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Wie schon bei Nico. Bei Linus. Bei Ivo.

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24.01.2009
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Wie schon bei Nico. Bei Linus. Bei Ivo.

Vor der Rettungsschwimmerstation sitzen drei Morgenmuffel und klammern sich an ihre Kaffeetassen. Nina betrachtet das Bild und schmunzelt.
„Sieht ganz so aus, als wäre die erste Schicht meine“, sagt sie, zieht sich um, setzt sich auf den Steg und lauscht der Stille, die nur noch ein paar Minuten anhalten wird. Die erste Schicht ist Nina die liebste.
Eine halbe Stunde später kommt Rike zur Ablösung. Die ersten Urlauber haben das Frühstücksbuffet im Speisesaal abgeweidet, nun falten sie Decken auseinander, blasen Luftmatratzen auf und schmieren Rücken und Schultern mit Sonnencremé ein.
„Ich glaub, Max steht auf dich“, sagt Rike, als sie mit Nina zum Dienstwechsel abklatscht.
„Wieso?“
„Keine Ahnung.“
„Ich mein, wie kommst du darauf?“
„Bauchgefühl.“
Nina zieht sich das Wasserwacht-Shirt aus, wirft es auf den Steg neben Rike.
„Ich wette ein Stück Käsekuchen drauf.“
„Nimmst du nachher mein Shirt mit vor?“, bittet Nina und springt ins Wasser. Nach zwei, drei Zügen ruft sie: „Ich halte zwei dagegen!“
Rike hält den Daumen hoch. Dann zieht es Nina auf den See hinaus, weg von dem Gewimmel, Gejaule, Gejuchze und Gekreische der Kinderhölle. Da ist nur noch das Wasser und ihr Körper. Normalerweise. Heute sind da auch noch Rikes Worte.

Auf dem Steg gibt es keine Chance, der Sonne zu entkommen. Sie kocht einem direkt das Hirn weich. Es herrscht Hochbetrieb im Wasser, deshalb schieben sie jetzt zu zweit Wache. Max in der rechten, Nina in der linken Ecke des Stegs, der in U-Form den bewachten Badebereich umschließt. Neben ihr knutschen Teenager. Sie geht ein paar Schritte weiter. Ein älteres Pärchen kommt ihr entgegen, Hand in Hand. Zwei Frauen sitzen auf dem Steg und lästern über schwarze Kondome. Ein Typ steht wie eine Insel im Wasser und glotzt den Frauen hinterher.

Es ist fast dunkel, als Nina nach ihrer Abendrunde im See zur Unterkunft kommt. Der Wind ist kühl und sie wickelt das Handtuch fester um den Körper. Sie freut sich auf eine warme Dusche und den Rotwein, für den sie nach Feierabend extra zum Supermarkt in die Stadt gefahren ist.
Max sitzt vor dem Nachbarbungalow, trinkt Bier, isst Chips und klimpert auf seiner Gitarre.
„Ich würde da jetzt nicht reingehen“, ruft er ihr zu.
„Weil?“
„Bist du taub?“
Nina lauscht. Doch, sie hört es. Eigentlich ist es überhaupt nicht nicht zu hören.
„Ist nicht wahr, oder?“, sagt sie zu Max.
„Hört sich sehr wahr an, wenn du mich fragst.“
„Kann ich eure Dusche benutzen? Mir ist saukalt.“
„Klar. Fühl dich wie zu Hause.“
Als sie fertig ist, bietet ihr Max eins seiner Sweatshirts an: „Hab es erst einmal angehabt.“
„Danke“, sagt sie. „Aber die beiden werden ja wohl nicht ewig vögeln.“
„Wer weiß?“ Er klimpert weiter auf seiner Gitarre. Nina schaut zu, wie seine schmalen Finger über die Bunde gleiten. Ihn bringt nichts aus der Ruhe. Vielleicht hat es mit seinem richtigen Job zu tun. Er pflegt im Zoo die Wollschweine. „Die coolsten Tiere, ever“, sagt er. Wollschweine, das hört sich gemütlich an, findet Nina.
„Willste ein Bier? Steht im Kühlschrank.“
„Ich habe Rotwein drüben. Danke.“
„Wie du meinst.“
Es ist keine wirkliche Melodie, die er spielt und trotzdem klingt es schön. Irgendwann stellt er die Gitarre weg und schaut Nina an. Einfach so, ohne ein Wort zu sagen, ohne seinen Blick wieder von ihr zu lösen. Es macht sie nervös.
„Vielleicht will ich doch ein Bier“, sagt sie und steht auf.
Max erzählt von seinem Bruder, der nach Alaska ausgewandert ist. Beim nächsten Bier von seiner ersten Freundin, seinem ersten Mal. „Und bei dir?“
„Ivo. Keine aufregende Geschichte.“ Das stimmte. Es gab keine Ameisenarmee auf ihrer Haut, keinen Wirbelsturm, der durch sie hinwegfegte, keinen Himmel und keine Hölle, Nina spürte einfach: Nichts. Dabei hatte sie ihn so geliebt. Irgendwann fuhr Ivo nach Italien, dort lernte er Layla kennen, eine Königin der Nacht. Danach holte er seine Sachen bei Nina ab. Ein T-Shirt vergaß er, und sie weinte hinein.
„Ich hatte mal eine, die stand total auf Wald. Total schräg war das“, sagt Max.
Nina lächelt höflich, nickt. Sie fand den Alaskabruder und die Wollschweine interessanter. Wieder ruht Max‘ Blick auf ihrem Gesicht.
„Was?“, fragt sie.
„Nichts. Nur so.“
„Es macht mich nervös.“
„Gut.“
Endlich kommen Rike und Udo aus der Hütte. Nina atmet auf.

Am nächsten Tag durchkreuzt ab und an ein Wölkchen das Blau am Himmel. Kleine Schäfchen, die ihre Herde verloren haben. Der Tag verläuft wie all die anderen zuvor. Nina übernimmt die erste Schicht, dann, alle halbe Stunde Wechsel auf dem Steg. Rike und Udo knutschen. Ein Typ steht wie eine Insel im Wasser.
Abends türmen sich Wolken auf. Nina schwimmt auf den See hinaus. Zug um Zug spürt sie mehr ihren Körper, der das Wasser pflügt. Es donnert. Sie sollte umkehren. Sie weiß es. Aber sie will nicht. Noch nicht. Ihre Gedanken kreisen um Max und Käsekuchen. Der erste Blitz drüben bei der Fischerhütte. Nina kehrt um, sie muss.
Max sitzt auf dem Steg, er ist klitschnass vom Regen. Nina wartet auf seine Vorwürfe; aber Max schweigt, sieht ihr stumm zu, wie sie sich trocken reibt. Eine völlig sinnlose Aktion bei dem Wetter.
„Hab Tee gekocht. In der Station“, sagt er schließlich und geht. Sie schaut ihm nach, wie er sich Schritt für Schritt von ihr entfernt und schließlich in der Baracke verschwindet. Jetzt wünscht Nina sich eine Zigarette. Die letzte hatte sie vor mehr als drei Jahren geraucht. Mit Nico. Als Nico sie verließ, hat sie das Rauchen aufgegeben. Ihn hat sie lange vermisst im Gegensatz zu den Zigaretten.
Ganz langsam, wie in Zeitlupe, nähert sie sich der Station. Max hat Hose und Trainingsjacke zum Trocknen aufgehängt, rubbelt sich die Haare trocken. Nina legt sich einfach nur eine Decke um. Gemeinsam stehen sie mit ihren Teetassen am Fenster, lassen den Dampf ihre Gesichter wärmen, zerstören das Wetterspiel nicht mit Worten, bis nur noch stetig Regen fällt.

Max schläft auf der Liege für die Verletzten und Kranken. Nina beobachtet ihn im Schein der Laterne. Wäre sie doch nur ein bisschen mehr wie Ivos Layla, eine Nachtkönigin, es wäre bestimmt sehr schön mit Max gewesen. Aber sie ist Nina. Wie sie es schon bei Nico war. Bei Linus. Bei Ivo. Keine Ameisenarmee, kein Wirbelsturm, kein Himmel und keine Hölle. Nicht für sie. Nicht, wenn man asexuell ist.
Nina atmet Max‘ Duft ein und schließt die Augen. Das Gewitter ist abgezogen. Sie zieht die Decke über seinem Körper zurecht, schlüpft in ihren Badeanzug, und kaum, dass sie draußen ist, läuft sie auf den See zu.

Rike und Udo haben sich gestritten. Max und Nina knutschen nicht. Nur ab und an, wenn sie allein sind, berührt Max sie sacht. Nina lächelt dann für ihn. Es ist ihr letzter Tag. Morgen ist ihre Zeit am Waldsee abgelaufen. Abends grillen sie vor den Bungalows. Rikes Laune bessert sich stetig, während Udo sinnlos Bier in sich hineinkippt. Max hält es kaum noch auf seinem Stuhl. Nina spürt es. Sie wird mit ihm runter zur Station gehen. Sie mag ihn gern. Für ihn wird sie ein letztes Mal diese Leere spüren.

Am nächsten Vormittag packt sie ihre Sachen, hält Max‘ Sweatshirt in den Händen. Sie atmet seinen Duft ein, streicht mit der Hand drüber, legt es zusammen und in ihren Koffer. „Ich weiß, das gehört sich nicht“, flüstert sie. Anschließend kauft sie zwei Stück Käsekuchen für Rike. Unten, in der Station, umarmt sie alle, Max ein wenig enger.
„Du fehlst mir jetzt schon“, flüstert er.
„Du mir auch“, flüstert sie.
Max‘ Silhouette wird im Rückspiegel kleiner, bis eine Kurve ihn ganz verschwinden lässt. Kurz vor der Autobahn stoppt Nina den Wagen. Sie schaut hoch zum Himmel, es ist Badewetter. Keine Auszeit für die Rettungsschwimmer.
Auf Dauer geht es nicht gut. Ist es nie gut gegangen, entschuldigt sich Nina bei Max, und löscht seine Nummer aus dem Handy.

 
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Das ist ja jetzt echt ein Ding. Fliege, du warst das? Ja, hätte man drauf kommen können bei diesem sowohl melancholischen als auch witzigen Text. Sowas wie diesen im Wasser stehenden Mann, diesem dickbäuchigen running gag, (naja, meine Vorstellung halt, ihr könntet mich sogar nach der Farbe der Badehose fragen) das kann nur dir einfallen.

Anbei muss ich mal gestehen, dass ich eher gar nicht rate, wer hinter der Maske steckt. Am Anfang habe ich mich immer noch bemüht mitzuraten, aber dann habe ich gedacht, das muss ich grad gar nicht wissen. Ich finde das einfach eine interessante Erfahrung, zu kommentieren, ohne den Verfasser dahinter zu kennen. Einfach weil ich manchmal denke, dass zusätzliche Schwingungen dabei sind, wenn man den Namen hinter der Geschichte weiß. Und umgekehrt - für den Autoren ist es auch spannend, still halten zu MÜSSEN. Ich erinner mich noch an eine Geschichte, die ich mal eingestellt hatte, und ich konnte einen Namensfehler nicht gleich ausbügeln. Das fand ich sowas von scheiße für mich. Auch eine interessante Erfahrung. :D
Ich persönlich finde es auch völlig unerheblich, wie lange der Autor schon nichts mehr geschrieben hat. Oder ob ich ihn überhaupt kenne. Interessant ist für mich die Geschichte selbst und diese Maskensituation eben. Ich kann es aber natürlich auch verstehen, dass das Raten für viele einen besonderen Reiz hat.

Ich hatte den Text ja gelesen und kommentiert, als die Hefekloßstellen noch nicht drin waren. Was da auch schon sehr stark zu spüren war, das war ihre Wehmut darüber, nicht die gleichen Empfindungen zu haben wie ihr Max, eine Traurigkeit, dass viele sie verlassen haben, weil sie eben nicht so fühlen kann.

Ich finde das ein bisschen bezeichnend im Nachhinein, und war für mich eine interessante Erfahrung, dass so viele von uns an einen Missbrauch oder irgendeine traumatische Erfahrung gedacht haben. Das zeigt schon auch, wie wenig man mit diesem Phänomen der Asexualität vertraut ist, auch wenn man natürlich irgendwann darüber gelesen oder darüber geredet hat. (Du hast uns aber natürlich auch bissel reingelegt, du Schluri, weil du sie so exzessiv hast schwimmen lassen. :p )
Und wenn man noch weiter denkt, merkt man vielleicht auch, dass es Lebenserfahrung, viel Wissen und/oder viel gedankliche Reflektion aller möglicher Lebensumstände braucht, um einen Text vielleicht gleich richtiger erkennen oder entschlüsseln zu können. Ich fand das jedenfalls sehr sehr spannend, diese Erfahrung.

Ich persönlich finde, dass mir den Hefekloßstellen jetzt alles klar ist. Das Phänomen ist vielleicht einfach zu unbekannt und hat diesen Hinweis noch gebraucht. Ihre Sensibilität und ihre Sehnsucht nach einer Beziehung, nach Zuwendung hatte man ja vorher schon gespürt, und auch dass sie ihre sexuelle Nähe an Max verschenkt, aber eben ohne das Gefühl der Leidenschaft, des Hinweggerissenseins.

Tolle Geschichte, Fliege, immer noch und jetzt schon wieder. Hat mir sehr gefallen.

 

Hey Anne,

hab lieben Dank für deine Kommentare. Ich beantworte auch gleich beide, weil sich ja nun doch das eine oder andere bereits erledigt hat, worauf ich nicht weiter eingehen muss. Und nicht unerwähnt soll bleiben - Danke für die Fehlersuche!

Und sie trocknet sich im strömenden Regen ab. Äh, ja. Seltsam.

Nee, ich fand das auch so schön skurill. Aber der Versuch war da!

Leere und Gleichgültigkeit - wie bei Nico? Äh?? Ich dachte, sie liebt(e) Nico?

Hat sich bei Dir ja inzwischen aufgeklärt, aber genau solche Einwände sind natürlich Goldstaub.

Die Sprache gefällt mir. Es sind ein paar schöne Bilder drin. Ich hab die Szenen richtig vor meinem Auge, ich kann es mir gut vorstellen. Die Dialoge klingen authentisch.

Das hat ganz gut getan nach all den Fragezeichen. Ich mein, der Leser hat zwar keinen Plan, aber nett ist trotzdem, damit könnte ich zur Not auch ganz gut leben :).

Aber mit Nina werd ich nicht warm. Bin ich zu harmoniesüchtig? Bin ich nicht! Ein gesundes Maß an Widersprüchlichkeit gefällt mir durchaus. Das ist menschlich. Hier wird aber meine Geduld überstrapaziert. Zu widersprüchlich sind mir die Signale, die sie mir gibt.

Konnte ich nachvollziehen. Tut mir leid. Ich wollt nicht an deiner Geduld strapern.

