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Wie du mir, so ich dir

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26.02.2009
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Wie du mir, so ich dir

In der Lücke zwischen dem Hier und dem Jetzt fallen die Fesseln der gewöhnlichen Existenz wie verdorrte Blätter im Herbststurm.
In diesem Zwischen-Hier und Beinahe-Jetzt, dort, wo die Phantasie gebietet, ist die Last des Körpers Geschichte. Der Geist, befreit vom Diktat der Materie, schwebt mit den Wolken. Ein Blick nach unten offenbart die Welt der Zurückgebliebenen. Eine Patchwork-Welt aus grünen, gelben und braunen Flicken.
All das könnte man in eine simple Formel packen. Freiheit multipliziert mit öder Aussicht ergibt Langeweile hoch zehn. Ein Ergebnis, welches niemanden glücklich machen kann. Denn in Wahrheit wird der Mensch weder gut noch böse geboren, sondern als Abenteurer. So sieht’s aus.
Wir lassen uns ein wenig tiefer sinken, bis wir Straßen und Häuser erkennen. Höxter.
Wir fliegen über Höxter. Eine Kleinstadt fern jeder Autobahn. Milde gesagt, nicht sehr aufregend. Malerisch ja, wie die Weser sich am Ort vorbeischlängelt, grüne Auen, im Hintergrund Berge, ebenfalls grün. Unter uns liegt der Ortskern. Die schmale Hauptstraße ist gesäumt von Fußwegen, die eigentlich nur für Seiltänzer breit genug sind. Rechts wie links vornehmlich Fachwerkhäuser mit kleinen Geschäften, vom Bäcker bis zum Souvenirladen, die in diesem verträumten Örtchen auf Kunden warten.
Am Ortsausgang entdecken wir eine junge Frau am Straßenrand. Blonde lange Haare, schlank, Jeanshose und -jacke, beides mit Stickereien und Strass verziert. In der linken Hand hält sie eine kleine Sporttasche. Sie streckt ihren rechten Arm aus, und der Daumen der Hand, die zu diesem Arm gehört, zeigt nach oben. Eine Anhalterin.
Wir stoppen abrupt, gleiten geräuschlos tiefer, bis wir knapp über ihrem Kopf schweben.
Ihre Augen sind leicht gerötet, ihr Atem geht etwas schneller, als es fürs bloße Herumstehen und Daumenausstrecken nötig wäre. Vielleicht war sie bis hier hin gerannt, oder sie hat Angst, überlegen wir, weil sie vielleicht zum ersten Mal als Anhalterin unterwegs ist. Vielleicht ...
Ach was, alles wertlose Spekulation. Also noch näher heran, bis wir ihren Gedanken lauschen können und in ihren Erinnerungen stöbern.
Es gelingt. Genial!
Sie ist auf der Flucht. Eine kleine Bankräuberin, sieh an sieh an, wer hätte das gedacht. Doch ihr Gesicht, länglich mit hohen Wangenknochen, eine schmale Nase, nicht zu lang und nicht zu kurz, der Mund dünn und breit, hübsch geschwungen, sehr sinnlich, wirkt unschuldig und nett.
Seit sie gestern in Bremen eine Sparkassenfiliale ausgeraubt und die Beute mit ihren zwei Freundinnen geteilt hat, dann allein über Nienburg, immer schön an der Weser entlang, Richtung Kassel gefahren war, ging ihr kurz vor Höxter das Benzin aus. Zu tanken hatte sie sich nicht getraut, wegen der Kameras. Sie wusste, die Kripo wartet nur auf einen Fehler von ihr.
Doch Vergangenes interessiert uns nicht. Wir wollen Abenteuer. Mal sehen, ob sich für die kleine Anhalterin nicht rasch eine Mitfahrgelegenheit findet.
Zurück über dem Ortskern, verharren wir über einer Abzweigung mit Ampelanlage. Eine Handvoll Autos wartet davor, und eines fällt besonders ins Auge, ein knallgelber Camaro. Der Fahrer, Mitte dreißig, sitzt allein im Auto und trommelt mit den Fingern aufs Lenkrad. Vielleicht hat er ja einen eiligen Termin.
Nein, hat er nicht. Er ist auf der Jagd. Sein Fuß tippt aufs Gaspedal, der Zwölfzylinder röhrt, dass die alten Fachwerkhäuser erzittern. Die Ampel schaltet auf Grün. Der Golf vor ihm sprintet los. „Was für ein Spinner“, denkt der Jäger und lässt seinen Sportwagen langsam anrollen. „Wer so ein Geschoss fährt, hat es nicht nötig, an jeder Dorfampel den Wilden zu markieren“, denkt er sich. Außerdem will er nach einem geeigneten Opfer suchen. Weiblich selbstverständlich. Blond und knackig muss sie sein. In dieser Hinsicht ist er recht wählerisch.
Seine Hand tastet nach dem Bowie Messer, das in einer selbstgefertigten Scheide in seiner Jacke steckt. Heute Morgen hat er die Klinge gewachst, damit sie schnell und leicht aus dem Leder rutscht. Manchmal kommt es auf Sekundenbruchteile an. Er hatte das schon ein paar Mal erlebt. Nicht angenehm, er hat es lieber langsam, er mag es nicht, wenn sie ihm zu früh auf die Schliche kommen. Das verdirbt das Vorspiel.
Nun, da gibt’s wohl Arbeit für uns. Wenn wir Schicksal spielen wollen, und das Schicksal nimmt bekanntlich seinen Job verdammt ernst, dürfen Wir nichts dem dummen Zufall überlassen. Der lässt die Dinge nur schleifen, der faule Sack, bis einer der Akteure über seine eigenen Füße stolpert. Da sind wir doch aus ganz anderem Holz geschnitzt!
Wir sausen zurück zu der Bankräuberin am Straßenrand.
Die Anhalterin sieht den Golf, hebt schon ihren Daumen, der Golf wird langsamer, aber schnell flüstern wir ihr zu: „Lass es, da kommt noch ein schnellerer Wagen, ein Fluchtwagen wie aus dem Bilderbuch. Genau das was du brauchst.“
Seht nur, sie lässt ihren Arm tatsächlich sinken, sie winkt den Golf durch!
Die Anhalterin lässt den Golf vorbei und springt dem ebenfalls bremsenden knallgelben Sportwagen fast vor den Kühler. Ihr gefällt der Wagen. Ein bisschen zu aufsehenerregend, aber falls es zu einer Verfolgungsjagd kommen sollte, würde er hervorragende Dienste leisten.
Der Fahrer bremst und kurbelt das Seitenfenster herunter.
„Hallo, junge Dame, wo möchten Sie denn hin?“
Wir können nicht auf zwei Hochzeiten zugleich tanzen, und konzentrieren uns zunächst auf die Anhalterin.
Sie bückt sich und schaut ins Wageninnere. Der Kerl, braune Wildlederjacke mit Fransen überall, ebenso die Hose, und hohe Stiefel aus Schlangenleder, erinnert sie an Lederstrumpf. Sein Gesicht wirkt dagegen bieder, rundlich mit Billigbrille und kurzen krausen Haaren. Alles zusammen genommen, macht er auf sie einen harmlosen Eindruck.
