Was ist neu

Zeiten sind das

Challenge Greenhorn
Challenge Greenhorn
Wortkrieger-Team
Seniors
Beitritt
31.01.2016
Beiträge
2.217
Zuletzt bearbeitet:

Zeiten sind das

Mit einem Schwung setzt Luise die Teetasse auf den Unterteller, dass es scheppert, und reißt die Augen auf. Das ist doch ... also, was soll sie davon halten? Sie schnappt nach Luft und ähnelt in diesem Moment einem Vogel mit den runden Augen und der spitzen, nach unten gebogenen Nase.
An der rot-verklinkerten Hauswand des Lebensmittelgeschäfts gegenüber stehen in schwarzen Buchstaben zwei Worte. In englischer Sprache. Das erkennt Luise sofort.
NO FUTURE
Luise spricht nicht englisch. Sie hatte einmal für kurze Zeit einen britischen Freund. Damals. Nach dem Krieg. Sie schüttelt den Kopf, ihre hellen Haare wehen über die Augen, um den aufkommenden Gedanken an diese Zeit zu verscheuchen.
Was die beiden Worte betrifft, die mit unregelmäßigen Großbuchstaben am Haus gegenüber prangen, ist sich Luise sicher.
Sie bedeuten KEINE ZUKUNFT

Die Tasse ist Teil des friesischen Teeservices mehr als doppelt so alt wie Luise selbst. Sie wäscht es mit der Hand ab, obwohl sie eine Spülmaschine besitzt und auch nutzt. Das Wasser im Becken ist heiß und deswegen trägt sie Gummihandschuhe. Dabei lächelt sie, weil sie an ihre Großmutter denkt, die auch welche benutzte, wenn sie Geschirr spülte.
Das Service gehörte bereits zur Aussteuer ihrer Großmutter und hat drei Ehen, eine davon recht temperamentvoll - ihre Mutter schleuderte schon mal einen Teller auf den Terrazzoboden der Küche - und sieben Kinder überdauert. Hier und da ist es angeschlagen und ein Teller fehlt nun also, aber im Großen und Ganzen ist es sehr schön, findet Luise und stellt die getrocknete Tasse in die Vitrine.
Die meiste Zeit im Jahr benötigt Luise nur noch ein Gedeck. Ihre Zwillingssöhne mit ihren Familien kommen nicht oft zum Tee. Sie leben beide in Bayern, also am anderen Ende der Republik. Wenn sie es genau bedenkt, kamen sie in den letzten Jahren nur zu Luises Geburtstag.

Meine Güte, denkt sie, die Jahre sind doch im Grunde recht schnell vergangen und dabei betrachtet sie gedankenverloren ihre unberingten Finger, die im Augenblick des Nichtstuns auf dem Küchentisch liegen. Sie ist keine grüblerische Frau. Ganz pragmatisch erzog sie ihre Jungs allein. Nicht, dass ihr keine Männer über den Weg gelaufen sind, die sie hätte bekochen sollen, nachdem der Vater ihrer Söhne nicht aus dem Krieg zurückkam, aber Luise hat wohl die Gelegenheit versäumt. Sie war eben sehr beschäftigt während der zurückliegenden Jahre.
Sie hebt den Kopf und wirft einen Blick auf die Uhr über der Küchentür. Die tickt laut und hat ebenfalls schon einige Jahre im Uhrwerk. Luises Blick schweift erneut hinaus aus dem Fenster, vor dem der Küchentisch steht, seit sie vor rund sechzig Jahren in dieses Haus eingezogen ist.

Gestern stand noch nichts an der verklinkerten Mauerwand. Das wäre ihr aufgefallen. Schließlich kauft sie dort täglich ein und auch gestern trank sie hier am Tisch ihren Mittagstee. Bis vor zehn Jahren hat sie selbst im Geschäft drüben gearbeitet. Nein, gestern ist die Wand noch makellos gewesen.
Luise rührt schnell in der Tasse. Sie trinkt den Tee mit Zitrone ohne Milch und Zucker. Das ist besser für die Gelenke, sagt sie immer. Jetzt sind es zwei Geräusche im Zimmer. Die tickende Uhr und der Klang des Löffels, der beim Rühren rhythmisch und aufgeregt an das Porzellan schlägt. Luise isst auch keinen Keks zum Tee. Nicht an gewöhnlichen Tagen. Vielleicht ist sie deshalb noch so gut in Form. Den Gehwagen, den ihr die Zwillinge vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt haben, nutzt sie nur, wenn sie zum Friedhof geht, um das Grab ihrer Eltern zu besuchen. Und dann auch gleich das ihrer Schulfreundin Else. Seit letztem Jahr ist nur noch Luise übrig und das seidene Halstuch, das sie von Else zum achtzigsten Geburtstag bekommen hat. Luise trägt es, wenn sie sie besucht und das Laub vom Grabstein fegt. Vielleicht freut sich Else.
Es klingelt an der Wohnungstür. Luise zuckt kurz zusammen, steht dann auf und geht mit schnellem Schritt in den Flur, um zu öffnen.

