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Wie Leo der Queen in den Bobbes tritt
25.06.15; 9:00 Uhr Frankfurt-Sossenheim
„Ich fahre heute in die Stadt. Emma hat gesagt, die Königin kommt und die sieht man nur einmal im Leben. Ein Jahrhundertereignis, eine echte Königin.“
„Königin? Mir hawwe kaa Königin. Und schon gar net in Frankfurt. Mir sin Demokrate.“
„Leo, Mann oh Mann, du bekommst aber auch nichts mit. Seit Tagen kommt das jetzt schon im Fernsehen. Elisabeth, die Königin von England.“
„Monarschie hawwe mir nur bei de Fastnacht. Und des is aach kaa Königin, des is e Prinzessin, un haaßt Catharina-Sophie, is e siehß Schnecksche.“
„Leo!“
„Is ja schon gut. Du musst mer net glei de Buckel wesche desdewesche. Isch hob Fußball geguckt, da vergisst mer als emol die Zeit. Ja, isch kenn die alt Ladern. Dass die noch lebt.“
„Wir fahren hin. Du kannst ruhig mitkommen. Ich will nicht alleine fahren.“
„Nur, wenn des in de Commerzbank-Arena is.“
„Das ist natürlich in der Stadt.“
„Naa, da werd kaan Schuh draus.“
„Los, bitte Leo. Du hast mir versprochen, dass wir mehr unternehmen.“
„Fußball spiele könne die aach net. Nur Schlabbekicker. Hawwe die überhaupt en Monarsche-Club? Wie haaßt en der? Chelsea oder Arsenal?“
„Weiß ich doch nicht. Real Madrid ? Ich zieh Pumps und Kleid an. “
„Pumps. Mach kaa Ferz. Da fliegst du nur widder uff die Brezzel. Bei der aal Dunsel könntst du nackisch geh, die sieht dich eh ned, un wenn, die hot aach des Aweite net erfunne. Isch geh dusche.“
25.06.15; 10:30 Uhr S1-Richtung Hauptbahnhof
„Heidrun, isch seh aus wie e uffgeplatzt Werschtsche. Stoffhose un Hemd. Des krie isch net gebacke. Isch komm mer vor wie bei deim Onkel uff em Lerschesberg.“
„Der Kurt lädt uns nicht mehr ein seit damals.“
„Der het uns des Geld ruhisch gebbe könne. Geizischer Babbsagg.“
„Du hast ihn angeschrien.“
„So isses aach widder net. Des war e wohlgesetz Red. Gut, isch hätt en nett stumpe müsse. Awwer des aane sach isch dir. Sei Geld hot der aach nur vom Leut bedubbe. Un uns will er nix abgebbe.“
„Du hättest ihn nur nicht beschimpfen müssen. Wir steigen am Hauptbahnhof aus und laufen dann zum Römer.“
25.06.15; 11:30 Uhr Römer
„Komm Leo, wir stellen uns an den Brunnen, da sehen wir den Balkon am besten.“
„Also e bissi is es werklisch wie beim Zuch. Nur die Kamelle fehle.“
„Wir stehen uns direkt an die Absperrung. Von da aus sehen wir die Queen.“
„Die hat doch immer so Hüt uff.“
„Ich würde sie gern mit Krone sehen.“
„Des krieje mer schon hie. Misch nervt des ganze Gelerrsch nur, was da vor mer steht. Isch waaß gar net, was des soll. Und wie lang müsse mer noch warte? “
„Das ist wie beim Zug. Irgendwann laufen se.“
25.06.15; 12:40 Uhr Römer
„Da kommen sie. Wow, was für ein Kleid: blau, hell und dunkel. Die läuft ganz nah an uns vorbei. Schau mal, die hat eine schöne, weiße Stoffrose am Ärmel. So eine hätte ich auch gerne. Du schenkst mir nie Blumen, Leo.“
„Wie beim Zuch. Nur viel mehr Hannebambel schdrunze rum, un all mit so scheiß Sonnebrille. Un was macht der Pfarrer dadebei?“
„Leo,der war früher Pfarrer, jetzt ist er unser Bundespräsident.“
„Pfarrer bleibt Pfarrer. Un überhaupt. Nur aale Leud. Awer wart, isch hol dir die Blum von der aal Frau."