„Nach Kassel, oder wenigstens ein Stück in die Richtung.“ Sie hofft auf ein bisschen Glück. Uli wartet dort schon ungeduldig mit gepackten Koffern. Er ist ganz besessen von seinem Plan, mit ihr für ein, vielleicht sogar zwei Jahre in Kroatien zu leben. Sonne, Strand und jede Menge Spaß zu zweit. Die Kohle aus dem Raub würde reichen. Danach, zurück in Deutschland, würde er sie heiraten. „Und Kinder werden wir haben, so viele du willst.“ Diesen Satz spult ihr Herz ab wie ein Tonband mit Endlosschleife.
„Ich fahre nach Würzburg und will bei Kassel auf die A7, ich kann Sie da irgendwo absetzen.“
„Na prima“, sagt sie, öffnet die Tür, schmeißt ihre Sporttasche in den Fußraum und steigt ein. Müdigkeit und Stress sind plötzlich wie weggeblasen. Sie hat das Gefühl, ihr Urlaub begänne schon in diesem Moment.
Um nichts zu verpassen, wo es doch jetzt so richtig interessant wird, quetschen wir uns schnell mit hinein.
„Ich heiße Petra.“
Der Fahrer blinkt raus und gibt Gas.
„Na so ein Zufall, mein Name ist Peter.“ Er lacht.
Natürlich lügen beide, doch das stört uns nicht. Viel interessanter ist der Grund, warum Petra auf ihrem Sitz herumrutscht, als wäre er unbequem.
„Du kannst den Sitz verstellen“, sagt Peter.
„Ach, geht schon.“
Unbequem ist nämlich nicht der Sitz, sondern der handliche Trommelrevolver, der hinten in ihrem Hosenbund steckt. Er drückt ein wenig.
„Hast du denn gar keine Angst, so einfach zu einem fremden Mann ins Auto zu steigen?“
Ah, Peter eröffnet sein Vorspiel. Hat sich ja nicht viel Zeit gelassen.
„Du siehst nicht aus wie jemand, der ... na du weißt schon.“ Sie lächelt; hat keine Angst.
„Ich verrate dir jetzt mal ein Geheimnis.“
Theatralisch aufs Fahren konzentriert, will er sie offenbar ein wenig zappeln lassen. Wir lehnen uns zurück und genießen das Gespräch.
„Und das wäre?“, fragt Petra nach.
„Tja, also diese Typen, die so Dinge machen, na du weißt schon, die sehen nie so aus.“
„Ach, kennst du welche?“
„Ich bin so einer“, sagt er lächelnd zu seiner Mitfahrerin.
Sie lacht ihm ins Gesicht. „Wirklich amüsant, da bin ich mal gespannt, wie du das anstellen willst.“
Ja, das könnte fast unser Text sein.
„Aus Erfahrung kann ich sagen, es ist jedesmal überraschend einfach.“
Er überholt einen Tanklastzug. Der Motor knurrt und lässt die Karosserie erzittern.
„Soso. Und das soll ich dir glauben?“, fragt Petra belustigt.
Peter schweigt eine Weile. Die Bundesstraße führt zwischen Feldern über eine sanfte Hügellandschaft.
Wir haben eigentlich nichts weiter zu tun, als abzuwarten. Eventuell könnten wir ja ein diabolisches Grinsen aufsetzen.
„Ich kann dir zeigen, wie so etwas abläuft. Wenn du Zeit hast. Ich meine es dauert ja nicht lange.“
„Was dauert nicht lange?“
„So ein niedliches Ding wie dich zu überwältigen.“
„Du findest mich niedlich?“ Petra ist bester Laune.
Der Jäger schaut zu ihr hinüber. „Nun, ich benutze nicht jede. Da gibt es gewisse Merkmale, die vorhanden sein müssen.“
„Ah, verstehe, und ich besitze diese Merkmale. Da fühle ich mich aber geschmeichelt.“
Der Jäger runzelt die Stirn. Der Verlauf des Gesprächs missfällt ihm. „Kommen wir doch wieder zurück zum Thema, dem Vorgang an sich.“
Mit gespieltem Ernst erwidert Petra: „Bitte um ausführliche Einweisung, großer Meister.“
„Da vorn“, Peter zeigt mit dem Finger auf ein Wäldchen rechts neben der Straße. „Dort führt ein Forstweg hinein. Etwas rumplig für den guten alten Camaro, aber was tut man nicht alles, um einer jungen Dame ein paar neue Erkenntnisse zu vermitteln.“
„Kennst dich ja gut aus hier.“
„Oh, ich kenne viele schöne Stellen.“ Er nimmt etwas Gas weg und schaut in den Rückspiegel. „Der Forstweg wird nur im Herbst genutzt. Da schlagen sie dann Bäume, für Brennholz. Jetzt interessiert sich niemand für die Gegend.“ Er setzt den Blinker und bremst ab.
„Du willst da tatsächlich reinfahren?“ Petra lacht nicht mehr, sie denkt an ihren Revolver.
„Wie gesagt, dauert nicht lange.“
„Kommt drauf an, wie heftig ich mich wehre, oder?“ Sie denkt an ihren Revolver und daran wie es wäre, wenn sie diesen flotten Wagen für sich hätte. Damit könnte sie Uli abholen, und dann in null Komma nichts in Kroatien sein. Der Gedanke gefällt ihr.
Uns natürlich auch. Außerordentlich sogar.
Der Wagen biegt in den Forstweg. Zwei Rinnen aus getrocknetem Schlamm zwischen hohen Bäumen und dichten Sträuchern.
„Der Weg macht einen Bogen bis zur Waldmitte, und am Ende befindet sich ein Wendeplatz. Oder, in unserem Fall, ein Platz zum Parken. Ich liebe dieses Fleckchen. Es ist wunderbar verschwiegen.“ Er lässt den Sportwagen im Leerlauf rollen. „Ich habe ein Messer, sagte ich das schon?“
„Ich habe einen Revolver, sagte ich das schon?“, äfft sie ihn nach.
Der Jäger lacht leise und schüttelt den Kopf. Spätestens an dieser Stelle fangen sie an zu schreien und fuchteln mit den Armen. Dieses Weib dagegen hat eine Menge Mut. Er ist sehr zufrieden mit ihr.
„Wir sind hier also ungestört? Gut. Ich hab nämlich gestern eine Bank ausgeraubt und brauche jetzt dringend einen neuen Fluchtwagen.“
„Nette Geschichte, nur längst nicht so wahr wie meine. Willst du nicht endlich am Gurt zerren und an der Tür rumfummeln?“
„Dann halt an.“
„Das dürfte dein letzter Wunsch sein, der in Erfüllung geht. Jedenfalls in diesem Leben.“ Er lenkt den Wagen mitten auf den Wendeplatz und stellt den Motor ab.
Petra greift mit der rechten Hand nach ihrem Revolver hinten im Hosenbund.
Peter zieht sein Messer, hält es hoch und dreht es leicht mit der Hand, als würde er es begutachten. „Siehst du?“
Ihre Fingerspitzen erreichen den Revolverknauf. Mehr geht nicht. Der verdammte Gurt ist zu eng, drückt sie zu fest in den Sitz. Mit der linken Hand versucht sie, ihn zu weiten, doch die Abrollmechanik klemmt.
„Siehst du den matten Glanz? Hab die Klinge gewachst. Und weißt du auch warum? Weil Öl mir das Leder versaut. Tolle Idee, was?“
„Ja, du bist ein Genie“, knurrt sie und drückt auf die breite Taste am Gurtverschluss.
„Vergiss es, die Taste hab ich präpariert. Geht nur mit diesem Messer zu öffnen. Wie so manches andere auch.“
Sie ruckt mit ihrem Oberkörper vor und zurück, der Gurt gibt keinen Millimeter nach. Um ihrer Hand am Rücken etwas mehr Raum zu verschaffen, dreht sie sich so weit es geht nach links.
