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Wohnst du noch, oder lebst du schon?

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27.05.2016
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Wohnst du noch, oder lebst du schon?

Eddie biss sich auf die Lippe, als die Tür ins Schloss krachte, weil er wusste, was ihm für seine Unachtsamkeit blühte. Er überlegte noch, wieder umzudrehen, wurde aber sogleich von seiner gereizten Freundin empfangen.

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Tür leise schließen sollst, wenn kein Licht mehr brennt?“, murrte Lisa.
„Selbst wenn alle Lampen an wären, könnte ich das durch das Fenster nicht erkennen, weil mich die Abendsonne blendet. Ist dir klar, dass es gerade einmal zwanzig Uhr ist? Du verschlä...“
„Müsste es dann nicht auch zu früh für eine Fahne sein?“
Eddie ließ Lisa stehen, ging in Richtung Küche, biss ein Bier auf und öffnete die Balkontür. Er hakte den provisorischen Verschluss ein, drehte sich eine Zigarette und klopfte noch vor dem Entzünden an das Glas, um den Blick seiner Freundin auf die langsam fallende Sonne zu lenken. Lisa fragte durch den Spalt, ob sie sich zu ihm setzen dürfte, er verneinte und verwies darauf, dass er Zeit für sich brauche. Deutlich später, als er reinging, schlief sie bereits wieder.
„Hörst du mich?“, wollte Eddie wissen, während er mit dem Handrücken über ihren Arm fuhr, dessen Härchen sich aufrichteten. „Hmm“, schmatzte sie und zog die Decke ans Kinn.
„Mach mit mir, was du willst. Ich bleibe einfach so liegen.“
Der Bewegung in seiner Hose zum Trotz verließ er das Schlafzimmer und setzte sich auf die Couch. Früher hatte Lisa noch gesagt, er solle sich nicht so hinfläzen, heute saß er da zusammengekauert, rauchte Zigarette um Zigarette und starrte auf die flimmernde Glotze. Ein vermeintlicher Terroranschlag hier, ein Verkehrsunfall da.
Am nächsten Morgen schritt Lisa fröhlich durch das Wohnzimmer, gab Eddie einen Kuss auf die Wange und wunderte sich darüber, dass er schon wach war. Sie tauschte die Bierflaschen und das Whiskyglas gegen eine Tasse schwarzen Kaffee.
„Du hast Ohren wie ein Luchs, kriegst alles mit, was du mir vorhalten kannst, aber dass ich überhaupt nicht geschlafen habe, kommt dir nicht in den Sinn, oder was?“
„Meine Güte, hast du vielleicht eine Laune. Na dann erzähl mal, du alter Miesepeter.“
„Scheiße, wo soll ich denn anfangen? Vielleicht damit, dass sich ein Mensch, der im Begriff ist, ein anderes Lebewesen zu überfahren, lieber darauf konzentriert, die Hupe zu betätigen, anstatt mit aller Macht den Unfall zu verhindern! Fuck, das ist doch krank.“
„Herrje, hast du schlecht geträumt? Leg dich besser hin, mein Schatz, ich muss jetzt zur Arbeit.“
Ein verzweifelter Aufschrei erstickte in dem hellblauen Sofakissen.

Eddie saß auf der Dachschräge, als Lisa nach Hause kam. Sie ging auf den Balkon, klammerte sich an dem Geländer fest und schaute besorgt nach oben. Ob er lebensmüde sei, fragte sie mit leiser Stimme, die den Vorwurf nicht kaschierte.
„Du weißt doch gar nicht, was es heißt, des Lebens müde zu sein“, pfiff es von oben hinunter. In einem verächtlichen Ton, den Lisa partout nicht duldete. Ihr war danach, das Bett mit der bestickten Wäsche zu beziehen, die sie im Internet entdeckt hatte. Das Motiv würde Eddie gewiss gefallen. Schäfchen, die nicht auf und ab wanderten, sondern dösend beieinander lagen und die Beständigkeit genossen, die ein Eigenheim bot, während die Freiheit bedeutete, jene Sicherheit aufgeben zu müssen, für die man bisher gelebt hatte.
Der Gedanke an das morgige Frühstück, bei dem die Padmaschine erstmals zur Geltung kommen würde, ließ Lisa zufrieden in den Schlaf finden. Sie zog noch in Erwägung, Eddie einen Zettel zu schreiben; falls er wieder so früh aufstehen sollte, könnte er ja den Karton nach unten tragen und dann zerstückelt in die Papiertonne werfen. Ein Herz in ihrem Kaffeeschaum wäre auch schön.

Lisa war nicht ansprechbar, als er den Rucksack ans Bettgestell lehnte, und doch begann er, sich zu rechtfertigen. Für ihn war es weniger eine Rechtfertigung als die Möglichkeit, sich dessen zu erleichtern, was gefühlte Ewigkeiten lang sein Gepäck war. Seinen Freunden, Bekannte traf es wohl eher, hatte er sich nie anvertraut, er hätte gekonnt, wollte aber nicht. Was Lisa anbelangte, durchbohrte ihn die andere Seite des Spießes, und obwohl er es leid war, auf taube Ohren zu stoßen, fühlte er sich dazu verpflichtet.
Sie erwachte vorübergehend aus ihrer Trance, verfiel ihr aber umgehend wieder, nachdem das Fernweh zur Sprache kam. Zwanzig Minuten später verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Stirn.

... Dass ich gehe, ohne zu stocken,
durch die noch schlafende Stadt hinaus ins Land. - Dylan Thomas

Die Angst, nicht bereit für den Aufbruch zu sein, schwand, als die Häuser fremder wurden, und wann immer sie ihn wieder einzuholen drohte, erinnerte er sich daran, wie befreiend es sich angefühlt hatte, die verlogene Fußmatte in den Mülleimer zu werfen. Dort, wo er jetzt war, und wirklich nur dort, fühlte er sich tatsächlich willkommen. Irgendwo im Nirgendwo und immer in Bewegung. Lang genug hatte er gerastet, jeder Schritt war nötig, um an den rostigen Ketten zu rütteln.
Eddie notierte, was ihn unterwegs bewegte, und freute sich, das einst dafür gekaufte Büchlein endlich füllen zu können. Oh, er hatte allen Grund zum Schreiben. Die inneren Monologe zogen sich über etliche Seiten, hielten fest, wie aus Freude Kampf wurde und daraus wiederum Stolz. Das durchnässte Papier erinnerte aufgedunsen daran, dass nicht auf jeden Regen eine Traufe folgte.
Er ließ Weiden und Berge hinter sich, erreichte die Küste und verewigte seine Spuren im Sand. Für den Moment, der kostbarer war als die Lüge der Ewigkeit. Die Möwen lachten ihn nicht aus, sondern mit ihm, und doch betrübte ihn ihr Anblick. Was war ihre Freiheit schon wert, wenn sie nichts damit anzufangen wussten. Aneinander gebunden, die Schar niemals verlassend und auf den kollektiven Hunger wartend. Die eigenen Triebe waren leichter zu befriedigen, wenn einem nicht jene der anderen in die Quere kamen. Eddie wollte den Möwen zurufen, dass sie sich nicht auf den nächstbesten Futterplatz stürzen, sondern Ausschau halten sollten nach dieser einen Stelle, an der etwas viel Süßeres auf sie wartete. Vielleicht würden auch sie herausfinden, dass es der Weg selbst war, der am meisten bereithielt für Triebgesteuerte und Getriebene wie sie und ihn.
Lachend schmeckte er das Salz auf seinem bisherigen Höhepunkt, der Mitte des Klippenpfades, und steckte sich einen Grashalm in den Mund. Hinter ihm die Schafherde, die seine Ankunft in Bewegung versetzt hatte, und vor ihm das peitschende Meer.
Der Pfad stieg an, um anschließend wieder zu fallen, und die Sicht auf die Strandabschnitte am Fuße der Klippe wurde durch das krausgewachsene Efeu erschwert, das an den Felswänden wucherte. Eddie musste sich weit nach vorne beugen, um zu erkennen, was da unten unbeholfen in Richtung Schatten robbte. Das Seehundjunge quiekte herzzerreißend, während es auf und ab wippte. Eddie wollte auf die Mutter des Kleinen warten, freute sich, als dann die Kegelrobbe an Land gespült wurde, und schrie kurz darauf entsetzt, was diese aber nicht daran hinderte, das Junge zu fressen.
Hier konnte er nicht bleiben, er musste weiterziehen und wusste, wo es hingehen sollte. Auf einer Scholle oder abgelaufenen Sohlen gen Norden.
Der Ruf Alaskas hatte sich zu gedulden, vorerst zog es Eddie nach Skandinavien. Dänemark ließ er bewusst aus, schließlich galt seine Sehnsucht der Einsamkeit, der stillen Natur, die er sich allerdings unberührter erhofft hatte. Es widerte ihn an, in den abgelegensten Gebieten gerodete Wälder vorzufinden und über tote Füchse zu stolpern. Wie konnte sich der schwedische König bloß dafür feiern lassen, von einem Hochsitz aus auf Elche zu schießen? In Hunneberg. Was Attila wohl dazu gesagt hätte ... Warum ließen es die Tierschutzorganisationen zu, dass der Wolf in Norwegen nahezu vollständig ausgerottet wurde?
Wahrscheinlich war es sein Trotz, der ihn zur Huskyfarm führte. Er wollte zumindest dem nächsten Verwandten des Wolfs nahe sein. Auf dass wir uns unseren Wurzeln nähern, notierte Eddie versöhnlicher Dinge nach seiner Ankunft.

