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Wohnst du noch, oder lebst du schon?

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27.05.2016
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Wohnst du noch, oder lebst du schon?

Eddie biss sich auf die Lippe, als die Tür ins Schloss krachte, weil er wusste, was ihm für seine Unachtsamkeit blühte. Er überlegte noch, wieder umzudrehen, wurde aber sogleich von seiner gereizten Freundin empfangen.

„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Tür leise schließen sollst, wenn kein Licht mehr brennt?“, murrte Lisa.
„Selbst wenn alle Lampen an wären, könnte ich das durch das Fenster nicht erkennen, weil mich die Abendsonne blendet. Ist dir klar, dass es gerade einmal zwanzig Uhr ist? Du verschlä...“
„Müsste es dann nicht auch zu früh für eine Fahne sein?“
Eddie ließ Lisa stehen, ging in Richtung Küche, biss ein Bier auf und öffnete die Balkontür. Er hakte den provisorischen Verschluss ein, drehte sich eine Zigarette und klopfte noch vor dem Entzünden an das Glas, um den Blick seiner Freundin auf die langsam fallende Sonne zu lenken. Lisa fragte durch den Spalt, ob sie sich zu ihm setzen dürfte, er verneinte und verwies darauf, dass er Zeit für sich brauche. Deutlich später, als er reinging, schlief sie bereits wieder.
„Hörst du mich?“, wollte Eddie wissen, während er mit dem Handrücken über ihren Arm fuhr, dessen Härchen sich aufrichteten. „Hmm“, schmatzte sie und zog die Decke ans Kinn.
„Mach mit mir, was du willst. Ich bleibe einfach so liegen.“
Der Bewegung in seiner Hose zum Trotz verließ er das Schlafzimmer und setzte sich auf die Couch. Früher hatte Lisa noch gesagt, er solle sich nicht so hinfläzen, heute saß er da zusammengekauert, rauchte Zigarette um Zigarette und starrte auf die flimmernde Glotze. Ein vermeintlicher Terroranschlag hier, ein Verkehrsunfall da.
Am nächsten Morgen schritt Lisa fröhlich durch das Wohnzimmer, gab Eddie einen Kuss auf die Wange und wunderte sich darüber, dass er schon wach war. Sie tauschte die Bierflaschen und das Whiskyglas gegen eine Tasse schwarzen Kaffee.
„Du hast Ohren wie ein Luchs, kriegst alles mit, was du mir vorhalten kannst, aber dass ich überhaupt nicht geschlafen habe, kommt dir nicht in den Sinn, oder was?“
„Meine Güte, hast du vielleicht eine Laune. Na dann erzähl mal, du alter Miesepeter.“
„Scheiße, wo soll ich denn anfangen? Vielleicht damit, dass sich ein Mensch, der im Begriff ist, ein anderes Lebewesen zu überfahren, lieber darauf konzentriert, die Hupe zu betätigen, anstatt mit aller Macht den Unfall zu verhindern! Fuck, das ist doch krank.“
„Herrje, hast du schlecht geträumt? Leg dich besser hin, mein Schatz, ich muss jetzt zur Arbeit.“
Ein verzweifelter Aufschrei erstickte in dem hellblauen Sofakissen.

Eddie saß auf der Dachschräge, als Lisa nach Hause kam. Sie ging auf den Balkon, klammerte sich an dem Geländer fest und schaute besorgt nach oben. Ob er lebensmüde sei, fragte sie mit leiser Stimme, die den Vorwurf nicht kaschierte.
„Du weißt doch gar nicht, was es heißt, des Lebens müde zu sein“, pfiff es von oben hinunter. In einem verächtlichen Ton, den Lisa partout nicht duldete. Ihr war danach, das Bett mit der bestickten Wäsche zu beziehen, die sie im Internet entdeckt hatte. Das Motiv würde Eddie gewiss gefallen. Schäfchen, die nicht auf und ab wanderten, sondern dösend beieinander lagen und die Beständigkeit genossen, die ein Eigenheim bot, während die Freiheit bedeutete, jene Sicherheit aufgeben zu müssen, für die man bisher gelebt hatte.
Der Gedanke an das morgige Frühstück, bei dem die Padmaschine erstmals zur Geltung kommen würde, ließ Lisa zufrieden in den Schlaf finden. Sie zog noch in Erwägung, Eddie einen Zettel zu schreiben; falls er wieder so früh aufstehen sollte, könnte er ja den Karton nach unten tragen und dann zerstückelt in die Papiertonne werfen. Ein Herz in ihrem Kaffeeschaum wäre auch schön.

Lisa war nicht ansprechbar, als er den Rucksack ans Bettgestell lehnte, und doch begann er, sich zu rechtfertigen. Für ihn war es weniger eine Rechtfertigung als die Möglichkeit, sich dessen zu erleichtern, was gefühlte Ewigkeiten lang sein Gepäck war. Seinen Freunden, Bekannte traf es wohl eher, hatte er sich nie anvertraut, er hätte gekonnt, wollte aber nicht. Was Lisa anbelangte, durchbohrte ihn die andere Seite des Spießes, und obwohl er es leid war, auf taube Ohren zu stoßen, fühlte er sich dazu verpflichtet.
Sie erwachte vorübergehend aus ihrer Trance, verfiel ihr aber umgehend wieder, nachdem das Fernweh zur Sprache kam. Zwanzig Minuten später verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Stirn.

... Dass ich gehe, ohne zu stocken,
durch die noch schlafende Stadt hinaus ins Land. - Dylan Thomas

Die Angst, nicht bereit für den Aufbruch zu sein, schwand, als die Häuser fremder wurden, und wann immer sie ihn wieder einzuholen drohte, erinnerte er sich daran, wie befreiend es sich angefühlt hatte, die verlogene Fußmatte in den Mülleimer zu werfen. Dort, wo er jetzt war, und wirklich nur dort, fühlte er sich tatsächlich willkommen. Irgendwo im Nirgendwo und immer in Bewegung. Lang genug hatte er gerastet, jeder Schritt war nötig, um an den rostigen Ketten zu rütteln.
Eddie notierte, was ihn unterwegs bewegte, und freute sich, das einst dafür gekaufte Büchlein endlich füllen zu können. Oh, er hatte allen Grund zum Schreiben. Die inneren Monologe zogen sich über etliche Seiten, hielten fest, wie aus Freude Kampf wurde und daraus wiederum Stolz. Das durchnässte Papier erinnerte aufgedunsen daran, dass nicht auf jeden Regen eine Traufe folgte.
Er ließ Weiden und Berge hinter sich, erreichte die Küste und verewigte seine Spuren im Sand. Für den Moment, der kostbarer war als die Lüge der Ewigkeit. Die Möwen lachten ihn nicht aus, sondern mit ihm, und doch betrübte ihn ihr Anblick. Was war ihre Freiheit schon wert, wenn sie nichts damit anzufangen wussten. Aneinander gebunden, die Schar niemals verlassend und auf den kollektiven Hunger wartend. Die eigenen Triebe waren leichter zu befriedigen, wenn einem nicht jene der anderen in die Quere kamen. Eddie wollte den Möwen zurufen, dass sie sich nicht auf den nächstbesten Futterplatz stürzen, sondern Ausschau halten sollten nach dieser einen Stelle, an der etwas viel Süßeres auf sie wartete. Vielleicht würden auch sie herausfinden, dass es der Weg selbst war, der am meisten bereithielt für Triebgesteuerte und Getriebene wie sie und ihn.
Lachend schmeckte er das Salz auf seinem bisherigen Höhepunkt, der Mitte des Klippenpfades, und steckte sich einen Grashalm in den Mund. Hinter ihm die Schafherde, die seine Ankunft in Bewegung versetzt hatte, und vor ihm das peitschende Meer.
Der Pfad stieg an, um anschließend wieder zu fallen, und die Sicht auf die Strandabschnitte am Fuße der Klippe wurde durch das krausgewachsene Efeu erschwert, das an den Felswänden wucherte. Eddie musste sich weit nach vorne beugen, um zu erkennen, was da unten unbeholfen in Richtung Schatten robbte. Das Seehundjunge quiekte herzzerreißend, während es auf und ab wippte. Eddie wollte auf die Mutter des Kleinen warten, freute sich, als dann die Kegelrobbe an Land gespült wurde, und schrie kurz darauf entsetzt, was diese aber nicht daran hinderte, das Junge zu fressen.
Hier konnte er nicht bleiben, er musste weiterziehen und wusste, wo es hingehen sollte. Auf einer Scholle oder abgelaufenen Sohlen gen Norden.
Der Ruf Alaskas hatte sich zu gedulden, vorerst zog es Eddie nach Skandinavien. Dänemark ließ er bewusst aus, schließlich galt seine Sehnsucht der Einsamkeit, der stillen Natur, die er sich allerdings unberührter erhofft hatte. Es widerte ihn an, in den abgelegensten Gebieten gerodete Wälder vorzufinden und über tote Füchse zu stolpern. Wie konnte sich der schwedische König bloß dafür feiern lassen, von einem Hochsitz aus auf Elche zu schießen? In Hunneberg. Was Attila wohl dazu gesagt hätte ... Warum ließen es die Tierschutzorganisationen zu, dass der Wolf in Norwegen nahezu vollständig ausgerottet wurde?
Wahrscheinlich war es sein Trotz, der ihn zur Huskyfarm führte. Er wollte zumindest dem nächsten Verwandten des Wolfs nahe sein. Auf dass wir uns unseren Wurzeln nähern, notierte Eddie versöhnlicher Dinge nach seiner Ankunft.

Die Arbeit, die er auf der Huskyfarm verrichtete, ließ keinen Platz für zermürbende Gedankengänge, weil sie ihn von früh bis spät forderte. Nach der morgendlichen Fütterung der Hunde genoss er die einzigen Minuten des Tages, die ihm gehörten. An Seiten von Che, seinem Lieblingshund, der ausgeführt werden musste, weil er ob seiner Unverträglichkeit mit den anderen Hunden nicht in den Zwingern gehalten werden konnte.
Kaum erreichten sie den zugefrorenen Acker, löste Eddie die Leine vom Halsband und nickte Che einverstanden zu. Fünfundvierzig Kilogramm pures Leben schnellten zum Ufer des Fjordes - wie ein Blitz, beinahe graziös. Eddie folgte ihm gemächlich und verschwendete dabei mehrere Streichhölzer, bis es ihm gelang, die Zigarette zu entzünden. Zu feucht die Luft, zu stark der Wind. Anschließend rotzte er den Klumpen Snus in den Schnee, rauchte auf und pfiff nach Che, der sofort herbeieilte. Eddie blickte ihm tief in die Augen und erkannte alles, was Menschen an Hunden so schätzten, einem Wolf jedoch nie in den Sinn käme. Er hatte ihn trotzdem gerne, seinen Che, und gönnte ihm noch einige Minuten Herumtollen in Habtachtstellung.
Die beiden näherten sich der Huskyfarm, und Che begann zu bellen wie ein Schäferhund, zog unermüdlich an der Leine und guckte sein Herrchen in spe mit braunen Knöpfen an, die fragten, ob er losschießen dürfe, um die Eindringlinge zu stellen. Für Eddie war dieser Blick nichts Neues, er kannte diesen Gehorsam, war sich aber nicht sicher, wie er dazu stand. Einerseits genoss er es, dass man ihn für wichtig hielt, andererseits verabscheute er die Unselbstständigkeit seiner Weggefährten. Er beugte sich zu Che, beklopfte seine Flanke, flüsterte, dass alles gut sei, und dachte dabei an Lisa, die jetzt eigenhändig die Glühbirnen auswechseln musste. Sie würde sich wohl eine Leiter kaufen müssen, um an die Bücher in den oberen Regalen zu kommen. An seine Bücher.

