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Wo der Alptraum wohnt

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14.09.2001
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Wo der Alptraum wohnt

In den letzten Jahren waren Telefonzellen rar geworden. Es waren eigentlich nur noch sein Stolz und seine Wut, die Frank weiter zur Suche antrieben, als er sie fand. In einer Seitengasse, halb in einer Nische, stand sie. "Na endlich", stieß er hervor. Energisch schritt er zu der Zelle, wischte eine Spinne hinfort, die sich gerade von der Oberkante der Tür abseilte, und öffnete sie. Er wählte die Nummer des Abschleppdienstes, der ihm aus seiner misslichen Lage helfen sollte. Ein Reh war ihm vor das Auto gerannt, er hatte es halb erwischt, und war dann im Graben gelandet. Zum Glück war dies nur zwei Kilometer vor der Ortschaft geschehen, in der er sich nun befand. Sie hatte mit ihren Fachwerkhäusern, alten Gemäuern und verwinkelten Gassen ihren Reiz, den Frank in einer anderen Situation genossen hätte. Doch nun hing er in der Warteschleife des Abschleppdienstes. Sie spielte eine Art Rockmusik, die aber zu weichgespült und dudelig war, um wirklich Rock zu sein. Ungeduldig trippelte er mit den Fingern einen abgehackten Rhythmus auf dem klobigen Metallgehäuse des Telefons. Den Schaden an seinem Auto schätzte er auf deutlich über tausend Euro. Eher zweitausend. Er stieß einen Seufzer aus, schloss die Augen und versuchte, sich ein bisschen zu entspannen. Die Leadguitar der Warteschleifenmusik schwang sich gerade in ekstatische Höhen, als wolle sie den Hotline-Mitarbeiter ankündigen, der jeden Moment wie ein junger Gott in Glanz und Gloria aus dem Himmel herabsteigen würde. Dann brach das schrille Gejaule abrupt ab. Die Musik begann erneut. Abermals entfuhr Frank ein Seufzer. Er ließ die Augen geschlossen. Für einen Moment wurde ihm schwindlig, und der Boden schien ihm unter den Füßen zu entgleiten. Der Stress. Kurz darauf merkte er, wie sich eine andere Melodie in die Warteschleifenmusik mischte. Sie war tatsächlich noch dudeliger. Entnervt öffnete Frank nun die Augen, doch es blieb seltsam düster. Die Zelle wurde nur noch von einem schwachen Licht in der Decke erleuchtet. War es denn schon Abend geworden? Hatte er so lange in der Warteschleife gehangen? Er drehte sich zur Tür und erstarrte. Das war keine bloße Dunkelheit, die er durch das Glas wahrnahm. Im fahlen Lichtschein, der aus der Zelle nach außen drang, befand sich eine zerschrundene Felswand, fast unmittelbar vor der Tür.
Und diese Felswand bewegte sich aufwärts.
Franks rasender Geist brauchte einen Moment, um die Wahrheit zu erkennen. Nicht die Felswand bewegte sich, sondern seine Telefonzelle. Abwärts. Er hängte den Hörer in die Gabel. Immer noch erklang die hinzu gekommene, dudeligere Musik, die klang wie … Fahrstuhlmusik.
Ihm blieb nicht viel Zeit, sich zu wundern. Die Fahrt wurde langsamer, und die Zelle kam mit einem leichten Ruck zum Stehen. Statt der Felswand sah Frank nun eine zweiflügelige Tür aus massivem Metall, die mit groben Verzierungen besetzt war. Die Flügel schwangen nach außen, ein kräftig gebauter Mann in einem grauen Anzug öffnete die Telefonzellentür und drängte sich hinein. Er nickte Frank grüßend zu und zeigte ein kurzes Lächeln, wie zur Entschuldigung dafür, dass es nun eng wurde. Dann drückte er einige Ziffern auf dem Eingabefeld des Telefons und trippelte mit den Fingern einen kurzen unregelmäßigen Rhythmus darauf. Frank starrte den Mann an. Aus seiner Stirn kamen zwei Hörner, seine Augen waren leuchtend gelb und seine Kiefer sehr kräftig. Er hatte offenbar bemerkt, wie er angestarrt wurde und wandte sich Frank zu. "Es ist schlimm mit dieser Zelle, nicht wahr? Man sollte meinen, die Herrscher könnten sich etwas mehr Komfort für uns leisten. Und dann muss ich täglich den ganzen Weg von der Dritten Ebene der Pein bis zu den Behausungen der Gehörnten fahren." Es war ein freundlicher Versuch, Konversation zu betreiben, doch Frank starrte ihn immer noch an. Erst das Gefühl, als sich die Zelle nach unten in Bewegung setzte, schreckte ihn auf, und er stotterte: "J-Ja. Wirklich … schlimm."
"Darf ich fragen, wo sie arbeiten?"
Frank konnte fühlen, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. "Äh, ja. Ja, natürlich." Er überlegte fieberhaft. "In den – ich meine der! Der … zweiten Ebene des Feuers."
"Da haben Sie ja Glück gehabt. In der dritten soll die Hitze unerträglich sein. Aber die Saunen haben einen guten Ruf."
Sie fuhren an einer Ebene vorbei, die nur eine Gittertür zum Aufzugsschacht hatte. Ein hohles Heulen und Lachen erklang aus den Tiefen des düsteren Raumes dahinter. Frank spannte sich unwillkürlich an, um ein Zittern zu unterdrücken, doch sein Begleiter schien die schaurigen Geräusche nicht einmal zu bemerken. Einige Minuten später hielt der Aufzug.
"So, hier muss ich raus. Gute Fahrt noch", sagte der Gehörnte. Er schob sich seitlich aus der Zelle. Frank hatte die kurze Zeit genutzt, um seine Möglichkeiten zu überdenken. Sie hatten ihm nicht gefallen. Die Aufzugstür begann sich zu schließen. Mit dem Mut der Verzweiflung schleuderte Frank die Tür der Zelle auf, blockierte damit die äußere Aufzugstür und stolperte hastig hinaus. "Geehrter Herr! Warten Sie bitte!"
Der gehörnte Mann drehte sich um und blickte Frank mit offenkundiger Überraschung an. "Was?"
"Ich habe mich verirrt! Ich will fort von hier."
"Nehmen Sie doch den Aufzug."
"Aber ich bin nicht von hier! Ich meine, ich weiß gar nicht, was das hier alles ist oder wie der Aufzug funktioniert, und ich will bloß fort und ich –"
"Moooment." Der Mann machte eine beschwichtigende Geste und fragte etwas leiser: "Soll das heißen, Sie sind ein Außenseiter?"
"Ich, ähm, engagiere mich eigentlich in vielen Kontexten, aber … ich fürchte, ja."
"Verstehe. Sie wissen nicht, wie Sie zurückkommen sollen. Wo auch immer Sie herkommen."
"Ich komme von der echten Welt. Von der Erde." Frank kam sich bescheuert vor.
Der Mann seufzte. "Das sagen sie alle. Außenseiter wissen ja nichts von den anderen Ebenen der Existenz, deshalb nennen sie ihre Ebene immer die echte, die Welt oder so ähnlich. Oder sie nennen irgendeinen verrückten Namen. Das wird knifflig. Kommen Sie erstmal mit mir."
Ohne weitere Umstände ging der Gehörnte los. Frank folgte an seiner Seite und sah sich die Umgebung an. Es war eine gigantische Höhle mit hohen, kasernenartigen Häusern. Ausnahmslos alle Bauwerke und alles Gestein waren grau. "Aber wir sind doch unterirdisch, oder? Nach oben ginge es in meine Welt!"
