Wieder mal...
Wieder mal...
{la-la-langeweile}
Wieder mal vermisse Ich den Geschmack von Kaugummi im Mund, erinnert der Geruch aus diesem doch glatt an jene Person die ihn verboten hat. Oh Mann, manch Gegenstände hier erinnern reichlich an einen billigen Horrorfilm mit Green Box, nur der Mensch davor, der wäre dann in Benutz jener unsichtbar, nunja, außer den Streifen auf seinem Jackett.
Die Krawattenauswahl sollte er wohl besser seiner Frau überlassen, er hat davon ja keine Ahnung, und den Friseur, nunja, entweder seine Frau hat sie ihm geschnitten oder er war bei jenem für Pudel. Immerhin sollte er froh sein überhaupt noch welche zu haben, in seinem Alter. Einige seiner Artgenossen haben schon weniger mit Abschluss der Seminarschule.
Hachja, das Wetter war auch schon mal schöner, nich’? Also entweder Schnee oder Sonnenschein, aber so ein herbstlicher Mischmasch is’ nich. Ist ja auch bald Weihnachten. Wurd’ auch so langsam Zeit. Warte schließlich schon fast wieder ein Jahr drauf. Was hab Ich nur für Qualen hier erleiden müssen, Stunde um Stunde gezählt, Tage, Wochen und Monate abgesessen, dabei ist das - weiß Gott - kein Gefängnis hier. Ich bin ja auch nicht alleine, soviel Schadenfreude kann ich zumindest haben, dass sich mit mir 29 andere Artgenossen amüsieren. Was labert der heute nur wieder mal für ein' Stuss, was hör ich überhaupt zu? Nach spätestens 10 Sekunden in meinen Gedanken versunken ist es unmöglich dem zu folgen. Ein „Blablabla!“ tönt ins Ohr, und sogleich am anderen wieder hinaus. Frontalunterricht, das’ das Stichwort. Gruppenarbeit, wäre noch schlimmer: muss man ja selber was tun. Frontalunterricht, an der Green Box. In Gedanken: ZACK – Winterlandschaft mit Skilift und Snowboarder. ZACK – Infinitesimalrechnung, begleitet von lautem Stöhnen. Das’ die Wirklichkeit. Das „Lernen fürs Leben“, ein Lehrerleben! Das Tafelbild verschwimmt, Buchstabenhaufen, rennende Zeichnungen, ein einzelner weißer Strich aus Kalk, der immer größer wird und näher kommt. Da! Vorsicht, der Strich markiert einen Treppenabsatz, mal vorsichtig hinuntergehen. Langer Flur. Meine Augen wandern aufmerksam in alle Ecken und Stellen des Flures. Etwas merkwürdig aber doch vertraute Düfte, Gerüche und Geräusche. Ein Gong. Gong? Kein Schulgong, der Erlösung verhieß. Hmm, wieder eine Treppe nach oben, eine Zahl prangt über meinen Kopf. Dreizehn. Oben angekommen prangen Buchstaben über meinem Kopf. A, B und C. Wie aus einem sich selbst mischenden Kartenspiel erscheinen wieder mal ganze Wörter. S-T-U-T-T-G-A-R-T. Jede Menge Zahlen. Dreizehnfünfunddreißig. Dreizehn zweiundvierzig. Und wieder mal: der weiße Strich, er markiert einen tiefen Abgrund mit zwei eisernen Parallelen, die sich irgendwann vereinen scheinen. Ein weißes Ungetüm nähert sich lautstark mit hoher Geschwindigkeit und verringert nur langsam an ihr mit leichtem Zischen. Wieder mal ertönt der vertraute Gong. Blablabla murmelt es wieder. Das weiße Ungetüm steht vor mir, wieder nur Buchstaben. I-C-E. – Ein schmerzhafter Stich in der Seite. HALLO! – brüllt es lautstark – Hallo, aufwachen! Das wird Konsequenzen haben - Labert es mich schon wieder zu? Zusammenzuckend komme ich wieder zu mir. Dreißig Fratzen blicken auf mein Antlitz. Können Sie uns allen noch mal zeigen, was ich gerade erklärt habe? – Nein, tut mir leid, Ich versteh’ gerade nur Bahnhof.
November, 2003
23.11.03
EliasVdP
Entstanden nachts aus Langeweile um 05:00 in geringer Zeit. Zur Nachahmung in jenen Fällen empfohlen.