„Wenn ich mein Messer wieder einstecke, den Motor starte und dich nach Kassel fahre, wirst du dann auch niemandem von unserem kleinen Abstecher erzählen?“, fragt er und platzt ein lautes Lachen heraus. „Abstecher! Abstecher! Das ist gut, nicht?“
„Nein, werde ich nicht“, antwortet sie gepresst, während sie ihren gestreckten Zeigefinger endlich hinter den Knauf zwängen kann.
„Ach wie langweilig, immer die gleiche Lüge. Kann nicht mal eine von euch die Wahrheit sagen?“
„Leck mich!“ Sie krümmt den Finger etwas und zieht vorsichtig an der Waffe. Der Revolver rutscht ein paar Zentimeter aus dem Hosenbund und verhakt sich dann mit dem Korn am Stoff ihrer Hose. „Scheiße!“
„Was fummelst du dir da eigentlich am Rücken herum?“
„Mach endlich den scheiß Gurt auf!“
„Sag bloß, du hast da tatsächlich ´ne Knarre.“ Sofort drückt er sein Messer an ihre Kehle. „Deine Hand nach vorn, aber langsam“, flüstert er ihr ins Ohr.
Petra riecht seinen ranzigen Atem. So gut es geht weicht sie nach rechts aus. Der Druck des Messers verringert sich nicht. Endlich umschließt ihre Hand den Revolverknauf.
„Na wird’s bald?“ Er verstärkt den Druck der Klinge. „Ich mag keine Geheimnisse, weißt du.“
Etwas Blut rinnt an ihrem Hals hinab. Er leckt seine Lippen. Das Öffnen hat begonnen. Zu früh, ermahnt er sich, das Weib würde ihm den Sitz vollbluten. Erst will er sie aus dem Wagen schaffen, aber zuvor muss er ihre rechte Hand sehen. „Na los, zeig mir deine Hand! Sofort!“
„Ja doch, sie ist eingeklemmt.“ Ihr Finger berührt den Abzug.
Zu gern würde er sie mit der Klinge ritzen, sie stechen. In seiner Fantasie sieht er ihr Blut aus ungezählten Wunden sprudeln. Ihr schlanker, nackter Körper windet sich in ihrem köstlichen roten Saft.
Petra sieht, wie seine Augen blicklos werden, als wäre er in Gedanken weit weg. Mit aller Kraft zerrt sie am Revolver, der Lauf rutscht aus dem Hosenbund. Für eine Sekunde denkt sie an Uli, an den Inhalt ihrer Tasche, das Geld für seine Träume in Kroatien, die Heirat und ihre Kinder. Dann fasst sie einen Entschluss und richtet den Lauf etwas höher aus.
Peter öffnet seinen Mund, will etwas sagen.
Sie kneift ihre Augen zu und drückt ab. Für Sekunden besteht die Welt aus Schmerz. Der Knall zerreißt ihr fast die Trommelfelle, die Kugel pflügt eine glutheiße Schramme in ihren Rücken.
Peter schreit auf, als die Kugel seine rechte Niere zerfetzt. Das Messer verschwindet von ihrer Kehle. Sie zieht ungelenk ihren rechten Arm nach vorn. Er fühlt sich etwas taub an, war zu lange zwischen Sitz und Körper eingeklemmt.
„Du Fotze! Du verdammte!“, schreit Peter.
Sie will ihm in den Kopf schießen, sieht wie der Bastard mit schmerzverzerrter Fratze sein Messer umgreift; die Klinge ragt nun aus seiner Faust nach unten. Ihr rechter Arm bewegt sich schwerfällig.
Peter holt aus, ihre Abwehr mit Links ist viel zu schwach, und rammt ihr das Messer in die rechte Schulter. Der Revolver fällt ihr in den Schoß. Er zieht am Messer, das in ihrer Schulter steckt.
Petra brüllt ihren Schmerz heraus. Wie von selbst tastet ihre linke Hand zum Revolver. Sie hebt die Waffe. Peter schlägt mit seiner freien Hand von oben auf den Revolver. Der Schuss trifft sein Knie. Der Schmerz gibt ihm genug Kraft, das Messer aus der Schulter zu reißen und sofort sticht er nach ihrer Brust. Die Klinge rutscht an einer Rippe ab, reißt bloß die Haut auf. Er will nur noch stechen, abstechen, Blut sprudel lassen.
Petra ist am Sitz gefesselt, keine Bewegungsfreiheit, kein Ausweg. Er hält ihren Revolverarm in festem Griff schräg nach unten. Nutzlos, denkt sie, aber als die Klinge wieder auf sie zu saust, drückt sie dennoch ab. Der Schalthebel zwingt die Kugel in eine andere Richtung, und das deformierte Geschoß zerfetzt Peters Unterschenkel. Er zuckt zusammen, die Klinge verfehlt Petras Bauch und dringt in ihren linken Oberschenkel.
Die Luft ist grau vor Pulverdampf. Sie starren sich mit tränenden Augen an.
„Du Sau“, keucht er ihr ins Gesicht. „Du verfluchte Sau.“
Sie kann nicht antworten, bekommt kaum Luft.
Die Sitze saugen gierig das Blut auf, rote Sprenkel verzieren das beige Armaturenbrett.
„Jetzt mach ich Schluss mit dir.“ Sein Blick verschwimmt. Er lässt das Messer in ihrem Schenkel stecken, greift unsicher nach dem Revolver, und stöhnt vor Schmerz.
Schnell lässt Petra die Waffe fallen. Mehr kann sie nicht tun. Sie poltert in den Fußraum. Unerreichbar für beide.
Peter schaut sie an. „Das nützt dir nichts, du Aas.“ Er lässt ihren Arm los und fummelt mit zittrigen Fingern an seinem Gurtschloss, öffnet es, hält sich stöhnend die Seite. Blut quillt zwischen seinen Fingern hervor, dann bückt er sich zur Waffe.
Petra zieht sich das Messer aus ihrem Fleisch. Es geht überraschend leicht. Es steckte nicht tief. Sie sieht, wie der Bastard ihre Waffe greift und sich mühsam mit der anderen Hand am Lenkrad aus seiner gebückten Haltung wieder hochziehen will. Sie überlegt, wo sie ihm die Klinge
hineinrammen soll. Es gibt nur diese eine letzte Chance.
Schwerfällig zieht er seinen Oberkörper hoch.
Sie zielt auf seine Halsschlagader. Sein Kopf sinkt aufs Lenkrad. Er rührt sich nicht mehr. Seine Augen sind blicklos. Sie sticht nicht zu.
Nach einer Weile untersucht sie ihr Gurtschloss. In der breiten Taste befindet sich ein länglicher Schlitz. Sie drückt die Messerspitze hinein und der Gurt löst sich aus der Halterung.
Wir schauen ihr noch ein wenig zu, wie sie Peter aus dem Wagen bugsiert, wieder einsteigt, den kleinen Knopf am Schalthebel findet, mit dem das Schaltgetriebe auf Automatik gestellt wird, und Richtung Kassel, zu ihrem Uli fährt. Tapfer ertragen wir ihre Schmerzensschreie. Blut sickert aus ihrer Schulterwunde. Manchmal schlenkert der Wagen ein Stück auf die Gegenfahrbahn.
Doch irgendwie schafft sie es bis ins westliche Gewerbegebiet. Dort lässt sie den Wagen ausrollen, schließt die Augen und sinkt, soweit es der Gurt zulässt, in sich zusammen.
Der Motor läuft, das Seitenfenster ist geöffnet, und die Sporttasche mit dem gestohlenen Geld liegt immer noch auf der Beifahrerseite im Fußraum.