"Nein, so einfach ist das nicht. Oben und unten hat keine Bedeutung für die Reise zwischen den Ebenen. Und dass wir hier in einer Höhle sind, hat eher praktische Gründe. Es regnet nicht. Es gibt genug Ebenen, bei denen der Fahrstuhl unter freiem Himmel endet – falls es dort einen Himmel gibt."
Diese Worte klangen in Franks Gedanken nach, während sie durch die graue Stadtlandschaft gingen, die lediglich von Straßenlaternen erleuchtet war. Schließlich räusperte er sich und sagte: "Mein Name ist übrigens Frank."
"Zelphagor, sehr angenehm."
Sie gaben sich die Hände, und Frank bemerkte die etwas ledrige Haut seines Gegenübers. "Wie weit ist es noch?"
"Oh, wir sind jeden Moment da." Zelphagor lenkte seine Schritte weiter auf die rechte Seite und blieb kurz darauf vor einer schmucklosen Tür stehen. Er holte einen antik wirkenden Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete sie damit. "Liebling, ich bin da! Und ich habe jemanden mitgebracht!" rief er ins Halbdunkel des Flurs.
Frank war die Sache etwas unangenehm, er störte nicht gerne die häusliche Privatsphäre eines dämonischen Ehepaars. Schritte näherten sich klackend vom anderen Ende des Flurs. Als Zelphagors Frau vor ihnen stand, bemerkte Frank, dass die Schrittgeräusche nicht etwa von Stöckelschuhen herrührten, sondern von Hufen. Diese ragten unter einem leichten Pyjama hervor, der sich an eine schlanke, kurvenreiche Figur schmiegte. "Das ist aber eine Freude!", sagte sie. Ihre Augen waren gelb wie die Zelphagors, ihre Hörner jedoch rollten sich seitlich ihres Kopfes auf und waren geradezu kunstvoll ziseliert. Für einen Moment stockte Frank der Atem, doch Zelphagor ging bereits zur Bekanntmachung über. "Frank, das ist Vexudina. Vexudina, das ist Frank. Er ist hier sozusagen gestrandet und soll vorläufig unser Gast sein."
Vexudina nickte ihm freundlich zu und sagte: "Das Essen ist jeden Moment fertig, bitte setzt euch doch."
Zelphagor führte Frank ins Wohnzimmer, wo sie beide an einem Tisch Platz nahmen, der aussah, als sei er aus schwarzen Knochen gebaut. Vorsichtig sah Frank sich um. Die restliche Einrichtung war behaglich, jedoch düster und fremdartig. Zwei Schädel hingen wie Jagdtrophäen an den Wänden, und ihrem Anblick nach zu urteilen hatten sie nicht friedlichen Grasfressern gehört. Obwohl aus Spalten an der Decke ein helles, ganz leicht rötliches Licht kam, brannten auch einige Kerzen, die unregelmäßig im Raum verteilt waren.
"Es ist ein bescheidene Unterkunft", merkte Zelphagor an.
"Gemütlich."
"Wirklich?"
"Ja."
Zelphagor schwieg einen Moment; Frank wusste nicht, ob aus Verlegenheit oder einem anderen Grund. Mit ihrem Eintreten verhinderte seine Frau, dass das Schweigen peinlich wurde. Sie trug ein großes, bronzefarbenes Tablett mit Brot und einigen Beilagen, die Frank nicht identifizieren konnte. "Es ist genug für alle da", tat sie kund und stellte das Tablett beinahe feierlich auf den Tisch.
"Oh", rief Zelphagor erfreut aus und griff nach einer Schale mit weißen, rauen Kugeln darin. "Hier, nimm welche." Er gab Frank einige der Kugeln. "Das sind Jurgas. Benutze die Zange, um eine zu knacken."
Überrumpelt brauchte Frank einen Augenblick, um die Zange zu finden, die auf dem Tablett zwischen all dem anderen Besteck lag. Wie er es an Walnüssen gelernt hatte, knackte er damit eine Kugel. Beinahe wäre ihm der Inhalt aus der Hand gefallen, so erschrocken war er. Unbewusst hatte er wohl mit einem Nusskern gerechnet, doch was ihm nun auf der Handfläche lag, war eine warme, pulsierende Kugel, die ihn an ein Hühnerherz erinnerte. Tatsächlich war die Oberfläche geädert. Frank betrachtete das Ding angewidert.
"Schnell, du musst es essen, bevor es Panik bekommt!", warnte Zelphagor.
Dies riss Frank ein wenig aus seinem angeekelten Zustand, und er versuchte krampfhaft, sich nichts anmerken zu lassen.
"Los!", drängte nun auch Vexudina.
Schicksalsergeben schloss Frank die Augen, stellte sich vor, er hätte ein warmes Stück Mandarine in der Hand, und steckte es in den Mund. Sofort begann das herzähnliche Ding schneller und härter zu pulsieren. Impulsiv zerbiss er es, weil er das Grauen selbst nicht mehr ertrug und es zu Ende bringen wollte. Eine säuerliche Flüssigkeit ergoss sich in seine Mundhöhle. Sie war erfrischend. Er schluckte sie mit dem geplatzten Rest des Jurga-Inneren hinunter.
"Lecker", sagte er aus Höflichkeit und ohne echte Überzeugung. "Könnte ich etwas Brot haben?"
"Bedien dich", lud ihn Zelphagor ein. Sie alle nahmen sich Teller vom Tablett und legten sich ihr Essen darauf. Frank blieb ganz konservativ beim Brot und einem Aufstrich, den er nach seiner harmlosen Farbe ausgewählt hatte.
"Nun …", begann Zelphagor bedeutsam, "wie also bringen wir dich wieder nach Hause?"
Frank hob nur ratlos die Schultern, während er kaute. Der Aufstrich schmeckte gut, und er merkte erst jetzt, wie hungrig er war.
"Er hat sich also verirrt?", fragte Vexudina.
"Er ist ein Außenseiter, der versehentlich mit dem Fahrstuhl zwischen den Dimensionen gefahren ist. Er dachte, seine Welt wäre die einzige! Hahaha!" Zelphagor lachte tief und dröhnend, und Vexudina stimmte mit ihrer helleren Stimme ein. "Ahja, es gibt so einige Welten", sagte sie amüsiert herablassend und winkte ab.
"Jepp", bestätigte Zelphagor, "es sind sogar zu viele, und sie sind sich oft so ähnlich. Ich kenne nicht mal alle." Er wandte sich an Frank. "Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht, wie ich dich zurückbringen soll."
"Und wenn ich dir meine Welt beschreiben würde?"
"Hör zu, es sind wirklich verdammt viele, verdammt ähnliche Welten. Wesentliche Eigenschaften haben sie gemeinsam. Und die Details – welcher Herrscher, welche Sternbilder und so weiter – sind mir nicht bekannt."
Das sah Frank ein. "Aber kann es irgendjemanden geben, der das weiß?"
"Nun, in Anbetracht der hohen Zahl an Welten gibt es bestimmt auch eine, in der so jemand lebt", sagte Zelphagor mit einem leicht ironischen Unterton. Gleich darauf wurde er jedoch ernst. "Wer könnte denn über all diese Welten Bescheid wissen?" Er strich sich nachdenklich übers Kinn. "Es gäbe natürlich einige sehr hohe Wesenheiten, aber die würden sich um unsere Belange nicht scheren. Wahrscheinlich würden sie uns einfach zerquetschen."
"Der Alptraum!" Vexudina hatte diese Worte mit einer Mischung aus Erschrecken und Erkenntnis ausgesprochen.
Zelphagor sah sie mit großen Augen an. "Bei Braborianth, du hast Recht!"
Frank blieb der Bissen Brot im Hals stecken. Hörbar würgend zwang er ihn die Kehle hinunter, um dann atemlos zu wiederholen: "Der Alptraum?"