Wenn das Thema der Geschichte sein soll, dass Nina noch nie irgendetwas wie Liebe empfunden hat, immer nur die totale Leere, das immer nur vorgespielt hat - hm, dafür wäre es mir dann wieder zu dünn. Da müsste dann im Text noch mehr Butter bei die Fische.

Aber guck, irgendwie hat der Text dann doch die richtigen Signale gesendet. Wenn auch sehr konfuse und eher so nebuliöse für dich, aber immerhin!

ich find die neue Fassung richtig richtig gut.

Das freut total zu hören. Aber mit der neuen Fassung hattest Du auch meinen ganzen Erklärkram im Kopf, das macht das Verstehen dann nochmal einfacher. Trotzdem freue ich mich natürlich sehr darüber.

Maskenball schrieb:
Zwei Frauen sitzen auf dem Steg und lästern über schwarze Kondome.

Ich weiß, das war schon in der ersten Fassung. Aber das ist so ein herrlich schwachsinniges Detail - klasse! Und gleichzeitig hat es eine tiefere Bedeutung, was ich aber hier als Leser noch nicht weiß.

Wenn das funktioniert, ist so cool!

Das ist stark. Sie führt den Gedanken ja nicht einmal zuende. So als ob sie diese Vorstellung anekelt. Du sagst etwas, indem du es weglässt.

Jetzt, wo Du es sagst ...

Dies Szene hat unheimlich gewonnen, finde ich. Es ist immer noch ein klitzekleinesbisschen vage, du laberst mich nicht mit den Details voll. Und du bringst jetzt Motive, die später noch einmal kommen: ...

Wenn das aufgeht - das wäre echt schön. Bei Dir jetzt ja, dass lässt hoffen.

Hefekloß - das ist auch so ein starkes Bild: schwer, behäbig, altbacken, langweilig ...

Ich steh da total drauf :D. Auf Hefekloß und dem Bild.

Ich finde, dass dein Text immer noch Fragen offenlässt. Aber für mich jetzt genau in der richtigen Dosis. So, dass ich als Leser mir darüber Gedanken machen darf.

Ich hoffe, es ist nicht nur für Dich so.

Ich persönlich halte Nina nicht für traumatisiert.

Ich glaube, der Text lässt dieses Erlärmuster nach wie vor zu. Ich finde sie aus dem Text heraus auch absolut naheliegend. Weil A-Sexualität eben nicht so bekannt ist wie Sexualgewalt. Hier im Text hat Nina ein Problem mit Sex (das sollte schon erkennbar sein), wieso, weshalb, bleibt eine Lücke, die der Leser selbst füllt. Ich will hier auch keinen Aufklärungstext schreiben. Darum geht es mir nicht. Mich interessiert, was das mit Nina macht, wie sie sich der Liebe nicht stellt, sie in "Voraussicht" alles blockt, um am Ende nicht verletzt zu werden. Und darunter leidet.
Ich habe die Geschichte mit einem anderen Hintergrund im Kopf geschrieben, und dann in den Kommentaren erst bemerkt, ja, traumatisches Erlebnis kann auch ihr Verhalten hervorrufen. Macht total Sinn. Stimmt. Wie auch immer der Leser die Lücke füllt, am Ende muss die Geschichte für ihn rund sein. Wenn das steht, ist alles total gut für mich.

Aromantisch - dass sie gar keine romantischen Gefühle aufbringen kann?
Oder mit einem irgendwie gelagerten sexuellen Problem, Orgasmusstörung, asexuell ...?
Dass sich entweder doch noch irgendwann lösen wird. Oder auch nicht.
Dass auch nicht zwingend ein Beziehungskiller sein muss, aber das ist Ninas bisherige Erfahrung.
Alles möglich, letztlich egal.

Oder noch ganz andere Möglichkeiten :).

Du beschreibst mir Nina schlüssig genug. Ich möchte sogar sagen, ich bin erschüttert.

Klingt böse, aber damit wärst Du die optimale Leserin. Dann habe ich alles richtig gemacht.

Und den neuen letzten Satz verdanke ich erdbeerschorsch. Ich finde den auch viel besser.


Ich danke Dir für Feedback und Feedfeedback!


Hey Novak,

als ich deine Zeilen gelesen hab, da sind mir vielleicht Felsbrocken vom Herzen gefallen, das kannst Du glauben!Vor allem dieser Satz hier, hat es mir angetan:

Fast, als wäre der eigentlich Liebesakt nicht der, wofür er steht, für Leidenschaft, für Liebe, für wunderbarste Gier füreinander. Sondern es ist eben ein Körper, fast ein Gefäß, das man ausleiht, weil man jemandem einen Gefallen tun will.

Ich hätte dich knutschen können! Aber keine Angst vor dem nächsten Wiedersehen. Bis dahin habe ich mich wieder eingekriegt :D.

eine sehr schöne, leise Geschichte, die mich gefangen genommen hat. Die Sprache, die gesamte Szenerie wirken behaglich, ein wenig aus der Zeit gefallen, berührend altmodisch.

Oh Mann, ich werde echt alt und bin im "damals" gefangen.

Diese melancholische Liebesgeschichte hat es mir angetan wegen dem, was hinter den Worten und Taten steckt: Die Geschichte eines Mädchens, das nicht fähig ist, zu lieben, obwohl sie es eigentlich tut.

Ich wollt Nina auch die ganze Zeit in den Arm nehmen beim Schreiben. Echt.

Vermutlich, so interpretiere ich ihr Verhalten und ihre Gedanken, hat sie irgendwann in der Vergangenheit eine traumatische Erfahrung durchleben müssen, welche das ist, verschweigt der Text.

Ich selbst hatte das ja gar nicht im Kopf. Habe das hier bei Dir gelesen und dachte, ja, hat sie recht. Das ist auch eine sehr schlüssige Erklärung. Macht Sinn. Habe ich gekauft und hab den Text durch die Zuführung dieser Variante gleich noch lieber.

Was da alles hinter den Worten steckt, das finde ich schon cool, weil du zumeist nur mit Andeutungen arbeitest und viel dem Verhalten der Protagonistin überlässt. Da ist ihr exzessives Schwimmen, ihr Unbehagen, wenn Max von seinen Liebeserfahrungen erzählen will. Der fast kühle, lapidare Entschluss, dem Max eine Nacht zu schenken, auch das wird im text nur angedeutet.

Einfach nur Danke dafür!

Und du schaffst es, da keine großen Worte zu schwingen, "plärrst" die Klage über ihre "Entkörperlichung" nicht raus, sondern belässt es bei den Andeutungen und ihrem Verhalten. Das finde ich gut.

Und dafür!

Und all das Lob, was Du noch schreibst. Ich bin dann mal so durch den Tag geschwebt. Das war schön.

Schon allein der Kerl, der da immer im Wasser steht, hats mir angetan.

Hehe. Ja, der ist super, finde ich auch. Aber ich muss den ja gut finden, ich habe den ja darum dahingestellt.

Und jetzt sehe ich gerade, dass auch Du nochmal, also nehme ich das hier noch mit.

Das ist ja jetzt echt ein Ding. Fliege, du warst das?

Ich war mir so sicher, Du hast es gewusst und verschwiegen. Wie man sich täuschen kann. Witzig.

Ich finde das ein bisschen bezeichnend im Nachhinein, und war für mich eine interessante Erfahrung, dass so viele von uns an einen Missbrauch oder irgendeine traumatische Erfahrung gedacht haben. Das zeigt schon auch, wie wenig man mit diesem Phänomen der Asexualität vertraut ist, auch wenn man natürlich irgendwann darüber gelesen oder darüber geredet hat. (Du hast uns aber natürlich auch bissel reingelegt, du Schluri, weil du sie so exzessiv hast schwimmen lassen. )

Ja, sorry. Aber die Brigitte schreibt was von Kuchen, ich bin in autobiographischen Texten über den exzessiven Sport gestolpert. Ausschüttung von Endophinen: Sex, Sport, Schokolade (also Kuchen). Und Sport hat zudem dieses Körperliche. Ersatzbefriedigung halt.

Und wenn man noch weiter denkt, merkt man vielleicht auch, dass es Lebenserfahrung, viel Wissen und/oder viel gedankliche Reflektion aller möglicher Lebensumstände braucht, um einen Text vielleicht gleich richtiger erkennen oder entschlüsseln zu können. Ich fand das jedenfalls sehr sehr spannend, diese Erfahrung.

Ich auch. Und es war verdammt gut, mich selbst zum Schweigen zu bringen.

Ich persönlich finde, dass mir den Hefekloßstellen jetzt alles klar ist. Das Phänomen ist vielleicht einfach zu unbekannt und hat diesen Hinweis noch gebraucht. Ihre Sensibilität und ihre Sehnsucht nach einer Beziehung, nach Zuwendung hatte man ja vorher schon gespürt, und auch dass sie ihre sexuelle Nähe an Max verschenkt, aber eben ohne das Gefühl der Leidenschaft, des Hinweggerissenseins.

Mal schauen. Aber ich glaub, ich bin auf einem guten Weg.

Tolle Geschichte, Fliege, immer noch und jetzt schon wieder. Hat mir sehr gefallen.

Schweb ... Wird mich schon wer wieder runterholen. Bin mir sicher.

Liebe Grüße und ein fettes Danke an alle die sich zu Wort gemeldet haben! Ich bin ein bisschen wie der: :herz:

Fliege

 

Hey Peeperkorn,

Deine Worte waren wie ein schöner, warmer Sommerregen. Da freut sich jeder, ich mich auch, ist ja klar. Vielen Dank dafür.

Da schwingt einiges mit, wird angedeutet. Du verzichtest auf übermässiges Erklären und Herleiten. Er weist für mich damit die ideale Offenheit auf, um mehr über Nina nachzudenken, über ihre Ambivalenz (die ich nicht als Widersprüchlichkeit empfunden habe), über ihre Bedürfnisse, ihre Vergangenheit und ja, auch ihre Zukunft.

Auch, wenn Du für Dich behälst, was Dir da alles so durch den Kopf ging, ist das für mich natürlich das Optimum, was diese Geschichte leisten kann. Das ist schon toll.

Du schaffst es auf alle Fälle, den Text leicht zu halten und ihm dennoch Tiefe zu verleihen. Grosse Kunst! Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen.

Dankeschön.

Ab und zu war ich mir nicht sicher, ob die Dialoge etwas zu sehr auf die Erzählstimme abfärben ("ach so idyllisch" / "kein Lied oder so"). Ich habe die Erzählstimme nämlich insgesamt als sehr angenehm, leicht distanziert und - wenn auch eher locker - als neutral empfunden. An einigen Stellen hat sie sich für mein Empfinden jedoch zu sehr den Protagonisten angenähert. Das hat mich etwas irritiert.

Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Trennung von Erzählstimme und Figurenstimme. Hat mir aber total eingeleuchtet. Wieder was gelernt. Das hört scheinbar nie auf und es ist toll.

Er bietet eine Momentaufnahme, eine äusserliche und eine der inneren Zustände Ninas. Mehr nicht.

Das soll er auch bleiben. Nur ein paar verwirrte Leser mit ins Boot zu holen, wäre schon nicht schlecht. Alle werde ich nie erreichen, dafür bräuchte es viel, viel mehr und es wäre dann ein anderer Text.

Ich habe mich sehr gefreut. Falls Du noch im Urlaub bist, ich wünsche Dir gaaanz viel Erholung und eine tolle Zeit.


Liebe Meryem,

ich ahnte irgendwie schon, dass bei Dir keine Lorbeeren abzuholen sind. Aber ich habe trotzdem total gefreut, dass Du Dich mit dem Text auseinandergesetzt hat. Und so ein bisschen Erdung schadet eh nie.

Geht Nix noch als deutsches Wort durch? Ist das nicht eher umgangssprachlich? Also, wenn es die Ich-Perspektive wäre, dann würde ich das schon okay finden, aber aus der dritten Perspektive finde ich das eher falsch.

Keine Ahnung. Ich lese das schon auch in den Büchern. Allerdings waren die jetzt auch aus der Ich-Form. Ich wüsste aber auch keinen Grund, warum der eine Erzähler Wörter nutzen darf und der andere nicht. Also grundsätzlich meine ich jetzt. Hier ist es schon etwas anderes. Das geht in die Richtung von peepercorn - unzuverlässige Erzählstimme, mal distanziert, mal lässig - und dazu zählt dann auch das nix, was beim vorherschenden Grundton over top ist.

Zahlen immer schön ausschreiben.

Bis zwölf und die vollen Zehner.

Zwei Mal die gleiche Beschreibung von dem einen Typen, der wie eine Insel im Wasser steht. Nun ist es ein Muster, nun verlange ich als Leser, dass das eine gewisse Rolle spielt. Tut es das nicht, werde ich enttäuscht sein.

Dann warst Du enttäuscht. Andere lieben ihn. Und für mich spielt er sogar eine Rolle, wenn auch keine Handlungstreibende. Eher als Gegenentwurf zu Nina. Der ist wie ein Hauch Zimt in der Blaubeermarmelade. Geht total ohne, aber mit ist ein bisschen schöner (also für mich jetzt).

Deine Nina ist hingegen ein Stein, wird wie ein Stein beschrieben, eiskalt und gefühlslos, so dass ich diesen einen Satz mit diesen vier winzigen Wörtern überhaupt keinen Glauben schenke, weil ich bis jetzt aus Ninas Gefühlswelt keinen Funken abbekommen habe. Weil mir Nina absolut fremd ist.

Das ist natürlich das absolute KO-Agument, dem ich nichts entgegensetzen kann. Wenn Nina Dich nicht erreicht, dann hat die Geschichte bei Dir verloren. Keine Frage. Muss ich schlucken.

Ich sehe, dass sie den Gedanken hat, dass sie Max mag. Ich sehe, ihren Stress, das davon erzeugt wird. Ich sehe, wie sie flüchten will. Ich sehe, wie sie mit ihm Mitleid hat.

Gut. Immerhin.

Ich ahne, wie sie ihn reitet und YEEEEHAAA brüllt.

Und hier hat der Text dann völlig versagt. Zu große Leerstelle, zu viel Raum für den Leser, nicht gut das.

Es ist nicht so, dass ich jetzt deine Geschichte komplett scheiße finde, verstehe mich da nicht falsch. Du schreibst schon gut, interessant, der Spannungsbogen ist da, der Konflikt da, nichts stört den Lesefluss, aber für meinen Geschmack gehst du zu wenig in die Gefühlswelt deiner Figuren ein.

Und damit bist Du ja nicht allein. Ich weiß nur nicht, inwiefern ich da überhaupt weiter rein will. Es ist ja schon eine Sicht von außen, recht distanziert. So eine Beobachtung der Figur bei dem was sie da tut. Und aus dem -was- hoffte ich, macht der Leser sich dann sein Bild. Ziemlich verschiedene Bilder, wie ich feststellen kann. Zu verschieden noch. Das ich am Ende mit der Geschichte nie alle Leser abhole, war mir von Anfang an klar. Dazu wird sie für viele zu karg sein (und auch bleiben).

