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Woher kommen eure Ideen?

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07.03.2003
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Woher kommen eure Ideen?

Hallo zusammen,

ich habe mich jetzt durch die letzten 365 Tage durchgeackert und keinen Thread mit diesem Thema gefunden, daher trau ich mich mal, diese Frage öffentlich zu stellen.

Woher nehmt ihr eure Ideen?

Der Anlass für diese Frage ist meine, seit kurzem, veränderte Methode bei der Entwicklung von Kurzgeschichten. Ich studiere Journalistik und habe im Rahmen meines Studium ein Seminar "Kreativ Schreiben" besucht. Ich war überrascht, wie eng meine Denkstruktur bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich war. Da der Hauptaugenmerk beim Studium natürlich hauptsächlich auf die Hauptdarstellungsformen, wie Nachricht, Reportage, Interview etc., gerichtet ist, eignet man sich schnell einen ganz bestimmten sachlichen Stil an.
Ich habe allerdings schon immer gern Kurzgeschichten geschrieben, war mir aber nie im Klaren darüber, dass ich meine "erlernte" Struktur nie ganz außen vor lassen konnte.
Mit diversen Assoziationsübungen und neuen Methoden hat sich das aber geändert (naja zum Teil wenigstens :) ).
Die Clustermethode fand ich dabei besonders interessant. Wenn es euch interessiert, poste ich es gern, wie es funktioniert. Aber ich will euch nun nicht noch mehr erschlagen, der Post ist lang genug :)

Gruß Unasai

 

Ja bitte, erklär was die Clustermethode ist. :) Ich hab überhaupt noch nie von solchen Methoden gehört und bin gespannt, was Du uns da erzählst.

Also meine Ideen kommen eigentlich alle aus mir, entweder aus Erlebtem, oder aus Beobachtungen, Gehörtem (das wandert ja auch erstmal durch mich durch und wird da verarbeitet, kommt dann also auch wieder aus mir heraus), aus meiner Phantasie, meinem Wunschdenken oder meiner politischen und sonstwie Einstellung.
Was sich aus all dem dann als Geschichten herausfiltert, entscheidet sich einerseits per Zufallsprinzip á la Lottoziehung, oder es ist ein Thema brisant, zu dem ich etwas schreiben will und in mir nach Ideen krame (sogenannte Input-Output-Methode :D ).

 
Zuletzt bearbeitet:

Ok, dann erzähl ich mal :)

Bei der Clustermethode nimmt man sich ein leeres Blatt Papier und einen Stift und begibt sich irgendwohin wo es ruhig ist (Bahnhofshalle scheidet also aus).

Dann schreibt man ein Kernwort in die Mitte des Papiers und umrandet es. Das Kernwort kann alles mögliche sein, etwas, was Du gerade erlebt hast, wovor Du Angst hast etc. Es wird später das zentrale Thema (meist :))

danach wirds schwieriger (ich hab mindestens 10 Anläufe gebraucht, bis es halbwegs funktioniert hat)

Man muss den Verstand dazu quasi abschalten. Man sieht auf das Wort und assoziiert frei dazu. Das erste was man vor seinem inneren Auge sieht wird aufgeschrieben, völlig wertungsfrei. (wenns länger dauert als 15 sek, hat man nachgedacht, das ist am Anfang total schwer zu unterscheiden, kommt aber mit der Zeit)
Zum Beispiel hab ich auch schon Brief mit Essen assoziiert :) naja, wie gesagt völlig wertungsfrei.

Was man aufschreibt können ganze Wortgruppen, einzelne Worte, Gedankenfetzen sein, ungeordnet über das Blatt verteilt.

Irgendwann hat man dann keine Assoziationen mehr (spätestens wenn man anfängt, darüber nachzudenken).

Dann schaut man sich an, was man geschrieben hat und versucht, Dinge die irgendwie zueinander passen (inhaltlich) mit einer gleichen Farbe (oder sonst irgendwie) zu markieren.

Nun wirds wieder schwierig :)

Ungeordnet drauflosschreiben, mit diesen assoziativen Fetzen. Ohne vorher darüber nachzudenken, in welche Struktur man das ganze bringen möchte.
Es ist völlig unwichtig, ob man später im Text alles unterbringt, was auf dem ersten Blatt steht. Wichtig ist, dass man auf völlig neue Ideen kommt und eine ganze Menge über sich selber lernt. Assoziationen sind manchmal ziemlich erschreckend, weil sie nicht unserer sprachlichen Kontrolle unterliegen.
Man kann eine Menge darüber erfahren, was man zu manchen Dingen wirklich denkt. (auch wenn man es sich selbst nicht eingestehen will)
Den fertigen Text erstmal weglegen (ca 1 Tag), je nachdem wie man gelaunt ist, kann das auch schonmal länger dauern. Danach nimmt man ihn sich wieder vor und überarbeitet ihn (stilistisch, inhaltlich).