Vexudina ergriff das Wort. "Ja, der Alptraum. Er hat viele Namen in vielen Welten, aber diesen versteht jeder. Er ist keine allzu hohe Wesenheit, und er kommt viel herum. Ich vermute sogar, dass er in deinen Geist eindringen und sich aus deinen Erinnerungen ein sehr detailliertes Bild machen könnte. Detaillierter als du es selbst beschreiben könntest."
Franks besorgter Blick traf sich mit dem Zelphagors. "Keine Sorge", beschwichtigte dieser, "er ist privat eigentlich ganz nett, Vexi und ich haben ihn mal in einer Kneipe getroffen."
"Ich kann aber nicht leugnen, dass seine bloße Nähe bereits unangenehm ist und mich geängstigt hat. Obwohl er keinen schlechten Charakter hat", merkte Vexudina an.
"Er ist einfach der Richtige für den Job." Zelphagor zuckte wie zur Entschuldigung mit den Schultern.
Seine Frau drehte nachdenklich eine Jurga zwischen ihren Fingern. "Ich frage mich, ob er auch so unterhaltsam ist, wenn er keine fünf großen Bomkracher getrunken hat."
"Was haben wir für eine Wahl? Ich meine …", Zelphagor machte eine Geste in Franks Richtung, der während der Diskussion immer tiefer in seinen Stuhl hinab gesunken war, "was hat er für eine Wahl?"
Frank räusperte sich und nahm eine aufrechte Haltung an. "Danke für eure Hilfe. Wo kann ich den Alptraum finden?"
"Ich werde dich zu ihm führen. Wir werden wieder die Telefonzelle benutzen müssen."
"Nichts überstürzen", mahnte Vexudina. "Iss dich erst mal satt, Frank."
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Er wusste nicht, wann, und vor allem was er das nächste Mal essen würde – und in welcher Welt. Es wurde ein ausgedehntes Abendessen, bei dem Zelphagor und Vexudina ihm hauptsächlich über die verschiedenen Welten berichteten, deren Vielfalt unendlich schien. Eine der Welten enthielt keine unbelebte Materie. Bei einer anderen bestand die Zeit aus Wurst, und konnte daher in Scheiben geschnitten werden. Es gab die Senkgrube der Schreie, in die junge Dämonen als Mutprobe hinab stiegen. Am interessantesten und oft auch unheimlichsten waren die Dimensionen, die wie die Verkörperung von Abstrakta wirkten: Das ausgedehnte Weideland des Müßiggangs, die schwülen Urwälder der Erschöpfung, die schier endlosen Lagerhallen der nicht eingelösten Versprechen oder die donnernden Kellergewölbe der ausgesetzten Herzschläge. Natürliche Einwohner gab es wenige in diesen abstrakten Welten. Meistens fristeten dort Verbannte ihr leidvolles Dasein – ins Exil geschickt von übernatürlichen Herrschern oder den mitleidlosen Prinzipien des Universums selbst. Jedoch zog es auch Abenteurer, Forscher oder Schatzsucher in manche dieser Welten, von denen einige ganz erhebliche Gefahren und Torturen für den Eindringling bereit hielten.
Natürlich gab es auch verschiedene Höllen, manche sehr spezialisiert, wie die Salzhölle für Mollusken, andere bewährt und effektiv, wie diverse Feuer- oder Eishöllen. Dämonen arbeiteten oft in Höllen oder ähnlichen Schreckenswelten. Zelphagor, so erinnerte sich Frank, kam heute von der Arbeit in der Dritten Ebene der Pein. Frank fragte lieber nicht nach Details.
"So", Zelphagor stemmte sich mittels des Tisches hoch und tätschelte sich wohlig den Bauch. "Es ist spät geworden. Vexi, würdest du unserem Gast bitte eine Ruhestätte bereiten?"
"Aber gerne."
Und so geschah es, dass Frank die Nacht als Gast im Hause eines dämonischen Ehepaars in einer anderen Dimension verbrachte, obwohl er eigentlich nur den Abschleppdienst hatte anrufen wollen.
Am nächsten Morgen fühlte er sich ausgeruhter als erwartet. Er hatte tief geschlafen. Ihm blieb kaum Zeit, sich zu strecken, da hörte er schon ein Klopfen an der Tür seines kleinen Gästezimmers. "Frank? Bist du wach?" Es war Zelphagors tiefe Stimme.
"Ja, ich komme gleich."
"Gut. Es wird ein spannender Tag werden."
Frank beeilte sich und trat zwei Minuten später bereits aus dem Zimmer. Er ließ sich den Weg zum Badezimmer weisen, wusch sich schnell die Haare und betrat dann das Wohnzimmer. Zelphagor und Vexudina saßen am Tisch, auf dem das Frühstück bereitstand.
Während des Essens erläuterte der Dämon den Plan. "Ich hatte mir damals vom Alptraum die Nummer geben lassen. Du weißt schon, die Nummer, die uns zu seiner Dimension bringt. Außerdem habe ich eine Wegbeschreibung, so dass wir keine Probleme haben sollten, ihn aufzuspüren."
"Wann wirst du wieder zurück sein?", fragte seine Frau.
"Hmm. Falls Frank in der Alptraumdimension schön brav einschläft und der Alptraum seinen Geist leicht ausforschen kann, dann wahrscheinlich am Nachmittag."
"Es wird Blutkuchen geben."
"Mit Sahne?"
"Mit Sahne."
"Los geht's, Frank, ich will zeitig wieder hier sein. Blutkuchen muss warm gegessen werden", sprach Zelphagor und erhob sich bereits vom Tisch. Da er und Frank ohne Gepäck reisten, gestaltete sich die Abreise unkompliziert. Frank bedankte sich bei Vexudina für das Essen und die freundliche Aufnahme und folgte Zelphagor hinaus auf die düster-graue Straße. Sofort schlug ihm die angenehm kühle, etwas feuchte Luft dieser unterirdischen Welt entgegen. Im fahlen Licht der Straßenlaternen lief er gemeinsam mit dem Dämon den gleichen Weg zurück, den sie gestern gekommen waren. Die Tür, hinter der sich der interdimensionale Fahrstuhl verbarg, der als Telefonzelle getarnt war, wirkte unscheinbar in der gigantischen Wand, die diese Welt begrenzte. Zelphagor drückte den Rufknopf. Sie warteten einige Minuten. "Es gibt zum Glück mehrere dieser Fahrstühle hier", erwähnte er. "Einige Leute haben sogar einen im Haus."
"Sehr praktisch", meinte Frank, "wenn man mal schnell in eine Dimension will, in der die Zeit aus Wurst ist."
Zelphagor lachte. "Wer es nötig hat. Meistens will man ja nur einkaufen oder zur Arbeit."
Wie zur Bestätigung erscholl ein einfaches Klingeln und hinter der Gittertür war die Telefonzelle zu erkennen, die von oben einfuhr. Sie war von einem ganz schwachen bläulichen Schimmer umgeben. Zelphagor öffnete die Gittertür und die der Telefonzelle und stieg ein. Nachdem Frank zugestiegen war, gab Zelphagor konzentriert eine lange Nummer ein, die er von einem Zettel ablas. Anschließend trommelte er mit den Fingern auf dem Telefon. "So, dann wollen wir mal hoffen, dass ich mich nicht vertippt habe", brummelte er. Die Zelle setzte sich in Bewegung. Während der Fahrt achtete Frank genau auf die Felswand, die sich vor dem Glas der Zelle bewegte. Manchmal änderten sich Struktur und Farbe der Felswand fließend, manchmal schien sie sich nach oben und unten gleichzeitig zu bewegen. Oder war dies nur ein Spiel von Licht und Schatten? Falls ja, woher kam das Licht, und warum schien es herum zu schwenken und seine Position zu ändern? Zelphagor bemerkte Franks angestrengten Blick. "Diese Telefonzelle fährt nicht durch einen Schacht. Sie fährt durch sehr viele Schächte. Gelegentlich zur selben Zeit und in verschiedene Richtungen", erklärte er. Er betrachtete amüsiert, wie Frank sich die Augen rieb und merkte leicht selbstgefällig an: "Tja, so machen wir das eben." Sein Unterarm ruhte lässig auf dem Gehäuse des Telefons.
