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Wolkenträume

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19.05.2015
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Anmerkungen zum Text

Komplett überarbeitet

Wolkenträume

Der Fahrstuhl schwebt sanftzischend nach unten. Draußen gewöhne ich mich an die Sommerhitze, nehme den Weg zwischen Kastor und Pollux hindurch. Die Zwillingstürme tragen den Namen von Halbgöttern, die abwechselnd einen Tag im Paradies, einen in der Hölle verbringen müssen.

Die Wolkenzaubertage halten an. Deshalb beeile ich mich, zum Grüneburgpark zu kommen. Solange ich mich in Pollux befinde, bleibe ich Teil des Organismus, des Universums, das sich dort versammelt, wage es nicht aus dem Fenster zu blicken, den Horizont über der Skyline abzusuchen. Während der Arbeit darf ich keine Schwäche zeigen, verschwende keinen einzigen Gedanken darauf, bin niemand Anderes als Eduard Berghofer, trage Verantwortung, entwickle innovative Finanzprodukte, Kredite für Menschen, die sonst keine bekommen, arbeite als Projektleiter im Großraumbüro, teile mit dem Team das Essen in der Kantine, den Kaffee aus dem Automaten. Meine Mannschaft liefert Ergebnisse. Ich lebe alleine, ohne Eltern, ohne Familie, ohne Frau.

Im Büro erzähle ich niemandem von den Wolken, den Freuden, die ich dabei empfinde, obwohl ich mich danach sehne, die Augen zu öffnen. Seit einiger Zeit bin ich Mitglied in der Cloud Appreciation Society. Anfangs wollte ich Zirrus, Stratos und Kumulus unterscheiden. Inzwischen bin ich weiter, kümmere mich nicht um Definitionen. Die gedeutete Welt lügt, wird zur Illusion, die ich, ich und ich sagt. Am Himmel erkenne ich jede Sekunde etwas Neues. Zauber- und Dämonengebilde dehnen und strecken sich, wehen und wogen. Nichts bleibt, wie es ist, aufgefächerte Teppiche, sich wandelnde Formen, Wölkchen, die den Himmel betupfen, zu Gewittern aufquellen, zu einem Luftkissen, aus dem Blitze zucken, Regen hervorbricht.

Am liebsten mag ich den Platz auf dem Hügel zwischen den beiden Kastanienbäumen. Unterhalb erstreckt sich eine Wiese, auf der Kinder spielen, Hälse sich der Sonne entgegenstrecken. Auf den Wegen spazieren Liebespärchen, Eltern mit Kinderwagen, Einsame und Unsichtbare. Ich setze mich, die Menschen verschwinden, wenn ich die Augen zum Himmel richte.

***

Eduard löst den Blick, riecht versengtes Gras, atmet Parkluft. Unten am Weiher bemerkt er einen Schatten, der die Nebelträume vertreibt. Sie trägt ein Regenbogenfarbenkleid und Sonnenbrille. Am Unterarm baumelt eine Gucci-Tasche. In der Akte steht: Gloria Meisner, 23 Jahre alte, 1,70m groß, BH 75b, ohne Piercings oder Tattoos, blauschwarze Haare, intimrasiert. Details kennt er von den Nacktfotos, die seine Bank von Kunden als Sicherheit für den Mikrokredit verlangt, wenn sie kein anderes Pfand, keinen Bürgen nennen können, über kein regelmäßiges Einkommen verfügen. Zahlt sie nicht, muss gehandelt werden, das lässt sich nicht ändern. Sie hat sich fünfzehn Beträge geliehen, insgesamt 3.000 €. Seit drei Monaten zahlt sie keine Raten mehr, hat Mails geschrieben, um Aufschub gebeten, wollte persönlich vorsprechen, obwohl Publikumsverkehr grundsätzlich abgelehnt wird. Eduard verabredet sich mit ihr im Park, weil er nie einen Kunden persönlich getroffen hat.

Er verliert sie aus den Augen, schaut auf die Uhr, da nimmt er einen Luftzug wahr. Gloria Meisner sitzt neben ihm. Ihr Parfüm duftet nach Rosen und Zitronen gleichzeitig.

„Guten Tag. Sind Sie Herr Berghofer?“
„Ja, der bin ich. Eduard Berghofer. Angenehm!“
„Gloria Meisner. Schön, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.“
Sie schlägt die Beine übereinander und blitzt aus azurblauen Augen.
„Ich habe sie sofort erkannt, weil ich sie hier schon mal gesehen habe“, sagt sie.
„Ja, ich komme oft nach Feierabend her und schaue mich um.“
„Nach was schauen Sie sich um? Nach Frauen?“, fragt sie und kichert.
„Nein, Wolken. Ich beobachte Wolken.“
„Aha. Warum ausgerechnet Wolken?“
„Weil sie schön sind.“
„Okay, ich liebe schöne Dinge.“
„Dann haben wir eine Gemeinsamkeit.“
„Ja, kann man so sagen.“
„Herr Berghofer, ich bin wirklich froh, dass Sie mich treffen. Morgen ist schon der Fünfzehnte.“
„Ich weiß. Sie müssen bezahlen.“
„Und wenn ich nicht kann?“
„Denken Sie an die Bilder!“
„Werden Sie die wirklich freischalten?“
„Bleibt mir nichts anderes übrig.“
„Warum treffen Sie sich mit mir, wenn Sie mir nicht helfen wollen?“
„Ich wollte Sie kennen lernen. Außerdem haben Sie mich darum gebeten.“
„Mich kennen lernen? Ich bin nicht so eine, Herr Berghofer!“
„Das ist mir völlig klar, Frau Meisner. Ich werde Sie nicht in Verlegenheit bringen. Wissen Sie, dass Wolken sich ständig verändern?“
„Na und?“
„Sehen Sie die große Wolke, in der Mitte grau und an den Rändern weiß?“
„Ja.“ Sie schaut ihn an, als wolle sie wissen, was die Wolken mit ihr und ihrem Anliegen zu tun haben, besinnt sich: „Ich sehe ein Tier, eine Maus. Nein, könnte auch eine Eule sein. Oje, die Tierbilder verschwinden, versinken in einer Milchsuppe. Sie reckt ihr Kinn wie eine Tänzerin nach oben. Gloria und Eduard schauen einander an, ohne etwas zu sagen.
„Treffen wir uns morgen wieder hier?“, fragt er sie.
„Ja, warum nicht. Ja, gern!“
„Frau Meisner! Ich lasse mir was einfallen mit der anderen Sache. Machen Sie sich keine Sorgen.“
„Wirklich?“
„Ja.“
„Eine Frage habe ich noch, Herr Berghofer.“
„Gut.“
„Haben Sie sich die Bilder angeschaut?“
„Sicher.“
„Und was haben Sie gedacht?“
„Nichts. Sie sind hübsch, Frau Meisner. Ein Wolkenkind, dachte ich.“
„Selbe Uhrzeit?“
„Eine Stunde früher?“
„Einverstanden.“
„Bis bald, Herr Berghofer.“
„Sagen Sie bitte Eduard zu mir.“
„Ich bin Gloria. Bis morgen, Eduard.“

