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Wie in den Filmen

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30.03.2011
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Wie in den Filmen

Sei doch still, sonst sehen sie uns noch!“
„Entschuldige“, murmelte Paul seinem großen Bruder zu.
„Komm mit, aber sei leise.“
Frank kroch dicht an den Boden gedrückt ein paar Meter weiter nach vorne. Jetzt konnte er besser durch die Hecke sehen, hinter der sie sich versteckt hatten.
„Was sind das für Leute, Frank?“
„Ich weiß nicht, und jetzt sei still, bin gespannt, was die hier machen.“
Vier Männer stiegen aus einem schwarzen Mercedes.
Er hatte vermutet, dass sie dunkle Anzüge und Sonnenbrillen trugen, wie die Gangster aus den Filmen, die er manchmal sah, doch zu seiner Überraschung trug keiner von ihnen einen schwarzen Anzug. Stattdessen hatten sie alltägliche Kleidung an und wirkten wenig bedrohlich.
Immerhin saß dem einen eine Sonnenbrille auf der Nase.
Sie sprachen miteinander.
Dann trennten sie sich. Jeder in eine andere Richtung.
Frank sah seinem Bruder streng ins Gesicht und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen.
Dann drückte er sich noch dichter an den Boden und Paul folgte seinem Beispiel.
Einer der Männer war jetzt ganz nahe. Sie konnten seine Schritte bereits hören.
„Wenn er uns entdeckt, rennst du so schnell du kannst nach Hause, hier stimmt irgendwas nicht“, flüsterte Frank seinem Bruder zu.
Plötzlich erklang eine Stimme hinter dem Mann: „Komm, hier ist niemand.“
Der Mann drehte sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
Sie hatten Glück gehabt. Noch einen Schritt weiter, und er hätte sie vielleicht entdeckt.
Als er weit genug entfernt war, trauten sich die beiden endlich wieder Luft zu holen.
Sein Bruder sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an.
Frank versuchte, aufmunternd zu lächeln, und tat so, als wische er sich den Schweiß von der Stirn.
Die Fremden standen wieder dicht beieinander.
Der größte von ihnen öffnete die Hintertür des Wagens und hatte gleich darauf zwei Schaufeln in den Händen.
Er gab die zweite einem seiner Kollegen, dann liefen sie ein paar Meter den Sandhügel hinauf, vor dem sie geparkt hatten.
In diesem Moment wurde Frank klar, dass sie gleich etwas sehen würden, das nicht für ihre Augen bestimmt war.
Er sah seinen Bruder an, der wie gebannt die Szene durch die Hecke beobachtete.
Vielleicht konnten sie noch abhauen? Ihre Fahrräder standen günstig. Sie hatten sie heute ausnahmsweise nicht kurz nach der Schranke, sondern auf der gegenüberliegenden Seite der alten Deponie in die Hecken geschmissen. Aber sie könnten erwischt werden. Paul könnte unvorsichtig sein und auf einen Stock treten oder ausrutschen und den Abhang hinunterschlittern. Man würde sie hören. Also hielt Frank es für das beste, ruhig liegenzubleiben und abzuwarten.
Warum musste so etwas auch heute passieren? Die Deponie war seit mehr als einem Jahr geschlossen, genau genommen, seit der alte Herbert tot in seinem kleinen Wärterhäuschen gefunden worden war. Im Nachhinein wollte niemand die weit abgelegene Mülldeponie übernehmen, und der Laden wurde geschlossen. Frank und sein Bruder kamen erst seit ein paar Wochen zum Spielen hierher. Mussten diese Typen also genau heute erscheinen?

Die Männer hatten schnell gearbeitet, denn das Loch schien schon tief genug zu sein.
Der Große stand bereits bis zu den Knien darin.
Ein Vogel zwitscherte plötzlich unverschämt laut über Franks Kopf.
„Psst, hau ab!“, flüsterte er. „Verzieh dich!“
Einer der Männer blickte kurz in ihre Richtung, drehte sich aber wieder um, da die anderen drei nun um den geöffneten Kofferraum des Mercedes standen.
Der Leinensack, den sie daraus emporhoben, schien zu leben.
Die drei hatten alle Mühe, ihn zu halten, und schließlich fiel er ihnen zu Boden.
Frank konnte sie lachen hören. Dann hoben sie ihn wieder auf und trugen ihn zu der Grube.
An dessen Kante legten sie nun den Sack ab, und einer von ihnen schien etwas zu sagen.
Dann rollten sie den Sack über die Kante, und in wenigen Augenblicken war das Loch mit Sand gefüllt.
Noch einmal sahen sich die Männer um und stiegen dann in das Fahrzeug.

„Gehen wir jetzt?“, sagte Paul, als das Auto schon eine Weile nicht mehr zu sehen war. Frank sah seinem Bruder an, dass er sich äußerst unwohl fühlte.
„Hey, sie sind weg. Ich glaub nicht, dass die so bald wiederkommen. Bleib du hier, ich schau mir das mal an.“
Er schenkte Paul noch einmal ein Lächeln und trat hinter der Hecke hervor.
Ein verrostetes Auto bot ihm zunächst noch etwas Deckung, wollte er aber den Sandhügel erreichen, so musste er völlig schutzlos in offenes Gelände laufen.
Als er vor dem Hügel stand, zeigte sich, dass seine Vorsichtsmaßnahmen unnötig gewesen waren. Weit und breit war niemand zu sehen. Auch auf der langen geraden Straße war kein Auto zu erkennen. Schon gar kein schwarzes.
Jetzt konnte er sich auf den Sand konzentrieren. Besser gesagt auf das, was darin vergraben lag.
Es war noch keine fünf Minuten her, dass die Männer diesen Ort verlassen hatten.
Wenn das ein Mensch gewesen war, den sie dort vergraben hatten, so war es möglich, dass er noch am Leben war. Wie zur Bestätigung kam plötzlich der Sand vor ihm ins Rutschen. Fast wie bei einer Schneelawine in Miniaturformat löste sich eine kleine Schicht Sand und landete auf seinen Schuhen. Das war sein Zeichen.

Der Sand war noch locker und ließ sich mit den Händen problemlos zur Seite schieben. Immer tiefer gruben sich Franks Hände in den Boden.
Auf einmal berührten seine Hände das erste Mal den Leinensack. Es fühlte sich komisch an.
Vielleicht hatte er soeben eine Leiche berührt. Eine kaum sichtbare Bewegung ging durch das Stück Sack. Sand begann nachzurutschen. Er oder sie lebte noch.
Frank musste das Loch vergrößern, oder die Person würde ersticken. Ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebte. Immer schneller grub er jetzt um den Sack herum. Er hatte ihn nochmals berührt, und so glaubte er, ein Bein gespürt zu haben. Also hatte er sich auf die andere Seite konzentriert, um zuerst den Kopf freizubekommen. Der Sand war etwas weiter unten zwar härter und mit bloßen Händen schwerer zu entfernen, aber wenigsten rutschte er so nicht nach.
Keuchend kniete Frank nun vor der Grube, die er ausgehoben hatte. Er hatte eine Meisterleistung vollbracht und den Leinensack fast vollständig freigelegt. Wie lange hatte er dafür gebraucht? Frank konnte es nicht sagen. Fünf, vielleicht zehn Minuten?
Der Sack bewegte sich plötzlich, und ein Stöhnen war zu hören. Frank sah sich um. Was sollte er jetzt tun? Die Polizei rufen? Seine Eltern?
Wieder eine Bewegung, diesmal etwas kräftiger. Ein Husten. Es musste ein Mann sein.
Dort, wo der Sack etwas nach oben stand, stach Frank jetzt vorsichtig mit seinem Taschenmesser durch den Stoff. Er schuf eine kleine Öffnung, in die er hineingreifen konnte.
Mit einem Ruck riss er den Stoff auseinander.
Zuerst meinte Frank, einen einäugigen Zombie zu sehen, der den Mund schon weit aufgerissen hatte, um ihn zu beißen. Dann klärte sich sein Blick, und Frank erkannte das dick geschwollene blaue Auge, welches er ursprünglich für eine leere Augenhöhle gehalten hatte. Der aufgerissene Schlund war nichts weiter als schwarzes Klebeband, das dem Fremden um den Mund gewickelt war.
Er hatte überall kleine Schürfwunden im Gesicht und sah furchtbar aus. Die Miene des Fremden veränderte sich. Sie ging von Benommenheit zu Panik über, als er feststellte, dass er sich in einer Grube befand. Sein gefesselter Körper strampelte wild in dem Sack.
„Hey, bleiben Sie ruhig, Mann“, sagte Frank zu ihm. „Die Typen sind fort.“
Erst jetzt fixierte der einäugige Blick des Mannes Franks Gesicht. Er hörte auf zu strampeln, und der panische wich einem verwirrten, fast schon dümmlichen Gesichtsausdruck.
„Wer ist der Mann?“, sagte eine Stimme hinter ihnen.
Frank und der Fremde zuckten zusammen.
„Mann, Paul, musst du mich so erschrecken? Ich hab doch gesagt, du sollst auf mich warten.“
„Du warst so lang weg, und ich wollte dir helfen.“
„Ist jetzt auch egal. Wenn du schon hier bist, halt Ausschau nach dem Wagen und warne mich sofort, wenn er wiederkommt.“