 

Hallo Asterix,

eine lebendige, unterhaltsame Kurzgeschichte. Allerdings kam die Spannung bei mir erst relativ spät auf: Zuvor war mir der Dialog zu locker, um gespannt zu sein. Das muss nicht schlecht sein, unterhaltsam und durchdacht war er auf alle Fälle; ich erwähne das nur, weil du die Story in "Spannung/Krimi" gepostet hast. (Vielleicht eher Krimi als Spannung.)

Allerdings gefällt mir die Geschichte nur bedingt: Der Erzählstil irritierte mich.

Zwar lief die Kurzgeschichte wie ein Film vor dem geistigen Auge des Lesers ab, und solche Geschichte lese ich am liebsten, aber mit diesen ganzen "Wir"-Formulierungen konnte ich mich nicht anfreunden. Das ist sicher auch subjektiv bedingt.
Gerade auf den ersten Seiten und am Ende las sich die Geschichte ein wenig wie ein Drehbuch, anstatt "Wir fliegen über Höxter" hätte man genausogut schreiben können "Die Kamera schwebt über Höxter". Dieser Mischung aus Kurzgeschichte und Drehbuch empfand ich etwas störend.

Stilistisch war das Manuskript angenehm zu lesen, die sprachlichen Formulierungen finde ich in Ordnung. Allerdings verwendest du viele gleiche Satzanfänge, z. B. "Er" oder "Sie". Es sind außerdem noch ein paar Flüchtigkeitsfehler im Text.

Hab die Geschichte gerne gelesen. :)

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael,
danke für deine doch recht positive Beurteilung.

Der Erzählstil irritierte mich.
"Wir"-Formulierungen konnte ich mich nicht anfreunden.
Diese "Wir" Formulierungen sind eine spontane Idee gewesen. Gewissermaßen ein Experiment. Ich werde mal sehen, was andere dazu meinen. Falls es grundsätzlich nicht gefällt, ist es eine Kleinigkeit, diese Sätze wieder zu ändern.
gleiche Satzanfänge, z. B. "Er" oder "Sie". Es sind außerdem noch ein paar Flüchtigkeitsfehler im Text.
Da werde ich nochmal drübergehen.

Viele Grüße

Asterix

 

Hi Asterix,

gleich zu Anfang: Eigentlich sind Krimis eher nicht meine Rubrik, aber dann hat mich Deine Geschichte doch mitgerissen, weil sie recht flüssig und unterhaltsam geschrieben ist.

Deine Erzählperspektive hat mich allerdings ziemlich verwirrt. Eine "Wir"-Geschichte habe ich noch nie vorher gelesen.

Wir fliegen über Höxter.

Wer sind "wir" denn eigentlich? Das habe ich bis zum Ende nicht gerafft. Die "Engel des Schicksals" oder sowas?
Also eher im Fantasybereich einzuordnen, oder?

Der Tod von Petra am Schluß der Geschichte ist mir auch nicht ganz plausibel. Wenn ich nichts verpasst habe, wurde sie mit dem Messer in die Schulter und dann in den Oberschenkel gestochen.
Ist sie am Ende verblutet? Das wird mir nicht ganz klar.
Denn immerhin war sie vorher ja noch in der Lage, die Leiche von Peter aus dem Auto zu ziehen, ihm einen Kopfschuss zu verpassen und dann weiterzufahren. Von diesen zwei Verletzungen stirbt man mE nicht, außer man verliert sehr viel Blut, was Du aber nicht erwähnst.

Also, insgesamt hat mir Deine Krimistory gefallen, aber die Perspektive hat mich irritiert, weil sehr ungewohnt.

LG
Giraffe :)

 

Hi Giraffe,
ich beginn dann mal mit dem Anfang:

gleich zu Anfang: Eigentlich sind Krimis eher nicht meine Rubrik, aber dann hat mich Deine Geschichte doch mitgerissen, weil sie recht flüssig und unterhaltsam geschrieben ist.
Dafür gleich zweifachen Dank. Zum Einen, weil du dich zu meiner Stamm-Rubrik rüber gequält hast, zum Anderen natürlich, und immer wieder gerne, für dein Lob.:)

Wer sind "wir" denn eigentlich?
Dieses ominöse "Wir" setzt sich zusammen aus dem Leser und dem Autor, welche auf des Schicksals Rücken durch die Gegend fliegen und Ärger stiften. Also quasi dem üblen Schicksal hilfreich unter die Arme greifen.
Dieses Stil-Mittel ist ein Experiment.
Du bist schon die Zweite von Zweien, der das nicht gefällt. Das ergibt bis dato eine Ablehnungsquote von 100%. Ich werde noch abwarten, :bier: und wenn sich dann keine deutliche Trendwende abgezeichnet hat, die entsprechenden Passagen ändern.

Ist sie am Ende verblutet?
Ja, sie wurde auch noch in den Bauch gestochen. Schau mal:
Der Schmerz gibt ihm genug Kraft, das Messer aus dem Schultergelenk zu reißen, und sofort sticht er es ihr in den Bauch und reißt es wieder raus. Er will nur noch stechen, abstechen, Blut sprudel lassen.
Die Wunde am Oberschenkel war nicht so schlimm:
Petra zieht sich das Messer aus ihrem Fleisch. Es geht überraschend leicht. Es steckte nicht tief.

Petra konnte also noch ums Auto humpeln, und mit ihrem unverletzten Arm den bewusstlosen Peter vom Sitz zerren.
Dennoch, ich habe mich um das Blut zu wenig gekümmert. Werde das irgendwie noch hinfuckeln.:D

Nochmals lieben Dank für deine Kritik

LG
Asterix :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Asterix,
feine Geschichte.
Mich erinnert sie ein bischen an Tarantinos Filme (death proof), auch die witzig gehaltene, über den Schicksalen der Prots stehende Erzählperspektive.
Deine Geschichte kommt daher auch als eine Episode rüber. Erst mehrere solcher Geschichten mit eventuell dubiosen Zusammenhängen könnte interessant werden, deswegen finde gut, dass es eine Serie werden soll.
doof ist nur, dass es erstmal keinen Überlebenden gibt, der die story weiterführt. Das Mädchen könnte doch noch bis in den Anfang des 2.Teils überleben, um ihre Kumpaninnen zu treffen.
(aber wahrscheinlich möchtest Du gleich Deine eingangs angekündigte Weisheit von der ausgleichenden Gerechtigkeit umsetzen: die Todesstrafe für Bankräuber und Lustmörder ...Moral kommt glaub ich bei sowas nur spielerisch gut rüber, nicht absolut mit dem gefürchteten Zeigefinger))

Die WIR Prespektive verstehe ich so, dass der Leser mit einbezogen werden soll in eine über den Dingen stehende Ebene...
Ich finde das WIR immer problematisch, weil es vereinnahmend wirkt ...

bin gespannt auf die weiteren Teile!
Gruß Schmidt

 

Hi Schmidt

Toll, dass dir die Episode gefallen hat. Vielen Dank.

(aber wahrscheinlich möchtest Du gleich Deine eingangs angekündigte Weisheit von der ausgleichenden Gerechtigkeit umsetzen: die Todesstrafe für Bankräuber und Lustmörder ...Moral kommt glaub ich bei sowas nur spielerisch gut rüber, nicht absolut mit dem gefürchteten Zeigefinger))
Richtig, der Sinnspruch musste natürlich umgesetzt werden. Moral hatte ich dabei nicht im Sinn. Das nun beide tot sind, ist Peters Schuld. Der Kerl war einfach zu brutal, und Petra konnte es sich nicht leisten, ihn irgendwie zu schonen. Sie konnte nur nach der Devise "Wie du mir ..." handeln. Mir kam es nur darauf an, dass die Tasche mit dem Geld, das bindende Glied zwischen den Serienteilen, für den nächsten Finder frei wird. Das nächste Motto lautet: Geben ist seliger denn nehmen. Ob in der Folge auch jemand stirbt, keine Ahnung, man wird sehen.

