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Wie der Jet-Lag entstand

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08.01.2002
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Wie der Jet-Lag entstand

Eines Tages verlangte ein kleiner aufgebrachter Engel wegen einer wichtigen Beschwerde zum lieben Herrgott vorgelassen zu werden.

Er flatterte so aufgeregt mit den Flügeln, dass sich aus ihnen ein paar Federn lösten und als Schnee mitten im Sommer zur Erde fielen.

Petrus schüttelte unwirsch den Kopf. "Lasst den kleinen Engel schnell zum Herrgott, bevor wir jede Menge Klagen von unten raufbekommen wegen des Schnees." Der kleine Engel durfte vortreten und Gott, der seine rechte, besonders buschige Augenbraue hochzog, weil er das immer tat, wenn er eine Frage stellte, sagte in seiner beruhigenden Tonlage:
"Kleiner Engel, was ist das denn für eine wichtige Beschwerde, die du vortragen willst?"

Dem kleinen Engel rauschte vor Verlegenheit der Kopf, aber er nahm sich sehr zusammen und sagte so laut es nur mit seiner piepsigen Stimme ging:
"Lieber Herrgott, bitte schaffe diese großen metallenen Engel ab, die laufend in der Luft herumfliegen. Sie achten niemals auf meine Flugbahn und obendrein dröhnen sie noch unerträglich laut. Ich bin täglich mehrere Male als Botenengel von hier zur Erde und zurück unterwegs. Wenn ich nicht höllisch aufpasse, streift mich einer dieser Blechengel und ich muss dann in den himmlischen Flügelhangar, um meine schönen weißen Federn wieder richten zu lassen. Und Psalmen", des kleinen Engels Stimme überschlug sich vor Empörung, "die kann ich schon seit langem nicht mehr auf den Flügen singen, denn die Riesenengel machen Riesenkrach."

"Das sind ja schlimme Nachrichten, kleiner Engel", sagte Gott und man sah ihm an, dass er grübelte.

"Lass mich überlegen, wie wir Abhilfe schaffen können." Es blieb eine Weile himmlisch still im Himmel und keiner wagte sich zu bewegen, um den lieben Herrgott nicht beim Nachdenken zu stören.

"Ich hab’s", sagte Gott unvermittelt und alles schreckte aus der Starre hoch.
"Kleiner Engel, die Menschen brauchen diese Metallvögel, um reisen zu können", belehrte er und sprach dann weise weiter, "ich könnte ein Unwetter aufkommen lassen, dann könnten diese Blechvögel nicht starten, denn sie können bei schlechtem Wetter nicht sicher fliegen. Aber das wäre keine gute Idee, denn die Menschen sollen ja nicht bestraft werden. Daher ist mir eine andere Idee gekommen und zwar... ", Gott blickte sehr verschmitzt in die Runde.
Der kleine Engel trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und seine Flügel zitterten vor Spannung.
"...und zwar werde ich eine besondere Art von Müdigkeit, nämlich den Jet-Lag erschaffen. Was du nicht weißt, kleiner Engel, das ist, dass diese Blechvögel nicht von alleine fliegen können, sie müssen von Piloten gesteuert werden. Jedes Mal, wenn ein Pilot eine ganze Weile und eine weite Strecke geflogen ist, werde ich ihm eine besonders tiefe und lange Müdigkeit bescheren und seinen Passagieren gleich mit. Denn, wenn die Menschen schlafen, können sie ausser träumen nichts anderes mehr tun."

„Das stimmt, das hab ich selbst schon gesehen, wie das ist, wenn die Menschen schlafen“, sagte der kleine Engel sogleich eifrig, „sie liegen dann da und bewegen sich kaum und fliegen können sie dann ganz bestimmt nicht.“
"Richtig!", stimmte der liebe Gott zu. „Ich kann zwar nicht dafür sorgen, dass alle Blechvögel zur gleichen Zeit am Boden bleiben, das ginge zu weit, aber du wirst sehen, kleiner Engel, es werden wesentlich weniger herumfliegen.“
Der kleine Engel strahlte und machte artig einen Knicks, um sich zu bedanken.