Frank wendete sich wieder dem Fremden zu.
„Wer sind Sie, warum hat man Sie lebendig begraben?“, wollte er wissen.
Der Mann antwortete nicht, sondern legte den Kopf schief.
Frank glaubte in dem einen Auge einen spöttischen Blick zu erkennen.
Dann wurde ihm klar, warum.
„Oh, Sie haben recht.“
Mit einer schnellen Bewegung zog er dem Unbekannten das Klebeband vom Mund.
„Gottverdammt, du hast mir die halbe Lippe mit abgerissen!“
„Sorry, tut mir leid.“
„Halb so wild. Schnell, binde mich los, Kleiner.“
Seine Stimme klang rau und kratzig, als habe er Tage nichts getrunken.
Vielleicht hatte er auch nur eine Menge Sand geschluckt. Der Mann hatte jetzt die Arme, soweit es ihm möglich war, aus dem Sack gehoben.
„Ich will zuerst wissen, wer Sie sind, wer die anderen Männer waren und warum man Sie lebendig begraben hat.“
„Will ich auch wissen“, sagte Paul von hinten.
„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst aufpassen, dass keiner kommt?“, sagte Frank, der sich jetzt aus dem Loch erhoben hatte und Paul böse ansah.
„Ich will aber auch wissen, wer der Mann ist.“
„Ich bin aber dein großer Bruder, und du musst machen, was …“
„Hey, Kinder“, unterbrach ihn der Fremde, „ihr sollt beide erfahren, wer ich bin und warum ich hier drinnen liege, aber nur, wenn ihr jetzt aufhört zu streiten und mich endlich losbindet.“
„Erst erzählen Sie ihre Geschichte!“, sagte Frank in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.
„Von einer Folter in die nächste“, murmelte der Fremde grimmig.
„Also gut, ihr sollt eure Geschichte bekommen. Aber zieht mir erst einmal diesen Sack vom Leib, ihr könnt mich ja gefesselt lassen, aber der Sack muss weg.“
Nachdem ihn Frank von dem Sack befreit hatte, konnte sich der Unbekannte mit dem Rücken an den Sand lehnen. Seine Klamotten waren zerrissen und passten perfekt zu seinem zerschundenen Gesicht.
„Ihr raucht nicht zufällig, Kinder, oder?“
Keiner antwortete.
„Nein? Ist auch ungesund.“
„Erzählen Sie“, drängte ihn Frank.
„Junge, du bist härter als diese Typen vorhin. Also gut. Mein Name ist …“
Er schien zu überlegen.
„Pierre Littbarski“, fuhr er fort.
„Das war ein Fußballer. Was Besseres ist ihnen nicht eingefallen?“, sagte Frank trocken.
„Wenn Sie uns belügen wollen, bleiben Sie gefesselt.“
„Scheiße“, fluchte der Mann, „von einer Scheiße in die nächste.“ Er atmete heftig, beruhigte sich aber sofort wieder.
„Okay, okay, ihr bekommt die Wahrheit. Verdammt, Junge, du solltest bei denen anfangen, die brauchen so Leute wie dich.“
Er räusperte sich und begann: „Also, ich heiße Tim, von meinem Nachnamen habt ihr nichts, also einfach nur Tim. Ich bin ein Dieb, und ich habe etwas geklaut, was diese Typen haben wollen.“
„Was denn?“, wollte Paul wissen.
„Einen Stein, einen sehr teuren Stein.“
„Einen Diamanten“, stellte Frank fest.
„Richtig, aber keinen normalen Diamanten, sondern den Centenary.“
Stolz schwang in Tims Stimme mit, als er davon erzählte.
„Das ist einer der Größten, müsst ihr wissen."
„Wie haben Sie das geschafft, er muss doch sicherlich wahnsinnig bewacht worden sein.“
„Natürlich war er das. Hier kommen diese Typen ins Spiel. Sie haben ihre Beziehungen spielen lassen und die Leute bestochen, die das Alarmsystem entwickelt hatten. Irgendeiner von denen ist mit einem Entwickler verwandt. Jedenfalls, mit den Plänen in der Hand war es um einiges leichter, den Centenary zu stehlen. Jeder von uns sollte die Hälfte bekommen. In der Nacht vor dem Bruch habe ich aber zwei von den Typen belauschen können. Wisst ihr, ich kann sehr leise sein. Die zwei sprachen darüber, mich nach dem Deal loszuwerden, und du kannst dir sicher vorstellen, was das bedeutet.“
Vielsagend sah er sich in der Grube um, in der sie saßen.
„Also beschloss ich, die Typen ebenfalls zu verarschen. Ich bin schon länger in dem Geschäft, Kinder, hab eine Menge Dinger gedreht und fast alles wieder verloren, aber diesmal wollte ich den Spieß umdrehen. Mein letzter großer Coup. Nach dem Bruch bin ich nicht zu dem vereinbarten Treffpunkt gekommen, sondern hab mich umgehend aus dem Staub gemacht. Ich kenne solche Typen gut genug und weiß, wie sie in solch einem Fall vorgehen. Sie besuchen dich, und wenn sie dich nicht finden, räumen sie deine Bude um. Ich hab also ein gut gemachtes Imitat so versteckt, dass sie suchen mussten, die Fälschung aber finden würden. Das sollte mir ein wenig Zeit verschaffen.
Und dann hab ich einen Fehler gemacht. Ich hab sie unterschätzt. Ich hatte gedacht, mit dem Stein in der Hand ließen sie mich ziehen. Bis sie dann gemerkt hätten, dass es eine Fälschung ist, wäre ich schon längst über alle Berge. Aber die Typen wollten alle Spuren verwischen. Und dazu gehörte vor allen Dingen ich. Am Flughafen haben sie mich gefunden. Mein Flug hatte Verspätung. Diese Verspätung hätte mich fast das Leben gekostet.“
„Man sollte die Mafia nie unterschätzen“, sagte Frank.
„Mafia?“ Tim lachte abgehackt. „Du hast wohl zu viele Filme geschaut, Kleiner. Die sind nicht von der Mafia. Wären sie bestimmt gern. Richard, der Mafiaboss. Nein, das sind keine Profis. Die Mafia hätte mich bestimmt nicht am helllichten Tag hierhergebracht und lebendig begraben. Die hätten mich auch nicht so schnell loswerden wollen wie diese Typen. Sie hätten gewartet, bis sie sich sicher gewesen wären, den echten Stein in den Händen zu halten. Die Witzfiguren von vorhin hatten es viel zu eilig, mich loszuwerden. Habt ihr das Auto gesehen, mit dem sie mich hergebracht haben? Den schwarzen Mercedes?“
Frank nickte. „Ja, schickes Ding.“
„Es würde mich nicht wundern, wenn sie die Karre schon ein paar Tage vor meinem Bruch legal gekauft haben. Die wollten den großen Reibach machen und haben es kaum erwarten können, ihr Geld auszugeben. Vollidioten.“
„Naja, so blöd können sie ja dann doch nicht sein, Sie liegen hier in der Grube, nicht die.“
Tim sah ihn mit einem Funkeln in den Augen an, sagte aber nichts darauf.
„Also haben sie den echten Stein nicht gefunden?“, wollte Frank wissen.
„Nein, sie dachten ja, sie hätten ihn bereits.“
„Das heißt, Sie haben ihn noch?“
„Bind mich jetzt los, ihr habt meine Geschichte gehört“, sagte Tim jetzt etwas gereizt.
„Haben Sie ihn noch?“, beharrte Frank.
„Ja, ich habe ihn noch. Und jetzt bind mich endlich los, verdammt!“
„Ich will ihn sehen.“
„Ich auch!“, rief Paul vom Rand der Grube.
„Was seid ihr eigentlich für Kinder?“ Tim warf den Kopf in den Nacken und etwas Sand rutschte auf seinen Kopf. „Scheiße!“
„Bind mich los, dann zeig ich ihn euch.“
„Sagen Sie mir, wo er ist, dann hol ich ihn.“
Tim lächelte.
„Du bist echt gut, Kleiner. Wie heißt ihr eigentlich?“
„Ich bin Paul, und das ist mein großer Bruder Frank“ antwortete Paul wie aus der Pistole geschossen.
„Also, Frank, ich kann ihn euch nicht zeigen, weil ich ihn nicht am Körper trage.“
„Sie haben ihn irgendwo versteckt? Vergraben vielleicht?“
Tim schüttelte langsam den Kopf.
„Das wäre ja schön blöd. Ich mach mich aus dem Staub und lass den Diamanten irgendwo vergraben zurück.“
„Vielleicht wollten Sie einfach nur Gras über die Sache wachsen lassen.“
„Die Typen hätten mich ewig gejagt. Die hätten freudig auf meine Rückkehr gewartet. Alles zu gefährlich.“
„Das versteh ich nicht. Sie können ihn uns nicht zeigen, haben ihn aber nirgends vergraben oder versteckt?“
„Komm schon, jetzt enttäuscht du mich aber. Was glaubst du, wie ich ihn durch den Zoll bringen wollte?“, sagte Tim nun spöttisch.
„Sie haben ihn verschluckt?“
„Bingo!“
„Und was, glauben Sie, werden diese Typen machen, wenn sie merken, dass ihr Stein nur eine Fälschung ist?“
„Dann kommen sie zurück und buddeln mich wieder aus.“
„Dann sollten Sie machen, dass Sie hier fortkommen.“
„Das werde ich, wenn du mich endlich losbindest. Ich habe die Wahrheit erzählt. Wir haben einen Deal, Frank“, erinnerte ihn Tim.
„Paul, wenn er mich angreift, lauf zu deinem Fahrrad und hol die Polizei.“
„Okay, Frank.“
Er sah Tim noch einmal abschätzend an, dann zerschnitt Frank vorsichtig zuerst die Stricke an den Beinen und dann die um Tims Hände.
Schnell sprang er aus der Grube und blickte Tim von deren Rand aus an.
„Danke, Frank. Hab schon gedacht, die fallen gleich ab.“ Er rieb sich die Hände und klatschte zweimal laut.
„Muss das Blut wieder zum Fließen bringen“, sagte er mit einem schiefen Lächeln an Paul gewandt.
Er versuchte aufzustehen, fiel aber gleich wieder zurück. „Auch in den Beinen.“
Nach ein paar Minuten, in denen er abwechselnd Hände und Beine massierte hatte, schaffte es Tim endlich, aufzustehen, stand aber noch immer in der Grube.
„Mann, wo bin ich denn hier gelandet. Das ist ja ein Schrottplatz“, sagte er angewidert, während er sich umsah.
„Komm, hilf mir rauf.“
Er streckte Frank die Hand entgegen und dieser griff danach.
Tim wuchtete sich aus der Grube und zog Frank dafür in das Sandloch.
Frank hatte nicht einmal Zeit zu schreien. Er landete auf dem weichen Sand und blickte entgeistert zu Tim hinauf.
„Jetzt weißt du, wie sich das anfühlt, in der Grube zu liegen. Und jetzt komm.“
Nun streckte Tim Frank die Hand entgegen.