Liebe Maria, ich mag und schätze deine Ehrlichkeit in den Kommentaren. Auch hier. Immerhin weiß ich jetzt die Richtung. Ist ja sau wichtig. Danke für alles, für jedes verdammte Wort!


Hey erdbeerschorsch,


Trotzdem hab ich ein paar Kleinigkeiten zu kritisieren, wie du gleich siehst.

"paar" ist gut. Das war ja eine Sauarbeit und ganz viel Zeit - hab tausend Dank dafür! Ich habe mich an deinem Buffet mal frei bedient. Allerdings auch einiges liegenlassen, ganz nach meinem Geschmack.


Ich meine, Rettungsschwimmer vor mir zu haben, und im ersten Überfliegen der Geschichte hat das auch gepasst. Was erwartet sie aber dann am Himmel? (Ja, Moment: Rettungsschwimmer am Waldsee? Doch, klar, wenn er als ein Naturfreibad fungiert.)

Hä? Klar Freibad. Was denn sonst? Was sie erwartet? Regen vielleicht. Regen würde für die Rettungsschwimmer einen freien Tag bedeuten. Sonne dagegen heißt, Hitzekollaps und voller, lauter Strand. Steht da nicht drin, ist auch nicht wichtig für die Geschichte. Da ist nur wichtig, es wird laut und voll und Nina hat da eigentlich keinen Bock drauf, weil sie es lieber ruhig mag.

Der Übergang war für mich etwas abrupt, ich dachte, sie wäre noch im See. Ich finde es eigentlich gut, nicht jeden Schritt tagebuchmäßig auszuschreiben, so wie "am Nachmittag", "am nächsten Tag" usw. Ein Bild passt aber vielleicht doch dazwischen, z.B. wie sie von Rike das Shirt wieder abholt oder so.

Aber - Achtung Szenenwechsel - ist doch der Job von Leerzeilen? Und die habe ich doch. Bin jetzt irritiert und deine Irritierung.

"Wird sie gefragt" klingt mir so, als wüsste sie erst mal nicht, wer fragt. Irgendeiner macht sie da demnach vom Wasser her an. Ich würde schon eine Reaktion von ihr zeigen, immerhin könnte das auch von Max kommen (wenngleich das Passiv dann irritierend umständlich wäre).

Du liest da schon ganz richtig, insofern muss ich wohl doch nichts ändern.

Ihr Problem erschließt sich mir nicht ganz. ... Oder kann sie mit Sex nichts anfangen? Dann finde ich "Leere und Gleichgültigkeit" auf andere Weise zu stark, weil sie doch trotzdem Zuneigung spüren wird und sicher auch Berührungen nicht leer findet. Also wie gesagt: Ich habe die eine oder andere Ahnung, aber kann mir keinen rechten Reim darauf machen.

Ja, es wurde oft mit genannt, aber weitere Möglichkeiten öffnete der Text auch. Hab versucht dem ganzen schon früher eine Richtung zu geben. Weil:

Ich würde mal sagen, das Rätsel hat sich für mich insgesamt aufgelöst. ... Wenn ich es richtig verstehe, ist das Problem ja nicht, dass sie nie genug für ihn sein wird, sondern dass sie mit Sex und sogar Berührungen nichts anfangen kann.

Das klingt doch super.

Kurz und gut, "du würdest nie glücklich mit mir werden" oder so fände ich da treffender.

Da hast Du so Recht. Gekauft. Kannst die Rechnung fertig machen.

Dollen, lieben Dank!


Hey zigga,

hab mich über deinen Besuch auch sehr gefreut. Danke!

... aber der Text verliert in der zweiten Hälfte für mich an Stärke und Konflikt und auch an Interesse, wenn ich das mit der ersten Hälfte und dem Anfang vergleiche ...

Oh ha.

Ich schätze, der Konflikt oder das Interessante beim Lesen vermindert sich mit der Zeit etwas, weil Nina mich als Leser ab einem gewissen Punkt einfach nicht mehr weiter an sich ran lässt. Es werden viele Dinge angedeutet, am Anfang ist es sehr spannend, weil man sich fragt, wie Nina auf das Interesse Max' reagieren wird, wie sich das entwickeln wird. Aber ab einem gewissen Punkt habe ich das Gefühl, gehst du nicht weiter in Nina rein bzw. öffnest sie mir als Leser nicht weiter.

Ich schätze, das ist nicht gut.

- aber ich als Leser verstehe das nicht, und ich verstehe Nina ab einem gewissen Punkt - dessen Überschreiten sehr sehr spannend für mich als Leser wäre! - einfach nicht weiter. Verstehst du, was ich meine?
Ja.

... so wie ich auch einen sehr sehr guten Freund komplett verstehe, weil ich Dinge über ihn weiß, die sehr privat für die Person sind, aber die mir ein wirklich rundes Bild geben. So etwas fehlt mir hier im Text.

Ich sag mal so, rundes Bild wäre gut und natürlich auch wichtig. Nina sich total öffnen zu lassen, ein ganz anderer Text. Irgendwo in der Mitte sehe ich die Lösung.

Ja, gute Sprache und ein netter Ansatz, finde ich, aber geh noch tiefer rein, baue das Teil noch aus, zeige mir als Leser Nina so, dass ich sie wirklich komplett verstehe und mich noch in einem Jahr an dieses Mädchen erinnere, ...

Ja, schreib epischer - schreibt man hier ja sehr oft unter die Texte. Will ich hier nicht, muss ich ganz klar sagen. Deswegen, ich versteh deine Kritik total, also vor allem, weil der Text sich in so viele Möglichkeiten zerfasstert. Da eine klaren Weg zu ebnen, da gehe ich mit, das sehe ich auch. Aber tiefer, doller, mehr - das wäre eine andere Sorte Text.

Habe es trotzdem gerne gelesen!

*Fliege atmet aus*

Ja, wichtiger Hinweis in deinem Komm für mich. Hab ich sehr interessiert gelesen und im Kopf hin- und hergemurmelt. Hat mich sehr beschäftigt. Danke dafür.

Ganz liebe Grüße an Euch alle! Es war mir wichtig und schön und hilfreich.

Die Fliege

 

Hallo Fliege,

Absolut. Für mich war sie beim Schreiben A-Sexuell, für die meisten von Euch traumatisiert. Das spielt am Ende eigentlich aber kaum eine Rolle. Für mich ging es beim Schreiben darum, wie fühlt man sich damit in einer Gesellschaft, in der Sex so überpräsent ist, so allgegenwärtig, so wichtig für die Beziehungen untereinander. Schon allein das über A-Sexualität nicht geredet wird ... Ich stell mir so vor, jemand sagt zu irgendwem: Übrigens, ich bin A-sexuell. Das "Mitleid" und all die Fragen die darauf folgen würden ... Also, das Thema finde ich schon spannend als solches. Und natürlich ist die Parallele zu traumatisierten Frauen, die dann auch Sex ablehnen, absolut da.
Ach so! Ja, auf jeden Fall sehr interessantes Thema. Ich möchte hier keineswegs Schadensbegrenzung betreiben :D aber ich habe das Gefühl, dass du jetzt glaubst, ich fände deine Story ganz furchtbar. Hab ich ja extra noch mal hingeschrieben, dass ich es trotz allem gerne gelesen habe. Für mich geht es glaube ich wirklich um den Punkt: Wieso hat sie so eine Aversion gegen Sex? Was steckt dahinter? - Jetzt nicht irgendeine Kindheitsgeschichte, Asexualität ist viel origineller, aber ich glaube, wenn du diesen Punkt noch etwas ausbauen würdest, dass ich das bzw. sie als Leser vollends begreife, dann hätte ich an der Story nichts zu bemängeln.
Es kommt halt immer darauf an, wo man in einem Text weglässt, finde ich. Das hängt mit der Frage zusammen: Auf was basiert mein Text, wodurch funktioniert er? Manche Storys haben eine so dichte Atmosphäre, da schwingt so viel mit, dass sie wirklich aufgrund dessen einfach funktionieren und man Leerstellen an anderer Stelle als Leser hinnimmt, ohne dass einem etwas fehlt. Hier in deiner Geschichte finde ich, die Erzählung basiert wirklich auf die "besondere" Sexualität deiner Nina. Wäre dieser Punkt noch ein wenig ausgebauter für mich als Leser, würde das meiner Meinung nach halt ganz anders ziehen - ich finde die "Auslassung" an dieser Stelle eben ein wenig schade.

Viele Grüße! :)
zigga

 

Hi Fliege,

und nochmal kurz:

Ich meine, Rettungsschwimmer vor mir zu haben, und im ersten Überfliegen der Geschichte hat das auch gepasst. Was erwartet sie aber dann am Himmel? (Ja, Moment: Rettungsschwimmer am Waldsee? Doch, klar, wenn er als ein Naturfreibad fungiert.)
Hä? Klar Freibad. Was denn sonst?
Na - halt einfach ein Waldsee.
Was sie erwartet? Regen vielleicht. Regen würde für die Rettungsschwimmer einen freien Tag bedeuten. Sonne dagegen heißt, Hitzekollaps und voller, lauter Strand. Steht da nicht drin, ist auch nicht wichtig für die Geschichte.
Wie, nicht wichtig?! Dann macht das aber doch Sinn. Würd ich nicht untergehen lassen.

Das war's schon.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo Fliege,

ich habe deinen Text noch einmal gelesen und ich glaube jetzt, dass es aus dieser Erzählperspektive heraus gar keine wirkliche Möglichkeit gibt, dem Ganzen eine eindeutige Richtung zu geben. Selbst wenn du sie explizit sagen ließest, dass sie kein Trauma erlebt hat, bliebe immer noch die Möglichkeit, dass sie sich gar nicht erinnert. Lediglich ein allwissender Erzähler könnte das "klären".
Insofern hast du auch vorher tatsächlich schon viele sehr gute Indizien für eine Asexualität im Text gehabt, einschließlich die leichte Gereiztheit mit der sie die Sexualität in ihrer Umgebung wahrnimmt.

In Wahrheit hieß er Ivo; weder Interrail, noch Ire, nicht einmal Italien. Alles war so aufregend wie Hefekloß essen, aber wer will das hören? Einen Monat später fuhr Ivo nach Italien: Interrail, Pisa, Layla, die Königin der Nacht, mit rotem Haar und Sommersprossen. Nach dem Sommer holte er seine Sachen bei Nina ab. Ein T-Shirt übersah er, Nina nutzte es als Taschentuch. Groß, weich, und anfangs roch es nach Ivo.

Das mit dem Hefekloß finde ich persönlich nicht so schön. Das macht es so ulkig. Der Satz vorher hatte eine gewisse Dramatik, die für mich gut passte. Auch wenn ich mich beschwert habe, dass ich im Unklaren blieb.

Aber die Wahrheit will keiner hören, weil niemand sie versteht.

Da es sich eh nicht klären lässt, ist mir wiederum die knappe Form lieber. Aber was mich doch noch irritiert ist, dass sie in Bezug auf Ort und Person gar keinen Anlass hat zu lügen oder? Es gab bei ihr ein erstes Mal. Das Entscheidende war doch, wie sie es gefunden hat. Sie hätte auch sagen können, "er hieß Ivo und kam aus Frankfurt", oder so. Wenn sie dann sowas sagen würde wie: "Es war ganz toll", dann würde für mich der obige Satz passen. Vielleicht zu spitzfindig?

Du würdest nie glücklich mit mir werden, entschuldigt sich Nina stumm bei Max, als sie seine Nummer im Handy löscht.

Dieser Satz ist mir zu weichgespült, altruistisch. (Sorry, @Erdbeerschorch ;))

Ist ihr Gedanke nicht eher so in die Richtung: "Spätestens in einem halben Jahr hast du es rausgefunden und suchst dir eine andere, eine die Lust auf Sex hat. Und das tu ich mir nicht noch mal an."?
Irgendwie raffinierter formuliert gäbe es hier vielleicht nochmal eine Möglichkeit, das Ganze zu gewichten. Aber, wie gesagt, ich glaube, Gewissheit wird es nicht geben.

Sie könnte auch denken "Hätte ich doch im Viktorianischen Zeitalter gelebt. Da wäre ich die Normale gewesen." Ist ein spannendes Thema, dem nachzugehen, was in einer Gesellschaft gerade verdrängt wird.

Liebe Grüße von Chutney

 

Guten Abend Fliege,

Ich bin erst gerade auf diesen wunderbaren Text gestoßen, der mich wirklich berührt und zum Nachdenken gebracht hat. Ich möchte in meinem Kommentar nicht so sehr auf die einzelnen Textelemente eingehen, sondern vielmehr auf das Thema der Asexualität. Es ist der erste Text, den ich darüber gelesen habe, den Kommentaren zufolge können es die meisten hier nicht richtig zuordnen oder gar verstehen und ich merke gerade, wie wenig über diese Orientierung bekannt ist, weil selbst das Rechtschreib-Tool es mir unterkringelt :D

Du hast Ninas Situation und das ewige Dilemma, in dem sie steckt, unglaublich gut dargestellt. Es ist diese deprimierende Einschränkung, die ihr jedes Mal in die Quere kommt, wenn sie einen Jungen kennenlernt, den sie mag. Und verhindert, jemals in einer Beziehung wirklich glücklich zu sein, weil das Thema Sex immer zu Komplikationen und letzten Endes zum Auseinanderleben führen wird.
Sie betreibt Schadensbegrenzung, indem sie aufkeimende Beziehungen abbricht, bevor es zu diesen Problemen kommt und ist somit quasi dazu verdammt, ein unerfülltes, von Enttäuschung geprägtes Leben zu führen.

Die Liste, die der Titel angefangen hat, wird immer und immer länger werden. Ein Ende gibt es nur, wenn sie der Männerwelt komplett den Rücken kehrt und selbst dann wird sie nicht glücklich werden.

Ein wichtiger und wundervoll geschriebener Text, der vielleicht dem einen oder anderem Leser mehr Verständnis für dieses Thema bringen wird.

Liebe Grüße,

Jana

 

Hey barnhelm,

und auch an Dich ganz vielen lieben Dank. Hat mich sehr gefreut!

Alles ist möglich: eine unangenehme Liebeserfahrung, ein Missbrauch, eine prinzipielle Verhaltensstörung. Mir versperrt das Fehlen einer Erklärung letztendlich den Zugang zu einer klaren Charakteristik Ninas. Ich hätte schon gerne einen Schlüssel zum Verhalten Ninas gehabt.