"Wann werden wir da sein?", fragte Frank.
"Das weiß man am Anfang nie so recht. Aber spätestens in ein paar Minuten."
Kurz darauf blieb die Telefonzelle stehen. Draußen konnte Frank nichts als wabernden Nebel, Schatten und bläuliche Nacht erkennen. Ein Schauer lief über seinen Rücken, und er hatte das Gefühl, dass es seinem Begleiter ähnlich erging. Sie tauschten nur einen Blick, dann stiegen sie wortlos aus. Zelphagor räusperte sich, wie zum Unterbrechen der Stille oder zur Prüfung, ob er noch eine Stimme hatte. Dann zog er einen Zettel aus der Tasche seines Jacketts und studierte ihn kurz. "Es ist nicht weit. Drei Abbiegungen, dann sollten wir schon vor seiner Behausung stehen." Vor ihnen lag ein gewundener Pfad durch einen Wald blattloser Bäume, deren Äste sich auf fast unnatürlich gezackte Art verzweigten. Die Silhouetten mancher von ihnen hoben sich wie schwarze Blitze vom Nachthimmel ab. Oft zeigten ihre Spitzen in Richtung des Weges. Instinktiv hielten Frank und Zelphagor Abstand zu den Bäumen und bewegten sich möglichst mittig auf dem Weg. Schon nach wenigen Schritten fiel Frank noch etwas auf: In den Ästen der Bäume bewegte sich etwas. Hinter einigen Stämmen traten schattenhafte Formen hervor. Kurz darauf konnte er hier und da leuchtende Augenpaare in den Formen erkennen. Sie beobachteten die Besucher. Auch Zelphagor hatte es bemerkt, doch er beruhigte: "Das sind nur kleinere Unruhen, Aufhocker und Plagegeister. Solange wir wach sind, werden sie uns nichts tun." Er ging ungerührt weiter, warf einen Blick auf den Wegplan und deutete bereits voraus. "Da müssen wir gleich links rein." Sie erreichten die Abzweigung und sahen sich unvermittelt durch dichtes, dorniges Gestrüpp staksen. "Das soll der richtige Weg sein?", fragte Frank zweifelnd.
"Es ist der einzige, der nach links geht."
Die widerspenstigen Bodengewächse zogen Frank fast die Schuhe aus. Die verbissene Miene Zelphagors und sein gelegentliches Fluchen verrieten, dass er ähnlich kämpfte. Es war anstrengend, und schon bald taten Frank die Oberschenkel weh. Am Wegesrand waren leuchtende Augenpaare aufgereiht; es wirkte, als würden die Alptraumwesen Spalier stehen – oder vielleicht darauf warten, dass die beiden Wanderer vor Erschöpfung zusammenbrächen.
"Es wäre einfacher, durch den Wald zu gehen", keuchte Frank.
"Willst du riskieren, dich zu verirren? Hier sollte man nicht vom Weg abkommen, glaube mir das. Wir sollten übrigens jeden Moment bei der nächsten Abzweigung ankommen."
So nahm Frank noch einmal seine Kräfte zusammen und stapfte weiter, während der Untergrund ihn wie mit Krallen daran zu hindern versuchte. Die Striemen und blutig aufgerissene Haut an den Knöcheln ignorierte er mittlerweile. Er hatte es aufgegeben, die Socken regelmäßig hoch zu ziehen, sie waren ihm jedes Mal mit beinahe bewusster Zielstrebigkeit wieder hinab gezerrt worden.
Tatsächlich tat sich bald rechts vom Wegesrand etwas auf. Für einen Augenblick standen sie beide ratlos davor.
Es war ein Loch. Ein gewöhnliches, schmuckloses Erdloch, wie vielleicht eine gigantische Feldmaus es gegraben hätte.
"Ah, jetzt verstehe ich", meinte Zelphagor. "Deshalb ist die Wegbegrenzung auf dem Plan gestrichelt. Der Weg ist nun unterirdisch, ein Tunnel."
Frank betrachtete das Erdloch besorgt und hoffte, dass es sich unter der Erde etwas weiten würde. So wie es aussah, würden sie hintereinander Kopf voran hinein kriechen müssen.
"Können wir nicht an der Oberfläche bleiben?"
"Wir wissen ja nicht, wie der Tunnel verläuft. Aber ich vermute, dass er uns darunter durch führen soll." Mit diesen Worten deutete Zelphagor auf eine dichte und undurchdringlich wirkende Baumreihe, die sich nur wenige Meter weiter erhob.
"Also gut. Du gehst vor", sagte Frank.
Der Dämon verkniff sich sichtlich eine Antwort und ging vor dem Loch auf die Knie. "Die schöne Hose", seufzte er. Dann kroch er hinein. Franks Angst wurde von der noch größeren Angst, alleine zurückzubleiben, besiegt, und er tat es Zelphagor gleich. Zu Beginn ging es so steil bergab, dass er sich in kriechender Position mit den Händen nach vorne abstützen musste. Schon nach wenigen Metern war es stockdunkel. "Zelphagor?", rief er.
"Hier vorne!", erscholl es abgedämpft durch die feuchte, schwere Erde. Und dann: "Nach der Biegung wird es heller."
Die Aussicht auf Licht gab Frank neuen Antrieb, so dass er schneller kroch. Mittlerweile war der Boden nur noch leicht abschüssig. Bald schon sah auch er den fahlen Schein. Die Decke war nun höher, so dass Frank beinahe aufrecht gehen konnte. Das Licht kam von algenähnlichen Fäden, die von oben herab hingen. Frank berührte sie vorsichtig. Sie fühlten sich kühl, feucht und schwer an, wie kalte Nudeln. Während sie leicht gebeugt liefen, ließ Frank es zu, dass die seltsamen Gewächse ihm gelegentlich ins Gesicht hingen – sie schienen im Gegensatz zu anderen Dingen dieser Welt erfrischend harmlos. Plötzlich spürte Frank, wie der Boden weicher wurde. Zelphagor rief bereits von vorne: "Es tropft Wasser von der Decke. Hier wird es sehr matschig." Bald wateten sie durch knöcheltiefen Schlamm. Zelphagor hatte die Hosenbeine hochgekrempelt. Als der Boden schließlich anzusteigen begann, wurde er trockener, und kurz darauf konnte Frank schon einen Ausschnitt des Nachthimmels erkennen. Sie verließen den Tunnel, der an diesem Ende aus der Seite eines kleinen, künstlich aufgeschütteten Hügels kam. Ein Blick zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, verriet Frank, dass sie nicht nur die dichte Baumreihe, sondern auch einen schmalen Fluss unterquert hatten. Zelphagor deutete geradeaus. Weiter vorne in Wegrichtung erhob sich die Behausung des Alptraums. Zuerst konnte Frank nur amorphe Umrisse erkennen. Erst als sie sich näherten, enthüllte sich die organische Natur des Gebäudes. Falls man es so nennen konnte. "Es lebt!", rief Frank aus. Zelphagor hielt inne. Dann sagte er entschlossen: "Jetzt müssen wir die Tür finden." Gemeinsam gingen sie einmal rund um die Behausung. Dabei staunten sie über die Auswüchse des formlosen Klumpens aus glitschigem Fleisch. Sie schreckten vor Klauen und Tentakeln zurück, die in ihre Richtung zuckten; sie gingen geduckt unter dem unablässigen Blick zahlreicher Augen in allen Formen und Größen. Den Zweck einiger der Organe konnten sie nicht einmal erraten. Manche wirkten wie Schläuche, andere wie Lappen oder Knorpelgewebe. Schließlich gelangten sie wieder zu ihrem Ausgangspunkt. "Ich habe es befürchtet", sagte Zelphagor, "aber der Eingang ist wohl dieses riesige Maul." Frank hatte es auch bemerkt. Es war geschlossen. "Und jetzt?", wandte er sich an Zelphagor, "sollen wir einfach hineingehen? Was, wenn das nicht der Eingang ist?"