Als Frank neben Tim stand, wischte er sich schnell die Tränen aus den Augenwinkeln, die ihm in der Sekunde in die Augen geschossen waren, als er gedacht hatte, Tim würde ihn bei lebendigem Leib begraben.
„Hey, Kleiner, alles in Ordnung!“, rief Tim Paul hinterher.
Als Paul gesehen hatte, wie Frank in die Grube fiel, war er augenblicklich losgerannt.
Paul drehte sich um und blieb stehen, als er Frank wieder neben Tim stehen sah.
„Ja, ja, alles in Ordnung, kannst zurück kommen“, rief jetzt auch Frank in Pauls Richtung.
Er drehte um und lief langsam, aber sichtlich beruhigt, zu den beiden zurück.
„Sie sehen schrecklich aus“, sagte Frank zu Tim, der sich wieder auf den Boden gesetzt hatte.
„Und so fühle ich mich auch.“
Er betastete vorsichtig die Schwellung um sein rechtes Auge.
„So kann ich mich nirgends sehen lassen. Ich bin auffälliger als ein bunter Hund.
Nur so nebenbei, hat einer von euch was zum Trinken dabei? Ich hab das Gefühl, meine Zunge hat sich in Schmirgelpapier verwandelt."
„Paul, kannst du nach Hause fahren und etwas zu essen und zu trinken mitbringen?
„Ach, Mann“, sagte Paul mit traurigem Gesicht.
„Bitte, Paul. Hast was gut bei mir.“
„Darf ich dann mit der X Box spielen?“, rief Paul begeistert.
„Ja, darfst du.“
„Yeah!“
“Kennst du Papas alte Jacke, die im Keller hängt? Die mit den braunen Streifen, bring sie auch mit. Und Paul?“
„Ja?“
„Sag niemandem was hiervon. Wenn Mama fragt, sag einfach, wir haben Hunger bekommen.“
„Okay, bis später.“
Paul rannte zu seinem Fahrrad, und kurz darauf sahen sie ihn auf der langen Zufahrtsstraße immer kleiner werden.

„Danke. Wie lang wird er brauchen?“, wollte Tim wissen.
„Mindestens eine Stunde. Die Deponie ist ziemlich abgelegen.“
„Komm, lass uns von dem Loch verschwinden.“
Tim stand auf und lief humpelnd zu dem verrosteten Auto hinüber. Er ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder und schloss die Augen.
„Bist ein guter Bruder“, sagte er mit noch immer geschlossenen Augen.
„Hatte auch mal einen kleinen Bruder, war alles für mich. Ist bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Hat mir das Herz gebrochen.“
Frank antwortete nicht darauf.
„Wie alt bist du, Frank?“
„Dreizehn, naja, fast vierzehn. Hab in zwei Tagen Geburtstag.“
„Bist ein kluges Kerlchen. Wenn du mein Sohn wärst, würde ich dich zu einem Meisterdieb erziehen.“
Tim drehte den Kopf und sah ihn herausfordernd an.
„Ähm, nein danke“, antwortete Frank, obwohl die Vorstellung einen gewissen Reiz auf ihn ausübte, „ich bleib lieber ehrlich.“

Sie schwiegen eine ganze Weile, und Frank dachte schon, Tim wäre eingeschlafen.
Dann stand Tim plötzlich auf.
„Ich muss mal.“
Er lief um das Auto und verschwand hinter den Hecken. Frank beobachtete jeden seiner Schritte, bis er ihn nicht mehr sehen konnte.
Fünf Minuten später stand Tim wieder neben ihm.
„He, da kommt dein Bruder.“
Frank folgte Tims ausgestreckten Arm und sah in einiger Entfernung eine Person auf einem Fahrrad fahren. Noch konnte man nicht erkennen, ob es sich wirklich um Paul oder um eine andere Person handelte.
„Ich hab so einen Durst, das glaubst du gar nicht.
Ich hoffe er bringt ...“, Tim beendete den Satz nicht, denn ein schwarzes Auto erschien hinter dem Radfahrer.
„Scheiße! Hätte nicht gedacht, dass sie’s so schnell herausfinden.“
„Scheiße!“, stimmte Frank zu.
Der Wagen hielt neben dem Radfahrer, und Franks Herz setzte einen Schlag aus. Was würden sie machen? Sie konnten nicht wissen, dass Paul schon vorher dagewesen war, alles gesehen hatte und eine Gefahr für sie darstellte.
Dann fuhr der Wagen weiter und der Radfahrer in die entgegengesetzte Richtung.
Scheinbar hatten sie ihm nur zu verstehen gegeben, er solle umdrehen, und Paul, wenn er es denn war, aber wer sollte es denn sonst sein, war so schlau, den Rat zu befolgen.
„Wir müssen uns verstecken“, flüsterte Tim, obwohl das Auto noch ein gutes Stück entfernt war.
Sie liefen zwischen die Hecken, welche den Platz umgaben, und sahen sich nach einer guten Versteckmöglichkeit um. Tim entschied sich, hinter einem toten Baum Schutz zu suchen, der zusätzlich noch von einem dichten Gebüsch umwuchert war.
Als sich Frank neben ihn legte, fuhr ihn Tim an: „Nicht neben mich, du hast damit nichts zu tun, wenn sie mich entdecken, bist du auch dran. Verschwinde von hier, renn weg. Ich kann nicht, kann ja kaum laufen.“
Das war einleuchtend. Er war nur durch Zufall hier und diesen Zufall wollte er nicht mit dem Leben bezahlen. Frank hörte den Motor des Autos aufheulen, sie waren gleich da.
Er musste sich ebenfalls verstecken. Wenn sie jetzt ausstiegen und er sich durchs Unterholz kämpfte, würden sie ihn mit Sicherheit hören. Schnell lief er zu dem Gebüsch hinüber, hinter dem er und Paul die Männer zum ersten Mal beobachtet hatten.
Sein Herz schlug so laut in seiner Brust, dass er Angst hatte, es würde seine Position verraten.
Er konnte das Quietschen der Bremsen hören. Der Wagen hielt.
Noch hatte er sich nicht getraut, den Kopf zu heben. Er hörte die Türen schlagen und ihre Schritte. Erst jetzt blickte er auf.
Die Männer liefen zu dem Sandhügel und blieben davor stehen. Zuerst schien es so, als wären alle urplötzlich zu Salzsäulen erstarrt. Sie blickten regungslos in das Loch vor ihnen.
Einer der Männer löste sich aus seiner Erstarrung und bückte sich. Frank konnte erkennen, wie er nach den durchtrennten Stricken griff, sie kurz betrachtete und dann an seine drei Kumpane weiterreichte. Dann blickten alle vier plötzlich auf den Boden und schienen nach etwas zu suchen.
Sie wirkten nervös. Einer von ihnen stemmte die Arme in die Hüften, dabei rutschte sein Jackett ein Stück nach oben und Frank konnte die Waffe darunter erkennen.
Er war nicht einmal geschockt. Was hatte er denn anderes erwarten sollen? Natürlich hatten sie Waffen. Dann trennten sie sich. Jeder ging in eine andere Richtung. Schon wieder.
Mit einem Mal wurde Frank klar, was sie gesucht und letztendlich wohl auch gefunden hatten: Ihre Fußspuren.
Sie mussten sich überdeutlich auf dem Sand abzeichnen. Zum Glück endeten die Spuren, wo der Sandhügel auf den Schotterweg überging. Sie würden sie also nicht direkt zu ihm führen. Allerdings wussten sie jetzt, dass Tim nicht alleine aus seinem Grab gestiegen war, und natürlich mussten sie auch erkannt haben, dass es sich bei den Fußspuren um die von Kindern handelte.
Paul war neun und hatte Schuhgröße 36. Auch er hatte für sein Alter verhältnismäßig kleine Füße.
Mit Schrecken sah Frank einen der Männer in den Wagen steigen. Mit quietschenden Reifen fuhr er an und war verschwunden.
Dem Jungen hinterher, dem sie unterwegs begegnet waren, dachte Frank.
Frank betete, dass Paul bereits zu Hause war oder sich sehr gut versteckte.
Aber jetzt musste er sich erst einmal darauf konzentrieren, seine eigene Haut zu retten.
Einer der Fremden war seinem Versteck bereits gefährlich nahe.
Der Busch war zwar sehr dicht und verbarg fast seinen kompletten Körper, aber sobald man genauer hinsah, musste er entdeckt werden. Vielleicht hätte er sich ein besseres Versteck suchen sollen, jetzt war es zu spät. Der Mann ,der auf ihn zukam, hatte sich anscheinend auf die dichten Kronen der Bäume über ihm konzentriert. Er trug eine dunkle Kordhose und wirkte auf Frank nicht sonderlich intelligent. Sein Blick wanderte von Baum zu Baum. Wahrscheinlich dachte er, Kinder klettern gerne auf Bäume. Der Mann war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Sein Blick streifte kurz den Busch, in dem er sich versteckt hatte, und richtete sich dann wieder auf die Wipfel der Bäume.
Hatte er ihn bereits gesehen und tat jetzt nur so, als hätte er ihn nicht bemerkt? Vielleicht war er doch schlauer, als er aussah.
Franks Glieder verkrampften sich und ihm wurde übel. Er zitterte und hatte das Gefühl, seine Bewegungen übertragen sich auf den Busch. Der Mann stand jetzt direkt vor ihm. Wenn er jetzt die Hand ausstreckten würde, könnte er seine Fersen berühren.
Der Fremde sah wieder angestrengt in die Bäume, dabei trat er mit einem seiner Füße in den Busch. Genau auf Franks Fingerspitzen.
Er wollte schreien, wollte nach Hause, wollte zu seiner Mutter, doch irgendwie schaffte er es, nicht zu schreien.
Jemand anderes schrie für ihn. Dann erklang ein Schuss.
Der Fremde stieg endlich von seinen Fingerspitzen und rannte in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.
Frank betrachtete seine Finger. Zwei Nägel waren eingerissen und bluteten. Er steckte die Finger in den Mund und wartete, was weiter passieren würde.
Es war auf einmal beunruhigend still.
Aber nur für einen Moment, dann hörte er die Männer reden und das Rascheln von Blättern.
Er sah einen von ihnen aus dem Wald treten. Er blutete aus einer Wunde am Kopf und wankte gehörig. Kurz nach ihm erschienen die anderen zwei, in ihrer Mitte Tim. Sie hielten ihn unter den Achseln und trugen ihn mehr, als dass er ging. Auch er blutete. Die Wunde an seiner rechten Schulter sah verdächtig nach einer Schusswunde aus, auch wenn Frank zuvor noch nie eine gesehen hatte.
In der Nähe des verrosteten Autos ließen sie ihn fallen und lehnten ihn gegen einen alten Traktorreifen.
Frank konnte Tims schmerzverzerrtes Gesicht erkennen und bekam Schuldgefühle.
Vielleicht hatte Tim gesehen, wie nahe einer der Männer seinem Versteck gekommen war, und hatte deshalb mit Absicht auf sich aufmerksam gemacht. Um ihm zu helfen.
So, wie es aussah, hatte Tim einen sogar angegriffen.
Aber was sollte er tun? Er war dreizehn Jahre alt. Er hatte keine Waffe und besaß nicht einmal ein Handy, um Hilfe zu rufen, hatte es zuhause vergessen. Zum ersten Mal.
Das ist wie in einem billigen Hollywoodstreifen, dachte er, immer, wenn man die Dinger dringend braucht, ist entweder der Akku leer oder man hat keinen Empfang. Oder man vergisst es einfach mitzunehmen. Ebenso traute er sich nicht, aus seinem Versteck zu kriechen. Was, wenn sie ihn hören würden?
Die Männer standen mit dem Rücken zu ihm und hatten sich in einem Halbkreis um Tim aufgestellt. Sie versetzten ihm immer wieder Tritte in den Unterleib oder stießen ihn grob an, wenn Tim der Kopf zu weit auf die Brust gesunken war. Frank konnte sehen, dass er dabei war, das Bewusstsein zu verlieren.
Sie sprachen leise, weshalb Frank kaum etwas von ihren Fragen an ihn verstand.
Einmal hatte er aber bereits die Worte Kinder und Diamant herausgehört.
Der Wagen kam die Auffahrt hinaufgefahren und hielt vor dem Sandhügel. Der Fahrer stieg aus und kehrte zu den anderen zurück. Alleine.
Frank fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen, als dieser mit einem Kopfschütteln signalisierte, keinen Erfolg gehabt zu haben.
Jedoch zog sich kurz darauf sein Herz erneut zu einem pochenden Klumpen zusammen. Deutlich vernahm er die Worte des Mannes mit der Sonnenbrille: „Sucht weiter.“

