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Wie der Jet-Lag entstand

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08.01.2002
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Wie der Jet-Lag entstand

Eines Tages verlangte ein kleiner aufgebrachter Engel wegen einer wichtigen Beschwerde zum lieben Herrgott vorgelassen zu werden.

Er flatterte so aufgeregt mit den Flügeln, dass sich aus ihnen ein paar Federn lösten und als Schnee mitten im Sommer zur Erde fielen.

Petrus schüttelte unwirsch den Kopf. "Lasst den kleinen Engel schnell zum Herrgott, bevor wir jede Menge Klagen von unten raufbekommen wegen des Schnees." Der kleine Engel durfte vortreten und Gott, der seine rechte, besonders buschige Augenbraue hochzog, weil er das immer tat, wenn er eine Frage stellte, sagte in seiner beruhigenden Tonlage:
"Kleiner Engel, was ist das denn für eine wichtige Beschwerde, die du vortragen willst?"

Dem kleinen Engel rauschte vor Verlegenheit der Kopf, aber er nahm sich sehr zusammen und sagte so laut es nur mit seiner piepsigen Stimme ging:
"Lieber Herrgott, bitte schaffe diese großen metallenen Engel ab, die laufend in der Luft herumfliegen. Sie achten niemals auf meine Flugbahn und obendrein dröhnen sie noch unerträglich laut. Ich bin täglich mehrere Male als Botenengel von hier zur Erde und zurück unterwegs. Wenn ich nicht höllisch aufpasse, streift mich einer dieser Blechengel und ich muss dann in den himmlischen Flügelhangar, um meine schönen weißen Federn wieder richten zu lassen. Und Psalmen", des kleinen Engels Stimme überschlug sich vor Empörung, "die kann ich schon seit langem nicht mehr auf den Flügen singen, denn die Riesenengel machen Riesenkrach."

"Das sind ja schlimme Nachrichten, kleiner Engel", sagte Gott und man sah ihm an, dass er grübelte.

"Lass mich überlegen, wie wir Abhilfe schaffen können." Es blieb eine Weile himmlisch still im Himmel und keiner wagte sich zu bewegen, um den lieben Herrgott nicht beim Nachdenken zu stören.

"Ich hab’s", sagte Gott unvermittelt und alles schreckte aus der Starre hoch.
"Kleiner Engel, die Menschen brauchen diese Metallvögel, um reisen zu können", belehrte er und sprach dann weise weiter, "ich könnte ein Unwetter aufkommen lassen, dann könnten diese Blechvögel nicht starten, denn sie können bei schlechtem Wetter nicht sicher fliegen. Aber das wäre keine gute Idee, denn die Menschen sollen ja nicht bestraft werden. Daher ist mir eine andere Idee gekommen und zwar... ", Gott blickte sehr verschmitzt in die Runde.
Der kleine Engel trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und seine Flügel zitterten vor Spannung.
"...und zwar werde ich eine besondere Art von Müdigkeit, nämlich den Jet-Lag erschaffen. Was du nicht weißt, kleiner Engel, das ist, dass diese Blechvögel nicht von alleine fliegen können, sie müssen von Piloten gesteuert werden. Jedes Mal, wenn ein Pilot eine ganze Weile und eine weite Strecke geflogen ist, werde ich ihm eine besonders tiefe und lange Müdigkeit bescheren und seinen Passagieren gleich mit. Denn, wenn die Menschen schlafen, können sie ausser träumen nichts anderes mehr tun."

„Das stimmt, das hab ich selbst schon gesehen, wie das ist, wenn die Menschen schlafen“, sagte der kleine Engel sogleich eifrig, „sie liegen dann da und bewegen sich kaum und fliegen können sie dann ganz bestimmt nicht.“
"Richtig!", stimmte der liebe Gott zu. „Ich kann zwar nicht dafür sorgen, dass alle Blechvögel zur gleichen Zeit am Boden bleiben, das ginge zu weit, aber du wirst sehen, kleiner Engel, es werden wesentlich weniger herumfliegen.“
Der kleine Engel strahlte und machte artig einen Knicks, um sich zu bedanken.

Der liebe Herrgott freute sich, dass der kleine Engel nun zufrieden wieder seine Botendienste tat. Und ab und zu, wenn die Piloten tief und fest schliefen, konnte man am Horizont den kleinen Engel leise singen hören.

 

Hallo lakita,

oje, jetzt wirds heftig ;). Mein Sohn hat die Geschichte gelesen, aber keine Lust, selbst was dazu zu schreiben (er hat ja mittlerweile einen eigenen Nick). Die Lust fehlt, weil die Geschichte so komisch ist :D.