„Wer ist denn da?", ruft sie vorher und räuspert sich.
„Yalcin", hört sie den Jungen, der vor kurzem mit seiner Familie in die erste Etage gezogen ist. Luise bekommt schon lange keinen unangekündigten Besuch mehr und öffnet die Tür zögerlich.
„Hallo", sagt der Kleine mit den dunklen Augen und richtet den Blick schnell auf seine Turnschuhe. Seine Wangen haben die gleiche Farbe wie sein T-Shirt, auf dem weiße Buchstaben gedruckt sind, die für Luise keinen Sinn ergeben.
„Guten Tag ... " Luise hat den Namen nicht richtig verstanden.
„Meine Mutter fragt, ob sie hochkommen und einen Tee mit ihr trinken wollen", sagt der Junge laut. Er ist wohl acht oder neun Jahre alt. So genau erkennt Luise das nicht.
Sie hat schon lange keine Einladung zum Nachmittagstee erhalten. Eine heiße kleine Welle steigt ihr zu Kopf, verweilt dort einen Moment und flutet dann den Rücken hinunter.
„Du musst gar nicht so laut reden. Meine Ohren funktionieren noch ganz gut", erwidert sie recht wirsch. Der Junge errötet erneut.
Das bedauert Luise allerdings unverzüglich und fügt schnell hinzu: „Das ist eine nette Idee von deiner Mutter."
Und als der Junge keine Anstalten macht, zu gehen, setzt sie nach: „Was bedeuten denn die Buchstaben auf deinem Hemd?"
Yalcin blickt an sich hinunter: „Yolo", murmelt er.
„Ist das deine Muttersprache?"
Yalcin lacht: „Nein, das is ne Abkürzung. Englisch."
„Aha. Und was bedeutet das?" Luise lacht nicht.
„You ... only ... live ... once. Also so, du lebst nur einmal", nuschelt er leiser.
„So", meint Luise und zögert einen Moment, bevor sie weiter spricht, „ich ziehe nur andere Schuhe an und komme dann hoch." Dabei macht sie eine scheuchende Handbewegung und bedeutet dem Jungen, er möge vorgehen.