Die Eindringlinge holten Taschen aus einem schwarzen Van, entpuppten sich aber schnell als Gäste der Huskyfarm. Solche, für die Arvid, Eddies Chef, gerne einen gehäuteten Elchkopf an das Ufer legte, um Adler anzulocken. Statt eben jene, die Schlittenhunde, Elche und Wale wirklich zu erleben, kamen die Touristen in erster Linie, um die Erlebnisse fotografisch festzuhalten. Diese Armleuchter wussten doch gar nicht, was es hieß, ein Tier zu schlachten, um andere Lebewesen ökologisch sinnvoll zu ernähren, obwohl man selbst auf Fleisch verzichtete. Auch Eddie fiel es schwer, eine erschossene, eine erlöste Sau von dem nächstgelegenen Bauernhof abzuholen, weil diese von den anderen Schweinen nicht akzeptiert worden war. Doch was sollte er tun, dachte er sich, als er den Elchkopf auf den von den Wellen genässten Steinen positionierte.
Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn beinahe die Portion Snus verschlucken, die er sich gerade von der hinteren Oberlippe geleckt hatte. Er spuckte hastig aus, drehte sich um und blickte in ein fremdes Gesicht.
„Hi, ich bin Hedda, du hast mir vorhin die Tasche abgenommen.“
Eddie nickte und zog den Drehtabak aus seiner Innentasche.
„Danke nochmal für die Spikes, sonst wäre ich bestimmt ausgerutscht ... Ich wollte nur kurz sehen, ob mir ein gutes Foto von den Polarlichtern gelingt, habe aber leider ...“
„Dein Stativ vergessen? Dann brauchst du das gar nicht versuchen. Ich bin übrigens Eddie.“

Zum Abendessen, das Besitzer, Angestellte und Gäste gemeinsam einnahmen, wurde neben dem Elch- auch Lammfleisch serviert; Eddie begnügte sich mit Kartoffeln und Kohl. Von dem Nachtisch, zuckersüßem Rømmegrøt, sah er ebenfalls ab. Alle redeten wild durcheinander, freuten sich, beieinander zu sein, gaben die raue Natur, die Idylle der Einsamkeit, für die sie angeblich hergekommen waren, bereits nach wenigen Stunden wieder auf. Eddies Blick schwankte zwischen Hedda und dem Bierglas, das er sich anzuheben ärgerte, weil dann der Untersetzer zum Vorschein kam, der an die Fußmatte erinnerte. Ihn konnten der darauf abgebildete Kamin und die kuscheligen Socken nicht trügen. Wie es Lisa wohl gerade ging?
Eddie wollte sich Che schnappen und gehen. Davonwandern. Jenen, von Dante beschriebenen Himmel aufsuchen, den er hier zu finden gehofft hatte. Zwischen den Wolken hatte es während seiner Anwesenheit ständig gebrannt, drum schien er nicht zu den Seligen zu gehören, doch fühlte er sich verpflichtet, weiterhin Ausschau zu halten - nach seinem Feuerhimmel, an den per se keine Erwartungen geknüpft werden konnten.

Zum ersten Mal seit Monaten hörte Eddie eine Stimme aus der Heimat. Er erzählte seinem Bekannten von Hedda, dieser fragte, wo sie zueinander gefunden hatten. In dem Lávvu der Huskyfarm, aus Rentierhaut, von Eddie gebaut. Der Mann am anderen Ende der Leitung glaubte, sich verhört zu haben, meinte, die Rede musste von Tinder sein, weil Lovoo längst aus der Mode war. Eddie hatte keine Ahnung, wovon sein Bekannter sprach, und war froh, in Nordnorwegen zu sein.

„Schatz, du musst aufstehen. Unsere Schicht beginnt in zwanzig Minuten.“
Er vergrub seinen Kopf in dem Kissen, roch den Fisch, der sich auch nach mehreren Duschen nicht abwaschen ließ, und schimpfte ein verschlafenes „gleich“ hervor.
„Ich gehe schon runter zum Markt, denkst du bitte daran, den Stecker der Kaffeemaschine zu ziehen?“

 

Hallo,

Zuerst muss ich sagen, dass mir der Grundton der Geschichte gefällt, sie liest sich auch flüssig.
schön.
Wie Du die Kommunikationsmisstände zwischen Eddi und Lisa beschreibst, hat mir gefallen.

Ein paar subjective Kleinigkeiten:
Ich mag den Titel nicht, weil er eifach zu sehr nach "Werbung" klingt.

Als er reinging, schlief sie bereits.
...
„Mhmm“, entgegnete sie schmatzend und zog die Decke ans Kinn.
Ich versteh was du meinst. finde es aber ungeschickt, dass sie noch was sagt, obwohl sie ja schläft.

Ich bin kein Vegetarieer, und habe keine Ahnung von der Materie. Daher meine Frage: Kann man es sich (körperlich) leisten, auf einer Husky-Farm mit schwer körperlicher Arbeit auf Fleisch zu verzichten? In der "Wildnis" wird es sicher nicht so viele "Ersatzstoffe" geben. Ich kann mir auch vorstellen, dass die da oben auf sowas gar keine Rücksicht nehmen (können).

Insgesamt fand ich es schade, dass der Anfang wunderbar zeigt, wie es läuft, Du aber bei der Wanderung ins erzählen kommst und weniger "zeigst". (Show, dont tell). Das wirkt ein wenig wie ein Stil-Bruch im Text. Kann aber sein, dass das gewollt war :)

Den Schluss verstehe ich nicht ganz. Aus Sicht deiner GrundIdee: Ja. Er ist wieder in einem Alltag drin, obwohl er geflüchtet ist. Aber Fischgeruch? - soll man sich da denken, dass er von der Husky-Farm wieder weiter gezogen ist?

soweit meien Anmerkungen.
gern gelesen

Gruss
Pantoholli

 

Schäfchen, die nicht auf und ab wanderten, sondern dösend beieinander lagen und die Beständigkeit genossen, die ein Eigenheim bot, während die Freiheit bedeutete, jene Sicherheit aufgeben zu müssen, für die man bisher gelebt hatte.

Hi Jack,

dass ein Liebhaber der Derivate des Wolfs (Retriever-Spitzmix [quadratisch gebaut und somit kein lieblicher Goldie ...] und Groendaele) und des richtigen Leben auch im falschen (Dein Titel klingt danach) hier reinschauen muss, ist schon fast selbstverständlich, wenn nicht gar zwanghaft. Dass ich von Regeln, was Kurzgeschichte sei und vor allem show don't tell abweich, wirstu eh schon gemerkt haben. Hier mir beim ersten Durchsehn Auffälliges

20:00 Uhr
So förmlich (...:00) wird keiner sprechen. 20 Uhr reicht an sich.
, dass er Zeit für sich brauchte.
Beser Konjunktiv I, indirekte Rede - Du referierst ja.
„Mhmm“, entgegnete sie schmatzend und zog die Decke ans Kinn.
Da stört mich nicht - wie beim Vorredner der Schlaf (denn schläft sie überhaupt?), sondern eher die Frage, wie das Dehnungs-h oder überhaupt ein h in lauter Msen ausgesprochen wird. Als erste Buchstabe wäre mir da beim h klar (hm kann sogar ich schmatzen)

Hier widerstritten wohl "die den Vorwurf nicht kaschierte" mit der obsiegenden Variante "konnte":

..., fragte sie mit leiser Stimme, die den Vorwurf nicht kaschier[...]en konnte.
Was Lisa anbelangt[e], durchbohrte ihn die andere ...
Zwischendurch (aus dem Gedächtnis, ist mir hier im Menü ein
da zu stand
durchgegangen, das besser zusammengeschrieben wird, was mir hier
in den oberen Reg[alen]
seltsamerweise erst auffiel.

Es ist schon ein Jammer zwischen dem, wie man leben will (wollte) und dann tatsächlich lebt.

Bis bald - meine selbstauferlegte maximal eine Stunde Internet ist gleich vorbei -

Friedel

 

Hallo JackOve,

deine KG hat mir gut gefallen und was das Wichtigste ist, sie hat mich zum Nachdenken veranlasst.

Zunächst zum Titel: Er läd zwar zum Lesen ein, passt aber nicht zu der Ernsthaftigkeit deines Themas. Klingt viel zu stark nach Klamauk.

Ja, eine interessantes Thematik hast du dir da ausgepickt: Wie lasse ich bürgerliche Werte hinter mir und lebe meine Träume? Ich gehe auf die Suche nach der große Freiheit in den Weiten irgendeines fremden Kontinents?

Nur weiß ich nicht sicher, ob man dieses Abenteuerstreben, sich den Wind um die Nase wehen lassen (sehe Bilder, wie zufriedene Cowboys am Lagerfeuer, verwegene Helden beim Erklimmen von Achttausendern), gleichsetzen kann mit Freiheit. Dein Eddie läuft ja vor dem Fräulein davon, weil er sich gegängelt fühlt, natürlich auch unverstanden.

Der Schluss deiner KG hat mich total verblüfft, erst recht, nachdem ich dein Alter in deinem Profil gelesen hatte. Respekt. Du kommst nämlich zu einer sehr weisen Erkenntnis: Man kann nicht aus seiner Haut, wir leben nach starren Verhaltensmustern und diese zu verändern, ist nicht so einfach, kann nur in einem langen Prozess geschehen.
Und im vorliegenden Falle schließt sich der Kreis. Die Namen der Gefährtinnen sind austauschbar. Auch die neue Flamme neigt zur Bevormundung. (Hoffe, dass sind keine eigenen Erfahrungen, da hättest du ja ein sehr einseitiges Frauenbild.)
Aber vielleicht liegt es auch an Eddie?
Vor langer Zeit habe ich mal gelesen, dass wir bei unserer Partnerwahl sehr unflexibel sein sollen. Will sagen, man fällt immer auf den gleichen Typus herein. Der arme Eddie scheint auf dominante, selbstbewusste, ordnungsliebende Partnerinnen zu stehen.
Letztendlich räumst du ja ein, dass Eddie die Augen aufgegangen sind, er ist nicht blind für die Missstände in Skandinavien und stark ernüchtert, was seinen Freiheitstraum anbelangt.
Was bleibt: die Sehnsucht nach seinem Feuerhimmel.

Aufgefallen ist mir:

Dänemark wurde bewusst übersprungen, er sehnte sich …
und
Am anderen Ende der Leitung glaubte man, sich verhört zu haben …
Denke, es ist besser, wenn du bei den entsprechenden Personen bleibst, sonst wirkt das so passiv, unbeteiligt und losgelöst.

noch eine Flüchtigkeit

... weiterhin ständig gebrannt, drum schien er nicht zu den Seligen gehören, …
sollte wohl zu gehören heißen.

Soweit meine ersten Gedanken zum Text. (Hört sich an wie ein Versprechen, dass da noch mehr folgen würde.)

Liebe Grüße von peregrina

 

Hallo JackOve,

schon seit langem nehme ich mir vor, endlich auch mal eine Geschichte von dir zu lesen. Jetzt ist es endlich dazu gekommen, das freut mich sehr :)
Wie pantoholli schon erwähnt hat, gefällt auch mir der Grundton in deinem Text. Du hast meiner Meinung nach zu einem sehr ausgewogenen Schreibstil gefunden. Jetzt erstmal ein bisschen Textkram, nur Kleingikeiten, die du sicher schnell beheben kannst.

Lisa stand senkrecht im Bett, als die Tür ins Schloss krachte, und nahm sich vor, diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen.
Das erste Komma könnte weg, oder?

biss ein Bier auf
Das dürfte wehtun :D

Lisa fragte durch den Spalt, ob sie sich zu ihm setzen dürfte, er verneinte und verwies darauf, dass er Zeit für sich brauchte. Als er reinging, schlief sie bereits.
Müsste es hier nicht eher "bräuchte" heißen?
2. Mich stört das Gleichnis zwischen dem ersten und dem zweiten Satz. Im ersten geht es schließlich darum, dass er allein sein möchte und im zweiten nur darum, dass er wieder reingeht. Wenn sich Eddie nicht schon nach zwei Minuten umentscheidet, fehlt da für mich etwas zwischen den beiden Sätzen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass er mehr als nur zwei Minuten draußen saß, d.h es wäre Zeit vergangen, nur das spüre ich so irgendwie nicht.

(...) wie befreiend es sich angefühlt hatte, die verlogene Fußmatte in den Mülleimer zu werfen.
"verlogen"? Kann eine Fußmatte verlogen sein? Das würde ja fast schon darauf hinweisen, dass die Matte eine Moral besitzt und das würde ich anzweifeln ;)

Kaum erreichten sie den zugefrorenen Acker, löste Eddie die Leine von dem Halsband und nickte Che einverstanden zu. 60 Kilogramm pures Leben schnellten zum Ufer des Fjordes
Von "dem Halsband"? Wurde das im vorherigen Teil schon einmal erwähnt? Wenn nicht, würde ich beispielsweise eher "löste Eddie die Leine des Halsbandes und..." schreiben.