Das Ergebnis ist meist sehr überraschend. Aus solchen Texten kann man wunderbar Kurzgeschichten, Essays etc entwickeln, einfach weil man auf Ideen kommt, die einem beim nachdenken nicht eingefallen wären.

Wie gesagt, am Anfang ist es schwer, aber es lohnt sich. Es ist wirklich ein schöner Selbstversuch, der einen mal zwingt, sich von festen Strukturen zu lösen.

Lasst euch überraschen.

Gruß Unasai

 

Woher meine Ideen kommen?

Okay, dann lass ich mal den Hasen aus dem Sack. Ich hab da so ein Ding, ziemlich klein in seiner unüberschaubaren Größe und auch relativ unförmig, in Anbetracht seiner einfachen Gestaltung. Wenn mir danach ist, öffne ich es, aber nicht ohne vorher anständig meditiert zu haben. Denn ohne Meditation, würde ich von der Ideenflut förmlich erschlagen werden. Hab ich mich aber einmal in die richtige Stimmung gebracht, liefert es mir den exakt richtig dosierten Input, den ich für eine neue Geschichte brauche. So ist das bei mir.

Sehr witzig, ich weiß.
Also gut, ernsthaft. So richtig anfreunden, kann ich mich mit derart, fast schon "wissenschaftlichen" Methoden, wie du sie beschreibst, nicht wirklich. Dass es durchaus ein gangbarer Weg ist, streit ich gar nicht ab, entspricht aber nicht meiner Art, an Geschichten heranzugehen (obwohl es vielleicht gerade deshalb einen Versuch wert wäre).

Kurzgeschichten in dem Sinn schreib ich ja noch nicht allzu lange. Bin eigentlich erst durch diese Seite (Anfang dieses Jahres) dazu gekommen und hab Gefallen daran gefunden. (Wie lange die Lust daran anhält, weiß man natürlich nie.)
Viele meiner Geschichten hier gehen auf persönliche Beobachtungen, Situationen, Sinneseindrücke und Stimmungen zurück. Das kann oft nur ein einzelnes Bild sein, das ich vor Augen habe oder ein einzelner Satz. Meistens lass ich diesen Input dann zu einer Initialzündung heranreifen oder schreibe einfach drauf los. Oft ist es auch so, dass ich das Ende vorher nicht schon weiß, weil ich es spannender finde, im Moment zu entscheiden, wie es weitergeht.
Ich gestehe meinen Protagonisten gerne ein Eigenleben zu. Das heißt, wüßte ich vorher schon, wie die Geschichte zu enden hat, wären sie nur meine Marionetten und ich würde mich beim Schreiben eher langweilen. So aber, lasse ich die Personen selbst ihre Aktionen wählen, habe dabei auch mitunter den "Was wäre wenn"-Satz im Hinterkopf und glaube es halbwegs sicher im Gefühl zu haben, ab wann die Geschichte auf ein bestimmtes Ende zusteuert oder zuzusteuern hat.

In vielen Fällen funktioniert das ganz gut, denke ich. Bei einigen Geschichten allerdings weiß ich, dass sie nur halbgar sind. Die sind mir dann auch nicht sonderlich sympathisch und auch keine tiefere Überarbeitung wert.
Aber im Grunde denke ich, dass ich noch viel zu wenig geschrieben habe, als dass ich schon von einer ganz bestimmten Herangehensweise reden könnte.

Grüße
Visualizer

 

Hi Kristin,

ich weiß, was du meinst. Mir ging es am Anfang ganz genauso.
Im grunde geht es ja um die Grundaussage des Textes, aus diesem Gerüst, lässt sich oft mich den entsprechenden Änderungen ein sehr gute Geschichte schreiben. Nicht immer, keine Frage, manche Sachen sind einfach zu persönlich. Aber ich finde auch, durch Schreiben entwickelt man sich weiter, man lernt neue Dinge über sich selbst und man lernt, sich preiszugeben. In jeder meiner Geschichten steckt ein Stück von mir selbst und ich finde es manchmal schwer, das anderen zugänglich zu machen.
Diese Methode ist ja nicht dazu gedacht am Fließband Texte zu produzieren, sondern einfach um Ideen zu bekommen, die einem vorher vielleicht unzugänglich waren.