Ja, damit warst Du ja nicht allein. Auf der Gegenseite waren aber auch Leser, die den Schlüssel nicht eingefordert haben, die das hingenommen haben, da war/ist irgendwas mit Nina, was dazu führt dass ... und über die ... will die Geschichte ja erzählen. Ich kann die Frage nach dem Schlüssel total nachvollziehen, aber ich hadere da mit mir. Ich habe immer das Gefühl - je mehr ich über die Asexualität reinbringe, je mehr wird es ein Aufklärungstext und das fände ich ganz furchtbar.

Dann wiederum wechselt die Darstellung, mischt objektive Wahrnehmung mit den Wahrnehmungen und Gedanken Ninas:

Ja, da sind Brüche. Aber die sind gewollt und mir auch wichtig. Da ist ja auf der einen Seite Nina und auf der anderen Seite eben die Gesellschaft und egal wo sie hinschaut, überall spielt was sexuelles rein. Außer bei den Kindern, die dürfen noch unschuldig sein. Die Trennung, zwischen Nina und Gesellschaft, die wollte ich schon auch stilistisch einbringen.

Diese Wechsel in der Betrachtung haben mich zunächst verwirrt, dann habe ich es als Stilmittel akzeptiert. Am Ende bin ich mir aber nicht sicher, ob mir diese Mischung gefällt. Das funktioniert für mich für die Länge dieses Textes.

Mag gut sein, dass es befremdlich wirkt. Aber genau das will ich eigentlich.

Würde es sich um einen längeren Text handeln, wäre mir diese Erzählstimme, die einmal beinahe objektiv abbildet, dann aber wieder sehr subjektiv Ninas Gedanken und Wahrnehmungen einbringt, doch irgendwie zu anstrengend.

Weiß ich gar nicht. Wenn die Szenen dann Textlängen entsprechend auch länger wären - hat man ja oft, Geschichten werden aus zwei oder mehr Perspektiven erzählt. Ungewöhnlich fände ich das jetzt nicht. Ich glaube eher, dass die Kürze des Textes es schwieriger macht, da mit den zwei Erzählerstimmen zurecht zu kommen.

Zu den Einzelheiten, die ich mir notiert habe:

Ich habe mich gefragt, wie du hier deine Prota zeichnen möchtest: Als die auf die 'primitiven' Urlauber herabschauende und sie verachtende Nina? Passt das zu ihrer sonstigen Empfindsamkeit und Verletzlichkeit, wie du sie an der folgenden Stelle andeutest?

Für mich schon, weil es ihre Distanz zu ihnen - ihr "Anderssein" unterstreicht.

Würde eine solche Nina, die so denkt, auch ‚Arschbombenväter’, ‚Kinderhölle’ denken?

Absolut. Nina will einfach nur ihre Ruhe haben, und alles was sie stört, wird ironisch oder sakastisch von ihr bedacht.

Die anderen Punkte sollten sich inzwischen ja aufgeklärt haben. Waren für mich gute Hinweise, wo dem Leser was fehlt. Ich glaube nicht, dass ich sie zu aller Zufriedenheit ja ausformulieren werde, aber ich denke, es ist auch gar nicht unbedingt nötig, wenn ich mir die Rückmeldungen anschaue.

Aus deinem zweiten Kommentar:

Aufgrund dieser (deiner) Aussage und der kleinen Recherche zum Thema kann ich jetzt deine Nina natürlich besser verstehen. Aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich dieses Anderssein Ninas ohne dieses Vorwissen auch hätte angemessen einordnen und verstehen können.

Wie man einen Text liest, hängt ja immer von den Erfahrungen des Lesers ab. Ich will gar nicht wissen, was mir in der Literatur entgangen ist, weil ich die Bibel nicht kenne. All die Anspielungen, Vergleiche - geht alles an mir vorbei. Und da das Thema eben mehr oder weniger Tabu in unserer Gesellschaft ist, kann ich auch nicht davon ausgehen, dass die Leser da sofort denken - ah klar. Die meisten denken eben eher an Traumata. Aber das funktioniert ja trotzdem. Sagte ja schon, ich erzähle (also möchte gern) die Geschichte einer Frau erzählen, im Jetzt, im Heute, die Probleme mit Sex hat und deswegen die Männer ziehen lassen muss, die sie eigentlich liebt.

Fliege, mich beschäftigt die Frage, ob das Verständnis deiner Protagonistin nicht die Kenntnis des Phänomens ‚Asexualität’ voraussetzt. So, wie ich es jetzt verstehe, bedeutet das ja, zwar lieben zu können, aber weder sexuelle Begierde noch Befriedigung zu spüren.

lieben zu können, aber weder sexuelle Begierde noch Befriedigung zu spüren - ginge aber auch mit einer Traumatafrau, und die hatten ja viele auf dem Schirm.

Derjenige, den es betrifft, wird also durchaus angezogen vom Partner, liebt ihn sogar, nur das sexuelle Zusammensein mit ihm sagt ihm nichts. Das weiß ich jetzt, bin mir aber nicht sicher, ob mir der 'Hefekloß'-Vergleich allein diesen Gesamt-Zusammenhang vermittelt hätte.

Ich lass den mal noch eine Weile stehen, und guck mir den noch einmal mit etwas zeitlichem Abstand an.

Ich würde deshalb eventuell doch noch einen Satz, einen Gedanken einfügen, der Ninas Unmöglichkeit, sexuelle Erregung zu spüren, deutlicher macht. Ich finde nämlich, dass ich das Handeln einer Person anders bewerte, wenn ich weiß, dass sie einfach nicht anders kann.

Ich weiß es nicht. Du brauchst noch einen Satz, andere vielleicht drei Sätze mehr und so mancher braucht schon jetzt nix mehr. Ich will aber nicht über Asexualität als Ursache schreiben. Für diesen Text braucht es lediglich die Info - Sex ist nicht ihr Ding. Warum, weshalb, egal. Es ändert nichts an ihrer Situation, ihren Handlungen, ihre Ambivalenz den Gefühlen Max gegenüber.

Möglicherweise liegt das Problem aber auch bei mir: Ich fühle mich mit einem Text immer dann gut, wenn ich mich dem Protagonisten während des Lesens nähern kann, ich am Ende die Motive seines Handelns nachvollziehen und ihn verstehen kann.

Ich verstehe das auch alles total. Vielleicht sperre ich mich auch zu unrecht. Mag gut sein.

Nebenbei: Ich weiß nicht, ob du die o.a. ‚Brigitte’-Seite kennst, aber interessant ist der Hinweis ‚Asexuelle haben lieber Kuchen als Sex’. Passt doch

Hehe :)

*)Keine Ahnung, worauf sich ‚Layla’ bezieht. Ich kenne nur den Clapton-Song.

Layla ist hier die Frau, die Ivo in die große, bunte und schöne! Welt Sex eingeführt hat. Also im weiteren Verlauf als Synonym für Sexbomben :D.

Nochmal Danke für all die Zeit und deine Gedanken. Sie helfen so ungemein, die Richtung zu erkennen, in die der Text geht, gehen soll - für mich jetzt. Und irgendwie in der Summe aller Rückmeldungen dann auch dem Leser.


Hey alexei,

auch Dir vielen Dank für Zeit und Worte.

Ich will nur mal anmerken, dass mir die Sprache bis jetzt voll gefällt.

Bis hierhin scheint es ja gut gegangen zu sein.

Ich habe immer so das Gefühl, dass deine KG etwas von einer Jugendlichengeschichte hat, obwohl die Figuren viel älter sind. Nervt mich total.

Und ab irgendwann nicht mehr.

Wie schon gesagt, ist die Geschichte sprachlich sehr schön gemacht und die Figuren sind gut ausgearbeitet. Ich fand aber die Handlung zu langweilig. Du verschwendest da ganz schön viel Potential, finde ich.

Findest Du also. Welches Potential meinst Du denn genau - zumal es dich einmal nervt und dann ist wider doch alles gut. Das ist so eine Aussage, also tja - was soll ich dazu jetzt sagen? Mit langweilig dagegen kann ich was anfangen. Muss ich schlucken, oder ich mache es mir bequem und sage, okay, nicht dein Thema, dann muss das ja so kommen. Also, warum langweilt es dich?
Musst Du jetzt nicht beantworten. Ich wollt nur sagen, solche Kommentare sind nett, aber mehr auch nicht.

Ich wünsche Dir ein schönes, friedliches Wochenende ;).


Hey Kanji,

weil der erste Abschnitt amüsant rüberkommt, vor allem wegen des Bildes von synchronnickenden Kollegen, bin ich im weiteren Verlauf irritiert vom aufkommenden Zynismus der Protagonistin. Das stört mich aber überhaupt nicht, sondern ich empfinde es durchaus als eine spannende Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu fordern.

Danke dafür. Schön, wenn die Brüche mal nicht störend wirken.

Nina verfestigt sich immer weiter, indem du sie nahezu teilnahmslos ihre Umgebung beobachten lässt. Sie hat eine enorme Distanz zu allem aufgebaut, und ehrlich, mir ist's wurscht warum, weshalb, wieso. Darum geht es in dieser Geschichte nicht. Sie wird schon ihre Gründe haben und ich halte mich einfach an den Verlauf.

Mein Reden! Und schön, dass es auch mal jemand so empfindet. Ich mein, solche Kommentare helfen ungemein, den Weg zu finden zwischen mehr und noch mehr und reicht doch aus. War ja alles da bisher. irgendwie weiß man am Ende gar nichts mehr und taumelt da rum, bis einem wieder einfällt, und, was wolltest Du jetzt eigentlich? Und ich will das hier.

Da haben's wir wieder: Abstand. Die Arme.

Ganz wichtiger Punkt.

Nina weiß viel über sich, leider nur die weniger guten Seiten an ihr. Man könnte fast meinen, sie meidet die Menschen und bleibt unnahbar, um ihnen nicht zu schaden. Sad sad Story.

Und da Dir die Leseanleitung auch noch nicht bekannt war, eigentlich hätte ich gar nichts ändern müssen.

Ich mag diese Geschichte sehr, sowohl inhaltlich als auch stilistisch und ich habe so viel Empathie aufgebaut für die arme Nina, dass mir gar nicht aufgefallen ist, wie fehlerfrei sie ist.
Im übrigen gefällt mir zusätzlich das Verhältnis der charakterbeschreibungen. Mein Fokus bleibt bei Nina. Sie spiegelt sich in Handlungen, Wetter und Sprache, die anderen wenigen bekommen genaus soviel Farbe, wie sie benötigen, damit man nix zu meckern hat.

Es war so schön, deinen Kommentar zu lesen und Bestätigung zu bekommen. Aber gut, vielleicht will ich doch ein paar mehr Leser ins Boot holen, und dann muss ich schon ... ist schwierig gerade für mich, da einen gesunden Mittelweg zu finden. Alle werden es nie sein, so viel ist klar. War es aber schon vorher, weil das ist eh Gesetz.

Habe ganz lieben Dank. Dein Kommentar kam zu einer guten Zeit, ich war schon ziemlich drin in den Zweifeln.

Morgen geht es weiter mit den Antworten. Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende und irgendwo scheint hoffentlich auch die Sonne!

Liebe Grüße an alle, Fliege

 

Hey Chutney,

und auch Du treue Seele mit gleich zwei Kommentaren. Hab recht vielen, lieben Dank.

Die Geschichte einer Resignation.

Gleich zu Beginn dieser Satz, und ich war glücklich.

Ich hatte sofort den Gedanken im Kopf, dass sie beim ersten Mal fünf war. Und dass sie deshalb nichts empfinden kann dabei. Und sich längst aufgegeben hat, nachdem schon mehrere Beziehungen daran gescheitert sind. Ein Teil von ihr interessiert sich trotzdem für Max, sucht Nähe, aber da sie wieder dieselbe Erfahrung macht und damit nur weiter bestätigt wird, tut sie das, was sich als das sicherste erwiesen hat und flüchtet. Es soll aber auch Menschen geben, die einfach wirklich kein Interesse an Sexualität haben, auch ohne Trauma. Das wäre literarisch die ungewöhnlichere Variante. Ja, ein bisschen frustriert bin ich doch, dass meine Neugierde hier nicht befriedigt wird, aber das muss ja nicht gegen den Text sprechen.

Und hier war ich so richtig glücklich, und dann gleich auch wieder ein wenig - na gut, ich habe es kapiert.

Und hier habe ich zuerst gedacht, dass sie schon mit ihm geschlafen hat.

Also, für mich haben die auch. Aber die Leerstelle war wieder so groß, dass es eindeutig am Text liegt ...

Also kommt das noch, nämlich jetzt. Und hier würde ich mir doch mehr Details wünschen, wenn ich schon die Ursache nicht erfahre.

Na, sag mal! ;)

Ich war sehr froh um diesen Kommentar vor der Maskenlüftung, bevor ich alles zerreden konnte. Weil da ja im Prinzip wirklich schon alles drinsteht, was die Geschichte will/wollte und es bei Dir angekommen ist, wenn auch mit leichten Anzeichen von Fragezeichen. Und da hab ich jetzt eben den Hefekloß dazugepackt, denn Du wieder nicht magst. Herr, je ist das schwierig, die weitverzweigten Leserwünsche irgendwie zusammenzuführen und den goldenen Schnitt zu finden.

ich habe deinen Text noch einmal gelesen und ich glaube jetzt, dass es aus dieser Erzählperspektive heraus gar keine wirkliche Möglichkeit gibt, dem Ganzen eine eindeutige Richtung zu geben. Selbst wenn du sie explizit sagen ließest, dass sie kein Trauma erlebt hat, bliebe immer noch die Möglichkeit, dass sie sich gar nicht erinnert. Lediglich ein allwissender Erzähler könnte das "klären".

So. Und dafür hätte ich dich knutschen können, weil - genau dem so ist. Jedenfalls auch aus meiner Sicht. Und ehrlich gesagt, bin ich inzwischen auch mehr dazu geneigt, den Mut zur Lücke aufzubringen, denn die Rückmeldungen bestätigen eigentlich, dass sie gar nicht so groß ist, diese entsetzliche Lücke.

Das mit dem Hefekloß finde ich persönlich nicht so schön. Das macht es so ulkig. Der Satz vorher hatte eine gewisse Dramatik, die für mich gut passte. Auch wenn ich mich beschwert habe, dass ich im Unklaren blieb.

Ja, macht mich mal ruhig total kirre. :) Ich guck da in einer Woche noch mal drauf, wenn sich alles bei mir etwas gesetzt hat, und ich mich wieder sortiert habe. Irgendwie mag ich den Hefekloß eigentlich gern. Aber auch das kann sich ändern, mit Abstand und so.

Aber was mich doch noch irritiert ist, dass sie in Bezug auf Ort und Person gar keinen Anlass hat zu lügen oder? Es gab bei ihr ein erstes Mal. Das Entscheidende war doch, wie sie es gefunden hat. Sie hätte auch sagen können, "er hieß Ivo und kam aus Frankfurt", oder so.