***

Die Luft riecht grün. Die Sonne leuchtet orange. Ich tanze durch den Park. Als ich mich umdrehe, winkt Eduard mir zu. Mein Herz füllt sich. Wenn er mir nicht hilft, verliebe ich mich in ihn, wenn doch, dann sowieso.

Ich streife die Ballerinas ab. Die Grashalme kitzeln und kribbeln an den Fußsohlen. Ich beobachte eine Frau. Ein Kind zieht an ihr, das andere sitzt im Buggy und starrt in die Luft. Ihr Hund trottet nebenher. Ein Labrador. Das Fell schimmert wie Seide. Max fällt mir ein. Er hat mich angelogen, nichts, was er erzählte, hat gestimmt. Nicht mal einen Job hatte er. Kein Geld, kein gar nichts, außer Sixpacks und Hintern. Die Erinnerungen an ihn verstecke ich, will nicht mehr an die Küsse denken, an nichts, was mit ihm zu tun hat.

Wind kommt auf. Auf dem Schotterweg ziehe ich die Schuhe wieder an, laufe schneller. In der Bahn kauere ich mich zusammen. Am liebsten würde ich die Beine anziehen.

Ich muss Mama anrufen. Sie hat zweimal probiert, mich zu erreichen. Ich bin nicht rangegangen. Sie will wissen, wie die Prüfung lief. Ich kann ihr unmöglich sagen, dass ich im Bett lag und Serien geschaut habe, statt hinzugehen.

Zu Hause lege ich mich aufs Bett und heule. Ich weiß nicht, warum ausgerechnet jetzt, passiert einfach, liege da und schaue aus dem Fenster. Ob Eduard jemandem den Himmel erklären will, ein Opfer sucht, dem er Fantasien schildern kann? Ich stelle mir vor, ihm etwas über Designer-Taschen zu erzählen, den Geruch des Leders zu beschreiben, wie sie sich anfühlen, wenn ich sie streichle. Vielleicht hält er mich dann für ein kleines Mädchen. Na und. Eduard trägt den Anzug eines Gentlemans, nichts daran sieht speckig oder billig aus, seine Augen glitzern wie Smaragde, strahlen, als wäre er ein Löwe, der mich anfallen, zerfetzen oder als Schatz bewachen könnte. Ich habe nie einen getroffen wie ihn. Wer zu den Wolken sieht, kann auch nach innen schauen. Den Schleier durchdringen. Er wird mir helfen, bin fast sicher.

Er hat mich nicht einmal gefragt, warum ich die Taschen gekauft habe, dabei hätte ich’s ihm gesagt. Ich schäme mich wegen des Geldes. Auch wegen der Bilder. Wenn jeder sehen kann, wie nackt ich bin, die Brustwarzen, den Po mit eigenen Augen berühren kann, wenn die Bilder veröffentlicht werden, Papa und Mama sie im Mailbriefkasten finden, wie werden sie alle lachen und mit den Fingern auf mich zeigen. Wird aber nicht passieren. Wegen Eduard. Wegen der Wolken.

Dann weine ich mich in den Schlaf, zittere, fühle mich wie ein Vöglein, das zu den Wolkenträumen fliegt.

***

Gloria sitzt auf dem Bänkchen. Ohne Gucci-Tasche. Sommerwind streift ihre Wangen. Fäulnis weht durch den Park. In den Rabatten lassen Blumenreste die Köpfe hängen. Ein Bettler läuft an ihr vorbei, eine Knochengestalt, die ihr die Hand hinhält: „Kann ich achtzig Cent zum Telefonieren haben?“ Sie gibt ihm einen Fünf-€-Schein. Er hält ihn ins Licht und geht davon. Während sie wartet, schaut sie sich Pfauenwolkenreliefs an, Tupfer, die sich bewegen sich, Grimassen, die sich in Wattebäusche verwandeln.

Sie schreckt auf, als Eduard sich neben sie setzt. Er lächelt.
„Wir reden gleich, okay?“
Zeit vergeht. Sie rücken einander näher, die Beine berühren sich. Gloria legt ihre Hand auf seine. Er streicht über ihre Haut.
„Alles erledigt. Du musst dir keine Sorgen mehr machen. Die Bilder habe ich gelöscht“, sagt er.
„Und was ist mit dem Geld?“, fragt sie.
„Vergiss es. Wird abgeschrieben. Wir haben keine Sicherheiten mehr.“
„Was möchtest du dafür?“
„Nichts, ich habe alles.“

 

Hallo erdbeerschorsch

schön, dass du dir auch den zweiten Teil genauer angeschaut hast. Wirklich super, deine Hinweise.
Ich habe den Text mittlerweile weiter gekürzt und sehr viel gestrichen und hoffe, dass er dadurch prägnanter ist, ohne dabei zu verlieren.
Hinzu kommen einige Textänderungen, die auch auf deine Vorschläge zurückgehen.

der wenigstens zehn Jahre älter ist,
Das kommt mir nicht sooo außergewöhnlich vor. Vielleicht noch älter?
das ist okay, denke ich... ich woilte vermeiden, dass da so ein Vater-Tochter-Ding draus wird, bzw. der ältere Mann, der sich potentiell auf eine Frau stürzt...

Zitat Zitat von Isegrims Beitrag anzeigen
„Und was willst du dafür?“
„Nichts, ich hab alles.“
Vielleicht einen (nicht zu melodramatischen) Satz dazwischen setzen, damit man Zeit hat, das aufzufassen?
ich habe das so gelassen, weil ich glaube da schwingt ne Menge mit...