Gruß Unasai

 

Hallo - drei vier Geschichten habe ich selbst scjon mit der Cluster-Methode unterstützt. Eine Idee wir dso nicht geboren, aber es eignet sich sehr zum Sammeln aller Ideen, ohne sich dem Satz1nachSatz2-Diktat schon im kreativen Prozess zu unterwerfen. Gar nicht vom Formulierungsstress zu sprechen.

Flic

 

Was mich betrifft: Ich habe noch nie eine Idee auf irgendeine Weise "forciert".

Halt, gelogen: Einmal habe ich es getan. Die fertige Geschichte war dann so grottig, dass sie hier komplett auseinandergenommen wurde, und zwar völlig zu Recht, wie ich anschließend selbst erkennen musste.

Seither lasse ich die Ideen einfach kommen. Und sie kommen! Zwar nicht in übermäßiger Fülle, doch die Ideen, die auftauchen, lassen sich in der Regel gut verpacken. Dabei gehe ich nicht nach einer bestimmten Methode vor, sondern sperre einfach nur Augen und Ohren auf und lasse meine Gedanken dabei spazieren gehen.

Ein paar kurze Beispiele:

Spät abends noch eine Pizza eingepresst, danach gleich ins Bett gegangen. Auf der falschen Seite eingeschlafen, Albtraum gehabt - fertig war die Horrorgeschichte.

In einem Flur gestanden. Wandnische gesehen. Daran erinnert, dass wir genau so eine Nische früher in unserer Wohnung hatten und dass ich mich als kleiner Bub immer fragte: "Was ist eigentlich hinter der Nische". Zack! Neue Geschichte.

So hat jede Geschichte ihre Geschichte. Und wenn gar nix hilft, dann hilft bei mir das Stille Örtchen. Da hat man in der Regel extrem wenig geistig Anspruchsvolles zu tun und lässt seine Gedanken gerne spazieren gehen... :D

 

Woher ich meine Ideen krich? Aus der Sohle...:D Ok..das ist jetzt von Peter Gabriel geklaut...(und ich fürchte, nur Schlachterpaulchen wird den Witz verstehen...oder sind hier noch mehr Gabrieliter...;) )
Ok...zur Sache...meist kommen mir die Ideen wenn mir auf Arbeit langweilig ist :sealed: oder wenn ich mich (wie so oft...seufz...in einen unerreichbaren Musiker verknallt habe...:o ) Aber manchmal kommen sie auch völlig unerwartet...das sind dann vermutlich die bestgelungendsten Ideen...:)

 

"clustern" hab ich auch mal in einer VHS-Schreibwerstatt kenngelernt, hilft aber nur als Aufwärmübung. Ideen liefert mir das nicht. Da gibts bessere Methoden: Aufmerksam durchs Leben gehen, zuhören, wenn auf Parties Geschichten erzählt werden, Leute ausfragen, sich zu Dingen überreden lassen, die man normalerweise nicht tun würde, Lokalteile von Zeitungen nach ungewöhnlichen Ereignissen durchsuchen. Das wichtigste: Immer einen kleinen Notizblock dabei haben. Da kann man Gedankenblitze sofort aufschreiben. Ich war z.B. letztens ungeplant, spontan bei den Berliner Philharmonikern - eine Fundgrube!!! ich habe reichlich Notizen gemacht (in den Pausen - die Musik wollte ich dann doch schon noch genießen!), da wird wohl demnächst eine Geschichte draus.
Ich glaube aber nicht, dass es DIE Methode gibt, um zu Ideen zu kommen. Isaac Asimov erzählt in seiner Autobiographie dass er auf die Frage, wo er seine Ideen her hätte, immer geantwortet hat:
Es gäbe eine kleine Fabrik von der er monatlich ein Bündel Ideen geliefert bekommt, quasi im Abo. (Der Mann hat an die 500 Bücher geschrieben - o.k. bei weitem nicht alle waren fiction, war auch viel non-fiction dabei)

 

Die Ideen kommen aus mir heraus, ähnlich wie Häferl es beschrieben hat. Irgendwann will ein Gedanke, eine Idee zu einer Geschichte geformt werden und nervt dann in meinem Kopf rum und verlangt nach seinem Auftritt.

Das kann ganz spontan von jetzt auf in einer halben Stunde ist die Geschichte fertig sein bis zu monatelangem Hin- und Herbewege im Kopf bis es endlich raus ist.

 

Fast das gleiche hat King auch mal geantwortet: "Es gibt da einen kleinen Shop in der Stadt, wo ich meine Ideen kaufe."