Ja, klar. Stimmt schon. Aber, weil sie es genau nicht macht, sondern sich lieber Ivos Geschichte "ausborgt", sagt ja auch etwas über sie.

Ist ihr Gedanke nicht eher so in die Richtung: "Spätestens in einem halben Jahr hast du es rausgefunden und suchst dir eine andere, eine die Lust auf Sex hat. Und das tu ich mir nicht noch mal an."?
Irgendwie raffinierter formuliert gäbe es hier vielleicht nochmal eine Möglichkeit, das Ganze zu gewichten.

Nein, das sind die Gedanken hinter dem Gedanken. Aber ich versteh, welche Richtung Du mir aufzeigen willst. Geht mit in die Gedankentrommel, warte noch auf den Schleudergang. Gerade weicht alles schön ein.

Hab vielen, lieben Dank für all die Worte und Zeit und überhaupt!


Liebe bernadette,

auch Dir vielen Dank für deinen Besuch. Das war schön!

wahrscheinlich hast du dich geoutet, bis ich fertig bin ...

Nein, ich brauch immer sehr, sehr lange ...

Symptomatisch für ein Trauma dann die Beziehungsunfähigkeit, typisch dann auch noch, dass sie bei den Rettungsschwimmern ist, da kann man sich ja täglich stundenlang reinwaschen, ohne dass es auffällt.

Das mit dem reinwaschen hat mir total gut gefallen und passt tatsächlich in die Lesart des Missbrauchs so gut rein. Und das für viele hier der Missbrauch als Motivationserklärung rangezogen worden ist, dazu habe ich schon gesagt, dass ich Trotteltierchen das selbst nicht gesehen habe, wo der Text tatsächlich die Tür dafür so weit öffnet.

Alles sehr subtil beschrieben, den richtigen Ton erwischt.
Der Titel gefällt mir ausgesprochen gut.

Hat mich total gefreut.

Vielen lieben Dank dafür!


Jaaaa, jimmy,

aber ich habe ihn gelesen und mir nach dem ersten Absatz gedacht: Fliege!

Ich weiß nicht, ob ich Dir das glauben soll :p Aber es gefällt mir, also glaube ich es!


Oh rieger,

wie schön war es, deinen Kommentar zu lesen! Auch an Dich ein großes Danke.

... er hat mir in den vielen plastisch Details, die so variantenreich rhythmisiert und sprachlich so punktgenau beschrieben sind, ausgesprochen gut gefallen.

Ich mein, das hört sich doch alles total schön an!

... aber die Grundstimmung ist so zwingend getroffen, dass ich einfach weiterwollte.

Und das auch!

Der gesamte Tonfall ist dann doch grüblerisch. Das ist vielleicht der einzige Punkt, der mich nachdenklich macht. Dass die Fragen Sexualität, Beziehung, Identität so oft melancholisch bis existenziell getönt sein müssen, immer mit vielen Mollakkorden aus einer verstimmten Gitarre, die nur minimalistisch-trübe im Hintergrund gezupft wird. Aber dieser Gedanke blendet wohl aus, dass es eben so ist. Aber mir erscheint diese Sichtweise manchmal ein wenig inflationär.

Ist glaube ich, der Sache selbst geschuldet. Ist auch sau schwierig und gelingt doch sehr selten, wie ich finde. Bei "Die Streichlerin" (weiß nicht, ob Du die Geschichte gelesen hast), da ging das schon ein wenig mehr in die Richtung, aber eben auch nicht konsequent. Da sind auch zwei Szenen im Moll. Und die brauchts aus meiner Sicht auch dringend.
Meistens kommen bei diesen Versuchen so Texte raus, wo die "Protagonisten" zwar ungewollt, aber dennoch vorgeführt werden. Der Grad ist echt schmal, der Abgrund tief. Schwierige Aufgabe, finde ich.

Respekt und ja, auch berührt, berührt!

*Smily mit weiche Knie*

Herzlichen Dank an Dich!


Liebe wieselmaus,

Ich hatte deine Geschichte gelesen, mich aber nicht getraut zu kommentieren. Zu sehr war ich hin- und hergerissen in meiner Auffassung von Ninas Einstellung zu Sexualität. Und das hätte bedeutet, dass manche deiner Formulierungen mal angemessen, dann wieder befremdlich erscheinen.

Da geht es Dir doch aber wie den meisten hier. Aber ich kenne das. Ich habe auch schon so manchen Kommentar nicht geschrieben, weil ich so gar nicht wusste, was ich denn nun denken, geschweige denn, aufschreiben sollte.

Auch in hohem Alter kann man dazulernen. Jetzt weiß ich etwas über Asexualität als eigenständiger Orientierung, und, ganz wichtig, die Abgrenzung zu "pathologischen" Bedürfnislagen.

Das ist doch toll. Und schon haben wir das Thema etwas aus der Ecke geholt und abgestaubt. Wenn der Text das schon nicht schafft, dann doch die Diskussion hier. Ich finde das gut.

... und trotzdem blieb da wegen des gesellschaftlichen Drucks immer ein Rest Heimatlosigkeit für die eine oder anderen Frau in meiner Umgebung. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass sich Männer in die Diskussion eingebracht hätten ...

Die Männer sind aber auch betroffen. Nur auf denen muss der gesellschaftliche Druck noch mehr lasten, schätze ich mal. Aber ein Mann wird ja sofort entmannt, wenn er nicht ewig und immer - höher, weiter, größer - Männerreden halt.

Unter diesen Aspekten ist Nina als Charakter für mich sehr gut nachvollziehbar. Das liegt auch an deiner federleichten Sprache, die mich an die Hand nimmt und Verständnis, ja Mitgefühl für deine Prota weckt. Auch Nina hat ja ihre Wünsche nach einer liebevollen, auf Vertrauen begründeten Beziehung.

Das hat mich sehr gefreut zu lesen.

Herzlichen Dank auch für deine Rückmeldung. Es menscheld so schön zwischen deinen Worten.

An alle, ich wünsche Euch einen super entspannten, schönen Sonntagabend!

Fliege

 

Zunächst wollt ich gar nicht hier reinschauen, stolperte immer über dieses an sich harmlose Monster von

Rettungsschwimmerstation
und die ist ja nicht mal halb so lang wie der von mir gelegentlich in Anlehnung an Mark Twains Auslassungen zur deutschen Sprache gepflegte "Hottentottentittentanten(torten)attentäter" und dann taucht, nach der Offenbarung weniger des Johannes als Deines Namens,

liebe Fliege,

auch noch eine

Koffeinstation
auf, der ich naht- wie ahnungslos ein zwotes e zugesprochen hätte (und nicht etwa spät-coffeeshop-bedingt). Aber dann will ich zunächst noch ein paar Flusen aufheben, wie etwa hier
Das halbherzige Grummeln zur Antwort heißt in diesem Fall so[...]viel wie: Dir auch.
"Soviel" - soweit ich weiß, erfolgen bestimmte Zusammensetzungen nur als Konjunktionen - ansonsten und überwiegend bleiben sie als allgemeine und unbestimmte mengen-/orts- und zeitliche Angaben immer getrennt, dass man sie eigentlich gefahrlos auseinanderschreiben kann. Ziemlich auf der Skala von null bis eins mit nullkommaneun und einen Hauch mehr an Wahrscheinlichkeit, also grob gesagt: fast immer!

Noch weiden die Urlauber am Frühstücksbuffett.
"Buffet" oder landschaftlich (süddeutsche Dialekte!, das willstu doch wohl nicht) "Büfett", dann doch lieber in der Sprache des alten Fritz ...

Abschließend noch eine eher unbedeutende Anmerkung zur Wortwahl (also keine Fluse auf, sondern ein winziger Webfehler im Teppich)

...; denn was sie im Büro nicht sagten, ist, dass sich an diesem idyllischen Waldsee eine riesige Ferienanlage befindet.
"Befindet" sich nicht alles irgendwo incl. der eigenen Befindlichkeit?

Es ist ein Wort, dass verwendet wird, weil einem kein anderes einfällt, erst recht kein besseres (sonst wählte man es ja erst gar nicht). Da wäre das Mutterverb "(sich) finden" oder gar das schlichtere "sein" neben dem "liegen", "stehen" u. v. a. m. allemal phantasievoller -

kurz: was dem Text und der Empfehlung keinen Abbruch tut. Und selbst wenn man weiß, dass Verliebtheit in ihren neurochemischen Veränderungen denen des Konsums von Kokain oder anderen Drogen gleicht - wo wäre der Homo sapiens sapiens ohne die wohl drei Prozent genetischen Erbes des Homo sapiens neandertalensis?

Felicitaties van

het windje

 

Entschuldigt bitte, wenn ich mit den Antworten in Verzug bin, aber ich bleibe dran. Der Tag hat einfach viel zu wenig Stunden. Und los:

Hey zigga zum Zweiten,

aber ich habe das Gefühl, dass du jetzt glaubst, ich fände deine Story ganz furchtbar.

Nö, habe ich eigentlich nicht. Man liest die "schönen" Stellen ja doch öfter mal durch. Also, ich jedenfalls.

... Asexualität ist viel origineller, aber ich glaube, wenn du diesen Punkt noch etwas ausbauen würdest, dass ich das bzw. sie als Leser vollends begreife, dann hätte ich an der Story nichts zu bemängeln.

Aber genau das ist ein riesen Problem. Ich will und kann es ihr nicht in den Mund legen, das würde immer unglaubhaft klingen und da Asexualität soweit weg ist aus unserem Denken, so am Rande unserer Gesellschaft drüber geredet wird, greift der Leser immer zur erstbesten Erklärung, und die ist nun mal nicht Asexualität. Entweder, ich bringe das Holzhammermäßig in die Geschichte, oder es kommt eben nie jemand drauf (egal wie viel ich noch dazulege), weil es nicht zu den Lesererfahrungen gehört, die er mitbringt.

Hier in deiner Geschichte finde ich, die Erzählung basiert wirklich auf die "besondere" Sexualität deiner Nina. Wäre dieser Punkt noch ein wenig ausgebauter für mich als Leser, würde das meiner Meinung nach halt ganz anders ziehen - ich finde die "Auslassung" an dieser Stelle eben ein wenig schade.

Ich verstehe dich jetzt, ich habe dich auch schon vorher verstanden. Ich mein, fast jeder Satz der Geschichte spiegelt genau das Thema. Und trotzdem ist es für viele verwirrend. Wahrscheinlich ist die Lösung, eine Definition voran zu stellen, vielleicht mache ich das, auch wenn ich es eigentlich nicht gut finde. Aber dann fühlt sich niemand mehr "allein" gelassen, und alle Leser haben einen Kompass, keiner kann sich mehr verlaufen.

Liebe Grüße an Dich zum Abend!


Hey erdbeerschorsch auch zum Zweiten,

Wie, nicht wichtig?! Dann macht das aber doch Sinn. Würd ich nicht untergehen lassen.

Das ist Füllmaterial und lenkt vom Thema ab. Noch mehr Ablenkung kann ich gerade echt nicht gebrauchen. Und für Ninas Denken und Handeln hat es ja auch keine Bedeutung. Aber lieb von Dir, dich so reinzuhängen.

Lieben Gruß zum Zweiten :)


Hey Jana,

So, deinen Kommentar drucke ich aus, bestäube ihn mit Glitzer und Gold und hänge ihn mir an die Wand! Mehr kann ich dazu eigentlich gar nicht sagen. Ach doch, DAAAAANKE!

Es ist der erste Text, den ich darüber gelesen habe, den Kommentaren zufolge können es die meisten hier nicht richtig zuordnen oder gar verstehen und ich merke gerade, wie wenig über diese Orientierung bekannt ist, weil selbst das Rechtschreib-Tool es mir unterkringelt :D

Ja, ich merke das auch die ganze Zeit.

Du hast Ninas Situation und das ewige Dilemma, in dem sie steckt, unglaublich gut dargestellt. Es ist diese deprimierende Einschränkung, die ihr jedes Mal in die Quere kommt, wenn sie einen Jungen kennenlernt, den sie mag. Und verhindert, jemals in einer Beziehung wirklich glücklich zu sein, weil das Thema Sex immer zu Komplikationen und letzten Endes zum Auseinanderleben führen wird.
Sie betreibt Schadensbegrenzung, indem sie aufkeimende Beziehungen abbricht, bevor es zu diesen Problemen kommt und ist somit quasi dazu verdammt, ein unerfülltes, von Enttäuschung geprägtes Leben zu führen.

Die Liste, die der Titel angefangen hat, wird immer und immer länger werden. Ein Ende gibt es nur, wenn sie der Männerwelt komplett den Rücken kehrt und selbst dann wird sie nicht glücklich werden.


Und besser könnte ich es selbst gar nicht zusammenfassen. Das ist genau die Geschichte, die ich erzählen wollte.

Ein wichtiger und wundervoll geschriebener Text, der vielleicht dem einen oder anderem Leser mehr Verständnis für dieses Thema bringen wird.

Na ja, ein paar die hier mitlesen sind jetzt auf jeden Fall etwas mehr sensibilisiert (glaub ich, hoffe ich).

Es war mir ein Fest! Habe vielen, lieben Dank.


Liebste Maria,

Hätte es etwas geändert an meiner Kritik? Vielleicht ein wenig, aber vermutlich nicht.

Ich hoffe doch schwer das nicht. Aber man ist ja nie frei von irgendwas, was dann macht, dass man etwas macht ...

Dafür, dass ich so wenig wie möglich in eine Geschichte interpretiere und mich von dem Inhalt leiten lasse, kannst du dir ja vorstellen, was ich in der Geschichte gesehen habe. Für mich war sie nicht A-sexuell oder traumatisiert, sondern einfach nur eine eiskalte Bitch. Das habe ich in ihr gesehen und nicht, dass sie ein gewisses Problem hat. Ich habe das nicht entdecken können, sondern es hat mich schon ein wenig gewundert, dass sie so eiskalt ist, aber mehr nicht.

Ich kenne dich jetzt schon recht lang als Leserin, und ganz ehrlich, ich wusste, Du wirst diesen Text nicht mögen. Alles andere hätte mir echt die Schuhe ausgezogen.

Mir ist schon bewusst, dass Nina nicht einfach sagen kann, dass sie beim Sex nichts empfindet, doch ich hätte schon erwartet, dass sie es irgendwie nicht nur andeutet, sondern einen kleinen Gedanken in diese Richtung hat. Aber da gab es nichts, sondern du hast es gänzlich auf die Fantasie deines Lesers überlassen und weil ich da etwas eingeschränkt bin, habe ich das nicht bemerkt.

Du bist überhaupt nicht eingeschränkt! Man hat das eben nicht so auf dem Schirm wie alles andere, was mit Sexualität zu tun hat. Das liegt nicht an Dir, sondern an unseren gesellschaftlichen Werten und Normen. So! Und an denen bist Du zur Abwechslung mal nicht schuld.