Der liebe Herrgott freute sich, dass der kleine Engel nun zufrieden wieder seine Botendienste tat. Und ab und zu, wenn die Piloten tief und fest schliefen, konnte man am Horizont den kleinen Engel leise singen hören.

 

Hallo Lakita, da hast du dir ja eine herrliche Erklaerung einfallen lassen!
Ich werde das naechste Mal daran denken, wenn ich fliege!
Mir hatte deine Geschichte gut gefallen, allerdings muss ich sagen, dass meine Kinder wahrscheinlich nicht so viel damit anfangen koennten, einfach aus dem Grund, weil wir eine "gottlose" Familie sind, und ihnen die Vorstellung von Gott, der so eine Art Parlamentssitzung abhaelt, nichts sagt. Ich glaube, sie kennen weder das Wort Psalm, noch Hergott oder Petrus. Insofern ist das nichts fuer sie, aber natuerlich gibt es ja genuegend andere, die es verstehen werden.

Viele Gruesse, sammamish

 

Hallo Sammamish,

danke für dein fröhliches Feedback. Ich muss gestehen, dass ich Furcht hatte, diese kleine Story überhaupt in die Kinderabteilung zu stellen, weil ich dachte, sie gehört da nicht hin. Welches Kind kennt schon den Begriff Jet-Lag bzw. welches Kind möchte wissen,was das ist?
Offensichtlich bemängelst du das nicht. Vielleicht ist es dir entfallen und es steht ansich auch auf deiner Kritikliste?

Die Sache mit Gott ist so eine Sache, liebe Sammamish. Ich glaube auch nicht an ihn, bin gottlos wie deine Kinder, kenne mich aber in der Tradition ein wenig aus, weil ich mich als Kind und Jugendliche nicht der Indoktrination meiner Eltern und anderer Menschen entwinden konnte. Dafür danach dann umso gründlicher.
Und für mich hat diese Geshichte nix mit Glauben oder Gläubigkeit zu tun. Ich glaube auch nicht an Zwerge, Kobolde oder Rotkäppchen fressende Wölfe und würde trotzdem keine Scham und Scheu verspüren, darüber munter Geschichten zu schreiben, wenn mir was Innovatives einfiele.

Vielleicht, aber das stelle ich nicht wegen meiner Geschichte dir zu Anregung, also wirklich nicht deswegen, also, vielleicht gehört später einmal zur sog. Allgemeinbildung für deine Kinder dazu, dass sie wissen, dass es für einige Menschen ein Wesen gibt, das sie Gott nennen, dass es innerhalb des Gottclans, wenn man es mal so sagen darf, die Jünger gab, darunter einer, der Petrus hieß und, dass es Engel geben soll, die der sog.himmlischen Macht unterstehen und dass diese vermutlich Psalmen singen oder ähnliches Antiteufelszeugs. Verstehste was ich meine? Es geht nur darum, dass man davon mal wenigstens gehört hat und nicht denkt, Herrgott ist eine neue Waschmittelsorte oder hochprozentiger Schnaps, wenn auch seine Wirkung wohl so manch einen in den berauschenden Zustand zu verbringen mag. Glaube versetzt Berge,sagt man. Also kann Glaube auch besoffen machen. Aber ich schweife ab, was ich meine ist, dass manche Dinge zum Wissensstandart dazu gehören. Vermutlich und ich bin nicht das Maß der Dinge und schon gar nicht das Maß deiner Kinder.