Die Männer gingen auseinander, nur ihr Anführer und Tim blieben zurück. Jetzt musste er verschwinden, sonst war es eine Frage der Zeit, bis sie ihn entdecken würden. Frank konnte sehen, wie der Mann mit dem dümmlichen Gesichtsausdruck in das gegenüberliegende Waldstück schritt, der mit der blutenden Wunde lief zum hinteren Teil der Deponie. Der letzte von ihnen war soeben etwa zwanzig Meter von Franks Versteck entfernt in den schmalen Waldstreifen getreten.
Er machte sich nicht die Mühe, besonders leise zu sein. Er schüttelte die Büsche auf seiner Suche durch und schien jeden Stock durchzubrechen, auf den er trat.
Frank sah sich noch einmal um und huschte dann einen Baum weiter. Atemlos kauerte er sich hinter den Stamm und lauschte. Wie es sich anhörte, kam der Mann vorerst nicht in seine Richtung gelaufen. Er schlich zu einem Busch, wartete dort einen Moment und lief dann zum nächsten Baum. Bald würde er den Waldrand erreicht haben. Die Deponie war von unbebautem Land umgeben, das erst in einigen Kilometern Entfernung wieder bestellt wurde. Vom Waldrand aus wollte er in eines der angrenzenden Felder rennen und sich zwischen die hochgewachsenen Gräser werfen.
Wenn ihn keiner dabei beobachten würde, wäre er gerettet. Frank musste dann nur noch warten, bis das Auto wegfahren würde. Er wollte gerade weiter, als sein Schuh in etwas Weiches und Nachgiebiges trat. Ein unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase, und um ein Haar hätte er laut „Igitt“ gerufen.
Er war in Scheiße getreten. Der penetrante Geruch und die typische Farbe ließen keinen Zweifel daran.
Angewidert zog er seinen Schuh aus dem beträchtlichen Haufen.
Etwas fast Durchsichtiges funkelte ihn an. Es sah wie ein spitzer Eiswürfel aus.
Schnell sah er sich noch einmal um. Er hörte Büsche und Sträucher rascheln und entschied, dass der Mann noch ein gutes Stück von ihm entfernt war.
Frank griff nach einem kleinen Ast und beförderte mit dessen Hilfe seinen Fund aus der stinkenden Masse. Dann nahm er eines der unzähligen Baumblätter zur Hand und benutzte es als Handschuhersatz. Den Fund verstaute er in seiner Hosentasche.
Von dem Mann war weiter nichts zu sehen. Frank blickte sich nochmals um und schlich einen Baum weiter. Von seiner jetzigen Position aus konnte er Tim und den anderen nicht mehr sehen.
Was er allerdings gut erkennen konnte, war das alte Pförtnerhäuschen, welches den Eingang zur Deponie markierte. In seinem Schutz wollte Frank in das hohe Gras eintauchen, das in wenigen Metern Entfernung die Deponie umgab.
Durch das Häuschen war Frank zwar aus einer Richtung gedeckt, sahen die Männer aber gerade zufällig links und rechts von ihm aus dem Wald, könnten sie ihn entdecken. Aber es war besser als gar nichts.

Jetzt kam der Mann eindeutig in seine Richtung. Das Rascheln der Blätter war deutlich zu vernehmen. Frank sah hinter dem Baum hervor. Ganz vorsichtig, ermahnte er sich.
Frank trat auf einen Stock und dieser zerbrach. Er erstarrte. Der Mann war stehengeblieben und schien zu lauschen. Hatte er ihn gehört? Schnell wich Frank hinter den Baum zurück. Er musste schleunigst hier weg.
Was machten die Leute in den Filmen immer in solchen Situationen? Sie legten eine falsche Fährte. Frank nahm den Stock, auf den er soeben getreten war und schleuderte ihn mit voller Kraft links von dem Mann in den Wald.
Er hatte den Stock weit und hoch geworfen, in der Hoffnung, dass er nicht schon nach wenigen Metern mit einem der Bäume kollidierte und somit mehr oder weniger seine Position verriet.
Sein Plan war aufgegangen, der Mann hörte den Stock aufschlagen und sah in dessen Richtung.
Frank sprang hinter dem Baum hervor und schlich zum nächsten. Er sah sich um. Sein Verfolger hatte den Köder geschluckt, er hatte ihm jetzt den Rücken zugewandt. Frank huschte weiter und ließ sich kurz darauf keuchend hinter dem Pförtnerhäuschen nieder.
Nachdem er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, blickte er vorsichtig um die Ecke.
Er sah den Mann nicht, was er für ein gutes Zeichen hielt. Lautlos bewegte er sich an der Wand des Häuschens entlang, um von der anderen Seite in den Wald zu sehen. Er erwartete, den mit dem dümmlichen Gesichtsausdruck zu sehen, nicht aber Paul, der hinter einem Baum kauerte und ängstlich um sich blickte.
Paul? Wie kam Paul hierher? Er musste zurückgekehrt sein, vielleicht, um ihm zu helfen, oder einfach aus reinem Pflichtbewusstsein. Frank konnte sich keinen Reim darauf machen, entschied aber, dass es bessere Momente gab als diesen, sich Gedanken darüber zu machen.
Er musste ihm helfen. Aber wie? Er konnte unmöglich auf sich aufmerksam machen. Wie denn auch? Das dümmste wäre, Pauls Namen zu rufen. Auch einen Stock konnte er nicht werfen, ohne die Gefahr, entdeckt zu werden, für sie beide nur zu erhöhen. Zudem war Pauls Versteck schlecht gewählt. Frank sah ihn von hier ohne Probleme zwischen den Bäumen. Zum Glück hatte heute keiner von ihnen ein gelbes oder rotes T-Shirt an.
Zu seiner Linken konnte er jetzt den Mann näherkommen hören. Somit war auch sein Zeitfenster abgelaufen, das er nutzen hätte müssen, um zu verschwinden.
Ein Rückzug war somit ausgeschlossen.
Paul war etwa fünfzig Meter von ihm entfernt, also etwa auf gleicher Höhe mit Tim und seinem Bewacher. Von dem Mann auf Pauls Seite war nichts zu sehen.
Frank stieß sich von der Wand ab und lief in den Wald.
Paul musste sich jetzt vor ihm befinden. Frank hoffte nur, dass er nicht entdeckt werden würde, bis er ihn erreicht hatte. Auf dieser Seite des Waldes lag seltsamerweise weniger Laub auf dem Boden und Frank kam etwas schneller voran. Allerdings bedeutete das auch, dass der Mann, der hier irgendwo nach ihnen suchte, weniger Lärm verursachte. Hinter einem dichten Busch ließ sich Frank erneut nieder.
Wo war der Mann? Er wollte gerade weiter, als er hinter einem der Bäume hervortrat. Frank blieb das Herz stehen. Der Mann kam direkt auf ihn zu. Er war also tatsächlich an Paul vorbeigegangen, ohne ihn zu entdecken. Frank vermutete, dass Pauls Versteck von vorne ausreichte, um ihn genügend zu verdecken, seines aber auch?
Noch sah er Frank nicht. Der Mann schwitzte stark und hielt einen Stock in der Hand.
Ein Stock! Vielleicht würde sein Ablenkungsmanöver von vorhin auch ein zweites Mal funktionieren. Langsam ließ Frank die Hand nach unten sinken. Er traute sich fast nicht, den Blick vom dem Mann abzuwenden, doch er musste, wenn er einen Stock finden wollte. Er fand einen.
Dieser war fast doppelt so groß und doppelt so schwer wie der letzte. Ein kleiner lag daneben.
Er schien Frank zu klein, um weit zu fliegen. Frank musste sein Ablenkungsmanöver etwas erweitern, wollte er unentdeckt bleiben. Das hieß allerdings, ein großes Risiko einzugehen.