Die WIR Prespektive verstehe ich so, dass der Leser mit einbezogen werden soll in eine über den Dingen stehende Ebene...
Juhu, endlich versteht mich jemand.

Ich finde das WIR immer problematisch
Damit liegst du im Trend.
Ich werde wohl statt "Wir", aus Sicht des Schicksals schildern. Z.B. Es flog über Höxter ... Da braucht nicht viel geändert werden.

bin gespannt auf die weiteren Teile!
Freut mich, bin auch schon fleißig dabei!

Gruß
Asterix

 

Hallo Asterix!

Interessant. Das bezieht sich erstmal auf den Stil. Das Schicksal als neutraler Beobachter, das mal auf den einen, dann auf den anderen zufliegt. (Übrigens, das "wir" und damit die direkte Ansprache des Lesers würde ich rausnehmen, denn ein Leser wie meine Wenigkeit kann es gar nicht leiden, wenn der Autor Vermutungen darüber anstellt, was ich gerade tue - und damit eigentlich immer falsch liegt. Okay, ich lese, ja, aber ich "lümmel" hier nicht rum.)
Zurück zum Schicksal. Wie neutral ist es in deinem Text? Gar nicht. Es ist nicht neutral. Erst stellt es allgemeine Vermutungen an, aber im nächsten Moment weiß es alles und schließlich mischt es sich sogar in die Geschehnisse ein. (Dabei ist das "wir" jetzt gänzlich unangebracht, denn ich würde niemals das tun, was dein Schicksal da macht.) Das Schicksal ist also der Lenker deines Textes und ein allwissender Erzähler dazu. So weit, so gut. Dein Erzähler weiß alles. Okay, dann gefällt mir die Erzählweise, bzw. die Erzählreihenfolge nicht. Weil du nicht das Maximum rausholst, weil du nicht die spannendstmögliche Weise wählst. Der Banküberfall wird nur plump runtererzählt (in vier Zeilen) und schon verlassen wir die Frau wieder. Sorry, aber das hinterlässt bei mir nur ein Schulterzucken. Ich habe kein Bild von dem Banküberfall und damit auch kein Bild dieser Frau (Äußerlichkeiten sind dabei total unwichtig).
(Und übrigens, warum mischt sich dein Schicksal gerade hier ein? Warum hat es nicht den Banküberfall verhindert oder frühere Morde von Peter?)

Dann aber verlässt du den Blick deines Schicksals ("Sie bückt sich und schaut hinein. Der Kerl sieht aus wie Lederstrumpf,") und nimmst plötzlich gänzlich die Perspektive der Frau ein. Das würden manche Leute "Stilbruch" nennen.
Und dann kehrst du wieder zur Perspektive des Schicksals zurück. Da solltest du nochmal drüberschauen.

„Tja, also diese Typen, die so Dinge machen, na du weißt schon, die sehen nie so aus."
„Ach, kennst du welche?"
„Ich bin so einer",
=> Dieser Dialog hier braucht unbedingt mehr Pep. In dieser Form habe ich das sicher schon tausendmal gehört. Auch der weitere Dialog könnte noch Denkarbeit vertragen.

"Ja, das könnte fast unser Text sein." => Und was soll das jetzt heißen? Ich verstehe nicht, was das Schicksal damit meinen könnte.

"Der Knall zerreißt ihr fast die Trommelfelle, die Kugel pflügt eine glutheiße Schramme in ihren Rücken." => Reihenfolge. Erst die Kugel, dann der Schall.

"Die Klinge hat sich im Gelenk verkantet." => Ja, die Perspektive. Hier kannst du sogar ins Gelenk sehen. Du solltest wirklich nochmal drüberschauen, dich für eine Perspektive entscheiden und dann konsequent dabei bleiben.

"Nach einer Weile untersucht sie ihr Gurtschloss. In der breiten Taste befindet sich ein länglicher Schlitz. Sie drückt die Messerspitze hinein und der Gurt löst sich aus der Halterung." => Also ich hätte mit dem Messer in meiner Hand einfach den Gurt durchgesäbelt.

Und dass sie erst im Industrieviertel draufgeht, will mir auch nicht ganz in den Kopf. Ohnehin, was will sie bei Uli? Sie dürfte intelligent genug sein, um zu wissen, dass sie einen Arzt braucht.

Noch ein Detail: "ein Zufall, mein Name ist Peter, " lacht er." => Mal abgesehen von den Zeichensetzungsfehlern, kann man keine Sätze lachen. Mach: "Er lacht." draus und schon passt es.

Und am Ende nochmal zum Anfang. Ausgeglichene Bilanz? Ein Typ, der Frauen killt, stirbt, soweit okay. Aber warum ereilt eine eher harmlose Bankräuberin dasselbe Schicksal? Im Sinne der "ausgeglichenen Bilanz" dürfte sie nur das Geld verlieren, nicht ihr Leben. (Nachdem ich deine Antwort auf Schmidts Komm gelesen habe, möchte ich dir widersprechen. Peters Schuld? Nein, so einfach kannst du dich nicht rauswinden, sorry. Dein Schicksal ist der Lenker, also ist das Schicksal auch schuldig.)
(Und übrigens, die Tasche könnte auch auf dem Krankenhausparkplatz geklaut werden, um deine Serie fortzuführen.)

Grüße
Chris

 

@Chris Stone
Erst die Kugel, dann der Schall.
mhm, die Mündungsgeschwindigkeit eines Projektils aus einer Pistole ist gewöhnlich etwas schneller als der Schall. Das Projektil muss aber erst mal beschleunigt werden, der Schall nicht. Im unmittelbaren Moment des Abfeuerns sind Kugelaustrit und Knall etwa gleichzeitig.
Gruß Schmidt

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chris,
bin begeistert von deiner wahrlich umfassenden und durchdachten Kritik, und natürlich auch von deiner Zustimmung, die hier und da zu finden ist. Wenn ich es mir Recht überlege, ist ja eine detailierte Kritik an sich schon eine positive Bewertung. Vielen Dank!
Bevor ich auf deinen Komm eingehe, möchte ich noch jemanden begrüßen:

Hallo Schmidt,
toll, wie du dir Gedanken über dieses Detail (Kugel - Schall) machst! Mehr dazu am Schluss.

(Übrigens, das "wir" und damit die direkte Ansprache des Lesers würde ich rausnehmen,
Wenn mir die Beiträge durchlese, beschleicht mich das Gefühl, das diese "Ansprache" grundsätzlich abgelehnt wird. Es war ein Versuch, oder Experiment. Dafür sind wir ja (unter anderem)auch hier. Ich werde nun nicht länger warten, sondern ändern. Gebt mir nur ein paar Tage Zeit!
aber ich "lümmel" hier nicht rum
ohne Kommentar:sealed:
Zurück zum Schicksal. Wie neutral ist es in deinem Text? Gar nicht.
Richtig. Ich stelle hier das Schicksal, im Kontrast zum "dummen Zufall" als eine Person mit eigenem Willen und Plänen dar. Das wird sich auch in der Überarbeitung nicht ändern.
Ich habe kein Bild von dem Banküberfall und damit auch kein Bild dieser Frau
Auf eine Bankräuberin als Anhalterin zu stoßen, ist für das Schicksal interessant genug. Es muss nun nur noch ein passendes Gegenüber finden.
Es findet den "Jäger" und bringt beide zusammen. Dann kommt sofort Petras Revolver ins Blickfeld. Somit hat das Schicksal einen Schmelztiegel geschaffen, aus dem niemand ungeschoren davon kommen kann.
(Äußerlichkeiten sind dabei total unwichtig).
Nicht für Peter.
(Und übrigens, warum mischt sich dein Schicksal gerade hier ein? Warum hat es nicht den Banküberfall verhindert oder frühere Morde von Peter?)
... und warum hat es nicht Eva daran gehindert, in den verdammten Apfel zu beißen? Aber Spaß beiseite, ich stelle mir das Schicksal als allgegenwärtig vor. Es gibt mehrere Aspekte des Schicksals, gute und böse, und wir Menschen treffen mal auf den einen oder den anderen. Das Schicksal ist nichts persönliches, so wie beispielweise ein persönlicher Schutzengel.