"Ich habe euch schon bemerkt!", dröhnte es vom Gebäude her, und ein Schwall faulig riechender Luft wogte ihnen entgegen.
Das Maul hatte gesprochen.
Noch bevor Frank fertig damit war, erschrocken rückwärts zu stolpern, fuhr es fort: "Nennt mir Euer Begehr oder verlasset diesen Ort. Denn er ist nicht für Euresgleichen."
"Alptraum!", rief Zelphagor mit bemüht fröhlichem Unterton, "ich bin's, Zelphagor!"
Das gigantische Maul schloss sich abrupt und schwieg einen Augenblick, dann räusperte es sich, was ein grotesker Vorgang war, und sagte dann schlicht: "Moment."
Frank und Zelphagor warfen sich einen Blick milder Verblüffung zu. Doch die Verblüffung wandelte sich in Erleichterung, als sich rechts neben dem Maul eine Falte öffnete und sich, schleimige Fäden ziehend, erweiterte. Dies musste wohl der Eingang ein, also bliebe ihnen der Weg durch das nun geschlossene und wie schlafend wirkende Maul erspart. Ein großer, hagerer Mann mit Frack und altmodischen Gehstock erschien in der organischen Öffnung. So gestreng er auf den ersten Blick wirkte, wandelte sich dieses Bild in gleichem Maße wie sich ein Lächeln des Wiedererkennens auf seinem Gesicht ausbreitete. "Zelphagor! Natürlich!"
Der Dämon grinste kurz aufmunternd zu Frank, dann schritt er zum Alptraum und gab ihm förmlich die Hand, wobei dessen dürre Finger wie Reisig in seiner kräftigen Pranke wirkten. Frank begrüßte ihren Gastgeber ebenso und stellte sich samt seines Nachnamens "Meier" vor, dann wurden sie von ihm hereingebeten. Die Einrichtung des Hauses passte zu ihrem Herrn. Antike Möbel aus dunklem Holz, geschwungene Schnitzereien, erlesenes Geschirr in einer alten Vitrine und ein Geruch wie von Whiskey und Bienenwachs vermittelten den Eindruck einer britischen Residenz. Der Alptraum bemerkte die schweifenden Blicke seiner Besucher und bemerkte: "Diese Form ist Gästen vorbehalten. Genau wie meine Erscheinung."
Ein Schauder lief Frank über den Rücken, als ihm bewusst wurde, dass all dies nicht echt war, sondern lediglich eine fromme Verhüllung des unvorstellbaren, destillierten Schreckens darunter. Immerhin war dies sozusagen der Regierungssitz der Alptraum-Dimension. Sie setzten sich um einen kleinen dreibeinigen Tisch; und während sie Tee aus zierlichen Porzellantassen nippten, schilderte Zelphagor ihr Anliegen und die Vorgeschichte. Der Alptraum hörte interessiert zu. "Das ist eine sehr missliche Lage, in der Sie sich befinden", sagte er schließlich, "aber –". Er stockte und schüttelte ein Bein. "Ksch! Verschwinde!"
Ein kleines schwarzes Etwas mit großen Augen wieselte unter dem Tisch hervor und huschte unter einen Schrank. Doch wagte es sich anschließend gerade weit genug heraus, um Frank anzustarren.
"Oh, entschuldigen Sie. Das ist nur ein kleiner Plagegeist. Er kann es nicht erwarten, Ihren Geist zu schinden. Haha!"
Frank konnte die Heiterkeit des Alptraums beim besten Willen nicht teilen.
"Ach, keine Sorge", beruhigte dieser, "es gibt genug andere Geister zum Schinden. Meinen Gästen geschieht nichts. Ich werfe ihm einfach ein Leckerli hin, dann ist er zufrieden." Und mit diesen Worten griff der Alptraum seitlich in Schulterhöhe neben sich in die Luft, zumindest schien es im ersten Moment so. Doch dann öffnete sich ein kleiner Riss, als würde die Realität wie eine Leinwand aufgeschlitzt werden. In das, was dahinter war, griff der Alptraum hinein. Frank wusste nicht wie lange es dauerte, aber sein Blick sog sich augenblicklich und zwangsläufig an dem formlosen Grauen der Welt hinter dieser Fassade fest. Lautlose Schreie drangen mit solcher Intensität in sein Gehirn, dass er glaubte, er müsse den Verstand verlieren. Die Schemen in der Schwärze waren nichts Bestimmtes und doch alles Schreckliche aller Welten. Seine Zähne schmerzten pulsierend und seine Muskulatur verkrampfte sich mit unnatürlicher Kraft. Der Alptraum zog etwas aus dem Riss, und es war ein sanfter und doch so gewaltsamer Akt, dass das Universum dahinter in Agonie aufschrie und Frank totenbleich und benommen seitlich vom Stuhl kippte. Der Alptraum warf das Etwas aus dem Riss in Richtung des Plagegeistes, der es wie eine Beute eifrig und leise knurrend unter den Schrank zog. Während Frank sich aufrichtete, sah der Alptraum ihn bedauernd an und sagte: "Tut mir leid, ich hätte Sie vorwarnen sollen. Obwohl es doch nur so ein kurzer Blick in so einen kleinen Teil der wahren Welt war."
"Danke, es geht schon", ächzte Frank.
"Möchten Sie vielleicht einen Schuss Rum in ihren Tee?", erkundigte sich der Alptraum freundlich. Frank nickte.
"Für mich bitte auch", sagte Zelphagor, wobei seine Stimme leicht zitterte.
So saßen sie eine Weile und warteten höflich. Plötzlich lachte der Alptraum auf. "Ach, Sie warten auf den Schuss Rum! Er ist bereits drin. Genießen Sie die Illusion."
Frank und Zelphagor wechselten einen irritierten und besorgten Blick, dann führten sie ihre Tassen zum Mund.
"Wo waren wir eigentlich unterbrochen worden?", überlegte der Alptraum laut. "Achja, die missliche Lage! Sehr missliche Lage, das muss ich schon sagen. Ohne mich wären Sie verloren. Wie Zelphagor, mein lieber Freund, richtig vermutete, kann ich Ihre Heimat identifizieren, wenn ich Ihren wehrlosen, schlafenden Geist genauestens auskundschafte."
"Werde ich, ähm, einen Alptraum haben?", fragte Frank.
"Und ob! Es ist leider notwendig, dass ich die Synapsen mit Schrecken weite, um wirklich an alle Details zu gelangen. Die Unterschiede zwischen so manchen Welten sind sehr klein. Ich schlage vor, dass wir gleich beginnen."
Frank gab sich selbst einen Ruck, da es unvermeidlich war und er keine Zeit verschwenden wollte. "In Ordnung. Soll ich die Augen schließen?"
"Sie werden sogar schlafen müssen. Im Nebenraum steht ein Bett."
"Ich fürchte, ich bin gar nicht müde."
"Sie werden irgendwann müde werden."
Zelphagor stöhnte verärgert. "Und wie lange wird die ganze Prozedur etwa dauern?"
Der Alptraum zuckte mit den Achseln. "Kommt drauf an, wie schnell dein Freund einschläft. Ich könnte mit einem Mittelchen nachhelfen. Aber ich gehe davon aus, dass es insgesamt zehn Stunden dauern wird."
Diesmal stöhnte Zelphagor noch lauter auf. "So lange will ich eigentlich nicht warten. Und meine Frau weiß nicht, warum ich so lang weg bin."