Da der Mann in seine Richtung sah und der Busch nicht allzu hoch gewachsen war, konnte Frank nicht wirklich zum Wurf ausholen. Der kleine Stock musste ihm eine Sekunde verschaffen, in der es ihm möglich war, den großen Stock zu werfen. Ein Vogel flog zwitschernd über den Mann hinweg. Auf solch einen Moment hatte Frank gewartet. Der Mann sah dem Vogel zwar nur kurz hinterher, war aber doch einen Augenblick abgelenkt. Frank warf den dünnen Zweig in die Luft. Er flog nicht weit, landete allerdings in einem kleinen Laubhaufen, wo er raschelnd zum Liegen kam. Fast im selben Moment schleuderte Frank den anderen Stock mit aller Kraft von sich. Als er hörte, wie dieser in einer der Baumkronen landete, sprang er, ohne darauf zu achten, ob der Mann auf seinen Trick hereingefallen war, auf und lief geduckt und in einem weiten Bogen um ihn herum. Hinter sich hörte er den Stock noch immer lärmen. Zwar traute er sich nicht, zurückzuschauen, vermutete aber, dass er zwischen den Astgabeln eines Baumes gelandet war und von dort jetzt polternd von Ast zu Ast dem Boden entgegenstrebte.
Er erreichte Paul. Er blickte Frank ängstlich, aber auch schuldbewusst an, als dieser zum Stehen kam.
„Es tut mir leid, ich wollte dir helfen.“
„Psst! Komm!“, flüsterte Frank.
Er ergriff Pauls Hand und führte ihn um das Gebüsch herum. Jetzt waren sie erst einmal kurzzeitig außer Gefahr, aber nur, solange der Mann sie nicht hörte oder zurückging.
Glücklicherweise hatte sich Frank getäuscht, es war nicht die Mitte, sondern bereits der hintere Teil der Deponie, den Frank jetzt sehen konnte. Hier lagen dutzende alte Ziegelsteine verstreut und ein Haufen anderer nutzloser Unrat, der sie von Tim und dem anderen abschirmte.
Dazwischen thronte eine alte und vom Wetter gezeichnete Planierraupe. Die Ketten fehlten, und auch der Sitz war schon vor langer Zeit entfernt worden. Nur noch an wenigen Stellen konnte man erkennen, dass sie früher einmal gelb lackiert gewesen war.
Paul hatte sie damals entdeckt und eine Zeitlang darauf gespielt, bis Frank es ihm verboten hatte, da er befürchtete, Paul würde sich an den vielen scharfkantigen und verrosteten Teilen verletzen.
Jetzt erinnerte er sich an etwas, das ihnen sehr nützlich sein könnte, allerdings standen ihre Chancen nicht gut, unentdeckt die Planierraupe überhaupt zu erreichen. Nicht nur der Mann hinter ihnen, auch der auf der anderen Seite und jener mit der Kopfwunde, der irgendwo vor ihnen stecken musste, konnte sie dabei entdecken. Aber hier waren sie ebenfalls nicht sicher.
Sie mussten es versuchen. Frank zeigte auf die Planierraupe und Paul nickte. Vielleicht wusste er bereits, was er vorhatte. Im Schutz des dichten Busches hinter ihnen, schlichen sie, soweit es möglich war, zurück zur Deponie. Hinter einem der letzten Bäume, die das Waldstück begrenzten, blieben sie stehen.
Frank sah keiner der Männer.
„Auf drei“, flüsterte er.
„Eins, zwei, drei.“

Sie erreichten die Planierraupe. ohne entdeckt zu werden, jedenfalls hörte Frank niemanden nach ihnen rufen. Noch war es allerdings nicht geschafft. Frank lief zur Vorderseite und öffnete die schwere Motorhaube des Fahrzeuges. Mit einem Quietschen glitt sie nach oben. Frank musste nichts sagen, Paul kletterte hinein und Frank folgte ihm. Vorsichtig ließ er die Haube nach unten und schaffte es diesmal sogar, das Quietschen zu vermeiden.
Als Paul ihm das erste Mal die Planierraupe gezeigt hatte, war er neugierig gewesen, wie der Motor solch eines Monstrums wohl aussehen würde. Enttäuscht hatte er festgestellt, dass auch dieser entfernt worden war.
Jetzt bot ihnen der gewaltige Motorraum genügend Platz, um sich darin zu verstecken.
Frank hoffte, dass sie niemand beobachtet hatte.
Nach etwa zehn Minuten, währenddessen er Paul fest an sich gedrückt hatte und sich ihre Herzschläge an Schnelligkeit gegenseitig zu überbieten versuchten, glaubte Frank allmählich daran, dass sie niemand gesehen hatte, wie sie in den Motorraum gestiegen waren.
Wie gut ihr Versteck letztendlich war, würde sich noch herausstellen. Durch den kleinen Spalt zwischen Motorraum und Motorhaube drang Licht zu ihnen herein. Paul wollte etwas sagen, doch Frank hielt ihm schnell den Mund zu.
Er hörte Schritte. Sie kamen von beiden Seiten.
Vor der Motorhaube kamen sie zum Stehen.
„Verdammt, wo sind die kleinen Scheißer?“, hörten sie einen der Männer sagen.
„Ich glaub, ich hab einen von den Pissern gesehen, die sind hier irgendwo.“
Die Stimme klang rau und grob.
„Ich sag dir, die hocken in den Bäumen“, sagte eine andere Stimme. Frank vermutete, dass sie dem mit dem dümmlichen Gesichtsausdruck gehörte.
„Ach, du mit deinen Scheißbäumen! Such weiter, schau zwischen die Scheißhecken und nicht die ganze Zeit in die Luft, du Trottel!
„Aber ich hab sie in den Bäumen gehört!“, beharrte der andere.
„Mann, das war ein verfluchter Ast, der abgebrochen ist, oder ein Scheißvogel.“
Frank fand, dass der Mann verdammt oft fluchte. Dass die beiden auf seine Ablenkungsmanöver hereingefallen waren, erfüllte ihn ein wenig mit Stolz. Der älteste Trick der Welt schien also immer noch zu funktionieren.
Eine dritte Stimme erklang. Sie war etwas weiter entfernt, aber Frank konnte sie dennoch gut verstehen.
„Ich hab ein Fahrrad gefunden“, rief sie.
„Stich die Reifen platt und such weiter“, schrie der mit der groben Stimme zurück. Er war bestimmt so etwas wie die rechte Hand des Bosses.
Wahrscheinlich hocken sie in irgendeiner Krone“, murmelte sein Partner.
„Was?“
„Ach, nichts. Warst du noch bei Richard?“
„Nur kurz. Benner sagt, er hat den Stein nicht mehr, soviel hab ich mitbekommen.“
„Richard wird ihn aufschlitzen.“
Frank hörte keine Antwort, doch er war sich sicher, dass der andere jetzt gerade mit dem Kopf nickte.
„Ich versteh Benner nicht. Er muss doch wissen, dass er stirbt, die Frage ist nur, wie schmerzhaft sein Tod sein wird.“
„Der Typ ist total am Ende. Er hat Richard in den Wald geschickt zu einer der großen Eichen.
Richard war stocksauer, weil er in Scheiße wühlen musste und nichts gefunden hat. Benner hat Nerven, sag ich dir.“
„Was machen wir mit den Kindern, wenn wir sie haben?“, wollte der Baumliebhaber wissen.
„Das hat Richard zu entscheiden.“
„Komm, lass uns weitersuchen, die sind hier irgendwo. Wir tauschen die Seiten. Und schau nicht nur nach oben, okay?“
„Für fünf Millionen schau ich sogar nach unten!“
Der andere lachte. Dann entfernten sie sich.
Fünf Millionen war der Stein also wert, und Frank hatte ihn in seiner Tasche.
Sie waren reich. Er wollte den Stein behalten. In Franks Kopf formte sich ein Plan.
Nach einer Weile, während der sie nichts mehr von den Männern mitbekommen hatten, hörte Frank seinen Bruder einen Reißverschluss öffnen.
„Was machst du da?“, flüsterte er.
„Ich hab Durst. Mama hat mir Capri Sonne mitgegeben, willst du auch was?“
Mit einem Mal bekam er fürchterliches Heimweh. Sie waren doch noch Kinder, und hier ging es um Leben und Tod.
„Ja, aber wir müssen leise sein.“
Die Süße des Getränks explodierte förmlich in seinem Mund. Sie gab ihm neue Energie, ließ ihn klar denken.
„Hör zu, Paul, ich glaube nicht, dass sie uns hier finden. Wir bleiben jetzt, bis es dunkel ist, hier drinnen. Dann rennen wir, so schnell wir können, nach rechts durch den Wald. Wir halten uns nicht an den Weg, sondern laufen über die Felder und Wiesen.“
„Glaubst du nicht, dass sie dann noch da sind?“
„Wenn sie gehen, hören wir das Auto.“
„Okay.“
Und jetzt müssen wir leise sein.“
„Frank?“
„Was ist, Paul?“
„Es tut mir Leid, dass ich noch mal zurückgekommen bin. Ich hätte umkehren und nach Hause fahren sollen.“
„Ja, hättest du.“
Nach einer Weile fügte Frank hinzu: „Schon komisch. Irgendwie bin ich auch froh, dass du da bist. Ich weiß nicht, was ich alleine machen würde.“