(...) weil dann der trügerische Untersetzer zum Vorschein kam, der an die Fußmatte erinnerte.
Ein "trügerischer Untersetzer", der an eine "verlogene Fußmatte" erinnert? Bei diesen Formulierungen habe ich das Gefühl, dass du beim Schreiben in Sachen gehobener Schreibstil noch einen draufzusetzen wolltest. Klingt ja auch toll, so eine verlogene Matte. Passt nur einfach nicht in den Kontext, finde ich.
Vielleicht kannst du mit diesen Anmerkungen ja etwas anfangen - ich hoffe es jedenfalls :Pfeif:

Liebe Grüße,
SCFuchs

 
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Hallo pantoholli,

ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut und bin erleichtert, dass es geklappt hat, die Kommunikationsmissstände, wie sehr aneinander vorbeigeredet wird, zu zeigen. Ich hatte schon befürchtet, man würde behaupten, ich würde die beiden willkürlich so wirres Zeug reden lassen. :D

Was den Titel angeht, verstehe ich was du meinst, gleiches gilt auch auch für peregrina. Ich war und bin noch immer der Überzeugung, dass dadurch eigentlich recht trefflich zum Ausdruck gebracht wird, was ich erzählen möchte, werde aber trotzdem nochmal in mich gehen. Zu schade, dass man da sofort an Ikea denkt ...

Das "entgegnete" werde ich streichen und sie nur schmatzen lassen. Ohne das erste "M", Friedrichard, da es in der Tat nicht möglich ist, zumindest mir nicht, eindeutig erkennbar "Mhmm" zu sagen.

Auch im Norden Norwegens gibt es Dörfer, deren Tante Emma Läden den Umständen entsprechend "gut" ausgerüstet sind. Sonst fährt man halt ne Stunde länger in die nächstgelegene Stadt. Möglich ist's also, auf Fleisch zu verzichten, nur beileibe nicht einfach, sondern extrem kräftezehrend. Und kann auf Unverständnis stoßen, was bedeutet, dass man mangels Rücksicht selbst dafür sorgen muss, nicht vom Fleisch zu fallen. Einem geübten Vegetarier sollte das aber zuzutrauen sein.

Ach ja, "Show, don't tell" ... Ich bin wirklich froh, dass es am Anfang so gut funktioniert hat, und werde mir nochmal Gedanken machen, wie man die Wanderung dahingehend verbessern könnte.
Der Schluss war dir vielleicht zu viel davon, denn der Fischgeruch im Zusammenhang mit "Schicht" und "Markt" sollte darauf schließen lassen, dass er gemeinsam mit Hedda auf einem Fischmarkt arbeitet. Wie du goldrichtig erkannt hast, hat er sich wieder die Fesseln des Alltags anlegen lassen.

Ich danke dir für deinen Kommentar!

***

Lieber Friedel,

es ist schön, dich weiterhin als treuen Leser begrüßen zu dürfen. Deine Anmerkungen waren, wie immer, hilfreich. Gerade auch der Hinweis auf den zwoten Konjunktiv, den ersten habe ich beim Korrekturlesen "verschlimmbessert", wie du bzw. der Pott zu sagen pfleg(s)t. Wird rückgängig und somit richtig gemacht, ebenso der Rest umgesetzt.

Ich danke dir für deine Zeit und würde mich freuen, wenn bei der nächsten Stunde Internet ein weiterer Satz zu der - oder der nächsten - Geschichte selbst folgen würde, wobei dein Satz vom Jammer eigentlich alles sagt, trifft er doch den Nagel auf den Kopf. Wenn meine Geschichte daran erinnert, bin ich mehr als nur zufrieden.

Sei nochmals bedankt und auf bald!

***

Hallo peregrina,

dein Kommentar stimmt mich glücklich. Dir hat sich alles erschlossen, was ich erzählen wollte, und du bist sogar auf den Feuerhimmel eingegangen. Schön!

Der Feuerhimmel sollte einst zu einer eigenen Geschichte werden, ich habe mich aber dazu entschieden, teile von Ort und Handlung schon hier zu integrieren. Mal sehen, ob sich noch andere Kommentatoren zu dem Titel äußeren; wenn ja und negativ, wäre es eine Überlegung wert, mehr auf den Ort der Seligen einzugehen - vielleicht schon in der Heimat, z.B. auf dem Dach -, und der Geschichte diesen Titel zu geben. Wird beobachtet und überdacht.

Deine Anregungen zu der ungewollten Passivität übernehme ich dankend.
"... zu den Seligen gehören." -> "Entweder habe ich gerade Schuppen vor den Augen, oder du hast das "zu" übersehen", wollte ich eigentlich schreiben, merke aber nun, dass ich Schuppen im Hirn hatte. :D Aussetzer wie diese überraschen und erschrecken mich zugleich. Danke für deine aufmerksamen Augen.

Ja, der Kreis schließt sich, aber vielleicht und hoffentlich auch nur fürs erste. Ich wünsche Eddie - tja, was soll man ihm wünschen? - entweder die nötige Hartnäckigkeit, um an seinen Träumen festzuhalten, oder aber die Gabe, die Ansprüche zielführend, was zufriedenstellend sagen will, anzupassen. Ihm einen anderen Typus Frau zu wünschen, wäre vermessen, finde ich, weil er, wie du zu meiner Freude richtig vermutet hast, ja selbst einen großen Teil zu seinem Unglück beiträgt.

Mein Frauenbild beschränkt sich übrigens und glücklicherweise nicht auf den Typus Lisa/Hedda.

Falls du dein "Versprechen" halten solltest, würde ich mich sehr freuen, bin dir aber auch so zu großem Dank verpflichtet.
Wie gesagt, ich bin wirklich sehr angetan davon, was du aus meinem Text gelesen hast, und freue mich noch immer über deinen Besuch.

***

Hallo SCFuchs,

freut mich, dass du vorbeischaust. Dein großes Kompliment zu meinem Erzählstil möchte ich nicht unterschrieben, dir dafür aber natürlich danken und dich wissen lassen, wie gerne ich das höre. Danke dir!

Das Komma hat durchaus seine Berechtigung, drum darf es auch stehen bleiben.

Ach, echte Männer nehmen dafür einen Besuch beim Zahnarzt in Kauf. Ich übrigens nicht. :D

Der Friedel hat schon recht, hier muss der Konjunktiv 1 her, also "brauche" und nicht brauchte oder bräuchte.
Dein Hinweis zu der Irritation um die Zeit ist hilfreich. Werde ich auf jeden Fall überarbeiten, wahrscheinlich, indem ich ein "später" einfüge.
Über das Halsband denke ich nochmal nach.

Zu der Fußmatte und dem Untersetzer: Wie du darauf kommst, dass ich durch die Vermenschlichung der Gegenstände meinen Stil anheben möchte, erschließt sich mir nun überhaupt nicht. Das klingt doch alles andere als "gehoben" ... Ein Sinn ist aber schon da, so soll's zumindest sein. Die Fußmatte heißt ihn Tag ein Tag aus willkommen (durch den Aufdruck), er fühlt es sich aber partout nicht, also belügt sie ihn seiner Ansicht nach. Auf dem Untersetzter steht eine vergleichbare Phrase XY, die Gefühle anspricht und wecken soll, die er eben nicht teilen kann.

Klar, ich konnte etwas mit deinen Anmerkungen anfangen und danke dir für deine Zeit!

***

Herzliche Grüße und nochmals ein großes Dankeschön an euch vier Krieger!
JackOve

 
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Warum nicht noch mal hier vorbeischau'n,

lieber Jack.

Den Titel würde ich auf jeden Fall stehen lassen. Zu ihm passt eben der schon erwähnte, über 70 Jahre alte Text der minima moralia. "Asyl für Obdachlose. - Wie es mit dem Privatleben heute bestellt ist, zeigt sein Schauplatz an. Eigentlich kann man überhaupt nicht mehr wohnen“, beginnt der 18. Aphorismus der „Minima Moralia - Reflexionen aus dem beschädigten Leben“ Adornos. „Die traditionellen Wohnungen, in denen wir groß geworden sind, haben etwas Unerträgliches angenommen: jeder Zug des Behagens darin ist mit Verrat an der Erkenntnis, jede Spur der Geborgenheit mit der muffigen Interessengemeinschaft der Familie bezahlt. ... Die Übernächtigen sind allezeit verfügbar und widerstandslos zu allem bereit, alert und bewußtlos zugleich. … »Es gehört selbst zu meinem Glücke, kein Hausbesitzer zu sein«, schrieb Nietzsche bereits in der Fröhlichen Wissenschaft. Dem müßte man heute hinzufügen: es gehört zur Moral, nicht bei sich selber zu Hause zu sein. ... Die Kunst bestünde darin, in Evidenz zu halten und auszudrücken, daß das Privateigentum einem nicht mehr gehört, in dem Sinn, daß die Fülle der Konsumgüter potentiell so groß geworden ist, daß kein Individuum mehr das Recht hat, an das Prinzip ihrer Beschränkung sich zu klammern; daß man aber dennoch Eigentum haben muß, wenn man nicht in jene Abhängigkeit und Not geraten will, die dem blinden Fortbestand des Besitzverhältnisses zugute kommt. Aber die Thesis dieser Paradoxie führt zur Destruktion, einer lieblosen Nichtachtung für die Dinge, die notwendig auch gegen die Menschen sich kehrt, und die Antithesis ist schon in dem Augenblick, in dem man sie ausspricht, eine Ideologie für die, welche mit schlechtem Gewissen das Ihre behalten wollen. Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ An anderer Stelle hab ich mich schon über ein vermeintliches Menschenrecht auf ein Girokonto, nicht aber auf ein Obdach mockiert.

Paar kleine Schnitzer sind noch auszumerzen (zunächst die Verschlimmbesserung)

[z]wanzig Uhr

Hier schnappt die Fälle-Falle zu,so sehr ich den Genitiv bewahren will
An Seiten von Che, seines Lieblingshundes, der ausgeführt werden musste, …
Korrekt: „An Seiten von Che, seinem Lieblingshund, ...“, oder eben „an Seiten Ches, seines Lieblingshundes, ...“ (dass "che" "Freund" heißt und sich irgendwann in Guevaras Namen aufgrund seiner Menschenfreudlichkeit einzog, weißtu sicherlich).
Eddie wollte sich Che schnappen und gehen. Davon wandern.
(Wenn „davongehen/davonkommen“ u. a. die Regel ist, ist m. E. auch „davonwandern“ dazuzurechnen)

Ja, die Fußmatte als Symbol (gut)bürgerlichen und behausten Lebens begrüßt und verabschiedet einen nur stumm (selbst mit freundlichem Aufdruck) und niemand weiß, ob der Besitzer oder - besser - wer immer sie ausgelegt hat, dem Kommenden/Gehenden, auf jeden Fall auch wirklich freundlich gesinnt ist. So kann sie auch für die Arbeitswelt (zu der dann auch Selbstoptimierung und -ausbeutung zählen) gelten, da sie ihren Job schweigend erfüllt. Wir wissen ja, dass hinter Werks- und Verwaltungsmauern Meinungsfreiheit und Demokratie eingeschränkt, wenn überhaupt gelten.

Zugleich ist sie Symbol des Unberührebaren, Geächteten, wenn wir mit unserm Schuhwerk sie (be-)treten oder gar unsern Dreck daran abstreifen, -laden.

„Ich gehe schon runter zum Markt, denkst du bitte daran, den Stecker der Kaffeemaschine zu ziehen?“
ist ein schönes Schlusswort.

Zum Abschluss empfehle ich der Sperrholzgeneration Lennon(/McCartneys) Norwegian Wood, in dem der Icherzähler das Problem auf seine Weise darstellt. Übrigens ist es ein erstes Stück Weltmusik allein schon dadurch, weil damit die Sitar in der westlichen Welt und der Popkultur Eingang fand ohne jegliches elektronische Gepiepe.