Die Arbeit, die er auf der Huskyfarm verrichtete, ließ keinen Platz für zermürbende Gedankengänge, weil sie ihn von früh bis spät forderte. Nach der morgendlichen Fütterung der Hunde genoss er die einzigen Minuten des Tages, die ihm gehörten. An Seiten von Che, seinem Lieblingshund, der ausgeführt werden musste, weil er ob seiner Unverträglichkeit mit den anderen Hunden nicht in den Zwingern gehalten werden konnte.
Kaum erreichten sie den zugefrorenen Acker, löste Eddie die Leine vom Halsband und nickte Che einverstanden zu. Fünfundvierzig Kilogramm pures Leben schnellten zum Ufer des Fjordes - wie ein Blitz, beinahe graziös. Eddie folgte ihm gemächlich und verschwendete dabei mehrere Streichhölzer, bis es ihm gelang, die Zigarette zu entzünden. Zu feucht die Luft, zu stark der Wind. Anschließend rotzte er den Klumpen Snus in den Schnee, rauchte auf und pfiff nach Che, der sofort herbeieilte. Eddie blickte ihm tief in die Augen und erkannte alles, was Menschen an Hunden so schätzten, einem Wolf jedoch nie in den Sinn käme. Er hatte ihn trotzdem gerne, seinen Che, und gönnte ihm noch einige Minuten Herumtollen in Habtachtstellung.
Die beiden näherten sich der Huskyfarm, und Che begann zu bellen wie ein Schäferhund, zog unermüdlich an der Leine und guckte sein Herrchen in spe mit braunen Knöpfen an, die fragten, ob er losschießen dürfe, um die Eindringlinge zu stellen. Für Eddie war dieser Blick nichts Neues, er kannte diesen Gehorsam, war sich aber nicht sicher, wie er dazu stand. Einerseits genoss er es, dass man ihn für wichtig hielt, andererseits verabscheute er die Unselbstständigkeit seiner Weggefährten. Er beugte sich zu Che, beklopfte seine Flanke, flüsterte, dass alles gut sei, und dachte dabei an Lisa, die jetzt eigenhändig die Glühbirnen auswechseln musste. Sie würde sich wohl eine Leiter kaufen müssen, um an die Bücher in den oberen Regalen zu kommen. An seine Bücher.

Die Eindringlinge holten Taschen aus einem schwarzen Van, entpuppten sich aber schnell als Gäste der Huskyfarm. Solche, für die Arvid, Eddies Chef, gerne einen gehäuteten Elchkopf an das Ufer legte, um Adler anzulocken. Statt eben jene, die Schlittenhunde, Elche und Wale wirklich zu erleben, kamen die Touristen in erster Linie, um die Erlebnisse fotografisch festzuhalten. Diese Armleuchter wussten doch gar nicht, was es hieß, ein Tier zu schlachten, um andere Lebewesen ökologisch sinnvoll zu ernähren, obwohl man selbst auf Fleisch verzichtete. Auch Eddie fiel es schwer, eine erschossene, eine erlöste Sau von dem nächstgelegenen Bauernhof abzuholen, weil diese von den anderen Schweinen nicht akzeptiert worden war. Doch was sollte er tun, dachte er sich, als er den Elchkopf auf den von den Wellen genässten Steinen positionierte.
Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn beinahe die Portion Snus verschlucken, die er sich gerade von der hinteren Oberlippe geleckt hatte. Er spuckte hastig aus, drehte sich um und blickte in ein fremdes Gesicht.
„Hi, ich bin Hedda, du hast mir vorhin die Tasche abgenommen.“
Eddie nickte und zog den Drehtabak aus seiner Innentasche.
„Danke nochmal für die Spikes, sonst wäre ich bestimmt ausgerutscht ... Ich wollte nur kurz sehen, ob mir ein gutes Foto von den Polarlichtern gelingt, habe aber leider ...“
„Dein Stativ vergessen? Dann brauchst du das gar nicht versuchen. Ich bin übrigens Eddie.“

Zum Abendessen, das Besitzer, Angestellte und Gäste gemeinsam einnahmen, wurde neben dem Elch- auch Lammfleisch serviert; Eddie begnügte sich mit Kartoffeln und Kohl. Von dem Nachtisch, zuckersüßem Rømmegrøt, sah er ebenfalls ab. Alle redeten wild durcheinander, freuten sich, beieinander zu sein, gaben die raue Natur, die Idylle der Einsamkeit, für die sie angeblich hergekommen waren, bereits nach wenigen Stunden wieder auf. Eddies Blick schwankte zwischen Hedda und dem Bierglas, das er sich anzuheben ärgerte, weil dann der Untersetzer zum Vorschein kam, der an die Fußmatte erinnerte. Ihn konnten der darauf abgebildete Kamin und die kuscheligen Socken nicht trügen. Wie es Lisa wohl gerade ging?
Eddie wollte sich Che schnappen und gehen. Davonwandern. Jenen, von Dante beschriebenen Himmel aufsuchen, den er hier zu finden gehofft hatte. Zwischen den Wolken hatte es während seiner Anwesenheit ständig gebrannt, drum schien er nicht zu den Seligen zu gehören, doch fühlte er sich verpflichtet, weiterhin Ausschau zu halten - nach seinem Feuerhimmel, an den per se keine Erwartungen geknüpft werden konnten.

Zum ersten Mal seit Monaten hörte Eddie eine Stimme aus der Heimat. Er erzählte seinem Bekannten von Hedda, dieser fragte, wo sie zueinander gefunden hatten. In dem Lávvu der Huskyfarm, aus Rentierhaut, von Eddie gebaut. Der Mann am anderen Ende der Leitung glaubte, sich verhört zu haben, meinte, die Rede musste von Tinder sein, weil Lovoo längst aus der Mode war. Eddie hatte keine Ahnung, wovon sein Bekannter sprach, und war froh, in Nordnorwegen zu sein.

„Schatz, du musst aufstehen. Unsere Schicht beginnt in zwanzig Minuten.“
Er vergrub seinen Kopf in dem Kissen, roch den Fisch, der sich auch nach mehreren Duschen nicht abwaschen ließ, und schimpfte ein verschlafenes „gleich“ hervor.
„Ich gehe schon runter zum Markt, denkst du bitte daran, den Stecker der Kaffeemaschine zu ziehen?“

 
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Hallo peregrina,

es freut mich wirklich sehr, dass du dir so viele Gedanken zu meiner Geschichte machst und sogar deinen Mann daran teilhaben lässt. Er scheint da ähnlich gestrickt zu sein wie ich ...

Dass ich mit dem Titel einen Bogen nach Schweden schlage, ist ein netter Bonus, aber keinesfalls ausschlaggebend für meine Wahl.
Das "Wohnen" scheint nicht nur für dich irreführend zu sein. Ich verstehe das, wirklich, schließlich impliziert der Slogan ja eigentlich die Notwendigkeit eines schöneren Wohnens. Nur habe ich da nie drüber nachgedacht, sondern immer nur das gesehen, was ich sehen wollte, und das ist halt der Gegensatz zwischen wohnen und leben. Die dazwischenliegenden Welten, die Eddie sieht, was ich auch durchaus nachvollziehen kann.

Stand jetzt hänge ich zu sehr an meinem Titel, danke dir aber trotzdem ganz herzlich und behalte deine Meinung im Hinterkopf.

Dein Lob freut mich und deine Anregung zum Untersetzer ist sehr hilfreich. Es muss etwas konkretes her, das den Untersetzer "ziert", was genau, überlege ich mir noch.

Liebe peregrina, deine Worte weiß ich sehr zu schätzen, nehme sie als das, was sie sein sollen, und hoffe, meine Antwort lässt dich nicht ganz unbefriedigt zurück.

Herzliche Grüße an dich (und auch an deinen Mann)

***

Liebe/r Sommerdieb,

danke für die erneute Auseinandersetzung mit meiner Geschichte. Ich lasse mir das alles nochmal durch den Kopf gehen.