„Leo!“
25.06.15; 13:30 Uhr Polizeiwache Frankfurt Römer
„Herr Niklas. Was hat Sie dazu veranlasst die Barriere zu überwinden und sich der Königin zu nähern?“
„Isch wollt die Blum hole. Für mei Schnuggelsche.“
„Welche Blume?“
„Die Blum von der aal Frau.“
„Sie wissen schon, dass man die Königin nicht anfassen darf, Herr Niklas. Und die Absperrung haben sie auch überwunden.“
„Ei, wie sonst hätt isch dann die Blum hole solle? Des is eh net mei Monarschin. Un dass mer die net anfasse derf. Demokratisch is des net.“
„Sie werden eine Anzeige bekommen, Herr Niklas.“
„Kann mer so mache, aber mer kanns aach annerster mache, muss mer awwer net. Isch bin eh nur an an die Blum rangekomme. Des Schnibbelsche Stoff.“
„Schildern sie uns bitte den Hergang, Herr Niklas.“
„Ei, isch mach mich üwer des Gelerrsch. Isch kam mer vor wie en Heuhüpper. Die aal Frau hab isch ja schon von weitem gesehe. Dann renn isch los, direkt uff se zu, der Hannebambel mit der Sonnebrill hinner mir her, aber der fliegt glei uff die Banatzel. Dann bin isch da und reiß an dem blaue Kleid von der aal Frau, die hot gezabbelt wie en narrisches Hinkel, un alles weger meiner Heidrun. Hinner der aal Frau war so en Zorngickel, isch glaub, des war ihr Mann, der zerrt an mir und isch fall nach vorn un direkt mit meim Kopp der aal Frau in de Bobbes. Dann lieg isch uff em Bode, der Zorngickel über mir und die annern Hannebambel auch. Dann verschnürt ihr misch und isch komm hierher. Wenigstens des Schnibbelsche Stoff hab ich. Wo issen des Heidrun?"
„Mm, na ja. Der Prinz hat gesagt, dass er dachte, sie wären ein Terrorist und die Sicherheitsleute hätten versagt. Der Prinz war sehr wütend. Gibt großen Ärger für Deutschland und nur wegen ihnen, Herr Niklas.“
„So isses jetzt aach widder net.“
„Ich muss noch die Paragraphen raussuchen. Störung der öffentlichen Ordnung. Das ganz bestimmt. Dann haben sie die Queen berührt. Das ist mindestens Majestätsbeleidigung und führt zu diplomatischen Verwicklungen. Der Präsident wird sich entschuldigen müssen. Wissen sie überhaupt, was sie angerichtet haben?“
„Ei, so en Bobbestritt aus Versehen. Die solle net so uffmucke. Isch muss zu meiner Heidrun, isch kann ihr nur e Stoffschnibbelsche bringe. Des macht misch ganz ferdisch.“
25.06.14; 17:00 Uhr Frankfurt-Sossenheim
„Eischendlisch en schöne Tach, Heidrun.“
„Ja, Leo.“
„Gefällt dir die Stoffblum, Heidrun?“
„Ja, Leo. Aber das mit dem Tritt, das war schon unhöflich. Du hast der Königin in den Arsch getreten.“
„Erst hat se bissi bedebbert geguckt, awer dann war se doch ganz goldisch. Is halt aach nur so e Knoddelsche, die Elisabeth. Un Bobbes is Bobbes. Demokratisch oder net. Nur ihr Mann hat e Maul gemacht wie e Scheunetor. Un du hast die Blum un ferdisch."