Ich finde das im Grunde hervorragend passend an der Stelle. In der Form fand ich den ursprünglichen Satz allerdings besser - wie war der nochmal? "Mehr als für Menschen interessiere ich mich für Wolken."?
habe ich wieder reingenommen, ist intensiver...


Hallo maria.meerhaba

freut mich sehr, dass du meinen Text kommentierst und klar, als ich deinen Namen las, habe ich befürchtet, das wird jetzt ein Verriss.:)

Nein, natürlich ist das mit den Wolken auch sehr schön, irgendwie kindisch für einen erwachsenen Mann, aber sind wir nicht alle mal nicht Kinder, die in den Wolken nach Ungeheuern suchen? Na ja, das letzte Mal habe ich vor zwaaaaaa … ich meine, vor zehn Jahren gesucht.
ja, wir sollten öfters in die Wolken schauen, dann gäbe es weniger Streit und noch viel schlimmere Dinge...

du setzt es schon gut um, das funktioniert ja und der Mann ist auch merkwürdig interessant, doch mir gefällt der Perspektivenwechsel nicht. Ich habe mir da schwer getan, weil plötzlich aus dieser ruhigen Stimme eine coole Dame wurde,
mm :Pfeif: das ist schwierig... ich fand den Perspektivwechsel nötig und musste unbedingt eine ganz andere Stimme dagegen setzen...das Mädchen ist cool und naiv, so will ich sie zeigen, und sie soll auch anders klingen, vielleicht kommt sie näher an eine Klischee-Fugur ran, mag sein...

Auch beim Ende kam es mir eher schön geschrieben vor, da er einfach ihre Nacktbilder löscht und sie so förmlich frei von ihren Schulden verspricht. Also halt nicht frei, aber wenn sie nicht zahlt, kann die Firma nichts mehr machen, obgleich mir das Ende ja gefällt, so wie sie ist, aber für meinen Geschmack endet es viel zu einfach.
ja, das endet einfach, da wird kein weiterer Konflikt nachgeschoben, ist eine versöhnliche Geschichte, weil ich es einfach besser finde, in die Wolken zu schauen, als so merkwürdige Geschäftsmethoden zu erfinden oder der Gucci-Taschen-Such zu verfallen...

liebe Grüße und vielen Dank, Maria
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

diese Geschichte ist ja nicht gerade Mainstream, aber ich mag sie. (Ich mag überhaupt Sachen, die polarisieren, und das tut dein Text ja zu einem gewissen Grad.) Sie regt den Leser ein bisschen zum Nachdenken an, ohne übermäßig verkopft zu wirken oder einen moralischen Zeigefinger zu erheben. Dabei kann man nicht mal so eindeutig sagen, wovon sie handelt, weil das davon abhängt, worauf der Leser seine Aufmerksamkeit richtet.

Für mich persönlich ist das die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Menschen, die in unerwarteter Weise einen Draht zueinander finden. Das kann in eine Affäre münden, muss es aber nicht, und nach meiner Vorstellung tut es das auch nicht.

Obwohl ich jetzt erst zum Kommentieren komme, habe ich die Geschichte kurz nach Erscheinen gelesen und konnte daher schon eine Weile darüber nachdenken, woran sie mich erinnert. Und was mein Gedächtnis hervorgekramt hat, ist: Lost in Translation! Auch da geht es ja um eine junge Frau und einen (in dem Fall deutlich) älteren Mann, die eigentlich sehr wenig gemein haben, aber durch die Umstände (widrige oder günstige, je nachdem, wie man es sieht) zueinander geführt werden. Auch da wird keine Romanze draus, obwohl man es den beiden irgendwie wünscht, es aber andererseits auch nicht sein kann und nicht sein sollte. In jedem Fall haben beide am Ende irgendetwas gefunden, was ihnen bisher fehlte.

Natürlich gibt es massenweise Unterschiede, und meine Assoziation mag weit hergeholt sein, aber es war ein angenehmes Gefühl des Wiedererkennens.

Gern gelesen!

Grüße vom Holg ...


PS (off topic): Wie an anderer Stelle erwähnt, bastele ich an einer SF-Geschichte, über die Lem sich ein bisschen weniger grämen würde als über die letzte. Witzigerweise hat die auf halbem Wege genauso einen krassen Perspektivenwechsel wie deine hier. Wahrscheinlich werden sich daran ebenso die Geister scheiden, wenn sie irgendwann fertig ist und hier erscheint ... :)

 
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Hallo Thursday

super, vielen Dank für deine klare Meinung.

manchmal habe ich hier das Gefühl, Texte werden tot korrigiert und überarbeitet. Tut mir leid. Die erste Fassung fand ich besser.

Da hat sich die Geschichte langsamer entwickelt, ist besser aufgeblüht.


Kann man so sehen. Ich schreibe Geschichten meistens so, dass ich es langsam angehe, es fließen lasse und warte, ob und wie es weitergeht, wie es sich anfühlt und dann zu einem Schluss hinführe, den ich mir anfangs auch nur so ungefähr so gedacht habe.. Ich glaube, dass man die Geschichte sogar noch mehr hätte laufen lassen können, wenn sich zum Beispiel eine problematische Romanze draus entwickelt oder dergleichen... ich habe sie jetzt gekürzt und finde auch, dass manche Aspekte sich verschieben, dass das Mädchen jetzt weniger naiv rüberkommt (das war ein Einwand von Maria, den ich gut nachvollziehen konnte) ... gleichzeitig habe ich die Wolkenfantasien reduziert... es liest sich jetzt weniger sphärisch, aber doch prägnanter...
Die Stellen, von denen du sagst, sie passten nicht zusammen, habe ich noch mal ein bisschen verschoben und versucht, sie besser anzuordnen.
Vieles ist natürlich Geschmackssache und selten verlieren Texte durch Überarbeitung... klar, ich lasse mich noch immer recht leicht beeinflussen :Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims
The Incredible Holg: bevor ich auf deinen Kommentar antworte, muss ich wenigstens Teile von Lost in Translation anschauen, hab's mir gestern runtergeladen, hab's aber noch nicht gesehen, lieben Dank

 

Incredible - Holg, welch unterschiedliche Lesarten es für eine Geschichte gibt.