Allmählich ging die Sonne unter und in ihrer Behausung wurde es merklich kühler.
Sie hatten noch ein paar Mal die Schritte der Männer vernommen, seit geraumer Zeit war es aber bedenklich still geworden. Bald würde es dunkel sein.
Frank hoffte auf eine sternenfreie Nacht. Auch der Mond konnte ihm gestohlen bleiben.
Im Dunkeln hatten sie einfach die besten Chancen.
Ihr Vorteil war, dass Paul und er sich hier besser auskannten als die Gangster. In Gedanken war Frank bereits ein Dutzend Mal den Weg abgelaufen, welchen er für ihre Flucht in Aussicht hatte.
„Frank!“ flüsterte Paul und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Hör!“
Das Auto fuhr weg. Er konnte das Knirschen der Kieselsteine unter den Rädern des Mercedes hören. Der Motor heulte kurz auf. Der Wagen fuhr an und war kurz darauf nicht mehr zu hören.
„Sind sie weg?“
„Ich hoffe. Wir warten noch ein bisschen. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, folgst du mir. Wir rennen zuerst zu dem Haufen Pflastersteine rechts.“
Sie warteten weitere zehn Minuten, dann drückte Frank vorsichtig die Motorhaube nach oben und streckte den Kopf hinaus. Sein Wunsch war leider nur teilweise erfüllt worden. Zwar war der Himmel wolkenverhangen, doch stand zwischen den Wolken ein großer, leuchtender Mond, der ein gespenstisches Licht über die Deponie warf. Trotzdem schien es Frank dunkel genug zu sein, um im Schutze der vielen Schatten zu entkommen.
„Jetzt!“, flüsterte er und sprang aus dem Motorraum. Er hielt ihn solange geöffnet, bis Paul hinausgeklettert war.
„Komm.“ Frank ergriff Pauls Hand und zog ihn mit sich. Der Steinhaufen war nicht weit entfernt, doch stand der Mond ungünstig. Gerade hier schien er zwischen den Wolken und beleuchtete den Weg dorthin. Sie hatten ihn gerade erreicht, als Pauls Hand aus seiner gerissen wurde. Frank fiel zu Boden und landete schmerzhaft auf einem der Pflastersteine. Schnell drehte er sich um und sah einen dunklen Schatten, der Pauls zappelnden Körper festhielt.
„Ich hab einen!“, schrie der Schatten.
Ab diesem Moment lief für Frank alles in Zeitlupe ab. Pauls wilde Bewegungen wurden langsamer und auch die Stimme des Mannes erklang nun tiefer und immer träger.
Frank nahm den Stein, auf den er gefallen war, in die Hand und schleuderte in mit aller Kraft auf den Schatten. Er hatte auf den Kopf gezielt, um nicht unabsichtlich Paul zu treffen. Jetzt hörte er ihn mit einem dumpfen Schlag aufkommen. Es folgte ein röchelndes, unangenehmes Geräusch, und plötzlich stand Paul wieder neben ihm. Der Mann hielt sich den Kopf und flog dann rückwärts auf den Boden. Sein Körper landete genau im Mondlicht und Frank sah ein riesiges, blutiges Loch in der Stirn des Mannes. Er lief zu dem regungslosen Mann und zog dessen Hemd ein wenig nach oben. Eine Pistole blitzte im fahlen Licht auf. Der Mann hatte sie sich einfach hinten in den Hosenbund gesteckt. Einiges war also doch wie in den Filmen. Er ergriff sie.
Schritte kamen in ihre Richtung. Plötzlich erklang ein Knall, und etwas Heißes streifte seinen Arm. Schnell wich er in den Schatten zurück. Paul kniete wimmernd hinter den Steinen und sah ihm mit tränenüberströmten Gesicht in die Augen.
Frank stand auf, und im nächsten Moment flogen ihm hunderte kleine Steinchen ins Gesicht, als eine Kugel die Ziegelsteine vor ihm traf. Aber jetzt hatte Frank das Mündungsfeuer der Waffe gesehen.
Er hatte noch nie eine Waffe in der Hand gehabt, geschweige denn benutzt. Frank hoffte nur, dass sie entsichert war, dann betätigte er den Abzug.
Er gab drei Schüsse in die Richtung ab, aus der das Mündungsfeuer gekommen war, dann ließ er sich wieder neben Paul nieder. Seine Hände zitterten. Er wusste nicht, ob er getroffen hatte, aber es hatte sich gut angefühlt, zu schießen. Der Rückstoß der Waffe machte sich jetzt in seinen Armen bemerkbar. Konnte man so schnell Muskelkater bekommen? Seine dünnen Ärmchen scheinbar schon.
„Du hast soeben zwei Menschen getötet, Junge. Leg die Waffe weg und komm raus. Ihr habt keine Chance.“ Das musste Richard sein. Seine Stimme klang nah.
Er glaubte, dass sie aus der Nähe des verrosteten Autos kam. Das matte Licht des Mondes machte es einem nicht leicht, Menschen und Schatten auseinanderzuhalten.
Zwei Menschen getötet? Also hatte er getroffen. Aber vielleicht wollte der Mann ihn auch nur in falscher Sicherheit wiegen.
„Ich muss dir danken, Junge. Jetzt bleibt mehr für mich übrig.“ Die Stimme klang jetzt wieder weiter entfernt. Er bewegte sich.
„Ich weiß, dass du den Stein hast, ich kann ihn riechen. Ist ein ganz schönes Sümmchen wert, mein Junge. Wir können teilen.“ Wieder erklang die Stimme von einer anderen Position.
Was bezweckte der Kerl damit? Frank fielen unzählige Filme ein, in denen der Oberboss lange um den heißen Brei herumredet, bevor er letztendlich losschlägt. Meistens war es aber ein Ablenkungsmanöver.
Natürlich war es das. Frank drehte sich um, und im nächsten Moment wurde ihm die Pistole aus den Händen geschlagen. Eisige Finger legten sich um seinen Hals. Er hörte Paul schreien. Die Hände drückten unerbittlich zu, und die Welt um Frank verschwamm zu einem dunklen Brei.
Eine Explosion, die so laut war, dass es in den Ohren wehtat, riss ihn zurück in die Realität.
Etwas Nasses und Klebriges bedeckte sein Gesicht, aber er konnte wieder atmen. Gierig zog er die Luft in seine Lungen. Sie brannten wie Feuer. Sein Blick klärte sich und er hörte Paul neben sich weinen.
Paul sah aus, als hätte er schwarze Farbe im Gesicht. Erst jetzt registrierte Frank den blutigen Leichnam, der halb auf ihm lag, und stieß ihn angewidert von sich. Sein Bruder hielt sich die Hand, und Frank sah ein paar Meter hinter ihm die Waffe am Boden liegen. Der Rückstoß musste sie ihm aus der Hand geschlagen haben, oder er hatte sie weggeworfen. Er wollte etwas sagen, doch aus seinem Mund kam nur ein krächzender Laut.

„Dennis, alles in Ordnung, hast du sie?“
Richard. Er war nahe, sehr nahe.
Frank musste die Waffe erreichen. Selbst, wenn er gewollt hätte, es war ihm unmöglich, aufzustehen.
Alles an seinem Körper tat weh. Er spürte, wie sich jeder seiner Muskeln dagegen wehrte, jetzt eine Bewegung auszuführen.
Auf allen Vieren kroch er auf die Waffe zu. Es waren nur ein paar Meter, doch es kostete ihn seine letzten Reserven.
„Dennis? Was ist da los?“
Er hörte Schritte. Richard kam.
Er würde es nicht schaffen, die Waffe rechtzeitig zu erreichen. Frank spürte den Diamanten in seiner Hosentasche. Wenigstens würde er nicht arm sterben. Wenn er doch nur Paul retten könnte.
Aber er konnte einfach nicht mehr. Ihr Schicksal war besiegelt.
Plötzlich tauchte Paul vor ihm auf. Er griff nach der Waffe und legte sie seinem Bruder in die Hand. Das Gewicht der Waffe setzte in Frank noch einen letzten Energieschub frei, der es ihm ermöglichte, sich auf den Rücken zu drehen, den Arm zu heben und abzudrücken. Dann wurde alles schwarz.