Auf die überarbeitete Version deiner Geschichte, die ich übrigens gerne gelesen habe, freue ich mich.

Liebe Grüße

***
Friedrichard

Lieber Friedel,

das Komma ist an sich entbehrlich, ja, drin bleiben darf es aber trotzdem, denn damit möchte ich nochmal bzw. gleich zu Beginn andeuten, dass sich wohnen und leben aus Eddies Sicht, zumindest in dieser Phase seines Lebens, widersprechen. Um zu wohnen, muss man am Leben sein, aber andersrum ist's ja nicht so.

Recht hast du, dass unser Held kein Che ist. Eigentlich ist er auch gar kein Held, sorgt er sich doch nicht um die Welt, sondern ärgert sich nur darüber, nicht mehr auf das zu stoßen, was er sich von ihr erhofft hatte. Ganz schön egoistisch, der Eddie, und doch fühle ich mit ihm.

Liebe Grüße

***

Hallo Kanji,

es freut mich sehr, dass Layne dich erreichen konnte. Wie wahr, gut geht's einem nicht, wenn man seinen traurigen Tönen lauscht. Ist man aber ohnehin nicht bester Laune, gibt's fast nichts schöneres, als die eigene Stimmung von seiner Musik untermalen zu lassen.

Offshore hat nicht unrecht, mit dem, was er sagt, und ich bin froh, dass du deinen Standpunkt nochmal erläutert hast. Vielleicht können wir ja jetzt einen Cut machen.

Bis bald und liebe Grüße.

***

Liebe Rotmeise, vergessen habe ich dich nicht, brauche aber noch ein Weilchen, bis ich angemessen auf deinen tollen Kommentar eingehen kann.

***

Seid bedankt und gegrüßt,
JackOve

 
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Ihr Lieben,

was haltet ihr von der Idee, den Titel einfach umzudrehen. "Lebst du schon, oder wohnst du noch" würde meine Absicht genauso gut, vielleicht sogar besser ausdrücken. Im besten Fall könnte sich der Leser von dem Gedanken an Ikea befreien, im schlechtesten könnte die Assoziation aber auch verstärkt werden.

Was meint ihr, pantoholli, Friedrichard, peregrina, Sommerdieb, Kanji und Rotmeise?

Herzlichst,
JackOve

 

Hallo Jack -

Du fragst,

was haltet ihr von der Idee, den Titel einfach umzudrehen[?]

Wenn schon nicht „nix“, so doch wenig. Gilt zumindest für mich. Denn -

was änderte sich dadurch an der Satzaussage vor allem aber an der Unterstellung, die das Original von Kamprad & co. vorgibt? Um zu wohnen, musstu zumindest lebendig sein. Ein unbeseelter Körper wohnt so wenig, wie er lebt. „Leben“ ist auf jeden Fall umfassender als das Verb „wohnen“. Auch ein Obdachloser lebt, sein Girokonto schützt ihn aber nicht davor, dass er im Regen steht. Er lebt also nicht ganz so gut wie der Behauste. Und selbst der Tramp oder Beatnick “on the road“ pflegt Ge-wohn-heiten, selbst wenn er keine Wände um sich haben kann/will.

Selbst in „Walden“ wird gewohnt unter einfachsten Bedingungen, wenn auch nicht in Sperrholz. Nur eines darf Eddie so wenig als sein Schöpfer vergessen, dass Thoreau auch eine Pflicht zum zivilen Ungehorsam formuliert hat und wusste, dass er nicht nur von der Obrigkeit schief angeguckt wurde.

Wer anders lebt, wird dem/den andern fremd.

Das einfachste wäre, Kamprad & co zu ignorieren – vor allem aber die Unterstellung, die in seinem Slogan lauert. Eine schwedische Mandeltorte schmeckt gleichwohl nicht schlecht,

sagt der Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 
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Liebe Rotmeise,

jetzt wird es aber Zeit, auf deinen tollen Kommentar zu antworten, für den ich mich vorab schonmal bedanken möchte.

"Ärgern" bzw. in die Irre führen möchte ich meine Leser eigentlich nicht, zumindest was diesen Titel anbelangt. Das "enttäuschen" ist Ansichtssache, denke ich, verstehe deine Anmerkung aber, gerade in Bezug auf Lisa, und denke darüber nach, die Geschichte aus der Sicht von Eddie zu beginnen. Das wäre wahrscheinlich wirklich sinnvoll. An dieser Stelle auch nochmal Danke an Kanji und Sommerdieb. Die Perspektivenwechsel werden allerdings bestehen bleiben. Ob in dieser Form, wird sich zeigen, zum jetzigen Stand ist das wahrscheinlich.

Das Schubladendenken trifft mich schon ein bisschen, obwohl das ja nur schwer von der Hand zu weisen ist. Ich habe das Bild zweier grundverschiedener Lebenspartner zu zeichnen versucht, und bin dabei bewusst ins Extrem gegangen. Ich will mich gar nicht rausreden, schließlich kann ich mittlerweile verstehen, warum Kanji "sauer" wurde, dass Lisa "so" und Eddie eben "so" dargestellt wurde.
Ich wollte die Beziehung in Momentaufnahmen zeigen, darum ging's mir. Eddies Unglück visualisieren. Wie Lisa und er zueinander gefunden haben, wie sich die Charaktere in die jeweilige Richtung entwickelt haben - all das ist spannend, ja, aber darauf zielt meine Geschichte nicht ab. Bewusst.

Anders ist es bei Eddies Wanderung, die dir zu kurz ist. Völlig zurecht. Ich weiß nicht, um wie viele Etappen ich sie erweitern werde, aber ein bisschen mehr sollte ihm vergönnt sein, da gebe ich dir gerne recht. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass seine Enttäuschung über die Eindrücke nicht in den Hintergrund rückt. Diese Eindrücke werde ich bei der gründlich(er)en Überarbeitung versuchen mehr zu zeigen. So werden sie dem Leser ja einfach an den Kopf geworfen, wie richtig erkannt wurde.

Den "Handrücken" habe ich ja schon gekauft (wundere dich nicht, die Überarbeitung folgt noch), das schlafende "wieder" nehme ich auch und dank dir wird nicht mehr "ausgetauscht". Das "aus" bleibt aus. Was die neunzig Minuten angeht, wird einer der beiden Vorschläge von Sommerdieb befolgt. Gut, dass du mich nochmal darauf aufmerksam machst. Dem Che werde ich wohl noch (mindestens) eine weitere Zigarettenlänge gönnen. Beim Untersetzter fehlt ein Bild, ja, das werde ich, wie bereits angekündigt, nachreichen. Mal schauen, was meine Vorstellungskraft da so hergibt, denn dergleichen kommt mir nicht in die Wohnung. :D
Heddas (aller)erster Auftritt ist tatsächlich zu erklärend. Da lasse ich mir was einfallen.
Du siehst, dein Gespür ist mir eine große Hilfe.

Mit etwas Kreativität kann ich "Hmm" schmatzen und werde das auch so lassen, denke ich. Lisas leise Stimme, als "ihr Liebster" auf dem Dach sitzt, wahrscheinlich auch.
Eddies Gedanken zu Verkehrsunfällen möchte ich definitiv beibehalten. Dieser Satz schwebt mir schon so lange im Kopf rum ... Auch wenn er unvermittelt daherkommen mag.
Beim "Snus" weiß ich nicht, wie ich das verständlicher zeigen könnte. Den Tabak klemmt man sich halt hinter Ober- oder Unterlippe.
Das Ende möchte ich ebenfalls nicht ändern. Mir gefällt das, wenn man (hoffentlich) selbst darauf kommt, wo die beiden nun sind. Und wenn nicht, bleibt doch die Erkenntnis des unabdingbaren Alltags, und das ist das, was zählt.

Zu den Loben und den Gedanken, die du dir zu betroffenen Textstellen gemacht hast, kann ich mich eigentlich nur vor dir verneigen. Ich fühle mich verstanden und bin sehr froh, dass ich dich damit erreichen konnte. Mehr als das, beinahe wirkt es, als hättest du mir beim Schreiben in den Kopf geschaut.

Ich danke dir ganz herzlich und hoffe, dich beim nächsten mal wieder mehr berühren zu können.