Die Beziehung des Mädchens zu dem Mann empfinde ich nicht unbedingt als Beziehungsgeschichte. Großstadtmenschen, moderne, verlorene, einsame Menschen, die auf der Suche sind. Das war das Bild bei mir, als ich die Geschichte geschrieben habe.
Und das mag es auch sein, was dich an "Lost in Translation" erinnert. Den Film habe ich gestern angeschaut und er transportiert tatsächlich eben diese Stimmung. Übrigens ein schöner, leiser Film, der ein ganzes Tableau an unterschwelligen Gefühlszuständen zeigt.

(Es gibt ja derzeit einen Thread, in dem diskutiert wird, wie aus einer Idee eine Geschichte wird. Bei mir ist es so: ich habe eine Idee und eine ungefähre Vorstellung eines Plots, fange an zu schreiben und verändere es, bis ich glaube, dass es fertig ist. Eine Geschichte bis zum Ende durchzudesignen, schreckt mich eher ab. So war es auch bei dieser Geschichte. Das Ende kannte ich anfangs nicht und gerade mit dem Ende bin ich am glücklichsten bei dieser Geschichte. Allerdings habe ich kürzlich auch die Erfahrung gemacht, dass eine derartige Vorgehensweise nicht funktionieren muss. Bei meiner letzten Geschichte (Ich bin's, der Luis) hat es nicht geklappt, das ist eine Geschichte, die auf Handlung basiert und in solchen Geschichten wird es wohl von Vorteil sein, die Handlung zu Beginn fest zu zurren, damit sie einem nicht entgleitet.)

Sie regt den Leser ein bisschen zum Nachdenken an, ohne übermäßig verkopft zu wirken oder einen moralischen Zeigefinger zu erheben.
ja, das gefällt mir, diese Wirkung wollte ich erzielen :)

(Ich mag überhaupt Sachen, die polarisieren, und das tut dein Text ja zu einem gewissen Grad.)
Echt? Dabei weiß ich wirklich nicht, woran das liegt, schließlich ist weder Sex noch Politik Teil der Geschichte...

Das kann in eine Affäre münden, muss es aber nicht, und nach meiner Vorstellung tut es das auch nicht.
die brauchen gar keine Affäre, die brauchen diese Begegnung, das ist wie in dem von dir erwähnten Film...

Witzigerweise hat die auf halbem Wege genauso einen krassen Perspektivenwechsel wie deine hier. Wahrscheinlich werden sich daran ebenso die Geister scheiden, wenn sie irgendwann fertig ist und hier erscheint ...
ich finde ein Wechsel der Perspektive ist manchmal einfach nötig... bei meiner Geschichte war es so und auf deine Geschichte bin ich sehr gespannt...

Wie an anderer Stelle erwähnt, bastele ich an einer SF-Geschichte, über die Lem sich ein bisschen weniger grämen würde als über die letzte.
:thumbsup:

Lieben Dank und viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Thursday

jede Kritik, die sich nicht gerade gegen mich persönlich richtet, bringt mich weiter.

Ich war an dem Tag auch nicht sonderlich gut drauf, weil ich die ganze Zeit versucht habe, an meinen Texten herum zu feilen.. das hat alles auch nicht sonderlich gut geklappt, und man investiert soviel Zeit, die sich auch nicht immer lohnt.
Es lohnt sich immer, glaub mir... ich bin hier im Forum seit etwa einem Jahr aktiv und habe so wahnsinnig viel dazu gelernt, spüre, dass meine Texte dem näher kommen, wie ich und was ich schreiben möchte. Das ist eine Art Wellenbewegung, mal wird es besser und ich spüre auch, wie es fließt, dann bin ich wieder fast am verzweifeln... gerade beim Überarbeiten... mach einfach weiter, immer weiter, Technik und Stil... schreiben, schreiben, Leidenschaft und Disziplin...

Ich mochte die Anfangsfassung von dir einfach gerne, und wollte dann noch mal darin lesen, was sich so getan hat. Ich war dann enttäuscht, dass da gleich so viel verändert war.
vielleicht mache ich ja einen Text nur mit Wolkenfantasien :Pfeif:

Liebe Grüße
Isegrims

Und bitte: mach was mit deinen Texten
Das ist wie mit den Wolken. Schau sie dir an, saug sie auf, mach die Augen zu und hol sie in die deine Welt, indem du sie beschreibst...

 

, kann ich gar nicht, weil ich den Kopf in den Nacken werfe und den Blick steil zum Himmel richte.
Kommt die Figur des Hans guck in die Luft nicht aus der Nachbarschaft,

liebe Isegrims?,

aber auch ich hab mal Figuren hineingesehen und das nicht nur in den Wolken, auch in der Dämmerung im Wald um Zelt oder Kote und die Hunde haben mir später beigebracht, auf jede Änderung am Himmel zu achten. Aber wie dem auch sei, es ist eine ruhige, etwas andere Geschichte aus der Literatur der Arbeitswelt ... und ich hoffe, dass sie nicht autobiografisch sei. Aber so kann's gehn bei älteren Herren ...

Die Flüchtigkeit schwindet langsam dahin ... oder liegt es daran, dass ich seit Tagen verhindert bin (und dennoch die Kiste nächste Woche wg. Urlaub - ganz ohne Urlaubsschein, haha!- die Einöde suche. Mir ist da wurscht, ob Aprilwetter oder die Schafskälte oder der erste Herbststurm droht) und hinterherhinke?

Sei's drum, ein paar Flüchtigkeiten sind noch

Wir belügen uns, Wir sagen Ich,
Das zwote wir klein oder ein Punkt statt des Kommas, ähnlich hier
Einen Augenblick zögert sie und fragt „Warum?“
entweder Doppelpunkt oder warum klein.

, 1[,]70[...]cm groß,
(Körchengrößen kenn ich mich nicht aus, weiß nur Größe Spiegelei zu benennen ...)
Er hat mich überhaupt nicht gefragt, warum ich die Sachen kaufe?
Warum dann das Fragezeichen????
Ich trage ein[...]e enges Kleid,

Wie immer: Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Isegrimms,
ganz pauschal verwendest du für die kleine, gefällige Geschichte zu viele Wörter, die den Kern verdecken.