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedrichard

weil ich den Komm gerade sehe und keine Ahnung, ob das jetzt off-topic ist, irgendwie hängt es ja auch mit dem gelungenen Text zusammen:

Zum Abschluss empfehle ich der Sperrholzgeneration Lennon(/McCartneys) Norwegian Wood, in dem der Icherzähler das Problem auf seine Weise darstellt. Übrigens ist es ein erstes Stück Weltmusik allein schon dadurch, weil damit die Sitar in der westlichen Welt und der Popkultur Eingang fand ohne jegliches elektronisches Gepiepe.
Auch vor den Beatles gab es schon Sitar im Rahmen von Weltmusik, zugegeben klassisch, irgendwie, aber auch nicht :)
Zufällig habe ich vor kurzem eine Aufnahme von Ravi Shankar zusammen mit Yehudi Menuhin gehört, ganz wahnsinnige Musik, hört mal:
https://www.youtube.com/watch?v=3XN8AiDvnZI

Liebe Grüße und einen schönen Tag
Isegrims

 

Hallo JackOve,

schön mal wieder eine Geschichte von dir zu lesen :)
Dann leg ich direkt mal los.

Es wundert mich, dass es noch gar nicht angesprochen wurde, denn mich hat es beim Lesen direkt total verwirrt: Du springst in den ersten drei Absätzen, bis zu der Stelle, an der Eddie abhaut, ständig zwischen Lisas und Eddies Blickwinkel hin und her. Mir geht das zu rasant, ich kann mich gar nicht auf einen Blickwinkel einstellen, schon ist es wieder der andere. Das fängt schon direkt am Anfang an, du steigst aus Lisas Sicht ein und weckst sofort die Neugier des Lesers, und dann wechselst du zu Eddie, aber dieser Wechsel geschieht über wörtliche Rede und wird somit gar nicht wahrgenommen.
Genaugenommen merkt man erst hier:

Der Bewegung in seiner Hose zum Trotz verließ er das Schlafzimmer
dass wir den ganzen bisherigen Absatz aus Eddies Sicht betrachtet haben. Vorher kommt es mir zwar ein bisschen komisch vor, aber ich habe es so hingenommen, bis ich dann kapiert habe, dass Eddie erzählt.
Das hier zum Beispiel hat mich beim ersten Lesen total verwirrt, weil ich es aus Lisas Sicht gelesen habe:
Lisa fragte durch den Spalt, ob sie sich zu ihm setzen dürfte, er verneinte und verwies darauf, dass er Zeit für sich brauche. Deutlich später, als er reinging, schlief sie bereits.
Da hab ich dann sogar noch überlegt, ob es zum auktorialen Erzähler übergegangen ist.

Der nächste Erzählerwechsel geschicht nicht ganz so unbemerkt, aber trotzdem ohne richtigen Absatz dazwischen, nur mit Zeilenumbruch, und plötzlich ist schon der nächste Tag und wir sind wieder bei Lisa.

Der Aufdruck würde Eddie gewiss gefallen. Schäfchen, die nicht auf und ab wanderten, sondern dösend beieinander lagen und die Beständigkeit genossen, die ein Eigenheim bot, während die Freiheit bedeutete, jene Sicherheit aufgeben zu müssen, für die man bisher gelebt hatte.
Die Stelle hat mir gut gefallen, denn schon hier bekommt man als Leser das Gefühl, dass die Bettwäsche Eddie vermutlich gar nicht so gefallen würde, sondern eben nur Lisa ;)

Lisa war nicht ansprechbar, als er den Rucksack an das Gestell lehnte, und doch begann er, sich zu rechtfertigen.
Hier verlierst du mich ein bisschen. Erst sagst du, dass sie gerade eingeschlafen ist, dann ist sie nicht ansprechbar - das hieß für mich, dass du mit dem nicht ansprechbar meinst, dass er abhaut, während sie schläft. Umso mehr verwirrt mich dieses Trance-Gedöns. Ich komme nun zu dem Schluss, dass es eine komplett neue Situation ist, in der er versucht, ihr zu erklären, warum er sie verlässt? Aber so richtig sicher bin ich mir nicht. Wenn sie dabei wach ist, dann wird mir diese Trennungsszene nicht deutlich genug.

Und hier macht die Geschichte für mich auch einen Schnitt. Vorher bin ich immer noch davon ausgegangen, dass Lisas Sicht auf die Dinge ein essentieller Teil der Geschichte ist. Und dann plötzlich: Puff, Lisa ist weg. Oder umgekehrt, Eddie ist weg und wie Lisa damit umgeht wird gar nicht mehr thematisiert.
Gerade dadurch, dass der Leser in den ersten Absätzen eigentlich viel mehr über Lisa aus Lisas Sicht erfährt, fühlt es sich falsch an, wenn die dann auf einmal keine Rolle mehr spielt. Also wirklich, so gar keine Rolle mehr. Wofür hast du sie dann eingeführt? Warum nicht gleich alles aus Eddies Sicht beschrieben, vielleicht auch mit Deutungsversuchen seinerseits bezüglich Lisas Verhalten.

Nungut, weiter im Text.

Nach der morgendlichen Fütterung der Hunde, was in der Regel neunzig Minuten dauerte, genoss er die einzigen Minuten des Tages, die ihm gehörten.
Warum ist es wichtig, dass es exakt 90 Minuten dauert? Und wer spricht im Alltag in solchen Zeitdimensionen? Im alltäglichen Sprachgebrauch sind denke ich viertel, halbe, dreiviertel und ganze Stunde. Also anderthalb Stunden, sofern die Dauer der Fütterung denn von Belang ist. Für meinen Geschmack täte es dem Satz keinen Abbruch, wenn du die Zeitangabe einfach streichen würdest. "Nach der morgendlichen Fütterung der Hunde genoss er die einzigen Minuten des Tages, die ihm gehörten" - funktioniert doch auch.

An Seiten von Che, seines Lieblingshundes, der ausgeführt werden musste, weil er ob seiner Unverträglichkeit mit den anderen Hunden nicht in den Zwingern gehalten werden konnte.
Der Satz liest sich komisch (oder ich lese ihn intuitiv komisch). Wenn ein Satz mit "An Seiten von..." beginnt, erwarte ich irgendwie, dass danach eine Erklärung kommt, was man denn nun an Seiten dieses jemandes macht. Man beginnt den Satz also mit einer bestimmten Erwartungshaltungs-Intonation (ist das ein Wort?), und dann kommt 'der ausgeführt werden musste' - hö? Passt in diese Intonation nicht rein. Dauerte bei mir ein bisschen, bis ich gerafft habe, dass sich das "An Seiten von" noch darauf bezog, wie er seine freien Minuten verbrachte :D
Ein einfacher Gedankenstrich statt des Punktes sollte dort Abhilfe schaffen.

löste Eddie die Leine von dem Halsband
das wurde schon angesprochen, ich finde es klingt weniger komisch, wenn da ein 'vom' steht. Ist zwar grammatikalisch das gleiche, klingt aber weniger hölzern in meinen Ohren.

Diese Armleuchter wussten doch gar nicht, was es hieß, ein Tier zu schlachten, um andere Lebewesen ökologisch sinnvoll zu ernähren, obwohl man man selbst Vegetarier war.
Da hat sich ein 'man' zu viel reingemogelt ;)
Allerdings verstehe ich den Bezug auch nicht so richtig. Erst denkt man, er will sich darüber beschweren, dass die da hin kommen und dann gar nicht mit den eigenen Augen gucken und erleben, sondern nur durch ne Kamera gucken und Bilder knipsen, und dann kommt diese Vegetarier-Thematik auf? Ich sehe da irgendwie nicht den Zusammenhang.
Und darüber hinaus finde ich, dass das Wort "Vegetarier" einfach nicht gut da in den Kontext reinpasst. Das ist so - modern, dabei kommt mir Eddie eher rustikal vor. Wie wärs denn mit "obwohl man selbst keine Tiere aß" oder "obwohl man selbst niemals ein Tier essen würde" oder irgendwie so?

Zum ersten Mal seit Monaten hörte Eddie eine Stimme aus der Heimat.
Da bin ich nicht ganz mitgekommen, ich denke zwischen dem Abend in der Hütte und dem Anruf liegen mehrere Wochen oder gar Monate, doch dieser Satz kommt so unvermittelt, dass man im ersten Moment denkt, es muss noch am selben Abend oder spätestens am nächsten Morgen gewesen sein.

„Schatz, du musst aufstehen. Unsere Schicht beginnt in zwanzig Minuten.“
Und hier bin ich doch tatsächlich unsicher aus dem Text herausgegangen, weil ich mir nicht sicher war, ob er das alles jetzt nur geträumt hatte (was ich blöd fände, und was du ja in den Kommentaren auch schon widerlegt hast) oder ob er eben wieder in die gleichen Muster zurückgefallen ist wie mit Lisa. Letzteres ist eigentlich ein wirklich gutes Ende, wie auch schon vor mir jemand erwähnt hatte, man kann eben nicht so einfach seine Routinen durchbrechen.
Nur leider ist mir das nach dem ersten Lesen nicht so ganz klar gewesen, dass er tatsächlich mit der neuen Hedda ins alte Muster zurückgefallen ist.

Nunja, das war jetzt irgendwie total viel Kritik, dabei hat mir deine Geschichte an sich wirklich sehr gut gefallen. Dein Schreibstil gefällt mir sowieso total, du hast sowohl am Anfang bei Lisa als auch später in Norwegen eine tolle Atmosphäre schaffen können, Eddie ist mir irgendwie ans Herz gewachsen und er tut mir leid, weil er sich selbst im Weg steht - dass du dieses Mitgefühl in mir wecken konntest, rechne ich dir ebenfalls hoch an.
Insgesamt eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Herzlichen Dank dafür!

Liebe Grüße,
Sommerdieb.

 

Hej JackOve,

wunderbar, eine Geschichte von dir zu lesen.
Es ist mir leider nicht so leicht gefallen, zu folgen. Andere Hirnverknüpfungen möglicherweise. Ich versuche mal zu beleuchten, woran es bei mir hakelte.

Lisa stand senkrecht im Bett, als die Tür ins Schloss krachte, und nahm sich vor, diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen. Eddie durfte seine Wut nicht länger mit nach Hause bringen.

So erwarte ich eine Geschichte über eine Frau, die dem Wahnsinn ein Ende bereitet. ;)

Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Tür leise schließen sollst, wenn kein Licht mehr brennt?“
„Selbst wenn alle Lampen an wären, könnte ich das durch das Fenster nicht erkennen, weil mich die Abendsonne blendet. Ist dir klar, dass es gerade einmal Zwanzig Uhr ist? Du verschlä...“
„Müsste es dann nicht auch zu früh für eine Fahne sein?“
Eddie ließ Lisa stehen, ging in Richtung Küche, biss ein Bier auf und öffnete die Balkontür. Er hakte den provisorischen Verschluss ein, drehte sich eine Zigarette und klopfte noch vor dem Entzünden an das Glas, um den Blick seiner Freundin auf die langsam fallende Sonne zu lenken. Lisa fragte durch den Spalt, ob sie sich zu ihm setzen dürfte, er verneinte und verwies darauf, dass er Zeit für sich brauche. Deutlich später, als er reinging, schlief sie bereits.

Stattdessen gibt es eine diffuse Unterhaltung mit einer Frau, die obwohl sie schon zu schlafen schien, auf die Terrasse will zum Reden? Und dann aber doch tief schläft. :hmm:

Hörst du mich?“, wollte Eddie wissen, während er mit der Rückhand über ihren Arm fuhr, ..

Rückhand klingt bissi nach Tennismatch :shy:

Scheiße, wo soll ich denn anfangen? Vielleicht damit, dass sich ein Mensch, der im Begriff ist, ein anderes Lebewesen zu überfahren, lieber darauf konzentriert, die Hupe zu betätigen, anstatt mit aller Macht den Unfall zu verhindern! Fuck, das ist doch krank.“

Was ' da passiert?

Ob er lebensmüde sei, fragte sie mit leiser Stimme, die den Vorwurf nicht kaschierte.

Schon ein seltsames Mädel, Paar. Die kriegen nicht viel voneinander mit. Ich würde mich schon sehr wundern, komme von der Arbeit und mein Freund höckt aufm Dach ...

Du weißt doch gar nicht, was es heißt, des Lebens müde zu sein“, pfiff es von oben hinunter.