„Wie schön, dass Sie kommen, Frau Peterson", freut sich die junge Frau.
Hübsch sieht sie aus. Etwas exotisch für Luises Geschmack mit ihrem Kopftuch, aber der Stoff ist fein. Das sieht Luise gleich. Ähnliche Tücher sah sie Anfang der vierziger Jahre bei den Frauen, die aus Italien in die Werke nach Kiel kamen, um auszuhelfen. Nette Frauen waren das. Auch so hübsch und fremd mit ihren dunklen Haaren und Augen.
„Wenn Sie lieber Kaffee ...“
„Nein. Ich trinke sehr gerne Tee. Mit meiner Freundin Else habe ich im Winter an sehr kalten Tagen oft Tee getrunken. Mit Rum." Luise lächelt kurz und sieht dabei jünger aus.
Frau Özdemir lächelt auch. „Ich habe leider kein Rum.“
Luise winkt ab und ihre schlanke Hand klappt bei dieser Geste noch recht geschmeidig im Handgelenk umher.
„Das liegt lang zurück. Ich vertrage gar kein' Alkohol. Der macht mich übermütig."
Sie kichert und nimmt auf dem rotbezogenen Stuhl am Esstisch der Familie Platz, stellt die Handtasche neben sich. Es ist eigentlich mehr eine Einkaufstasche und Luise weiß auch gar nicht, warum sie sie mitgenommen hat. Wohl aus Gewohnheit.
„Murat, wir haben einen Gast." Frau Özdemir lächelt Luise verlegen an. „Es ist schwieriges Alter."
Luise nickt. So genau weiß sie aber nicht, wie das gemeint ist.
„Er findet kein' Lehrstelle." Sie scheint vom älteren Sohn der Familie zu reden. Den kleineren kennt Luise ja bereits.
Murat nimmt sich Gebäck vom Tisch, blickt Luise flüchtig an und stolpert über ihre Tasche. Manieren hat er ja nicht, denkt sie noch und zieht eine Augenbraue hoch. Murat wirft einen grimmigen Blick auf Luise und mault etwas, das sie nicht versteht.
„Nicht leicht für junge Menschen in dieser Zeit", entschuldigt sich Frau Özdemir schulterzuckend und reicht ihrem Gast einen Teller mit Selbstgebackenem.
„Ich esse eigentlich keinen Kuchen ... an gewöhnlichen Tagen ... Aber das ist ja kein gewöhnlicher Tag, nicht wahr?"
Sie greift dann doch beherzt zu, schnuppert am Gebäck und beißt ein großes Stück davon ab.
„Nehmen Sie es mir nicht übel, liebe Frau, aber was meinen Sie mit in dieser Zeit?" Luise spricht mit vollem Mund. Frau Özdemir sieht Luise irritiert an.
„Die jungen Menschen suchen Arbeit, müssen zufrieden sein, muss passen. Natürlich gut bezahlt. Am liebsten Büro." Sie sucht nach Worten.
„Natürlich", wiederholt Luise leise. „Der Kuchen ist sehr gut. Besser als vom Laden drüben.
Haben Sie die Schmiererei an der Fassade auch bemerkt?"
Jetzt weiß Frau Özdemir nicht wovon die Rede ist und schüttelt den Kopf.
„Jemand ist wohl unzufrieden, wie Ihr Murat und hat mit schwarzer Farbe No Future an die Hauswand geschrieben oder gesprüht", sagt Luise im gewichtigen Tonfall mit Betonung und beißt erneut in den saftigen Kuchen. Etwas zuckriges Rosenwasser läuft ihr in den Mundwinkel. Das kümmert die alte Dame aber nicht. „Wissen Sie, wie das gemeint sein kann? Die Zukunft ist doch immer da, oder etwa nicht?"
Frau Özdemir rutscht unruhig auf dem Stuhl herum. Das Thema scheint ihr nicht zu behagen. „Naja, will wohl sagen, dass Zukunft ungewiss", versucht sie es.
„Aber ist sie das nicht immer?" Irgendwie findet Luise keinen Zugang zu diesem Gedanken. „Wissen Sie, Frau Özdemir, ich bin eine alte, einfache Frau. Ich habe gearbeitet, um meine Söhne und mich zu versorgen. Wenn ich es genau nehme, habe ich nie darüber nachgedacht, ob die Arbeit zu mir passt, oder ob ich dabei nass oder kalt werde." Sie blickt ihrer Gastgeberin freundlich in die Augen.
Dann nippt sie mit einem kleinen Geräusch am Tee. Der ist etwas bitter.
Frau Özdemir nickt nachdenklich.
„Die Zeiten waren im Grunde nie gut, oder? Sie haben Ihre Heimat verlassen müssen." Luise lächelt sanft und empfindet tiefes Mitgefühl bei diesem Gedanken.
„Mein Mann hat gute Arbeit. Harte Arbeit, reicht für Familie", ereifert sich die Hausfrau und korrigiert den Sitz des Kopftuches.
„Das meine ich ja." Luise greift die Papierserviette, die neben ihrem Teller liegt und wischt sich einmal flink über die schmalen Lippen.
„Ich war jung und es war Krieg", gibt sie zu bedenken. „Auch nicht gut", fügt sie hinzu und zwinkert mit einem Auge.
„Noch Tee?" Frau Özdemir steht auf und greift zur silbernen Teekanne.
„Danke, nein. Aber das müssen wir bald bei mir wiederholen", sagt Luise und legt beim Aufstehen ihre Hand auf die ihrer Nachbarin. „Ich muss jetzt los. Auf Wiedersehen." Luise nimmt ihre Tasche und verlässt mit festem Gang die Wohnung.

Zurück in ihrer Küche, nimmt sie erneut am Tisch Platz und schaut auf das Graffito an der Wand am Haus gegenüber. Dann steht sie auf und geht zum Buffet. Ganz hinten im Schrank steht noch eine Flasche Rum. Else und sie haben sie nicht mehr leeren können. Es waren wohl doch zu wenig gemeinsame Winternachmittage gewesen. Während sie Wasser aufsetzt, bringt sie die Tasche an ihren Platz im Flur zurück. Dabei bemerkt sie eine Dose darin. Luise nimmt sie heraus und betrachtet sie.
'Acrylcolor' steht darauf. 'Schwarz'.
Luise runzelt die Stirn, trägt die Dose in die Küche und stellt sie auf den Tisch.
Wie die wohl in ihre Tasche geraten ist? Nachdem sie heißes Wasser in ein Glas gegossen hat, gibt sie einen kräftigen Schluck Rum hinein. Es ist schon ein besonderer Tag, wenn auch nicht so klirrend kalt und frostig wie an manchen Tagen, an denen Else und sie ihren Nachmittagstee mit Rum tranken.