Ich löse meinen Blick für einen Moment und sehe sie, als schälte sie sich aus meinen Gedanken heraus. Sie trägt ein schwarzes, enganliegendes Kleid und eine große Sonnenbrille. Am Unterarm baumelt die Gucci-Tasche, die sie als Grund für ihren Kreditwunsch angegeben hat.
Hier täte Bescheidenheit in der Sprache dem Inhalt wohl. Es ist eine kleine Alltagsgeschichte mit philosophischen Tiefgang. Der Leser soll romantisieren, nicht der Schreiber.
Denn ein Sinn deiner Geschichte liegt in der Cloud, also im virtuellen Leben, im Wolkenkuckucksheim, in dem man aus lauter Dämlichkeit für eine S...-Gucci-Tasche Schulden macht, die man dann nicht bezahlen kann.
Wäre nicht der letzte Satz ...
Aber er steht ja da.
Was hat er gewonnen, der Banker?
Das Gutmenschentum, die Realität, eine Frau, einen Ungehorsam., eine Befreiung, eine Bindung, die Flucht aus der Welt der starren Zeichen in die Welt der Luftigkeit?
Ach, gebe es nur weniger Wörter.
Trotzdem: bravo
Fröhlichst
Wilhelm Berliner

 

Lieber Friedel Friedrichard

na ja, das mit den Wölkchen, all den Wattebäuschen lässt sich ja in diesem Sommer ganz gut machen und ist als Meditationsübung ausgezeichnet :)

aber auch ich hab mal Figuren hineingesehen und das nicht nur in den Wolken, auch in der Dämmerung im Wald um Zelt oder Kote und die Hunde haben mir später beigebracht, auf jede Änderung am Himmel zu achten.

Aber wie dem auch sei, es ist eine ruhige, etwas andere Geschichte aus der Literatur der Arbeitswelt ... und ich hoffe, dass sie nicht autobiografisch sei.
Literatur der Arbeitswelt, das klingt ja nach Karl Marx :)
Autobiografisch? Wolkenschauen ist cool, obwohl ich nicht Mitglied CWS bin :Pfeif:
Nacktbilder von mir gab's und gibt's nicht, Geldleihe, nö nö...

Die Flüchtigkeit schwindet langsam dahin ... oder liegt es daran, dass ich seit Tagen verhindert bin
äh: Konzentration und das schlechte Wetter sind Schuld... :D

Lieben Dank und viele Grüße
Super, dass du wieder mit "Kiste" hier anlandest
Isegrims

Hallo Wilhelm Berliner

mm über die Wörter, die den Sinn verdecken, muss ich nachdenken, ich habe bei dieser Geschichte ja eher geglaubt, dass ich zu wenige Wörter verwende und die wesentlichen womöglich etwas versteckt...

ganz pauschal verwendest du für die kleine, gefällige Geschichte zu viele Wörter, die den Kern verdecken.

Der Leser soll romantisieren, nicht der Schreiber.
kluges, kluges Wort

Denn ein Sinn deiner Geschichte liegt in der Cloud, also im virtuellen Leben, im Wolkenkuckucksheim, in dem man aus lauter Dämlichkeit für eine S...-Gucci-Tasche Schulden macht, die man dann nicht bezahlen kann.
kann man so lesen, unbedingt sogar...wenngleich auch der Wolkenschauer auf der Suche ist, ohne dass er einen Kredit aufnimmt...

Was hat er gewonnen, der Banker?
Das Gutmenschentum, die Realität, eine Frau, einen Ungehorsam., eine Befreiung, eine Bindung, die Flucht aus der Welt der starren Zeichen in die Welt der Luftigkeit?
all das hat er gewonnen, eine Art Befreiung...

Ach, gebe es nur weniger Wörter.
Trotzdem: bravo
dafür, für deine Zeit und für den tiefsinnigen Kommentar danke ich herzlichst
Isegrims

 

Hallo Isegrims

Es wurde schon einiges gesagt, ich fasse mich kurz.

Das habe ich schnell verworfen. Wir Menschen leben ohnehin in einer gedeuteten Welt, mit all unseren Illusionen und Träumen und glauben gleichzeitig fest an unsere Einzigartigkeit. Wir belügen uns, wir sagen Ich, Ich und Ich. Mehr als für Menschen interessiere ich mich für Wolken.

Er will die Namen der Wolken nicht lernen, weil wir eh schon in einer gedeuteten Welt leben. [Übrigens verbringt der Prot seine Zeit damit, die Wolken zu deuten, sieht ein Lächeln, Mäuse und andere Tiere, das ist nicht sehr konsistent, vielleicht ist nicht das Deuten sein Problem, sondern das Klassifizieren?]

Wir deuten also die Welt und dabei [Gedankensprung] irren wir uns häufig und dabei [Gedankensprung] glauben wir an unsere Einzigartigkeit. Wir sagen Ich und Ich. [Gedankensprung deshalb, weil Egozentrismus nicht dasselbe ist wie der Glaube an die Einzigartigkeit des Individuums oder des Menschen].

Das ist ziemlich zusammenhangslos. Willst du den Prota als jemanden darstellen, der eher assoziativ denkt? Dann würde ich das etwas später und dezenter machen, weil man das so früh im Text eher dem Autor anlastet.

Zur Geschichte: Ja, dagegen ist in der jetzigen Form irgendwie nichts einzuwenden, du hast diesen Gegensatz der beiden Figuren, der Perspektivenwechsel ist hier logisch und stimmig, du hast den Konflikt mit Hilfe einer interessanten Idee, das ist eigentlich alles gut.

Aber der Text wirkt auf mich zu sehr konstruiert. Nicht, dass die Geschichte unglaubwürdig wäre, sondern sie wirkt so, als sei sie am Reissbrett entstanden, mir ist das zu wenig organisch, ich spüre keinen Druck wirklich etwas von Bedeutung erzählen zu wollen, ich lese das eher als Gedankenspielerei ohne Dringlichkeit. Der Konflikt zum Beispiel ist ja nicht wirklich in den Figuren angelegt, der ergibt sich aus der Situation, der wird aber z.B. in der Wahrnehmung der Protagonistin schon im dritten Satz planiert („ich mag ihn“).

Der letzte Satz ist klasse, da schliesse ich mich an.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hi Thursday

irgendwie komme ich erst jetzt dazu auf deinen Kommentar zu antworten. Lieben Dank, dass du noch mal reingeschaut hast.