Ist da sein Ernst?

Sie überlegte noch, Eddie einen Zettel zu schreiben; falls er wieder so früh aufstehen sollte, könnte er ja den Karton nach unten tragen und dann zerstückelt in die Papiertonne werfen. Ein Herz in ihrem Kaffeeschaum wäre auch schön.

So eine issie also. Verstehe. Und er sucht Freiheit. Wie immer er das auch definiert. Immer noch beendet sie keinen Wahnsinn.

Lisa war nicht ansprechbar, als er den Rucksack an das Gestell lehnte, und doch begann er, sich zu rechtfertigen. Für ihn war es weniger eine Rechtfertigung als die Möglichkeit, sich dessen zu erleichtern, was gefühlte Ewigkeiten lang sein Gepäck war. Seinen Freunden, Bekannte traf es wohl eher, hatte er sich nie anvertraut, er hätte gekonnt, wollte aber nicht. Was Lisa anbelangte, durchbohrte ihn die andere Seite des Spießes, und obwohl er es leid war, auf taube Ohren zu stoßen, fühlte er sich dazu verpflichtet.
Sie erwachte vorübergehend aus ihrer Trance, verfiel ihr aber umgehend wieder, nachdem das Fernweh zur Sprache kam. Zwanzig Minuten später verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Stirn.

Erschreckend, wie wenig sie einander vertrauen und kennen. Und eine Erklärung seiner psychischen Situation bevor er abhaut, ist wohl angemessen. Er nennt es Rechtfertigung.

Dort, wo er jetzt war, und wirklich nur dort, fühlte er sich tatsächlich willkommen. Irgendwo im Nirgendwo und immer in Bewegung. Lang genug hatte er gerastet, jeder Schritt war nötig, um an den rostigen Ketten zu rütteln

Gibt es dort keine Fußmatten und Kaffeepads? Ist Freiheit nur im Verzicht zu finden? In Norwegen?

Er wusste, wo es hingehen sollte. Auf einer Scholle oder abgelaufenen Sohlen gen Norden.
Der Ruf Alaskas musste sich gedulden, vorerst zog es Eddie nach Skandinavien. Dänemark ließ er bewusst aus, sehnte er sich doch nach der Einsamkeit, der stillen Natur, die er sich allerdings unberührter erhofft hatte.

Diesen Drang kann keine Lisa deckeln, nicht mit oder ohne Schaumherz im Kaffee.

... genoss er die einzigen Minuten des Tages, die ihm gehörten.

obwohl ihm ja definitiv der ganze Tag gehört.

Kaum erreichten sie den zugefrorenen Acker, löste Eddie die Leine von dem Halsband und nickte Che einverstanden zu. 60 Kilogramm pures Leben schnellten zum Ufer des Fjordes - wie ein Blitz, beinahe graziös. Eddie folgte ihm gemächlich und verschwendete dabei mehrere Streichhölzer, bis es ihm gelang, die Zigarette zu entzünden. Zu feucht die Luft, zu stark der Wind. Anschließend rotzte er den Klumpen Snus in den Schnee, rauchte auf und pfiff nach Che, der sofort herbeieilte und sich widerstandslos anleinen ließ.

Synonym für Freiheit? Ein Hund, der folgt, Zigaretten im Wind? Ok.

Diese Armleuchter wussten doch gar nicht, was es hieß, ein Tier zu schlachten, um andere Lebewesen ökologisch sinnvoll zu ernähren, obwohl man man selbst Vegetarier war.

Zufrieden klingt anders.

Eddies Blick schwankte zwischen Hedda und dem Bierglas, das er sich anzuheben ärgerte, weil dann der trügerische Untersetzer zum Vorschein kam, der an die Fußmatte erinnerte. Wie es Lisa wohl gerade ging?

Der Arme. Wo wird er denn seinen Frieden finden?

Zwischen den Wolken hatte es während seiner Anwesenheit ständig gebrannt, drum schien er nicht zu den Seligen zu gehören, doch fühlte er sich verpflichtet, weiterhin Ausschau zu halten - nach seinem Feuerhimmel, an den per se keine Erwartungen geknüpft werden konnten.

Hier vielleicht? Was wird ihn dort seiner Freiheit berauben? Nicht rauchen zu können, mangels Zigrettenautomaten?

Schatz, du musst aufstehen. Unsere Schicht beginnt in zwanzig Minuten.“
Er vergrub seinen Kopf in dem Kissen, roch den Fisch, der sich auch nach mehreren Duschen nicht abwaschen ließ, und schimpfte ein verschlafenes „gleich“ hervor.
„Ich gehe schon runter zum Markt, denkst du bitte daran, den Stecker der Kaffeemaschine zu ziehen?“

Guck. Was er sucht, ist sicher schwer zu beschreiben, doch du hast seine Zerrissenheit dargelegt und ich bin auch etwas zerrissen, wegen dieser vielen Sprünge und der schwelenden Unzufriedenheit.

Allemal ein Thema wert.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo JackOve,

Zu der Fußmatte und dem Untersetzer: Wie du darauf kommst, dass ich durch die Vermenschlichung der Gegenstände meinen Stil anheben möchte, erschließt sich mir nun überhaupt nicht.
Hm. Ich gebe zu, das habe ich wohl etwas ungelenk erklärt. Ich habe mich beim Lesen lediglich gefragt, wie ein Untersetzer (das Wort erklärt ja schon alles von seinem Rang) oder eine Fußmatte verlogen, bzw. trügerisch ein kann?! Aber was soll's? Wieso Fehler in einem Text suchen, die man doch nicht findet :D!

Bei der Sache mit dem Konjunktiv I war mir nur aufgefallen, dass der Satz in seiner ursprünglichen Art wohl nicht stimmen kann, aber das der Friedel ja scheinbar schon vorher entdeckt.

Grüße zurück,
SCFuchs

 

Ich war und bin immer noch der Überzeugung, dass dadurch eigentlich recht trefflich zum Ausdruck gebracht wird, was ich erzählen möchte, …
Das verstehe ich, JackOve,

da haben wir Autoren endlich den Non plus ultra-Titel gefunden und da kommen die Krieger und wollen ihn uns partout ausreden.
Natürlich kann er bleiben, es ist deine Geschichte, du entscheidest, aber du sagst ja selbst: EIGENTLICH.
Friedrichard meint:

Den Titel würde ich auf jeden Fall stehen lassen.
Schön, dass da wenigstens noch eine Meinung eingetroffen ist, die sich auf den Titel bezieht.

Ja, leider reite ich immer noch auf dem Titel herum (während andere WK schon den Text Zeile für Zeile sezieren). Aber Titelfindung ist nun mal mein Steckenpferd. Und ab geht’s im gemäßigten Trab. Ich begründe mal, warum ich das so ganz anders sehe.

Prinzipiell ist gegen den Werbeslogan von IKEA nichts einzuwenden. Er hat sich in jedermanns Ohr festgesetzt und macht auf die KG neugierig, hab ich schon erwähnt. Außerdem schlägst du mit ihm einen Bogen zu Schweden. Bewusst oder unbewusst?
Ich hätte allerdings eine Satire oder wenigstens eine humorvolle Betrachtung der weiblichen Bemühungen, ein Heim mit mehr oder weniger sinnvollen Accessoires gemütlich zu gestalten, vermutet, wobei sich der männliche Part mit aller Macht wehrt.
Du nimmst aber in deinem Text nicht das „Schöner Wohnen“ ins Visier, sondern lässt Eddie nur die Symbole der trügerischen Idylle und Geborgenheit verachten. Sie bedeuten ihm nichts, er sehnt sich nach „Freiheit“. Das Wort „wohnen“ ist schlichtweg irreführend, aber wahrscheinlich nur für mich.
Mein Mann fragt nämlich gerade von der Seite: Wieso denn das?
Wenn man Wohnen als Synonym für Geborgenheit, ein Dach über den Kopf haben, sieht und Leben dafür, etwas unternehmen, etwas wagen, dann passt es doch.
Für mich passt es eben nicht, weil sich sofort IKEA vor die Linse schiebt. Eine glückliche Familie will mich animieren, irgendeinen Schnulli-Borg oder Pipifax-Gunnar zu kaufen.

Vielleicht ist eine Abwandlung möglich: Träumst du noch, oder lebst du schon?
Kommt der Sache schon näher. Nee, doch nicht!
Ist zu heftig mit dem Holzhammer auf den Leser eingeschlagen.

Dann überlege ich, ob sich die Idee mit den Seligen möglicherweise etablieren könnte. So als roter Faden, der sich, wie du sagst, vom Dach bis nach Skandinavien schlängelt. Und Himmel ist, dem Himmel sei Dank, ja überall. Aber leider vermag ich nicht zu sagen, ob das nicht schon zu dick aufgetragen ist. Dante, Selige, Gott, Glaube. Ich bin, glaube ich, überfragt, wenn nicht gar überfordert. Da brauch ich von dir einen Impuls.

Soviel zum Steckenpferd.:confused:

Übrigens, das Gleichnis mit den einfältigen Schafen, die es sich auf der Bettwäsche kommod eingerichtet haben, ist ganz stark.
Und was „verlogene Fußmatte“ trifft auf „trügerischen Untersetzer“ anbelangt, auch sehr schöne Symbolik, aber da musst du wohl noch etwas nachlegen. Während ich die Matte mit dem roten Herz und dem verschnörkelten Willkommensgruß sofort vor Augen habe, fehlt mir ein konkretes Bild vom Untersetzer. Der Leser braucht da noch die Info, was sieht Eddie? Unberührte Natur, Abenteurer oder einen flotten Spruch, der die Wirklichkeit auf den Kopf stellt.

Ich hoffe, du nimmst meine Worte als das, was sie sein sollen: Notwendiges Fachsimpeln über die schönste Nebensache der Welt, um gemeinsam zu einer möglichst optimalen Lösung zu kommen oder zumindest einen neuen Blickwinkel auf das ein oder andere Detail zu erlangen. Ich lerne gerne dazu.

Ratlose Grüße,
peregrina

 
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Friedrichard

Lieber Friedel, danke dass du nochmal vorbeischaust und mir drei weitere Schnitzer aufzeigst, die ich gleich ausmerzen werde.

Wie schön, dass du mich in dem Titel bestätigst.
Minima Moralia notiere ich mir.
Thoreau hat da ja eine interessante, offensichtlich ziemlich zufriedenstellende Lösung gefunden, was das Wohnen betrifft. Er hat aus dem Minimalen das Optimale rausgeholt, dem Alltag einen Sinn gegeben und ist einer Arbeit nachgegangen, von der er sich einen Nutzen versprach. Dergleichen wäre sicherlich auch für Eddie interessant, nur scheint er sich das selbst nicht zuzutrauen, oder warum sonst sollte er sich krampfhaft an den gesellschaftlichen Gegebenheiten festhalten, obwohl er diese doch so leid ist. Vielleicht kommt der totale Cut auch einfach noch zu früh.

"Norwegian Wood" kenne ich natürlich. Wieder einmal, wie schon bei "Ebbe und Flut", lieferst du die Kunst, die hervorragend zu meiner Geschichte passt.
"I once had a girl
Or should I say she once had me" & "She asked me to stay
And she told me to sit anywhere" ...

Sei bedankt!

***

Hallo Isegrims,

dein kleiner Kommentar hat mich gefreut. Gerade auch deswegen, weil du diese wunderbare Musik mit uns teilst. Ich bin begeistert. Danke dir.

***

Liebe/r Sommerdieb,

wie toll es doch ist, dass ich dich bisher bei allen meiner Geschichten begrüßen durfte. Generell war ich ganz froh, vor einigen Tagen deinen Nick auf der Startseite zu sehen, ich war schon in Sorge, du hättest dem Forum den Rücken gekehrt. Das wäre wirklich jammerschade. Deine Kommentare, auch zu anderen Geschichten, sind immer eine Freude!

Ja, das waren wirklich nicht gerade wenige Stolpersteine, darum war ich auch erstaunt, dass du die "schöne Geschichte" trotzdem "gerne gelesen hast". Gefreut hat's mich natürlich sehr.
Mal schauen, ob ich mich erklären und meine Geschichte ein Stück weit verteidigen kann, wobei das natürlich nie ein gutes Zeichen ist.