Erste Info: Als aufgeweckter 11-jähriger 5. Klass-Gymnasiast wusste er nicht, was ein Jet-Lag ist, obwohl er schon mehrfach flog, aber immer nur gen Süden .
Ich versuche wiederzugeben, was er zur KG meinte:

(Der Text-Ausdruck ist von gestern, vielleicht ist da ja noch was passiert)

1. Die Geschichte macht keinen Sinn. Wenn die einen Piloten schlafen müssen, fliegen halt die anderen. Die Überschrift ist: Wie der Jet-Lag entstand, aber was soll das? Es bringt doch nichts für die Engel.

2. Komisch geschrieben. ZB hatte er Probleme mit dem Satz:

Der kleine Engel durfte vortreten und Gott, der seine rechte besonders buschige Augenbraue hochzog, weil er das immer tat, wenn er eine Frage stellte, sagte in seiner beruhigenden Tonlage:

Er interpretierte richtig, dass es Gott ist, der die Augenbraue hochzog, aber er dachte, du meinst das anders, weil jemand, der vortritt, doch eigentlich eine Frage stellt, in dem Fall der Engel, dann wäre der Bezug zum demjenigen, der die Brauen hochzieht, falsch.

Das ist aber auch nicht einfach zu verstehen, weil du dann wieder schreibst: Sagte in beruhigender Tonlage, obwohl Gott dann eine Frage stellt!

Also solltest das etwas entwirren.

Vielleicht hilft dir das etwas weiter?:shy:

Liebe Grüße
bernadette

 

Jau, das hilft weiter, liebe bernadette und lieber Sohn von bernadette :) !

das Gute ist, ich habe alles schon beseitigt und korrigiert und bin heute selbst nochmals über den speziellen Satz mit der Augenbraue gestolpert.
Ich hab mir den Text nämlich nochmals selbst laut vorgelesen und dabei fiel mir auf, dass der Bezug irgendwie nicht stimmte.

Und ich hab natürlich auch am Ende der Geschichte hinzugefügt, dass Gott nicht alle Blechvögel zugleich am Boden halten kann.

Dass dein Sohn diese Geschichte komisch findet, nehme ich zunächst mal als allgemeine negative Kritik und ganz gewiss sehr ernst.
Ich habe ja eh schon heute morgen meine grundsätzlichen Bedenken und meine Verwirrung geäußert, bezüglich Kindergeschichten und ihrer Plots.

Hinzu kommt noch, dass ich es nie jedem recht machen kann mit einer einzigen Geschichte. Das wäre auch vermessen, weil es so eine Geschichte, die jedem Kind und jedem Erwachsenen gefällt bis auf ganz wenige geniale Ausnahmen gar nicht geben kann.

Mit 11 Jahren ist dein Sohn meiner Meinung nach auch nicht die Zielgruppe für diese kleine Geschichte, ich hab dabei eher an die ganz Lütten gedacht, aber das Argument könnte man mir auch wie einen Bumerang zurückgeben und von mir fordern, für alle Kinder Brauchbares, also Lesbares zu schreiben.

Schließlich und das ist ja das Bewundernswerte an manchen Kinderbuchautoren (z.B. Astrid Lindgren) schaffen es manche für Groß und Klein durch alle Altersstufen tolle Texte zu schreiben.

Na gut, ich will so hoch hinaus gar nicht, schließlich habe ich ja einen Beruf und der macht mir sogar Freude.

Auf jeden Fall danke ich dir und deinem Sohn sehr für die hilfreiche Rückmeldung.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,

die anderen Kritiken habe ich extra nicht gelesen. Ich hoffe, dass ich nicht alles wiederholen werde.
Den Titel der Geschichte finde ich schon einmal klasse. Gestern beim Überfliegen habe ich ihn kurz entdeckt und mir deine Geschichte gleich zum Lesen vorgemerkt. Schließlich interessiert das ja - wo der Jet-Lag herkommt.

Beim Lesen habe ich mich auch wirklich amüsiert. Die ganze Zeit hatte ich den kleinen aufgeregten Engel vor Augen, der - total durcheinander - zum lieben Gott geht und sich beschwert. :) Die Erklärung selbst finde ich auch total niedlich und einleuchtend. ;)

Hat mir also soweit wirklich gut gefallen. Eine Kindergeschichte ist es für mich - ehrlich gesagt - nicht. Der Stil ist zwar kindlich gehalten und auch die Bilder an und für sich. Was den Inhalt angeht, so kann ich mir jedoch vorstellen, dass Kinder nicht unbedingt etwas damit anfangen können. Ein kleineres Kind wird mit den Begriff Jet-Lag eventuell nicht einordnen können - für ein älteres Kind liest sich die Geschichte wiederum zu kindlich. Die stehen da ja im Allgemeinen nicht so drauf und wollen lieber etwas lesen, dass erwachsen klingt.

