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Wie Tiere

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24.12.2011
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Wie Tiere

Sie ging die Straße zum ersten Mal entlang. Sie kannte diesen Komplex noch nicht, sie sind erst heute in dem rosigen Haus eingezogen. Draußen war es kühl, nur wenige Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch die grauen Wolken, die ihr Regen vorhersagten. Sie merkte nicht, dass er ihr folgte.
Sie freute sich über die süßen Tante-Emma-Läden, die sich an der Straße aufgereiht hatten. Sie schaute in den ersten, babyblauen mit goldenem Schriftzug. Ein Mann kaufte seiner Tochter gerade einen von den vielen Süßigkeiten, die an der Kasse präsentiert werden. Die kleine freute sich, sprang auf und ab und landete schließlich in den Armen des Vaters, dessen Gesicht vor Freude hell leuchtete, mindestens so hell, wie die Reh Augen der kleinen funkelten. Dieser Tag schien fast perfekt zu sein. Vater und Tochter verließen den Laden Hand in Hand. Sie hörte einen riss, etwas auf den nassen, kalten, Boden stoßen, ausfließen. Die Tüte war gerissen, der Joghurt ausgelaufen.
Sie schaute weg, der Wind brauste durch ihren schwarzen Mantel, in den sie von Kopf bis Fuß eingewickelt war. Das Glockenspiel am Laden mit den hausgemachten Pralinen fing an, leise, schöne Töne von sich zu geben. Sie versuchte danach zu schnappen, merkte jedoch nach kurzer Zeit, dass das Glockenspiel zu hoch hing. Sie war kleiner als alle anderen. Menschen schauten auf sie herab, lächelten oder starrten sie mit ihren leeren Blicken an. Am liebsten mochte sie es, mit den Schnürsenkeln zu spielen, aber sie wusste, dass sie das nicht mit jedem machen konnte. Ein Mal, hatte sie sogar schon ein älterer Mensch getreten. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.
Sie lief weiter, vorbei an den Briefkästen, vorbei an dem Haufen Sperrmüll, an den Menschenmassen, die ihr entgegenströmten. Sie fand es witzig, zwischen ihnen hin und her zu springen, an ihren Hosenbeinen zu ziehen, auch mal die Nägel aus zu fahren. Sie schnupperte an den abgetragenen Schuhen, den frischen Markteinkäufen, sie roch sogar die fettigen Haare der verzweifelten Dame in den Wechseljahren. Und die, des noch älteren Herren, der ihr augenscheinlich auf ihren Allerwertesten starrte.
Endlich waren sie vorbeigegangen, endlich konnte sie wieder atmen. Sie hatte keine Angst. Wovor auch? Sie hatte alles, was sie brauchte. Sie brauchte nicht viel. Nahrung, Unterkunft, vielleicht einen Freund.
Sie schaute zurück. Schon wieder ein kräftiger Luft Stoß. Es roch so gut, wie am Meer. Sie spürte, dass es bald anfangen würde zu regnen. Der Weg, den sie gerade zurückgelegt hatte, kam ihr nicht sehr weit vor.
Sie schaute wieder nach vorne.
Sie lief weiter. Ein kleiner Brunnen schmückte den Park, den sie betrat. Bäume, Blumen, Pfützen vom vorherigen Tag: ein Paradies! Sie roch die frische des Wassers, des gemähten Rasens, sie liebte es. Sie roch die wenigen kleinen Menschen, die im Sandkasten spielten. Sie mochte den Geruch nicht besonders, es roch zwar milchig, aber nicht nach der Milch, die sie mochte. Sie beobachtete die kleinen Menschen kurz. Kleine Hände mit kleinen Wurstfingern. Das gefiel ihr nicht. Sie fand diese Geschöpfe zu tollpatschig, zu ungraziös, penetrant, unverschämt, taktlos, lästig. Sie war angeekelt und schaute wieder weg.
Auf dem nostalgischen Zaun vom Brunnen saßen Vögel, zwitschernd, badend, sie hatten rosige Bäckchen und sahen geradezu verführerisch aus. Wie ihre Flügel flatterten, diese prächtigen Farben! Indischrot, Korallhell, Azurblau, Olivegrau, Orchidee. Leider kann sie diese Farben nicht sehr gut erkennen.
Sie schnappte nach ihnen. Die Vögel versuchten wegzufliegen, doch sie erwischte einen.
Er krallte sich am Boden fest, kreischte nahezu. Sein Flügel schleifte am steinigen Boden entlang, ein Mal, ein zweites Mal, eine dickflüssige, rote Flüssigkeit tropfte aus seinem Bauch, nachdem sie ihre Zähne in seinen Unterleib rammte. Er rangt noch um sein Leben, hektisch bewegten sich die winzigen Füße, die wie zwei zerbrechliche Stöckchen aus dem blutgetränkten Unterkörper abstanden. Sie ging wenige Schritte zurück, die roten Spuren auf dem Boden waren unübersehbar. Ihr machte es nichts aus, sie wollte nur spielen. Er gab keinen Laut mehr von sich. Sie musste sich beeilen, noch bewegte er sich. Sie stupste noch einmal gegen ihn. Immer weniger bewegte er sich, bis sein kleines, schwaches Herz aufhörte zu schlagen.
Ihr Freund hatte sie gesehen, aber er hat nichts getan, um es zu vermeiden. Er hat ihr den Spaß gelassen, weil er sie kannte. Er schlich sich an sie heran, führte seine rechte Hand langsam unter ihren Bauch, seine linke Hand zu ihrem Gesäß, er packte zart zu. Sie ließ es zu. Sie wusste, dass es ihr Freund war, sie kannte seinen Geruch, sie konnte seine Bewegungen nahezu erraten, sie wusste, dass er ihr Freund war. Ihr schwarzer Schwanz schlängelte sich an seinen Oberarm voran und streichelte ihn an seinem Kinn. Sie streckte ihm ihren Kopf zu, ihre Augen waren geschlossen, wieder offen, dieser Blick! Als würde sie voll Leidenschaft und Liebe protzen, und doch so böse aussehen, dass man am liebsten den Platz verlassen würde. ihr Fell stellte sich auf, sie fuhr ihre Krallen aus und schnurrte unüberhörbar.
Endlich hatte er seine Katze wieder.