Die liebsten Grüße,
JackOve

***

Danke für deine Meinung, lieber Friedrichard, die du erneut und gut begründet mit mir teilst. Sei bedankt und sieh's mir bitte nach, dass ich so knapp darauf antworte. Ich bin mir (fast) ganz sicher, den Titel so zu lassen, wie er ist.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo JackOve,

ich hab die Kommentare nur überflogen. Da du eine Menge Lob abgegriffen hast, verschmerzt du hoffentlich auch einen weniger begeisterten Kommentar. :baddevil:
Was wirklich gut ist, ist der Anfang. Da ist Konflikt, da reibt es sich, da sind zwei Welten, die entweder miteinander in Einklang kommen, oder aneinander zerbrechen.
Ab dem zweiten Drittel erlahmt die Geschichte in meinen Augen. Für mich ist da zu wenig Konflikt, fehlt mir der treibende Faktor, etwas, mit dem ich mitleiden oder -fiebern kann.
Für mich ist der Prot ein ziemlicher Lappen, der mir mit seiner selbstgerechten Art auf die Nerven geht. Ich hoffe, du wolltest den so zeichnen. Nehmen wir an, es ist so. In welche Richtung soll es mich als Leser führen? Bei mir bleibt der Kerl auf der weinerlichen Ebene hängen. Will Freiheit, kommt mit der Freiheit nicht klar. Er ist zu Beginn unzufrieden und ist es auch am Ende. Was mir fehlt, ist die Entwicklung dazwischen. Es müsste wenigstens ein Hoch geben, wo man mit aufsteigt, um den Absturz erleben zu können. Mitgefühl, Trauer, von mir aus auch Jubel. Aber das lese ich nicht, es bleibt konstant. Und dann ist die Geschichte zu Ende. Mein erster Gedanke: Lisa hat Glück, das diese Pfeife weg ist.

Gut geschrieben ist die Geschichte trotzdem. Da ist mir nix ins Auge gesprungen, was ich monieren möchte.

Grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

dein Nick würde Eddie bestimmt gefallen. :)
Klar verschmerze ich deinen Kommentar, so(o) schlimm war's ja gar nicht, schließlich lobst du das erste Drittel und die Sprache, was mich sehr freut.
Deine Anmerkungen zum Rest sind gut begründet und Teile davon werden bei der Bearbeitung berücksichtigt. Gerade was den fehlenden Höhepunkt angeht, stimme ich dir zu. Ich habe mir überlegt, die Wanderung etwas auszubauen. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass sich Eddie gegen das Glück wehrt, obwohl er auf mancher Ebene bewusst Kurs auf's Unglück nimmt, und darum werde ich ihm das ein oder andere "Highlight" gönnen. Herausarbeiten, wie er sich fühlt, während er in Bewegung ist und der gesuchten Freiheit einen Schritt näher kommt. Inspiration habe ich genügend, sowohl von eigenen Wanderungen als auch von den Werken bedeutender Künstler. Die Liste ist lang, Hölderlin, Rousseau oder Espedal, um mal drei Beispiele zu nennen.

Würde mich freuen, wenn du nach erfolgter Überarbeitung nochmal reinschaust. Vielleicht nimmst du Eddie dann ja nicht mehr als "ziemlichen Lappen" wahr, denn als solchen wollte ich ihn keineswegs zeichnen. Als jemanden, der an der Realität verzweifelt und sich nur schwer zu helfen weiß bzw. nicht gerade den stärksten Charakter hat, hingegen schon.

Ich danke dir für deinen Kommentar!

Liebe Grüße,
JackOve

 

Herausarbeiten, wie er sich fühlt, während er in Bewegung ist und der gesuchten Freiheit einen Schritt näher kommt. Inspiration habe ich genügend, sowohl von eigenen Wanderungen als auch von den Werken bedeutender Künstler. Die Liste ist lang, Hölderlin, Rousseau oder Espedal, um mal drei Beispiele zu nennen.

Ja, das passt zum Namen weltenläufer,

lieber Jack -

und ich möcht die Liste um den Fußgänger Seume erweitern, der durch Skandinavien und Russland lief, dessen berühmtestes Werk aber, der Spaziergang (!) nach Syrakus die Aussage enthält, dass nur der aufrechte Gang dem Menschen angemessen sei, weshalb dieser frühe Wandervogel (mit deren Ideologie er aber nix gemein hätte, hätte er sie denn erleben können) auch ungern ritt oder die Kutsche benutzte. Unter ihm wäre kein Scheich reich geworden, außer im Sklavenhandel und der Viehzucht.

Gruß

Friedel

 

Hej JackOve,

bis auf das "im Bett stehen" hat mir der Anfang gefallen. Zumindest kommt die Geschichte mit Schwung daher.
Der lässt dann aber leider auch ganz fix wieder nach.

Selbst wenn alle Lampen an wären, könnte ich das durch das Fenster nicht erkennen, weil mich die Abendsonne blendet.
Das find ich unverständlich. Welches Fenster? Befindet sich eins in der Tür oder sieht man das von der Straße aus?
Ist das mit der Abendsonne ein Scherz? Oder soll mir das suggerieren, dass die irgendwo am Äquator wohnen?
Überhaupt: :susp: Warum argumentieren die so?

während er mit der Rückhand
Tennis?

dessen Härchen sich aufrichteten
Spürt er oder sieht er es? Ich stelle mir die Situation im Dunklen vor und find's unwahrscheinlich, wie der das wahrnimmt. Erst recht, weil er nicht der begnadete Aufmerksamkeits-Fanatiker zu sein scheint, der er dazu sein müsste.

Der Bewegung in seiner Hose zum Trotz
Auf mich wirkt das ungewollt schief, weil eine "Bewegung in der Hose" das, was auch immer da in seiner Hose passiert mit Worten klein hält. Danach hat das "zum Trotz" praktisch keinen Wert mehr.

Früher hatte Lisa noch gesagt, er solle sich nicht so hinfläzen, heute saß er da zusammengekauert
Da fehlt etwas.
" ... heute saß er da zusammengekauert, und sie schwieg dazu" - oder "früher hatte Lisa mit ihm gemeinsam ferngesehen und dabei noch gesagt ... "

„Du hast Ohren wie ein Luchs, kriegst alles mit, was du mir vorhalten kannst, aber dass ich überhaupt nicht geschlafen habe, kommt dir nicht in den Sinn, oder was?“
Hier fehlt mir auch etwas. Ich finde, der darf natürlich schon gereizt und mies drauf sein, aber mir fehlt trotzdem der noch so winzig kleine Anlass dazu, das rauszulassen.
Zumal ich erst mal gar nicht weiß, wer da spricht ...

anstatt mit aller Macht den Unfall zu verhindern! Fuck, das ist doch krank.“
„Herrje, hast du schlecht geträumt?
Hm. Also er redet wirres Zeug und sie ... antwortet mit sinnleeren Sprechblasen.
Ich kann beiden nicht ganz folgen.

die den Vorwurf nicht kaschierte.
Ziemlich gestelzte Formulierung.

„Du weißt doch gar nicht, was es heißt, des Lebens müde zu sein“
Und das ist jetzt wirklich zu dick aufgetragen. Das wirkt auf mich so triefend vor Selbstmitleid, dass ich hier denke, der hat eine Menge Spaß an seinem Leiden und ist deswegen weit davon entfernt, wirklich lebensmüde zu sein.
Auch die Dynamik zwischen den beiden geht für mich in so eine Richtung.

Der Traumsequenz kann ich erstmal mehr abgewinnen, bis ich feststelle, dass es sich um eine Traumsequenz handelt. Dann ist es für mich plötzlich keiner mehr, sondern ein merkwürdiges Stück Text in Deiner Geschichte, das zu wenig surreale Elemente enthält um einen wirklichen Traum abzubilden.

Ich frage mich, ob der das nicht lieber im Wachen getagträumt hätte. Du würdest ihn damit deutlicher zeigen, in Bezug auf seine Wünsche und aktiver in seinem Konflikt, der ihm scheinbar Veränderungen unmöglich macht.
Es würde vielleicht auch mehr aus der Lisa machen, die jetzt so merkwürdig roboterhaft daherkommt. Es könnte verraten, dass sie z.B. still hält, weil sie ahnt, was auf sie zukommt, wenn sie dieser Selbstmitleidigen Tour auf den Zahn fühlt.

Du hast da spannende Anteile drin, aber für mich verliert die Geschichte gegen Ende mehr und mehr irgendeine interessante Aussage.

Gruß
Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ihr Lieben,

ich habe mir eine Woche benötigten Abstand gegönnt und nun die Zeit gefunden, die Geschichte um meinen Eddie zu überarbeiten. Wovor mir anfangs noch gegraut hatte, bereitete mir nun doch große Freude.
Gerade was die Wanderung betrifft, bin ich jetzt zufriedener. Auch Kleinigkeiten wie z.B. der Einstieg in die Geschichte gefallen mir in der neuen Version besser.

Ich möchte euch nochmal herzlich danken pantoholli, Friedrichard, peregrina, SCFuchs, Isegrims, Sommerdieb, Kanji, Rotmeise, weltenläufer und Ane und würde mich freuen, wenn ihr Lust und Zeit hättet, nochmal vorbeizuschauen.
Um euch eine eventuelle Enttäuschung zu ersparen, seid aber bitte gewarnt, dass nach wie vor das gleiche erzählt wird.