Ähm... hört sich jetzt irgendwie bescheuert an, oder? Aber ich hoffe, meine Kritik ist trotzdem einigermaßen verständlich und es wird klar, worauf ich hinaus will. Wenn nicht, einfach nochmal nachfragen. :)

Aber um es noch einmal auf den Punkt zu bringen:
Die Geschichte ist super, die gewählte Rubrik nicht ganz optimal.

Liebe Grüße, Bella

 

Hallo Bella,

zunächst vorweg vielen lieben Dank fürs Lesen und Loben ! Darüber freu ich mich. :)
Du triffst im Grunde genommen einen durchaus auch bereits von anderen Kritikern angesprochenen wunden Punkt. So ganz richtig passt die Geschichte nicht in die Kinderabteilung.

Aber wohin dann? Gibt es Märchen für Erwachsene? Aber ein Märchen ist es auch wieder nicht und in die Phantasieabteilung getrau ich mich schon gar nicht, da geht es doch wesentlich phantasievoller zu. Da fühlte ich mich nicht wohl mit der Geschichte. Ich wäre mit "Sonstiges" einverstanden.

Du siehst also, liebe Bella, bin unaufgeräumt.
Aber über deine Kritik bin ich auf jeden Fall froh.

Lieben Gruß
lakita

 

Hi lakita,

den Textkram vorweg:


Petrus schüttelte unwirsch den Kopf. "Lasst den kleinen Engel schnell zum Herrgott, bevor wir jede Menge Klagen von unten raufbekommen wegen des Schnees." Der kleine Engel durfte vortreten und Gott, der seine rechte besonders buschige Augenbraue hochzog, weil er das immer tat, wenn er eine Frage stellte, sagte in seiner beruhigenden Tonlage:

rechte KOMMA besonders buschige

Wenn ich nicht höllisch aufpasse
:thumbsup:

Es blieb eine Weile himmlisch still im Himmel und keiner wagte sich zu bewegen, um den lieben Herrgott nicht beim Grübeln zu stören.

etwas viel Himmel/himmlisch und grübeln.

Tja und nu zum Inhalt, *wetz-wetz*

Nett im schönsten und positivsten Sinne des Wortes. Ein einziger, klarer Gedanke, ausgeführt als Geschichte, gewürzt mit ein paar sprachlichen Feinheiten, dass auch große Kinder und Blechengelbenutzer ihren Spaß an der Geschichte haben können.

Und an dem Punkt, dass Gott den Menschen ihre Fliegerei (die sie ja unbedingt behalten müssen) nicht nehmen will, sondern nur dafür sorgt, dass etwas weniger Blechengel unterwegs sind, will ich mich mal logischerseits nicht festbeißen.

Liebe Grüße vom anderen Ich.

 

Hallo Lakita,
ich fand deine Geschichte sehr niedlich und konnte mir den kleinen aufgeregten Engel gut vorstellen. Auch wenn die kleinen Leser vielleicht mit dem Wort "jet-lag" nicht sofort etwas anfangen können, so können wir Eltern es ihnen doch anhand deiner Geschichte erklären.
Hast du schon mal darüber nachgedacht dem kleinen Engel einen Namen zu geben? Dann hättest du nicht so viele Wortwiederholungen des Wortes "kleiner Engel".

LG
Blanca

 

Hallo AlterEgo,

danke für deine gewetzten Worte. :D

Scheint nicht ganz durchgefallen zu sein, die Story. Freut mich. :)

Zur Textarbeit: ich hab ein "grübeln" vernichtet, ABER der Satz mit dem himmlisch...bleibt! Der soll so sein, die Wortwiederholungen sind gewollt.
Kritikerpech. :D

Liebe Blanca,

herzlichen Dank für dein Feedback und ich freue mich, dass ich mit der kleinen Geschichte ganz gut angenommen wurde.
Dem kleinen Engel einen Namen zu geben, wäre keine schlechte Idee. Ich würde dann einen extra Satz irgendwo am Anfang dazu fügen und könnte mehr Abwechslung in den Text bringen. Sobald mir da was Pfiffiges einfällt und was Pfiffiges muss!!! es sein, sonst wirkt es langweilig, werd ichs umsetzen.

Ich hoffe, dass mich alsbald der passende Geisteskreativblitz heimsucht.
Danke auf jeden Fall für den Verbesserungsvorschlag.

Liebe Grüße an euch beide
lakita

 

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