... aber für mich war das nicht klar genug, ich habe es nicht gesehen, nicht mitfühlen können

Für viele andere doch auch. Und ja, der Text geht auch nicht irre in die Tiefe ihres Denkens. Aber denkt ja keiner von sich, huch, besser nicht anfassen, ich bin asexuell. Und ganz ehrlich, Holzhammer finde ich jetzt auch nicht so toll. Das würde irgendwie die Stimmung des Textes versemmeln, wenn Nina jetzt alles benennen und zerdenken würde. Dann doch lieber eine Definition an den Anfang gestellt.

Wollte ich halt noch loswerden :3

Na dann :D

Allerherzlichst und liebst, Fliege

Und für überhaupt alle von Euch: :herz:

 

Hey Bas,

unsere Wege haben sich hier noch nicht gekreuzt, ein willkommen wäre wohl trotzdem fehl am Platz -

Aber es hätte sich herrlich schräg angefühlt, wobei schräg positiv besetzt ist. Sag ich es einfach: Herzlich Willkommen, Bas! :D

Ich habe deine Geschichte schon gelesen, als du noch unter der Maske verborgen warst und sie hat mir sehr gut gefallen. Vor allem ein Gefühl hat sich mir beim Lesen aufgedrängt: Sehnsucht. Nach einem Sinn. Nach Nähe. Nach … irgendwas. Alles blieb ein bisschen nebelhaft.

Ich finde, das ist doch schon eine Menge.

Mittlerweile habe ich auch ein paar Kommentare überflogen und war überrascht, als ich auf die Sache mit der Asexualität gestoßen bin. Darauf wäre ich ehrlich gesagt nie gekommen, was aber auch daran liegen könnte, dass es eine so weit entfernte Sache ist für uns »Normale«.

Ich habe es jetzt noch einmal verstärkt, deutlicher gemacht. Also, jetzt gibt es aus meiner Sicht einen ziemlich eindeutigen Schlüssel, der den Nebel lüften sollte. Und wenn dann noch nicht, ja, das Thema ist weit, weit hinten in den Köpfen.

Unter dem neuen Gesichtspunkt betrachtet ist schon der Einstieg große klasse – die drei, die dort sitzen, sind eins. Völlig synchron. Nina steht außerhalb – und wenn möglich, soll sie da gefälligst leise stehen. Andersartigkeit wird als störend empfunden.

Schöne Lesart!

Immer wieder gibt es Szenen, in denen angedeutet wird, dass Nina kein Interesse an Sexuellem hat - sie findet sogar die Wollschweine interessanter. Und immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich denke – hey, sie hatte bestimmt einfach noch nicht den richtigen, die ist bestimmt gar nicht asexuell.

Standartreaktion, weil ...

Es ist wohl einfach unvorstellbar für einen »sexuellen Menschen«, dass es Menschen gibt, die anders empfinden – oder halt gar nicht empfinden in dieser Hinsicht.

Es fällt mir sehr schwer, bei dieser Geschichte Kritik zu äußern. ... Es muss also an meinem persönlichen Geschmack liegen, dass deine Geschichte nicht so auf mich wirkt, wie ich es mir von einer Geschichte erhoffe, expressionistisch, mit satten, kräftigen Farben. Aber da ich kein Kunstverächter bin, kann ich auch einem impressionistischen Werk wie deinem sehr viel abgewinnen. Wie zum Beispiel auch Kanji verstehst du es, mit sehr sanften Farben zu zeichnen und jede, auf den ersten Blick beinahe verblassende Linie, noch lange nachwirken zu lassen.

Vielleicht liegt es an deinen Vorlieben. Vielleicht auch am Text. Oder eine Mischung aus beiden. Wird sich nicht aufklären lassen. Ich habe auch schon Bücher gelesen, die für mich alles richtig machen, Thema, Stil, Plot und trotzdem komme ich da nicht rein oder durch, und habe wirklich keinen Plan, wieso und weshalb. Du hast ja wenigstens eine Ahnung. Und ja, ich bin ein Weichzeichner. Schon immer gewesen. Aus mir wird nie ein Knaller :).

Habe ganz vielen lieben Dank für Zeit und Worte. Hat mich sehr gefreut.


Hey Manlio,


Wirkt leicht altmodisch, hat die Nina nicht mal gegoogelt?

Scheinbar.

Vielleicht sehe ich das falsch, aber hier scheint wieder die Perspektive zu wechseln (Friederike -> Rike).

Hä? Rike ist eine Abkürzung von Friederike, also für mich wechselt da nichts.

Sehr haarspalterisch, aber bei diesen Rettungsschwimmern dachte ich, die sind bei so was abgehärtet.

Echt? Auch wenn man das nicht hauptberuflich macht? Ich mein, bei so zwei, drei Wochen im Jahr, woher soll das kommen. Und selbst "Profis" haben körperliche Grenzen. Ist wirklich kein Zuckerbrot, da zu stehen.


... wenn ich es recht sehe, dass die beiden in der Koje waren, geht das, finde ich, ganz schön schnell.
(Ich bin da immer sehr begriffstutzig.) Abends vorher hatte sie es doch noch eilig, wegzukommen.
Kommt mir Tacken zu flott vor das Ganze.

Mag sein. Aber am Abend vorher ist sie auch nur deshalb weggerannt, weil es ihr zu "nah" wurde, weil sie den Max mag. Und jetzt haben wir eine Situation, wo "eigentlich" alles stimmt. Max ist ihr noch näher als am Vorabend, sie teilen diese Gewitterromantik, sie hat keinen Vorwand wegzulaufen - für mich passt das schon.

Also ich habe die Geschichte sehr genossen, weil die Nina so zurückhaltend ist und mir doch irgendwie nahe kommt. Nur, die Frage, warum sie sich auf Max einlässt und dann doch nicht, die kann ich mir nicht beantworten. Ich hätte gedacht, dass sie sich das verbietet, nach den früheren Erfahrungen, und angesichts des nahenden Endes der Ferien. Das bleibt rätselumhüllt.

Okay. Muss ich kaufen. Ist natürlich die alles entscheidene Frage in der Story. Hart.

Danke für deinen Kommentar, in dem ja auch viel Gutes drinsteckt. Das sie dich am ende ratlos zurücklässt, ist natürlich schade. Aber ich will die Geschichte echt nicht plattwalzen. Ich mag die Stimmung, die Lücken die der Text lässt, ich stehe mir wahrscheinlich damit selbst im Weg, aber ich weigere mich, das alles für ein - ich erkläre hier alles bis ins letzte Futzelchen zu Tode - zu opfern. Ich hatte mich schon schwer genug mit den Ergänzungen, die ich bis jetzt aufgenommen habe.

Danke auch Dir! Alles ist hilfreich, auch wenn ich hier wir Rumpelstilzchen umherspringe. Vielleicht mit genügend Abstand. Wer weiß ...


Lieber Friedrichard,

"Hottentottentittentanten(torten)attentäter"

Ist doch aber ein wunderschönes Wort! das ist toll. Man muss es einfach lieb haben.

Und ich danke Dir für die Flusen, die ich jetzt gefluselt hab. Oder so.

"Soviel" - soweit ich weiß, erfolgen bestimmte Zusammensetzungen nur als Konjunktionen - ansonsten und überwiegend bleiben sie als allgemeine und unbestimmte mengen-/orts- und zeitliche Angaben immer getrennt, dass man sie eigentlich gefahrlos auseinanderschreiben kann. Ziemlich auf der Skala von null bis eins mit nullkommaneun und einen Hauch mehr an Wahrscheinlichkeit, also grob gesagt: fast immer!

Bitte mach, dass ich mir das endlich mal merke! so viel, so viel, so viel, so viel :bonk:

Und selbst wenn man weiß, dass Verliebtheit in ihren neurochemischen Veränderungen denen des Konsums von Kokain oder anderen Drogen gleicht - wo wäre der Homo sapiens sapiens ohne die wohl drei Prozent genetischen Erbes des Homo sapiens neandertalensis?

Keine Ahnung. Er hätte wahrscheinlich ein paar Wörter weniger im Duden und es würde weniger menscheln.

Hab vielen Dank fürs Fluseln! Deine Zeit undlieben Worte! Hat mich natürlich sehr gefreut.


Hey Bea,

für mich ist es zunächst die Geschichte einer jungen Frau, die ständig wegläuft, weil sie Nähe, besonders von vielen Menschen, nicht gut erträgt.

Ja, super.

Wenn ich nicht außerhalb des Textes erfahren hätte, worum es bei Nina geht, hätte ich nur gedacht, dass sie ein Problem mit körperlicher Nähe, besonders zu Männern, hat.

Was den Kern doch trifft. Also wieso "nur" gedacht?

Ich habe oft ein Problem mit Texten, die den wesentlichen Kern einfach weglassen oder schemenhaft andeuten ...

Aber das scheint die Geschichte, bei dir zumindest, doch gar nicht zu tun? Wie auch immer, ich habe noch ein kleines bisschen mehr dazugegeben.

Du erzählst nicht, was es mit ihr macht bzw. wie sie sich danach verändert, wenn sie sich ihm hingibt, ohne etwas zu fühlen.

Doch, sie geht (nein rennt!) schwimmen. Für mich sagt das ganz viel. Und am nächsten Tag lächelt sie höflich für Max. Da braucht es eigentlich keine Innensicht mehr, sag ich jetzt einfach.

Zum Ende: Wird Max sie tatsächlich so sehr vermissen? Hat er denn gar nichts bemerkt?

Sie wird Max vermissen, wie man einen Urlaubsflirt vermisst. Und was soll er bemerkt haben? Für ihn läuft es doch gut.

Hier ist mir die Beschreibung aufgefallen. Ich fragte mich folgendes: Warum beschreibst du das Äußere von Frederike (Nebenfigur) und das von Max (Hauptfigur) nicht?

Weil Frederike für mich der komplette Gegenentwurf zur Figur Nina ist. Sie ist das, was Männer wollen, Nina nicht. So ungefähr meine Intention.

Schön, wie die Worte nachhallen :thumbsup: Hier dachte ich, sie sei verliebt.

Ja, genau. Ist sie ja auch.

Von wem? Das Passiv kommt mir merkwürdig erzählt vor.

Irgendwen. Unwichtig. Wichtig ist nur, dass überall um sie rum "Sex" ist und sie sich dem nicht entziehen kann. Direkt, indirekt, kein Schlupfloch, keine Seemitte als Rückzugsort.

Weil sie sich näher kommen, weil es fast intim wird, weil es spannend ist, was da zwischen den beiden funkt oder eben nicht funkt, und ich, als Leserin, ganz dicht bei ihnen bin und nicht in der Distanz. Brisant, dass Nina erst nicht checkt, was drinnen in der Hütte passiert, wie sie ausblendet. Max, na das ist wirklich ein Lieber, wie er ihr den vorgewärmten Sweater gibt und die Wollschweine und so, also, da wünscht man sich schon, dass sie nicht erleichtert aufspringt und in der Hütte verschwindet.

Danke!

Das ist die Beschreibung des 2. Tages. Wieder steht hier ein Typ wie eine Insel im Wasser. Ist dieses identische Wiederholung zur Beschreibung des 1. Tages beabsichtigt? Auffällig ist, dass du hier mehr körperliche Bewegungen ins Spiel gebracht hast; ich würde sie sogar noch ein wenig vertiefen und genauer gucken.

Ja, beabsichtigt. Und ich habe viel weniger Kinderunschuld drin.

Ist Geschmackssache. Ich habe eine eher ablehnende Haltung gegenüber "Wie"-Metaphern, abgesehen davon finde ich diese nicht gelungen. Hefeklöße gehen doch auf :confused:

Ich mag den. Also noch. habe schon vorher geschrieben, manche Anmerkungen bleiben im Kopf und warten auf ihre Chance, wenn ich mehr Abstand habe.

Gern gelesen und Gedanken gemacht. Interessanter Titel übrigens!

Phhuu. Danke. Freut mich.

Sehr ausführlicher Kommentar. Auch spannend, wie was wahrgenommen wird. Muss sich bei mir noch setzen, wie gesagt, manches braucht vielleicht einfach seine Zeit. Auf jeden Fall, herzlichen Dank dafür. Wird alles noch nachklingen, kenne mich ;).

An Euch alle viele, liebe Grüße! Inzwischen sind zwei Schippen Kohle mehr im Feuer, ich denke der Schlüssel sollte gefunden werden. Und der Rest steht auch irgendwo, finde ich jedenfalls.

Die Fliege

 

Hallo Fliege,

klasse Text, vor allem technisch gesehen. Viel Raum zwischen den Sätzen, vor allem in den Dialogen und einige sprachliche Delikatessen. Ich habe die Geschichte leider erst jetzt gelesen und sehr genossen, gerade weil sie Freiraum lässt.

Kritisch anmerken kann ich nur, dass Texte mit der von dir gewählten Struktur, mit Schwerpunkt auf Dialoge und wenig Handlungsdramatik, zwar einen tiefen Blick in die Seele ermöglichen, aber je länger ich ihn lese, desto deutlicher verringert sich der Sog, desto mühsamer ist er zu lesen. Die Länge dieser Geschichte ist perfekt und passt super zum Kurzgeschichten-Format.

Textstellen:

Da ist nur noch das Wasser und ihr Körper. Normalerweise. Heute sind da auch noch Rikes Worte.
sehr schönes Bild :Pfeif:

Ein älteres Pärchen kommt ihr entgegen, Hand in Hand. Ein Bierbauchpapa tobt mit seinen Kindern auf einer Luftmatratze. Zwei Frauen sitzen auf dem Steg und lästern über schwarze Kondome. Drei Jungen mit Taucherbrille und Schnorchel suchen nach Gold im aufgewühlten Grund. Ein Typ steht wie eine Insel im Wasser und glotzt den Frauen hinterher.
klingt bisschen abgehakt. Bis auf den rätselhaften Kerl, der im Wasser steht. :D

Sie freut sich auf eine warme Dusche und den Rotwein, für den sie nach Feierabend extra zum Supermarkt in die Stadt gefahren ist.
superelegant, ganz nebenbei erzählt, wie wichtig ihr der Rotwein ist.

Ein T-Shirt übersah er, Nina nutzte es als Taschentuch. Groß, weich, und anfangs roch es nach Ivo.
auch das ist gut, aber: sie nutzt das T-Shirt als Taschentuch, echt?

Am nächsten Tag durchkreuzt ab und an ein Wölkchen das Blau am Himmel. Kleine Schäfchen, die ihre Herde verloren haben.
mm, irgdendetwas stört mich an den verlorenen Schafen.

Eine Frau massiert ihren Mann, ein Mann cremt seine Frau ein. Ein Typ steht wie eine Insel im Wasser. Ein Junge will seiner Puppe das Schwimmen beibringen.
du wiederholst die Aufzählung von oben, ist mir zu leblos, auch weil du die Satzstruktur nicht variierst.