Paul weckte ihn. Das erste, das Frank registrierte, waren die Schmerzen in seinem Körper. Er bekam schlecht Luft, und es machte ein komisches Geräusch, wenn er einatmete.
Am schlimmsten waren aber die Arme. Er hatte kaum mehr Kraft, sie zu heben.
Die Sonne war bereits aufgegangen und Frank tat das Licht in den Augen weh.
Paul sah so aus, wie er sich fühlte. Getrocknetes Blut bedeckte sein Gesicht und T-Shirt.
Es war ihm deutlich anzusehen, dass er erst vor kurzem aufgehört hatte zu heulen.
Paul half seinem Bruder, aufzustehen. Richard lag einige Meter entfernt. Aus dem Loch in seiner Stirn lief noch immer Blut.
Wir haben sie alle umgebracht, dachte er. Wie in einem verdammten Hollywoodstreifen mit Bruce Willis.
„Lass uns gehen“, flüsterte Frank. Er konnte nicht lauter sprechen.
„Was ist mit Tim?“
Frank humpelte Richtung Sandhügel, aber auf halbem Weg blieb er stehen. Man konnte bereits von hier sehen, dass die Grube wieder zugeschüttet worden war.
Er lief die letzten Meter zu dem Hügel und ließ sich davor nieder. Er grub eine kleine Mulde, griff in seine Tasche und legte den Diamanten hinein. Er wollte ihn nicht mehr.

 
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Hallo Youngshadow!

Grundsätzlich ist an deiner Idee nichts auszusetzen. Besonders gut ist der Handlungsort gewählt. An Spannung fehlt es auch nicht.

Ich habe in deiner Geschichte jedoch einige Fehler und Unstimmigkeiten entdeckt:

Dann gingen sie auseinander.

Dann trennten sie sich.

kaum Gewinnbringende Mülldeponie

Welchen Gewinn könnte eine Mülldeponie denn abwerfen?

Ein Vogel zwitscherte plötzlich unverschämt laut über Franks Kopf.
„Psst, hau ab!“, flüsterte er. „Verzieh dich!“
Einer der Männer blickte kurz in ihre Richtung

Wobei ein Vogelzwitschern bei Weitem nichts ungewöhnliches ist, oder?

An dessen Kante legten sie nun den Sack ab und einer von ihnen schien zu etwas zu sagen.

einer von ihnen schien etwas zu sagen

„Gehen wir jetzt?“ sagte Paul als das Auto schon eine Weile nicht mehr zu sehen war? Es war deutlich zu sehen, dass sich sein Bruder äüßerst unwohl fühlte.

Schreibst du es so, bekommt man den Eindruck, dass es Frank ist, der sich unwohl fühlt.

Besser:
Frank sah seinem Bruder an, dass er sich äußerst unwohl fühlte.

Er schenkte Paul noch einmal ein lächeln

Ein Lächeln

so musste er völlig schutzlos in offenes Gelände laufen.
Als er vor dem Hügel stand

Da überspringst du eine Passage, nämlich die, wie er zu dem Hügel gelangt. Er steht ja nicht von jetzt auf gleich davor.

so glaubte er, ein Bein gespürt

zu haben

Er hatte eine Meisterleistung vollbracht und in wenigen Minuten den Leinensack fast vollständig freigelegt.

Frank braucht also allein mit den Händen genauso lange wie die Männer mit den beiden Schaufeln? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Im Gesicht des Fremden änderte sich etwas als dessen Benommenheit vom ihm abfiel.Panisch sah er sich jetzt in der kleinen Grube um.

So vielleicht?

Die Miene des Fremden veränderte sich. Sie ging von Benommenheit zu Panik über, als er feststellte, dass er sich in einer Grube befand.

„Man Paul, musst du mich so erschrecken?

Mann Paul

Seine Klamotten waren zerrissen und passten perfekt zu seinem zerschunden Gesicht

zu seinem zerschundenen Gesicht

Centenary

Was ist ein Centenary? Wäre schön wenn du diesen Begriff irgendwie erklären würdest.

Und dazu gehörte vorallendingen ich

Vor allen Dingen

„Mafia?“ Tim lachte abgehakt.

abgehackt

„Was seit ihr eigentlich für Kinder?“

seid

Nach ein paar Minuten, in denen er abwechselt Hände und Beine massierte hatte

abwechselnd

Tim beendete den Satz nicht, den ein schwarzes Auto erschien hinter dem Radfahrer.

denn ein schwarzes Auto

Was hatte er den anderes erwarten soll?

Was hätte er denn anderes erwarten sollen?

natürlich mussten sie auch erkannt haben das es sich bei den Fußspuren um die von Kindern hielt.

dass es sich bei den Fußspuren um die von Kindern handelte

Frank bettete das Paul bereits zu Hause war

Frank betete

Er hatte keine Waffe, besaß nicht einmal ein Handy um Hilfe zu rufen.

Ein Jugendlicher im Zeitalter des Mobiltelefons ohne ein Handy? Das klingt für mich sehr inszeniert.
Es könnte ja auch sein, dass er ein Handy hat, der Akku aber leer ist oder kein Empfang da ist.

Vom Waldrand aus wollte er in eines der angrenzenden Felder rennen und sich zwischen die hochgewachsen Gräser werfen.

zwischen die hochgewachsenen Gräser

In seinem Schutz wollte Frank in das hohe Gras eintauchen, das in wenigen hundert Metern Entfernung die Deponie umgab

In wenigen oder in hundert Metern Entfernung!

Der Mann sah dem Vogel zwar nicht wirklich hinterher, war aber doch einen Augenblick abgelenkt

Wenn er nicht hinterher sieht, wie ist er dann abgelenkt?

Zwar war der Himmel Wolkenverhangen, doch stand ein großer, leuchtender Mond am Himmel,

Ein Mond kann unmöglich durch die Wolken hindurchleuchten.

Eine Pistole blitze Frank im fahlen Licht des Mondes an.

Eine Pistole blitzte im fahlen Licht auf.

Paul kniete wimmert hinter den Steinen

wimmernd

Er wusste nicht ob er getroffen hatte, aber es hatte sich gut angefühlt zu schießen. Der Rückstoß der Waffe machte sich jetzt in seinen Armen bemerkbar

Ja, eine Waffe hat einen Rückstoß, aber ob der sich in den Armen nach zwei abgegebenen Schüssen bemerkbar macht ist fragwürdig.

Ich hab noch nie der Pate Teil Zwei gesehen, ging es ihm durch den Kopf.

Das ist vollkommen überflüssig. Er kämpft um sein Leben und denkt an einen Film?
Hmmm... Und warum denkt er überhaupt an so etwas.

Erst jetzt registrierte Frank den blutigen Leichnam der halb auf ihm lag und stieß ihn angewidert von sich. Sein Bruder hielt sich die Hand und Frank sah ein paar Meter hinter ihm die Waffe am Boden liegen. Der Rückstoß musste sie ihm aus der Hand geschlagen haben.

Wenn der Rückstoß ihm die Waffe aus der Hand geschlagen hat, wie konnte er dann den Mann treffen? Eine Pistole verreißt verdammt schnell.

„Lass uns nach Hause gehen“, sagte er zu seinem kleinen Bruder.

Plupp, Feierabend, wir gehen nach Hause.

Dieses Ende finde ich ziemlich flach. Als Leser bekomme ich irgendwie den Eindruck, dass du einfach gar keine Ideen mehr hattest, oder keine Lust mehr hattest dir mehr Gedanken zu machen.
Dieses Massaker was du hier inszenierst zerstört die gesamte spannende Atmosphäre die du versucht hast aufzubauen. Sehr schade eigentlich. Erinnert so ein bisschen an einen schlechten Hollywood- Streifen.

Ich kann dir nur dazu raten, dass du dir insbesondere die letzten drei Abschnitte noch einmal vornimmst, um ein rundes Ende zu gestalten. ;)

Liebe Grüße,
Elfa

 
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Hallo youngshadow!

In diesem Text fehlen sehr viele Kommas. Deshalb habe ich ihn in das Korrektur-Center verschoben.
Du hast vier Wochen Zeit, deine Geschichte zu überarbeiten. Sag einem der Moderatoren dieser Rubrik Bescheid, wenn du soweit bist, damit dein Text wieder in die Rubrik Spannung/Krimi verschoben werden kann.

Ein paar Fehler hab ich dir rausgesucht, damit dir der Anfang nicht so schwer fällt.