und nimmst plötzlich gänzlich die Perspektive der Frau ein. Das würden manche Leute "Stilbruch" nennen.
Und dann kehrst du wieder zur Perspektive des Schicksals zurück.
Hier könnte die Antwort liegen:
Vielleicht hat sie Angst. Vielleicht ist sie zum ersten Mal als Anhalterin unterwegs. Vielleicht ...
Ah, wir haben Verbindung!
Ich mach mich nochmal schlau, was ein "allwissender Erzähler so alles kann und darf. <= Melde mich dann in dieser Frage wieder.
In dieser Form habe ich das sicher schon tausendmal gehört. Auch der weitere Dialog könnte noch Denkarbeit vertragen.
Peters "Vorspiel" war ursprünglich auch etwas ausführlicher geplant. War da aber schon bei 1700 Worten, und wollte deshalb etwas schneller zum Äktschen-Teil.
Aber wenn du mehr "Vorspiel" möchtest, kannst du haben.
"Ja, das könnte fast unser Text sein." => Und was soll das jetzt heißen?
Unser = Leser+Schicksal+Autor. Fällt aber nun der Stil-Korrektur zum Opfer. Falls es dich dennoch interessiert, lies Petras wörtliche Rede direkt vor dem Satz.
Also ich hätte mit dem Messer in meiner Hand einfach den Gurt durchgesäbelt.
Wird so bleiben, aber durch das verlängerte "Vorspiel" plausibler.
Sie dürfte intelligent genug sein, um zu wissen, dass sie einen Arzt braucht.
Um dann in den Knast zu wandern? Vielleicht, mag sein. Könnte auch sein, das Petra durch den Bauch-Stich mehr nach Innen blutet, also die Verletzung äußerlich betrachtet, nicht so schlimm ist, und sie so der Meinung ist, Uli könnte ihr ausreichend helfen. Da geh ich nochmal drüber.
Mach: "Er lacht." draus und schon passt es.
Geht klar.
Peters Schuld? Nein, so einfach kannst du dich nicht rauswinden, sorry.
Verdammt! Und ich dachte ...
Aber warum ereilt eine eher harmlose Bankräuberin dasselbe Schicksal?
Hatte immer vor Augen, dass sie einen Wachmann erschossen hatte. Kannst du aber nicht wissen, weil ich es nicht geschrieben habe. Werde es nachholen. Dann ist auch die Bilanz ausgeglichen.
Dein Schicksal ist der Lenker, also ist das Schicksal auch schuldig.)
Genau so soll es sein. Der bösartige Aspekt des Schicksals ist der Lenker, und zusammen mit der Geldtasche das Bindeglied zwischen den einzelnen Geschichten.
(Und übrigens, die Tasche könnte auch auf dem Krankenhausparkplatz geklaut werden, um deine Serie fortzuführen.)
Gute Idee, denke ich drüber nach. (siehe unter ... Arzt braucht und ... in den Knast wandern)

Erst die Kugel, dann der Schall.
mhm, die Mündungsgeschwindigkeit eines Projektils aus einer Pistole ist gewöhnlich etwas schneller als der Schall. Das Projektil muss aber erst mal beschleunigt werden, der Schall nicht. Im unmittelbaren Moment des Abfeuerns sind Kugelaustritt und Knall etwa gleichzeitig.
Alles richtig soweit. Nur darf man hier die biologische Komponente nicht außer Acht lassen. Das Gehör hat eine direktere Verbindung zum Gehirn, als das Schmerzsignal. Dieses entsteht erst in der Amygdala. Zunächst senden Nervenimpulse eine Verletzung ans Gehirn. Dort werden diese Signale verarbeitet, und entsprechend ihres Umfanges in mehr oder weniger starkes Schmerzempfinden umgewandelt. Dann wird die Position der Verletzung lokalisiert und begreiflich gemacht. Sonst müssten wir die Wunde suchen! Das alles dauert ein bisschen.
Ich bin kein Neurologe, aber nach bestem Wissen und Gewissen müsste das so in etwa stimmen.
Fazit: Bei annähernder Gleichzeitigkeit der Ereignisse hören wir erst den Knall, dann spüren wir den Schmerz.

Herzlichste Grüße
Asterix

 

Nochmals hallo Asterix!

Ja, du hast recht, eine detaillierte Kritik, oder eher eine durchdachte Kritik ist eine positive Bewertung. In deinen Texten sehe ich großes Potential. Ich werfe bloß nicht mit Lob um mich, denn das hat bei den meisten Schreiberlingen den Effekt, dass sie sich ausruhen und nicht mehr an ihren Texten arbeiten, folglich sich nicht mehr verbessern.

Okay, nochmals zu einigen Punkten:
"Ich habe kein Bild von dem Banküberfall und damit auch kein Bild dieser Frau"
"ist für das Schicksal interessant genug." => Für mich aber nicht, denn die Beschreibung dieses Banküberfalls würde Petra charakterisieren und zwar auf ziemlich clevere Weise. (Und, wie du später schreibst, hat das ja auch Auswirkungen auf das Ende des Textes. Aber, übrigens, wenn du auch aus Petra eine Mörderin machst, wird es für den Leser sehr schwierig, sich mit einem der Protagonisten zu identifizieren, eine Position zu finden, die ihn bei der Stange hält. Nur "Strafe muss sein" ist mir als Prämisse zu uninteressant.)

"einen Schmelztiegel geschaffen" => Du hast wirklich Frey gelesen. (Wie du siehst: ich auch.) Der Schmelztiegel ist ohne eine ausreichende Charakterisierung aber leider nur eine Salatschüssel.

"Ich mach mich nochmal schlau, was ein "allwissender Erzähler so alles kann und darf." => Er darf eigentlich alles. Aber mir ist der Sprung von allwissend auf Petras Sicht einfach zu groß oder zu plötzlich. Wenn du das mit den "Verbindungen" beibehalten möchtest, solltest du es für den Leser klarer, nachvollziehbarer machen. Ich komme nämlich noch nicht ganz dahinter, wie das so funktionieren soll.

Und um Schall/Schmerz streite ich mich nicht. Wenn ich sehe, dass ein Autor darüber nachdenkt, was er schreibt, reicht mir das vollkommen.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,
vielen Dank für deine weiteren Hinweise.

Petra eine Mörderin machst, wird es für den Leser sehr schwierig, sich mit einem der Protagonisten zu identifizieren, eine Position zu finden, die ihn bei der Stange hält.
"einen Schmelztiegel geschaffen" => Du hast wirklich Frey gelesen. (Wie du siehst: ich auch.) Der Schmelztiegel ist ohne eine ausreichende Charakterisierung aber leider nur eine Salatschüssel.
Mit einem Protagonisten indentifizieren, daran hab ich aus irgendeinem Grund nicht gedacht, war wohl nur auf Zerstörung aus. Gut, dein Hinweis kommt noch nicht zu spät. Bin gerade mit der neuen "Perspektive" fertig.
Stimmt, habe Frey, Randisi, Sol Stein, J. vom Scheidt, und den guten alten Umberto Eco gelesen. Wie man sieht, helfen solche Ratgeber nur, wenn man beim Schreiben auch an alles denkt, was man da gelesen hat.