Aber zurück zur Geschichte: ich bin beruhigt, dass du sie trotz dieser Übermittlungsschwierigkeiten nicht verdammt hast. :)

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita, ja witzigerweise kennen sie Jet-Lag zur Genuege, da wir oft fliegen, das waere mir also nie als bemaengelnswert aufgefallen!
Ja, du hast vollkommen recht, natuerlich werden sie erfahren, dass es Religion gibt, bzw. wissen es schon. Wir sind ja hier in Amerika von genuegend religioesen Hardlinern umgeben. Ich meinte jetzt mehr die Worte und dieses "Gott-von Engeln umgeben"-Szenarion, das kennen sie, im Gegensatz zu manch anderen nicht.
Ich sollte es ihnen einfach mal vorlesen, ohne weiter hier klug rumzuschwatzen, mal sehen, was sie sagen!
Viele Gruesse, sammamish

 

@Rosta

hehe...was für eine provokante Frage. :D
Da die Engel Vorrang haben vor den Menschen, schließlich sind sie Engel und keine Menschen, gehen ihre Wünsche zuerst in Erfüllung und danach erst diejenigen der Menschen. Wenn die Menschen etwas wünschen, was gegen die Engel gerichtet ist, gehts halt nicht. Zeigt ja auch die Realität, denn ich kenne niemanden, der dem Jet-Lag entgeht. Frage beantwortet? ;)

@Sammamish

danke für den Nachtrag wegen des Jet-Lags. Und die Idee, den Kindern mal die Story vorzulesen, finde ich super! Schließlich sind die ja die Kunden hier in dieser Abteilung.

Liebe Grüße an euch beide

lakita

 

Hallo lakita,

auch mir hat die Geschichte gut gefallen, obwohl ich noch nie geflogen bin. Aber von dem Jet-Lag habe ich natürlich schon gehört.

Vielleicht ein Vorschlag, um das Wort zu umgehen:
Wie wäre es, wenn du im Text selbst nur das Wort "Müdigkeit" verwendest und am Ende der Geschichte eventuell den Zusatz bringst: Natürlich hat auch diese Müdigkeit von den Menschen einen besonderen Namen erhalten. Nur leider wie immer in Englisch. Man nennt das ganze Jet-Lag.

Oder so ähnlich. War nur so eine Idee.
Aber ich glaube, vor allem Kinder, die schon mal längere Strecken geflogen sind, wird der Ausdruck schon etwas sagen.

Gerne gelesen.

Viele Grüße
bambu

 

Liebe bambu,

herzlichen Dank für dein freundliches Feedback. Die Idee, den Begriff ans Ende der Geschichte als Erklärung zu stellen, hätte was, aber ich opfere dafür dann den Schluss in einem gewissen Sinne, weil er ja dann mit noch einem sog. Nachtrag versehen wird.

Mal sehen, wie sich die Meinung hier noch weiter entwickelt, ich werde deine gute Idee auf jeden Fall im Auge behalten.

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe lakita,

sehr, sehr schön erzählt! :)
Der kleine Engel ist ein Protagonist, mit dem die Kinder sich bestens identifizieren können. Und man kann so gut mit ihm mitfühlen, wenn man hört, wie furchtbar er unter den ekligen, lärmenden Blechengeln zu leiden hat.

Hier schnell die Bemerkungen, die ich mir beim Lesen herausschrieb:

Er flatterte mit seinen Flügeln so aufgeregt hin und her
das ist ein wenig umständlich, was hältst du von
Er flatterte so aufgeregt mit den Flügeln, dass ...
Das Flattern beinhaltet bereits das "hin und her", es ist also überflüssig; ebenso ist klar, dass es die Flügel des Engels sein müssen - wessen sonst? Also ist auch "seinen" überflüssig. :D

und ich muss dann in den himmlischen Flügelhangar
Klasse, was habe ich gegrinst!

Das Wort "Rage" würde ich eher nicht verwenden, ich finde es nicht so besonders kindgerecht, warum nicht "Wut"? Und im Gegensatz zu Jet-Lag und Psalm, die ja eine Bedeutung in deiner Geschichte haben und deshalb ruhig den Kindern erklärt werden könnten, ist "Rage" für die Geschichte nicht wirklich wichtig ...

Es blieb eine Weile himmlisch still im Himmel
Finde ich richtig schön!

Mein Fazit ist also: Eine feine kleine Kindergeschichte mit schönen Bildern, die sich gut und flüssig liest.