Warum nicht. Wolkenfantasien und daraus eine Geschichte.. vielleicht sprechen die Wolken sogar, und geben dem Prot Aufträge, oder.. der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt
gute Idee, vielleicht magst du ja selbst eine Geschichte draus machen. :Pfeif:

Und bitte: mach was mit deinen Texten
Das ist wie mit den Wolken. Schau sie dir an, saug sie auf, mach die Augen zu und hol sie in die deine Welt, indem du sie beschreibst...
mach ich! Ich liebe es Geschichten zu schreiben, gibt mir ein Glücksgefühl.
ja, oh ja :)

viele Grüße und einen schönen Sommertag
Isegrims

Lieber Peeperkorn

über deine Anmerkungen musste ich staunen und nachdenken.

Besonders darüber:

Aber der Text wirkt auf mich zu sehr konstruiert. Nicht, dass die Geschichte unglaubwürdig wäre, sondern sie wirkt so, als sei sie am Reissbrett entstanden, mir ist das zu wenig organisch, ich spüre keinen Druck wirklich etwas von Bedeutung erzählen zu wollen, ich lese das eher als Gedankenspielerei ohne Dringlichkeit.
Gerade das wollte ich: etwas von Bedeutung erzählen, etwas über die Welt, in der wir leben, die Menschen, die sich in ihr privates Wolkenheim flüchten, sich mit Dingen umgeben, die sie konsumieren, sich verlieren und auf das Wesentliche besinnen müssten...
Kleiner Exkurs zur Konstruiertheit: da gibt es eine ganze Menge Autoren, die mit ihrem großen Talent am Ende Geschichten machen, die zum Beispiel von tragischen Situationen auf Hausdächern handeln, die sie nächtlich besuchen, um sich dort zu verlieren, von Jagdunfällen und dergleichem, von Geschehnissen, die weit weg von der modernen Wirklichkeit stattfinden, die dann in einem effektvollen Finale ihren tränenreichen Höhepunkt finden. Das ist gut, das rockt, aber ist das nicht konstruiert, die Wiederholung ähnlicher Effekte? (Wir verstehen uns, du darfst das nicht als Angriff empfinden, bitte, ich stelle eine rhetorische Frage...)
Was ist konstruiert, wenn ich von Menschen schreibe, die meditieren oder Schulden machen?

Das ist ziemlich zusammenhangslos. Willst du den Prota als jemanden darstellen, der eher assoziativ denkt? Dann würde ich das etwas später und dezenter machen, weil man das so früh im Text eher dem Autor anlastet.
das ist ein Ich-Erzähler, der darf das, der muss nicht logisch sein und hat mit dem Autor gar nichts zu schaffen...

Der letzte Satz ist klasse, da schliesse ich mich an.
immerhin :) stimmt ja auch: wir haben alles...

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims

Kleiner Exkurs zur Konstruiertheit: da gibt es eine ganze Menge Autoren, die mit ihrem großen Talent am Ende Geschichten machen, die zum Beispiel von tragischen Situationen auf Hausdächern handeln, die sie nächtlich besuchen, um sich dort zu verlieren, von Jagdunfällen und dergleichem, von Geschehnissen, die weit weg von der modernen Wirklichkeit stattfinden, die dann in einem effektvollen Finale ihren tränenreichen Höhepunkt finden. Das ist gut, das rockt, aber ist das nicht konstruiert, die Wiederholung ähnlicher Effekte? (Wir verstehen uns, du darfst das nicht als Angriff empfinden, bitte, ich stelle eine rhetorische Frage...)
Was ist konstruiert, wenn ich von Menschen schreibe, die meditieren oder Schulden machen?

Das ist doch eine völlig andere Ebene. Mir geht es nicht um die Themenwahl, ich habe kein Problem damit, dass du von der modernen Wirklichkeit schreibst - so wie du ein Problem zu haben scheinst, dass ich Erinnerungen erzähle. (Du kannst übrigens nicht unterschwellig angreifen - "tränenreicher Höhepunkt", "weit weg von der modernen Wirklichkeit" etc. - und gleichzeitig behaupten, das sei kein Angriff, da kannst du relativieren, wie du willst. Sag doch, was Sache ist.)

Gerade das wollte ich: etwas von Bedeutung erzählen, etwas über die Welt, in der wir leben, die Menschen, die sich in ihr privates Wolkenheim flüchten, sich mit Dingen umgeben, die sie konsumieren, sich verlieren und auf das Wesentliche besinnen müssten...

Okay. Mein Punkt ist der, dass man das der Geschichte zu sehr ansieht. Du erschaffst Kunstfiguren, Schablonen, mit deren Hilfe du genau das zeigen kannst, so habe ich die Protagonisten wahrgenommen. Die Oberfläche, die Gucci-Taschen und feinen Anzüge, die kommt zur Geltung, so was hast du eh gut drauf.
Aber die Szenen, wo du dann das Unterschwellige, das Wesentliche ansprechen willst, die sind mir einfach zu glatt. Ich komm da nicht in die Figuren rein, spüre sie nicht. Wolken anschauen reicht für mich nicht, um zu sagen, aha, da ist mehr unter der Oberfläche.
Um den Vergleich mit Lost in Translation aufzugreifen, da sieht man Sehnsucht in Bill Murrays Augen, seine Verlorenheit, aber auch die Verlorenheit von Johansson wird spürbar, das braucht halt auch Zeit, da reicht nicht eine Szene oder eine Behauptung. Vielleicht, ja, dieses Sehnsuchtsvolle, das habe ich nicht mitgekriegt in deinem Text, dieses in die Wolken schauen ist mir zu abstrakt. Das meine ich mit konstruiert und unorganisch, das bezieht sich vor allem auf die Figuren. Sorry, so habe ich das wahrgenommen. Ich stelle da halt auch höhere Ansprüche bei deinen Texten.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hab ich vorige Tage, meine Vorgestern aus der schwächelnden Erinnerung, in der WAZ gelesen, dass HANDTASCHEN von GUCCI Anlageobjekte sind?

Mich würde im Falle der Realität interessieren, mit oder ohne Bonbon-Resten?

Was Frauen sich alles antun - da hilft auch kein Feminismus ... Da bleiben wir älteren Herren doch die richtigen Romantiker.

Tschüss

Friedel

 

Lieber Peeperkorn

schön, dass du dich noch mal gemeldet hast :Pfeif::thumbsup:

(Du kannst übrigens nicht unterschwellig angreifen - "tränenreicher Höhepunkt", "weit weg von der modernen Wirklichkeit" etc. - und gleichzeitig behaupten, das sei kein Angriff, da kannst du relativieren, wie du willst. Sag doch, was Sache ist.)
du schreibst großartig, überwältigend sogar, wir beide haben wahrscheinlich (mit Sicherheit) eine andere Idee von Literatur und von dem, was und wie wir schreiben möchten... diese Geschichte hat mich näher an meine Idee gebracht und deshalb verteidige ich sie so heftig...