Für mich stellt sich diese Frage gar nicht. Ich habe niemals Geistesblitze oder werde von einer inneren Stimme gedrängt, eine Geschichte zu schreiben.
Normalerweise steckt ein bestimmter Gedanke hinter meinen Geschichten: "Was wäre, wenn...?"
Das alleine reicht, um mich bei der Stange zu halten. Wobei ich ja zugegebenermaßen praktisch nur schundige Phantastik-Geschichten schreibe, hinter denen sich kein verblüffend neues Weltbild verbirgt.

Manchmal hilft es auch, einen Gedanken weiterzuspinnen. Ich schreibe gerade an einer ganz kurzen Geschichte über die Conquistadores. Mein Ansatz ist der, dass nicht alle so erfolgreich waren wie Pizarro und Co. Aus solch einfachen Überlegungen ergeben sich oft die besten Geschichten.

 

Ich setze mich irgendwo hin, und manchmal trifft mich ein Inspirationspartikel. Die wechselwirken noch weniger mit der Materie als Neutrinos, deshalb wurden sie wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen. Besonders häufig sind die I-Partikel in Badezimmern. Vielleicht zieht der Geruch sie an, oder die vielen Kacheln reflektieren sie so lange, bis sie mein Hirn treffen.

Plötzlich ist ein Bild da. Von einem Haus, einem Menschen oder auch ein Satz, aus dem automatisch ein Gespräch wird. Vor allem frage ich mich immer, was man in einer bestimmten Situation am wenigsten erwartet. Zum Beispiel, dass Schleim aus der Nase lebendig wird und anderem Schleim den Krieg erklärt (letzteres war halt gerade aktuell). Mit einem solchen Bild lassen sich dann ein paar gesellschaftliche Knackpunkte beleuchten, und manche Leute finden das auch noch witzig.

Oft kommen Ideen auch durch andere Leute. Sie sagen etwas, und das ist ein neuer Gedanke für mich, und am besten entwickle ich den in einer Geschichte.

Uwe

 

Nehmt ein Herbsblatt am Waldesrand und lasst euch 2 Stunden Zeit und kreiert eine Geschichte drumherum, habt Fantasie.
Wo macht es Spass weiterzulesen.

 

Oder frischen Bärlauch, Raven. ;)
Oder Du machst Herbst bei Deinen Zimmerpflanzen... :lol:

 

Guten Morgen allerseits!

Ich habe ein kleines Notizbuch (mit Kuhflecken und Fell drauf). Darin schreibe ich mir alle Ideen, die ich habe auf (na ja, fast alle). Wenn ich zum Beispiel schon fast einschlafe (bes. während den Schulstunden), kommen mir dann plötzlich Ideen. Die schreibe ich dann auf und vielleicht gibt es ja mal eine Geschichte daraus.
Die Ideen habe ich meistens aufgrund irgendwelcher Gedankengänge, wenn ich mein Gehirn auf die Reise schicke. :) Oder ich sehe etwas, dass mir gefällt oder gar nicht gefällt und schreibe dann etwas.

Liebe Grüsse,
Marana

 

Hey Marana,
hilft es, dass das Notizbuch ein Fell hat und Du darauf einschäfst? :D
Ideen beim fast einschlafen, ts... klingt ein wenig wie Nahtoderfahrungen. Das kommt aber direkt vom Temporallappen, und das sind Dinge, die man sonst nicht wahrnimmt, also willkommene Ideen!

Ich hatte übrigens auf der Reise mit unserer Lesung insgesamt nicht weniger als drei Ideen. Eine, weil der Chinamann uns um halb 11 rauskomplimentiert hat, eine durch einen Artikel, den ich auf der Rückfahrt im Zug gelesen habe und die dritte... äh, hab ich vergessen. Gut, dass ich ein Notizbuch habe, da steht sie drin ;)

Uwe

 

hehe
Ja, ich hatte auf der lesung auch einige Ideen bekommen. Aber ich hab natürlich vergessen, sie mir stichwortartig oder so aufzuschreiben. Jetzt hab ich keine ahnung mehr, was das für Ideen waren...
Obowhl, ich bin eigentlich schon froh, wenn ich mal wieder Idden zu miener angefangenen Geschichte habe.. komme nicht weiter... :(

bye und tschö

P.S. Hilft es wirklich, wenn man ein Notizbuch mit Fell, das gefleckt ist, hat? Hat man dann oft gute Idden?? Dann sollte ich mir sowas auch ma kaufen...

 

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