Nun aber kommen meine beiden Kritikpunkte:
1) Ich denke nicht, dass es heutzutage (schon allein aus Umweltgründen) richtig und gut ist, den Kindern beizubringen, dass die Menschen nichts Böses tun, wenn sie fliegen ...:dozey:

2) So wie du jetzt Jet-Lag erklärst, müsste es ja Zeiten geben, zu denen auf der ganzen Welt kein Flugzeug fliegt, weil alle Piloten schlafen. Dass das aber nicht so ist, wissen heute alle Kinder - meine Söhne hätten das ziemlich schnell als Schwachpunkt der Geschichte ausgemacht. Leider weiß ich aber im Augenblick nicht, wie du diesen Schwachpunkt umgehen oder vermeiden könntest ... Könnte man vielleicht spezielle "Engelrouten" erfinden, die manchmal blechengelfrei sind?

Liebe Grüße
al-dente

 

Hallo Lakita,

wirklich schön geschrieben. Sanft, wie Kindergeschichten sein sollten. :) Habe mich selbst gleich zurückversetzt gefühlt.
Den kleinen Engel habe ich deutlich vor mir gesehen, wie er da vor Gott steht und gebannt auf dessen Lösung wartet.

Was ich nicht verstehe ist, warum du die Flugzeuge auch Engel nennst. Das ergab bei mir ein schräges Bild. Wieso nicht Vögel?

Al-dentes Kritikpunkten muss ich beipflichten. Der erste allerdings ist ja recht leicht zu beheben. Brauchst ja eigentlich nur zu streichen, dass die Menschen nichts böses tun, wenn sie fliegen. Der liebe Gott könnte ja auch einfach so sagen, dass er die Menschen nicht bestrafen möchte. Ist ja eben der liebe Gott ;)
Vielleicht verpackt ER es ja glatt in eine Frage, um den kleinen Engel zu prüfen. Nach dem Motto: "Soll ich die Menschen dafür bestrafen?"
Und natürlich wird der Engel nein sagen - und dann kommt Gottes volle Weisheit zum tragen
Hups, schreibe die Geschichte schon selbst in Gedanken. Siehst also, sie hat mich berührt. Hast genau den richtigen Ton getroffen, wirbelt Gefühle aus meiner Kindheit hoch. Ähnlich, wie wenn ich in einem alten Kinderbuch rumstöbere ...

Zu Problem Nr. 2 fällt mir momentan leider auch keine Lösung ein. Vielleicht sollte Al-dente mal ihre Burschen fragen :D

Wie auch immer,
gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

das mit den Blechengeln - was mir nämlich total gut gefiel - kann ich erklären: Der kleine Engel kennt Engel und Menschen. Engel können fliegen. Menschen nicht. Die Flugzeuge können ja nun bekanntlich fliegen - also müssen es Engel sein. Und sie sind aus Blech - also Blechengel! :D

Zu Problem Nr. 2 fällt mir momentan leider auch keine Lösung ein. Vielleicht sollte Al-dente mal ihre Burschen fragen
Ich meinte, damals, vor vielen, vielen Jahren, hätten meine Söhne die Schwachstelle sofort gefunden. Mittlerweile sind sie sehr erwachsen und können hier wahrscheinlich auch nicht weiterhelfen ...

Lieben Gruß
al-dente

 

@al-dente

das mit den Blechengeln - was mir nämlich total gut gefiel - kann ich erklären: Der kleine Engel kennt Engel und Menschen. Engel können fliegen. Menschen nicht. Die Flugzeuge können ja nun bekanntlich fliegen - also müssen es Engel sein. Und sie sind aus Blech - also Blechengel!
Allerdings werden die Engel doch sicher auch Tiere kennen, wo sie doch als Erden-Boten eingesetzt werden?
Aber deine Erklärung hat natürlich was ... :D

grüßlichst
weltenengel

 

*lach*

Ach du grüne Neune! Macht nur weiter so, ihr beiden. :D

Ich hab eben erst entdeckt, dass sich schon eine prima Diskussion um meine Geschichte rankt. Das freut mich natürlich sehr und euch beiden allerherzlichsten Dank für all die Gedanken und Anregungen, die ihr euch gemacht habt. Ich werde da nochmals drüber gehen und korrigieren, was zu korrigieren ist.