Seid bedankt und herzlich gegrüßt!
JackOve

***

Hallo Ane,

bitte entschuldige, dass ich dir erst so spät antworte. Ich wollte die Geschichte nicht nochmal unbearbeitet nach oben befördern ...

Dein Kommentar lässt zwar nicht viele gute "Härchen", um direkt bei Lisas Arm zu beginnen, auf meine Geschichte und trotzdem habe ich mich über deinen Besuch gefreut. Es ist schön, wenn kampferprobte Wortkrieger vorbeischauen!
Hm, also ich weiß nicht so recht, ob man ein "Aufmerksamkeits- Fanatiker" sein muss, um die sich aufrichtenden Härchen zu spüren, wenn man über einen Arm streichelt ... Mir gelingt das jedenfalls und deshalb bleibt bzw. blieb das auch so. Die Rückhand hingegen habe ich durch einen Handrücken ersetzt.

Sorry, aber dein Kommentar zu der Bewegung in Eddies Hose hat sich mir leider nicht erschlossen. Das zeigt ja, er würde gerne, wehrt sich aber dagegen, was auf sein Befinden schließen lassen könnte ...
Was das "Fläzen" angeht, glaube ich nicht, dass da was fehlt. Soll so, wie es ist, Eddies Wandel zeigen.

Das mit dem "wirren Zeug und den "sinnlosen Sprechblasen" soll so sein. Freut mich, dass das funktioniert und hoffe, du konntest ihnen zumindest ein bisschen folgen.

Was du zum "des Leben müde sein" sagst, ist höchstinteressant! Ich habe da wirklich lange drauf rum gedacht, obwohl ich es so stehen lassen habe. Ich widerspreche dir da in keiner Weise, sondern gewinne vielmehr eine wertvolle Erkenntnis, die sich bei Zeiten sicher bezahlt machen wird, wenn nicht schon hat.

Ich danke dir für deine Zeit, das Lob zum Anfang und die Denkanstöße, die sich für mich allemal gelohnt haben, obwohl du vielleicht einen anderen Eindruck hast.
Ich würde mich natürlich freuen, glaube aber, dass sich für dich ein Lesen der ü.V. nicht lohnen würde, weil die Aussage, die sich in Eddies Handlungen spiegelt und zugegebenermaßen auch verliert, noch die gleiche ist ...

Liebe Grüße an dich,
JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Früher hatte Lisa noch gesagt, er solle sich nicht so hinfläzen, heute saß er da zusammengekauert, rauchte Zigarette um Zigarette und starrte auf die flimmernde Glotze.
[…]
Ihr war danach, das Bett mit der bestickten Wäsche zu beziehen, die sie im Internet entdeckt hatte. Der Aufdruck würde Eddie gewiss gefallen. Schäfchen, die nicht auf und ab wanderten, sondern dösend beieinander lagen und die Beständigkeit genossen, die ein Eigenheim bot, während die Freiheit bedeutete, jene Sicherheit aufgeben zu müssen, für die man bisher gelebt hatte.

Ja, da hätt‘ ich wahrscheinlich auch das Ränzel geschnürt und das Weite gesucht – und womöglich gleich zwo Hunde mitgenommen,

lieber Jack,

aber nicht, um die eine Idylle gegen die andere des Schichtarbeiters einzutauschen, denn das ist die Crux heute, dass nur die frei sind, denen es an nichts mangelt, die weder gebunden, noch belastet, nicht beengt oder bedeckt sind (so die Definition des Herkunftsdudens, Duden Bd. 7), kurz: Uncle Dagobert und die Millionärsmaffia.

Gehn wir weit zurück bis zu den ersten schriftlichen Zeugnissen germanistischer Zunge treffen wir ein seltsames Dreigespann für die Vokabel „frei“ (die sogar für heutige Augen und Ohren noch zu erkennen sind) neben dem got. freis das ahd. fri. Die Vokabel frijon gab Ulfila eine dreifache Bedeutung mit „freien“ (i. S. eines „frei machen“ [freien i. S. der Brautwerbung setzte erst Luther in die Welt]) und dem Verb „lieben“ wie dem Substantiv „Freund“, freidjan bedeutete „schonen“, (ahd. fridu zugleich „Schutz“ und „Friede“). „Frei“ ist also immer schon ein „politischer“, ein Begriff der Rechtsordnung gewesen, denn als frei galt nur der, der vollberechtigt in der (Rechts-)Gemeinschaft eingebunden war/ist (neben den Unfreien gab es sogar Halbfreie). Die Trennung zwischen politischer und innerer Freiheit ist da nur eine konsequente Entwicklung, wenn man als Romantiker sein Ränzel schnürt und statt der erwarteten Freiheit eine mehr oder weniger andere Rechtsordnung vorfindet. Aber Robinson C. hat sich auch nicht wohl gefühlt ...

Vielleicht kriegt Eddie ja ein bisschen von dem Vortrag mit und kann sein Schicksal etwas relativieren und wenigstens innerlich unabhängig bleiben.

Insgesamt hat die Geschicht m. E. durch die Bearbeitung gewonnen, und unter den zwo Dingen, die ich im ersten Durchgang übersehen hab, findet sich nun feine Ironie, die gelegentlich aufleuchtet (s. o.Schäfchenbettwäsche, aber auch das Stichwort Attila in Verbindung mit einem Ortsnamen, den es ja tatsächlich gibt und der sogar in privatgelehrter Forschung einen Beitrag zum Nibelungenlied liefert ...)


Gleichwohl noch einige wenige stilistische wie aber auch sachliche Vorschläge zur Korrektur:

..., wurde aber sogleich von seiner gereizten Freundin empfangen.

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Tür leise schließen sollst, wenn kein Licht mehr brennt?“, fragte Lisa.

Dass sie fragt, erkennen wir doch. Warum dann nicht der Rede Lisas eine andere Vokabel wie etwa grollen, brummen, knurren, murren zugestehn?

Eddie saß auf dem Schrägdach, …
Spitzdach ist wohl die Vokabel hierzulande, warum also nich „auf der Dachschrägen“?

..., und die Sicht auf die Strandabschnitte zu Fuße der Klippe wurde durch das krausgewachsene Efeu erschwert, das an den Felswänden wucherte.
Besser „am“ Fuße der Klippe, weil Klippen eher schlecht zu Fuß sind, das halt eine ganz bestimmte Bedeutung hat

… Eddie die Leine vom Halsband und nickte Che einverstanden zu. Sechzig Kilogramm pures Leben schnellten …
Hier sind es es zwo Hinweise, vondenen der zwote sachlicher Art ist und eigentlich hätte schon beim ersten Komm kommen sollen. K. A., warum er mir durchging.
Erst der stilistische zu „einverstanden zunicken“, besser „Einverständnis“. Das zwote ist die Frage, wieweit Du Dich mit Hunden auskennst, denn für mich findet sich bei Che eine Verwechselung von Größe und Gewicht: Sechzig cm kann die Höhe eines großen Huskys sein, das Gewicht ist oft unter dreißig kg, bei großen Individuen kann auch schon mal die 30er Marke überschritten werden. Jetzt weiß ich auch wieder, dass die Ausführung zu Che die biologischen Werte außer Kraft setzte ..

Wie beim ersten Mal: Gern gelesen vom

Friedel

 

Lieber Friedel,

nicht nur ich höre dir aufmerksam zu, sondern auch Eddie.
Sich das Ränzel zu schnüren, heißt in der Tat nicht, frei von Ordnung und Recht zu sein. Überall findet man Gegebenheiten vor, an denen es wenig oder gar nichts zu rütteln gibt. Survival of the fittest, was nicht so romantisch ist, wie es scheint, oder eben Überleben um des Über-, aber nicht des Lebens Willen. Es gilt, eine Mitte zu finden, wenn man schon die Möglichkeit bzw. das große Glück hat, die Freiheitsfrage rein nach dem Inneren auszulegen! Bei den großen Philosophen vergangener Jahrhunderte vergesse ich gerne mal, dass sie sich ja größtenteils aus anderen Beweggründen mit der Materie beschäftigt haben, und bin dann doch erstaunt, wie gut ihre Ideale mit meinen eigenen Vorstellungen und Gedankengängen harmonieren. Und das ist das schöne am geschriebenen Wort! Wo könnte man sich verstandener und aufgehobener fühlen als in Büchern?
Trotzdem sehe ich mir heute abend einen Film an. :D "Captain Fantastic" - Wildnis trifft auf Zivilisation ... Bin gespannt!

Ich freue mich, dass deine Besuche meinem Anschnitt der Thematik die nötige Komplexität verleihen, und natürlich auch andersrum, dass mein Text dich dazu bringt, weit auszuholen und wahrscheinlich selbst ins Grübeln zu kommen.