Gemeinsam stehen sie mit ihren Teetassen am Fenster, lassen den Dampf ihre Gesichter wärmen, zerstören das Wetterspiel nicht mit Worten, bis nur noch stetig Regen fällt.
ein Ticken zu viel Erzählerhaltung für meinen Geschmack.

Nur ab und an, wenn sie allein sind, berührt Max sie sacht. Nina lächelt dann für ihn.
:Pfeif:


Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Isegrims

 

Hallo Fliege,

das ist ein guter Text, ja, hat auch mir sehr gefallen. Deine Prota finde ich sehr interessant, dir gelingt es gekonnt, Neugierde zu wecken. Ich frage mich, was mit Nina nicht stimmt und folge dir sehr aufmerksam durch die Zeilen. Da steckt nämlich eine Menge drin, auch dazwischen. Ein sehr spannendes Thema hast du gewählt, Fliege, dem du dich mit viel Fingerspitzengefühl angenähert hast. Ein Thema, dass es zu beackern lohnt, dass mir zwar nicht jungfräulich, jedoch noch (zu) wenig bearbeitet scheint. Ich bin beinahe neidisch :).

Peanuts:


„Sieht so aus, als wäre die erste Schicht meine“, sagt Nina.
Die drei nicken. Völlig synchron.
Mich hat das irritiert. Liegt wohl an der Sieht-so-aus-Konstruktion. Für mich sieht das nämlich nicht so aus. Deshalb wirft es diese klitzekleine Frage in meinem Kopf auf, die mich kurz hängenbleiben lässt - grundlos, finde ich.
Vielleicht: Die erste Schicht ist meine. Oder? (Stmmts?)

Und jetzt, so früh am Tag, da stimmt das auch; denn was sie ihr im Büro nicht sagten, ist, dass sich an diesem idyllischen Waldsee eine riesige Ferienanlage befindet.
Das ist kein schöner Nebensatz, finde ich, kein schönes Verb - hat bisschen was von Amtsdeutsch auch.
Zudem würde ich die Idylle zentraler halten, also weniger die Feriensiedlung - für mich wäre da die Wirkung und Aussage prominenter.
Vorschlag: Und jetzt, so früh am Tag, da stimmt das auch; denn was sie ihr im Büro nicht sagten, ist, dass eine riesige Ferienanlage die Idylle des Waldsees bedrängt.

... die langen, braunen Haare zum Pferdeschwanz gebunden, kleine Narbe am linken Knie, Stupsnase, Körbchengröße C.
Ich weiß schon, du willst das so sexualisiert. Beim ersten Lesen hat mich die Körbchengröße aber gestört. Beim zweiten mal habe ich mich gefragt, ob du das zu früh rein nimmst, ob das zu holzhammermäßig ist. Hm. Ich bin da noch unschlüssig, tendiere aber dazu - in Bezug auf den nachfolgenden Dialog -, dass es mir besser gefallen könnte, wenn du da den Rotstift ansetzen würdest. Kannst ja mal darüber nachdenken, wenn du magst.

Dann zieht es Nina auf den See hinaus, weg von den inzwischen eingetroffenen Kühltaschengroßeltern, den coolen Arschbombenvätern und sonnengegrillten Muttis, dem Gewimmel, Gejaule, Gejuchze und Gekreische der Kinderhölle.
Ich würde da zwei Sätze daraus machen und das Markierte rausnehmen (ist mit too much hier).
Würde mMn auch unterstreichen, dass sie das als Hölle empfindet - und unterstreichbar finde ich das hier.
Vielleicht: Dann zieht es Nina auf den See hinaus, weg von den inzwischen eingetroffenen Kühltaschengroßeltern, den Arschbombenvätern und sonnengegrillten Muttis. Weg vom Gewimmel, Gejaule, Gejuchze und Gekreische der Kinderhölle.

„Hast du heute Abend schon was vor?“, wird Nina gefragt.
Schreib doch die Beliebigkeit mit rein, sonst denke ich, dass das einen direkten Bezug haben könnte.
Vielleicht: ... wird Nina (irgendwann) von irgendwem gefragt.

... isst Chips und klimpert auf seiner Gitarre.
Ich vermute, du magst es, Wörtern auch mal neue Bedeutung zu verleihen. Ich muss hier aber immer ans Piano denken ... Vielleicht doch lieber: zupft? Später dann auch noch mal.

„Aber die werden ja wohl nicht ewig da drinnen bleiben.“
„Wer weiß?“ Er klimpert weiter auf seiner Gitarre. Ihm scheint es nichts auszumachen, dass Rike und Udo ... Nina setzt sich und schaut ihm zu, wie seine schmalen Finger über die Bunde gleiten. Max, der in sich Ruhende, den scheinbar nichts aus der Fassung bringt.
Finde ich an sich hier nicht so schlimm, da du aber weiter oben bereits dieses "nicht nicht zu hören" und dieses "Ist nicht wahr" verwendet hast, würde ich wenigstens eins streichen.
Vielleicht: Ihm scheint es egal zu sein, dass Rike und Udo ...

Vielleicht hat es mit seinem Job zu tun. Er pflegt im Zoo die Wollschweine.
Ließ mich kurz straucheln, da ich seinen Job mit Wasserwacht verbinde. Vielleicht: Hauptjob oder sonstigen Beruf , Alltagsjob oder so. Irgendwas halt.

Einfach so, ohne ein Wort zu sagen, ohne seinen Blick wieder von ihr zu lösen. Es macht sie nervös.
Würde ich knackiger machen, kürzer, etwas prägnanter.
Vielleicht: Einfach so, ohne ein Wort zu sagen, ohne den Blick von ihr zu lösen. Es macht sie nervös.
Max erzählt von seinem Bruder, der nach Alaska ausgewandert ist. Beim nächsten Bier von seiner ersten Freundin, seinem ersten Mal. „Und bei dir?“
Geht etwas zu schnell, finde ich, der Übergang. Könntest noch was dazwischen basteln, leicht retardieren. Gerade Alaska - du deutest es später auch indirekt an - sollte ohnehin Sehnsüchte in Nina wecken, auch wenn das ein wenig klischeehaft wäre.
Vielleicht: Max erzählt von seinem Bruder, der nach Alaska ausgewandert ist. Sie klebt förmlich an Max' Lippen. Alaska, davon hatte sie schon immer geträumt.
Beim nächsten Bier bringt Max seine erste Freundin ins Gespräch, sein erstes Mal. „Und bei dir?“

... kein Wirbelsturm[...] der durch sie hinwegfegte ...
Komma.

Ein T-Shirt übersah er, Nina nutzte es als Taschentuch. Groß, weich, und anfangs roch es nach Ivo.
Den Satz fände ich ohne stärker.

Sie zieht Max‘ Sweater aus, ihre eigenen Sachen an. Hört die drei draußen lachen. Nina entscheidet sich gegen die drei, zieht sich wieder aus und geht ins Bett.
Mit dem An-Aus-Anziehen willst du was andeuten, ja, trotzdem, ich würde darauf verzichten. Auch dieses die-drei-draußen und gegen-die-drei will mir nicht so recht gefallen.
Vielleicht (ganz einfach): Sie hört die drei draußen lachen, entscheidet sich (aber) gegen sie und geht ins Bett.

... und an ein Wölkchen das Blau am Himmel.
...
Abends türmen sich Wolken auf.
Vielleicht (ganz simpel): Abends kündigt sich ein Gewitter an.

Max sitzt auf dem Steg, neben ihrem Handtuch, das über der Absperrkette hängt. Er ist klitschnass vom Regen. Nina wartet auf die Vorwürfe; aber Max schweigt, sieht ihr stumm zu, wie sie sich trocken reibt. Eine völlig sinnlose Aktion bei dem Wetter.
Sinnlos, ja, und auch widersprüchlich, da sie sich eben nicht trocken reiben kann.
Vielleicht: Max sitzt auf dem Steg. Er ist klitschnass vom Regen. Nina wartet auf die Vorwürfe; aber Max schweigt, reicht ihr ein Handtuch und sieht ihr stumm zu, wie sie sich damit abreibt. Eine völlig sinnlose Aktion bei dem Wetter.

Max schläft auf der Liege für die Verletzten und Kranken.
Unnötig komplex, übererklärend, finde ich. Warum nicht einfach Krankenliege?

Wäre sie doch nur ein bisschen mehr Layla, es wäre bestimmt sehr schön mit Max gewesen.
Ich würde im Präsens bleiben und ein wäre rausschmeißen.
Vorschlag: Wäre sie nur ein bisschen mehr Layla, es könnte bestimmt sehr schön mit Max sein.

... und kaum[...] dass sie draußen ist, ...
Komma.

Rike und Udo haben sich furchtbar gestritten. Rike möchte nicht mehr mit ihm gemeinsam auf den Steg. Noch weniger möchte sie mit Udo die andere halbe Stunde in der Station verbringen.
Ich weiß, ich bin sehr spitzfindig, ja. Ich weiß auch, dass du das sicher so beabsichtigt hast. Würde trotzdem ein möchte durch ein will ersetzen.

Auf Dauer würdest du nicht glücklich mit mir werden, entschuldigt sich Nina stumm bei Max, als sie seine Nummer im Handy löscht.
Löscht man im Handy, auf dem Handy, aus dem Handy? Hm.
Vielleicht (ganz einfach): ... als sie seine Handynummer löscht.

Ich hab' beinahe das Bedürfnis, mich bei dir zu entschuldigen, Fliege, für meine Spitzfindigkeiten und meine Pedanterie :).
Ist wirklich Kleinvieh alles und Jammern auf höchstem Niveau, denn dein Text hat mich erreicht und nachdenklich gemacht - der wirkt nach.

War mir ein Vergnügen!

Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 

Hey Isegrims,

Danke für Deinen Kommentar. Und die Zeit für die Liste. Und für das Lob. Und für ... und endlich komme ich auch dazu, Dir für all das zu danken. Gleichzeitig erinnert es mich daran, wie sehr ich selbst mit dem Kommentieren hinterherhinke. Ich schäme mich so. Aber es kann nur besser werden.

Kritisch anmerken kann ich nur, dass Texte mit der von dir gewählten Struktur, mit Schwerpunkt auf Dialoge und wenig Handlungsdramatik, zwar einen tiefen Blick in die Seele ermöglichen, aber je länger ich ihn lese, desto deutlicher verringert sich der Sog, desto mühsamer ist er zu lesen.

Okay. Das ist irgendwie hart, weil ich mich derzeitig irgendwie gerade total drauf einschieße, also auch für die längeren Sachen. Insofern, guter Hinweis, der es in sich hat.

Die Länge dieser Geschichte ist perfekt und passt super zum Kurzgeschichten-Format.

Gut für die Geschichte, aber trotzdem ... (siehe oben).

du wiederholst die Aufzählung von oben, ist mir zu leblos, auch weil du die Satzstruktur nicht variierst.

Nein, ich habe die schon abgewandelt, und das sich so ein Wiederholungseffekt einstellt, ist ja gewollt. Wenn ich jetzt die Satzstruktur verändere - ich weiß nicht, ob das dann noch in meinem Interesse ist. Allerdings wurde es schon öfter angemerkt. Also, die Wiederholung, die so irgendwie rausfällt, und nicht unbedingt allen gefällt. Ich bin noch schwanger mit.

ein Ticken zu viel Erzählerhaltung für meinen Geschmack.

Aber doch so schön! Meno! :cry:

Wünsch Dir eine zauberhafte Nacht!


Hey hell,

Du bist ja was fleißig! Was für eine Liste! Danke dafür. Und die Zeit. Und all deine Gedanken und ... (siehe oben)

Ein Thema, dass es zu beackern lohnt, dass mir zwar nicht jungfräulich, jedoch noch (zu) wenig bearbeitet scheint. Ich bin beinahe neidisch :).

Wäre die Geschichte von wem anderen, ich wäre auch auf das Thema neidisch :D

Peanuts:

Sag doch so was nicht!

Ich habe die Liste jetzt studiert, ihn mehrfach gewendet, über meinem Bauch ein Pendel gehängt, hab drüber geschlafen, nochmals gelesen und mit rot was angestrichen, versucht ihn mit Streuselkuchen zu bestechen, das rote weggestrichen und einen grünen Stift genommen, ihn unters Kopfkissen gelegt, zum TÜV gebracht, also, nachdem auch gelb, violett, blau und orange hinzukamen (langsam aber sicher sah es eher nach einem Mandala aus), also ich habe mich entschieden. Bei manchem dafür, bei anderem dagegen.

Nur das Lob vom Anfang, das nehme ich ganz jungfräulich und unberührt :gelb:

Auch Dir eine zauberhafte Nacht.

Und beste Grüße an Euch beide!

 

Hallo Fliege

Wie schon bei Nico. Bei Linus. Bei Ivo.

Solche Punkte erinnern mich an einen Slogan der Bundeswehr.

Wir. Dienen. Deutschland.​

Im Spiegel war einmal zu lesen, wie es zu dieser Interpunktion kam:

[…] in den neunziger Jahren warb eine Telefonsex-Hotline in Fernsehspots mit dem Slogan: "Ruf! Mich! An!" Else Buschheuer betitelte wenig später einen ziemlich erfolgreichen Roman auf die exakt gleiche Weise und sorgte so dafür, dass die Deutschen mit ihren Satzzeichen fast so großzügig umzugehen begannen, wie mit dem Kakaopulver auf dem Cappuccino: Immer schön draufstreuen. Mag nicht ganz regelkonform sein, sieht aber einfach besser aus.

https://www.youtube.com/watch?v=JNnFqLslvJM

Was mich dabei verwirrt, ist, dass es eigentlich keinen Zwischenpunkt gibt. Ein Punkt ist sonst immer ein Schlusspunkt. Aber alleine stehst du nur deinen Eingestreuten nicht.

Damals [in den neunziger Jahren] gefielen sich Pop-Literaten dabei, in. jedem. Satz. mindestens. acht. Punkte. zu. machen. […] Es wurde schick, die Regeln der Grammatik zu missachten – und Dich [den Punkt] zu einem Stilmittel zu degradieren.

Am Ende, Zeit Magazin Nr.14/2017​

Ich persönlich halte das für eine Stilsucht. Besser gefiele mir: Wie schon bei Nico, bei Linus, bei Ivo …

Im ersten Satz kommt noch eine Stelle hinzu, die fraglich erscheint.

Vor der Rettungsschwimmerstation sitzen drei Morgenmuffel und klammern sich an Kaffeetassen.

Mark Twain meinte einmal:

Manche deutsche Wörter sind so lang, dass man sie nur aus der Ferne ganz sehen kann.