Wenn du das mit den "Verbindungen" beibehalten möchtest, solltest du es für den Leser klarer, nachvollziehbarer machen.
[/QUOTE] Hab dieses doppelstöckig gesattelte Pferd, auf dem "WIR" durch die Story reiten, bereits eliminiert. Stelle die neue Version aber erst ins Forum, wenn die anderen Kritikpunkte ebenfalls abgearbeitet sind.

Und um Schall/Schmerz streite ich mich nicht.
Ich auch nicht. Was ich da im letzten Beitrag (#10) so selbstsicher als "Fazit" präsentiert habe, kann ich letztendlich nicht beweisen. Ich denke, die Ereignisse und die Wahrnehmung der Auswirkungen, liegen in diesem Fall zeitlich zu dicht beieinander, als das man da als Laie ein sicheres Urteil fällen könnte.

Gruß
Asterix

 

Hallo Asterix,

eine aussergewöhnlich spannende Geschichte!

Habe die anderen Kritiken überflogen und finde im Gegensatz zu den meisten, dass die wir-Perspektive eine sehr schöne Idee ist, um - paradoxerweise - eine gewisse ironische Distanz zu erzeugen. Genau dadurch hebt sich die Story von einem "gewöhnlichen" Gemetzel ab.

Ja, das könnte fast unser Text sein.

Solche vertrackten Einschübe gefallen mir.

Die Anhalterin sieht den Golf, will schon ihren Daumen heben, aber schnell flüstern wir ihr zu „lass es, da kommt noch ein schnellerer Wagen, ein Fluchtwagen wie aus dem Bilderbuch. Genau das was du brauchst."
Seht nur, sie lässt ihren Arm tatsächlich sinken. Das klappt ja wunderbar.

Die einzige Kleinigkeit, die mich gestört hat. Kann sie davon ausgehen, dass beide anhalten? Wenn wir schon Schicksal spielen, können wir nicht einfach den Golf-Fahrer zum Weiterfahren überreden?

Aber das war auch schon das einzige, was bei mir gehakt hat. Die Dialoge fand ich auch sehr gelungen. Noch die paar Flüchtigkeitsfehler raus, dann passt es wirklich.

Gruß
sembach

 

Hallo sembach!
Vielen Dank für dein Lob und deine wertvollen Hinweise!

die wir-Perspektive eine sehr schöne Idee ist,
Ja, dass finde ich auch. Aber ich schreibe nicht nur zu meinem Vergnügen, sondern auch für den Leser an sich. Und da ist die Mehrheit gegen dieses "Experiment". Kurz gesagt, ich bin gerade dabei, die WIR-Perspektive raus zuschreiben. Das Ergebnis wird aber erst nach Ostern zu sehen sein.

Solche vertrackten Einschübe gefallen mir.
Sehe schon, wir haben einen ähnlichen Geschmack. Dieser Einschub wird uns in leicht abgewandelter Form erhalten bleiben!

Wenn wir schon Schicksal spielen, können wir nicht einfach den Golf-Fahrer zum Weiterfahren überreden?
Stimmt. Es ist einfacher und logischer, den Fahrer zum Gas geben zu überreden, als die Anhalterin zum Daumensenken. Werde das ändern.

Gruß
Asterix

 

Hey Asterix,

schöne unterhaltsame Geschichte, Du das Schicksal und zwei, die sich gefunden haben.

Während der Typ ja echt schlecht weg kommt (in der Anlage seiner Figur), ist Dein blondes kaltes Engelchen doch recht sympathisch und ich war fast ein wenig traurig, dass sie am Ende auch drauf gegangen ist. Aber sie ist ja auch nicht unbedingt ein Engel :).

Wie Dein Erz. sich da am Anfang mit dem Schicksal zusammen schließt, finde ich eine schöne Idee, nur bleibt es mir zu inaktiv, es mischt sich ja nur ein Mal ein. Okay, eine folgenschwere Einmischung, aber es nimmt sonst kaum Raum ein, in Deiner Geschichte. Von daher finde ich die anfängliche Einführung auch unproportional gewichtet.

Das Schicksal nimmt seine Geschäfte verdammt ernst; ...

Der Anfang ist schön

es achtet sorgsam darauf, dass die Bilanz am Ende immer schön ausgeglichen ist. Wie du mir, so ich dir. Wer anderen eine Grube gräbt ...

Aber das ist altbacken.

Nun, das klingt interessant genug für uns, riecht herrlich nach jeder Menge Ärger, und wir haben ja auch gerade nichts zu tun. Lümmeln so rum und lesen. Dann könnten wir ja auch dem Schicksal ein wenig über die Schulter schauen.

Lümmeln so rum und lesen ... ist schön, der Rest - naja.

Den Einstieg in die eigentliche Geschichte finde ich dann sehr schön, der Flug über Höxter, die Stadtbeschreibung ....

In der linken Hand trägt sie eine kleine Sporttasche. Sie streckt ihren rechten Arm aus, und der Daumen (der Hand, die zu diesem rechten Arm gehört,) zeigt nach oben. (Eine Anhalterin).

Für mich funktioniert die Schilderung auch ohne Klammern ganz gut ;).

Sie ist auf der Flucht. Eine kleine Bankräuberin, sieh an sieh an, wer hätte das gedacht. Dabei wirkt sie so unschuldig, so nett.

Diese Art der Erzählerstimme mochte ich sehr.

Richtung Kassel gefahren war, war ihr kurz vor Höxter das Benzin ausgegangen. Zu Tanken hatte sie sich nicht getraut, wegen der Kameras. Sie wusste, die Kripo wartet nur auf einen Fehler von ihr.

Das finde ich ein wenig umständlich geschrieben, fällt aus Deiner sonstigen Schreibe.

Aber nein, hat er nicht.

Überprüfe Deinen Text mal auf derartige Füllwörter ;)

Ansonsten gefällt mir Dein Schreibstil sehr gut. Auch die Dialoge.
Ich mochte die Stelle sehr, in welcher er versucht ihr Angst zu machen, und sie es völlig kalt lässt.

Das Gemätzel im Wagen war mir persönlich etwas zu langatmig und ein wenig zu viel, es verlor an Glaubwürdigkeit, indem die Beiden, trotz ihrer Verletzungen agierten, als wäre kaum etwas geschehen. Auch dass sie am Ende dass Auto noch weiter fährt, fand ich to much. Vielleicht sollte sie noch die Kraft haben, ihn aus dem Auto zu zerren, den Fahrerplatz einzunehmen, will den Wagen starten und ... verendet.
Vielleicht weniger Wunden und dafür mehr Blut - in der Edelkarosse? Ich weiß aber nicht, wie es in der Geschriebenen Fassung dann wirkt, ist nur ein Gedanke. Vor allem ein subjektiver.

Vielen Dank für den ländlichen Ausflug.
Es war mir eine Freude.
Beste Grüsse Fliege

 

Hallo Fliege,
vielen Dank fürs Kommentieren; für die kritischen Anmerkungen natürlich gleichermaßen wie für die positiven.