Schön, dass sich die Bearbeitung gelohnt hat und durch deinen Kommentar nochmal dazu gewinnt!
Lisa lasse ich nicht mehr "fragen", sondern "murren" und "auf der Dachschrägen" übernehme ich ebenso wie "am Fuße".

Ein Experte bin ich nicht, kenne mich aber schon ein bisschen mit Hunden aus. Du musst wissen, dass Che ein Alaskan Husky ist und somit durchaus mehr wiegen kann als ein Siberian Husky. Da Che nicht fiktiv ist, weiß ich das sogar. Allerdings hast du recht, es sind wohl eher 40-50 Kilogramm als 60. Danke also auch für diesen wichtigen Hinweis.

Lieber Friedel, ich trink' noch vor dem Film ein großes Bier auf dich!

JackOve

 

Hej, JackOve,

offenbar hätte ich deutlicher analysieren und klarer formulieren müssen, denn jetzt spüre ich die Sehnsucht und den Hunger. Zumindest nach Raum und Luft, denn abhängig innerhalb der Gesellschaft ist der arme Eddie ja nach wie vor. Auch ist mir Lisa jetzt deutlicher vorgeführt worden und ich kann ihr Verhalten ablehnen, ohne Gefühl, sie in Schutz nehmen zu müssen.
Ich vermute in meinem Fall waren es einige Nebensätze, die Bilder transportiert haben.

Dass ich gehe, ohne zu stocken,
durch die noch schlafende Stadt hinaus ins Land. - Dylan Thomas

Die Angst, nicht bereit für den Aufbruch zu sein, schwand, als die Häuser fremder wurden, und wann immer sie ihn wieder einzuholen drohte, erinnerte er sich daran, wie befreiend es sich angefühlt hatte, die verlogene Fußmatte in den Mülleimer zu werfen.


Ich fürchte, ich brauche diesen Klartext, dann empfinde ich nach. Sehr schön und passend das Zitat.

Eddie notierte, was ihn unterwegs bewegte, und freute sich, das einst dafür gekaufte Büchlein endlich füllen zu können. Oh, er hatte allen Grund zum Schreiben.

Und jetzt beginne ich, Eddie zu lieben :shy: wobei mir das "oh" etwas dramatisch anklingt.

Er ließ Weiden und Berge hinter sich, erreichte die Küste und verewigte seine Spuren im Sand. Für den Moment, der kostbarer war als die Lüge der Ewigkeit.

Wow, sind die schön. Solche Sätze hast du mir vorenthalten. Die bewirken doch die Dramatik, zeigen seine Sehnsucht (obwohl Sucht ja nix Gutes ist).

Kaum erreichten sie den zugefrorenen Acker, löste Eddie die Leine vom Halsband und nickte Che einverstanden zu. Fünfundvierzig Kilogramm pures Leben schnellten zum Ufer des Fjordes - wie ein Blitz, beinahe graziös. Eddie folgte ihm gemächlich und verschwendete dabei mehrere Streichhölzer, bis es ihm gelang, die Zigarette zu entzünden. Zu feucht die Luft, zu stark der Wind. Anschließend rotzte er den Klumpen Snus in den Schnee, rauchte auf und pfiff nach Che, der sofort herbeieilte. Eddie blickte ihm tief in die Augen und erkannte alles, was Menschen an Hunden so schätzten, einem Wolf jedoch nie in den Sinn käme. Er hatte ihn trotzdem gerne, seinen Che, und gönnte ihm noch einige Minuten Herumtollen in Halbachtstellung.

Auch hier gönnst du mir eine Sicht auf Eddie und sein Verlangen. Seine ökologisch-politische Sicht, die folgt. Ich kann ihn viel besser verstehen. Und hier stört mich dann die Zeitangabe. :hmm:

Eddie wollte sich Che schnappen und gehen. Davonwandern. Jenen, von Dante beschriebenen Himmel aufsuchen, den er hier zu finden gehofft hatte. Zwischen den Wolken hatte es während seiner Anwesenheit ständig gebrannt, drum schien er nicht zu den Seligen zu gehören, doch fühlte er sich verpflichtet, weiterhin Ausschau zu halten - nach seinem Feuerhimmel, an den per se keine Erwartungen geknüpft werden konnten.

Und erst jetzt erkenne ich Eddies Wunsch nach dem Urlicht, dem Empyreum, Dantes Paradies. :shy:

Ich hoffe, du müsstest dich jetzt nicht allzu verrenken, damit es jemand wie ich versteht.
Ab Montag bin ich in Oslo und werde dort einen Hund streicheln und an dich denken.

Lieber Gruß, Kanji

 

Liebe Kanji,

hat mich wirklich sehr gefreut, dass du nochmal vorbeigeschaut hast. Obwohl ich mich in meiner ersten Antwort an dich so betrübt und fast schon bockig gezeigt habe, waren deine Anregungen eine große Hilfe für die Überarbeitung. Ich bin froh, das mit dem nötigen Abstand in Angriff genommen zu haben, denn mir gefällt die Geschichte nun wirklich besser.
Dass sie nun auch für dich besser funktioniert bzw. dich erreicht, ist umso schöner!

Du warst nicht die einzige, die sich an der Zeitangabe gestört hat, also kann die auch getrost gestrichen oder ersetzt werden. Mach ich! Über das "Oh" denke ich nochmal nach ...

Ich wünsche dir schöne Tage in Oslo, liebe Kanji, möchte mich nochmal für den kleinen Gefühlsausbruch entschuldigen und dir dafür danken, dass wir gemeinsam an der Geschichte gewerkelt haben. Bis bald! :)

Liebe Grüße,
JackOve

 

Lieber JackOve,

da muss ich doch feststellen, dass ich zu der überarbeiteten Version noch gar nicht meinen Senf abgegeben habe :Pfeif:

Dass du die Geschichte nun aus Eddies Sicht startest, finde ich sehr gut, so kommt man direkt in seinen Kopf rein und denkt nicht erst, Lisa wäre die Hauptperson, oder das Thema der Geschichte wäre ihre Maßnahme, um dem ganzen "ein Ende zu setzen", oder so ;)

Eddie saß auf der Dachschrägen,
Ich hab extra nochmal gegoogelt, der Dativ von "Dachschräge" ist "Dachschräge".

Lang genug hatte er gerastet, jeder Schritt war nötig, um an den rostigen Ketten zu rütteln.
Ich weiß grad nicht, ob der Satz in der ersten Version auch schon drin war, auf jeden Fall finde ich den sehr hübsch :)

Lachend schmeckte er das Salz auf seinem bisherigen Höhepunkt, der Mitte des Klippenpfades, und steckte sich einen Grashalm in den Mund. Hinter ihm die Schafsherde, die seine Ankunft in Bewegung versetzt hatte, und vor ihm das peitschende Meer.
Ein sehr schönes Bild :)

Er hatte ihn trotzdem gerne, seinen Che, und gönnte ihm noch einige Minuten Herumtollen in Halbachtstellung.
Habachtstellung ist mir geläufig, halb-acht eher weniger.

- genug Kleinkram, jetzt zum Gesamteindruck: Deine Geschichte hat durch die Überarbeitung definitiv gewonnen. Sie ist nun insgesamt rund und in sich geschlossen. Ich mochte sie ja vorher schon sehr gerne, das hat sich nicht geändert, ganz im Gegenteil.
Deine Geschichte um Dagur war ja auch schon sehr nordisch angehaucht, und du schaffst es mit deiner Sprache, dieses raue, skandinavische Gefühl auch hier zu transportieren.

Ich habe Eddie auf jeden Fall lieb gewonnen und wünsche ihm eine Frau, die seine Wanderlust teilt, mit der er die Welt erkunden kann und sich überall zuhause fühlt, ohne dabei eingeengt zu sein.

Liebe Grüße,
Sommerdieb.

 

Liebe/r Sommerdieb,

toll dass du vorbeischaust und den Kleinkram ausmerzt, der sich eingeschlichen hat. Habe ich umgehend verbessert, danke dafür.

Ich habe Eddie auf jeden Fall lieb gewonnen und wünsche ihm eine Frau, die seine Wanderlust teilt, mit der er die Welt erkunden kann und sich überall zuhause fühlt, ohne dabei eingeengt zu sein.
Ein schöneres Kompliment kann ich mir als Autor gar nicht wünschen und für Eddie könnte es keinen trefflicheren Wunsch geben. Sei herzlich bedankt, von uns beiden.

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo JackOve,

auch nach der Überarbeitung treffe ich eine lesenswerte Geschichte von Eddie an :D , der nach anfänglichen Startschwierigkeiten aufbricht, seinen Feuerhimmel zu suchen.
Die Figur des jungen Mannes kann ich gut greifen und begreifen und ich denke auch kein bisschen, dass er ein Weichei ist, da ich davon ausgehe, die wenigsten Menschen hätten den Mut einer kaputten Beziehung den Rücken zu kehren und sich auf die Suche nach „Freiheit“ zu machen. Natürlich, er ist noch jung und der Drang nach Unabhängigkeit und die Liebe zur Natur weisen ihm den Weg.