Was den Punkt anbelangt, dass ja nicht alle Flugzeuge gleichzeitig am Boden sind, weiß ich auch keinen Rat. Mir ging es in der Geschichte aber nicht um dieses Ziel. Wenn die Menschen besonders lange und ausgiebig müde sind, dann können sie nicht so oft fliegen, nicht wahr? So war es gedacht, ok und so werd ich es dann wohl einflechten müssen.

Ich brauch aber bittschön noch ein bisschen Zeit, denn im Moment weiß ich nicht wo mir der Kopf steht...*seufz*

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

über den ersten Satz bin ich gestolpert, weil zum lieben Gott wegen
für mich ein fester Ausdruck zu sein schien:

Eines Tages verlangte ein kleiner aufgebrachter Engel zum lieben Herrgott wegen einer wichtigen Beschwerde vorgelassen zu werden.

Stell ihn doch um:
Eines Tages verlangte ein kleiner aufgebrachter Engel wegen einer wichtigen Beschwerde zum lieben Herrgott vorgelassen zu werden.

Ansonsten habe ich keine textlichen Veränderungsvorschläge. Aber ich schließe mich den Vorrednern an, was den Schwachpunkt betrifft. Es gibt einfach zu viele Piloten! Es ist auch wirklich schwierig, aus diesem Dilemma herauszukommen, da dein Ansatz diesbezüglich schlichtweg ein falscher war.

Vielleicht solltest du es so interpretieren, dass die Fluggäste auch den Jet-Lag bekommen und ihn so schlecht ertragen, dass sie sagen: Nie wieder Flüge von West nach Ost oder umgekehrt. Das ist der nächste Punkt: Es betrifft ja kaum Flüge von Süd nach Nord und umgekehrt. Also mit Logik ist der Sache nicht beizukommen. Ich denke nochmal drüber nach und werde meinen Kleinen interviewen, wenn er von der Darmgrippe soweit gesundet ist, dass er wieder denken kann ;).

Gehts dir um den Jet-Lag oder um die Geschichte? Dann streich den doch und setze die Nachtflugverbote dafür ein :D.

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe bernadette und ihr lieben anderen,

ich habe die Geschichte nach all euren Verbesserungsvorschlägen (bis auf die mit den Blechengeln lieber weltenläufer) bearbeitet und zum einen herausgenommen, dass die Menschen ja nix Böses tun, wenn sie fliegen, zum anderen etwas mehr Logik in den Text gebracht. Die diesbezügliche Passage lautet jetzt so:

„Das stimmt, das hab ich selbst schon gesehen, wie das ist, wenn die Menschen schlafen“, sagte der kleine Engel sogleich eifrig, „sie liegen dann da und bewegen sich kaum und fliegen können sie dann ganz bestimmt nicht.“
„Richtig!“, stimmte der liebe Gott zu.
„Ich kann zwar nicht dafür sorgen, dass alle Blechvögel zur gleichen Zeit am Boden bleiben, das ginge zu weit, aber du wirst sehen, kleiner Engel, es werden wesentlich weniger herumfliegen.“

Mir ist vollkommen klar, liebe bernadette, dass nur dann Jetlag entsteht, wenn durch Zeitzonen geflogen wird und dadurch erhebliche Zeitverschiebungen entstehen, die die innere Uhr quasi durcheinander bringen.
Das geht selbstredend von hier zum Kap nicht. ;)

Ich möchte mich weder von der Geschichte, noch vom Plot trennen, also seh ichs mal ignorant positiv :D und sage, die kleinen Leser bzw. Zuhörer werden entweder meine Logik akzeptieren oder aber sie werden darauf hinweisen, dass aber nicht alle Langstreckenflüge mit einem Jetlag verbunden sind und schwupps entspinnt sich wegen dieser kleinen harmlosen Geschichte ein Gespräch über Zeitzonen und was Jetlag eigentlich genau hervorruft und so weiter.

Einigen wir uns darauf, dass Unlogik eine gute Seite haben kann. :)

Liebe bernadette, ich danke dir für deine konstruktive Auseinandersetzung mit der Geschichte und ich wünsche deinem Sohn schnellstmögliche Genesung von der widerlichen Darmgrippe und das sag nicht nur uneigennützig. :D


Und euch allen ganz herzlichen Dank für eure liebe Mithilfe bei meinen etwas unbeholfenen Schritten im Reich der Kindergeschichten.

Liebe Grüße
lakita

 

Hallo lakita,

ich muss eingestehen, mit dieser Geschichte meine Probleme (gehabt) zu haben, einfach weil ich ihre Intention lange nicht klar genug erkennen konnte.
Nach Deinen Überarbeitungen ist zumindest die eine Fraktion in mir zufridener, die der Logik, da hast du finde ich einen probaten Kompromiss gefunden, weniger Fluglärm statt keinen mehr, dadurch mehr Ruhe für den Botenengel statt vollkommene Ruhe. Das ist in sich soweit stimmig - soweit es im Kontext von Gott, Engeln und Jet-Lag überhaupt um Logik primär geht ;-)

Die Bilder, die Stimmung und Athmosphäre halten sich im märchenhaften auf, das muss schon knallen in Verbindung mit einem so weltlichen Thema wie dem Jet-Lag - soz. beim Durchbrechen der Logikschallmauer - dieses Ambivalente ist es vermutlich, an dem ich noch knabbere, dazu die bekannten und hier ja schon im Verlauf der Diskussion thematisierten Ambivalenz des Themas Fliegen (im Jet, nicht mit Flügeln) generell...

Doch in letzter Konsequenz finde ich Deinen Ansatz interessant und tatsächlich spannend, für die moralische Bewertung aus einem moralischen Diskurs heraus müsste es ein anderer Text, vielleicht ein anderes Medium sein.

Stilistisch nur folgende Anmerkung :

Eines Tages verlangte ein kleiner aufgebrachter Engel wegen einer wichtigen Beschwerde zum lieben Herrgott vorgelassen zu werden.
Petrus schüttelte unwirsch den Kopf. "Lasst den kleinen Engel schnell zum Herrgott vor, bevor wir jede Menge Klagen von unten raufbekommen wegen des Schnees." Der Engel wurde zu Gott vorgelassen,

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo C.Seltsem,

danke für dein sehr wichtiges Feedback. Du hast mit deinen Worten nicht nur eine dicke Portion Nachdenklichkeit bei mir hinterlassen, sondern auch meine bislang ganz gut unterm Teppich gekehrte Ratlosigkeit wieder hervorgebracht.

Vorweg nur ganz kurz: Textarbeit wird erledigt. :)

Meine Ratlosigkeit betrifft Kindergeschichten und ihre Plots.

Immer, fast ausnahmslos (ich meine Roy hat da mal andere Plots gehabt in seinen Geschichten) befinden sich in Kindergeschichten Dinge, die nicht mit der Realität zu tun haben. Meist laufen die Geschichten so ab, dass ein realer in dieser Welt stehender Junge oder ein Mädchen zunächst Dinge tun, die stimmig sind. Das Kind spielt, fragt, redet, geht ins Bett, zur Schule, in den Kindergarten bastelt und so weiter. Und dann gerät meist die Story in das Reich der Phantasie. Da toben dann Kobolde, Feen, Elfen, Zauberer und anderes Zeugs rum, Tiere, Puppen, alle Gegenstände können plötzlich sprechen, es gibt den Mann im Mond, die lachende Sonne und so weiter. Aus meiner Sicht gibt es wenige Kindergeschichten, die nicht irgendwann im Laufe ihres Textes auf diese Weise unlogisch werden.
Der Unterschied ist nur der, dass man genau das für kindgerecht hält, meint, die Kinder hätten geradezu ein Anrecht auf diese Phantasieeinschübe auf die Verquickung von Realem mit Unrealem.
Keiner käme auf die Idee eine Kindergeschichte deswegen zu kritisieren, weil die Butterblume auf der Wiese plötzlich mit einem Menschen oder einem Tier reden kann.

Die Kombination meiner Parts real und unreal sind: es gibt reale Flugzeuge und Piloten und Menschen, die in diesen Flugzeugen fliegen und die nach Langstrecken einen Jetlag bekommen und unreal ist, dass der liebe Herrgott auftaucht, dass ein Engel existiert, der den Gott um was bittet und dass Gott diesen Jetlag herbei zaubert.

Nein, ich will hier keine Verteidigungs-, Rechtfertigungs- oder Erklärungsede für meine Geschichte schreiben. Das nun wirklich nicht.
Ich will dir mein Unwohlsein schildern. Mich irritiert es, dass die eine Verquickung von Realem und Erfundenem stimmig wirkt, eine andere nicht.
Ich begreife die dahinterstehende Struktur nicht. *seufz*

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita,

schöne Geschichte, einzig die Überbevölkerung klönnte irgendwann bei diesem göttlichen Lösungsansatz ein Problem werden. ;)

Eine schön erzählte Kindergeschichte, bei der ich auch als Erwachsener schmunzeln musste. Gern gelesen.
LG, svg

P.S.: Gut das Koch in Hessen ne Klatsche bekommen hat. Der will den Flughafen ausbauen und das Nachtflugverbot doch nicht einführen. Kein Wunder, dass Gott was dagegen hatte. Trotz des großen C's im Namen :D

 

Hallo svg,

herzlichen Dank für dein freundliches Feedback.

Mit deinen Bemerkungen zu Koch, der ja ein feines Händchen dafür bewiesen hat, es sich mit der Mehrheit der Hessen zu verderben, bringst du mich auf eine neue Idee (naja mach dir keinen Kopf, nicht jede Idee, die ich hab, wird in die Tat umgesetzt) nämlich wie wäre es denn mal mit einem Nachtflugverbot für Engel?

Das "C" steht übrigens für Capital ! :D

Lieben Gruß
lakita

 

ja ja, elvira, nicht mal richtig schreiben können die kochs.....schreiben wir doch in unseren breitengraden kaptial mit K!

also ich finde es schon toll, wie du es schaffst so locker zwischen erotisch angehauchten geschichten und stories für kinder zu pendeln! ich denke, als meine kinder und enkel noch jung waren, hätten sie deine sprache sicher verstanden; die frage nach "logik" dürfte sich kaum gestellt haben.

kennst du die filme "brandner kasper" und "ein münchner im himmel"? in beiden sind die "himmlischen" gestalten so ähnlich wie bei dir dargestellt: der alte herr mit den buschigen augenbrauen, der kleine engel mit den weichen flügeln. nur dass bei uns in bayern "hosiannh" gesungen wird, und dabei auf der harfe gezupft....

hat spaß gemacht, deinen ausflug in ferne höhen mitzuverfolgen!

ernst

 

Lieber Ernst,

ich glaube du schwächelst. :D
Sonst krieg ich immer viel deutlicher mein (durchaus verdientes) Fett weg von dir. :D
Aber mich freut natürlich, dass du grad nicht in der Ausführlichkeit zu bemängeln hast wie sonst. Aber ob das ausgerechnet an mir liegt? :D

Wie auch immer: hab lieben Dank, dass du dich meiner kleinen Geschichte widmest und auch herzlichen Dank für das Vorwegkompliment wegen meiner Vielseitigkeit (jaja, so sind sie, die multiplen Persönlichkeiten *irregrins* ;) ).

Ob diese Geschichte vor den heutigen kleinen Lesern Bestand hat, ja, da geb ich dir durchaus Recht, da habe auch ich so meine Zweifel.

Aber es gibt ja noch genügend erwachsene Kinder, die damit besser klar kommen.

Lieben Gruß
Elvira

 

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