Die Oberfläche, die Gucci-Taschen und feinen Anzüge, die kommt zur Geltung, so was hast du eh gut drauf.
so ist die Welt, in der wir leben und von dieser Welt schreibe ich, Dinge, wie eine Gucci-Tasche, die Innerlichkeit ersetzen...

Aber die Szenen, wo du dann das Unterschwellige, das Wesentliche ansprechen willst, die sind mir einfach zu glatt. Ich komm da nicht in die Figuren rein, spüre sie nicht.
mm, ich hoffte, dass das zwischen den Zeilen, in den Dialogen durchkommt, aber sicher: dazu bräuchte ich mehr inneren Monolog, mehr "Erinnerungen": wie es dazu kommt, dass er desillusioniert in die Wolken schaut und warum sie Gucci-Taschen kauft, der Text wäre doppelt so lang...durch eine solche Individualisierung würde aber auch etwas Menge verloren gehen: das Exemplarische meiner Figuren...

Um den Vergleich mit Lost in Translation aufzugreifen, da sieht man Sehnsucht in Bill Murrays Augen, seine Verlorenheit, aber auch die Verlorenheit von Johansson wird spürbar, das braucht halt auch Zeit, da reicht nicht eine Szene oder eine Behauptung.
1/3 des Textes besteht ja aus Dialog und die Geschichte ist ohnehin eher szenisch/filmisch aufgebaut... insofern hoffte ich, das durch die Dialoge zu erreichen...

Ich stelle da halt auch höhere Ansprüche bei deinen Texten.
ja, danke :)

liebe Grüße und einen guten Start in die Woche
Isegrims

Lieber Friedrichard

Hab ich vorige Tage, meine Vorgestern aus der schwächelnden Erinnerung, in der WAZ gelesen, dass HANDTASCHEN von GUCCI Anlageobjekte sind?

Mich würde im Falle der Realität interessieren, mit oder ohne Bonbon-Resten?

solange es nur Bonbonreste sind :)

In Zeiten des Negativzinses lohnt sich die Anlage in Kunst und Design bei erstklassigen Objekten :)

viele Grüße
Isegrims

 

Diesen Text habe ich vor einiger Zeit eingestellt, unausgereift, als Idee geboren, zügig umgesetzt.
Mit einigem Abstand und mehr Überlegung habe ich ihn jetzt überarbeitet - verbunden mit einem Experiment/Versuch: Rollenprosa zweier Figuren, umklammert von einem Erzähler.
Ich wäre sehr gespannt auf eure Meinung zum Text selbst und zu der Struktur.

 

Moin,

Isa,

den Text lesend hab ich die ganze Zeit drüber nachdenken müssen, wo ich eigentlich im Sommer 2016 war – bis es mir einfiel, zum ersten Mal mit dem kleinen, 2-jährigen Hagener Enkel an der Nordsee (mitsamt Eltern und Oma, wie sich das gehört) auf halbem Wege zwischen Emden und Norden, Greetsiel – einen größeren Kontrast zu Ffm. als dieses Fischerdörfchen, das inzwischen gelernt hat, von seinen Gästen zu leben, kann‘s gar nicht geben. Das Ende der Idylle ist aber abzusehen, wenn die Außenwelt. in einer Saison der geschäftige Tourismus im Örtchen überhandnimmt, die Kutter nur noch Attraktion sind wie jetzt schon die Windmühlen.

Zunächst fällt mir auf, dass die Einleitung ein Fünftel der Geschichte ausmacht, wollte schon als zu lang bezeichnen – und doch passt der Gegensatz zwischen Kastor und Pollux, den Zwillingstürmen und der Unterwelt, pardon, ihres Innenlebens und dem Wolkenkuckucksheim des modernen Hans-Guck-in-die-Luft – und recht hat er getan!

Aber warum kommt die Krise mit Frau Meisner – umso mehr, weil es die Wiederholung von vor zwo Jahre ist?

Gloria Meisner, 23 Jahre alte, 1,70[...]m groß, …
bei der Körbchengröße bin ich nicht so bewndert, kann mir aber ähnliches für

der dreitausend könnte ein Punkt nicht schaden
insgesamt 3000 €

Narürlich ist „riechen“ hier nicht falsch
Ihr Parfüm riecht nach Rosen und Zitronen gleichzeitig.
Der Geruch hat da eher eine unangenehme Seite (da denk ich nun nahezu gewohnheitsmäßig an einen Hund), aber unserm Helden ist der Geruch wohl eher angenehm – er kann Frau Meisner gut riechen, sicherlich nicht nur ihres Duftes wegen

„Nach was schauen Sie sich um? Nach Frauen?“[,] sagt sie, kichert wie ein Kind.

„Haben ie sich die Bilder angeschaut?“
„Sicher.“
„Und was haben Sie gedacht?“

Hier schaut wohl Rimbaud („voyelles“) vorbei
Die Parkluft riecht grün
riecht wahrscheinlich eher nach Grün?¡

Ich kann ihr unmöglich sagen, dass ich im Bett lag und Serien geschaut habe[,] statt hinzugehen.
(der Infinitiv erzwingt das Komma)

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hej @Isegrims ,

eine sehr gute Idee, alte Geschichten mit dem Wissen von jetzt zu überarbeiten. Wie oft habe ich mir das vorgenommen und wieder verworfen. Aus verschiedenen Gründen.

Seit einiger Zeit bin ich Mitglied in der Cloud Appreciation Society.

Ahh, ich erinnere mich noch an deine damalige Frage nach einem speziellen Hobby. (Ich hätte auch das gewählt). Weil ich nicht mehr weiß, wie du es zuvor gemacht hast - und es ja auch keine Rolle für mich spielt, finde ich die Einleitung, die Charakterisierung des Hans-Guck-in-die-Luft gelungen. (Für mich kann nicht zu lang erzählt werden ;)).

Mehr als für Menschen interessiere ich mich für Wolken.

Hab ich schon vermutet. ;) Und fühle mich damit n bisschen doof. „Bin ich selbst drauf gekommen“, sag ich zu mir.

Gloria Meisner, 23 Jahre alte, 1,70m groß, BH 75b,

Damit lässt sich’s rechnen, denke ich gemeinerweise.