Der Alptraum dachte einen Moment nach. Dann sagte er: "Falls sie sich Sorgen macht, wird sie wahrscheinlich gar nicht schlafen. Sonst könnte ich ihr die Nachricht von deinem Verbleib mit einem meiner Avatare im Traum übermitteln. So aber werde ich einen Boten schicken müssen." Er stieß einen Pfiff aus, und der kleine schwarze Plagegeist kam flink wie ein Eichhörnchen unter dem Schrank hervorgerannt. Der Alptraum hob ihn hoch und raunte ihm unverständliche Worte ins Ohr. Dann sprang der Plagegeist aus seiner Hand und rannte durch einen gerade erst erschienenen Spalt in der Wand hinfort.
"Er wird in Kürze bei deiner Frau sein, Zelphagor. Ich habe ihm verboten, sie zu plagen. Nicht mal ein ganz kleines bisschen."
"Wird er der Anweisung folgen?"
"Zweifellos. Er wird es nicht wagen, ungehorsam zu sein. Er kennt die Strafen."
Für einen Moment hingen diese Worte im Raum, und beide Besucher fühlten sich fast so, als wären sie es, denen diese Strafen drohten, so machtvoll und unheilverkündend hatte der Alptraum gesprochen. Doch gleich darauf war er wieder der umsorgende Gastgeber. "Nun kommen Sie, wir wollen uns um Ihr Problemchen kümmern." Er wies einladend auf eine Tür zu einem Nebenzimmer. Frank drehte sich kurz zu Zelphagor, welcher nickte und sagte: "Ich werde hier warten."
Nach einem tiefen Atemzug ging Frank in das Zimmer. An der linken Wand stand ein Bett, gegenüber der Tür ein Labortisch, auf dem allerlei merkwürdige Dinge verstreut waren. Vor dem Tisch stand ein schlichter Hocker. "Dann soll ich wohl in dem Bett dort schlafen?", fragte Frank.
"So ist es."
Frank kroch in das Bett und wälzte sich mehrmals unbehaglich herum. Hier würde er nie schlafen können. Doch der Alptraum wusste bereits Bescheid, so wie er es anscheinend immer tat in seinem Reich. "Keine Sorge. Schon bald werden Sie schlafen."
Mit einem Mal fühlte Frank sich müde und ein wenig betäubt, sogar die Sicht verschwamm ihm für einen Augenblick. Er blinzelte mehrfach, doch es fiel ihm schwer, seinen Blick zu fokussieren. Der Alptraum neben dem Bett wirkte seltsam verzerrt, aber Frank konnte unmöglich sagen, ob dies an seiner unscharfen Sicht und seinem Zustand lag oder real war. Er begann zu zittern, doch dann straffte sich die Bettdecke, die nur ein schlichtes und etwas raues braunes Tuch war, und hielt in fest. Beinahe hätte er es geschafft zu schreien, doch die Decke streckte sich aggressiv und zielsicher wie ein Raubtier zu seinem Gesicht und presste sich darauf. Frank hatte keine Ahnung, wie lange er kämpfte, während die muffig schmeckende Decke, von einem unheimlichen Leben erfüllt, sich in seinen Mund und auf seine Nase presste. Schließlich, als sie sich kratzend in seine Luftröhre vorschob, schwanden ihm endlich die Sinne.
Er wusste nicht, wie lange es gedauert hatte – auch nicht, was passiert war. Doch er hatte zerzauste Haare, schwitzte, zitterte und schrak mit einem Quieken zurück, als der Alptraum ihn ansprach: "Ich habe die Informationen. Ihre Erinnerungen an die letzten Stunden habe ich gelöscht."
Frank sah ihn mit großen Augen an.
"Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen?", versicherte sich der Alptraum.
Frank schüttelte nur langsam den Kopf, wobei er den Alptraum nicht aus den Augen ließ.
"Lassen Sie uns doch zu unserem gemeinsamen Freund zurück gehen. Er musste die ganze Zeit im Wohnzimmer warten." Der Alptraum reichte Frank, der immer noch nicht geblinzelt hatte, die Hand. So traten sie ins Wohnzimmer.
Zelphagor sprang von seinem Stuhl auf. "Frank! Du … bei den heulenden Schädeln von Kratal, wie siehst du denn aus?"
Der Alptraum legte einen Arm auf Franks Schulter. "Er braucht noch einen kleinen Moment. Sein Gehirn hat momentan die Konsistenz von rohem Eigelb." Zelphagor setzte sich wieder, und der Alptraum tat es ihm gleich, nachdem er Frank behutsam zu seinem Stuhl geführt hatte. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann sagte Frank mit einer verwundert klingenden Stimme: "Ich … ich glaube, es geht mir gut." Der Alptraum beobachtete, dass Frank nun zum zweiten Mal seit dem Aufwachen blinzelte. Und dann, als müsste er alles nachholen, blinzelte er wild und rieb sich die Augen. "Puh, das war ein wenig erholsamer Schlaf."
Zelphagor grinste erleichtert. "Du bist auch nicht zum Schlafen hier." Er wandte sich an ihren Gastgeber. "Hast du etwas herausgefunden?"
"Oh ja, ich bin hinreichend sicher, dass ich seine Heimatdimension gefunden habe." Der Alptraum gab Zelphagor einen Papierstreifen. "Die Nummer."
"Danke." Zelphagor atmete tief ein und ließ die Luft mit einem Schnauben wieder heraus. "Dann wollen wir dich mal nach Hause bringen, Frank."
Sie alle waren müde, sogar der Alptraum, also hielten sie den Abschied kurz. Frank und Zelphagor beeilten sich, diesen finsteren Ort zu verlassen. Der Himmel über ihnen war immer noch bläulich-schwarz, während sie zu dem Tunnel liefen, der sie unter dem Fluss und den Bäumen hindurch führen sollte. Frank erinnerte sich, wie der Alptraum gesagt hatte: "Die meisten Abschiede sind schmerzhaft." Er drehte sich im Laufen noch einmal kurz zu dessen Wohnstatt um und sah ihn im Eingang stehen, das Licht im Rücken. Für einen kurzen Moment wirkte seine Silhouette irgendwie falsch. Doch Frank ließ sich dadurch nicht mehr beunruhigen. Es war eine verrückte Welt, doch bald schon würde er wieder zu Hause sein. Der Rückweg war weniger unheimlich als der Hinweg, denn Frank war schon einiges gewöhnt. Abermals lauerten die niederen Wesen dieser Dimension am Wegesrand. Doch es kam ihm vor, als würden sie ihn diesmal anders betrachten, respektvoller, und er meinte zuweilen, ein Raunen und Tuscheln unter ihren Reihen zu vernehmen. Sie behelligten die Reisenden nicht, die schließlich wohlbehalten die Telefonzelle erreichten.
"Wir haben die Nummer", sagte Zelphagor, "also eigentlich könntest du direkt zurück."
"Ich würde mich gerne noch von deiner Frau verabschieden."
Zelphagor nickte. "Sie ist ein Schatz. Oh, ich hoffe, dass der Blutkuchen noch gut ist, den sie uns für die Rückkehr zubereitet hat."
Das hoffte Frank auch, obwohl der Unterschied zwischen gutem und schlechtem Blutkuchen für ihn unwesentlich war. Bei dem Gedanken an Blutkuchen – auch mit Sahne – dachte er bereits daran, wie es war, ihn zu erbrechen. Er würde ihn keinesfalls dort essen, sondern ihn sich einpacken lassen.
Vexudina musste sie irgendwie wahrgenommen haben, denn sie öffnete die Tür schon, als sie noch einige Schritte entfernt waren. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. "Du begibst dich auf gefährliche Abenteuerreisen, mein Süßer." Dann lachte sie und zog Zelphagor an den Hörnern zu sich runter, um ihn zu küssen. Frank dachte, dass es eigentlich gar nicht zum Lachen war, was sie erlebt hatten, insbesondere er selbst. Vexudina begrüßte nun auch Frank.
