule) hab ich den Konjunktiv irrealis verstehen gelernt (natürlich hat Karl Kraus mächtig geholfen!) Dass ich mal Presbyter war (nebenbei auch noch im Bezirksvorstand der ÖTV) dürfte kein Geheimnis sein. Und Lust, mal wieder Straßen zu blockieren oder ein Rathaus zu besetzen, hat der alte Mann immer noch – vor allem aber dran zu arbeiten, dass das Privateigentum als heilige Kuh geschlachtet wird (Piketti hat da Anfang unseres schönen Jahrtausends eben nicht die Wirkung Marx’ gehabt,) bevor die Welt der Eigentümelnden Verschwender verschwindet ...

Bis gleich oder spätestens morgen ...

Friedel

 

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