„Mama! Guck' mal! Frau Peterson! Was macht die denn da?"
Frau Özdemir eilt zu ihrem kleinen Sohn ans Fenster und sieht Luise Peterson am gegenüberliegenden Haus auf ihrem Gehwagen stehen. Luise hat einen Wollmantel an und einen Hut auf dem Kopf. In der rechten Hand, die mit einem rosafarbenen Gummihandschuh bedeckt ist, hält sie eine Spraydose, mit der sie bereits drei Buchstaben unter das Graffito an die Hauswand gesprüht hat: Y O L ...
Mutter und Sohn stehen in der ersten Etage und beobachten mit offenen Mündern die alte Frau.
Auf dem Gehweg neben Luise steht ein brauner, kleiner Koffer. Als Luise ihre Tat vollbracht hat, sehen sie sie vorsichtig von ihrem Gefährt steigen und den Gehwagen in den Vorraum des Lebensmittelladens schieben, das Gepäck greifen und mit geradem Rücken die Straße hinunter gehen. Murat, der sich zu seiner Mutter und dem Bruder hinzugesellt hat, lächelt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kanji,


ich habe deine Geschichte in einem Rutsch durchgelesen, weil du einen schön flüssigen Schreibstil und auch zügig durch die Geschichte gezogen hast.
Also gern gelesen.

Aber ich kann mich nicht so recht in Begeisterungsstürmen über den Plot ergießen, weil er mir zu sehr Fiktion einer heilen Welt ist und ich dann immer sofort in solchen Geschichten Kitschalarmrot sehe.
So auch bei deiner Geschichte.

Da ist alles am Ende mit dickem Happyend ausstaffiert.
Oma ist eigentlich einsam und schrullig, aber doch noch mitten im Leben stehend, so dass sie in der Lage ist, sich zu behaupten.
Sie meistert die doch eigentlich schwierige Situation bei der türkischen Nachbarin und am Ende ist wie durch ein Wunder die Spraydose in ihrer Handtasche und sie wird selbst zum Sprayer.
Das ist alles so ein bisschen Problem hier und ein bisschen Sorgen da und am Ende löst sich alles gut auf in Frieden und Freundschaft.

Ich bin mir absolut sicher, dass es eine Menge Leser gibt, die solche Geschichten einfach gut finden und die nicht mal ansatzweise verstehen können, was ich auszusetzen habe.

Mir ist das, obwohl ich mich tatsächlich von deiner Erzählung gut unterhalten fühlte, zu seicht, zu unrealistisch, zu sehr heile Welt. Und ich gehöre beileibe nicht zu den Lesern, die ständig in den Sümpfen der Gesellschaft rumstampfen müssen. :D

Ich mag es einfach mehr, wenn ich mehr herausgefordert werde. Man mir als Leser mehr Gedankenarbeit abverlangt, mich nicht in Watte packt, mir einfach mehr zutraut, und mich entweder überrumpelt mit einem völlig ungewohnten Plot, mich überrascht, mich provoziert, mich rätseln lässt.

Aber ich betone nochmals, das liegt einfach daran, dass ich nicht zu deiner Leserzielgruppe gehöre.
Es gibt auf dem Buchmarkt jede Menge dieser Bücher, die ich als Frauenliteratur bezeichnen würde, auch wenn das irgendwie ein seltsames Licht auf die weibliche Leserschaft wirft. :D

Allesamt ist ihnen gemein, dass sie im Alltag angesiedelt sind, wie bei deiner Geschichte ein paar mehr oder weniger schwere Probleme auftauchen, die dann mehr oder weniger gut bis zum Ende des Romans hin weggeräumt sind. Wer gerne in solche, ich würde sie Halbwelten nennen, abtauchen mag, der ist sehr gut bedient mit diesen Romanen.
Mit Halbwelten meine ich eben dieses Puppenstubenhafte, alles könnte irgendwie real sein, aber in der Mischung, in der Gesamtheit ist es eben dann doch reine Fiktion.

Bitte sieh das bloß nicht als Verriss an!

Noch zum Titel meine allübliche Einschätzung: Der Titel ist sehr gut gewählt. Er hat etwas leicht Provokantes und mich animiert er, diese Geschichte anzuklicken, weil ich irgendwie etwas Protestartiges erwarte, irgendein Auflehnen gegen diese Zeiten.
Das Challengethema ist auf jeden Fall fraglos eingehalten.