"Den Blutkuchen muss ich leider noch mal aufwärmen", bemerkte sie anschließend. "Ihr habt euch zu viel Zeit gelassen."
"Hat dich der Plagegeist erreicht?", fragte Zelphagor.
"Ja, das hat er. Ein nettes Tierchen. Aber nun kommt endlich rein. Wir wollen den Blutkuchen essen."
"Oh", warf Frank hastig ein, "die Freunde in meiner Heimatwelt machen sich bestimmt schon große Sorgen. Ich muss leider wirklich los."
Zelphagor warf ihm einen abschätzenden Blick zu, der zu verraten schien, dass er den eigentlichen Grund für Franks plötzliche Eile kannte.
Vexudina winkte ab. "Das ist doch kein Problem, ich packe dir den Blutkuchen ein, das geht ganz schnell." Sie hastete ins Haus.
Zelphagor grinste Frank an, und nun bestand kein Zweifel mehr, dass er über Franks Meinung zum Blutkuchen Bescheid wusste. Frank erwiderte seinen Blick und musste plötzlich spontan lachen. Zelphagor stimmte ein. "Sie meint es gut".
"Ich weiß."
Bald darauf kam Vexudina mit dem Blutkuchen, den sie in Papier eingeschlagen hatte, zurück. Frank nahm ihn dankend entgegen. Er fühlte sich wie Wackelpudding an und bestand vermutlich großteils aus geronnenem Blut. Zu seinem Entsetzen reichte ihm Vexudina nun auch noch eine handvoll Jurgas. Frank dankte erneut höflich und steckte sie sich in die Hosentasche. Er verabschiedete sich herzlich, dann geleitete ihn Zelphagor zurück zur Telefonzelle. Dort angekommen erklärte er: "Man muss einen bestimmten Rhythmus auf dem Telefon klopfen, kurz nachdem oder bevor man die Nummer gewählt hat. Es war ein unglaublicher Zufall, dass du das versehentlich gemacht hast, so dass du die Reisefunktion aktivieren konntest. Ich werde den Rhythmus für dich klopfen und die Nummer eingeben. Aber ich werde nicht mit dir fahren, die Telefonzelle wird dich zuverlässig ans Ziel bringen."
Er holte den Papierstreifen mit der Nummer hervor.
"Danke für alles", sagte Frank.
"Keine Ursache. Es war mir ein Vergnügen."
Sie sahen sich einen Moment schweigend an, dann umarmten sie sich kurz. Es bestand ein stilles Einvernehmen zwischen ihnen, dass Männer, die zusammen in die Alptraumdimension gereist waren, sich zum Abschied nicht nur die Hand gaben. Ohne weitere Umstände nahm Zelphagor den Telefonhörer und begann, mit der freien Hand den Rhythmus auf dem Telefon zu trommeln. Danach las er die Nummer Ziffer für Ziffer ab, während er sie eintippte. Er gab Frank den Hörer und trat aus der Telefonzelle. "Gute Reise!"
"Danke! Ich freue mich auf zuhause!", sagte Frank, und sie beide hoben die Hand zu einem letzten Gruß. Dann setzte sich die Zelle in Bewegung.
Mit dem Wissen, dass er durch die Dimensionen reiste, beobachtete Frank den Schacht, durch den sich die Zelle bewegte. Er dachte zurück an die Dinge, die er erlebt hatte, die ihm jedoch niemand glauben würde. Wenn er ehrlich zu sich war, glaubte er es selbst nicht. Vielleicht würde er gleich im Krankenhaus aus einem Koma erwachen. Helligkeit drang von oben in den Schacht, und einen Moment später blieb die Zelle mit einem Ruck stehen. Es war die Seitengasse, in der das Abenteuer seinen Anfang genommen hatte. Frank lachte kurz vor Freude auf. Gleich darauf fluchte er über sein kaputtes Handy, das ihn erst zu dieser Telefonzelle gebracht hatte. Ob sein Auto immer noch im Graben lag? Immerhin war er fast zwei Tage lang fort gewesen. Wahrscheinlich ist es bereits irgendwohin abgeschleppt worden und er würde eine gepfefferte Rechnung dafür vorfinden. Das Beste wäre es, nun zurück nach Hause zu fahren. Koste es, was es wolle. Er suchte die Nummer eines Taxidienstes aus dem Telefonbuch und bestellte ein Taxi, obwohl dieses erst einmal zehn Kilometer zu seinem aktuellen Standort, und dann wieder zehn Kilometer zu seinem Haus fahren müsste.
Frank schwieg während der Fahrt, obwohl der Fahrer einige Bemerkungen machte, die üblicherweise ein Gespräch in Gang gebracht hätten. Doch Frank verarbeitete lieber das Erlebte in Ruhe und spähte aus dem Fenster. Sie fuhren einen Teil des Weges auf der Straße, auf der er seinen Unfall gehabt hatte und im Graben gelandet war. Er versuchte, die Stelle zu lokalisieren, indem er nach Bremsspuren und aufgerissenem Boden in der Nähe des Grabens suchte, doch er fand nichts. Das Gras war stellenweise hoch und die Spuren möglicherweise durch das Wetter zusätzlich verwischt. Am Ziel angekommen drückte er dem Fahrer ein paar Scheine in die Hand, die genaue Summe interessierte ihn nicht, und ging unendlich erleichtert zu seiner Haustür. Er kramte den Schlüssel hervor, steckte ihn mit einem satten Ratschen ins Schloss und konnte ihn beim ersten Versuch nicht drehen. Er zog ihn hinaus und schob ihn erneut ins Schloss. Das Ratschen klang rau. Der Schlüssel ließ sich nicht umdrehen. Stirnrunzelnd überprüfte er den Schlüssel. Es war der richtige, die Zähne waren allesamt intakt. Als er es abermals versuchen wollte, öffnete sich plötzlich die Tür. Frank ließ den Schlüssel langsam sinken. Ein Mann im Holzfällerhemd stand vor ihm. "Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?" Im Hintergrund bellte ein Hund.
"Ich … ich wohne hier. Was machen Sie in meinem Haus?"
"Ich wohne hier. Was machen Sie vor meinem Haus?", konterte der fremde Mann.
Franks Herz raste. "Ich werde die Polizei rufen! Das ist ja eine Unverfrorenheit, dass Sie hier einfach mein Haus besetzen."
"Tun Sie das. Rufen Sie die Polizei. Aber warten Sie draußen."
Ohne seinen Blick von Frank abzuwenden, schloss der Mann die Tür. Für einen Moment stand Frank benommen unter dem Vordach auf der Fußmatte. "Willkommen" stand darauf. Er würde die Polizei rufen, schließlich war das sein Haus mit seinem Namen auf der Klingel. Doch bei diesem Gedanken fiel sein Blick auf den Namen "Meyer". Meyer mit Y. Sein Name wurde doch mit I geschrieben …
Eine plötzliche Erinnerung an den Alptraum überfiel ihn. An ihre Begrüßung. Frank hatte sich namentlich mit seinem Nachnamen vorgestellt, aber nicht die Schreibweise erwähnt. Der Alptraum hatte mit allen verfügbaren Details versucht, die Heimatwelt von Frank zu finden, jedoch in diesem Punkt offenbar eine falsche Annahme getroffen. Sicherlich unabsichtlich.
Frank wandte sich von der Haustür ab. Mit schweren Schritten setzte er sich in Gang. Sein Kopf war mit einem Mal völlig leer, und er starrte geradeaus, während er wie ein Untoter über den gepflasterten Weg durch den Vorgarten zurück zur Straße schlich. In seiner linken Tasche pochten die Jurgas. In seiner rechten zerrann der Blutkuchen und lief klebrig an seinem Bein hinab.