Ich kann verstehen, dass dir die Perspektivenwechsel am Anfang zu schnell gehen, sehe aber (noch) nicht, dass ich da großartig was dran ändern werde. Ich wollte sowohl Lisa als auch Eddie beleuchten, bewusst zwischen den beiden wechseln, um anzudeuten, wie viel da eigentlich schief läuft. Durch die Einleitung sollte man mit Lisa mitfühlen, Eddies Kommentar zu der Uhrzeit dann zeigen, dass bei ihr auch nicht alles rund läuft und dergleichen folgt ja auch umgekehrt, als er an die Balkontür klopft, um sie zu belehren. Ich hatte mir ihn da ziemlich unausstehlich vorgestellt. Dann das Reden- und Nichtredenwollen, dass aneinander vorbeigeredet wird - das wollte ich eben durch diese Sprünge zeigen. Ich denke, dass die Wechsel nicht ganz so undeutlich sind, werde aber nochmal in mich gehen.

Hm. Die Szene, in der er sich verabschiedet, finde ich eigentlich auch nicht so irreführend. Ich lasse sie ja "zufrieden in den Schlaf finden", woraus man schließen kann, dass sie nicht ansprechbar ist. Sie schläft also, als er seinen Abschiedsmonolog beginnt. Vielleicht ist Trance da nicht das richtige Wort, aber sie kriegt vorübergehend wieder etwas mit, im Halbschlaf halt, und entschlummert dann wieder endgültig, als das Wort "Fernweh" fällt, was ich mir an sich schon ein bisschen aussagekräftig vorgestellt habe.

Naja, Lisas Sicht auf die Dinge ist nach wie vor ein essentieller Bestandteil der Geschichte. Sie weicht bis zuletzt nicht von seiner Seite, er wird sie nicht los, lacht sie sich in Form von Hedda sogar wieder an. Ihre Wertvorstellungen begleiten ihn auf seiner Reise, er begegnet ihnen unterwegs bzw. in Norwegen mehrfach.
"Und im vorliegenden Falle schließt sich der Kreis. Die Namen der Gefährtinnen sind austauschbar" -> Das hat peregrina dazu gesagt, und ich bin sehr glücklich über ihre Erkenntnis.

Deinen Gedankenstrich übernehme ich dankend und kaufe auch das "vom". Das zweite "man" darfst du gerne mitnehmen. Deine Gedanken zum "Vegetarier" sind Goldwert!!! Daran habe ich mich auch gestört, das klingt in der Tat so erzwungen. Da ich seinen Fleischverzicht nicht streichen möchte, werde ich mich wohl an deinem ersten Vorschlag orientieren. Danke, das hilft mir wirklich sehr!

Was den Anruf betrifft, kann ich die Irritation verstehen und werde nochmal darüber nachdenken.
Was das Ende und Hedda anbelangt, freue ich mich zwar, dass du das für "wirklich gut" befindest, finde es aber auch schade, dass dich die Erkenntnis beinahe nicht erreicht hätte. Das wäre zu schade gewesen. Ich lasse mir das nochmal durch den Kopf gehen, garantiere aber für nichts.

Liebe/r Sommerdieb, ich danke dir ganz herzlich für deine Zeit, deine hilfreichen Anregungen und deine lieben Worte. Ich hoffe, du siehst es mir nach, dass ich mich derart verteidigt habe, und würde mich freuen, bald wieder eine Geschichte von dir zu lesen.

***
Kanji und peregrina, ich antworte euch später.

***
Herzliche Grüße an alle!
JackOve

 

Hei JackOve,

ich war schon in Sorge, du hättest dem Forum den Rücken gekehrt
nein, niemals! Nur zeitlich haut das in letzter Zeit alles nicht so hin, wie ich mir das eigentlich gewünscht hätte.
Und ich fühle mich umso mehr geschmeichelt, dass tatsächlich jemandem meine Abwesenheit aufgefallen ist :)

Danke, dass du dir auch so viel Zeit nimmst, um auf meinen Kommentar einzugehen. Die Kommentare der anderen zeigen ja, dass sonst anscheinend niemand mit den Perspektivwechseln Probleme hatte, also möchte ich nicht ausschließen, dass es einfach an mir liegt. Deine 'Rechtfertigungen' sind also sicherlich nicht verkehrt.

Also habe ich die Abschiedsszene doch im ersten Moment richtig verstanden. Ganz schön feige, sie im Schlaf zu verlassen - aber so ist er eben, der Schuft. Vielleicht weil er wüsste, dass er nicht gehen würde, wenn er Lisa die Chance einräumen würde, was dazu zu sagen.

Naja, Lisas Sicht auf die Dinge ist nach wie vor ein essentieller Bestandteil der Geschichte.
Das habe ich nicht ganz so empfunden, denn wie Lisa die Dinge tatsächlich sieht, bleibt ja im Verborgenen. Aber ihr Einfluss auf Eddie bleibt bestehen, da hast du recht, und das kommt in der Geschichte auch rüber.

Da ich seinen Fleischverzicht nicht streichen möchte,
Das finde ich gut! Das hat ihn sehr sympatisch gemacht, es wäre schade, wenn das rausfliegen würde.

finde es aber auch schade, dass dich die Erkenntnis beinahe nicht erreicht hätte. Das wäre zu schade gewesen. Ich lasse mir das nochmal durch den Kopf gehen, garantiere aber für nichts.
Hier kann ich dir nur den Rat geben, lieber weniger an der Stelle zu verändern als zu viel. Grundsätzlich ist es ja auch gar nicht so schlimm, wenn man unsicher aus einer Geschichte entlassen wird. Gerade diese Doppeldeutigkeit macht doch auch einen Reiz aus - hat er das nun alles nur geträumt und ist nie von Lisa losgekommen, oder ist es wirklich passiert und er ist mit einer neuen Frau in die alten Muster zurückgefallen?
Letztlich ist es ja genau die Parallele zwischen dem alten und dem "neuen" Leben, die eine solche Unsicherheit erschafft, und genau das wolltest du ja aufzeigen. Die Moral von der Geschichte - er hätte sich alles sparen und bei Lisa bleiben können, denn freier als vorher ist er nicht. Naja, ob das wirklich die Moral ist, keine Ahnung. Aber egal wie man das Ende deutet, man kommt doch immer zum gleichen Schluss, würde ich mal behaupten.

Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr bin ich der Überzeugung, dass du es einfach so lassen solltest ;) Wenn ein Ende es schafft, mich so sehr und so lange zu beschäftigen, dann kann es ja nicht so schlecht sein.

So, das soll es gewesen sein. Eine neue Geschichte von mir gibt's erst, wenn die alte überarbeitet ist, alles andere wäre ja auch unfair gegenüber all den lieben Kommentatoren, die sich so viel Mühe damit gegeben haben.

Liebe Grüße,
Sommerdieb :)

 
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Ich noch mal,

Ihr Lieben,

denn was – Werbespruch hin oder her und wer ließe sich nicht von der Dauerberieselung der allgegenwärtigen Werbung beeinflussen bis zu ihrer Verballhornung und Negation im Volsmund des „Siehstu die Kreuze am Waldesrand? / Es sind die Raucher der Roten Hand“. Denn was gaukelt uns die Werbung da vor, wenn es heißt -

Wohnst du noch, oder lebst du schon?
-
wobei man sich schon übers an sich entbehrliche Komma mockieren kann (wer muss schon nach drei Silben nach Luft schnappen?), als vielmehr durch die ausschließende Konjunktion uns einen Widerspruch zwischen wohnen und leben vorgaukelt, denn mindestbedingung des Wohnens ist wohl, dass der Wohnende lebt oder wüsste jemand, dass man sich in Sarg oder Urne wohnlich eingerichtet hätte?

Aber was heißt „wohnen“?

Das ahd. „wonên / wonan“ wird seit dem 8. Jh. in Übersetzungen des lat. „manere, remanere, morari, de-, commorari, con-, obversari, selten habitare“ verwendet und entspräche demnach nhd. „verweilen, bleiben, beharren, sich befinden“ (Belege/Zitate im Grimmschen Wörterbuch, eingestellt im Wörterbuchnetz), der mhd. Gebrauch von „wohnen“ steht dem ahd. noch nahe und bedeutet „bleiben, verharren, verweilen, sich aufhalten, sich befinden“, aber auch schon wie heute „Sitz, Wohnung haben“ gelegentlich hinzukommt.

Für „gewöhnlich“ wohnt man in (dem Haus, der Straße, dem Ort usw.), gelegentlich auch „auf“ (dem Hof, Gut), sehr eng wird‘s, wenn jemand im übertragenen Sinn in eines anderen Herzen wohnt – womit wir bereits eine andere Bedeutung angerissen haben, die sich in Partizipienreiterei versteckt – hier bereits in der Nutzung im „gewönlichen“, als „gewohnt sein“, wenn etwas ständig und dauernd (wie der amtlich beglaubigte WohnSITZ) gilt.

Die Überraschung – selbst für mich – findet sich in den ältesten Belegen germanistischer Zunge, wenn im Gotischen schon die die Vokabel „unwunands“ - „un“ ist wie heute noch eine negierende Vorsilbe - „beängstigt, bekümmert, sich nicht freuend“ bedeutet.

Das Marketing des Herrn Kamprad will uns also glauben machen, man lebte nur, wenn man regelmäßig sein Sperrholz erneuere, kurz: Abwechslung tue not und Ge-wohn-heit gehöre nicht zum Leben. So ist denn der Titel dieses kleinen Textes ironisch oder als Kritik der Kamprad‘schen Unterstellung anzusehen, wenn unser „unbehauster“ Held mit Lisa im Herzen die Einsamkeit sucht, die freilich – wie nicht nur die Besuchergruppe zeigt – bereits kommerzialisiert ist.

Was sich aber auch zeigt, unser Held ist kein Che und bevorzugt, seine eigenen Bedürfnisse zu befredigen und eigene Interessen zu pflegen.

Gruß aus einem Brutkasten vom

Friedel

 
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Lieber JackOve,

es hat mich sehr gefreut, mal wieder eine KG von dir zu lesen. Achtung, mein Kommentar ist etwas ausgeufert, aber ich wollte meinen Eindruck möglichst konkret schildern. Das mittlerweile etwas überstrapazierte „Meckern auf hohem Niveau“ trifft hier wieder einmal zu.

Wohnst du noch, oder lebst du schon?
Lisa stand senkrecht im Bett, als die Tür ins Schloss krachte, und nahm sich vor, diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen. Eddie durfte seine Wut nicht länger mit nach Hause bringen.
Die Themen Titel und Perspektivwechsel wurden schon mehrfach angesprochen. Da muss ich mich leider auch einreihen. Der Ikea-Slogan ist eben, dank unvergleichlicher Marketingfähigkeiten der Schweden, als solcher unverrückbar im Kopf verankert. Abgesehen von Ausnahmen wie unserem lieben Friedrichard, bei denen der Satz auch noch andere Assoziationen weckt, erwarten die meisten eben das klischeehafte Bild vom „Schöner Wohnen“-Heim aus dem Katalog.
Klar, dadurch erzeugst du natürlich auch Spannung, was man durchaus anerkennen muss, aber es weckt eben auch Erwartungen, die sich dann durch den ersten Absatz und die Lisa-Perspektive weiter bestätigen, die dein Text (zum Glück?) aber nicht erfüllen kann. Das kann frustrieren und ich denke nicht, dass du deine Leser enttäuschen oder sogar verärgern wolltest. Ein Titel muss Spannung erzeugen und darf mit Erwartungen brechen, aber in deinem Text entwickelt sich der Bruch für meinen Geschmack zu spät.
Natürlich ist mir deine Intention für den Titel klar, nicht Wohnen sondern wirklich Leben zählt für Eddie, aber ich bin mir ganz sicher, dass du einen treffenderen Titel finden könntest. Oder du machst direkt in den ersten Absätzen deutlich, dass der Text in eine völlig andere Richtung geht, erzeugst den Bruch direkt im Einstieg.
Und damit wäre ich dann auch bei den ersten Absätzen und den schon mehrfach erwähnten Perspektivwechseln. Auch ich habe erwartet, aus der Perspektive Lisas durch die Geschichte geführt zu werden. Natürlich ist es durchaus legitim, die Perspektive zu wechseln und somit auch den Kontrast zwischen Lisas und Eddies Haltung zu unterstreichen (was dir meiner Meinung nach zumindest bei Lisa nicht so gut geglückt ist). In einer Kurzgeschichte und speziell in diesem Fall übertreibst du es in meinen Augen aber und es wirkt störend. Zumal mir insgesamt beide Lebenseinstellungen viel zu klischeehaft und grob skizziert sind. Bei beiden zeigst du mir nicht die wirklichen Beweggründe (okay, in Eddies Fall schon etwas konkreter, aber für mich geht es nicht wesentlich über das ausgelutschte Bild des Auswanderers hinaus). Es ist eben so, dass der eine Wert auf ein gemütliches Heim und Harmonie legt und der andere auf Freiheit und ein Stück Abenteuer. Du verlässt dich auf das Schubladendenken der Leser, die gar keine andere Wahl haben, als hinzunehmen, dass die beiden eben so sind. Dabei gibt es unzählige Beweggründe, die uns zu dieser oder jener Lebensweise führen. Diese enthältst du dem Leser aber vor. Mich würde interessieren, wie Lisa und Eddie zu dieser Einstellung kommen, was es ist, was Eddie sucht, aber nicht findet. Schade, Schubladendenken ist mir zuwider. Du stellst einfach den klassischen Auswanderer mit kaum zu stillendem Freiheitsdrang der typischen Frau mit Wunsch nach Geborgenheit in wohligem Umfeld gegenüber. Mich interessieren aber vielmehr Eddie und Lisa, ihre ganz eigene Geschichte.