Ich habe deinen Text sehr gerne und auch sorgsam gelesen und ein paar Stellen markiert, bei denen ich leicht ins Straucheln kam. Man könnte es als Korinthenkacken oder Klugscheißen interpretieren, such dir was aus.

Ihr war danach, das Bett mit der BESTICKTEN Bettwäsche zu beziehen, die sie im Internet entdeckt hatte. Der AUFDRUCK würde Eddie gewiss gefallen.
Ich muss wohl Tomaten auf den Augen gehabt haben beim letzten Mal, ist mir nicht aufgefallen. Ist nur eine sachlich-fachliche Anmerkung: Wenn die Wäsche bestickt ist, dann kann das Motiv nicht gedruckt sein. Würde vorschlagen „bestickten“ zu lassen, das weist auf hochwertige Ware hin, und anstelle von „Aufdruck“ „Motiv“ zu verwenden.

Lisa war nicht ansprechbar, als er den Rucksack ans Gestell lehnte, und doch begann er …
Vielleicht könntest du „Gestell“ durch „Bettgestell“ ersetzen, dann ist es eindeutig, dass der Abschied im Schlafzimmer abläuft. Ich gestehe, dass wurde mir erst klar, nachdem ich die Kommentare gelesen hatte.
Möglicherweise wurde mein Unverstand auch durch die folgende Textstelle gefördert:
Sie erwachte vorübergehend aus ihrer Trance, verfiel ihr aber umgehend wieder, nachdem das Fernweh zur Sprache kam.
Liest sich für mich, als hätte Lisa bewusst wieder dicht gemacht, weil sie die Leier vom Fernweh satt hat. Ich denke Trance ist in diesem Kontext verwirrend, deutet nicht auf Schlaf hin.

Das durchnässte Papier erinnerte aufgedunsen daran, dass nicht auf jeden Regen eine Traufe folgte.
Jetzt ist das ja mal wieder ein sehr poetischer Satz, aber ich begreife ihn nicht. Wenn das Papier nass und aufgedunsen ist, dann folgte doch offenbar dem Regen die Traufe und das „nicht“ ist fehl am Platze.

Die eigenen Triebe waren leichter zu befriedigen, wenn einem nicht jene der anderen in die Quere kamen.
Hier stolpere ich etwas, kann an mir liegen. Nicht besser?:
…, wenn einem nicht die anderen in die Quere kamen oder
…, wenn einem nicht jene in die Quere kamen, die …

Vielleicht würden auch sie herausfinden, dass es der Weg selbst war, der am meisten bereithielt für TRIEBGESTEUERTE und DURCHTRIEBENE wie sie und ihn.
Ist das dein Ernst? Sicher ein leckeres Wortspiel, aber Eddie ist für mich weder noch.
Eddie ist für mich ein Suchender, ein Getriebener. Wenn ich alle Augen zudrücke, dann könnte ich mir vorstellen: … für Getriebene und Durchtriebene wie sie und ihn.

Lachend schmeckte er das Salz auf seinem bisherigen Höhepunkt, der Mitte des Klippenpfades …
Könnte ein genialer Absatz sein mit den Schafen im Rücken und dem peitschenden Meer. Ich weiß zwar, was du ausdrücken möchtest, denke aber, so wirkt der Satz recht komisch, vielleicht klarer: Lachend schmeckte er das Salz auf seinen Lippen/Mund/Haut, als er in der Mitte des Klippenpfades …. Und wenn schon Höhepunkt sein muss, dann der Höhepunkt seiner Reise.
Das Wiederaufnehmen des Schafthemas gefällt mir übrigens sehr.
Möglicherweise diese „Schafsherde“ ohne „s“ in der Mitte.

Lieber Jack,
damit will ich es mal gut sein lassen.
Sind nur ein paar Anregungen, die du dir durch den Kopf gehen lassen kannst, immer mit dem Wissen im Rucksack, dass das Werden unserer Geschichten einer langen Reise gleicht.
Wer sollte das besser wissen als die Pilgerin.

Liebe Grüße, bis bald,
peregrina

 

Liebe peregrina,

freut mich sehr, dass du die Zeit gefunden hast, nochmal so detailliert vorbeizuschauen.

Ist nur eine sachlich-fachliche Anmerkung: Wenn die Wäsche bestickt ist, dann kann das Motiv nicht gedruckt sein. Würde vorschlagen „bestickten“ zu lassen, das weist auf hochwertige Ware hin, und anstelle von „Aufdruck“ „Motiv“ zu verwenden.
Gut, dass dir das noch aufgefallen ist. Jetzt leuchtet auch meine Logiklampe. Übernehme ich gerne, das "Motiv". Merci.

Vielleicht könntest du „Gestell“ durch „Bettgestell“ ersetzen, dann ist es eindeutig, dass der Abschied im Schlafzimmer abläuft.
Tut nicht weh, die Änderung, mach' ich also gerne, wenn's hilft. Über die Trance muss ich nochmal nachdenken.

Jetzt ist das ja mal wieder ein sehr poetischer Satz, aber ich begreife ihn nicht. Wenn das Papier nass und aufgedunsen ist, dann folgte doch offenbar dem Regen die Traufe und das „nicht“ ist fehl am Platze.
Das "nicht" ist genau richtig. Es hat geregnet, drum ist das Büchlein nass, die Traufe bleibt aber aus, weil Eddie glücklich ist. :)

Ist das dein Ernst? Sicher ein leckeres Wortspiel, aber Eddie ist für mich weder noch.
Eddie ist für mich ein Suchender, ein Getriebener.
Hast völlig recht, danke dir. Die Möwen sind die Triebgesteuerten, Eddie der Getriebene.

Über die beiden anderen Anmerkungen zu "jene" und dem "Salz" will in Ruhe nachgedacht werden. Bin dir trotzdem sehr dankbar für deine Überlegungen dazu.

Das Wiederaufnehmen des Schafthemas gefällt mir übrigens sehr.
Freut mich riesig, dass du das erkannt hast. Das gefällt mir auch gut. :shy:

... immer mit dem Wissen im Rucksack, dass das Werden unserer Geschichten einer langen Reise gleicht.
Wer sollte das besser wissen als die Pilgerin.
Schön, dass wir einander bei diesen Reisen begleiten. Bin gespannt, wo wir uns wieder sehen und freu' mich schon. :)

Liebe Grüße,
JackOve

 

Lieber JackOve,

nun habe ich endlich auch die Zeit gefunden, dir noch meine Gedanken zur überarbeitenden Fassung mitzuteilen.
Die Geschichte hat definitiv gewonnen. Gerade der Einstieg vermittelt mir nun viel besser, was mich erwartet und das Schubladendenken kommt weniger zum Tragen – durch die ergänzten Szenen und dadurch, dass der Fokus mehr auf Eddie gerichtet ist.

Ich wollte die Beziehung in Momentaufnahmen zeigen, darum ging's mir.
Der Ansatz gefällt mir und nun kommt er sehr viel besser zur Geltung.

Wie Lisa und er zueinander gefunden haben, wie sich die Charaktere in die jeweilige Richtung entwickelt haben - all das ist spannend, ja, aber darauf zielt meine Geschichte nicht ab. Bewusst.
In diesem Punkt gebe ich dir mittlerweile vollkommen Recht, die Hintergründe der Charaktere näher zu durchleuchten, würde den Rahmen sprengen.

Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass seine Enttäuschung über die Eindrücke nicht in den Hintergrund rückt. Diese Eindrücke werde ich bei der gründlich(er)en Überarbeitung versuchen mehr zu zeigen. So werden sie dem Leser ja einfach an den Kopf geworfen, wie richtig erkannt wurde.
Genau da liegt der Knackpunkt für mich. Du hast Eddie einige zusätzliche Szenen auf seiner Wanderung gegönnt, die mir sehr gefallen und ihn besser nachvollziehbar erscheinen lassen. Dennoch bin ich nun doch enttäuscht, dass Eddie die Natur weniger zu schätzen weiß, als ich vermutet hätte. Das Klischee des Auswanderers, der die unberührte Natur sucht, bedienst du nun weniger, denn auch am animalischen Überlebenskampf hat Eddie etwas auszusetzen. Dadurch muss ich mich aber fragen, was es denn nun ist, was er sucht? Einsamkeit? Friedlich koexistierende Kuscheltierchen? Die Aussichtslosigkeit seiner Träume stört mich. Von Beginn an ist klar, dass er niemals finden wird, was er sucht und ich bin nun gezwungen, seinem wenig erfolgversprechenden Unterfangen zu folgen.
Natürlich wolltest du das zeigen, aber mir persönlich fehlt dann etwas, denn so betrachte ich nur einen Protagonisten, der an allem etwas auszusetzen hat. Weder Eddie noch ich erlangen neue Erkenntnisse und schließlich bleibt nur die Kapitulation. Sehr menschlich, sehr realistisch, aber einigermaßen frustrierend beim Lesen.
Und um das nochmal klarzustellen: Das ist nur meine ganz persönliche Meinung, der du nicht zu viel Bedeutung beimessen solltest! Mehr für mich war es wichtig, nun benennen zu können, wodurch dieses winzige Unbehagen in diesem sonst wirklich gelungenen Text bei mir entstanden ist. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel ich aus Kommentaren zu anderen Geschichten lernen kann! Dadurch lerne ich sehr viel für mein eigenes Schreiben, speziell was den angesprochenen Punkt betrifft.