„Ich weiß nicht, und jetzt sei still, bin gespannt(K) was die hier machen.“
Vier Männer stiegen aus einem schwarzen Mercedes.
Er hatte vermutet(K) das(s) sie dunkle Anzüge und Sonnenbrillen trugen, wie die Gangster aus den Filmen die er manchmal sah, doch zu seiner Überraschung trug keiner von ihnen einen schwarzen Anzug.
[…]
Er gab die Zweite einem seiner Kollegen, dann liefen sie ein paar Meter den Sandhügel hinauf(K) vor dem sie geparkt hatten.
[…]
Man würde sie hören. Also hielt Frank es für das Beste ruhig liegen zu bleiben und abzuwarten.
Warum musste so etwas auch heute passieren. Die Deponie war seit mehr als einem Jahr geschlossen, genau genommen(K) seit der alte Herbert tot in seinem kleinen Wärterhäuschen gefunden worden war. Im nach hinein wollte niemand die weit abgelegene und kaum (g)Gewinnbringende Mülldeponie übernehmen und der Laden wurde geschlossen. Frank und sein Bruder kamen erst seit ein paar Wochen zum Spielen hier her. Mussten diese Typen also genau heute erscheinen?
[…]
„Gehen wir jetzt?“ sagte Paul(K) als das Auto schon eine Weile nicht mehr zu sehen war(PUNKT)? Es war deutlich zu sehen, dass sich sein Bruder äüßerst unwohl fühlte.
Frank, der ein guter Bruder war und Paul über alles liebte, drückte kurz dessen Hand.
„Hey, sie sind weg. Ich glaub nicht (K) dass die so bald wieder kommen.
[…]
Wenn das ein Mensch gewesen war (K) den sie dort vergraben hatten, so war es möglich (K) dass er noch am Leben war. Wie zur Bestätigung kam plötzlich der Sand vor ihm ins (R)rutschen.
[…]
Dann auf einmal,(kein Komma) berührten seine Hände das erste Mal den Leinensack. Es fühlte sich komisch an.
Vielleicht hatte er soeben eine Leiche berührt. Eine kaum sichtbare Bewegung ging durch das Stück Sack. Sand begann nach zu rutschen. Er oder sie lebte noch.
Frank musste das Loch vergrößern oder die Person würde ersticken. Ein Wunder(K) das(s) sie überhaupt noch lebte. Immer schneller grub er jetzt um den Sack herum. Er hatte ihn nochmals berührt und so glaubte er, ein Bein gespürt. Also hatte er sich auf die andere Seite konzentriert(K) um zuerst den Kopf freizubekommen. Der Sand war etwas weiter unten zwar härter und mit bloßen Händen schwerer zu entfernen, aber wenigsten rutschte er so nicht nach.
Keuchend kniete Frank nun vor der Grube (K) die er ausgehoben hatte.

Viel Erfolg!

Gruß

Asterix

 

Hey!
Bin immer begeistert von der ausführlichen und sehr hilfreichen Kritik( oder Tipps) die man hier bekommt. Sobald ich wieder dazu komme, werd ich meine Geschichte nochmals in Angriff nehmen!
Gruß YS

 
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Hallo youngshadow!

Sei doch still, sonst sehen sie uns noch!“
„Entschuldige“, murmelte Paul seinem großen Bruder zu.
„Komm mit, aber sei leise.“
Dieser Einstieg weckt Interesse an der Geschichte. Und die Geschichte gefällt mir. Der Spannungsbogen hat keine schlaffen Stellen. Immer passiert was Neues. Da steckt viel Arbeit und auch einiges an Fantasie im Text.
Wenns mal einwenig klischeehaft wird, kannst du dich mit dem Titel herausreden … dieses Mal. ;)

Frank kroch dicht an den Boden gedrückt ein paar Meter weiter nach vorne. Jetzt konnte er besser durch die Hecke sehen, hinter der sie sich versteckt hatten.
Text ausmisten: Das Schwarze kann raus. „Weiter“ ist logisch, auf der Stelle nach vorne kriechen geht nicht. Das sie sich hinter der Hecke verstecken geht aus dem bisherigen Text hervor.

Dann trennten sie sich. Jeder in eine andere Richtung.
Da hattest du bereits etwas geändert, aber dann nicht auf die richtige Anbindung zum nächsten Satz geachtet.
Dann trennten sie sich. Jeder ging in eine andere Richtung.

Oder: Dann schwärmten sie aus als suchten sie etwas.
Bei der Variante hat man ein genaueres Bild. Da stiefeln die nicht (scheinbar) sinnlos herum. Auch dieses „Ausschwärmen“ hat bereits etwas Beunruhigendes an sich.

Frank sah seinem Bruder streng ins Gesicht und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen.
Dann drückte er sich noch dichter an den Boden und Paul folgte seinem Beispiel.
Einer der Männer war jetzt ganz nahe. Sie konnten seine Schritte bereits hören.
Hier wird Potenzial verschenkt. Denk immer dran, du schreibst eine Spannungsgeschichte, keinen Heimatroman.

Ich mache nur Vorschläge. Dabei halte ich mich weitgehend an deine Textvorgabe. Was du damit anfängst, ist deine Sache. Du bist der Autor.

Einwenig umsortieren würde bereits die Spannung erhöhen:
Sie konnten bereits Schritte hören. Einer der Männer war jetzt ganz nahe. Frank sah seinem Bruder streng ins Gesicht und hielt sich den Zeigefinger vor die Lippen.
Dann drückte er sich noch dichter an den Boden und Paul folgte seinem Beispiel.

Diese Reihenfolge macht auch mehr Sinn. Erst kommt der Mann in ihre Nähe, dann Franks Zeichen, dann das Abducken.

Der Mann drehte sich um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
Auch hier kann gekürzt werden:
Der Mann drehte sich um und ging zurück.
Das reicht, da fehlt nix, oder?

Sie hatten Glück gehabt. Noch einen Schritt weiter, und er hätte sie vielleicht entdeckt.
„Sie hatten Glück gehabt“ würde ich streichen. Das ist eine Wertung (Meinung) des Erzählers (hast du öfter im Text). Zu solch einem Urteil sollte der Leser selbst kommen.

„Vielleicht“ ist schwach, „bestimmt/garantiert/sicher“ ist stärker. Wie oben bereits erwähnt: Denk auch bei der Wortwahl an Spannungseffekt. Die beste Lösung allerdings ist: Du streichst es einfach.

Noch einen Schritt weiter, und er hätte sie entdeckt.

Das klingt heftig, oder? Da denkt sich der Leser sofort: Da haben die beiden Glück gehabt!

Sein Bruder sah ihn mit großen, ängstlichen Augen an.
Frank versuchte, aufmunternd zu lächeln, und tat so, als wische er sich den Schweiß von der Stirn.
Dem Leser das Verhältnis zwischen den Brüdern zu zeigen ist wichtig. Aber wiedermal schwach formuliert: ängstliche Augen, versuchte, aufmunternd. Das ist für den Leser nicht greifbar.
Um Pauls Angst zu sehen brauche ich mehr als Augen, Augen allein können so etwas nicht zeigen, sondern nur im Zusammenspiel mit dem Gesicht. Auch sind entsprechende Gesten der Figuren immer eindrucksvoller als die Beschreibung ihres Seelenzustandes.

Paul standen Tränen im Gesicht. Das kann man sich gut vorstellen. Man weiß auch, aufgrund des bisherigen Geschehens, das er aus Angst geweint hat und nicht etwa aus Schmerz.

Frank lächelte seinen Bruder an und tat so, als wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
Das sagt: „Nochmal Schwein gehabt“ und ist eine Aufmunterung.

Warum musste so etwas auch heute passieren? Die Deponie war seit mehr als einem Jahr geschlossen, genau genommen, seit der alte Herbert tot in seinem kleinen Wärterhäuschen gefunden worden war. Im Nachhinein wollte niemand die weit abgelegene Mülldeponie übernehmen, und der Laden wurde geschlossen. Frank und sein Bruder kamen erst seit ein paar Wochen zum Spielen hierher. Mussten diese Typen also genau heute erscheinen?
Hier kann einiges gekürzt werden.

Die Deponie war seit …: Das ist eine Zusammenfassung des Erzählers.
Warum stellt sich der Erzähler diese Fragen: Warum musste so etwas auch heute passieren? Mussten diese Typen also genau heute erscheinen?
Die gehören da nicht rein. Das sind Fragen, die Frank sich stellen könnte. Ich würde allerdings ganz drauf verzichten. Sie bringen nix. Die Lage ist, wie sie ist und Frank hat andere Sorgen, als sich solche Fragen zu stellen.

Die Deponie war seit mehr als einem Jahr geschlossen, genau genommen, seit der alte Herbert tot in seinem kleinen Wärterhäuschen gefunden worden war.

Der Leser weiß nicht, wann Herbert gestorben ist, also ist das (genau genommen) keine genauere Zeitangabe.

Ein Wärterhäuschen ist immer klein, sonst wäre es ein Wärterhaus oder Wachgebäude.

Die Deponie war geschlossen, seit der alte Herbert vor mehr als einem Jahr tot in seinem Wärterhäuschen gefunden worden war.

Im Nachhinein wollte niemand die weit abgelegene Mülldeponie übernehmen, und der Laden wurde geschlossen.
Das kann ganz raus, denn man weiß bereits: Die Deponie war geschlossen, seit der alte Herbert …

Seit wann und wie oft die Brüder hier spielen, ist nicht sooo wichtig. Könnte raus.

Auf einmal berührten seine Hände das erste Mal den Leinensack.
Auf einmal berührten seine Hände den Leinensack. Ist viel direkter, viel eindringlicher. Weniger Worte, mehr Wirkung.

Aber genug zur Detailarbeit. Nach dem Prinzip kann der gesamte Text kontrolliert werden.

Lieben Gruß

Asterix

 

hey!
Hab erst heute deinen Kommentar zu meinem Text gelesen! Vielen Dank für deine Vorschläge!
Ja, ist ganz praktisch mit dem Titel, deswegen hab ich das Ende auch nicht groß geändert :D
So bald ich wieder dazukomme, werde ich den Text mit Hilfe deiner Anregungen nochmals durchsehen!
Jaja, das liebe Streichen, damit tue ich mich manchmal noch schwer, was ist von Bedeutung, was nicht und könnte man weglassen, was bringt die Geschichte weiter, macht sie spannender, was nur langatmig.. aber das wird schon noch ;)
Gruß YS

 

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