Die pink lackierten Krallennägel vibrieren dabei, als wären sie Segel.

Echt jetzt? Herrje, wie lang sind die denn?

„Nichts. Sie sind hübsch, Frau Meisner. Ein Wolkenkind, dachte ich.“ Sie streicht über ihre Hände.

Spontan hab ich gedacht: Ein Wolkenkind, gehöre im Anschluss an die wR gedacht.

Er wird mir helfen, bin ich fast sicher.

Ich würde auf das ich verzichten können. Klingt dann geläufiger.

Papa und Mama sie im Mailbriefkasten finden, wie werden sie alle lachen und mit den Fingern auf mich zeigen.

Das glaub ich eher nicht. Sie würden nicht lachen. Sie wären entsetzt, vielleicht böse oder enttäuscht oder eben alles gleichzeitig. Aber sie würden sich sicher persönlich beteiligt fühlen und nicht über sich selbst lachen. Denk ich.

Manolo-Pumps (die mit den roten Sohlen),

Schlimm, dass ich das weiß? :shy:

Ach, schon reizend, diese Begegnung. Ein Märchen, irgendwie. Die Geschichte lebt aber von den Beobachtungen, Empfindungen. Hier kommt deine Sprache, diese leichte Verspieltheit sehr schön zum Tragen. Sie ist leicht und wattegleich, passend zu den Wolken.

Da ich mitgliedlos auch eine Wolkenbetrachterin bin, verzeihe ich Eduard seine Verträumtheit und auch, dass sie sich ineinander so ... grundlos verlieben, eben wie in einem Märchen. Ich drück ihnen die Daumen, dass ihre Unterschiede der Grund sein möge für eine schöne Zeit miteinander, denn ihre Wolkenguckerei erscheint mir schon eher weniger tief und verträumt, mehr staunend, weil sie ihr nie vorher aufgefallen sind. Das ist okay.

Der Tag Fantasy hätte mir gut gefallen, weil ich nicht glauben will, dass Geldleiher Nacktfotos von Geldnehmern machen und mit einer Veröffentlichung drohen.

Ein erneuter Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Der Tag Fantasy hätte mir gut gefallen, weil ich nicht glauben will, dass Geldleiher Nacktfotos von Geldnehmern machen und mit einer Veröffentlichung drohen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/un...ngen-nacktfotos-als-sicherheit-a-1124731.html

http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...der-als-sicherheit-fuer-kredite-14292460.html

Auch wenn es merkwürdig klingt, das gibt es. :rolleyes:

Ich antworte noch ausführlich auf deinen Kommentar, lieben Wolkendank und viele Grüße
Isegrims

 

Lieber Friedel,

die Wolken ziehen wieder, der Sommer endet und so kommt mir die Geschichte gerade recht, um in die rechte Stimmung zu geraten.

den Text lesend hab ich die ganze Zeit drüber nachdenken müssen, wo ich eigentlich im Sommer 2016 war
unabhöngig davon, ob ich noch weiß, wo ich im Sommer 2016 war.:confused:

Zunächst fällt mir auf, dass die Einleitung ein Fünftel der Geschichte ausmacht, wollte schon als zu lang bezeichnen – und doch passt der Gegensatz zwischen Kastor und Pollux, den Zwillingstürmen und der Unterwelt, pardon, ihres Innenlebens und dem Wolkenkuckucksheim des modernen Hans-Guck-in-die-Luft – und recht hat er getan!
eine Geschichte schafft eine Welt, das braucht Zeit:Pfeif:

Aber warum kommt die Krise mit Frau Meisner – umso mehr, weil es die Wiederholung von vor zwo Jahre ist?
siehe oben, die Wolken, schau aus dem Fenster:D

viele Wolkensonntagsgrüße
Isegrims

Liebe Kanji,

ich freue mich sehr über deinen Besuch, sehr willkommen, weil du doch ein paar der Fragen beleuchtest, weswegen ich diesen Text überarbeitet habe.

eine sehr gute Idee, alte Geschichten mit dem Wissen von jetzt zu überarbeiten. Wie oft habe ich mir das vorgenommen und wieder verworfen. Aus verschiedenen Gründen.
ich fand, das Thema hat Potential, es mit dem, was ich mittlerweile vermag, zu erarbeiten. Außerdem habe ich die Geschichte genutzt, um Scrivener auszuprobieren, außerdem möchte ich den Text weiterverwenden, in mein "Songbook" aufnehmen sozusagen.

finde ich die Einleitung, die Charakterisierung des Hans-Guck-in-die-Luft gelungen. (Für mich kann nicht zu lang erzählt werden ;)).
:Pfeif:

Hab ich schon vermutet. ;) Und fühle mich damit n bisschen doof. „Bin ich selbst drauf gekommen“, sag ich zu mir.
ja, danke, gestrichen!

Echt jetzt? Herrje, wie lang sind die denn?
ein bisschen Metaphorik, so sieht der Erzähler das, und das darf er.

Spontan hab ich gedacht: Ein Wolkenkind, gehöre im Anschluss an die wR gedacht.
Eduard spricht und antwortet auf die Frage Glorias.

Das glaub ich eher nicht. Sie würden nicht lachen. Sie wären entsetzt, vielleicht böse oder enttäuscht oder eben alles gleichzeitig. Aber sie würden sich sicher persönlich beteiligt fühlen und nicht über sich selbst lachen. Denk ich.
Gloria hat ja nicht gerade viel Selbstbewusstsein, deshalb befürchtet sie, ausgelacht zu werden.

Schlimm, dass ich das weiß? :shy:
gestrichen:D

Hier kommt deine Sprache, diese leichte Verspieltheit sehr schön zum Tragen. Sie ist leicht und wattegleich, passend zu den Wolken.
dankeschön

ch drück ihnen die Daumen, dass ihre Unterschiede der Grund sein möge für eine schöne Zeit miteinander, denn ihre Wolkenguckerei erscheint mir schon eher weniger tief und verträumt, mehr staunend, weil sie ihr nie vorher aufgefallen sind.
beide füllen ihre innere Einsamkeit miteinander. Warum sollten sie keine Chance haben?

Heute zeigen sich die Wolken, im Norden, im Süden, nehmen Gestalten an. lohnt sich, einen Blick draufzuwerfen
viele Grüße aus dem Wolkenmorgen
Isegrims

 

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