Die Beispiele, die er danach nannte, waren gleich lang wie das Wort Rettungsschwimmerstation. Es waren:

„Freundschaftsbezeigungen“
„Dilettantenaufdringlichkeiten“
„Stadtverordnetenversammlungen“

Natürlich kann jeder schreiben, wie er will. Wenn du bei dem Punkt-Stakkato bleibst, das so mutwillig den Lesefluss hemmt, dann trenne auch nicht, was zusammengesetzt wurde. Schreibe also nicht "Station der Rettungsschwimmer".

Dreimal habe ich die Geschichte gelesen. Aber habe ich sie auch verstanden? – Lange beschreibst du, wie es um Nina steht. Gegen den Schluss hin wird auch klar, was bei ihr im Argen liegt. Man wäre somit ausreichend vorbereitet für den Rest der Geschichte. Wenn sich Max und Nina trennen, dann frage ich mich nämlich, ob sie ihre Gefühlsleere überwinden kann, sodass das Paar zu einem glücklichen Ende findet, oder, ob sie sich in ihrer Gefühlsleere verliert, womit die Geschichte tragisch enden würde. Aber nein, nun, da es spannend wird, ziehst du den Stecker. Wirklich, aus das Licht und tschüss? Noch bevor Nina um ihr Glück ringt, hört die Geschichte auf?

Jemand hat geschrieben, es sei die Geschichte einer Resignation.

Wenn das so ist, dann könnte man mit dem jetzigen Schluss anfangen und danach zeigen, wie es dazu kam. Dann wäre die Geschichte von Anfang an spannend.

Gruss teoma

 

Hey teoma,

und vielen Dank für deinen Kommentar.

Auch fand ich den Exkurs zum inflationärem Punkt sehr interessant.

Ein Punkt ist sonst immer ein Schlusspunkt.

Na ja, war ja auch immer Schluss. Aber ich weiß schon, dass Du das nicht meintest.

Ich persönlich halte das für eine Stilsucht.

Ich persönlich halte Stilsucht für ein ziemlich abschätziges Urteil, was Du hier über mich fällst. Es sein Dir unbenommen, es so zu empfinden, allerdings sind wir hier auch in einem Forum, wo es doch bitte möglich sein sollte, sich auszuprobieren. Ob es am Ende für den Leser funktioniert, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Natürlich kann jeder schreiben, wie er will. Wenn du bei dem Punkt-Stakkato bleibst, das so mutwillig den Lesefluss hemmt, dann trenne auch nicht, was zusammengesetzt wurde. Schreibe also nicht "Station der Rettungsschwimmer".

Hola. Tue dies! Tue dies nicht! Ich bin kein Befehlsempfänger.

Wenn sich Max und Nina trennen, dann frage ich mich nämlich, ob sie ihre Gefühlsleere überwinden kann, sodass das Paar zu einem glücklichen Ende findet, oder, ob sie sich in ihrer Gefühlsleere verliert, womit die Geschichte tragisch enden würde. Aber nein, nun, da es spannend wird, ziehst du den Stecker. Wirklich, aus das Licht und tschüss? Noch bevor Nina um ihr Glück ringt, hört die Geschichte auf?

Ich denke nicht, dass Nina an Gefühlsleere leidet. Gut, für dich transportiert der Text genau das, und ich schreib es auch dem Text zu, der an dieser Stelle nicht das tut, was ich gern hätte. Also, ich schreib es mir zu, nicht genug Klarheit zu vermitteln. Das Ende - ja, wirklich Licht aus und Tschüss. Es gibt kein danach.

Jemand hat geschrieben, es sei die Geschichte einer Resignation.

So sehe ich ihn auch.

Wenn das so ist, dann könnte man mit dem jetzigen Schluss anfangen und danach zeigen, wie es dazu kam. Dann wäre die Geschichte von Anfang an spannend.

Ich sehe nicht, wo die Spannung dann herkommen sollte. Wenn der Leser vorab weiß, sie werden kein Paar, welche Frage bleibt dann für ihn offen, die Spannung aufbauen würde?

Beste Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege

Ich sehe nicht, wo die Spannung dann herkommen sollte. Wenn der Leser vorab weiß, sie werden kein Paar, welche Frage bleibt dann für ihn offen, die Spannung aufbauen würde?

Denke, dass Geschichten, bei denen man weiss, wie sie ausgehen, auch spannend sein können. Die Frage der Geschichte lautet dann nicht, wie endet die Sache, sondern, wie verlief sie bis das bekannte Ende erreicht wurde. Ich hätte eben "gerne" gesehen, wie sie resigniert. Wenn das die Geschichte einer Resignation sein soll, dann zeige den besagten Vorgang.

–––​

Ich denke nicht, dass Nina an Gefühlsleere leidet. Gut, für dich transportiert der Text genau das, und ich schreib es auch dem Text zu, der an dieser Stelle nicht das tut, was ich gern hätte.

Sie ist frigid, oder? Wir könnten auch sagen: Sie ist lustlos. – Lust ist ein Gefühl. Ergo empfindet sie eine Gefühlsleere. Jedenfalls schreibst du, dass sie Leere spürt.

Wäre sie doch nur ein bisschen mehr Layla, es wäre bestimmt sehr schön mit Max gewesen. Aber sie ist Nina. Wie sie es schon bei Nico war. Bei Linus. Bei Ivo. Keine Ameisenarmee, kein Wirbelsturm, nur diese Leere und Gleichgültigkeit.

Ich bin verwirrt. Wieso sollte sie, wenn ihr die Leere einerlei ist, mehr Kayla sein wollen? Wieso lügt sie, wenn es ihr einerlei ist, dass ihr erstes Mal öd und leer, nicht aufregend und nicht gefühlsintensiv oder sonst irgendwie erzählenswert war. Ich dachte, dass furchtbehaftet ist, was sie verbirgt. Aber du sagst sinngemäss: Sie lügt ohne Not.

Für ihn wird sie ein letztes Mal diese Leere spüren.

Auch da dachte ich, dass sie die Leere nur noch einmal ertragen will, weil sie diese quält. Aber danach, Gott bewahre, will sie diese Leere und das damit verbundene Ungemach aus Lügen, Furcht und Pein nie mehr auf sich nehmen. Du aber sagst, dass sie nicht leidet.

Du sagst hingegen auch, dass es die Geschichte einer Resignation sei. Wobei hat sie resigniert? Bei nichts wirds nicht gewesen sein. Irgendwann hat sie also doch gegen ihre Leere angekämpft, sonst könnte da auch keine Resignation sein. Ohne Leidensdruck hätte sie aber keinen Grund gehabt, dagegen anzukämpfen. – Für mich transportieren die zitierten Stellen offenbar einen falschen Eindruck.

–––​

Noch kurz betreffend der Punkte.

[…] wir [sind] hier auch in einem Forum, wo es doch bitte möglich sein sollte, sich auszuprobieren. Ob es am Ende für den Leser funktioniert, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Bei mir hat es nicht funktioniert. Das liegt daran, dass für mich der Punkt immer das Ende einer Aussage anzeigt. Danach folgt ein neuer Satz. So lautet die Regel. Punkte sind darum ungeeignet, um eine Aussage mittendrin zu betonen. Wenn die Worte vor dem Punkt und die nach dem Punkt zusammen einen einfachen und vollständigen Satz ergeben, dann empfinde ich den Punkt dazwischen als regelwidrig.

Wünsche noch einen schönen Tag.
Gruss teoma

 

Entschuldigt, dass ich mich einmische, aber dazu möchte ich gerne etwas beitragen:

Punkte sind darum ungeeignet, um eine Aussage mittendrin zu betonen. Wenn die Worte vor dem Punkt und die nach dem Punkt zusammen einen einfachen und vollständigen Satz ergeben, dann empfinde ich den Punkt dazwischen als regelwidrig.
Interpunktionszeichen kommen mMn deutlich mehr Bedeutung zu, als sich nur der Syntax bzw. Grammatik im Allgemeinen zu unterwerfen. Du deutest es ja auch an, teoma, sie tragen auch maßgeblich zur Sprachmelodie bei; Tonfall, Atempausen.
So auch der Punkt. Zudem - by the way - wird er auch für Abkürzungen oder Gliederungen genutzt.
Ich meine, dass es - zumindest in meinen Augen - durchaus legitim ist, ja, wünschenswert zuweilen, den Sinn der Interpunktionszeichen auch künstlerisch auslegen, verwenden zu dürfen, wenn dahinter eine klare Absicht erkennbar ist.

Exemplarisch, um zu verdeutlichen, wie ich das meine, kannst du dir ja mal Ricks Text ansehen: Zeit. Die.

Bei Flieges Text erkenne ich auch Absicht dahinter, weshalb mir grammatikalische Unsauberkeiten herzlich am A... vorbeigehen. Es steckt für mich sogar eine Aussage in den verwendeten Satzzeichen. Und das finde ich äußerst geschickt von ihr.

So viel mal von mir


Gruß


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey hell,

Entschuldigt, dass ich mich einmische, aber dazu möchte ich gerne etwas beitragen:

Ich bin Dir sehr dankbar dafür, und ich schließe mich voll und ganz deinen Ausführungen an.

Es steckt für mich sogar eine Aussage in den verwendeten Satzzeichen.

Für mich auch. Jedenfalls war das schon bewusst von mir gemacht und nicht aus einer Modelaune heraus. Das es auch auf Ablehnung stoßen kann, ist das Risiko, was ich aber eingehe und in Kauf nehme.

Danke für deine Worte.

Hey teoma,


Denke, dass Geschichten, bei denen man weiss, wie sie ausgehen, auch spannend sein können. Die Frage der Geschichte lautet dann nicht, wie endet die Sache, sondern, wie verlief sie bis das bekannte Ende erreicht wurde.

Dir steht das ganze Forum offen, von mir aus auch die Weltliteratur. Zitiere mir nur eine einzige Rückblende, die wirklich Spannung aufbaut, vorausgesetzt sie ist episch nicht so breit angelegt, dass der Leser nach xx Seiten "vergessen" hat, es handelt sich um eine Rückblende.

Ich hätte eben "gerne" gesehen, wie sie resigniert. Wenn das die Geschichte einer Resignation sein soll, dann zeige den besagten Vorgang.

Nina macht Schluss. Sie kämpft nicht um Max, obwohl sie ihn sehr gern hat. Ich nenne das Resignation.

Sie ist frigid, oder? Wir könnten auch sagen: Sie ist lustlos. – Lust ist ein Gefühl. Ergo empfindet sie eine Gefühlsleere. Jedenfalls schreibst du, dass sie Leere spürt.

Aber Nina ist aber auch verliebt. Verliebt ist auch ein Gefühl, also doch keine Gefühlsleere. Okay, beim Sex spürt sie nichts. Da fehlt jegliches Gefühl, in diesen Minuten spürt sie diese Leere, in der restlichen Zeit aller Tage tickt sie ganz normal. Und wenn Sex keinen Spaß bringt, ist man da wahrscheinlich nicht so wild drauf, will das schnell hinter sich bringen, was übel für den Partner ist und von daher über kurz oder lang ein Beziehungskiller.

Ich bin verwirrt. Wieso sollte sie, wenn ihr die Leere einerlei ist, mehr Kayla sein wollen?

Wieso ist es ihr einerlei? Sie leidet wie Hulle darunter, weil sie so alle Männer ziehen lassen muss, in die sie verliebt ist. Sie würde schon gern Freude am Sex haben, daher auch noch mal der Versuch mit Max.

Aber du sagst sinngemäss: Sie lügt ohne Not.

Sag ich das? Ne, sag ich nicht.

Auch da dachte ich, dass sie die Leere nur noch einmal ertragen will, weil sie diese quält.

In der Hoffnung, diese Leere eben nicht zu empfinden.

Aber danach, Gott bewahre, will sie diese Leere und das damit verbundene Ungemach aus Lügen, Furcht und Pein nie mehr auf sich nehmen. Du aber sagst, dass sie nicht leidet.

Sag ich nicht. Sie will diese Leere nicht. Sie ist verliebt, und sie will von den Typen nicht mehr verlassen werden, weil es mit dem Sex so gar nicht stimmt, sie um das Ende der Beziehung weiß. Sie will nicht, dass ihr wer das Herz bricht, und die Trennung schmerzt. Je schneller das Ende, je kürzer der Schmerz - nach diesem Motto schickt sie Max die SMS. Das hat aber nichts mit Lügen zu tun. Und ja verdammt, sie leidet wie Hund dabei. Das ist doch ihr Problem. Wenn man verliebt ist, will man doch bei dem Menschen bleiben, und nicht ihn verlassen ...

Du sagst hingegen auch, dass es die Geschichte einer Resignation sei. Wobei hat sie resigniert?

Vor sich selbst. Sie gibt sich überhaupt keine Chance mehr auf eine Beziehung, weil sie jeder Beziehung von Anfang an das Ende unterstellt. Wahrscheinlich hat sie damit auch zu (keine Ahnung) 95 % recht, aber die Minichance, die vermasselt sie sich so eben auch.

Irgendwann hat sie also doch gegen ihre Leere angekämpft, sonst könnte da auch keine Resignation sein.

Ja, sie war mit Nico zusammen und mit Ivo. Beide haben sie verlassen, sie ist bis heute nicht richtig drüber weg.

Vielleicht reden wir auch aneinander vorbei. Ich muss sagen, ich versteh manchmal nicht wirklich, was Du mir sagen willst, ich kann mir vorstellen, meine Antworten wirken ähnlich auf dich. Irgendwo in der Geschichte gehen wir im Verständnis auseinander, ich weiß nicht wo. Ich stifte Verwirrung, das können wir auf jeden Fall festhalten und uns einig sein.
Was ich deshalb aus dem Text und all den Kommentaren auf jeden Fall mitnehme; wenn ich ein Tabuthema anfasse, kann ich nicht darauf setzen, dass die Leser auf "Erfahrung" zurückgreifen. Und Tabu ist es ja, weil keine Sau drüber spricht, es im Alltag praktisch nicht präsent ist, und nicht, weil es verboten wäre. Klar hat man (vielleicht) davon gehört, aber es geht eben keine Lampe im Hirn an, die sagt, ah ja, asexuell, alles klar. Und dann dürfen die Lücken, die der Leser sonst selbst füllt nicht so groß sein. Am Ende will ich aber auch keine Aufklärunsgeschichte schreiben. Mir reicht unterm Strich, wenn sich für den Leser ergibt - ah, keine Lust beim Sex, ja ist schwierig mit ihr in einer Beziehung. Und da dies in einigen Kommentaren durchkommt, bin ich soweit auch ganz glücklich mit dem Text. Weiß nicht, vielleicht fasse ich ihn irgendwann noch mal an, aber gerade habe ich andere Projekte, die meine Schreiblust auf sich ziehen.

Danke für deinen zweiten Kommentar. Ich lese ihn sicher noch öfter. Vielleicht finde ich ja den gordischen Knoten noch ;).

Euch beiden einen schönen Abend!
Beste Grüße, Fliege

 

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