Und dass ich das hier so konkret bemängele, darfst du gerne deinen bisherigen Geschichten hier zuschreiben, denn bisher hatte ich den Eindruck, dass du den Kern besser getroffen hast und meckere daher auf ganz hohem Niveau!

Deutlich später, als er reinging, schlief sie bereits.
Hier würde ich ein „wieder“ hinten dranhängen.
Das jetzt fällt wieder unter Meckern auf hohem Niveau, aber auch ich bin hier gestolpert: sie schläft im Schlafzimmer, dann lässt er sie STEHEN, sie will auch mit raus und dann schläft sie auch schon wieder?

„Hörst du mich?“, wollte Eddie wissen, während er mit der Rückhand über ihren Arm fuhr, dessen Härchen sich aufrichteten.
Besser Handrücken?

„Hmm“, schmatzte sie und zog die Decke ans Kinn.
Sonst hat sich niemand daran gestört, aber „schmatzte“ stört mich. Bei einem „Hmm“ sind die Lippen geschlossen, wie also schmatzen?

Sie tauschte die Bierflaschen und das Whiskyglas gegen eine Tasse schwarzen Kaffee aus.
„Aus“ würde ich streichen. Klingt besser.

„Scheiße, wo soll ich denn anfangen? Vielleicht damit, dass sich ein Mensch, der im Begriff ist, ein anderes Lebewesen zu überfahren, lieber darauf konzentriert, die Hupe zu betätigen, anstatt mit aller Macht den Unfall zu verhindern! Fuck, das ist doch krank.“
Hier bin ich auch wieder kurz rausgeflogen, denn fast hätte ich erwartet, dass das ein Angriff auf Lisa ist, dass sie sich so verhalten hat. Zumal mir das auch neu ist, denn die meisten weichen doch automatisch aus, oder? Das scheint mir so unvermittelt, denn vorher erwähnst du nur kurz Terroranschläge und, ja, Verkehrsunfälle, aber ich denke, was er eigentlich sagen will, könnte man auch an einem anderen Beispiel besser zeigen. Ist aber nur meine Meinung.

Ein verzweifelter Aufschrei erstickte in dem hellblauen Sofakissen.
Das spricht Bände, guter Satz! Vor allem mit dem „hellblau“.

Eddie saß auf dem Schrägdach, als Lisa nach Hause kam.
Ein Schrägdach? Sind die meisten Dächer nicht schräg und nur ein Flachdach erwähnenswert? Es fällt mir schwer, mir das vorzustellen. Ist es eine Loggia, ist der Balkon also quasi im Dach und es daher gut zu erreichen, wie ist er sonst da rauf gekommen? Dass er auf dem Dach sitzt finde ich aber gut und passend.

Ob er lebensmüde sei, fragte sie mit leiser Stimme, die den Vorwurf nicht kaschierte.
Hier habe ich mich gefragt: Mit leiser Stimme? Fragt man jemanden, der nicht direkt vor einem steht, so etwas mit leiser Stimme? Oder hat sie es mehr zu sich selbst gesagt?

„Du weißt doch gar nicht, was es heißt, des Lebens müde zu sein“, pfiff es von oben hinunter.
Das empfinde ich als zu plakativ und „pfiff“ stört mich, ist aber Geschmackssache.

Schäfchen, die nicht auf und ab wanderten, sondern dösend beieinander lagen und die Beständigkeit genossen, die ein Eigenheim bot, während die Freiheit bedeutete, jene Sicherheit aufgeben zu müssen, für die man bisher gelebt hatte.
Das gefällt mir sehr, ganz nebenbei wird mir noch einmal sehr deutlich, wie wenig sie einander verstehen. Auch die Padmaschine im nächsten Satz spricht Bände, genau wie der Karton und das Herz im Kaffeeschaum – bei der angespannten Situation wohl etwas realitätsfern …

Sie erwachte vorübergehend aus ihrer Trance, verfiel ihr aber umgehend wieder, nachdem das Fernweh zur Sprache kam. Zwanzig Minuten später verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Stirn.
Ich mag diesen leisen Abschied sehr. Bis zum Schluss reden sie aneinander vorbei, nehmen die Wünsche des anderen nicht ernst. Ich kann mir gut vorstellen, wie Lisa erst am nächsten Morgen bewusst wird, dass dies ein echter Abschied war und er seinen Traum tatsächlich umsetzt. Anstatt gemeinsam nach einem Kompromiss zu suchen, trennen sich ihre Wege, die sie anscheinend als unvereinbar wahrnehmen. Keiner der beiden macht einen Schritt auf den anderen zu, das wird hier nochmal sehr deutlich.

Lang genug hatte er gerastet, jeder Schritt war nötig, um an den rostigen Ketten zu rütteln.
Schön formuliert, ich kann die Last spüren, die mit jedem Schritt kleiner wird.

Die Arbeit, die Eddie auf der Huskyfarm verrichtete, ließ keinen Platz für zermürbende Gedankengänge, weil sie ihn von früh bis spät forderte.
Bereits hier befindet er sich wieder in der Tretmühle und hier stolpere ich auch, denn ein wirklicher Bruch mit der alten Realität sieht für mich anders aus. Die Umgebung, ja, aber gezähmte Wolfsverwandte und ein vollgestopfter Arbeitstag – den hätte er auch in seinem alten Zuhause haben können. Denn auch hier „wohnt“ er wieder, auch wenn die Kulisse nun eher stimmt. Natürlich wird es dir darum gehen, aber ich finde es sehr unbefriedigend, dass er nur auf der kurzen Wanderschaft langsam seinem eigentlichen Ziel näherkommt, aber so schnell wieder vom Weg abkommt. Klar, sein Traum ist vermutlich nicht erfüllbar und das willst du ja zeigen, aber das tut das Ende ja schon, warum nicht zwischendurch doch noch ein wenig näher an seinem Traum bleiben? Vielleicht kommt hier aber auch nur mein Wunsch zum Vorschein, dass er findet, was er sucht …

Nach der morgendlichen Fütterung der Hunde, was in der Regel neunzig Minuten dauerte, genoss er die einzigen Minuten des Tages, die ihm gehörten.
Minuten, Minuten, du solltest den Vorschlag mit den anderthalb Stunden beherzigen.

Anschließend rotzte er den Klumpen Snus in den Schnee, rauchte auf und pfiff nach Che, der sofort herbeieilte und sich widerstandslos anleinen ließ.
Darf der arme Che nur eine Zigarettenlänge herumtollen? ;)

Die beiden näherten sich der Huskyfarm, und Che wurde seinen Wurzeln gerecht, indem er wie ein Schäferhund zu bellen begann, an der Leine zog und sein Herrchen mit erwartungsvollen Augen anguckte, die fragten, ob er losschnellen dürfe, um die Eindringlinge zu stellen.
Dieser Satz hat mich wieder rausgeworfen. Einerseits fände ich sehen oder blicken eleganter als gucken. Andererseits habe ich bei „Herrchen“ nicht direkt auf Eddie geschlossen, denn sein Herrchen ist ja eigentlich der Besitzer der Farm. Also erwartete ich, dass Arvid (toller Name) vor der Farm steht, dann machen die Eindringlinge wiederum keinen Sinn, denn sie werden ja bei ihm stehen. Außerdem dachte ich bei Eindringlingen an andere Hunde. Keine Ahnung, vielleicht habe ich hier einen Knoten im Kopf.

Für Eddie war dieser Blick nichts Neues, er kannte diesen Gehorsam, war sich aber nicht sicher, wie er dazu stand. Einerseits genoss er es, dass man ihn für wichtig hielt, andererseits verabscheute er die Unselbstständigkeit seiner Weggefährten.
Schön, wie du hier den Freiheitsdrang und seine Unschlüssigkeit auf die Hunde projizierst. Und dann direkt Lisa wieder mit ins Spiel bringst. Aber warum sollte sie an seine Bücher herankommen wollen?

Solche, für die Arvid, Eddies Chef, gerne einen gehäuteten Elchkopf an das Ufer legte, um Adler anzulocken.
Bei dem Gedanken an den Elchkopf bekomme ich Gänsehaut. Obwohl sich auch die Adler sicher über den Leckerbissen freuen und das ja auch als artgerecht zu verstehen wäre (auch wenn die Adler sich selbst versorgen könnten, unterscheidet sich das doch eigentlich wenig von der Fütterung der Hunde). Übrigens würde ich zwei Sätze später das „Auch“ zu Beginn streichen. Es geht ja um seine Ansichten und wie sie sich in seinen Augen von anderen abheben.

Eine Hand auf seiner Schulter ließ ihn beinahe die Portion Snus verschlucken, die er sich gerade von der hinteren Oberlippe geleckt hatte.
Hm, hintere Oberlippe, klingt umständlich und unnötig. Von innen meinst du? Kann ich mir schlecht vorstellen.

„Hi, ich bin Hedda, du hast mir vorhin die Tasche abgenommen und Spikes gereicht, damit ich nicht ausrutsche.“
Zu erklärend. Vielleicht: Danke nochmal für die Hilfe mit der Tasche und den Spikes?

„Ich wollte nur kurz sehen, ob mir ein gutes Foto von den Polarlichtern gelingt, habe aber leider ...“
„Dein Stativ vergessen? Dann brauchst du das gar nicht versuchen. Ich bin übrigens Eddie.“
Schön, wie du hier schon andeutest, dass er sich wieder jemanden sucht, der völlig gegensätzlich ist.

Alle redeten wild durcheinander, freuten sich, beieinander zu sein, gaben die raue Natur, die Idylle der Einsamkeit, für die sie angeblich hergekommen waren, bereits nach wenigen Stunden wieder auf.
So, wie ja auch Eddie keine wirkliche Einsamkeit gefunden hat und das wenige, das er entdeckt hat, direkt wieder aufgibt.

weil dann der trügerische Untersetzer zum Vorschein kam
Auch ich würde mir hier einen Hinweis wünschen. Denn ein Untersetzer kann ja theoretisch auch ein einfacher Bierdeckel mit nichtssagender Reklame sein, oder?

Zwischen den Wolken hatte es während seiner Anwesenheit ständig gebrannt, drum schien er nicht zu den Seligen zu gehören, doch fühlte er sich verpflichtet, weiterhin Ausschau zu halten - nach seinem Feuerhimmel, an den per se keine Erwartungen geknüpft werden konnten.
Er scheint durchaus sehr konkrete Erwartungen daran zu knüpfen und hier erschließt sich auch sein gesamtes Dilemma, der Wunsch nach Freiheit, der nie erfüllt werden kann, weil er immer an seinen Erwartungen scheitern wird.