 

Hallo Set!

Sie kannte diesen Komplex noch nicht, sie sind erst heute in dem rosigen Haus eingezogen.
Weshalb fällst du plötzlich in die Gegenwart?

Ein Mann kaufte seiner Tochter gerade einen von den vielen Süßigkeiten, die an der Kasse präsentiert werden
Es mus heißen: Eine von den vielen Süßigkeiten.

Sie hörte einen riss
Überleg mal ... Stell dir vor, das ist jetzt nicht dein eigener Text und lies deinen Satz. Wie hört sich denn ein Riss an?

Sie ging die Straße zum ersten Mal entlang
Eine Katze geht nicht, oder? Das hört sich danach an, also ob du den leser in die Irre führen wolltest. Ist ja auch deine Absicht, aber ein passenderes Verb wäre hier cleverer ..

Sie merkte nicht, dass er ihr folgte
Von dem Verfolger müsste man häufiger lesen. Das wäre ein Element, mit dem du Spannung erzeugen könntest.


Insgesamt ist das viel zu durchsichtig. Du willst irgendwie eine Pointe produzieren, aber man merkt ja sofort, was du planst und es passt alles nicht so recht zusammen. Die Wahrnehmung der Katze müsste viel spezieller sein. Es könnte klappen, wenn man daran feilt, Formulierungen ändert, dass man sich eine seltsame Protagonistin vorstellt, deren Wahrnehmung irgendwie anders ist und dann erst am Schluss bemerkt, dass es sich um eine Katze handelt. Aber was ist deine Intention? Ich verstehe nicht, warum du das geschrieben hast. Aber es würde mich ehrich interessieren! Ich vermute, es ist der Spaß am Schreiben einfach. Das ist auch schön. Man merkt es dir auch an, dass du Spaß dran hast. Also weitermachen, aber vielleicht mit einem Text, der den Leser mehr betrifft.


Gruß


Lollek

 

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