Drei Monate später wurde ein Obdachloser in die Psychiatrie eingeliefert. Man erzählte sich, dass er immer um Geld für ein Münztelefon gebettelt hätte, um dann beim Wählvorgang schräge Rhythmen auf dem Gehäuse zu klopfen, bis seine Fingerspitzen blutig waren.

 

Hallo Maske!

Der Einstieg in die Geschichte bietet mir nichts zum Weiterlesen. Keine Spannung, oder wenigstens ästhetische Sprache.
Dafür finde ich seltsame Formulierungen.

[...]

Von Spannung immer noch keine Spur. Ich breche hier ab, zum einen aus Zeitmangel, zum anderen … naja.

Gruß

Asterix


Hi Asterix,

ja, ich kenne das. Kurzgeschichten gibt man nur sehr wenige Zeilen, um einen zu fesseln.
Aktuell lese ich einen Roman, der mich 200 Seiten lang nur angeödet hat. :D
Danke für deine Kritik. Wie ich ja bereits schrieb, habe ich den Anfang ebenfalls als Hemmnis wahrgenommen. Die stilistischen Anmerkungen werde ich berücksichtigen, falls ich überhaupt noch genug vom Anfang übrig lasse.

Hallo Maske

[...]

Auf der anderen Seite finden sich in den ersten Abschnitten kaum Sätze, die ich als stilistisch wirklich gelungen und besonders elegant bezeichnen möchte. Ich habe den Erzählstil insgesamt als solid empfunden, meine Kritik mag da auch etwas pingelig wirken. Ich will damit in erster Linie begründen, dass mich der Text stilistisch nicht gepackt hat. Also muss er auf der inhaltlichen Ebene funktionieren, damit ich weiterlese.

Dabei ging es mir ähnlich wie Asterix. Ich finde den Anfang etwas langgedehnt, aber die Dialoge mit Zelphagor und seiner Frau empfand ich dann wirklich als zäh, da half auch das kleine Highlight mit den Jurgas nicht, und ich hab das Interesse am (langen) Text leider verloren. Ich würde dir raten, den Anfang zu straffen.

Lieber Gruss
Peeperkorn


Hi Peeperkorn,

danke für die detailreiche Aufzählung von "Problemstellen". Ich stimme zwar nicht mit allen überein, denn manche "Füllwörter" haben eben doch subtilen Einfluss auf die Bedeutung, aber insgesamt sehe ich auch, dass ich da einige entfernen muss. Die Kritik an den "Verstärkungen, Doppelungen, Erklärungen" sehe ich ebenfalls als etwas pingelig an. Wenn man es sich generell zur Aufgabe gemacht hat, diese zu omittieren, kann das ein interessantes Experiment sein.
Stilistisch ist besonders der Anfang der blanke Horror, keine Frage. Inhaltlich fehlen vielleicht Action oder Spannung. Interessant finde ich dabei, dass du - wie auch ein anderer Kritiker - die Stelle mit den Jurgas besonders hervorhebst. Ich persönlich empfinde sie nicht als besonderes Highlight.

Danke.

Gruß an euch beide
Leif

 


Hallo Maria,

ich bin etwas verwirrt darüber, dass du den einfachen Gruß "Zelphagor, sehr angenehm." auf so eine Weise siehst. Ich finde ihn sehr harmlos. :)

Danke für deine Anmerkungen zum Beistrich. Die Zusammenschreibung und die NR sind ein leidiges Thema, das ich schon angesprochen habe. Einfach mal mit der Nagelkeule auf die Verantwortlichen einprügeln. Eine solche Nagelkeule ist schon ein lange geplantes Bastelprojekt von mir, ich habe da schon sehr konkrete Vorstellungen vom Aufbau. Das Ding würde andere Nagelkeulen deklassieren.

Du hebst die zu vielen hilfsbereiten Charaktere hervor. Aber so ist es eben geschehen. Manch ein Dimensionsreisender hat in der Hinsicht Glück. Es führt nicht immer zu einer spannenden Geschichte.

Deine Idee, dass Frank den Klopfrhythmus vergisst, gefällt mir. Das wäre nur allzumenschlich.

Danke!

Gruß
Leif

 

Hallo weltenläufer,

es freut mich, dass dir einige Teile der Geschichte sehr gefallen haben. Die Beschreibung der abstrakten Dimensionen ist auch meine Lieblingsstelle, weil ich mir noch weitere Geschichten denken kann, die sich in diesen abspielen könnten.


Worum ich mich dann richtig betrogen fühle, ist der Alptraum. ich mein, das ist doch der Titelgeber und irgendwie läuft doch alles darauf zu, ist in meinen Augen die Zuspitzung schlechthin - und dann einfach gestrichen, weil gelöscht?
Die Idee mit dem Löschen finde ich ja gut, aber später müsste davon was hochkommen (weit mehr als deine kleine Andeutung gen Ende), um der Story gerecht zu werden.

Das Ende dann, also die Auflösung ... das ist so, als würde man mit einer Nadel in einen prall gefüllten Luftballon stechen und anstatt des erwarteten Knalls, macht es pfffff und die Luft entweicht aus dem Loch.
Find ich doof. Für den ganzen Aufbau ist das einfach zu schwach. Vielleicht auch deswegen, weil du schon den Alptraum ausgespart hast, den ich als Höhepunkt gesehen hätte.So ist das zweimal pfff hintereinander.

Denke, da solltest du noch mal ran.

Davon abgesehen, fand ich die Geschichte wirklich unterhaltsam. Habe sie notgedrungen in drei Etappen aufm Reader gelesen und kann sagen, es las sich trotz einiger Längen echt gut. Bisschen Oldschool, wäre interessiert zu erfahren, an welchen Lit Vorbildern du da gedacht hast.

grüßlichst
weltenläufer

Den Titel habe ich mir aus dem Ärmel geschüttelt, als ich die Story gepostet habe. Mir ist leider erst in dem Moment aufgefallen, dass der Arbeitstitel "Telefonzelle" nicht besonders tauglich war. Ich werde den Titel überdenken.

Zur Auflösung muss ich ehrlich sagen: Ich finde sie nicht schlecht, und mir wäre kaum eine bessere eingefallen. Wenn die ein "pfffff" war, würde ich gerne mal den Knall hören. :D

Literarische Vorbilder gab es dazu keine. Ich habe ja weiter oben erwähnt, dass es eher um die Umsetzung dieser Idee ging, weil ein kleines Mädchen Telefonzellen für Fahrstühle gehalten hatte. Fand ich reizvoll.

Als Weltenläufer bist du bei solchen Stories natürlich Experte. :)

Danke.

Gruß
Leif

 

Hallo Maskierte(r),


Die Zellen sind rar geworden, weil jeder ein Handy besitzt. Ich würde gerne wissen, wieso Frank keines hat. Oder ob sein Akku leer ist.

[...]

Das ist fuchtbar zäh und langweilig, weil sich der Text an dieser Wartemusik austobt. Da passiert nichts und meine Neugierde fällt gegen Null in sich zusammen.


Hallo Bernadette,

Zum ersten Punkt: Das wird in der Geschichte erklärt.
Zum zweiten: Ja, das ist der übliche Kritikpunkt. Habe mich schon daran gewöhnt. :D

Gruß
Leif

 

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