„Ich gehe schon runter zum Markt, denkst du bitte daran, den Stecker der Kaffeemaschine zu ziehen?“
Wahrscheinlich wieder mein verqueres Hirn, aber irgendwie bin ich erst durch die Kommentare dahinter gekommen, dass beide auf dem Fischmarkt arbeiten. Ich dachte, Hedda ginge einfach auf den Markt, um etwas einzukaufen bevor die Schicht (wo auch immer) anfängt.

So, nun habe ich deinen Text wieder einmal ganz schön seziert. Vermutlich kannst du nicht mit allem etwas anfangen, was ich hier angesprochen habe, aber dein Text hat mich beschäftigt, daher die genaue Auseinandersetzung. Das Thema spricht mich sehr an, dein Stil tut, wie immer, sein Übriges. Du hast eine gute Balance aus gut gelungenen Dialogen und Beschreibung/ Gedankengängen gefunden. Ich habe deine KG wirklich gern gelesen, auch wenn ich jetzt einen anderen Eindruck erzeugt habe. Insgesamt bin ich deinen Schilderungen sehr gern gefolgt, bis hin zu dieser atemberaubenden Kulisse Nordnorwegens, die ich klar vor Augen hatte.
Aber, ja ein aber gibt es irgendwie doch immer, mich hat deine Geschichte nicht so sehr berührt, wie ich es mir gewünscht hätte. Mein Eindruck, ohne dass ich ihn wirklich genau ergründen kann: Mir fehlt etwas. Du bleibst mir doch noch zu sehr an der Oberfläche, mir fehlt eine konkretere Vorstellung, von dem, was Eddie sucht und vor allem seinen Beweggründen, ganz zu schweigen von Lisa und Hedda. Einfach anzunehmen, dass es nun einmal in Eddies Natur liegt, reicht mir nicht. Klar, du zeigst seine Einstellung zur Natur und seinen Hass, auf die Menschen, die sie nicht würdigen. Aber das ist mir irgendwie nicht genug. Da ich den Grund dafür einfach nicht finde und das sicherlich nur mein ganz eigener Eindruck ist, musst du dir darüber aber nicht unnötig den Kopf zerbrechen.

(Trotz allem) sehr gern gelesen.

Liebe Grüße
Rotmeise

 

Hallo Kanji,

ich habe mich ein bisschen über deinen Kommentar geärgert, um das gleich vorwegzunehmen. Gefreut aber auch, schließlich schreibst du nicht alle Tage so lange Kommentare. Du hast dich mit meinem Text auseinander gesetzt, das rechne ich dir hoch an und danke dir dafür.

Ich gehe mal durch deinen Kommentar.

Dass du eine Geschichte darüber erwartest, wie Lisa dem Wahnsinn ein Ende bereitet, kann ich dir nicht vorwerfen, schließlich beginne ich ja meine Geschichte damit. Allerdings bewusst ohne die Absicht, das auch dazu kommen zu lassen. Der "Wahnsinn" ist also nicht nur für Eddie ein bedrückendes Thema, sondern auch für sie, und doch setzt keiner der beiden dem Ganzen ein Ende. Das wollte ich zeigen bzw. andeuten, dass beide wissen, wie viel da eigentlich schiefläuft. Da sich meine Geschichte um Eddie dreht und seine Sehnsucht stärker zu sein scheint, sehe ich da kein Problem drin, dass er derjenige ist, der den Mut aufbringt, den Schlussstrich zu ziehen.
Zu dem Wahnsinn gehört auch die "diffuse Unterhaltung" und somit hat sie ihre Berechtigung. Lisa hat geschlafen, Eddie kommt zurück, sie streiten, Lisa will reden, vielleicht versuchen, seine betrübte Stimmung zu verstehen, doch lässt sich dann ganz leicht abwimmeln. Und geht wieder schlafen. Um 20:00 Uhr. Ein Traum von Alltag für ein Paar ...

Die Rückhand nehme ich raus, der von der Rotmeise vorgeschlagene Handrücken klingt deutlich besser. Überhaupt habe ich das nur deshalb so ausgedrückt, weil ich ein "Streicheln" vermeiden wollte, das nicht glaubwürdig wäre. Danke euch beiden.

So, liebe Kanji, jetzt mal Butter bei die Fische. Du hast einige Textstellen zitiert, dir dazu auch Gedanken gemacht - dafür danke ich dir, wirklich -, nur scheint es, als hättest du an zwei, drei Stellen mittendrin aufgehört. Ich meine das nicht böse, möchte einfach nur meinen Eindruck loswerden.

Ich belasse es mal bei dem Feuerhimmel, denn das hat mich echt geärgert. Wenn das Rauchen alles ist, das von der mal mehr und mal weniger bewegten Odyssee meines Eddies hängengeblieben ist, bin ich echt betrübt, da ich dich 0,0 erreicht zu haben scheine. Glauben will ich das aber nicht so recht, darum verstehe ich das umso weniger und finde es einfach nur schade. Vielleicht erwarte ich zu viel Einfühlungsvermögen, aber der gute Eddie ist ja nicht zum Spaß unzufrieden ...

Dass ich keinen Clinch anzetteln oder dir auf den Schlips treten möchte, weißt du hoffentlich.

Liebe Grüße,
JackOve


wird fortgesetzt ...

 

Hej JackOve,

damit der Ärger sich nicht einfrisst, schnell mal eine Reaktion. (Hoffe, die macht's nicht schlimmer:shy:).

Du darfst es meinem schlichten Gemüt zuschreiben, dass mir das Tempo der Empfindungen und Handlungen deiner beiden Protagonisten einfach nicht einleuchten. Das kann ich leider auch beim vierten Mal lesen nicht nachempfinden. Kann man nix machen. Is', wie's is'. Darfst du mir vorwerfen, oder registrieren.

Der "Wahnsinn" ist also nicht nur für Eddie ein bedrückendes Thema, sondern auch für sie, und doch setzt keiner der beiden dem Ganzen ein Ende.

Auch so habe ich Lisa nicht "erlebt". Fröhlich kocht sie Kaffee, bemerkt beiläufig seine schlechte Laune, kissed goodbye. Ich habe deine Signale offenbar anders empfangen. Was soll ich machen?

... sehe ich da kein Problem drin, dass er derjenige ist, der den Mut aufbringt, den Schlussstrich zu ziehen.

Richtig. Kein Problem. Doch während sie noch überlegt:

Sie überlegte noch, Eddie einen Zettel zu schreiben; falls er wieder so früh aufstehen sollte, könnte er ja den Karton nach unten tragen und dann zerstückelt in die Papiertonne werfen. Ein Herz in ihrem Kaffeeschaum wäre auch schön.

Lisa war nicht ansprechbar, als er den Rucksack an das Gestell lehnte,

... Ist Eddie schon abfahrbereit. Das Tempo macht mir wohl zu schaffen.

Zu dem Wahnsinn gehört auch die "diffuse Unterhaltung" und somit hat sie ihre Berechtigung.

Vielleicht hätte dich "ungeordnet" weniger getroffen. Sie reden aneinander vorbei. Verzeih'! Ich hätte wahrscheinlich ein zusammenhängenderes Gespräch benötigt, um zu verstehen, was die beiden umtreibt. Mir haben anscheinend die Andeutungen nicht gereicht, beide Seiten nachvollziehen zu können. Nennen wir es Wahrnehmungsproblem meinerseits.

... nur scheint es, als hättest du an zwei, drei Stellen mittendrin aufgehört.

Guck, so kann's kommen. Ich versichere dir hoch und heilig: hab ich nicht. Wenn mir das nämlich mit Geschichten passiert, kommentiere ich nicht. Aktuell habe ich hier eine am Wickel, die ich einfach nicht (leicht) zu Ende gelesen kriege.

... möchte einfach nur meinen Eindruck loswerden.

Und wieder. Mein (Lese)-Eindruck - dein Eindruck.

Wenn das Rauchen alles ist, das von der mal mehr und mal weniger bewegten Odyssee meines Eddies hängengeblieben ist, bin ich echt betrübt, da ich dich 0,0 erreicht zu haben scheine

Oje. Das tut mir wirklich leid, dass meine Anmerkungen dich persönlich getroffen haben. Ich denke, in meinem Fall ist es die fehlende Zeit, die ich in der Geschichte bekomme. Ich hätte einfach mehr gebraucht. Mir ging die schnelle "Odyssee" nicht in den Kopf. Angefangen mit der kurzen Beziehung, der verzweifelten Dachszene, des gepackten Rucksack ...

Vielleicht erwarte ich zu viel Einfühlungsvermögen, aber der gute Eddie ist ja nicht zum Spaß unzufrieden ...

Das kannst du erhoffen und bei vielen hat das offenbar funktioniert. Mir ging Eddie und seine Sehnsucht wohl weniger ins Gemüt. Ich fühle mich direkt schuldig. :hmm:

Kannst du es nicht einfach unter Leseeindruck verbuchen und bei der Bearbeitung überlegen, ob mein Empfinden nicht doch so hier und da eine Berechtigung haben könnte?:shy:

Dass ich keinen Clinch anzetteln oder dir auf den Schlips treten möchte, weißt du hoffentlich.

Naja, ich hoffe es. Immerhin sind wir jetzt beide "betrübt". :(

Friedensgruß, Kanji

 

Hallo nochmal Kanji,

in der Hoffnung, der Ärger frisst sich deinerseits ebensowenig wie meinerseits ein, reagiere ich auch nochmal schnell.

Dein Empfinden hat eine Berechtigung, keine Frage und ich habe den Fehler gemacht, auf die "Lisa beendet den Wahnsinn Sache" so einzugehen, dass du das wahrscheinlich so gedeutet hast, als hätten mich deine Anmerkungen dazu gestört.
Dem war aber nicht so, die sind berechtigt. Gleiches gilt für deine Stolpersteine, die du in der aktuellen Antwort äußert. Schlimmer hat's die übrigens keineswegs gemacht, mir eher dabei geholfen, zu verstehen, woran's denn nun wirklich gehakt hat.

Der Kommentar zum Feuerhimmel ("Hier vielleicht? Was wird ihn dort seiner Freiheit berauben? Nicht rauchen zu können, mangels Zigrettenautomaten?"), das "Ist das sein Ernst?" in Bezug auf das "des Lebens müde sein" und die Worte zu seinem Aufbruch ("Gibt es dort keine Fußmatten und Kaffeepads? Ist Freiheit nur im Verzicht zu finden? In Norwegen") haben mich insofern geärgert, dass die Thematik, von der ich erzähle und die mir sehr am Herzen liegt, für meinen Geschmack ins Lächerliche gezogen wurde. Ich bin aber auch noch ziemlich nah am Text ...

Bitte sei nicht mehr betrübt.

Friedensgruß,
JackOve

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej JackOve, ich "möchte noch einmal kurz"

Ich glaube, ich weiß jetzt, woher meine Irritation rühren könnte.
Meine Stimmung beim Lesen und kommentieren kam nicht im geringsten an das Empfinden, dass du investiertest. Das schmerzt mich wirklich.
Ich vermute, sie begann in eine Richtung zu gehen, weil ich den Titel anders bewertet habe, als du ihn dir gedacht haben wirst. Auf diesem Level des oberflächlichen Werbeslogans eingeschossen, las ich nur Fragmente von Missverständissen in der Beziehung, Freiheitsdrang (die Szene auf dem Dach wertete ich eher als emotionale Erpressung, in der Eddie ihr dann auch noch Vorwürfe macht) Da könnte ich einfach nicht drauf. Lisa kam so einfältig rüber und ich wollte sie nicht so reduziert sehen. Ich empfand das als umfair, wird Eddie dagegen soviel Tiefsinn beigemessen. Das nervte mich wohl - auch persönlich. :shy:
Ich wollte mich keinesfalls lustig machen, ich war wohl eher sauer.

So konnte ich eddie und seine grenzenlose Freiheitsliebe nicht begleiten. Wohl doch mein Problem.
ich glaube, es war ernst Offshore, der unter einer meiner Texte mal meinte: der Leser hat niemals Schuld. ;)

Habe im übrigen Layne Stanley gehört und war zutiefst berührt. Von den lyrics als auch von seiner traurigen Gebrochenheit. Teufelszeug. KeinWunder, dass du gleich tief in meinen Text eintauchen konntest.

Geht mir nicht besser danach, Kanji

 

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