Er hatte ihn trotzdem gerne, seinen Che, und gönnte ihm noch einige Minuten Herumtollen in Habtachtstellung.
Gut, dass Sommerdieb so aufmerksam hingeschaut hat, bei deiner Korrektur hat sich allerdings noch ein überflüssiges t eingeschlichen …

Schäfchen, die nicht auf und ab wanderten, sondern dösend beieinander lagen und die Beständigkeit genossen, die ein Eigenheim bot, während die Freiheit bedeutete, jene Sicherheit aufgeben zu müssen, für die man bisher gelebt hatte.
[…]
Lachend schmeckte er das Salz auf seinem bisherigen Höhepunkt, der Mitte des Klippenpfades, und steckte sich einen Grashalm in den Mund. Hinter ihm die Schafherde, die seine Ankunft in Bewegung versetzt hatte, und vor ihm das peitschende Meer.

Dieser neue Abschnitt gefällt mir besonders. Dass hier die Schafe noch einen Auftritt bekommen haben, ist sehr schön. Obwohl mir der Grashalm als Bild dann doch zu ausgelutscht ist.

... Dass ich gehe, ohne zu stocken,
durch die noch schlafende Stadt hinaus ins Land. - Dylan Thomas
Ein schönes und passendes Zitat, wenn ich es mir auch im Original und nicht übersetzt gewünscht hätte.

Die Änderungen am Untersetzer und Heddas erstem Auftritt haben mir ebenfalls gut gefallen.

Zu den Loben und den Gedanken, die du dir zu betroffenen Textstellen gemacht hast, kann ich mich eigentlich nur vor dir verneigen. Ich fühle mich verstanden und bin sehr froh, dass ich dich damit erreichen konnte. Mehr als das, beinahe wirkt es, als hättest du mir beim Schreiben in den Kopf geschaut.
Und was kann ich dazu anderes sagen als: Vielen Dank für deine lieben Worte! Da macht das Kommentieren nochmal so viel Spaß. Allerdings ist der Verdienst für Nachempfindbarkeit und Nachvollziehbarkeit natürlich dem Autor zuzuschreiben!

Ganz liebe Grüße
Rotmeise

 

Liebe Rotmeise,

wie schön, dass auch du nochmal vorbeischaust und bestätigst, dass sich die Bearbeitung gelohnt hat. Dein Lob freut mich wirklich sehr. Ebenso, dass ich nun verstehen kann, womit du Schwierigkeiten hattest, ist gut und wichtig. Den geforderten Höhepunkt habe ich zwar ansatzweise eingebaut, das ändert aber nichts daran, dass Eddie immer noch auf der Suche ist.

Dennoch bin ich nun doch enttäuscht, dass Eddie die Natur weniger zu schätzen weiß, als ich vermutet hätte. Das Klischee des Auswanderers, der die unberührte Natur sucht, bedienst du nun weniger, denn auch am animalischen Überlebenskampf hat Eddie etwas auszusetzen. Dadurch muss ich mich aber fragen, was es denn nun ist, was er sucht? Einsamkeit?
Vielleicht war es ja die Natur, die er gesucht hat? Dass er dann feststellt, dass Survival of the fittest nicht viel mit Idylle gemein hat, dürfte ihn das überdenken lassen. Einsamkeit könnte was für ihn sein, ja. Eddie ist unzufrieden, sehr unzufrieden sogar, und ich wollte zeigen, dass es nicht genügt, einfach aufzubrechen, denn auf jedes Hoch folgt auch ein Tief. Bei Eddie überwiegen die Tiefpunkte.

Die Aussichtslosigkeit seiner Träume stört mich. Von Beginn an ist klar, dass er niemals finden wird, was er sucht und ich bin nun gezwungen, seinem wenig erfolgversprechenden Unterfangen zu folgen.
Ihn auch. Mich jedoch nicht. Aber ich verstehe das total und bin froh, dass du ihm trotzdem gefolgt bist.

Weder Eddie noch ich erlangen neue Erkenntnisse und schließlich bleibt nur die Kapitulation. Sehr menschlich, sehr realistisch, aber einigermaßen frustrierend beim Lesen.
Na ja, für Eddie war die Reise schon erkenntnisreich.
Über den Sinn einer KG denke ich momentan häufiger nach. Was muss sie transportieren, was soll sie aussagen? Reicht es, wenn der Leser die Figuren begleitet, oder muss er etwas für sich daraus gewinnen? Muss jede Geschichte eine Message haben? Nein, finde ich, allerdings meine ich trotzdem, dass diese Geschichte schon etwas aussagt. Um das mal ganz einfach auszudrücken: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Auch noch andere Kleinigkeiten, die bereits kommentiert wurden.
Ich merke, wie unterschiedlich die Meinungen der Leser darauf ausfallen. Das finde ich total spannend und bin deshalb auch sehr froh über deine "ganz persönliche Meinung", mit der du bekanntlich nicht alleine dastehst.

Liebe Rotmeise, herzlichen Dank und noch herzlichere Grüße an dich!

JackOve

 

Lieber JackOve,

Vielleicht war es ja die Natur, die er gesucht hat? Dass er dann feststellt, dass Survival of the fittest nicht viel mit Idylle gemein hat, dürfte ihn das überdenken lassen. Einsamkeit könnte was für ihn sein, ja. Eddie ist unzufrieden, sehr unzufrieden sogar, und ich wollte zeigen, dass es nicht genügt, einfach aufzubrechen, denn auf jedes Hoch folgt auch ein Tief.
Dann verstehe ich es richtig, dass Eddie diese Erkenntnis während der Wanderung erlangt? Das habe ich so nicht wahrgenommen. Da bleibe ich bei meinem ersten Kommentar: Etwas länger bei den positiven Erlebnissen bleiben, um dann den Wandel deutlicher hervorzuheben.
Aber ich habe verstanden, dass du daran nicht rütteln willst und das solltest du dann auch nicht tun!

Über den Sinn einer KG denke ich momentan häufiger nach. Was muss sie transportieren, was soll sie aussagen?
Über diese Frage könnte man sicherlich viele Stunden diskutieren und würde nie zu einem befriedigenden Ergebnis gelangen. Ich bin der Meinung, dass man schon etwas aus einer Geschichte mitnehmen können sollte. Allerdings muss das keine Vorschlaghammer-Moral sein, sondern kann auch einfach nur ein winziger Gedanke sein, der sich im Kopf festsetzt, den man auch bei der Begleitung einzelner Charaktere finden kann.

allerdings meine ich trotzdem, dass diese Geschichte schon etwas aussagt. Um das mal ganz einfach auszudrücken: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Schön wäre es, wenn ich das auch so herausgelesen hätte, denn bei mir ist angekommen: Manche Menschen sind einfach nie zufriedenzustellen. Noch schlimmer - sie starten einen halbherzigen Versuch und landen dann in der gleichen Sackgasse, aus der sie sich mühsam befreit haben. Zugegeben, das ist auch eine Erkenntnis, aber das, was du ausdrücken wolltest, hätte ich lieber entdeckt. Derzeit sehe ich einen Prot, der mit illusorischen Vorstellungen startet, statt mit einem für den Leser nachvollziehbaren Wunsch, der dann auch miterlebbar zerbricht. Das Scheitern schreibe ich einzig und allein seinem Charakter zu und nicht den Umständen. Natürlich nur überspitzt und drastisch formuliert, denn Eddies Sehnen nach unberührter Natur und Ruhe kann ich sehr gut nachvollziehen, aber eben nicht, weil du es mir zeigst.

Aber damit will ich es auch wirklich auf sich bewenden lassen. Deine KG funktioniert gut, so wie sie ist, ich würde sie auch ein weiteres Mal lesen. Ich spreche hier nur von der Kirsche on top …
Auch dir herzlichen Dank, dass du dich erneut mit meinen Anmerkungen auseinandergesetzt hast.

Viele liebe Grüße
Rotmeise

 

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