Dein blondes kaltes Engelchen doch recht sympathisch und ich war fast ein wenig traurig, dass sie am Ende auch drauf gegangen ist.
Ging mir auch so!
Wie Dein Erz. sich da am Anfang mit dem Schicksal zusammen schließt, finde ich eine schöne Idee, nur bleibt es mir zu inaktiv, es mischt sich ja nur ein Mal ein. Okay, eine folgenschwere Einmischung, aber es nimmt sonst kaum Raum ein, in Deiner Geschichte. Von daher finde ich die anfängliche Einführung auch unproportional gewichtet.
Stimmt. Wird jedoch in etwa so bleiben, weil es nicht nur die Einführung zu dieser KG ist, sondern zu einer Serie, in der das Schicksal mit seinen Eigenschaften immer wieder auftaucht.
Mit dem Einmischen des Schicksals will ich sparsam umgehen, damit das so in Gang gebrachte Geschehen eine gewisse Eigendynamik entwickeln kann. Denke mir, dass ist dann spannender, als wenn dieses mächtige Werkzeug (Schicksal) ständig den Verlauf der Story bestimmt. Das könnte schnell langweilig werden.
Aber das ist altbacken.
Stimmt natürlich. Diese Sinnsprüche kenne ich schon seit ich laufen kann. Der entscheidende Spruch, den das Schicksal in die Tat umsetzen will, erscheint im Titel jeder Folge. Eigentlich soll man sich als Autor von abgedroschenen Redewendungen fernhalten, aber in diesem Fall wollte ich den Bekanntheitsgrad nutzen. Ich werde mal sehen, ob ich den gleichen Sinngehalt mit eigenen Worten genauso knapp und prägnant hinkriege.
Lümmeln so rum und lesen ... ist schön, der Rest - naja.
Ich werde die WIR-Perspektive überarbeiten. Dieses "lümmeln so rum", welches du schön findest, fliegt leider raus. Einige mögen solche Ansprache überhaupt nicht, und als einmaliger Gag kann sie nicht stehen bleiben, und die Fans dieses Stilmittels würden mehr solcher Sprüche erwarten, und wo soll das dann hinführen?
Sie streckt ihren rechten Arm aus, und der Daumen (der Hand, die zu diesem rechten Arm gehört,) zeigt nach oben. (Eine Anhalterin).
Für mich funktioniert die Schilderung auch ohne Klammern ganz gut
Sehe ich auch so, aber das zweite "rechten" wird gestrichen. Arm genüg.
Das finde ich ein wenig umständlich geschrieben, fällt aus Deiner sonstigen Schreibe.
Da gehe ich nochmal drüber. Bin entsetzt über dieses dumme "war, war". War mir gar nicht aufgefallen.
Um Füllwörter kümmere ich mich auch noch.
Muss mich hier leider wiederholen: Wird alles noch ein wenig dauern. Bin durch meinen Urlaub auch in anderen Bereichen ziemlich in Rückstand geraten, will sagen, ich hechele zurzeit den Ereignissen hinterher.

Atemlose Grüße
Asterix

 

So, nun
hab ich die Story etwas überarbeitet.
Die Wir-Perspektive bleibt, allerdings ohne Vermutungen darüber, was der Leser gerade tut. Auch hab ich einige klärende Info eingefügt, wieso "Wir" in die Gedanken der beiden Prots eindringen können.

Die Redewendung "Wie du mir, so ich Dir", wird nicht mehr als Ziel des Schicksals dargestellt. Das S. hat kein Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Der Sinnspruch erfüllt sich nur durch die Aktionen der Prots im Auto.

Einige Kleinigkeiten sind abgeändert. Auch das Ende.

mfg
Asterix

 

Hi Asterix

Wir fliegen über Höxter.
ich weiß nicht mehr, wies in der 1. Version ging, aber jetzt sind WIR mindestens drei: der Erzähler, ich (der Leser) und das Schicksal, eine ganze Menge...
(lass doch das Schicksal sprechen, das ist einfacher,
es muss ja nicht gleich klar, sein, dass es das Schicksal selbst ist, das spricht
tipp: das Schicksal könnte sich doch subtil als irgendetwas fieses selbstgerechtes und sadistisches entpuppen, in jeder Folge etwas mehr... so etwas wie ein geisteskranker Gott, dem alle ausgeliefert sind)


Das Schicksal stoppt abrupt.
das liest sich etwas merkwürdig, kann ein Schicksal (auch ein personifiziertes) überhaupt "stoppen"?

Aber das Ende ist besser, da mit der nun Überlebenden ein interessanterer Verknüpfungspunkt (als die Tasche) zur Fortsetzung da ist

Gruß Schmidt

 

Hallo Schmidt,
vielen Dank für deine erneute Meldung!

aber jetzt sind WIR mindestens drei: der Erzähler, ich (der Leser) und das Schicksal, eine ganze Menge...
Immerhin ist die Menge definierbar. Das freut mich.

lass doch das Schicksal sprechen, das ist einfacher,
Hab ich versucht, gefiel mir nicht, weil das Schicksal dann (Hin u. Wieder) als ES bezeichnet werden muss. Z.B.: Es fliegt über Höxter. Und der Erzähler? Fliegt hinterher? Irgendwie konnte ich mich damit nicht anfreunden. Auch das Schicksal als Ich-Erzähler ergab kein befriedigendes Ergebnis. Hab auch das probiert!
Das Schicksal, und damit die WIR-Gruppe, sind in der Story zwar als Verursacher der Ereignisse ein wichtiges Element, tauchen im Text aber selten auf, weil die einmal angestoßene Handlung dann zum Selbstläufer wird. Ich denke und hoffe, mit dem bisschen WIR können die meisten Leser leben.

das liest sich etwas merkwürdig, kann ein Schicksal (auch ein personifiziertes) überhaupt "stoppen"?
Hier scheint mir ein wesentlicher Grund für die Schwierigkeiten mit der Gruppe Schicksal-Leser-Erzähler zu liegen. Das Schicksal ist in unserer Vorstellung weder eine Person, noch ein Gott.
Deshalb hab ich auch gleich im ersten Satz versucht, das S. zu personifizieren: Das Schicksal nimmt seine Geschäfte verdammt ernst.

tipp: das Schicksal könnte sich doch subtil als irgendetwas fieses selbstgerechtes und sadistisches entpuppen, in jeder Folge etwas mehr... so etwas wie ein geisteskranker Gott, dem alle ausgeliefert sind)
Da würde es auch wieder Fragen hageln! :D

Beste Grüße
Asterix

 

Hi Asterix

Hab ich versucht, gefiel mir nicht, weil das Schicksal dann (Hin u. Wieder) als ES bezeichnet werden muss. Z.B.: Es fliegt über Höxter. Und der Erzähler? Fliegt hinterher? Irgendwie konnte ich mich damit nicht anfreunden. Auch das Schicksal als Ich-Erzähler ergab kein befriedigendes Ergebnis. Hab auch das probiert!

Ich meinte, dass der Erzähler identisch mit dem personifiziertem Schicksal spräche und sich aus der allwissenden Erzählperspektive (die Wirform käme dann durch Einbeziehung des Lesers zustande) als das sprechende Schicksal himself entpuppt,
nicht selbsterklärend am Anfang des Textes, sondern allmählich, so dass der Leser sich das selbst erschließen kann/muss
damit würdest Du Dir dieses etwas unübersichtliche multiple WIR ersparen.

In Deiner ersten Version waren das WIR zwei: der allwissende Erzähler und der Leser
das Schicksal kam als Drittes dazu
In der zweiten, aktuellen Version sind das WIR drei: Erzähler, Leser, Schicksal
das ist too much finde ich

mein Vorschlag für die WIR Form sind wieder nur zwei: der Erzähler/Schicksal(in Personalunion) und der Leser,
damit sparst Du Dir den verwirrenden Dritten im WIR

naja, ist aber auch nur ein verwirrender Vorschlag von mir...


Gruß Schmidt

 

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