Lieben Gruß

lakita

Ich muss noch etwas nachschieben, was mir noch eingefallen ist. Bist du sicher, dass du beim Kuchenessen Öl tropfen lassen möchtest? Wenn du dieses kleine nette süsse türkische Gebäck meinst, das ist nicht in Öl, sondern Zuckersirup getränkt. Wie wäre es, wenn ihr Sirup runterläuft, dann wäre es vermutlich authentischer.

 

Hej lakita,

ich habe in den letzten Tagen verfolgt, wie du dich systematisch durch die Challenge-Geschichten kommentiert hast. Mit scharfem, kritischem Verstand, Takt, Ehrlichkeit und jeder Menge Freundlichkeit. Das war sehr beeindruckend und ich sah mit gemischten Gefühlen meinem Stündchen entgegen.

Umso mehr freue ich mich über deinen Kommentar. Und zwar weil du meinen Ehrgeiz geweckt hast, wieder einen Schritt weiter zu gehen. Ich bin sehr erfreut, dass du sie gerne gelesen hast, dass dich mein Ton nicht stört.

Aber ich kann mich nicht so recht in Begeisterungsstürmen über den Plot ergießen, weil er mir zu sehr Fiktion einer heilen Welt ist und ich dann immer sofort in solchen Geschichten Kitschalarmrot sehe.
So auch bei deiner Geschichte.

Dass dir mein Inhalt nicht zusagt macht mir in diesem Fall erstaunlicherweise nichts aus.
Obwohl :hmm: so als kleiner Snack für zwischendurch, wenn man ein freundliches optimistisches Gefühl braucht? Nein, ich verstehe deinen Anspruch.

Ich mag es einfach mehr, wenn ich mehr herausgefordert werde. Man mir als Leser mehr Gedankenarbeit abverlangt, mich nicht in Watte packt, mir einfach mehr zutraut, und mich entweder überrumpelt mit einem völlig ungewohnten Plot, mich überrascht, mich provoziert, mich rätseln lässt.

Ich lese diese Geschichten auch lieber, nur kann ich sie nicht schreiben. :shy:
Und du warst kein bisschen überrascht, Luise sprayen zu sehen? Ok. Na gut. Ich überlege mir was.

Es gibt auf dem Buchmarkt jede Menge dieser Bücher, die ich als Frauenliteratur bezeichnen würde, auch wenn das irgendwie ein seltsames Licht auf die weibliche Leserschaft wirft.

Ähnlich geht es mir mit Opfergeschichten, in denen sich Frauen aus eigener Kraft aus männlich-dominierten Lebenssituationen freikämpfen. :Pfeif:

Mit Halbwelten meine ich eben dieses Puppenstubenhafte, alles könnte irgendwie real sein, aber in der Mischung, in der Gesamtheit ist es eben dann doch reine Fiktion.

Hier machst du mich neugierig und gibst mir zu denken. Ich habe große Lust bekommen, eine andersartige Frauenfigur zu ersinnen. Es ist wirklich eine tolle Sache, hier zu kommunizieren und Inspiration von vielen unterschiedlichen Literaturliebhabern zu erhalten.

Bitte sieh das bloß nicht als Verriss an!

Das war gar nicht nötig. Ich denke, ich habe dich gut verstanden.

Noch zum Titel meine allübliche Einschätzung: Der Titel ist sehr gut gewählt.

Darauf war ich gespannt und freue mich über dein Urteil.

Das Challengethema ist auf jeden Fall fraglos eingehalten.

Das ist doch schon mal was - bin ich doch zum ersten Mal in dieses kalte Wasser gehüpft.

Ich muss noch etwas nachschieben, was mir noch eingefallen ist. Bist du sicher, dass du beim Kuchenessen Öl tropfen lassen möchtest? Wenn du dieses kleine nette süsse türkische Gebäck meinst, das ist nicht in Öl, sondern Zuckersirup getränkt. Wie wäre es, wenn ihr Sirup runterläuft, dann wäre es vermutlich authentischer.

Ich dachte schon an Baklava und es ist ja nicht nur zuckersüß, sondern es besteht auch zum großen Anteil aus Fett. Aber ich habe es doch - auch dir zuliebe - in rosenduftendes Zuckerwasser eingetauscht. ;)

Ich bedanke mich sehr herzlich für deine Offenheit und deine Auseinandersetzung mit meinem Text.

Lieber Gruß, Kanji

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom