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Wie dein Vater ...

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21.01.2016
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Wie dein Vater ...

Jao blies die Wangen auf und ließ seinen Blick über den Platz schweifen. Autos und Motorräder schoben sich im Schritttempo zwischen den Menschen und Ständen hindurch. Er beobachtete die geschminkten Frauen, zu deren Schutz er eingeteilt war. Auf Stöckelschuhen gingen sie auf jeden Fremden zu, der den Platz überquerte und streckten ihre Brüste vor. „Drogen, Mädchen, Jungen?“ Immer wieder blickte er schüchtern zu einer Gruppe junger Prostituierter hinüber, die stupsend und rempelnd auf einem Bordstein saßen. Eines der Mädchen trug weiße Overknee-Strümpfe und ein kurzes schwarzes Kleid, durch das an einigen Stellen ihre Haut schimmerte. Das ebenmäßige Gesicht und die schlanken Schenkel zogen seine Blicke magisch an. Jemand stieß ihm in die Rippen und er zuckte herum. "Wir sollen was erledigen", sagte Ramires grinsend.
Jao mochte ihn. Sie wurden zur gleichen Zeit in die Gang aufgenommen und hatten sich nach der Prügel des Aufnahmerituals gegenseitig ermutigt.
„Da oben liegt ein Junkie“, sagte Ramires. „Wir sollen ihn wegschaffen. Diego meint, er stört die Geschäfte. Danach sollst du dein Zeug holen und dich bei Alvares melden. Er hat eine Lieferung für dich.“ Ramires wandte sich ab und ging voran. Sie passierten eine Mauer mit Graffiti, vor der einige Leute auf Hockern und in Sesseln um ein Feuer herum saßen und erreichten die Wand eines Hauses. Ein Crack-Abhängiger lag mit halb geöffnetem Mund in der gleißenden Sonne und schlief seinen Rausch aus. Ramires stupste ihm mit dem Fuß in die Rippen.
"Hey, aufstehen, Alter". Der Junkie stöhnte und blickte zu ihnen auf.
"Scheiße, der macht es auch nicht mehr lange", sagte Ramires beim Anblick des eingefallenen Gesichtes.
Jao trat erschrocken einen Schritt zurück und biss sich auf die Lippen. Der Junkie hatte die gleichen schwarzen Augen, die ihm seit Tagen in unruhigen Träumen erschienen und seinen Schlaf zu einer Qual machten.

Angstbebend rannte er im Zwielicht zwischen flackernden Feuern umher, verfolgt von einem Rudel hundeartiger Tiere, die er immer nur als Schatten wahrnahm. Sie trieben ihn auf eine Gestalt zu, die weit vor ihm in den Flammen eines Feuers stand und zu ihm hinüberstarrte. Doch kurz bevor er sie erreichte, begann die Hetzjagd von vorn. Seine Mutter hatte ihm solche Geschichten erzählt. Höllenhunde, die Todgeweihte auf einen Dämonen zutreiben, der sie in die Unterwelt begleitet. Wenn sie dir begegnen, sagte sie, neigt sich dein Leben dem Ende zu. Dein Vater hat sie auch gesehen und am nächsten Tag war er tot. Jao kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, um die Erinnerung verdrängen.
„Los, pack an.“ Ramires hatte den Junkie an einem Arm gefasst und zog seinen Oberkörper hoch. Jao griff unter die Achsel des vielleicht Zwanzigjährigen. Ein lähmendes Gefühl kroch in ihn hinein. Er ließ den Junkie los und starrte ihn an. Ramires gestolperte nach vorn und fluchte.
„Was soll denn das, Mann?“
Jao griff wieder unter die Achselhöhle. Erneut spürte er die dumpfe Leere, die ihn mit Müdigkeit überschwemmte und biss die Zähne zusammen. Sie schleiften den Junkie in die angrenzende Gasse und warfen den schlaffen Körper hinter einen Haufen Unrat, auf dem sich hunderte grüne Fliegen tummelten und summten.
Das auslaugende Gefühl wich. Mit blassem Gesicht schaute er Ramires an, der den Mund angewidert verzogen hatte.
"Ich geh dann zu Alvares und kümmere mich um die Lieferung."
Ramires nickte ihm zu und grinste.
"So ein fettes Päckchen Koks hätte ich auch gerne mal."
"Kommt noch, warte ab."
Jao lachte und trat den Weg durch die Gassen zu seiner Hütte an. Er lief über zerbröselten Asphalt. An den Hüttenwänden verstreut lagen Mülltüten, Plastikflaschen, Metallschrott, alles Mögliche, was für niemanden mehr einen Wert darstellte. Über ihm schnitt ein Gewirr aus Stromkabeln den Himmel in mosaikartige Stücke. Er hatte seine Hütte fast erreicht, als er ein Knurren hinter sich vernahm. Jao verharrte und wandte den Kopf um. Ein langbeiniger Schakal stand neben einem Bretterverschlag. Er hatte die Größe eines Kalbes und ein rötliches Fell. Die Augen saßen tief in dem schwarzen Gesicht und blickten ihn tückisch an.
Jao atmete schneller. Ein Zittern im Nacken jagte ihm den Rücken hinab und fuhr ihm kalt in die Beine. Er starrte auf das Vieh, das den Kopf senkte, die Haare sträubte und schnaubte. Jao presste sich an eine Hauswand ohne den Blick von dem Tier abzuwenden. Er wagte nicht einmal zu blinzeln. Langsam schob er sich an der Mauer entlang von ihm weg. Der Schakal schritt ihm nach, zog die Lefzen zurück und entblößte gewaltige Reißzähne. Er schnellte auf ihn zu, sprang an ihm vorbei und verschwand in einer Spalte zwischen zwei Hütten.

Jao legte den Kopf in den Nacken und rang nach Luft. Er spürte sein hämmerndes Herz im Brustkorb und schloss die Augen, riss sie aber sofort wieder auf und stierte auf die Spalte. Jao warf einen hastigen Blick zu seiner Hütte und fasste nach dem Schlüssel in seiner Tasche. Erneut fesselte die Spalte seine Aufmerksamkeit, die zwischen ihm und seiner Hütte lag. Es waren gut dreißig Meter bis zur Tür, nur dreißig Meter, doch er konnte seinen Blick nicht abwenden und sich von der Wand lösen. Jao biss sich kräftig auf die Lippen. Der Schmerz schien ihm einen Impuls zu geben. Mit weichen Knien hetzte er an der Spalte vorbei, in der sich nichts regte. Er prallte auf die Tür und blickte sich um. Der Schakal war nicht zu sehen. Seine zitternden Finger öffneten das Vorhängeschloss und er riss die Tür auf. Hinter sich knallte er sie zu und schlug den Riegel vor. Jao spähte aus dem kleinen Fenster neben der Tür die Gasse hinunter, doch das Tier war nicht zu entdecken.
„Verdammte Scheiße“, flüsterte er und ließ sich auf das Bett fallen. Seine Muskeln zitterten. Er schloss die Augen und hörte seinen heftigen Atem.
Alvares, schoss ihm durch den Kopf. Jao sprang auf, hob die Matratze und lehnte sie gegen die Wand. Er packte den Gürtel mit der kleinen Tasche, schnallte ihn um die Hüften und zog sein Shirt darüber. Dann griff er nach der AMT. Die neun Millimeter mit dem kurzen Lauf lag schwer in der Hand. Ein Gefühl von Sicherheit keimte in ihm auf. Das Klicken des Metalls beim Durchladen beruhigte ihn. Er durfte die Waffe jedoch nur während der Lieferungen tragen, noch war er kein vollwertiger Soldado.
Jao entsicherte die Automatik und wollte sie in den Hosenbund an seinem Rücken schieben, doch sein Blick fiel auf die abschüssige Gasse hinter der Scheibe. Er entschloss sich, die Waffe unter dem Shirt in der Hand zu halten. Leise entriegelte er die Tür, zog sie einen Spalt weit zurück und blickte durch die Öffnung in die angrenzende Gasse hinaus. Zwei nackte Kinder rollten einen Autoreifen vor sich her und kicherten. Jao blickte auf das tätowierte M auf seinem Unterarm, das von Schlangen umwunden war. Er war ein Marabunta, redete er sich ein. Warum sollte er sich vor einem dahergelaufenen Köter, und sei der noch so groß, mehr fürchten als vor einem Mitglied einer anderen Gang. Er verließ er seine Hütte, blickte in die angrenzenden Gassen, die an seiner Hütte zusammentrafen und verschloss die Tür. Bis zu Alvares war es nicht weit.
Er lief langsam und beobachtete jede Vertiefung, jede Lücke zwischen den Hütten. Manchmal blieb er stehen und wartete ab, ob eine Bewegung zu erkennen war. Eine tote Katze lag zwischen ein paar Brettern. Ihr gebrochener Blick war auf eine Dose gerichtet, das Fell mit Blut verklebt. Auf den heraushängenden Eingeweiden wimmelte es von weißen Maden. Dann erreichte er den alten Bahnhof, neben dem einige rostende Eisenbahnwagons mit verhängten Scheiben standen. Er schob die Waffe in den Hosenbund und klopfte an die Tür von Alvares, als ein Schatten über die Wand glitt. Jao zuckte zusammen und warf sich herum. Zwei Schakale liefen an einer jungen Frau vorbei, die vor einem der Waggons ihr Kind in einem Plastikeimer wusch. Sie schien die Tiere nicht einmal zu bemerken.
„Jao. Haben wir Probleme?“
Alvares stand in der Tür und musterte die Umgebung. Der Drogenkoordinator war ein dunkelhäutiger Mann mit gedrungenem Hals. Seine Wangen wurden von zwei Durchschussnarben verunstaltet.
Jao wandte sich ihm mit geweiteten Augen zu. „Zwei riesige Hunde“, hauchte er. „Einer ist mir vorhin schon einmal begegnet.“
„Hunde?“ Alvares zog den Kiefer zur Seite und schaute ihn skeptisch an. „Sie werden dich schon nicht fressen. Komm rein.“
Jao fühlte eine plötzliche Hitze in seinem Gesicht. Er kam sich feige vor, aber Alvares hatte die Tiere nicht gesehen. Doch wagte er auch nicht, ihn noch einmal darauf anzusprechen. Er folgte ihm wie jedes Mal mit einem unbehaglichen Gefühl in den engen Raum mit dem Küchentisch und den zwei Stühlen. Alvares kramte in einer Holzkiste mit Ornamenten und zog ein handgroßes Plastikpäckchen hervor. Er schaute Jao einen Moment an und überreichte es ihm.
„Setz dich“, sagte er und deutete auf einen der Stühle. Jao verstaute die Lieferung in der Tasche seines Gürtels, zog das Shirt darüber und folgte der Aufforderung.
„Noch diese Lieferung und wir machen dich zum Soldado“, sagte Alvares mit einem unergründlichen Lächeln. „Big Shoot braucht einen guten Mann. Aber du wirst dafür noch eine Aufgabe erfüllen müssen. Du weißt, wir brauchen richtige Männer und es wird dir einige angenehme Vorteile verschaffen.“
Jao nickte stumm. Er wusste, was das hieß. Ein walk up. Auf eine Person zuschreiten, ein Mitglied einer anderen Gang, dessen Gebietsüberschreitung mit dem Tode bestraft wurde, ein Verwandter eines Schuldners, im schlimmsten Fall ein Polizist, die Waffe hochreißen und ihm das Gesicht wegschießen. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Er hatte gewusst, dass es auf ihn zukommen würde, doch nun spürte er nur noch eine zermürbende Unentschlossenheit. Aber es gab keinen Weg zurück, sonst würde jemand sein Gesicht zerfetzen. Vielleicht sogar Ramires.
Die Favela hatte ihm bislang nicht mehr geboten als das bloße Überleben. Die Schule hatte seine Hoffnung auf ein besseres Leben enttäuscht. Sie war ihm fremd geblieben, er fühlte sich dort ausgeschlossen und überfordert. Seinen Vater dagegen hatte er immer bewundert, trotz aller Gewaltexzesse, die er im Drogenrausch beging. Jao wollte so sein wie er. Als Soldado konnte er eine hohe Stellung erreichen. Prestige und Macht hingen von der Zahl der Tötungen im Interesse der Gang ab. Geld, Drogen, Mädchen, alles war in greifbarer Nähe. Sein Vater und sein Großvater waren dafür gestorben. Auch sie wollten nicht im Dreck verrecken. Und manchmal, wenn der Drogenrausch ihn überflutete wie aufwühlende Musik, hatte er seine Zukunft glasklar vor sich gesehen, als Führer eines Straßenzuges.
„Bist du bereit, Jao?"
Jao blickte ihn mit großen Augen und nickte mit verkniffenen Lippen.
Alvares schlug zwei Mal mit den Fingerspitzen auf den Tisch und erhob sich.
„Also dann ...“ Er stand auf, begleitete Jao zur Tür, senkte den Kopf und schaute ihn mit erhobenen Lidern an.
„Okay“, presste Jao leise hervor.
Alvares registrierte es mit Genugtuung und lächelte.

Jao trat hinaus in die Mittagssonne. Sein Weg führte ihn aus der Favela hinaus in die Touristenviertel. Er fühlte keine Angst, doch er verspürte eine deutlich ansteigende Erregung. Jao passierte zwei pralle Frauen in knappen Tops, die sich auf einem Sofa rekelten. Sein Blick verweilte auf ihren Brüsten und sie flüsterten sich lachend etwas zu. Rotes Mauerwerk folgte auf Wellblech, Presspappe auf Eisengitter, als er eine Treppe aus zerfallenen Stufen herablief.
„Jao, was geht ab, Mann?“ Zwei Gangmitglieder gingen an ihm vorbei und streckten drei gespreizte Finger nach unten. Jao lachte breit und erwiderte die Geste. Auf einem der Dächer erkannte er einen neun- oder zehnjährigen Jungen, als plötzlich aus einer Seitengasse einer der Schakale erschien. Er verharrte, blickte ihn kurz an und verschwand dann auf der anderen Seite. Jao zuckte zurück und starrte auf die Kante der aus Brettern zusammengezimmerten Hütte an der Ecke der Gasse. Sein Kopf pulsierte im raschen Beben seines Herzens. Im Hintergrund sah er eine verlassene Straße, an der die Favela endete. Jao schluckte, trat einen Schritt vor und beuge sich nach vorn. Dann noch einen Schritt, um die Gasse tiefer einsehen zu können. Eine fette Frau saß auf einem Plastikstuhl vor Regalen mit Colaflaschen und Videos. Jao atmete mit einem Stöhnen aus. Er ging schnell weiter und blickte sich mehrfach um, bis er die Straße erreichte.
Die Favela lag keine fünfzig Schritte hinter ihm, als sich in der Mitte der Straße ein gedrungener Mann mit dem Grinsen eines Verrückten in seinen Weg stellte. Die Brutalität sprang ihm regelrecht aus dem schiefen Gesicht. Jao blieb stehen und musterte ihn. War er Ziel einer anderen Gang oder wusste der Kerl, dass er ein Kurier war? Er fasste den Kolben der Waffe unter dem Shirt und schreckte zusammen. Ein Schakal hatte ihn im Vorbeilaufen gestreift. Ein Zweiter lief hinter ihm her. Sie passierten den Verrückten, der sie nicht einmal anblickte und wandten sich ein Stück weit hinter ihm um. Jao zog die Waffe und spannte den Hahn. Er drückte sie gegen den Oberschenkel und bewegte sich langsam auf den Irren und die Tiere zu, als es hinter ihm ohrenbetäubend knallte. Das Schussgeräusch hallte von den Hauswänden zurück.

Jao war paralysiert. Eine vollständige Lähmung hatte seinen Körper ergriffen. Die Waffe entglitt seinem Griff und fiel klackend zu Boden. Er stürzte rückwärts und schlug mit dem Hinterkopf auf den Asphalt. Über sich sah er eine Straßenlampe, die an einem Kabel im Wind schaukelte. Ein halbes Kind, vielleicht gerade einmal zwölf Jahre alt, trat in sein Blickfeld. Mit großen Augen schaute der Junge zu ihm hinunter, hob den Kopf und blickte zu dem Irren, der sich über Jao beugte. An seinem Hals erkannte Jao das Zeichen der Trucha.
„Gut gemacht, Nuno“, raunte er mit zuckenden Augenwinkeln. Sein Grinsen wurde noch breiter und entblößte fleckige Zähne. In seinen Augen funkelte etwas Sadistisches. Das blasse Gesicht des Kindes lächelte.
Eine schlanke Klinge erschien über Jaos Gesicht. Er wollte das glänzende Metall zur Seite schlagen, konnte seine Arme aber nicht spüren. Seine Augen folgten der Klinge als sie herabglitt. Der Irre zog ihm das Shirt nach oben und durchtrennte den Gurt mit dem Kokain. Dann zerrte er ihn unter Jaos Körper hervor. Der Junge nahm die AMT an sich und durchwühlte seine Hosentaschen.
„Ist das alles, du Pisser? Nur ne scheiß Knarre?“, fluchte er mit heller Stimme.
Der Irre steckte ihm die Spitze der Klinge unter einen Nasenflügel und spuckte ihm ins Gesicht. Er lachte kehlig und wackelte mit dem Kopf.
„Puto“, zischte er und riss das Messer hoch. „Grüß deine Mutter von mir.“
Ein brennender Schmerz zuckte durch Jaos Gesicht und stach in seine Knochen. Milchige Schleier überzogen seine Sicht. Geisterhaft huschten schemenhafte Gestalten an ihm vorbei. Er vernahm Schrittgeräusche, die wie Donnerschläge in seinen Ohren hallten und ein zermürbendes Knistern. Eine greise Frau hielt neben ihm inne. Er konnte sie aus den Augenwinkeln kaum erkennen. Das Gesicht war runzlig. Weißes Haar lugte unter einem Kopftuch hervor. Sie zog etwas Goldenes aus ihrem Ausschnitt und küsste es. Eine schneeweiße Hand griff unter ihren Arm und zog sie fort. Jao wollte ihr nachrufen „Hilf mir“, doch seine Lippen blieben stumm. Er spürte seine Atmung nicht und bekam das Gefühl, zu ersticken.
Aus den vorbeigleitenden Mustern formte sich eine Gestalt. Die Haut war ledern und an einigen Stellen mit einer dichten Behaarung überzogen. Über einer breiten Nase stierten zwei pechschwarze Augen. Hinter seinem Rücken liefen die zwei Schakale hin und her und stierten Jao unablässig an. Jao erkannte die Gestalt. Diese Augen waren unverwechselbar.
„Du warst gewarnt, aber du wolltest es nicht glauben.“ Die wulstigen Lippen bewegten sich kaum. Das Wesen kniete sich auf Jaos Brustkorb. Eine vierfingerige Hand griff ihm um seinen Hals.
„Dein Vater, der Vater deines Vaters, auch sie wussten es nicht besser.“ Die Stimme sprach wie in Trance. Die Augen kamen näher an ihn heran, noch näher, bis er nur noch ihre Schwärze sah.

 

Hallo Rainer Hohn,

aus Zeitgründen bloß ein paar Worte zum Anfang:

Jao beobachtete die geschminkten Frauen, die auf Stöckelschuhen über den Lugar de amor schlenderten. „Drogen, Mädchen, Jungen?“ fragten sie jeden Fremden, der den Platz überquerte. Eine Handvoll junger Prostituierter saß stupsend und rempelnd neben ihm am Bordstein. Unsicher warf er immer wieder einen schüchternen Blick zu ihnen hinüber. Maria trug weiße Kneehighs und ein kurzes schwarzes Kleid, durch das an einigen Stellen ihre Haut schimmerte. Zwanghaft starrte er auf ihre schlanken Schenkel. Er könnte die Zwölfjährige eine Ewigkeit betrachten, doch als Vecino stand ihm das nicht zu. Verstohlen schaute er zu den beiden älteren Nebenmännern hinüber, die sich in einem lebhaften Gespräch befanden und gestikulierten. Ramires und Sanchez bemerkten seine aufdringlichen Blicke nicht und Maria hatte sie bislang ignoriert. Er entdeckte den muskulösen Diego, der mit kraftvollen Schritten vom oberen Ende des Platzes auf die Beiden zukam. Hinter dem ehemaligen Guerillero zogen sich die Hütten der Favela wie gestapelte Schachteln auf einen steilen Felshang zu. Der Oficiale schrie die Vecinos an und seine Zähne waren hinter der Unterlippe zu erkennen.
Puh. Mit fällt es nicht leicht, ins Setting einzutauchen.
Fünf Namen, fünf mir nicht vollständig erschließende Bezeichnungen. Was ist ein Oficiale und ein Vecino? Später dann: Was ist eine AMT?

Ich denke, du könntest dir am Anfang mehr Zeit lassen, den Ort und die Figuren langsamer einführen.

Keinigkeiten, die ich beim Überfliegen gesehen habe:

´Alvares´, dachte Jao,
´Maria´, dachte Jao.
Gedanken würde ich besser kursiv darstellen, anstatt mit so merkwürdigen Anführungszeichen.

„Ist das alles, du Pisser? Nur ne scheiß Knarre?“ (KOMMA) fluchte die helle Stimme.
Kann eine Stimme fluchen?

So weit erst mal. Vielleicht schaue ich später nochmal rein.

Beste Grüße,
GoMusic

 
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Hallo GoMusic,

„Ist das alles, du Pisser? Nur ne scheiß Knarre?“ (KOMMA) fluchte die helle Stimme.

Kann eine Stimme fluchen?


Upps.

Gedanken würde ich besser kursiv darstellen

Habe das Zeichen für "kursiv" entdeckt. Bei meinem Schreibprogramm gibts damit schon mal Probleme.

Später dann: Was ist eine AMT?

Schreibfehler, bezieht sich auf:

Dann griff er nach der ATM. Die neun Millimeter mit dem kurzem Lauf lag schwer in der Hand

Fünf Namen, fünf mir nicht vollständig erschließende Bezeichnungen

Guerillero und Favela sollten doch allgemein bekannte Bezeichnungen sein. Untergrundkämpfer und Slumviertel. Ehemalige Guerilleros finden sich häufig in südamerikanischen Gangs.

Oficiale/Offizier der Gang habe ich gestrichen. Die Assoziation kommt hier wohl nicht auf.

Was ist ein Oficiale und ein Vecino?

Ich habe auch überlegt, ob hier schon ein klarer Zusammenhang mit einer Gang angebracht wäre, die den "Handel" auf dem Platz kontrolliert. In den Gangs gibt es Ränge. Der Oficiale ist ja nun weg.
Auf spanische Begriffe möchte ich aber der Atmosphäre wegen nicht verzichten. Vecino wird im nächsten Satz erläutert.

als Vecino stand ihm das nicht zu. Verstohlen schaute er zu den beiden älteren Nebenmännern hinüber

Hier hat der Leser aber das Problem. das er mit "Nebenmännern" wohl auch nichts anfangen kann. Das werde ich bearbeiten.

Ich denke, du könntest dir am Anfang mehr Zeit lassen, den Ort und die Figuren langsamer einführen

Ich sehe nun auch, das die Atmosphäre etwas dichter sein könnte. Sinn war es zunächst, die Gangmitgliedschaft und Ihre Strukturen darzustellen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn

Ich habe den Anfang deines Textes gelesen und bin nicht reingekommen in die Geschichte. Das liegt zum einen an der Dichte der Exposition von Setting und Figuren, wie GoMusic bereits angemerkt hat. Zum anderen liegt es aber auch an deinem Stil.
Wieviele Adjektive und Adverbien einem Text guttun, ist eine Geschmacksfrage, die hier ab und zu diskutiert wird. Für mich ist dein Text diesbezüglich deutlich zu überladen. Kaum eine Geste, eine Bewegung ohne Adverb, kaum ein Substantiv ohne Adjektiv. Exemplarisch dieser Satz hier:

Ramires trat ihm in den schlaffen Körper. Er gab ein gurgelndes Geräusch von sich und blickte mit schwarzen Augen zu ihnen auf.

Die Schenkel schlank, Diego muskulös, das Gespräch lebhaft, die Schritte kräftig, Das macht den Text für mich schwerfällig, anstrengend zu lesen, unter anderem auch, weil du häufig die Wendung „mit x“ verwendest, (mit der flachen Hand, mit schwarzen Augen, mit ausgestrecktem Arm, etc.)

Wie gesagt lässt sich über die richtige Anzahl von Adjektiven streiten, und gewiss komme ich da aus einer bestimmten Ecke, lasse lieber die Verben arbeiten.
Aber zuweilen verwendest du Adjektive/Adverbien, die im Verb bereits enthalten sind, oder doppelst nach – und das finde ich dann stilistisch wirklich nicht gut. Beispiele:

Unentschlossen zögerte er einen Moment

Unsicher warf er immer wieder einen schüchternen Blick zu ihnen hinüber.

Zwanghaft starrte er auf ihre schlanken Schenkel.

Diego schlug Ramires mit der flachen Hand wuchtig auf den Kiefer und zeigte mit ausgestrecktem Arm in die Richtung, aus der er gekommen war.

Mein Rat wäre, kritisch durch den Text zu gehen und dich zu fragen, welche dieser näheren Bestimmungen der Leser wirklich braucht.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Schreibfehler, bezieht sich auf:

Dann griff er nach der ATM. Die neun Millimeter mit dem kurzem Lauf lag schwer in der Hand


ATM: Automated Teller Machine?? Also in Amerika is' dat 'ne Jeldautomaaat.

Und schüss

 
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Hallo Peeperkorn,

jetzt wo du mich mit der Nase drauf stößt ...

Eindeutig mehr "zeigen".

Liebe Grüße

Rainer Hohn


Hallo @Eisenmmann,

doch AMT statt ATM, Arcadia Machine and Tool.

Tschau

Rainer Hohn

 
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Hallo Rainer Hohn,
bis zum Schluss dachte ich:
Wozu braucht der Titel die drei Punkte am Ende? Und sollte es nicht Wie sein Vater heißen, da der Text aus einer anderen Perspektive geschrieben ist?
O.K. Wie dein Vater habe ich jetzt verstanden. Die drei Punkte finde ich immer noch unnötig. :shy:

Deine toll gezeichneten Bilder, haben mich durch eine spannende Geschichte geführt. Als der Schakal kam, war Jaos Angstschweiß fast zu riechen. Die Wendung, das Jao zum Opfer einer Mutprobe wird, fand ich gut konstruiert. Ich mag Adjektive. :D

Kneehighs, da ich erst dachte, du meintest Overknees. Warum nicht Kniestrümpfe?

Ich habe leider auch nicht verstanden, welche Berufsränge(?) Oficiale und Vecino sind.
Jetzt hast du einen Fehler eingebaut:

doch als Vecino unterstand sie unter seinem Schutz

Und ich finde schade, dass englische Begriffe im hinteren Teil z. B. walk up auftauchen.

Er rannte los und schaute sich gehetzt um, als er auf die Tür prallte.
…gegen die Tür. Der Satz klingt verkehrt.

Angespannt spähte Jao aus dem kleinen Fenster neben der Tür die Gasse hinunter,
Schon wieder Tür. Hier könntest du es ändern.

Seine Muskeln vibrierten.
Oder zitterten.

Nur allmählich kam er wieder zur Besinnung.
Er war nicht ohnmächtig. Bezeichnet man das dann so? Vllt. zur Ruhe?

Es mochte irgendwo von den schwer zugänglichen Teilen der Berge kommen,
mochte klingt recht gestelzt

und blickte durch die schmale Öffnung in die angrenzende Gasse hinaus.
Kurz vorher kam:
sein Blick fiel auf die abschüssige Gasse

Er klopfte auf die Tür seiner Tante
Wie das?

sprach sie nur noch einsilbig mit ihm.
Dann hätte sie Was? gefragt und nicht „Was ist los, Jao?“ :shy:

Eine toten Katze

an einer jungen Frau vorbei, die vor einem der Waggons ein weinendes Kind in einem Plastikeimer wusch.
Ihr weinendes Kind fände ich besser, wegen der viele unbestimmten Artikel in dem Satz.

Und manchmal, wenn er auf Sendung war und der Rausch ihn überflutete wie aufwühlende Musik,
Meinst du hier während einer Lieferung? Klingt das nur für mich nach Radiosendung, mit Musik? Vllt. auf einer Tour?

]„Also dann ...“ Er begleitete Jao zur Tür
Ich glaube, hier fehlt ein Satzzeichen.

Mit schnellen Schritten passierte er zwei pralle Frauen mit knappen Tops,
in knappen Oberteilen/ Tops fände ich besser

Zwei Vecinos gingen an ihm vorbei und streckten drei gespreizte Finger nach unten. Jao lachte breit und erwiderte die Geste.
Aha, M wie Marabunta. Erinnert mich zu sehr an Tupac und B.I.G.:dozey:

Sein Kopf pulsierte im raschen Beben seines Herzens
besser in seinem Kopf pulsierte es?

bis er die enge Straße erreichte.
nochmal enge Straße, wie kurz zuvor im Text. Vllt. ersetzt du hier das Adjektiv, oder streichst es ganz.

Der Schakal hatte ihn im Vorbeilaufen gestreift, passierte den Verrückten, der ihn nicht einmal anblickte und wandte sich ein Stück weit hinter ihm um.
wandte find ich nicht passend. Mir fällt aber außer kehrtmachen auch nix ein.

Der Irre stieß ihm die Klinge in die Nase
Das kann ich mir nicht richtig vorstellen.

Er konnte seine Atmung nicht spüren und hatte das Gefühl zu ersticken.
Das konnte seine Atmung nicht spüren macht für mich keinen Sinn.

. Das gefletsche Maul kam näher und verharrte unmittelbar vor seinem Gesicht.
gefletschte


Den Schluss finde ich etwas verworren. Wurde der Schakal, als Warnung, von seinen Ahnen geschickt? Das hat was Indianermäßiges. Und war das massige Wesen mit der viergliedrigen Hand eine Art Weiterentwicklung der Schakalfigur? Ich kapiers nicht.
Und warum Maria?

Ich werde den Schluss morgen noch einmal lesen. Dann kommt eventuell noch ein Aha-Erlebnis.
Ansonsten, gern gelesen!:)

Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo wegen,

du hast recht. Auf die drei Punkte kann man locker verzichten. Meine Titel sind bisher alle mehr oder weniger daneben gegangen. Auch hier ist mir einfach nichts Gescheites eingefallen. „Schatten“, „Cherun“, „Maria“ und dann hab ich aufgegeben. :bonk:

Ich mag Adjektive.

Danke für dein Mitleid. Aber Peeperkorn hat recht. Beschreibungen und Adjektive sollten sich, je nach Meinung, in etwa die Waage halten. An einigen Stellen häuft sich das schon recht stark. Liegt aber wohl auch daran, das ich mich zu sehr auf die Handlung beschränkt habe und Beschreibungen z. B. des Umfeldes vernachlässigt habe. Bin schon fleißig am Bearbeiten.

Kneehighs

Danke für die Korrektur. Ich hatte das einfach übernommen, aber gemeint waren Overknee-Strümpfe.

Ich habe leider auch nicht verstanden, welche Berufsränge(?) Oficiale und Vecino sind.

Das sind Ränge bzw Bezeichnungen in südamerikanischen Straßengangs, die ganze Stadtteile beherrschen. Vecino bedeutet Nachbar, Nebenmann.Es gibt auch Clika, also Cliquenmitglied. Ich dachte, ich könnte das verständlich rüberbringen, um ein wenig südamerikanisches Flair zu bekommen.

doch als Vecino unterstand sie unter seinem Schutz

Das ist wieder raus bzw anders formuliert.

Und ich finde schade, dass englische Begriffe im hinteren Teil z. B. walk up auftauchen.

Walk up ist jetzt leider ein typischer Begriff dafür, wie Smash und Grab für Einschlagen und Greifen.

Er prallt „gegen“ die Tür - korregiert

Zweimal Tür – unschön, auch korrigiert

Muskeln vibrierten – nicht so richtig passend. Zittern ist besser.


Nur allmählich kam er wieder zur Besinnung.

- Er war nicht ohnmächtig.


Stimmt. Ich habe zur „Besinnung kommen“ als Gedanken ordnen interpretiert. Ich finde was Besseres.

und blickte durch die schmale Öffnung in die angrenzende Gasse hinaus.

Kurz vorher kam: sein Blick fiel auf die abschüssige Gasse


Muss ich deutlicher machen. Seine Hütte liegt in einem Winkel eines T.

Er klopfte auf die Tür seiner Tante

Wie das?


Jetzt musste ich erst mal lachen. Er muss erst hingehen, klar.

sprach sie nur noch einsilbig mit ihm.

Auch klar und geändert. Immer wieder erstaunlich, wie viele Fehler sich so eingeschlichen haben, wenn man jeden Satz genau betrachtet.

Und manchmal, wenn er auf Sendung war und der Rausch ihn überflutete wie aufwühlende Musik,

Ein Begriff für „unter Drogen“, aber nicht nachvollziehbar.

Ein paar weitere kleine Sachen korregiere ich auch.

Der Irre stieß ihm die Klinge in die Nase

Die Spitze der Klinge muss es heißen. Gott oh Gott, die ganze Klinge ...

Den Schluss finde ich etwas verworren

Ich auch :lol:. Mir ist jetzt aufgefallen, das für das Verständnis und auch die Spannung etwas in der Geschichte fehlt. Aber das ist ja hier eine Textwerkstatt, in der man etwas über Mängel herausfinden sollte, um die Geschichten nachzubearbeiten.

Gedacht war das Ende so, das der Tod ihn holt, in Begleitung eines Höllenhundes. Es darf auch Cherun sein, also Cheron (der Fährmann) in einer anderen Mythologie, der die Toten ins Totenreich begleitet.
Hier müsste vorher noch etwas in die Geschichte einfließen- Vielleicht eine Geschichte, die ihm seine Mutter mal erzählt hat, das die Höllenhunde jemanden zum Tod hintreiben und das man sich vorsehen sollte, wenn man einen bemerkt.

Hier wartet also noch ein bißchen Textarbeit.

Ich danke dir, wegen, das du die Geschichte trotz offensichtlicher Mängel ernstgenommen hast. Ich hänge mich gerne noch ein paarmal in deine Geschichte rein.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,

dieser Kommentar wird jetzt wahrscheinlich etwas länger. Erstmal die Fehler, die mir beim Lesen aufgefallen sind:

Er könnte die Zwölfjährige eine Ewigkeit betrachten, doch als Vecino unterstand sie unter seinem Schutz.
„Wenn ihr hier fertig seit holst du Waffe und Gürtel und meldest dich bei Alvares.“
Eine eisiger Schlag durchfuhr seinen Körper wie ein Stromstoß.
Die neun Millimeter mit dem kurzem Lauf lag schwer in der Hand.
Eine toten Katze lag zwischen ein paar Brettern.
Jao folgte ihm wie jedes mal mit einem unbehaglichen Gefühl in den engen Raum mit dem gestreckten Tisch und den zwei Stühlen.
Er hatte gewusst, das es auf ihn zukommen würde, doch nun spürte er nur noch eine zermürbende Unentschlossenheit.
Alvares schlug zwei mal mit den Fingerspitzen auf den Tisch und erhob sich.
Das gefletsche Maul kam näher und verharrte unmittelbar vor seinem Gesicht.

Dann gibt es da einige Formulierungen, die ich zumindest seltsam finde:
Diego schrie die Vecinos an und seine Zähne waren hinter der Unterlippe zu erkennen.
-> Die Zähne waren hinter der Unterlippe zu erkennen? Mit dem Bild kann ich nicht viel anfangen :confused:

Jao fürchtete sich vor ihm. Bei seinem Aufnahmeritual traktierte er ihn mit gehässigen Schlägen.
-> hatte traktiert, vorzeitig und abgeschlossen.

Sie trieben ihn auf diese seelenlos blickenden Augen zu, die in den Flammen lauerten. Doch bevor er sie erreichte, begann die Hetzjagd erneut.
-> Sie treiben ihn hin, aber dann treiben sie nochmal von neuem und diesmal weg?

Das auslaugende Gefühl entwich.
-> Klingt nach Luft aus einem Ballon ;) die übliche Variante wäre schlicht „wich“.

Jao drehte sich wortlos ab und trat den Weg durch die Gassen zu seiner Hütte an.
-> wandte sich ab oder drehte sich weg. Abdrehen klingt etwas seltsam.

Die dunklen Augen saßen tief in dem schwarzen Gesicht mit der flachen, fliehenden Stirn und blickten ihn regungslos an.
Jao atmete schneller. Ein Zittern im Nacken jagte ihm den Rücken hinab und fuhr ihm kalt in die Beine. Wie paralysiert starrte er auf das bedrohliche Vieh, das den länglichen Kopf senkte, die Haare sträubte und schnaubte.
-> Das Bild ist nicht stimmig. Die Augen sind regungslos, es soll also Spannung darüber aufgebaut werden, dass sich der Schakal nicht bewegt und alles bei Jao liegt. Dann bewegt sich das Tier aber doch.

Jao lächelte den Kindern im Vorbeigehen zu, die ihn jedoch nicht beachteten. Er klopfte auf die Tür seiner Tante und blickte zu den Kindern.
-> Man klopft auf Holz, aber an eine Tür.

Der drug coordinator war ein dunkelhäutiger Mann mit gedrungenem Hals und mehr als doppelt so alt wie Jao.
-> Der englische Begriff verwundert mich. Dazu finde ich die Definition "doppelt so alt" nicht gelungen, da es sich bei Jao um ein Kind handelt. "Doppelt so alt" vermittelt ein Gefühl von hohem Alter, aber wahrscheinlich ist der "drug coordinator" Mitte/Ende 20.

Aus einer Seitengasse erschien der Schakal, blickte ihn kurz an und verschwand auf der anderen Seite.
-> Das klingt so belanglos. Wie wäre es mit einem Signalwort wie „Plötzlich“, „auf einmal“ etc.

Ein halbes Kind, kaum so alt wie er, vielleicht gerade einmal zwölf Jahre.
-> Hier drückst du eigentlich dreimal dasselbe aus.

Das blasse Gesicht des Kindes lächelte unsicher.
-> Gesicht klingt hier seltsam und wiederholt sich ohnehin im Folgesatz.

Und zwei Überleitungen haben mich stutzen lassen:

Es mochte irgendwo von den schwer zugänglichen Teilen der Berge kommen, aber warum trieb es sich hier mitten in der Favela herum?
Alvares, dachte Jao, blies die Wangen auf und griff nach der Guaranalimonade neben dem Bett.
-> Ist Alvares die Lösung für die Frage? Die Überleitung passt nicht. An der Stelle könntest du das hier vorziehen:
Er war ein Marabunta, redete er sich ein. Warum sollte er sich vor einem dahergelaufenen Köter, und sei der noch so groß, mehr fürchten als vor einem Mitglied einer anderen Banda.
-> Dass er sich an seine Aufgaben erinnert und damit auch wieder Mut schöpft.

„Was sagst du, Jao?“
-> Zusammenhang?
„Ja.“ Er zögerte und schlug die Augen nieder. „Es gibt da ein Mädchen ...“
-> Was ist „ja“? für eine Antwort auf diese Frage?

Dann noch zwei Anmerkungen:

Die Favela lag keine fünfzig Schritte hinter ihm, als sich in der Mitte der Straße ein gedrungener, muskelbepackter Mann mit dem Grinsen eines Verrückten in seinen Weg stellte. Die Brutalität sprang ihm regelrecht aus dem schiefen Gesicht.
-> Man weiß nicht, warum Jao reagiert. Ist diese Person nur Bedrohung oder das Ziel? Ein Satz mehr zur Gefühlslage des Jungen würde Klarheit schaffen.

Eine viergliedrige Hand griff ihm um den Hals.
-> Eine viergliedrige Hand? Das heißt vier Glieder wie die drei, die ein Finger hat. Meinst du nicht vielleicht eine Hand mit vier Fingern?


So, nun zu deiner Geschichte als Ganzes. Die Menge an Zitaten/Anmerkungen macht wahrscheinlich schon eines deutlich: ich bin nicht flüssig durch die Erzählung durchgekommen. Vieles hat mich gewundert und stocken lassen. Das begann gleich am Anfang, als sich mir nicht eine zentrale Frage aufdrängte, sondern gleich mehrere:
Warum sind sie da?
Wo ist Diego hin? (er ging vorbei - das allein schafft keine große Distanz)
Warum räumen sie den Junkie weg?
Warum wird Ramires geschlagen?
Warum geht Jao wortlos weg bzw. erlaubt es sich und wird von Ramires nicht zurechtgewiesen?

Das ist quasi meine Situation nach dem, was ich als "Einleitung" zu deiner Geschichte sehen würde. Später kommt hinzu:
Welche Verbindung haben die Augen zu dem Jungen?
Welche Bedeutung hat der große "Mann"?

Und keine dieser Fragen wird geklärt. Da muss entweder gestrichen oder mehr erklärt werden, damit sich ein einheitliches Bild ergibt.
In den Kommentaren habe ich gelesen, dass du noch mehr aus dem Aberglauben machen willst, z.B. eine Geschichte zum Schakal oder dem "Fährmann". Das würde mir gefallen, aber meiner Ansicht nach solltest du das nicht einfach ergänzen, sondern den Text ganz darauf ausrichten.
Was dabei meinem Empfinden definitiv weg kann ist Maria. Mittlerweile hast du schon das Ende entfernt, wo er noch einmal an sie denkt, aber für mich bietet sie wirklich keinen Mehrwert für die Geschichte. Sie ist nur da, weil

Es gibt immer ein Mädchen, Jao.
Und der Klischeespruch wird gleich mitgeliefert. ;) Die einzige Stärke, die der Charakter hat, ist die Situation gleich zu Beginn bildhaft grauenhaft darzustellen: ein Beispiel für Kinderprostitution. Aber dasselbe Ergebnis würde auch eine Bekannte (z.B. aus der Schule) bringen.

Mit der Verwendung von "Fachbegriffen" hatte ich nicht so das Problem, irgendwie kann man es sich schon zusammenreimen und wenn man den Text durch hat, bleibt eigentlich keiner unverständlich. Allerdings finde ich den Effekt eher schwach. Beschreibungen bringen für mich wesentlich mehr Atmosphäre. Was isst er, was für Gerüche gibt es, welche Farben etc.
Sehr schön finde ich in diesem Sinne die Szene, wie Jao zu seinem Ziel läuft. Davon würde ich mir mehr wünschen.

Das Ende insgesamt finde ich eigentlich nicht schlecht: es hat mich irgendwie überrascht. Allerdings war ich doch sehr enttäuscht, was du aus dem Schakal gemacht hast. Ich hatte schon alles Mögliche überlegt, an Wahnvorstellungen usw.
Und dann ist er nicht einmal der "Tod" persönlich, sondern nur ein Schoßhund. Vielleicht kannst du im Zuge einer Neu-Ausrichtung mehr aus ihm machen.

Also: Rainer Hohn, ich hätte Interesse, deine Geschichte nochmal zu lesen. Dann allerdings mit einer zentralen Idee, die sich durch die Erzählung zieht und jede Szene mitbestimmt. Aktuell ist die Geschichte eher ein Sammelsurium an Visionen, Favelahorror und Mafiageschichte. Das überzeugt mich nicht.


In der Hoffnung, hilfreich gewesen zu sein, herzliche Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Rainer Hohn,

mann, das ist ja der Wahnsinn in welcher Geschwindigkeit du hier Geschichten raushaust. Und flach sind die ja nun wahrlich nicht. Ich bastel schon ewig an meiner rum....

Autos und Motorräder schoben sich im Schritttempo zwischen den Menschen hindurch. Stände mit Waren zogen sich vor den Hütten der Favela entlang.
Schoben sich hindurch und zogen sich entlang – diese beiden Sätze gefallen mir nicht hintereinander.

Vor einer Mauer mit Graffity saßen ein paar Leute in Sesseln und auf Hockern um ein Feuer herum, von dem Rauch aufstieg.
Graffiti

Er schnippte mit den Fingern und beobachtete die geschminkten Frauen, zu deren Schutz er eingeteilt war.
Wieso schnippt er denn?

Irgendwie ist mir das am Anfang zu viel Umgebungsbeschreibung. Ich verstehe, dass du die Atmosphäre und die Umgebung aufbauen willst, aber das ist mir zu konstruiert und auch zu langweilig. Vielleicht so:

Jao klopfte mit den Fingern auf den Oberschenkel. Er blies die Wangen auf und ließ seinen Blick über den Platz schweifen. Zwischen heruntergekommenen Verkaufsständen und einer Mauer mit Graffiti starrten ein paar alte Männer ins Feuer. Der Rauch wehte in Jaos Gesicht und ließ ihn blinzeln. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er die geschminkten Frauen, zu deren Schutz er eingeteilt war. Auf Stöckelschuhen schlenderten sie auf jeden Fremden zu, der den Platz überquerte und boten ihnen Leistungen an.

Die Zwölfjährige Maria
zwölfjährige

Eine eisiger Schlag durchfuhr seinen Körper wie ein Stromstoß.
Ein eisiger Schlag
Wieso passiert das? Wird das später noch mal aufgegriffen? Ich dachte erst, dass Jao spüren kann, wenn jemand stirbt.

Mit offnem Mund spähte Jao
Mit offenem Mund

Alvares, schoss ihm durch den Kopf.
Wieso rennt er jetzt zu dem? Weil er Schutz bietet?

Er verließ er seine Hütte blickte sich um und verschloss die Tür.
Was ist da los?

„Helf mir“,
Hilf mir

So das muss erstmal reichen.

Deine Geschichte ist unglaublich schnell. Es passiert viel und einiges, was ich nicht erwartet habe. Das finde ich toll! Aber es ist immer noch einiges an Stolpersteinen da. Zu viele Themen, zu viele Fragen.

Ich stimme Vulkangestein zu und denke diese Geschichte Bedarf einer intensiven Überarbeitung um diese ganzen Ideen zu sortieren. Ich würde einiges Streichen und mich auf ein paar wichtige Elemente konzentrieren. So geht doch einiges an Potential verloren.

Ich bin gespannt!

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rainer Hohn,

Und ich finde schade, dass englische Begriffe im hinteren Teil z. B. walk up auftauchen.
Walk up ist jetzt leider ein typischer Begriff dafür, wie Smash und Grab für Einschlagen und Greifen.
:Pfeif:

Du baust mit allerhand Namen und bekannten Bildern, das Setting für ein, aus selbstgebauten Baracken bestehendes, wucherndes Elendsviertel Brasiliens auf. Die Favela-Bewohner präsentieren sich und ihre Herkunft sehr stark und stolz. Weshalb sie mMn keine englischen Begriffe im (portugiesischen) Sprachgebrauch haben dürften.

Smash und Grab
Ich fand, das war auch schon bei deiner, in Südafrika spielenden Geschichte schwierig. Brauchst du diese typischen Begriffe?

Er wusste, was das hieß. Ein walk up, auf einen ihrer Feinde zuschreiten, die Waffe hochreißen und ihm das Gesicht wegschießen.
Vorschlag: Er wusste, was das hieß: Das Anerkennungsritual der Marabunta, auf einen ihrer Feinde zuschreiten, die Waffe hochreißen und ihm das Gesicht wegschießen.

Viele Grüße
wegen

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
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Hallo wegen,

du hast mich jetzt eindeutig davon überzeugt, das eine Geschichte solche Begriffe nicht benötigt. Ich habe mich da wohl irgendwie dran festgehalten im Sinne von "oh wie exotisch". Vulkangestein sagte etwas ähnliches: der Effekt ist gering und es kann auch nach hinten losgehen. Da halt ich mich jetzt auch dran und werde es in Zukunft vermeiden.
Du hast noch etwas anderes Interessantes geschrieben:

Die Favela-Bewohner präsentieren sich und ihre Herkunft sehr stark und stolz

Ich werde darauf achten, bei der grundlegenden Überarbeitung das mit einzubeziehen.

Smash and Grab wird wohl auch in unseren Medien verwendet, ist aber wie walk up wohl eher ein Begriff im Amerikanischen. Es bezieht sich nicht auf ein Anerkennungsritual, sondern ist eine "klassische" Art, wie zwischen Gangs getötet wird. So wie aus dem fahrenden Auto heraus, auch ein Klassiker, der auch gern in Filmen verwendet wird. Ich glaube, dieses eine Mal behalte ich den Begriff noch bei.

Liebe Grüße

Rainer Hohn


Hallo Nichtgeburtstagskind,

danke für den Kommentar.

in welcher Geschwindigkeit du hier Geschichten raushaust

Alle paar Wochen, ist das schnell? Zum Winter hin fällt wegen immer mehr Regen immer öfter das Boulespielen aus. Da habe ich dann ein paar Stunden übrig.

Autos und Motorräder schoben sich im Schritttempo zwischen den Menschen hindurch. Stände mit Waren zogen sich vor den Hütten der Favela entlang.

Vor einer Mauer mit Graffiti saßen ein paar Leute in Sesseln und auf Hockern um ein Feuer herum, von dem Rauch aufstieg

Ich habe hier nach den ersten Kommentaren erst einmal das Notwendigste schnell korrigiert, damit die Geschichte noch halbwegs lesbar wird.
Inzwischen sind ganze Passagen raus, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben. Und jetzt baue ich sie neu auf.

Der Anfang zumindest ist komplett daneben gegangen. Ich bin hier wieder in mein altes Drauflosschreiben und in Kitsch-Vorstellungen verfallen, ohne mir Gedanken über Aufbau und Inhalt zu machen.
Deine Beispielbeschreibung sagt hier ja alles: Umgebungsbeschreibung, Mimik, Gestik, Gerüche müssen in die Handlung eingebunden werden.
Auch habe ich nicht mitbekommen, das ich das Bild in meinem Kopf nicht verständlich an den Leser weitergebe. Es fehlen zu viele Informationen.

Eine eisiger Schlag durchfuhr seinen Körper wie ein Stromstoß

Auch hier fehlt bereits eine Information im Text. Der Satz ist ohnehin dämlich.

Er verließ er seine Hütte blickte sich um und verschloss die Tür

Blickte sich „draußen“ um, klar.

Wie du schreibst, hier ist intensive Überarbeitung und Neuausrichtung gefragt.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Vulkangestein,

danke für deinen freundlichen und ausführlichen Kommentar.

Schon der erste Blick darauf zeigte einen deutlichen Fehler auf. Ich habe ein klares Bild im Kopf, teilte dem Leser aber zu wenig davon mit bzw glaubte, der Leser kann es sich zusammenreimen. Vieles steht ohne Zusammenhänge da. z. B.

Warum räumen sie den Junkie weg? Warum wird Ramires geschlagen?

Also Leser aus den Augen verloren.

Dann wurde klar, das vor allem der Anfang verworren ist. Statt Jao in seiner Welt gut darzustellen häufen sich hier Handlungen und Personen, die für die Geschichte keine Rolle spielen.

Was dabei meinem Empfinden definitiv weg kann ist Maria.

Stimmt, sie ist überflüssig. Ich glaube, ich habe sie eingbaut, weil ich ein Alter nennen wollte. Aber das geht auch ohne sie, du hast es erwähnt.

Bei den „Fachbegriffen“ hat wegen mich schon überzeugt. Nutzen gering und zuweilen eher verwirrend und schwer zu Handhaben. Habe ich grundsätzlich von meiner Liste gestrichen.

Allerdings war ich doch sehr enttäuscht, was du aus dem Schakal gemacht hast

In der Erstversion kam er nur am Schluß vor und war eine Halluzination. Hier ist er der Höllenhund und Begleiter des Todes. Ich schätze, eine bessere Rolle werde ich für ihn nicht finden. Das der Hund sich am Schluss in den Tod verwandelt ist mir zu schräg. Er könnte Jao auf Geheiß töten, das scheint zu billig, selbst wenn es drei von ihnen wären. Ich fürchte, ich fahre ihn in der Schlussszene ganz zurück und überlasse sie dem Tod oder Cherun.

In der Hoffnung, hilfreich gewesen zu sein,

Dreihundert Prozent. Ich habe mich hier verrannt, du kennst ja bessere Geschichten von mir. Du hast mich wieder zu einer nüchternen Betrachtung gebracht. Der Text ist teilweise wie manche Anfängergeschichten, die ich hier lese.

Der Text steht nun erst mal hier drin, deshalb habe ich alles gestrichen, was nicht zur Story gehört und das hier eingefügt, damit er überhaupt lesbar ist:

Er rannte im Zwielicht zwischen flackernden Feuern umher, verfolgt von einem Rudel Tiere, die er immer nur als Schatten wahrnahm. Sie trieben ihn auf diese Augen zu, die in den Flammen lauerten. Doch bevor er sie erreichte, begann die Hetzjagd von vorn. Seine Mutter hatte ihm solche Geschichten erzählt. Höllenhunde, die Todgeweihte auf einen Dämonen zutrieben, der sie ins Totenreich begleitete. Wenn sie dir begegnen, sagte sie, bist du nur noch ein wandelnder Toter.

Und den Anfang etwas verbessert. Jetzt werde ich ihn nochmal neu aufarbeiten.

Auf einige Zitate gehe ich nun noch ein. Ein Teil hat sich wegen der gelöschten Inhalte erledigt. Offensichtliche werden geändert ohne Anmerkung.

Das auslaugende Gefühl entwich --- Klingt nach Luft aus einem Ballon die übliche Variante wäre schlicht „wich“

Danke, wäre ich nicht drauf gekommen.

Das Bild ist nicht stimmig. Die Augen sind regungslos, es soll also Spannung darüber aufgebaut werden, dass sich der Schakal nicht beweg

Er läuft ihm jetzt schon nach, aber von den Hundeaugen habe ich keine Vorstellung. Muss ich mir erst angucken.

Drug coordinator ist nun auf deutsch.

Die Favela lag keine fünfzig Schritte hinter ihm, als sich in der Mitte der Straße ein gedrungener, muskelbepackter Mann mit dem Grinsen eines Verrückten in seinen Weg stellte. Die Brutalität sprang ihm regelrecht aus dem schiefen Gesicht.
-> Man weiß nicht, warum Jao reagiert. Ist diese Person nur Bedrohung oder das Ziel?

Hier fehlt ganz klar etwas und ich muss ohnehin einige seiner Gedanken einbringen.

Eine viergliedrige Hand griff ihm um den Hals

Ich weiß nicht, vielleicht hatte ich ein paar Bier getrunken?

dass du noch mehr aus dem Aberglauben machen willst, z.B. eine Geschichte zum Schakal oder dem "Fährmann". Das würde mir gefallen, aber meiner Ansicht nach solltest du das nicht einfach ergänzen, sondern den Text ganz darauf ausrichten.

War eigentlich von Anfang an so gedacht. Ein möglicher Titel war „Cherun“. Aber ich habe zu viel übersehen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Gude Rainer Hohn,

freut mich, dass mein Kommentar dir helfen konnte. Ich werde demnächst nochmal drüber lesen, es klingt ja, als hättest du bereits viel gemacht.

Allerdings kann ich bereits deiner Ergänzung etwas entnehmen:

Seine Mutter hatte ihm solche Geschichten erzählt. Höllenhunde, die Todgeweihte auf einen Dämonen zutrieben, der sie ins Totenreich begleitete. Wenn sie dir begegnen, sagte sie, bist du nur noch ein wandelnder Toter.
Es ist etwas schwierig, an der Stelle begrifflich zu variieren, das gebe ich zu. Mein Vorschlag wäre zumindest das Totenreich zur Nachwelt zu machen und vielleicht aus den wandelnden Toten einem "Halblebendigen" (mit entsprechender Umschreibung á la "mit einem Bein im Grab") zu machen. Mir fällt gerade nichts besseres ein :(

Der Text ist teilweise wie manche Anfängergeschichten, die ich hier lese.
-> Und trotzdem ist gut, dass du sie geschrieben hast. "Aus Fehlern kann man lernen" und davon abgesehen glaube ich, dass man als Kreativschaffender viel zu oft dazu neigt, Sachen nicht aufzuschreiben, wenn man befürchtet, dass sie nicht gut sind. Deswegen: erstmal runter damit, polieren geht immer :thumbsup:

Ich weiß nicht, vielleicht hatte ich ein paar Bier getrunken?
-> Das kann natürlich immer eine Hürde darstellen :D


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

ähäm

Seine Mutter hatte ihm solche Geschichten erzählt. Höllenhunde, die Todgeweihte auf einen Dämonen zutrieben, der sie ins Totenreich begleitete. Wenn sie dir begegnen, sagte sie, bist du nur noch ein wandelnder Toter.

Ich habe den gesamten Text auf die Schnelle zurechtgestutzt, damit er überhaupt lesbar ist. Da gab es gewisse Abstriche bei der Qualität, das kommt demnächst.

"Aus Fehlern kann man lernen

Tue ich, aber das Erlernte zeigt sich zuweilen ziemlich widerspenstig, wenn es angewendet werden soll. Das setzt sich nur langsam fest.:lol:

erstmal runter damit, polieren geht immer

Genau.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Nichtgeburtstagskind, hallo Vulkangestein,

jetzt ist doch noch eine richtige Geschichte draus geworden. Vor allem die erste Szene war ja ziemlich konfus. Auch der Dämon und die Hunde erscheinen nun am Anfang und geben den folgenden Ereignissen einen Sinn. Ich Frage mich, ob ich Jao noch Spekulationen über die mysthische Geschichte seiner Mutter in Verbindung mit seiner Realität anstellen lassen soll.

Danke für eure bisherigen Kommentare.

Viele Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer Hohn,

weiter gehts:

Er beobachtete die geschminkten Frauen, zu deren Schutz er eingeteilt war. Auf Stöckelschuhen schlenderten sie auf jeden Fremden zu, der den Platz überquerte und boten ihnen Leistungen an.

Hier kann man etwas kürzen.

Die geschminkten Frauen, zu deren Schutz er eingeteilt war, trippelten in ihren Stöckelschuhen auf jeden Fremden zu und boten ihnen Leistungen an.

Schlendern passt meiner Meinung nach nicht zu Frauen in hohen Schuhen. Ich habe mal trippeln verwendet.

So richtig packt mich der Anfang noch nicht. Es ist alles etwas zäh. Ich würde den Anfang glaube ich anders aufbauen:

„Drogen, Mädchen, Jungen?“ Die geschminkten Frauen, zu deren Schutz Jao eingeteilt war, trippelten in ihren Stöckelschuhen auf jeden Fremden zu und boten ihnen Leistungen an. Ihr Kichern vermischte sich mit dem Hupen der Autos, die sich durch das Chaos aus Menschen und Verkaufsständen schlängelten.

Jao klopfte mit den Fingern auf den Oberschenkel und blies die Wangen auf. Immer wieder blickte er schüchtern zu den jungen Prostituiertern hinüber. Sie saßen stupsend und rempelnd neben ihm am Bordstein.

Ich habe versucht alles mit einander zu verknüpfen – keine Ahnung, ob mir das gelungen ist. :Pfeif: Man denkt sich ja immer etwas bei dem was man wie schreibt und das hast du sicher auch getan. Ich finde aber, dass es bei dir eher wie eine Aufzählung von Dingen wirkt, die sich nebeneinander abspielen.

Eines der Mädchen trug weiße Overknee-Strümpfe und ein kurzes schwarzes Kleid, durch das an einigen Stellen ihre Haut schimmerte. Er kannte sie noch aus der Schule
Wenn er sie kennt, wäre vielleicht der Name passender?

Maria trug weiße ...

Ramires wandte sich ab und ging voran. Sie passierten eine Mauer mit Graffiti, vor der einige Leute auf Hockern und in Sesseln um ein Feuer herum saßen. Jao schloss zu ihm auf und Ramires schaute ihn von der Seite an, während sie den entgegenkommenden Menschen auswichen und sich auf eine breite Treppe am Ende des Platzes zubewegten.
Hier wird mir zu viel gesagt und es passiert zu wenig. Lass ruhig ein paar Lücken, du musst dem Leser nicht jede einzelne Bewegung beschreiben.

"Und du sollst dein Zeug holen und dich bei Alvares melden. Er hat eine Lieferung für dich."
Warum sagt er das jetzt? Es hört sich an als solle Jao sofort losgehen. Aber sie sollen sich doch erst um den Junkie kümmern. Würde es nicht mehr Sinn machen, wenn Ramires das sagt, wenn sie fertig sind?

Es waren die gleichen schwarzen Augen, die ihm seit Tagen den Schlaf zu einer Qual machten. Angstbebend rannte er im Zwielicht zwischen flackernden Feuern umher,
Ich würde vor Angstbebend einen Absatz einfügen um klar zu machen, dass es um den Traum geht und er nicht angstbebend in der Gasse steht.

Auch dein Vater hat sie gesehen und am nächsten Tag war er tot.
Klingt etwas gestelzt. Vielleicht: Dein Vater hat sie auch gesehen und am nächsten Tag war er tot.

Er ließ den Junkie los und betrachtete ihn.
Betrachten klingt hier unpassend, viel zu gemütlich.. Er starrte ihn schockiert an vielleicht.

Was soll denn das, man?
Was soll denn das, Mann?

Ein langbeiniger Schakal stand neben einem Bretterverschlag mit Graffities und Stricken, über denen Wäschestücke hingen.
In dem Moment sind Graffiti und Wäscheleine sowas von egal. Würde ich weglassen.

„ Hunde?“
Leerzeichen zu viel

Doch wagte er auch nicht, noch einmal darauf anzusprechen.
Ihn noch einmal darauf anzusprechen oder das Thema noch einmal anzusprechen.

Er folgte ihm wie jedes Mal mit einem unbehaglichen Gefühl in den engen Raum mit dem gestreckten Tisch und den zwei Stühlen.
>>Adjective overload<<

, das mit einer Drei und zwei Nullen beschriftet war.
Was sagt mir das?

und befolgte die Anweisung.
Klingt etwas gestelzt

„Bist du bereit, Jao?
Fehlendes Anführungszeichen

Die Aufstiegsmöglichkeiten in der Favela waren begrenzt und damit auch die Lebensqualität. Als Soldado konnte er eine hohe Stellung erreichen. Prestige und Macht hingen von der Zahl der Tötungen im Interesse der Gang ab
Das ist für mich nur eine Wiederholung des vorherigen Abschnitts. Warum er das machen will, wurde bereits klar.

Mit schnellen Schritten passierte er zwei pralle Frauen in knappen Tops, die sich auf einem verschlissenen Sofa rekelten.
>>Adjective overload<<

„Jao, was geht ab, man?“
„Jao, was geht ab, Mann?“

Dann trat der Schütze in sein Blickfeld.
Woher weiß Jao, dass das der Schütze ist?


Ich finde, es sehr gut dass es am Anfang nun nur noch Jao und Ramires gibt. Das macht das Ganze sehr viel übersichtlicher. So langsam hat sich ein roter Faden entwickelt und einiges wird klarer.

Allerdings ist deine Sprache teilweise immer noch etwas anstrengend, weil du zum einen sehr viele Adjektive verwendest und zum anderen sehr viele meiner Meinung nach überflüssige Bewegungsbeschreibungen einbaust. Vielleicht schaust du nochmal drüber und prüfst was weg kann.

Ein heißer Schlag durchfuhr seinen Körper wie ein Stromstoß. Er ließ den Junkie los und betrachtete ihn.
Das habe ich immer noch nicht verstanden. Was hat das mit dem Rest der Geschichte zu tun?

Ich denke, du bist auf dem richtigen Weg mit deiner Geschichte. Weiter so.:thumbsup:


Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo Nichtgeburtstagskind,

du hast einen guten Blick auf die Details. Auf deine nächste Geschichte bin ich jetzt schon gespannt. Zombot Medical Repair ist mir bis jetzt gut in Erinnerung geblieben. Das Erste, was ich aus diesem Kommentar gelernt habe, ist, auf das Tempo zu achten.

„Drogen, Mädchen, Jungen?“ Die geschminkten Frauen, zu deren Schutz Jao eingeteilt war, trippelten in ihren Stöckelschuhen auf jeden Fremden zu und boten ihnen Leistungen an. Ihr Kichern vermischte sich mit dem Hupen der Autos, die sich durch das Chaos aus Menschen und Verkaufsständen schlängelten.

Den Satz nach vorne zu ziehen ist effektiv und werde ich übernehmen. „Schlendern“ ist in der Tat zweite Wahl. Werde ich überarbeiten. Auch das Weitere ist interessant. Ich hatte da schon mal: hoben ihre Brüste an oder so. Fiel wieder weg durch Umformulierung.

Jao klopfte mit den Fingern auf den Oberschenkel und blies die Wangen auf. Immer wieder blickte er schüchtern zu den jungen Prostituiertern hinüber. Sie saßen stupsend und rempelnd neben ihm am Bordstein.

Hier erkenne ich, das meine Formulierungen zuweilen etwas holprig sind oder wie du sagst, zu gestelzt. Oft kann es helfen, zwei Sätze zusammen zu fassen.

Eines der Mädchen trug weiße Overknee-Strümpfe und ein kurzes schwarzes Kleid, durch das an einigen Stellen ihre Haut schimmerte. Er kannte sie noch aus der Schule
Wenn er sie kennt, wäre vielleicht der Name passender

Ich glaube auch, der Name würde es etwas effektiver mache. Ich habe ihn nicht genannt, weil ich keinen Bezug auf eine neue Person wollte. Aber es ist ja nur eine kurze Passage.

Ramires wandte sich ab und ging voran. Sie passierten eine Mauer mit Graffiti, vor der einige Leute auf Hockern und in Sesseln um ein Feuer herum saßen. Jao schloss zu ihm auf und Ramires schaute ihn von der Seite an, während sie den entgegenkommenden Menschen auswichen und sich auf eine breite Treppe am Ende des Platzes zubewegten.

Wird eindeutig gekürzt. Beschreibungen einfügen ja, aber nicht zu langatmig, das langweilt den Leser und stört den Fluss.

Und du sollst dein Zeug holen und dich bei Alvares melden. Er hat eine Lieferung für dich."
Warum sagt er das jetzt? Es hört sich an als solle Jao sofort losgehen.

Schau ich mir noch mal an. Es fehlt ein „danach“. Wir sollen den Junkie wegräumen, danach gehst du zu Alvares.

Ich würde vor Angstbebend einen Absatz einfügen

Grenzt die Erinnerung an den Traum besser vom Text ab.

Auch dein Vater hat sie gesehen und am nächsten Tag war er tot.
Klingt etwas gestelzt

Er ließ den Junkie los und betrachtete ihn.
Betrachten klingt hier unpassend, viel zu gemütlich.

Yepp

Er folgte ihm wie jedes Mal mit einem unbehaglichen Gefühl in den engen Raum mit dem gestreckten Tisch und den zwei Stühlen.
>>Adjective overload<<

Interessant ausgedrückt.

, das mit einer Drei und zwei Nullen beschriftet war.
Was sagt mir das?

Sollte ein Hinweis auf die Menge sein, also nicht nur zwanzig Gramm. Ich hatte noch nach einem Größenvergleich gesucht, der passender ist, aber nichts Gescheites gefunden. Grübel ich noch mal.

Die Aufstiegsmöglichkeiten in der Favela waren begrenzt und damit auch die Lebensqualität. Als Soldado konnte er eine hohe Stellung erreichen. Prestige und Macht hingen von der Zahl der Tötungen im Interesse der Gang ab
Das ist für mich nur eine Wiederholung des vorherigen Abschnitts

Das habe ich auch schon teilweise als Wiederholung empfunden. Ich füge ein bißchen davon noch in die Passage davor ein. Das mit dem Rang und der Anzahl der Tötungen finde ich Interessant. Die Information ist aber kein Muss.

Dann trat der Schütze in sein Blickfeld.
Woher weiß Jao, dass das der Schütze ist?

Das muss ich anders darstellen.

Ein heißer Schlag durchfuhr seinen Körper wie ein Stromstoß. Er ließ den Junkie los und betrachtete ihn.

Mit dem Satz hadere ich auch. Eigentlich soll es so aussehen, als wenn der Dämon in dem Junkie steckt. (die Augen aus dem Traum) Das haut aber so nicht hin.

Danke für deinen sehr hilfreichen Komentar, Nichtgeburtstagskind.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 
Zuletzt bearbeitet:

Gude Rainer Hohn,

so, jetzt habe ich deine verbesserte Fassung durch. Und ich muss echt sagen: wow.
Diesmal bin ich super durch den Text gekommen, er las sich flüssig, die Szenen gingen stets ineinander über. Also erstmal Daumen hoch, für die Mühe, die du dir gemacht hast: hat sich gelohnt :thumbsup:
Zum Inhalt kann ich jetzt nicht mehr viel meckern, ich finde, du hast konsequent gekürzt und Notwendiges ergänzt. Das einzige, was ich mir jetzt noch zusammenreimen kann, ist die Frage, ob der Text wirklich "Wie dein Vater ..." heißen soll. Dieser wird nur zweimal erwähnt. Aber gut, zum Titel wurde ja bereits genug in den Kommentaren geschrieben und du hattest, meine ich, selbst geschrieben, dass es noch die Arbeitsvariante ist.

Es folgen jetzt noch ein paar Dinge, die mir noch beim Lesen aufgefallen sind - aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten.

Es waren die gleichen schwarzen Augen, die ihm seit Tagen den Schlaf zu einer Qual machten.
-> „Es“: Pronomen wofür? Ich habe hier kurz gestutzt, der einzige Bezugspunkt wäre ja das gesamte Gesicht. Vielleicht: "Der Mann hatte die gleichen schwarzen ..."

Angstbebend rannte er im Zwielicht zwischen flackernden Feuern umher, verfolgt von einem Rudel hundeartiger Tiere, die er immer nur als Schatten wahrnahm. Sie trieben ihn auf eine Gestalt zu, die weit vor ihm in den Flammen eines Feuers stand. Doch kurz bevor er sie erreichte, begann die Hetzjagd von vorn. Seine Mutter hatte ihm solche Geschichten erzählt. Höllenhunde, die Todgeweihte auf einen Dämonen zutreiben, der sie in die Unterwelt begleitet.
-> Jetzt fehlen die Augen (also: werden nicht explizit genannt). Ansonsten gefällt mir das aber sehr gut, vielleicht hat der Dämon diese Augen?
Doch, dass die Hetzjagd wieder beginnt, bevor sie einmal geendet hatte, lässt mich weiterhin stutzen.

Dazu:

Jao erkannte die Gestalt. Diese Augen waren unverwechselbar.
-> Dann war meine Assoziation ja richtig.

Zwei Schakale liefe an einer jungen Frau vorbei,
-> Ein kleiner Tippfehler.

zog das Shirt darüber und folgte er Aufforderung.
-> Noch ein kleiner Tippfehler.

„Noch diese Lieferung und wir machen dich zum Soldaten“, sagte Alvares mit einem unergründlichen Lächeln.
-> Na, den Begriff Soldado möchte ich dann wenigstens konsequent hören :D
Generell zu dem Thema: Ich finde, so löst du das gut. Ein herausstechender Begriff bewirkt bereits etwas exotisches Gefühl, vielleicht sogar mehr, als es das halbe Dutzend getan hat.

wusste der Kerl, das er ein Kurier war?
-> dass

blickte zu dem Irren, der sich über Jao beugte. An seinem Hals erkannte er das Zeichen der Trucha.
„Gut gemacht, Nuno“, raunte er mit zuckenden Augenwinkeln.
-> Bezugsfehler: Im Satz davor ist „er“ = Jao, jetzt „er“ = Irrer.

„Puto“, zischte er und riss das Messer hoch. „Grüß deine Mutter von mir.“
-> Also jetzt „diskutiere“ ich vielleicht etwas sinnlos, aber würde „hochreißen“ an der Stelle nicht bedeuten, dass er die Klinge durch die Nasenflügel herausreißt? Er stößt ja eher zu, Richtung Gehirn. (Oder?)

Und dann noch zwei Stellen, die mir einfach gut gefallen haben:

als plötzlich aus einer Seitengasse einer der Schakale erschien. Er verharrte, blickte ihn kurz an und verschwand dann auf der anderen Seite. Jao zuckte zurück und starrte auf die Kante der aus Brettern zusammengezimmerten Hütte an der Ecke der Gasse. Sein Kopf pulsierte im raschen Beben seines Herzens. Im Hintergrund sah er eine verlassene Straße, an der die Favela endete. Jao schluckte, trat einen Schritt vor und beuge sich nach vorn. Dann noch einen Schritt, um die Gasse tiefer einsehen zu können. Eine fette Frau saß auf einem Plastikstuhl vor Regalen mit Colaflaschen und Videos. Jao atmete mit einem Stöhnen aus.
-> Diese Szene gefällt mir richtig gut! Gerade das „zweistufige“ Nachsehen ist super, um Spannung aufzubauen. Der Kontrast mit der Frau passt perfekt.

Die Augen kamen näher an ihn heran, noch näher, bis er nur noch ihre Schwärze sah.
-> Guter Schlusssatz!


Hm ... irgendwie kommt man sich schlauer vor, wenn man viel zu meckern hat. :lol:
Ich hoffe, der Kommentar war jetzt trotzdem hilfreich und konnte dir zumindest aufzeigen, was du gut gemacht hast, damit du das wiederholen kannst.


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hallo Vulkangestein,

danke, das du nochmal reingeschaut hast. Mit dem Titel bin ich auch nicht zufrieden. Aber den sollte ich auch nicht nachträglich ändern. Ich habe häufig Schwierigkeiten, eine Geschichte mit wenigen Worten auf den Punkt zu bringen.

Es waren die gleichen schwarzen Augen, die ihm seit Tagen den Schlaf zu einer Qual machten.

„Er“ müsste es wohl heißen. Ich habe es komplett geändert, weil hier auch eine Information fehlt:

Der Junkie hatte die gleichen schwarzen Augen, die ihm seit Tagen in unruhigen Träumen erschienen und seinen Schlaf zu einer Qual machten.

Ist aber noch nicht gut formuliert.

-> Jetzt fehlen die Augen (also: werden nicht explizit genannt). Ansonsten gefällt mir das aber sehr gut, vielleicht hat der Dämon diese Augen?

Darum geht es. Beim Umschreiben ist mir leider nicht aufgefallen, das die Augen weggefallen waren.

„Noch diese Lieferung und wir machen dich zum Soldaten“, sagte Alvares mit einem unergründlichen Lächeln.
den Begriff Soldado möchte ich dann wenigstens konsequent hören

Wieder ein Flüchtigkeitsfehler.

Ein herausstechender Begriff bewirkt bereits etwas exotisches Gefühl, vielleicht sogar mehr, als es das halbe Dutzend getan hat.

Dem kann ich nur zustimmen. Das war vorher einfach zu überladen mit den Begriffen und hat mich auch zu sehr in Erklärungsnot gebracht.

„Puto“, zischte er und riss das Messer hoch. „Grüß deine Mutter von mir

Ich habe „unter einen Nasenflügel“ hinzugefügt. Er schlitzt ihm nur den Flügel auf, ja.

Danke fürs Kommentieren. War wirklich hilfreich.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

Hallo maria.meerhaba,

danke für den Kommentar, er ist recht aufschlussreich.

In der Zwischenzeit musst dir ja bekannt geworden sein, dass ich darauf stehe, wenn man ein Gefühl nicht mit einem Wort abhackt

Meine Texte sind in der Tat eher Handlungsbezogen. Mir fehlt häufig die Vorstellung, wie ich das einbaue und auch die Formulierungen, mit denen ich die Texte besser gestalten könnte. Mit den Begriffen „kurzgehackt“ und „abgehackt“ hast du mich aber auf den richtigen Weg gebracht. Ich beschreibe häufig etwas mit einem Wort, das man aber weiter zerlegen und darstellen könnte.

Auch muss ich wohl mehr auf die Personen eingehen. Welche Eigenschaften haben sie, welche Träume. Diese Vorstellung hat sich erst nach und nach bei mir herausgebildet und ich habe Probleme, das einzubauen.

Angstbebend rannte er im Zwielicht zwischen flackernden Feuern umher,

Hier ist eigentlich das Problem, das er einen unruhigen Traum hat und während des Träumens wohl auch Angst verspürt. Aber er erlebt das Ganze nur mit. Das Angstbebend ist im Grunde genommen schon falsch, weil die Person, von der er träumt, keine Gefühle hat. Ich dachte, ich könnte das so umsetzen.

Doch irgendwie verliert die Spannung Kraft, als er sich zu dem Verrückten bewegt und man im selben Moment genau weiß, dass der Jao sterben wird

Ich fand es interessant, auf die Auflösung mit dem Dämonen zuzustreben. Erschien mir dann auch ein wenig Spannungsarm, auch wenn ich die traumatische Situation am Ende ganz nett finde. Deshalb dachte ich über eine Wendung nach. Der Dämon bietet Jao ein Weiterleben an, wenn er Alvares tötet, auf den er schon zu lange wartet. Und er lässt Maria leben, die auf seiner Liste steht. In der Erstversion war Jao noch in sie verliebt. Er ist ja auch gerade fünfzehn oder sechzehn. Die Information ist dann aber auch irgendwie untergegangen. Das Ganze schien mir dann aber zu abwägig.

Ich werde mir deinen Kommentar noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen lasse.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

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